Das Leben in der Anderen von NanaSaintClair (Und nichts ist, wie es einmal war. [Kaoru&Die]) ================================================================================ Kapitel 4: Darf ich vorstellen? ------------------------------- Endlich mal wieder ein Update. Tja, ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht, so viel zu schreiben und so wenig Zeit. Aber erst einmal vielen Dank an die Leute, die beim letzten Kapi kommentiert haben, namentlich: KyOs_DiE, myameno, Marraskuu, Chokolade-Kat, KatzeMorle, _Domestic_Fucker_, Shivi, Serena_Yoshida, kyo_roshi, Kanoe, ni-yas_flower_sakito, Maulwuerfchen, Fresel, GacktJR, Streunertomate, Sandalphon, Miss_Jely, rollingthunder, PrinzessinAki & Sakura_16! An euch alle ganz besonderen Dank! Ihr seid so lieb, dass ihr richtig tolle, lange Kommis hinterlasst! *___* Was Kapi 4 angeht, sagt mir bitte, was ihr denkt. Ich hab null Plan, was für Zeugs ich da eigentlich geschrieben habe, nur dass es extremst lang ist. Kapitel Vier: Darf ich vorstellen? Trotz dass Kaoru ohne Umwege zurück ins Hotel gewollt hatte, kam er nicht um einen Zwischenstopp bei der Drogerie herum. Da hatte Die nun schon French Nails und einen schicken Haarschnitt, da wollte er keinesfalls ohne Make-up weiter durch die Stadt laufen. Verständlich, wie er fand, dennoch total unverständlich für Kaoru. Klar, Die war eben eitel. Aber nur weil er kurzfristig mal kein Kerl mehr war, musste er sich doch nicht aufstylen wie ein Model. War doch sinnlos in Anbetracht dessen, dass er wieder ein Mann werden musste. Zum Glück dauerte der Drogeriebesuch nicht ganz so lange und sie befanden sich beide bald im Taxi zurück zum Hotel. Nun konnte wirklich keiner mehr sagen, wer sich hinter dem hübschen Fräulein an Kaorus Seite wirklich verbarg. Das musste man Die schon lassen. Er sah richtig gut aus so. "Was guckst du so blöd?" Eine der frisch gezupften Augenbrauen schob sich nach oben, als Die seinen Gegenüber skeptisch anschaute. "Eh? Was?" Ertappt. Hustend drehte Kaoru den Kopf zur Seite und legte sein nichtvorhandenes Pokerface auf. "Oh, wir sind gleich da." Er konnte schon das Hotel sehen. Die beließ es bei der Äußerung, schüttelte kurz den Kopf und schnappte sich sein kleines pinkfarbenes Drogerietütchen, welches er aus dem Laden hatte. Vor dem Hotel bezahlte Kaoru das Taxi und er und Die nahmen kurzerhand die Tüten, die Kaoru gleichmäßig auf sie beide verteilte. "Lass uns schnell reingehen. Wer weiß, wo die anderen sind." "Sag mal, Kaoru," begann Die vorsichtig, denn er wollte nicht, dass sein Kumpel das in den falschen Hals bekam. "Findest du mich eigentlich attraktiv?" Nun gut, das war wohl doch mit der Tür ins Haus. Die Frage brannte Die unter den Nägeln, denn schließlich war er es gewohnt, dass man ihn anquatschte, ihm Komplimente machte, zu einem Cocktail einlud und so weiter. Als Kerl war das! Und nun, da er eine doch recht schnittige junge Dame war, da merkte er aber wohl, dass ihn niemand richtig angraben wollte. Nicht, dass Die das wollte, aber ein bisschen Resonanz wäre ja nun mal nicht schlecht. Nur war er mit Kaoru unterwegs und wie allgemein bekannt war, sah der Leader den Wald vor lauter Bäumen nicht. "Häää?" Der stoppte natürlich erst einmal und musste sich sammeln. "Na, so als Frau..." "Umm..." Das war doch sicher wieder eine Fangfrage. Käme sie von einer Frau, dann würde Kaoru sofort Ja sagen, so viel wusste er schon. Aber kam die Frage von Die, wie sollte er nun schon wieder reagieren? Die wartete geduldig, während er ins Innere des Hotels watete. "N~ja, schon." Oh Gott. Kaoru betete, dass das als Aussage reichen würde. Oder war es vielleicht schon mehr Aussage als gut für ihn? Er war ja bekannt für die Fettnäpfchen, die er mitnahm. "Geil!" Auf Dies Gesicht breitete sich ein überdimensionales Lächeln aus. "Du findest mich heiß!" Kaoru schnaubte. "So hab ich das nicht gesagt." "Aber gedacht!", konterte Die erfreut. "Komm schon, ich weiß, ich sehe gut aus. Und als Frau bin ich eine richtig scharfe Granate!" "Bei der man nur drauf warten muss, bis sie in die Luft geht," murmelte Kaoru unterdessen und vergaß Dank ihrer - wie er fand - dämlichen Diskussion sich im Hotelfoyer umzusehen, bevor sie beide hereinmarschierten. Was lenkte ihn Die auch so ab? Reichte schon, dass sich eine Führungskraft wie der Herr Niikura mit Einkaufstüten rumplagen musste, da kam auch noch seine geistig minderbemittelte Begleiterin mit dummen Fangfragen. Das war sehr ärgerlich! Und da war es auch schon zu spät. Kaorus grauer Star erkannte Toshiya an der Rezeption stehen, doch bevor man auch nur hätte ausweichen können, drehte dieser sich um und betrachtete sich das ihm gebotene Bild. Logisch, dass der sich durchaus wunderte, wen sein manchmal etwas trotteliger Bandkollege da anschleppte. Und mit was für viel Gepäck! Dem musste der Bassist auf den Grund gehen! Als Die den langen Dunkelhaarigen erblickte, erstarrte er. In seinem Egowahn hatte er ganz vergessen, dass ja noch immer niemand wusste, wer er wirklich war. Und das sollte auch so bleiben... Toshiyas Gesichtsausdruck konnte man entnehmen, dass er die beiden nicht einfach so entkommen lassen würde, als er auf sie zusteuerte. Kaoru konnte so etwas leicht abschätzen, wenn es um seine Bandfreude ging und eine Sache gefiel dem Leader ganz besonders nicht, nämlich dieses leichte, unglaublich freundliche Lächeln auf den Lippen des Bassisten. Dies Fingernägel krallten sich unbewusst in das Handgelenkt des Bandleaders. "Mach