side by side von abgemeldet ((Ace x Smoker)) ================================================================================ Kapitel 1: Flucht ----------------- Also. Das ganze soll in etwa so ablaufen: Zu diesem Zeitpunkt existieren genau zwei Kapitel und ich habe tatsächlich im Sinn, auf Zwang weitere Kapitel entstehen zu lassen, da ich mit anderen Methoden allem Anschein nach noch weniger zurecht komme. Ich nehme mir also vor, die FF weder abzubrechen, noch lange mit dem Hochladen neuer Kapitel zu warten. Alles, was ich im Moment weiß, ist, dass es eine Darkfic OHNE Happy End wird. Ihr seid also gewarnt. Bleibt mir nur noch, viel Spaß zu wünschen. Und ich ergebe mich schweigend meinem Schicksal. -.- Flucht Seit einer halben Stunde. Seit einer verdammten halben Stunde! Es war ein Wunder, dass Tashgi immer noch mit Smoker auf einer Höhe lief. Außer Atem waren jedoch beide. Und zusätzlich dazu die fünfzehn Idioten hinter ihnen, auch bekannt als Soldaten. Es lag nicht unbedingt in Smokers Interesse, sich durch unzählige Gassen zu schlängeln und hinter jeder Ecke aufs Neue zu hoffen, den richtigen Weg gewählt zu haben. Nein, das tat es nicht. Doch ließ ihm dieser verfluchte Pirat keine andere Wahl. Puma D. Ace - er hatte es tatsächlich gewagt (aus welchen Gründen auch immer), sich auf der Insel der Marinebasis blicken zu lassen. Natürlich hatte man ihn schon nach kürzester Zeit entdeckt, Smoker Bescheid gegeben und eine Mannschaft zur Verfolgung aufstellen lassen. Das mit der Mannschaft hatte er sich andersartig vorgestellt, aber vielleicht war es nicht unbedingt der richtige Zeitpunkt, um diese Nichtsnutze zu verfluchen. Wie auch immer - jetzt war er mitten in dieser riesigen Stadt und das schon seit einer geschlagenen halben Stunde. Vor ihm die unbarmherzige Leere, hinter ihm das Pack von Versagern. Klasse. Seine einzige Spur bestand aus dem penetranten Lachen, das ihm Ace gnädigerweise hinterließ. Wie konnte dieser Bengel jetzt lachen? "Sir, Captain... ich... ich glaube, er entkommt uns!" "Hör' verdammt nochmal auf, ständig an unserer Arbeit zu zweifeln, Tashgi!" "Aber Sir!" "Nichts aber! Du gibst nicht auf, bevor die Sache überhaupt richtig angefangen hat, verstanden?!" "Natürlich, verstanden Captain!" "Na wow. Und das gilt auch für euch! Ich will nicht wissen, wer euch das Laufen beigebracht hat! Na los, schneller!" "Vielleicht sollten wir uns trennen, Sir?" Zweifellos ein hervorragender Einwurf. Also trennten sie sich. Tashgi führte sieben Soldaten in Richtung Westen, vielleicht konnten sie ihn so erwischen, indem sie ihm zuvor kamen. Wobei Smoker tatsächlich glaubte, dass Ace über jede ihrer Handlungen Bescheid wusste. Ständig lag ihm dieses Gefühl im Nacken, beobachtet zu werden. Nahezu unheimlich. Und mit einem Mal konnte er ihn sehen. Die unverwechselbare Gestalt mit diesem äußerst geschmacklosen Hut - direkt vor ihm. Das konnte unmöglich die Realität sein, so dumm war Ace nicht, einfach irgendwo stehen zu bleiben. Und das auch noch mitten in einem Hinterhof, aus dem es nur ein Entrinnen gab - den Weg an Smoker vorbei. Plötzlich drehte sich Ace um und grinste ihm breit entgegen. "Smoker! Wie schön, dich zu sehen!" Typisch. Die Situation hätte nicht trostloser sein können und was machte er? Er grinste und tat, als würde er einen alten Freund nach Jahren wiedertreffen. Unfassbar. "Sieht ganz so aus, als hättest du mich dieses Mal wirklich in der Mangel." "Wie schön, dass du dir wenigstens dessen bewusst bist." "Oh naja, weißt du... es roch hier so gut nach Hähnchen und da konnte ich nicht widerstehen." Smoker stöhnte entrüstet und kniff die Augen fest zusammen. Es musste etwas im Kaffee gewesen sein oder vielleicht hatte er doch die falschen Zigarren gekauft und war jetzt irgendwo ins bunte Wünsche-werden-wahr-Land abgedriftet. Soviel Dummheit in einer einzigen Person konnte nur eine Halluzination sein. Aber es roch tatsächlich nach Hähnchen. "Dir ist klar, dass ich dich jetzt festnehmen muss oder?" "Es müsste schon ein schlechter Scherz sein, wenn du mir jetzt den Rücken kehren würdest." "Na großartig..." Aus irgendeinem Grund war Smoker gehörig die Lust vergangen, Ace festzunehmen. Er drehte sich zu seinen Soldaten um und glaubte für den Bruchteil einer Sekunde einen hilfesuchenden Gesichtszug verspürt zu haben. Nein, doch nur ein Irrtum. "Nehmt ihn fest." "Aye Sir!" Gerade als er seinen ersten Schritt in die entgegengesetzte Richtung des Hinterhofes tun wollte, wurde es plötzlich unangenehm warm an seiner gesamten Rückseite und sofort war ihm klar, dass Ace niemals zögern würde, sich aus irgendwelchen noch so dummen Situationen zu befreien, wenn eine mögliche Verhaftung auf dem Spiel stand. Blitzschnell zog Smoker seinen Seesteinstab und drehte sich um. Vielleicht würde das alles ja doch noch etwas interessanter werden. Die Luft um Ace' Körper begann das Bild zu verzerren. Überall tanzten kleine Flammen über seine Muskeln und Smoker hatte für einen minimalen Moment das Bedürfnis, nicht einzugreifen, legte diesen Gedanken jedoch promt ab und stürmte in den Hinterhof. Die Soldaten verteidigten sich beinahe tapfer, denn noch keiner von ihnen lag wimmernd am Boden. Wohlmöglich waren sie doch nicht ganz so erbärmlich. Smoker war nun nicht mehr als eine Rauchwolke und in genau diesem Zustand attackierte er Ace von der Seite. Sein Angriff wurde ohne Umscheife von einem großen Feuerball abgewehrt, doch daraus entstand überraschend ein viel größerer Druck, der nicht nur die beiden, sondern Smokers gesamte Mannschaft von sich schleuderte wie die Ameisen, die eine ungeahnte Windböe erfasste. Smoker reagierte zuerst, als er von einer der drei Mauern des Hinterhofes abprallte, rollte sich nach vorne ab und stürmte auf Ace zu, der gerade erst begriffen hatte, welch außergewöhnliche Reaktion ihre beiden Teufelskräfte verursacht hatten. Er wollte sich aufrichten, was Smoker mit einem Grinsen und den Worten "zu langsam" bedachte und ihm den Seesteinstab vor die Nase hielt. Für einen Moment schielte Ace den grauen Stab perplex an, dann stand er auf und wurde ohne Vorwarnung gegen die kalte Mauer gedrückt. "Immernoch so fröhlich?", lautete Smokers Frage. "Du wirst es dir doch nicht etwa zur Lebensaufgabe gemacht haben, mir das Grinsen auszutreiben?" Ace lächelte schwach und bemerkte, wie der Seestein seinen Dienst tat. Wer auch immer auf die Idee mit diesem Steinzeugs gekommen war - er gehörte gekreuzigt! "Irgendwann wird es dir schon noch vergehen und diesen Moment darf ich unter gar keinen Umständen verpassen, denn ich muss ihn vom Anfang bis zum Ende genießen und du, naiv wie du bist, wirst wohlmöglich überhaupt nicht begreifen, was geschieht... Wer weiß, vielleicht passiert all das viel schneller als dir lieb ist." - Hach, wenn Smokers innere Stimme erst einmal in Fahrt kam, dann formte sie gar teuflische Dinge, die er sich wünschte, ausgesprochen zu haben, doch selbst für Wünsche blieb plötzlich so gar keine Zeit mehr, als er aus dem Augenwinkel sah, wie einer seiner Soldaten entschieden zu schnell vom Boden aufstand, seine Waffe zog und sie abfeuerte. *** Der Wind, aufwirbelnder Staub und der grausame Duft von Verrat. *** Kapitel 2: Stille ----------------- Stille Das Büro, in dem Smoker auf einem fast unangenehm weichen Sessel saß, war viel zu stickig für diese Jahreszeit. Vielleicht lag es aber auch an seiner pausenlos steigenden Körpertemperatur, seit er das Hauptquartier betreten hatte. Ihm gegenüber - auf der anderen Seite des Schreibtisches - warf sich eine Stirn zum beinahe zehnten Mal in Falten und Smoker hätte in diesem Moment unbarmherzig für ein einziges Wort des Admirals gemordet, da ihm nichts unangenehmer war, als nichts sagen zu KÖNNEN (was ja insgeheim verdammt viel heißen sollte). Schlagartig wurde er erhört und der Admiral beugte sich seufzend vor, was seinen braunen Ledersessel aufquietschen ließ. "Smoker... Was soll ich machen?" Super. Eine Frage, die dämlicher nicht hätte sein können. Zum Glück war niemand in der Nähe gewesen, dem Smoker für diese Worte den Hals hätte umdrehen können, dann das wäre es absolut nicht wert gewesen. Der Admiral zog beide Augenbrauen hoch. "Wir beide - und das ist das Bedauerliche bei der Sache - wissen, was ich jetzt tun muss und ehrlich gesagt... ach... Smoker! Warum?" Es blieb still. Smoker blickte starr nach rechts auf ein kleines Regal voll mit Büchern und kaute auf seiner letzten Zigarre herum. Die Betonung lag auf "seiner letzten", denn im Eifer des Gefechts war es der zweiten Zigarre doch tatsächlich in den Sinn gekommen, ihm aus dem Mundwinkel zu stürzen. Ärgerlich, wirklich ärgerlich. Warum? Das konnte er sich schließlich selbst nicht erklären. Wie also sollte er dem Admiral einen halbwegs brauchbaren Grund abliefern? DAS war doch mal eine brilliante Frage. Der Sessel quietschte erneut und ein verzweifeltes Seufzen ging durch die Luft. "Hören Sie, ich halte wirklich verdammt viel von ihrer Arbeit und der Art, wie Sie ihr eigenes Ding durchziehen, auch wenn das hin und wieder gegen die Regeln verstößt... Und deshalb will ich Ihnen helfen, aber dafür brauche ich Ihre Hilfe, denn ich glaube, dass Sie in einer Kurzschlussreaktion gehandelt haben und deswegen nicht wussten, was Sie taten. Aber dazu ist Ihre Aussage nötig, Smoker." Smoker war ihm bewusst nicht ins Wort gefallen, um zumindest ein letztes Bisschen seines selbstzerstörten Egos wieder aufzubauen. Leider musste er keine fünf Sekunden später alles wieder unter der Wahrheit begraben. "Tut mir Leid, aber ich werde nicht zum Lügner mutieren und eine falsche Aussage ablegen, nur weil es Ihnen gerade so in den Kram passt. Ich habe diesem verfluchten Bengel zur Flucht verholfen und dabei bleibt's!" Er hatte beinahe geschrien, so empört war er über den Versuch des Admirals, ihn zum Lügner zu degradieren, auch wenn er nicht recht wusste, weshalb er das Gefängnis bevorzugte. Der Admiral lächelte fast mitleidig und nickte. "Genau so kenne ich Sie, Smoker." "Hm!" "Sie wollen meine Hilfe nicht, oder?" "Ich will die nächsten drei Monate so schnell wie möglich hinter mich bringen." 'Und meinem Hirn beibringen, zu funktionieren!', fügte er in Gedanken hinzu. "Nungut... Aus Erfahrung weiß ich, dass es rein gar nichts bringen wird, jetzt noch einen Versuch zu starten, Sie vom Gegenteil zu überzeugen... Es ist bedauerlich. Äußerst." Smoker schwieg. "Eine Seesteinzelle? Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?" Smokers Worte hallten durch den langen Gang, in dem er zwischen zwei Soldaten und einer leeren Zelle gegenüber stand. "Ich habe jemandem zur Flucht verholfen und nicht umgebracht! Glaubt ihr allen Ernstes, dass ich versuchen werde, auszubrechen?" "Sir, wir haben Vorschriften." "Vorschriften? Komplexe habt ihr!" "Sir..." Smoker stöhnte entnervt und fühlte sich mit einem Mal derartig verarscht, dass er am liebsten sofort um sich geschlagen hätte. Stattdessen wurde er durch die offene Zellentür geschoben und mit einem "wir-können-wirklich-nichts-dafür"- Blick bedacht. Großartig. Jetzt durfte er also der Wand mitteilen, wie ungerecht die Welt war. Nach einer halben Stunde in der Zelle verstand er selbst den hinterletzten Piraten, der sich in diesen entzückenden drei Wänden plus Gittertür noch lange vor der eigenen Hinrichtung selbst zur Strecke gebracht hatte. Was eigentlich nur heißen sollte, dass ihm diese entzückend beschissenen drei Wände plus Gittertür gewaltig auf die Eier gingen. Hm. Vom anderen Ende des Ganges vernahm er das Klacken der Tür und zögerliche Schritte näherten sich seiner beschaulichen Unterbringung, als auch schon Tashgi vor ihm stand und ihn mit den traurigsten Augen anblickte, die er jemals in seinem Leben gesehen hatte - und bei Gott, dieses Mädchen fand grundsätzlich jeden Tag einen Grund, um traurig aus der Wäsche zu gucken. "Captain..." Ihre in Handschuhe verpackten, zierlichen Hände legten sich um die Gitterstäbe und Smoker glaubte, ein Glitzern in ihren Augen gesehen zu haben, als er sich von der kleinen - es sollte wohl ein Bett darstellen - Pritsche erhob und auf sie zu kam. Sein Blick machte ihr sofort klar, dass sie sich gefälligst zusammenreißen solle - doch dieses Mal ignorierte sie die unausgesprochene Aufforderung ihres Vorgesetzten und ließ den Tränen freien Lauf. Smoker seufzte. "Sir, ich... ich... sie haben mir eine Mannschaft zugeteilt. Einfach so. Ich schaff' das nicht, es geht doch nicht ohne Sie." Auch das noch. Sie blickte zu ihm auf und schniefte, worauf nur ein weiterer Schwall von Tränen folgte und sie ihren Kopf gegen das Gitter presste. Für kurze Zeit rang Smoker mit sich selbst, bis er schließlich seinen Arm durch die Stäbe streckte und ihr sanft über die Schulter strich. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte er einen eigenartigen Schmerz in seinem Herzen und betrachtete, wie Tashgi das blaue Haar in die Stirn fiel - und dann begriff er. Dieses Mädchen war nicht nur sein Leutnant, es war auch etwas, das aus ihm so etwas wie einen - er wagte es kaum zu denken - Vater gemacht hatte... zumindest war das alles, was auf seine aufkeimenden Gefühle zutraf, denn es passte ihm weder, dass seine Vorgesetzten ihr eine eigene Mannschaft zugeteilt hatten noch, dass er daran Schuld war. Tashgi schniefte erneut und plötzlich wurde Smokers Ausdruck von gewohnter Strenge überzogen. "Reiß' dich zusammen Tashgi! In diesen paar Monaten wirst du es ja wohl fertig bringen diese Jammerlappen von Soldaten anzuführen! Und jetzt hör' endlich auf zu heulen, ein Leutnant sollte Fassung bewahren!" Tashgis Gesicht wirkte überrascht, dann verschwand dieser Eindruck jedoch und machte einem weiteres Sturzbach Platz. Klar, wie sollte sie auch anders? Während seiner ganzen Prädigt hatte er vergessen, seine Hand von ihrer Schulter zu entfernen und er wusste doch, wie sehr ihre Gefühlsausbrüche auf Berührungen abfuhren. Anscheinend war er auch noch verschwenderisch mit Dummheit gestraft und hielt es nicht einmal für nötig, seine Hand zurück zu ziehen, als er bemerkte, wie die Gitter aus Seestein ihre Wirkung offenbarten. Da schaltete sich allerdings schon Tashgi ein, die hastig mit den Händen über ihr Gesicht fuhr. "Mein Gott, Captain! Ich... es tut mir so Leid!" Smoker ertappte sich dabei, wie ihm ein beinahe liebevolles Lächeln über seine Lippen schlich und erschauderte leicht. Endlich zog er den Arm zurück. Sie versuchte, ihn optimistisch anzusehen. "Ich schaffe das, Sir!" Du meine Güte! So langsam übertrieb sie aber wirklich. Mehr Theatralik vertrug er nicht. ... Er wollte nicht, dass man ihr für verdammte drei Monate eine Mannschaft anhing! Sie war doch noch so... und... also... sie... es ging einfach nicht! Er räusperte sich bedeutungsvoll laut. "Nun mach' schon, dass du hier wegkommst!" "Ich werde Sie nicht enttäuschen, Sir!" Mit einem Mal lag Smoker ein Kloß im Hals und er musste schlucken, bevor er die folgenden Worte viel zu leise zwischen den Zähnen herauspresste. "Ich weiß doch..." Der Rest des Tages verlief derartig ruhig, dass Smoker am liebsten vom Zeitpunkt seiner Festnahme bishin zu diesem Moment geschrien hätte. Dann wäre er jetzt zwar heiser, aber mein Gott - das machte die Sache auch nicht besser oder schlechter. Deprimierend, das alles. Er sollte anfangen, Striche für die vergangenen Tage in die Wände zu kratzen, als ihm sich plötzlich aufdrängte, dass er das ja noch gar nicht konnte. Der Gedanke an drei Wände voll mit Strichen für bereits vergangene STUNDEN brachte Smoker zum Grinsen. Würde zumindest den Einrichtungsstil aufbessern. Am Abend war erneut das Klacken der Tür zu vernehmen. Schritte mehrerer Personen näherten sich seiner Zelle und verstummten kurz bevor sie ihn erreichten. Die Zellentür nebenan wurde geöffnet, dann wieder Schritte und mit einem Mal lag eine so bekannte Stimme in der Luft, dass Smoker augenblicklich die Hände zu Fäusten ballte. "Mensch Jungs! Das ist ja eine richtige Luxusbude hier!" Unfassbar. "Hättet ihr mir nicht früher sagen können, dass ihr hier so gut ausgestattet seid? Dann wär' ich euch doch freiwillig ins Netz gegangen." Die Zellentür wurde wieder geschlossen und die Soldaten wünschten dem Neuankömmling eine gute Nacht. Dieser feuerte ihnen ein plumpes "Ebenfalls!" hinterher und Smoker musste aufpassen, dass ihm nicht der Kaffee vom Morgen wieder hochkam, wobei anzumerken war, dass der ja schon lange verdaut in seinem Körper auf die Ausscheidung wartete. Hatten sie ihn also tatsächlich erwischt. Irgendwie niederschmetternd - was ihn seit Monaten beschäftigte, vollführte eine x-beliebige Mannschaft der Marine an einem Tag. Dabei war Smoker sogar mit ausgewählten Soldaten auf die See gezogen, um Puma D. Ace unumstößlich und für die Ewigkeit (bzw. bis zu seiner Hinrichtung) einzubuchten. War er denn mit den Jahren so schlecht geworden? Die Tür am Ende des Ganges schloss sich und ihr Klang echote beinahe gespenstisch lange von den Wänden wider. Smoker lauschte dem Geräusch und starrte entrückt in die Luft. Der Gedanke an eine mögliche Minderung seiner Leistungsfähigkeit gefiel ihm überhaupt nicht. War er nicht vor weniger als einer halben Minute noch wütender denn je gewesen, weil nur eine Mauerbreite von ihm entfernt der Grund für seine eigene Verhaftung saß? Gut, allem Anschein nach hatte sein Kopf aus heiterem Himmel beschlossen, ihn zum ausgewachsenen Weichei zu avancieren. Wenn das nicht das Ende war, dann wollte er die Wahrheit beileibe nicht erfahren. "Hey, ich habe sogar ein Fenster!" Achja, da war ja noch sein Grund. Und bevor Smoker auch nur auf den Gedanken kam, einen Laut zu artikulieren, der Ace nicht im Geringsten geschmeichelt hätte, legte er sich steif auf seine bezaubernde Schlafstätte und kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung, es