Time Is Running Out von BluejayPrime (Can You Stop It?) ================================================================================ Kapitel 1: Mother's Love ------------------------ …Geisterwelt… Das erste, was er von seinem ungebetenen Besuch wahrnahm, war der helle Schimmer, der sie umgab. Er lag auf dem Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Beine ausgestreckt, die Augen fest geschlossen, und bemühte sich, so wenig wie möglich von seiner Umwelt mitzubekommen. Eigentlich gab es da auch nicht besonders viel zu bemerken. Irgendwann wurde es langweilig, die Wand anzustarren, mit der Welt zu hadern oder sich Gedanken zu machen, was das Schicksal als nächstes an unerfreulichen Kleinigkeiten für ihn bereit halten würde. Insofern wunderte er sich auch gar nicht weiter, als ihm Prue Halliwell erschien. Sein letzter Besuch hier war schon etwas länger her, ein bisschen Gesellschaft konnte er gut gebrauchen – aber ausgerechnet Prue? Na gut. Er öffnete die Augen halb und begutachtete sie von Kopf bis Fuß. „Keine Komplimente!“, sagte sie und hob die Hand, als er den Mund öffnete, „Und keine flapsigen Sprüche! Ich bin nur wegen der Ältesten hier, nichts weiter.“ „Schade.“ Er schloss den Mund wieder. Sie kam näher, vollkommen lautlos. „Sie haben beschlossen, dich auf die Erde zu schicken.“ „Wie kommt’s?“ Lustlos öffnete er die Augen wieder, starrte zur Decke. „Die Mächtigen Drei sind in Gefahr.“ „Sind sie das nicht immer?“ Er fühlte sich nicht halb so lässig wie seine Stimme Prue Glauben machen wollte. „Was hat das mit mir zu tun?“ „Du wirst ihnen beistehen… und begnadigt. Vielleicht.“ „Na, das klingt ja vielversprechend.“, murmelte er, „Wer ist denn der böse Angreifer?“ „Ihr Name ist Elektra. Sie ist die neue Quelle – deine Erbin, gewissermaßen.“ Mit einem leisen Knurren öffnete er die Augen und funkelte sie an. „Damit das klar ist, ich war nie freiwillig die Quelle!“ „Sicher.“ Prue verschränkte die Arme vor der Brust. „Übrigens, da wäre noch etwas.“ „Nämlich?“ Betont desinteressiert betrachtete er seine Fingerspitzen. „Phoebe.“ Prue zog die Augenbrauen zusammen. „Lass sie in Ruhe.“ „Ich liebe sie.“, lautete die knappe Antwort. „Aber sie dich nicht.“ Prue seufzte leise. „Sie ist glücklich mit Coop. Wenn du sie wirklich liebst, gönnst du ihr das.“ Coop… Niemand, den er kannte, zweifellos. Er atmete tief durch, und als er die Augen öffnete, sah er Prue zum ersten Mal direkt an. „Ich werd’s versuchen.“, sagte er leise. 2028 a. d. … „Ben! Benjamin!“ Phoebe Halliwell packte ihren Sohn an den Schultern. „Wo sind Alexis und Peyton?“ „Ich bin hier, Mama.“ Mit großen Augen spähte Peyton hinter dem Türrahmen hervor. „Gut.“ Phoebe nahm das kleine Mädchen hoch und reichte sie ihrem Sohn. „Alexis!“ Die Luft flirrte; Alexis erschien und strich sich das lange schwarze Haar zurück. „Hier bin ich, Mum. Ist Dad schon zurück?“ „Nein.“ Phoebe wandte sich zu ihrer zweitältesten Tochter um. „Lex, sie wird bald hier sein. Hat Chris an das Buch gedacht?“ „Ja, Mum.“ Alexis nickte. Die Luft flirrte ein zweites Mal. Cole Turner erschien, in eine Rauchwolke gehüllt, zwei blutige Einschnitte im Gesicht. „Phoebe-“ Er strauchelte, Phoebe stürzte zu ihm und stützte ihn. „Mein Gott – Cole – was…“ „Die Quelle. Bring die Kinder hier raus!“ „Nein!“ Ben trat vor, noch immer Peyton auf dem Arm. Die Achtjährige spürte die Anspannung, die in der Luft lag, und drückte sich dicht an ihren Bruder. „Ich will hierbleiben und kämpfen, Dad! Ich werde Mum und dich nicht im Stich lassen.“ Cole lächelte schwach. Mit Phoebes Hilfe stützte er sich auf das Treppengeländer und strich Peyton behutsam über den braunen Haarschopf. „Hey, Kleines.“, murmelte er, „Ist ja gut, alles wird wieder gut…“ Er sah zu Benjamin. „Bring‘ deine Schwestern in Sicherheit.