Loveless von Jelly_Bell (Der Mann ohne Liebe?) ================================================================================ Kapitel 2: Needless ------------------- „Eine Woche! Eine verdammte Woche hat er sich jetzt schon nicht bei mir gemeldet!“, sagte Ritsuka verärgert in Gedanken zu sich und ballte dabei beide Fäuste so fest das jegliches Blut aus ihnen wich. Langsam ließ er nun den Kopf auf die Tischplatte sinken. Er bekam schon lang nicht mehr mit was im Unterricht um ihn herum passierte. Wozu auch? Es hatte doch nichts wirklich Bedeutung für ihn. Nicht so lang er keine Gewissheit hatte. Was war denn nur geschehen? Nach diesem Vorfall neulich hatte sich irgendetwas verändert. Denn als der Kleinere am nächsten Morgen erwachte war der große Aschblonde schon längst wieder weg. Er hinterließ nicht einmal eine Nachricht für ihn. Soubi reagierte auch nicht auf die vielen SMS oder Anrufe auf seinem Handy. Es war zwecklos! „Ritsuka-kun!? Ritsuka-kun bist du okay?“, rüttelte ihn nun Yuiko aus seinen Gedanken. Knurrend schlug er ihre Hand von sich. „Was willst du?“, murrte er. „Aber… aber Yuiko wollte Ritsuka doch nur fragen ob alles in Ordnung bei dir ist!?“, quietschte der pinke Schopf nun mit Tränen in den Augen los. Seufzend und völlig genervt wendete sich der Schwarzhaarige von ihr ab und ließ seinen Blick zum Fenster hinausgleiten. Doch plötzlich stockte ihm der Atem und sein Herzschlag setzte aus. „Soubi!?“, war alles was er mit schwacher zitternder Stimme herausbrachte. Gegen seinen Willen erschienen nun wieder alle Bilder der vergangenen Woche vor seinem inneren Auge. Die Nacht nach seinem Wutausbruch und das was sich danach ereignete beschäftigten den Neuntklässler immer noch intensiv. Aber am meisten bereitete ihm die Tatsache, dass Soubi Agatsuma sich, seit der letzten Nacht die die beiden vor einer Woche miteinander verbracht hatten, nicht ein einziges Mal gemeldet hatte, Schmerzen. Nach dem Vorfall im Badezimmer hatte sich der große blonde Student noch rührend um den Schüler gekümmert und war bis der Kleine eingeschlafen war nicht von seiner Seite gewichen. Nur am nächsten Morgen kam das berühmte böse Erwachen für Ritsuka. Soubi war spurlos verschwunden. „Wieso? Warum nur?“ Tausende Fragen schossen Ritsuka Aoyagi durch den Kopf, nur viel schlimmer waren die unendlich vielen möglichen Antworten die das Chaos in seinem Kopf nur noch größer machten. Tränen wollten in ihm aufsteigen, doch er versuchte krampfhaft sie zurückzuhalten. Fast schon hysterisch presste er sich die Fäuste gegen seine Schläfen um seine ewig rotierenden Gedankenströme zu unterdrücken. Jedoch erfolglos. Sobald Ritsuka-kun seine Augen schloss sah er nur sein Gesicht. Die fast unnatürlich schöne blasse Haut, die unergründlichen violetten Iriden, das glatte lange aschblonde Haar und der meist verträumte, aber doch immer wachsame Blick, der den Jüngeren immer wieder in den Bann des Kunststudenten zog. „Ich halt das keine Sekunde länger aus!“, brüllte er nun förmlich los und schlug mit den geballten Fäusten auf seinen Tisch. Da er sein Umfeld schon längst nicht mehr wahrnahm, bemerkte der Schwarzhaarige auch nicht seine entsetzten Mitschüler, oder seine panisch gestikulierende Englischlehrerin, die vorn an der Tafel stand und ihn nun ebenso wie alle anderen im Klassenzimmer erschrocken anstarrte. Ohne ein weiteres Wort sprang er von seinem Stuhl auf und rannte mit blanker Wut im Blick aus dem Raum. Er wollte nicht, er wehrte sich zutiefst dagegen Soubi jetzt zu sehen, nachdem dieser ihn eine ganze Woche hatte sitzen lassen. Alles in ihm sträubte sich gegen dieses Aufeinandertreffen, doch da war noch irgendetwas anderes und es war stärker als Ritsuka’s Wille und es wollte den großen Aschblonden sehen, unbedingt! „Soubi Agatsuma!