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Haunted by the past

Ein Fall überkreuzt den nächsten ... und dann noch diese Reise! (Tiva)
von

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Verdammter Montag!

„Gibbs, wo ist Ziva?” Abby, die Forensikerin des NCIS, kam auf Gibbs zugerannt und stoppte vor ihm ab, sah ihn mit großen Augen an, während Gibbs zu ihr aufsah. „Vermutlich dort, wo auch DiNozzo und McGee sind.”, antwortete Gibbs und wendete sich wieder seinen Aufzeichnungen zu, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen, „Wenn es wichtig ist, dann hinterlass ihr doch eine Nachricht.” „Gute Idee, Gibbs!”

Abby beugte sich über den Schreibtisch und drückte Gibbs einmal fest, bevor sie sich einen Stift und ein Blatt Papier schnappte, Ziva eine Nachricht schrieb und diese auf Zivas Schreibtisch legte.

„Nichts zu tun?”, fragte Gibbs, der nicht von seinen Aufzeichnungen aufsah und Abby meinte: „Nun, nicht direkt. Ducky kommt erst gegen halb zehn, er hat vorher noch einen Termin.” „Wie kommt es, dass außer uns zweien fast alle jeden Montag zu spät kommen?”, fragte Gibbs, als Abby sich an seinen Schreibtisch lehnte und gelangweilt an die Decke starrte.

Mit einem Piepton ging die Fahrstuhltür auf und aus dem Fahrstuhl heraus trat Timothy McGee, der Computerexperte des Teams, der häufig zusammen mit Abby in ihrem Labor am Computer arbeitete, Dinge rekonstruierte und Nachforschungen anstellte.

„McGee, wo warst du?”, fragte Gibbs, der nur einmal kurz aufgesehen hatte, „Du bist schon über eine halbe Stunde zu spät!” „Tut mir Leid, Boss, aber die Straßen waren ziemlich dicht.”, antwortete McGee, hing seine Jacke über seinen Schreibtischstuhl und stellte seinen Rucksack unter den Schreibtisch, während er die Mütze auf diesen legte.

„Wo sind die anderen?”, fragte er Gibbs und Abby anschließend, als er sich auf auf seinen Stuhl setzte und den Monitor seines Computers einschaltete. Gibbs antwortete mit einer Gegenfrage: „Ich dachte, du wüsstest das?” „Ducky hat einen Termin, der kommt gegen halb zehn.”, antwortete Abby schnell, „Was Tony und Ziva betrifft, bin ich allerdings überfragt. Ich muss Ziva noch dringend sprechen!” „Du musst Ziva sprechen?”, fragte McGee und sah Abby verwundert an, „Nichts gegen dich, aber seit wann musst du so dringend mit ihr sprechen, wenn es nicht mit einem Fall zu tun hat?” „Ich würde es dir sagen, wenn- ”

Das erneute Geräusch der Fahrstuhltür unterbrach Abby und aus dem Fahrstuhl heraus kam Anthony DiNozzo, von den meisten Tony genannt.

„Tony!”, rief Abby und lief auf ihn zu, umarmte ihn, während McGee ihr etwas eifersüchtig nachsah, „Wo ist Ziva?” „Woher soll ich das wissen?”, fragte Tony und sah Abby fröhlich an, „Du machst dir doch keine Sorgen, oder Abby? Um die musst du dir keine machen, mit ihren Ninjafertigkeiten macht sie jeden fertig.” „Nein, ich- ”

Und wieder wurde sie unterbrochen. Dieses Mal von Gibbs, der sich räusperte, aufstand und Tony mit der flachen Hand auf den Hinterkopf schlug, dabei sagte: „Du bist auch über eine halbe Stunde zu spät. Wieso kommt ihr alle an einem Montag zu spät? Was würdet ihr machen, wenn wir Mittwoch oder Donnerstag hätten?” „Und auf das Wochenende freuen?”, scherzte Tony und fing sich dafür wieder einen leichten Hieb auf den Hinterkopf von seinem Vorgesetzten ein: „Ich will wissen, wo Ziva ist.”

„Bin hier!”, ertönte die Stimme der Israelin vom Fahrstuhl, der gerade wieder mit dem Piepton aufging. Sie ging schnellen Schrittes zu den anderen aus ihrem Team, versuchte zu lächeln und meinte entschuldigend: „Ich habe jemanden beim Joggen getroffen.” „Das ist keine Entschuldigung, David!” „Aber wenn es doch stimmt ... ”, widersprach Ziva, warf ihre Jacke auf ihren Schreibtisch und legte ihren Rucksack darauf, „Außerdem war die Straße ziemlich voll.” „Ach, bei dir auch?”, fragten Tony und McGee wie aus einem Munde und Gibbs verdrehte die Augen, während Abby Ziva am Oberarm packte und mit sich mitschleifte.
 

Im Labor ließ Abby die überraschte Ziva los und deutete auf ein paar Dinge, die sie auf dem Tisch ausgebreitet hatte, vor dem sie standen. Ziva sah zuerst Abby fragend an, die sie auffordernd ansah, dann besah sie sich die Dinge genauer.

Es waren eine Uhr, eine Brieftasche, ein Kaugummipapier und eine Marke vom NCIS und Ziva fiel daran nichts besonderes auf, deshalb sah sie Abby fragend an und fragte zusätzlich noch: „Und? Was willst du mir damit sagen?”

Abby deutete auf die Geldbörse und dann auf die Marke, dann erklärte sie: „Gehört einem gewissen Jimmy Lee Cheston. Sagt dir der Name etwas?” Ziva überlegte, schüttelte dann den Kopf. „Wie wäre es damit: Er versuchte das Rauchen aufzuhören und kaute deshalb ständig Kaugummi. Außerdem hat er die Uhr von einer gewissen Person bekommen, da er sich mit dieser Person angelegt hat. Er kam nämlich oft zu spät, aber danach nie wieder ... außer Freitag, da kam er nämlich gar nicht, fehlte unabgemeldet.” „Warte mal ... ”, murmelte Ziva, der ein Bild von einem jüngeren Mann mit dunkel braunen Haaren in den Kopf geschossen war, „ ... das ist der Typ aus Elliots Team! Ich habe ihm die Uhr geschenkt!” „Bingo.” „Und was soll das jetzt?”

Abby sah Ziva etwas enttäuscht an, bevor sie ihr antwortete und dabei auf eine Akte neben den Sachen deutete: „Wir haben seine Leiche in der Nähe seines Hauses gefunden. In seiner Brieftasche war folgendes ... ” Sie öffnete die Brieftasche und holte ein Blatt Papier heraus, welches sie entfaltete und Ziva gab, die es überflog und erschrocken darauf starrte.

„Er hat einen Brief an mich geschrieben?”, fragte Ziva und sah Abby verwundert an, „Aber wieso?” „Na ja, das wollte ich dich eben fragen.” „Abby, ich weiß nicht, was in deinem Kopf vorgeht, aber dachtest du wirklich, ich hätte eine Idee, warum er das getan hat?”, erkundigte Ziva sich und Abby schüttelte den Kopf, „Siehst du.”

„Was soll Abby sehen?”, fragte eine Stimme hinter den beiden und beide drehten sich erschrocken um, denn weder Abby noch Ziva hatten bemerkt, dass die Direktorin hereingekommen war. „Jenny!”, rief Ziva überrascht. „Mrs Shepard!”, entfuhr es Abby, „Was machen Sie denn hier?” „Ich wollte sehen, wie Sie mit dem Fall vorankommen, Abby.”, antwortete die Direktorin. „Eigentlich ganz gut. Ich ... ”, begann Abby zu erklären, „ ... habe mir nur Zivas Rat geholt.” „Wieso ausgerechnet Zivas? Gibbs oder ich hätten doch auch helfen können.” „Das Opfer kannte Ziva.”

