Das Leben in der Anderen von NanaSaintClair (Und nichts ist, wie es einmal war. [Kaoru&Die]) ================================================================================ Kapitel 6: Ohne Plan A - aber viel Plan B! ------------------------------------------ Zuerst der Dank an die Schreiber der Kommis, besonders die letzten fünf. XD Ich nenne mal nicht namentlich alle, weil faulo desu. >D Zum aktuellen Kapitel: Kaoru und Die brillieren diesmal mit Logik - Achtung! Ich wollte es auch echt kürzer machen, aber es geht nicht. Ich schreib eben nicht so. :3 Eigentlich passiert auch gar nicht viel, aber kürzer wäre einfach nicht mein Stil und jah. X_x Stattdessen... Preview aufs nächste Kapitel: Die wird es sehr, sehr schlecht gehen und Kaoru macht zudem einen fatalen Fehler, für den er richtig dolle büßen muss. ;) Kapitel Sechs: Ohne Plan A - aber viel Plan B! Herzrhythmusstörung waren sicher angenehm im Vergleich zu dem, was Kaoru gerade durchmachte, während sich ein 12-Zylinder gegen seinen Brustkorb zu rammen schien. Im Grunde war er hundemüde, noch genauso wie kurz zuvor, als er auch tatsächlich gleich eingeschlafen war, nachdem Die es sich neben ihm bequem gemacht hatte. Doch einmal mehr nahmen die Dinge ihren eigenen Verlauf. Kaoru hatte versucht, sich des nachts schlichtweg umzudrehen und öffnete auch nur kurz die Augen, da sich sein Versuch als schwierig herausstellte. Und was musste er da bemerken? Jemand hatte ein Gesicht zwischen Kaorus Schulterblätter gepresst, nackte glatte Haut berührte seine Wade und ein Paar zierliche Hände hatten es sich scheinbar lustig vorgestellt, am Bund seiner Shorts zu verweilen. War ja auch keine große Sache, wenn auch einfach nur unangenehm. Vor allem aber der heiße Atem, der sich stetig seiner Wirbelsäule hinauf und hinunter bahnte, ohne vorher gefragt zu haben! Die Wade war lediglich ein zusätzliches Übel, denn gerade da ließ er sich ungern von jedem X-beliebigen berühren. So lag er also da und starrte die Wand vor sich an. Viel erkennen konnte man nicht dank der Dunkelheit, aber es würde sicher auch keinen Unterschied machen, denn auch tagsüber war Wand nur Wand und so dermaßen langweilig anzustarren, dass man davon eigentlich Grauen Star bekommen müsste. Natürlich war es okay, dass Die hier bei ihm übernachtete, egal ob Mann oder Frau, es machte nicht so großen Unterschied. Kaoru war schließlich kein notgeiler Idiot wie manch anderer seiner Freunde. Trotzdem war es... beunruhigend. Wieso wusste er auch nicht genau, aber es wühlte ihn innerlich auf und er hasste es, wenn man ihn beim Schlafen störte. Da war er sensibel. Machen konnte er aber auch nichts dran und so versuchte er sich mit aller Kraft einfach daran zu gewöhnen. Vielleicht würde er es ja ganz nett finden, wenn Die seine Freundin wäre. Also wenn Die nicht Die wäre, sondern eine andere Frau, eine nette, die sich nachts an ihn schmiegen würde. Ja doch, das wäre sicher schön. Aber musste es gerade Die sein? Positive Gedanken, die brauchte Kaoru. Nur leider war das schwer für einen Schwarzmaler wie ihn. Obwohl er sich nie als solchen empfunden hatte. Andere teilten ihm jedoch hin und wieder mit, dass er Dinge zu negativ sah. Ob die Recht hatten, wusste er auch nicht. Er wusste überhaupt nur noch recht wenig, kam sich ständig ziemlich dumm vor, verwirrt und wie auch immer er Dinge drehte, damit sie in normalen Bahnen liefen, alles schien aus dem Ruder zu laufen. Vielleicht war es Schicksal. Und wenn jeder ein solches hatte, dann wenigstens hatte Kaoru nicht das von Die. Die arme Sau. Frausein wäre nichts für Kaoru. Das stand fest. Seit etwa einer Stunde und dreiundzwanzig Minuten versuchte Kyos Handy bereits, den schlafenden Mann zu wecken und als er den Song zum hundertsten Mal hörte, gab der kleine Sänger auch endlich auf und schlurfte grummelnd aus dem Bett. Es war schon nach acht und eigentlich hatte Kyo sich vorgenommen, doch bereits ab um Sieben seinen Bandleader zu überwachen. Gut, dann kam er zum ersten Missionstag eben zu spät. Schnell unterzog er sich dem Allernötigsten innerhalb des Badezimmers, schlüpfte in angemessene Kleidung und kämmte sich das Haar so, dass er ansehnlich war. Nicht zu protzig durfte er wirken, aber dennoch gepflegt. Vielleicht könnte man sich hier Die als Beispiel nehmen, auch wenn Kyo eigentlich nicht so ein japanischer Beckham war. Konnte ja aber sein, Daiyana fand das gut. Da noch alles ruhig war auf den Fluren des Hotels, lief der Blonde zunächst einmal zum Zimmer der Angebeteten. Sofern sie noch anwesend war, gab es keinen Grund zur Beunruhigung. Er klopfte dreimal an, aber laut, damit sie ihn auch hörte, und legte dann ein freundliches Gesicht auf. Selten genug, aber zu manchen Anlässen sollte man es durchaus zeigen. Der Schock stand ihm jedoch sogleich ins Gesicht geschrieben, als ihn ein verschlafener Bassist anblinzelte und sich dabei noch die Augen rieb. "Kyo?", gähnte Toshiya ihn an und war echt froh, dass er endlich einen Verbündetren traf, dem er die Tragik seiner vergangen Nacht beichten konnte. "Was zur Hölle machst du hier? Hast du etwa...?" Kyos Augen wuchsen auf Tellergröße heran, bevor sie sich zu dünnen Schlitzen formten, die Feuer und Eis