Kaizoku Gakuen von Milli (Update 2023: in Überarbeitung) ================================================================================ o1. Kapitel – Ankunft [~2005-03-13 – Sunday~] "Schickes Feilchen", wurde er, zwei Tage nachdem er sich von Robin verabschiedet hatte, begrüßt. Genervt drehte Sanji sich um, die Tatsache, dass es gerade mal halb acht war, steigerte seine Laune nicht sonderlich. "Was willst du denn?", fragte er griesgrämig und drehte sich demonstrativ von Robin weg. "Ich will mich nur von dir verabschieden", erklärte Robin. "Schließlich werd' ich dich 'ne ganze Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen." "Oh! Welch eine Freude!" Die mehr als ironische Antwort Sanjis ignorierend, kam sie weiter auf ihn zu und blieb schließlich neben ihm stehen. Eine Weile schwiegen sie sich nur an, Sanji starrte die Gleise an und Robin ließ ihren Blick über den ganzen Bahnsteig schweifen. "Ist Jeff gar nicht hier?", fragte sie schließlich, um die doch etwas unangenehme Stille zu unterbrechen. "Nö, hatte keine Lust", war Sanjis knappe Antwort, ohne Robin überhaupt anzusehen. "Aha…Ist wohl doch nicht so gut gelaufen bei euch beiden..." "Sieht man doch", murrte Sanji und begann dann wieder Robin zu ignorieren. Es verging wieder eine Weile, bis Robin es dann noch einmal versuchte. "Und? Ist das alles was du mitnimmst?" Sie deutete auf die einzige Tasche, die neben Sanji stand. Dieser nickte nur. "Ach, jetzt komm schon Sanji! In zwanzig Minuten sitzt du in deinem Zug und bist dann fünf Stunden von hier entfernt auf irgendeinem Internat und wir werden uns womöglich ein Jahr lang nicht sehen." Robin machte eine kurze Pause, wartete, ob Sanji eventuell etwas erwidern wollte, doch als sie merkte, dass dem nicht so war, fuhr sie fort: "Was ist denn überhaupt los mit dir? Du hast mich nicht mal angerufen, dass du heute schon fährst. Hätte Jeff sich nicht bei mir gemeldet, dann wärst du einfach weg gewesen!" Der Zorn, der langsam in Robin aufkam, spiegelte sich auch in ihren Worten wieder oder eher in der Lautstärke ihrer Worte. Doch Sanji schien das kalt zu lassen. "Also muss ich mich bei Jeff bedanken, dass ich dich jetzt am Hals hab'? Ich dachte, er wäre so sauer, dass er dich nicht anruft...", war sein einziges Kommentar zu Robins Ansprache. "Du wolltest also einfach so verschwinden?" Wieder antwortete Sanji nicht. Robin seufzte. Was sollte das Ganze? "Hey, Sanji!", versuchte sie es noch einmal – das letzte Mal, wie sie beschlossen hatte – "sieh mich wenigstens an, wenn ich mir dir spreche!" Energisch packte sie Sanji an der Schulter und drehte ihn zu sich um. Kurz wehrte sich der Blonde gegen Robins Griff, dann ließ er sich widerstandslos umdrehen. Mit seinen großen, blauen und mit Tränen gefüllten Augen schaute er sie an und nuschelte: "Lasch misch nisch' allein!!!" Robin seufzte. "Ach Sanji, ich kann nicht mit, ich geh' doch gar nicht mehr zur Schule", blockte sie ab. "Aber da gibt's auch eine Uni!", versuchte er es weiter. "Sanji, ich hab' mein Studium doch schon längst abgeschlossen." Diesmal war es Sanji, der seufzte. "Ein Jahr, das ist eine verdammt lange Zeit…" Robin nickte als Antwort. "Ja, ich werd' dich vermissen." "Das is' es nicht", widersprach Sanji. "Weißt du eigentlich, wie notgeil ich sein werde, wenn ich wiederkomme?!" "Das ist wohl deine einzige Sorge. Aber ich werd' dich auch dann nicht ran lassen." "Du kannst so grausam sein, weißt du das, Robinchen?" "Ja, das weiß ich. Und du sollst mich nicht Robinchen nennen." "Jaja…" "Du sollst mich ernst nehmen!" "Tu