Eine zweite Chance von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Ritt gegen die Zeit ------------------------------ Ritt gegen die Zeit Sie ritten im Galopp Richtung Paris, wo sie die Lage immer mehr zuspitzte. Die Bevölkerung hatte sich mit den Waffen, die sie gestohlen hatten, bewaffnet und standen nun den Truppen gegenüber, die Marie Antoinette nach Paris beordert hatte. Oscar sah von ihrem Pferd auf, als einer ihrer Soldaten, der voraus geritten war um herauszufinden, wie die Lage in Paris war, in gestrecktem Galopp auf ihre Truppe zu ritt. Er sah aufgeregt und schien etwas in Panik zu sein. „Oberst! Oberst Oscar! Kommandant!“, schrie er und parierte kurz bevor der Oscar ereichte zum schnellen Trab durch. „Die Armee hat das Feuer auf die Bürger eröffnet! Sie schießen auf jeden! Ob er bewaffnet ist oder nicht. Die Tuillerien sind ein einziges Meer aus Blut! Sie schießen auf Frauen und Kinder!“ Oscars Truppe gab den Pferden die Sporen und gemeinsam preschten sie in Richtung Tuillerien. In einer Gasse, die auf den Platz zu den Tuillerien führte, trafen sie auf eine Schar Menschen, die mit Waffen bestückt waren. Sie sahen erbärmlich aus, niedergeschlagen und am Ende ihrer Kräfte. Oscar lies ihren Trupp anhalten und die Menschen sahen sie erschrocken an. „Die königliche Garde! Sie haben umzingelt!“, rief ein Mann und die Menschen zückten ihre Waffen. „Beruhigt euch!“, sagte Oscar. „Wir haben nicht die Absicht gegen euch zu kämpfen.“ Verwirrt sah der Mann sie an. „Ihr wollt nicht gegen uns kämpfen? Wie sollen wir denn das verstehen? „Wenn wir das gewollt hätten, hätten wir euch schon angegriffen als ihr euch zurückgezogen habt“, leitete Oscar ein. Der Mann nickte. „Ja das leuchtet ein. Aber was wollt ihr?“ „Lasst uns durch! Ich schwöre, euch wird nichts geschehen“, versprach Oscar und sah die Menschen an. Nach kurzem zögern, gab der Mann, mit dem sie gesprochen hatte, nach. „Alle herhören, lasst die königliche Garde durch!“ Im Schritt ritt die Garde hindurch, während die Menschen platz machten, bis Oscar und die Soldaten den Platz der Tuillerien erreicht hatten. Ein Trupp mit Soldaten empfing sie, deren Oberst nun auf seinem Pferd hervor trat und gegenüber Oscar durchparierte. Oscar lies ihre Leute anhalten und sah den Oberst abwartend an. „Ich nehme an, Ihr führt das königliche Garde Regiment? Ich bin Kommandeur der Dragonah. Mein Name ist De Lombest“, stellte er sich vor. „Nennt mir Euren Namen, euren Rag und Euren Titel.“ Oscar sah den Kommandeur an und antwortete: „Mein Name ist, Oscar Jarjayes und ich habe weder Rang noch Titel.“ Plötzlich hob sie den Arm und ihre Soldaten legten ihre Waffen an. Der Kommandeur wich etwas erschrocken zurück. „Ich bitte Euch, zieht Eure Männer zurück. Sonst werden wir das Feuer eröffnen. Verhindert ein Blutvergießen.“ Ihre Stimme klang ruhig und beherrscht, wie sonst auch immer. „Wisst Ihr eigentlich, was Ihr tut?“, fragte der Kommandeur mit zweifelnder Stimme. Ohne ihren Arm zu senken, sprach Oscar weiter. „Ich tue das, was mein Gewissen mir befielt. Ich hoffe Ihr könnt das Gleiche auch von Euch sagen.“ Er wurde zunehmend nervöser, das ich auch langsam auf sein Pferd übertrug. „Wie?“ Alain zielte nun genau auf den Kommandeur und sagte: „Ihr habt es gehört. Also zieht Ihr Eure Leute jetzt zurück oder nicht? Handelt schnell, sonst ist es zu spät.“ Nach einem kurzem Zögern, wandte der Kommandeur sein Pferd und rief seinen Soldaten zu: „Soldaten, wir ziehen uns zurück!“ Schließlich verließ der Trupp im Galopp den Platz und Oscar konnte nur noch einige Hufe aufblitzen sehen, bis sie schließlich ganz verschwunden waren. Schließlich fasste Oscar an ihr Rangabzeichen auf der linken Seite ihrer Brust und riss es ab. Auf die fragenden Blicke von André und Alain, sagte sie: „Dieses Rangabzeichen darf ich nun nicht mehr tragen.