Loveless von Jelly_Bell (Der Mann ohne Liebe?) ================================================================================ Kapitel 4: Emotionless ---------------------- Kapitel 4: Emotionless „Los Soubi! Schneller! Du kriegst mich sonst nie!” Das glockenhelle Lachen des Schwarzhaarigen, der gerade vor Soubi davonlief, um sich nicht fangen zu lassen, hallte durch die Bäume und verschwamm mit dem Rauschen des Windes in den Blättern. Es war ein traumhafter sonniger Tag und Ritsuka Aoyagi wollte dies nutzen, um seine Sammlung von Erinnerungen wieder einmal aufzustocken. Also waren Soubi und er zum Park gefahren und wollten den Tag im Grünen verbringen. Der Anblick der sich dem Kunststudent darbot war wirklich wunderschön. Die glitzernden Sonnenstrahlen bahnten sich vereinzelt ihren Weg durch das smaragdgrüne Blätterdach, unter dem der kleine Junge lag und tanzten über dessen friedliches engelsgleiches Gesicht. „Ich würde dich gern zeichnen Ritsuka.” - „Hn!? Mich zeichnen? Wie denn?” - „So wie du jetzt bist.” Die beiden lagen erschöpft nebeneinander im feuchten grünen Gras und Soubi war gerade dabei Ritsuka-kun im Nacken zu kraulen, als ihm diese Idee kam. Ein zarter Rotschimmer legte sich auf die Wangen des Jungen. „U-und wie bin ich deiner Meinung nach jetzt?” - “Einfach atemberaubend schön.”, hauchte der Kunststudent gegen die Lippen des Schülers, ehe er sie mit einem sanften Kuss versiegelte, der Ritsuka nur noch mehr Röte ins Gesicht trieb.. „Nicht bewegen ok?” - „Aber du hast doch gar kei-“ Noch bevor der Kleinere darauf eine Antwort geben konnte, zog der Aschblonde auch schon seinen Skizzenblock und die anderen Zeichenutensilien aus seiner Umhängetasche, während er seinen Zeigefinger auf den zarten Lippen des Kleineren verharren ließ, um diesen zum Schweigen zu bewegen. Noch nie hatte er ein schöneres Motiv vor sich gehabt, fand er. Der Teenager lag mit einem angewinkelten Bein und einem Arm hinter seinem Kopf verschränkt, im dichten Gras und sah zu Soubi auf. Die schillernden Sonnenstrahlen, welche immer noch zwischen den dichten Blättern hindurch drangen, verfingen sich wieder und wieder in Ri-kun’s violetten Iriden, um sich in ihnen einem faszinierenden Farbenspiel hinzugeben. Der Fünfzehnjährige musterte seine Waffe gespannt. Wie konzentriert Soubi doch war, so wie sonst nur in seinen Kämpfen, nur eben weniger angespannt. Viel eher sorglos und frei. Es war erstaunlich wie flink und gezielt Soubis Hand über das weiße Papier glitt und genau an den richtigen Stellen weitere Linien zog oder Schattierungen setzte. Der Jüngere wurde aber dennoch so langsam ungeduldig. Er durfte sich nicht bewegen, aber wollte dennoch einen Blick auf die noch unvollendete Zeichnung werfen und streckte unbewusst seinen Hals, um besser sehen zu können, jedoch vergeblich. „Du bist wirklich süß Ritsuka.”- „Was? Ich bin nicht süß!” - „Oh doch! Sehr sogar.”, kicherte Soubi. Und wie er das war, mit seinem strubbeligem Haar und den kleinen Katzenöhrchen, die immerzu ganz unbewusst begannen zu zucken, wenn der Kleine nervös, oder verlegen war, so wie jetzt im Moment. Dieser Tag war wirklich traumhaft. Einfach zu schön um wahr zu sein. Warum konnte er nicht einfach ewig währen? Während Ritsuka Aoyagi sich seinen Gedanken hingab und die Augen schloss, landete eine kleine Kirschblüte auf seiner Nasenspitze, ohne das er es wahrnahm. „Ritsuka, du hast da was.”, raunte ihm Soubis sanfte Stimme ins Ohr. Als der Schüler seine Lider aufschlug, war der Blonde bereits über ihn gebeugt, um die Blüte weg zu pusten. „Hey das kitzelt!”, beschwerte sich der Schwarzhaarige, dessen Gesicht vor Scham schon wieder um einige Nuancen dunkler war. Woraufhin der Student nur schmunzelte, während er eine der längeren