zugleich zu versprühen vermochten. "Gott, ich bring dich um, wenn du..." "Was? Wovon redest du denn? Ich hab hier die ganze Nacht lang auf Daiyana gewartet, aber sie kam nicht wieder." Er öffnete die Tür weit genug, damit sein Bandkumpel ins Innere schauen konnte, bevor Toshiya seufzte und die Arme verschränkte. "Ich war letzte Nacht noch oben und da war sie schon allein, also nichts mit Kaoru und unterhalten und so. Ne-ne. Nur sie meinte dann, sie geht mal kurz weg, also hab ich gewartet, aber sie kam nicht zurück. Stell dir mal vor, lässt mich einfach hier sitzen. Am Ende bin ich wohl eingepennt." "Na toll." Trocken kamen diese beiden Worte aus Kyos Mund, wohlgleich ihm schon klar war, was Toshiya vorgehabt haben musste. Schlimmer war jedoch, dass er sie damit offensichtlich auch noch verjagt hatte. "Meinst du, ihr ist etwas zugestoßen?", fragt der Bassist mit leicht wässrigen Augen, die wohl eine Mischung aus noch vorhandenem Restschlaf und Sorge waren. "Quatsch nicht." Dass der Trottel sie verscheucht hatte, schluckte Kyo herunter, sprach es nicht aus, denn womöglich brauchte er den Bassmann noch. "Ich denke da eher an..." "Ja?" Toshiya streckte den Kopf näher an Kyo und sperrte die Ohren auf um zu hören, was sein weiser Kumpel denn nun sagen würde. "Kaoru." "Kaoru?" "Ja, natürlich Kaoru. Wohin sollte sie denn sonst gegangen sein?" Was sollte sie denn bei Kaoru? Da kam sie doch erst her letzte Nacht. Toshiya verstand nicht ganz. Andererseits hatte auch Kyo recht. Wohin sollte sie sonst gehen? Es war ja immer Kaoru, der sich einmischte und wichtig machte. Stelle sich einer vor, der hatte sie vom Gang geschnappt und eingesperrt? Möglich war alles. "Los, den machen wir fertig." Aufgeschreckt von dem Geräusch rauschenden Wassers blickte sich Kaoru im Raum um. Offensichtlich war er doch wieder eingeschlafen, denn das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war die Dämmerung des Morgens, bevor ihn wohl doch endlich die Müdigkeit übermannt hatte. Nicht im Bett war Die, was auch das Wasserrauschen erklärte, welches von nebenan aus dem Badezimmer kam. Wie spät war es? Kurz nach Neun. Das bedeutete dann wohl sowieso, dass es allerhöchste Zeit war aufzustehen. Er hatte es gerade mal in eine sitzende Position geschafft, als die Badezimmertür aufplatzte und eine in ein riesiges Badetuch - Kaorus - eingewickelte Frau ihn mit Schmollmund ansah. "Du musst mir helfen. Da drin ist echt nur das Billigzeugs vom Hotel und ich brauch meinen Kulturbeutel aus meinem Zimmer. Zumal ich nicht wieder die Sachen von letzter Nacht anziehe." Gerade erst ausgeschlafen kam aber Kaoru noch nicht ganz mit bei dem, was Die da faselte. Anscheinend meckerte sie - ne, er - über das Shampoo oder Duschbad, für das sich Kaoru nicht erst die Mühe machte, auch noch extra welches zu kaufen. Das aus dem Hotel tat es doch für ihn. Nur warum duschte Die nicht gleich in seinem eigenen Bad? "Und?" "Ja, wie und? Geh halt mal rüber und schau, ob Toshiya noch drüben ist." Die konnte kaum fassen, wie dämlich sich sein Kumpel da mal wieder anstellte. "Meine Güte, der wird schon nimmer da sein." Mit der Hand fuhr sich Kaoru durchs Haar und stand auf, leicht genervt, dass er am frühen Morgen schon wieder von seiner neuen besten Rhythmusgitarristin herumkommandiert wurde. Frustriert stöhnte Die auf und klammerte die Hand um den Knoten vor seiner Brust, der das Handtuch zusammenhielt. "So wie ich jetzt aussehe? Nass und im Badetuch?" Wie schön, dass Kaoru daran erinnert wurde. Er hatte ja einen halbnackten, nassen Die im Badetuch vor sich, der ihn die halbe Nacht lang wachgehalten hatte. Schön wäre, wenn man solche Erfahrungen einfach wieder vergessen könnte. Aber was wollte Kaoru schon machen? Erst einmal zog er sich ein paar Sachen an, dann würde er sich um Die kümmern und danach hätte er vielleicht auch noch Zeit für sich selbst, wäre ja sonst schade, wenn er wie ein Asozialer durch die Gegend laufen müsste. "Danke," grunzte Die von sich, als er erkannte, dass er gewonnen hatte, und ging zurück ins Badezimmer, wo er sich auf ein Neues im Spiegel betrachtete. Heißer Feger, der er war. Früher schon und jetzt noch mehr. Eigentlich hatte Kaoru vorgehabt, dem anderen nun noch zu sagen, was für ein Quälgeist er war, aber das schenkte er sich, als er lautes Klopfen an der Tür zu hören war. Nicht viele Leute trauten sich, so wild an Kaorus Tür zu hämmern. Eigentlich nur seine Bandkollegen, allen voran Die, aber der war ja schon hier. Was bedeutete, dass es nur einer der anderen sein konnte. "Bleib da drin!", sprach er leise zu Die, schloss die Badezimmertür und öffnete vorsichtig die zum Flur, nur um die leicht angespannten Gesichter von Toshiya und Kyo zu sehen. "Was gibt's denn, dass ihr die Tür einschlagt?" "Wo ist sie?", fragte Kyo mit Nachdruck in seiner Stimme und verschränkte die Arme. "Wer?" Dummstellen war so ziemlich das einzige, was Kaoru tun konnte. Klar, er könnte auch zugeben, dass ihre Daiyana bei ihm geschlafen hatte, weil sie Angst vor Toshi hatte. Was aber zum Schluss führen würde, dass Kaoru und Daiyana etwas miteinander hatten, was nicht so war. Verzwickt. "Stell dich nicht dumm. Daiyana natürlich. Sie ist hier, oder?" Toshiya