Kaizoku Gakuen von Milli (Update 2023: in Überarbeitung) ================================================================================ Prolog: -------- o0. Kapitel – Prolog – Neue Schule [~2005-03-08 – Tuesday ~] Es war elf Uhr an einem Dienstagmorgen, als ein blonder Junge, zirka Siebzehn Jahre, durch den Stadtpark streifte. Die Schulglocken hatten längst zum Unterricht geläutet, doch das hatte ihn eh nicht mehr zu interessieren. Nicht, dass er bereits arbeiten gehen würde, es war nur so, dass es gestern, nachdem sein Direx mal wieder von einer seiner zahllosen Prügeleien Wind bekommen hatte, schließlich zur Suspendierung gekommen war. Im Moment wurde noch darüber diskutiert, ob er nun auch gleich von der Schule fliegen würde oder nur ein paar Tage oder Wochen nicht zu kommen brauchte. Wobei er darauf nicht wirklich hoffen konnte, immerhin war es nicht die erste Prügelei gewesen, an der er beteiligt gewesen war und auch leider nicht die erste Suspendierung… Der Blondschopf seufzte und ließ sich auf einer Parkbank nieder. Er zog eine Packung Zigaretten aus seiner Tasche und zündete sich eine an. Er nahm einen tiefen Zug und lies den Qualm seine Lungen durchströmen um ihn dann wieder in die Luft auszuatmen, womit er im übrigen sein Krebsrisiko um zwanzig Prozent steigerte und dazu beitrug, dass in einem Jahr ungefähr eine Tasse Zigarettenteer in seiner Lunge zurückbleiben würde; was ihm zur Zeit allerdings so ziemlich egal war. Er hatte im Moment wichtigere Probleme. Er verstaute sein Feuerzeug wieder in seiner Hemdtasche und lehnte sich zurück. Das lief ja alles mal wieder großartig. Diese dumme Schlägerei würde ihm noch 'ne Menge Ärger bringen. Dabei hatte er nicht einmal angefangen! Irgend so ein Idiot hatte ihm doch zuerst die Fresse blutig geschlagen. Er war schon wieder auf hundertachtzig, wenn er daran dachte, dass dieser Dreckskerl nicht mal 'ne Verwarnung bekommen hatte. Und das alles ein paar Tage vor Schuljahresende. Er öffnete seine Hand wieder, die er bei der Erinnerung wütend zur Faust geballt hatte und entspannt sich wieder. Er zog einmal an seiner Zigarette und blies den Rauch hoch in den blauen, mit einzelnen Wolken bedeckten Himmel. Wieder seufzte der Blonde. Wenn er daran dachte, heute Heim zu kommen, wurde ihm schon ganz anders. Der alte Sack hatte von seinem erneuten Fehltritt sicher schon mitbekommen. War wahrscheinlich schon stinkwütend. Sie würde sich eine Weile – eine sehr lange Weile – gegenseitig anschreien, vielleicht auch schlagen und dann, dann würden sie reden, wie immer. Wahrscheinlich eine neue Schule raussuchen, die er dann nach den Ferien besuchen würde. Würde wahrscheinlich schwer werden, eine Schule zu finden, die ihn überhaupt noch nehmen würde… Er schloss die Augen, versuchte das nervig blendende Sonnenlicht zu ignorieren und den ganzen Mist zu vergessen. Es klappte mehr schlecht als recht, doch für ein paar Augenblicke war es wirklich herrlich, einfach nur dazusitzen und nichts zu tun. Allerdings hielt dieser Augenblick auch nur für wenige Minuten. "Hey, wie geht's?", wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Er öffnete die Augen wieder und schaute nach vorne. "Was willst du, Robin?", fragte er. Die junge Frau mit den schulterlangen schwarzen Haaren vor ihm ignorierte den genervten Unterton und setzte sich neben den Jungen auf die Bank. "Ich hab' von der Prügelei gehört", antwortete sie und beobachtete, wie der Angesprochene die Augen verdrehte und noch einmal an seiner Zigarette zog. "Und? Sollte mir das irgendetwas sagen?" "Eigentlich nicht, ich dachte nur, ich erzähl' dir ein bisschen davon, was ich so erfahren habe." "Und wenn ich das gar nicht wissen will?", fragte er, setzte sich aufrecht hin und musterte Robin misstrauisch. Diese grinste nur. "Glaub mir Sanji, das könnte dich interessiere. Es soll 'ne Konferenz geben, zu der auch dein alter Sack, wie du ihn