Das Leben in der Anderen von NanaSaintClair (Und nichts ist, wie es einmal war. [Kaoru&Die]) ================================================================================ Kapitel 14: Zurück zu den Ursprüngen ------------------------------------ Fetten Dank an Serena_Yoshida, Jukiko, -sabishii-, reika80, -Zombie-, Kao_Baerchen, myamemo, Fresel, Maulwuerfchen, MYM, Pi-Li, Sakito_the_warumono, Aya-chan60, -Kaoru-, GacktJR, dat_Yoh-Chan, Kanoe, KyOs_DiE, rukas-crevasse & KaoSaftigeSchnitzel für die von euch hinterlassenen Kommentare. Ohne euch würde ich nämlich gar nimmer aus dem Knick kommen. Zum aktuellen Kapitel: 6.753 Wörter - es ist das vorletzte Kapi und weil ich es geschafft habe zu schreiben, bedeutet das dann, es liegt nur noch eins vor mir. ^^'' Hoffe, dass es euch gefällt. Vorschau aufs nächste Kapitel: Das Ende. Mehr sag ich diesmal nicht. Kapitel Vierzehn: Zurück zu den Ursprüngen So war das nicht geplant gewesen. Darüber war sich Kaoru im Klaren, während er noch eine ganze Weile auf seinem Bett saß und einfach nur zu schnallen versuchte, dass er gerade Toshiya von sich und Die erzählt hatte. Weil sie zusammen waren. Die und er. Ein Paar. Wer würde das nicht erst mal verdauen müssen? Nur leider hatte Kaoru eigentlich so gar nicht die Zeit dazu, als plötzlich sein Handy vibrierte und er daran erinnert wurde, dass er doch auch noch einen Job zu erledigen hatte. Also schob er vorerst alle anderen Gedanken beiseite, zog sich schleunigst um und dampfte auch gleich ab, um mit der Crew alle wichtigen Details durchzugehen. Sie mussten zur Halle fahren, dort aufbauen, den Sound einstimmen und zwischendurch vielleicht noch einen Happen zu sich nehmen. Während all diese Dinge abgehakt werden mussten, sah Kaoru natürlich auch Die, aber immer, wenn er dachte, er könnte nur kurz unter vier Augen mit ihm reden, kam etwas oder jemand dazwischen. Und als Kaoru ein letztes Mal vor der Show in den Bus ging, war wer natürlich nicht da? Die. Der hatte wohl einen Abstecher nach draußen gemacht. Womit Kaoru letztlich beschloss, dass er dann erst nach dem Konzert mit Die reden konnte, was auch okay war, wenn man es sich genauer betrachtete. Dann hätten sie wenigstens alle Ruhe und mussten nichts zwischen Tür und Angel besprechen. Bis dahin gab sich der Ältere einfach Mühe, dem Großen mit der roten Waffe keine lüsternen Blicke zuzuwerfen, die den anderen gegenüber als verdächtig gegolten hätten. Fiel Kaoru auch schwer, aber es gab nichts, was er nicht schaffte. Zumindest fühlte er sich so. Im Prinzip verlief der Abend auch genau nach Plan und noch während Kaoru im Bus saß, der sie nach dem Konzert zurück zum Hotel brachte, überlegte er sich schon mal, wie der weitere Abend verlaufen sollte. Mit Die zu reden würde nämlich sicher nicht die ganze Nacht lang dauern und innerlich freute sich Kaoru eigentlich schon viel mehr auf den Teil, der danach kam. Es war schön, wieder einen Menschen zu haben, mit dem man einfach nur seine Zeit teilen wollte, nicht nur das Bett. Dass gerade diese Person ausgerecht Die war, machte die Sache jedoch prickelnder, da man sicher sein konnte, dass es keinesfalls langweilig werden würde. Bestimmt würden sie noch viele Dinge finden, die miteinander Spaß machten. Als der Bus vor dem Hotel parkte, war Kaoru auch gleich der erste, der raus hüpfte und sich ab auf sein Zimmer machte, mit einer Hand schon mal nach dem Handy fummelnd, damit er Die eine SMS drücken konnte. Nicht minder vorfreudig war Die, der sich jedoch mehr Zeit ließ und noch seine sieben Sachen im Bus zusammen suchen musste, bevor auch er ins Hotel schlüpfen konnte. Gerade wollte er auch die Treppen hinunter, als er am Arm festgehalten wurde. Fragend schaute er daraufhin in Toshiyas Gesicht, während dieser seinem Bandkollegen ein ihm eher unbekanntes Kleidungsstück in die Hand drückte. "Gib das mal bitte Kaoru," nickte der Bassist dem anderen zu und schaute in dessen verdattertes Gesicht, welches Falten schlug in Anbetracht der Fragen, die sich ihm hieraus stellten. "Was ist damit?", wollte Die wissen, weil er gerade mal so gar keine Ahnung hatte, warum ausgerechnet Toshiya ihm ein T-Shirt von Kaoru in die Hand drückte. Es war wohl eines, dass er während der Show noch anhatte, aber was sollte nun Die damit? "Hat er hier vergessen, glaub ich," erwähnte Toshiya eher beiläufig und griff sich die eigenen Sachen. "Und du siehst ihn doch bestimmt noch." Was das nun wieder heißen sollte, konnte sich Die wiederum nicht erklären. Hatten sie nicht den selben Weg? Dann konnte Toshiya es doch auch vorbeibringen. Es sei denn, er ging von anderen Tatsachen aus. Informationen, die er eigentlich nicht haben sollte. "Wieso sollte ich?" Fangfragen stellen konnte ein Die ebenso gut wie jeder andere hier. Doch Toshiya seufzte nur kurz und kaute dann auf der Unterlippe. Anscheinend spielte Die noch ganz unschuldig, was wohl bedeutete, dass Kaoru ihm noch nichts von ihrer Unterredung erzählt hatte. "Na, ich dachte eben... also, weil..." Kam jetzt blöd, oder? Aber was sollte der Geiz? Sie waren doch unter sich. "Kaoru hat es mir gesagt. Du weißt schon, das mit euch. Darum dachte ich..." Begeistert