ich doch!" "Bestimmt. – Wie dem auch sei, ich wär' mir gar nicht so sicher, dass du so völlig unbefriedigt zurückkommst." Sanji dachte zuerst, dass sie darauf hinaus wollte, dass es ja immerhin Mädchen gab und ein kleiner Quicky zwischendurch auf der Toilette bestimmt mal drin sein würde, doch ihr Grinsen ließ ihn etwas anderes schließen… "Du bist doch nicht schon wieder auf diese Schwulengeschichte aus, oder? Das kannst du voll vergessen! Bevor ich mich von irgend so 'nem Kerl begrabschen lasse, besorg ich's mir ja lieber selber!" "Ja, das hatten wir schon mal und meine Meinung willst du garantiert nicht hören… Aber es ist ja eh deine Entscheidung." Sanji nickte bestätigend. Für ihn war das Thema damit erledigt, auch wenn Robin immer noch so komisch grinste… Mittlerweile war es halb zwölf und Sanji war schon eine ganze Weile unterwegs. Von Robin hatte er sich mit einer Umarmung und dem Versprechen, anzurufen, wenn er angekommen war, verabschiedet und war dann eingestiegen. Am Ende war er froh, dass Robin sich von seinem anfänglichen Verhalten nicht hatte vergraulen lassen. Er hatte sie zwar extra nicht angerufen, um einen tränenreichen Abschied zu vermeiden, aber wenn er sich die Sache jetzt in Ruhe durch den Kopf gehen ließ, dann wäre es so wohl noch viel unerträglicher gewesen, hätte er ihr nicht Aufwidersehen gesagt. So war er doch mit einem recht guten Gefühl in den Zug gestiegen… …Und nun langweilte er sich zu Tode, was nicht zu letzt an dem bereits überquellenden Aschenbecher zu sehen war. Nachdem er dann die zweite Packung Zigaretten aufgeraucht hatte, befand er, dass er sich lieber anderweitig beschäftigen sollte, allerdings gab es nicht sehr viele Alternativen. Sein Buch hatte er schlauerweise in seinen Koffer gepackt, der, mit noch ein paar anderen Sachen darin bereist vorgeschickt worden war und etwas anderes hatte er nicht dabei. Also blieb ihm eigentlich nur schlafen übrig… Das mit dem Schlafen klappte besser, als er anfangs gedacht hatte, es klappte sogar so gut, dass er um ein Haar, seinen Bahnhof verpennt hätte. Von dem leisen Gong der Ansage geweckt, schlug er, immer noch im Halbschlaf, die Augen auf und schaute sich leicht desorientiert um. Die weibliche Stimme, die den Bahnhofsnamen ansagte, brachte ihn dann schon mehr ins Hier und Jetzt und als er dann realisiert hatte, welcher Name gerade genannt wurde, sprang er wie von der Tarantel gestochen auf, schnappte sich seine Tasche von der Ablage über ihm und sprang im letzten Moment aus dem Zug. 'War ja schon mal ein klasse Anfang', dachte er sich, als er dann auf dem Bahnsteig stand und sich umsah. Bei seinem Glück, würde bestimmt noch jede Menge mehr passieren… [~same time – Kaizoku Gakuen – teacher's office~] "Sagt mal, bekommen wir heute nich' 'nen Neuen?" "Hm... kann sein..." "Hey, wach auf! Ich hab' dich was gefragt, Chaser!" "Verdammt ich bin wach, ich hab' bloß keine Lust, dir zuzuhören!", brauste Smoker auf. "Hey, ganz ruhig, Jungs. Chaser, antworte ihm", bestimmte Crocodile kurzer Hand. "Ja, verdammt! Wir bekommen einen Neuen. So 'n blonder Schönling aus 'm Norden. Is' mal wieder von seiner Schule geflogen – Schlägerei – und jetzt kommt er hierher. Siebzehn Jahre alt, Kettenraucher, Frauenheld, noch mehr?" "Nein, Danke, das reicht. So viel wollte ich eigentlich gar nicht wissen", gab Klahadore beleidigt zurück, hob seine Hand und schob seine Brille zurecht. "Dir kann man auch nichts recht machen", brummte Smoker und legte seinen Kopf auf der Tischplatte ab, wobei seine Zigarren, von denen er eigentlich