würde etwas passieren, was ihn vielleicht nicht aus dieser Situation erlöste, doch aber eine benebelnde Wirkung mit sich brachte. Kurz: Er versuchte zu schlafen. Mit einem Mal setzte sein Nachbar zu einem fröhlich gesummten Ständchen an. Fantastisch. Kapitel 3: Pol -------------- Pol Der nächste Morgen brachte nichts Gutes mit sich. Smoker verzog entkräftet das Gesicht und blinzelte müde durch seine Zelle, deren Anblick er schon jetzt restlos satt hatte. Selbst die Sonne warf nur zaghaft ihre Strahlen durch die Gitter des Fensters, so sehr schien seine schlechte Laune den ganzen Raum zu beherrschen. Smoker setzte sich gerade und versuchte, die letzten Stunden zu rekonstruieren. Damit waren die letzten Stunden VOR dem endlich eintretenden Schlaf gemeint, denn Ace hatte es tatsächlich zuwege gebracht, die ganze Nacht lang mit sich selbst, seinem Bett und den Gitterstäben zu reden, worauf Smoker jetzt gar nicht so genau eingehen wollte. Aus der Nachbarzelle ertönte ein beharrliches Schnarchen. Na immerhin einer, der hier gut schlafen zu können schien. Am Nachmittag stelle Smoker fest, dass die Zelle aus vierhundertneunundzwanzig Mauersteinen bestand und irgendwie störte es ihn, das er diese Beschäftigung schon nach einem Tag entdeckt und bewältigt hatte. Die Langeweile, die ihn in den nächsten Monaten beherrschen würde, war schon jetzt so angsteinflößend, dass Smoker ehrlich mit dem Gedanken spielte, das Essen, das ihm jeden Morgen und jeden Abend ein junger Soldat zwischen den Gittern in die Zelle schob, einfach stehen zu lassen und langsam aber sicher dahin zu vegetieren. Zur selben Zeit befand er diese Idee jedoch schon für zu extrem und ausschweifend. Vielleicht sollte er sich anderen Gedanken stellen. Zum Beispiel der Frage, wann er endlich bekannt geben wollte, dass er es war, der Mauer an Mauer mit Ace hausierte. Immerhin hatte Smoker bis zuletzt eisern geschwiegen, doch irgendwann musste er ja mal etwas sagen, sonst würde er am Ende noch stumm aus seiner Haft entlassen werden und dann war's das mit seinem Job als Marinecaptain. Allerdings wurde ihm ziemlich schnell und äußerst unangenehm bewusst, dass er sich schlichtweg nicht traute, mit Ace zu reden. Weichei. Er mauserte sich tatsächlich zu einem Weichei. Gott, wie tief konnte er denn überhaupt noch sinken? Vielleicht war der Gedanke an Selbstmord gar nicht so niederträchtig wie er anfangs dachte, da ihn wohl in Kürze schwerste Depressionen heimsuchen würden. Oder auch einfach nur der beste Psychiater der ganzen Insel, der ihm links und rechts eine knallen sollte, damit er nicht vergaß, wer er war und dass er es sich nicht erlauben konnte, in einer lachhaften Seesteinzelle seinen Verstand zu verlieren, verdammt! Ach, welch Ironie, den hatte er ja schon verloren, als er Ace unbesonnen durch die halbe Stadt gezerrt hatte. Hm. Und all das Gezerre und Gefluche nur dafür, dass sie jetzt nebeneinander in jeweils einer Zelle auf die Erlösung warteten. Gut, in Ace' Fall war diese Erlösung weniger aussichtsreich als in seinem. Hm-hm. Womit er sich langsam wieder dem Thema näherte, dem er seit gestern geschickt ausgewichen war: Seiner Dummheit. Oder sollte er es als Talent benamsen? Das beispiellose Talent, seinen Kopf abzustellen und einfach mal das zu tun, was der gemeine Marinecaptain in seiner natürlichen Umgebung niemals tun würde. Weder das eine, noch das andere klang sonderlich ehrenvoll und schon war entschieden, dass Smoker einfach nur dumm sein konnte. Punkt, aus, Ende. Eigentlich fiel ihm diese Einsicht erheblich schwer, denn sie beinhaltete auch, dass jegliche Wut auf Ace vollständig unbegründet war und er ihm diesbezüglich nur etwas an den Kopf werfen konnte, wenn er sich der Unfairness seiner Handlung nicht bewusst war. Da sich das jedoch niemals bewahrheiten würde, war Smokers Schicksal besiegelt und er musste mit der Tatsache leben, dass er verbal nie zum Zug kommen würde. War 'Gerechtigkeit' nicht das Wort gewesen, welches in seiner langen Zeit als Marinecaptain spurlos an ihm vorbei gezogen war? Ach nein, das war das Wort 'Regeln'. Richtig. Zu schade. Smoker entschied, die Bombe am Abend platzen zu lassen, wenn er sicher sein konnte, dass keine Menschenseele den Gang betreten würde. Zumindest nicht, bevor der Morgen graute. Und wie es sich immer gerne handhabte, verstrichen die Stunden bis zum Abend derartig schnell, dass man meinen konnte, sie hätten es eilig gehabt. Die Zeit war also gegen Smoker. Klar, wieso sollte es auch anders sein? Nachdem die Teller klirrend auf dem kalten Boden abgestellt wurden und der Soldat, dem diese ehrenvolle Aufgabe zuteil wurde, den Gang verließ, betrachtete Smoker sein Essen eindringlich und unterdrückte das Gefühl, sich auf der Stelle übergeben zu müssen. Ace wusste weder, dass Smoker ebenfalls festgenommen wurde, noch, dass er direkt nebenan saß. Was sollte er ihm sagen? Und würde er sich gegen die Fragen behaupten können, die Ace zweifelsohne hatte? Vollkommen unerwartet reckte sich plötzlich ein Arm um die Mauer, die seine von Ace' Zelle trennte und winkte ihm zu. Smoker zuckte unwillkürlich zusammen. "Bist wohl nicht so gesprächig da drüben, was?" Mit einem Schlag wurde ihm doppelt so schlecht, als es ihm ohnehin schon gewesen war und er fragte sich ernsthaft, was er tun musste, um unverzüglich zu kollabieren. "Ich wollt' auch nur mal hallo sagen." Smoker schluckte für seinen Geschmack viel zu laut und versuchte, einen ruhigen Atmenzug zu tun, da sein Herz rätselhafterweise einen schnelleren Takt angestimmt hatte. Wenn ihm schon gestern ein Wort über die Lippen gekommen wäre, müsste er jetzt nicht mit sich selbst kämpfen und sich verdammt nochmal fragen, weshalb sein Körper gerade in einen Ausnahmezustand überging. Plötzlich schwang seine Laune entschieden zu schnell um. Und als hätte es seinen inneren Monolog nie gegeben, verschränkte er heftig die Arme vor der Brust und ließ seiner Wut ihren pfadlosen Lauf, da er auf einmal nicht mehr verstand, weshalb es ihm tatsächlich in den Sinn gekommen war, hier eine Seite von sich dominieren zu lassen, die ihm sowohl fremd als auch unwahrscheinlich lästig war. "Dein albernes Hallo kannst du dir sonstwohin stecken! Verfluchter Dreckspirat!" "Smoker??" "Wer denn sonst du Idiot?!" "Was- was machst du denn hier?" "Vermutlich das Gleiche wie du!" "Du wurdest verhaftet?" "Drei Mal darfst du raten, warum." Nach diesen Worten kehrte beklemmende Stille ein. Smoker konnte hören, wie Ace auf seine Pritsche fiel und anscheinend komplett überfordert seufzte. Wirklich befreit fühlte er sich jetzt jedoch eher weniger. Wahrscheinlich musste er zuzüglich noch irgendetwas zerstören, doch beim besten Willen - alles, was sich ihm dazu bot, war für die nächsten drei Monate noch von Bedeutung. "Weißt du was, Feuerfaust? Ich würde dir jetzt verdammt gerne deine grinsende Fresse polieren." Smoker lehnte sich zurück und schnaubte. "Dito." Dito? Moment, er war hier der mit den unbändigen Gefühlen! "Hä?" "Das ist so ein Wort, das bedeutet, dass ich gerne das gleiche mit dir tun würde." "Ich WEISS, was dito bedeutet!" "Wieso fragst du dann?" "Weil ich dich nicht verstehe!" "Tja." "Tja? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?" "Sieht ganz so aus." Also die Situation war ja mal gründlich aus den Fugen geraten und somit auch aus Smokers Verständnisbereich. Noch dazu fühlte er sich mehr als verarscht und hätte auf der Stelle Amok laufen können, wenn es denn die Möglichkeit dazu gegeben hätte. "Da verschlägt es dir wohl die Sprache, was?" Okay, offenbar war die Diskussion noch nicht zu Ende. "Was willst du mir damit sagen?" "Dass ausnahmsweise nicht ich der Idiot von uns beiden bin." "Ach. Und warum sollte mir der Titel zustehen?" "Weil du nicht hier sitzen müsstest, wenn du einfach stehen geblieben wärst." "Um dann zu riskieren, dass mich dieser Holzkopf umnietet?" Es folgte eine winzige Pause und dann sagte Ace etwas, worauf Smoker mit nichts als nacktem Schweigen reagieren konnte. "Wir beide wissen, dass er einzig auf mich gezielt hat." Kapitel 4: Erkenntnis --------------------- Erkenntnis Als am nächsten Morgen nur ein trüber Schein durch das Fenster fiel, war klar, dass das Wetter langsam das tat, was es zu dieser Jahreszeit für üblich tun sollte. Zumindest eine Sache, die in richtige Bahnen geriet. Smoker saß auf seinem Bett und spürte buchstäblich, wie seine Mundwinkel nicht nur sich selbst, sondern sein gesamtes Gesicht in Mitleidenschft zogen. Auch diese Nacht hatte er zum größten Teil im Wachzustand verbracht, dieses Mal jedoch nicht durch die Behelligung einer anderen Person, sondern durch sich selbst. Ace hatte nach seiner unschönen Aussage rücksichtsvoll geschwiegen und etwas anderes war danach nicht mehr passiert. Smoker konnte sich nicht erinnern, innerlich jemals mehr und ausdrucksreicher über sich selbst geflucht zu haben. Das Frühstück landete erneut klirrend auf dem Boden und alles, was Smoker davon anzurühren wagte, war die Tasse Kaffee, die ihm sogar etwas Kraft gab, wenn man es denn so nennen wollte. Aus der Nachbarzelle drangen leise Geräusche, die von Bewegung zeugten an seine Ohren und er erinnerte sich an eine Frage, die er sich während der ganzen herrschenden Totenstille der vergangenen Nacht gestellt hatte. Aus welchem Grund war Ace überhaupt auf der Insel aufgetaucht? "Puma D. Ace. Ich bin hier, um dir das Datum deiner Hinrichtung mitzuteilen." Vor Ace' Zelle kam ein Marinesoldat stramm zum Stehen und wagte nicht, dem Gefangenen in die Augen zu blicken. Anscheinend genügte es nicht, dass er durch waschechten Seestein von ihm getrennt war, um seinen Respekt zu mindern. "Immer raus damit." Smoker konnte hören, wie Ace ein Grinsen zustande brachte und stellte sich vor, wie schwierig es dem Soldaten fallen musste, das zu ignorieren. "Am 13. September wirst du gegen Mittag zum Schafott geführt und dort enthauptet." "Willst du ihm nicht noch unter die Nase reiben, in was für einen hübschen Korb sein Kopf stürzen wird?" Diesen Kommentar konnte Smoker sich nicht verbeißen, da es ihn insgeheim erheblich aufregte, wie die Marine es immer wieder schaffte, so deplatzierte Worte abzusondern. Im nächsten Moment verkündete ihm sein Verstand jedoch, dass die Art, wie sie den Piraten mitzuteilen pflegten, wann ihre Hinrichtungen stattfanden, immer gerechtfertigt war und er hier und jetzt zum ersten Mal innerliche Aufregung hatte aufflammen lassen, da es um Ace ging. Diese katastrophale Feststellung ließ Smoker sogar die übertrieben gestammelte Entschuldigung des Soldaten überhören, der vor lauter Respekt gar nicht wusste, ob er sich sofort auf die Knie werfen oder doch lieber flüchten sollte. Smoker hörte auch nicht, dass Ace diese Begebenheit äußerst amüsant zu finden schien. Ebenfalls entging ihm die Flucht des überforderten Soldaten und auch, dass Ace nach längerer Zeit immer noch lachte. Er hatte Mitleid. Er hatte doch tatsächlich Mitleid mit Ace. Außerdem hatte er ihn eben eindeutig in Schutz genommen. Und nicht nur das, er machte sich Vorwürfe für alles, was geschehen war. Aber das Schlimmste und Schwerwiegenste war, dass er nicht wusste, warum. Kapitel 5: Erwärmung -------------------- Erwärmung "Smoker?" "..." "Smoker?" "..." "Ich möchte die nächsten vier Tage nicht schweigend verbringen." "..." Um ehrlich zu sein, waren die Chancen auf eine Reaktion vernichtend gering und Ace ließ all seinen Missmut darüber in einem hingebungsvollen Seufzen zum Ausdruck kommen. Smoker biss sich auf die Unterlippe. Seit mehr als drei Stunden hatte er keinen Ton von sich lauten lassen. Inzwischen war es früher Abend geworden. "Ich finde, wir sollten darüber reden, auch wenn das nicht gerade unsere Stärke ist." Reden. Pah. Alles was Smoker jetzt noch helfen konnte, war ein ordentlicher Schlag auf den Hinterkopf und selbst das erschien ihm nicht ausreichend genug, um ihn für immer zu heilen. Ace schien das jedoch kaltblütig zu ignorieren. "Smoker... ich wüsste wirklich gerne, warum du es riskiert hast, verhaftet zu werden." Er erwartete doch jetzt nicht im Ernst eine Antwort oder? Nach weiteren Minuten des Schweigens hörte Smoker, wie Ace langsam von seinem derzeitigen Platz verschwand und sich an der gleichen Stelle niederließ, von der aus er ihm am Vortag zugewunken hatte. Unmittelbar danach sah er die schöne Hand des Piraten zaghaft um die Ecke gleiten und sich an der kalten Mauer festhalten. In Smoker begann ein namenloser Schmerz zu pochen, als er Ace' Hand so außerordentlich konzentriert betrachtete. "Wieso?" Ace' Stimme war nun nicht mehr als ein Flüstern. Allmählich geriet Smoker ins Wanken was sein beharrliches Schweigen anging. "War es nicht von Anfang an dein Wunsch, mich zu töten?" Ihm stoppte der Atem. Sein Blick wanderte erschüttert über den Boden nur um wenig später wieder der Hand, die inzwischen leicht verkrampfte, seine ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Es verging eine halbe Stunde. Smoker hatte in der Zeit immer wieder ein viel zu leises Seufzen vernommen und sich gefragt, wie sie die Sache am Besten zum Punkt bringen konnten, ohne dass einer der beiden vor lauter Scham einging bzw. diese durch unechte Gefühlsregungen zu überdecken versuchte. Ihm war klar, dass Ace niemals irgendein Gefühl maskiert hatte und es auch nicht tun würde, deshalb nahm er sich selbst großzügig all dieser Worte an, auch wenn ihm das so gar nicht passen wollte. Die Situation hatte sich kaum verändert. Bis jetzt lag Ace' Hand immernoch an der Mauer. Viel mehr hatte er seit ihrer Flucht nicht von ihm gesehen. Nicht das unfassbar nervenaufreibende Grinsen, den vermaledeiten Hut und auch nicht die vielen Sommersprossen, die sich unterhalb seiner Augen befanden. Plötzlich bewegte sich die Hand Richtung Boden - nein, sie fiel doch eher und landete etwas ungelenk auf den kalten Steinen, womit sie Smoker anvertraute, dass ihr Besitzer soeben eingeschlafen war. Mit diesem Ereignis verschwand unversehens auch das flaue Gefühl in Smokers Magen, was ihn jedoch nicht sonderlich erheiterte, da es rein gar nichts zu bedeuten hatte. Ace würde schließlich irgendwann wieder aufwachen. Er war also niemals sicher vor dessen Fragen, es sei denn er hatte vor, auf ewig zu schweigen. Letzten Endes konnte Ace auch machen, was er wollte - Smokers Kopf blieb Smokers Kopf mit all den munter umherschwirrenden Gedanken, die kein Mensch der Welt zu minimieren vermochte. So war das nun einmal. In seinem Kopf ratterte es nämlich noch immer vor sich hin. Ace' Worte waren immer intensiver in den Vordergrund getreten und mit ihnen auch die unabdingbare Antwort. Nach kurzem Zögern stand Smoker von seiner Pritsche auf und setzte sich neben die regungslose Hand auf den Boden. Sein Blick wanderte von der Hand zu seinen eigenen, die er sich gespreizt in guter Entfernung vor das Gesicht hielt, als wolle er sie genau studieren. Diese Hände hatten zusammen mit seinen Beinen etwas getan, das sie höchstwahrscheinlich in jeder ähnlichen Situation genauso getan hätten - dessen war er sich in den letzten Stunden bewusst geworden. Denn als er sich so aufdringlich mit Ace' Tod konfrontiert gefunden hatte, war mehr als nur eine Sicherung durchgebrannt. In seinem Oberstübchen hatte der Standby-Modus eingesetzt und deshalb hatte es nichts anderes für ihn gegeben, als zu laufen und Ace hinter sich her zu zerren. Nur auf den Grund dafür war er bislang noch nicht gekommen. Er betrachtete wieder die Hand am Boden. Sein Ausdruck wurde schwermütig. Das, was er so heldenhaft hatte verhindern wollen, wurde in vier Tagen Realität. Smoker fühlte sich schuldig. In den nächsten Stunden starrte er einfach nur vor sich hin, bis seine Augen von gnadenloser Schwere übermannt wurden und zufielen. Es sollte die erste Nacht werden, in der er endlich durchschlafen konnte. Ein angenehmes Kitzeln breitete sich auf Smokers Kopfhaut aus, als er erwachte und den weniger angenehmen kalten Boden unter seinem Körper spürte. Fragend suchten seine Augen nach der Ursache für das sanfte Kitzeln und stellten schließlich fest, dass es Ace' Finger gewesen sein mussten, die ihm durchs Haar gestrichen hatten. Smoker stützte sich mit den Händen ab und beförderte seine Gestalt in eine sitzende Positur. Egal wie unbequem er es während der Nacht gehabt hatte - endlich war er ausgeschlafen! Ein tiefer Atemzug bescherte ihm ein unangebrachtes Grinsen. Äußerst unangebracht, als langsam aber sicher die Tatsache zu Smoker durchsickerte, wie aussichtslos ihre Situation war und dass es leider nicht darum ging, was für ein seltsam schönes Gefühl Ace' Finger auf seiner Haut hinterlassen hatten. Hatte er gerade die Worte 'ihre' und 'Situation' in einem mehr als engen Zusammenhang gedacht und das auch noch ernst gemeint? Plötzlich hörte er ein Brummen aus der anderen Zelle und beobachtete, wie Ace' Hand alle Finger ein Mal streckte und wieder ballte. Dann verschwand sie. "Scheiße." Ace stöhnte schmerzerfüllt auf und gab weitere Flüche von sich. Offenbar war seine Schlafposition nicht annähernd so praktikabel gewesen, wie sie hätte sein sollen. "Morgen..." Eigentlich wollte Smoker gar nichts sagen, aber sein Hirn hatte entgegen des Vorhabens, zu funktionieren, seit gestern sowieso aufgehört, geregelte Arbeitsschritte zu absolvieren. Ace entwich ein verschrecktes "Huch", als er so unmittelbar aus der Nähe angesprochen wurde und brauchte ein paar Augenblicke, um eine angemessenere Antwort zu geben. "Guten Morgen." "Bevor du fragst: Ja, du hast die ganze Nacht auf den Boden verbracht." Wieso er ihm das jetzt mitgeteilt hatte, war ihm weder ersichtlich, noch erkannte er den tieferen Sinn dieser Aussage, denn wenn Ace auch nur einen Hauch von Auffassungsgabe besaß - und das tat er ohne jeden Zweifel - dann sollte er schon bemerkt haben, dass sein Schlafplatz der letzten Nacht nicht unbedingt klug gewählt war. "Keine besonders gute Idee..." Zumindest war er der einzige, der die Erfordernis seiner Aussage in Frage stellte. Ace brummte zum wiederholten Male gequält vor sich hin, als plötzlich die Tür am Ende des Ganges aufging und jeder von ihnen das obligatorische Frühstück serviert bekam. So spät war es also schon? Smoker grinste amüsiert, als Ace nach der Tasse Kaffee griff und diese adäquat begrüßte. "Kaffee! Wie schön, dich zu sehen!" Und in einem Moment der geistigen Abwesenheit schob Smoker seinen Kaffee in Ace' Zelle und schien das auch noch gut zu finden. Ganz zu schweigen vom glücklichen Empfänger. "Brauchst du nicht selbst was zum wachwerden?" Für diesen Zweck nicht unbedingt, aber vielleicht, um sich selbst damit auf Ewigkeit das Hirn zu verbrühen, da es tatsächlich den Geist aufgegeben hatte. Denn es kam noch besser! Die folgenden Worte verließen ebenfalls wie selbstverständlich seinen Mund. "Du brauchst es dringender." "Öh... Danke." Keine fünf Sekunden später war es Smokers Stirn, die sich in derart erstaunliche Falten warf, dass man Angst bekommen konnte. 