Kaizoku Gakuen von Milli (Update 2023: in Überarbeitung) ================================================================================ п9. Kapitel – Imperfekt, Perfekt und Plusquamperfekt [~2005-28-05 – Saturday~] Sanji wachte früh auf. Es war komisch, wieder in einem anderen Bett aufzuwachen als dem Krankenhausbett; wenn es auch nicht sein eigenes war. Es war noch dunkel draußen, aber er konnte nicht sagen, wie spät es war. Er lag auf der Wandseite und Zorros Arm über ihm, sodass er sich nicht ohne weiteres aufrichten konnte, um einen Blick auf das Display des Weckers zu erhaschen, ohne Zorro dabei in seinem Schlaf zu stören. Und da er das nicht wollte, blieb er einfach liegen und wartete. Bald döste er wieder und irgendwann fiel er auch wieder in einen leichten Schlaf. Es war allerdings nicht Zorro, der ihn wieder weckte, sondern Ruffy, der laut gegen ihre Zimmertür hämmerte und dabei rief: "Zorro! Zorro, bist du wach!?" Kaum hatte er das gefragt, war ein dumpfer Schlag zu hören und anschließend Namis zischende Stimme. "Sei ruhig, du Volldepp! Sanji ist doch wieder da!" "Oh, ja, richtig", entschuldigte sich Ruffy. "Der brauch' ja noch Ruhe… Wollen wir sie schlafen lassen?" Sanji konnte keine Antwort hören, aber er vermutete, dass sie sich auf ein Ja geeinigt und sich von ihrem Zimmer entfernt hatten, denn es waren auch keine weiteren Geräusche zu hören. Während des Tumultes draußen hatte er sich wieder so weit hochgestemmt, wie es ihm möglich gewesen war und den Kopf zur Tür gedreht. Als er ihn nun zurückdrehte, um sich wieder hinzulegen, lächelte ihm ein noch etwas verschlafen aussehender Zorro entgegen. "Morgen", krächzte er, die Stimme noch etwas rau. Sanji antwortete und seine eigene Stimme hörte sich nicht besser an. Er brauchte dringend einen Schluck Wasser. "Gut geschlafen?", fragte Zorro, immer noch lächelnd. 'Gruselig', schoss es Sanji durch den Kopf. So kannte er Zorro nicht, auch, wenn dieser in letzter Zeit erstaunlich nett zu ihm gewesen war. Aber Sanji musste zugeben, dass er es ihm auch nicht sonderlich schwer gemacht hatte, so wie sonst. Er musste sich eingestehen, dass es nicht immer nur Zorro gewesen war, der einen Streit vom Zaun gebrochen hatte… Ihr jetziges Verhältnis war ein bisschen merkwürdig und Sanji war sich nicht sicher, ob er sich dabei nun wohl fühlen sollte oder nicht. Aber vielleicht genoss er gerade auch nur noch Krüppelschutz und sobald er wieder mehr als zwanzig Schritte alleine gehen konnte, war alles wieder beim Alten. Zorros Hand, die vor seinem Gesicht herum wedelte, riss ihn aus seinen Gedanken. "Zorro an Sanji: Hast du gut geschlafen?" Der Blonde nickte. "Ausgeschlafen?", kam die skeptische Nachfrage, mit zweifelndem Tonfall und hochgezogener Augenbraue. Er nickte wieder. "Wollen wir aufstehen?" Sanji kam sich blöd vor, nur zu nicken, weshalb er dieses Mal mit "Ja", antwortete. Zorro schlug die Bettdecke zurück – die kuschelig warme… und stand auf. Auch Sanji richtete sich auf und rutschte hinüber zur Bettkante. Seine Hose konnte er nicht entdecken, aber frische Kleidung lag in seinem Kleiderschrank und bei dem Gedanken, zu diesem hinüber zu laufen, wurde er wieder ganz müde. Doch wie selbstverständlich sammelte Zorro ein Komplet-Set ein und trug es zu ihm zum Bett. Er legte es neben ihm ab und drehte sich nach seinen eigenen Klamotten um, während Sanji ein "Danke", murmelte und sich das T-Shirt über den Kopf zog. Als es dann höchste Zeit fürs Frühstück wurde, ließ Sanji sich wieder hinunter zu seinem Rollstuhl tragen. Über den festgetretenen Weg, der zwischen den Häusern verlief, ließ er sich noch einigermaßen gut schieben und Sanji rollte sich selbst hinüber zur Mensa. Die Mensa war voll, was eigentlich zu erwarten gewesen war. Heute war Wandertag. Und eigentlich wusste Zorro das auch, nur hatte er nicht mehr daran gedacht und dementsprechend auch Sanji nichts davon erzählt. Auch alle aus ihrer Crew waren anwesend und schmierte fleißig Brote für den Tag. Ruffy war der erste (und einzige), der seine Arbeit unterbrach und auf sie zugestürmt kam, gleich, nachdem er sie entdeckt hatte. Er umarmte erst Sanji und dann auch Zorro, während er munter vor sich hinplapperte und erzählte, was er den ganzen Tag über schon gemacht hatte. Er führte sie hinüber zu ihrem Tisch, wo nicht nur ihre Klassenkameraden und die drei Studenten saßen. Robin lächelte Sanji entgegen und Jeff tat so, mit verschränkten Armen und auf die Fenster gerichteten Blick, als hätte er ihn noch nicht bemerkt. Sanji rollte zu Robin hinüber und ließ sich in den Arm nehmen. "Hey. Wie fühlst du dich?" Sie wuschelte ihm durch die Haare. "Nicht ausgelastet", antwortete er und sein Blick wanderte tiefer. Robin legte ihm die Hand ans Kinn und drückte seinen Kopf hoch. "So nicht! Nur, weil du glaubst, ich scheuer' dir keine nach deinem Koma, brauchst du nicht in alte Verhaltensmuster zurückfallen! Ich kenn' noch andere Methoden und ich bin mir ziemlich sicher, dass du sie nicht kennen lernen möchtest." Sanji schaute sie erst nachdenklich und dann verträumt an. "Und sie gehen nicht in diese Richtung!" Der Blonde zuckte mit den Schultern. "Schade." Dann drehte er sich um und nahm den stuhlfreien Platz an der Stirnseite des Tisches ein, im Rechten Winkel zu Robin. Diese schob im ihren Teller hin und reichte ihm ein sauberes Messer. "Du solltest dich beeilen, es geht bald los." "Los? Wohin?" Er nahm das Messer zur Hand und wollte sich eine Scheibe Brot nehmen, die ihm aber sogleich wieder aus der Hand gerissen wurde. "Nichts da", flötete Professor Klahadore, der aus dem Nirgendwo hinter ihm aufgetaucht war. Im Schlepptau hatte er natürlich seine zwei Freunde. "Hier", meinte Crocodile und legte ihm eine Scheibe Toast ohne Rand auf den Teller. "Wir wollen ja nicht, dass du wieder Bauchschmerzen bekommst." Smoker legte ihm noch eine zweiter Scheibe dazu und einen Teebeutel. "Schön trinken, fördert die Verdauung. Und 'ne Tasse und heißes Wasser kann dir Zorro holen." Er kam gar nicht zu Wort. Schon brabbelte Kuro weiter, der ihm noch einen Zettel reichte. "Doc. Kuleha will dich sehen. Hier sind deine Termine. Dein erstes Mal ist morgen. Und jetzt iss schön, damit du fit für den heutigen Ausflug bist!" Bevor er etwas sagen konnte, waren die drei wieder verschwunden. "Was für ein Ausflug?", fragte er an Robin gewandt. Nun war sie es, die mit den Schultern zuckte. "So weit ich verstanden habe irgendwohin in die Umgebung. Steht wohl schon eine Weile fest." Sanji warf Zorro einen Blick mit hochgezogener Augenbraue zu. Der Grünhaarige erwiderte das mit einem breiten Grinsen und einem verlegenen Kratzen am Hinterkopf. "Hier", Sanji warf ihm den Teebeutel gegen die Brust, "hol mir heißes Wasser." Zorro