Little By Little III von Chingya ================================================================================ Kapitel 4: Shitsubô ------------------- hi. leutz!!! sorry, dass es mal wieder so lange gedauert hat bis das neue kapi da is, aber ich wollte erst mal den zweiten teil meiner examensprüfung fertig bekommen ehe ich weiter schreibe. vielen lieben dank für eure kommis...,dass ihr euch dennoch zeit nehmt welche zu hinterlassen. mich baut das immer auf und gibt mir muse weiter zu schreiben.^^ zudem hoffe ich, dass die story endlich ins rollen kommt. ich sehe den dritten teil von lbl gerne als hauptteil, während die anderen beiden noch die aufwärmphase waren. xD euch erwartet definitiv noch ne ordentlich achterbahnfahrt!!! der erste und zweite teil waren noch gar nichts! würd mich weiterhin freuen, wenn ihr dran bleibt. joa, und für jegliche kritik und so weiter bin ich auch jeder zeit zu haben.^^ viel spaß beim lesen!! ich wünsch euch was! chingya *** Es war früher Abend, als ich mich dafür entschied nach Hause zu fahren. Gackt wollte noch etwas bei Lily bleiben und dann selber Heim. Wir brauchten beide etwas Schlaf nach dem ganzen Trubel und wir hatten ja jetzt endlich die Gewissheit, dass Lily wach war und es bleiben würde. Zumindest in diesen Zusammenhang konnte ich beruhigt sein. In einem gewissen anderen Zusammenhang spürte ich, allein bei dem bloßem Gedanken, ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. Die Gefühle spielten in mir verrückt. Auf der einen Seite war ich froh, dass Toshiya endlich wieder da sein würde, aber auf der anderen Seite hatte ich einen bitteren Nachgeschmack bei der Sache. Und mir war klar, dass es nicht nur mir so gehen würde. Ich hatte es an Gackts Gesicht gesehen, als ich ihm vorhin mitgeteilt hatte, dass Dir en grey den Rückweg nach Tokyo antreten würden. In welcher Weise Gackt es als ein negatives Zeichen sehen würde, war mir bis dato noch nicht klar. Ich ging gerade den kleinen Kiesweg zum Parkplatz entlang, als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Murrend, fischte ich es heraus und warf nur widerwillig einen Blick auf dieses. Eine Sms. Meine Augenbraue wanderte fragend nach oben. Ich bekam so gut wie nie eine Sms. Umso mehr verwunderte es mich, dass ich eine bekommen hatte. Nun doch neugierig von wem sie sein könnte, schaute ich nach und stockte kurz, als ich sah, dass sie von Hyde war. „Scheiße.“, entfuhr es mir. Den hatte ich nach heute früh völlig vergessen gehabt, nachdem ich ihn einfach stehen gelassen hatte. Reue stieg in mir auf und zwar eine ganze Menge davon, was mich schwer schlucken ließ. Die Sms lesend, traten mir Tränen in die Augen. Ich hatte die liebevolle und fürsorgliche Art von Hyde einfach nicht verdient. ‚Hey, Kira. Hoffe, dass alles okay mit dir ist. Sag mir bescheid, wenn ich dir was Gutes tun kann. Halt die Ohren steif, ne. Mata ne.‘ „Du bist so…Argh!“, fluchte ich und schloss mein Auto auf. Wieso tat er das immer wieder? Egal wie oft ich mal ungerecht zu ihm war, er nahm es letztendlich mit einem Lächeln und sah darüber hinweg. Konnte eine Freundschaft so unerschütterlich sein? Auf der Fahrt konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich ließ die Freundschaft mit Hyde Revue passieren und spürte dabei eine angenehme Wärme in mir. Diese Freundschaft bedeutete mir mehr, als ich je gedacht hatte. Nie hätte ich gedacht, dass ich zu diesem Mann eine so tiefe Bindung aufbauen würde. Er war, wie Toshiya, fast gar nicht mehr aus meinem Leben weg zu denken. Dazu hatten wir einfach viel zu viel erlebt und durchgestanden. Ich bog gerade in die Zielstraße ein und steuerte auf den Parkplatz vor meinem Wohnblock zu, als ich schon ein bekanntes Auto am Straßenrand stehen sah. Vor Überraschung hatte ich Mühe nicht auf die Bremse zu treten. Ungläubig schaute ich auf die Uhr. „Hast du dich gebeamt?