[Yes! Precure 5 GoGo!] Natts' Schweigen und Komachis Zorn von Jitsch (Komachi x Natts) ================================================================================ Kapitel 1: Nattsu no Chinmoku to Komachi no Ikari ------------------------------------------------- Vorwort: Diese Geschichte ist sehr spontan entstanden. Ich hatte die Idee für das Grundkonzept und begann zu schreiben. Währenddessen ist dann die weitere Storyline entstanden. Hat Spaß gemacht ^-^ Ich hoffe, dass sich das Ganze gut lesen lässt. Ditsch hat schon sehr gemeckert, aber ich habe es nicht geändert; In einer Szene sprechen Coco und Nut miteinander und hängen dabei die ganze zeit immer ein "Natsu" oder ein "Coco" an ihre Sätze. Es nervt, aber es ist nun mal bei Pretty Cure so. Lasst euch nicht davon stören, die beste Szene kommt sowieso erst danach o.~ Viel Spaß beim Lesen! ------------------------------------------------------------ ナッツの沈黙とこまちの怒り (Natts' Schweigen und Komachis Zorn) Im Grunde genommen war es ein ganz normaler Tag im Natts House. Im Grunde genommen war alles wie immer; Urara saß mit einer Tasse Tee über ein Drehbuch gebeugt und murmelte leise die Worte vor sich hin, Karen hatte sich in ein Buch über Medizin vertieft, Nozomi und Rin stritten sich um den letzten Windbeutel, Kouji hatte sich in einer Ecke niedergelassen um Arbeiten zu korrigieren und Natts hielt ein Buch in der Hand, über dessen Zeilen seine Augen eilig hinweghuschten. Im Grunde genommen war es auch nichts Besonderes, dass Komachi fehlte, da sie sich schon seit mehreren Tagen nur noch selten im neuen Natts House blicken ließ, da sie der Meinung war, zu Hause besser an ihrem neuen Roman arbeiten zu können. Im Grunde genommen hätte die Geruhsamkeit dieses Sonntagnachmittags von niemandem gestört werden müssen. Aber es nahm nicht jeder alles so auf, wie es im Grunde war. Ein lautes Röhren draußen vor dem Laden ließ die vier Mädchen sowie Kouji fast erschrocken aufsehen, lediglich Natts ersparte sich eine all zu deutliche Reaktion und hob nur leicht den Blick. Urara eilte zum Fenster über dem Eingang, dicht gefolgt von Nozomi und Rin. „Es ist Madoka-san!“, rief die magentahaarige Nozomi im nächsten Moment. Das brachte Natts nun doch dazu, aufzusehen. „Madoka...?“, wiederholte er erstaunt. Nozomi, Urara und Rin trappelten schon lautstark die Treppe ins Erdgeschoss hinunter, während Karen ihnen nur nachdenklich hinterher sah. Kouji löste sich von seinem Arbeitsplatz und stützte sich auf das Treppengeländer. „Madoka-san! Schön, dich mal zu sehen!“, klang Nozomis überschwängliche Stimme nach oben. „Ich bin nicht aus Spaß hier“, entgegnete die Angekommene ernst. „Ich möchte mit dem Ladenbesitzer reden.“ Damit war Natts gemeint, der umständlich sein Buch zuklappte und dann in dem Moment an der Treppe erschien, als Rin sich gerade anschickte, nach ihm zu rufen. „Was gibt es denn?“, fragte er ruhig. Unten an der Treppe erschien die junge Frau mit dem dunkelgrünen Haar, die ihrer jüngeren Schwester Komachi so zum Verwechseln ähnlich sah, dass Nozomi sie bei ihrer ersten Begegnung glatt für diese gehalten hatte. „Ich denke, wir müssen das nicht hier besprechen“, meinte sie selbstsicher und drehte sich dann ohne ein weiteres Wort wieder zur Tür. Natts tapste die Treppe hinunter, warf Urara, Nozomi und Rin, die ihn besorgt musterten, einen Wird-schon-nicht-so-schlimm-sein-Blick zu und schloss hinter sich leise die Tür, als er nach draußen trat. Madoka hatte ihr schweres Motorrad neben dem Eingang geparkt, ging jetzt aber nur ein paar Schritte vorwärts auf das Ufer des kleinen Teiches zu, an dem das Gebäude stand und hielt dann inne. Sie drehte sich zu Natts um. Was zum Teufel hat das alles zu bedeuten?“, fragte sie forsch. Natts schwieg verwirrt, also ergriff sie erneut das Wort: „Zuerst verschwinden Sie einfach so von Heute auf Morgen und meine Schwester ist für ein paar Tage nicht einmal ansprechbar! Und nun sind Sie auf einmal wieder da, ohne dass jemand weiß, warum, machen einen neuen Laden auf und Komachi verkriecht sich noch mehr als so schon in ihrem Zimmer und sieht jeden Abend wenn sie nach Hause kommt einfach nur noch todtraurig aus! Was haben Sie damit zu tun!?