Bloody Lemons von Baku ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- * Erst zwei Stunden später war es Nagis Stimme, die Schuldig wieder aus seiner Bewusstlosigkeit riss und die Schmerzen, seiner kühlen, zierlichen Hand ein wenig linderte. Verbrennungen, durch die gnadenlose Sonne übersäten die gesamte Haut des Rothaarigen, die ihr ausgesetzt gewesen war, und die Wunde an seinem Hals brannte von dem Desinfektionsmittel, welches der Jüngere hinein geträufelt hatte. "Wir sollten hier so schnell wie möglich abhauen Schu.", murmelte Nagi und wandte seinen Kopf in Richtung, der immer noch am Baum lehnenden Leiche. Sein dunkles Haar wurde sanft vom Wind erfasst und ließ ihn im Schatten der Bäume noch kleiner, noch zerbrechlicher und femininer erscheinen, als er es normalerweise zuließ. Etwas unbeholfen stützte Schuldig sich mit den Händen ab, stemmte seinen Körper mit aller Kraft in eine aufrechte Sitzposition und versuchte sich dann gänzlich aufzurichten. Zum Glück waren Wolken aufgezogen. Schattenspender, die es möglich machten, dass die beiden, obwohl Schuldig kaum laufen konnte, schon kurze Zeit später das Lager erreicht hatten. Wenn Crawford herausfinden würde wie extrem gründlich er seinen Auftrag verhauen hatte, dann wäre mit ihm die nächsten Tage wohl kaum gut Kirschen essen. An die Strafe des Auftraggebers wollte Schuldig lieber gar nicht erst denken. Es wäre wohl am besten wenn er sich bis zum nächsten Morgen irgendwie vor den anderen in Sicherheit brachte und dann, wenn er sich wenigstens nicht mehr ganz so durchgekocht fühlte, mit der Sprache rausrückte, falls er es überhaupt nötig hatte sich zu entschuldigen, denn er konnte ja nicht ahnen, dass Abessinier ihn angreifen würde und vorsichtig war er schließlich mehr als genug gewesen. Kaum war Nagi wieder verschwunden schleppte der Telepath sich in sein Zimmer und suchte sich etwas zu Essen. Im Moment hatten die vier Mitglieder von Schwarz keine Eigenen Wohnungen, denn dieser Stützpunkt lag halt wirklich weit abseits und deshalb war es auch nicht einfach mal eben zwischen den Einsätzen zum Einkaufen zu fahren. "Mist..", knurrte Schuldig leise, nachdem er festgestellt hatte, dass in seinem Kühlschrank eine gähnende Leere herrschte. Wenn er an diesem Abend noch etwas zwischen die Zähne bekommen wollte, würde er wohl oder übel bei Brad anfragen müssen, denn mit Farfarello legte man sich lieber nicht an und Nagi war wohl wieder verschwunden. Wo steckte der Kleine eigentlich immer wenn man ihn mal brauchte? Es war doch sonst nicht seine Art einfach so mal mehrere Tage nacheinander nicht bei der Arbeit zu erscheinen, geschweige denn sich überhaupt nicht mehr blicken zu lassen. Wenn er Zeit dazu hatte würde er mal Nachforschungen anstellen, was für Beschäftigungen das jüngste Mitglied in seiner Freizeit nachging. Er hatte doch wohl nicht vor sich 'ne Freundin anzuschaffen, die ihn mit dummen Fragen durchlöcherte und dann wohl möglich noch dran glauben musste? Egal. Der Hunger stand im Moment jedoch eindeutig an erster Stelle auf der Dringlichkeitsliste, was Schuldig dazu bewegte sein Zimmer wieder zu verlassen, durch das halbe Gebäude zu Brad zu wandern und ohne anzuklopfen sein Zimmer zu betreten. "Sieh einer an." Crawford drehte sich nicht auf seinem Stuhl oder sah wenigstens von seinem Laptop auf sondern zeigte nur auf einen Teller mit Brotscheiben, der auf seinem Esstisch stand. "War ja klar, dass du wieder vergessen würdest einzukaufen. Hast es wohl Naoe zu verdanken, dass du überhaupt noch was essen kannst und nicht halb verbrannt im Bett liegst.", sagte er ruhig, wenn man auch davon ausgehen konnte, dass er in Wirklichkeit ziemlich wütend war. Schuldig erwiderte nichts, nahm sich den Teller und begann schweigend zu essen. Er wagte es nicht Crawfords Gedanken zu lesen und starrte lieber auf die kitschige blaue Tischdecke, deren Rand mit kleinen rosafarbenen und gelben Blümchen bedeckt war. Ein Geschenkt von Takatori Reiji, das jedes Mitglied von Schwarz zum letzten Weihnachtsfest bekommen hatte. Es war schon ziemlich ungewöhnlich, dass die vier Jungs überhaupt etwas geschenkt bekamen und sich darüber zu beschweren wie abgrundtief häßlich diese Tischdecke aussah wäre einem Selbstmord gleichgekommen. "Du weißt, dass sowas eigentlich nicht passieren dürfte." "Natürlich. Meinst du ich bin Abessinier absichtlich in die Arme gelaufen? Ich hab dir gleich gesagt, dass ich bei der Sauhitze nicht arbeiten kann." "Es ist normal, dass du dich beschwerst, aber diesmal bist du wegen deiner dickköpfigen Unaufmerksamkeit fast gestorben." Der Stuhl drehte sich geräuschlos, Brad erhob sich und trat leise an den Tisch heran um mit verschränkten Armen auf Schuldig herabzublicken. "Du wirst deinen Fehler wieder gut machen müssen. Nur damit das klar ist." Langsam beugte er sich herab über und fuhr mit den Fingern seiner rechten Hand Schuldigs Wange entlang. Die Haut brannte immer noch ein wenig, aber das Essen stärkte, nur nervte es ihn wie ruhig und doch höchst kritisch Brad mit ihm sprach. "Lass das." Genervt stieß er die Hand des anderen Weg, schob sich den letzten Rest seines Brotes in den Mund und stand auf. Er hatte keine Lust sich weiter mit Brad zu unterhalten und erst recht nicht sich anderweitig ihm einzulassen. In seinem Kopf drehte sich alles und im Moment wollte er nichts als sich in sein Bett legen und schlafen, bis er sich Morgen um die Folgen seines Versagens kümmern konnte. Dieser eisige Blick Crawfords erinnerte ihn nur an Ayas Augen, als sie tödlich - in ihrer Färbung annähernd Violett - auf ihn hinabfunkelten, jeden Moment bereit ihn zu vernichten. "Ich kümmere mich morgen um alles..", murmelte er und verschwand durch die Tür wieder hinaus. Es interessierte ihn nicht, dass Crawford ihm nach rief, dass er nicht einfach abhauen solle und dass er lebensmüder Dickkopf wäre. * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)