sah Die nun aber wirklich nicht aus. Vielleicht musste sich das erst setzen. Man bekam immerhin nicht jeden Tag gesagt, dass man nichts mehr vertuscheln musste, wenn man sich in den eigenen Bandpaps verliebt hatte. Nur leider war das von Seiten Dies noch stark untertrieben. Wieso zur Hölle wusste Toshiya hier irgendwas, was ihn nichts anging? Außerdem, wieso verriet Kaoru Dinge, die niemanden etwas angingen außer sie beide? Und warum setzte er Die davon nicht in Kenntnis? Tja, und nicht zuletzt interessierte Die, wieso er für Kaoru nun schon den Sam spielen sollte? Das war nun wirklich nicht das, was er sich vorgestellte hatte! "Mach doch selbst!", knallte Die dem anderen also patzig vor den Latz und drückte ihm Kaorus altes Shirt wieder in die Knochen, bevor der Ältere leicht entzürnt aus dem Bus düste. Man kam sich hier doch echt vor wie der letzte Idiot! Aber nicht mit Die. Gerade als Kaoru sein Zimmer betreten wollte, kam ein junger Mann mit einem Sektkühler vorbei, woraufhin der Bandleader sogleich eine Idee hatte. "Hey, kann ich bitte auch so einen haben? Also nicht nur den Kühler, sondern auch ein bisschen Blubberwasser, zwei Gläser und..." "Also einmal den Chardonnay," nickte der Page gehörig. "Ja, genau." Blubberwasser. Hatte Kaoru doch gesagt, nicht? "Zwei Gläser und was dazu, Früchte oder was auch immer gut geht. Keine Eiscreme." Davon bekam er abends immer Bauchschmerzen. "Kommt sofort." Das war doch erfreulich. Danach ging Kaoru aufs Zimmer und verlieh seiner SMS noch den letzten Feinschliff, bevor er sie zufrieden an Die schickte. Nach langen Hin- und Herüberlegen hatte Kaoru nun doch beschlossen, den Text kurz und bündig zu halten: Ich warte auf dich. :* Lange musste er auch nicht warten, zumindest nicht auf den Sekt. Der kam bereits nach weniger als fünf Minuten und wurde dem Bandleader auf die Hotelrechnung gesetzt. Wohin aber nun damit? Am besten Kaoru stellte das kühle Getränk einfach auf den Tisch am Fenster, dämmte dann das Licht und suchte leise Musik auf dem Fernseher. So war es doch recht nett, beschloss er und beschäftige sich solange im Badezimmer, bis Die kommen würde. Alsbald konnte man auch das Klopfen an der Tür vernehmen und Kaoru zögerte nicht, sondern ging mit mittelstarkem Herzklopfen um seinem Freund herein zu lassen. Der sah allerdings noch sehr gestresst aus, wie er so da stand, mit den Händen tief in den Hosentaschen und kleinen Falten auf der Stirn. "Komm rein," bat Kaoru leise und lächelte dem anderen zu, der das Zimmer eher weniger erfreut betrat und sich darin umsah. Das alles schien Kaoru jedoch im ersten Moment zu entgehen, während er fröhlich vor sich hinstrahlend die Tür schloss und zu Die eilte. Seinen Blick suchend, fragte sich der Ältere denn dennoch, warum der andere so ein Gesicht zog. "Alles klar?" Nicht mal an dieser Stelle schaute Die ihn an, während er trotzdem nun endlich etwas sagte. "Sieht ganz so aus, als hättest du alles im Griff, hm?" Was? Das war verwirrend. Eindeutig sah Die auf den Sekt, der dort so offensichtlich stand, aber der sagte doch nicht viel aus über das, was Kaoru vielleicht dachte im Griff zu haben oder aber auch eben nicht. Worauf bezogen das war, konnte er sich gerade mal so gar nicht vorstellen. "Im Griff, wieso? Was meinsten damit?" "Naja," begann der Größere dann mit einem kurzen Seitenblick auf den anderen, bevor er wieder das Sektbuffet beim Fenster musterte. "Du hast alles Griff, alles geplant und durchdacht." Wiederum verstand Kaoru nicht. "Meinst du jetzt den Sekt? Das war nur so, weil ich eben dachte, es wäre ganz nett. Ist das zu kitschig? Hätte ich auch weglassen können. Wenn du lieber ein Bier magst, ist das auch okay." "OKAY ist das also," wiederholte Die diesmal schon etwas mehr schnippisch als zuvor, während er die Arme verschränkte. "Weil du es DACHTEST, aha. Vorher fragen wäre allerdings besser, meinste nicht?" "Mjoa," kam Kaorus etwas verzögerte Antwort. War das jetzt alles ernst gemeint oder wie sollte er das nun verstehen? Gut, vielleicht kam es wirklich zu übertrieben rüber. "Tschuldige, ich hätte auch vorher fragen können, aber wenn wir das Zeug nun nicht saufen, ist doch auch okay. Was soll's. Ist ja nicht wichtig." "Joa, genau. Was soll's. Drauf geschissen, was Die will," schnaubte der plötzlich und zuckte melodramatisch mit den Achseln, während er eine Fresse zog wie nach sieben Tagen Dauerregen. "Kaoru macht halt mal und dann wird sich Die schon danach richtig, was?" Also DAS wurde Kaoru nun eindeutig zu bunt. Was sollte der Mist? Er hatte es doch nur gut gemeint und der andere benahm sich nun aber echt kindisch und dämlich. "Die." Ruhig sprach er dessen Namen aus, nur um damit schon mal klar zu stellen, das er hier Kaoru vor sich hatte und nicht irgendeinen Idioten. "Du weißt genau, dass das so nicht ist. Also was soll das? Was ist los? Rede mit mir und wirf mir nicht nur solche Brocken vor die Füße." "Ich dir? Du wirfst mir doch die Brocken hin nach dem Motto ‚friss oder stirb'!" Diesmal drehte sich Die zu Kaoru um und schaute ihn deutlich verärgert an. "Da, sieh es dir an. Ist doch das beste Beispiel. Sekt! Seit wann sauf ich denn den