“, fragte ich leise für mich und machte, dass ich ganz schnell in meine Wohnung kam. Mein Herz schlug fest in meiner Brust, als ich die Treppenstufen nach oben stürmte. Ich wollte es einfach solange nicht glauben bis er wahrhaftig vor mir stand. Die letzten Stufen nehmend, hielt ich plötzlich inne, als ich ihn im Türrahmen der Haustür stehen sah. Ich schluckte: „Toshiya.“ Meine Stimme war leise und zitterte leicht. Er lächelte mich an und breitete seine Arme aus. „Komm her, Süße.“ Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen und rannte die letzten paar Meter in seine Arme. Ich klammerte mich förmlich an ihn. Da war es wieder, dieses vertraute Gefühl, das ich die ganze Zeit vermisst hatte, seine Wärme, sein Duft. „Toshiya.“, hauchte ich wieder, fing an zu weinen, als ich spürte, dass meine Sehnsucht und der Schmerz der letzten Wochen, in seinen Armen abflauten. „Ich bin wieder da.“, zog er mich langsam in die Wohnung und schloss die Tür hinter uns. Ich beobachtete ihn, nachdem er die Tür geschlossen hatte. Einen Moment stand er noch mit dem Rücken zu mir und ich wusste nicht was es war, aber ein unbeschreibliches Gefühl zog für eine Sekunde durch meinen Körper. Toshiya drehte sich zu mir um und schritt auf mich zu, nur um mich gleich wieder in seine Arme zu ziehen. „Du hast mir gefehlt.“, hauchte er mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Ich konnte nicht sagen wie, aber da legte sich ein Schalter bei mir um und ich stieß ihn weg, als ich endlich seine Worte registriert hatte. „Was?“, schaute Toshiya irritiert und schien nicht zu verstehen. Aber das hatte ich nicht anders erwartet. Sein fragender Blick machte mich wütend. „Du hast mich vermisst?“, schmetterte ich ihm an den Kopf. „Willst du mich verarschen?“ „Hey, Moment mal.“, versuchte er mit leiser Stimmlage mich zu beruhigen. „Was denn jetzt los?“ „Was los ist? Hast du dich nur ein Mal in diesen Wochen gefragt wie es mir ging, als du mit dem Rest deiner Kompanie einfach entschieden hattest Hals über Kopf auf Tour zu gehen? Natürlich hast du dich das nicht! Denn es wirkte auf mich mehr als gleichgültig. Und jetzt tanzt du hier wieder an, weil Lily aufgewacht ist, brecht ohne zu zögern die Tour ab und seid schneller hier, als man gucken kann. Es wäre ja mal schön, wenn du nur ein Mal Toshiya, nur ein Mal so viel für mich tun würdest.“ Toshiya entgegnete darauf nichts, schaute nur noch schockiert und völlig sprachlos. „Genau, sag nichts!“, zischte ich. „Wieso solltest du dich auch mal um mich kümmern? Lily war ja schon immer wichtiger gewesen.“ „Hör auf solch einen Scheiß zu erzählen.“, kam er auf mich zu und fasste mich an den Oberarmen, blickte mir fest in die Augen. „Ich weiß nicht wieso du so denkst, aber ich habe Lily noch nie für wichtiger empfunden als dich. Zudem weißt du selber wie es in der Musikbranche zugeht. Dir en grey ist nicht GacktJob oder L’Arc~en~Ciel. Wir können nicht einfach mal so frei machen, wie das Hyde kann.“ Kurz wurde sein Griff fester und ich spürte, dass er enttäuscht war. „Lass mich los!“, kämpfte ich mich frei. Die Berührung von Toshiya war unangenehm. „Du tust mir weh!“ Toshiya ließ darauf auch unverzüglich von mir ab, „Tut mir leid.“, blickte entschuldigend. Ich wollte mich nur noch abwenden und im Wohnzimmer verschwinden, als er mich zurückzog und mich in seine Arme schloss. „Geh nicht, bitte.