“ Natts hatte geduldig geschwiegen. Er musterte die Grünhaarige und sagte dann scharf: „Das ist etwas, was Sie vermutlich nichts angeht. Wenn Ihre Schwester Ihnen nichts sagt, dann werde ich es auch nicht tun. Ich weiß nicht, was mit ihr los ist.“ Madoka packte ihn unsanft an der Schulter und starrte ihn kampflustig an. „Red’ keinen Scheiß!“, rief sie, mit einem Mal jegliche Höflichkeit in alle Winde schlagend, „Komachi war traurig, als du einfach abgehauen bist, und ich will verdammt noch mal wissen, warum sie jetzt noch trauriger ist, wenn du doch wieder da bist!!“ Natts machte keine Anstalten, sich vor ihrer Predigt zu drücken, es schien jedoch auch nicht so, als machen ihm ihre Worte Angst. „Ich weiß es nicht. Mir hat sie nichts gesagt.“ Madoka ließ ihn los und starrte ihn an. Sie schluckte und wechselte dann wieder in die Höflichkeitsform, als sie sagte: „Dann sprechen Sie bitte mit ihr. Finden Sie heraus, ob sie wegen Ihnen traurig ist, und tun Sie etwas dagegen! Ich weiß, dass Komachi Ihnen vertraut, also...“ „Es wäre unhöflich, gewaltsam nach ihren Gefühlen zu forschen. Wenn sie es mir sagen will, dann wird sie es auch.“ Madoka starrte ihn missmutig an. „Sie sind ein gefühlloser Klotz! Ich weiß wirklich nicht, was Komachi an Ihnen findet. Aber ich werde hier nicht weggehen, wenn Sie nicht einwilligen, zumindest mit ihr zu reden!“ „Ich kann mit ihr reden, wenn Sie das wollen, aber ich glaube nicht, dass es irgendeinen Sinn haben würde.“ Madoka drehte sich weg und griff nach dem Lenker ihres Motorrads. „Das macht nichts. Kommen Sie.“ Sie öffnete den Gepäckträger der Maschine und zog einen Helm mit einem dunkelgrünen Schlangenmuster hervor, um ihn Natts entgegenzuwerfen. Dann stülpte sie sich ihren eigenen schwarzen, mit einem roten Blitz verzierten, Motorradhelm über den Kopf, nahm auf der Maschine Platz und ließ den Motor an. Natts schaute hoch in den ersten Stock, wo, wie nicht anders erwartet, die vier Mädchen am Fenster klebten und ihm zugesehen hatten. Als sie seinen Blick bemerkten, duckten sie sich. Er seufzte leise, aber im Grunde war es ihm egal. Er setzte sich den Helm auf und schob sich hinter Madoka auf den Sitz der von der Motorbewegung leicht zitternden Maschine, schlang ihr wohl oder übel die Arme um die Taille und zog die Beine an, dann gab sie auch schon Gas. Nozomi, Rin, Urara und Karen wechselten verwirrte Blicke. „Komachi geht es schlecht?“, fragte Nozomi schließlich. Karen sah sie an. „Ich weiß nicht. Sie wirkte auf mich eigentlich nicht anders als sonst“, bemerkte sie mit sorgenvoller Stimme. „Sie versteckt ihre Gefühle immer. Man weiß nie so recht, wie es ihr geht“, seufzte Rin leise. „Da hast du recht“, murmelte Urara. „Ich bin mir sicher, dass Natts das schon hinbekommt“, mischte sich Kouji in das Gespräch ein und lächelte vorsichtig. Die Mädchen nickten betreten. Nozomi warf noch einen Blick über den See, bevor sie sich alle wieder zurück an den Tisch setzten. In Komachis Zimmer herrschte drückende Stille, nur durchbrochen vom leisen Kratzen eines Bleistiftes auf Papier. Immer wieder hielt die junge Schriftstellerin an ihrem Schreibpult inne, dachte nach und warf dann erneut mehrere Zeilen in einem Zug auf das vor ihr ausgebreitete Manuskriptpapier. Sie stutzte, als sie das Tapsen von mindestens zwei Paar Füßen auf der Treppe hörte. Konnte ihr Vater schon zurück sein? „Komachi, ich habe dir Besuch mitgebracht“, ertönte Madokas Stimme. Komachi legte ihren Bleistift zurück in ihr Etui und drehte sich zur Tür. „Ja, bitte“, rief sie. „Darf ich hereinkommen?“, hörte sie nun eine ihr sehr gut bekannte Stimme, die ihr sofort die Röte in die Wangen trieb. „Natts-san?“, stieß sie gleichermaßen erschrocken und doch seltsam erfreut aus. „G- gerne, komm nur herein.