KARN - Das Buch zum "Film" von Pego ================================================================================ Kapitel 1: ----------- So, damit ihr selbst sehen könnt, wie genial Boudicca diese Geschichte umgesetzt hat. Falls das jemanden bekannt vorkommt, jawoll, das ist die Geschichte zu Boudiccas genialem Comic KARN. Es half alles nichts! Er konnte nicht einschlafen. Im fürstlichen Schlafgemach wälzte sich Vivlest von Karanest in seinem großen Himmelbett hin und her und wartete auf das Sandmännchen. Weil er am nächsten Morgen mit den Hühnern raus mußte (enorm wichtige Geschäfte in der Stadt), war er eben auch mit den Hühnern schlafen gegangen. Und da lag er nun, hellwach. Vivlest stand auf und trank Wasser. Er ging in die Küche und aß eine Kleinigkeit. Vivlest machte Licht und las die letze Ratsrede von Fandres von Yhm (gähn) Er trank ein Glas Milch mit Honig. Vivlest zählte Schäfsche. 1 weißes Schäfsche 1 schwarzes Schäfsche 1 Kampfschäfsche Kurz, Vivlest tat so ziemlich alles, bloß net einschlafen. Für einen Moment, für den Bruchteil einer Sekunde erwägte er sogar, sein Bett rosa beziehen zu lassen, weil Rosa Körper und Seele beruhigt und man dann angeblich viel besser einschlafen kann. Aber das ließ er dann lieber. Die rosa Bettwäsche hätte nicht so gut zu den schwarzen Vorhängen des Himmelbetts gepaßt. Lag es am Trinken, an den Schafe? Am Essen, an Fandres Rede? Viv schlief auf alle Fälle irgendwann ein. Das mußte er, sonst hätte er nicht wieder aufwachen können, als die alte Turmuhr Mitternacht schlug. War er davon aufgewacht? Oder von diesem merkwürdigen Geräusch, das über den Flur immer näher kam? HUUUUUUUUUIIIIIIIIIIHHUUUUUUUUUIIIIIIIIIIIHHHHUUUUUUUUUUUUUUIIIIIIIII SCHEPPER - SCHETTER - KLIRR Vivlest saß kerzengerade im Bett. Jetzt war er wieder hellwach! Es war eiskalt im Zimmer und unsichtbare Finger zogen und zerrten an den schwarzen Vorhängen des Himmelbetts. Dazu dieses ohrenbetäubende Gespenstergeheul, das sich anhörte, als käme es direkt von einer Huibuh-Hörspielkassette. Vivlest schwang schon die Beine aus dem Bett. 1, 2 Schritte und er wäre bei seinem Schwert und bereit zur Verteidigung. Aber mit einem Paukenschlag verstummte der Lärm und alles war vorbei. Stille und Dunkelheit waren fast mit den Händen greifbar, als am Fussende des Bettes ein Licht aufleuchtete. Nein, kein Licht, ein Gesicht. Ein Gesicht, das von innen heraus zu leuchten schien, ein Gesicht das geisterhaft schimmerte, ein Gesicht ..... "Oh, hi Dad," sagte Viv und zog die Beine wieder unter die warme Bettdecke. Karn von Karanest öffnete den Mund, er setzte zum Sprechen an, aber die respektlose Anrede seines Sohnes brachte ihn wohl aus dem Konzept. Der kuschelte sich erwartungsvoll und neugierig in seine Kissen. Warum war Karn "zurückgekehrt"? Verriet er ein Familiengeheimnis? Das Versteck eines Goldschatzes? Karn nahm einen neuen Anlauf. Er räusperte sich. "Ich bin zurückgekommen, weil ich keine Ruhe finde. Es ging nicht anderes, ich mußte kommen. Vivlest! Du bist eine Schande für den Namen Karanest. Wir hatten einen guten Ruf und den hast du vollkommen ruiniert! Wir waren als Raubritter bekannt, geehrt und gefürchtet, haben geplündert, geraubt, der Name Karanest stand für Heldentum. Und du? Du bist weich und nachlässig. Du lebst von den Früchten, die Karanest abwirft, von der Pacht, du unternimmst keine Raubzüge mehr, du stiftest Geld für Museen und Kindergärten, ja, du überlegst sogar, Fremde ins Haus zu lassen, Führungen anzubieten. Vivlest, ich bin enttäuscht! Und das Schlimmste ist, du zahlst sogar St .... Steu ....... Steu...." "Steuern", half Vivlest liebenswürdig aus. "Ja, in der Tat, das tue ich. Hast du eine Ahnung, was für scharfe Hunde im Finanzamt hocken? Und wieviel Steuerrückzahlung ich für dich bezahlen mußte? Aber mach dir keine Sorge, zuviel bekommen sie auch nicht, Viper hat da ein paar interessante Abschreibungen gefunden. Aber das besprichst du besser mit ihm. Und was das Rauben und Plündern anging, das war einfach zu teuer, es hat sich einfach nicht mehr rentiert. Wir mußten sogar eine PR-Agentur engagieren, um unseren sogenannten guten Ruf aufzupolieren. Der Rat hat uns sowieso auf dem Kieker. Fandres von Yhm verdächtigt uns sowieso, wir würden ein dunkles Geheimnis verbergen. Also wenn du sowieso grad da bist, könntest du mir ja sagen, ob da noch was auf mich