“ Nachgebend, ließ ich mich gegen ihn sinken. Einen langen Moment standen wir so da, als ich aufschreckte, weil mein Handy klingelte. Mich aus Toshiyas Armen lösen wollend, zog er mich wieder fester an sich. „Lass es klingeln.“ „Es könnte wichtig sein.“, entgegnete ich. „Was ist wichtiger?“, war alles was er noch sagte und küsste mich. Erst überrumpelt, schaute ich ihn einfach nur an, doch dann erwiderte ich den Kuss. Wie ich später erfahren sollte, war das Telefonat wichtig gewesen. ~*~ Ich konnte meine Augen kaum offen halten und war erleichtert, als der Arzt meinte, dass ich nun wieder zurück auf mein Zimmer könne. Er hatte mich von oben bis unten durchgecheckt, mir unzählige Fragen gestellt und ich fand es nur als belastend. Es machte mich jedesmal wahnsinnig, wenn ich feststellte, dass eine große Lücke in meinem Gedächtnis war, die ich auch mit größter Mühe mich zu erinnern, nicht füllen konnte. „Kommen Sie, Ryan-san. Ich fahr sie zurück.“, lächelte mich eine Schwester freundlich an, nachdem ich mich mit Hilfe in dem Rollstuhl niedergelassen hatte. Meine Beine wollten mir zurzeit einfach nicht gehorchen, somit konnte ich kaum ein paar Sekunden selber stehen, ohne dass sie unter mir wegknickten. Der Weg zu meinem Zimmer war nicht weit. Es war trotz der frühen Abendstunde viel auf der Station los. Es wirkte alles so befremdlich und steril um mich herum. Ich wusste nur zu genau, dass ich hier so bald wie möglich weg wollte. Dies war kein Ort, an dem ich lange bleiben mochte. Allein der Geruch ließ mich schwer schlucken. Desinfektionsmittel. Ein Geruch, der einen immer an solche einen Ort denken ließ und dazu Erinnerungen hervorrief, die man schon als Kind nicht ausstehen konnte. „Wir sind da.“, meinte die Schwester hinter mir und holte mich somit wieder aus meinen Gedanken. Ich wandte meinen Blick von meinen Händen in meinem Schoß ab, die ich die ganze Zeit angestarrt hatte und erblickte eine Person, die im ersten Moment mein Herz bis zum Hals schlagen ließ. Sie stand nur einige Meter von mir entfernt und sprach mit einer anderen Schwester. „Alex!“, entwich es meinen Mund, noch ehe ich hätte anders reagieren können. Die Person drehte sich um und begegnete meinem Blick. Mein Herz blieb stehen, als ich realisierte, dass es nicht mein Bruder war. Aber dennoch war es jemand, den ich nur allzu gut durch ihn kannte. Wer würde jemanden vergessen, der für einen immer schon so viel Ähnlichkeit mit der Person hatte, die man über alles liebte? „Shinya?“, hauchte ich. Tränen kämpften sich in mir hoch, als ich den Schmerz der Enttäuschung in mir wahrnahm. Ich hatte kurz wirklich gehofft, dass Alex endlich kommen würde. Shinya kam langsam auf mich zu, lächelte zaghaft. Seine schwarzen Iriden durchbohrten mich regelrecht, als würde er in mich hineinsehen können und so sehen was ich dachte. Was wollte er von mir? Kannten wir uns? „Lily.“, blieb er vor mir stehen ehe er mich in seine Arme zog. Ich versteifte, war mit der Situation völlig überfordert. Sein stockender Atem streifte meinen Hals und dann spürte ich weiche Lippen auf meiner Haut. Vor Schreck schubste ich Shinya von mir. Was sollte das? Er konnte doch nicht einfach… „Was ist los? Hab ich was falsch gemacht?“ Er schaute mich irritiert an, schien nicht zu verstehen was hier geschah. Ich verstand jedoch auch nicht. „Wo ist Alex?“, fuhr ich mir zitternd mit meinen Händen durch die Haare. Wieso waren all diese Leute um mich herum? Ich konnte einfach nicht begreifen, was das alles zu bedeuten hatte. „Wieso fragst du das?“, griff Shinya nach meiner Hand. „Du weißt doch, dass Alex seit zehn Jahren tot ist.