Kaizoku Gakuen von Milli (Update 2023: in Überarbeitung) ================================================================================ ı9. Kapitel – Zwei Tote [~2005-05-11 – Wednesday~] Es war dunkel draußen, als Dr. Shun noch einmal nach seinem Patienten sah. Es hatte sich nichts geändert an dessen Situation und es wusste noch immer niemand, wodurch sie verursacht wurde. Der Verband um Sanjis Kopf war entfernt worden, nur noch ein Pflaster klebte auf seiner Schläfe, das eine Schnittwunde verdeckte. Er blätterte kurz durch die Akte des Blonden, um sie dann wieder an das Bett zu hängen. Sein Blick blieb an der Ente hängen, die man ihm unter den Arm geklemmt hatte. Vermutlich war es sein grünhaariger Freund gewesen, der bei weitem am häufigsten herkam; meistens zusammen mit dem weishaarigen Lehrer. Dr. Shun seufzte und sein Blick wanderte vom gelben Schnabel der Ente zu den entspannten aber völlig regungslosen Gesichtszügen des Blonden. Wenn man es nicht wusste, würde man denken, der Junge würde einfach nur schlafen. Dr. Shun löste sich aus seiner Starre und holte eine kleine Lampe aus seiner Kitteltasche. Er beugte sich zu dem Blonden hinunter und hob das rechte Augenlied an. "Na dann wollen wir mal sehen, wie es mit den Reflexen und Vitalfunktionen aussieht…", murmelte er dabei, testete auch das andere Auge und notierte dann etwas auf einem Zettel neben dem Bett. Er unterrichtete Sanji über jede Untersuchung die er machte und über das Ergebnis und die Bedeutung und sprach mit ihm, als ob er wach wäre… [~same time – Kaizoku Gakuen~] Mihawk war allein in seinem Zimmer. Nachdem Zorro bei ihm gewesen war, hatte er sich wieder über seinen Schreibtisch gebeugt, war mit seiner Arbeit allerdings nicht weiter vorangekommen. Mittlerweile lag er auf seinem Bett, den Bleistift, mit dem er vorhin geschrieben hatte, klemmte zwischen seiner Nase und Oberlippe und er starrte nachdenklich die Decke an. Plötzlich erhob er sich. Der Bleistift fiel ihm dabei herunter und blieb unbeachtet auf dem Boden liegen. Eilig verließ er sein Zimmer. Er verließ auch das Jungenhaus und überquerte das Schulgelände um beim Lehrerhaus wieder stehen zu bleiben. Einen der Lehrer fand er rauchend auf den drei Steinstufen sitzend, die in das Haus führten. "Smoker, kann ich mir dir reden?" "Warum mit mir? Kuro ist Vertrauenslehrer." "Ja, aber Kuro hat kein Motorrad." "Was willst du mit meinem Motorrad?", fragte Smoker misstrauisch, denn wenn es um sein geliebtes Fahrzeug ging, dann verstand er keinen Spaß – ähnlich wie Mihawk mit seinem CD-Player. "Es geht um Zorro. Er weiß, wer Sanji angegriffen hat und er weiß, wo sich dieser Kerl aufhält." "Und du weißt es auch?" Mihawk nickte. "Dann komm." Gemeinsam rannten sie zum Parkplatz, wo Smokers Motorrad – genau genommen war es ja ein Trike – unter einem Vordach stand. Mihawk bekam einen Helm zugeworfen und nahm, gleich nachdem er sich diesen aufgesetzt hatte, hinter seinem Lehrer platz. "Zeig mir den Weg!", forderte der ihn auf. Seine Stimme war gedämpft durch den Helm, den er sich selber übergestülpt hatte, doch trotzdem konnte man sich noch verstehen und unterhalten; auch, als der Motor lief und sie losfuhren. Smoker hatte ein ziemliches Tempo drauf (und das nicht nur, weil sie schnell Zorro einholen wollten). Aber umso schneller sie fuhren, desto länger kam Mihawk der Weg vor. Doch seine Ungeduld nutzte ihm nichts, er konnte nur ruhig sitzen und hoffen, dass sie noch rechtzeitig kamen. Smoker schien seine Unruhe zu spüren, ihm ging es selbst nicht viel besser. Um sie beide etwas abzulenken fragte er schließlich: "Warum hat er sich ausgerechnet dir anvertraut?" "Er musste es mir mehr oder weniger sagen. Er brauchte mein Katana. Der Kerl, der Sanji angegriffen hatte, ist nicht irgendwer. Du erinnerst dich an den Kriminellen mit verschiedenen schwerwiegenden Delikten vor dem ihr uns vor dem Besuch ins Dorf gewarnt habt?" Smoker nickte kurz und hörte weiter aufmerksam zu. "Nach allem was ich erfahren hab', ist er noch ein bisschen mehr als das. Um gegen den Kerl eine Chance zu haben, muss er alles aus sich rausholen, auch seine besten Techniken. Und die hat er nun mal im Santouryuu(1)." Smoker seufzte. "Na toll, ein durchgeknallter, Schwert schwingender Idiot auf Kollisionskurs und du hilfst ihm auch noch, Amok zu laufen!" "Ich hoffe, dass es nicht so weit kommen wird." "Ich auch! – Aber sag mal, woher wisst ihr so viel über den Kerl?" Mihawks Antwort ließ auf sich warten, bis er sich schließlich dazu durchrang zu sagen: "Is' 'ne lange Geschichte…" "Na, dann hoff' ich mal, dass du dir nach diesem kleinen Abenteuer die Zeit nehmen wirst, sie uns zu erzählen." Mit einem Aufheulen des Motors wurde die Maschine noch etwas schneller und sie raste