Hot N' Cold von schmoergelmotte ((ehem. Melting)) ================================================================================ Kapitel 8: Blaue Tinte und ihre Folgen -------------------------------------- Hallöchen! Willkommen zurück und danke für all die Kommis zum letzten Kapitel. Mal wieder hat's etwas länger gedauert, bis das Kapitel fertig war. Irgendwie hat es gedauert, bis ich mal einen einigermaßen gescheiten Anfang gefunden hatte. Offensichtlich befinde ich mich gerade etwas in einem Krea-tief. Ihr werdet euch jetzt sicher wundern, warum die Geschichte auf einmal "Hot N' Cold" heißt und nicht mehr "Melting". Nun, die Umbenennung erfolgte aus dem einfachen Grund, dass "Melting" für mich eher ein Arbeitstitel war, den ich aber von Anfang an nicht mochte. "Hot N' Cold" ist für mich zwar auch nicht das Perfekte, aber mir fällt es diesmal unheimlich schwer, einen Titel zu finden, der mich zufrieden stellt. Das habe ich so auch noch nie bei einer Geschichte gehabt. Nun, wie dem auch sei. Der neue Titel gefällt mir zumindest um einiges besser und dann kann ich auch nachts besser schlafen, wenn ich nicht mehr an diesen schrecklichen Titel denken muss *lol* (war jetzt etwas übertrieben ^^") Ich wünsche euch aber nun viel Spaß beim Lesen! Kapitel 8: Blaue Tinte und ihre Folgen Die Tage wurden kühler und kürzer, während das Laub so langsam von den kahler werdenden Bäumen fiel. Der Herbst neigte sich zu Ende und bei einigen Schülern schien das grau-dunkle Wetter schon auf die Gemüter umgesprungen zu sein. Gelangweilt saß Bobby in Storms Unterricht und achtete nur wenig auf das, was seine Lehrerin gerade vorne an der Tafel demonstrierte. Normalerweise war es eigentlich nicht seine Art, im Unterricht unachtsam vor sich hin zu starren. Er war eigentlich eher der Traumschüler aller Lehrer gewesen, weil er mitmachte, ohne aufgefordert zu werden, zuhörte und vor allem nicht laut dazwischen redete, wenn er nicht dazu aufgefordert wurde. Neben ihm vernahm er das gewohnte Klicken von Johns Zippo®-Feuerzeug. Mittlerweile hatte er sich über all die Jahre so an dieses Geräusch gewöhnt, das es ihm manchmal gar nicht mehr störte, es sei denn, er war in gestressten Situationen oder von allgemein gereizter Stimmung. Nun aber schien das Klicken etwas Beschwörendes zu haben. Immer wieder ertönte dieser kleine Laut; dann das Surren des Rädchens, wenn John mit seiner Daumeninnenseite daran drehte und schließlich das Zischen der kleinen Flamme, die bereits beim nächsten Klicken, wenn die Abdeckung des Feuerzeugs sich wieder senkte, erlosch. Entspannt lehnte Bobby sich ein wenig zurück, ließ seinen Blick kurz zur Seite schwenken und auf Johns Hand, in dem sich das kleine metallene Stück befand, ruhen. Normalerweise hätte der andere Mutant die kleinen Flammen in seine Hand gezogen, sie größer werden und wieder schrumpfen lassen, mit ihnen gespielt und ihnen die kuriosesten Formen gegeben, ehe Bobby eventuell aus Spaß die kleinen Flammen eingefroren hätte, sodass sie John erschrocken aus der Hand fielen. Da nun aber auch Jimmy in diesem Raum saß, war das nicht möglich. Er blockte ungewollt ihre Kräfte und so konnte weder John mit seiner Flamme spielen, noch konnte Bobby diese einfrieren. Eigentlich wirkte diese Klasse durch Jimmys Anwesenheit fast wie eine ganz normale Klasse in einer ganz normalen Schule. Wenn man mal von dem Altersunterschied der einzelnen Mutantenschüler untereinander absah. Interessant war es besonders in ihrer ersten Stunde bei Hank geworden, als die bläuliche Farbe aus seiner Haut und seinen Haaren gewichen war und seine kräftige Statur sich etwas verschmälert hatte, sodass er wie ein gewöhnlicher Mensch mit dunklen Haaren und Bart ausgesehen hatte. Doch auch an den Anblick hatte Bobby sich mittlerweile gewöhnt. „John…?