Allerheiligen von darkangel985 ================================================================================ Kapitel 2: Allerheiligen - Brad ------------------------------- Allerheiligen – Brad Mehr als zwei Stunden war er schon unterwegs, hatte die hellen, stets präsenten Lichter Tokios hinter sich gelassen und das alles nur um zu diesem ganz speziellen Ort zu gelangen. Es war die reinste Zeitverschwendung. Brad seufzte, als er aus seinem Wagen stieg, seine Krawatte ein wenig lockerte und dem verschlungenen Pfad folgte. Vielleicht hätte er doch einfach einen Flug buchen und ihre Gräber besuchen sollen, aber noch vor einer Woche war ihm das wie die reinste Geld- und Zeitverschwendung vorgekommen. Er hätte es besser wissen sollen, es war schließlich nicht das erste Mal, dass er es sich erlaubte sich an diesem Tag an sie zu erinnern und sich für einen kurzen Moment eingestand, dass er doch nicht so perfekt gefühllos war, wie er seine Umwelt so gerne glauben machte. Brad seufzte noch einmal, als er sich auf der alten, morschen Bank niederließ und seinen Blick über die vor ihm abfallenden Klippen und das Meer streifen ließ. Das Meer erinnerte ihn immer an sie, seine kleine, geliebte, fröhliche Schwester. Nie war sie glücklicher als damals, als sie alle zusammen am Strand waren und auch er konnte sich daran erinnern, in diesen Momenten glücklich gewesen zu sein. Das Feuerzeug klackte leise, als Brad es aufklappte und die weiße Kerze, die er in der Hand hielt, damit entzündete. Nachdenklich verlor sich sein Blick in der Flamme, als er wieder an jene Tage zurückdachte. Sie waren baden gewesen, an dem Tag bevor seine Eltern und seine Schwester starben waren sie baden gewesen. Es war ein heißer Sommer, der die meisten Kinder dazu brachte verträumt aus den Fenstern ihrer Klassenzimmer zu blicken und sich nach der Freiheit zu sehnen. Brad war eines dieser Kinder gewesen, doch noch während er aus dem Fenster gesehen hatte, hatte eine Vision ihn überfallen, ihn völlig aus der Bahn geworfen. Der Rest der Klasse hatte ihn seltsam angesehen, als er aufgesprungen und nach draußen gestürzt war, nur noch ein verzweifelter Gedanke in seinem Kopf. Er musste seine Eltern warnen. Er war gerannt bis seine Lungen brannten, getrieben von der Hoffnung, dass er schnell genug sein würde und doch wissend, dass er es nicht schaffen konnte. Und er hatte es nicht geschafft. Als er ankam waren sie alle tot, kleine, runde Einschusslöcher im süßen Gesicht seiner Schwester, die gütigen Augen seiner Mutter vor Angst weit aufgerissen, die Hände seines Vaters im blutigen Hemd verkrallt. Brad schüttelte seinen Kopf und blickte in die Ferne, versuchte sich von den schlimmen Erinnerungen zu lösen. Er hatte Jahre gebraucht um herauszufinden, wer die Mörder seiner Eltern waren und als er es endlich verstand, war er schon viel zu tief in ihr Netz verstrickt, als dass er noch hätte daraus entkommen können. Nun ja, er hätte gehen können. Doch er hatte den Fehler gemacht, einige derer, mit denen er zusammenarbeitete, zu mögen und er wusste mit absoluter Sicherheit, mit der gleichen Sicherheit, mit der er auch wusste, dass seine Aktien morgen 2,35 Prozent an Wert gewinnen würden, dass es für sie das Todesurteil bedeutet hätte. Doch jetzt spielte das alles keine Rolle mehr. SZ war vernichtet und damit hatte er seine Familie gerächt. Und für den Moment waren sie, Schwarz, frei. Brad machte sich keine Illusionen darüber, dass das auch weiterhin so bleiben würde. Es war schließlich nur eine Frage der Zeit, bis irgendeine Organisation die Akten SZs in die Finger bekam und anfing sich für sie zu interessieren. Dann würden sie wieder für ihre Freiheit kämpfen müssen. Aber er würde wissen wann es soweit war und bis dahin brachte es nichts, sich Gedanken zu machen. Brad ließ seinen Blick noch einmal über das Meer streifen, bevor er die Kerze neben die wächsernen Überreste der letzten Jahre stellte und sich auf den Heimweg machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)