Verbunden von Elementargeist (SS/HP) ================================================================================ Kapitel 10: ... in dem Harry eine Chance bekommt. ------------------------------------------------- Kapiteleigene Stellungnahme und Warnung: Ich bin kein Verteidiger ehelicher Tyrannei, ganz gleich welcher Art oder gar von Gewalt. Aber ich halte Harrys Standpunkt für zumindest ein wenig nachvollziehbar. Und stimme Severus darin zu, dass eine Chance wirklich viel ist. Außerdem einem kurzes Chap und Fluff ohne Ende… 10. Kapitel … in dem Harry eine Chance bekommt. Harry war von dem plötzlichen Kuss nicht weniger überrascht als die Journalisten. Instinktiv hielt er sich etwas kraftlos an Severus fest. Er hatte ihm nicht besonders viel entgegen zu setzten und es war auch kein besonders leidenschaftlicher Kuss. Eher kurz, trocken und rein zweckmäßig – obwohl Harry in diesem Moment weniger über die Beschaffenheit nachdachte. Blitzlichter flammten auf, als die Fotografen das Bild für die Ewigkeit festhalten wollten. Keiner von ihnen wäre auf den Gedanken gekommen, dass dies der erste Kuss des Ehepaares Snape war. Dann richtete Severus sich wieder auf. Wie immer stand er überaus gerade, fast starr und funkelte die Reporter herrisch an. „Ich denke, dass reicht jetzt.“ Obwohl er eher leise sprach, verstand man jedes Wort. Die Kameras wurden instinktiv gesenkt, als die beiden Ehrengäste auf den Kamin zu hielten und eine Priese Flohpulver in die Flammen warfen. „Ich schicke Lucius später eine Eule, er wird es verstehen“, sagte Severus mit einem letzten Blick über die Schulter. Er war weder Willens, noch im Stande, sich höflich zu verabschieden. „Keine Sorge, er ist beschäftigt“, murmelte Harry wie Trance zurück und schaffte es gerade noch, nicht mit dem Finger über seine Lippen zu tasten. Als sie sechsundzwanzig Sekunden später aus dem Kamin in Severus Arbeitszimmer stiegen, hatte der Zaubertrankmeister immer noch den rechten Arm um Harry geschlungen. „Was.War.Das?!“, fragte Harry endlich, nicht wissend, dass er damit exakt Lucius´ Wortlaut wiederholte. „Ein Kuss. Ich nahm an, dass du bereits einige Erfahrung auf dem Gebiet gesammelt hast“, erwiderte Severus staubtrocken. Er ließ Harry los, der noch zu erstaunt war, um zu registrieren, dass sein Ehemann ihn nicht mehr siezte. Allerdings nicht zu erstaunt, um ihn wütend aus den berühmten, grünen Augen anzufunkeln. „Es war ein sehr kurzer, trockener und nicht besonders einzigartiger Kuss!“, fauchte Harry zurück, außer Stande zuzugeben, dass er sich seit ihrer Hochzeitsnacht zumindest einen Kuss gewünscht hatte – wenn sie schon den Rest ihres Lebens zusammen verbringen würden. „Er war zweckdienlich!“, komprimierte Severus das Ereignis auf seine Kernessenz. „Dir muss doch irgendwann aufgefallen sein, dass dieses Beschreibung auf unsere Ehe generell zu trifft.“ Kurz dachte Harry daran, den Zaubertrankmeister nach allen Regeln der dunklen Kunst zu verfluchen. Oder zumindest unbeherrscht auf ihn einzuschlagen. Oder ihn noch mal zu küssen, nur dieses eine Mal richtig. „Ein Zweckbündnis, so wie meine notgedrungene Allianz mit Dumbledore zur Bekämpfung des dunklen Lords oder wie Lucius vorübergehende Zusammenarbeit mit Greyback“, dozierte Severus entsetzlich dröge weiter. „Es ist keine Frage von Sympathie, sondern von Prioritäten.“ Der ehemalige Doppelspion war seit Jahren nicht mehr angegriffen worden und hatte einen nervenzehrenden Abend hinter sich, dennoch hätte er den Schlag eigentlich kommen sehen müssen. Keine unbeherrschte Ohrfeige, sondern ein formvollendeter Faustschlag mitten ins Gesicht. „Albus Dumbledore hat dich auf seine Weise geliebt – so wie alle seine Schüler und Freunde. Vermutlich sogar mehr als die meisten“, zischte Harry sehr leise. „Sonst hätte er dich niemals darum gebeten, ihn zu töten. Er hat dir vertraut. So viel mehr als allen anderen…“ Severus hätte gerne eingewandt, dass Dumbledore ihn nur durchschaut und klug benutzt hatte, aber etwas in Harrys Blick hieß ihn schweigen. Der Gryffindor hatte nicht mehr viel von dem etwas linkschen, aufbrausenden, zu groß geratenen Jungen an sich. Fast hätte man ihn für erwachsen halten können. Mit langen, schnellen Schritten durchquerte er Severus Arbeitszimmer. „Außerdem verbindet Malfoy und Greyback mit absoluter Sicherheit mehr als ein bisschen Kooperation zwecks Bekämpfung der Lestranges!