“, hörte er plötzlich, wie Miss Munroe sich selbst unterbrach, was ihn dazu brachte, wieder zu ihr aufzublicken. „Könntest du dieses Klicken endlich mal sein lassen?“ Bobby konnte förmlich spüren, wie John neben ihm die Augen rollte. Er wusste, dass dieser das tat. Er tat es immer, wenn er dazu aufgefordert wurde, etwas sein zu lassen, was er gerne tat oder was ihm die Langeweile vertrieb. Dennoch steckte John sein geliebtes Spielzeug weg, jedoch nicht ohne zu murren und Storm eindeutig zu zeigen, wie sehr es ihm missfiel, ihr diesen Gefallen zu tun. „Danke“, sagte Miss Munroe und ihren Unterton durchzog eine leichte Ironie. Bobby blickte zu John neben ihm und sah diesen die Lippen kräuseln, während er seinen Ellebogen auf den Tisch stützte, um sein Kinn in seine Handfläche legen zu können. Sein Blick wanderte dumpf durch den Klassenraum und er zeigte nur allzu auffällig, dass er nun noch gelangweilter war als zuvor. Bobby wusste, dass dies Absicht war. John spielte das schmollende Kind, dem man den Lolli weggenommen hatte. Das war sozusagen eine unterschwellige „Rache“ an Storm, die in dieser Hinsicht dann die tadelnde Mutter darstellte, die einem sagte, man solle keine Lutscher lutschen, denn davon bekäme man Karies. Er bezweckte damit – das wusste Bobby nach all den Jahren, die sie sich nun kannten, genau –, dass man entweder Mitleid bekam (was eher selten passierte) oder aber so genervt von seiner offensichtlichen Show war, dass man ihm wieder erlaubte, das zu tun, was man ihm verboten hatte. Erstaunlicher Weise klappte dieser Trick bei John meistens ganz gut. Bobby hatte nie versucht, ob er das selber auch schaffen würde, aber zum einen hätte er nicht das Durchhaltungsvermögen, dies so lange vorzuspielen bis der andere resignierte, und zum anderen würde man es ihm wohl eh nicht abnehmen. Er blickte nach vorne zur Tafel, auf der Ororo Munroe nun einige geschichtlich bedeutsame Daten des Sezessionskriegs, der besser bekannt war als „amerikanischer Bürgerkrieg“, aufgelistet hatte; der, obwohl er vor gut 140 Jahren endete, immer noch im allgemeinen Gedächtnis der Amerikaner, besonders in den Südstaaten, präsent war. An sich ein sehr spannendes Thema, wie Bobby fand, doch sie hatten bereits die ganzen letzten zwei Stunden Gründe des Bürgerkriegs ausgearbeitet und so langsam war bei ihm in dieser Hinsicht die Luft raus. Nach Rogues Meinung lag dies daran, dass er als Bostoner ein „Yankee“ sei und daher weniger Interesse daran habe, als sie als Südstaatlerin. Doch er wusste, dass sie das nicht ernst meinte und damit nur das Klischee bedienen und den Unterricht ausdehnen wollte. In den letzten Tagen hatten sie langsam wieder begonnen, einigermaßen offener miteinander zu reden. Zuvor waren sie sich größtenteils aus dem Weg gegangen und hatten nur miteinander gesprochen, wenn es nötig war oder ohne auffälliges Ausweichen nicht möglich. Ihr großes Vorhaben, wieder Freunde zu werden, schien sich schwerer zu gestalten als gedacht. Noch immer lag eine gewisse Anspannung