was," fauchte er leise, doch Kaoru zog seinen Arm frei und schaute ihn böse an. "Was denn? Sei einfach still und bleib ruhig. Der erkennt dich schon nicht," flüsterte er, darauf hoffend, dass seine Worte auch Wahrheit sein würden. "Hallo Kaoru," nickte der Bassist ihm zu und lächelte. "Wir haben uns schon gefragt, wo du bist. Weißt du was Neues von Die?" Bedacht gab er dem Bandleader Zeit zur Antwort und ließ seine Augen auf der Schönheit daneben nieder. "Hey," hauchte er tiefer, als er normal sprach und Die hätte ihm am liebsten vor das Schienbein getreten. Andererseits sagte Toshiyas Reaktion doch auch aus, dass er Die nicht erkannte, oder? "Ich... ich war bei Die im Krankenhaus... oder hab versucht, zu ihm durchzudringen... ist aber nicht!" Genau, denn er war schließlich in Quarantäne, woran sich Kaoru gerade noch rechtzeitig erinnerte. "Naja, jedenfalls rufen die mich an, wenn er wieder virenfrei ist." "Aha." Und nun, in jenem Moment, wunderte sich Toshiya über die Manieren seines Freundes. Wollte er seine Begleitung nicht vorstellen?" "Und dann? Warst shoppen, hm?" "Äh, joah." Sah man ja an den Taschen. "Und nicht allein, wie ich sehe?" Wieder lächelte Toshi die junge Frau an, jedoch war ihm mittlerweile egal, ob Kaoru nun mal aus dem Arsch kam. Dann würde der Bassist es eben selbst in die Hände nehmen sich vorzustellen. "Ich bin Toshiya," er streckte die Flosse vor, "und du?" "Na, Die-" Es kam dem Rhythmusgitarristen so dämlich vor, wie sich sein Gegenüber benahm, dass er schlichtweg vergessen hatte, dass er wohl kaum Die oder Daisuke heißen konnte. Nicht als Frau jedenfalls. Gott sei dank fiel ihm Kaoru ins Wort. "DAIYANA!", stieß er hervor und hätte sich am liebsten selbst eine runtergeklatscht, um seine Blödheit einzudämmen, gleich nachdem er zuerst Die verprügelt hatte, wenn er denn keine Frau wäre. Die schlägt man ja bekanntlich nicht, egal ob sie in Wahrheit geistesschwache Bandkollegen waren. "Ihr Name ist Daiyana. Nicht wahr, Daiyana?" "Daiyana? Äh..." Verdutzt starrten Dies Augen zu seinem Bandpapa rüber, der ihn teils starr, teils flehend ansah, und dabei lächelte, was eine komische Mischung erzeugte, die dem Jüngeren ein wenig Angst machte. Dann schaute er wieder zu Toshiya, der ihn fragend, jedoch mit dümmlichem Grinsen anschaute. Irgendetwas sollte das Die sagen... Ach ja! Er war ja eine Frau! Klar, die hießen in Japan nicht Daisuke. Aber Daiyana? Hätte Kaoru nicht mit etwas Coolerem auffahren können? Na egal, Die warf sich ein süßes Grinsen ins Gesicht und schüttelte Toshis große Flosse. Jetzt würde sich zeigen, ob man Dies wahres Ich wirklich nicht erkannte - was Vor- und Nachteile hatte, auf die einzugehen, Dies Hirn gerade nicht in Stimmung war. "Ja, der Name kommt eigentlich aus dem Englischen, aber meine Eltern dachten, es wäre besser, die Schreibweise zu ändern, damit ich in Japan keine Probleme habe." "Dann spricht man es Daiyena? Oder doch Daiyana?" Noch nie gehört hatte Toshiya so einen Namen in Japan, aber das mit dem Englischen erklärte Einiges. "Wie man gerne möchte," versicherte Die und konnte kaum noch an sich halten nicht zu lachen, so geil war es festzustellen, dass man ihm wirklich jeden Scheiß abnahm als Frau. "Oder du sagst einfach Die." "Die? Wie in Dai? Wie in unserem Gitarristen Die?" Das konnte der Bassist ja kaum fassen. Warum er wahrscheinlich auch zu folgender Annahme kam: "Bist du ein Fan?" "Nein, tut mir leid. Fan bin ich nicht," faselte Die schulterzuckend, doch so lieblich, dass Kaoru fast die Kotze hochkam. "Hm, dann bist du wohl...?" Absichtlich ließ Toshi die Frage erst einmal offen stehen in der Hoffnung, die junge Frau wäre so klug und beantwortete das auch ohne Rätselraten, wobei man wiederum bei Kaoru so etwas gar nicht erst versuchen musste. Entweder schnallte er das nie oder wollte nicht. Genau sagen konnte man das auch nie. Leider wusste Die in jenem Moment gar nichts zu sagen, genauso wenig wie der Bandleader. "Dann bist du wohl Kaorus Freundin?", fragte Toshi also diesmal ganz direkt ohne Hemmungen. Ihm kam das schon komisch vor, dass man den beiden alles aus der Nase ziehen musste, aber dagegen kannte er Maßnahmen. "Nein!", erhob Die sofort das Wort und schüttelte heftigst sein Haupt. "Um Gottes Willen, nein! Wir sind nur... nur..." Konnte man Kumpels sagen, wenn man eine Frau war? "Nur?" Freundlich lächelnd bohrte Toshiya weiter nach und wusste zu gut, dass er die junge Frau gerade in die Enge trieb. "Bist du verwandt mit ihm oder wie jetzt? Irgendwoher müsst ihr euch doch kennen." "Verwandt?" Die schaute fragend zu Kaoru, schüttelte aber bereits den Kopf. "Nein, verwandt sind wir nicht, nein. Ich... ich bin..." "Sie ist verwandt mit Die," nickte der Bandleader dann selbstzufrieden, als er dies ganz ruhig erzählte. Während sich Schweiß auf seiner Stirn gebildet hatte bei jedem Wort, welches Dies Mund verlassen hatte, und Kaoru nur darauf warten musste, dass dieser dank seines Geblubbers bald am Ende seines Lateins sein würde, hatte sich der kluge Bandchef bereits eine Geschichte zusammengesponnen. "Daiyana ist Dies Cousine aus... Yokohama, genau. Da lebt sie und ja, weil sie gehört hat, dass Die im Krankenhaus ist, kam sie heute Morgen mit der Bahn und... ich hab sie eben abgeholt. Alles klar soweit?" Verwundert starrte der schlanke Bassist einen Moment lang auf Kaoru, nicht ganz sicher, aus welchem Buch er das gerade vorgestottert hatte, denn sonst hätte er das auch gleich sagen können. Dass Die ebenso verblüfft