immer gleich zwei im Mundwinkel hatte, einen neuen Brandfleck auf der Oberfläche hinterließen. "Hört auf zu streiten! Mal eine ganz andere Frage, sollte den nicht langsam mal jemand abholen gehen?" "Is' schon jemand unterwegs. Tashigi hat sich den Jeep genommen", antwortete Smoker ohne seinen Kopf hochzunehmen. Dementsprechend gedämpft waren seine Worte. "Der Arme!", bedauerte Klahadore den Blonden. "Dem is' kotzübel, wenn der hier ankommt", fügte Crocodile hinzu. "Schnauze! Besser als wenn du ihn abholen würdest. Würde er deine Fresse sehen, würde er Reißaus nehmen und wird würden ihn nie zu Gesicht bekommen." Wobei er eindeutig auf die große Narbe, die sich waagerecht von der Mitte Crocodiles linker Wange, über die Nase zur Mitte der rechten Wange zog, anspielte. "Du hast Recht, es ist besser, dass sie gefahren ist. Wärst du ihn holen gegangen, würde er als Leiche hier ankommen! Dein Fahrstil ist nämlich noch schlimmer als ihrer!" "Leck mich! Wenigstens kann ich fahren!" "Is' doch scheiß egal, wie der Kerl herkommt. Er wird 's schon überstehen. Macht euch lieber Gedanken darüber, in welches Zimmer wir ihn stecken", unterbrach Klahadore die Streiterei. "Da mach dir mal keine Sorgen, da wird sich schon was finden", beruhigte ihn Crocodile. "Habt ihr eigentlich schon gehört, dass Zorro und Mihawk sich getrennt haben?", fragte Klahadore plötzlich. "Sag mal, hast du eigentlich schon gemerkt, dass das gar nicht zum Thema passt?", stellte Smoker anstelle einer Antwort eine Gegenfrage. "In einem entfernten Sinn schon", giftete Klahadore zurück. Wieder richtete er seine Brille. Smoker verdrehte genervt die Augen. "Von mir aus. Und warum sollte uns das interessieren?" "Nur, wenn es in eurem Interesse liegt, dass daraus nicht ein größerer Konflikt wird. Ärger zwischen den beiden Banden können wir nicht riskieren", erklärte Klahadore. "Das werden Shanks und unser Äffchen schon zu verhindern wissen!", mischte sich Crocodile ein. "Und wenn unser Flugsaurier–" "Falke", berichtigte Klahadore, " –wie auch immer – Ärger macht, dann werfen wir ihn raus", vollendete Smoker Crocodiles Aussage. "Sag mal, Chaser, deine Englischkenntnisse sind aber auch nicht die Besten. Vielleicht solltest du mal Tashigi fragen, ob sie dir Nachhilfe gibt", stichelte Klahadore. "Was hat das mit Englisch zu tun?" Klahadore schlug sich die flache Hand gegen die Stirn. "Weil Hawk übersetzt Falke heißt." "Der hatte einfallsreiche Eltern, die ham sich ja richtig Mühe gegeben", stellte Crocodile fest, verhinderte so einen neuen Streit. "Möchte ma' wissen, ob der in der Wiege auch schon so 'ne stechenden Augen hatte", meinte Klahadore. Auch er hatte seinen Kopf mittlerweile auf der Tischplatte abgelegt. "Nein, schon im Bauch. Der hatte so 'nen durchdringenden Blick, der hat die Bauchdecke seiner Mutter durchbohrt und dann haben die gesagt: Mensch, mit solchen Augen, den nennen wir Falkenauge!", erklärte Smoker. "Junge, du hast eine blühende Fantasie", lobte Klahadore. "Danke, ich weiß." "Jetzt haben wir zwar die Herkunft seines Namens geklärt, aber was, wenn die Beiden sich, ohne die Einverständigung ihrer Freunde, an die Gurgel gehen und die halbe Schule mit in Aufruhr versetzten?", mutmaßte Crocodile. Smoker hob den Kopf von der Tischplatte. "Das wird schon nicht passieren. Unser Falke wird jetzt wohl kaum den sterbenden Schwan abziehen und sich so 'ne Blöße geben, als ob er mit einer Trennung nicht fertig werden würde. Die Beiden sind erwachsen, die können das unter sich und wie Männer klären!" Damit war seine Meinung