Die Direktorin sah Abby überrascht an, dann Ziva und fragte schließlich, an Ziva gewendet: „Ist das wahr, Ziva? Kannte das Opfer dich?” „Ja.”, antwortete Ziva etwas kleinlaut. „Seit wann hat denn Gibbs Team etwas mit Special Agent Elliots Team am Hut? Gibbs und Elliot sind Todfeinde!”, fragte die Direktorin und sah Ziva durchdringend an, „Oder gibt es da etwas, was ich wissen sollte?” „Nein.”, antwortete Ziva, wich dem Blick der Direktorin, ihrer langjährigen Freundin, aus, „Ich habe mich mal mit ihm ... gestritten, das ist alles. Außerdem habe ich ihm diese Uhr geschenkt.” „Und worum ging es bei diesem Streit?” „Das ist doch schon ewig lange her, Jenny!” „Ziva!”

Ziva wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Tony in das Labor kam und verkündete: „Ziva, Gibbs will uns alle oben im Büro haben. In fünf Minuten geht’s los, unser erster Fall in dieser Woche beginnt.” „Zweiter.”, sagte Ziva fast lautlos, folgte dann Tony, der aus dem Labot gegangen war langsam, blieb dann aber in der Tür stehen und sagte zu der Direktorin und Abby gewendet: „Ich werde mich um den Fall kümmern.” Damit verließ sie den Raum.
 

„Was wollte Abby denn von dir?”, fragte Tony, „Das erste, was sie mich fragte, war ... wo du bist! Sonst begrüßt sie einen erst immer.” Er klang etwas enttäuscht, versuchte aber dieses mit einem Lächeln zu überspielen, während Ziva knapp antwortete: „Es geht um Agent Jimmy Lee Cheston.” „Der Typ, der ständig zu spät kam? Der aus Elliots Team?”, fragte Tony verwundert, „Was hat der mit dir zu schaffen?” „Eine Uhr ... ein Zettel ... ein Streit ... und er ist tot.”, berichtete Ziva und ging an Gibbs vorbei, der sie erwartete. „Tot?”, fragte Tony und grinste, „Aber nicht wegen deiner Ninjakünste, oder?”

„DiNozzo, David, schnappt euch eure Sachen und dann ab zum Auto.”, sagte Gibbs ernst, „McGee fährt.” „Soll ich nicht fahren?”, fragte Ziva und sah Gibbs flehend an, während Tony leise hinzufügte: „Und uns alle umbringen?”
 

Etwa zwanzig Minuten später war das Team um Special Agent Gibbs am Tatort, zu dem sie gerufen worden waren. Ducky, der Pathologe des NCIS', war schon dort und stand an einem Rettungswagen, in den gerade eine Frau auf einer Trage gehoben wurde. Gibbs ging sofort zu Ducky und sah diesen fast schon erwartungsvoll an.

„Es ist selten, mal ein lebendiges Opfer zu haben, Jethro.”, sagte Ducky und klang dabei belustigt, „Wobei es doch ziemlich unsicher ist, ob sie wirklich überleben wird.” „Die Ärzte werden tun, was sie können, Ducky.”, sagte Gibbs aufmunternd, „Sag, was kannst du uns schon berichten?” „Ach ja!”, sagte Ducky, „Also, das Opfer ... das lebende Opfer, um dieses nur einmal zu betonen, heißt Lisa Moore, ist 31 Jahre alt und wohnte- ”

Seine Worte gingen in Zivas Geschrei unter, die gerade einen der Sanitäter anschrie, der sie hatte abweisen wollen. Gibbs sah Ducky an, nickte diesem zu und ging mit einem Seufzer zu Ziva und dem Sanitäter, der in den Krankenwagen steigen wolle, doch Ziva hielt ihn fast krampfhaft am Ärmel fest.

„Officer David, was in aller Welt ist los mit Ihnen?!”, fuhr Gibbs Ziva an, die noch immer den Sanitäter festhielt, obwohl Gibbs versuchte, ihren Griff zu lockern, „Nun lassen Sie los.” Langsam lockerte Ziva den Griff, ließ den Sanitäter dann ganz los, der sofort einstieg und versuchte, aus Zivas Reichweite zu gelangen. „Sie bleiben hier.”, sagte Gibbs, „Das dauert nur einen kurzen Moment.” Der Sanitäter sah zu dem Opfer und meinte ernst: „Aber beeilen Sie sich, ihre Chance ist gering.”

„Was sollte dieser Aufruhr?”, fragte Gibbs und der Sanitäter berichtete: „Ihr Officer hat kurz nach dem Zustand unserer Patientin schauen wollen, dann ist sie irgendwie merkwürdig geworden und hat darauf bestanden, dass wir sie mitnehmen.” „Ist das wahr, Officer David?” „Ja.” „Wieso?” „Weil sie etwas mit einem anderen Fall von mir zu tun hat.”, antwortete Ziva kurz angebunden und Gibbs sah sie fragend an, doch Ziva sagte nichts mehr.

„Nehmt sie mit.”, sagte Gibbs schließlich ernst zu dem Sanitäter, „Vielleicht wacht die Frau auf.” Der Sanitäter nickte, ließ Ziva einsteigen, schloss dann die Tür hinter ihnen und der Rettungswagen fuhr los, während Gibbs diesem nachsah.

„Eh, Boss?”, fragte Tony zögernd, „Alles okay?” Gibbs sah Tony fragend an und meinte dann: „Sieh zu, dass du an deine Arbeit kommst, DiNozzo.” „Wird gemacht.”, stimmte Tony zu und fotographierte den Tatort, während McGee Ducky fragte: „Was genau ist geschehen und wie kommt es, dass wir zu einem Angriff auf eine normale Frau kommen müssen?” „Lisa Moore, Timothy, ist keine normale Frau.”, antwortete Ducky, „Sie ist die Freundin von Agent Jimmy Lee Cheston.”

„Jimmy Lee Cheston?”, mischte Tony sich ein, der sich bei der Erwähnung des Namens an sein Gespräch mit Ziva erinnert hatte, „Der aus Elliots Team?” „Ja, DiNozzo, der.”, sagte Gibbs, der zum Auto des Teams ging, „Was ist daran so merkwürdig?” „Der ... liegt bei uns in der Pathologie.”, antwortete Tony, „Oder irre ich mich?” „Nein, du hast vollkommen Recht, Anthony.”, stimmte Ducky zu, „Er liegt bei uns in der Pathologie.” „Und wieso erfahre ich das erst jetzt?!”, fragte Gibbs ernst und sah Ducky ärgerlich an, „Sonst sagst du doch immer so viel, Ducky!” „Ich ... also ... ”, suchte Ducky nach einer Erklärung, „ ... weiß nicht.”

„Gibbs, vielleicht sollten Sie sich das hier mal genauer ansehen!”, rief McGee, der sich wieder den Beweisen zugewendet hatte. Gibbs ging zu ihm und sah gemeinsam mit ihm auf einen Zettel, auf dem etwas stand. „Ja und?”, fragte Gibbs und klang etwas desinteressiert, was McGee verwunderte, „Ein Notizzettel von Lisa Moore.” „Mag sein, aber da steht Zivas Name drauf.”, erklärte McGee, „Officer Ziva David, Naval Criminal Investigative Service.” „Du hast Recht.”, gab Gibbs zu und betrachtete den Zettel genauer, „Das kommt zu Abby, ich fahre ins Krankenhaus ... und richtet der Direktorin aus, dass sie sich bei mir melden soll!”
 

Im Krankenhaus saß Ziva am Bett der schlanken Frau Anfang dreizig mit dunklen Haaren, die Ziva ein wenig ähnelte. Lisa Moore hatte eine Menge Schmerzmittel bekommen und schlief nun, angschlossen an eine Menge Geräte, deren Namen Ziva im Moment nicht einfielen. Ziva mochte Krankenhäuser seit einem gewissen Zeitpunkt her eh nicht mehr.

Gibbs klopfte an die Tür, öffnete diese und trat ein, während Ziva noch immer auf dem Stuhl saß, den Kopf auf die Hände gestützt, während die Arme auf dem Bett des Opfers standen. Ihr Blick war merkwürdig leer und zugleich sah sie nachdenklich aus, so dass Gibbs sich fragte, was mit Ziva los war.