überließ dem Sänger das Reden, denn eigentlich kam er sich ziemlich doof vor, sollte sie wirklich bei Kaoru sein. Die Art und Weise, wie Kyo fragte, deutete auf Unsicherheit. Genau wusste der nämlich gar nichts und Kaoru wäre schön blöd, wenn er jetzt einfach die Wahrheit ausplaudern würde. "Nein, sie ist nicht hier. Tut mir leid, Jungs. Ist sie nicht in Dies Zimmer?" "Nein, ist sie nicht und ich hab die ganze Nacht dort gewartet!", platzte es nun doch aus Toshiya heraus, als er sich seinem eigenen Frust geschlagen geben musste. "Soso," antwortete der Bandleader gelassen und nickte. "Tja, bei mir ist sie jedenfalls nicht. Aber ich hab dir ja gleich gesagt, die will nichts von dir." "Wieso bist du dir da so sicher?", mischte sich nun Kyo wieder ein. Gute Frage, die zu beantworten Kaoru eigentlich gar nicht imstande war. Aber irgendetwas musste er sich ja nun doch aus den Fingern saugen, egal was. "Na, mit einem Cousin wie Die, warum sollte sie da überhaupt an Musikern interessiert sein? Sie denkt doch bestimmt, dass wir alle die gleichen Anwandlungen haben wie Die. Meint ihr nicht?" "Kam nicht so rüber," entgegnete Toshiya mit einem leichten Schmollen, während abermals Kyos Spürsinn zum Vorschein drang. "Hat sie dir was gesagt, was in die Richtung deutet?" "Nicht direkt." Und damit wäre Kaoru so gut wie am Anfang seiner unbedeutenden Ausführungen, aber da das Angebot an Ausreden nicht gerade breit fächerte, blieb es bei dieser undurchsichtigen Aussage. "Na schön." Das brachte Kyo auch deutlich mit einem Gesichtausdruck zur Geltung, der zeigte, was er von Kaorus Worten hielt: nichts. "Und wo kann Daiyana dann sonst bitteschön sein, wenn sie nicht bei dir ist?" "Weiß nicht. Bei Die vielleicht?" Womit Kaoru wieder beim Dummstellen war. "Sie geht doch wohl nicht nachts zu Die und verbringt dort die ganze Nacht. Wo sie ja nicht mal wirklich in seine Nähe darf." Das leuchtete sogar Toshiya ein. "Kein Plan." Schulterzuckend seufzte Kaoru, wohlwissentlich, dass das den Eindruck erweckte, er sei von Inkompetenz umgeben. "Echt nicht. Bei Shinya vielleicht? Oder womöglich ganz woanders. Ich hab sie an Dies Zimmer abgesetzt und es ist sicher nicht meine Schuld, wenn sie jetzt weg ist. Andererseits ist sie ja auch ein freier Mensch und uns keiner Rechenschaft schuldig." Das stimmte wohl und sogar Kyo musste das einsehen. Seine Beschattungsmission lief nicht gut an und er konnte anscheinend auch niemanden mehr trauen. "Los, checken wir Shinya ab." Mit einer Kopfbewegung machte er deutlich, dass ihm der Bassist folgen sollte, während ein Kopfnicken der Abschiedsgruß für Kaoru war. Dieser schloss die Tür und holte erst einmal tief Luft. Da streckte sich auch schon ein langer Hals um den Türrahmen zum Badezimmer und Die sah ihn erwartungsvoll an. "Und meine Sachen?" "Lass mich doch erst mal warten, bis die beiden weg sind." Leicht entnervt ging der Bandleader zu seinen Zigaretten, steckte sich eine an und knurrte leise vor sich hin. Es war aber auch zum Schießen und er hatte absolut keine Lösung. "Ich will ja geduldig sein, aber ich steh hier schon seit ner halben Stunde im Handtuch rum und stinke." Es war ja nicht so, dass Die die Sache so ganz egal war. Zumal er heute Morgen erwacht war, ganz dicht an seinen guten, alten Freund Kaoru geheftet. Passierte eben mal. Die war es schließlich nicht gewohnt, alleine zu schlafen oder sich ganz und gar das Bett mit jemanden zu teilen, mit dem er nicht auch körperlichen Kontakt hatte. Darum roch er jetzt trotzdem irgendwie nach Leadgitarrist. Was komisch war. Nicht unbedingt angewidert, aber dennoch merkwürdig. Musste doch nicht sein so etwas. Kaoru jedoch ignorierte Die, rauchte seine Zigarette weiter und beschloss dann, die besagten Sachen aus Dies Zimmer zu holen. Zu seinem Glück war niemand auf dem Gang und er schloss daraus, dass Kyo und Toshiya entweder in Shinyas Zimmer Krisensitzung abhielten oder aber nach draußen auf Daiyana-Suche gegangen waren. Während Die dann endlich genüsslich duschen durfte, kam dem Bandleader dann doch die entscheidende Idee. Eigentlich war es nämlich ganz einfach, aber dazu musste er mit Die sprechen, was erst dann möglich war, als dieser nach zirka einer Stunde endlich fertig war, angezogen und mit trockenem Haar. "Dusche ist frei," trällerte dieser fröhlich und kramte sein Make-up hervor. "Weißt du, Die, um dir die anderen vom Leib zu halten, wäre es das Einfachste, wenn du einfach sagst, ich sei dein Freund. Ich meine, ist ja nicht wirklich so, aber das muss doch keiner wissen. Solange sie denken, wir sind zusammen, lassen sie die Finger von dir." Leuchtete doch ein, oder? Kaoru würde es jedenfalls meinen. Die jedoch fiel beinahe das Gesicht auseinander. "Spinnst du? Kommt gar nicht in die Tüte!" Natürlich war nicht abzustreiten, dass Kaoru da ein Argument hatte, aber- iieh! Der Gedanke allein, mit Kaoru zusammen, einem Kerl, das war doch so etwas von abartig, das konnte Die niemals spielen. Was, wenn Kaoru ihn in der Öffentlichkeit anfasste, die Hand zum Beispiel oder- an Küssen durfte Die nicht mal denken! Da bekam er doch schon Pusteln am Arsch! "Warum nicht? Was soll ich mir den Mund dauernd fusselig reden, weil du anscheinend