Kram? Und Licht ist auch schon aus, wie nett. Alles vorbereitet für deinen neuen Freund, ne? Musste doch nur noch eine Pressekonferenz drüber geben, dann ist alles perfekt!" Oh Mann, nun drehte Die aber echt am Rad. Was sollte das denn hier? Da will man ihm einmal einen Gefallen tun und eine Freude machen, da schlägt der solche Wellen. Nicht mal ein Kaoru konnte dabei noch ruhig bleiben. "Dann sauf den Kram halt nicht. War doch nur eine Idee. Niemand zwingt dich, es auch zu trinken. Mein Gott, warum stellst du dich so an? Heute Morgen hattest du auch kein Problem, dich wie mein Freund zu benehmen und jetzt machste mir ne Szene wegen NICHTS. Kriegst du..." Oh, da kam Kaoru ein schlimmer Gedanke. "Kriegst du jetzt Zweifel? Dann sag es! Ich dachte nur... ach! Ich weiß nicht, was ich dachte. Jedenfalls nicht, dass du so einen Aufriss machst wegen ein bisschen Sekt." "Hier geht's auch nicht um deinen dämlichen Sekt, Kaoru!" Na hoppla. Wenn Die schon mal den ganzen Namen aussprach und das, obwohl hier wirklich niemand anders im Raum war, als dass man ihn hätte rufen müssen, das verhieß nichts Gutes. "Es geht auch nicht darum, dass du dir wahrscheinlich schon ausgemalt hast, wie wir die Nacht verbringen. Es geht darum, dass sich das alles in deinem Hirn abspielt und was ich vielleicht denke, kümmert dich einen Scheiß." Und wieder gab es nur Rätsel auf für Kaoru. "Ist doch Schwachsinn und das weiß du auch." "Ach ja? Weiß ich das?", zischte Die zurück und lachte höhnisch, obwohl er innerlich gerade erst zu brodeln anfing. "Warum machst du dann Dinge, ohne mich vorher zu fragen, was ich davon halte?" "Was denn für...?" Oh nein. "Na, dämmert's dem Herrn?" Spitzfindig beäugte Die sein Gegenüber. Noch nicht ganz dämmerte es jedoch. Das, was Die meinte, konnte doch nicht sein, was Kaoru hatte ansprechen wollen im weiteren Verlauf des Abends, oder? Dass die Erleuchtung noch nicht in vollem Umfang in Kaorus Gesicht geschrieben stand, half dem Jüngeren wiederum auf die Sprünge dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte. "Oh Mann, jetzt schaust du in etwa so doof wie ich, als ich mir habe anhören müssen, wie aufgeklärt doch unsere Bandfreude sind dank dir!" Oha. Also doch. "Scheiße." "DAS hast du dazu zu sagen? Na klasse. Du übertriffst dich selbst." Zynisch war Die im Normalfall ja eher nicht, aber heute war eindeutig eine Ausnahme. "Gott, Die. So war das nicht gewesen." Das hatte er doch vollkommen in den falschen Hals bekommen. "Wie denn dann? Da bin ich mal gespannt, was du zu sagen hast, nachdem du mich dastehen lässt wie einen Idioten." Auf die Erklärung konnte er zwar ebenso gut verzichten, aber hören wollte Die sie dennoch. "Wieso denn wie einen Idioten? Wer hat denn was gesagt zu dir?" Blöder Toshiya. Konnte wohl nicht sein Maul halten. Doch wer wusste, wem der es nicht schon weitererzählt hatte und wie nun wer Die deswegen dumm angemacht hatte. "Spielt doch keine Rolle!" Jetzt wich Kaoru doch glatt auch noch aus, statt dass er endlich mal seine Rechtfertigung aussprach. Wurde immer besser, fand Die. "Wieso weiß das überhaupt jemand?" "Weil Toshiya heute Morgen etwas gesehen hat!" Das war nun mal die Wahrheit und genau das hatte Kaoru doch auch vorgehabt seinem Freund zu sagen. Schlechtes Timing. "Er hat dich zwar nicht direkt gesehen, aber er hat mich darauf angesprochen. Er wusste, dass jemand im Zimmer war und er hat mich geradewegs gefragt, ob du es warst. Was hätte ich denn deiner Meinung nach sagen sollen?" "Na, bestimmt nicht die Wahrheit! Zumindest nicht, bevor du mit mir darüber gesprochen hast." Und danach am besten auch nicht. Es war doch noch viel zu früh, als dass jemand davon wissen musste, dass Die und Kaoru neuerdings mehr als nur Freunde waren. Kaoru seufzte. "Mir blieb aber nicht anderes mehr übrig, als die Wahrheit zu sagen. Und ich hab auch mit dir darüber reden wollen, aber wann denn? Bisher waren wir die ganze Zeit lang beschäftigt." "Darum hättest du ja auch lügen sollen!" War doch abzusehen, dass man so etwas nicht einfach zwischen Tür und Angel regeln konnte. "Und sag mir nicht, dass DIR nichts anderes mehr übrig geblieben ist. Du bist doch sonst so ein Genie, was das Lügen angeht." Das klang nun aber nicht sehr nach einem Kompliment. "Oh, vielen Dank." "Ja, was denn? Ist doch wahr. Um eine Ausrede bist du doch sonst nie verlegen, also erzähl mir doch nicht, dass du es nicht gern gemacht hast. Kam dir wahrscheinlich ganz recht, dass du es den anderen auftischen konntest." "Jetzt übertreib nicht! Wieso sollte mir das recht kommen? Ich war genauso wenig scharf drauf, Toshiya irgendetwas zu erzählen. Nur bin ich auch das Lügen satt! Ständig muss ich mir irgendeine Scheiße einfallen lassen. Dann wissen die eben bescheid. Na und?" Es kam für Kaoru mindestens genauso unangenehm wie überraschend, war teilweise sogar beängstigend, nur hatte Toshiya eben auch einen Standpunkt vertreten, der nicht von der Hand zu weisen war. Sie waren doch alle Freunde. "Na und sagst du? Das ist genau das, wovon ich hier rede. Für dich ist es ein Fall von ‚na und?' und was es für mich ist, danach fragst du nicht mal. Warum auch? Ist doch nur der