„Kommt sie durch?”, fragte Gibbs Ziva, die ihn noch immer nicht ansah, langam nickte und sagte: „Sie haben sie vorerst noch nicht operiert. Feststeht, dass sie keine inneren Verletzungen und Blutungen erlitten hat, so dass sie ihr einen Operationstermin am späten Nachmittag geben konnten. Im Moment ist sie mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln vollgepumpt.” „Ich dachte, Opfer solcher Angriffe werden immer sofort behandelt?”, fragte Gibbs verwundert und Ziva antwortete: „Nicht immer. Wenn sie eine Chance haben, dann nicht. Im Moment wird jemand mit einer Schussverletzung nahe des Herzens operiert.” „Hat der Arzt dir das erzählt?” „Nein, Tony.”

Gibbs legte seine Hand auf Zivas Schulter, als Ziva die Worte gesagt hatte, denn sie hatten kühl und zugleich verletzt geklungen, so dass Gibbs sich ein wenig nützlich machen wollte, in dem er sie aufheiterte.

„Ich hasse Krankenhäuser.”, meinte Ziva ernst und sah ihrem Vorgesetzten ins Gesicht, „Ehrlich gesagt, ich möchte nicht mehr hier sein ... aber ich muss. Direktor Sheppard wird ziemlich ärgerlich, wenn ich jetzt gehe.” „Ich kann dich ablösen.”, schlug Gibbs vor, doch Ziva hob abwehrend die Hand und seufzte: „Aber dann werde ich ihr nie die Fragen stellen können, die ich für meinen Fall benötige, Gibbs!” Gibbs sah die junge Israelin an.

„Ich schicke Tony später noch einmal zu dir.”, meinte er, drückte noch einmal ihre Schulter mit seiner Hand und verließ dann den Raum, während Ziva ihm nachsah und dann die Augen schloss.
 

Im Labor saßen Abby und McGee vor der Nachricht, die er McGee gefunden hatte. Sie verglichen die Schrift mit der des Briefes an Ziva, den man bei Agent Jimmy Lee Cheston gefunden hatte.

„Schriftstärke und Schriftart stimmen überein.”, meinte McGee gerade, als Gibbs in das Büro kam, „Es könnte sich um den selben Verfasser handeln.” „McGee, gib mir das mal!”, meinte Abby grinsend und schob ihn von der Tastertur weg, tippte darauf herum, „Wir müssen Chestons Schrift, die wir im Archiv haben, mit der vom Brief vergleichen. Dann wissen wir, ob er wirklich der Verfasser war.”

„Abbs, was gibt’s Neues?”, fragte Gibbs und stellte ihr einen Becher ihres Lieblingsgetränkes hin, aus dem sie sofort einen Schluck nahm. „McGee und ich untersuchen die Schrift des Briefes.”, erklärte Abby, „Tony hat außerdem, kurz nachdem du verschwunden warst, noch ein paar Geldscheine gefunden, die verstreut um den Tatort lagen. Ich untersuche diese nebenbei auf Abdrücke ... und Ducky will noch auf Ergebnisse vom Krankenhaus warten.” „Was für Ergebnisse? Lisa Moore wird erst am späten Nachmittag operiert!”, fragte Gibbs erstaunt und McGee antwortete: „Abby meint, Ducky wartet auf die Ergebnisse der Untersuchung. Er meint, es könne gut sein, dass sie vergewaltigt worden ist.” „Dann soll er im Krankenhaus anrufen!” „Hat er schon, aber die behaupten, es lägen noch keine Ergebnisse vor.”, berichtete Abby, „Gegen Mittag wären sie fertig, berichtete Ducky.” „Die lassen sich mit allem ganz schön Zeit!”, fauchte Gibbs, „Und das an einem Montagmorgen!”

„Gibbs!”, rief Tony, der in das Labor gestürzt kam, in der Hand sein Handy, „Ich habe im Krankenhaus angerufen um mich zu erkundigen, wie das Befinden des Opfers ist und die haben behauptet, dass sie weg sei!” „Wie, weg?”, fragte Gibbs verwirrt. „Weg, nicht mehr anwesend, Boss.”, erklärte Tony und Gibbs gab ihm einen Schlag auf den Hinterkopf: „Das hätte ich jetzt nicht gewusst, DiNozzo! Ich wollte wissen, wie sie weg ist!” „Angeblich soll eine Mossadagentin in der Kleidung des NCIS sie mitgenommen haben.”, antwortete Tony, „Die meinten, die Agentin hätte behauptet, ihre Kleidung sei nur Tarnung gewesen ... und sie hat sich ausgeweist mit einem Ausweis des Mossad. Den Namen wussten sie allerdings nicht mehr ... ” „Dann fahr hin und versuch Ziva zu erreichen, DiNozzo! Muss man dir alles sagen?”, fragte Gibbs und Tony schüttelte den Kopf: „Schon unterwegs, Boss!” „Gibbs, sollte ich nicht lieber mit ... ?”, fragte McGee, doch Gibbs schüttelte den Kopf und Tony rannte aus dem Labor.
 

Auf dem Weg zum Krankenhaus war es Tony egal, ob er nun während des Fahrens telefonieren durfte oder nicht. Er versuchte Ziva zu erreichen, doch diese nahm auch nach dem elften Klingelzeichen nicht ab. Irgendwie beunruhigte Tony das, obwohl er selbst nicht ganz so wusste, weshalb.

„Nun geh doch dran ... !”, flehte er das Handy an, während er an einer roten Ampel stand, „Ich bitte dich, nimm ab!” Es wurde grün und er fuhr weiter, noch immer am Hoffen, dass Ziva abnahm. „Irgendwas stimmt da doch nicht!”, wurde es Tony klar, „Bitte lass es nicht Ziva gewesen sein, die das Opfer hat!”

Er bremste stark vor dem Krankenhaus ab, schaltete den Motor aus, stieg aus dem Wagen aus, schmiss die Tür zu, schloss mit einem Druck auf seinen Schlüssen die Autotür ab und rannte die Stufen hinauf zur Eingangstür des Krankenhauses, die er passierte. Sofort steuerte er auf die Information zu, fragte die Frau am Schalter: „Anthony DiNozzo, NCIS. Ich bin wegen Lisa Moore hier.” „Wegen der verschwundenen Patientin?” „Ja.”, antwortete Tony, „Officer David war bei ihr, ist sie noch immer hier?” „Officer David?”, fragte die Frau und sah Tony fragend an, „Nie gehört.” „Die Frau auf dem Foto.”, sagte Tony ernst, öffnete auf seinem Handy ein Foto von Ziva, was er gemacht hatte, als sie an ihrem Computer im Büro gesessen und diesen beschimpft hatte. „Ja, ich erkenne sie wie- ”, begann die Frau, doch ein Sanitäter, der blutend in die Vorhalle kam, ließ sie sich unterbrechen.

„Mack, was ist geschehen?”, fragte die Frau entsetzt. Mack, der Sanitäter, antwortete: „So eine verrückte Agentin vom Mossad hat versucht, den Krankenwagen zu stehlen. Sie hatte die Frau von heute Morgen dabei, die Frau, die zusammengeschlagen worden war.” „Sie hat dich dann so einfach verdroschen?”, fragte die Frau und Mack schüttelte den Kopf: „Nein, ich wollte ihr den Krankenwagen nicht überlassen und wir haben uns gestritten. Schließlich hat sie mich bewusstlos geschlagen und ich bin vor wenigen Minuten aufgewacht ... der Wagen war weg, sowie diese Agentin.”

„Wie sah sie aus?”, mischte Tony sich ein, „Agent DiNozzo vom NCIS.” „Sie trug Ihre Kleidung, war ungefähr so groß wie sie, oder etwas kleiner ... hatte dunkle, lockige Haare und eine Kette mit so einem Stern.”, antwortete Mack und Tony hielt ihm sein Handy mit dem Foto von Ziva hin: „Diese Frau?” „Ja!” Tony seufzte und fragte: „Wo genau war das?” „Unten im Parkhaus. Wir Sanitäter benutzen einen anderen Fahrstuhl, der uns zu einem eigenen Parkhaus bringt. Parkplatz Nummer 36.” „Danke.”, sagte Tony, dann ging er zum Fahrstuhl und blieb verwirrt davor stehen, drehte sich um und fragte: „Wie geht der auf ... ?”
 