glotzte, bemerkte Toshiya zum Glück nicht. "Ist das so?", fragte Toshiya also die angebliche Cousine von Die. Dieser nickte lediglich. "Yokohama, aha. Die hat gar nie erwähnt, dass er eine Cousine dort hat. Wir sind schließlich oft in Tokyo, da hätte er seine hübsche Cousine doch mal einladen können." Warum Toshiya stutzig war? Ganz einfach. Die Frau war geil und wenn die beiden ihm einen Bären aufbinden wollten, nur um geheim zu halten, dass Kaoru sie vielleicht schon nagelte, dann würde der Bassmeister der Sache schon auf den Grund gehen! "Ich wohne erst seit Kurzem da." Wenigstens stand Die diesmal nicht auf der Leitung. "Aber Kaoru kennst du länger, nehme ich an?" Schließlich hatte der sie angeblich vom Bahnhof abgeholt. "Äh...mm...mjoah...?" Schwierig, dann Fakt war, wenn Die ihn schon länger kannte, dann brauchte auch diese Tatsache wieder eine Hintergrundgeschichte, kannte er ihn aber erst kürzlich, warum sollte Kaoru ihn dann irgendwo abholen? "Wir kennen uns nur flüchtig," mischte sich selbiger auch gleich wieder ein und nickte bekräftigend. "Es ist so, dass ich Dies Eltern natürlich angerufen habe und du weißt ja, wie groß seine Familie ist. Seine Mutter wollte natürlich gleich herkommen, aber es ist doch unnötig weit von Zuhause aus bis hierher, also hat sie mich zurückgerufen und gebeten, Daiyana vom Bahnhof abzuholen. Reicht doch, wenn sie mal nach Die schaut. Wohnt ja quasi um die Ecke, ne?" Die nickte brav und auch Toshiyas Kopf bewegte sich von Klarheit erleuchtet. "Ganz genau," brabbelte Die auch schon wieder drauf los. "Ist natürlich Ehrensache, dass ich nach ihm schaue und seine Eltern und Geschwister informiere, ohne dass die erst hierher düsen müssen, nur weil Die mal im Krankenhaus liegt. Er hat doch mich!" "Steht euch wohl sehr nahe, wie?" Kaum zu fassen, aber jetzt, wo Daiyana so sinnlos drauf los plapperte, erinnerte sie Toshiya wirklich ein wenig an Die. "Ja. Ja, sehr. Wir sind... so dicke!" Die kreuzte die Finger und grinste. "Und? Dann wart ihr gemeinsam bei Die?" So langsam machte alles Sinn für Toshiya, auch wenn Kaoru es kaum fassen konnte, dass er ihnen die Geschichte tatsächlich abnahm. "N~ja, waren wir. Also... nicht direkt, weil Quarantäne. Hat Kao ja schon gesagt, ne. Also sind wir lieber was futtern gegangen und shoppen. Ich hatte kaum Gepäck dabei und wie es aussieht, muss ich ne Weile bleiben." So langsam begann die Sache recht entspannt zu werden für Die. Trotz Frausein benahm er sich relativ normal und doch schien niemand zu checken, dass er gar keine Frau war, sondern ein Kerl, nur halt im Frauenkörper. Nicht entgangen war Toshiya jedoch, dass Daiyana ihren Bandleader mit einem Kürzel seines Namens bezeichnete, was wiederum darauf schließen ließ, dass sie doch vertrauter sein könnten, als sie zugaben. Andererseits, sie war eine Frau und diese liebten bekanntlich Kosenamen für alles und jeden. Und noch was bemerkte Toshiya: "Kaorus Matte ist ab." Ein Grummeln war von dem ehemals Langhaarigen zu hören, bevor er leise brummte: "Mjoah. Wann hat man schon mal Zeit für Frisör..." "Sieht schick aus, oder?" Die war noch immer total zufrieden mit dem neuen Haarschnitt auf des Bandleaders Kopf. "Ich finde, so kann er sich endlich mal eine Freundin angeln, oder Toshi?" Verwirrt wurde der Bassist. Eigentlich wollte er nur andeuten, dass er gemerkt hatte, dass die beiden anderen noch mehr gemeinsamen Freizeitbeschäftigungen nachgingen. Doch DAMIT hatte Toshiya nicht gerechnet! Dass Daiyana jetzt einfach mal lossprudelte mit Details, als kannte sie Kaorus Beziehungsleid. Und nicht nur das! Sie nannte ihn Toshi! Also gut, vielleicht war sie ja wirklich nur sehr offen. Wie auch immer, Toshiya lächelte nur und nickte freundlich, während Kaorus Augen sich am Boden festklebten. "Na gut äh... wir gehen dann mal, der Kaoru und ich, ne?" Und an dieser Stelle fiel Die auch mal auf, dass er eigentlich keine Ahnung hatte, wohin sie gehen könnten, ohne dass es erneut zu Fragen kam. Der Bandleader hustete kurz, um seine trockene Kehle zum Reden zu bringen. "Ja, äh, Daiyana kann ja erst mal in Dies Zimmer und so, dacht ich. Weil, sie muss eh mal seine Sachen durchschauen. Danach, was er noch brauchen könnte, so fürs Krankenhaus. So ne Sachen eben." Beeindruckt war Die von der so simplen Logik von Kaorus Erklärung. So sehr, dass er selbst noch einmal darüber nachdenken musste. "Oh ja, ist klar. Dann macht das mal." Plötzlich hatte der Bassist eine Idee, denn so leicht würde er beide nicht entkommen lassen. "Hey, ähm, Dai? Dann sehen wir uns vielleicht zum Abendessen? Bist recht herzlich eingeladen." "Ähjoah, warum nicht. Danke!", strahlte Die, blöd wie er war, und stupste Kaoru Richtung Fahrstuhl. Die Einschätzung über Dies Intelligenz unterlag natürlich dem Ermessen des Bandältesten, sozusagen dem Yoda der Gruppe. "Bye," winkte Toshi dem süßen Hintern noch nach und seufzte. Wow, so einen heißen Feger hatte er schon lange nicht mehr gesehen, schon gar nicht an Kaorus Seite! Es war wichtig, nun Schritt für Schritt vorzugehen, damit sich in kürzester Zeit herausstellte, welche Rolle A) sie für den Bandpaps und B) der Olle für sie spielte. Klare Sache das. Und sollten sie wirklich nicht mehr sein als flüchtige Bekannte... Ein sabberiges Grinsen erstrahlte auf Toshiya Gesicht, als seine Zahnspange gefährlich aufblitzte. "Ganz toll. Wolltest du nicht lieber noch ein bisschen mit Toshiya plaudern?", murrte Kaoru den Jüngeren an, als sie endlich im Aufzug standen. "Was