zukommt." Karn überging die letzte "Frage" seines Sohnes. "Und dann noch diese Affäre mit deiner Cousine. Hast du denn kein Schamgefühl," wollte er wissen. "Nun das dürfte doch in deinem Sinn sein. Von wegen gutem Ruf und so," grinste Vivlest verwegen. Karn schüttelte den Kopf. "Aber Karanest braucht einen Erben. Und du wirst doch Safi etwa nicht heiraten!! Ein Mann muß 3 Dinge tun, bevor er dieses Leben verläßt! Ein Haus bauen, einen Sohn zeugen und einen Baum pflanzen. Und was hast du getan? Nichts! Absolut gar nichts!" Wie zur Bestätigung haute Karn auf die alte Truhe, die an Vivlest Bettende stand. Vivlest wollte dem widersprechen, aber PLING Karn und sein Sohn beobachten einen goldenen Ring mit einem Durchmesser von ca. 20 cm, der über den Boden rollte, noch ein wenig auf der Stelle eierte und mit einem leiseren pling zur Ruhe kam. Er schimmerte leicht im Schein von Karns Gesicht. Wortlos hob dieser ihn auf und hängte ihn sich ohne große Umstände über den Unterarm. Vivlest hob eine Augenbraue. Karn wechselte rasch das Thema. "Nun, ähn, ich muß dann mal wieder. Ich soll dir auch noch Grüße von deiner Mutter ausrichten. Und wie geht es deiner Tante Klantyre," fragte Karn in leichtem Konversationston. "Tante Klantyre geht's ganz gut," versicherte ihm Viv. "Aber was ich noch wissen wollte..." "Ach das ist fein," unterbrach ihn sein Vater. "Und den Mallensteins? Alles o.k. beim alten Tadek. Familie und so," fragte er weiter. "Den Mallensteins geht's gut, soweit ich weiß. Aber hör mal, kannst du mir nicht sagen..." "Das ist gut, das hört man gerne," meinte Karn wohlwollend. "So, dann geh ich mal wieder. Laß dir durch den Kopf gehen, was ich dir gesagt hab mein Junge. Ich werde dann deiner Mutter auch Grüße ausrichten." Karn nahm den Goldreif vom Arm, setzte ihn sich irgendwo über den Kopf, rückte den Heiligenschein nochmals zurecht, winkte noch kurz, wurde immer blasser und verschwand. "Warte, Vater, was ist denn nun mit dem Familiengeheimnis?" Vivlest versuchte, ihn aufzuhalten, sprang aus dem Bett, verhedderte sich in den Vorhängen, stürzte zu Boden und wachte auf. Was für ein Traum! Sein Vater ein Engel? Aber warum auch nicht! Es ist ja so, dass man seine Feinde in die Hölle wünscht, von seinen eigenen Eletern kann man ja wohl erwarten, dass sie schnurstracks nach oben abzischten. Nun ja, das war ja reine Theorie, denmn eigentlich glaubte Vivlest nicht an so was. Kopfschüttelnd brachte er Kissen und Decken in Ordnung. Er hätte vor dem Einschlafen besser nicht die ganze Portion Sauerkraut mit Eisbein verdrücken sollen. So was mußte einem ja schwer im dem Magen liegen und Alpträume verursachen. Vivlest machte es sich wieder im Bett bequem. Zum Glück war das nur ein Traum gewesen, aber in 5 Tagen war Samhain. Samhain, das Ende des keltischen Jahres. In der Lücke zwischen altem und neuem Jahr herrscht Chaos, Unordnung. In dieser Nacht ist es besser, die Nebel zu meiden, wenn man sich nicht in der Anderswelt verirren möchte. In der Welt, in der die Toten leben, aber auch Elfen und Feen und Dämonen. Um die Geister zu versöhnen, sie zu beruhigen, werden in den Häusern und Eingängen Speisen für die Toten aufgestellt. Auch dieses "heidnische" Fest wurde von der Kirche annektiert. Allerheiligen, der Tag an dem man seiner Toten gedenkt. Und die haben gefälligst dort zu bleiben, wo sie sind. Halloween nennen es die Amis und haben damit schon die halbe Welt infiziert. Viv mochte diesen ganzen Rummel nicht. Der Sinn des Ganzen ging verloren, war ja fast schon wie Fasching! Vielleicht würde er ein paar ausgehöhlte Kürbisse aufstellen lassen und natürlich würde es ein Feuer geben. Ansonsten würde er sich an den alten Brauch halten. Und wenn er auch nicht unbedingt daran glaubte, so würde er doch ein paar Leckereien für die Geister seiner Vorfahren bereitstellen. Sicherheitshalber, versteht sich! Nachdenklich kuschelte Viv sich in die Kissen. Eigentlich hatte der Karn in seinem Traum recht gehabt. Er würde absolut nichts hinterlassen, wenn er von dieser Welt ging. Wie war das noch mal? Ein Haus bauen? Einen Sohn zeugen? Einen Baum pflanzen? Nun, das würde er ändern. Aber sofort. Morgen würde er einen Baum pflanzen, jawoll! Ach noch eine Kleinigkeit zum Schluß. Warum Vivlest so genau wußte, dass das nur ein Traum war? Karanest hat keine Turmuhr! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)