ergab sich in sein Schicksaal und trottete davon, während Sanji sich seinen Toastscheiben widmete. So wirklich Lust hatte er auf das Weißbrot ja nicht, aber es war immer noch besser als Okayu. Aber wenn er schon Schonkost bekam, hätte er lieber einen Zwieback gehabt… Zorro kam mit seinem Tee zurück und eine Weile war jeder mit seinem Frühstück oder den Vorbereitungen für den Tag beschäftigt. Vor Ruffy stapelten sich die Butterbrote und Ace war bereits an anderen Tischen auf der Suche nach Brotkörbchen, die noch nicht leer waren. "Kommt ihr heute mit?", fragte Sanji, nachdem er zumindest anderthalb Scheiben gegessen hatte. Robin nickte und schnitt die übrig gebliebene Hälfte gerade. Das abgeschnittene Angebissene schob sie Sanji hin, mit den Worten: "Das isst du noch." Den gerade geschnittenen Teil klappte sie in der Mitte übereinander und legte sie zum Tagesvorrat. Sanji verkniff sich ein "Ja, Mama", und schob sich stattdessen artig den letzten Bissen in den Mund. "Wie lange bleibt ihr denn noch?" "Willst du uns loswerden?", fragte die Schwarzhaarige, wohl wissend, dass Sanji die meiste Gesellschaft nicht sonderlich lange ertrug und schon gar nicht, wenn sie ihn nervte. Für sie hatte er allerdings seither immer eine Ausnahme gemacht, sie konnte ihm noch so lange auf die Nerven fallen, ohne, dass er sie von sich stoßen würde. "Gar nicht!", beeilte der Blonde auch gleich zu versichern. "Ich frag' nur wegen dem Restaurant und deiner Arbeit." Robin lächelte. "Ich hab' mir Urlaub genommen. Ich hatte ihn erstmal bis Montag verlängert, also werden wir wohl morgen zurückfahren. Und das Restaurant ist in guten Händen. Ein befreundeter Koch hat ein Auge auf die Küche, falls es Probleme mit den Lieferungen geben sollte." "Was ist denn mit den Lieferungen?" Die Frage war eher an Jeff als an Robin gerichtet und der reagierte auch prompt, obwohl zuvor die ganze Zeit so getan hatte, als würde er das Gespräch zwischen seinem Ziehsohn und dessen Freundin gar nicht beachten. Auch jetzt starrte er gerade aus, um nicht den Eindruck zu erwecken, mit ihnen reden zu wollen. "Verfault. Zumindest die letzte Tomaten-Palette. Bin am Überlegen, den Lieferanten zu wechseln. Die Äpfel sind in letzter Zeit auch nicht mehr die Besten, ganz zu schweigen vom Kohl." Als die beiden dann begannen, sich über Alternativen zu streiten, schaltete sich Robin vorerst aus der Unterhaltung aus. Ihr Blick schweifte ab von ihrem blonden Freund und über die bunten Köpfe der anderen Jugendlichen. Das waren also Sanjis neue Freunde. Robin konnte noch nicht wirklich einschätzen, ob und wie weit sie Sanji positiv beeinflusst hatten, aber zumindest besuchte er jetzt regelmäßig den Unterricht. Zu ihr war er wie sonst. Aber ihr gegenüber war er auch früher nie sonderlich auffällig gewesen. In ihrer Gegenwart hatte er sich nicht geschlagen oder den Unterricht verweigert oder sich bis zum Black Out betrunken. Ob er das hier tat konnte sie nicht sagen. An Alkohol zu kommen war auf einem Internat vielleicht schwieriger, aber im Unterricht schlafen war sicherlich an jeder Schule ähnlich einfach. Und das mit den Schlägereien… Eingestellt zu haben schien er das nicht; eher im Gegenteil. Zu Hause war er zumindest noch nie ins Koma geprügelt worden. Aber vielleicht sollte sie ihm – oder eher der neuen Schule und Umgebung – zu Gute halten, dass die Umstände diesmal etwas anders gewesen waren. Sie hatte bereits vorher so einiges über diese Schule gehört gehabt und Sanji zuversichtlich ermutigt, diese Chance wahrzunehmen. Sie hatten während ihres Aufenthaltes hier noch einiges mehr erfahren und es hatte sie überrascht, wie engagiert sie die Lehrer erlebt hatte. Sie waren ständig unterwegs gewesen. Am Bahnhof, im Krankenhaus, in der Stadt, im Dorf. Einer von ihnen hatte sich bei der ganzen Aktion sogar selbst verletzt. Aber es waren nicht nur die Lehrer gewesen, die sich sehr besorgt gezeigt hatten, besonders der Junge mit dem Strohhut. Er hatte versucht, sie aufzuheitern, als sie etwas verloren in besorgten Gedanken versunken über das Schulgelände gewandert war. Man hatte ihr und Jeff sogar angeboten, ein Bett für sie bereit zu stellen, aber da sie wirklich nur ein Bett hatten, hatten sie dankend abgelehnt und waren in einem kleinen Hotel im naheliegenden Dorf untergekommen. Es schien ein guter Ort, an den Sanji angekommen war. Aber wo die Schwarzhaarige in die Runde schaute, fragte sie sich, ob der Schein nicht vielleicht trog… Sie kannte mehr als bloß ein Gesicht und die Geschichte, die sich hinter dem freundlichen Grinsen verbarg. Ganz voran schon mal zwei der Lehrer. Vertrauenserweckend sah das Narbengesicht wirklich nicht aus und mit dem finsteren Blick und den nach unten zeigenden Mundwinkeln machte Sir Crocodile wahrlich keinen freundlichen Eindruck. Wer seine Vergangenheit kannte wusste, dass sein griesgrämiges Auftreten nicht bloß Fassade war. Und direkt neben ihm saß der schlaksige, so unscheinbar und friedlich wirkende Kuro Klahadore. Man sah ihm nicht an, dass er von einer Sekunde auf die andere vollkommen andere Wesenszüge annehmen konnte. Und hätte Robin ihn nicht ganz genau beobachtet, wären ihr die bedachten Bewegungen, die so natürlich und harmlos wirkten gar nicht aufgefallen. Bei den Studenten ging es munter weiter. Das sich überhaupt jemand traute Mihawk Dulacre anzuklagen lag wohl nur daran, dass dieser seine Verbindungen zur Organisation gekappt hatte und ihn ohne Hintergrundinformationen niemand in deren Ränge einordnen konnte – und jemand, der es gekonnt hätte, wusste es besser, als sein Leben achtlos wegzuwerfen. Der rote Shanks war ein weiteres, wohl bekanntes Gesicht. Robin wusste selbst nicht genau, zu wem er alles Verbindungen, bei welchen Ereignissen er seine Finger im Spiel hatte und mit welchen Titeln er sein Haupt schmückte. Und dann Hiken no Ace. Sie wusste nicht, ob die Gerüchte über seine Herkunft stimmten, aber sie wusste, dass es stimmte, dass er einen nicht unwesentlichen Posten in einer der größten Banden Japans inne gehabt hatte. Aber was sollte man bei den Lehrer schon von den Schülern erwarten? Und über all dem thronte der Direktor, der sicherlich maßgeblich daran beteiligt war, dass sich mehr oder weniger die Elite-Kriminalität Japans hier unbekümmert zusammenfinden und einen Neustart versuchen konnte. Kein Wunder, dass Sanji hier an Typen wie Mr. One geraten war. Vielleicht war die neue Gesellschaft doch nicht die beste… Aber wer war Robin, darüber zu urteilen? Wenn es danach ging, dann hätte Jeff den Kleinen nie aufnehmen und sie sich nie mit ihm anfreunden dürfen. Sie wusste Vieles über viele der Leute, mit denen Sanji jetzt zu tun hatte, Vieles, was besorgte Mütter sofort dazu bewogen hätte, ihren