“ Wutschnaubend stand der kleine Schwarzhaarige nun mit geballten Fäusten und stechend funkelndem Blick hinter dem blonden Student. Der Junge zitterte am ganzen Körper. Ein bebendes Grollen war aus seiner Kehle zu hören. Aber Soubi rührte sich keinen Zentimeter vom Fleck und zog genüsslich an seiner Zigarette. Ohne sich umzudrehen sprach er mit einer fast unerträglichen Ruhe in der Stimme zu seinem Sacrifice. „Ritsuka Aoyagi…“, entgegnete er ihm mit gelassenem und samtweichem Ton während er den Rauch ausblies. Diese unausstehliche Gelassenheit brachte den Schüler nur noch mehr zum kochen. „Was willst du hier!?“, meinte Ritsuka-kun knurrend. Ein Lächeln huschte über Soubi’s Lippen als er den leichten Hoffnungsschimmer, der in der Stimme des Schülers mitschwang, wahrnahm. „Ich bin nicht deinetwegen hier. Yuiko hat mich gebeten vorbeizukommen, sie möchte etwas mit mir besprechen.“ Diese Worte versetzten Ritsuka einen brennenden Stich im Herz. Es fühlte sich an wie tausende kleiner Nadeln die sich immer tiefer in seine Seele bohrten. Was war nur geschehen? Es fühlte sich an, als ob sich eine tiefe pechschwarze Schlucht aufgetan hätte und den Schwarzhaarigen nun von Soubi Agatsuma trennen würde. Aber wer war dafür verantwortlich? Hatte er etwa selbst daran Schuld? Im Moment war doch Soubi-san derjenige der sich abschottete und eine kalte steinerne Mauer um sich herum errichtet hatte, die den Schwarzhaarigen davon abhielt sich ihm zu nähren. „Er hat doch gesagt das er mich mag!?“, ging es ihm wieder und wieder durch den Kopf. Eigentlich war es schon seltsam. Ritsuka Aoyagi kannte diesen Kunststudent erst seit ein paar Monaten und doch fühlte er sich jetzt ohne ihn an seiner Seite nur noch wie eine leere menschliche Hülle. Genau wie damals nach dem Tod seines Bruders Seimei. Tod war das treffendste Wort für seinen jetzigen emotionalen Zustand. Ohne diesen großen blonden jungen Mann an seiner Seite war es so, als wäre etwas in Ritsuka-kun gestorben, etwas ohne das auch er nicht weiterhin leben konnte. „Yuiko… natürlich.“, brachte er nur stockend hervor. Der ganze Zorn war mit einem Mal verflogen und ihm folgten eine qualvolle Leere und ein tief schlummerndes schleichendes Gefühl der Nutzlosigkeit. Doch es blieb ihm nicht viel Zeit die Worte des Aschblonden weiterhin wie ein Echo im Gedächtnis verhallen zu lassen. Schon nach wenigen Sekunden riss die schrille Stimme von Yuiko den Jüngeren aus seiner Starre. Dem aufmerksamen Student entging die Reaktion seines kleinen Lieblings nicht. „Wie süß!“, dachte er nur. „Ritsuka! Hey Ritsuka!“, rief das große Mädchen mit dem knallpinken Haaren schon von weitem. Sie hatte einen zweiten Rucksack dabei. „Ritsuka, du hast deine ganzen Sachen liegen lassen!“, meinte sie nun aus nächster Nähe. Murrend griff der Neuntklässler nach seiner Tasche und trat einen Schritt zurück. Nun wendete sich Agatsuma Soubi den beiden zu. Ohne den kleinen Jungen neben Yuiko zu beachten ging er auf sie zu. Er hatte sein strahlendes Lächeln aufgesetzt und stand nun ganz locker mit den Händen tief in den Hosentaschen vergraben und leicht seitlich geneigtem Kopf vor ihr. „Yuiko meine Liebe.“ – „Soubi! Wartest du schon lange?“ – „Nein, ich bin eben erst… uh?“ Genau in diesem Moment bemerkte Soubi-san gerade wie sich Ritsuka-kun in Bewegung setzte. Der Kleine hielt dieses ganze Theater nicht länger aus und der einzige Ausweg der ihm jetzt blieb war Flucht! Doch er hatte kaum den ersten Schritt gemacht und spürte schon wie eine kühle Hand seinen Unterarm fest umklammert hielt und nicht mehr freigeben wollte. Irritiert schaute er sich um und traf direkt auf die klaren funkelnden violetten Augen, die er so liebte und die ihn nun einmal mehr fesselten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)