gesagt und sein Kopf konnte seinen ehemaligen Platz wieder einnehmen. ''Wie Männer klären' heißt doch, dass man sich prügelt…', dachte sich Crocodile, sagte aber lieber nichts. "Um noch mal auf den Anfang zurückzukommen-", begann Klahadore. "Der da wäre?", unterbrach ihn Smoker. "Der Zusammenhang zwischen dem Neuen, sein Zimmer und der Trennung von Zorro und Mihawk", erklärte Crocodile. "Jetzt", fuhr Klahadore unbeirrt fort, "wo Zorro sein Zimmer ja nicht mehr für sich alleine und die nächtlichen Besuche von unserem kleinen Vogelfreien braucht, können wir ihm auch einen ins Zimmer stecken." "Klasse Idee, stört ihn bestimmt nicht", nuschelte Smoker der Tischplatte entgegen. "Man, muss das schön sein, ein Brett vorm Kopf zu haben", murmelte Crocodile und drehte sich genervt weg, als Klahadore und Smoker sich schon wieder in die Haare bekamen, ob es nun eine gute Idee war oder nicht… "Vielleicht würde ihn das einwenig sozialer machen!", meckerte Klahadore. "Vielleicht will er sich auch noch von Flugsaurier erholen!", keifte Smoker. "Vielleicht braucht er auch Ablenkung von Flugsaurier – Quatsch, Falke!", giftete Klahadore. "Vielleicht haben wir das auch gar nicht zu entscheiden!!!", donnerte Crocodile. Und man siehe und staune, es ward Stille! Beide Streithähne starrten zu Crocodile und gaben keinen Mucks mehr von sich. "Und, warum… nicht…?", fragte schließlich Smoker vorsichtig. "Weil das vielleicht der Herr ganz oben entscheidet?", versuchte Crocodile zu erklären. "Du meinst Enel?", fragte Smoker verblüfft. "Quatsch! Er meint Goldy", zischte Klahadore. "Richtig! Genau den mein ich. Und wenn der Neue dann erst mal hier ist, dann wird er zu ihm geschickt, bekommt ein Zimmer zugeteilt und das alles ohne, dass wir auch nur ein Wort mitzureden haben. Irgendwelche Widersprüche?" Synchron schüttelten beide den Kopf und Crocodile ließ sich erleichtert in seinen Sessel sinken. "Ach Croco, nimm 's nicht so schwer. Du bist auch anstrengend", versuchte Smoker zu trösten. "Sagt mal, wie spät ist das jetzt eigentlich?", fragte Klahadore mal wieder ohne jeglichen Zusammenhang. "Sag mal, merkst du nicht, dass das schon wieder nicht zum Thema passt?", fuhr Smoker ihn erneut an. "Euch muss das ja nicht interessieren, aber nicht jeder hat die siebte Stunde frei. Ich muss zum Nachhilfeunterricht. Sogar am Wochenende muss man sich hier mit so etwas herumschlagen!" (Mit 'siebte Stunde' ist hier nur die Uhrzeit gemeint, zu der diese Stunde beginnt. Am Wochenende, in diesem Fall an einem Sonntag, ist kein regulärer Unterricht.) Während Smoker Klahadore auslachte, schaute Crocodile auf seine Armbanduhr, eine aus Gold, versteht sich und freute sich insgeheim, dass es bald ruhiger werden würde, denn auch Smoker hatte in der achten Nachhilfe zu geben und er hatte frei, ganz alleine! "Na dann renn mal, du bist schon fünf Minuten zu spät", meinte er schließlich, nach einem ausgiebigen Blick auf die schwarzen Zeiger. Und während Smoker nur noch lauter lachte, war Klahadore schon verschwunden. Jetzt hatte er schon fünf Minuten verloren, um seine Schüler mit extra Physik foltern zu können – ein fast unverzeihliches Vergehen! [~same time – back to the local station~] Sanji hatte sich mittlerweile auf eine Bank in der Bahnhofsmitte gesetzt. Man hatte ihm gesagt, jemand würde kommen und ihn abholen, allerdings hatte er keine Ahnung, wer dieser Jemand sein sollte, geschweige denn, wie er aussehen sollte. Also blieb ihm wohl oder übel mal wieder nichts anderes als Warten übrig. Noch immer schläfrig von seinem