zu feige bist, Klartext zu reden, wenn es doch im Grunde so einen simplen Weg gibt, sie dir vom Hals zu halten? Und zwar durch Lügen!" Es war ja nicht so, als hätte Kaoru so gar kein Verständnis für Dies Miesere, aber sich ständig um Kopf und Kragen faseln zu müssen, war auch nicht gerade angenehm. "Wir sind doch nicht wirklich ein Paar. Wir sagen denen einfach, dass wir eins sind und Ende." "Ja, na sicher," spottete Die und zeigte Kaoru gleich mal einen fetten Vogel. "Und die wundern sich bestimmt auch so gar nicht, wenn wir nicht knutschen und so Sachen. Und eins kann ich dir sagen, ich knutsch dich nicht. Ich knutsch gar keine Kerle. Damit das klar ist!" "Musst du doch gar nicht!", protestierte der Ältere daraufhin mit Unverständnis. "Oder meinst du, ich hätte große Lust, deine Mandeln zu suchen?" War doch lächerlich. "Hahaha. Und das ist ja auch so gar nicht auffällig dann, wenn wir uns nicht küssen und so..." Da wurde doch selig, wer das glaubte. "Oder Händchen halten, was ist damit? Ich will deine Flosse nicht ständig an mir haben, nur damit es wirkt, als wären wir ein Paar." Kaorus was? Das war aber doch dreist! Leicht ärgerlich pustete er den anderen an, als würde ein Drache schnauben. "Mann ey, dann lässt du es bleiben. War nur ein Angebot, aber vielleicht ist es dir ja lieber, wenn die Finger der andern an dir sind. Was weiß ich." Damit zog der angesäuerte Bandleader ab ins Badezimmer und überließ Die sich seiner selbst. Wie sich Die benahm, war doch dämlich. Einerseits schlief er die Nacht hier und klebte förmlich an Kaoru, aber andererseits beleidigte er die schönen Händchen des anderen, die, soweit sich Kaoru erinnerte, noch nicht versucht hatten, unter Dies Rock zu kommen! Frech war das einfach. Seufzend betrachtete sich Die im Spiegel. Er und Kaoru?! Pah. Als Frau mochte er sich vielleicht neben dem zeigen lassen können, aber darum war Die nun mal in Wahrheit noch immer ein Mann und... nee! Allein schon die Tatsache, dass man ihn Fragen über den anderen stellen könnte, was deren Sexualleben anging. Nicht, dass sich das jemand traute, aber umgekehrt war es denkbar. Die anderen würden sicherlich Kaoru fragen und selbst bei dem war die Möglichkeit immerhin gegeben, dass er dummen Mist erzählte. Scheißgedanke. Aber man musste sich die Kerle doch auch anders vom Leib halten können. Nur wie? Wie machte Die denn das immer mit den Mädels? Es kam schließlich ab und zu vor, dass er sich eine wieder vom Hals schaffen musste, entweder wenn sie dachte, er wäre ihn fester Freund - aus welchem Grund auch immer sie darauf kamen - oder aber, wenn er ein schnuckeligeres Modell aufgespürt hatte. Seine Taktik in beiden Fällen war, das schnuckeligere Wesen einfach anzubaggern und abzuschleppen. Jede normale Frau checkte dann schon, dass Die zum einen niemanden fester Freund war und zum anderen, dass die weniger Süße abgemeldet war. Wie jedoch sollte er das bei Männern umsetzen, ohne mit Kaoru eine Show abziehen zu müssen? In den Sinn kam Die nur eines: ein Fremder. Angenommen, er würde mit einem fremden Kerl shakern, würden die anderen doch merken, dass ‚Daiyana' kein Interesse an ihnen hatte - richtig? Und den fremden Typen würde er nicht an sich ran lassen, nur soweit, dass es den Eindruck erweckte, sie schleppt ihn ab. Ohne Küssen, ohne Anfassen, ohne im Nachgang stattfindende Männergespräche. An der Umsetzung würde Die natürlich noch feilen müssen, aber womöglich war es eine bessere Alternative als Kaorus ursprüngliche Idee. "Was machen wir heute?", fragte Die gelangweilt, als Kaoru endlich aus dem Badezimmer kam. "Wie, was machen wir heute? Willst du etwa raus?" Nach Dies Gesichtausdruck zu urteilen, Ja. Kam aber Kaoru so gar nicht in Frage. "Wir waren doch gestern schon den ganzen Tag draußen und ich finde, du solltest vielleicht nicht unbedingt in der Öffentlichkeit rumspringen so. Zudem sind auch noch Kyo und Toshiya da, die mit Sicherheit auch Shinya bearbeitet haben jetzt. Hast du es eilig, die wieder am Arsch kleben zu haben?" Die verrollte lediglich die Augen und seufzte tief. "Es ist eben langweilig hier im Zimmer." Es war doch nicht so, als würde er unbedingt die Gesellschaft der anderen suchen oder durch die Gegend rennen wollen im Frauenkörper, aber im Hotel war es eben, als säße Die im Gefängnis. "Kannst du mir nicht wenigstens ein paar Filme holen?" Dass er verständnisvoll reagierte, hatte Kaoru gar nicht erwartet. Umso mehr freute es ihn. "Sicher. Ich muss mal bei Nora vorbei, da wir wohl noch mehr Shows absagen müssen, wenn ich dich so ansehe." Was kein übler Anblick war, doch Unwohlsein in Kaorus Magen verursachte, da ihr ganzer Tourplan im Eimer war, weil sein Kumpel keinen Penis mehr hatte. Wie auch immer. "Bestimmte Wünsche, was du sehen willst?" Schulterzuckend schüttelte Die langsam den Kopf. "Eigentlich nicht. Schau eben mal, was du kriegen kannst." Selbst er wusste, dass es nicht ganz einfach sein würde, gezielt an bestimmte Filme heranzukommen. "Bringst du auch was Essbares mit?" Nickend schnappte sich der Bandleader seine Zigaretten, das Handy und den Geldbeutel, bevor er das Zimmer verließ mit der Mission, einen minimalen Prozentteil von dem Chaos in seinem Leben