Sprössling augenblicklich von der Schule zu nehmen. Aber sie war nicht Sanjis Mutter und sie wusste, das Vergangenheit nicht Gegenwart war. Sie wusste, dass Sir Crocodile keine Verbindungen mehr zu seiner Organisation hatte. Sie wusste, dass man Mihawk immer noch gerne zurück haben wollte, aber, dass dessen Austritt – aus welchen Gründen auch immer – entgültig gewesen war. Warum sonst sollte der Beamte noch leben, der Takanome Handschellen angelegt hatte? Sie wusste auch, dass Shanks viel mehr an einem friedlichen Leben mit seinem Ben interessiert war, als weiterhin Spielchen mit Regierung und Untergrund zu treiben und seine Kräfte mit ebenbürtigen Gegner zu messen. Sie wusste, das der kleine Kuro seine Rache gehabt hatte und das Leben als schnurrender Schmusekater bevorzugte. Und Ace? Der war froh, seinen Bruder wieder bei sich zu haben, wen interessierte da schon noch der eigene Vater? Auch wenn der ja nun wohl doch nicht sein Vater gewesen war… Wie gesagt, dieses Gerücht konnte Robin weder bestätigen noch widerlegen. Aber das, was sie gehört hatte, warf ein neues Licht auf die Sache; die sie sowieso nichts anging und eher Aktionen der Vergangenheit erklärte, als dass sie für die Zukunft eine allzu wichtige Rolle spielen würde. Und wen interessierte noch mal die Vergangenheit? Vergangenheit war auch schon bald das Frühstück. Um Viertel nach neun hatten schon einige die Mensa verlassen und um halb zehn waren sie einige der Letzten, die noch immer Proviant zusammen rafften. Um Punkt zehn sollte es los gehen, das hieß, sie mussten mindestens zehn Minuten vorher am Schultor sein, damit die Lehrer die Meute noch durchzählen konnte, ehe sie losmarschierten. Doch da der Großteil der Lehrer selbst noch in der Mensa zugange war, machte keiner von ihnen Hektik. Als Smoker, Crocodile und Kuro dann die Stühle zurückschoben und mit ihrem Geschirr hinüber zur Theke schlurften, machte auch die Gruppe um Ruffy sich auf, den ganzen Proviant in Rucksäcke, Beutel und Hosentaschen zu verstauen. Das Wegbringen des Geschirrs blieb an denen hängen, die damit als erstes fertig waren, also die, die am wenigsten mitnahmen, sprich Nami und Lysop. Gemeinsam trafen sie sich dann alle an der Tür, die Crocodile ihnen schon aufhielt. Eine doch beachtliche Gruppe an Schülern hatte sich bereits am Schultor zusammen gefunden, wo Hina und Tashigi bereits am Durchzählen waren – nur ihre eigenen Klassen, selbstverständlich. Vom Direktor war wie immer keine Spur, aber der tauchte auch nur auf, wenn's was zu Saufen gab und ab und an bei der Zeugnisvergabe der Abschlussklasse. Smokers Schritte verlangsamten sich und Croco lehnte sich an ihn und flüsterte ihm ins Ohr: "Jeder seine eigene Klasse." Breit grinsend marschierte er mit Kuro vornweg, um die Meute, für die er verantwortlich war, zur Ordnung zu rufen. Smoker kam kaum zum Seufzen, da hatte Ruffy ihn schon von hinten angesprungen und sich um seinen Hals geklammert. Ace hatte ihm seine Zigarre gemopst, um sie mit seinen Streichhölzern zu verbrennen, während Mihawk und Shanks ihn zwischen sich eingeklemmt hatten, damit er nicht hinterher rennen konnte. Nami nutze die Gelegenheit, ihm das Portemonnaie aus der Tasche zu klauen und Lysop trainierte seine Zielfähigkeit mit Eicheln, die er ihm mit seiner Steinschleuder vorwiegend gegen den Kopf warf. Er zeterte etwas davon, dass sich wenigstens die Studenten alle teilen könnten, aber ihm wurde wenig Gehör geschenkt. Kuro warf ihm einen mitleidigen Blick zu, um seine Anfragen nach Hilfe dann gekonnt zu ignorieren. Die Einzigen, die sich vornehm zurück hielten waren Zorro und Sanji, die mit dem Rollstuhl beschäftigt waren. Sie kamen auf dem etwas unebenen und von Auto- und Trikereifen zerfurchten Platz vor dem Schultor nur mäßig voran und hatten erst aufgeholt, als Smoker die Kletten abgeschüttelt hatte. Mit Ausnahme von Nami bekamen alle eine Kopfnuss, Lysops Steinschleuder landete in den Büschen, Ace' Streichhölzer wurden konfisziert und Nami musste die Brieftasche wieder rausrücken, nachdem Ace sie verpfiffen hatte. Seine Zigarre hatte er nicht retten können, wofür Ace noch eine Kopfnuss bekam. Als die anderen Lehrer fertig mit Durchzählen waren, war Smoker immer noch damit beschäftigt, seine Schützlinge sich in einer Zweierreihe aufstellen zu lassen. Beim Zählen hatte Hina dann ein Auge auf ihn, weil sie genau wusste, dass Smoker es mit der tatsächlichen Zahl, die er am Ende dann hatte, es nicht so genau nahm. Wenn einer verloren ging, war es ihm scheinbar sogar recht. Einer weniger, auf den er aufpassen und bändigen musste. – Jedenfalls tat er immer so, als würde ihm so etwas gelegen kommen, sein Verhalten in einem solchen Fall sprach eigentlich immer für das gegenteilige Empfinden. In einer langen Zweierreihe, zwei Lehrer vornweg und die restlichen als Schlusslichter hinterher, marschierten sie dann durch das Schultor. Ihre Formation hielt für kaum dreihundert Meter, dann jagte Mihawk Ruffy durch die Bäume am Waldrand, Lysop war in den Büschen verschwunden auf der Suche nach einem neuen Stock für seine Steinschleuder. Nami war zu einer anderen Klasse verschwunden, um mit ein paar Mädchen zu reden. Zorro fiel bald mit Sanji etwas zurück, Ace nervte Smoker und Shanks suchte jemanden, den er überreden konnte, später mit ihm ein Glücksspiel zu spielen. Robin und Jeff blieben in Sanjis Nähe, wobei letzterer etwas vorweg schlenderte und so tat, als würde er sich mit der Umgebung bekannt machen. Robin hingegen lief an der Seite ihres Freundes, aber mit mehr Abstand als Zorro es tat. Der Grünhaarige war so umsichtig und bemüht, auf Sanji Acht zu geben, dass sie das Gefühl hatte, nur zu stören, wenn sie zu nah kam oder die beiden ansprach, weshalb sie sich damit begnügte, in Sanjis Nähe zu sein und die Natur zu genießen. Auf den Ausflug hatten sie den Rollstuhl gar nicht erst mitgenommen. Sanji hatte sich so gut gefühlt, dass er fast ein Drittel der Strecken allein bewältigt hatte. Den Rest hatte Zorro ihn schließlich getragen, huckepack. Und obwohl der Blonde sich anfangs geziert und natürlich sofort widersprochen hatte, hatte er sich anstandslos von Zorro hochheben lassen. – Sehr zu Robins Erheiterung, die allerdings sofort zu verbergen versuchte, nachdem Sanji ihr ein verärgertes "Was denn?!", zugezischt hatte; mit mehr oder minder Erfolg. Vorbei an einem Maisfeld näherten sie sich einem großen Hügel, der mit mehreren, einzeln stehenden Bäumen bewachsen war: ihr Ziel. Robin musterte interessiert den neben ihr gedeihenden Mais, der in Japan doch eher eine Seltenheit war. Und trotzdem war es nicht das erste Maisfeld, das ihr in der näheren Umgebung aufgefallen war. "Oh, die ganzen Felder hier sind keineswegs normal", ertönte