denn? Es war doch nicht auffällig oder so. Und außerdem hat er nichts gemerkt! Verstehst du, was ich meine? Niemand checkt, dass ich ich bin. Alle denken echt, ich wäre irgendeine Frau," lachte Die verblüfft und sah dadurch ein wenig wie ein Geisteskranker aus, aber das sei ihm zugestanden in seiner neuen Haut. "Lass mich korrigieren. Nicht irgendeine Frau, sondern Dies Cousine aus Yokohama. Mit dem schicken Namen Daiyana." Kaoru verrollte nur die Augen. "Hattest du eine bessere Idee? Dir wäre wahrscheinlich nicht mal eingefallen, dass Frauen keine Namen haben wie Daisuke." "Ja. Ja, du hast recht," gab Die ganz offen zu. "Behaupte auch nichts Gegenteiliges, sondern nur, dass du das mit Bravur gemeistert hast." Für einen Moment blieb Kaoru dabei die Spucke weg. Nicht, weil Die nett war. Nein, weil es dreist war. Und dämlich, nicht zu vergessen. "Danke...?" Er schüttelte nur den Kopf und machte sich auf zum Hotelzimmer vom guten, alten Daisuke. Es brachte ja doch nichts, wenn man sich darüber den Kopf zerbrach, mit welcher Überheblichkeit dieser durch die Welt ging, obwohl er doch eigentlich am Boden zerstört sein müsste. "Hauptsache, wir vergessen nicht, was wir ihm aufgebunden haben," mahnte Kaoru aber doch noch an. "Ich heiße Daiyana, komme aus Yokohama und bin Dies Cousine. Nein, sehr gut aussehende Cousine," korrigierte Die, nachdem er am Spiegel im Flur vorbeigelaufen war und vor der Tür Halt machte, damit Kaoru mal aufschloss. "Ich wohne erst seit Kurzem da und bin hier, um nach meinem Cousin zu schauen. Passt doch prima. Und was machen wir, wenn wirklich meine Mutter anruft?" "Wann ruft denn mal deine Mutter an?" Der Gedanke war zwar nicht unbedeutend, aber dennoch weit hergeholt. "Ab und zu eben." Die zuckte mit den Schultern und streckte seinen grazilen Körper. "Dann nimmst du eben ab, sagst, du bist Dies neueste Bettgefährtin und dass er im Badezimmer sei oder sonst wo. Ich glaube kaum, dass man in den Nachrichten berichtet, wenn einer von uns krank wird. Soweit kommt's wohl eher nicht." Kaoru stellte endlich die schweren Taschen im Raum ab und setzte sich aufs Bett, um zunächst einmal den Schweiß von der Stirn zu wischen und sich eine Zigarette zu gönnen. Beim Wort Bettgefährtin legte Die skeptisch den Kopf schief. War das eine Anspielung gewesen? Wenn ja, war sie ihm nun auch egal, da er dem Rest von Kaorus Monolog zu folgen versucht hatte. "Gut, gut. Kein Die in den Nachrichten. Wie immer," faselte er dumm und kramte in den Taschen. "Wie spät ist es?" "Viertel vor vier," erwiderte Kaoru brav und schloss für einen Moment die Augen. Endlich Ruhe. Vielleicht sollte er sich ein Bad einlassen? "Hier, hör mal. Ich geh duschen und mach mich schick, ne. Dann können wir von mir aus runter zum Abendessen," ließ Die verlauten und machte sich mit einem kleinen Wäscheberg, seinem neuen Make-up und dem Kulturbeutel auf ins Badezimmer. Kaorus Augenbrauen wanderten langsam nach oben, bis seine ganze Stirn in Falten lag. Dann zuckte er kurz zusammen, als die Tür des Bads ins Schloss fiel. Das war Die. Womit hatte man das verdient? "Meinst du echt, es ist eine gute Idee, wenn du unten mit Abendessen isst?", bellte Kaoru lautstark Richtung des anderen Zimmers, damit Die ihn auch verstand. Da öffnete sich die Tür erneut, Dies hübscher-denn er war ja eine Frau-Kopf schaute um den Türrahmen und sein Schmollmund lächelte. "Ja, schon. Ich hab es satt, mich hier zu verstecken und außerdem schnallt doch keiner, wer ich wirklich bin. Und wenn, dann kann ich es auch nicht ändern. Ich mach mich doch nicht zum Affen hier, nur weil Buddha beschlossen hat, es sei weiser, wenn er mir den Schwanz wegnimmt. Nicht mit mir, das kann ich dir sagen!" Und schwups, war die Tür wieder zu. Na dann, dachte sich Kaoru und holte schon mal tief Luft. Am besten er dachte gar nicht darüber nach. Klar, wenn Die hier auch mal raus konnte, dann würde er dem Bandleader nicht die ganze Zeit auf die Eier gehen und der müsste nicht Kindergärtner spielen. Nur wenn Die da draußen alleine war in diesem neuen Körper, warum man seine wahre Identität besser nicht erfuhr, dann erschien es durchaus Sinn zu machen, an Dies Seite zu bleiben. Er würde sich sonst nur wieder verquatschen. Aber war das Kaorus Problem? Ja, doch, weil er der Bandleader war und kam heraus, dass sein Rhythmusgitarrist jetzt eine Gitarristin war, so würde es vorbei sein mit der coolen Underground-Rock-Band, deren Genre man nicht zu bezeichnen vermochte. Goodbye Dir en grey hieß es dann. "Die?", rief Kaoru abermals ins Badezimmer und klopfte sogar vorsichtig mit dem Finger daran, als er mit Rauchen fertig war. "Ich geh rüber und... komm nachher wieder." "Ist gut!", kam es von drinnen zurück. Recht so, dachte der Ältere. Er brauchte erst einmal ein paar Minuten für sich. Auf dem eigenen Zimmer nutzte Kaoru die Zeit um sich selbst ein wenig seiner Eitelkeit zu überlassen. Die schönen, langen Haare waren ab! Ihm ward das Herz gebrochen. Ziemlich luftig im Nacken. Er zog sich um und versuchte, sich keine Gedanken weiter zu machen, von einer Minute zur nächsten zu leben und nur keinen Stress. Dann würde er nur wieder hohen Blutdruck bekommen und sein Arzt sagte ja bereits, dass es kein Wunder ist bei den Herzkranzgefäßen. Raucher eben. Nur wenn man mit Leuten wie Die die meiste Zeit verbrachte, hatte man eben auch keine Angst mehr vor dem Tod. Fies war er. Na und? Er gönnte zwar niemanden das, was mit Die gerade los war-besonders nicht sich selbst-, aber