“ Anschließend lies sie es zu Boden gleiten. Genau in diesem Moment, kamen die Menschen, denen sie zuvor begegnet waren, auf den Platz. André bemerkte sie als erster. „Oscar sieh doch!“ Sie wandten die Pferde zu den Menschen um, die sie misstrauisch beäugten. Der Mann, mit dem Oscar als erster gesprochen hatte, trat nun vor und sah die Abteilung an. Doch das Wort richtete er an den Oberst der Truppe. Antwortet! Wollt Ihr mit Euren Leuten tatsächlich auf unsrer Seite Kämpfen? Oscar nickte. „Ja, das wollen.“ Doch der Mann schien davon nicht überzeugt und sah Oscar feindselig an. „Ich trau ihm nicht. Das ist doch bestimmt eine raffinierte Falle. Die machen doch mit denen gemeinsame Sache, um uns zu vernichten!“ Oscar riss erschrocken die Augen auf, als sie diese Worte vernahm. Damit hatte sie nun nicht gerechnet. „Er hat Recht!“, rief nun ein weiter Mann, der Bevölkerung. „Ausgerechnet dieses Weib, dass seit Jahren dem König beschützt. Wir kriechen euch nicht auf dem Leim.“ Bevor Oscar sich verteidigen konnte, ergriff Lassalle das Wort. „Es stimmt, wir haben den König verteidigt, aber das ist vorbei. Wir sind auf eurer Seite!“ Ein weiterer Soldat von Oscar Truppe trat nun hervor und ergriff das Wort: „Denkt doch mal nach! Es ist wichtig, dass wir gemeinsam kämpfen! Ohne unsre Unterstützung, seid ihr denen hilflos ausgeliefert!“ Er ritt wohl zu nahe an den Mann heran, denn der legte nun die Waffe an und rief ihm entgegen: „Keinen Schritt näher! Leuten wie euch, kann man nicht über den Weg trauen!“ Schon beinahe verzweifelt, sah der Soldat nun zu Oscar. „Sagt doch was!“ Oscar schloss kurz die Augen und nickte. „Ich kann euer Misstrauen mehr als gut verstehen, denn ich habe schon viel zu lange auf der falschen Seite gestanden.“ Plötzlich begann sie ihren Degen und die Pistole zu entfernen. „Darum will ich versuchen euch zu überzeugen, dass ich es ehrlich meine.“ Schließlich streckte sie die beiden Waffen Alain entgegen. „Alain, nimm du meine Waffen.“ André schluckte und sah sie überrascht an. „Aber Oscar.“ Schließlich stieg sie vom Pferd und stellte sich mitten in die Menschenmasse, die sofort mit ihren Gewehren auf sie zielten. Oscar streckte die Arme von ihrem Körper und sagte: „Also nun bin ich unbewaffnet und ich möchte mit euch reden. Hört mich an! Ja, ich bin eine Adlige, ihr könnt eure Waffen auf mich richten und ihr könnt mich töten, aber vorher werdet ihr mir zuhören.“ Ihre Stimme war laut und energisch. Doch das schien die Menschen nicht zu stören, denn einige begannen das Gewehr zu laden. „Halt! Ich möchte, dass ihr eins bedenkt! Die Soldaten, die von mir befehligt werden, sind anders als ich. Sie waren immer auf eurer Seite. Sie sind von eurem Blut und sie haben sich geweigert auf euch zu schießen! Sie haben den Tag herbeigesehnt und sie würden ohne zu zögern, ihr Leben für euch geben! Also wenn ihr mir nicht glaubt, dann glaubt wenigstens ihnen! Sie haben es verdient. Denn denkt dran, nur gemeinsam seid ihr stark!“ Sie atmete tief durch und setzte dann entschlossen nach. „Ich bin bereit zu sterben, aber vertraut ihnen, nur dann hat mein Tod einen Sinn!“ André wurde nervös und er war bereit, sich vor Oscar zu werfen, wenn es nötig war. Doch kaum hatte er denn Entschluss gefasst, da versuchte ein anderer Mann sich seinen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen und Oscar glaubte ihn zu erkennen. „Ihr Bernard?“ Bernard ging auf Oscar zu. „Ich glaube Euch. Ich glaube jedes Wort, von dem was Ihr gesagt habt.“ Er streckte ihr seine Hand entgegen und Oscar nahm sie. „Seid uns willkommen! Willkommen in unsrer Mitte, Oscar.“ „Danke. Ich danke dir vielmals Bernard“, sagte sie und Erleichterung klang aus ihrer Stimme heraus. Dann entdeckte Bernard André und er ging auch ihn zu. Erfreut nahm er seine Hand und sagte: „Ich habe schon immer geahnt, dass du zu uns finden wirst, André. Willkommen.