Nickerchen im Zug, rieb er sich über die Augen. Hoffentlich würde er sich bald irgendwo ausruhen können. Nach ungefähr fünf Stunden Fahrt war er, verständlicherweise, doch immer noch ganz schön müde. Danach war man meistens müder als davor… Als er die Augen wieder öffnete, stand plötzlich ein Mädchen mit schulterlangen dunkelblauen Haaren und einer rot gerahmten, rechteckigen Brille vor ihm. Sie trug eine gelbe Bluse und darüber eine schwarze Jacke mit einem weißen Fellkragen. Von ihrem plötzlichen Auftauchen und der Tatsache, dass es sich doch tatsächlich um ein Mädchen handelte, überrascht, brachte er erst einmal keinen Ton über die Lippen. "Du musst Sanji sein", stellte das Mädchen fest. Der Blonde nickte, mit den Gedanken leicht abwesend. "Klasse, dann muss ich ja gar nicht weitersuchen. Ich bin Tashigi", stellte sie sich vor. "Ich soll dich hier abholen und zum Internat bringen. Wenn du mir bitte folgen würdest." Enthusiastisch drehte sie sich um und schritt auf den Ausgang des Bahnhofes zu. Sanji, immer noch etwas überrumpelt, griff nach seiner Tasche und folgte ihr. Tashigi führte ihn zu einem dunkelgrünen Jeep, der in der Nähe geparkt war. Sie wies ihn an, seine Tasche hinten auf die Sitzbank zu legen und sich dann vorne auf den Beifahrersitz zu setzten. Tashigi war in der Zwischenzeit schon auf den Fahrersitz geklettert, hatte sich angeschnallt und den Motor gestartet. "Kann's losgehen?", fragte sie an Sanji gewandt. Dieser nickte und Tashigi fädelte sich in den Straßenverkehr ein. Anfangs war die Fahrt recht ruhig, es waren nicht sonderlich viele Autos unterwegs und besonders oft mussten sie auch nicht an Ampeln halten. Tashigi hatte das Autoradio eingeschaltet um die etwas angespannte Atmosphäre zu lockern. "Und? Freust du dich schon?", fragte sie beiläufig, den Blick immer auf die Straße gerichtet. "Geht so", antwortete Sanji knapp. Als Freude konnte er seine derzeitigen Gefühle zwar nicht direkt identifizieren, aber er war schon mal positiv überrascht, dass er von einer jungen Frau zum Internat gebracht wurde. Wer weiß, vielleicht würde es doch nicht so schlimm werden… "Mach dir mal keine Gedanken", versuchte Tashigi Sanji aufzumuntern. "Das ist alles nur halb so schlimm wie es sich anhört. Es geht im Großen und Ganzen eigentlich recht locker zu. Kann sein, dass es mal den ein oder anderen Konflikt geben wird, aber du siehst auch nicht so aus, als ob du nicht auch austeilen könntest." Sanji nickte. "Wird schon werden…" Dass Tashigi gerade auf sein blaues Auge anspielte, das er von keiner Schlägerei sondern von einer Ohrfeige von Jeff hatte, ignorierte er geflissentlich. Sie unterhielten sich noch über dies und das, weitgehend belanglose Dinge. Er bekam noch ein bisschen etwas über die Schule erzählt, insbesondere über das chaotische Lehrertrio, dass auf der Schule, neben den Schülern, für jede Menge Chaos sorgte. Tashigi erklärte ihm auch, dass es nach seiner Ankunft sich zu aller erst beim Direktor melden sollte. Dort würde er dann ein Zimmer zugeteilt bekommen und hatte dann den Rest des Tages frei. Mittlerweile waren sie aus der Stadt raus und fuhren eine Landstraße entlang, die sich bis zum Horizont erstreckte. Links und rechts neben der Straße waren viele Wiesen, Felder und das ein oder andere Waldgebiet. Nach einer guten halben Stunde war es dann soweit und der Jeep verließ die Straße und wechselte auf einen Feldweg. Und ab da begann die Hölle. Es ging rein ins Schlagloch und wieder raus, Hügel rauf und Hügel runter, rein in die Pfütze, raus aus der Pfütze, ins