die verlassene Landstraße entlang. [~same time – country road~] "Was willst du, Kleiner?" Zorro antwortete nicht. Er zog sein erstes Katana, das weiße, das er von einer Freundin aus Kindheitstagen geerbt hatte – Wadou-Ichi-Monji, "Der eine Weg der Harmonie". Dieses Schwert hatte er als aller erstes in der Hand gehalten. Mit diesem Schwert hatte er das alle rerste Mal ausgeholt und seine erste Bambusstange damit zerteilt. An diesem Katana hatte er gelernt, wie es hergestellt wurde, wie es zu pflegen war und wie man es selbst und seine Teile benannte. Genauso hatte er gelernt, wie man es zu führen hatte, wozu es fähig war und wie man es dazu brachte, die gesamte Kraft zu entfalten. Die Saya, auch Schwertscheide genannt, war weiß, abgerundet mit einem goldenen Kojiri(2). Das Schwert an sich bestand aus dickem Metall, war weiß bemalt, mit einer glatten Klinge. Seppa und Tsuba, die Unterlegscheibe und das Stichblatt, waren beide oval und zusammen mit Habaki, der Klingenzwinge, und Fuchi, der Griffzwinge, allesamt aus Gold. Der Schwertgriff wurde auch Tsuka genannt und war umspannt mit weißem Tsuka-Ito(3) und abgerundet mit einem vergoldeten Kashira(4). "Kein Mann der großen Worte, huh?", versuchte der Fremde es erneut. Auch diesmal reagierte Zorro nicht. Seinen Gegner finster musternd, klemmte er sich sein Wado-Ichi-Monji zwischen die Zähne, um seine Linke danach auf sein Yubashiri zu legen und mit der Rechten nach Sandai Kitetsu zu greifen. Das Kitetsu hatte er – anders als Sanji vermutet hätte – von Mihawk geliehen. Ein eher unscheinbares Schwert, das allerdings nicht umsonst den Namen "Dämonenspalter der Dritten Generation" trug. Die Saya war schwarz, mit goldenem Kojiri und goldener Verzierung auf ein Drittel und zwei Drittel der Saya. Die vier Bestandteile am Übergang zum Tsuka waren wie beim Wado-Ichi-Monji golden, doch Seppa und Tsuba waren kreuzförmig, mit zur Form identischer Gravur und vier Halbkreisen, die zur Mitte hin offen waren. Der Tsuka war schwarz lackiert und versehen mit goldenen Menuki(5) und einem Kashira in derselben Farbe. Die Klinge war schwarz-weiß mit einer wellenförmiger Härtelinie – dem Hamon – und mit der schärfsten Hasaki(6) seiner drei Schwerter. Das dritte Katana, das er dabei hatte, war sein Yubashiri, ein Schwert, das er geschenkt bekommen hatte als sie einen Schulausflug nach Seki in der Präfektur Gifu gemacht hatten. Diese Stadt wurde auch "Stadt der Schwerter" genannt und war bekannt für ihre Schwertschmieden und qualitativ hochwertigen Schwerter. Eigentlich hätte solch ein Katana ein Vermögen gekostet, doch angeblich war dieses Yubashiri verflucht und der Besitzer wollte es anscheinend loswerden. Verraten, wie wertvoll das gute Stück war, hatte er allerdings nicht. Zorro konnte zwar vermuten, dass es ein sehr gutes Schwert war, mehr aber auch nicht. Erst von Tashigi, die in diesem Gebiet recht bewandert ist, hatte er schließlich erfahren, um was für einen Schatz es sich bei seinem Yubashiri handelt. Die Saya war umwickelt mit rostbraunem Band, nur in der Mitte, an einer zehn Zentimeter breiten Aussparung, konnte man ihre weiße Farbe sehen. Enden tat sie mit einem goldenen Kojiri. Der Tsuka war ähnlich aufgebaut, Tsuka-Ito ließ die Mitte frei und durch die kreuzförmige Umwicklung war noch mehr von dem weißen Holz zu sehen. Kashira, Fuchi, Tsuba, Seppa und Habaki waren wieder allesamt goldfarben. Die zwei zuletzt genannten waren dieses Mal Ovale mit Aussparungen, die sie eher kreuzförmig aussehen ließen. Die Klinge war mit einem Wellenschliff versehen, doch im Gegensatz zum Schliff des Kitetsu erinnerte das Hamon des Yubashiri eher an Feuer als an Wellen. Klinge mitsamt der Schneide war mit schwarzem Lack versiegelt. Es war ein sehr leichtes Schwert. Wenn man es schwang glitt nahezu ohne Kraftaufwand durch die Luft und war daher einfach zu handhaben und sehr präzise zu führen. Wahrscheinlich hatte es daher auch seinen Namen – "Rennender Schnee". Zorro schaute seinen Gegner nicht an, als er Kitetsu und Yubashiri aus ihrem Gefängnis befreite. Langsam ließ er die Klingen herausgleiten, um sie dann mit einer schnellen Bewegung vor seinem Gesicht zu kreuzen. "Es interessiert mich nicht, was du wissen willst. Es interessiert mich nicht, wer du bist. Es interessiert mich nicht, ob du nicht sterben willst. Es gibt nur ein Ziel und das ist die Erfüllung meines Auftrages." Seine Worte waren leise, ohne Hast ausgesprochen (und obwohl er ein Schwert im Mund hat erstaunlich deutlich). "So so, du hast also einen Auftrag? Das ich nicht lache. Jemand wie du glaubt, es mit mir aufnehmen zu können?" Nun war es an dem anderen, seine Waffe zu ziehen. "Wie bereits erwähnt, dein Name interessiert nicht, er tut hier nichts zur Sache." Zorros