Traumfänger von Meggy-Jo (Lebe deinen Traum - ein Jahr lang) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Ich hatte Angst, so wie immer. Meine zitternden Hände wühlten sich durch das Chaos an Kleidungsstücken, warfen einige Teile in den geöffneten Koffer, die anderen achtlos auf den Fußboden. Die Zeit rannte mir davon; die Chance meines Lebens schien mir mit jeder verstrichenen Minute durch die Finger zu gleiten. In meiner Brust brannte die Furcht davor, direkt neben der Angst, diese Chance ergreifen zu können. Es machte keinen Unterschied, ob ich rechtzeitig zum Flughafen gelangen würde – die Angst vor dem Neuen würde mich immer verfolgen. Darum ergriff ich die Gelegenheit beim Schopf, als unter einem T-Shirt ein von mir längst in Vergessenheit geratener Gegenstand zum Vorschein kam. Es war ein uraltes Kulturerbe der Indianer, ursprünglich nur für rituelle Zwecke benutzt, doch mittlerweile selbst hier in Europa in nahezu jedem Geschäft zu kaufen: Ein Traumfänger. Ein perfekt geformter Kreis aus Stoff mit einem feinen Geflecht an Fäden und Perlen im Innern und langen Federn an der Unterseite. Ich wusste nicht, wie lange ich ihn schon als verloren erklärt hatte; jetzt eignete er sich perfekt dazu, mir selbst einen Grund zum Zögern zu liefern, um meine Angst einige Sekunden zu verdrängen. Langsam, fast andächtig, nahm ich das Kunstwerk und hielt es gegen das Sonnenlicht. Obwohl nicht mal der kleinste Luftzug herrschte, pendelte der Traumfänger sacht hin und her, als wolle er seine heilige Aufgabe von selbst erledigen. Traumfänger sind dazu da, ihren Besitzer in der Nacht vor bösen Träumen zu bewahren. Schwingen sie über dem Bett eines Menschen, so erhaschen sie die vorbei fliegenden Träume, die nach Glauben der Indianer in der Luft schweben, und halten die schlechten Träume in dem Geflecht in ihrer Mitte fest, während sie die guten Träume an den Federn zu dem schlafenden Menschen leiten. Ja, Träume waren etwas, mit dem ich mich bestens auskannte. Würde ich nicht an Träume und ihre Erfüllung glauben, wäre ich jetzt nicht hier, um meine Koffer für diese Reise zu packen. Da war der Moment des Zögerns auch schon wieder vorbei; ich verstaute den Traumfänger in der Seitentasche und schloss meinen Koffer gleich darauf. Als ich einen letzten Blick auf den Inhalt erhaschte, wusste ich, dass ich mich all meinen Ängsten stellen würde. Dort drinnen lag der Grund für meine Reise und einen Teil meiner Angst: vier CDs mit seinem Gesicht auf dem Cover. Ich würde zu ihm gehen. Er – dessen Namen ich nicht einmal zu denken wagte – er war mein Traum. Mein Herz pochte heftig gegen meine Rippen, als ich jetzt den Koffer schulterte und mein Zimmer verließ. Dabei öffnete sich einer der Reißverschlüsse an der Seite ein kleines Stück weit und neckisch reckte der Traumfänger sich erneut den letzten Sonnenstrahlen des Tages entgegen. Goldenes Sonnenlicht streichelte braunen Stoff und schwarze Perlen. Schade, dass dieser Traumfänger nicht bei Tage funktioniert, sonst hätte er mich mit Sicherheit davon abgehalten, mein Elternhaus an jenem Tag zu verlassen. Er hätte gewusst, was die guten und was die schlechten Träume auf dieser Welt sind. Doch ich kann nicht sagen, diese Entscheidung je bereut zu haben. ------- Herzlich willkommen zu meinem neuesten Werk – einer Story, die ich seit Ewigkeiten schreiben wollte. Ich hoffe, es hat euch trotz der Kürze gefallen, aber wie die meisten wohl wissen: Meine Kapitel sind immer recht lang, das hier war die Ausnahme. In diesem Sinne bis demnächst, ich freue mich immer über Feedback^^ lg Meggy Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)