zwischen ihnen, was Bobby aber auch nicht wunderte. Anfangs war es immer schwer, mit jemanden umzugehen, dem man mal näher gestanden hatte, als man es jetzt war. Noch dazu kam, dass – da war Bobby sich sicher – Rogue noch immer verletzt war wegen dem, was passiert war. Doch das konnte Bobby ihr nicht verdenken. Er war schon froh, dass sie überhaupt noch mit ihm sprach und sie sich wenigstens beide bemühten, eine freundschaftliche Beziehung wieder aufleben zu lassen. „Wer kann uns denn an der Tafel die wesentlichen politischen und wirtschaftlichen Aspekte der Sklavereifrage, die ein Hauptauslöser des Kriegs war, auflisten?“ Ororo Munroes Stimme durchbohrte die Stille und Bobby stellte mit leichtem Verdutzen fest, dass sie dabei ihn ganz genau anblickte. Mist! Ausgerechnet jetzt, wo er einmal nicht aufgepasst hatte. Na gut, etwas würde er sich schon aus den letzten beiden Stunden und seiner Allgemeinbildung zusammenbasteln können. Seufzend stand er auf und bemerkte Johns Grinsen neben ihm; offensichtlich froh, selbst nicht derjenige zu sein, der nun nach vorne zur Tafel musste. Auch Piotr schien eine Art selbstgefälliges Grinsen auf seinen Lippen zu haben und streckte unüberlegt seine langen Beine aus, als Bobby in seine Richtung kam. Das nächste, was er spürte, war ein leichter Stoß gegen seinen Unterschenkel und schon sah er Bobby nach vorne stolpern. Doch ehe er realisieren konnte, was passierte und den Eismutant vielleicht hätte auffangen oder helfen können, war dieser weiter nach vorne gestolpert und mit der Schulter an Warrens Tisch gestoßen, welcher im Unterricht neben Piotr saß. Das alles war so schnell gegangen, dass kaum einer richtig realisiert hatte, was passiert war. Doch nun saß Bobby leise stöhnend auf dem Boden und war vom Haarschopf über die rechte Gesichtshälfte bis hin zu seinem T-Shirt von blauer Tinte begossen. Offensichtlich war das kleine Fässchen, das auf Warrens Tisch gestanden hatte, bei Bobbys Zusammenstoß heruntergefallen und hatte sowohl diesen als auch den Boden besudelt. „Oh, Bobby, hast du dir was getan?“ Miss Munroe kam mit besorgtem Gesicht zu ihnen gelaufen und blickte zu dem jungen Mutanten herunter, während Piotr aufstand und Bobby wieder aufhalf. „Tut mir echt Leid, Mann“, entschuldigte er sich bei seinem Freund und klopfte diesem leicht auf die Schulter, wobei ein leichter Schlag von Piotr auch ohne Einsatz seiner speziellen Kräfte eher wie ein knallender Klaps wirkte. „Schon okay“, murmelte Bobby, als er sich ächzend wieder aufrichtete. Er fühlte sich, als wäre eine Eisenbahn über ihn gefahren; ganz zu schweigen von dem pochenden Schmerz an seiner Schulter und dem klebrigen Gefühl der stinkenden Tinte auf seiner Haut, in seinen Haaren und seiner Kleidung. Noch dazu spürte er die Blicke sämtlicher Schüler auf sich und wäre allein dafür schon am liebsten in Grund und Boden versunken. Er konnte förmlich spüren, wie die Mädchen zwischen Mitleid und Amüsement schwankten und wie Johns Grinsen bei seinem Anblick immer breiter wurde. „Miss Munroe, haben Sie was dagegen, wenn ich jetzt gehe?