Abwehhaltung wurde weniger defensiv und er machte den ersten Schritt auf seinen Gegner zu. "Junge, überanstreng dich nicht. Pack deine Zahnstocher weg, bevor sich noch jemand wehtut. – Ich geb' dir 'ne Chance, knie nieder und bettle um Verzeihung, dann lass ich dich vielleicht am Leben." "Niemals!" Mit ein paar schnellen Schritten war er an seinen Feind heran und schlug zu. Doch der andere wich mit einem Schritt zur Seite nahezu spielerisch aus. "Du hast es nicht anders gewollt, Kleiner. Aber was kann ich dafür, wenn du so darauf versessen bist, in deinen eigenen Tod zu rennen. Du hast doch keine Ahnung, in welcher Liga man spielt, wenn man gegen mich antritt." Zorros abfälliges Grinsen ließ sein eigenes für wenige Sekunden gefrieren. "Oh doch, das habe ich sehr wohl, Auftragskiller Jazz Boner." Besagter Auftragskiller brauchte nicht lange, um seine Fassung wiederzuerlangen und mit einem selbstsicheren Grinsen meinte er: "Du kannst mich auch einfach Mr. One nennen." Zorro lachte trocken auf. "Pf, das hättest du wohl gerne. Den einzigen Spitznamen, den du von mir bekommst ist Toter Mann! Das beschreibt deine Situation nämlich am Besten!" Ein erneuter schneller Angriff seinerseits folgte, dem es Boner schon nicht mehr ganz so leicht viel, auszuweichen. Und noch während er in seiner Ausweichbewegung war, holte Zorro schon erneut aus. Die Attacke ging wieder daneben, ebenso wie die nächste und die darauf folgende. Zorros Angriffe wurden präziser und die Dauer, die zwischen ihnen lag, kürzer, doch sein Gegner schien seine anfängliche Überraschung überwunden zu haben und seine Hiebe nun regelrecht vorherzusehen. "Du bist gar nicht mal so schlecht", gestand ihm der Mönchskopf schließlich ein. "Trotzdem hast du gegen mich nicht den Hauch einer Chance. Du hättest in deinem Kinderzimmer bleiben und weitertrainieren sollen." Den nächsten zwei Angriffen wich er noch auf, dann schwang er selbst sein Schwert, das er bis eben nur mit sich geführt und nicht einmal zu Abwehr benutzt hatte. Zorro schaffte es, unter der Klinge hindurchzutauchen und nutzte die Gelegenheit, seinen Angriff mit Kitetsu auf die freie rechte Seite seines Gegners zu lenken, doch er kam nicht dazu, ihn gänzlich auszuführen. Indem er den Kopf einzog und sich auf das linke Knie kniete, konnte er der zurückkommenden Klinge entkommen und bevor sie sich wieder auf ihn richten konnte, war er mit einer Seitwärtsrolle hinter dem anderen. Er schlug mit allen drei Schwertern zu, die mit einem lauten, metallen Klirren gegen das Schwert Boners stießen, der sich rechtzeitig umgedreht hatte, um auch diesen Abgriff abzuwehren. Doch Zorro ließ nicht locker und drängte seinen Gegner zurück, der schließlich auch die zweite Hand nehmen musste, um seine Waffe zu halten. Nachdem er die Situation wieder unter Kontrolle hatte, schlich sich ein Grinsen auf seine groben Züge. "Nein, du bist wirklich nicht schlecht. Das erinnert mich an jemanden, gegen den ich vor nicht allzu langer Zeit gekämpft hatte. Er hat sich tapfer gewehrt, doch genützt hat es ihm am Ende doch nichts – ich glaube, ihr zwei seit euch sehr ähnlich." In Zorros Augen blitzte der Zorn auf, als er mit einem ziemlichen Kraftaufwand seine Schwerter auseinander drückte und den anderen somit von sich stieß. Boner wurde einige Meter auf dem vom Staub rutschigen Boden zurückgeschoben und war selbst einen kurzen Augenblick überrascht über die Reaktion Zorros auf seine Aussage. "Niemand – Niemand! – kann einfach so meine Freunde angreifen und glauben, dass er auch nur noch einen einzigen schönen Tag erleben wird!" Ein böses Grinsen spielte um Boners Mund, als ihm die Bedeutung des eben Gesagtem klar wurde. "Oh, du ahnst gar nicht, was für eine schöne Zeit ich seit der Begegnung mit deiner blonden Schwuchtel hatte", antwortete er und hob gleichzeitig sein Schwert, um nun seinerseits wieder anzugreifen. Zorro hingegen schien das nicht zu interessieren. Mit mühsam unterdrückter Wut klammerte er sich an seinen Schwertern fest und starrte seinen Feind an, der mit erhobenem Arm auf ihn zukam. Er brauchte nur Kitetsu, um den Schlag abzuwehren und mit einer schon fast lässigen Bewegung zur Seite zu lenken. Die Mitte, die dadurch völlig ungedeckt war, war offen für sein Yubashiri. Er holte aus und schlug zu und war schon darauf vorbereitet, rotes Blut spritzen zu sehen und zu spüren, wie es sein Gesicht beflecken und hinunterlaufen würde – warm und klebrig. Auch in dem Hochreißen des Armes sah er keinen anderen Ausgang. Erst, als ein Klirren an Stelle eines sprudelnden Geräusches zu hören war und er keinen abgeschlagenen Stumpf am Boden sondern eine völlig intakte Hand am Arm seines Gegners sah, begriff er, dass sein Angriff keine Wirkung gehabt hatte. Wieder war dieses