'Du brauchst es dringender?' Wow, also... Smoker konnte sich nicht entsinnen, jemals etwas Ähnliches in seinem Leben geäußert zu haben - zumindest nicht in diesem Zusammenhang und dann bekam er wirklich Angst. Woher kam denn plötzlich so viel Freundlichkeit? Freundlichkeit, was hieß das überhaupt? "Mein Arm tut übrigens immer noch weh." Wie? Was? Smokers Gedanken hetzten wild durch die Gegend. Arm? Schmerzen? Immer noch? Die Freundlichkeit musste ihm stark zugesetzt haben. Unvorhergesehene Begriffsstutzigkeit lag für gewöhnlich nicht in seinem Kern. "Wenn ich geahnt hätte, dass du so schnell rennen kannst... dann hätt' ich mich ja noch vorbereitet." Ah, jetzt war der Groschen gefallen! Ja und anstatt sich zu fragen, wie es möglich war, hier einfach mal heiter mit einem Piraten - DEM Piraten - durch die Gegend zu kommunizieren, grinste Smoker (schon wieder!) und konnte einen schmunzelnden Laut nicht unterdrücken, was Ace regelrecht dazu aufforderte, mitzumachen. Später hätte Smoker diese Angelegenheit nachdrücklich verteufelt, hätte sich gefragt, wie er es tolerieren konnte, Nettigkeiten mit Puma D. Ace auszutauschen und sich eventuell selbst dafür geschlagen... ... vermutlich hätte er all das wirklich getan, wenn nicht plötzlich ein unbekanntes Kribbeln durch sein Innerstes geflossen wäre, das ihm mehr als unmissverständlich klar machte, dass er ein absoluter Gefühlslegastheniker war. ---------- Autorin meldet sich zum ersten Mal nach 5 Kapiteln. Wer auch immer diese Fanfiction liest: Ich brauche Feedback!! Das ist nicht einer dieser Aufrufe "ich brauche Stärkung für mein Ego, jeder soll mir sagen, wie toll ich bin und hach und hui", sondern ein Aufruf an jeden, der dies hier zu sich nimmt und was daran auszusetzen hat! Egal was! Lob ist immer willkommen, klar, und auch die bloße Würdigung dieses Werkes, aber Kritik! Ich brauche Kritik! Wenn es nämlich eines ist, was ich von Anfang an bei dieser FF war, dann unsicher, weil ich weder weiß, ob sich das ganze gut entwickelt, noch ob da irgendein Sinn drin besteht, einen Marinecaptain drei Monate einzusperren, weil er einem Piraten zur Flucht verholfen hat. Das war ein Outing! So! Und nun schmeißt euch drauf und wühlt euch damit über den Boden und wenn ihr fertig seid, werdet ihr etwas verschwitzt sein, aber das ist okay. Gott, ich fantasiere o.o Was ich sagen will ist, dass ich wirklich dringend was in der Hand haben möchte. Also der Text war für den Fall, DASS hier überhaupt jemand liest. Nun die Variante für den Fall, dass niemand liest: Hallo? >.> Kapitel 6: Plan --------------- Plan Absurd. Mehr gab es da gar nicht zu sagen. Die perfekte Beschreibung für alles, was sich abgespielt hatte. Nun hatte Smoker doch etwas Zeit damit verlebt, sich selbst zu verteufeln. Etwas mehr Zeit. Denn was auch immer dieses Gefühl in seinem Magen gewesen sein mochte - Kitzeln, Kribbeln, Prickeln, ganz egal!! - es hatte ihn dermaßen abrupt ereilt, dass ihm ganz anders davon geworden war. Denn es reichte ja offenbar noch nicht, dass er fröhlich mit Ace getürmt war und auch nicht, dass sie jetzt in diesen dämlichen Seesteinzellen hockten und er sich Vorwürfe deswegen machte - NEIN! - seinem sonnigen Gemüt war es nun auch noch in den Sinn gekommen, Smokers Mund zu einem Lächeln und seine Stimme zu einem beinahe ausgewachsenen Lachen hinzureißen! Ja, Herrgott im Himmel, hatte ihn denn jetzt der komplette Wahnsinn überfallen? Eindeutig. Was er brauchte, war ein Plan! Ein Plan, mit dem er die restlichen Tage bis zum 13. halbwegs unbeschadet überstehen würde. Es sei denn, er sollte den Gedanken, einfach mal fahrlässig gegen die Mauer zu rennen doch noch in die Tat umsetzen. Aber bevor ihm das passierte, war zu aller erst der Plan erforderlich und als Beitrag zu dessen Erschaffung schwirrte ihm sogar schon eine Strategie durch den Kopf. Er musste abkühlen, abkühlen und aufhören, so viel zu reden. Wobei er vergleichsweise nicht einmal ein Fünftel der normalen Wörterzahl absonderte, wie er es sonst in Freiheit zu tun pflegte. Bedenklich. Aber in den nächsten Tagen durchaus zu tolerieren. Kalt, kurz und knapp und bitte, bitte - kein Lächeln mehr! Na also. Das dürfte kein Problem werden, denn den größten Teil seiner Anwandlungen hatte er vor diesem ganzen Wahnsinn noch nicht gehabt, wieso sollte er jetzt damit anfangen? Sein Kopf einigte sich darauf, dass ihm da einfach mal ein peinlicher Ausrutscher unterlaufen war und das mit Sicherheit nie wieder vorkommen würde. Fabelhaft. Und bis zum Abend funktionierte seine Strategie durchaus gut. Wenn nicht sogar ziemlich super. Er hatte weder viel geredet, noch gelächelt und erst recht kein Gefühl aufkommen lassen. Nicht das Kleinste! Bis zum Abend jedenfalls. Nach dem Abendessen lag die Stille noch etwas massiver in der Luft und somit auf Smokers geschundenen Schultern. Das, was ihn jedoch an diesem Umstand störte, war, dass es nicht von ihm ausging. Nein - ihm ging es ja blendend, sein Magen vernichtete gerade die leckere Mahlzeit, er musste nichts sagen und seine Mundwinkel hatten sich auch wieder bestens entspannt. Sein Zustand war also nahezu überwältigend mittelprächtig. Nur eben diese Stille, die verhielt sich äußerst unpassend gegenüber seinem Wohlbefinden. Und als hätte er es geahnt, erklang plötzlich ein Seufzen aus der anderen Zelle - dicht gefolgt von einem zweiten. Im nächsten Moment verfluchte Smoker sich selbst, Ace seinen Plan nicht mitgeteilt zu haben. "Nur noch drei Tage." Vielleicht sollte er ihn schnell darüber informieren, dass es in seiner Zelle nicht gestattet war, Gefühle aufkommen zu lassen? Wohlmöglich konnte er so noch das Schlimmste abwenden, denn das schien es ja noch zu werden - schlimmer. "Ich dachte immer, ich hätte noch etwas Zeit. Aber das... das ging alles so verflucht schnell." Es stand also schon fest, dass Smoker mit beharrlicher Ignoranz seiner Bedürfnisse gestraft wurde. Ja, warum auch nicht? Ace hatte eben doch noch nicht gelernt, Gedanken zu lesen. Verdammt. "Vielleicht hätte es doch mehr Sinn gemacht, erschossen zu werden... so eine Hinrichtung ist irgendwie-" Ace' Stimme brach ab. Er hatte versucht, seinen Satz in ein leichtes Grinsen zu verpacken, so viel konnte Smoker raushören bzw. so gut kannte er den Piraten, doch ganz so leicht war das alles schon lange nicht mehr. Aber wollte er ihm gerade wirklich erneut unter die Nase reiben, wie hirnlos diese ganze Sache mit der Flucht gewesen war? Verdammt, das wusste er doch schon! "Zumindest wird bei einem Schuss nicht gleich der ganze Kopf-" "Hälst du jetzt endlich deine dämliche Klappe!!" "Aber-" "Nein! Hör' endlich auf damit! Du- du gehst mir echt gewaltig auf die Nerven! Es ist passiert und du kannst es nicht mehr rückgängig machen! Und jetzt hör' bitte auf, mir ständig zu sagen, wie dumm ich bin!!" "Smoker, ich will ja nur wissen warum!? Warum hast du mich aus dem Schussfeld gerissen?" "Weil ich nicht anders konnte!" "Du willst mir also weiß machen, dass dich jemand dazu gezwungen hat?" "Pah, ich bitte dich...!" "Na was denn dann?!" "Ich- ich konnte einfach nicht zulassen, dass sie dich töten." "Wie bitte?" Na ganz prima. Jetzt hatte Smoker nicht nur ein total bescheidenes Problem, sondern wieder vor Augen, warum das alles so und nicht anders passiert sein musste. Er stand auf und wanderte angestrengt durch seine Zelle, während sein Herz alles andere tat, als sich zu beruhigen. "Warum konntest du nicht zulassen, dass sie mich töten, Smoker?" Oh nein! Eine Antwort würde er darauf ganz bestimmt nicht bekommen. "Smoker!" Er schnaubte missbilligend und spürte einen Krampf in den stramm verschränkten Armen nahen. "Smoker, nun sag' schon!" "Wieso bist du überhaupt nach Loguetown gekommen?!" Zugegeben, diese Gegenfrage war ihm aus reiner Feigheit eingefallen und doch lag sie nicht außerhalb seiner Interessen. Ganz und gar nicht. "Was?" "Warum du hergekommen bist! Denkst du nicht, dass es um einges klüger wäre, sich von der Marine fern zu halten?" "Du weichst meiner Frage aus!" "Juhu, dann sind wir uns tatsächlich zum ersten Mal einig!" "O- okay! Wenn du unbedingt wissen willst, weshalb ich hier bin, dann sage ich es dir!" "Ich bin ganz ohr!" "Gut!" "Fabelhaft! Also?" "Ich wollte dich sehen!" Smoker gab es wirklich ungern zu. Wirklich, wirklich ungern... aber dieser Bengel besaß das beispiellose Talent, ihn zum Schweigen zu bringen und das beunruhigte ihn. ------ Nach 13 Tagen ist es mir gelungen, das neue Kapitel hochzuladen. Ich muss gestehen, dass es schon länger existierte, ich aber nicht wusste, ob ich es wirklich bei der Länge lassen, oder noch etwas dranhängen sollte. So, im Endeffekt habe ich nichts hinzugefügt, mich aber in Grund und Boden geärgert (bzw. das tue ich immernoch), dass plötzlich die Phase der Lustlosigkeit eingesetzt hat. Hmpf! Dann muss ich die Tatsachen ein wenig verändern. Ich WEIß nämlich, dass Ace niemals hätte sterben können, da kann irgendein dämlicher Soldat noch so lange mit seinem Gewehr durch die Gegend knallen. Ich weiß das wirklich - und jetzt kommt das Outing -, aber ich hab's verdrängt! Deshalb, lieber Leser, lass' dir bitte die Illusion geben, Ace wäre sterblich und erfreue dich an Smokers heldenhaft menschlichem Verhalten. ^^" So und bevor das jetzt noch ausufert, sag' ich lieber Tschüss. Tschüss! Kapitel 7: Klick ---------------- Klick "Du wolltest WAS?" Nach längerem Schweigen war Smoker endlich wieder eingefallen, dass er sprechen konnte. "Dich sehen!" "Wieso um alles in dieser gottverdammten Welt wolltest du mich SEHEN?!" "Du tust so, als wäre das ein Drama." "Du wolltest mich sehen!!" "Danke für die Information." Smoker stiefelte aufgebracht durch seine Zelle. Die Unruhe schien sein größter Fan zu sein. Ein Hoch auf die menschliche Psyche, die sich durch solch lachhaftes Verhalten aus der Bahn werfen ließ! "Warum?!" Wohlmöglich war sein Ton nach dem ganzen Wortwechsel immernoch zu barsch, aber man bekam ja auch nicht jeden Tag Dinge um die Ohren geklatscht, von denen man nie zu träumen wagte. "Du hast eine verdammt lange Pause eingelegt. Von der Jagd meine ich. Ich wollte dich einfach sehen. Menschen sind Gewohnheitstiere. Dumme Gewohnheitstiere." Also das klang ja ganz danach, als wenn Ace Smoker vermisst hätte. "Gewohnheitstiere? Die Jagd ist eine Gewohnheit?! Hör' zu Ace, das- du- wie kommst du bloß auf so einen ausgemachten Mist?!" "Wenn das so ein Mist ist, dann fällt es dir bestimmt auch nicht schwer, meine Frage zu beantworten oder?" "Was?" "Ja Smoker! Wieso hast du mich nun gerettet, hm? Sag' schon! Weil du den Gedanken nicht ertragen konntest, dass die Jagd vorbei wäre? Weil du einfach nicht damit klar gekommen wärest, eine Gewohnheit aufzugeben? Sag' schon Smoker! Oder ist das alles nur ausgemachter Mist, den ich da rede?" "Allerdings Puma D. Ace! Derartiger Mist, dass ich ernsthaft an deinem Verstand zweifle!" "Dito!" "Was soll das nun schon wieder heißen?!" "Dass ich nicht fasse, wie feige du bist! Das soll es heißen, Smoker." "Feige? Ich? Und das muss ich mir von jemanden anhören, der irgendwann einfach mal fröhlich beschließt, auf der Insel des Marinehauptquartiers aufzukreuzen, weil er mich SEHEN WILL??" "Genau von dem darfst du es dir anhören! Denn er ist nicht zu feige, dir zu sagen, warum er so gehandelt hat!" "Aah!" Smoker trat mit voller Wucht gegen einen der Gitterstäbe und schnaubte wütend. Das war doch... absurd! Einfach absurd! Wie kam Ace überhaupt dazu, ihm solche Vorwürfe zu machen? Immerhin hatte er den Wettbewerb "Wer ist der größte Idiot?" mit einem Schlag für sich entschieden. Wieso teilte er also noch so großzügig aus? Pah! Und was dachte er sich eigentlich dabei, in so einem resoluten Ton mit ihm zu sprechen? Wie oft war sein Name gefallen? Für Smokers Geschmack ein Mal zu oft, da konnte es noch so toll klingen, wenn Ace' Stimme so richtig in Fahrt kam - genug war genug! Verdammt! Und wieso hatte er es eigentlich schon wieder fertig gebracht, Smoker seiner Worte zu berauben? Niemand schaffte das! Wie stellte Ace das bloß an? Der einzige, dem dieses Talent auch zuteil wurde, war der Admiral, wenn er ihm vor Augen führte, mit welch ansehnlicher Dummheit man ihn gesegnet hatte. Nun, das tat der ja aber auch nur dann, wenn dieser Dummheit eine dementsprechend geistfreie Tat zugrunde lag - übrigens der Grund, weshalb er in einer Seesteinzelle hockte und... vielleicht sollte er einfach zugeben, dass Ace recht hatte. ... Wenn es jetzt noch "Klick" in seinem Kopf machte, dann war das Ende nicht mehr fern. Verdammt. Soviel also zu seinem überragenden Plan. Zumindest eines war klar: Egal wie lange sie sich anschrien und unangenehme Dinge an den Kopf warfen - so würden sie niemals zu einer Besserung finden und vor allem nicht zu der Ausführung des Plans. Wenigstens konnte sich Smoker das eingestehen, wenn er sonst schon etwas gegen die Wahrheit hatte. "Smoker?" Ace war aufgestanden und wieder an den Rand seiner Zelle getreten, von wo aus er nun erneut die Hand um die Mauer reckte. "Was ist?" "Ich will nicht mit dir streiten." "Das tun wir seit dem ersten Tag, elender Bengel." "Ich- ich will es einfach nur von dir hören, Smoker." "WAS willst du von mir hören?" "Dass du Angst hattest und sie immer noch hast." "Wovor sollte ich denn bitteschön Angst haben?" "Mich zu verlieren." Smoker starrte entgeistert auf die Hand an der Mauer und verkrampfte sich von oben bis unten. Für einige Augenblicke schien sein Innerstes wie leergefegt. Alles, was er spürte, war sein Herz, das nicht nur unaufhörlich und viel zu schnell schlug, sondern auch noch anfing, ihm in den Ohren zu dröhnen. Und dann - mit einem Schlag - brach das Chaos in seinem Kopf aus. Sein Gefühl wankte zwischen unbändiger Wut und dem der Ertapptheit hin und her. Es war nie geplant gewesen, dass Ace ihm so gezielt und eindeutig die Wahrheit ins Gesicht schleuderte. Nie! Aber er tat es und Smoker wusste nicht mehr, wie er dieses riesige Schild aufrecht halten sollte, wenn Abertausende Pfeile dagegen donnerten. Und genauso wenig wusste er, wie lange es noch dauerte, bis ihm die Wahrheit doch noch aus der Kehle sprang. Vermutlich nicht lange genug. Der Moment entwickelte sich scheinbar von ganz alleine zu einem Zustand der geistigen Umnachtung - unbedeutend ob Smoker das nun wollte oder nicht, denn als er die schlanke Hand des Piraten so eindringlich betrachtete und ihm seine Worte wild durch den Kopf stürmten, da schien etwas in ihm tatsächlich "Klick" zu machen und die geistige Umnachtung bemächtigte sich lückenlos seines Körpers, der auch promt gehorchte, losmarschierte und nach der dritten Hand in dieser Zelle griff, als ginge es um ihr Leben. In gewisser Weise tat es das ja auch. Ace schnappte überrascht nach Luft, nicht zuletzt, weil Smoker so heftig reagierte hatte, dass sein gesamter Körper einmal gegen die Mauer geklatscht war, und atmete mehrere Male tief durch. Vermutlich war er genauso überfordert wie Smoker. Daraufhin wurde es sehr still. Smoker kämpfte verzweifelt mit dieser Hand in seinen Händen und es stand kurz davor, in Gewalt auszuarten, hätte er nicht noch unglaublicherweise im Hinterkopf gehabt, dass er Ace seinen Arm nicht ausreißen durfte. War es eigentlich normal, dass man in einer so geringen Anzahl von Tagen so verdammt schnell nicht mehr wusste, was man eigentlich tat? Smoker war nahezu gänzlich davon überzeugt, was ihn eigentlich hätte beunruhigen sollen. Schließlich reagierte Ace' einziges Körperteil, das Smoker seit ihrer Verhaftung von ihm erblickt hatte, und schloss sich fest um die Hand des Marinecaptain. Ein kurzes Seufzen war daraufhin zu vernehmen. "Smoker... hör zu..." "Sei. Still." Ace gehorchte. Immerhin hatte eine so erstaunliche Kälte in seiner Stimme gelegen, dass auch Smoker kurz den Atem senkte. Wieso sollte er ihm zuhören? Fiel diesem Bengel denn nichts Besseres ein? Es gab keinen verdammten Grund, zuzuhören! In den letzten Tagen hatte er das schließlich schon oft genug getan und auch oft genug erfahren, dass man davon nichts als Ärger bekam! ... Aber das war ja gar nicht der Punkt, auf den er hinaus wollte. Denn Ace' zuzuhören erschien ihm nur deswegen vollkommen unnötig, weil er selbst so viel zu sagen hatte. "Du wirst mir zuhören!" "Okay..." Smoker starrte mit zusammen gezogenen Augenbrauen auf seine Hände hinab, auf die Hand von Ace, diese wunderschöne, schlanke Hand und plötzlich krochen ihm derartig viele Gefühle den Hals hinauf, dass er sich vor sich selbst erschreckte. "Du verdammter, verfluchter Dreckspirat!", das war unentbehrlich, "Es tut mir