“ Geschockt hielt ich die Luft an. Tot? Alex? Ich merkte plötzlich wie ich in Atemnot geriet und deshalb zu hyperventilieren begann. Bilder rasten durch meinen Kopf, während ich versuchte, Sauerstoff in meine Lungen zu pressen und dabei das Gefühl hatte gegen eine große Barriere zu atmen. Ich sah Feuer vor meinem geistigen Auge, ein Auto, hörte meine verzweifelten Rufe… „Ryan-san, ganz ruhig. Hören Sie, Sie müssen ganz ruhig atmen.“, vernahm ich die Stimme vom Arzt. Ich versuchte seinem Ratschlag zu folgen, doch umso mehr Bilder wie Blitze in meinem Kopf erschienen umso schwerer wurde es sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Mein Kopf und meine Lungen schmerzten. Ich bekam noch mehr Panik, als ich das Gefühl hatte gleich zu ersticken und mir vor Angst Tränen in die Augen stiegen. „Geben Sie mir eine Ampulle Dormicum.“, hörte ich den Arzt die Schwester anweisen. Ich spürte kaum wie die Kanüle meine Haut durchdrang, aber ich merkte wie meine Atmung sich langsam normalisierte und ich träge wurde. „Sie wird jetzt müde werden.“ Das war das Letzte was ich vernahm bevor ich meine Augen schloss und wegdriftete. ~*~ „Du bist immer noch wütend.“, stellte Toshiya fest, als wir nebeneinander am Kopfende des Bettes saßen und uns lange angeschwiegen hatten. Ich zupfte an meinem Pulloversaum herum und schaute nicht auf. „Enttäuscht trifft es auch.“ Er seufzte und richtete sich weiter auf, schaute mich von der Seite her an. „Dann bist du halt immer noch enttäuscht. Was macht das jetzt für ein Unterschied? Im Endeffekt kommt doch das Selbe bei heraus. Wir sitzen hier nebeneinander, schweigen uns an und du weichst jeder meiner Berührungen aus.“ Mein Kopf schoss zu ihm herum, als ich seine Worte vernahm. „Scheint ja dein einziges Problem zu sein.“, zischte ich, um mich darauf aufzurichten und das Schlafzimmer zu verlassen. Ich hörte, dass Toshiya mir ins Wohnzimmer folgte. „Ich verstehe noch immer nicht was hier, verdammt noch mal, los ist? Ist das wieder so eine Phase, die du da durchmachst? Dann sag es mir bitte, damit ich mich drauf einstellen kann!“, wurde er ungehalten. Aber mir Riss auch der Geduldsfaden allmählich. „Nein, es ist nicht nur so eine Phase, Hara-san! Und mich wundert es nicht, dass Sie nichts verstehen. Denn in dem Kopf da oben gibt es nur eine Schiene, die Sie fahren und das ist „Egoismus“!“ „Willst du dich ernsthaft mit mir streiten um etwas, was völlig blödsinnig ist? Du hast doch von Anfang an gewusst was es hieß mit mir zusammen zu sein. Und jetzt nach über vier Jahren kommst du an und tust so, als wäre es etwas völlig Neues, wenn ich auf Tour bin. Ja, okay du bist schwanger und ja, ich gebe zu, dass wir dich mit der Sache wegen Lily ziemlich im Regen stehen lassen haben, aber du weißt ebenso, dass es nicht mehr zu ändern ist. Das ist mein Job, Kira. Ich lebe davon, genauso wie du von deinem Job lebst. Ich kapiere einfach nicht, dass du hier solch einen Aufstand machst und uns nicht einfach wie zwei erwachsene Menschen drüber reden lassen kannst, ohne dass es gleich ausartet.“ Toshiyas Stimme klang genervt und unfreundlich. Mir war nur allzu klar, dass auch er ganz kurz davor stand richtig wütend zu werden, wenn er es nicht schon war. „Weißt du was? Unter den Umständen rede ich kein weiteres Wort mit dir.“, entgegnete ich ihm, verschränkte meine Arme vor der Brust. „Ich verschwinde jetzt. Vielleicht nutzt du die Zeit ja mal und denkst über deine Einstellung mir gegenüber nach, wenn du bei deinem Job noch die Zeit dafür findest.“ Ich griff nach meinem Handy, das neben mir auf dem Tisch lag und verschwand dann im Flur, um mir meine Schuhe anzuziehen. Toshiya folgte mir nicht. Es war auch gut so, denn er hätte mich sowieso nicht aufhalten können. Mir meinen Haustür- und Autoschlüssel nehmend, schaute ich nicht zurück. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, konnte ich spüren wie Verlust sich in mein Herz schlich. Es war wie damals. Alles ging wieder von Vorne los. Wieso tat er, als wäre diese Situation eine völlig Neue? „Von wegen nach über vier Jahren.“, murmelte ich und stieg dabei die Treppen hinunter. „Anscheinend hast du alles schon wieder vergessen was war bevor Lily zurück gekommen ist.“ Ich hatte mich gerade in mein Auto gesetzt, als das Handy in meiner Hosentasche klingelte. Mit Mühe fischte ich es heraus und fluchte dabei, weil es mir einige Male entglitt. Endlich in der Hand, schaute ich leicht irritiert auf das Display. Was wollte Masa denn von mir? „Galiano.“, meldete ich mich. „Hi, Kira. Ich hab vorhin schon mal versucht dich anzurufen, aber du bist nicht rangegangen.“ „Ja, sorry. Ich hatte was mit Toshiya zu klären.“ „Wo du Dir en grey grad ansprichst. Ich weiß ja nicht wie du das siehst, aber wenn dir was an dem Zustand um deine Freundin herum was liegt, dann solltest du schleunigst ins Krankenhaus kommen, denn Gackt und Shinya schlagen sich sonst hier die Köpfe ein.“ Was? „Willst du mich verarschen?“ „Für Aprilscherze ist es zu spät, denkst du nicht?“, war Masas Stimme ernst. „Hyde hat mich angerufen. Er ist auch da. Warum auch immer.“ „Schon gut, ich bin unterwegs.“ Dann legte ich einfach auf. „Verdammt!“ Konnten die sich nicht ein Mal benehmen? Als wenn ich nicht schon genug Probleme hatte. Wie sollte ich meine eignen lösen können, wenn mir die anderen immer dazwischen funkten? Ich wollte mich jetzt wegen Toshiya abreagieren und nicht den Schlichter spielen. Und was zur Hölle tat Shinya überhaupt im Krankenhaus? Wie wäre es gewesen, wenn er sich vorher mal erkundigt hätte, ob es okay ist? Gereizt startete ich den Motor und fuhr vom Parkplatz. Es würde eine knappe halbe Stunde bei dem tokioter Verkehr dauern bis ich am Krankenhaus war. Ich konnte nur hoffen, dass sie sich bis dahin nicht komplett auseinander genommen hatten und Hyde wenigstens etwas Kontrolle in die Sache bringen konnte. Laute Stimmen drangen schon durch die dicke Glastür der Intensivstation zu mir hindurch noch ehe ich sie geöffnet hatte. Wut baute sich in mir auf, als ich meine Freunde auf dem Flur stehen sah. Einige Schwestern beobachteten das Schauspiel mit Entrüstung. Es gehörte sich ja auch nicht sich im Krankenhaus wie ein paar Idioten zu benehmen. Mit langen Schritten ging ich auf die Streithähne zu, ignorierte Hyde und schoss zu Shinya und Gackt vor. Mich interessierte es im Moment gar nicht um was es eigentlich ging, ich wollte sie erst einmal hier raus bekommen. Mich zwischen den beiden aufbauend, erhob ich meine Stimme: „Sagt mal, habt ihr sie noch alle?“ Unverwandt verstummte die Menge um mich herum. Das hielt jedoch weder Gackt noch Shinya davon ab sich böse anzufunkeln. „Kira.“, vernahm ich Hydes erleichterte Stimme. „Raus hier! Und zwar alle bevor ich mich vergesse!“, befahl ich und griff nach Gackts Oberarm um ihn hinter mir her zu schleifen. Dieser war völlig überrumpelt und ließ sich mitziehen. Bei einem kurzen Blick zurück sah ich, dass Hyde es mir mit Shinya gleich tat. Auf den Gesichtern der Schwestern zeichnete sich Erleichterung ab. Sie waren wohl mehr als froh, dass endlich Ruhe einkehrte. Auf den Weg nach draußen hielt ich nicht ein Mal an und sprach kein Wort. Meine Hand hatte sich fest um Gackts Arm geschlossen, damit ich sicher sein konnte, dass er nicht einen Moment an Wiederstand dachte. Vor dem Krankenhaus ließ ich ihn dann aber letztendlich los und gab ihn einen Schubs zwischen den Schulterblättern worauf er taumelnd einige Schritte voraus stolperte. „Geht’s noch?“, regte er sich auf und drehte sich zu mir herum. „Halt bloß deine Klappe!