Wenige Minuten später stieg Tony im Parkhaus aus dem Fahrstuhl und sah sich um. Den Parkplatz Nummer 36 fand er schnell, die Bluttropfen des Sanitäters führten ihn dorthin. Tony konnte sich richtig vorstellen, wie das Ganze abgelaufen war, Zivas Laune kannte er ja schließlich. Zögernd wählte er die Nummer von Gibbs und wartete darauf, dass sein Boss abnahm.

„Gibbs.”, meldete sich sein Boss und Tony merkte, dass er nervöser war als sonst, als er Gibbs erklärte was geschehen war: „Ich bin im Krankenhaus. Die haben Ziva als Täterin identifiziert, außerdem kam ein ziemlich übel zugerichteter Sanitäter in die Empfangshalle, der Ziva auch als Täter erkannte. Er erzählte mir, dass sie mit dem Opfer einen Rettungswagen gestohlen hat. Der stand auf dem Parkplatz Nummer 36, falls das hilft.” „Abby wird sich darum kümmern.”, meinte Gibbs ernst, „McGee hat etwas über Lisa Moore in Erfahrung gebracht, was vielleicht wichtig für deine Suche nach Ziva und ihr sein könnte.”

Tony klemmte das Handy zwischen seinem Ohr und seiner Schulter fest, kramte einen Stift und einen kleinen Notizblock hervor und sagte: „Schieß los!” „McGee hat herausgefunden, dass Lisa Moore schwanger war ... ist.” „Schwanger?” „Ja, DiNozzo.”, wiederholte Gibbs, „Schwanger. Mit Kind und alledem.” „Okay.”, sagte Tony, „Ihr meldet euch bei mir, wenn ihr Ideen habt, wo Ziva ist. Ich werde sie suchen gehen.”

Im Hintergrund hörte er McGee rufen: „Wird ja nicht so schwer sein, bei ihrem Fahrstil muss mindestens ein Unfall passieren, wenn nicht sogar jemand verletzt werden ... !” Tony grinste und verabschiedete sich, dann klappte er sein Handy zu und ging auf die Suche nach Ziva ... und Lisa Moore.

Ziva taucht auf

Tony fuhr als erstes zu Ziva nach Hause. Dort stand ihr Auto in der Einfahrt, jedoch konnte er den Krankenwagen nicht sehen. Also parkte er seinen Wagen am Straßenrand vor Zivas Haus und stieg aus, ging langsam zur Haustür und klingelte, doch niemand öffnete die Tür und auch sonst sah es so aus, als sei Ziva nicht anwesend.

„Ziva, wo bist du?”, fragte Tony leise, als er sich umdrehte und zu seinem Dienstwagen zurückging, „Du kannst doch nicht einfach so auf eigene Faust handeln!”

Er startete seinen Wagen und fuhr zu seinem nächsten Ziel: Ein Park in der Nähe ihres Hauses, in dem sie sich manchmal aufhielt und der auch mitten in ihrer Joggingroute lag.
 

Dort jedoch fand Tony Ziva auch nicht und so fuhr er weiter durch die Gegend, stoppte an einer ganzen Reihe von Orten, von denen er wusste, dass Ziva dort ab und an, oder sogar regelmäßig, verkehrte. Doch überall bot sich ihm das selbe Bild: Ziva war nicht anwesend.

Dadurch etwas frustriert klappte er sein Handy auf und rief Gibbs an: „Gibbs, hier Tony. Noch immer kein Zeichen von Ziva. Ich habe mittlerweile jegliche Orte, Gebäude, Parks und Straßen durchsucht, sogar mehrere Cafés! Ich habe keine Idee mehr, wo ich suchen soll!” „DiNozzo, ich geb dich mal an Abby weiter.”, meinte Gibbs, „Sie hat ein ... Signal von dem Krankenwagen mit diesem Programmdings gefunden, dazu musste sie nur schaltdingsen und irgendwie sowas machen ... ” „Okay.”, antwortete Tony mit einem Grinsen, der wusste, dass sein Boss keine Ahnung von Computern hatte und dieses ständig von Abby und McGee vergessen wurde, so dass er meistens ziemlich verwirrt dastand und nichts verstand.

„Hey Tony!” „Abby, du hast ein Signal? Wo?” „Gerade geortet.”, antwortete Abby stolz, „Müsste die israelische Botschaft sein, wenn ich mich nicht irr- ” „Du hast Recht!”, unterbrach Tony, „Danke, Abby!” Er klappte sein Handy zu, startete sofort den Motor und fuhr zur israelischen Botschaft, in der auch Agenten des Mossads saßen.
 

„Sie haben keinen Zutritt zu diesem Gebäude, Mister!”, sagte ein Israele in einem schwarzen Anzug, der Tony sofort entgegenkam, als dieser die Botschat betrat. Tony suchte seine Dienstmarke, hielt sie dem Mann unter die Nase und sagte ernst: „Ich bin im Auftrag des NCIS hier.” „Warum verlangt der NCIS nach unserer Hilfe?”, wollte der Mann wissen und Tony antwortete: „Wil zufällig mein Partner eine Israelin ist und vom Mossad kommt?” „Ach, Sie meinen Officer Ziva David?” „Genau, die meine ich.” „Hat sie uns empfohlen?”, erkundigte der Mann sich und Tony sah ihn fragend an, „Hat sie gesagt, wir seien in gewissen Bereichen gut geeignet und könnten euch helfen?” Tony schüttelte den Kopf.

„Haben Sie eine Ahnung, wo sie sich hier in der Botschaft aufhält?”, fragte Tony und der Israele antwortete: „Nein, Officer David ist nicht anwesend. Sie war schon eine ganze Weile nicht mehr in der Bo- ” „Lügen Sie mich nicht an!”, fuhr Tony ihn an, „Ich weiß doch, dass Ziva vor einer Woche hier bei euch in der Botschaft war. Irgendetwas mit ihrem Vater, was ja nicht beim NCIS geklärt werden konnte ... ”

„Wieso regen Sie sich so auf?”, erkundigte sich der Mann, „Und wieso suchen Sie Officer David? Was hat sie angestellt?” „Ich rege mich über Ihre Lügen auf, Mister ... ” „Ebrahim, Mister.”, antwortete der Mann, „Saul Ebrahim.” „Ebrahim, okay.”, wiederholte Tony, „Mister Ebrahim, ich rege mich über Ihre Lügen auf. Ich weiß ganz genau, dass Ziva vor einer Woche in dieser Botschaft war.” „Letzte Woche war ich nicht anwesend. Ich habe meine Familie in Jerusalem besucht.”

„Ist sie nun hier?” „Nein, ist sie nicht.”, antwortete Ebrahim, „Zumindest kam sie nicht durch diesen Eingang.” „Haben Sie heute einen Krankenwagen in der Nähe der Botschaft gesehen?”, befragte Tony Ebrahim und dieser schüttelte den Kopf, „Wir müssen Ziva finden. Sie hat einen großen Fehler begangen, der ihren Platz beim NCIS gefährdet.” „Darf ich fragen, was für einen Fehler?” „Sicher, aber ich antworte Ihnen nicht.”

„Ebrahim ... Mister DiNozzo, welch eine Ehre!” Ein älterer Israele, auf dessen Namen Tony nicht sofort kam, von dem er aber wusste, dass Ziva häufig mit ihm verkehrte, kam auf sie zu. „Mister.”, sagte Tony und nickte zur Begrüßung.

„Was verschafft uns die Ehre, einen solch guten Agent vom NCIS bei uns in der Botschaft antreffen zu dürfen?”, fragte der Mann mit einem Lächeln und Tony antwortete: „Mein Job hat mich zu Ihnen gebracht. Können Sie mir vielleicht behilflich sein?” „Gern, aber in Ihrem Team ist doch unsere Agentin vom Mossad ... Officer Ziva David, wie ihr sie nun nennt, wenn ich mich nicht irre.”, entgegnete der Mann, „Sie kann dem NCIS doch eine Menge Informationen geben, was den Mossad, unsere Religion und Israel betrifft.” „Darum geht es nicht.”, sagte Tony.