leid." "Smoker..." "Halt' deine dämliche Klappe! Du gehst mir langsam echt auf die Nerven!" Für einen winzigen Augenblick war Smoker geneigt, über die ganze Sache zu lachen, denn die Begleiterscheinung dieses Satzes - nämlich dass er Ace' Hand hielt - nahm eben diesem Satz einfach mal komplett seine Ernsthaftigkeit. Sein Plan war ja wohl gehörig nach hinten losgegangen. Nur auch darum ging es jetzt nicht mehr. Smokers Konzentration ließ eindeutig nach. Durch seinen Kopf rasten Gedanken von Schuldgefühlen, ihrer Flucht und der bevorstehenden Hinrichtung. Verdammt, die Hinrichtung. "Sie werden dich umbringen und das hätten sie vor vier Tagen beinahe schon getan!" "Hör' auf damit." "Sei ruhig! Wie dumm bist du eigentlich? Wie dumm? Du hättest dir nicht einfach irgendeine andere Insel aussuchen können oder? Das hättest du nicht einfach tun können!?" Smoker war diese Aussage durchaus sehr ernst und dann - es war wirklich unfassbar - hörte er den Piraten schmunzeln! "Nein, denn dann hätte ich dich ja nicht gesehen." "Das muss ja wirklich ein einziges Spiel für dich sein. Ein einziges, großes Spiel. Wie man jetzt noch lachen kann..." Ace wurde auf der Stelle leiser. Seine Hand schloss sich etwas fester um Smokers und er sprach flüsternd weiter. "Nein, das ist es nicht..." "Na das ist ja auch schon egal. In drei Tagen ist das Spiel vorbei." Okay, das hatte eindeutig zu brutal und herzlos geklungen. Zumindest war so das Schweigen aus der anderen Zelle zu deuten. Naja... und das schlechte Gewissen. "Es tut mir leid." "Smoker..." "Sie werden dich umbringen, das ist dir klar?!" "Hör' jetzt endlich auf damit!" "Und dem großartigen Marinecaptain fällt auf die Schnelle nichts anderes ein, als wegzurennen! Wie ein Feigling, einfach weglaufen. Ja, das ist wirklich ausgezeichnet!" "Smoker, es reicht! Ich sollte dir keine Dummheit vorwerfen, also solltest du das auch nicht tun." "Pfe!" Ace machte eine bedeutsame Pause und sprach wieder im Flüsterton. "Nicht jetzt, nicht hier... und nicht wegen mir." Handelte es sich um Einbildung oder war Smoker gerade wirklich ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen? Er beobachtete schockiert, wie Ace' Daumen vorsichtig über seine Finger strich und fragte sich im nächsten Moment, warum er das eigentlich zuließ. Aber hatte er nicht auch recht? Denn wenn Smoker jetzt damit anfing, für die nächsten Tage sich, seine Dummheit und Ace' Dummheit zu lamentieren, dann machte das nichts besser. Im Gegenteil. Er hatte eigentlich nicht im Sinn gehabt, Ace seine letzten Tage auf dieser Welt zu vermiesen - so sehr er ihn auch hassen mochte. ... Er hasste ihn nicht. Kapitel 8: Resignation ---------------------- Resignation Fabelhaft. Smoker hegte keine Hassgefühle für Ace, er hielt seine Hand und er gab ihm sogar Recht. Das Ende war nah, näher als vermutet, vielleicht befand er sich aber auch schon mittendrin. Seltsamerweise ließ ihn das völlig kalt. Wenn man nahezu täglich Feuer mit seinen Händen produzierte, wie konnten eben diese dann so außerordentlich weich sein? Das war doch nicht normal. Er wusste zwar nur von einer Hand, dass sie weich und zart und schön und... aber die andere Hand schloss sich von einer solchen Beschaffenheit wohl kaum aus. Während Smoker so beispiellos über Ace' Hände nachdachte, bewegten sie sich plötzlich und anfänglich sah alles danach aus, als würden sie endlich den Körperkontakt unterbrechen (zumindest hoffte Smoker das), doch so schnell, wie er mit der Backe an der Mauer klebte und weiche Haut unter seinen Fingerspitzen spürte, war auch die Hoffnung verflogen. Ace drückte Smokers Hand fest an seine Brust, wobei dem Marinecaptain auffiel, wie unglaublich schnell und unregelmäßig sein Herz schlug. Es raste ja beinahe. "Noch schlägt es, Smoker..." Für einen Moment wusste Smoker nicht recht, ob er sich nun freuen oder am Boden zerstört sein sollte. Naja... zu beidem fehlte ihm die Konzentration - konnte der Bengel nicht einfach darauf verzichten, diesen sanften Ton in seine Stimme zu mischen? Ganz gleich, wie Ace nun sprach und was er fühlen sollte - für derlei Gedanken blieb ihm auf einmal keine Zeit mehr, als es seltsam hart unter Smokers Hand wurde. Zunächst war ihm nicht ganz klar, was das zu bedeuten hatte; es fühlte sich an, wie ein kleines Ding, ein... ein Tier oder... auf jeden Fall etwas, das aus Ace' Brust auszubrechen versuchte und... Plötzlich überrollte ihn die Gewissheit schockierend unmissverständlich und er zog im gleichen Moment seinen Arm derartig schnell zurück, dass ihn der Ruck beinahe zu Boden riss. Er spürte pures Feuer in seine Wangen schießen. Was war denn jetzt passiert? "Smoker?" Ace klang irritiert. "Mach' das nie wieder!" "Was denn?" Für ein paar Augenblicke war Smoker gezwungen, die Orientierung wiederzugewinnen und als ihm das erfolgreich gelang, setzte er sich sofort auf seine Pritsche. Jetzt fehlte ihm nur noch die Führung über seinen Körper. Hände? Auf den Beinen. Herz? Immernoch viel zu schnell. Gesicht? Heißer als heiß. Verdammt! Smoker ließ seinen Blick skeptisch zur Mauer schweifen und war froh, Ace' Hand dort nicht vorzufinden. Was auch immer das gerade mit ihm angerichtet haben mochte - es war noch schlimmer als alles andere, was in den letzten Tagen stattgefunden hatte. Viel schlimmer! Und was war das eigentlich für ein ekelhaftes Stechen in seinem Magen? "Smoker? Was ist denn plötzlich?" Das hätte er auch gerne gewusst. Verdammt, soetwas war ihm ja noch nie passiert. Rot wurde Smoker doch höchstens vor Wut, aber wütend traf gerade nicht so ganz auf seine Gemütslage zu. Peinlich berührt und durcheinander, das ja, aber wütend? Negativ. Verdammt! Verdammt! Verdammt! War denn das zu fassen? Jetzt brachte ihn schon die simple Verhärtung einer Brustwarze aus dem Konzept. Als Smokers Gedanken diesen Satz zu Ende gedacht hatten, ließ er seine Arme hängen und den Kopf ergeben auf die Knie plumpsen. Das Ende. Es war da. Verdammter Pirat. Was der ihn alles durchmachen ließ, war schon nicht mehr feierlich. Nach wenigen Minuten, in denen Ace immer wieder besorgt dieselbe Frage gestellt hatte, wurde Smoker mit einem Mal stutzig. Hätte er Ace nicht schon längst an die Gurgel gehen sollen? Mal ganz davon abgesehen, dass die Umstände das sowieso nicht erlaubten. Wo waren all die bösartigen Gefühle? Die Wut, die Empörung, die Hitze? Doch alles, was sich hier erhitzte, war sein vermaledeites Gesicht, denn offenbar fiel seinem Hirn nichts besseres ein, als ständig an das Gefühl unter seinen Händen, als er Ace' Brust berührt hatte, zu denken. Großartig. "Sonst hast du deinen Körper doch auch immer unter Kontrolle." "Was?" "Ach, vergiss' es." "Sagst du mir jetzt endlich, was los ist?" "Nichts Ace, gar nichts..." Nein! Bitte nicht! Das durfte einfach nicht wahr sein! Seine bösartigen Gefühle - sie waren alle weg, ausnahmslos! Denn an Ace' Gurgel hatte er sich noch nicht wiedergefunden und auch nicht im unbändigen Monolog. Alles, was Smoker gerade fühlte, war Resignation. Er... Er hatte sich einfach damit abgefunden. Wenn auch eher ungerne, aber er hatte sich damit abgefunden, komplett geisteskrank zu sein. Vorbei. Aus und vorbei. "Ich geh' schlafen." Gütigerweise ließ Ace ihn gewähren und Smoker ignorierte die leise Stimme in seinem Kopf, die sich fragte, warum der Pirat aufgab. *** Der braune Ledersessel quietschte unter dem Gewicht des Admirals auf, als dieser sich seufzend nach vorn beugte. "Smoker, was soll ich jetzt tun?" Doch Smoker sah von einer Antwort ab und starrte stattdessen seine Hände an, die ruhig auf seinen Oberschenkeln lagen. Das Quietschen ertönte erneut. "Sie verschwinden einfach mal für drei Monate komplett von der Bildfläche und denken jetzt, dass ich Sie ohne weiteres wieder für die Marine arbeiten lasse? Das glauben Sie doch nicht wirklich?" "Ich hatte es gehofft." "Smoker, was glauben Sie, hat ihr Verschwinden für ein Chaos ausgelöst?" "Ich nehme an, ein gewaltiges." "Ganz recht. Es war eine Katastrophe, denn Sie wissen genauso gut wie ich, dass es vor Ihnen kein anderer Marinecaptain zu derartigen Leistungen gebracht hat." Smoker blieb stumm. "Aber dann, ganz plötzlich, sind Sie weg..." Die Stimmung im Büro spannte sich an. Smoker wusste, dass er nichts mehr zu erreichen hatte. Vielleicht wäre ihm dieses Wissen hilfreicher gewesen, als er zum erste Mal mit dem Gedanken gespielt hatte, nach Loguetown zurückzukehren. "Wissen Sie Smoker... Menschen machen Fehler, ständig... und wir beide wissen, dass in der Vergangenheit oft Diskussionen über Ihr Verhalten auf dem Tagesplan standen. Aber dieses Mal reicht keine Diskussion. Sie werden ins Gefängnis wandern und zwar für eine sehr lange Zeit." Als der Admiral diese Worte ausgesprochen hatte, zog Smoker die Augenbrauen zusammen und knirschte mit den Zähnen. Damit hätte er rechnen müssen. Zwei Soldaten postierten sich neben Smoker und legten ihre Hände um jeweils einen seiner Oberarme. Dann lenkten sie ihn eine altbekannte Treppe hinab. Ihr Weg führte einen schmalen Gang entlang vorbei an leeren Seesteinzellen. In der vorletzten Zelle konnte Smoker aus dem Augenwinkel eine Gestalt erkennen, doch die Zeit reichte nicht aus, um sie vollständig zu identifizieren. Die letzte Zelle war wieder leer und die Soldaten öffneten einmalig ruhig die Tür, um Smoker hinein zu führen. Als die Tür wieder ins Schloss fiel, ertönte eine Stimme. Sie hallte durch den gesamten Gang und Smoker verspürte einen leichten Schmerz in seinem Herzen, als er die Erleichterung in der Stimme vernahm, die er erst nach ein paar Sekunden wirklich verstand. "Captain Smoker?! Sind Sie das?" Es war Tashgi. "Ich habe Sie im Vorbeigehen nicht gleich... njach, Sir? Oh Gott, ich..." Die Soldaten verließen den Gang. "Ja Tashgi. Ich bin zurück." "Sir! Ich dachte, Sie wären tot! Herrje, ich bin so froh!" Smoker schluckte bitter. Die Eindrücke überforderten ihn. "Tashgi, wieso bist du hier?" Das Mädchen antwortete ohne Umschweife und im gewohnten Ton - wie immer, wenn sie ihrem Captain Informationen meldete. "Zur Zeit herrscht eine hohe Kriminalität in Loguetown, was letztlich auf ihr Verschwinden zurückzuführen ist, und weil die normalen Zellen deswegen überfüllt sind, hat man mich hierher gebracht." "Nein Tashgi, WARUM bist du im Gefängnis?" Sie machte eine Pause und atmete schwer. Natürlich wusste Smoker den Grund für ihre Verhaftung, aber... nein, er hatte keine Ahnung, weshalb er sie danach fragte. Vielleicht erhoffte er sich einen begnadigenden Ton in ihrer Stimme, sodass er alles vergessen konnte, was er angerichtet hatte. Gott, war er ein Egoist. "Weil ich Ihnen und dem Piraten zur Flucht verholfen habe..." Ihre Stimme war leise gewesen und tatsächlich hätte sie ihn von aller Schuld befreit, wenn er das nicht selbst so verachtet hätte. Verdammt. "Tashgi, es tut mir leid. So war das nicht geplant." "Ich weiß. Ich bin nur froh, dass Sie am Leben sind." Das half Smoker nicht wirklich. Er fühlte sich elend. Die Schuld, die auf seinen Schultern lastete, war nahezu unerträglich und doch... hatte er sie so sehr verdient - es war fast nicht genug. Tashgi war viel zu gutmütig. Zu gutmütig für diese gottverdammte Welt. "Sir, ich weiß, das ist unangebracht, aber ich würde gerne wissen, was passiert ist, nachdem Sie sich mit Puma D. Ace vom Schafott gestürzt haben. Ich wurde sofort von den Soldaten belagert und dann war da ja noch der Admiral und-" "Er ist tot." "Was?" "Ace. Er wurde erschossen." "Aber-" "Als wir durch die ersten Gassen gelaufen sind, sah alles gut aus - die Soldaten waren allesamt beim Schafott - wir hatten also freie Bahn. Leider mussten wir die Richtung wechseln, weil der Hafen auf der anderen Seite der Insel war und dann sind wir den Soldaten förmlich in die Arme gelaufen." Smoker schluckte erneut. Die Erinnerungen schienen so frisch, dass er glaubte, niemals drei Monate Abstand davon gehabt zu haben. "Ich habe ihn verloren." "Sir... ich wusste ja nicht..." "Schon gut. Ich hätte wissen müssen, dass es nicht ewig so weiter gehen kann." Tashgi schwieg und überließ Smoker seinen Gedanken. Er wusste nicht, wie lange er hier sitzen würde. Der Admiral hatte es nicht gewusst und auch sonst niemand. Wahrscheinlich bekam er das auch erst dann mitgeteilt, wenn es für ihn gar nichts mehr gab, für das er diese Zelle verlassen wollte. Wobei der schwerwiegenste Grund für diesen Willen sowieso nicht mehr existierte. Die Jagd hatte ihr Ende gefunden und irgendwie hatte Smoker den Piraten sogar erwischt - nur leider nicht auf die Art und Weise, die die Marine verlangte. Und nun war Ace tot. *** Als Smoker am nächsten Morgen die Augen aufschlug, blieb er regungslos liegen und starrte versteinert gegen die Decke. Seine Lippen fühlten sich rau und völlig ausgetrocknet an, sodass er sich kaum traute, sie zu bewegen. ... Hatte er geträumt? Die Erinnerungen in seinem Kopf vermengten sich ohne Unterlass. Ace, der Admiral, Tashgi, die zweite Zelle im Gang, Tod, Schüsse, die letzte Zelle im Gang, Staub, die Flucht, Streit, viel Streit... Ace! Smoker begann langsam den Kopf zu drehen, dann zuckte er wieder in seine Ausgangsposition zurück. Was, wenn ihm die letzte Zelle gehörte? Was wenn das alles kein Traum gewesen war? Dann würde Tashgi nebenan liegen und wahrscheinlich noch schlafen. Und Ace... er wäre tot. Er hob erneut den Kopf an, drehte ihn ein Stück und erwartete mit rasendem Herzen, einen leeren Gang zu erblicken. Und was er sah, war nur ein Stück leerer Gang. Nein. Bitte nicht. Plötzlich durchfuhr es Smoker wie ein Blitzschlag, er rutschte unabsichtlich über den Rand seiner Pritsche, landete der Länge nach auf dem Bauch und rappelte sich genauso schnell, wie das alles passiert war, wieder auf, um zu den Gitterstäben zu stolpern. Die Tür! Seine Augen wurden größer, sein Herz machte einen kleinen Satz. Er hatte nur geträumt! Verdammt, jetzt war ihm alles egal. "Ace!" Er sprang auf und schnellte zur Mauer, die ihn von dem Piraten trennte. "Ace!!" Ein tiefes Brummen ging durch die kühle Gefängnisluft. (Tashgi würde niemals tief brummen! Ein Traum, nur ein dummer Traum!) "Ace! Wach' auf!" "Smoker? Wieso schreist du denn hier so rum?" "Ist doch scheißegal! Steh' endlich auf!" "Was hast du denn?" "Sonst stellst du doch auch nicht so viele Fragen, verdammt!" Wieder ein Brummen. Dieses herrlich tiefe Brummen! Ace stand auf, schlurfte zum Rand seiner Zelle und blieb stehen. "So." Und ohne weiter darüber nachzudenken, was er tat, glitt Smokers Hand um die Mauer, suchte kurz nach Ace' Arm und zog ihn zu sich. Smoker hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie er das erklären sollte, aber ehrlich gesagt interessierte ihn das gerade herzlich wenig. Er hielt Ace' Hand fest an sich gedrückt und schloss für einen Moment die Augen. "Smoker?" "Hn?" "Was ist mit dir?" "Nichts." "Das ist aber ein gewaltiges Nichts." "Halt' die Klappe." Tatsächlich hielt Ace seine Klappe und tat etwas, wovon er zu glauben schien, dass Smoker es in diesem Augenblick tolerierte. Er löste seine Hand aus der des Marinecaptains, fuhr dessen Arm hinauf über den strammen Hals und kam schließlich auf seiner Wange an, die er so zärtlich berührte, dass gleich mehrere kalte Schauer Smokers Rücken hinunter sausten. Und er tolerierte. Smoker zog es vor, sich später zu fragen, was diese Berührung in ihm ausgelöst hatte, warum er es als angenehm empfand, so angefasst zu werden und warum er sich nach nichts anderem gesehnt hatte. Es war unwichtig. In diesem Moment ignorierte er jede Stimme in seinen Gedanken. Und es tat gut. -------------------- Gott, bin ich schlecht. Soviel also zu meinem Vorsatz, wenig Zeit zwischen den Kapiteln verstreichen zu lassen. Und dann bin ich nichtmal damit zufrieden. Inhalt: gut, Umsetzung: schlecht. Oder so ähnlich... Hoffe, es kommt trotzdem irgendwie so rüber, wie es geplant war. Kapitel 9: Angst ---------------- Ohje, ich wollte zwar erreichen, dass Verwirrung gestiftet wird, aber so heftig... das war nicht der Plan. Deshalb hab ich mir jetzt auch gewaltig in den Arsch getreten und das nächste Kapitel fertig getippt. Tada. So, ich glaube, danach folgen noch zwei Kapitel und dann ist Ende im Gelände. Viel Spaß beim Lesen! Angst Wenn man die Augen schließt, vertraut man auf etwas, das einem den Glauben vermittelt, die Dunkelheit könne einem nichts anhaben. Dieses Gefühl ist so stark, dass man sogar vermeiden möchte, die Augen wieder zu öffnen. Vertrauen. Smoker schlug verwirrt die Augen auf, als sich das Geräusch der Tür mit dem Verschwinden von Ace' Hand vereinte. Das Klirren der Frühstücksteller auf dem grauen Boden durchzog ihn wie ein Blitz; es tat beinahe weh und kostete ihn mehrere Sekunden, um zu begreifen, was passiert war. Der Soldat warf ihm einen flüchtigen Blick zu und wandte sich dann an Ace, wobei er im ersten Moment zu zögern schien, dann aber doch äußerst angestrengt irgendeinen Punkt in der Welt hinter dem Piraten fixierte. "Puma D. Ace." Was sollte das denn werden? "Ich bin hier, um dich daran zu erinnern, dass morgen Mittag um 12 Uhr deine Hinrichtung stattfinden wird." Das durfte doch jetzt nicht wahr sein! Smoker gab einen bestürzten Laut von sich, schnellte zu den Gitterstäben, die er am liebsten kurz und klein geschlagen hätte, wären sie nicht aus Seestein gewesen, und zwang sich dazu, ruhiger zu werden. "Hey, uniformiertes Arschloch! Komm' her!" Der Soldat wandte sich überrascht zu Smokers Zelle und konnte beinahe gar nicht anders, als auf ihn zuzugehen. Noch immer war er Marinecaptain, noch immer war er der Mann, dem er gehorchen musste, ganz gleich mit welchen Titeln er ihn auszeichnete. "Sir?" Seine Stimme zitterte und als er in Smokers Reichweite trat und noch gar nicht wusste, wie ihm geschah, hatte der Marinecaptain bereits die Chance und damit auch den Kragen des Soldaten ergriffen, der auf der Stelle ein machtloses Wimmern von sich gab, als sein Gesicht Bekanntschaft mit den Gitterstäben und Smokers Nase machte. "Du mieses kleines Soldatenarschloch." Smoker presste die Worte so erbittert durch seine Zähne, dass dem Soldat etwas Speichel auf die Lippen spritzte. Er zitterte und bekam riesige Augen. "Sir- ich- es- ich wollte doch nur-" "Du hast nichts zu wollen!!" "Smoker!" Das war Ace und er klang... Smoker wusste nicht, wie er klang. Sein Arm ragte um die Ecke, versuchte, nach ihm zu greifen, doch alles, was er zu fassen bekam, war Luft. "Er kann nichts dafür, Smoker! Und jetzt lass' ihn los!" "Nein! Ich kann ihn hier und jetzt fertig machen, Ace! Ich werde so lange an seiner dämlichen Visage zerren, bis er durch die Gitterstäbe passt und dann sieht er wirklich aus, wie ein Arschloch! Aber dann geht's erst richtig los!" Der Soldat jaulte wie ein Hund, als Smoker noch etwas fester an seinem Kragen zog. "Smoker, bitte! Das bringt mich auch nicht zurück!" Das war der Moment, in dem der Soldat rückwärts taumelte und zu Boden fiel. Er hustete zwei Mal kurz, ging sicher, ob alles in Ordnung war und rappelte sich dann auf, um die Flucht zu ergreifen. "Smoker?" Doch Smoker schwieg. 