Nachtgedanken von Aziraphale (YuuRam) ================================================================================ Kapitel 2: Schlaflos (Yuuris POV) --------------------------------- Es tut mir ganz furchtbar leid, dass es so lange gedauert hat... mittlerweile ist die dritte Staffel ja schon eine Weile vorbei und ich musste micht entscheiden, wann dieser zweite Teil spielen soll. Ich hoffe, dass es trotzdem ein paar Leute gibt, die sich über diesen zweiten Teil freuen und hoffe, es gefällt euch. 5 Jahre später. Der Steinboden war kalt. Er hätte daran denken sollen, seine Hausschuhe anzuziehen, bevor er sich in die Badewanne gesetzt hat. Aber wer ging schon mit Hausschuhen in die Badewanne? Gut, Pyjamas zog man für gewöhnlich vorher auch aus, aber das war nicht der Punkt! Er konnte ja wohl unmöglich nackt durch die Gänge laufen! Wenn die Wachen ihn sehen würden- oder schlimmer: Günter! Der Gedanke jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Vorsichtshalber blickte er sich einmal um, um auch ganz sicher zu gehen, dass sein Berater nicht vielleicht doch hinter einer Säule lauerte. Ein König der Angst in seinem eigenen Schloss hat! Das ist doch wohl ein Witz, Yuuri! Du Weichei! Ja, genau das würde Wolfram sagen... beziehungsweise brüllen. Er blieb einen Moment stehen, um durch eines der großen Fenster in den Garten zu blicken. Der Mond stand hoch am Himmel und hüllte alles in einen seichten Schein. Er konnte den kleinen Tisch erkennen, an dem Greta ohne Zweifel am Nachmittag gesessen hatte. Ihre Puppe lag noch dort. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch mit dieser Puppe spielte... doch sie hatte gesagt, sie sei ein Geschenk von „Papa Wolfram“ gewesen und sie sei stolz darauf, sie zu haben. Sie war in den letzten Jahren so viel gewachsen, dass Yuuri sich langsam alt vorkam. Er lächelte in sich hinein. War wirklich so viel Zeit vergangen? Greta war einer der wenigen Anhaltspunkte, dass es so sein musste, denn fast alle anderen im Schloss sahen noch genau so aus, wie an dem Tag, an dem er sie kennen gelernt hatte. Er selbst hatte sich nicht wirklich viel verändert. Mehr als ein paar Zentimeter gewachsen, war er nicht. Murata hatte gemeint, dass jetzt langsam „der Dämon“ durchkomme und er von nun an viel langsamer altern würde. Viele seiner ehemaligen Klassenkameraden sahen zu seinem Leidwesen jetzt viel erwachsener aus als er- einer der Gründe, warum er in letzter Zeit seine Tage fast ausschließlich im Dämonenreich verbracht hatte. Natürlich besuchte er noch seine Familie und er hatte sich fest vorgenommen, sie bald auch einmal mit hierher zu nehmen, aber die Welt der Menschen wurde ihm von Tag zu Tag fremder. Dieser Gedanke machte ihm manchmal Angst. Er hatte immer in beiden Welten zu Hause sein wollen und die Aussicht darauf, dass dies vielleicht nicht möglich sein könnte, missfiel ihm sehr. Ob es da Glück war, dass er nicht wirklich viel Zeit hatte darüber nachzudenken, weil Gwendal beschlossen hatte, ab sofort einen Teil seiner Arbeit, wie er so schön betonte dem König zu überlassen und auch wenn Yuuri sich regelmäßig darüber beschwerte, so wusste er doch, dass es so richtig war. Erstaunlicherweise hatte auch Wolfram nichts dagegen, dass Yuuri mehr Zeit mit seiner Schreibtischarbeit verbachte, als mit ihm. Eigentlich hatte er erwartet, dass es einen großen Aufstand geben würde... aber auch Wolfram war erwachsen geworden. Natürlich warf er immer noch Feuerbälle nach ihm, wenn er dachte, Yuuri betrüge ihn – was er natürlich nicht tat – und nannte ihn auch weiterhin „Weichei“, aber etwas hatte sich