immer liebevoll nennst, kommen soll. Abgesehen davon, dass ihm das garantiert nicht gefallen wird, schon wieder in der Schule antraben zu müssen, ist auch schon eine Schule im Gespräche, auf die du wechseln sollst." Der Blonde setzte schon an, etwas sagen zu wollen, doch Robin hob die Hände und bedeutete ihm, sie noch zu Ende sprechen zu lassen. "Ich weiß, normalerweise ist es nicht üblich, dass die Lehrer eine neue Schule vorschlagen, doch in deinem Fall wollen sie mal eine Ausnahme machen. – Sagt dir der Name Kaizoku Gakuen etwas?" "Kaizoku Gakuen? Nie von gehört. Was soll das sein, dass es mich interessieren sollte, 'ne Anstalt?" "So was in der Art, es ist ein Internat." "Ein Internat?", wiederholte der Blonde. Er schien nicht sonderlich begeistert zu sein, was Robin vor allem an den ungläubig aufgerissenen Augen und den Zigarettenstummel, der Sanji aus dem Mund gefallen war, als er diesen vor Entsetzten geöffnet hatte, merkte. "Warum sollten sie mich auf ein Internat schicken? Was sollten sie damit bezwecken? Dass ich mich zu Tode langweile?" "Na ja, man meint, da könnte man deine Charaktereigenheiten besser unter Kontrolle bringen." "Charaktereigenheiten?! Was soll das denn heißen?!" "Das heißt soviel wie: Du kommst in 'ne Anstalt für schwererziehbare Jungs, getarnt als ein renommiertes Internat mit ganz vielen kleinen genialen Schlägertypen, die alle das gleiche Problem haben wie du", erklärte Robin ruhig. "Was für'n Problem?", brauste der Blonde auf, "Ich hab' kein Problem! Die soll'n mich bloß in Ruhe lassen, auf so 'n dreckiges Internat geh' ich bestimmt nicht!" "Das liegt mittlerweile nicht mehr in deiner Hand, mein Lieber. Dass du da nicht hinwillst, hättest du dir früher überlegen sollen und wenn du nicht freiwillig gehst, dann holen sie dich ab und schleifen dich hin." Sanji hatte sich mittlerweile eine neue Zigarette angezündet und steckte das Feuerzeug wieder weg. "Und wieso glaubst du, dass sie mich da so leicht hinkriegen werden?", fragte er misstrauisch. Die Zigarettenpackung behielt er lieber in den Händen, dann hatte er etwas zum Spielen, um sein Herzklopfen etwas zu beruhigen. "Ganz einfach", erklärte Robin, nachdem sie Sanji eine Weile beobachtet hatte, "die würden dich mit der Polizei abholen kommen und wenn du dich dann gegen einen der Beamten wehren würdest, würden sie dich wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt erst mal wegsperren." Es wurde ruhig zwischen den Beiden und Sanji starrten nachdenklich auf den Kiesweg, der sich an ihnen vorbei und durch den ganzen Park zog. "Ein scheiß Internat...", flüsterte er dabei andauernd, bis er schließlich wieder aufschaute. "Na ja, vielleicht ist es nicht das Schlechteste, was passieren konnte. Die würden mich wenigstens noch nehmen. Wird schon nicht so schlimm werden…" "Na, wenn du dich da mal nicht täuschst…", murmelte Robin, allerdings so leise, dass Sanji sie nicht hören konnte. Lauter fuhr sie dann fort: "Wie wär's, wenn du erst mal mit zu mir kommst, musst ja nicht gleich nach Hause." Dankend nahm Sanji das Angebot an und folgte ihr aus dem Park heraus. Als sie schon einige Straßen weitergelaufen waren, überkam Sanji dann doch die Neugierde. "Sag mal, was weißt du eigentlich alles über diese Kaizoku Gakuen?" "Eigentlich nicht viel mehr als ich schon gesagt hab'." "Geht's auch ein bisschen ausführlicher?", hakte Sanji nach, als er merkte, dass von Robin nichts mehr kam. "Was is' so besonders an der Schule?" Robin schien erst eine Weile zu Überlegen, bevor sie selber eine Frage stellte: "Wieso interessiert dich das denn jetzt auf einmal so?" "Ach, einfach nur so." Sie bogen in eine andere Seitenstraße ein und blieben einige Schritte weiter vor einer Haustür stehen. Robin schloss sie auf und bat Sanji in das Treppenhaus herein. Gemeinsam gingen sie die Treppen hoch. "Erzählst du mir mehr über diese Schule?", bat Sanji sie schließlich, als