“, fragte er leise und fühlte sich immer noch etwas benebelt von seinem Sturz. „Nein, natürlich nicht, Bobby“, meinte sie und konnte sich nun, nachdem sie sich versichert hatte, dass es ihm soweit gut ging, wohl auch ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen. Und noch ehe jemand anders etwas sagen konnte, verließ Bobby den Raum. Mit geschlossenen Augen stellte Bobby das Wasser ab und griff nach dem Handtuch, um sich die störenden Tropfen aus dem Gesicht zu wischen. Er fühlte sich entspannter und sauberer, nachdem er sich der tintenbesudelten Kleidung entledigt und das angenehm warme Wasser auf seinen Rücken hatte prasseln lassen. Es hatte lange gedauert, bis er das Gefühl gehabt hatte, all die Tinte sei von seiner Haut und aus seinen Haaren verschwunden. Immer noch perlten Wassertropfen von seiner Haut, als er aus der Dusche stieg und sich dürftig abtrocknete, ehe er nach seinen Shorts griff. Dummerweise hatte er vergessen, sich frische Kleidung mitzunehmen und so würde er mit nacktem Oberkörper über den Flur rennen müssen. Er merkte, als er sich seine Jeans überzog und den Gürtel schloss, dass ihm dieser Gedanke nicht unbedingt gefiel, aber andererseits würden seine Mitschüler noch im Unterricht sein. Kein Grund also, peinlich berührt zu sein. Seine restliche Kleidung aufsammelnd, hängte er noch schnell sein Handtuch über eine der dafür vorgesehenen Stangen (im Gegensatz zu manch anderen, wie z.B. John, ließ er seine Sachen nicht einfach auf dem Boden liegen, damit andere Leute, wie z.B. Bobby, diese hinter ihm herräumten). Mit tapsenden Schritten auf nackten Füßen verließ er das Bad und konnte nicht verhindern, sich umzusehen, als er auf den Flur trat. Über sich selbst schmunzelnd huschte er bis zu ihrer Zimmertür und drückte die Klinke herunter. Doch kaum hatte er die Tür geöffnet und den ersten Blick in das Zimmer geworfen, gefror das Lächeln auf seinem Gesicht. Vor seinen Augen tanzten zwei kleinen Flammenbälle und er konnte nur allzu gut ahnen, wer diese kreiert hatte, auch wenn er John im ersten Moment nicht ausmachen konnte. Ohne seine Miene zu ändern hob er seine Hand und benutzte seine Kraft, um die beiden Feuerbälle zu vereisen, sodass sie mit einem lauten Krach auf dem Boden aufkamen und zerbarsten. „Hey!“, hörte er John mehr oder weniger ernsthaft empört sagen und entdeckte ihn schließlich halb zwischen Schrank und Fenster versteckt stehend. „Was soll das?“ Doch Bobby nahm seine Worte gar nicht erst richtig wahr. Ihm wurde schlagartig klar, dass er mit nacktem Oberkörper vor John stand und auch wenn das unter Jungs sicherlich nichts Ungewöhnliches war (eigentlich war es nicht mal vor Mädchen ungewöhnlich) spürte er, wie sein Puls sich beschleunigte und er peinlich berührt seinen Blick senken musste. „Was machst du hier?“, fragte er, ohne auf Johns Worte einzugehen und wandte sich notgedrungen diesem zu, um an den Kleiderschrank zu kommen, nachdem er sein schmutziges Oberteil in den Wäschekorb befördert hatte. „Miss Munroe hat mich geschickt“, antwortete John, während er Bobby dabei beobachtete, wie dieser sich ein dünnes, langärmeliges Shirt aus dem Schrank nahm. Irgendwie fand er, dass er der Eismutant sich momentan merkwürdig verhielt. Das war ihm schon vor mehreren Tagen aufgefallen und manchmal hatte John das Gefühl, es hätte mit ihm zu tun. Andererseits wirkte Bobby so oft allgemein gereizt, dass er sich nie sicher war, ob er sich das nicht nur einbildete. Er hatte beschlossen, Bobby nicht darauf anzusprechen und einfach die Zeit abzuwarten. Er war eh nicht so der Typ für großartige „Wie-geht-es-dir/-hast-du-etwas-auf-dem-Herzen“-Gespräche. Sicherlich, er konnte besser zuhören, als viele es von ihm erwarten würden und er würde