dumme Die, der sich nach dir richten darf!" Auf jeden Fall fühlte man sich so, wenn man so vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, wie es Die heute passiert war. "Mach mal langsam, Die. Wenn sich hier einer nach irgendwem richtet, bin ich das. Ständig richte ich mich nach dir. Ob es nun wegen Kleinigkeiten oder wegen schwerwiegenden Dingen ist. Wenn du etwas willst, Kaoru darf es möglich machen, egal was es ist. Aber es ist okay, weil ich es gern tue für dich. Nur ja, ich hab Toshiya eben die Wahrheit gesagt und leider kann es ich nicht rückgängig machen und mich damit einmal mehr Dies Wünschen anpassen. Dummerweise kriegst du es aber auch nicht umgekehrt auch nur dieses eine Mal hin. Tut mir wirklich leid, dass ich mal nicht funktioniert habe, so wie du es gerne hättest!" Lange Reden halten konnte Kaoru eben doch am besten von allen. Nur war es ihm auch ernst. "Oh ja, mir tut es leid. Dass du mein Freund bist, tut mir leid. Weil man sich nun mal an genau diesen Freund wendet, wenn man nicht mehr weiter weiß. Was hätte ich denn machen sollen? Ich habe dich lediglich um Hilfe gebeten. Aber das bedeutet nicht, dass du dich an passender Stelle gleich so revanchieren musst, indem du Dinge preisgibst, die nun wirklich niemand wissen muss!" Nicht mal ansatzweise konnte sich Kaoru nämlich vorstellen, wie die letzten Wochen für Die gewesen waren. Darum hatte er dennoch niemals seinen Kumpel verraten. Richtig? Ganz sicher war sich Die dann auch wieder nicht. "Ich revanchier mich doch gar nicht! Spinnst du?" Hatte Die noch alle Latten am Zaun? Was glaubte der eigentlich von Kaoru? "Außerdem hast du unrecht. Es gibt Dinge, die bestimmte Menschen wissen müssen. Toshiya und die anderen sollten schon wissen, was wir machen, weil wir verdammt noch mal eine Band sind, die sich Stress untereinander nicht leisten kann!" Stress untereinander? Ganz richtig! Das alles hier war doch nur ein einziger Stress und da kam Kaoru an, der mal wieder die Bandleader-Karte ausspielte und so tat, als wäre seine Gesinnung immer nur dem Wohle der verfluchten Band. Was Die das zum Hals raushing, konnte man gar nicht mit Worten beschreiben! "Tja, ich hab's ja gewusst. Blöde Idee, das ganze. Mit uns. Immerhin wird immer die Band wichtiger sein und die darf ja keinen Stress haben. Also lassen wir's, Kaoru. War doch sowieso ne Scheißidee." Im tiefsten Inneren wollte Die jetzt hören, dass es nicht so war und dass er dem anderen wichtiger war als die verkackte Band. Nur leider war Die an der Oberfläche einfach nur stinksauer und unsicher. Kaum waren sie zusammen, hatten sie Streit. Fing doch schon gut an. Also warum es nicht gleich sausen lassen, bevor man sich noch mehr Ärger machte? "ScheißIDEE?" Das schlug doch jetzt aber dem Fass den Boden aus. "Weißte, wenn das alles nur eine Idee war, so ein fixer Geistesblitz von dir, dann hätte ich mich letzte Nacht wohl lieber nicht von dir flachlegen lassen!" Und so zornig es Kaoru auch aussprach, im Grunde tat es weh. Wie konnte Die das hier nur einfach so als Idee abstempeln? War er denn nicht verliebt? Hatte er keine Gefühle für Kaoru, auf denen ihre Beziehung basierte? War es eben doch nur mal so eine... Idee? "Ach, komm schon. Jetzt tu doch nicht so, als hättest du sonst was für ein Opfer gebracht. ICH hab meinen Job gut gemacht, wenn ich daran erinnern darf. Dir hat es doch gefallen. Hast wahrscheinlich schon lange keinen so guten Fick mehr gehabt!" Hey, das tat gut. Komischerweise. Je mehr Frust Die an Kaoru ausließ und ihm somit hoffentlich weh tat, umso weniger traf es Die, wenn Kaoru von Reue sprach. Das war ja einfach. In diesem Moment hätte der Ältere dem anderen jetzt gerne gesagt, was für ein Riesenarschloch er war. Doch leider wurde Kaorus Zorn durch zuviel Enttäuschung überschattet, während nicht minder sein kleines, wackeres Leaderherzchen darunter litt, was ihm da sein angeblicher Freund an den Kopf warf. Zwischen all den unterschiedlichen Gefühlen, die in Kaoru darum hochkamen, versagte nun sein Sprachzentrum vollends und er schnappte nach Luft. Das... war aber auch eine ganz schöne Bombe, die Die da geworfen hatte. Und das Schlimmste war, dass er sich dessen bewusst war, während er so das Gesicht seines Bandleaders musterte. Trotzdem war der Ärger in Die stärker. "Weißt du," begann Kaoru dann um Fassung ringend. "Eigentlich sagt das alles. Nur will ich dir auch was sagen: SO NÖTIG, wie du denkst, hab ich es auch wieder nicht. Du, mein Bester, warst es, der sich als Frau an mich geschmissen hat und du bist auch hier erschienen, damit ICH DICH ficke. Nur hab ich mich dummerweise einmal mehr nach dir gerichtet! DAS war eine SCHEISSIDEE!" Selten wurde Kaoru laut. Oftmals klang er bestimmend und hatte einem Befehlston an sich, aber kaum erhob er seine Stimme. Doch nun tat er es. Zu recht oder nicht, aber Die HASSTE es. Er war doch kein Kleinkind, den man anschreien konnte. "Brüll hier nicht rum, okay? Damit wird der Mist, den du hier von dir gibst, auch nicht wahr! Mag ja sein, dass ich genug Mann war, hier zu erscheinen, während du dich lieber verkrochen und mir nachgetrauert hättest. Hab ich nicht recht? Und dass du