Haarsträhnen seines Gegenübers, spielerisch um seinen Zeigefinger wickelte. „Ach tut es das?!” - „Ja verdammt. Was machst du da schon wieder?” - „Ich wickle dich um den Finger mein Kleiner.”, meinte Soubi grinsend und legte sogleich noch ein weiteres Mal seine schmalen weichen Lippen auf die von Ritsuka. Der Schüler nahm den Kuss zaghaft auf. Aber was war nur los mit Soubi? In letzter Zeit schien es fast so, als ob er sich viel mehr nach Ritsukas Nähe sehnen würde, als normalerweise. Früher hätte er das doch niemals so offen preisgegeben und wenn doch, dann nur um den Jüngeren dazu zu bringen etwas für ihn zu tun, oder um sein Vertrauen zu gewinnen. Wieso hatte er jetzt diese berechnende Art abgelegt? Oder war das, was Soubi jetzt zeigte, endlich sein wahres Gesicht? Sollte jetzt der Moment gekommen sein, in dem auch die letzte Maske gefallen war? Vorsichtig tasteten sich die blassen schmalen Finger Soubis zu Ritsukas Nacken hinauf, um diesen sanft zu kraulen. Der kleine Schwarzhaarige konnte sein Schnurren nun nicht länger unterdrücken und gab sich dem Kuss voll und ganz hin. Langsam schlang er seine dünnen Arme um den Hals des Älteren und zog ihn, noch leicht zaghaft, näher zu sich heran. Wie zierlich Ritsukas kleiner Körper doch war. Noch so klein und zerbrechlich, und doch so verlockend und verführerisch. Doch es nützte nichts, er mußte sich zügeln. Schon allein weil er viel zu sehr an den süßen kleinen Katzenohren des Kleinen hing. Aber ein wenig Naschen sollte doch nicht verboten sein oder!? Geschickt bahnte sich die noch freie Hand des Größeren, ihren Weg unter das Shirt von Ri-kun und tastete sich weiter nach oben. Er genoss es sichtlich, wie sich der zierliche Körper unter seinen kühlen Händen wand, und sich nach und nach, überall dort wo seine feingliedrigen Finger die zarte Haut seines Sacrifice berührten, eine Gänsehaut bildete. „Hnn~~. Was wird das Soubi?”, brachte der kleine Junge schwerfällig hervor, nachdem er sich keuchend von Soubis Lippen gelöst hatte. „Ich zeige dir nur wie sehr ich dich mag Ritsuka.” - „Aber Soubi!? Das geht doch nicht!” - „Ritsuka, genieß es einfach.”, raunte der Aschblonde lächelnd in das Ohr des Schülers, was diesem erneut heißkalte Schauer über den Rücken jagte. Soubi musste sich in diesem Moment eingestehen, dass Seimeis kleinerer Bruder einfach eine zu große Versuchung war. Niemals hätte der Kunststudent gedacht, dass er jemals wieder jemandem so verfallen könnte, doch er hatte sich wohl geirrt. Ritsuka Aoyagi hingegen wusste nicht wie ihm geschah. Er genoss die Liebkosungen seines Dieners ganz offensichtlich, aber dennoch war jede einzelne Berührung mit einer gewissen Angst und mit Schmerz verbunden. Er fühlte sich irgendwie leer, einsam, verlassen. Und das, obwohl jemand bei ihm war, aber nicht irgend wer, sondern jemand der ihn doch offenbar wirklich mochte, dem er etwas bedeutete, oder der ihn vielleicht sogar liebte? Doch konnte er Soubis Gefühlen wirklich trauen? Und wenn ja, konnte er diese Gefühle dann überhaupt erwiedern? Er schenkte ja seinen eigenen Empfindungen nicht einmal Vertrauen. Aber was wäre, wenn er sie vielleicht auch gar nicht erwiedern wollte? Seufzend ließ der Achtklässler seinen Blick über Soubis Zeichnung gleiten. Wie makellos sie doch war. Dieser Erwachsene war wirklich unglaublich talentiert, das musste man ihm lassen. Das Portrait, welches Agatsuma von ihm gezeichnet hatte, war einfach atemberaubend schön, genau wie die Erinnerungen die daran hingen, auch wenn sie etwas schmerzliches mit sich trugen. Mit einem leicht wehmütigem Lächeln auf den Lippen, erhob sich der Junge und pinnte das Kunstwerk an die Wandtafel, mit all den anderen Erinnerungen, die er in Form von Fotos, mit der Zeit daran