“ Die Tür wurde geöffnet. Respektvoll schlüpfte Natts aus den Hausschuhen und betrat den mit Tatamimatten ausgelegten Raum in Socken. Er schloss die Tür, ließ sich stumm auf dem Boden nieder und musterte Komachi ausdruckslos. Sie rutschte ein wenig auf ihren Knien hin und her und ergriff dann das Wort. „Schön, dass du mich besuchen kommst.“ „Madoka hat mich darum gebeten“, erklärte er ruhig. Komachi bemerkte, dass er den Blick zu Boden gerichtet hatte. Sie sah auf ihre in den Schoß gelegten Hände und schwieg. „Wie geht es dir?“, erkundigte er sich wie beiläufig. „Gut“, erklärte sie freundlich. „Ich habe eine neue Idee für einen Roman, die ich gerade umsetze. Ich hoffe, du liest ihn dir durch, wenn er fertig ist.“ „Natürlich.“ Komachi rutschte ein wenig vor und öffnete das Fenster, vor dem sich die Szenerie ihres japanisch anmutenden Viertels erstreckte. „Es ist schön hier“, sagte sie. „Ich finde es beruhigend, die Straße entlang zu sehen, deshalb schreibe ich lieber hier.“ Er gab durch ein leises Brummen zu verstehen, dass er sie gehört hatte. Komachi drehte sich zu ihm um. „Es war ein bisschen einsam, nachdem ihr alle ins Königreich Palmier zurückgekehrt seid. Aber es war in Ordnung. Immer, wenn ich nicht weiterwusste, habe ich den hier angesehen...“ Komachi zog aus ihrem Etui einen fein gearbeiteten, silbern glänzenden Schlüssel an einem Lederband hervor und lächelte versonnen. „Solange ich den Schlüssel hatte, den du mir gegeben hast, war es, als würdest du selbst mich anspornen, mich nicht so leicht unterkriegen zu lassen.“ Natts nickte verstehend. „Außerdem waren ja die anderen immer da und haben mich unterstützt“, fuhr Komachi fort und ließ das Band durch ihre Finger gleiten. Sie sah auf. „Wie ist es dir ergangen? Warst du nicht einsam, nachdem ihr gegangen seid?“ Natts fixierte seinen Blick auf den Himmel jenseits des Fensters. „Nein. Coco, Milk und die anderen waren schließlich da.“ „Ach so...“ Komachi senkte den Blick. Beide schwiegen für eine Weile, dann erhob sich Natts. „Ich sollte zurück in den Laden“, sagte er entschuldigend. „In Ordnung. Wir sehen uns...“, meinte sie leise. Er verließ den Raum und ließ Komachi allein zurück. Mit wässrigem Blick sah sie auf den silbernen Schlüssel und berührte ihn dann vorsichtig mit den Lippen. Bedeutet es das, mit der Vergangenheit abzuschließen? „Komachi? Hier bist du!“ Die Grünhaarige sah auf und entdeckte im schummrigen Halbdunkel der Bibliothek Karen, die raschen Schrittes auf sie zukam. „Ach, Karen...“, murmelte sie. Ihre beste Freundin kam vor dem Ausleihpult zum Stehen und musterte sie misstrauisch. „Hast du überhaupt noch vor, in nächster Zeit im Natts House vorbeizuschauen?“, fragte sie. Komachi sah sie erstaunt an. „Warum?“, fragte sie leise. „Wir machen uns alle Sorgen. Nozomi wollte dich schon mit Gewalt hinschleppen, aber ich habe ihr versprochen, dass ich dich noch überzeuge.“ Komachi schloss die Augen. „Nicht heute, bitte...“, sagte sie leise. „Was ist los? ... Es hat doch nicht etwa... mit Natts zu tun...?“ Komachi errötete ertappt und drehte sich verlegen weg. „Komachi...“, hob Karen an, doch dann schwieg sie und entschloss sich, abzuwarten. Komachi betrachtete einen Vogel, der im letzten Sonnenschein über das an jeder Ecke ergrünende Schulgelände flatterte und begann zu sprechen: „Er hat mich gestern besucht... Ich habe ihm mein Herz ausgeschüttet und ihm gesagt, dass ich einsam war...“ Sie schwieg wieder und presste den kleinen silbernen Schlüssel fest gegen ihre Brust. „Aber er... ich habe ihn sogar gefragt, ob er einsam war, und er hat nur gesagt, dass er ja Coco und Milk hatte. Er ist überhaupt nicht auf meine Frage eingegangen!“ Karen schwieg. Auch Komachi schien einen Augenblick zu brauchen, bis sie wieder frei sprechen konnte. „Ich möchte so gern wissen, was er denkt... Ob er sich überhaupt freut, mich wiederzusehen. Kein Wort hat er bisher darüber verloren... Es ist noch schlimmer, als wenn er mir ins Gesicht sagen würde, dass er mich nicht vermisst hat.