trotzdem war es schon ein wenig ironisch, dass es gerade den Büchsenöffner höchstpersönlich getroffen hatte. Vielleicht war die Welt doch fairer, als Kaoru immer gedacht hatte? Bloß nicht, sonst müssten sie die Musikrichtung wechseln. Nach einer knappen dreiviertel Stunde schlenderte Kaoru zurück zu Dies Zimmer und trat ungebeten hinein. Er behielt einfach die Schlüsselkarte-sicher ist sicher. "Kao?" Oh je, es war die freundliche Abkürung, die das Fräulein benutzte, deren Stimme aus dem Badezimmer drang. "Ja," murmelte eine Antwort aus Kaorus Mund, als er durch das Zimmer schlenderte. "Wer auch sonst..." "Sag mal," begann Die, als er frisch geschminkt aus dem Badezimmer trat und sich das Haar nach hinten warf. "Findest du, ich sehe zu schlicht aus? Ich meine, muss ich mich noch mehr auftakeln oder bin ich so heiß genug? Ich möchte nämlich nicht als Durchschnittsweib durch die Gegend rennen, verstehst du?" Kaorus Augen wuchsen kurze Zeit auf Tellergröße, bevor seine Augäpfel nach hinten rollten. Es durfte doch alles nicht wahr sein. Aber so war eben Die! Der war als Kerl schon schlimm, aber als Frau eine echte Herausforderung. "Nein, zu schlicht siehst du nicht aus," erwiderte Kaoru also brav, als er sich so ansah, was Die zu bieten hatte. Kurzer, weißer Rock und darüber ein rotbuntes Oberteil mit Goldschrift, was auch immer darauf stand und Kaoru sowieso nicht lesen konnte, dazu ein das Paar weiße Stiefel. Kurz gesagt: wie eine von Dies Flittchen, die er immer abschleppte. "Du siehst gut aus." "Hm, ja, aber reicht gut?" Die marschierte zu seinen auf dem Bett verteilten Sachen und hielt noch ein weiteres Oberteil nach oben. "Mit gut habe ich mich bisher noch nie zufrieden gegeben, also fang ich damit gar nicht erst an." Und so streifte sich Die das rote Teil vom Körper und drückte es seinem Kumpel in die Hand, "Hier, halt mal.", bevor er sich ein anderes, schwarzes Stück Stoff über den Leib zog und sich vorm Spiegel breit machte. "Ich weiß auch nicht..." Kaoru musste schwer schlucken. Lange her, dass er mal so einen halbnackten Frauenkörper aus der Nähe gesehen hatte. Wenigstens hatte Die einen BH an mittlerweile! Aber kam es Kaoru nur so vor oder waren Dies Brüste gewachsen? Als der Ältere merkte, dass er starrte, drehte er den Kopf weg und verfluchte seine leicht in rote Farbe getränkten Wangen. "Naja, nee. Gib mal wieder das andere Top," forderte Die auf und streckte die Hand danach aus, die allerdings ins Leere griff. "Ehhh! Niikura! Her mit dem Top!" So kam ein Mann, der fast Mitte Dreißig war, auch zum Herzkasper! Einfach mit schriller Frauenstimme anbrüllen, was zartes Gemüt sich hinter dem rau aussenden Kaoru verbarg. Er war doch sensibel! Blitzschnell reichte er seiner Majestät das Oberteil, während sein Körper noch immer versuchte, sich vom Schock zu erholen. "Danke," grunzte Die ihm entgegen und zog sich wieder sein rotes Lieblingsteilchen an. Ja, das gefiel ihm doch schon viel besser! War doch nur Die, sagte sich Kaoru. Nur Die. Alles wird gut, versprach er sich selbst. Es war nur Die-keine echte Frau, bei der man hätte zu Recht Ehrfurcht zeigen müsste. Es war halt auch tückisch! Man wurde optisch verwirrt, vor allem, wenn eine Frau kaum etwas an hatte. "Kao?" "Hm?" Merke: Kürzel. "Welchen Gefallen kann ich dir nun schon wieder tun?" Wenn man die Frau nicht ansah, musste man auch nicht freundlich sein, weil man optisch nicht so in Mitleidenschaft gezogen wurde. "Ich hätte dringend noch eine Handtasche kaufen müssen." "Wha-häh?" "Na egal. Ich merk schon. Du interessierst dich nicht die Bohne dafür, wie ich aussehe. Da sorgt man sich um deine Zottelhaare und verhilft dir zu besserem Aussehen und was machst du? Du schaust einen kaum richtig an. Kein Wunder, dass du keine Freundin hast... Ich meine, wenn du dein Geld auch zum Fenster rauswirfst für riesige Tätowierungen, da bleibt ja auch nichts übrig für eine Frau. Manche brauchen das eben, nicht wahr, Kaoru?" Während Die redete, fing Kaorus Hirn langsam an sich abzuschalten. Tatsächlich. Dies war der letzte Beweis. Die war eine Frau. Nur Frauen konnten so viel Müll labern und dabei noch gut aussehen. Verdammter Rock! Da fiel noch nicht mal Dies nicht vorhandener Arsch drin auf, sondern nur seine-ihre?-langen, schlanken und nun auch noch enthaarten Beine. "Los, lass uns gehen." Dies Handrücken krachte unsanft gegen Kaorus rechte Schulter zum Zeichen des Aufmarsch. Und mehr brauchte es nicht. Der Leader folgte gehorsamst. Es war ein Widerspruch in sich, aber so war Kaoru eben. Das Wort Leader sollte mit Trottel vom Dienst ersetzt werden. Wenn man sich das Klackern Dies weißer Stiefelchen wegdachte, ihn nicht neben sich in Gestalt einer Frau herlaufen sah und er ebenso nicht gerade dummen Mist erzählte, so war es eigentlich wie immer. Es kam nicht selten vor, dass Kaoru und Die zum Abendessen trotteten, auch wenn sie sich in letzter Zeit kaum etwas zu sagen hatten. Früher war das anders gewesen... Früher eben. Und heute? Heute war sowieso alles komisch, denn nicht mehr der Angeber-Die lief schweigsam neben Kaoru her, sondern ein aufgetakeltes Plappermaul. Schön, dass sich Die so viele Gedanken machte darüber, wie er aussah und ob er sich die Haare hätte hochbinden sollen. Kaoru machte sich eher Gedanken über die Fragen, die seine anderen Bandmitglieder haben würden bezüglich ‚Daiyana'. Unten angekommen wäre Kaoru am liebsten wieder umgekehrt, als er in die erwartungsvollen Gesichter seiner Mitmenschen schaute. War