nächste Schlagloch rein und Mittagessen raus, Kopfschmerztablette rein und aus dem Schlagloch raus. Er konnte nicht mal Beruhigungszigaretten rauchen, weil jede, die er sich neu ansteckte, bei dem nächsten Hubbel einen Abgang machte, so doll schaukelte es. Dazu kam auch noch das halsbrecherische Tempo, mit dem Tashigi die Strecke meisterte. Alles in allem eine sehr abenteuerliche Fahrt, die allerdings Sanjis Fahrerin in keinster Weise etwas auszumachen schien. Sanji war unendlich erleichtert, als er endlich einen Gebäudekomplex zwischen den Bäume, die mittlerweile den Trampelweg, der nun als Straße missbraucht wurde, säumten, erkennen konnte. Tapfer hielt er auch die letzten Meter aus und war heilfroh, als Tashigi endlich durch ein Tor in einen Innenhof fuhr und dort zum Stehen kam. "So, da wären wir", verkündete sie fröhlich, öffnete ihre Autotür und sprang aus dem Jeep. Sanji war weit weniger euphorisch. Er war beruhigt, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, allerdings hatte das ganze Geruckel der Fahrt seine Spuren an ihm hinterlassen. Er torkelte leicht und der Grünschimmer, der sich über sein Gesicht gelegt hatte, war immer noch deutlich erkennbar. Als erstes zündete er sich seine lang ersehnte Zigarette an, die ihn etwas beruhigte, dann wankte er zum Heck des Jeeps, um sich dort seine Tasche zu nehmen. Beinahe wäre er umgekippt auf Grund der plötzlichen und erheblichen Gewichtsverlagerung. – Die Tasche war doch schwerer als er in Erinnerung hatte… Besorgt kam Tashigi zu ihm gelaufen, als sie merkte, dass mit dem Blonden irgendetwas nicht stimmte. "Hey, alles in Ordnung?", fragte sie, doch Sanji versicherte ihr, dass nichts sei. "Wenn du meinst… Hier!", sie drücke Sanji einige Blätter in die Hand. "Das ist deine Akte und dein Anmeldeformular, das musst du beim Direktor abgeben." Sanji nahm ihr die Papiere ab, dann ließ er sich noch kurz erklären, wie genau er zum Lehrerzimmer kam. Und schon machte er sich auf den Weg, allerdings nicht auf den ganz direkten, er musste immer noch ab und zu den ein oder anderen Ausfallschritt machen, um sich gerade noch vor einem Sturz bewahren zu können. Trotz der Wegbeschreibung hatte Sanji sich verlaufen. Er war wohl nicht ganz auf der Höhe und hatte nicht alles mitbekommen, was Tashigi gesagt hatte, so kam es auch, dass er eine Kreuzung zu früh abgebogen und dann in die falsche Richtung gelaufen war und sich nun in dem Haus mit den Schlafräumen der Jungen befand, allerdings ohne zu wissen, dass es sich bei den Zimmern um die Schlafräume der Jungen handelte. Nachdem Sanji noch eine Weile ziellos umhergeirrt war, kam ihm ein junger Mann mit großem Hut und weißem Federbüschel entgegen. Den würde er nach dem Weg fragen können. Doch plötzlich fing der Mann an zu rennen, direkt auf ihn zu. Sanji war Momentan viel zu langsam, um auch nur irgendwie reagieren zu können, außerdem war der Kerl plötzlich doppelt vorhanden!, und so wurde er von dem anderen einfach zu Boden gestoßen. Die Blätter, die Tashigi ihm vorhin in die Hand gedrückt hatte, wurden bei der Aktion in alle Winde verstreut. Der komische Kerl, der ihn einfach umgerannt hatte, murmelte eine Entschuldigung und machte dann, dass er verschwand. Etwas verwirrt kam Sanji wieder auf die Beine. Er starrte dem andern noch kurz nach, dann machte er sich daran, seine Papiere wieder einzusammeln. Es dauerte gar nicht so lange, dann hatte er fast alle wieder beisammen, nur eins fehlte ihm noch. Und dieses eine Blatt musste eine sehr komische Flugbahn hinter sich haben, denn jetzt hing