dich nach mir gerichtet hast, ist vielleicht wahr, aber komm mir doch nicht von wegen Scheißidee. Feuer und Flamme warst du und das ist wahrscheinlich auch das, was du kaum für dich behalten kannst, so geil, wie du es fandest, von mir gefickt zu werden!" Deutlich unter der Gürtellinie bewegte sich Die. Was auch kein Wunder war, da es immerhin Die war und niemand anderes. Was hatte Kaoru auch erwartet von einem wie dem? Da konnte der Jüngere noch so barsch mit dem Finger auf den anderen zeigen, es half jedenfalls nicht dabei, dass Kaoru ein bisschen mehr an Fassung wiedererlangte. Das Gegenteil war der Fall. Er schnaubte, knurrte dann leise und fixierte Die mit den Augen, als könnte er ihn damit aufspießen. "Noch ein Wort mehr und ich vergesse mich. Es reicht!" Das war aber nun wiederum genau das, was Die am Wenigsten leiden konnte. Wenn man ihm auch noch sagte, was er zu tun und zu lassen hatte oder wenn man ihm den Mund verbieten wollte. Kam doch gar nicht in die Tüte. "Kannst die Wahrheit nicht vertragen?" "Geh!", kam es dann von Kaoru wie aus der Pistole geschossen. "Ich hab mir jetzt genug angehört. Du hast sie wohl nicht mehr alle?!" Mit den Argumenten war Kaoru wohl am Ende, schlussfolgerte Die und grinste kurz fies und einseitig, als hätte er eine Schlacht gewonnen. "Du musst mich bestimmt nicht zweimal bitten. Geblieben wäre ich sowieso nicht. Da hab ich bessere Möglichkeiten und vor allem welche, denen ich vertrauen kann!" Mit einem weiteren schiefen Grienen zuckte der Größere mit den Schultern und drehte sich um, damit er auch bloß nicht länger den ganzen Mist hier sehen musste, geschweige denn Kaoru. Wenn er den auch nur eine Minute länger ertragen müsste, würde Die bestimmt Pickel quer über das ganze Gesicht bekommen. Darum gab er noch ein kurzes, höhnisches Geräusch von sich und schmetterte die Tür hinter sich zu, um gezielt und schnellen Schrittes in sein eigenes Zimmer zu stampfen. Kaoru hatte doch echt nicht mehr alle Glocken an der Kuh. Lief durch die Geografie und plauderte fröhlich aus, dass er mit Die Sex hatte - so blöd waren nicht mal die Fans! Und im Nachhinein tat Kaoru aber noch so, als wäre da alles nichts dabei und Die würde sich nur künstlich aufregen. Vollkommener Schwachsinn! Quer durch sein Zimmer stapfend war Die so wutgeladen, dass weder eine Zigarette noch ein Schluck Jägermeister half, ihn zu beruhigen. An Schlaf war da gar nicht zu denken. Immer wieder fuhr er sich mit den Händen durchs Haar, lief von einer Zimmerecke in die andere und verfluchte diesen Idioten von Bandleader, mit dem er dummerweise etwas angefangen hatte. Und bedauerlicherweise mochte Die ihn trotzdem noch. Was er aber gerade nicht zugeben würde! Lieber würde er sich von einem Laster überfahren lassen. Oder Kakerlaken futtern. Darum schnappte sich Die kurzerhand seine Lederjacke, zog sie sich über und verließ das Zimmer. Er musste raus. Er musste nachdenken. Er musste sich vor allem aber abreagieren! Im Zimmer gegenüber stand Kaoru nun da und starrte die geschlossene Tür an. Noch immer konnte er kaum fassen, was Die ihm da gerade eben gesagt hatte. Selbst wenn es wahr wäre, musste man solche Dinge keinem Freund an den Kopf knallen. Soviel war mal sicher. Dabei verfluchte sich Kaoru jedoch mehr selbst als den anderen. Warum ließ er sich auch auf einen wie Die ein? Es hätte Kaoru doch klar sein müssen, dass das vor den Baum ging. Ein beziehungsunfähiger Idiot wie der konnte doch gar nicht anders, als aus einer Mücke einen Elefanten zu machen und dann auch noch einen Haufen Dinge sagen, die deutlich mehr als nur unschön waren. Zum Schießen war das! Zum erschießen nämlich, und wenn nicht Die, dann Kaoru sich selbst! Ein richtig fieses Schwein war Die, jawohl. Mit einem tiefen Grunzen ließ sich der Bandleader aufs Bett gleiten und vergrub das Gesicht in den Kissen, um dort einmal laut hinein zu schreien. Doll. Und dass man sich benahm wie ein dummes Weib, war auch Dies Schuld. Sonst würde Kaoru sicher nicht in die Baumwolllaken plärren! Schon blöd, wenn man sich für einen sogenannten Freund zum größten Deppen der Nation machte. Sich auf den Rücken rollend, schnaubte Kaoru nun die Decke an. Gestern war alles noch so schön gewesen. Da war Die lieb gewesen und hatte wundervolle Dinge gesagt und getan. Sie nun aber auszulegen, als wäre Kaoru eine notgeile Hure gewesen, nahm all den schönen Augenblicken ihren ganzen Glanz. Nun waren sie zerstört und in Grund und Boden getrampelt. Und Kaoru wollte heulen. Doll hoch zwei. Noch ein Indiz mehr dafür, dass Die ihn zu einer weinerlichen Schwuchtel gemacht hatte. Blöder Die. Wer brauchte den schon? Niemand. Sobald Kaoru eine Fötushaltung einnahm, wurde die Sache allerdings noch brenzlicher. Da fühlte er sich gleich noch mehr wie ein verletzlicher Volltrottel als so schon. Vor allem, wenn er bedachte, dass er in genau dieser Position die dürren, sehnigen Arme dieses dummen, dummen Die auch gleich vermisste. Kacke. Nun war Kaoru Hals über Kopf verliebt und schon bekam er das Herz gebrochen. Bei seinem Glück hatte das so kommen müssen, schon klar, aber warum immer er? Wegen so einer Lappalie machte Die so einen