Oh Mann, Ryoga! – Eine schamlose Parodie. von Deepdream ================================================================================ Kapitel 1: Das fiel ins Wasser! ------------------------------- „Ryoga Hibiki, hiermit ernennen wir Sie zu einer Göttin zweiter Klasse, dritter Kategorie mit limitiertem Zugriff.“ „G-Göttin?“ „Exakt, Ygdrassils Beschluss steht fest und Ihnen wurde die Legitimation erteilt, diesen Titel mitsamt den mitgeführten Privilegien anzunehmen.“ „G-G-Göttin?“ „Hinzu kommt selbstverständlich auch ein eigener Tätigkeitsbereich, in dem Sie fungieren und Ihre Funktion ausführen werden.“ „G-G-G-Göttin?“ Die bildhübsche Frau ihm gegenüber schlug die Augenlider auf und erstarrte in ihren Zügen. Behauptete man, dass sie geschockt war, so würde man erheblich untertreiben. Bildlich gesprochen fiel sie nämlich aus allen Wolken, was sich als Göttin zweiter Klasse und himmlischer Botin als recht amüsant ausnahm. „Du bist ja ein Mann!“, konstatierte sie das Offensichtliche. „G-G-G-G-Göttin?“ „Und du neigst zur Wiederholung“, ergänzte sie bedeutend gefasster. … <><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><> Oh Mann, Ryoga! – Eine schamlose Parodie. <><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><> Kapitel 1 – Das fiel ins Wasser! <><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><> Die Charaktere gehören mir nicht, sie gehören Rumiko Takahashi. Da ich weder weiblich noch kleinwüchsig bin, schließe ich, dass sie mir auch nie gehören werden. <><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><> … Nachdenklich ließ sich die Botin auf ihre vier Buchstaben zurückfallen. Obwohl sie die Stirn runzelte, – ein Umstand, der ihre grüne Tätowierung hervorhob - schaffte sie es friedlich dabei auszusehen. Das nannte man dann wohl göttlichen Charme. „Wie es den Anschein hat, bedarf es hier einer kleinen Korrektur. Schließlich wollen wir die Entscheidung Yggdrasils ja nicht in Frage stellen, oder?“, führte die junge Frau geistesabwesend aus. „Frage? Yggdrasil?“ – seine Augen weiteten sich – „Korrektur?“ Nun kann man über den ewigen Wanderer viel behaupten, aber er ist nicht wirklich so schwer von Begriff wie viele Gerüchte über ihn aussagen. Zugegeben, viele Gerüchte sagen auch aus, dass sein Orientierungssinn katastrophal ist – was stimmt – und dass seine Wanderungen enorme Sachschäden nach sich ziehen, – was bewiesen ist - aber nichtsdestotrotz liegt nicht viel Wahrheit in den Gerüchten, dass der Stirnbandträger dumm wäre. Ryoga Hibiki ist keineswegs dumm. Er ist es nur einfach nicht gewohnt seinen Kopf zu gebrauchen, so wie Vögel es nicht gewohnt sind, Marathonlauf zu praktizieren. Warum sollten sie das auch? Sie haben immerhin Flügel und da wo sie Flügel haben, da hat Ryoga Hibiki Fäuste. Wozu also denken, wenn man das Problem zertrümmern kann? Dass es ihm in der Tat nicht an Klugheit mangelte, bewies das schlechte Gefühl, – in Fachkreisen Misstrauen genannt - das den ambitionierten Kampfsportler in eben diesem Augenblick befiel, kaum, dass das Wort Korrektur gefallen war. „He-Hey, kö-können w-wir nicht d-darüber reden?“, argumentierte es vergebens, die Hände beschwichtigend erhoben. Sein gleichzeitiges Zurückstolpern brachte ihn dennoch keinen Schritt von der seltsamen Frau fort. In einer anderen Situation wäre ihm diese merkwürdige Begebenheit gewiss aufgefallen, aber das hier war keine normale Situation. Selbst für ihn war diese Art von Begegnung eine Absonderlichkeit, auf die er nicht vorbereitet war. Das Haar der Göttin wies das lebendige Grün einer Bergwiese im Frühling auf so wie ihre Augen wie Sonnenstrahlen leuchteten. Solche Sonnenstrahlen kannte er nur von ebenjenen Bergwiesen, die er auf seinen langen Reisen überquert hatte und nicht selten hatte er dort