'Das bringt mich auch nicht zurück.' Nichts würde ihn zurück bringen. Nicht einmal ein Wunder. Wenn er am nächsten Tag den Gang verlassen würde, dann war alles vorbei. Die Jagd, eine Gewohnheit, ein Leben. Ausgehaucht. Wie herzlos waren diese Soldaten eigentlich? Riss man jedem von ihnen vor dem ersten Arbeitstag mal eben sein Herz heraus oder wie funktionierte diese Kälte auf zwei Beinen? Smoker legte beide Hände auf den Kopf und krallte sich entmutigt in seinen Haaren fest. Dieser Marinesoldat hatte ihm soeben äußerst schmerzhaft klar gemacht, dass er in absehbarer Zeit völlig alleine war. Er hatte ihm buchstäblich unter die Nase gerieben, was er seit Tagen verdrängen wollte und doch nicht konnte: Wie entsetzlich der Gedanke war, dass er Ace niemals in seinem Leben wiedersehen würde. Er hätte den Soldaten am liebsten umgebracht. Erneut drang Ace' besorgte Stimme an Smokers Ohr. "Ist alles okay?" Sollte er antworten? Riskieren, dass Ace endgültig die ganze Wahrheit erfuhr und den Korken, der all dies noch hinter Schloss und Riegel hielt, unwiderruflich ziehen? "Nein, nichts ist okay." Smoker vermisste den Anblick des Piraten. "Was war das eben?" Er vermisste die Art, wie Ace seinen Hut nach hinten schob, wenn er davon überzeugt war, die Oberhand zu haben... oder sie hatte. "Das hast du doch mitgekriegt. Er hat dir gesagt, dass morgen deine Hinrichtung ist." Er vermisste seine Augen, die ihn so oft herausgefordert hatten, ohne dass er ein Wort hatte sagen müssen. "Smoker, was ist los?" Er vermisste sein Lächeln... verdammt... er hatte es nie gehasst, es war ihm nie auf die Nerven gegangen, es sei denn der Pirat begab sich in aussichtslose Situationen und fing DANN an zu grinsen. Aber davon abgesehen hatte er jedes aufrichtige Lächeln genossen, weil es... "Smoker?" ... ihm gesagt hatte, dass Ace am Leben war, dass die Jagd weiterging. Er schluckte. "Soll ich anfangen, wie ein Kind herumzujammern, weil ich es beschissen finde, dass du... dass du morgen gehen musst?" Plop, das war der Korken. "Das wäre mir lieber, als wenn du gar nichts sagst." Smoker ließ sich gegen die Mauer sinken, glitt zu Boden und versuchte irgendwie Ruhe in sich zu bringen. Die Gefühle überschlugen sich, tobten durcheinander und es erschien ihm fast so, als stünde er ganz nah an einem Abgrund. Nur noch ein Schritt, ein winziger Schritt. "Ich will nicht, dass du morgen gehst." Beinahe hätte er sich vor seiner eigenen Stimme erschreckt, die fremd und heiser klang. "Wow, es hat mich ja wirklich sehr viel Zeit gekostet, DAS aus dir rauszukitzeln." Ace' Lächeln war nicht zu überhören. "Halt' die Klappe." "Ich habe Angst." Für mehrere Augenblicke wurde es sehr still zwischen ihnen, denn Ace' Stimmung hatte so schnell umgeschlagen, dass Smoker total überfordert damit war. Angst... Die hatte er auch. Angst vor dem Moment, in dem die Soldaten kamen, um Ace abzuholen. Angst vor dem Geräusch der Tür, wenn sie sich schloss und die völlige Stille zurückließ. Er fürchtete sich vor den wilden Vorstellungen, die sein Kopf ihm bereiten würde, denn das tat er sehr gerne - unnötige Bilder in sein Hirn projizieren... "Hättest du jemals gedacht, dass wir irgendwann SO miteinander reden?" Er lenkte vom Thema ab. Vielleicht war das auch ganz gut so. Vielleicht machte es diesen letzten Tag etwas erträglicher. "Nein..." "Du hast dich verändert, Smoker." Smoker schluckte ergeben, wollte "ja" sagen, traute sich jedoch nicht. Es hätte mehr gezeigt, als er von sich preisgeben wollte. Was dachte er da für einen Schwachsinn? Ace war schon viel tiefer vorgedrungen. Er befand sich auf einer Ebene, die Smoker noch niemals zuvor bewusst betreten hatte. "Weißt du, ich bin froh, dass ich nicht erschossen wurde." Diese Aussage machte Smoker hellhörig. Und es folgte eine kleine Pause, die ihm zu verstehen gab, was nun folgen würde. War es nicht auch das, was er sich heimlich wünschte zu hören? "Denn so habe ich dich länger in meiner Nähe gehabt, als es eigentlich geplant war." Er hatte es gewusst. Dann kroch plötzlich ein leiser Gedanke durch seinen Kopf, wuchs zu einem Gefühl heran und... übermannte ihn. "Es war gut so..." Ace schien zu stutzen. Damit hatte wohl wirklich niemand gerechnet. Niemand. Niemals. Seltsamerweise machte Smoker sich keinen Kopf mehr darüber. Wie gesagt, er hatte es akzeptiert, auch wenn das irgendwo immernoch völlig absurd war. Mehr als das. Freute Ace sich? Freute er sich, dass Smoker mit so erfüllter Stimme sprach? Darüber, dass er tagelang immer gegen seinen eigenen Kopf gekämpft hatte und nun endlich am Ende dieses Kampfes war? Smoker konnte es nicht länger leugnen - er wollte, dass Ace einen Grund zur Freude hatte. Sein Magen kribbelte schmerzhaft und bescherte ihm eine ausgewachsene Gänsehaut. Smoker schüttelte sich kurz und rieb etwas kraftlos über seine Unterarme. Im nächsten Moment riss Ace ihn aus seinen Gedanken. "Was hättest du eigentlich getan, wenn die Soldaten dich nicht entdeckt hätten? Zwischen den Gassen meine ich, als wir auf dem Weg zum Hafen waren." Es dauerte ein paar Sekunden, bis Smoker die passende Antwort parat hatte. "Wir wären natürlich weiter gelaufen und im Hafen hätte ich dich auf dein blödes Boot gezerrt und dir gesagt, in welche Richtung du am besten abgehauen wärest." "Und wenn ich dich mit mir genommen hätte?" "Das hättest du nicht getan." "Woher willst du das wissen?" "Du hättest es nicht getan, weil ich es nicht gewollt hätte." "Und warum nicht?" "Wir wären langsamer gewesen, es hätte nie funktioniert. Zu zweit auf dieser Nussschale." "Aber du HAST darüber nachgedacht!" "Kurz, ja." "Ein weiterer Triumph! Du machst mich heute verdammt glücklich, Smoker!" In Ace' Stimme lag pure Aufrichtigkeit und Smoker spürte, dass ihm wieder etwas wärmer im Gesicht wurde. Würde das denn nie aufhören? Ace lachte. Er lachte so warm, dass Smoker für einen kurzen Moment glaubte, er wäre nicht im Gefängnis. Da wären gar keine Gitterstäbe und er könnte einfach um die Mauer herumgehen und Ace sehen. Die Gänsehaut kam zurück. Und plötzlich war da eine Frage in seinem Kopf, die ihn wieder etwas in den Wust seiner Gefühle zurück stieß ohne dass er es kontrollieren konnte. Wie sah Ace eigentlich aus? Nicht, dass er das nicht gewusst hätte (auch wenn das Bild in seinem Kopf nach und nach schwächer wurde), aber er hausierte jetzt fünf Tage unmittelbar neben ihm und... naja... er musste sich verändert haben. Genauso wie Smoker selbst. Sein Bart wuchs und wuchs und er wollte gar nicht wissen, wie lang er nach diesen drei Monaten sein würde und wie schrecklich es sein musste, diesen Urwald dann wieder abzurasieren; sofern er das dann tun würde. Außerdem spürte er ganz deutlich, dass die Nächte in dieser kalten Zelle ihre Spuren hinterlassen hatten. Bestimmt war die Dunkelheit unter seinen Augen nicht zu übersehen, was ja letztlich auch von dem psychischen Stress herrührte. Vielleicht war aber auch nur der Stress daran Schuld und Smoker wollte das nichtmal in Frage stellen. Zurück zu Ace. Wie hatte er sich verändert? Und würde er das überhaupt erfahren? Plötzlich überkam Smoker ein leises Gefühl von Panik. Würde er ihn noch ein einziges Mal sehen können bevor... ? Er schluckte. So weit hatte er bislang noch nicht gedacht. Bis zu diesem Moment war es ja auch nicht so offensichtlich für ihn gewesen, dass er Ace nicht gehen lassen wollte. Auf einmal trat ein Bild in Smokers Kopf, dass er zuerst nicht richtig deuten konnte. Es war Ace Hand, wie sie vor dem Auftritt des Soldaten an seine Brust gedrückt lag. Zu diesem Bild gesellte sich das Gefühl, das er empfunden hatte, als diese Hand dann zu seinem Gesicht gewandert war. Und dann kam auch wieder die Frage auf. Wieso hatte er sich danach gesehnt? Nach Körperkontakt? Im nächsten Moment erhob sich Smoker vom Boden und atmete heftig ein und aus. Das war zu viel für ihn, viel zu viel. Er spürte einen kleinen Schmerz in seinem Kopf. Wieso dachte er plötzlich so viel nach? Natürlich, das tat er immer, aber wieso machte sein Hirn so einen Scheiß und hielt ihm Dinge vor Augen, die er jetzt nicht gebrauchen konnte, die ihn überforderten? Er hatte keine Ahnung, ob er den Piraten noch ein Mal sehen würde und er wusste schlichtweg nicht, was es da noch in ihm gab, das Ace zuteil wurde, außer dem Wunsch, ihn zu jagen, die Gewissheit zu haben, dass er lebte. Er hatte keine verdammte Ahnung! "Smoker?" Ein gewaltiger Ruck durchzuckte seinen Körper und zuerst war er nicht dazu fähig, auch nur irgendeine Reaktion zu zeigen. "Ich würde dich gerne etwas fragen." Als Ace diesen Satz ausgesprochen hatte, spürte Smoker plötzlich die blanke Angst seinen Rücken hinaufkriechen. Er würde ihn doch nicht etwa danach fragen, was er gerade gedacht hatte oder? Blödsinn! Wieso sollte Ace das tun? Er konnte keine Gedanken lesen und er würde es auch nicht können. Aber warum fühlte Smoker sich so ertappt? "Warum sind wir so?" Wie? Was? Seine Stirn warf sich in Falten und für einen kurzen Moment schlich sich noch ein paranoider Gedanke in seinen Kopf ein: Ace führte etwas im Schilde! Oh Gott, das war der Wahnsinn, der sich zu seiner Endzeitstimmung gesellte! Bevor das alles überhand gewinnen konnte, zwang Smoker seinen Kopf zu klaren Gedanken und konzentrierte sich. "Was meinst du?" "Naja... warum jagst du mich, warum lasse ich mich jagen? Oder besser gesagt, warum WAR das alles so?" "Du bist Pirat. Ich muss dich jagen." "Verfolgst du Ruffy auch?" "Was?" "Mein Bruder. Jagst du ihn auch?" "Nun... wenn ich Hinweise darauf habe, wo er sich befindet... dann ja." "Aber nicht ständig... oder?" "Nein." "So wie mich." "Nein..." "Und-" "Ace, worauf willst du hinaus?" Eine Pause. Leicht überrascht stelle Smoker fest, dass sein Herz wieder ein paar Takte schneller schlug und er doch tatsächlich aufgeregt war. Moment... wieso denn aufgeregt? Und wieso zog sich diese Stille immer länger? Also wenn Ace schon Fragen hatte, wieso schwieg er dann? (Und wieso wollte er jetzt unbedingt wissen, was Ace zu fragen hatte?) "Ace?" Der Pirat räusperte sich. "Smoker...?" "Warum sagst du nichts?" "Ich spreche doch." Ace war verlegen! Heilige Scheiße, dass Smoker das noch miterleben durfte. "Richtig, aber du sagst nicht das, was du sagen willst!" "Wie kommst du denn darauf?" Smoker stöhnte beinahe genervt. "Verkauf' mich nicht für dumm, elender Bengel." "Also-" "Ace! Nun sag' schon!" "Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee wäre." "Bitte? Du hast doch angefangen!" "Ach, hab' ich das?" Das durfte doch jetzt alles nicht wahr sein! "ACE!" Smoker war wütend, er war sehr wütend und er verspürte den einmaligen Drang, Ace in die Wange zu kneifen. !! Für zwei Sekunden wagte sich kein Lufthauch in Smokers Lungen. Es waren furchtbare zwei Sekunden, auch wenn es nur zwei Sekunden waren. Er wollte Ace in die Wange kneifen?! Verdammt, was war denn nur mit ihm los?? "Ace, wenn du nicht sofort mit der Sprache rausrückst, dann verspreche ich dir-" "Ich hab' mich gefragt, warum es nicht anders sein konnte!" Erneut schnappte Smoker nach Luft. "Siehst du! Ich wusste ja, dass es keine gute Idee war! Verdammt! Ich mutiere langsam zu Ruffy, das wollte ich eigentlich vermeiden." "Moment mal!" "Was?" "Was meinst du denn überhaupt damit?" "Ruffy redet ständig und ständig nur das, was er denkt. Das ist ja eigentlich auch sehr gut, aber-" "Ace! Der Strohhut interessiert mich nicht!" "Was denn dann?" Jetzt wollte er ihm in beide Wangen kneifen. Ganz gehörig. "Das weißt du ganz genau." Wieder eine Pause. Pause. Pause. Immernoch Pause. Smoker fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und setzte sich wieder an die Mauer. "Warum es nicht anders sein konnte, Ace?" "Ja..." "Inwiefern anders?" "Ich weiß nicht... es gibt sinnvollere Dinge, als sich zu jagen." "Zum Beispiel?" "Sich nicht zu jagen." "..." "Eben andere Dinge zu tun..." "Du machst mich noch verrückt..." "Siehst du. Wieviel schöner es ohne die Jagd gewesen wäre - ich hätte dich den ganzen Tag verrückt machen können! Ich finde, das klingt super." "Ja, das war es, was ich schon immer wollte." Smoker mochte die Ironie, mit der er sprach. Sie war besser, als die Wut. Viel besser. "Wir hätten auch auf eine einsame Insel gehen können." "Und dann?" "Weiß nich'..." "Du hast anscheinend keine Ahnung, was du da redest." "Doch! Smoker, alles hätte anders sein können. Ich weiß auch nicht, wie oder was... vielleicht dürften wir einfach nicht das sein, was wir sind." "Pirat und Marinekapitän?" "Genau." Offenbar war Smoker der Gedanke, er wolle Ace in die Wange kneifen, auch nur deswegen gekommen, weil er ganz genau wusste, was dem Piraten während dieser Unterhaltung durch den Kopf ging. Wieso, verdammt, wusste er das? Und wieso wollte er so unbedingt, dass Ace diese Dinge aussprach anstatt drumherum zu reden? "Ace, was soll das?" Plötzlich schien sich der Boden unter Smoker völlig zu verdrehen. Er gab seinen Standpunkt auf, er betrachtete alles aus einem anderen Blickwinkel und konnte sich überhaupt nicht erklären, wie es dazu kam. "Was meinst du?" Und dann sprach eine Stimme. Ohne Zweifel - es war seine eigene, aber wie sie klang... wie sie so einfach, ohne ihn darüber nachdenken zu lassen, erklang... "Warum tust du dir so weh?" Sie klang besorgt. "Weil- ich- ach..." Er hatte Ace aus dem Konzept gebracht. Einfach so. Und er konnte sich nicht erinnern, dass er das schon jemals zuvor fertig gebracht hatte. Verdammt, was lief hier eigentlich für eine merkwürdige Show ab? "Du solltest das lassen, Puma." "Und was ist, wenn ich es nicht tue? Smoker, ich- ich muss noch so vieles sagen. Die Zeit reicht einfach nicht mehr. Sie ist viel zu knapp. In 24 Stunden-" "Schluss jetzt!" "Ich habe Angst! Verdammte, verschissene Angst!" Kapitel 10: Reibung ------------------- Reibung "Du hast doch gar keine Ahnung!" "Achso? Das ist ja wirklich sehr interessant, du verdammter Pirat!" "Wenn man keine Ahnung hat, dann ist es das vermutlich." "Sag' mal, merkst du überhaupt, in was du dich da verrennst?" "Ich merke nur, dass du mir den Mund zu verbieten versuchst!" "Was?!" "Schluss jetzt, Puma. Sei ruhig, Puma. Was ist das denn?" "Hör' mir mal zu Ace! Du hast damit angefangen! Du hast erzählt, wie toll es doch sein könnte, wenn alles anders wäre!" "Weil es so IST!" "Mit dem Unterschied, dass wir in diesen verdammten Zellen hocken und es kein "anders" mehr geben wird!" "Aber es KÖNNTE so sein! Wenn wir nur alles anders gemacht hätten!" "Das- das ist echt zu hoch für mich!" "JA, für jemanden, der keine Ahnung hat-" "Halt dein verschissenes Maul!!" "Du machst es schon wieder!" "Weil du uns verdammt nochmal nur wehtust! Mit jedem einzelnen Wort!" "DU tust MIR weh, Smoker! So ist es doch." "Merkst du eigentlich, was du da redest?" "Ja, das tue ich." "Pfe, tut mir leid, aber das nehme ich dir nicht ab." "Weißt du, Smoker... es ist wirklich bitter. Wenn du dich dafür öffnen könntest, dann wäre selbst dieser Moment ganz anders." "Dieser Moment könnte auch so ganz anders sein!" "So, meinst du das?" "Ja!" "Dann sage ich dir jetzt mal etwas: Solange du so- so verklemmt bist und es einfach nicht fertig bringst, dir das anzuhören, was ich denke-" "Puma D. Ace! Es reicht! Es reicht, es reicht, es reicht!!" "Na schön, wie du willst." Schweigen. Wie konnte das passieren? Wie konnte das nur... Smoker zog immer wieder den gleichen Kreis durch seine Zelle. Sein Herz raste, seine Stimme (hätte er sie nur noch eine Sekunde länger benutzen müssen, wäre wahrscheinlich etwas passiert, das Smoker noch niemals zuvor in seinem Leben getan hatte) zitterte, bebte förmlich. Es war eskalliert. Grundlos. Ihm war einfach nicht klar, wie das passieren konnte. Dabei hatte er doch nur gewollt, dass... und diesen letzten Tag, diese letzten 24 Stunden... mittlerweile nur noch 23 Stunden... oder noch weniger? Er wollte doch nur, dass alles ein bisschen anders sein konnte. Keine seltsamen Gefühle, die man erst stundenlang hinterfragen musste und... Verdammt! Wie konnte das nur passieren? Dieser verfluchte Pirat! Von wegen in die Wange kneifen! Er würde ihm gnadenlos die Fresse polieren, bis ihm klar wäre, wie idiotisch er sich gerade benommen hatte! Plötzlich wurde Smoker schwindelig. Er blieb kurz stehen, befürchtete beinahe, dass er gleich tatsächlich umkippen und den Löffel abgeben würde, bevor Ace auch nur den Weg zum Blutgerüst antreten konnte, und schüttelte verzweifelt seinen Kopf. Okay, das war keine gute Idee. Er taumelte leicht, stolperte über seinen Fuß, konnte sich aber noch fangen und marschierte so schnell es ging zu seiner Pritsche, die ihn gewohnt hart in Empfang nahm. ... Was war denn jetzt los? Seine Hände zitterten. Dieser dämliche Pirat! So tief war er also schon gesunken! So tief, dass sein eigener Körper, der sonst immer ungewöhnlich stark und resistent gegen derartige Attacken war, unter diesem grässlichen Stress zusammenbrach und beinahe aufgab. Noch vor kurzer Zeit hatte er befürchtet, das alles wäre ein Traum, jetzt wünschte er es sich. Er war im völlig falschen Film gelandet. Eindeutig. Für die nächsten Stunden herrschte Stille im Gefängnis. Absolute Stille. Unerträgliche Stille. Alles, aber auch wirklich alles war komplett aus dem Ruder gelaufen und Smoker hatte nicht die geringste Vorstellung davon, wie es jetzt weitergehen sollte. Sie konnten sich doch nicht anschweigen, bis die Soldaten kamen, um Ace abzuholen. Das war unmöglich. Smoker vergrub sein Gesicht in seinen Händen und atmete tief durch. Da ließ er sich ständig davon abhalten, schmerzhafte Worte auszusprechen und dann sowas. Das Schlimme war ja, dass er Ace sogar verstehen konnte. Er wusste zwar nicht, was da war, das Ace ihm unbedingt noch mitteilen wollte, aber er konnte sich vorstellen, wie schlimm es sein musste, diese Worte zurückzuhalten in Anbetracht der Tatsache, dass er in wenigen Stunden nie wieder sprechen würde. Verdammt. Smokers Kehle schnürte sich beißend zu. Sie konnten sich doch nicht einfach streiten. Nicht nach fünf Tagen Himmel und Hölle. Wieso war es Ace, der sich plötzlich verschloss? Das entsprach nicht dem Ordnungsschema! Er benahm sich wie ein Idiot und ließ Smoker mit voller Wucht gegen seine eigenst errichtete Mauer rennen. Wie atypisch war das denn bitteschön? Das war Smokers Rolle! Mann, wenn er doch einfach nur um die Ecke gehen und Ace so richtig eins überziehen könnte. Vielleicht würde ihn das zur Besinnung bringen. Wenig später war das Geräusch der Tür zu vernehmen. 