abscheuliche Grinsen zu sehen, bevor Boner meinte: "Ja, so in etwa hat dein Freund auch geschaut, kurz bevor ich ihm den Bauch aufgeschlitzt habe." Und wie er es bei Sanji gemacht hatte, tat er es auch bei Zorro und holte aus. Der Grünhaarige zog nach einer weiteren Sekunde des Zögerns seinen Arm zurück und wich nach hinten aus. Sein Gehirn war immer noch am Überlegen und Erraten, was eben geschehen war, während sein Körper voll auf damit beschäftigt war, auszuweichen. Bei dem nächsten Schlag, den er wieder austeilen konnte – diesmal auf den Oberarm gezielt – machte der Kerl sich nicht einmal die Mühe, ihn abzuwehren, sondern ließ ihn einfach abprallen. Auch die Treffer auf Brust und Oberschenkel endeten mit dem gleichen Resultat, ein metallenes 'Klonk' und keinerlei Wirkung. "Du bist doch irre!", schrie Zorro schließlich, als wieder etwas Abstand zwischen ihm und dem Fremden herrschte. "Welcher Penner trägt denn im Hochsommer 'ne Rüstung?!" Wutendbrand (und vor allem frustriert), stürmte er wieder auf seinen Feind zu griff mit einer Kombination der verschiedensten, schnell aufeinander folgenden Schlägen an, die ihm einfielen – einfach nur, um sich abzureagieren. Er trieb den Kerl so eine Weile vor sich her und mit dem letzten Schlag dieser Serie, scheuchte er ihn von der Straße, während er selbst einen Satz zurück machte, um sich etwas schneller atmend wieder zu sammeln. Viel Zeit blieb ihm allerdings nicht, da sein Gegner die Distanz zwischen ihnen nicht zu überwinden brauchte, um ihn erneut zu attackieren. Es war beinahe zu spät, als er das Messer, das auf ihn zu flog, bemerkte und als er realisiert hatte, dass es seinen Kopf treffen würde, hatte er nur noch so viel Zeit, auszuweichen, dass es ihn immer noch an der Wange streifte. Das nächste Messer, das auf ihn zukam, kam zusammen mit zwei weiteren, die ihn allesamt verfehlten und kurz hintereinander fast bis zum Griff im weichen Waldboden versanken. Daher kamen also all die Schnittwunden, die Sanji neben den Schürfwunden beim Ausweichen und Fallen auf den rauen Asphalt davongetragen hatte. 'Ziemlich unfair gegen einen Nahkämpfer mit Wurfmesser anzutreten', schoss es Zorro durch den Kopf, als er das nächste Geschoss, das auf ihn zuflog, mit dem Schwert abwehrte und es kurz darauf in die Rinde des Baumes rechts hinter ihm eindrang. "Du verdammter Scheißkerl hast ihn einfach so abgestochen, obwohl er keine Chance gegen deine dämliche Rüstung und deine bescheuerten Messer hatte! Er hatte nicht mal eine richtige Waffe! Er war wehrlos! – Wieso hast du ihn nicht einfach nur niedergeschlagen? Er hat dich auch nicht umgebracht, als er die Chance dazu hatte und du ohne Waffen vor ihm lagst! – Warum?! … Warum hat er dir nicht einfach den Kehlkopf zertreten oder deinen Schädel zertrümmert?" "Weil er ein dummer Narr ist", antwortete der andere, das Kinn in die Höhe gereckt und Zorro abfällig musternd. "Ein dummer kleiner Narr, der keine Ahnung hat! Er hätte sich einfach nicht mit dem Falschen anlegen sollen. Wenn er gehorcht hätte, würde er jetzt noch leben. Es war ja nicht mal viel, was ich von ihm verlangt hab'. Aber wenn er sich dafür zu fein war…" Zorros Griff um seine Katana wurde so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten und er biss die Zähne auf dem Griff seines Wado-Ichi-Monjis zusammen, dass die Ader an seiner Stirn noch deutlich als sonst hervortrat. "Ich mach' dich fertig, du elender Penner! Diese Nacht wirst du nicht überleben! Da kannst du Gift drauf nehmen, aber du wirst nicht mehr erleben, wie es wirkt! Und dann kannst du in der Hölle darauf warten, dass du vergessen wirst – was nicht allzu lange dauern kann! Und wenn du Sanji da unten suchen willst, damit du doch noch deine perverse Forderung erfüllt bekommst, wirst du umsonst suchen! Sanji bleibt nämlich bei mir, so lange, bis er alt ist und dann irgendwann in den Himmel kommt!" Der Schlag kam so plötzlich, dass Boner nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte und die Kissaki(7) Zorros Kitetsu bohrte sich in seinen Oberschenkel. Er war zu überrascht, um einen Ton über die Lippen zu bringen, obwohl ein heißer Schmerz durch seinen Arm schoss und er spürte, wie Blut langsam seine Haut entlang floss und durch den schwarzen Stoff drang. Es war zwar nicht wirklich zu sehen – nur ein etwas dunkleres Schwarz an der Stelle, an der Zorro seinen Gegner getroffen hatte, verriet, dass dort der Stoff nass geworden war – aber dem Grünhaarigen genügte das, um zu wissen, dass der andere keinesfalls unverwundbar war, geschweige denn eine komplette Rüstung trug. Zorro wurde mit einem finsteren Blick bedacht, als Boner die Klinge seines Katanas packte und aus seinem Bein zog. "Schön, Kleiner. Du hast also einen Treffer gelandet, aber