es auch tun, würde Bobby jemals etwas sagen, doch er würde sich sicher nicht darum reißen, den Seelsorger zu spielen. Und vielleicht war es auch gar nichts von solcher Bedeutung, dass es nötig war, darüber zu reden. Wer weiß schon, was in dem Hirn von diesem Eisklotz vorgeht… John musste ein wenig schief über seinen eigenen Gedanken grinsen. Abgesehen davon, dass er genau so geduldig und vom Gemüt her ruhig war wie Eis, hatte Bobby mit seinem Element nicht viel gemeinsam. Er war nicht unnachgiebig und auch nicht kalt. Da fand John, dass er seinem Element, dem Feuer, schon wesentlich mehr entsprach. Er war temperamentvoll, leicht reizbar, manchmal unberechenbar und konnte gefährlich sein, wenn er es wollte. Und natürlich bist du heiß! – Na ja, hört sich an, als würde ich mich selbst total geil finden – Ah ja, ich führe Selbstgespräche in meinen Gedanken… huch, ich glaube, Bobby hat was gesagt… Kurz blinzelnd blickte John den Jungen ihm gegenüber an und ließ seinen Blick über die blasse, glatte Haut des anderen gleiten. „Hattest du noch etwas gesagt?“, fragte er ihn und seine braunen Augen fixierten wieder Bobbys Gesicht. Dieser drehte sich von ihm weg, was John ein wenig befremdlich fand, und antwortete: „Ich hab gefragt, warum Miss Munroe dich geschickt hat.“ John zuckte mit den Schultern. Ja, woher sollte er das denn wissen? „Vermutlich wollte sie, dass ich nach dir sehe, … denk ich mal.“ – sein Blick heftete sich auf Bobbys Rücken – „Vielleicht hat sie sich Sorgen gemacht, dass du dir doch etwas getan hast.“ – als seine Augen plötzlich an einer leicht bläulich-violetten Färbung unter der Haut hängen blieben. – „Hey, hast du da einen blauen Fleck?“ Seine Hand streckte sich aus, um die wunde Stelle zu berühren, als der Stoff des dunkelblauen Shirts über die blasse Haut sank und ihm zuvorkam. „Was sagst du?“, fragte Bobby, obwohl John sich sicher war, dass dieser ihn blendend verstanden haben müsste und drehte sich halb zu ihm um. „Ich meinte, dass du einen blauen Fleck auf dem Rücken hast“, antwortete John ihm trotzdem. Bobbys Atem stockte für einen Moment und er war sich nicht sicher, ob man den leichten rötlichen Schimmer auf seinen Wangen sehen konnte oder nicht. „Verdammt John, wo guckst du denn hin?“ In seinem Hals bildete sich ein dicker Kloß und sein Herz ging so rasend schnell, dass man meinen müsste, John hätte es laut und deutlich hören können. Doch stattdessen runzelte der Feuermutant nur die Stirn und blickte Bobby verwundert aus seinen dunklen Augen an. „Auf deinen Rücken…?!“ Offensichtlich verstand er nicht, was Bobby auf einmal hatte und Bobby musste zugeben, dass es natürlich auch wirklich schwer zu verstehen war. John konnte – und sollte – ja nicht ahnen, was er fühlte und er an Johns Stelle hätte sich vermutlich auch gewundert. „Sind wir nicht etwas zu alt für dieses Vergleichen?“, fragte er und versuchte ein etwas unbeholfenes Lachen. John erwiderte dies mit einem schiefen Grinsen. „Bobby, ich hab auf deinen Rücken gestarrt. Er war direkt vor mir und da war ein blauer Fleck…“ Nun war es an Bobby, ebenfalls schief zu grinsen. Verlegen merkte er, wie seine Mundwinkel ein wenig zuckten. „Hat wohl nichts mit Vergleichen zu tun, hm?“ John lachte leise auf. „Nicht so wirklich. Ich denke, aus dem Alter sind wir echt raus, Mann!