“, fauchte ich. Hyde und Shinya stießen zu uns. „Vorwärts!“, wies ich sie an weiter zu gehen. An einer Bank befahl ich den beiden sich zu setzen und baute mich vor ihnen auf – Hyde neben mir. „Jetzt will ich wissen was der Mist da drinnen sollte. Ihr benehmt euch wie kleine Kinder.“ Shinya schaute entrüstet, während Gackt sich zurücklehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Keiner sagte ein Ton, was mich rasend machte. „Ich hab nicht ewig Zeit. Also bekomme ich heute nochmal meine Erklärung?“ „Es gibt hier Leute, die Dinge erzählen ohne mal darüber nachzudenken was das für Folgen haben könnte.“ Gackts Worte kamen gepresst über seine Lippen, als hatte er sichtliche Mühe sich zu beherrschen. „Sie hatte ja wohl ein recht das zu erfahren. Zudem, woher sollte ich denn wissen, dass ihr wichtige Details vorenthaltet. Und das nicht nur ihr, sondern auch MIR. Ich bin ihr Freund, vergessen?“, verschränkte nun auch Shinya seine Arme. „Es hatte einen Grund wieso sie davon noch nichts wusste und den hast du jawohl live und in Farbe miterlebt!“ „Hätte es einen Unterschied gemacht, wäre es später rausgekommen? Und was wäre mein Part gewesen? Mich so lange von ihr fernhalten? Das kann nun wirklich nicht dein Ernst sein.“, funkelte Shinya Gackt mit seinen dunklen Iriden an. Ich hatte ihn noch nie so erlebt wie jetzt. „Wäre doch mal eine Option. Dich hat es doch die Wochen davor auch nicht gekümmert ob sie deine Freundin ist oder nicht.“ „Reiz mich nicht!“, sprang Shinya plötzlich auf, die Hände zu Fäusten geballt. „Wenn du ihr in diesem Zustand auch nur ein Mal zu nahe kommst und es ausnutzt…Ich verspreche dir, dass du es mehr als bereuen wirst.“ „Hey, hey!“, ging ich dazwischen. „Kann mir hier jemand mal eine ordentliche Auskunft erteilen?“ „Shinya hat Lily erzählt, dass Alex tot ist.“ Hydes Worte ließen mich zusammen zucken. „Was? Tickst du noch ganz richtig?“, fuhr ich Shinya nun ebenfalls an. Das konnte doch nicht wahr sein. „Wie wäre es gewesen, wenn du dich vorher mal nach ihrem Zustand erkundigt hättest? Lily hat zehn Jahre ihres Lebens vergessen…“ „ Das weiß ich jetzt, vielen Dank auch.“, unterbrach mich Shinya. „Und die Vorwürfe von diesem Idioten hier ändern nichts mehr an der Tatsache, dass sie wegen Alex Bescheid weiß.“ „Ey, ja!“, sprang Gackt auf und stellte sich bedrohlich vor Shinya. „Sag das nochmal und es setzt was!“ „Verdammt nochmal!“, drängte ich die beiden mit Mühe auseinander. „Halt dich von Lily fern.“, zischte Gackt Shinya zu. „Du bist der Letzte, der jetzt in ihrer Nähe sein sollte.“ „Das hast du ja wohl nicht zu bestimmen. Ich gebe dir sicher nicht die Gelegenheit deine Karten auszuspielen. Auf solch einen Tag hast du doch immer nur gewartet.“ „Ich hab den Zustand von Lily gar nicht nötig auszunutzen. Sie wird von alleine ihre Erinnerungen wiederfinden und so wissen was sie an mir hat. Mich und Lily verbindet nämlich mehr als du dir je vorstellen kannst.“ Von seinen Worten überzeugt, vergrub er seine Hände lässig in den Hosentaschen. „Jetzt haust du aber ganz schön auf den Putz!“, ermahnte ich ihn. Man konnte es auch übertreiben. „Und jetzt kommt mal beide wieder runter!“ Shinya schnaubte abfällig und setzte sich wieder. In gewisser Weise tat er mir leid. Für ihn war es sicher auch ein Schock gewesen zu erfahren, dass Lily ihre Beziehung vergessen hatte und ihn als Fremden behandelte. Zudem war ich ihm auch in gewisser Weise dankbar, dass er Lily das erzählt hatte, wovor ich solche Angst gehabt hatte. Ihr noch einmal mitteilen zu müssen, dass es ihren Bruder nicht mehr gab, hätte ich unmöglich übers Herz bringen können. „Wie geht es ihr jetzt?