bei dem einen wird es auch bleiben!" Seine Finger schlossen sich auch um die Schneide und diese kratzte gegen Metall, das wohl in die Handschuhe eingearbeitet war. "Da wäre ich mir nicht so sicher", entgegnete Zorro und drehte sein Schwert aus dem Griff des anderen. Boner versuchte zwar dagegenzuhalten, doch konnte es nicht verhindern, dass die Klinge ihm aus der Hand glitt, als sie nicht mehr horizontal sondern waagerecht zwischen seinen Fingern lag. Der Hass, der in Boners Augen aufglomm war auch in dessen nächstem Schlag zu spüren, den Zorro sowohl mit Yubashiri als auch mit Kitetsu abwehren musste, damit er nicht einfach durch seine Verteidigung bracht und ihm den Oberkörper aufschlitzte. Die nächste Zeit ihrer Auseinandersetzung wurde schließlich von Boner dominiert; angetrieben vom Zorn, dass man ihn bloß gestellt hatte. Für einen kurzen Moment bereute Zorro es auch, den anderen so provoziert zu haben, als eine seiner Attacken einen tiefen Schnitt an seinem Arm hinterließ. Zorro wurde zusehends zurückgedrängt. Sie waren schon am Waldrand angekommen und die Bäume machten es etwas leichter, den Schlägen zu entkommen. Auf der offenen Wiese auf der anderen Seite der Straße wäre das gewiss schwieriger gewesen. Und da Zorro gerade selber nicht angriff, störten ihn die Bäume auch nicht weiter. Er duckte sich gerade hinter eine Tanne, um kurz Luft zu holen, als Boners raue Stimme die Stille (mal von den Kampfgeräuschen der beiden abgesehen; also die verbale Stille) brach: "Hör auf, davonzurennen und dich zu verstecken, du Wurm – oder willst du genauso sang- und klanglos untergehen wie dein kleiner Freund? Der hat sich auch im Wald versteckt, bis ihm das beinahe den Kopf gekostet hat!" Boner holte aus und fällte einen der Bäume, aus dessen Krone allerdings nur ein paar Vögel aufflatterten und aus dem Busch, den er unter sich begrab stoben die Insekten auseinander. Zorro hingegen beobachtete das Ganze von der anderen Seite aus, mit der Aussicht auf Boners Rücken. "Hör auf, herumzuspielen! Komm raus und stell dich deinem Schicksal, du Witzfigur! Ich hab' dir doch von Anfang an gesagt: Mit einem Jazz Boner kannst du es nicht aufnehmen!" Zorro ließ ein abfälliges Schnauben hören, als er hinter seinem Baum hervortrat. "Du brüllst deinen Namen raus? Du, der gerade mal über Tokyos Westfront rausgekommen bist und von dem man in Osaka nicht mal weiß, wie man ihn schreibt?" Boner drehte sich um; nicht hastig oder überrascht, ganz so, als würde er sich nicht vor Zorro in Acht nehmen müssen. "Pf! Was soll die Ansprache? Wer spricht mit hochgehobenem Haupt, wo er gerade dabei ist unterzugehen?" Zorros Grinsen wurde eine Spur breiter, als er seine Schwerter links und rechts neben sich in den Boden rammte und mit der Rechten die Armbinde um seinen linken Arm losmachte. Mit einer fließenden Bewegung faltete er das Tuch auseinander und legte es sich auf den Kopf, um die Enden im Nacken zusammenzubinden. "Du fragst, wer ich bin? Wo hast du gearbeitet? Ein Auftragskiller, der seine größten Kontrahenten – noch schlimmer, der nicht mal seine Feinde kennt, die er sich gemacht hat, seitdem er seinen Berufszweig verlassen hat und uns die Beute streitig macht?" "Keiner der Jungs, die noch auf Beutezug gehen, sehen dir auch nur annähernd ähnlich." "Nein, vor den Aktiven brauchst du dich nicht fürchten, unberechenbar sind die im Hintergrund, die dich beobachten und nur auf einen Fehltritt deinerseits warten. Die Leute, die mit Blut schreiben und deren Gesicht du nur sehen wirst, wenn es dein Blut ist, mit dem sie ihr Zeichen setzten." "Du redest von den Shichibukai? Die Sieben sind doch schon lange verschwunden." "Und? Denkst du, sie sind draufgegangen? Wer könnte ihnen was anhaben? – Nein, sie beobachten zwar nur, aber alles lassen sie sich nicht gefallen. Und sie schicken mich, um mit deinem Blut das letzte Zeichen zu schreiben, dass du zu Gesicht bekommen wirst." Zorro beobachtete mit Genugtuung, wie die Farbe aus dem Gesicht seines Gegners wich. Der versuchte das zu überspielen, indem er eine noch finsterere Miene aufsetzte und grollte: "Wer sollte dich halbe Portion schon schicken?" Zorro grinste wieder. "Als Killer der Sieben Samurai fragt man nicht nach dem Auftragsgeber, Ort, Zeit, Opfer und die Art des letzen Atemzugs sind die einzigen Angaben, die man benötigt." Er nahm seine Schwerter wieder auf und stellte sich erneut in Angriffsposition. Boner schien nicht mehr ganz so gelassen wie zu der Zeit, in der er noch geglaubt hatte, gegen einen Niemand zu kämpfen – was er eigentlich noch immer tat, da Zorro keinerlei Kontakte zu den legendären Sieben hatte – versuchte sich aber nichts davon anmerken zu lassen. Der Kampf ging recht ausgeglichen weiter. Für den Schnitt, den