“ Die Wiedersehensfreude mit Bernard und auch Rosalie war groß. Doch dann wurde die Freude von einem aufgebrachten Mann, der auch zum Volk gehörte, unterbrochen. „Fünfhundert Soldaten! Das Armant Regiment ist auf dem Weg hier her!“ Er rannte als wäre der Teufel hinter ihm her und Oscar schwang sich erneut in den Sattel. Sie lies sich von Alain ihre Waffen zurückgeben und schrie zu den Soldaten: „Auf die Pferde! Wir kämpfen für die Freiheit!“ „Jawohl, für die Freiheit!“, rief Alain begeistert und lies sich ebenfalls wieder im Sattel seines Pferdes nieder. „Ein Moment Oscar!“, rief Bernard bevor sie los reiten konnte. „Wartet, was habt Ihr vor?“ „Wir müssen ihrem Angriff zuvor kommen“, gab sie zurück. „Das ist die einzige Chance, die wir haben. Während wir sie in Kämpfe verwickeln, werdet ihr auf den Straßen Barrikaden errichten.“ Bernard sah sie verirrt an. „Wie? Barrikaden?“ Oscar nickte. „Ja nur dann sind wir in der Lage, es mit der Armee aufzunehmen. Sonst ist unser Kampf aussichtslos. Nun schien Bernard die Sache klar zu sein. „Ich verstehe. Ja Ihr habt Recht.“ „Viel Glück“, wünschte sie ihm, gab ihrem Schimmel die Sporen und ritt im Galopp an. „Mir nach Kameraden!“ Während Oscar und ihre Truppe den Soldaten entgegen ritten, wurde Asaliah immer nervöser. Es waren nur noch wenige Stunden, bis André von der Kugel tödlich getroffen werden würde und noch immer konnte Oscar sich an nichts erinnern. So lief der Engel energisch immer auf uns ab und sah gelegentlich in die Schale, wo sie Oscar und André beobachten konnte. Asaliah befürchtete, dass auch die beiden, ihre zweite Chance nicht nutzen konnten. Die Zeit lief gnadenlos herunter und eine weitere Chance würden sie nicht bekommen. Dies war die einzige Möglichkeit ihrem Tod zu entgehen. Wobei die Möglichkeit ja eher ein Witz war. Wie sollte man einen Tod verhindern, wenn man gar nicht wusste, dass er passiert? Asaliah zweifelte allmählich an ihrem Verstand und fuhr sich entnervt durch die schwarzen Haaren. Sie wünschte, sie könnte Oscar einen Tipp geben, eine Erinnerung schicken oder irgendetwas anderes, damit sie André retten konnte. Doch sie konnte es nicht, nicht nachdem sie vor ein paar Stunden im Helerium gewesen war. Das Helerium war der Kopf der ganzen Sachen. Sie bestimmen wer eine zweite Chance bekam und wer nicht. Sie legten auch die Regeln fest, die Asaliah hin und wieder mal vergaß. Sie hatten doch irgendwie davon erfahren, dass Asaliah Oscar einen Tipp gegeben hatte, bevor sie zurück geschickt worden war. Na ja, wenn sich Oscar nicht bald erinnern würde, was geschehen wird, wäre es sowieso egal. Die Sache stand jedoch anders, wenn sie sich rechtzeitig erinnern würde. Die Sache war echt verzwickt. Erneut blickte Asaliah in die Schale und erkannte und die Truppe von Oscar den Platz ereichte, wo sie gegen die Armee kämpfen würden. Bevor Oscar angreifen lies, wandte sie sich noch mal ihren Männern zu. „Hört zu, wir müssen ihre Aufmerksamkeit auf uns lenken und versuchen sie vom Platz zu locken.“ Die Marschgeräusche der herannahenden Truppen wurden lauter, bis sie sie sehen konnten. „Also Kameraden, worauf warten wir noch? Greifen wir an!“ Mit Schlachtrufen, gezückten Degen und vorbereiteten Gewehren stürzten sie mitten in die Truppe herein, die von dem Überraschungsangriff vollkommen überrascht wurden. Es blieb keine Zeit ihre Gewehre zu laden und so blieben ihnen nur der Säbel. Doch André bekam Schwierigkeiten etwas zu erkennen. Die Sicht wurde immer verschwommener und so bemerkte er nicht, wie einer feindlicher Soldat auf ihn zielte. Bevor er jedoch abdrücken konnte, streckte Alain ihn von hinten nieder. „André, was ist denn los?“, fragte Alain seinen Freund. „Wieso verteidigst du dich nicht?“ André blickte zu der Stimme, konnte Alain aber nur schemenhaft erkennen. Immer wieder rieb er sich sein rechtes Auge um eventuell wieder besser sehen zu können. „Mein Auge! Ich bin getroffen.