verändert. Er war nicht mehr so aufbrausend und behielt sein Temperament öfter unter Kontrolle. Es war drei Jahre her, dass er Lady Flynn das letzte Mal angefaucht hatte und bei Staatsbesuchen verhielt er sich stets vorbildlich. Wolfram liebte sein Land, dass wusste Yuuri und trotzdem war er jedes Mal ein bisschen stolz auf ihn, wenn wieder ein Besuch ohne besondere Vorkommnisse verlief, obwohl sein Gast- oder Gastgeber, je nachdem- mit ihm geflirtet hatte, wie Wolfram ihn hinterher mit zusammengebissenen Zähnen informierte. Ihm selbst fiel das nie auf und er persönlich dachte, dass Wolfram manchmal etwas überreagierte, aber er hatte sich daran gewöhnt drei mal wöchentlich darauf hingewiesen zu werden, dass er zu unvorsichtig sei. Und ein Weichei. Auch daran hatte er sich gewöhnt. Wolframs Wutausbrüche waren so normal für ihn geworden, wie das Zwitschern der Vögel am frühen Morgen, wenn auch um einiges lauter. Wenn er genau darüber nachdachte, so waren selbst die Wutausbrüche weniger geworden und ihre Streitereien hatten sich mehr oder weniger in etwas verwandelt, an dem beide Spaß hatten... Okay, „Spaß“ war vielleicht nicht unbedingt das richtige Wort, aber wenn sie sich jetzt stritten, dann war nach fünf Minuten alles gesagt und sie konnten wieder normal miteinander umgehen... als ob sie erst einmal Dampf ablassen würden müssen. Vielleicht war es albern, aber es funktionierte. Zu mal sie sich wirklich nicht so oft stritten wie früher... Ihr Verhältnis hatte sich so wieso geändert. Wolfram war ein fester Bestandteil seines Lebens geworden. Sie schliefen zusammen in einem Bett, sie badeten zusammen, sie aßen zusammen, sie ritten zusammen aus und kümmerten sich um Greta. Eigentlich wie immer, aber... Es fühlte sich anders an. Es störte ihn nicht mehr, morgens neben Wolfram aufzuwachen, zu sehen, wie die Morgensonne in seinem Haar spielte, es machte ihm nichts mehr aus, sich ein Bad mit ihm zu teilen und er ließ sich mittlerweile sogar von ihm den Rücken schrubben. Beim Essen saßen sie nahe beieinander und Yuuri schob in unbeobachteten Momenten die Dinge, die er nicht mochte, auf Wolframs Teller. Dass sie einmal in der Woche gemeinsam ausritten, hatte sich vor gut einem Jahr eingebürgert und er freute sich die halbe Woche darauf. Greta schlief schon länger nicht mehr in ihrem Bett, aber sie brachten sie immer gemeinsam in ihr Zimmer und Wolfram las ihr eine Gutenachtgeschichte vor, wie er es immer getan hatte, während Yuuri bei ihrer Tochter auf dem Bett saß und ebenfalls zuhörte. Sie hatten als Feinde begonnen, waren zu Freunden geworden und zu einer Familie zusammen gewachsen, aber Yuuri konnte nicht sagen, wann er angefangen hatte, Wolfram als... seinen Verlobten zu sehen. Ja, er fühlte sich bei dieser Bezeichnung immer noch etwas unwohl- er war nun einmal in Japan aufgewachsen, aber... Er konnte nicht leugnen, dass er ihn jetzt in einem anderen Licht sah. Yuuri und Murata waren Freunde, Yuuri und Wolfram waren etwas anderes, so viel verstand er jetzt. Wie könnte er auch nicht? Man schaut einem Freund nicht minutenlang vom Fenster aus zu, wie er seine Soldaten trainierte, das Herz setzt nicht für einen Moment aus, wenn ein Freund nach der eigenen Hand greift, um einen aus dem Zimmer zu ziehen, weil man seiner Meinung nach genug gearbeitet hat, man wird nicht nervös, wenn man nur daran denkt, dass man nachher allein mit einem Freund im Bad sein wird und wenn jemand, der um einiges besser aussieht als man selbst, vor aller Augen ganz eindeutig mit diesem Freund flirtet, dann verspürt man definitiv nicht den Drang eine Vase nach diesem