“ Die Tür fiel knallend hinter ihm ins Schloss und Severus hörte die Stufen unter seinen polternden Schritten ächzen. Er tastete vorsichtig nach seinem linken Auge. Obwohl es noch nicht angeschwollen war, rechnete er fest mit einem formschönen, tief lilafarbenen Veilchen. Und Severus verspürte nicht das geringste Bedürfnis, etwas geistreichen Sarkasmus über Gewalt in der Ehe zu versprühen. Viel mehr fragte er sich, was wann schief gelaufen war (… und sprach geistesabwesend einen schmerzstillenden Zauber über sein Auge). Natürlich musste Albus berühmter Goldjunge den manipulierenden, greisen Schulleiter verteidigen. Aber das allein rechtfertigte kaum diesen Gefühlsausbruch und auf keinen Fall die Bemerkung über Lucius und seinen Werwolf. Der Zaubertrankmeister kam zum ersten Mal der Gedanke, dass er möglicher Weise einen Aspekt übersehen hatte. Ohne es zu merken oder darüber nachzudenken, war er ins Labor gegangen und hatte begonnen Irrwichttränen abzumessen. Vor ihm aufgereiht standen zwei Dutzend Fingergroße Phiolen, die allesamt exakt bis zur Mitte mit eine durchsichten, zährinnenden, im Gegenlicht silbern schimmernden Flüssigkeit gefüllt waren. Severus trug noch immer seine neue Festrobe. Das Feuer war niedergebrannt und die Schwellung inzwischen deutlich zu sehen. Es war fast zwei Uhr morgens. Ohne den Grund benennen zu können, hatte er das Gefühl sich entschuldigen zu müssen. Was natürlich Unsinn war. Und nicht in Frage kam. Er war nicht derjenige, der die Beherrschung verloren hatte! Außerdem entschuldige Severus sich niemals! (Nun gut, im dritten Schuljahr hatte er sich bei Lucius entschuldigt. Für die Sache mit den Flubberwürmern. Und siebzehn Jahre später noch einmal bei Narzissa. Für die Sache mit Lucius. Manchmal entschuldigte er sich an Lilys Grab – für etwas Unentschuldbares. Aber das waren schließlich absolute Ausnahmen!). Severus blieb vor seiner eigenen Schlafzimmertür stehen, er horchte in die Stille. Entweder war der Junge in den eisstarren Garten geflohen oder untypisch ruhig. So leise, als könnte er jemanden stören, schlich Severus hinein. Trotz der Finsternis erkannte er die Veränderung sofort. Harry hatte das große Himmelbett in zwei verwandelt und die Vorhänge in seinem zugezogen. (Severus war sich sicher, dass Harrys Bett dunkelrot dekoriert war. Als er sich bei diesem Gedanken ertappte, musste er trotz des angeschwollenen Auges leise lächeln.) Er stolperte über Harrys Festumhang und den teuren Anzug. Instinktiv las er beides auf. Noch immer im Dunkeln zog Severus sich aus, öffnete tastend Harrys Vorhänge und blieb neben dem Bett stehen. „Eigentlich sollte ich derjenige sein, von dem Gewalt und Verderben droht – und deine Freunde auf der Suche nach Spuren von Schlägen in deinem Gesicht“, sagte er leise. Vor ihm lag ein zusammen gerollter Ball anstelle eines Jungen, vermutlich hätte er bei Licht ein Nest unordentlicher Haare erkannt und knubbelliege Knie. „Vergiftung“, drang aus dem dunklen Bett hervor. Es hörte sich ein bisschen bemüht an, doch es war ein Anfang. „Nach Spuren von Vergiftung.“ Severus war froh, dass kein Schniefen aus dem Ball kam. Ein heulender, Rotz triefender Gryffindor erweckte in ihm von jeher nur Ungeduld und Häme. „Ich wäre nicht so Dillethantisch, Spuren zu hinterlassen“, stellte Severus zum zweiten Mal an diesem Abend richtig. Vielleicht konnte man das heisere Schnauben als misslungenes Lachen deuten. „Lucius lässt sich von Greyback vögeln“, murmelte sein Ehemann halblaut. Es war keine Entschuldigung, aber nicht alle Friedensangebote wurden dadurch gelten gemacht, dass sie deutlich hörbar und wörtlich ausgesprochen wurden. „Zehn Punkte Abzug für die ordinäre Ausdrucksweise, Mr. Potter!“ Severus´ Gehirn verarbeitete die Informationen weit langsamer als seine Zunge. Lucius und Fenrir Greyback?! Er würde dringend mit Narzissa sprechen und herausfinden müssen, in welcher Gesellschaft sich Draco herumtrieb. Außerdem sollte er Lucius vermutlich einen Tiegel Wundsalbe schicken. Den letzten Gedanken begleitete ein sarkastisches, feines Lächeln. Eine tastende Hand auf seinem Oberschenkel riss ihn zurück in die Gegenwart. Der Ball war verschwunden und an seiner Stelle saß ein Junge in Boxershorts und T-Shirt. „Du hast nichts an. Warum?!