“ Dann schien er für einen Moment in Gedanken versunken zu sein, ehe er anfing, laut loszulachen. Verwundert zog Bobby die Augenbrauen hoch und kam nicht um das kränkende Gefühl umhin, sich ausgelacht zu fühlen. „Was hast du?“ Johns Grinsen war nun so breit, dass sich tiefe Grübchen an seinen Mundwinkeln bildeten. „Erinnerst du dich noch als wir vor ein paar Jahren diesen Ausflug – eigentlich den einzigen Ausflug, den wir je gemacht haben – in diese kanadische Jugendherberge…“, begann er und ließ Bobby gerade mal genug Zeit zum Nicken, ehe er fortfuhr. „…und als wir dann in dieser Gemeinschaftsdusche standen…“ Sein Grinsen wurde noch etwas breiter und Bobby zog seine Augenbrauen zusammen. Er nutzte die Gelegenheit, um John kurz zu unterbrechen. „Was war damit?“ Oh bitte, sag mir jetzt nicht, dass ich irgendwo bei dir hingestarrt hab oder du bei mir… ich glaub, ich möchte im Boden versinken. Jetzt! Sofort! Irgendwie hatte Bobby das Gefühl, etwas leicht Fieses oder Versautes in Johns Grinsen entdecken zu können. Oh Gott, was kommt jetzt? „Na, ich meine, wer hat damals denn nicht auf Petes Teil geguckt...?!“, sagte John schließlich und konnte sich ein Zwinkern nicht verkneifen. Bobby war so perplex, dass er einen Moment brauchte, um zu realisieren, was sein Gegenüber ihm gesagt hatte. Er hatte mit so viel Schlimmerem gerechnet, dass er in seiner Erleichterung kaum begreifen konnte, dass es das nun gewesen sein sollte. Natürlich erinnerte er sich daran, als sie sich alle – damals waren sie alle so um die 15 Jahre alt gewesen – gefragt hatten, ob „alles“ an Piotr so groß war, wie der Rest seines Körpers und dabei natürlich an eine bestimmte Stelle in der Körpermitte gedacht. „Oh ja, ich erinner’ mich“, antwortete Bobby leise und atmete hörbar langsam aus. Seine allgemeine Erleichterung war ihm wohl eindeutig anzumerken, denn John legte plötzlich einen Arm um seine Schulter und drückte sich ein wenig gegen ihn, als wollte er ihn anstoßen. „Mensch, Bobby, woran hast du denn gedacht?“ Es war wohl eindeutig, dass er irgendetwas anderes befürchtet hatte. „Dachtest du, du hättest vergessen wachsam zu sein, als du dich nach der Seife bücktest?“, fragte John neckend und kniff Bobby spielerisch in die Seite, während er über seinen eigenen Witz lachte. Bobby schloss resignierend die Augen. Was sollte er darauf denn jetzt sagen? Er beschloss, zu schweigen, als er plötzlich einen flapsigen Klaps auf seinem Hintern fühlte und zusammenzuckte. „Na ja, dein Hintern hat dieses Jugendabenteuer doch unbeschadet überlebt, oder nicht?“, witzelte John weiter und ließ Bobby endlich wieder los. Bobby seufzte leise und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über die geschlossenen Augenlider. „Allerdings.“ Nur langsam öffnete er seine Augen wieder und stellte beinahe erschrocken fest, dass sie genau in die Braunen Johns blickten. Der Feuermutant stand direkt vor ihm, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Nicht so nah, dass es intim wirkte, aber nah genug, dass es Bobbys Brust fast zum platzen brachte. Er hatte das Gefühl, ihm würde heiß und kalt zu gleich werden. Immer wieder rannten Schauer über seinen Rücken. Es war nicht das erste Mal, dass er John so nah war. Im Gegenteil. Schon oft hatten sie, das war normal bei Freunden, eng aneinander gesessen, zusammen gestanden und gemeinsam im Gras oder auf ihren Betten gelegen und den Himmel oder einfach nur die Zimmerdecke angestarrt, während sie miteinander geredet hatten. Auch da waren oft nur