zu regeln. Zuerst Essen und Filme, dann Nora. Oder doch erst Nora? Nein, lieber Die ruhigstellen und dann die geschäftlichen Dinge klären. Eigentlich verlief der restliche Tag recht ruhig. Während Kaoru Essen und DVDs rankarrte, genoss Die es bedient zu werden. Auch nicht übel, selbst wenn die Mischung der Filme relativ eigenartig war. Anscheinend hatte Kaoru wirklich nur das Erstbeste auftreiben können, aber so schlecht fand Die am Ende die Auswahl dann doch nicht. Er war gerade dabei, sich eine japanische Liebesschnulze reinzuziehen, als der Ältere wieder den Raum betrat und sich neben Die aufs Bett setzte. Er hob eine skeptische Augenbraue, den Film betrachtend, dann Die. "Gefällt dir der Stuss?" "Ist gar nicht so schlecht. Die Ärmste leidet richtig, weil ihr Typ fremdgegangen ist. Aber sie lieben sich halt doch und so..." Sehr interessiert schaute Kaoru nicht, also wechselte Die das Thema. "Und bei dir? Alles geklärt?" "Kann man so sagen. Erst mal fallen mehr Konzerte flach und eigentlich wollte unser Management, dass wir Heim fahren. Macht aber auch keinen Sinn, sagte ich denen. Immerhin bist du offiziell hier im Krankenhaus und falls du wieder ein Kerl wirst, setzen wir die Tour fort." Da gab es gar keine Frage für den Bandpaps, auch wenn der ‚Urlaub' nicht so übel war, wenn man sich den Teil mit Die als Frau wegdachte. Ging halt nur nicht. "Können wir heute Abend wenigstens mal weg?" "Wohin denn?" "Irgendwo hin. Was trinken, aber nicht wieder in die Hotelbar. Um die Ecke hier ist auch eine Tanzbar oder so was. Komm schon, ich muss mal raus hier." Mit Dackelaugen blickte Die auf seinen Freund und hoffte darauf, dass seine Weiblichkeit dem natürlichen Charme noch erhöhte. Kaoru zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht." Leider jedoch hatte das Augengeklimper von Die doch Wirkung. "Na, von mir aus." Zumindest Kaoru konnte echt ein Bier gebrauchen. Leider war es dann doch eine Karaoke-Bar, aber in dem Fall konzentrierte sich Kaoru einfach mehr auf den Teil mit der Bar, als sich das Gesinge von anderen anzutun. Er hatte gerade zwei Bier bestellt, eins für sich und eins für seine Begleitung, da waren auch schon die anderen drei Jungs im Anmarsch. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sie Kaoru und Daiyana nicht gefunden hätten. Tief seufzend sah Die sein Schicksal ein, legte ein Lächeln auf und erklärte den anderen, dass sie nicht hatte schlafen können vor Sorge, noch einmal im Krankenhaus angerufen hatte, danach einen Spaziergang gemacht habe und zuletzt gleich sehr früh am Morgen zu Die ins Krankenhaus gefahren wäre, wo man sie dann doch nicht zu ihm gelassen hatte wegen der Quarantäne. Bei Toshiya entschuldigte sie sich noch einmal extra freundlich und erfuhr sogar von allen Dreien viel Verständnis. Was zu erwarten war, denn sie waren schlichtweg weniger angriffslustig, wenn Kaoru in der Nähe war. Männer sollte einer verstehen. Als Die noch einer war, so war er immer zum Angriff bereit, nicht wie die. Hatte Kaoru vielleicht doch abschreckende Wirkung? Funktionierte der etwa nicht nur bei Frauen, sondern auch bei Männern? Der Gedanke ließ Die leise kichern. Doch noch immer hatte sich ein Plan in seinem Hirn verankert, so dass er auch zukünftig nicht mehr von seinen Bandkumpels belästigt wurde und spätestens, als Toshiya zum Karaoke anlegte, war es Zeit für Die, Plan B auch in die Tat umzusetzen. Pünktlich zu Beginn der Performance des Bassisten stand Die auf und machte sich auf in die Menge, Hüften sanft von rechts nacht links schwingend, darauf bedacht, dass man ihn wahrnahm. Der zu verbuchende Erfolg war, dass er schon bald von einer Meute fremder Männer umzingelt war, die sich jedoch untereinander wohl noch einigen mussten, welcher von ihnen das Alphatierchen war. Umso besser für Die, der hin und wieder einen Blick zurück riskierte um sicherzustellen, dass man ihn von den Plätzen der anderen auch sehen konnte. "Die Frau ist ein harter Brocken," murmelte Kyo andächtig und blickte hilfesuchend auf Kaoru. "Sag ich doch. Vielleicht liegt es in der Familie," gab dieser zurück, bevor er sich erhob und in Richtung Bar wanderte. Zu sehr suchte er nämlich nicht das Gespräch zu Kyo oder den anderen. Eigentlich zu niemanden. Ruhe wäre mal schön. "Vielleicht muss man sie aber nur mit anderen Dingen beeindrucken." Welche auch immer das waren, konnte der Sänger zu dem Zeitpunkt noch nicht sagen. "Karaoke ist es jedenfalls nicht," fügte Shinya mit einem Seitenblick auf den noch immer singenden Toshiya hinzu. "Sag mir bescheid, wenn du herausgefunden hast, was es dann ist." Damit schnappte sich Kyo seine Jacke, zog sie über und beschloss, die Heimreise anzutreten. "Hier kann ich heute wohl nichts mehr ausrichten. Ich muss mich konzentrieren, dann find ich auch eine Möglichkeit." "Meinst du? Und wenn Toshiya wieder einen Angriff startet?" Shinya gefiel die Idee noch nicht wirklich gut und es wunderte ihn, dass Kyo an diesem Abend bereits das Handtuch warf. "Wenn sie an ihm interessiert wäre, hätte sie ihre Chance letzte Nacht genutzt." Das war Fakt und darum machte sich Kyo über den Bassisten weniger Gedanken. Shinya jedoch war ihm noch ein Dorn im Auge, was sich allerdings