“ Karen trat stumm neben Komachi und legte ihr behutsam die Hand auf die Schulter. „Es ist schwierig mit ihm...“, sinnierte sie. Komachi nickte schwach. Karen hob das Kinn und starrte abwesend nach draußen. „Ich glaube, er ist sich nicht einmal im Klaren darüber, dass er dich damit so verletzt.“ „Ja, aber...“ „Du solltest ihn zur Rede stellen. Ihr müsst darüber reden!“ Komachi entzog sich Karens Berührung und rückte mit ihrem Stuhl wieder näher an ihr Pult. „Das kann ich nicht...“, brachte sie hervor. „Ich kann es einfach nicht... Wenn ich ihn nach seinen Gefühlen frage... und er mich abweist... das...“ Ihr leises Schluchzen füllte den Raum. Karen ballte hilflos die Fäuste und verfluchte sich selbst, dass sie die Tränen ihrer besten Freundin nicht stillen konnte. „Komachi, ich habe eine Idee“, sagte sie schließlich, als sich die Grünhaarige wieder beruhigt und die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatte. Komachi blickte sie mit großen Augen an. Karen zwinkerte und beugte sich zu ihr herunter, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Schlagartig hellte sich deren Miene auf, sie lächelte, nickte zustimmend. „Ja, das ist eine wunderbare Idee“, sagte sie, nachdem Karen geendet hatte. Diese richtete sich lächelnd wieder auf. „Das freut mich. Was soll ich den anderen sagen?“ „Morgen werde ich wieder ins Natts House kommen“, erklärte Komachi. Die Blauhaarige nickte zustimmend. „Gib dein Bestes!“, forderte sie ihre Freundin auf, bevor sie die Bibliothek verließ. Komachi nickte und zog aus der Schublade einen Block mit Manuskriptpapier und ihren Bleistift hervor. Im Natts House war einiges los, als Komachi es betrat. Wie es schien, hatte Shiro gerade mal wieder einen Haufen Briefe aus dem Königreich Palmier abgeliefert, denn als sie die Treppe erklomm, kam ihr dieser gerade entgegen, und oben war der ganze Tisch mal wieder voll mit weißen Umschlägen. Nozomi, Rin und Urara versuchten gerade, diese zu stapeln, um wieder etwas Ordnung zu schaffen. Als erstere Komachi bemerkte, stieß sie jedoch aufgeregt den gerade errichteten Stapel wieder um und raste um den Tisch herum zu ihr. „Komachi-san! Schön, dich mal wieder zu sehen!“, rief sie begeistert. Komachi lächelte verlegen. „Na ja...“ Rin und Urara erschienen neben ihr und lächelten fröhlich. Karen blieb sitzen, aber sie lächelte erleichtert. „Tut mir leid, dass ich in letzter Zeit so selten da war...“, meinte Komachi freundlich und machte einen Schritt auf Natts zu, der sie mit einem Buch in der Hand beobachtete. „Ich habe eine kleine Geschichte geschrieben. Bitte lies sie“, erklärte sie und zog ein paar Blätter Manuskriptpapier aus ihrer Schultasche. Natts nahm sie schweigend entgegen und ließ seinen Blick über den Titel gleiten. „Verlorene Worte...“, las er leise vor. „Ja...“, sagte sie. „Ich werde es lesen“, erklärte er und schlug die erste Seite auf. Komachis Blick blieb kurz an seinem ausdruckslos auf die Zeilen gerichteten Blick hängen, dann wendete sie sich zu den anderen. „Wollen wir nicht Tee trinken?“, schlug sie vor und zog eine Tüte aus ihrer Tasche. „Ich habe auch Bohnen-Daifuku dabei.“ „Au ja!!“, kam es gleichermaßen von Urara und Nozomi. Kurze Zeit später legte Natts das Manuskript wortlos auf den Tisch. Komachi schaute auf und errötete, als sie seinem Blick begegnete. „Wie... ist es?“, fragte sie. „Nicht schlecht“, sagte er. „Der Einstieg wirkt ein bisschen plötzlich, aber die Gefühle der Hauptperson scheinen mir sehr realistisch dargestellt. Für eine Kurzgeschichte ist es gerade richtig so. Da macht es auch nichts, dass die Story ziemlich dünn ist. Ich meine, ein Mädchen, das von ihrem Freund hören will, dass er sie liebt... Aber du hast die Gefühle wirklich gut rübergebracht.“ „Danke“, sagte sie mit einem gequälten Lächeln. Es schien, als wartete sie darauf, dass er weitersprach, doch er griff nur nach einem Bohnen-Daifuku und verwandelte sich dann mit einem Ploppen in seine Eichhörnchenform. „Bin ich erschöpft, natsu!