doch klar, dass Toshiya bereits alle über Dies Cousine informiert hatte und sogar die männliche Crew nun mit dämlichen Grinsen auf sie warteten. Toshiya sprang sofort auf, als er die beiden hereinmarschieren sah, zog einen Stuhl vom Tisch und bat Daiyana, darauf Platz zu nehmen. Wie höflich, dachte Kaoru sarkastisch, und musste sich ein paar Plätze weiter hinten neben seinen Roadie setzen, weil sonst nichts mehr frei war. Sogleich stellten sich alle der Reihe nach der jungen Frau vor und erkundigten sich nach Die. "Man weiß ja nicht viel, außer dass es so ein ansteckender Grippevirus ist," ließ Daiyana verlauten und empfing betretenes Nicken als Resonanz. "Ich war jedenfalls ganz schön in Sorge, denn Daisuke ist wirklich mein absoluter Lieblingscousin. Wir waren als Kinder wie Brüder... ich meine, Schwestern... äh, Geschwister halt. Zwillinge! Genau, wir waren wie Zwillinge, Daisuke und ich. Er ist ja auch toll, nicht wahr? So ein lieber Kerl..." Und auch an dieser Stelle ging das Nicken reihum durch die Bänke, außer bei Kaorus Kopf, da tat sich nichts. Für ihn war das ganz unbegreiflich. Während er sich Sorgen machte, WAS KONKRET man den anderen erzählen könnte und was nicht, da sprudelte nur Müll aus Die heraus, als wäre er nur hier um die Werbetrommel für sich selbst zu rühren. Und Kyo sah Kaoru-ausgerechnet!-auch noch an, als würde der ein Kriegsverbrechen begehen, nur weil er nicht auch brav sein Köpfchen auf und ab bewegte. Was war hier los verdammt noch mal? Waren dann jetzt alle verrückt? So ein heißes Teil war ‚Daiyana' ja nun auch wieder nicht! Oder sah das Kaoru falsch? Wie auch immer, er lehnte sich zurück und stürzte sich auf das Essen. Sollte Die doch palavern und der Rest der Gruppe zuhören, Fragen stellen oder sich mit Finger im Arsch drehen, das war Kaoru jetzt mal schön egal. Dann hatte er wenigstens Zeit und Ruhe zum Futtern! "Sag mal, Dai. Wie lange bleibst du jetzt hier?", fragte Shinya und stützte sich auf seine offene Handfläche, nachdem er den Ellenbogen auf den Tisch gestellt hatte. "Solange bis Die eben wieder fit ist," hieß darauf die Antwort. So gern Die über sich selbst redete, so hatte er auch viel Durst, griff sich eine Flasche Bier und öffnete sie, bevor er einen großen Schluck daraus trank. Anscheinend merkte er nicht mal, wie man ihn mit großen Augen anstarrte. Konnte ja keiner wissen, dass die Schnapsdrossel Die in dieser Frau steckte, sonst wären seine Manieren ja auch erklärbar. "Echt eine Familie," schnarchte der Roadie neben Kaoru leise und brachte ihn damit zum Grinsen. "Eine Brut halt," flüsterte dieser zurück und erhielt zum Dank auch noch einen bösen Blick. Das sollte einer verstehen! Er gab dem Roadie recht und was passierte? Kein Verständnis. Nur das Gegenteil. Am besten Kaoru würde den Mund halten für den Rest des Tages. "Und was machst du sonst so?" Fragen auf Fragen überquerten die Lippen der anderen, während sie Daiyana schöne Augen machten und ihr buchstäblich den Hintern dabei puderten, indem sie ihr jeden Wunsch von den Lippen ablasen. Diesmal war wieder Kyo an der Reihe, der ganz einen auf liebenswürdig machte. "Ich? Also ähm..." Dabei stellte sich Die nicht mal sonderlich feminin an, war einfach sein dümmlich arrogantes Selbst und drehte Haarsträhnen über seinen Zeigefinger. "Nicht viel. Keine Ahnung, was ich mal machen will, also später. Ist auch nicht so wichtig. Bis dahin genieße ich einfach das Leben." "Aha, und wie kommst du dabei über die Runden? Bist du so alt wie Daisuke?" Toshiya würde sich jedoch das Ruder nicht aus der Hand nehmen lassen. Er war schließlich zuerst da gewesen, mal abgesehen von Kaoru, aber den behandelte man ja eh bereits wie einen Aussätzigen. "Na, na. So etwas fragt man aber keine Dame," entgegnete Die gekonnt mit einem Lächeln und einem Winken seiner Hand. Schlau war er nicht, aber wenn man etwas seine Profession nennen konnte, dann war es das Flirten. Anscheinend spielte sein Geschlecht keine Rolle dabei, denn in jedem Fall konnte er so all seine Tricks und Kniffe anwenden. Wenn Kaoru mal aufpassen würde, hätte er vielleicht auch noch etwas gelernt. "Entschuldige," bat Toshi dann ganz verlegen und senkte sogar den Kopf. "Ist ja nicht schlimm," beruhigte ihn daraufhin Daiyana und ließ ihre Augenlider auf- und zuflattern. "Lass uns lieber über nette Dinge reden." "Ja, echt mal," nickte Kyo dann bekräftigend und strafte Toshiya mit einem missbilligenden Scharfblick. "Du genießt das Leben, Dai, hast du gesagt. Und wie machst du das?" "Naja," begann Die also einmal mehr und betrachtete prüfend seine French Nails. "Wie jeder andere eigentlich auch. Ich gehe viel aus. In Bars oder Clubs. Zum Tanzen und um nette Bekanntschaften zu machen." Eigentlich musste Die gar nicht so arg viel lügen. "Cool. Hey, wenn du Lust hast, geh doch mit uns heute Abend in die Hotelbar. Ist zwar kein Club, aber besser als nichts," schlug der Bassist vor und strahlte die junge Frau an. "Wir wissen eh nichts mit uns anzufangen, wenn wir keine Show haben, sonst hätten wir dich natürlich dazu eingeladen. Und selten haben wir so einen netten Gast!" "Genau! Du solltest echt was mit uns trinken gehen!", stimmte sogar Shinya mit ein. Nun, DAS konnte Kaoru nicht überhören, hätte sich beinahe auch noch an seinem Hühnchen verschluckt, als er begann mit dem Kopf zu schütteln. "Ich glaube nicht, dass Die, also Daiyana darauf Bock hat!" Drei Paare entgeisterter Augen schauten ihn an. Oh nein, es waren vier Paare, denn Die sah