Aufruhr. Das war doch lächerlich. War nun Schluss? Nein, oder? Oder doch? Ach Mann, das war doch alles dumm. Und der Sekt stand dort rum und wurde langsam warm trotz Kühlers. Das musste doch auch nicht sein. Also zwang sich Kaoru von Bett auf, setzte sich aufrecht und langte nach der Flasche. Gut, wenn Die also keinen wollte, war eben mehr für Kaoru da. So einfach war das. Wohin er gehen sollte, wusste Die nicht. Ihm stand weder der Sinn nach Gesellschaft, noch sehnte er sich nach der Ruhe seines Hotelzimmers. Also ging er immer der Straße entlang, blickte dabei auf seine Füße und ärgerte sich weiterhin über Kaoru. Vielleicht hatte der Recht, da es sicherlich nicht nur eine Kleinigkeit war, wenn sich zwei jahrelange Bandkollegen entschlossen, eine sexuelle Beziehung miteinander zu führen. Natürlich blieb die Band davon nicht unberührt, aber genau deshalb sollten sie doch nicht überstürzt handeln und jeden nächsten Schritt absprechen. War denn das so schwer? Nur wie sollte Kaoru auch verstehen? Das konnte er gar nicht. Weil er nicht in Dies Haut steckte. Für ihn war das Leben eine einzige Kompliziertheit geworden und sein Verstand hatte einfach Mühe, bei allen Geschehnissen noch hinterher zu kommen. Bis vor zwei Wochen war er noch ein ganz normaler, heterosexueller Mann gewesen, der sich fast jede Nacht eine der jungen Damen aus irgendwelchen Clubs gegönnt hatte. Kaoru hatte das nicht. Der war wohl einfach nur scharf darauf, wieder irgendwo unter zu sein, egal wer es war. Wenn auch nicht abzustreiten war, dass er Die mochte. Nur war Die bis letzte Woche wiederum im Körper einer Frau gefangen gewesen, hatte sich in der Sicherheit seines besten Freundes gewogen und ständig irgendwelche inneren Ängste unterdrücken müssen, damit seine Psyche dabei nicht ganz den Abgang machte. Natürlich konnte das niemand nachvollziehen. Wie auch? So locker und lässig Die auch durchs Leben marschierte, so machte sich sowieso keiner die Mühe herauszufinden, was unter der ganzen Oberfläche war. Ob sich darunter allerdings ein schwuler Mann verbarg, vermochte selbst Die nicht zu sagen. War dem wirklich so? Er fand andere Typen nicht heiß. Trotzdem mochte er Kaoru unheimlich gerne und er machte ihn auch an. Die empfand ihn als attraktiv und liebenswert, er wollte seine Nähe und Berührungen. Noch nie in seinem ganzen Leben war Die so etwas wie DAS passiert. Sich in einen anderen Mann zu verlieben, war doch total verrückt. War er nun darum schwul? Die fühlte sich nämlich so gar nicht schwul. Momentan fühlte er sich nämlich nur verarscht, und zwar nicht nur von Kaoru, sondern von der ganzen Welt. Mal machte man ihn einfach zum Weib, dann brachte man ihn dazu, dass er mit seinem Bandleader schlief. Normal war das doch keineswegs! Oder? Doch Die hatte sich auch seinem Schicksal ergeben. Wenn es denn so hatte sein sollen, dann war es auch okay für ihn. Immerhin musste er sich doch vor niemanden rechtfertigen! Nur hatte er da die Rechnung nicht mit seinen Bandfreunden gemacht und das stank Die gewaltig! Wieso aber konnte er von Kaoru nicht ein wenig mehr Einfühlsamkeit erwarten? Dass er zu seinem Freund kam und mit ihm redete, bevor er irgendwelche Pressekonferenzen über seines und Dies Privatleben gab. Was würde dann als Nächstes passieren? Ging Kaoru dann raus und plapperte überall aus, dass er Die auch als Weib geknackt hatte? Tolle Aussichten waren das. Es machte Die wütend. Wütend auf sich selbst und wütend auf Kaoru. Was war denn das für eine verkackte Welt, die zuließ, dass man so verwirrt und unsicher durch die Straßen irgendeines Kaffs lief? Wo war Die überhaupt? Er wollte nach Hause. Richtig nach Hause. Dorthin, wo Die einfach nur Die war und sich niemanden zu erklären hatte. Nur leider konnte er das nicht bringen. Denn er war sich verdammt noch mal seiner Verantwortung gegenüber der Band bewusst und er wäre der Letzte, der sie im Stich lassen würde. So war es in Wahrheit, aber niemand sah das. Immer war er nur der Dumme, der sich zu rechtfertigen hatte. Warum kam Toshiya denn nicht auf ihn zu, wenn er denn dachte, dass er in Kaorus Bett war? Weil diese Deppen immer nur Kaoru als denjenigen sahen, der die Verantwortung trug, dem man vertraute und dem man Verstand zutraute. Dass Die ebenso viele Dinge durch den Kopf gingen, war denen nicht klar. Niemand fragte nach ihm. Nie taten sie das. Und gerade jetzt kam er sich allein und verloren vor. Er brauchte ein Taxi. Er hatte sich verlaufen. Verfluchte Stadt. Je mehr man vom Sekt trank, umso unwichtiger wurde Die. Zu diesem Schluss kam jedenfalls Kaoru, während er den letzten Tropfen aus der Flasche saugte. Blöder Die. Wenn der dachte, dass er Kaoru zum Narren halten konnte, dann hatte er sich geschnitten. "Jawohl," blubberte der Bandleader seine Bettdecke an. Immer hatte er nur alles zum Wohle seines Freundes gemacht. Gestorben wäre er für den. Nur leider war es wohl umgekehrt nicht der Fall. "Ein arrogantes Mistschwein bist du!", nuschelte Kaoru vor sich hin, während ihm die Augenlider zuklappten und er in Gedanken noch mehr Sachen seinem EX gegen die Birne warf. Die war ein blöder Egoist, ein selbstverliebter Idiot, ein