Professor Klahadores Stimme plötzlich direkt neben ihr und sie drehte etwas erschrocken den Kopf zur Seite. Direkt neben ihr lief der schwarzhaarige, der ihren neugiereigen Blick wohl bemerkt hatte. "Viel Landwirtschaft ist in Japan nicht möglich", erklärte er weiter, "wegen der oftmals bergigen Beschaffenheit des Landes. Am meisten wird Reis und Hirse angebaut und Stroh für Tatamimatten. Bohnen, Ingwer, Rettich und Spinat sind auch noch öfters zu sehen, aber Mais ist wirklich selten. Aber da diese Felder hier größtenteils Privatpersonen gehören, ist nicht vorgegeben, was angebaut werden soll und da Mais hier ziemlich beliebt ist, wird es angebaut. Im Dorf selber und in der Stadt finden sich genug Abnehmer. Dass hier so viel Vieh gehalten wird, ist auch ungewöhnlich. Aber es scheint sich zu lohnen, sonst würden die Besitzer die Pachtgebühren nicht dafür aufbringen oder stattdessen lieber etwas anbauen." Kuro deutete auf eine Wiese, wo eine Kuhherde herumlungerte und wiederkaute. Robin wollte eigentlich noch etwas fragen, aber ein vorbeifliegender Schmetterling lockte Kuro davon und er verschwand auf ebenso rätselhafte Weise wie er aufgetaucht war. Sie drehte sich fragend zu Sanji um, aber der hatte von der Aktion nichts mitbekommen. Er war gerade dabei, Zorro davon zu überzeugen, ihn wieder runterzulassen und zappelte mit den Beinen, um vom Rücken des Grünhaarigen zu gleiten. Der ließ es schließlich zu und ging in die Hocke, damit Sanji die Füße auf den Boden aufstellen konnte, ehe er den Griff um seinen Hals lockerte. Sie waren die letzten, die auf dem mit Gras bewachsenen Hügel ankamen. Einige hatten schon Decken ausgebreitet, spielten Frisbee oder ein Ballspiel, andere hatten einen Baum erklommen, um zu schauen, ob die Kirschen schon reif waren. Ruffy hatte sich als aller erstes ins Grans gepflanzt und eines seiner Stullenpakete hervorgekramt, während Nami neben ihm noch mit der großen Decke beschäftigt war. Lysop erbarmte sich und half ihr, sie auszubreiten. Shanks entriss Ruffy das Stullenpaket, als der kurz abgelenkt war und auf die Bettdecke rutschte, ohne dabei die Hände zu benutzen. – Essen aus der Hand legen ging nämlich gar nicht; es entrissen zu bekommen war allerdings auch nicht besser… "Ahah, das wollen wir doch nicht jetzt schon essen, oder?" "Hey! Doch!", beschwerte sich der Schwarzhaarige und hangelte nach dem Brot, das Shanks über seinem Kopf wie einen Köder hin und her schwang. Ruffy wollte gerade aufspringen, als Ace ihm die Hände auf die Schultern legte. "Nein, willst du nicht", versicherte er "Wir haben nämlich was viel Besseres!" Shanks reichte das Essenspaket weiter an Nami, von der er im Gegenzug einen Korb erhielt, den er vor Ruffy auf der Decke abstellte. Die Augen des Strohhutjungen leuchtete. Er liebte Überraschungen und Überraschungen, die sich mit aller Wahrscheinlichkeit um Essen drehten, liebte er noch viel mehr. Er wartete auch gar nicht, bis man ihm ein Zeichen gab, dass er den Korb öffnen konnte. Er riss einfach das Tuch herunter und strahlte den Schokokuchen an, den er darunter fand. "Wow! Und der is' nur für mich?!" "Jepp", nickte Ace. "Nur für dich." "Und nicht nur das", ergänzte Shanks. "Ich hab' dir auch einen gemacht, wie versprochen!" "Ooh, wirklich?!" Ruffys Augen wurden noch größer und wäre es Nacht gewesen, hätten sie ihn an die Küste als Leuchtturm hinstellen können. "Und der is' auch nur für mich?" "Noch mal jepp", versicherte Ace. "Wir haben uns schon gedacht, dass es schwer sein wird, dich von diesen Prachtstücken da zu trennen, also haben wir für uns einen weiteren gemacht. – Und abgesehen davon wäre es bisschen gemein, von dir zu verlangen, deine Geburtstagsgeschenke zu teilen." Keine fünf Minuten waren Pappteller und Plastikgabeln verteilt und jeder bekam ein Stückchen Schokoladenkuchen. Nur Ruffy nicht, der aß mit zwei Gabeln bewaffnet gleich von beiden Kuchen gleichzeitig. Sanji im übrigen auch nicht. Sofort nachdem Shanks ihm ein Stück gereicht hatte, war das von Smoker konfisziert worden, mit dem Hinweis, dass er immer noch auf Toastdiät war. Das konfiszierte Stück wurde dann mitgenommen… Und von Smoker, Kuro und Croco auf deren eigener Decke verspeist… Sanji durfte dann, in einem unbemerkten Augenblick mal bei Zorro kosten. Und ihm wurde nicht übel. Die drei übertrieben einfach nur; übervorsichtige Glucken – verfressene Kuchenjunkies! Es herrschte eine Weile gefräßiges Schweigen, das nur ein Mal kurz unterbrochen wurde. "Oh, Enten!", rief Nami überrascht und die ganze Gruppe wandte den Blick in die Richtung, in die ihre ausgestreckte Hand deutete. Zorro wurde augenblicklich rot im Gesicht, als er die Entenfamilie sah, die unweit von ihnen über die Grashalme watschelte, sich an seinen Traum von letzter Nacht erinnernd. Da jedoch alle wie gebannt den Tierchen zuschauten, wie sie schnatternd voranschritten, blieb seine unerwartete emotionale Regung unbemerkt. Was auch gut so war. Er hätte es nicht einfach gehabt, seine Reaktion erklären zu müssen und auch nicht gerade als angenehm empfunden… Doch die Entenfamilie lenkte alle lange genug, sodass er genug Zeit hatte, sich wieder zu fangen. Und kaum waren die Viecher verschwunden, wandten sich alle wieder dem Schokokuchen zu. Kaum war der aufgegessen, war es für Ruffy mit dem bloßen Dasitzen auch schon vorbei. Er schnappte sich seinen Bruder und Shanks und die drei verschwanden auf der anderen Seite den Hügel hinunter. Lysop rannte hinterher, während Nami den Ball mitnahm, den sie liegen gelassen hatten und wegen dem sie sonst sicher gleich wieder angekommen wären. Sanji blieb auf der Decke zurück. Er war froh, nach dem Marsch endlich sitzen zu können. Und mit ihm blieben auch Robin und Zorro. Jeff hingegen verschwand, um sich "die Umgebung anzuschauen", wie er erklärte, aber Robin vermutete, dass er ihnen nur ein bisschen Zeit allein gönnen wollte. Wenn es ums Reden ging, waren er und Sanji eh nie die Weltmeister gewesen, schon gar nicht, wenn sie miteinander reden sollten. Jeff war froh, dass es Sanji wieder gut ging und sicher würde er ihn morgen noch einmal umarmen, bevor sie in den Zug einstiegen, aber mehr Zuneigung würde er wohl nicht zeigen. Was auch gut so war, denn Sanji wusste damit ebenso wenig umzugehen, wie er sie von ihm erwartete. Dass Robin ihn ordentlich knuddeln würde, war ihm sicher klar und die Schwarzhaarige glaubte auch, dass Sanji sich bei ihr nicht sonderlich sträuben würde. Sie hatte eigentlich geglaubt, dass dem Blonden der Frauenentzug mehr ausmachen würde, aber bis jetzt hatte er nur einen einzigen, zweideutigen Kommentar gemacht. Ob er im Dorf eine Freundin – oder zumindest Bettpartnerin – gefunden hatte? Robin würde nicht fragen, dafür war Sanji zu