“, wandte ich mich Gackt zu. „Sie hat Beruhigungsmittel bekommen, nachdem sie völlig abgedreht ist.“ „Erzähl kein Scheiß!“, fuhr Shinya dazwischen. „Sie ist lediglich hyperventiliert. Von wegen abgedreht.“ Ich glaube, wenn Shinya sich nicht so gut im Griff gehabt hätte, dann wäre er Gackt nur allzu gerne an die Gurgel gesprungen. Er musste ja nun auch mit der Angst leben, dass er Lily verlieren könnte. Und, dass Gackt sich an sie kletterte wie eh und je machte die Sache für ihn sicher auch nicht einfacher. Aber das war auch mit seiner eigenen Schuld. Wäre er von Anfang an bei ihr geblieben, dann stünde er in Lilys Augen gewiss anders da. „Okay, während ihr euch jetzt beruhigt und ihr erst mal fern bleibt – und ich schwöre, heute noch einen Schritt auch nur auf die Intensiv zu und ich kille euch – hole ich mir meinen aktuellen Lagebericht ein.“ Meine Worte kamen deutlich aus meinem Mund, damit ich sicher war, dass sie mich ernst nahmen. Nach der ganzen Sache verstand ich gewiss keinen Spaß mehr. Noch solch eine Aktion von den beiden und ich würde mich wirklich vergessen. Definitiv. Ohne eine Antwort von den beiden abzuwarten, hatte ich kehrt gemacht und stand nun am Fahrstuhl zur Intensivstation, als Hyde neben mir auftauchte. „Ich frage mich immer wieder wie es sein kann, dass entweder Lily oder du aufkreuzen und alle springen nach eurer Pfeife.“, flüsterte er. Darauf wusste ich nichts zu entgegnen. Seufzend fuhr ich mir mit der Hand über die Augen. Das ganze sollte endlich ein Ende haben. Das Gespräch mit Toshiya kam mir plötzlich in den Sinn, ließ mich verbittert den Mund verziehen. „Was ist los?“, spürte ich Hydes warme Hand an meinem Oberarm. „Nichts.“ Wir betraten den leeren Fahrstuhl und ich betätigte den Knopf für die entsprechende Etage. „Kira!“, drehte Hyde mich an den Schultern zu sich herum. Ich traute mich nicht ihn anzuschauen, weil ich wusste, dass mir sonst wieder Tränen in die Augen steigen würden. Ich musste mich beherrschen und stark sein. Es ist in letzter Zeit so viel Schlimmeres geschehen als ein Streit mit meinem Verlobten. „Schau mich an!“ Den Kopf schüttelnd, machte ich mich von ihm frei, als sich die Fahrstuhltüren wieder öffneten und stürmte hinaus. Weit kam ich aber nicht, denn gleich darauf spürte ich Hydes schützende Arme, die sich von hinten um mich schlossen und mich so an seinen warmen Körper drückten. Sein Atem streifte meinen Nacken. „Hör auf damit.“, flüsterte er. „Du bist nicht allein. Ich bin immer für dich da, schließ mich nicht aus.“ Um meine Beherrschung kämpfend, schloss ich meine Augen und lehnte mich, seinen berauschenden Duft einatmend, an ihn. Dieser Mann schaffte es immer wieder mich zu überraschen. Egal wie oft ich ihm weh tat und mich grundlos von ihm abwandte, er stand immer wieder vor mir und streckte seine Hände nach mir aus. Er hatte immer die richtigen Worte zur passenden Zeit und die richtigen Berührungen zu den entsprechenden Momenten. „Ich brauch nur etwas Zeit mal zur Ruhe zu kommen.“, strich ich ihm über den Unterarm. „Mach dir nicht immer so viele Sorgen um mich. Du hast doch sicher schon genug am Hals.“ Sein Atem, der stoßweise auf mein Ohr traf, bescherte mir eine Gänsehaut. „Freunde sind für einander da, Kira. Das dürftest du doch mittlerweile nur allzu gut wissen. Mir ist dein Wohlergehen wichtig.“ Die angenehme Vertrautheit, die durch meinen Körper fuhr, ließ mich lächeln. Freundschaft. Er hatte recht. Doch ich glaubte, ihm war zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, dass aufrichtige Freundschaft für mich, zu diesem Zeitpunkt, nur im Zusammenhang mit ihm existierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)