“, sagte er leise, „Ich bitte dich, Ben. Du musst sie beschützen. Chris und Wyatt warten am Treffpunkt auf euch, Jennifer, May und Penelope sind auch schon da... Wir werden hierbleiben und euch den Rücken freihalten. Wir kommen bald nach, das versprech‘ ich dir.“ Ben setzte zu einer Erwiderung an, stockte jedoch, als er in die Augen seines Vaters sah. „Okay, Dad.“, sagte er leise. Cole bemühte sich um ein aufmunterndes Lächeln. „Geht schon.“, sagte er mit einem schwachen Grinsen, „Mach schon, Großer, wir sehen uns…“ Ben schluckte erneut. „Lex?“ „Hier.“ Sie streckte die Hand aus und ergriff Bens. „Wir-“ Mit einem Krachen splitterte die Eingangstür, urplötzlich erschienen Warlocks überall- „Jetzt!“, schrie Lex. Die Welt vor Bens Augen verschwand. Mit einem leisen Keuchen riss Ben die Augen auf. „Alles okay, Mann?“ Wyatt beugte sich besorgt über ihn, Peyton drückte sich zitternd an ihren Bruder. Rasch löste Ben sich von ihr. „Hier, pass auf sie auf! Ich geh‘ zurück, Mum und Dad brauchen Hilfe!“ „Warte!“ Chris hielt seinen Arm fest. „Sie wollten nicht, dass…“ „Lass mich!“ Ruckartig riss Ben sich los. „Ich werd‘ sie nicht sterben lassen!“ „Du machst-“ Ben ließ ihn nicht ausreden, sondern verschwand auf der Stelle. Das Haus der Halliwells lag in Trümmern. Alle Scheiben waren zersplittert, Vasen und Bilderrahmen lagen in Scherben, von den Möbeln war nicht viel mehr als ein paar Haufen rauchender Trümmer übrig. Blutspuren waren auf dem Boden im Wintergarten zu sehen, die Überreste von zwei toten Warlocks, Blutspuren auf der Treppe zum Dachboden… Mit zitternden Knien machte Ben sich auf den Weg nach oben. Vor der Tür zum Dachboden blieb er stehen. Sie war halb aus den Angeln gerissen, verdeckte ihn jedoch noch, und sein Magen zog sich zusammen, als sein Blick auf die Szene fiel, die er durch die Überreste der Tür hindurch sehen konnte. Warlocks, viele Warlocks, angeführt von einer Dämonin, die er nicht kannte. Zwei Warlocks hielten Phoebe fest, eine Atamenspitze an ihrer Kehle. Cole sah noch schlimmer aus als vorhin; eine Hälfte seines Gesichtes war blutüberströmt, das, was an Haut noch zu erkennen war, war kreidebleich, sein Atem ging schwer und stockend. „Es freut mich, dich wiederzusehen, Belthazor.“ Die Stimme der Dämonin war sanft, fast zärtlich, als sie Cole über die Wange strich. Er fuhr unter ihrer Berührung zusammen. „Fass mich nicht an!“, zischte er. Sie hob die Augenbrauen, lächelte jedoch leicht. „Seit unserer letzten Begegnung scheinst du etwas nachgelassen zu haben…“ Sie ließ sich von einem der Warlocks eine Atame reichen und legte Cole die flache Seite der Klinge unter das Kinn. „Willst du nicht ein bisschen für deine geliebte Hexe um Gnade bitten?“ Cole antwortete nicht, doch er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Sie zuckte die Schultern. „Dann eben nicht. Tötet sie.“ „Nein!“ Coles entsetzter Aufschrei kam zu spät. Einer der Warlocks, die sie festgehalten hatten, stieß Phoebe Halliwell die Atame bis ans Heft in die Kehle. Interessiert begutachtete die Dämonin das Blut, das Phoebes Bluse dunkelrot färbte, dann zog sie den Dolch mit einem Ruck heraus und setzte Cole die blutverschmierte Klinge an die Kehle. „Sieh zu, wie sie stirbt, Belthazor.“, zischte sie ihm ins Ohr, „Das ist das Schicksal eines jeden Sterblichen, der es wagt, sich der Quelle zu widersetzen.“ Ben zitterte am ganzen Körper. „Mum!“, wisperte er, und nur sein Verstand hielt ihn davon ab, die Tür aufzureißen. „Du kleines Miststück!“, zischte Cole kaum hörbar, das Gesicht hassverzerrt, „Dafür zahlst du, das schwöre ich dir!“ „Dann sehen wir uns in der Hölle, mein Sohn.“, antwortete sie mit einem sanften Lächeln und stieß ihm die Klinge der Atame in die Brust. Draußen auf dem Gang begann Benjamin zu schluchzen wie ein kleines Kind. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)