Rast eingelegt. Alles in allem hätte ihn der Anblick des Herolds im Grunde verzücken müssen, - schließlich war sie ganz nebenbei erwähnt weiblich - hätte sie nicht den Ausdruck Göttin und kurz darauf Korrektur verwendet. Außerdem stimmte noch die eine oder andere Kleinigkeit ebenfalls nicht mit ihr. So war Ryoga Hibiki in seinem Leben schon vielen eigenartigen Dingen begegnet. Manche dieser Ereignisse waren so verrückt, dass ihm noch nicht einmal Mousse oder Ranma glauben wollten – was viel aussagte. Nicht, dass er sonderlichen Wert auf die Meinung der beiden legen würde. Aber trotzdem stand zum Fakt, dass er viel Seltsames auf seinen Reisen zu Gesicht bekommen hatte. Dass eine Frau aus seinem Lagerfeuer herausstieg wie der Phoenix aus den Legenden, sich mürrisch den Ruß abklopfte und ihn daraufhin namentlich adressierte, war allerdings selbst ihm neu. Ebenjene Frau davon reden zu hören, dass er nun eine Göttin werden sollte, setzte dem Fass die obligatorische Krone auf. Also entschloss sich Ryoga zu einem taktischen Rückzug und zog dadurch den Meister der Flucht selbst zu Nutze. „I-Ich kenn’ da jemanden, der könnte d-den Job viel besser erledigen. Saotome, Saotome Ranma. Sicher h-hast du nach ihm ge-gesucht. Glaub’ mir, der macht d-das mit L-Links.“ Einfach Lächeln. Schön lächeln und Abstand halten. Er musste nur immer lächeln, so sehr es ihm auch wehtat und seine Nemesis mit unverdientem Lob überschütten. Eventuell konnte er ja so das drohende Unheil abwenden und stattdessen zu Rachezwecken nutzen? So eine Situation würde diesem Schuft und Frauenheld eine lehrreiche Lektion erteilen. Ja, Ranma konnte so was wirklich gebrauchen. Vielleicht würde er ja dann endlich einmal etwas Gutes in seinem Leben bewirken, anstatt ihn, Ryoga Hibiki, jeden Tag aufs Neue durch die Hölle zu jagen. In Gedanken grinste Ryoga bereits, denn für ihn war klar – diese seltsame Frau würde Ranma wählen. Um Ranma drehte sich schließlich alles. Soviel war Gesetz. Wurde Akane von Unbekannten entführt, so lag das an Ranma. Kamen irgendwelche starken Kämpfer, so wollten diese gegen Ranma kämpfen. Erschienen fremde Mädchen, so waren sie Ranmas Verlobte. Also konnte diese Angelegenheit doch eigentlich nur seinen Feind aus Kindheitstagen betreffen. Ranma zog solche irrsinnigen Ereignisse an wie das Licht die Motten, egal jetzt, ob es sein Verschulden war oder nicht. Warum also sollte diese unheimliche und unnatürliche Frau Ryoga den Vorzug geben? Er war doch ohnehin nur die unbedeutende, zweite Geige und letztendlich war es doch Ranma, der alles bekam und sich dann auch noch beschwerte. Dieser eingebildete, selbstzufriedene, kleine… „Nein. Die Entscheidung steht fest.“ Überrascht riss sich Ryoga aus seiner angehenden Hasstirade und heftete sein Paar erschrockener Augen auf die weibliche Gestalt vis-à-vis. Aus dem Nichts fiel eine schmale Brille auf die Nase der Frau und eine Urkunde in ihre Hände. Sie räusperte sich, strich sich ein paar Strähnen aus den Augen und setzte an. „Name: Ryoga Hibiki. Alter: 17 Jahre. Aufenthaltsort: Variabel. Gängige Profession: Kampfsportler. Ihm wird hiermit das Recht zugesichert Göttin zweiter Klasse, dritter Kategorie mit begrenztem Zugriff zu werden.“ In einer besonders wichtigen Geste schob sich der göttliche Herold die Brille ein wenig höher und starrte den jungen Mann vielsagend an. „W-Warum ich? Warum nicht Ranma? Sonst ist’s doch auch immer Ranma!