18 Uhr. Also sechs verfluchte Stunden, die sie schweigend einer neben dem anderen verbracht hatten. Großartig. Als der Soldat (ein anderer als am Morgen) das Essen vor Ace' Zelle abstellen wollte, wurde er prompt von dem Piraten angefahren. "Ich will nichts!" Er bekam einen verwirrten Blick zugeworfen. "Was glotzt du so? Nimm' das Zeug wieder mit!" Smokers Nasenflügel bebten unruhig. "Aber-" "Hast du keine Ohren?" Der Soldat gehorchte, stellte Smoker seinen Teller vor die Zelle und verließ den Gang wieder, bevor er Zeuge der folgenden Auseinandersetzung werden konnte. "Was soll das?" Smokers Ton war noch mild, auch wenn ihn das unheimlich viel Beherrschung kostete. "Ich habe keinen Hunger." "Red' keinen Schwachsinn! Du hast immer Hunger!" "Dann ist heute eben die Ausnahme." "Die Ausnahme?" "Komm' schon. Ab morgen ist doch eh alles egal. Ob ich nun esse oder nicht, das interessiert die netten Herren vom Schafott ganz bestimmt nicht." "Das ist nicht fair." "Du willst mir etwas über Fairness erzählen?" "Ace, du behandelst mich, als hätte ich etwas Falsches getan! Dabei bist du es, der hier völlig durchdreht!" "Ich drehe also durch? Ich habe nur darüber reden wollen, was alles hätte anders- ach, aber weißt du was? Das ist doch alles schon egal! Morgen hat das alles ein Ende, du kannst deine Strafe absitzen und danach all die Gesetzlosen der Meere jagen, die dir sonst noch auf den Sack gehen. Klingt das nicht fabelhaft?" "Ich weigere mich, so mit dir zu reden." "Dann lass' es doch einfach!" "Nein, das werde ich nicht tun! Ich werde dich hier nicht rausgehen lassen, bevor du wieder normal denkst!" "Wirklich nett Smoker, aber die Mühe kannst du dir sparen. Ich finde, dass meine Gedanken vollkommen in Ordnung sind." Smoker sprang hitzig von seiner Pritsche auf, knallte seine Fäuste mit voller Wucht gegen die Mauer und schrie so laut er konnte. Er schrie alles hinaus und es war ihm egal, wie gewaltig dieser Korken gerade ploppte. "Wenn du kein verschissener Pirat wärest und ich nicht bei der Marine arbeiten würde, dann wäre alles anders! Dann müsste ich nicht diese unerträgliche Angst vor dem Moment ausstehen, in dem sie dich holen kommen! Dann müssten wir nicht hier sitzen! Dann müssten wir nicht diese kranke Situation ertragen und auch nicht irgendeinen wahnsinnigen Streit ausfechten! Es könnte ALLES anders sein! Verdammte Scheiße, Ace! Ich- ich hasse es! Ich hasse es, das alles zu sagen! Es tut mir weh und nur deshalb wollte ich, dass du deine Klappe hälst! Weil es einfach nur wehtut und ich nicht weiß, wohin mit mir! Auf jeder Seite sind diese albernen Mauern! Ich habe sie satt! So satt! Verstehst du das, Ace?! Verstehst du, was ich dir sagen will?! Verdammte Scheiße!!" Smoker trat zwei Schritte zurück und schnappte erschöpft nach Luft. Sein Hals schnürte sich abermals zu, er atmete unter Schmerzen und versuchte die Stille in Ace' Zelle zu deuten. Nach dem ersten Versuch gab er das allerdings auf. Sein Kopf malte ihm alle erdenklichen Situationen aus, die jetzt folgen könnten. Das, was er am meisten befürchtete war, dass Ace weitermachte wie bisher, sich weiterhin versperrte und kein Durchdringen möglich machte. Wenn das der Fall sein sollte- Plötzlich erschien die Hand des Piraten neben Smoker an der Mauer und jagte ihm beinahe einen Schrecken ein - damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet. Ace legte sie flach auf die kalten Steine und begann zu flüstern. "Es tut mir leid..." Smokers Herz machte einen kleinen Satz. Sollte er es tatsächlich noch drauf haben? Jemanden mit bloßem Herumgebrülle auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen war nicht immer der beste Weg, für Smoker aber der einfachste und vor allem der, der ihm die größte Erlösung verschaffte. Wie auch immer, in diesem Fall schien es ja gefruchtet zu haben; haha, was für ein tolles Gefühl, so mächtig, so stolz- Fabelhaft. Er brauchte nicht einmal zuzuschlagen. Er lächelte und betrachtete die Hand. Moment. Und schon im nächsten Augenblick verzogen sich seine Gesichtszüge in ihren Ausgangszustand. Er kehrte der Mauer den Rücken zu und verschränkte beleidigt die Arme. "Mann, und dafür so einen Aufstand! Das- das darf doch nicht wahr sein!" "Ich weiß nicht, wo ich mit meinen Gedanken war, Smoker. Ich weiß es wirklich nicht..." "Pfe! Unfassbar! Weißt du eigentlich, wie dämlich-" "Smoker." "Was denn?!" "Komm' her..." Der Angesprochene zuckte zusammen und wusste einen Augenblick lang nicht, ob er jetzt schreien oder auf der Stelle in Ohnmacht fallen sollte, denn Ace hatte zweifellos ihn mit dieser gehauchten Aufforderung gemeint und... Oh Gott. Smoker drehte sich langsam um, runzelte die Stirn und sah, dass Ace ihm die Hand entgegenstreckte, so als wolle er ihn zum Tanz auffordern. Und schon wieder tat sein Herz einen Sprung. Verdammtes Herz! Doch je länger er die Hand betrachtete, desto nichtiger wurde seine Empörung. Er streckte langsam den Arm aus, berührte die Finger des anderen und ließ sich erst gar nicht von der Gänsehaut beirren, die sich augenblicklich auf seinem gesamten Körper ausbreitete. Ace' Hand war so warm und weich und schön und... naja, das Übliche eben. Es tat gut, ihn zu spüren. Verdammt, tat das gut. Mit dieser Berührung verschwand all sein Unbehagen, machte einem angenehmen Kribbeln im Bauch Platz und Smoker dachte nicht einmal daran, das jetzt mal wieder ergründen zu wollen. Sie hatten den Streit hinter sich - das war das Wichtigste. "Smoker... ich wollte das nicht." "Ich weiß..." "Es ist einfach so plötzlich eskalliert und-" "Halt' die Klappe, Ace. Bitte..." Smoker streichelte die Hand des Piraten ohne darüber nachzudenken. Er hatte sich mit der Schulter gegen die Mauer gelehnt und die Augen verschlossen. Einfach nur stumm genießen. Mehr nicht. In Gedanken verglich Smoker sich gerade mit einem Schwamm. Er saugte alles auf, was er zu fassen bekam. Alles. Und er brauchte es. Egal wie schrecklich absurd das klang - er brauchte es jetzt und nichts und niemand würde ihm das nehmen können... ... nicht den einzigen Beweis dafür, dass Ace noch am Leben war. Er brauchte es. Ace hielt nicht die Klappe. "Du?" "Hm?" "Ich habe- ach nein, schon gut." "Was hast du?" "Eine Idee." "Eine Idee?" "Ja. Aber noch ist es zu früh. Ich werd's dir morgen sagen." "Bist du blöd? Erst fängst du damit an und dann?" "Vielleicht bin ich blöd... aber das ist mir egal." "Manchmal bist du nicht nur blöd, sondern auch seltsam." "Umso besser." "Du wirst es mir nicht sagen oder?" "Nein." "Hm." "Smoker?" "Was?" "Ich hab' Hunger..." Smokers Mundwinkel wanderten ohne zu zögern gen Himmel und er musste sich hüten, daraus nicht wieder diesen abstrusen Laut entstehen zu lassen, der seinen Stimmbändern so unbekannt war, dass sie schon nach wenigen Sekunden brannten und sich anfühlten, als würde jemand daran ziehen. Wie berechenbar Ace doch war. Naja... manchmal jedenfalls. "Hör' auf zu lachen." "Was? Ich lache doch gar nicht!" "Aber du grinst! Ich kann es hören!" Das war der Moment, in dem Smoker tatsächlich anfing zu lachen (und seine Stimmbänder dankten es ihm sofort). Zwar verhalten, aber er lachte und dieser Ausdruck von Freude war ihm tatsächlich noch viel fremder, als vermutet und handelte ihm deshalb weitere zehn Sekunden Lachen ein. Er war schon ein seltsamer Kerl. "Da! Du lachst mich aus!" Die Empörung in Ace' Stimme klang genauso aufgesetzt wie sie es war und Smoker versuchte sich etwas zu beruhigen, um das tun zu können, was er vorhatte. Gleich. Gleich. "Ich lache dich nicht aus." "Jaja, klar." Er presste seine Stirn gegen die Mauer und holte einmal tief Luft. "Du kannst mein Essen haben." "Ehrlich?" "Ja." "Ganz ehrlich??" "Frag' noch einmal und ich hab's mir anders überlegt." Ace festigte den Griff um Smokers Hand und strich lebhaft mit dem Daumen über seine Finger. "Danke." --------------------------------------- Guten Abend! Es sieht alles danach aus, als wenn das nächste Kapitel tatsächlich das Ende wäre. Ach was - es sieht nicht nur so aus. Und soll ich euch was sagen? Ich bin stolz. Nicht übermäßig, denn im Grunde finde ich immernoch, dass das alles ein bisschen sehr schwachsinnig ist (Umsetzung!), aber ich bin stolz darauf, durchgehalten zu haben. Nun... ich werde mir Mühe geben, das nächste Kapitel sehr bald hochzuladen. Dieses hat ja nun auch schon etwas schneller hingehauen... naja... Kapitel 11: Entzweiung ---------------------- Ja, ich schäme mich. Das letzte Kapitel hat lange gebraucht. Zu lange, ich weiß. Mir schwirren in den letzten Wochen nur noch Logos und Laufweiten durch den Kopf, ich stehe kurz vor der Zwischenprüfung meiner Ausbildung. Das soll keine Entschuldigung sein, denn das Kapitel lag seit Wochen nahezu fertig auf meinem Pc, musste nur noch zu Ende geführt und überarbeitet werden ... aber ich glaube, ich habe mich nicht getraut. Mir wurde plötzlich bewusst, wie schrecklich es ist, ein Sad End zu schreiben und Gott, ich bin wirklich traurig. Und gerade zieht hier ein Gewitter auf, als ich das Ende nochmal durchgelesen habe und irgendwie ... bah, ich bin traurig. Ich würde jetzt viel Spaß wünschen, aber das ist doch sehr unpassend. ---------------------------- Entzweiung Smokers Verstand glaubte nach wie vor daran, Ace in drei Monaten wiedersehen zu können, wenn er aus dem Gefängnis entlassen wurde. Sobald er es zuließ, fantasierte sein Hirn nahezu fieberhaft vor sich hin und kam letztendlich immer wieder zu dieser einen Konstellation zurück: Die Soldaten gehen links und rechts von ihm und halten ihre Gewehre an die Schultern gedrückt, als bestünde die Möglichkeit, der Wahnsinn könnte über Smoker herfallen wie ein hungriges Tier und ihn in eine Killermaschine verwandeln. Seine Entlassung wurde gerade vom Admiral bestätigt und nun ist da dieser Gang und die nahende Doppeltür, unter der das Tageslicht hindurchscheint. Die Hände der Soldaten strecken sich ehrfürchtig nach vorne und berühren jeweils eine Seite der Tür. Sie öffnen sie und augenblicklich dringt der Tag in den dunklen Gang ein und überflutet ihn, durchspült ihn geradezu. Und dann ist für einen Moment alles still. Er spürt ganz genau, was für ein Gefühl durch seine Seele fährt. Es ist, als wäre er tatsächlich irgendein Schweinehund, der Mord und Todschlag begangen hat. Freiheit ist etwas Seltsames. Sie vermittelt einem, ungebunden zu sein, aber was für eine Art der Selbstbestimmung das ist, steht auf einem anderen Blatt. Also steht er da, geblendet von dem Sonnenlicht und wird "ausgesetzt". Die Tür verschließt sich wieder, kein Wort von den Soldaten, und in seinen Blick gerät ein Lächeln. Dazu gesellen sich vorwitzige Sommersprossen und das Gesicht, zu dem sie gehören, ist orange ausgeleuchtet, weil die Sonne gegen den Stoff eines runden Hutes anzukämpfen versucht. Er wird angestrahlt. Strahlender als die Sonne es je sein könnte. Was dann folgt liegt im Nebel. Smoker stellte sich selbst die Frage, was dann passieren würde, aber er hatte keine Antwort. Zumindest noch nicht. Oder doch niemals? Er wusste es nicht und ehrlich gesagt hatte er keine Lust auf einen weiteren Anflug von Panik. Warum eigentlich? Er war doch sonst nie so panisch. Höchstens, wenn er seinen Kaffee nicht bekam, der ihm dabei helfen sollte, den Tag beginnen zu können, ohne das Gefühl zu haben, die Schreibtischplatte oder der Boden hätten magnetische Kräfte. Seitdem Smoker sein Essen zu Ace hinüber geschoben hatte, waren zwei Stunden vergangen. Der Pirat war geräuschvoll über den Teller hergefallen und hatte es tatsächlich fertig gebracht, ihn auf Hochglanz zu polieren, sodass er völlig unbenutzt aussah. Danach hatten sie nicht sehr viel geredet. Reden stellte sich immer noch als äußert schwierig für Smoker heraus. Korken hin oder her - das funktionierte nicht immer und er hatte ja auch gar nicht vor, immer vor sich hin zu ploppen, um irgendwelche ominösen Geheimnisse zu lüften, von denen er selbst so gut wie keine Ahnung hatte. Das sollte ja auch nie zur Gewohnheit werden. Soviel wollte Smoker zumindest für sich und seinen Kopf klarstellen. Eine Gewohnheit, was den Piraten anging, reichte vollkommen. Punkt. Und er hatte ja auch nicht vor, das Gefängnis als komplett neuer Mensch zu verlassen. Was ihn die ganzen zwei Stunden lang nicht losließ, war die Tatsache, die er schon ein Mal festgestellt hatte, dass er Körperkontakt brauchte, sich danach sehnte, ihn mochte - wie auch immer. Der Grund dafür war offensichtlich: Er wollte die Gewissheit über Ace' Gegenwart haben. Aber dazu reichte es, ihm zu sagen, er solle ununterbrochen reden oder seine Hand an der Mauer lassen. Das wäre viel einfacher, aber Smokers Wasauchimmer ließ diese beiläufige, ja schon fast leichtfertige Vergewisserung nicht zu. Nein, sein Wasauchimmer wollte tiefer! Viel tiefer und dann doch bitteschön so tief, dass Besitzer Smoker keinen Schimmer mehr davon hatte, was eigentlich abging. Nicht, dass er das sonst auch gewusst hätte. Wäre ja zu schön. Also suchte er eben Ace' Nähe. Das hinzunehmen erwies sich als genauso schwierig, wie der Versuch, Tashgi zu der Ausführung eines Befehls zu bewegen. Sie gehorchte, ja, aber erst nachdem sie zweimal auf Nummer Sicher gegangen war. Was bei Tashgi dann aber klappte, lag für Smoker immer noch zu hoch. Zweimal die Nummer Sicher... das war scheinbar nicht genug. Immerhin saß er auch jetzt noch da und kämpfte gegen den Zweifel an seinem eigenen Verstand an. Ganz egal was es da einmal für Gedanken von Akzeptanz und Resignation gegeben hatte. Sein Kopf griff das Thema eben neu auf und dann durfte man ruhig ein paar Zweifel an sich selbst freisetzen. Als wäre das etwas Neues. Was Smoker aber eigentlich dachte war, dass es bei dieser ganzen Geschichte über die Zweifel um Verdrängung ging. Die Zweifel waren da um etwas zu verdrängen, das schlimmer war, als es jeder Zweifel je sein könnte. Nur WAS das war würde wohl nie jemand erfahren. Zumindest erwartete Smoker keinen Geistesblitz oder irgendetwas in der Art. Solange es ihn selbst betraf, war er nicht gerade der Schnellste. Es wurde halb neun, als Smoker zum ersten Mal spürte, was für eine düstere Stimmung von Ace' Zelle ausging. Wenig später passierte ihm das ein zweites Mal und verband sich damit, dass nicht nur die Zelle, sondern auch Ace selbst etwas von sich ließ. Und was das war, brach über ihnen beiden herein, wie eine einzige dicke Masse, durch die hindurch das Atmen völlig unmöglich schien. "Smoker?" "Hn?" "Ich- mir ist da gerade etwas eingefallen." "Hn." "Jemand muss es Ruffy sagen." "..." "Ich will nicht, dass er es in der Zeitung liest oder von irgendeinem... Volltrottel erfährt." Smoker ahnte, worauf er hinaus wollte und ihm gefiel weder dieser Gedanke, noch die Stimme, mit der Ace sprach. "Mann, wie gerne ich ihn noch ein Mal gesehen hätte. Gott allein weiß, wo sich der Knirps mit seiner Bande rumtreibt." "Ace..." "Smoker, ich bitte dich nur darum!" "Ich kann doch nicht-" "Weißt du, wie glücklich mich das machen würde?" "Er wird mich hassen." "Was?" "Ich bin der Kerl von der Marine, Ace!" "Aber du hast mich nicht umgebracht und das weiß er auch." "Meinst du, er wird in dem Moment einen Unterschied daraus machen?" "Er wird verletzt sein, aber du hast damit nichts zu tun." "Verletzt und rachesüchtig." "Du kennst ihn einfach nicht, Smoker. Ruffy hat nur sehr selten Bezug zu dem Wort Rache. Außerdem... er weiß es einfach, okay?" "Wahrscheinlich muss ich mich selbst davon überzeugen." "Heißt das, du machst es?" "Hn." "Ich würde dich umarmen, wenn ich könnte!" "Danke reicht." "Danke, Smoker." Und damit begaben sie sich wieder in ihre eigenen Welten. Smoker hatte ein seltsames Gefühl im Magen und tatsächlich eine Erklärung dafür. War Ace eigentlich mal auf die Idee gekommen, dass die ganze Sache auch für ihn nicht einfach war? Natürlich wäre es nur