er Boner an der Schulter zufügte, streifte ihn ein Messer am Bein und für den Schlag, den er in die Nieren bekam, verletzte er den anderen an der Wade. Langsam begann er zu verstehen, wie Boner seinen Körper vor seinen Schlägen schützte. Und als seine nächste Attacke den Ärmel des Hemdes des anderen aufschlitze konnte er es auch sehen; Stahlschienen, die den Unterarm außen und innen schützten. Traf er den Arm dort, hatte sein Schlag keinerlei Wirkung. Ebenso sah es wohl auch an den Oberarmen und den Beinen aus. Doch wenn er zwischen diese Schienen traf, war seine Haut genauso weich und verletzlich wie die von jedem anderen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er sich eine neue Strategie zurechtlegte. "Du brauchst nicht so blöd zu grinsen, Kleiner. Oder denkst du, es wäre so einfach, mich zu überrumpeln und dort zu treffen, wo es auch etwas nützt? – Schön, du hast mich am Arm und am Bein verletzt, aber denkst du ernsthaft, dass du mich mit solchen Kratzern zu Fall bringen kannst? Glaubst du, du kommst durch das Kettenhemd, um eines der wichtigen Organe zu treffen oder könntest die Stahlschienen zerschneiden als wären sie aus Holz, damit du mir einen Arm abschlagen kannst, dass ich verblute? Ich kämpfe nicht zum ersten Mal, du vorlauter Bengel und garantiert nicht zum letzten Mal, so wie du!" Zorro starrte den Mann vor sich finster an. Jede Antwort, die er ihm geben konnte empfand er für verschwendete Zeit, die er besser dazu nutzten konnte, ihn endlich loszuwerden. Trotzdem wollten seine Muskeln sich nicht wirklich bewegen. Gelähmt von dem Hass auf den anderen konnte er für einen Moment nur dastehen und ihn anstarren. Auch Boner rührte sich nicht. Er schaute Zorro überlegen und siegessicher von oben herab an. Ein Grinsen umspielte seinen Mund, wie es es schon fast die ganze Nacht getan hatte. Als Zorro einen Schritt zurück machte und sich aufrecht hinstellte wurden auch Boners angespannte Muskeln lockerer. Der Grünhaarige machte eine Ausfallschritt zur Seite und winkelte den rechten Arm, sodass die Griffe Kitetsus und Wado-Ichi-Monjis sich fast berührten und ihre Klingen ein flaches V bildete. Seinen linken Arm streckte er. Die Kissaki Yubashiris zeigte dabei nach rechts und schützte somit seinen Körper. Die zwei Kontrahenten starrten sich an und Boner wartete darauf, dass Zorro seinen Angriff startete, doch bevor das geschehen konnte, wurde die Stille, die entstanden war plötzlich von einem Motorengeräusch durchschnitten. Zorro schaute verwundert die Straße hinunter. Wer fuhr denn um diese Uhrzeit diese gottverlassene Straße entlang, die ins Nichts führte? Er hatte sie eigentlich deswegen als Treffpunkt gewählt, weil normalerweise niemand sie benutzte. Auch sein Rivale schaute in die Richtung, aus der Scheinwerferlicht aufblitzte und ein schwarzes Gefährt näher kam. Zorro erkannte schließlich, um wen es sich handeln musste, auch, wenn er von dieser Störung nicht gerade begeistert war; genau wie sein Gegner, der grimmig dem heranrasenden Trike entgegenschaute. Verständlich, dass es ihm nicht gefiel, bei seinem Vorhaben, Zorro zu töten, gestört zu werden. Und die Tatsache, dass der Fahrer auch noch direkt auf ihn zuhielt, störte ihn wohl noch etwas mehr. Doch anstatt auszuweichen oder von der Straße zu treten, blieb er stehen und wartete, bis Smoker fast heran war. Im letzten Moment, ließ er sich dann doch noch zur Seite fallen. Smoker sah etwas aufblitzen und im nächsten Moment war ihm klar, dass diese Aktion nicht um sonst gewesen war. Im gleichen Augenblick, in dem er Mihawk hinter sich vom Sitz schubste, explodierte mit einem ohrenbetäubenden Knall das linke Hinterrad. Das Trike machte eine Satz, kam ins schleudern und geriet außer Kontrolle. Mit voller Geschwindigkeit schoss es über den Straßenrand und landete sich überschlagend irgendwo im Graben. Als Mihawk sich wieder halbwegs aufgerichtete hatte und sich den schmerzenden Kopf hielt, sah er nur noch die Scheinwerfer, die das Gras unter ihnen anleuchteten – und wie Zorro wieder auf seinen Gegner losging. Er öffnete den Helm und streifte ihn sich ab. Er war etwas wacklig auf den Beinen als er sich aufrichtete. Blut rann seine Unterarme entlang und tropfte vom Handrücken auf den Boden. Er wischte vorsichtig die Blutspur ab und betrachtete sich die Schürfwunden an Ellenbogen und Unterarmen – während Zorro sich einen schnellen Schlagabtausch mit seinem Gegner lieferte. Boner schien nur halbwegs konzentriert. Er versuchte immer wieder einen klareren Blick auf den Neuankömmling zu werfen, der noch nicht im Graben gelandet war und an der Seite stand, die Arme trotz der Wunden vor der Brust verschränkt und sie aus kühlen Augen beobachtete. Seine Abgelenktheit führte letztendlich dazu, dass