“, rief das Wesen aus. Komachi wandte sich ab und hob ihre Teetasse an, um einen Schluck zu nehmen. Ihre Hand zitterte leicht. Als es auf sechs Uhr zuging und Kouji auch wieder von der Schule zurück war, verabschiedeten sich die Mädchen nach und nach. Nur Komachi blieb bis zuletzt auf dem kleinen Sofa in der Ecke sitzen und starrte vor sich hin. Coco war gerade in seinem Zimmer im zweiten Stock verschwunden. Natts kam von unten, wo er sich von Karen und Urara verabschiedet hatte und sah die Grünhaarige dort sitzen. Sie blickte ihn etwas verloren an, schaute dann aber weg. „Komachi, willst du nicht auch langsam gehen?“, fragte er. Komachi senkte den Kopf. „Hast du mir nichts zu sagen?“, fragte sie leise. Er blieb irritiert am Treppenabsatz stehen und musterte ihre Hände, die sie krampfhaft ineinander klammerte. „Sollte ich...?“, fragte er zögernd. Da sprang sie auf. Sie riss ihr Manuskript an sich und stopfte es so unsanft in ihre Schultasche, dass es vollkommen zerknittern musste. Sie raste mit wenigen energischen Schritten auf Natts zu und stoppte abrupt, den Blick auf ihn fixiert. „Du hast keine Ahnung!“, schrie sie. Ehe er sich versah, hatte sie ihm eine Ohrfeige verpasst, die ihn vom Treppengeländer wegschleuderte und ihn sich in seine Tierform verwandeln ließ. Bevor das Tier wieder richtig zu sich gekommen war, hörte es unten die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen. Es richtete sich mühsam wieder auf und starrte verwirrt auf die Treppe. „natsu...“, murmelte es leise. Als Coco die Treppe herunterhüpfte, um zu sehen, was geschehen war, saß Nut vollkommen bewegungslos immer noch so da wie vorher und strich sich mit der Pfote über die Wange. „Was ist los, coco?“, fragte das weiße Tierchen mit den großen Ohren und tapste auf seinen geschlagenen Freund zu. „Ich weiß nicht, natsu...“ „Was soll das denn heißen, coco?“ „Komachi ist wütend, aber ich weiß nicht warum, natsu... Ich glaube, ich habe irgendetwas falsch gemacht, natsu.“ Coco betrachtete seinen Freund besorgt. „Wenn sie wütend ist, ist sie ganz schön gruselig, coco.“ „Ja, natsu.“ Coco ließ sich neben Nut auf dem Boden nieder. „Hat sie wirklich nichts gesagt, coco?“ „Sie hat gesagt, dass ich keine Ahnung hab, natsu. Und sie hat gefragt, ob ich ihr nicht etwas zu sagen habe, natsu. Aber ich weiß nicht, was sie meint, natsu.“ „Und du hast nichts zu ihr gesagt, was sie verletzt haben könnte, coco?“ „Nein, natsu.“ „Wann könntest du denn überhaupt was getan haben, was sie verletzt hat, coco?“ „Ich weiß nicht, natsu. Seit wir zurück sind, haben wir kaum miteinander gesprochen, natsu. Und als ich bei ihr war, da hat sie nur erzählt, wie es ohne mich war und mich gefragt, ob ich einsam war, natsu...“ „Was hast du dann gesagt, coco?“ „Dass ich nicht einsam war, schließlich warst du ja da und Milk und Papaya und die anderen aus dem Königreich, natsu.“ Coco schwieg für einen Augenblick und drehte sich dann heftig zu Nut um. „Du bist ein Idiot, coco!“, rief es. Nut hob sein von dem Schlag schon leicht geschwollenes Gesicht und blickte seinen Freund aus großen Augen an. „Du jetzt auch, natsu? Ich verstehe überhaupt nichts, natsu...“ Coco sprang auf. „Du bist wirklich ein Idiot, coco! Was denkst du, warum sie dich so etwas fragt, coco! Sie wollte natürlich wissen, ob du sie vermisst hast, coco!“ Nut starrte es wie vom Donner gerührt an. „Darum hat sie diese Geschichte geschrieben, natsu.“ „Also wirklich, Nut, coco! Los, lauf ihr nach, coco! Sie ist bestimmt noch nicht weit gekommen, coco!