alt. Wenn es wirklich etwas Ernstes war, würde er es ihr schon erzählen und wenn es nur eine Affäre war brauchte und wollte sie es auch gar nicht wissen. Dass er zu sehr mit anderem beschäftigt war, um nicht an Sex zu denken, konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen… Der Blonde ahnte nichts von ihren Überlegungen. Er schaute noch in die Richtung, in die seine neuen Freunde verschwunden waren. Er sah ein bisschen müde aus, im Schneidersitz sitzend, den einen Ellenbogen auf dem Knie abgestützt und den Arm aufgestellt, um seinen Kopf in seiner Hand zu halten. Irgendwann bemerkte er ihren Blick. Er löste sich aus seiner Position und legte sich hin. "Was ist?", fragte er, im Gegenzug sie anschauend. Robin lächelte. "Nichts." "Dann schau nicht so." Sanji zog eine Schnute und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Zuerst wand er den Blick ab, um sie zu ignorieren, doch dann fiel ihm noch etwas ein, was er sagen wollte.: "Und Robin, das nächste Mal, wenn ich im Koma liege, erzählst du bitte nicht jedem, der dir über den Weg läuft, peinliche Kindergeschichten über mich!" Sein Blick huschte hinüber zu Zorro, der sich zwar angesprochen fühlte, aber nichts sagte. "Das nächste Mal?", hakte Robin mit hochgezogener Augenbraue nach. "Was hast du vor, wenn ich fragen darf? – Und was heißt hier jedem, der mir über den Weg läuft? Ich hab' nur Zorro was erzählt." "Das is' ja wohl schlimm genug!" – Von Zorro kam ein protestierendes "Hey!". "Aber er sah so verloren aus…", verteidigte sich die Schwarzhaarige. – Von Zorro kam kein Protest, stattdessen drehte er den Kopf mit geröteten Wangen und einem kleinlauten "Pah!", zur Seite. "Verkneif' 's dir einfach!", zischte Sanji. "Sonst erzähl ich nämlich peinliche Kindergeschichten über dich!" "Ach ja?" "Ja! Weil – du hast mir nie peinliche Kindergeschichten über dich erzählt. So ein Mist! … Ich finde, das solltest du nachholen; so als gerechten Ausgleich." Robin zog nur eine Augenbraue hoch und erwiderte nichts. Sanji setzte sich plötzlich wieder auf und ihr gegenüber. "Komm schon, Robin, erzähl uns was. Ich weiß kaum was über dich, bevor wir uns kennen gelernt haben." Zorro war auch nicht unbedingt abgeneigt, mehr über diese Frau zu erfahren, die plötzlich aufgetaucht war und offenbar schon lange einen festen Platz in Sanjis Leben hatte. Irgendwie weckte sie den Kämpfer in Zorro, der sie als Konkurrenz betrachtete… Robin seufzte. "Jetzt übertreib mal nicht. Du weißt Einiges über mich. Mein Lieblingsgetränk. Und mein Lieblingsessen." "Ja, Kaffee. Und alles, was man dazu als Snack essen kann." Sanji sah sie mit einem Schmollmund an. "Okay", beruhigte die Schwarzhaarige. "Du weißt auch, was meine Lieblingsfarbe ist, wann ich Geburtstag habe – hoffe ich zumindest – was ich arbeite und wie ich den Großteil meiner Freizeit verbringe. Was soll ich denn da noch erzählen?" "Lila, …Febru…ar? – Und du arbeitest im Labor! Aber was du machst weiß ich trotzdem nicht! Außer lesen, du bist ständig am Lesen, ob nun für den Beruf oder in deiner Freizeit." Robin nickte. "Siehst du? Is' doch schon mal was. Und du weißt, dass ich Archäologin bin und was ich im Labor mache habe ich versucht, dir zu erklären, aber du hast nach zwei Minuten das Interesse daran verloren, mir zuzuhören!" Sanji schwieg. Da hatte sie recht, Punkt für sie. Sie hatte sich aber auch unnötig kompliziert ausgedrückt! "Ich kann's gern noch mal versuchen, es dir zu erklären", bot die Schwarzhaarige mit einem zufriedenen Grinsen an. Sanji schnaubte, legte sich wieder hin und wand sich demonstrativ von ihr ab. Robin beobachtete ihn eine ganze Weile – ebenso wie Zorro – wie er erst schmollend auf das Gras hinter der Decke starrte, sein Blick schließlich gelangweilt über die Wiesen streifte, seine Lieder langsam auf Halbmast sanken und er schließlich wegdöste. Es war ganz gut, dass Sanji nicht viel mehr wusste. Wie sollte er sie sonst ernst nehmen, wenn sie ihm etwas Gefährliches oder gar Strafbares verbieten wollte? Sie konnte nicht einmal behaupten, sie wüsste, was die Konsequenzen wären, denn sie war nie für ihre Straftaten zur Rechenschaft gezogen worden. Sie wusste nur, dass diese Zeit damals rückblickend nicht die schönste gewesen war. Unerfahren und Schutz und Geborgenheit nicht kennend hatte sie sich anfangs durchaus wohl gefühlt. Es war ein ganz neues Umfeld gewesen, in dem sie nicht der Gefahr ausgesetzt war, verraten zu werden, weil keiner von ihren neuen Kameraden verraten werden wollte. Es hatte sie gar nicht weiter interessiert, warum sie sich vor der Regierung versteckten. Sie selbst wurde schließlich auch verfolgt, ohne zuvor ein Verbrechen begangen zu haben. Die Argumentation, dass es dann doch besser war, wenigstens zu recht verfolgt zu werden, erschien ihr als Elfjährige durchaus schlüssig. Und mit dem Versprechen, Hilfe bei der Suche nach Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, war sie auch bereit, eigene Hilfe anzubieten. Sie war klein gewesen, hatte unschuldig ausgesehen und einen netten und zurückhaltenden Umgang an den Tag legen können. Wie ein gut erzogenes, freundliches Kind aus gutem Hause, das man problemlos auf Banketten und Feiern einschleusen konnte. Nie hatte jemand sie damit in Verbindung gebracht, wenn die Schmuckstücke der Gattin fehlten, wichtige Dokumente aus dem Haussafe verschwunden waren oder gar der Gastgeber ermordet im Schlafzimmer gefunden worden war. Bedenken hatte sie kaum welche gehabt. Die Opfer waren ihr zuvor meist unsympathisch genug gemacht worden, sodass bei ihrem Anblick und dem Gedanken an die Taten, die sie bereits vollbracht hatten, ihr nahendes Schicksal meist noch als zu milde erschien. Wenn sie heute an diese Menschen zurückdachte, hatte sie kaum andere Empfindungen, dennoch bereute sie es, sie umgebracht zu haben. Ihre eigenen Motive waren weder nobel noch war es der Gedanken an Gerechtigkeit gewesen, der sie in ihrem Handeln vorangetrieben hatte. Es war viel mehr der Wunsch gewesen, ihr neues Dach über dem Kopf nicht zu verlieren und endlich einen Platz im Leben zu haben, den sie sich hart erkämpft hatte und für den sie arbeiten musste, um ihn zu behalten. Und die Motive ihres Auftraggebers waren noch zweifelhafter. Es ging auf bei ihm nicht um Gerechtigkeit, nicht einmal um Selbstjustiz, sonder nur darum, wer wem im Weg stand und durch wessen Tod sich die eigene Position in irgend einer Weise verbessern lassen konnte. Sie hatte schnell begriffen, um was es in ihrer neuen Welt ging. Macht war ausschlaggebend. Macht sicherte die eigene Position, das eigene Überleben und setzte den Lebensstandard fest. Es gab viele Wege und Möglichkeiten, diese Macht zu erlangen und nicht jede war für jeden geeignet. Für Robin