Zorro ihn ein weiteres Mal treffen konnte. Wütend wand er sich wieder vollkommen seinem Gegner zu, als neues Blut seine Kleider durchtränkte. Er packte Zorro kurzerhand am Kragen und warf ihn zu Boden. "Hör endlich auf zu nerven, du Hüpfdohle!", rief er und holte aus. Zorro rollte sich zur Seite, doch konnte nicht verhindern, dass das Schwert ihm ein weiteres Mal tief in den gleichen Arm schnitt. Und während er sich in etwas Entfernung die Hand auf die ziemlich stark blutende Wunde presste, nutzte Boner die Zeit, um Mihawk über die Schulter hinweg genauer zu mustern. Er drehte sich halb um, als er den andren erkannt hatte und flüsterte: "Takanome…" Mihawk hatte die leisen Worte gehört und nickte nur. Den Spitzname, den er einst getragen hatte, war ihm immer noch so vertraut wie sein richtiger Name. Ungläubig drehte Boner sich wieder zu Zorro um. "Du hast also nicht gelogen…", murmelte er und beobachtete jede Regung in dem Gesicht des Grünhaarigen. "Du kommst also wirklich im Auftrag der Sieben… Hm, aber was soll's, ich mach dich trotzdem kalt!" Er drehte sich noch einmal zu Mihawk um. "Und den Kleinen da auch!" Er nickte in Mihawks Richtung. "Du bist grad mal halb so groß, wie man sich erzählt und siehst nicht mal annähernd so gefährlich aus, wie ich gedacht hätte. Hättest du dich rasiert, hätte ich dich gar nicht erkannt!" Mihawks Blick wurde noch eine Spur kälter (und arroganter). "Du sprichst erstaunlich viel für einen toten Mann." Die klare und feste Stimme ließ sowohl Zorro als auch Boner einen kalten Schauer über den Rücken laufen. "Ich kann deine Stimme nicht mehr hören, die andauernd tönt, du seiest der Beste. Und ich hab' was gegen Leute, die in meinem Gebiet wildern. Du bist hier nicht willkommen und durch dein Verhalten auch nicht mehr anderswo. Dein Name steht auf unserer Liste und schwarze Tinte kann man nicht mehr löschen. Es fehlt nur noch ein kleiner roter Anteil von dir und sie Sache ist besiegelt und erledigt." Der Himmel hatte sich zugezogen und auch der letzte Stern war nach Mihawks Worten hinter den Wolken verschwunden. Der Wind, der schon den ganzen Abend über wehte, war stärker geworden und zerrte an den Kleidern der Anwesenden. Er verursachte ein leises Rascheln in den Baumkronen am Straßenrand, als Zorro sich hinkniete, das linke Knie auf den Boden, das rechte Bein angewinkelt. Die Arme kreuzten sich vor seiner Brust und Yubashiri und Kitetsu ragten senkrecht in die Höhe. Die Klinge Wado-Ichi-Monjis ragte nach links hinaus und verhinderte jegliche Flucht in diese Richtung. Zorro stieß sich einmal kräftig vom Boden ab und beförderte sich damit fast direkt vor Boner, der für eine andere Reaktion als mit aufgerissenen Augen zuzuschauen, zu langsam war. Zorro hörte das Klirren, als die Vorhut – alias Rennender Schnee und Dämonenspalter – auf das Kettenhemd traf und hörte auch das Knacken, als sie durch die stählerne Abwehr brachen. Mit einem Ruck zog er seine Arme auseinander. Wie durch vom Regen aufgeweichtes Holz schnitten seine Schwerter durch die Haut der Brust. Mit einer leichten Bewegung seines Kopfes setzte sein Wado-Ichi-Monji einen weiteren Schnitt an, als er in seiner schnellen Bewegung an Boner vorbei zog. Der Angriff hatte nicht einmal Sekunden gedauert und Zorro stand leicht in der Hocke, mit gesengtem Kopf und ausgestreckten Armen hinter Boner, der von der Wucht des Schlages nach hinten fiel. Er war noch nicht auf dem Boden aufgekommen, als Zorro sich umdrehte und mit einem kräftigen Satz in die Luft sprang. Mit dem Kopf voran (ähnlich wie bei einem Köpper im Schwimmbad) ließ er sich zu Boner hinabfallen, um sich dann im letzten Moment herumzudrehen und seine Schwerter mit dem Schwung und der Kraft seines Absprunges über Boners Oberkörper zu ziehen. Gleichzeitig wurde der gesamte Körper des Größeren in den Boden gedrückt und Zorro bekam neuen Schwung nach oben, um schließlich auf den Füßen neben dem Opfer seiner Attacke zu landen. Fast augenblicklich ging er in die Knie. Mit seiner rechten Hand, in der er immer noch Kitetsu hielt, stützte er sich vom Boden ab. Mit seiner linken nahm er sein Wado-Ichi-Monji aus dem Mund, um sich dann auf ihm und Yubashiri abzustützen. Sein Kopftuch war ihm so weit ins Gesicht gerutscht, dass man nur eine Spur von dem Weiß seiner Augen im Schatten sah, das verschwand, nachdem Zorro einmal tief eingeatmet hatte und dann die Augen schwer atmend zusammenkniff. Alles um ihn herum war still. Mihawk stand regungslos am Straßenrand auf der anderen Seite und schaute auf ihn und zu den am Boden Liegenden hinab. Ein angenehm kühler Lufthauch strich ihm durch das warme Gesicht und trieb den Schweiß schneller seine Schläfe hinunter. Der Himmel war noch dunkler geworden und Mond und Sterne