“ Nut nickte gefasst. Es verschwand in einer Rauchwolke, um im nächsten Moment als ein sehr ernst dreinschauender junger, blonder Mann wieder aufzutauchen, der die Treppe hinuntereilte. Komachi war wie eine Furie die Straße entlanggestürmt, bis sie vollkommen aus der Puste gewesen war. Dann hatte sie innegehalten und traurig zurück in die Richtung geblickt, in der das Natts House liegen musste, doch ihr Blick war von den schwarzen Silhouetten der warm und gemütlich erleuchteten umliegenden Häuser verdeckt gewesen. Langsam und mit gesenktem Kopf war sie weitergegangen. Die Tränen schimmerten in ihren Augen, doch so richtig wollte die Trauer nicht aus ihr hervorbrechen. Den Schlüssel hielt sie fest von ihrer rechten Hand umschlossen, das Band baumelte daneben. ... Warum sagst du es nicht? Sie schrak auf, nicht, weil sie etwas bemerkt hatte, mehr aus einem Instinkt heraus. Dieser hatte sie nicht getäuscht, denn direkt vor ihr schälte sich aus dem Licht der nächsten Straßenlaterne eine bedrohliche Silhouette hervor, die ihr nicht unbekannt schien. Sie stoppte unversehens und machte einen Schritt zurück. Vielleicht irrte sie sich ja. Doch als die Gestalt einen Schritt vorwärts machte und zu sprechen begann, war es eindeutig. „Du hast ihn also.“ Der Mann mit dem kantigen Gesicht und dem stoppelkurzen, magentafarbenen Haar war niemand anders als das Monster, das ihr und den anderen schon mehrmals Schwierigkeiten bereitet hatte. Erschrocken tapste sie noch einen Schritt zurück und presste ihre Hände an sich. „Du hast den Schlüssel zum Königreich Palmier! Eines der wertvollsten Artefakte! Wir von Eternal müssen ihn haben!“ Mit diesen Worte stürzte sich Scorb – so der Name des Monsters – auf sie. Komachi stieß einen spitzen Schrei aus, als sie um Haaresbreite seinem Griff entwischte. „Na warte“, knurrte Scorb. Im nächsten Moment hatte er eine Metamorphose vollzogen, die ihn in ein Monster mit fahlvioletter Haut verwandelte, das am ganzen Körper von einem dunkelrot schimmernden Panzer umgeben war. Komachi machte noch einen Schritt zurück, doch er war sofort neben ihr. Sie warf sich zu Boden, rollte ab und rannte dann stolpernd los. „Nicht!“, stieß sie atemlos hervor. Er grinste böse und machte einen Satz, der ihn genau in ihren Weg beförderte. Erschrocken wich sie zurück. „Gib mir den Schlüssel!“, rief er und baute sich bedrohlich vor ihr auf. „Nein!“, rief sie entschlossen und zerrte aus ihrer Schultasche das kleine hellrosa Gerät hervor, das Cure-Mo. Scorb wich fast ehrfürchtig zurück. „Auch dieses Artefakt birgt eine große Kraft“, sagte er leise. Komachi würdigte ihn keines Blickes. Sie öffnete die Klappe des handyartigen Geräts und drückte nacheinander die drei Knöpfe, die dieses besaß, dann riss sie es in die Luft und schrie: „Pretty Cure Metamorphose!!“ Wenige Sekunden später landete sie in ihrem hellgrünen Kleid vor ihm und sah ihn entschlossen an. „Grüner Grund der Ruhe! Ich bin Cure Mint!“ „Egal wer du bist, den Schlüssel kriege ich!“, stieß ihr Gegner aus und stürzte sich auf sie. Cure Mint tauchte unter seinem Angriff durch, sprang in die Luft und versuchte, ihn mit einem Tritt zu treffen, doch diesmal war er es, der auswich. Er kam hoch, sie landete, und dann standen sie sich sekundenlang stumm gegenüber. Plötzlich schlug er los und sie kam kaum hinterher, seine Schläge abzufangen, die wie Hagel auf sie einprasselten. Verzweifelt riss sie ihre linke Hand mal hierhin und mal dorthin, um ihn abzuwehren. Als die Schläge auf einmal verebbten, war sie für einen Moment aus dem Konzept gebracht. Diesen nutzte er aus, um einen vollen Schlag in ihre Magengrube zu landen. Mit mehreren Überschlägen landete sie am Boden und schlitterte noch ein Stück weiter. Dort blieb sie entkräftet liegen. Der Schlüssel jedoch befand sich immer noch in ihrer rechten Faust, das Lederband flatterte leicht im aufkommenden Abendwind. „Es nützt nichts! Du kannst mich nicht schlagen“, frohlockte Scorb und trat über sie. Gequält sah sie zu ihm hoch. Den Schlüssel presste sie wieder eng an sich, auch wenn ihr die Kraft fehlte, sich aufzurichten. „Was zum Teufel ist an diesem Schlüssel so wichtig, dass du ihn nicht hergeben willst? Es gibt nicht einmal mehr eine Tür, die damit geöffnet werden könnte. Er hat nur noch für uns einen Wert, für Eternal, die wir die wertvollsten Gegenstände der Welt sammeln!