ebenso aus, als würde er Kaoru gleich seine Essstäbchen in die Ohren stecken. "Meinst du nicht, Daiyana kann für sich selbst reden?", knurrte Kyo rüber. "Ja, ehrlich, und für sich selbst entscheiden!", blaffte Shinya den Bandleader an. "Komm mal runter, Kaoru," bat Toshi dann nickend, als wäre der Ältere ein Kleinkind. "Du meinst es bestimmt gut, wissen wir alle, aber momentan sind wie off duty. Vergessen?" Was hieß noch gleich OFF DUTY? Kaoru wusste es nicht, stand sowieso gerade auf der Leitung, duckte lieber den Kopf und knurrte leise vor sich hin. Die nahm es mit einem selbstgefälligen Lächeln, hatte jedoch ein wenig Mitleid, wenn auch nicht viel, und warf ein bezauberndes Lächeln in die Runde. "Hey, alles easy, Jungs," begann er lieblichst zu reden, "ihr habt ja alle recht, auch Kaoru. Er macht sich bestimmt nur Sorgen. Die geht's nicht gut und wir waren den ganzen Tag lang unterwegs." Die Lächeln auf den Lippen verschwanden. Nur Kaorus Gesicht hellte sich auf, leicht, nicht zu stark. "Dennoch kann ich für mich selbst entscheiden, da habt ihr auch recht. Und reden kann ich ebenso selbst." Das merkte man, dachte der Leader, als sich sein Gesichtsausdruck wieder skeptisch verfinsterte. Erwartungsvoll starrten die anderen auf Daiyana. "Ich zieh mich einen Moment lang zurück für süße Ladies," kicherte diese und stand auf. "Ich muss meinen Lidstrich nachziehen. Dann sag ich euch bescheid." Grazil stolzierte Die in Richtung der Toiletten, grinste noch gewinnend vor sich hin, bevor er siegessicher in die Herrentoilette marschierte. Natürlich hatten die Blicke der libidogesteuerten Männer jeden ihrer Schritte verfolgt, starrten nun mit großen Augen und offenen Mündern und wussten wahrscheinlich nur nicht, ob es ein Wink mit dem Zaunpfahl war ihr nachzugehen. Nachgehen klang jedenfalls gut, Stuhlbeine krachten hart über den Boden, als ihre Nutzer die Sitze zurückschoben, bereit zum Sprint. Doch gerade als dies geschah, erstarrten die jungen Wilden erneut. Da kam Daiyana mit leicht angesäuerter Miene wieder herausspaziert und ging geduckten Kopfes in die Damentoilette. Glück gehabt, dachte Kaoru. Er hätte dennoch schwören können, dass Die gerade Flüche vor sich hin gebrabbelt hatte. Egal, er war ja jetzt im richtigen Abteil. Und wahrscheinlich noch froh darüber! Denn man musste ihm durchaus zutrauen, dass er es genoss, andere Weiber beim Pinkeln zu belauschen. Stattdessen vollzog sich in der Damentoilette nur der normale Akt, denn Bier drückte Die noch immer stark auf die Blase. Komisch, und er hatte immer gedacht, dass Frauen länger durchhalten könnten. Er schien auch ganz alleine zu sein, selbst als er sich am Spiegel noch einmal Lippenstift auftrug, die Haare legte und sein Dekolletee zurechtrückte. Der Push-up tat Wunder! Peinlich war nur die Nummer gewesen, als er in die Männertoilette gegangen war. Nicht, dass ihn das sonderlich gestört hätte, auch nicht der ältere Herr, der gerade seinen Schwanz über einem Urinal ausrang. Kein Thema. Allerdings störten Die die perversen Bemerkungen wie "Kommst du zum Halten, Süße?" und Blicke, bei denen ihm echt die Kotze hochkam. Er war doch nicht schwul! Machte wirklich Spaß, seinen Bandkollegen alles aus den Rippen zu leiern, wenn man mit ihnen als Frau ein bisschen herumshakerte. Sofern er heute Abend mit ihnen etwas trinken ging, würde er jedenfalls nicht dafür bezahlen müssen! Cool war das schon. Und lustig, vor allem lustig. Aber darum wollte Die ja nicht gleich anderer Kerle Schwänze halten - oder sah er so aus?! Völlig absurd. Er war ja eine richtig scharfe Braut als Weib, aber dennoch steckte ein echter Kerl in ihm! Dass das mal klar war! Humorvoll war er auch und nur darum flirtete er mit den anderen. Jawohl, so war das. Weil es total witzig war zu sehen, wie dämlich sie waren. Die selbst, also er als Kerl, würde natürlich niemals auf so etwas hereinfallen. Schade war eigentlich, dass Kaoru über ihn bescheid wusste. Der würde sich bestimmt am meisten zum Klops machen. Oder aber auch nicht. Bei dem wusste man ja nie. Unter Umständen konnte man dem auch mit Pamela Anderson kommen und er würde nur was an ihrer Nationalität zu meckern haben, weil er eigentlich immer einen Haken fand. Das war jedenfalls Dies Meinung zu dem Thema! "Hey Kaoru!", rief Toshi in Dies Abwesenheit dem Bandleader zu und fuchtele mit der Hand wie wild umher. "Komm mal her." Lust hatte Kaoru dazu nicht, aber da der Bassist nicht aufhörte zu winken und nun auch Kyo und Shinya der Meinung waren ihn zu rufen, gab er sich letztlich geschlagen und stand auf, nur um ein paar Plätze weiter zu tapsen und sich auf Dies Stuhl niederzulassen. Kyo und Shinya tauschten mit Toshiya wissende Blicke aus, der letztlich seinen langen Arm um Kaorus schmale Schultern legte und ihn näher heran zog, so dass sie ihre Köpfe zusammenstecken konnten. Dann nickte er Kyo zu, der wie ein Abklatsch des Paten seine Finger wie betend faltete und Kaoru durchdringend ansah, bevor er mit der Sprache herausrückte. "Ich will nicht lang um den heißen Brei herum reden. Bist du scharf auf Daiyana?" Da blieb Kaoru erst einmal die Spucke weg und seine Augen weiteten sich auf europäischen Standard heran. "Was?" Mehr fiel ihm dazu nicht ein. "Na, willst du was von Daiyana?", fauchte Kyo ungeduldig. "Wieso das denn? Wie kommst du auf so was?" Woher nahm Kyo diese Idee, fragte sich Kaoru nur und schüttelte den Kopf, als wäre der Sänger nicht ganz dicht. Hatte er jemals Andeutungen gemacht? Die stürzten