versammelt hatte. Gerade als er sich wieder an seinem Schreibtisch niederlassen wollte, um auch die Fotos vom heutigen Tag auszudrucken und seiner Sammlung hinzu zu fügen, klopfte es ans Fenster. Erschrocken fuhr der Schwarzhaarige herum. „Soubi! Wie oft soll ich dir noch sagen das du die Haustür benutzen sollst wie jeder normale Mensch!?” - „Wer sagt denn das ich wie jeder normale Mensch bin?”, konterte der Blonde geschickt. Mit einem genervten Murren, nahm der Schüler dies hin und wollte wieder an seinen Schreibtisch, als er plötzlich von Soubi zurückgehalten und auf sein Bett gezogen wurde, wo Agatsuma sich eben niedergelassen hatte. Verwirrt musterte Ritsuka den Älteren. „Was führst du jetzt schon wieder im Schilde?”, fragte der Schwarzhaarige, während er, wenn auch unfreiwillig, neben Soubi auf dem Bett lag und zu dem Sitzenden aufsah. Der Erwachsene hingegen hatte seinen Blick zum Fenster hinaus gewannt. „Wir müssen reden Ritsuka.”, meinte er mit einem leicht abwesenden Ausdruck im Gesicht, als wäre er im Geiste gar nicht hier. „Und worüber?” - „Über deine Gefühle für mich.” Jetzt ruhten die Augen des Größeren plötzlich mit all ihrer Aufmerksamkeit und Intensität auf Aoyagi. Was sollte das? Hatte Soubi etwa bemerkt was in dem Jüngeren vorging? Wusste er was ihn beschäftigte? Es war alles so verwirrend seit Seimeis Tod und erst recht seit Soubi Agatsuma in sein Leben getreten war. Aber müsste es nicht durch ihn leichter sein? Durch ihn hatte Ritsuka doch jetzt wieder eine Bezugsperson, jemanden dem er sich anvertrauen konnte, so wie damals bei Seimei. Aber konnte er Soubi wirklich genauso vertrauen? Diese Frage stand immer noch offen im Raum. „Gefühle für dich!? Wie sollen die aussehen? Wir sind gute Freunde mehr nicht, oder siehst du das anders?”, versuchte der Schwarzhaarige auszuweichen. „Dann willst du mir sagen, dass du hierbei nur Freundschaft empfindest?”, flüsterte der Blonde gegen den Hals des Jungen. Er hatte sich bereits über Ritsuka gekniet und war nun damit beschäftigt dessen Hals mit Küssen zu verwöhnen, während die Fingerspitzen seiner linken Hand Ritsukas Kinn sanft fixierten, um ihm den Fluchtweg abzuschneiden. Schließlich versenkte er seine Zähne vorsichtig in der weichen Haut und saugte sich anschließend fest. Der Achtklässler biss sich auf die Unterlippe um ein Keuchen zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht wirklich. Und zu seinem Trotz behielt Soubi auch noch Recht. Ritsuka konnte nicht einfach nur freundschaftliche Empfindungen haben, wenn der Ältere ihm so nah war und auf diese Weise berührte. Langsam löste sich der Student nun wieder von dem Schwarzhaarigen und leckte noch einmal zum Abschluss über die Bissspuren, um nun wieder sein Gegenüber eindringlich zu mustern. „Und? Findest du immer noch das uns nur Freundschaft verbindet?” - „I-ich.. also...”, ein schweres Schlucken war von dem Jüngeren zu vernehmen. Was sollte er jetzt sagen? Er wusste doch selbst nicht einmal wie er dieses Gefühl beschreiben sollte. Ri-kun konnte es einfach nicht definieren. Sein Herz schlug viel heftiger als sonst, nein es raste förmlich, ebenso wie sein Atem, er glühte im ganzen Gesicht und hatte am ganzen Körper Gänsehaut. Doch wie sollte er das erklären? Sollte es etwa das sein wovon alle immer sprachen? Hatte er sich tatsächlich in diesen Erwachsenen verliebt? Aber wie hätte das passieren können? War er nicht der Mann ohne Liebe und somit nicht in der Lage so stark für jemanden zu empfinden? Jemanden der nicht sein geliebter Bruder war? Denn Seimei war bisher immer der Einzige gewesen, für den Ritsuka solche Gefühle aufbringen konnte. Aber mit Soubi war es etwas anderes, etwas völlig anderes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)