“, beschwerte sich der Freizeitwanderer. Die Frau schnaubte und rieb sich die Schläfe. Wie kam es, dass das zukünftige Personal in Sachen Qualität immer stärker abnahm? Sie mussten dringend Yggdrasil einer Wartung unterziehen. Erst ist es ein Junge, zweitens ist dieser von Neid und Rachsucht besessen und drittens will er den Posten noch nicht einmal. Wenn sie dagegen jenen anderen Jungen, diesen Ranma nehmen würden… Hinter ihrer Stirn begann es zu pochen, als sie die Informationen dieses Jugendlichen abrief. Massenhaft Verlobte, eine Schlange von Feinden bis an den Horizont, das Taktgefühl eines Backblechs, ein Großmaul und eine gehörige Arroganz. Soviel zum Thema Alternative. Trotzdem konnte sie Ryogas Einwand schon nachvollziehen. Warum ausgerechnet er und nicht jemand anderes? Es existierten genügend Chaoten auf diesem Planeten, allerdings nur wenige derart Unausgeglichene wie der Junge vor ihr. Ihn mit der Kraft einer Göttin, sei es auch nur dritter Kategorie, zu segnen, erschien ihr sehr bedenklich. Ebenso könnte man einem Ganoven eine Pistole in die Hände drücken und erwarten, dass er zum Polizisten wird. Aber schlussendlich war es ja nicht ihre Wahl, also was soll’s? „Hiermit frage ich dich. Nimmst du die Rechte und Pflichten einer Göttin dritten Grades an?“ „Verdammt! Nein!“ „Die Frage war rein rhetorischer Natur mein Junge.“ Jovial lachend hob sie die Hand und entließ einen Funkenwirbel auf die Gestalt Ryogas. „Keine Chance!“ Mit einem gewaltigen Satz sprang er rückwärts, schwang herum und sprintete los. UND rannte geradewegs in einen Baum, der zuvor noch nicht dort gestanden hatte. Es verbleibt zu sagen, dass der Baum zuerst fiel und Ryoga zwar unwesentlich später – aber trotzdem später – diesem Schicksal folgte. Seine Gedanken schwirrten, seine Gliedmaßen wollten sich nicht rühren und das letzte was er mitbekam, war die unverständliche Stimme der Frau ehe er das Bewusstsein einbüßte. Es verging nicht eine Stunde, da rührte er sich wieder. Der Mond schien in seinem, ihm eigenen Silberton und die Luft war merklich abgekühlt. Außerdem war das Lagerfeuer ausgegangen, was nicht wirklich zum Komfort beitrug. Ansonsten jedoch erschien alles soweit normal. Hatte er vielleicht nur geträumt? Probeweise ballte er seine Faust, hörte das altbekannte Knacken seiner Fingerknöchel und entspannte die Hand wieder. Klang in Ordnung. Keine Krallen, Hufe oder Flossen. Ein glückliches Grinsen pflasterte seine Lippen. Gott, nie wieder würde er so fettreich vor dem Zubettgehen essen und für die nächste Zeit konnte Ranma ruhig soviel Chaos produzieren wie er wollte. Ryoga würde sich daran nicht weiter stören, denn dieser komische Traum hatte ihm doch eine Erkenntnis eröffnet. Es war bedeutend besser die zweite Geige zu spielen, denn dann lief man weniger Gefahr beachtet zu werden. Und wenn sein Traum auch nur im Geringsten ein Hinweis darauf war, was einen so erwarten konnte, – vorausgesetzt, man war wichtig - so blieb Ryoga doch lieber sehr, sehr unwichtig. Freudig streckte er seinen Hals hoch zum Himmel und breitete die Arme schwungvoll aus. „Wahahahaha! Eine Göttin - alles klar! Kein Fleisch mehr am Abend!“ Noch immer lachend wischte er sich ein paar Krümel Schlaf aus den Augenwinkeln und blickte rundum. Sein Lachen wurde zum Röcheln. Wo war er jetzt schon wieder? Der Mond mochte zwar derselbe sein, die Umgebung war es aber nicht geblieben. Anstelle des tiefen Waldes, in dem er sein Nachtlager aufgeschlagen hatte, kniete er nun an einem plätschernden Bach. Wo aber war der so plötzlich hergekommen? Er hätte doch gehört, wenn irgendwo in seiner Nähe Wasser gewesen wäre! Hatte er geschlafwandelt? Kritisch beäugte er die verkohlten Überreste des Lagerfeuers. Nein, dass war ganz eindeutig dieselbe Feuerstelle, die er vor wenigen Stunden erst entzündet hatte. Zudem stand sein Rucksack keine zwei Meter von ihm im Gras. Wo kam jetzt aber der Fluss her? „Komisch…“, murmelte er, suchte für einige Sekunden nach einer Antwort und zuckte dann halbherzig in bester Hibiki-Manier mit den Schultern. Was soll’s? Es würde schon alles in Ordnung sein. Möglicherweise war er ja