„Ist Ziva in der Botschaft?”, erkundigte Tony sich, „Unseren Informationen nach, soll sie mit Lisa Moore, einem Opfer unseres Falles, sich in dieser Botschaft befinden. Es kann sein, dass sie einen Krankenwagen gefahren hat.” „Ziva in dieser Botschaft?”, fragte der Mann ungläubig, „Beim Stern Davids, nein! Ziva würde niemals zu uns kommen! Nicht nachdem, was letzte Woche geschehen ist!” „Was ist denn geschehen?” „Ich darf keine vertraulichen Informationen an andere herausgeben.”, antwortete der Mann, „So gern ich es täte, ich kann nicht. Wenn herauskäme, dass ich es täte, wäre ich tot!” „Ich verstehe Sie.”, meinte Tony und sah den Mann ruhig an, „Aber ich muss wissen, wo Ziva sich aufhält. Sie hat einen Fehler begangen und bevor es noch schlimmer wird, soll ich sie finden und zum NCIS bringen.”

„Eine ausgebildete Agentin vom Mossad, die beim NCIS arbeitet ... und außer Kontrolle ist? Mit einer Frau bei sich?”, fragte Ebrahim, „Die verschwunden ist und einen Krankenwagen fährt? Meine Güte, Ziva ist immer bewaffnet!” „Ich weiß.”, antwortete Tony, „Aber das ist es nicht. Ich soll sie vor weiteren Fehlern schützen und Lisa Moore ins Krankenhaus bringen.” „Wenn Officer David außer Kontrolle ist, bringt das den Mossad und den NCIS in Verruf. Unsere guten Namen werden beschmutzt.”, sagte der Mann und sah Tony ernst an, „Wir müssen sie finden! Sie ist eine sehr gute Agentin, fleißig, temperamentvoll und immer mit vollem Einsatz bei der Sache, aber wenn sie keinen anderen Ausweg sieht, tötet sie Leute für das Gelingen der Mission.” „Darum fürchten wir.”, gab Tony zu, „Und ich will nicht, dass sie weitere Fehler begeht.”

„Wie stehen Sie zu Officer David?”, fragte der Mann, „Als ich Sie beide schon das erste Mal zusammen sah, dachte ich mir, dass da mehr als einfache Freundschaft zwischen Partnern ist. Also, wie stehen Sie zu ihr?” „Was meinen Sie?” „Wie stehen Sie als Mann zu ihr als Frau?” „Wir sind Partner.”, antwortete Tony und hoffte, nicht rot zu werden, „Einfache Partner und gute Freun- ”

Das Geräusch einer Tür, die geöffnet wurde und dann ins Schloss fiel, unterbrach ihn. Alle drei Männer sahen sich um und entdeckten Ziva, die blutverschmiert auf sie zukam.

„Shalom, Officer David.”, sagten Ebrahim und der Mann gleichzeitg und Ziva antwortete, etwas verwirrt wirkend: „Shalom.” Dann fiel ihr Blick auf Tony, der zuerst sie, dann die beiden Männer ärgerlich musterte und schließlich ernst sagte: „Ich dachte, Sie beide hätten gesagt, sie sei nicht anwesend? Sollte das etwas noch eine Lüge gewesen sein?” „Noch eine ... ?”, fragte der Mann und Tony antwortete: „Ja, noch eine.”

„Tony, was machst du hier?”, fragte Ziva und sah ihn mit großen Augen an, „Und ... wieso ... ?” „Ziva, was genau ist geschehen?”, fragte Tony ernst, „Wieso bist du voller Blut?” „Ich ... weiß es nicht.”, antwortete Ziva, „Zumindest nicht genau.” „Wo ist Lisa Moore?”, fragte Tony und Ziva sah ihn ungläubig an: „Lisa Moore? Warum soll ich das wissen?” „Weil ich Zeugen habe, die dich einen Rettungsassistenten zusammenschlagen und einen Krankenwagen haben stehlen sehen, Ziva.”, antwortete Tony ruhig, „Und zufälligerweise soll Lisa Moore bei dir gewesen sein.” „Sie war nicht bei mir!”, antwortete Ziva und wurde unruhig, „Ich ... ”

Ziva war den Tränen nahe und der Mann ging zu ihr, nahm sie in den Arm und sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Sie begann zu schluchzen und Ebrahim sah Tony ernst an, der unschlüssig dort stand und keine Ahnung hatte, was er tun sollte.

„Sehen Sie sich an, was Sie angerichtet haben!”, fauchte Ebrahim Tony leise an, „Ich habe sie noch nie weinen sehen! Nicht einmal, als ihre Schwester Tali starb!” „Ich habe sie schon einmal weinen gesehen.”, sagte Tony leise, „Oder zweimal. So genau weiß ich das nicht mehr.” „Wegen Ihnen ... ?”, fragte Ebrahim ernst und Tony antwortete: „Nein. Ziva passt sich uns Amerikanern an, ihr harter Charakter weicht langsam auf, Ebrahim.” „Das wird sie niemals, DiNozzo.”, knurrte Ebrahim und Tony klappte sein Handy auf, „Ich weiß es zu verhindern. Sie muss sie selbst bleiben, die harte Agentin vom Mossad.” „Muss sie nicht.”, antwortete Tony und wählte Gibbs Nummer, „Es ist gut, wenn man sich verändert.”

„DiNozzo, wo zum Teufel steckst du?!”, konnte man Gibbs laute, aufgebrachte Stimme noch mindestens zehn Zentimeter vom Handy entfernt hören, „Und wo ist Officer David?!” „Ich habe sie, Boss.”, antwortete Tony, „Sie ist hier in der israelischen Botschaft.” „Dann bring sie her!” „Das ist nicht so leicht, Boss.” „Was meinst du ... ?” „Ziva hat Lisa Moore nicht bei sich, sie ist voller Blut und am Ende ihrer Nerven ... außerdem hat sie keine Ahnung, was geschehen ist.”, erklärte Tony und Gibbs antwortete nicht sofort, so dass Tony vorsichtig fragte: „Noch dran, Boss?” „Ja ... ja.”, antwortete Gibbs, „Ich habe nur nachgedacht.” „Über was?” „Die Direktorin hat mir gerade zu einer Idee verholfen.”, erklärte Gibbs, „Nimm Ziva mit zu dir, macht euch einen schönen Tag, helf ihr, sich wieder zu erinnern.” „Boss, du sagst ich soll ... ?” „Ja. DiNozzo.” „Okay, wird gemacht.” „Wir sehen euch dann morgen im Büro.”, sagte Gibbs und legte auf, so dass Tony nur noch das Tuten am anderen Ende der Leitung hören konnte und letztendlich sein Handy zuklappte.

„Was ist?”, fragte Ebrahim und sah Tony ärgerlich an. „Das geht Sie nichts an.”, antwortete Tony unwirsch, „Ziva, kommst du?” Ziva sah Tony über die Schulter des Mannes hinweg fragend an und Tony erklärte kurz: „Gibbs sagte, dass ich dich mitnehmen soll.” „Gibbs ... ?”, fragte Ziva und löste sich von dem Mann, ging ein paar Schritte auf Tony zu, „Wo ist er?” „Im Büro.”, antwortete Tony, „Aber wir fahren nicht dorthin.”

„Sie können sie nicht einfach mitnehmen!”, fauchte Ebrahim, „Sie ist noch immer eine von uns! Sie haben keine Berechtigung, sie einfach mitzunehmen, wenn sie nicht will!” „Ebrahim, vielleicht möchte Officer David mit Agent DiNozzo mit?”, fragte der Mann ruhig, „Außerdem ist sie eine erwachsene, junge Frau ... und eine schöne noch dazu. Sie wird wohl wissen, was für sie am besten ist.” „Aber ... ”

Ziva ging langsam zu Tony und nickte, während sie sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen wischte: „Dann lass uns fahren.” „Gute Entscheidung, Ziva.”, sagte Tony und lächelte, „Dann komm.” Er ging langsam vor, während sie ihm folgte, hielt ihr die Autotür auf und schloss sie dann hinter ihr, dann ging er ums Auto herum, stieg ein und fuhr dann los.
 