fair, Ruffy über den Tod seines Bruders in Kenntnis zu setzen, aber was war mit ihm? Mit einem Mal bahnte sich ein beißendes Gefühl von Einsamkeit seinen Weg durch Smokers Körper. Genau das traf es. Er war einsam. Dass er dabei schon wieder einer Attacke seines Egoismus zum Opfer fiel, entging ihm völlig. Er hatte zu leiden, bitteschön, man sollte das auch würdigen. Aber er würde es tun. Er würde die Türen geöffnet bekommen und auf die Suche nach dem Strohhut gehen. Warum? Weil er wollte, dass Ace glücklich war. Er mochte einsam sein und einen anzweiflungswürdigen Verstand besitzen, aber er wollte nicht unfair werden. Und immerhin war es Ace, der starb... und... Als Smoker diesen Gedanken in seinem Kopf aufflammen ließ, wurde ihm plötzlich schlecht. Nicht nur aufgrund der Tatsache, sondern auch deswegen, weil er gerade tatsächlich an sich denken wollte, als es darum ging, dem Sterbenden einen Wunsch zu erfüllen. Gott, was für ein schlechter Mensch war er eigentlich? In den nächsten Stunden hing die Zeit wie eine Wolke über ihnen. Es wurde zehn Uhr, elf Uhr, und schließlich schlug die Geisterstunde. Und das bedeutete, sie hatten nur noch zwölf Stunden Zeit. Eigentlich noch etwas weniger, immerhin musste Ace auch noch den Weg zum Schafott bestreiten und dieser ganze Marsch von hier bis zur Stadtmitte dauerte mindestens eine Viertelstunde. Also hatten sie vielleicht knapp unter elf Stunden und fünfundvierzig Minuten. Und mit derart grausamen Gedanken sollte man einschlafen können? Er bezweifelte, das überhaupt fertig zu bringen - auch ohne Gedanken. Seltsamerweise rückte die Angst etwas von ihm ab. Erklären konnte er sich das nicht, aber schlimm war es keinesfalls. Oder vielleicht doch? Und mit einem Mal überfiel sie ihn doch. Was, wenn er diese Nacht wieder träumte? Gesetzt dem Fall, er könnte einschlafen, natürlich. Aber was wäre dann? Und wenn Ace weg war? Wenn er dann träumte? Vielleicht sogar umgekehrt, sodass ihm die Traumwelt eine falsche Realität vorgaukeln wollte, indem sie Ace wieder lebendig machte. Dann fiel Smoker auf, dass er sich nicht mehr einreden konnte, dass Ace ja "noch" am Leben war. Das funktionierte plötzlich nicht mehr. Irgendwie war der Pirat schon tot, egal wie lebendig der Mensch in der anderen Zelle noch sein mochte - tot beschrieb alles. Auch das machte Smoker Angst. Die Zeit wurde immer knapper und drängte ihn förmlich in eine Ecke. Hier kommst du nicht mehr raus, es ist alles vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat! Er drehte sich auf seiner Pritsche um und starrte in die Dunkelheit. Schlief Ace schon? Und wieso hatten sie seit der Sache mit Ruffy nicht mehr geredet? 'Die Ruhe vor dem Sturm' schoss es plötzlich durch Smokers Kopf und das gefiel ihm irgendwie noch weniger, als alles, was dem vorrangegangen war. Jetzt war die Ruhe und am nächsten Tag folgte der Sturm. Und das in jeder Hinsicht. Er wühlte sich wieder auf die andere Seite und schloss die Augen. Schlafen! Jetzt sofort! Ganz egal, was für ein Traum ihn da erwartete - der bewahrte ihn zumindest vor diesem barbarischen Gedankenwust. Schlafen, einfach nur schlafen. Und am Besten gleich für immer. Tot beschrieb alles. Als Smoker die Augen aufschlug, warf die Sonne gerade ihren ersten Glanz durch die Zelle und tauchte alles in warmes Licht, selbst die kalten Gemäuersteine. Durch die Luft wirbelte eine kleine Staubwolke, die im Licht wie Wasser glitzerte und erweckte die Vorstellung, es könnte ein schöner Frühlingstag werden. Aber es war September. Der 13. September. Langsam setzte Smoker seinen Körper in Bewegung, richtete sich auf rieb sich müde den Schlaf aus den Augen. Geschlafen hatte er, geträumt nicht, und geschlafen auch nur im Minutentakt. Wie spät mochte es sein? Das Frühstück stand noch nicht an seiner Zelle, also war es noch vor acht Uhr. Ob das nun gut oder schlecht war... darüber ließ sich mit Sicherheit streiten. Im nächsten Moment verspürte Smoker den Drang, sich auf der Stelle zu übergeben. Sein Kopf hatte es gewagt, ein Bild heraufzubeschwören, auf dem genau das passierte, was er zum Glück nicht mit ansehen musste, es sei denn die Marine fand noch irgendeinen perversen Grund, ihn dazu zu zwingen. Dieser Tag würde einfach nur beschissen werden. Mehr gab es da gar nicht zu sagen. Der Tag hatte schon verloren, bevor er sich zu Wort melden durfte und das nur, weil da dieses Bild war, dieses Bild von viel Blut und einer hingerissenen Menge und der Marine... und Blut. Wenn das so weiterging, würde er sich wirklich noch übergeben. Dann erwachte Ace. Zumindest klang es danach. Der Pirat brummte sein tiefes Brummen und schien sich zu strecken. Dann wurde es wieder etwas stiller. In Smokers Kopf erschien ein Seitenanblick der beiden Zellen. In dieser Vorstellung sah er Ace und sich auf der jeweils eigenen Pritsche hocken, den Kopf gesenkt, die Augen klein und dunkel und die Stimmung so tief unten, dass selbst die Sonne wirkte, als wolle sie scherzen und gleich eine Gewitterwolke um die Ecke schicken. Welches Wetter er bevorzugen würde, wusste er nicht. Allerdings war ihm auch nicht ganz klar, weshalb er über soetwas nachdachte. Jetzt konnte die Welt doch eigentlich stehen bleiben oder? Die Welt, die Zeit, einfach alles. Was auch immer das gebracht hätte, es schien Smoker nur gerecht. Für jede Seite. "Smoker, bist du wach?" "Hn." "Guten Morgen." "Morgen." "Heute ist also wirklich der 13. ja?" "Sieht ganz so aus..." "Heute werde ich sterben." "Ja." Makaber, aber... Unrecht hatte er nicht. Seit Tagen hatte diese Tatsache nicht so präzise und nackt vor ihnen gelegen, wie in diesem Moment. Und es störte Smoker irgendwie nicht einmal. Ganz tief unten, da spürte er einen kleinen Stich, aber darüber lag eine dicke Schicht Resignation und die zu durchbrechen, dafür reichte seine Kraft nicht mehr aus. Ace würde heute sterben und daran führte jetzt kein Weg mehr vorbei. Es würde passieren, so wie alles auf dieser Welt einfach so passierte, egal ob es jemanden störte oder nicht. Smoker mochte diese Denkweise nicht, ganz und gar nicht, aber sollte er auf dem Boden liegen und vor Verzweiflung schreien und weinen? Das erschien ihm noch schlechter und... im Grunde war es doch egal, was er jetzt noch gut oder schlecht fand. Irgendwie war es egal. Die Dinge würden geschehen. Es verging einige Zeit, bis die Tür ihren Klang losschickte. Dann kam das Frühstück. Als der Soldat wieder weg war, vergingen erneut Minuten, die genausogut Stunden hätten sein können. Irgendwann meldete sich Ace zu Wort. "Sag' mal, hast du Hunger?" "Ich glaube nicht, dass ich was runterkriege." "Geht mir genauso." "Ich denke sogar, dass es gleich wieder draußen landen würde." "Und das wäre ja nicht so schick." "Nein, irgendwie nicht." "Noch vier Stunden." "Etwas weniger." "Ach?" "Bis zum Schafott dauert es fünfzehn Minuten." "Achso, und die legen wohl Wert auf Pünktlichkeit?" "Wir reden von der Marine." "Achja, da war ja was." "Ich hoffe doch, du machst es wie Gold Roger." "Ne große Rede schwingen und lachend sterben?" "So in etwa." "Klar, ich werd' allen sagen, dass- äh..." Sie stockten. Mit diesem Satz, mit diesem akustischen Erröten des Piraten, wechselte ihre Stimmung schlagartig und Smoker wurde hellhörig. "Dass was?" "Dass nichts." "Ace?" "Also- hn- Ich werde ihnen schon sagen, was die Marine für ein beschissener Haufen ist!" "Aha." "Was?" "Das mag vielleicht sein, aber es war nicht das, was du sagen wolltest." "Wie kommst du darauf?" "Ich habe Ohren." "Oh." "Also?" "Ich kann es nicht sagen." "Na großartig." "..." "Und was ist mit deiner Idee?" "Kann ich auch noch nicht sagen." "Muss ja 'ne ganz große Sache sein." "Möglich..." "Mann, du hast vielleicht Nerven!" "Du wirst dich wohl noch gedulden müssen." "Hn-hn." "Dauert ja nicht mehr all zu lange." Und schon kehrte die alte Stimmung zurück, als hätte dieser Satz von Ace alles weggespült. Schwapp. Alles sauber, frei von jeglicher Gefühlsregung. Kalt war da noch untertrieben. Herrje, das war ja wirklich einfach nur deprimierend. Und wie spät war es nun? Die bessere Frage war ja eigentlich, wie viel Zeit ihnen noch übrig blieb. Und sollten sie diese Zeit nicht eigentlich nutzen? Wollte Ace nicht seine Seelengeschichten loswerden? Was auch immer es war, sie sollten jetzt nicht schweigen. Es erschien Smoker nicht richtig, als würden sie einen großen Fehler begehen. Oder war bereits alles gesagt? Eine kleine Flamme von Panik entzündete sich abermals wie von selbst und krachte durch seinen Magen, wie eine Verstimmung. Er wollte mit Ace reden. Er MUSSTE. Egal worüber. Denn das sollte ihm lieber sein, als sich zu fragen, was er später in all der Einsamkeit bereuen würde, nicht gesagt zu haben. "Wie bist du ihnen eigentlich ins Netz gegangen?" Smoker runzelte die Stirn. Wie kam er denn jetzt darauf? Von der Flucht zu reden, war doch wohl mit Abstand die dämlichste Idee, die es gab! "Was?" "Der Marine." "Du meinst, als ich später alleine zum Hafen geirrt bin?" "Natürlich meine ich das, was denn sonst?" "Ich habe erstmal ein Versteck gesucht, nachdem sie dich entdeckt hatten. So wäre ich ihnen nicht gleich vor die Füße gerannt. Nur leider hatte ich nicht so viel Glück mit meinem Versteck. Das war in einer ziemlich engen Gasse. Etliche Mülltonnen und Kartons standen da. Und ich dachte noch, perfekter kann es gar nicht sein, wollte mich zwischen zwei Tonnen setzen und landete direkt in den Armen eines Penners." "Was!!?" "Der Alte hat sofort angefangen zu motzen, ich sollte ihm seinen Platz nicht klauen und es gäbe ja noch genug Mülltonnen, zwischen die man sich setzen könnte. Ich musste ihn zur Ruhe zwingen und dann hat er sich irgendwann tatsächlich beruhigt. Wir saßen uns ziemlich lange gegenüber und er hat mich keine Sekunde aus den Augen gelassen. Irgendwann bekam er wohl Hunger, jedenfalls ist er aufgestanden, hat sich auf einen Karton gestürzt und etwas zu essen herausgezaubert. Und dann hab ich auch Hunger bekommen und wollte ihn fragen, ob er mir etwas abgeben könnte... die Idee war wohl mit die schlechteste. Natürlich wollte er nicht und dann ging das Gezeter los. Dann haben sie mich gefunden. Er hat so laut geschrien... ich glaube, das hat man noch bis aufs Meer raus gehört. Mindestens." Smoker schwieg. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Hatte er überhaupt bis zum Ende zugehört? Essen. Das war das Wort, das ihm durch den Kopf schwirrte. Na großartig. Ihm war nur so plötzlich etwas aufgefallen: Wie lächerlich die nahe Vergangenheit doch war. Die Flucht, die Auseinandersetzungen, das Geschreie, die wilden Gedanken. Das alles war doch nur noch... Vergangenheit. Vergangenheit, an die man sich nicht zu erinnern brauchte. Also schon - irgendwie. Aber Smoker mied grundsätzlich Erinnerungen an die Vergangenheit, wenn diese zu schmerzhaft waren. Das war eine Grundeinstellung. Man musste sich das Leben nicht unnötig schwer machen, nicht mit Erinnerungen. Smoker kam sich vor, wie der letzte Idiot. Herrgott! Mal dachte er so und mal so und am Ende war wieder alles ganz anders! So langsam zweifelte er nicht nur an seinem Verstand, sondern auch daran, dass diese fünf Tage überhaupt stattgefunden hatten. Ja, so weit war es schon und- "Smoker?" Er zuckte zusammen. "Was? Was ist?" "Das interessiert dich gar nicht, oder?" "Hn." "Was ist los?" "Ich kann dieses Schweigen nicht leiden." "Deswegen habe ich doch von dem Penner geredet." "Ja und dann bist du fertig und es wird wieder geschwiegen!" "Wir können doch über etwas anderes reden." "Worüber denn?" "Ich weiß nicht..." "Eben! Weil alles irgendwie nur dazu da ist, um abzulenken!" "Hast du nun angefangen oder ich?" "Ich, aber was hat das damit zu tun?" "Du willst nicht schweigen, aber reden passt dir auch nicht in den Kram; was willst du?" "Zeit!" "Das- das will ich doch auch!" "Verdammt!" "Hör' zu, Smoker! Ich warte nur auf die Soldaten! Darauf, dass sie mich holen wollen." "Was? Hast du den Verstand verloren?" "Nein. Ich habe eine Idee." "Ach was? Das habe ich auch schon mitgekriegt." "Ja, aber du weißt nicht, worum es geht." "Na weil du es mir nicht sagen willst!" "Ja und das hat auch einen verdammt guten Grund!" "Ach? Und welchen?" "Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen." "Was könntest du mir denn bitte für Hoffnungen machen, Ace?" "Lass' gut sein, okay? Ich habe keine Lust, mich auf die letzten Stunden noch einmal mit dir zu streiten!" "Du hast gut reden." "Smoker-" "Ist ja gut! Ich halt' die Klappe und warte einfach auf deine glorreiche Idee." "Danke." Und tatsächlich wartete Smoker. Er ließ gut sein und wartete. Das Schweigen war grausam und irgendwie verstand er nicht, warum sie nicht redeten. Wozu hatte man Zeit, die man unbedingt wollte, wenn man sie nicht nutzte? Er kam einfach nicht dahinter. In den letzten Stunden hatte Smokers Hirn aufgegeben, klar zu denken. Sein Körper entsagte ihm, er lag einfach nur auf seiner Pritsche, als wartete er auf seinen eigenen Tod. Es fühlte sich seltsam an - das alles. Es war wie ein Traum und gleichzeitig so real und nackt, dass er fast das Gefühl hatte, von eben dieser Realität ununterbrochen geschüttelt zu werden. Aber er wartete. Nicht auf seinen Tod, sondern auf den von Ace. Er wartete auf die Soldaten, auf das letzte Wort, den Klang der Tür... er wartete. Und bezüglich Ace' Idee wartete er auch. Er wusste nur nicht worauf und ihm wollte auch absolut nichts einfallen, was annähernd Sinn ergeben hätte. Und als es nur noch wenige Minuten dauerte, da packte Smoker erneut die Panik. Er dachte an Ruffy, daran, wie er es ihm sagen würde. Er wusste nicht, wie Ruffy reagieren würde... darüber dachte er auch gar nicht nach - eher über seine eigene Reaktion. Würde er sich selbst glauben können? Immernoch hielt er diese ganze Geschichte für einen schlechten Scherz. Haha. Gleich würden die Soldaten kommen, Ace betont gewaltsam aus der Zelle reißen und dann, tada, würden alle lachen und sich auf die Schultern klopfen, wie gewaltig sie den alten Marinekapitän doch hinters Licht geführt hatten. Was für ein Spaß. Die Tür öffnete sich, sie ließ ein Geräusch durch die Luft fliegen, das Smoker augenblicklich eine Gänsehaut bescherte. Er richtete sich ohne zu zögern auf und starrte in den Gang. Nein. Schritte. "Puma D. Ace! Wir sind hier, um dich abzuholen und zum Schafott zu bringen." Die Idee. Verdammt, er wollte wissen, was der Bengel für eine Idee hatte! Ace! Wurde es nicht langsam Zeit, die Idee zu äußern? DIE IDEE! Smokers Gedanken wuchsen zu einem monströsen Etwas heran und zwangen ihn, seinen Mund sprechen zu lassen, doch er wehrte sich. Er hatte keine Aufgabe bekommen. Die einzige Rolle, die in diesem Stück vergeben war, war die des lustigen Ideenhabers, aber ihn hatte man leer ausgehen lassen. Tja, so verhielt es sich. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Verdammt! Die Idee, Ace! Der Schlüssel wurde in das Schloss der Zelle gesteckt. Es folgte ein Klacken. "Wartet mal Jungs." Kurze Stille. "Was ist denn?" "Ich hab' da mal eine Frage." "Ja?" "Ich darf doch einen letzten Wunsch äußern, richtig?" "Ja, auf dem Schafott wird man dir einen letzten Wunsch gewähren." "Ich will ihn jetzt äußern!" "Was?" "Was was? Ihr habt schon richtig gehört! Ob ich mir hier oder auf dem Schafott etwas wünsche, was spielt das für eine Rolle?" "Nun..." Die Soldaten schienen sich zu beraten. Tja Jungs, das ist Ace' großartige Idee! Damit hättet ihr nicht gerechnet, was? Haha! "Wir sehen nichts, was dagegen sprechen würde." "Na also!" "Gut, dann- dann äußere deinen letzten Wunsch." "Ich will zehn Minuten!" "Wie bitte?" "Zehn Minuten in Smokers Zelle! Ihr lasst mich zu ihm, dann verschwindet ihr aus dem Gang und kommt nach zehn Minuten wieder!" Smoker stoppte der Atem. DAS war die Idee? "Woher sollen wir wissen, dass das kein Trick ist?" "Ich halte euch gerne meine Hände hin, ihr könnt mir Handschellen anlegen! Hier, seht ihr?" "Aber... was hast du davon?" Plötzlich schaltete Smokers Hirn ab, er stand auf und ging schnell zu den Gitterstäben. "Sagt mal, werdet ihr fürs Fragenstellen bezahlt? Tut einfach, was er sagt!" "Aber Sir-" "Er hält euch sogar die Hände hin! Was habt ihr zu befürchten?" "Ihr habt euren Captain gehört!" Wieder steckten die beiden Soldaten ihre Köpfe zusammen. Verklemmter Haufen. Dann nickten beide, der Kleinere von ihnen zog die Seesteinhandschellen von seinem Gürtel, griff durch die Gitterstäbe und legte sie Ace an. Und dann vergingen ein paar Sekunden, die an Smoker vorbeiwehten wie Wind. Er stand einfach da in seiner Zelle und beobachtete, wie die Soldaten Ace auf den Gang holten, den Schlüssel in die Tür zu Smoker steckten, sie öffneten und den Piraten zu ihm ließen. Die Zeit stand wirklich still. Einfach so. Ace drehte sich um und hob seine Arme, um die Handschellen wieder loszuwerden. Dann verschwanden die Soldaten und hinterließen eine angsteinflößende Stille. Doch die Zeit stand still, immer noch. Als Ace seinen Körper zu Smoker wandte, durchfuhr es ihn wie ein Schlag. Der Mann, der vor ihm stand, war nicht der gleiche, den er vor wenigen Tagen quer durch Loguetown gezerrt hatte. Das war nicht Ace. Nicht mehr. Sie sahen einander schweigend in die Augen. Ace' Gesicht sah so anders aus. So vollkommen fremd. Schwarze Bartstoppeln bevölkerten seine untere Gesichtshälfte, seine Augen waren stärker denn je konturiert und seine Wangen waren leicht eingefallen. Der Rest seines Körpers war nur minimal verändert - er sah immer noch so faszinierend aus wie früher. Früher. Pfe. Früher, vor fünf Tagen. Naja, fünfeinhalb. Ace' Augen hellten ein wenig auf, seine Sommersprossen schienen sich aufgeregt zu versammeln und freudig das zu erwarten, wovon Smoker fest geglaubt hatte, es nie wieder in seinem Leben sehen zu dürfen - Ace lächelte. "Hi..." Es war nicht mehr als ein Flüstern und doch lag eine so beeindruckende Zärtlichkeit in seiner Stimme, dass Smoker zuerst nicht beurteilen konnte, ob ihn diese Stimme oder das Lächeln erschaudern ließ. "Ace, was... ?" "Du- du wolltest Zeit und ich hab' sie mir gewünscht." Das war der Moment, in dem Smokers Herz zerbrach. Noch niemals zuvor hatte der Pirat gelächelt und dabei gleichzeitig so unsagbar traurig und endgültig ausgesehen. Er fühlte sich überhaupt nicht gut dabei. Als würde Ace gerade alles aufgeben, was für ihn jemals existiert hatte - jeden Grundsatz - er ergab sich Smoker. So fühlte es sich zumindest an. Diese Illusion verflüchtigte sich jedoch ziemlich schnell, als Ace einen Schritt auf Smoker zu tat und die Traurigkeit in seinem Blick reduzierte. Seine Augen funkelten ihn liebevoll an, sein Körper kam ihm immer näher und dann, ganz plötzlich, wurde er umarmt. Ace schlang blitzschnell seine Arme um Smokers Rücken und drückte sich an ihn. Kein Entkommen. "Ace-" "Gleich wird es besser." Besser? Smoker war völlig überfordert! Was sollte da denn bitte besser werden? Immerhin wurde er gerade von einem Piraten umarmt! Sein Blick wanderte kritisch in Richtung Boden und hatte freie Sicht auf Ace' Rücken und dieses monströse Tattoo. Unheimlich. "Du musst mich schon zurück umarmen." "Was?" Ace löste sich, griff nach Smokers Handgelenken und führte sie hinter seinen Rücken direkt um seine Taille herum, was den Umstand mit sich brachte, dass sich ihre Gesichter ein ganzes Stück näher kamen. Smoker weitete erschrocken die Augen und blickte direkt in Ace' grinsendes Gesicht. "Na?" "Ace, das-" Doch er ließ sich selbst erst gar keine Zeit, diesen Satz zu Ende zu führen. Er zog blitzschnell seine Arme zurück, Ace gleich mit sich, und taumelte rückwärts gegen die Mauer. Natürlich hatte der Pirat nicht losgelassen! Was ging hier eigentlich ab? "Smoker, uns bleibt nicht viel Zeit." "Was soll das hier werden?!" "Ich- ich will uns eine Chance geben." "Was denn für eine Chance?" Ace wurde wieder trauriger. Er ließ Smokers Hände los und blickte zu Boden - so, als würde er selbst nicht an seine Worte glauben. "Nicht länger Jäger und Gejagter zu sein." Smoker schluckte und blickte starr gegen die schwarzen Haare, die Ace ins Gesicht hingen und ihn trotz der ganzen Umstände unglaublich schön machten. Diese schwarzen Haare... Er legte seine Hände auf Ace' Schultern, zog ihn zu sich und umarmte ihn, was ihn im ersten Moment selbst so sehr erschreckte, dass er die Luft anhielt. Wieso schaffte es der Pirat eigentlich seit Tagen, dass er ihm förmlich verfiel, ohne es wirklich mitzukriegen? Das war doch- Mit einem Mal spürte Smoker warme Finger unter seine Jacke gleiten, die die nackte Haut darunter beinahe liebkosten und zärtlich gegen den Strich der aufgestellten Härchen angingen. Das war eindeutig eine Gänsehaut und was noch dazu kam- oh Gott, sein Magen schien sich umzudrehen. Smoker kniff angestrengt die Augen zu, presste die Lippen fest aufeinander und versuchte mit aller Kraft, den Willen dafür aufzubringen, Ace von sich zu drücken. Das ging zu weit. Viel zu weit! Und wieso umarmte er ihn dann immer noch? "Ace..." Oh Gott, oh Gott, oh Gott! DAS war definitiv NICHT seine Stimme gewesen! Nein, nein und nochmals nein! Ein Marinekapitän sprach mit gefestigter Stimme und bemühte sich immer um Haltung! Ein Marinekapitän schmolz nicht einfach unter den Berührungen eines Piraten dahin und keuchte dessen Namen! Das hatte er einfach nicht zu tun, es verstieß gegen jede verfluchte Regel dieser Welt! Verdammt! Ein Marinekapitän sollte genau das tun, was in einer solchen Situation das Beste für alle war. Er sollte den Piraten packen, von sich drücken, ihm ins Gesicht schreien, was für ein Idiot er war und natürlich auch... nicht weiter machen oder gar... die Berührungen erwidern... nein... Sein Körper wurde nachdrücklich gegen die Mauer gepresst, was ihn dazu verleitete, seine Finger noch fester in Ace' Rücken zu krallen und für ein paar Augenblicke vergaß er wirklich alles um sich herum. Smoker spürte die gierigen Hände, die sich ihre Wege über seinen Bauch und seine Brust suchten, spürte, wie eine unbekannte Erregung durch sein Innerstes floss und verstand nicht annähernd, was da gerade passierte, bis er die Augen öffnen musste, weil da gerade eindeutig Ace' Lippen begonnen hatten, seinen Hals zu küssen. "Ace, was TUST du da??" Seine Hände suchten hektisch nach den Schultern des Piraten und drückten ihn von sich. Ace starrte ihn verwirrt an, legte die Stirn in Falten und ließ seine Arme langsam sinken, was ihn wieder so unglaublich traurig dastehen ließ, als hätte er gerade den Laufpass seines Lebens bekommen. Smoker schluckte. Vielleicht HATTE er ja gerade den Laufpass seines... "Ich- ich wusste ja nicht, dass- Ace- das- du- wir-" Ein ekelerregendes Gefühl der Überforderung befiel Smoker ganz plötzlich und schlich sich hinterhältig in seine Hände, die augenblicklich zitterten. Was sollte er denn jetzt tun? "Was ist denn?" Doch Smokers Blick wanderte aufgeregt zwischen dem einen und dem anderen Auge des Piraten hin und her. Er konnte nicht antworten; zunächt einmal sollte er vielleicht das Chaos in seinem Kopf beseitigen und... Fragen beantworten und... das hätte Ace sich nicht früher überlegen können oder? Und für einen Scherz war es jetzt reichlich spät! Eine warme Hand legte sich vorsichtig an seine linke Wange und streichelte ihn. Ace' Blick verriet Besorgnis und Angst. Eigentlich mehr Angst als alles andere und Smoker verfluchte sich innerlich, nicht zu wissen, was in einem solchen Moment zu tun war. "Smoker, ich warte seit Wochen... Quatsch, seit Monaten warte ich auf diesen Moment. Das- das klingt nicht logisch und eigentlich kann ich verstehen, dass du so reagierst. Ich hatte gehofft, es würde nicht der Moment vor meiner Hinrichtung sein, aber naja... das ist jetzt ein bisschen spät und-" "Ace." Augenblicklich zuckte die Hand des Piraten zurück; der Ausdruck in Smokers Gesicht war weder zu definieren, noch verriet er, ob er überhaupt zugehört hatte. "Was?" "Ich verstehe das nicht." Smoker blickte starr geradeaus, er schien Ace nicht einmal richtig anzusehen. Jeder seiner Muskeln verspannte sich, er begriff einiges, er begriff alles und doch verstand er nicht einmal einen Bruchteil der Ereignisse. "Langsam tust du mir weh..." Ohne es zu merken, hatten sich Smokers Hände um die Schultern des Piraten verkrampft, der nun reichlich hilflos dazwischen hing und das Gesicht verzerrte. Im nächsten Moment ließ Smoker ruckartig los, räumte die Mauer und marschierte durch seine Zelle. "Du- du sitzt hier verfluchte fünf Tage neben mir und quatscht mich mit diesem ganzen tiefgründigen Scheiß zu, erzählst mir was von "ich wollte dich sehen" und "alles könnte anders sein" und DANN, wenn deine Hinrichtung kurz bevorsteht, kommst du DAMIT an??" Ace blickte in ein Paar wütender Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du hast mich gerettet, Smoker! Ich finde, das ist ein ziemlich großes Statement und eigentlich hatte ich nicht das Gefühl, dir hätte das alles nicht gefallen. Außerdem will ich nicht, dass du nach meinem Tod denkst, du hättest es endlich geschafft, mich zu fangen, mich dahin zu bringen, wo alle Piraten hingehören! Mal ganz davon abgesehen, dass du das sowieso nicht denken würdest - ich wollte sicher gehen!" "Indem du DAS tust?" "Was tue ich denn??" "Du kommst mir nahe, du umarmst mich, du- du- zum Teufel! Du tust ES einfach! Du tust ES, okay?!" "Was? Dich begehren? Ja, da hast du Recht." "Heilige Scheiße, Ace!" "Was willst du von mir hören? Soll ich vor meinem Tod anfangen, Lügen zu verbreiten?" "Ich will das nicht hören!" "Wieso denn plötzlich nicht? In den letzten Tagen hast du Dinge gesagt, die eher mich verwirrt und auch beeindruckt haben - wieso willst du DAS nicht hören? So groß ist der Unterschied gar nicht." "Ich will es einfach nicht hören! Du musst den Verstand verloren haben!" "Ja und das habe ich nur dir zu verdanken! Smoker, du kannst mir nicht sagen, dass du meine Hand gehalten hast, um mir einen Gefallen zu tun!" "Wie bitte?" "Wieso jagst du mich seit Monaten? Wieso tust du das, ohne auch nur ein einziges Mal eine Pause einzulegen? Wieso willst du, dass ich lebe, obwohl ich ein Pirat bin? Sag' es mir!" Ace kam dem Marinekapitän immer näher, worauf dieser nur zurückweichen konnte, bis die Gitterstäbe gegen seinen Rücken spielten. Ihre Blicke hingen fest aneinander, bis Ace endlich zu ihm gelangte und sein ganzes Gesicht liebevoll musterte. "Du hast keine Antwort..." "Ace, das ist doch verrückt. DU bist doch-" Für weitere Worte blieb keine Zeit mehr. Smoker sah sich mit Ace in Doppelausführung konfrontiert, so nahe stand er schon, und schluckte, bevor er selbst zu einem Schritt ansetzte, der ihm versicherte, dass hier absolut nichts mehr so lief, wie er es eigentlich geplant hatte. Ihre Lippen trafen hart aufeinander und dennoch war es ein Kuss. Ein verdammter Kuss! Smoker suchte leicht verzweifelt nach Halt, als der Seestein durch seine Jacke hindurch das tat, wofür er geschaffen wurde, und krallte erneut seine Finger in Ace' Rücken. Der Pirat presste sich fest gegen Smokers Körper und hielt sein Gesicht zwischen seinen Händen, streichelte immer wieder sanft darüber, was aber nur für diesen Part ihrer intimen Begegnung galt. Sie küssten sich unbeholfen, ihr Atem verbot es ihnen beinahe, weiterzumachen, so hastig ging er, so stoßweise und völlig überfordert. Doch trotz dieser Brutalität, schoss Smoker ein so erregendes Gefühl durch den Körper, dass es fast mächtiger als der Seetsein war, aber auch nur fast. Und wie nach einer Vorahnung gaben Smokers Knie plötzlich nach und entsagten ihm sofort. Er krallte sich an Ace fest, stieß sich mit letzter Kraft von den Gitterstäben ab und taumelte mit dem Piraten zur gegenüberliegenden Wand, gegen die diesmal Ace prallte. Das Seltsame war wohl, dass ihr Kuss keine Sekunde geendet hatte. Smokers Lippen brannten etwas und er spürte, wie sich immer mehr Speichel auf ihnen verteilte. Unanständig viel. Und wahrscheinlich kam mehr als die Hälfte davon aus Ace' Mund. Die Vorstellung war seltsam, aber eigentlich dachte er nicht wirklich daran, denn irgendetwas schoss ihm durch den Körper in... naja... tiefere Regionen und das- großer Gott, das sollte ihm wirklich zu denken geben! Erneut fanden sich seine Hände an Ace' Schultern wieder und beendeten dieses Wasauchimmer. Ace riss die Augen auf. "Was? Was ist?" "Gott Ace! Was- was zur Hölle tue ich hier eigentlich? Was tun WIR hier eigentlich??" Smoker entfernte sich hektisch von dem Piraten und durchstrich sein Haar. Schon wieder. Er konnte sich nicht helfen, aber diese ganze Sache... diese Nähe, die Küsse, das alles... einfach... es war so... seltsam und fremd und... Ace! Er und Ace, Ace und er! Das- "Smoker, bitte! Hör' nicht auf! Tu das nicht!" "Kannst du mir vielleicht verraten, warum?" "Weil es richtig ist!" "Und du weißt so genau, was richtig ist, ja?" "In diesem Moment bin ich mir so sicher, wie ich es noch niemals zuvor in meinem Leben war." Der Pirat folgte Smoker und berührte ihn an der Schulter, wollte ihn in seine Arme ziehen, doch Smoker blockte ab und stemmte seine Hände wütend gegen eine dieser drei bescheidenen Mauern. Sein Herz raste und eigentlich dachte er, würde er jetzt seine Hände hier gegen die Mauer stützen und kurz mit geschlossenen Augen durchatmen, würde sich alles wieder ein wenig beruhigen, doch allem Anschein nach funktionierte das ausschließlich, wenn er alleine war. Ace trat an seine Seite und schlüpfte unter Smokers Arm hindurch, sodass er direkt vor ihm wieder auftauchte. "Sieh' mich an, Smoker." "Ace-" "Bitte!" Als Smoker wieder weggehen wollte, griff Ace zügig nach seinen Armen und hielt sie fest. "Bitte, Smoker... wir... haben so wenig Zeit." Nach einem kurzen Augenblick sah Smoker auf und erschrak beinahe schon wieder. Diese Traurigkeit! Diese gottverdammte Traurigkeit in diesem wunderschönen Gesicht! Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Wie beschissen konnte diese Situation denn noch werden? Und plötzlich war es, als würde sein Herz stehen bleiben. Ace' Augen füllten sich mit Tränen und das alles ging so schnell, dass Smoker keine Zeit zum Nachdenken blieb. Er riss sich von den Händen des Piraten los und schlang seine Arme um den nackten Oberkörper, der trotz all der Kälte in diesem Gefängnis außergewöhnliche Wärme abstrahlte. "Geh' nicht." Das war alles, was ihm einfiel. Verdammt, das war einfach alles, was er sich wünschte und wofür er in diesem Moment alles geben würde! "Glaub' mir, das will ich nicht." "Geh' nicht. Du- geh' nicht." Ace' Hände streichelten langsam und zärtlich über Smokers Rücken, aber beruhigend war das nicht. Eher das Gegenteil. Der Marinekapitän drückte ihn immer fester an sich, nahm sich vor, ihn nie wieder loszulassen und verzweifelte schließlich daran, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten und getrennt werden würden, wenn diese Zeit um war. Ace vergrub sein Gesicht im weichen Kragen der weißen Jacke und brachte kurz darauf wieder etwas Abstand zwischen sie, um Smoker anzusehen. Er lächelte ihn schüchtern an und Smoker hatte für einen flüchtigen Moment das Gefühl, eine zierliche Frau in den Armen zu halten. Zierlich und zerbrechlich. Aber der Moment war schnell vorbei und das war auch gut so. "Smoker... ich weiß nicht, wie ich es sagen soll..." "Vielleicht sagst du einfach nichts..." "Was?" "Es wäre besser." "Aber warum?" "Weil... weil ich dich nicht wieder von mir stoßen will." Ace keuchte überrascht auf und versuchte ein Lächeln zu bewerkstelligen, was ihm leider nicht gelang, da er gleichzeitig wieder mit den Tränen zu kämpfen hatte und das gab Smoker schließlich den Rest. Er beendete diese herzzerreißenden Bemühungen und küsste den Piraten. Und dieses Mal konzentrierte er sich allein darauf. Auf das Gefühl und den Kuss, den er, wie er fand, viel besser meisterte als den vorrangegangenen. Er hörte Ace seufzen, spürte die warmen Hände seinen Rücken streicheln und durch sein Haar fahren und vergaß für wenige Sekunden alles um sich herum - sogar die Gedanken an die Hinrichtung, daran, dass das hier bald ein Ende hatte. Sehr bald. Die Tür öffnete sich. Das Geräusch war laut, so fremd und... verdammt, es war so unglaublich laut! Die Soldaten betraten den Gang; ihre Schritte schienen mit dem Hall des Türgeräusches um die höhere Lautstärke zu kämpfen, bis sie plötzlich verstummten. Smoker und Ace blickten erschrocken zur Seite direkt in zwei verwirrte Gesichter und wagten nicht, sich zu bewegen. Einer der Soldaten räusperte sich verlegen und blickte zu Boden. "Die zehn Minuten sind vorbei. Wir müssen jetzt los." "Nein." Ace hatte nur geflüstert und doch wurde deutlich, wie verzweifelt er war. Smoker biss sich auf die Unterlippe und musterte erst die Soldaten, dann sein Gegenüber, wieder die Soldaten und wieder Ace, den er im nächsten Moment stürmisch küsste. "Nicht jetzt." "Sir, es- es tut uns leid, aber die Zeit ist um. Es sollte uns doch leid tun oder? Ich- ich bin verwirrt." Der zweite Soldat verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich auch." Ruckartig trennte sich Smoker von Ace und stürmte auf das Gitter zu. "Es sollte euch verdammt leid tun! Natürlich! Ihr verdammten Arschlöcher! Nennt mir einen, nur EINEN verschissenen Grund, weshalb ich nach meiner Entlassung noch weiter für die Marine arbeiten sollte! Na? Ihr wisst wohl keinen, was?! Ich werde euch sagen warum! Weil ich schon immer gegen Regeln verstoßen habe! Ich habe es getan, als ich diesen Piraten noch nicht gejagt habe und ich habe es getan, als ich schon seit Monaten hinter ihm her war! Wisst ihr, es ist nicht einfach seinen Weg zu kennen, aber ich kenne ihn! Ich verstoße fröhlich gegen eure Drecksregeln und erfreue mich an euren herrlich dämlichen Gesichtern! So wie jetzt! Ihr solltet euch ansehen! Ich werde die Marine verlassen! Ganz recht! Und ich werde es nicht bereuen! Was haltet ihr davon?" "Sir-" "Halt' dein dämliches Maul!" "Smoker-" Angesprochener wandte sich herum und landete direkt in Ace' Armen. "Ace, ich-" "Es tut mir leid." "Warum?" "Ich muss gehen." "Aber-" "Bitte verlass' die Marine nicht. Es ist dein Leben und es gibt genug Piraten, die bestraft werden müssen, weil sie unschuldie Menschen ausrauben und töten. Und wenn nicht du sie fängst, wer dann?" "Ace-" Der Pirat legte seinen Zeigefinger auf Smokers Lippen und schüttelte traurig den Kopf. "Ich werde wie Gold Roger sterben. Das verspreche ich dir." Und wieder blieb Smoker nicht viel mehr zu sagen. "Geh' nicht." Er legte seine Hände um Ace' Gesicht und küsste ihn, doch der Pirat machte dem schnell ein Ende und lächelte ihn ein letztes Mal an. "Du hast es geschafft, Smoker. Du hast mich wirklich gefangen..." Er drehte sich um, hielt den Soldaten seine Hände entgegen und wurde in Handschellen gelegt. Alles, was darauf folgte, wurde nach und nach immer unwirklicher und lähmte Smoker. Er stand einfach nur da, spürte sein Herz gegen seinen Brustkorb hämmern und beobachtete, was geschah. Die Stimmen der Soldaten verschwammen, wurden dumpf und dröhnten ihm in den Ohren. Er sah, wie sich die Tür zu seiner Zelle öffnete, sah den Piraten in den Gang hinaustreten und sah ein letztes Mal sein Gesicht. Die schwarzen Haare, die Sommersprossen, diese wunderschönen Augen... und es wirkte, als hätte es nie eine Jagd gegeben. Niemals. Dann war Ace weg. Ende ------------------------------ So traurig ich auch sein mag - ich bin auch stolz. Ich habe diese FF beendet! Ich hab's geschafft! Und ich hoffe, sie hat allen Lesern gefallen. Vielen Dank und bis bald. Lyafe Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)