“ Cure Mint starrte zu ihm hoch. „Nein...“, presste sie hervor. Auf einmal spürte sie Tränen auf ihren Wangen. „Dieser Schlüssel...“ Sie kam auf die Knie und starrte auf das kleine silberne Ding in ihrer Hand, als frage sie sich, wie es dort hingekommen sei. Noch mehr Tränen quollen aus ihren Augen und tropften in ihre Handfläche. Mit schreckensweit geöffneten Augen sah sie zu Scorb hoch und hob dann zögernd die Hand. „Du hast recht...“, sagte sie, so leise und verloren, dass er Mühe hatte, ihre Worte zu vernehmen. „Er hat keinen Wert mehr. Es hat alles keinen Wert mehr. Die Vergangenheit ist vorbei...“ Ein Schluchzen drang aus ihrer Kehle und sie biss die Zähne zusammen, um wieder Kontrolle über ihre Worte zu bekommen. „Er wird mich immer nur daran erinnern, wie ich gewartet habe, auf jemanden, der es nicht einmal für nötig hält, irgendwie zu zeigen, dass es für ihn einen Unterschied macht, ob ich bei ihm bin oder nicht... Er...“ Scorb streckte die Hand aus und reckte seine Finger dem Artefakt entgegen, das ihm die gescheiterte Kriegerin auf den zitternden Flächen ihrer beiden Hände anbot. Wenige Millimeter noch. Ihr Schluchzen hallte zwischen den Häusern wider. „NEIN!!“ Scorb zog erschrocken seine Hand zurück. Mint hob den Kopf und drehte sich langsam, wie in Trance, um. Die leicht ansteigende Straße hallte unter den Schritten des jungen Mannes mit dem fast schulterlangen blonden Haar. Cure Mint schien ihn nicht einmal wirklich zu registrieren. Sie folgte nur ausdruckslos mit dem Blick seinen Bewegungen, als er neben ihr in die Hocke ging und mit der Hand ihre Finger wieder um den Schlüssel legte. „Tut mir leid“, sagte er sanft. Ihr Blick glitt an ihm hoch zu seinem Gesicht. Er sah sie mit offener Besorgnis an und hob die Hand, um ihr die Tränen aus dem Gesicht zu streichen. „Es macht sehr wohl einen Unterschied. Ich habe dir einen Teil von meinem Herzen überlassen, also gib es nicht heraus. Das gehört nur dir.“ Und er strich mit seinen warmen Fingern über ihre Hand, in der der silberne Schlüssel wieder fest geborgen war. „Spart euch die anrührenden Reden! Ich bin immer noch da!“, blaffte Scorb. Mint riss den Kopf hoch. Als der Skorpionkrieger aus den Rüstungsteilen seines Armes lange Ketten aus demselben Material wachsen ließ und damit auf sie einpreschte, hatte sie sich bereits vor Natts geworfen, ihn gepackt und sich mit einem kraftvollen Sprung von Boden abgestoßen. Einen Moment war es wie Fliegen, dann landeten sie. Scorb schoss bereits wieder auf sie zu, doch nun war es an Mint, anzugreifen. Sie drückte den Schlüssel Natts in die Hand und drehte sich dann entschlossen um. Vor ihrer Brust überkreuzte sie die Arme. Die schmetterlingsförmigen Zeichen an ihren Händen begannen ein sanftes, grünes Licht freizusetzen. Sie senkte die Hände und sammelte das Licht in einem schimmernden, grünen Kreis um sich herum, dann zog sie diesen mit der rechten Hand in die Luft empor. „Pretty Cure...“ Licht sammelte sich in dem ohnehin schon leuchtenden Kreis und füllte ihn aus, so dass schließlich eine ganze, glänzende Scheibe über ihrer Hand schwebte. „... Emerald Saucer!!“ Mit voller Wucht schleuderte sie das Geschoss Scorb entgegen. Der Skorpionmann riss die Hände vor sein Gesicht, wurde von der Wucht des Aufpralls zurückgeschleudert und landete Meter weiter hinten geschlagen auf dem Asphalt. „Ich komme wieder“, presste er hervor, und verschwand in einem rötlichen Nebel, der sich kurz darauf einfach auflöste. Mint drehte sich langsam zu Natts um und löste dabei die Verwandlung, so dass er nun wieder Komachi vor sich hatte. „Natts-san...“, sagte sie leise. Er hob die Hand mit dem Schlüssel darin und sah sie an. „Du hattest recht. Es gab etwas, was ich hätte sagen sollen...