Kurz darauf kamen sie bei Tony am Haus an. Er parkte geschickt sein Auto vor der Garage, dann stieg er aus und hielt Ziva die Tür aus, die ihn verwundert ansah.

„Was wollen wir denn bei dir, Tony?”, fragte sie verwundert und Tony antwortete: „Du sollst bis morgen bleiben. Anordnung vom Boss.” Letzteres hatte er auf ihren entsetzten Blick geantwortet und Ziva nickte langsam, fragte dann: „Kann ich bei dir ... duschen?” „Ich ... denke schon.”, antwortete Tony und schloss die Haustür auf, ließ Ziva das Haus betreten und betrat es dann selbst, „Ich habe aber keine Kleidung für dich. Zumindest nichts für Frauen.” „Das wäre auch bedenklich.”, konterte Ziva. Tony bemerkte, dass sie langsam wieder die alte Ziva wurde und grinste, was Ziva nicht verborgen blieb: „Was grinst du so dämlich?” „Nichts.”, antwortete Tony schnell, „Du weißt noch, wo das Bad mit der Dusche ist?”, fragte Tony und Ziva nickte, sagte ernst: „Wehe du kommst hinein, wenn ich dusche!” „Das würde ich niemals ... !” „Dann gehe ich mal.”, meinte Ziva und ging in die erste Etage des kleinen Hauses.

Tony ging in die Küche, machte die Kaffeemaschine an und ging ins Schlafzimmer, wo er sich erst einmal umzog. Dabei lauschte er dem rauschenden Wasser aus dem Bad neben dem Schlafzimmer und grinste. Da bemerkte er, dass er Ziva keine neue Kleidung gegeben hatte, schnappte sich ein paar frische für sie und ging zum Bad.

Dort wollte er zuerst ohne zu klopfen hinein, doch er erinnerte sich an Zivas Worte und zum ersten Mal in seinem Leben hörte er auf sie und widerstand dem Drang, einfach hineinzugehen.

„Ziva?”, fragte er laut und hörte, wie das Wasser abgestellt wurde, „Ich habe vergessen, dir neue Kleidung zu geben! Ich stehe mir der vor der Tür!” „Einen Moment bitte!”, rief Ziva und kurz darauf wurde die Tür geöffnet und Ziva, in einem von Tonys großen Handtüchern eingewickelt, trat heraus. Tony mustere sie grinste, als er Ziva die Kleidung gab.

„Danke, Tony.”, sagte Ziva und lächelte ihn an. Tony nickte und versuchte, sie nicht so anzustarren, aber es gelang ihm nicht so wirklich. „Tony, ist irgendetwas?”, fragte Ziva, „Du guckst so ... ” Sie stoppte ab, sah an sich herab und sagte dann grinsend: „Aha! Du kannst es einfach nicht lassen, was?” „Ich ... nein ... ich ... ”, brachte Tony ertappt hervor, „Ich gehe runter. Der Kaffee dürfte fertig sein.” „Ich komme gleich nach.”, meinte Ziva und schloss die Tür wieder vor Tonys Nase, der noch einen Augenblick dort stehen blieb und dann die Treppe nach unten ging.

Ein Abend bei Tony

Mit der Kaffeetasse in der Hand, immer einen Schluck nehmend, saß Tony auf dem Hocker seines einer Bartheke ähnelndem Tisches. Er starrte vor sich hin und murmelte leise immer wieder die selben Worte: „Verdammt, Gibbs! Was sollte das?” Vor ihm stand noch eine Tasse voller dampfendem, heißem Kaffee. Diese Tasse war für Ziva, die in einer von Tonys Jogginghosen, einem weiten Kapuzenpullover und etwas zu großen Wollsocken von ihm in die Küche kam und sich auf einen der anderen Hocker setzte, die Tasse schnappte und vorsichtig daran nippte.

So saßen die beiden eine Weile nebeneinander, bis Ziva schließlich sagte: „Danke, Tony.” Sie lächelte ihn an und nahm dann wieder einen Schluck aus ihrer Tasse, während Tony sie ebenfalls ansah. Er stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch, strich Ziva mit der Hand eine Strähne aus dem Gesicht und meinte dann: „Woher hast du diese Verletzung an der Wange?” Ziva tastete mit der Hand über ihre Wange, zog sie dann weg und betrachtete das Blut an ihrem Fingern. „Ich weiß es nicht.”, antwortete sie leise, „Ich weiß ja nicht einmal, was geschehen ist, Tony ... ” Und wieder war sie den Tränen nahe und Tony, der sie nicht einfach so sitzen lassen wollte, nahm sie in den Arm und strich ihr beruhigend mit der Hand über den Rücken, bis sie sich beruhigte.

„Ich bin einfach nur peinlich.”, meinte Ziva ernst, als sie sich aus Tonys Umarmung befreite, „Zuerst das mit Jimmy und nun erinnere ich mich nicht, was geschehen ist und breche ständig in Tränen aus.” „Das ist doch nicht peinlich.”, sagte Tony, „Wobei, das mit Jimmy könnte peinlich gewesen sein. Was war denn da?” Ziva sah Tony ertappt an, wurde kaum merkbar rot und sagte leise: „Ich erinnere mich nicht.” „Guter Witz, Ziva, aber du verrätst dich selber.” Ziva sah Tony ernst an und Tony verstummte, senke den Blick, griff nach seiner Kaffeetasse und sagte dann entschuldigend: „Tut mir Leid. Wenn du nicht darüber reden willst ... ”
 

Am Abend saßen die beiden in Tonys Wohnzimmer und sahen sich gemeinsam einen Film an, welchen Tony schon so oft gesehen hatte und darum teilweise mitsprach. Er war dieses Mal allerdings so fair und verriet Ziva nicht das Ende, so wie er es das letzte Mal getan hatte.

Ziva saß in einem bequemen, cremefarbenen Sessel von Tony, die Knie angewinkelt, die Arme um die Beine geschlungen und den Kopf auf die Knie gestellt, dem Film unablässig folgend, während Tony auf seinem großen, ebenfalls cremefarbenen Sofa saß, die Beine langgestreckt und neben dem niedrigen Tisch liegend.

„Ziva?”, fragte Tony, als der Film vorbei war und sie beide noch dort saßen, der Fernseher noch immer laufend, allerdings war nur das Flimmern zu sehen, dass das Ende der DVD zeigte. „Ja?” „Wo willst du eigentlich schlafen?”, fragte Tony und Ziva sah ihn plötzlich erschrocken an, „Hier auf dem Sofa, oder oben im Arbeitszimmer auf dem Sof- ” „Du hast ein Arbeitszimmer?”, unterbrach Ziva ihn verwundert, „Seit wann das denn?” „Na ja ... ich meine das mit dem Billiardtisch.” „Ach so.”, meinte Ziva und stützte ihren Kopf wieder auf ihre Knie auf. „Oder, als letzte Möglichkeit ... bei mir im Bett.” „Niemals!”, sagte Ziva schnell, „Da nehme ich das Sofa hier.” „Okay, ich bringe dir eine Decke runter.”, sagte Tony und stand auf, „Und morgen fahren wir, bevor es zur Arbeit geht, zu dir. Dort kannst du dich dann richtig anziehen, sonst kommen McGee und Abby noch auf falsche Gedanken.” Ziva nickte, während Tony das Zimmer verließ und nach oben ging.

Als er kurz darauf wieder zurückkam, lag Ziva zusammengerollt auf dem Sofa und schlief. Zuerst dachte Tony, dass sie nur so tat, doch ihre Atmung verriet ihm, dass es nicht so war und sie wirklich schlief. Es war ja auch ein anstrengender Tag gewesen für sie, was auch immer geschehen war.

Also deckte er sie vorsichtig mit der Decke zu, strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht und wollte gehen, doch er blieb in der Tür zum Flur noch einmal stehen, drehte sich um und beobachtete Ziva.

„Irgendwie süß, wenn sie so schläft.”, murmelte er leise, „Wobei Tiger das wohl auch sind, wenn sie schlafen.” Er drehte sich um, betätigte den Lichschalter und schaltete das Licht im Wohnzimmer aus, dann ging er leise die Treppe nach oben und legte sich selbst schlafen.
 