von selbst erledigen sollte. Denn der Trommler hatte eine Idee. Die er nicht gewillt war, Kyo preiszugeben. Er lächelte nur leicht und wünschte ihm eine gute Nacht. "Dann mach dir mal einen Kopf." "Ja, ja." Was soviel hieß wie ‚Leck mich am Arsch'. Denn im Grunde wusste der Sänger bereits, was genau er versuchen würde. Immerhin war er ein Poet und was konnte er besser als Poesie schreiben? Dazu brauchte er aber einen ruhigen Ort, sein Hotelzimmer am besten, dann konnte er seinen Gedanken freien Lauf lassen. Mit diesem Ziel verschwand er. Was Shinya anging, so musste er eingestehen, dass Kyo recht hatte. Toshiya war nicht wirklich noch eine Gefahr und sein Geträller tat wohl eher das Gegenteil, als Daiyana zu verführen. Es verjagte die Gute. So konnte auch der Drummer guten Gewissens zurück ins Hotel gehen, um dort eine Tat zu verrichten, die Daiyana hoffentlich zu würdigen wusste. Gerade als Kaoru zurück an den Tisch kam, verabschiedete sich Shinya und wünschte ihm ebenfalls eine angenehme Nachruhe. Das Komische war, wenn er jemanden nicht als Konkurrenz ansah, so war es der Bandleader. Daiyana verbrachte genug Zeit mit ihm, so dass etwas laufen könnte. Tat es aber nicht. Das sah man doch schon daran, dass sie sich ständig mit anderen Kerlen unterhielt. Kaoru fiel also von Vornherein durchs Raster. Wahrscheinlich war es wirklich so, wie er sagte, dass sie sich unter Musikern gar nicht umschaute. Sie kannte schließlich Die und auch wenn sie ihn wohl sehr gern hatte, wusste sie wahrscheinlich wohl doch, wie er beschaffen war. Darum musste Shinya ihr genau das Gegenteil beweisen! Dass er ein anständiger Kerl war, mit dem man mehr teilen konnte als nur das Bett. Gut, das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber Shinya war immerhin nicht abgeneigt, längere Zeit mit Daiyana zusammen zu sein. Wie ein Paar. Ja, das wäre schön. Darum hatte er einen Plan. Um den zu erfüllen, er allerdings a) den Zimmerschlüssel von Die brauchte und b) einen Blumenladen finden musste mitten in der Nacht. Doch das hier war Japan, es war Tokio, es war die Stadt, in der alles möglich war. Oder so ähnlich... Mit einem Blick zurück an den Tisch konnte also auch Die keine direkte Gefahr mehr erkennen, nur einen vor sich hin gähnenden Kaoru, der bald über seinem Bier einzuschlafen drohte. Typisch! Und so wollte der eine Frau finden. Wollte er das überhaupt? Wenn es nach dem ginge, kam die wahrscheinlich einfach angeflogen und klatschte ihm als Elfe vors Gesicht. Oh Mann, dabei war er doch eigentlich nicht das schlechteste Modell Mann. Oftmals hätte sich Die gewünscht, dass bei ihm mehr als nur drei Zacken über jedem Mundwinkel wuchsen, sondern mehr so richtig dichte Bartstoppeln wie bei Kaoru. Kinnbärtchen machen Weiber doch an, oder? Tief in den Gedanken versunken, vergaß Die doch glatt, dass er eigentlich zu Kaoru an den Tisch wollte, wo außer ihm höchstens Toshiya auftauchen könnte. Und der war seit Stunden schwer beschäftigt, sich immer wieder in der Schlange für die Karaoke-Maschine einzureihen. Eine plötzliche Berührung holte Die jedoch in die brutale Realität zurück. Da war etwas an seinem Hinterteil. Und zwar unter dem Rock! Innerlich gingen alle Sirenen an, unkontrollierte Panik ließ Die allerdings nicht zu, denn wer auch immer ihn da antatschte, der würde jetzt gleich seine Handtasche quer im Maul wiederfinden. Leider nur war er umzingelt von so vielen und alle lachten so dreckig und... ach! Das war doch zum Verzweifeln! Und wo war die Rettung? Weg war sie! Denn den halbwegs pennenden Kaoru konnte Die nicht mehr sehen. Gerade eben hatte der doch noch dort drüber gesessen und sich eins abgegähnt. Da half nur eines: Flucht nach vorn! Beine in die Hand und zwar fix! Nachdem Kaorus Stirn beinahe Bekanntschaft mit dem vor ihm stehenden Bierglas gemacht hätte, fiel ihm auf, dass ein letzter Toilettenbesuch von Vorteil wäre, denn beim Gehen würde er vielleicht wieder etwas wacher werden. Er hatte das auch recht fix erledigt und drängelte sich erneut durch die Menge, mit einem Auge nach Die suchend, denn anscheinend war der nicht mehr in der Männerhorde. Die Suche hatte sogleich ein Ende, als Kaoru mehr oder weniger mit einer hübschen Rotblonden zusammenstieß. Welch ein Zufall. Um ein Haar hätte er eine Bemerkung gemacht und sich entschuldigt bei dem schönen Wesen, doch in letzter Sekunde erkannte er dann doch Die. Der irgendwie einen panischen Eindruck machte, vor allem in jedem Moment, in dem er sich an Kaorus Jacke krallte und ihm ganz nah auf die Pelle rückte, so dass sie beinahe mit der Nase aneinander klebten. "Kaoru! Gott sei Dank! Wo warst du denn?" Stimme klang auch irgendwie nach Panik. "Pinkeln. Was...?" Weiter kam der Ältere nicht, da er von Die praktisch mitgeschleift wurde. "Los! Komm mit. Wir tanzen." Alle früheren Bedenken spielten plötzlich keine Rolle mehr, solange es nur den Anschein hatte, Daiyana und Kaoru wären aneinander interessiert. Wie konnte man das besser zum Ausdruck bringen, als durch simples tanzen? "Was? Wie...?" Ganz durcheinander brachte das den anderen. Wieso wollte Die denn gerade jetzt und mit ihm tanzen? Da steckte doch mehr dahinter! Nichtsdestotrotz hatte Kaoru echt