war es nicht allzu schwer gewesen, in diesem Gefüge aus Rang und Namen Fuß zu fassen und als der Liebling vom Chef hatte sie eine mächtige Deckung gehabt, die niemand in der Firma anzugreifen wagte. Als Firma hatte sich dieses zwielichtige Unternehmen getarnt, das nach außen hin normale Geschäfte abwickelte, sich an In- und Export beteiligte und über die so erwirtschafteten Routen die eigenen, illegalen Produkte förderte. Geld, das war das Ziel; das, was alle haben wollte. Die Macht war da nur ein Mittel zum Zweck. – Wobei Robin sich nicht sicher war, ob es bei manchen nicht genau andersherum war. Und mit der Firma ließ sich gutes Geld machen – im Sinne von viel, denn wenn dieses Geld nicht schmutzig war, dann war ein Stopp-Knopf im Bus frei von Keimen. Von dem Geld, wo es herkam, wer es bekam, wofür es wieder ausgegeben wurde und unter welchen Umständen es beschafft wurde, davon hatte Robin anfangs keine Ahnung gehabt. Sie hatte warme Mahlzeiten, Kleider und sogar Geschenke bekommen; Bücher waren ihre liebsten gewesen. Umso älter sie wurde und umso mehr sie von den tatsächlichen Machenschaften, den Hintergründen und den Methoden der Firma mitbekam, desto mehr Zweifel kamen ihr. Allerdings nie genug, um für sich selbst die Entscheidung zu treffen, wegzugehen, das alles hinter sich zu lassen und ihr zu Hause aufzugeben. Zu ihr war man schließlich auch nie fair gewesen. Hatte sie es verdient, verfolgt und gejagt worden zu sein? Der Mutter und des Vaters beraubt worden zu sein und kein sicheres Heim zu finden, wo sie nicht unmoralische Dinge tun musste, um einen Platz dort zu behalten? War es gerecht gewesen, mit fünf Jahren zu erfahren, dass die Suche nach der eigenen Mutter aufgegeben wurde, weil sie vermutlich – wie der Vater – schon längst tot war? War es richtig gewesen, bei Verwandten als Küchenhilfe im Haus geduldet zu werden und dann von Familie zu Familie zu ziehen, in der Hoffnung, dass die nächste sie nicht an die Regierung ausliefert? Wenn die Welt so ungerecht zu ihr war, warum sollte sie zu anderen Menschen denn gerechter sein als sie es verdient hatten? Sie dachte mittlerweile anders darüber. Als ihr die Chance geboten wurde, dieses Leben, in das sie anfangs so dankbar eingetaucht war, zu verlassen, hatte sie sie ohne zu zögern ergriffen. Es war eine einmalige Chance gewesen und sie hatte nicht ein Mal bereut, sie wahrgenommen zu haben. Der Weg zurück, in ein eigenständiges, normales Leben war nicht einfach gewesen und oft hatte sie sich dabei ertappt, wie sie in alte Verhaltensmuster zurück gefallen war. Es war auch nicht ganz leicht gewesen, sich überhaupt wieder eine Existenz aufzubauen. Es hatte sie einiges an Arbeit gekostet, ihr Profil in einen Behörden-Computer samt Lebenslauf einzuschleusen und sich einen Personalausweis zuzulegen. Noch heute wartete sie, dass irgendjemand ihren Namen las und man wieder Jagd auf sie machen würde. Den Namen, den sie in der Firma getragen hatte, hatte sie ohne Weiteres ablegen können. Niemand hatte je gewusst, wer sich hinter Miss Bloody Sunday verbarg und wenig hatten ihr Gesicht gekannt. Deshalb hat auch nie jemand sie für ihre Taten zu der Zeit zur Rechenschaft gezogen. Aber bevor sie überhaupt in die Firma gekommen war, war sie für ein Verbrechen verantwortlich gemacht worden, was ihr als achtjähriges Mädchen Hunderte von Verfolgern eingebracht hatte. Sie hätte sich eine komplett neue Identität zulegen können, mit allem abrechnen können, was ihr Leben bis dahin geprägt hatte. Aber dafür war sie nicht bereit gewesen. Im Gegenteil, sie hatte sich entschieden, zu arbeiten, weiter zu lernen – schon in der Firma hatte sie ihr Wissen erweitert und sich in allen möglichen Bereichen belesen – und war schlussendlich in die Forschung gegangen, dorthin, wo ihr Verfolger sie sicher am wenigsten haben wollten. Aber sie hatte schnell Anschluss in der Forschergemeinde gefunden. Schon jetzt zählte sie weltweit bedeutende Leute zu ihren Freunden. Wer auch immer es auf sie abgesehen hatte, hatte sie aus den Augen verloren und ihr Wiederauftauchen nach doch beachtlicher Zeit nicht bemerkt und so hoffte, dass, wenn es soweit war, sie sich in der Gesellschaft so weit etabliert hatte, dass es nicht mehr möglich sein würde, sie wie ein kleines, unbekanntes Mädchen verschwinden zu lassen. Sie war bereit, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und hatte Vorkehrungen getroffen, um nicht so ohne weiteres von ihr eingeholt zu werden. Ihre Heimat war zerstört, ihre Mutter ermodert worden. Sie hatte nie eine liebende Familie gehabt, hatte mit ansehen müssen, wie Freunde starben und ihr zu Hause niedergebrannt worden war, von Leute, die von sich behaupteten, im Namen der Regierung und Gerechtigkeit zu handeln. Das hatte sie nicht einfach so vergessen und hinter sich lassen können. Und sie hoffte immer noch, dass diese grauenvollen Geschehnisse irgendwann aufgeklärt wurden. Nur musste daran vorerst ohne ihr aktives Zutun gearbeitet werden. Sich selber auf dem Präsentierteller zu servieren wäre keine Lösung und so arbeitete sie sich langsam, Stück für Stück und hoffentlich unauffällig voran. Ihre ersten Publikationen waren bereits vielfach gelesen und es war sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis die richtigen – oder eher falschen – Leute auf sie aufmerksam wurden. Sie hoffte, dass sie für diesen Fall ausreichend vorgesorgt hatte. Bis jetzt war sie erstaunlich leicht vorangekommen. Ihr öffentliches Leben war problemlos und insgeheim fragte sie sich, ob nicht eventuell Sauros Freund damit zu tun hatte… Sie hatte lange nichts von ihm gehört, aus Angst, sich zu offenbaren, aber auch nicht nachgeforscht. Eines Tages würde es vielleicht soweit sein, dass sie ihn wieder sah. Sie war gespannt auf dieses Treffen, ebenso, wie sie davor Angst hatte. Aber es würde kommen, da war sie sich ziemlich sicher. Vielleicht würde sie dann sogar bereit sein, mit Sanji darüber zu reden. Sie schaute wieder zu dem Blonden, der mittlerweile selig schlief. Er hatte einen Fuß in die Welt gesetzt, die sie nur allzu gut kannte. Hatte mit den ganz Großen gespielt; und verloren. Robin war froh gewesen, als er endlich den Kontakt zu diesem grauhaarigen Ganoven abgebrochen hatte. Ihn auf die Kaizoku-Gakuen zu schicken, hatte eigentlich dazu beitragen sollen, seine Verbindungen zu solchen Leuten zu kappen. Aber nun schwamm er ganz offensichtlich in viel größeren Gewässern mit… Seinen ersten Kontakt hatte er überlebt. Und Robin hoffte, dass es auch sein letzter Kontakt sein würde. Sie wusste, was und wer da noch alles kommen konnte… Aber die Situation schien soweit unter Kontrolle, viel mehr schien Sanji vorerst nicht auf sich aufmerksam gemacht zu haben und in