es irgendwie an der Lampe an der Decke und hatte sich dort verklemmt. Und egal wie viel Mühe der Blonde sich auch gab, er kam einfach nicht ran. Er wollte schon aufgeben, als ihm ein weißer Stab auffiel, der auf dem Boden neben der Wand lag. Sanji vermutete, dass der Kerl von vorhin ihn hier verloren hatte. Aber es war ja auch dessen Schuld, dass sein Blatt nun da oben klemmte, also durfte er sich auch seiner Sache bedienen, um es da wieder runter zu bekommen. Bei genauerem Hinsehen fiel ihm auf, dass es sich bei dem weißen Stab um ein Schwert handelte, doch das sollte der ganzen Sache keinen Abbruch tun. Sanji schnappte sich das Ding und angelte damit nach seinem Blatt. Endlich hatte er es erreicht und es segelte ihm entgegen, als noch jemand den Gang entlang kam. "Hey! Was machst du da?!", wurde er angefahren. Überrascht drehte Sanji sich um. Der Kerl, der ihn angeschrieen hatte, kam schnell näher. Er hatte kurze grüne Haare und eine Ader auf der Stirn, die bedrohlich angeschwollen war. 'Hat wohl schlechte Laune, der Typ', dachte sich Sanji, bevor er seine Arme sinken ließ und das eingefangene Blatt zu den anderen steckte. "Was soll ich schon machen?", entgegnete er gelassen. "Ich hab' meine verloren gegangenen Schäfchen eingesammelt." "Verarschen kannst du jemand anderes!", rief der Grünhaarige. "Und jetzt rück auf der Stelle mein Schwert raus!" "Ach, das ist deins? Wenn du's wiederhaben willst, dann komm doch her und hol 's dir selber. Ich bin doch nicht dein Lakai!" Schneller als Sanji gucken konnte, war der andere auch schon bei ihm. "Werd' ja nicht frech, Kleiner", zischte er. Mit einer fließenden Bewegung nahm er Sanji das Schwert ab und drückte ihn gegen die Wand. "Hey, ich bin's nicht, der so was Gefährliches einfach im Gang hat liegen lassen!", beschwerte der Blonde sich und versuchte den andern von sich wegzudrücken – ohne Erfolg. "Das interessiert mich aber nicht", antwortete der Grünhaarige und im nächsten Moment hatte Sanji auch schon dessen Knie in seiner Magengrube. "Du hast hier zu machen, was ich will, verstanden?" Als Sanji nicht antwortete bekam er auch schon den nächsten Hieb, der ihm sogar seine Zigarette verloren gehen ließ. "Hör zu!", befahl er. "Es ist für dich – und vor allem für deine Gesundheit – besser, hier nicht aus der Reihe tanzen zu wollen, verstanden?" Diesmal nickte Sanji, kaum merklich, aber der andere schien sich damit zufrieden zu geben. "Dann ist ja gut." Er drehte sich schon weg und Sanji atmete erleichtert aus, als der Grüne sich im nächsten Moment schon wieder umgedreht hatte und ihm mit voller Wucht seine Faust in den Magen rammte. Sanji brachte nur ein ersticktes Stöhnen hervor und ließ sich kraftlos nach vorne fallen. Ziemlich unsanft wurde sein Sturz vom Boden abgefangen, auf dem er erst mal liegen blieb. "Was sollte das?", keuchte er, von der Attacke völlig überrascht. "Das war dafür, dass du ohne Erlaubnis mein Schwert angefasst hast!" Als nächstes trat er auf den am Boden Liegenden ein. "Und das ist dafür, dass du es auch noch hochgehoben hast!" Sanji blieb liegen, in der Hoffnung, dass dieser Hitzkopf sich bald wieder einkriegen würde. Sich gegen ihn zur Wehr setzten, das konnte er momentan vergessen. Nach den Tritten und Schlägen zu urteil, die dieser Bastard austeilte, war er garantiert kein Schwächling. Doch als der Kerl nach einer Weile immer noch keine Anstalten machte, von Sanji abzulassen, ergriff dieser die Initiative. Beim nächsten Tritt des anderen, der wieder auf seinen Bauch zielte, packte er dessen Fuß und klammerte