Am nächsten Morgen weckte ihn sein Wecker um sechs Uhr. Zuerst wollte er sich umdrehen und weiterschlafen, doch dann fiel ihm Ziva ein, die unten auf dem Sofa schlief. Also stand er auf, ging ins Bad und machte sich fertig, zog sich frische Kleidung an und ging lautlos die Treppe herunter, übersprang die knarrende Stufe und ging in die Küche, wo er Kaffee aufsetzte und ein Frühstück vorbereitete.

Als dieses fertig war, ging er langsam zum Wohnzimmer. Er wollte sehen, ob Ziva schon wach war, doch als er das Wohnzimmer betrat, lag sie noch immer friedlich schlafend auf dem Sofa, fast so wie am Abend zuvor.

Langsam schlich er zum Sofa, kniete sich davor und sah Ziva schweigend an, dann berührte er sie vorsichtig an der Schulter und sagte leise: „Aufstehen, Ziva ... das Frühstück ist fertig und wir müssen noch zu dir und dann zum Büro fahren.” Ziva schlug die Augen auf und sah Tony überrascht und zugleich verschlafen ins Gesicht, dann murmelte sie: „Wo bin ich?” „Guten Morgen.”, antwortete Tony, „Du bist bei mir. Du hast hier übernachtet.” „Ich habe ... was?!” „Ganz ruhig, es ist nichts passiert.”, meinte Tony grinsend und Ziva setzte sich auf: „Schwer zu glauben, wenn das aus deinem Mund kommt, Tony.” „Du hättest mich doch vorher mit deinen Ninjakünsten fertig gemacht!”, meinte Tony grinsend, „Kleidung liegt oben im Bad, Frühstück ist in der Küche. Deine Entscheidung, was du zuerst machst.” Er stand auf und verließ das Wohnzimmer.

Nur eine halbe Stunde später setzte Ziva sich zu ihm auf einen der Hocker in der Küche, nahm wortlos die Tasse Kaffee entgegen und trank einen Schluck, bevor sie sich ein Brötchen nahm, es sich schmierte und eine Scheibe Käse darauflegte und dann in das Brötchen biss.

Tony, der Ziva erst nur aus den Augenwinkeln beobachtet hatte, musste lachen, als Ziva mit dem Käse zu kämpfen hatte, der ihr vom Brötchen rutschte und immer wieder auf den Teller fiel. Dafür erntete er eine leichte Kopfnuss von Ziva, die daraufhin, da sein Kaffee aus der Tasse, die er in der Hand hielt, auf den Tisch schwappte, in Lachen ausbrach und sich erst wieder fing, als er den Kaffee weggeputzt hatte.

„Sehr lustig.”, knurrte Tony, „Auch wenn du leicht zuschlägst, tut es bei dir weh!” „Beschwer dich nicht, Gibbs gibt dir doch auch immer Kopfnüsse. Und die sind sogar härter als die bei uns.”, konterte Ziva und Tony sagte: „Aber du schlägst trotzdem härter als er zu!” „Ist doch gar nicht wahr! Ich weiß, wie ich meine Kräfte einzuteilen habe. Ich weiß ganz genau, wie stark ich zuschlagen kann, ohne dass irgendetwas passiert.”, meinte Ziva und sah Tony ernst an, „Mittlerweile müsstest gerade du das doch begriffen haben.” „Schon, aber trotzdem ... ”, gab Tony zu, „ ... tut es weh.” „Weichei.” „Labertasche.” „Kaltduscher.” „Warmduscher heißt das, Ziva.” „Ist das nicht egal, ob man warm oder kalt duscht?” „Nein, ist es nicht. Und jetzt frag mich nicht nach einer Erklärung! Ich kann es nicht so besonders erklären.” Ziva grinste ihn an, öffnete den Mund, doch Tony schnappte sich ihr Brötchen und schob es ihr in den Mund, so dass sie nichts sagen konnte. „Sieg.”, sagte Tony mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen.

Ziva half Tony mit dem Abwasch und räumte ihre Sachen weg, nachdem sie beide fertig mit frühstücken waren. Schließlich schnappte Tony sich seine Sachen für den NCIS und wollte gerade den Autoschlüssel holen, als er Ziva mit einem erschrockenen Gesicht auf der Treppe stehen sah.

„Was ist los?”, fragte Tony und sah sie besorgt an. Ziva schüttelte den Kopf und sagte: „Ich ... teilweise ... ich muss zu Jenny!” „Zu Jenny?”, fragte Tony, „Was willst du bei Direktor Sheppard?” „Ich muss mit ihr reden.” „Zuerst aber müssen wir zu dir.”, sagte Tony ernst, „Und auf dem Weg dahin erzählst du mir, was los ist.” „Und wenn ich nicht will?” „Ich kriege dich schon zum Reden ... und wenn ich gegen die Regeln verstoßen muss.” „Gegen welche Regeln?”, fragte Ziva und Tony meinte: „Regel Nummer eins: Reize sie niemals. Regel Nummer zwei: Sie kann auf sich selbst aufpassen. Oder andersrum ... ist auch egal.”

Er öffnete die Haustür, schnappte sich den Autoschlüssel und sah Ziva auffordernd an, die ihm langsam nach draußen folgte. Er schloss die Tür ab, ging zum Auto, stieg ein und fuhr los.
 

Bei Ziva im Haus setzte er sich in einen Sessel in ihrem Wohnzimmer, während sie sich in ihrem Schlafzimmer umzog und im Bad fertig machte. Dabei sah er sich die Fotos an der Wand an. Es waren andere als bei seinem letzten Besuch. Deshalb stand er auf und ging zur Wand, um sie genauer betrachten zu können.

Er merkte gar nicht, wie Ziva den Raum betrat und ihn vom Türrahmen aus, gegen den sie sich lehnte, beobachtete. Erst als sie sich räusperte, zuckte er wie ertappt zusammen und fuhr erschrocken herum.

„Gefallen dir die Bilder?”, fragte Ziva und lächelte. „Ja, sie sind schön.”, antwortete Tony, „Aber wo sind die alten hin?” „Ich wollte einfach mal andere Bilder hängen haben.” „Du übergehst meine Frage.” „Man kann auf Fragen gehen?”, fragte Ziva verwundert. „Nein.”, antwortete Tony mit einem Seufzer, „Übergehen heißt, dass man ... eine Antwort gibt, die von der eigentlichen Antwort abweicht, so dass man die Frage nicht richtig ... beantwortet.” „Ach das meinst du.” „Antwortest du nun auf meine Frage?”, fragte Tony und Ziva nickte: „Das große hängt im Schlafzimmer, während das kleine von dort ... auf meinem Nachtschrank steht. Und die, die dort hingen, habe ich im Schrank verstaut.”

Tony sah Ziva verwundert an, sagte aber nichts, bis sie fragte: „Können wir jetzt bitte ins Büro? Ich würde gerne zu Jenny.” „Okay.”, meinte Tony ernst, „Aber wieso darf ich nicht wissen, warum du mit ihr reden willst?” „Weil es dich nichts angeht?” „Ziva, wir sind, seit du hier das erste Mal aufgetaucht bist, Partner.”, erklärte Tony, „Da merke ich sehr wohl, wenn dich etwas bedrückt und du etwas hast. Also ... was ist es?” „Es ist nichts, was dich angeht, Tony.”, antwortete Ziva etwas gereizt, „Du bist nicht mein Freund.” „Hast du denn einen?” „Was geht dich das an? Weiß ich, ob du eine Freundin hast?”, stellte Ziva eine Gegenfrage und verließ das Wohnzimmer, während Tony hinter ihr herrief: „Damit du es weißt: Nein, ich habe keine!”
 

Als die beiden im Büro ankamen und aus dem Fahrstuhl ausstiegen, kam Gibbs sofort auf die beiden zu. Ziva kam nicht einmal dazu, ihre Tasche und ihre Jacke auf ihren Schreibttisch zu werfen, Gibbs packte sie einfach am Arm und zog sie mit sich zur Treppe, die zum Videokonferenzraum und zur Direktorin führte.