melodramatischer Clown, ein gefühlskalter Klotz und ein ganz gemeiner Sack! Genau. Und Kaoru vermisste ihn noch immer in seinem leeren Bett. Erst letzte Nacht war Kaorus Welt erfüllt gewesen von Die, seinen Taten und auch seinen Worten. Alles hatte sich um ihn und sie beide gedreht. ALLES war Die gewesen. Heute war er weg, hatte jedoch eindrucksvoll hinterlassen, was er wirklich über Kaoru dachte. Tief seufzend drehte sich Kaoru auf die Seite und wickelte sich in die Decke ein. Zum Ausziehen hatte er heute keine Lust mehr. Er würde müde und das Zimmer drehte sich auch ein bisschen. Sekt konnte er noch nie vertragen. Darum half er aber auch so gut dabei, die Gedanken an Die zu verdrängen und sich der Müdigkeit zu ergeben. Wurde immerhin auch höchste Zeit um drei Uhr morgens. Am Morgen darauf sah die Welt schon wieder ganz anders aus. So sagte man jedenfalls, wenn es auch in Dies und Kaorus Fall nicht den Anschein hatte. Alleine, jeder für sich, waren sie aufgewacht, aber das jeweils zu spät. Was in Anbetracht der Dinge auch gar nicht mal so schlimm war, da sie nicht sonderlich scharf darauf waren, sich gemeinsam oder mit den anderen an den Frühstückstisch zu setzen. Als Kaoru nach unten kam, warteten die anderen bereits auf ihn. Nun ja, alle bis auf Die, der noch später kam, sie alle ignorierte und sich ohne Mahlzeit in den Bus verkrümelte. Darauf schnaubte Kaoru nur leicht erbost und bat um einen Kaffee für die Fahrt. Nach etwas zu essen war ihm auch nicht. Ärger im Bauch wie eben wie ein schwer verdaubares Gericht. Geschlagene drei Stunden verbrachten sie alle dann auf dem Weg zum nächsten Ort, während sich Die in die Abgeschiedenheit der Playstation verkroch und Kaoru sich den ‚wichtigen' Dingen widmete, die da zum Beispiel das Durcharbeiten eines Zeitungsartikels betraf. So ging die Zeit auch rum und sobald sie ihr Ziel erreicht hatten, war sowieso keine Zeit mehr, sich umeinander zu kümmern. Da gab es andere Dinge, die wichtig waren. Nichts sollte zwischen ihnen stehen. Rumzicken gab es da nicht, genau wie Toshiya gesagt hatte. Also schwieg man sich eben an. Die skeptischen Blicke der restlichen Bandmitglieder wurden ignoriert, denn solange sie die Klappe hielten, war doch alles bestens. Immerhin hatte Die es für eine Scheißidee befunden, dass er etwas mit Kaoru angefangen hatte und daran hielt sich der Bandleader nun einfach. Dann machten sie eben einen Haken an die Sache. Leider war es nur nicht ganz so einfach, wie sich Kaoru das vorgestellt hatte. Wie so oft siegte die Vernunft in ihm über all den Zorn, Verbitterung, Enttäuschung und was nicht alles, wegen dem er eigentlich nicht mehr auf Die zugehen wollte. Schließlich gab es doch mal einen Grund dafür, warum er noch vor Kurzem dachte, er könnte mit seinem Rhythmusgitarristen mehr als nur eine Freundschaft haben, von der nebenbei nicht viel übrig bleiben würde, wenn sie sich für den Rest ihres Lebens ignorieren würden. Dann wäre da gar nichts mehr von dem, was sie doch wieder zu schätzen gelernt hatten. Also passte Kaoru einen günstigen Moment ab, in dem Die alleine im Bus war, ging direkt auf ihn zu und setzte sich ihm gegenüber. "Soll das jetzt für immer so weitergehen?" "Was denn?" Unwissenheit vortäuschend, blickte Die von seiner Zeitschrift nach oben und musterte Kaoru. Gerechnet hatte er mit dem nicht, aber sich zivilisiert zu benehmen, sollte doch kein Problem sein, wenngleich Kaorus Anblick gleich sämtliche Emotionen in Die aufwühlte. "Dass wir uns nichts mehr zu sagen haben," ergänzte der Ältere daraufhin geduldig, obgleich ihm danach war, Die einfach mal eine Ohrfeige zu geben. Dann würde er vielleicht wach werden. "Okay, du hast ein paar Dinge gesagt, die nicht unbedingt nett waren, aber ich komme drüber weg. Schaffst du das auch oder soll ich mich tausend Mal dafür entschuldigen, dass ich eben der Dumme war, den Toshiya ausgequetscht hat?" Mit Emotionen war das so eine Sache. Es gab Leute, die waren einem egal. Demnach schafften sie es auch nicht, Die seelisch auch nur zu berühren. Nur Kaoru war ihm nicht egal und dafür verfluchte sich Die jeden Tag aufs Neue. Der Ältere schaffte es ohne große Mühe, dass Die wütend wurde, sich vorkam wie ein Idiot oder gar am liebsten heulen wollte. Was keine gute Basis für ein Gespräch war. "Tausend Mal? Guter Witz. Ich zähle mit, wir sind bei Nummer zwei." Und das war bisher nur Sarkasmus. Zum Ausrasten war das aber für Kaoru! "Lass stecken, okay? Ich versteh nur nicht, wo dein Problem ist. Alles, was ich gerne haben möchte, ist die Wahrheit. Mehr nicht. Denn offensichtlich kann es nicht so schlimm sein, dass ich Toshiya was erzählt habe. Dafür hast du mir immerhin auch so Einiges gesagt, dass darauf schließen lässt, was du wirklich von mir hältst. Aber okay; ist okay, wenn du so denkst. Kannst mir aber schon sagen, wenn du einfach keinen Bock hast, dich weiter mit mir abzugeben. Als wir zusammen waren, warst du ganz anders und von Heute auf Morgen bist du wie ausgewechselt. Was da wirklich dahinter steckt, will ich wissen, da du anscheinend nur Ausflüchte suchst, um mich nicht weiter am Hals zu haben." Dabei hatte Kaoru sein Vokabular echt