diesem Nest von alten aber anscheinend immer noch äußerst giftigen Schlangen schien er ganz gut aufgehoben und bewacht zu sein. Aber warum ausgerechnet Boner? War wahrscheinlich nur ein dummer Zufall gewesen. Aber es war interessant zu sehen, was hier alles zusammenlief. Wer wen kannte, und wer wohin noch Verbindungen hatte, war entweder äußerst bedenklich oder aber von großem Vorteil. Ihr Blick glitt noch einmal hinüber zur Lehrerdecke, wo mittlerweile ein Brettspiel gespielt wurde. Smokers Beziehungen mochten am unbedenklichsten wirken, aber Robin wusste, dass es in der großen, weißen Herde, zu der sein heller Schopf zweifelsohne gehörte, mehr als bloß ein schwarzes Schaf gab. Von den Kontakten des Professors wusste sie am aller wenigsten. Sie vermutete, dass durch seine lange Inhaftierung wenig bestanden, zumal er vollkommen das Interesse an der Szene verloren hatte. Sir Crocodile hätte sicherlich noch einigen Einfluss, würde er es versuchen, aber neben denen, die ihn noch akzeptierten gab es wohl wesentlich mehr, die ihn nie wieder sehen wollten. Ihr Blick blieb bei dem Schwarzhaarigen hängen. Was hatte ihn bewogen, hierher zu kommen? So viel sie wusste, war er nicht freiwillig zurückgetreten. Die Shichibukai hatte ihn nicht mehr gewollt, nachdem er weiter hin unter Verdacht und Beobachtung stand. Wobei die ihn jetzt vielleicht sogar noch mal nehmen würden, bei dem Personalmangel… Mit solch einer Organisation im Rücken wären seine Feinde sicher schnell ruhig zu stellen und seine Anhänger noch schneller wieder zusammengeführt. Aber es sah nicht so aus, als würde er sich heute darüber ärgern, dass ihm sein Rücktritt damals verwehr wurde. Und es deutete nichts darauf hin, dass er seither jemals versucht hätte, in diesem Gewerbe noch einmal Fuß zu fassen. Er sah noch fast genauso aus wie damals. Etwas älter, etwas kräftiger, erwachsener. Aber die Narbe hatte er schon als junger Erwachsener gehabt. Sie schaute wieder nach vorn, bevor Crocodile ihren Blick bemerken konnte, aber sie kam nicht umhin, sich zu fragen, ob er sie auch erkannt hatte, nach all den Jahren… Crocodile hatte den Blick bemerkt, der eine geraume Weile auf ihm gelegen hatte. Nicht nur auf ihm, auch auf so ziemlich jeden anderen hier, aber er bildete sich ein, dass er um einiges länger fixiert worden war. Ob das Mädchen ihn erkannt hatte? So viel hatte er sich nicht verändert. Aber sie war noch so jung gewesen und es war eine Menge Zeit vergangen, wie klar waren ihre Erinnerungen noch? Er konnte sich an sie erinnern. Sie hatte sich trotz der Jahre, trotz der Pubertät und der Entwicklung von einem kleinen Mädchen zu einer jungen Frau kaum verändert. Sie war gewachsen, hatte Kurven bekommen, aber ihre Gesichtszüge, ihre kleine Nase, die schwarzen Haare und die klaren, kühlen Augen waren noch immer dieselben. Es war ihm, als wäre es gestern gewesen, als sie bei ihm in der Firma angefangen hatte. Intelligenz, Skrupellosigkeit, das Gespür für Gefahr, das hatte sie schnell weit gebracht und ihn schließlich vollends von ihrem Nutzen überzeugt. Er hatte es gespürt, als er sie das erste Mal gesehen hatte, hatte gewusst, dass sie etwas ganz Besonderes war. Ihr Hass auf die Welt, die Menschen, die ihr in der Vergangenheit so viel Leid zugefügt hatten, hatten sie für vieles offen und empfänglich gemacht. Auch für eine Welt, in die ein so kleines Mädchen nicht reingehört hatte. Crocodile war zugegeben damals ziemlich egal gewesen. Die Kleine hätte – und hatte – einiges getan, um einen Platz bei ihm zu finden. Er wusste, wie es war, keinen Platz im Leben zu finden. Leid getan hatte sie ihm schon. Aber für Mitleid war in der Welt, in der er gelebt hatte, noch nie Platz gewesen – ganz im Gegensatz zu einem so unschuldig wirkenden aber scharfsinnigen und kalkulierenden Mädchen. Er hatte genug Einfluss gehabt – war ja schließlich auch seine Organisation gewesen – dass man ihn hatte machen lassen. Niemand hatte Einwände erhoben, als er die Kleine aufgenommen hatte und niemand hatte es gewagt, seine Entscheidungen anzuzweifeln, als er sie die Karriereleiter steil hatte heraufklettern lassen. Verdientermaßen, wohlgemerkt. Hätte es sich nicht irgendwo ausgezahlt hätte er die vielen Neider sicherlich nicht mit einem drohenden Blick im Zaum halten können. Aber das Talent des Mädchens zusammen mit der Angst vor ihm hatte vielen den Mund versiegelt. Hätte es doch jemand gewagt, zu protestieren, hätte er das nicht geduldet. In seiner eigenen Firma war sein Wort ja wohl bitte schön Gesetz! Schließlich hatte er sie sich auch mit viel Arbeit, Fleiß und Blut aufgebaut. Seine Eltern hatte schon immer gewusst, dass er seine Mühen und Zeit in die Falschen Aktivitäten steckte. Bereits als Jugendlicher hatte er sich die richtigem Freunde gesucht, hatte Kameraden um sich gescharrt, die er leicht beeinflussen konnte, Wenige seine Freunde genannt, ihnen dafür aber Gehör und Aufmerksamkeit geschenkt und engen Kontakt gehalten. Seinen Feinde hingegen war er noch näher gewesen, hatte stets ein Auge auf sie gehabt, hatte es verstanden, wie er gegen sie vorgehen konnte, ohne sich selbst zu offenbaren und angreifbar zu machen. Seine kleinkriminellen Machenschaften hatten seine Eltern schließlich dazu veranlasst, ihn mit fünfzehn aus seinem Umfeld herauszureißen, in der Hoffnung, ihn zu verändern indem sie sein Umfeld veränderten. Geschafft hatten sie es nicht, etwas, was er nie zugeben würde. Die Kids würden ihm nur noch auf der Nase herumtanzen! Es war schwieriger gewesen, von der Kaizoku Gakuen aus seine Geschäfte weiter zu lenken, aber sein Einfluss war bereits groß gewesen, groß genug, um die verschiedensten Aufgaben delegieren zu können. Unter den strengen Augen seiner neuen Lehrer hatte er jeden Kontakt mit Mittelsmännern auf ein Minimum reduzieren müssen. Seine Post hatte er selbst zum Briefkasten gebracht, aber auch in ihr hatte er nie offen über Geschäftliches geredet. Trotzdem zu vermitteln, was wie erledigt werden sollte, war nicht einfach gewesen. Aber eben auch nicht unmöglich. Seine Strategie war gut gewesen, seine Planung einwandfrei und seine Fortschritte trotz der Hindernisse beachtlich. Sie waren so weit reichend, dass er bereits mit siebzehn die Baroque Firma ins Leben rufen konnte, Kaizoku Gakuen hin oder her. Nach seinem Abschluss mit neunzehn stand seinem Antritt als Firmenchef dann nichts mehr im Wege, nicht einmal seine Eltern, denn die waren wenige Monate zuvor beide bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Er bereute es, damals nicht richtig getrauert zu haben. Es war keineswegs so gewesen, dass er es als Erleichterung empfunden hatte, als sie ihm nicht mehr im Wege standen, aber seine eigene Einstellung zu Leben und