keine Lust dazu, denn, wenn er etwas nicht war, dann ein guter Tänzer. "Ich... nicht tanzen." "Doch, du tanzen!", protestierte Die und ließ endlich mal von Kaorus Jacke ab, um ihm stattdessen am Handgelenk zu packen und auf die Tanzfläche zu ziehen. "Bitte Kao! Jetzt lass mich nicht hängen. Nur einen Tanz oder zwei, ja? Bitte." Die Augen verdrehend seufzte Kaoru genervt. "Ich kann so was aber nicht. Tanzen. Das liegt mir nicht. Schon gar nicht bei der Musik." Dieses nervige Bumm-Bumm und Uffta-Uffta war nun wirklich nicht gerade das, was Kaoru für angenehme Musik hielt, zu der man sich hätte einigermaßen vernünftig bewegen können. "Jetzt stell dich nicht so an!", maulte Die und klammerte seine Fingerchen an Kaorus Hüften, zog ihn dabei etwas näher. "Maaah." Leise knurrend ergab sich der Ältere seinem Schicksal und suchte an seiner Tanzpartnerin eine geeignete Stelle, an die er die Hände legen konnte. Die fand er allerdings so nicht und er wusste auch warum! Kopfschüttelnd umschlang er diesmal Dies Handgelenke und legte dessen Pfötchen auf den eigenen Schultern ab, bevor Kaorus Hände die Hüften der Frau fanden. "So geht das." "Ja, wegen mir, auch gut. Ist das erste Mal für mich als Frau, du Trottel," zickte Die zurück und drückte sich noch etwas näher an Kaoru, zumal gerade in diesem Moment das Lied zu etwas Ruhigerem wechselte. Heilige Scheiße. Musste das denn auch noch sein? Die Menschheit hatte es doch auf Kaoru abgesehen, oder? Wie auch immer, er spielte halt mit. Wie so oft. Schnaubte jedoch missmutig, während er leise weiter vor sich hin maulte. "Warst du es nicht immer, der gesagt hat, ‚Wer tanzt, hat bloß kein Geld zum Saufen'?" "Nein, das war mal dein Motto, ganz früher. Damals, als du noch cool warst," argumentierte Die schlagfertig wie eh und je. "Meins war ‚Wer nicht kotzt, trinkt nicht am Limit'." "Ach ja, richtig. Ich vergaß." Und das musste Kaoru auch irgendwie einsehen, denn sein Kumpel hatte da nicht unrecht. Nicht mit dem Inhalt ihrer Sprüche, sondern dass es früher mal Kaorus Motto war. Ein bescheuertes Motto eigentlich, wie er fand, heute. Nur damals hatten er und Die sich immerhin richtig gut verstanden, jede Bar unsicher gemacht und es war auch gar nicht wichtig, ob sie am Ende mit oder ohne Mädel an der Hand hinausgingen. Und nun? Jetzt tanzte Kaoru mit seinem Kumpel, der eng an ihm geschmiegt, seine Hüften an seinen kreiste. Im Körper einer Frau! Junge, war es denn plötzlich so heiß hier drinnen oder täuschte das? Schweißperlen arbeiteten sich auf die Stirn des Bandleaders. Zumindest fanden sie so einander wieder, wenn es auch Die war, der auf die Hilfe des anderen angewiesen war. In den letzten fünf Jahren hatten sie wohl nicht mehr so viel Zeit miteinander verbracht wie in den vergangenen 48 Stunden. Es war schon merkwürdig. So merkwürdig wie die Tatsache, dass Kaoru seine eigenen Hände an der Taille des anderen ganz nervös machten. Sie fingen an zu schwitzen. Es wurde heiß und unangenehm unter den Handflächen, was mit Sicherheit auch nicht unbedingt das geilste Gefühl für Die sein musste. Doch wohin sollte Kaoru denn mit seinen Fingern? Rutschte er sie weiter vor, sah es dämlich aus. Schob er sie weiter nach hinten, würde er Dies kleinen süßen Po berühren, was Kaoru doch mit Sicherheit keine Komplimente einbringen würde. Nach oben ging auch nicht, dann würden sie am Ende noch unter Dies Top enden. Und nach unten würde wirklich bescheuert aussehen. Es war ausweglos und der Gedanke allein trug dazu bei, dass Kaoru noch mehr als zuvor schwitzte. Warum hatte er auch ausgerechnet die Lederjacke angezogen? Die sah cool aus, war aber alles andere als das. Sich über die Oberlippe leckend, schmeckte er bereits den salzigen Geschmack auf seiner Haut. Na doll, Die konnte sich gern schon mal einen Spruch überlegen, um sich über den anderen lustig zu machen. War halt Kaorus Schicksal. Doch ganz im Gegenteil dachte der andere daran gar nicht. Als endlich so etwas wie Ruhe zwischen ihnen eingekehrt war, lugte er sogleich über die Schulter des Bandleaders hinweg, ob die Männermeute noch da war, ob sie ihn erkannten und ob sie von Kaoru eingeschüchtert waren. Einige hatten bereits das Feld geräumt. Andere beäugten die Tanzenden böse. Einer schmollte. Doch der zählte nicht, denn das war offensichtlich Toshiya. Den konnte man ignorieren, wie Die fand. Und wie sein Näschen da so an Kaorus Schulter lauerte, so kam Die nicht umhin sich zu fragen, ob sein Freund eigentlich Aftershave oder ein Eau de Toilette trug? So etwas hatte Die nämlich gar nicht bei ihm stehen sehen! Dennoch roch die Halsgegend nicht übel. Ausgesprochen nett sogar. Was wohl eher nicht Kaorus Eigengeruch war, oder? Indem träumte Die auch fast weg, wenn nicht plötzlich jemand an seine Schulter getippt hätte. "Hey, Partnerwechsel," schnaubte ein glatzköpfiger Kompaktjapaner plötzlich. "Ich würde auch gern mal eine Runde mit der Lady..." Was sollte das denn jetzt? Diese Frage stellten sich Kaoru und Die wohl gleichzeitig, als sie sich ansahen, als würde eine Kuh durch die Bar fliegen. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung schüttelte Kaoru jedoch den Kopf. "Tut mir leid, Meister. Das ist meine Kleine. Die tanzt nur mit mir." "Sah aber vor ein paar Minuten noch nicht so aus," erwiderte der Glatzkopf und verschränkte seine kurzen, dicken Arme. "Wirst sie mir doch mal für'n Sekündchen borgen können." "Nah, das sieht schlecht aus, ganz schlecht." Mit diesen Worten ergriff Kaoru ‚Daiyanas' Taille noch einmal fest, rückte sie näher an sich heran und legte einen Arm um sie. "Wir haben nämlich noch Pläne, du verstehst?" Damit sandte der kleine Dicke einen fragenden Blick an Daiyana. "Jop. Tut mir leid, so sieht das aus." Grummelnd drehte sich das leicht missratene Modell Mann um und verzog sich. "Wow Kao, du kannst ja richtig Macho sein, wenn du willst!", grinste Die frech und haute dem anderen freundschaftlich die Hand gegen die Schulter. "Das war nicht Macho. Ich hab nur..." "Nur?" "Ja, nee. Ich... Hätte ich ihn lassen sollen?" Das verstand noch einer. Kaoru hatte Die doch nur beschützen wollen. Nur leider hätte das so gar nicht cool geklungen, wenn er das nun auch so gesagt hätte. "Natürlich nicht! Ich bin doch auch ganz stolz auf dich," kicherte Die und nickte in Richtung Ausgang. "Nur ‚Kleine' lässt du zukünftig besser stecken, mein Süßer. Jetzt lass uns gehen. Ich hab genug." "Schon klar," murmelte Kaoru, als sie beide Richtung Ausgang liefen. Er war auch recht froh darüber, dass sie nun gingen. Es wurde Zeit! Noch immer war er ganz müde und wenigstens meckerte Die nicht darüber, dass Kaoru so sehr angefangen hatte zu schwitzen. Schon komisch, dass er so reagieren konnte, obwohl er doch wusste, dass es Die war, der sich nur in einen geilen Körper verirrt hatte. Auf dem Weg ins Hotel kam Die nicht umhin, immer wieder mal einen kleinen Seitenblick auf Kaoru zu erhaschen, während sie sich mehr oder minder anschwiegen. Der war schon ulkig, der Kao. Jedenfalls wenn man Die fragte. Irgendwie empfand er seinen Bandkumpel als höchst seltenes Exemplar von Mensch, der zwar durchaus verquere Denkweisen hatte und die meiste Zeit über, sofern nicht im Dienst, von keinem richtig ernst genommen wurde, dennoch aber Seiten hatte, die beeindruckend waren. Wäre Die also tatsächlich eine Frau, dann würde er mit Sicherheit lieber einen Mann wie ihn haben wollen als sich selbst. Mal ehrlich, Die war nicht geschaffen für feste Beziehungen und das Verteidigen seiner Schnallen vor anderen Männern lag ihm auch nicht. Das war aber wohl schon Kaorus Ding und es imponierte ohne jeden Zweifel! Tja, wer Kaoru nicht kannte, der konnte schon durchaus Angst bekommen, wenn er so trüb drein schaute, ein paar coole Worte blubberte und einfach nur so da stand, als würde er nicht nur den Yakuza angehören, sondern wäre ihr Anführer. Von Vorteil war dann aber, DASS Die den anderen kannte und darum war er in seinen Augen auch schon manchmal recht... putzig. Süß eigentlich, Kaorus Art. "Kommst du klar?", unterbrach genau dieser Dies Gedankenfluss, als sie im Hotelflur angekommen waren. "Hm? Ja, ich denk schon," nickte Die zustimmend und schloss seine Tür auf, während Kaoru ebenso kurz mit dem Kopf nickte und sich dann in Richtung seines eigenen Zimmer umdrehte. Weit kam er allerdings nicht. "Äh Kao." Kurzform. "Warte mal. Ich..." Da blieb einem die Spucke weg. "Sieh dir das mal an." Kaoru machte auf dem Absatz kehrt, trat in Dies Zimmer und betrachtete den Grund von Dies Schock. Der Raum war voll von roten Rosen, ein Strauß am anderen, einzelne sogar auf dem Bett, so dass es ein Bild des Wahnsinns ergab. Nicht mal Stalker waren dermaßen schlimm. "Da ist auch ne Karte." "Na und? Ich mach die nicht auf. Wer weiß, was für ein Psycho das war." Also echt mal, jemand war offensichtlich in Dies Zimmer gewesen und das allein war ihm schon unheimlich genug. "Und wenn es von irgendwelchen Fans kam? Für Die, also dich, weil du so unsagbar krank bist." Vor Sarkasmus strotzend öffnete Kaoru die Karte und las leise, bevor er sie dem anderen gab. "Ist nicht von Fans." "Von wem denn dann?" Irgendwie nervte Die das ganze und das nicht wenig! "Oh mein Gott! Shinya!" Kaoru kicherte dreckig. "Hör auf so blöd zu lachen, Niikura. Die drehen doch alle frei hier!" Empört warf Die die Karte wieder aufs Bett und nahm sich ein paar seiner Sachen. "Was hast du vor?", fragte Kaoru verdutzt, auch wenn ihm schon etwas schwante. "Bei dir pennen. Du glaubst wohl kaum, dass ich in einem Zimmer schlafe, für das Shinya einen Schlüssel hat. Vielleicht ist er ja auch eingebrochen, wer weiß. Aber es ist beängstigend, weißt du? Ich meine, selbst der kleine Shin-chan! Und die Methoden, guck nur." Mit einer letzten Handbewegung deutet Die noch einmal auf die Hunderte von Rosen, bevor er kopfschüttelnd aus dem Raum marschierte. "Die haben's doch echt nötig..." Tief durchatmend, nickte Kaoru abermals und folgte Die leise. Was sollte er auch machen mit ihm? Oder ihr. Wirklich nachvollziehen konnte der Ältere nicht, wie es sein musste, wenn plötzlich die eigenen Bandleute hinter einem her waren. Doch den Grund, warum sie es waren, kapierte er dennoch. Und es war verdammt schade, dass es Die sein musste, der sich in ihrem Körper versteckte. Denn bei ‚Daiyana' könnte glatt sogar Kaoru seine Prinzipien vergessen... Ende Kapitel Sechs. 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