beschränkt darauf Worte wie ‚Liebe' und ‚Beziehung' auszulassen. Nur so, wie er es gesagt hatte, war es eben. Wenn Die ihn nicht liebte und ihm nur etwas vorgespielt hatte, so sollte er es sagen. Das würde Kaoru verzeihen können. Andernfalls kam es sich im Dunklen gelassen vor, im Unklaren damit, was nun wirklich die Beweggründe für Dies Handeln waren. Besser war doch immerhin, wenn sie ihre Freundschaft retteten und eine Beziehung hinten anstellten, oder nicht? Nur genau hierbei fühlte sich Die einmal mehr total unverstanden! Die Wahrheit wollte Kaoru? Wie zum Henker sollte sich Die denn hierbei wieder erklären? Es gab keine Wahrheit, keinen Auslöser, nur eine Ursache, die viel tiefer steckte als das, was Kaoru hören wollte. Und dass es für Kaoru okay war, was Die ihm so alles an den Kopf geworfen hatte, ließ doch nur darauf schließen, dass der Ältere eben ‚unbetroffener' war. Seelisch war er offenbar unberührt, ganz zu schweigen davon, dass er Die keineswegs lieben konnte. Dennoch war es vollkommener Schwachsinn, dass Die sich nicht mit ihm abgeben wollte! Warum drehte Kaoru denn hier alles rum? Immerhin verstand er doch den Jüngeren nicht und es war ihm auch egal, da es ja okay war. Alles war immer okay. Darum fiel es Kaoru auch so leicht zu reden. Nur wie um Himmels Willen sollte Die das machen? Er wusste nicht, wo er anfangen sollte und wie er das erklären sollte, was wirklich in ihm los war. In die Ecke gedrängt fühlte er sich, überfordert und von allen missverstanden. Zum Heulen war ihm einmal mehr und das alles konnte Kaoru mit nur wenigen Worten auslösen. Das zeigte doch viel mehr, wie sehr Die an ihm hing! Da sie beide da aber nicht auf dem selben Level waren, hatte doch alles keinen Sinn. Richtig? Mit dem Kopf schüttelnd, senkte Die lediglich den Blick und starrte auf die offene Zeitschrift. "Du kapierst echt gar nichts. Wenn ich dir nun sage, dass ich alles nur gesagt habe, damit ich dich loswerde, weil ich... zum Beispiel nur mal wissen wollte, wie das so ist, wenn man einen Kerl flachlegt. Was dann? Ist das dann okay für dich, ja? Ist das okay?" Er hoffte nur, dass seine Unterlippe nicht zu sehr zitterte bei seinen Worten. Was sollte das nun heißen? War das jetzt rein hypothetisch oder ehrlich gemeint? Testete Die ihn nur oder wollte er auf Tuchfühlung gehen, ob Kaoru sauer wäre, wenn das mit ihnen wirklich nur so ein Fall von ‚Erfahrung sammeln' war? In jedem Fall nickte der Ältere mal, da das wohl nicht so falsch sein konnte. Dann würde Die sicherlich noch mehr dazu sagen. "Na toll." Genau das hatte Die aber nicht sehen wollten. "Okay wäre das?" "Was willst du denn hören? Ja, wäre es. Wenn es eben so ist, dann kann ich es nicht ändern. Warum fragst du überhaupt? Sag doch einfach, wie es ist und gut. Ich mach keinen Stress." Warum auch? Nur weil Die dann Kaoru von Vorne bis Hinten verarscht hätte und ihm Gefühle vorgeheuchelt hätte? Tja, ein Grund wäre das schon, aber es stand hierbei zuviel auf dem Spiel, als dass Kaoru sich seinen Emotionen unterwerfen würde. Er käme schon klar, solange nur die Band okay war, sowohl auch Die und er wieder wenigstens Freunde. Das war wichtig. Alles andere nicht. "Wunderbar," schüttelte der andere jedoch mit dem Kopf, stand auf und verbarg seine Augen hinter der Mähne, die ihm in jenem Moment glücklicherweise ins Gesicht fiel. "Genau das mein ich. Du gehst von falschen Tatsachen aus und hältst es auch noch für okay. Du machst es mir wirklich keine Spur einfacher, also lass mich einfach. Ist besser so." Kurz nickend, drehte sich Die daraufhin um und verließ den Bus. Dass Kaoru es nicht böse meinte, war ihm schon klar. Nur kamen sie dennoch keinen Schritt voran, wenn der Bandleader ihm quasi die Pistole auf die Brust drückte und eine Erklärung abverlangte, wo er doch erst einmal beweisen konnte, dass er Die überhaupt liebte. Dann fiele es dem Jüngeren vielleicht auch leichter, seine Seele auf den Tisch zu kotzen und zu versuchen, die Überreste so zu sortieren, damit auch ein Kaoru ihn verstand. Vergebene Liebesmüh, so schien es jedoch zur Zeit und das machte weder den einen noch den anderen gerade glücklich. Was aber sollte Kaoru auch tun? Wieder einmal schien er etwas falsch gemacht zu haben und er hatte nicht die leiseste Ahnung, was es überhaupt war. Reden bringt Segen, sagte mal ein weiser Mensch, nur leider kannte der wohl nicht Die. Wenn der nicht deutlicher werden wollte, so konnte Kaoru auch daran nichts ändern. Am besten er ließ ihn einfach in Ruhe. So wie er es gern hätte. So hatte Die, was er wollte und Kaoru kam schon irgendwie klar. Tat er doch immer. Denn, wie unglücklich er auch immer war, morgen würde die Sonne wieder aufgehen und er müsste den Tag beschreiten, ohne dass auch nur jemand danach krähte, ob Kaoru darauf Lust hatte oder nicht. So war das Leben und so hatte er es immerhin auch vorher gekannt. Also zurück zu den Ursprüngen. Ende Kapitel Vierzehn. Die Werbung: mein Fanfic Journal: http://sangha-ff.livejournal.com/ mit allen Geschichten mein Video Journal: http://sangha-films.livejournal.com/ mit allen Fanvideos Werbung Ende! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)