Tod, Wichtig und Unwichtig, hatte es damals nicht zugelassen, dass ihr Tod ihn so hatte berühren können, wie er es gesollt hatte. Das Trauern hatte er nachgeholt, aber das schlechte Gewissen, dass es zur falschen Zeit passiert war, plagte ihn noch heute… Damals hatte er sich schnell ablenken können. Es lief alles ausgezeichnet, was auch bedeutete, dass er Arbeit hatte ohne Ende, zumal sein Abschluss auch kein Unterdurchschnittliches Drei Komma Null werden sollte. Und kaum war er endlich raus aus der Schule gewesen, war er zurück in seine Heimat gezogen. Seine Fähigkeiten und sein weitreichendes Netz an Verbindungen und Verbündeten hatte ihn sogar bis in die Shichibukai gebracht. Bereits nach einem halben Jahr als Vollzeitchef hatte man ihm ein Angebot gemacht. Sein Geschäft florierte, lockte jede Menge an, die eine Scheibe vom Kuchen haben, die für ihn arbeiten oder aber, die ihn absetzten wollten. Aber ein Mitglied der Shichibukai wurde nicht einfach so abgesetzt. Dieser Rang als Samurai stärkte seinen Rücken um einiges. Ein Jahr später profitierte dann die kleine Kleine davon. Wäre sie nicht so schnell aufgestiegen, hätte sie davon wahrscheinlich nicht viel gehabt; inwieweit man das so nennen konnte, war selbstverständlich fragwürdig. Mit fünfzehn Firmengründer, mit neunzehn Chef mit einundzwanzig im Knast. Er wusste, dass nach ihm das Mädchen eine ganze Weile versucht hatte, die Firma zusammen zu halten. Gewiss nicht, um ihn eine Freude zu bereiten. Obwohl sie viel Kontakt gehabt hatten, auf einander angewiesen waren – nicht zuletzt war es sie, der er einen großen Teil seines Einflusses verdankte – hatten sie sich nie sonderlich nahe gestanden. Aber die Kleine hatten ihren neuen Platz sicherlich nicht so schnell wieder verlieren wollen. Ihr Verlangen nach Geborgenheit hatten sie angetrieben und sie hatte tatsächlich für knapp zwei Jahre alles am Laufen halten können. Aber dann gab es Probleme, Unstimmigkeiten und Streitigkeiten in allen Rängen. Die Firma zerfiel und löste sich auf. Ganz offensichtlich hatte das Mädchen die Gelegenheit genutzt und war untergetaucht. Er hatte jedenfalls bis vor ein paar Wochen nichts mehr von ihr gehört. Von Jazz Boner schon. Er hatte ihn nicht wiedererkannt, bis er ein Bild von ihm gesehen hatte. Der Name hatte ihm nichts mehr gesagt, schließlich hatte er ihn nur als Mr. One gekannt. Im Nachhinein erinnerte er sich auch wieder daran, wie er sich mal bei ihm vorgestellt hatte, aber ohne die visuelle Unterstützung wäre er wohl nie darauf gekommen, dass Jazz Boner sein Mr. One gewesen war. Besser so, wenn außer ihm niemand darauf kommen würde. Zorro würde es ihm sicher krumm nehmen, dass der Typ, der Sanji angegriffen hatte, mal für ihn gearbeitet hatte, egal, wie lange das nun schon her war… Jazz Boner war einer der Wenigen, der nach seinen anderthalb Jahren im Knast auf ihn zugekommen war. Er hatte ihn darüber informiert, dass noch einige bereit wären, für ihn zu arbeiten. Es hatte gar nicht mal lange gesessen und war schließlich wegen Mangel an Beweisen wieder rausgelassen worden. Aber er hatte unter strenger Beobachtung gestanden. Jeder Schritt und jeder Tritt war beobachtet worden. Die Kontaktaufnahme war schwierig und nachdem die Shichibukai ihn nicht wieder haben wollte, hatten auch viele derer, die noch hinter ihm gestanden hatten, das Handtuch geworfen. Den zerrütteten Haufen noch einmal zusammenzubringen wäre sicherlich eine Herausforderung gewesen. Aber keine, die er annehmen wollte. Sein Aufenthalt im Gefängnis hatte ihm viel Zeit zum Nachdenken beschert. Und wieder auf freiem Fuß hatte er vor einem Scherbenhaufen gestanden, der sich nicht lohnte, wieder zusammengesetzt zu werden. Wenn das alles gewesen war, was er in seinem Leben geschafft hatte, war das nicht viel und schon gar nichts Lebenswertes gewesen. Er hatte sich ein Jahr lang auf der Straße herumgedrückt, ohne Job und ohne festen Wohnsitz, unentschlossen, was er jetzt aus seinem Leben machen sollte, als Gold D. auf ihn zugekommen war, mit einem Studienlatz und anschließendem Jobangebot… Er hatte keine Ahnung, wie viel der Schulleiter tatsächlich von seinen Machenschaften als Schüler gewusst hatte, noch wie viel er von seinen und den Aktivitäten der Baroque Firma gewusst hatte. Er wusste nicht, ob auch er ihn beobachtet oder ob er zufällig von seinem Schicksal erfahren hatte. Aber er hatte ihm eine zweite Chance gegeben. Nicht nur ihm. Er war nichts Besonderes. Aber er hatte die Kurve gekriegt, nachdem er von der Straße abgekommen und ein paar Kilometer über Stock und Stein gerast war. Heute würde er sagen, der Aufenthalt ihm Knast hatte ihm gut getan. Nicht nur ihm. Dort hatte er auch Kuro kennen gelernt. Sie waren sich zwei Mal auf dem Gang begegnet und er hatte einen der Aufseher nach ihm gefragt. Kuro hatte ihn noch mehr interessiert, als es Robin getan hatte. Fast jeder hatte ihn gekannt, niemand mit Namen, aber alle wussten, von wem man sprach, wenn man über ihn sprach. Er war nie in irgendwelchen Raufereien verwickelt, saß in Einzelhaft und sprach kaum mit anderen. Er wurde aber auch nie angesprochen, die meisten machten einen respektvollen Bogen um ihn, obwohl er mit der Jüngste in der ganzen Anlage gewesen war. Er hatte eine so friedliche Ausstrahlung, aber niemand wollte dieser Ruhe trauen, weil alle erwartete, dass jeden Moment der Sturm losbrechen würde, der ihn ins Gefängnis gebracht hatte. Goldy hatte auch ihm eine zweite Chance gegeben. Crocodile hatte den Schulleiter nicht einmal überzeugen müssen. Und Kuro hätte nicht einmal ein Wunderkind sein müssen, aber es hatte einiges erleichtert und um so vieles interessanter gemacht… Er und Smoker hatten den Kleinen bei sich aufgenommen, als wäre er schon immer dabei gewesen und sich über einen Verbündeten gegen Hina gefreut. Und Kuro hatte sich schnell eingelebt. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah, als er gleich an seinem ersten Tag in der Freiheit ein Angebot von der Kaizoku Gakuen bekam, aber keine vierzehn Stunden später hatte er bei Goldy vor der Tür gestanden. Smoker und er hatten auf dem Gang um die Ecke gestanden und gelauscht. Selbstverständlich hatte er seinen besten Freund sofort über den möglichen Neuzuwachs informiert und Smoker war hell auf begeistert gewesen – und neugierig. Er hörte wieder das zaghafte Klopfen, als der Schwarzhaarige sich endlich aufgerafft hatte, seinem Gönner gegen über zu treten… …Was er dann aber tatsächlich hörte war nicht das Klopfen, sonder ein Dong als der Würfel gegen seinen Kopf prallte. "Mach endlich, du bist dran!", blaffte ihn Smoker an, der geworfen hatte, während Kuro dem Würfel hinterher sprang. mikan... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)