ansteckend und alles, was er berührte, ging irgendwann gemeinsam mit ihm verloren? Ob dass auch mit Akane funktionieren würde? Er konnte sich bereits lebendig vorstellen wie er das burschikose, liebevolle Mädchen mit sich auf eine lange Reise nahm und Ranma hilflos hintendran blieb. „Hey, warte mal - “ Sein schöner Gedankengang wurde von der weniger willkommenen Erleuchtung abgelöst, dass er mit seinem Rivalen weitaus häufiger in Kontakt gekommen war als mit seiner Herzensdame. Würde er also irgendwann zusammen mit Ranma in der Fremde verschwinden und die einzige Gesellschaft, die er über Monate ertragen würde, wäre der arrogante, miese, stumpfsinnige… Über dieser Überlegung stürmte Ryoga zum Bach und tunkte seinen Kopf ins eiskalte Wasser. Augenblicklich verdrängte die flüssige Kühle die ungewollten Gedanken aus seinem Kopf. Was für ein Alptraum – er und Saotome alleine. Wesentlich besonnener rieb er sich das Wasser aus den Augen und beobachtete sein Spiegelbild. Woraufhin er in der nächsten Sekunde die Balance verlor und kreischend in den schmalen Flusslauf stürzte. Prustend wirbelte er das Wasser auf, als er daraus hervorschnellte. Sein Haar nahm ihm die Sicht und doch schien das Mondlicht hindurch und er bemerkte, dass er den Bach im Silberglanz der Nacht mühelos beobachten konnte. Was ging hier vor sich? Und vor allem; warum war er ein Mädchen! Zornig stanzten ihre Augen Löcher ins Wasser, – nur zu wörtlich - worüber sie erschrocken aus dem Wasser stolperte. Perplex sah sie die Wasserringe sich ausbreiten. War das alles also doch kein Traum gewesen? Aber wie war das möglich? Verdammt! Ranma sollte in dieser Lage stecken, nicht er – eh, sie. Was hatte sie getan, um dieses Schicksal zu verdienen? Geschweige denn, was sollte sie jetzt tun? „WAH!“, kreischte sie, als sich ein Blitz vor ihr in den Boden bohrte und sie von den Füßen riss. Halbgeblendet krabbelte sie auf allen Vieren zu der Stelle verbrannten Grases und entdeckte ein sauberes weißes Briefcouvert. Ob das eine Bombe war? Mit einem Kopfschütteln klärte sie ihren Verstand von solchen Gedanken und öffnete den Umschlag. Was sie darin vorfand, war nicht weiter unerwartet. Es war ein Brief, einfach gefaltet. Als sie ihn aufschlug, las sie nur einen einzigen, fettgedruckten Satz. Er genügte allerdings, um sie lange und hysterisch auflachen zu lassen. Ryoga Hibiki – Göttin des Frohmuts. Die nächste halbe Stunde verbrachte das Mädchen in einem Wechselspiel aus Tränen und weiterem Gelächter, ehe sie zur Ruhe kam. Immerhin fürs Erste und bis sie einen Weg fand, Ranma dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Seufzend wandte sie sich zurück zum mysteriösen Fluss und hockte sich dort hin, die Augen zum Himmel gerichtet. Die Sterne waren so schön, das Himmelszelt nachtschwarz und der Mond wärmte sie auf merkwürdige, aber angenehme Weise. Dann sah sie herab und unterzog ihre Reflexion auf der Wasseroberfläche einer exzessiven Musterung. Das Resultat war ein erneuter Panikausbruch. „M-Mei-Meine Kleider!“ Hektisch fuchtelten ihre Hände über besagte Kleider, die sich jedoch irgendwann zwischen Ohnmacht und Erwachen eindeutig verändert hatten. Was einst harter, leinener Stoff gewesen war, war glatter Seide gewichen. Seide, die nun sehr, sehr eng anlag und Ryogas Nase zum Anschwellen brachte. Wie eine Wickelung aus Schleiern umhüllte sie der Stoff, glänzte und erschien fast transparent im hellen Mondlicht. „Ich seh’ aus wie eine feuchte Männerphantasie!“, brüllte sie in heißer Rage und riss die Arme zornschnaubend noch. Das Bachwasser peitschte nicht minder wütend zu beiden Seiten empor und ließ eine verdatterte Göttin dritter Klasse am Flussrand stehen. Also DAS hatte sie jetzt nicht kommen sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)