“, begann er unsicher. Sie schaute abwartend zu ihm hoch. „Ich wollte dich sehen. Es war schrecklich, aber ich habe mir eingeredet, dass alles in Ordnung sein müsse, und habe versucht, mich davon zu überzeugen, dass es mir gut geht, weil die anderen da waren. Ich konnte ihnen nichts sagen, denn sie hätten ja doch nichts daran ändern können. Und deshalb konnte ich nichts anderes mehr sagen, als das, was ich mir selbst und ihnen immer die ganze Zeit gesagt hatte.“ Komachi strahlte überglücklich. „Natts san...!“ Er hob den Schlüssel vorsichtig an und ließ ihn an dem Band zwischen ihnen baumeln. „Ich habe oft an dich gedacht. Ich war so neidisch auf dich... Denn du hattest etwas von mir, etwas, das mir so wichtig war, die ganze Zeit über. Und ich hatte nichts, nur die Erinnerung an deine Worte.“ Komachis Augen weiteten sich vor Erstaunen. Auf einmal waren die Tränen wieder da. Sie hob die Hand und ließ zu, dass er den Schlüssel hineingleiten ließ. Einmal kurz umschloss sie das Metall mit den Fingern, das noch warm war von ihm, der es gehalten hatte. Tränen flossen ihr über das Gesicht, als sie sich den Schlüssel selbst an dem Band über den Kopf streifte und unter ihre Bluse gleiten ließ, aber auf ihren Lippen lag ein strahlendes Lächeln, denn es waren Freudentränen. Dann warf sie sich in seine Arme und drückte ihn an sich und schmiegte ihre Wange an seine Brust. Er legte die Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Natts fuhr aus seiner Lektüre auf, als die Eingangstür leise bimmelte und entdeckte Komachi, die mit einem schüchternen Lächeln den Laden betrat. „Hallo Komachi. Heute bist du die erste“, bemerkte er. Sie lächelte. „Ich habe mich extra beeilt“, gestand sie und trat an den Verkaufstresen, auf dem sie eine mittelgroße, weiße Tüte ablegte. „Was ist das?“, fragte er. Sie strahlte ihn an. „Es ist mein Geschenk für dich.“ Er schien einen Moment nicht zu wissen, was er tun sollte und starrte sie nur verblüfft an. Dann griff er in die Tüte und zog einen ordentlich mit einem grünen Faden zusammengebundenen Stapel Papier hervor. Er drehte ihn und betrachtete die drei Zeilen, die sich auf dem obersten Blatt unter einer gemalten roten Rose befanden: „Sturmwind der Piraten – Für immer und Ewig – Verlorene Worte“* Etwas versetzt war in kleineren Zeichen Komachis Name darunter geschrieben. Er schlug die erste Seite auf, doch bevor er eine Zeile lesen konnte, sprang die Tür auf und Nozomi kam mit einer lauten Begrüßung in den Laden, gefolgt von Urara. „Hey, was liest du da?“, fragte Nozomi und sprang neben Komachi an den Tresen. Energisch klappte Natts das Deckblatt wieder zu und ließ den ganzen Band in der weißen Tüte verschwinden. „Das werde ich mir nachher anschauen“, sagte er. Nozomi sah verwirrt zwischen ihm und Komachi hinterher, bis diese vorschlug, Tee zu trinken. Dagegen hatten Nozomi und Urara nichts einzuwenden, also zogen sie zu dritt in den ersten Stock hoch. Erst, als sie sich dort niedergelassen hatten, griff Natts noch einmal nach dem Geschichtenband und schlug die erste Seite auf. In geschwungenen Schriftzeichen stand dort: Für Natts, damit auch du etwas besitzt, in dem mein Herz steckt. Darunter stand ihr Name, doch als er genauer hinschaute, bemerkte er noch etwas. Über ihrem Namen hatten sich einmal Zeichen befunden, die jedoch akribisch wegradiert worden waren. Als er das Papier jedoch gegen das Licht hielt, gelang es ihm, die Schlieren zu entschlüsseln, die trotz allem zurückgeblieben waren. Und die drei Worte, die er dort las, brachten ein Lächeln auf sein Gesicht, wie er es seit so langer Zeit nicht mehr zustandegebracht hatte. -------------------------------------------------- * Es handelt sich dabei um Komachis erste Geschichte (im Original: Kaizoku Hurricane); ihren Liebesroman, dem in der Serie noch kein Titel gegeben wurde, den ich aber nach Komachis Image-Song auf dem Vocal Album II benannt habe (diese heißt „Itsumo Itsudemo“); sowie die in dieser Geschichte entstandene Kurzgeschichte (frei nach dem Titel eines Naruto-Endings, „Nakushita Kotoba“). Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)