vollkommen hinter den Wolken verschwunden. Es gab keine Blitze oder Donnergrollen. Ganz leise vielen die ersten Regentropfen hinab. Zorro hörte, wie Boner hustete, was durch das Blut in seinem Mund sich mehr wie ein Röcheln anhörte. Ein leises Scharren war zu hören, dann fielen die Tropfen schneller. Ein erneutes Husten brach wieder die Stille, doch diesmal war es nicht mehr erstickt von Flüssigkeit im Mund des Hustenden und viel näher an seinem Ohr als kurz zuvor. Zorro war zu erschöpft, um aufzuspringen oder sich schnell genug wegzurollen. Er ließ sich einfach nur nach links fallen und hob sein Kitetsu. Der Schlag war so heftig, dass er seine anderen Katana loslassen und am Schwertrücken des letzten mit der anderen Hand gegenhalten musste, um nicht weggedrückt zu werden. Seine Sicht war von der trotzdem recht schnellen Bewegung etwas verschwommen, doch er konnte ohne Zweifel Boner erkennen, der sich über ihn beugte. Warmes Blut Tropfte von seiner Brust auf Zorros und die Augen weiteten sich, als der Grünhaarige registrierte, dass der Kerl nur mit einer Hand sein Schwert führte. Die andere hatte er zur Faust geballt, in ihr ein Messer. "Sag 'Leb wohl'", forderte er Zorro auf, dann spritzte ein Schwall Blut auf das Gesicht des Kleineren, verdeckte ihm die Sicht und ließ ihn Husten. Er hörte zwei Mal das Geräusch eines Aufpralls und spürte dann, wie das Gewicht Boners von ihm genommen wurde und hörte wie der Körper auf dem Boden aufschlug. Mihawk war in einer einzigen schnellen Bewegung hinter Boner gewesen. So schnell wie er nach Wado-Ichi-Monji gegriffen hatte, war nicht mal ein halber Atemzug getan. Ein einziger Schlag von links nach rechts in dem Bruchteil einer Sekunde trennte Kopf und Hand vom Rest des Körpers. Der Arm bewegte sich noch weiter, bis Mihawk den Körper zur Seite stieß und er diesmal leblos am Boden liegen blieb. Das Blut hatte auch das Hemd des Schwarzhaarigen befleckt, der reglos und mit immer noch ausgestrecktem Arm über Zorro stand. Langsam ließ er das Schwert sinken und richtete seinen Blick auf Zorro hinab, der zu ihm hinaufschaute und schwieg. Nach einer Weile hustete er noch einmal kurz und wischte sich dann das Blut von Mund und Wangen und fuhr sich noch einmal über die Augen, wo er die rote Flüssigkeit schon vorhin so gut es ging weggewischt hatte. Mihawk ließ sich langsam neben Zorro nieder und fasste mit den Fingern der Linken in das Blut am Boden, das an Zorros Brust vorbeigetropft war. Mit seiner Rechten holte er eine Schriftrolle hervor, die er auf den Boden legte und entrollte. Er nahm eine Nadel zur Hand und ließ das Blut auf das Ende tropfen. Die rote Flüssigkeit wurde an dem Stück Metall zum Papier entlang geführt und Mihawk setzte das Zeichen Tod hinter einen in Schwarz geschriebenen Namen. Er wartete, bis alles getrocknet war, dann verstaute er Rolle und Nadel wieder in seiner Kleidung. Er hob seinen Kopf und sein Blick richtete sich auf Zorro, der ihn unverwandt beobachtet hatte. … "Hey, alles klar?" Mihawk stand auf und half dem schwer atmenden Zorro, sich aufzurichten. "Ja, geht schon." Der Grünhaarige presste seine Hand auf seinen blutenden Arm. "Nur ein Kratzer", versicherte er. "Na dann!" Der Schwarzhaarige holte aus und verpasste Zorro eine kräftige Ohrfeige – es war eher schon ein Kinnhaken. "Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen?! Was sollte diese Aktion? Einfach einen Killer zu einem Duell herauszufordern, nur, um Sanji zu rächen! Das macht ihn auch nicht wieder gesund, im Gegenteil, wenn er wieder aufwacht und wir ihm hätten sagen müssen, dass du bei deiner Racheaktion draufgegangen bist, dann hätte der sich doch selbst das Messer in den Bauch gerammt!" Zorro schaute verlegen zu Boden. "Ich musste es tun. Du solltest das doch am Besten verstehen können." Mihawk seufzte. "Ja, ich weiß, was du meinst. Die Sache mit dem Stolz; aber hättest du mal dein Hirn eingeschaltet, dann wären dir noch ganz andere Sachen in den Sinn gekommen! Nämlich-" Ein lauter Knall und eine Explosion gefolgt von einem Feuerball, der in die Luft stieg, unterbrachen ihn und seine Standpauke und lenkten ihre Aufmerksamkeit auf die Wiese neben der verlassenen Landstraße. "Smoker!", riefen beide erschrocken und sprangen den Graben hinunter und rannten über den feuchten Rasen, um zu dem brennenden Motorrad zu gelangen. _____________________________________ (1) Spezielle Schwerstilrichtung von Zorro; San: drei; to: Stück (Zählwort); ryû: Strömung, Stil, Weise, Art (2) Scheidenort; Saya-Abschluss (3) Griffband, bzw. Tsukamaki (Griffumwicklung) (4) auch Tsuka-Gashira, Griff-Endkappe (5) Schneide (6) Dekorelemente (meist unter der Griffumwicklung) (7) Klingenspitze mikan... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)