sie vor Robins Wohnungstür angekommen waren. Diese lachte nur und schloss die Wohnungstür auf. "Setzt dich erst mal ins Wohnzimmer, ich bring' uns Tee und dann kann ich dir gerne noch etwas erzählen." Sanji tat wie ihm befohlen und ließ sich auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder. Lange musste er nicht auf Robin warten, die mit zwei Tassen in der Hand das Zimmer betrat und neben Sanji Platz nahm. "Also", begann sie dann, nachdem sie die ersten Schlucke ihres Tees getrunken hatte, "du willst noch etwas über deine neue Schule wissen. Ich kann dir sagen, dass jeder Lehrer da seine eigenen Methoden hat, wie er mit euch umgeht. Doch auf eine Sache achten sie alle, da kannst du dir sicher sein. Die Schulordnung muss eingehalten werden. Die Regel muss jeder befolgen, sonst gibt es richtig Ärger. Die Regeln schreiben dir vor, was du zu tun und zu lassen hast." "Das da wäre?", wollte Sanji wissen, bevor Robin über andere Sachen weiterredete. "Och, so viel ist das gar nicht. Die wirst du auch noch gesagt bekommen. Aber ich kann dich ja schon mal vorwarnen. Zum einen ist die Teilnahme oder zumindest körperliche Anwesenheit beim Unterricht Pflicht. Verboten ist das Verlassen des Campusgeländes ohne Erlaubnis sowie die Einnahme von härteren Drogen und das mutwillige Zerstören des Schulgeländes. Was die Drogen betrifft, so glaube ich, dass dein Rauchen noch durchgeht, solange du noch nicht zu anderem übergegangen bist." Sie machte eine kurze Pause und musterte Sanji ernst, doch dieser winkte ab. "Die letzte Regel besagt, dass es verboten ist, weder einen deiner Mitschüler noch einen Lehrkörper derart zu verletzten, dass dieser zu Tode kommt. Wenn du gegen eine dieser Regeln verstößt, je nach Verbot ein Mal oder öfters, hast du mit einem Verweis zu rechnen." "Was ist, wenn ich ihn ins Koma prügle?", fragte Sanji, nachdem er sich die Regeln durch den Kopf hatte gehen lassen. "Davon steht nichts in dem Verbot, aber sollte es soweit kommen, dann musst du dir der Konsequenzen bewusst sein. Eine solche Handlung zieht eine entsprechende Strafe nach sich, die du dann antreten musst." Nach einer Weile fügte sie noch hinzu: "Außerdem sei dir da mal nicht zu sicher, dass du derjenige sein wirst, der austeilen wird." "Was meinst du damit?", wollte Sanji noch wissen, doch Robin schien darauf nicht weiter eingehen zu wollen. Sie begann einfach weiterzureden. "Also, zum Leben auf dem Campus ist so viel zu sagen, dass da nicht nur die Leute von der Oberschule wohnen sonder auch die von der Hochschule, also die, die studieren. Es ist aber für gewöhnlich nicht so, dass die Jüngeren sich mit den Älteren ein Zimmer teilen. Für gewöhnlich teilt man sich ein Zimmer mit den Leuten aus seiner Klasse, allerdings getrennt nach Jungen und Mädchen. Jedes Zimmer hat mehr oder weniger selbst für sich zu sorgen, das heißt jedes Zimmer bekommt eine gewisse Summe Geld, mit der es dann über die Runden kommen muss. Gibt es Konflikte untereinander, werden die meist ohne die Hilfe der Lehrer geklärt, aber da gibt es unterschiedliche Richtlinien, ab wann sich ein Lehrer einmischen soll, kann, darf, muss." "Wie sieht's aus mit Nebenjobs?" "Kein Problem, wenn du in der Gegend was findest. Deinen jetzigen Job wirst du nicht behalten können, oder willst du täglich fünf Stunden zur Arbeit fahren?" "So weit soll das weg sein?" Robin nickte nur als Antwort. "Wie sieht es da so aus in Sachen 'menschliche Bedürfnisse'? Wenn man sich nicht mal mit Mädchen ein Zimmer teilen darf, gibt's da dann wenigstens eine dementsprechende Einrichtung? Puff? Geisha-Haus? Irgendetwas?" "Nein, da muss ich dich enttäuschen", gluckste Robin. "Wenn du nicht grad schwul bist, wirst du da wohl Trauer haben." Sie genoss es förmlich, wie Sanji wieder die gleiche Fassungslosigkeit überkam, wie bei der Nachricht, dass er auf ein Internat gehen sollte. Sie wusste, wie geil er auf