jemand zu werfen. Das war der Tag gewesen, an dem Yuuri es zum ersten Mal bewusst bemerkt hatte. Bei der Erinnerung daran ballte Yuuri die Fäuste und machte sich bestimmten Schrittes auf den Weg zu seinem Ziel. Schließlich war er aus einem bestimmten Grund hergekommen. Er hatte zu Hause in seinem Bett gelegen und hatte nicht einschlafen können. Er wusste nicht, wie lange er sich hin und her gewälzt und wie oft er sein Kissen in eine andere Position gedrückt hatte. Es war ihm schon früher aufgefallen, dass er in seinem Bett auf der Erde, nicht mehr so gut schlief, wie früher, aber diese Nacht war es ihm unmöglich gewesen, auch nur für ein paar Minuten die Augen zu zumachen... Um ungefähr drei Uhr war ihm dann der Geistesblitz gekommen – er war eben noch nie der schnellste gewesen. Er vermisste Wolfram. Er war so daran gewöhnt ihn neben sich zu haben, ihn atmen zu hören und von einer Hand, die sich in seinen Pyjama gekrallt hatte, daran gehindert zu werden, sich umzudrehen. Irgendwann im letzten Jahr hatte Wolfram auch aufgehört, ihn ständig aus dem Bett zu kicken und im Winter war es tatsächlich ganz nett einen warmen Körper neben sich zu haben. Dieser Gedanke ließ ihn leicht erröten. Bevor er die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, von dem er wusste, dass Wolfram auch dann darin schlief, wenn Yuuri nicht da war, atmete noch einmal tief durch. Sie öffnete sich lautlos und Yuuri machte sich auf Zehenspitzen auf den Weg zum Bett. Er hielt kurz inne, um Wolfram zu betrachten, der anscheinend tief und fest schlief. Er lag auf der Seite, das Gesicht in die Richtung, in der Yuuri für gewöhnlich schlief, die Hand auf dessen Kissen, als versuche er ihn irgendwie zu spüren. Er musste lächeln. Vorsichtig hob er die Decke an, schlüpfte schnell darunter und schob dann Wolframs Hand sanft beiseite. Sie war warm, im Gegensatz zu Yuuris. Gerade, als er die Hand ausstrecken wollte, um Wolfram eine Strähne seines goldenen Haares aus dem Gesicht zu streichen, rückte dieser näher an ihn heran und griff nach seiner Hand. „Yuuri...“, murmelte er, eindeutig nicht wach. Wolfram nahm seine Hand und zog sie näher an sich heran, bevor er selbst noch näher an ihn rückte. „Du bist ganz kalt... Du wirst dich erkälten...“ Für einen kurzen Moment blitzen die smaragdgrünen Augen hinter den Lidern, mit den langen, dichten Wimpern hervor. „Hey Wolfram.“ Lächelnd streckte er die andere Hand aus, um damit kurz über die Wange seines Verlobten zu streicheln. Dieser griff nun auch nach dieser Hand, umschloss, sie zusammen mit der anderen, mit seinen eigenen und zog sie an seine Brust. Yuuri konnte Wolframs Wärme durch das dünne, rosa Nachthemd spüren. Er legte vorsichtig seine Stirn gegen Wolframs und atmete tief dessen Duft ein. „Yuuri... Ich habe dich vermisst.“ Ganz leise, mehr ein Flüstern. Einen Moment sagte Yuuri nichts. „Ich habe dich auch vermisst, Wolf.“ „Geh nicht weg.“ „Niemals, versprochen.“ Wolfram lächelte im Schlaf und Yuuri musste sich zurück halten um ihn nicht genau in diesem Moment zu küssen. Das wäre unfair gewesen. Wolfram sollte bei ihrem ersten, richtigen Kuss genau so wach sein wie er. Außerdem war es dunkel und Yuuri wollte jeden Zentimeter seines Gesichts danach sehen, also hauchte er ihm nur einen Kuss auf die Stirn, die sich durch die Kälte seiner Lippen fast fiebrig anfühlte. „Wenn wir morgen früh aufwachen, dann werden wir miteinander sprechen. Es gibt so vieles, was ich dir sagen möchte und ich hoffe, ich bin nicht zu spät. Gute Nacht Wolfram.“ „Gute Nacht, Yuuri.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)