“ Plötzlich war Severus Mund entsetzlich trocken. So schleichend, dass er es fast nicht bemerkt hatte, hatte er sich an den vorlauten, hyperaktiven Bengel gewöhnt. An sein Gepolter, die inzwischen übereifrigen Hauselfen, den warmen Körper neben sich im Schlaf. So sehr, dass Severus vergessen hatte, darüber nachzudenken, dass er alt und hässlich war. Und Harry Potter hasste. Oder zumindest nicht besonders mochte… „Sprachlosigkeit steht dir nicht!“, sagte der verdammte Junge leise. Severus wusste trotz der Dunkelheit, dass er lächelte. „Du hast mich von deinem ersten Schuljahr an verurteilt“, hielt Severus hochkonzentriert fest, obwohl das keine Antwort war. Zumindest keine direkte. „Ich war vermutlich dein persönlicher Alptraum. Dein alltäglicher Nemesis.“ „Ist dir aufgefallen, dass jeder dieser Sätze auch von mir stammen könnte?“, lautete die verdächtig gelassene Antwort. „Übertreib nicht!“ „Nein, darin bist du viel besser.“ „Du hast mich nicht aus Liebe gefragt. Oder auch nur aus Sympathie“, startete Severus einen zweiten Versuch. „Nein, aber vielleicht auch ein klein wenig auch aus Respekt?!“, fragte sein junger Ehemann plötzlich sehr vorsichtig. „Eine seltsame Art Respekt zu zeigen.“ Die warme Hand auf seinem nackten Bein verschwand. „Wir werden niemals vor lauter Verliebtheit für einander überfließen“, erklärte Severus nüchtern, aber nicht unfreundlich. Was ihm mehr Verständnis abverlangte, als er jemals für irgendeinen seiner Schüler aufgebracht hatte, Draco Malfoy inklusive. „Oder Liebesschwüre stammeln. Das hier ist kein Groschenheftroman… Oder ein Gryffindormärchen.“ „Ich habe nicht mit Flitterwochen gerechnet!“, murmelte Harry verlegen. „Sondern?“ „Mit einer Chance?“ Kurzes Schweigen, dann: „Das ist sehr viel mehr als ich je hatte…“ „Natürlich. Dumm von mir. Ich verstehe…“ Der junge Narr versuchte auf der anderen Seite aus dem Bett zu klettern. Wenn seine Sachen jetzt noch am Boden liegen würden, wäre er über sie gestolpert. „Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Obwohl er leise gesprochen hat, hält der magere Schemen inne. „Aber morgen werden die Bettvorhänge wieder dunkelblau.“ Mit wesentlich mehr Ruhe, als er tatsächlich empfand kletterte Severus in das Gryffindorhimmelbett und schlug die Federdecke zurück, damit genug Platz für sie beide war. Noch während er das Kissen zurecht rückte, krabbelte Harry wieder ins Bett. Ohne es größer zu zaubern, zumindest nicht in dieser Nacht. Und ohne noch ein weiteres, verbales Duell oder Versöhnungssex, Scheidung oder Liebesschwüre zu riskieren, zumindest nicht in dieser Nacht. Ansonsten hätte Harry vielleicht erwähnen müssen, dass es Albus Dumbledores Porträt gewesen war, dass ihm überhaupt erst von der Rettung durch eine Ehe erzählt hatte. Und das der ehemalige Schulleiter ihm ausgerechnet Severus Snape vorgeschlagen hatte, weil Albus, genau wie Lucius, dem Zaubertrankmeister ein verborgenes, gutes Herz unterstellte. Diese Behauptung hätte, nur einmal laut ausgesprochen, vielleicht tatsächlich der Ehe der Snapes ein vorzeitiges Ende gesetzt. So aber rückte Harry schon allein aus Platzmangel so nah an Severus heran, dass der Slytherin vorgeben konnte wirklich nur auf Grund des Enge einen Arm halb um den Jungen zu legen. Fortsetzung folgt… Autorennotiz: Ich bin seit zwei Wochen krankheitsbedingt außer Gefecht gesetzt, hauptsächlich auf Grund von Überarbeitung und privatem Stress. Deshalb habe ich dieses Mal nicht alle Reviews einzeln beantwortet, sondern einfach nur still und heimlich das neue Kapitel reingestellt. Was nicht bedeutet, dass ich mich nicht wirklich über jedes Review gefreut habe. Ich hoffe, auf euer Verständnis, nächstes Mal gibt es wieder Antworten. Noch ein Randbemerkung, die mir wirklich am Herzen liegt: In letzter Zeit haben sich die, teilweise wirklich aufdringlichen, Aufforderungen gehäuft doch gefälligst endlich schneller zu schreiben. Ich weiß, dass niemand gerne auf das nächste Kapitel wartet und bewundere FF-Autoren die trotz Fulltimejob ständig hoch laden und dabei auch noch unglaublich gut sind – aber ich schreibe FF´s nur im meiner Freizeit und zum Spaß, d.h. wenn ich genug Zeit habe. Und im Zweifel gibt es ein paar Dinge, die mir wichtiger sind als Harry Potter. (Ja, wirklich…;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)