irgendwelche Mädchen war. Dass er sie jedes Mal gleich ansprang und Liebesgeständnisse machte, hatte sie ihm schon austreiben können, aber ihn ganz vom weiblichen Geschlecht abzubringen, war für sie ein Ding der Unmöglichkeit. – Aber vielleicht nicht für einen hübschen Burschen im Ödland der Heterosexuellen Liebe (von dem Sanji – abgesehen von der geschlechtlich getrennten Unterbringung – noch gar nichts wusste). Sanji stellte nach einigen Schrecksekunden seine Teetasse auf dem Tisch ab und stand auf. "Ich brauch jetzt etwas anderes!", erklärte er und begab sich auf den Weg in die Küche. Robin hörte, wie er in der Küche einige Flaschen rückte, ein wenig Krach machte und es dann still wurde. Auch sie stellte schließlich ihren Tee weg und gesellte sich zu Sanji in die Küche. "Glaub mir, Kleiner, es bringt nichts, sich seine Sorgen wegsaufen zu wollen." Sanji ignorierte ihren Ratschlag und nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche, die er in Robins Kühlschrank gefunden hatte. Der Schluck wurde allerdings recht groß und schnell war mehr als die halbe Flasche geleert. "Hey, stopp", unterbrach Robin ihn schließlich. "Das war wohl genug, um deinen Frust fürs erste zu ertränken." Sie nahm ihm die Flasche ab und stellte diese zurück in den kühlen Schrank. "Du wirst das schon überleben und dann als wohlerzogener Junge zurückkommen." "Träum weiter. Ohne Mädels, ohne mich!" "Komm schon, du hast doch deine Zigaretten." "Ich brauch' beides, um überleben zu können!" "Dann mach's dir mit der Hand." "Das ist nicht das Gleiche!" "Oha, da spricht der Experte." Robin grinste, als sie Sanjis Gesicht sah. "Ach, sei doch still!" "Jetzt komm Sanji, es wird schon nicht soo schlimm werden. Außerdem, wenn du erst mal da bist, dann kannst du auch nichts mehr machen." "Weißt du was Robin, du bist echt gut im Mut machen…" "Ich schick dir auch immer mal eine Karte, damit du mich nicht vergisst." "Danke, ich glaub', jetzt geht's mit besser." "Ich helfe immer gern." Ihre Unterhaltung hielt noch eine ganze Weile an, bis Robin schließlich entschied, dass es genug war. Stattdessen, wollte sie wissen, ob Sanji lieber noch ein, zwei Tage bei ihr bleiben wollte oder ob es gleich nach Hause gehen sollte. Sanji fiel die Entscheidung nicht sonderlich schwer und als es dann endlich Abend wurde, legte Robin ein Laken auf dem Sofa aus und Sanji brachte Kopfkissen und Decke. "Danke", meinte er noch einmal, als er das Zeug auf seinem provisorischen Bett abgeladen hatte. Sanji hatte sich schon eine Boxershorts und ein T-Shirt als Schlafzeug angezogen. Genommen hatte er das von seinem Vorrat, den er bereits bei Robin deponiert hatte, für Fälle wie diese. "Keine Ursache. Wenn du möchtest, dann kann ich mit zu dir kommen und mal mit Jeff reden." "Mit dem alten Sack reden?", fragte Sanji skeptisch. "Das hat doch keinen Sinn. Lass mal lieber, ich regle das schon." "Wie du meinst." Sie redeten noch ziemlich lange über dies und das, die neue Schule, Jeff, die Ferien und das danach, bis sie sich dann spät in der Nacht schlafen legten. Sanji entschied, noch die nächsten drei Tage bei Robin zu bleiben. Als es dann soweit war und diese drei Tage auch vorbeigegangen waren, stand der Schulverweis bereits fest, das Schuljahr war für ihn zu Ende und die Ferien würden in sieben Tagen beginnen. Sanji hatte seine Sachen, also eigentlich nur eine Tasche von Robin mit seiner schmutzigen Kleidung, gepackt. "Ich muss zurück, führt wohl kein Weg dran vorbei", meinte er, als er vor ihrer Wohnungstür stand. Sie gingen gemeinsam die Treppen hinunter und Sanji öffnete die Haustür. Robin drückte den Blonden kurz zum Abschied und wünschte ihm viel Glück zu Hause. "Wir sehen uns dann am Bahnhof!", verabschiedete sie sich. Sanji hob zum Gruß nur die Hand, dann wechselte er die Straßenseite und trat den Heimweg an... mikan... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)