wenige Zentimeter zwischen ihnen gewesen, manchmal vielleicht noch weniger Abstand als jetzt. Doch nie war diese Nähe so unmittelbar und plötzlich und unvorhersehbar gewesen. Oder zumindest kam es Bobby so vor. Tief atmete er ein und merkte unterschwellig, dass er weiter in Johns braune Augen starrte; merkte, wie das Licht, das je nach dem aus welchem Winkel man es betrachtete, sie erhellte, dem dunklen Brauen verschiedene Nuancen verlieh. Er hatte das Gefühl, sich in diesen Augen zu verlieren. Sein Herz schien krampfhaft, aber schnell und fordernd zu schlagen. Er merkte nicht, wie er den Atem anhielt, während Johns Augen ebenso in seine eigenen starrten, was ihm ein leichtes Kribbeln verlieh. Fast kam es Bobby so vor, als wären ihre Blicke fest miteinander verankert, doch dann sah er im Augenwinkel, wie Johns Augenbrauen sich ein wenig kräuselten und dieser den Blick schließlich abwandte. Stoßend atmete Bobby aus, als John schließlich an ihm vorbeiging und sich räusperte. „Ähm ja...“, begann er langsam und Bobby wagte nicht, sich zu ihm umzudrehen. Hatte John irgendetwas gemerkt? Hatte er sich verraten, indem er einige Sekunden zu lange in die Augen seines besten Freundes gestarrt hatte? Bobby hatte das Gefühl, ihm würde schlecht werden. Tief atmete er ein und versuchte sich ein wenig zu beruhigen, wieder klar zu denken und irgendetwas sagen zu können, dass die ganze Situation entschärfen würde. Doch ihm fiel nichts ein. Für einen Moment standen sie schweigend mit dem Rücken zueinander da. Dann räusperte John sich erneut. „Hey… wir haben noch… uhm… ungefähr eine halbe Stunde, bis der Unterricht wirklich zu Ende ist. Ich hab keinen Bock mehr, zurückzugehen, du etwa?“, fragte er und Bobby hörte, wie er sein Feuerzeug herauskramte und zwischen seinen Fingern drehte. „Wir könnten uns in den Gemeinschaftsraum setzen und ausnutzen, dass wir um die Uhrzeit mal keine Scheiß-Teenie-Sendung gucken müssen, was meinst du?“ Bobby fuhr sich durch das langsam bereits angetrocknete Haar und versuchte sich zu sammeln. Offensichtlich schien John nicht näher auf das Thema eingehen zu wollen oder er hatte sich schon wieder umsonst verrückt gemacht. „Klar, gute Idee“, sagte er und setzte gekonnt seine fröhlichste Stimme auf. Noch einmal einen tiefen Atemzug nehmend – keep cool, Bobby, du bist der Iceman! – drehte er sich schließlich zu John um, welcher schon einladend die Tür offen hielt. Lächelnd ging er an diesem vorbei und merkte, wie John dies mit einem Schmunzeln erwiderte. Doch diese Geste verschwand für einen Moment, als Bobby ihm den Rücken zugekehrt hatte. Was ist bloß mit dem los? Ist dem die Tinte ins Hirn gesickert, oder was? John fand es verwirrend, wie Bobby sich momentan verhielt. Er hatte keine Ahnung, wo dieser mit seinen Gedanken war. Nur ihm fiel auf, dass es immer merkwürdiger wurde. Was war das gerade gewesen? Er hatte ihn angestarrt, als wäre er mit seinen Gedanken ganz weit weg gewesen. Auf irgendeinen anderen Planeten, weit ab von diesem Sonnensystem. Er wusste nicht, wie er darüber denken sollte. Oder was er dazu sagen sollte. John beschloss, Bobby nicht darauf anzusprechen, doch ein merkwürdiges Gefühl blieb. TBC So, ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Kommis, Kritik und was euch sonst so einfällt wie gewohnt bitte zu mir *lol* Bis zum nächsten Kapitel dann, motte Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)