sich daran fest. "Hey, las los, du Ratte!", brüllte der Kerl und versuchte sein Fuß wieder freizubekommen. "Vergiss es! Ich bin doch nicht lebensmüde", entgegnete Sanji und drückte seine neuste Errungenschaft nur noch enger gegen seinen Oberkörper. "Verdammt, lass los, oder ich brech' dir sämtliche Knochen in deinem Körper!" Als Sanji noch immer nicht reagierte, bückte der Grünhaarige sich zu ihm runter. "Du sollst los lassen, hab' ich gesagt", zischte er und packte Sanjis Hände. "Und du sollst mich in Ruhe lassen." "Kann ich ja nicht, du hängst doch wie 'ne Klette an mir!" "Aber nur, weil deine Füße eine so starke Anziehungskraft auf mich ausgeübt haben." "Du wirst schon wieder frech!" "Und du bist arrogant und das die ganze Zeit!" "Besser als so dumm zu sein wie du!" "Du rennst doch durch den Gang wie ein wild gewordener Gorilla und machst alles nieder, was dir in den Weg kommt!" "Schnauze, Goldlöckenchen! Lass mich lieber los, bevor ich noch ganz andere Sachen mit dir mache." "Da bin ich ja mal gespannt." "Lass los, oder ich hack die deine schönen Hände ab. Wär' doch schade drum." Augenblicklich lockerte sich Sanjis Griff und Zorro konnte seinen Fuß befreien. Allerdings hielt er noch die Hände des Blonden in den seinen und im nächsten Moment hatte Sanji sie auch schon zu sich hingezogen und hineingebissen. "Au! Bist du bekloppt?!", fuhr der anderen ihn an, um im nächsten Moment auch schon wieder zuzutreten. Der Kerl hätte noch weiter auf Sanji eingeprügelt, und Sanji hätte ihn auch noch weiter in die Hand gebissen, weil er so nicht richtig ausholen konnte, wären sie nicht plötzlich unterbrochen worden. "Hey, Zorro! Lass den Jungen in Ruhe", hörten sie eine raue Stimme hinter sich. Zorro schaute sich genervt um, tat dann allerdings lieber, was man ihm sagte, riss sich von Sanji los und trat von ihm weg. Ein Mann mit kurzen weißen Haaren mit einem türkisen Stich kam ihnen entgegen. Er trug eine weißen Jacke mit schwarzem Kragen und Riemen am linken Arm und Brustbereich, in denen Zigarren steckten. Zwei davon klemmten ihm im Mundwinkel. "Zorro, wir sprechen uns später. Und jetzt verschwinde!", blaffte er den Grünhaarigen, Zorro, wie er wohl hieß, an. Zorro starrte den Neuankömmling noch eine Weile finster an, dann machte er sich mit seinem Schwert davon. "Hey, Kleiner. Alles klar?" Sanji bekam eine Hand gereicht, die ihm beim Aufstehen half. "Du musst der Neue sein. Sanji?" Es war mehr eine Feststellung denn einer Frage, doch Sanji nickte trotzdem als Antwort. "Ich bin Smoker, einer deiner Lehrer", erklärte er. "Wie ich sehe hast du dich schon selber etwas umgeschaut. Warst du schon beim Direx?" Sanji schüttelte den Kopf, bei diesem Vorhaben hatte er sich ja verlaufen und war dann auf diesen komischen Kerl mit Hut und dann auf Zorro getroffen. "Kein Wunder", hörte er Smoker seufzen, "du bist ja auch im falschen Haus. Das hier ist die Unterbringung für die Junge, das Büro ist im Schulhaus. – Komm am Besten mit, ich führ' dich hin." Gesagt, getan. Artig folgte Sanji seinem neuen Lehrer und nach kurzer Zeit stand er auch schon vor dem Schulhaus. "Du musst einfach durch das Tor und dann die Tür direkt vor dir. Nicht zu verfehlen, steht sogar 'Büro des Direktors' dran. … Glaub ich… Wenn du Glück hast, dann sieht er dich sogar an." Sanji bedankte sich noch brav, dann verschwand er im Inneren des Gebäudes… Man, viel besser hätte seine Ankunft gar nicht sein können, hatte er am ersten Tag schon so gute Freunde gefunden… mikan... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)