sich doch auf ‚Daiyana' und nicht er! Dass er offensichtlich auf der Leitung stand, bemerkte der gute Kaoru nicht. "Wir wollen ja nur sicher gehen!", beteuerte Kyo, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. "Du kennst sie halt schon länger als wir und Die zählen wir mal raus." "Ja, und? Ich will ganz sicher nichts von ihr. Ganz sicher nicht. Glaubt mir!" Warum sollte auch Kaoru was mit Die anfangen wollen? Waren die beknackt? Gut, sie wussten nichts von Diayanas wahrer Identität. Trotzdem. Ne, also Kaoru wollte sicher nichts von ihr. "Gut, sehr gut. War halt Ehrensache, dass wir dich zuerst gefragt haben," meinte Kyo dann zum Verständnis und sein Gesichtsausdruck wurde wieder freundlicher. Zuerst?! Wen wollten sie denn noch fragen? Oder was hatten sie vor? Langsam, ganz allmählich, verzogen sich die Wolken aus Kaorus Hirn und es dämmerte ihm eine böse Vorahnung. "Bevor was?", fragte er also mal ganz unsicher in den Raum. "Bevor sie einer von uns klarmacht," kicherte Toshiya und trank sein Glas Jack-Cola leer. "Ist doch logisch. Hast du mal gecheckt, wie geil sie aussieht?" "W...was?", stotterte der Bandleader und fing im Nu an zu schwitzen. "Wie? Klarmachen... Ich... ich mein, ihr habt doch nicht vor...?" "Großer Gott, Kaoru! Jetzt stell dich nicht an wie ein Eunuch! Hast du Eier oder nicht? Die Frau ist megascharf!" Da könnte einem wie Toshiya glatt die Hutschnur platzen. Normalerweise machte er sich ja nicht über Kaorus merkwürdiges Verhalten lustig, das war Dies Job, aber in diesem Moment war es ja geradezu grotesk, wie der Ältere reagierte. "Es wäre ein Verbrechen, sie nicht anzugraben!" "Ja, aber..." Das ging doch nicht! Sie könnten doch nicht ihren eigenen Bandkollegen anbaggern! Andererseits... Tat Die nicht dasselbe? Und er würde doch sicher keinen von ihnen richtig ranlassen, oder? Würde er nicht. Und doch hatte Kaoru ein schlechtes Gefühl bei der Sache. "Nichts aber. Jetzt sei still. Sie kommt," huschte Toshiya den anderen leise und legte schon mal ein freundliches Grinsen auf, bei dem man möglichst nicht seine Zahnspange sah. Frisch geschminkt verließ Die die Damentoilette, ging wie ein Model über den Laufsteg in Richtung des Tisches und stellte sich ohne Worte, jedoch mit Lächeln auf den vollen, blutroten Lippen, daneben, da der Bandleader nun seinen Stuhl belegte. War aber auch egal für Die. Man konnte diesen Deppen von Bandfreunden echt schon ansehen, dass sie nur darauf warteten, dass er-also sie-ihnen zusagte, etwas mit ihnen zu trinken. Na klar doch. Nur Kaoru... Der war mal wieder wie ein apathischer Klotz. Saß da, zurückgelehnt, Arme verschränkt und starrte auf den Tisch. Er sah Die nicht mal an. Drohte nicht mal mit Blicken, dass er besser wieder sein zartes Pöchen ins Hotelzimmer schwang. Na gut, Niikura. Dir mach ich einen Strich durch die Rechnung, dachte sich Die und leckte sich über die Lippen. "Also Jungs, wenn ihr wirklich wollt, dann komm ich heute Abend mit. Aber wirklich nur, wenn ich euch nicht störe." Höflichkeit war wichtig, um die anderen in Sicherheit zu wiegen, dass man sie nicht an der Nase entlang führte. Sofort freuten sie sich auch wie Kinder vor dem Süßwarenladen. Perfekt. Und Kaoru hob sein Köpfchen seufzend und schaute Die mit einem Schmollmund und Runzeln auf der Stirn an. "Und unter der Bedingung, dass Kaoru mitkommt. Eigentlich hatte ich ihm versprochen, dass wir uns abends ein wenig unterhalten, also..." Mit einer Handgeste und flehenden Augen bat Die die anderen um Verständnis, schaute dann hoffnungsvoll zu Kaoru herunter und konnte sich kaum das fiese Grinsen verkneifen. Kaoru jedoch musste aufpassen, dass er nicht vom Stuhl fiel. WTF. Mal ehrlich jetzt. WTF. Was sollte das denn jetzt? Die war ja so ein manipulativer Spinner! Er sollte bloß aufpassen, dass der Herr Leader nicht einfach aufstand und die Bombe platzen ließ! Was dazu führen würde, dass man ihn auslachte und als krank abstempelte, so wie Kaoru es beinahe mit Die getan hätte. Und wenn er ihm nicht half, würde Kaoru auch nicht beweisen können, dass Daiyana in Wahrheit ein verrücktes Mitglied dieser Band war. Ein Kerl also. Kaoru musste fast selbst lachen bei dem Gedanken, denn nichts an Die erinnerte auch nur im Geringsten an den alten Die. Er vermisste ihn. So bescheuert er auch war. "Kao?" Dies Säuselstimme unterbrach seine Gedankengänge. Ein Blick in die Runde verriet dem Ältesten, dass er geliefert wäre, wenn er nicht zustimmte. "Also gut," grunzte er leise hervor, geschlagen. "Wegen mir." "Danke!", strahlte Die und blickte gespannt in die Runde. "Wie denn jetzt, Jungs? Gehen wir oder was?" Mit einem Satz sprang so gut wie der ganze Tisch auf, Gläser fielen um, Besteck klirrte, doch Die warf nur seine langen Haare nach hinten über die Schulter und lachte leise vor sich hin. Wenn das Leben ihm einen Streich spielte, dann spielte er eben den anderen einen! So einfach war das. Nur Kaoru saß noch da und betete heimlich zu welcher höheren Macht auch immer. Gläubig war er nicht, aber das beängstigende Gefühl, welches seinen ganzen Körper durchfuhr, sein Blut rauschen ließ und sein Hirn vor Sorge betäubte, ließ ihn gedanklich auf die Knie fallen. Bitte lass mich dies hier ohne Schäden überstehen! Ende Kapitel Vier. Die Werbung: Community für deutsche Dir en grey Fanfics: http://community.livejournal.com/diru_germanffs/ Und mein Fanfic Account: http://sangha_ff.livejournal.com/. - nur die Originale! :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)