“ Seine Stimme zitterte in Panik. „Alles ist verschwommen. Langsam wird alles dunkel um mich herum.“ Alain sah ihn geschockt an. „Großer Gott, André!“ „Mir wird bestimmt gleich wieder besser werden!“, versuchte André mehr sich selbst als Alain zu beruhigen. Genau im selben Moment, rief Oscar zum Rückzug. Während sie davon ritten, führte Alain Andrés neben sich her und drücke Andrés Kopf auf den Widerrist des Pferdes. Sie hörten das Zischen von Kugeln die wie durch ein Wunder ihr Ziel verfehlten. Sie ritten ohne eigentlich zu wissen wohin, geradewegs in die Arme einer weitern feindlichen Truppe. Oscar konnte sie noch rechtzeitig erkennen und brachte ihren Schimmel schlitternd zum stehen. Schnell wandte sich ihre Truppe wieder einer anderen Richtung entgegen, bevor die feindlichen Soldaten realisieren konnten, wer da auf sie zugeschossen kam. Sie ritten von ihnen fort um nur einer weitern Truppe zu begegnen. Sie waren umzingelt. Doch dann löste sich einer von Oscar Soldaten aus der Gruppe. Es war Lassalle, der geradewegs in die Schar der feindlichen Soldaten hineinritt. „Lassalle! Bist du wahninnig!“, rief Oscar ihm noch hinterher, doch kurz darauf trafen ihn mehr als drei Kugeln in den Oberkörper und er viel schlaff auf den Boden. Lassalle war auf der Stelle tot gewesen. Es blieb jedoch keine Zeit zur Trauer, denn durch Lassalles Tat, konnte sich der Rest in Sicherheit bringen. Völlig entkräftet und mit erheblichen Verlusten fanden Oscar und der Rest der überlebenden Soldaten ein Versteckt unter einer Brücke. Oscar saß auf einer Treppenstufe und hatte die Augen geschlossen. „Wir müssen versuchen die Tuillerien zu erreichen“, sagte sie schließlich. „Unsre Einzigste Hoffnung besteht darin, uns Bernard und seinen Aufständischen anzuschließen.“ Alain seufzte. „Unmöglich, wie sollen wir es schaffen, dort hin zukommen? Auf den Straßen wimmelt es nur so von Soldaten. Wir müssen einen überraschenden Ausfall wagen. Auch wenn es Opfer kostet.“ Er sah Oscar an, die seinen Blick erwiderte. „Ich meine wir müssen es riskieren. Wir sitzen in der Falle“, sagte er mit resignierter Stimme. „Was denkst du, André?“ „Ja, natürlich du hast Recht!“, rief er etwas überrascht, dass er nach seiner Meinung gefragt wurde. So kramten sie ihre Waffen zusammen und wollten aufbrechen. Oscar ging voran, doch kaum war sie aus dem Schatten der schützenden Brücke hervorgetreten, hielt sie plötzlich inne und flüsterte: „Asaliah.“ „Wie?“, fragte Alain verwirrt. Oscar wusste nicht warum, aber sie hatte das Gefühl, als würde gleich etwas Schreckliches geschehen. Wie in Trance blickte sie auf und erkannte einige Meter vor ihr, einen Soldaten. Schnell drängte sie ihre Leute zurück in das Versteck, noch hatte der feindliche Soldat sie nicht bemerkt. „Was ist los?“, fragte Alain erneut. „Da oben steht ein Soldat“, flüsterte Oscar. „Bleibt zurück, ich werde ihn erledigen.“ „Oscar…“, setzte André an, doch Oscar hatte bereits ihre Waffe gezückt und konnte sich lautlos an den ahnungslosen Soldaten heranschleichen. Bevor er bemerkte wie ihm geschah, hatte ihn Oscar bereits nieder geschossen. Genau zur selben Zeit, lies sich Asaliah erleichtert auf die Wolken fallen. Oscar hatte es geschafft, sie hatte es tatsächlich geschafft sich daran zu erinnern. Doch noch war es nicht überstanden. Noch befanden sie sich nicht in Sicherheit und der Sturm der Bastille rückte immer Näher und somit auch Oscars Schicksal. Den Tod von André konnte sie verhindern, doch wie stand es mit ihrem eigenen Schicksal? Bevor sich Asaliah darüber Gedanken machen konnte, stand plötzlich ein anderer Engel über ihr und sah auf sie herab und das nicht gerade freundlich. Asaliah schluckte und lächelte zaghaft. Oh je, das wird nun Ärger geben, befürchtete sie. Der andere Engel führte sie geradewegs zum Helerium. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)