„Gibbs, was soll das?”, fragte Ziva, „Darf ich nicht einmal meine Sachen abstellen?” Gibbs ging neben ihr die Treppe hoch, ließ sie los, sah sie an und sagte: „Wir gehen jetzt beide zu Direktor Sheppard. Du erklärst uns, was das sollte ... du hast dir eine Menge Ärger eingehandelt. Außerdem fehlt von unserem Opfer noch immer jede Spur.” „Gibbs, ich weiß es doch nicht!”, widersprach Ziva.

Die beiden waren mittlerweile oben angekommen und Gibbs fuhr Ziva an: „Du hast eine zu gute Ausbildung hinter dir, um solche Dinge einfach zu vergessen! Selbst Folterung würde bei dir eher Trotz als Vergesslichkeit hervorrufen. Also, was ist geschehen?”

Ziva machte eine einzige Bewegung, drückte Gibbs fest an die Wand, an der sie vorbeigingen, und zischte ihm ins Ohr: „Vielleicht magst du Recht haben, aber trotzdem weiß ich nicht genau, was geschehen ist. Und außerdem ... ” Sie ließ ihn los und fuhr gereizt weiter: „ ... weiß ich weder, was mit dem Opfer geschehen ist, noch wer es war. Ich jedenfalls nicht!” Damit ging sie weiter.

Gibbs folgte ihr schnellen Schrittes, gab ihr eine Kopfnuss, die dieses Mal ebenso heftig war wie die bei Tony, und schwieg, bis sie bei Cynthia im Büro standen, die sie bei Direktor Sheppard anmelden wollten, doch Gibbs ignorierte ihren Versuch, klopfte kurz an der Tür und betrat das Büro von Direktor Sheppard, die ihn ärgerlich ansah. Ziva bemerkte sie nicht, sie stand hinter ihm verdeckt.

„Jethro, was soll das?”, fragte sie ernst und stand auf, funkelte ihn böse an. Gibbs betrat das Büro, ließ Ziva eintreten und schloss die Tür hinter ihnen, so dass Cynthia nichts mitbekam von dem, was im Büro geschah.

„Ziva!”, rief Direktor Sheppard aus, als sie Ziva entdeckte, „Sie sind wieder bei uns?” „Ja ... ”, murmelte Ziva die Antwort, „ ... das bin ich.” „Dann ist Lisa Moore wieder im Krankenhaus?” „Nein.”, antwortete Gibbs, „Und angeblich weiß sie nicht, was geschehen ist! Ist doch unfassbar, dass unser Verbindungsofficer vom Mossad plötzlich vergesslich wird und Geschehnisse verdrängt, wenn wir die informationen brauchen!” „Jethro, meinst du nicht, dass du etwas übertreibst?”, fragte Direktor Sheppard ruhig, „Sie ist doch auch nur ein Mensch. Und jeder Mensch hat seine Fehler. Du sicherlich auch.” Gibbs wollte sie ansschreien, doch als er Zivas ruhige Stimme hörte, beließ er es bei einem bösen Blick.

„Ich wollte sie befragen.”, begann Ziva zu erzählen, „Deshalb habe ich sie geweckt. Sie hat allerdings nicht lange durchgehalten und ist schon nach wenigen Minuten wieder eingeschlafen. Zumindest ... kamen dann zwei Männer und eine Frau in das Zimmer des Opfers. Sie haben Deutsch gesprochen und wollten Lisa Moore mitnehmen. Ich konnte das nicht zulassen und wollte sie angreifen, doch die Frau hat mich abgewehrt und in einem Kampf mir eine Spritze in die Schulter gerammt und irgendetwas ... eingeflößt.”

Gibbs sah Ziva verwundert an. War das, was sie erzählte die Wahrheit? Er wusste, dass sie wie gedruckt lügen konnte, doch manchmal wusste er, ob sie log oder nicht. Nur jetzt ... jetzt wusste er es beim besten Willen nicht.

„Ich weiß nicht genau, was dann geschah, nur noch weniges ist mir richtig klar in Erinnerung geblieben.”, berichtete Ziva ernst und sie sah Direktor Sheppard und Gibbs fast flehend an, „Wir waren in einem Krankenwagen. Lisa Moore und ich, meine ich. Sie ... haben uns gefesselt, aber ich kam wieder zur Besinnung und habe mich irgendwie befreit, ohne dass sie es mitbekommen haben. Als sie dann um eine Kurve gefahren sind, bin ich aufgestanden. Ich wollte Lisa Moore auch befreien, aber die Frau und einer der Männer war hinten bei uns und sie haben es gesehen und konnten es verhindern. Irgendwie bin ich aus dem Krankenwagen heraus und dann bin ich zur israelischen Botschaft, weil wir dort in der Nähe waren ... ”

„Ziva, wieso haben Sie Agent DiNozzo nichts davon erzählt? Ich dachte, Sie sollten bei ihm übernachten?”, fragte Direktor Sheppard ernst und ging um den Schreibtisch herum auf Ziva zu, „Oder irre ich mich?” Sie sah Gibbs aus den Augenwinkeln an. „Nein, ich war bei ihm.”, antwortete Ziva, „Er wollte, dass ich ihm alles erzähle, aber so klar habe ich es erst heute morgen gesehen ... und ich wollte erst zu dir, Jenny.” Tränen stiegen ungewollt in ihre Augen.

„Jethro, ich glaube, du solltest uns beiden mal alleine lassen.”, meinte Direktor Sheppard ernst und Gibbs nickte zögernd, „Dank DiNozzo für seine Hilfe und sag Abby und McGee, dass sie den Krankenwagen suchen sollen. Außerdem wäre es angebracht, wenn sie nach allen Deutschen hier suchen, die in einem entsprechendem Umkreis sind. Urlauber, Ansiedler ... einfach jegliche Leute mit deutscher Abstammung.” Gibbs nickte und verließ das Büro, während Direktor Sheppard Ziva tröstete.

Eine neue Spur

„Was meinst du, was der Boss von Ziva will?”, fragte McGee, der an seinem Computer saß und Akten bearbeitete. Tony, der seine Füße auf den Schreibtisch gelegt hatte und seinen Kaffee genoss, überlegte: „Entweder will er wissen, warum sie es getan hat, oder was mit Lisa Moore geschehen ist.” „Und wieso dann zur Direktorin?” Tony dachte kurz nach. „Hoffentlich wollen sie sie nicht suspendieren!” „Hier wird niemand suspendiert, DiNozzo.”

Gibbs kam gerade die Treppe herunter und gab Tony eine Kopfnuss. „Eigentlich sollte ich dir von Direktor Shepard danken, da du auf Ziva aufgepasst hast.”, meinte er, „Aber da du jetzt hier nur faulenzt ... ” „Ich faulenze nicht, Boss!”, widersprach Tony, „Ich brauche nur mal eine Pause! Eine ganze Nacht mit Ziva zu verbringen ist anstrengend!”

„Eine ganze Nacht?”, fragte McGee grinsend. „Wehe dir, Elfenkönig, wenn davon irgendetwas in deinem Buch steht!”, knurrte Tony warnend und Gibbs schaltete sich schnell ein: „Der Elfenkönig wird gar nichts machen, DiNozzo. Und wenn noch einmal dieses Buch erwähnt wird ... ich dachte, wir hätten das Thema geklärt?” „Ja, Boss.”, murmelte Tony leise. „Ab an die Arbeit!”, fauchte Gibbs.

„McGee, geh runter zu Abby und sucht diesen Krankenwagen. Außerdem sucht alle Deutschen in einem entsprechendem Umkreis. Sprich: Im Umkreis der Meilen, die sie hätten hinter sich bringen können.”, sagte Gibbs laut und McGee stand auf und rannte los, „Und du, DiNozzo ... ” „Mhm?” „Bleibst hier sitzen und wartest auf Officer David. Wenn sie wieder hier ist, geht ihr zu Abby und McGee und erstellt die Phantombilder.” „Und du, Boss?” „Was ich mache, geht dich herzlich wenig an.” „Verstanden.”, sagte Tony und nickte.

Gibbs verschwand im Aufzug und Tony lehnte sich auf seinem Stuhl wieder zurück, während er darüber nachdachte, was eigentlich geschehen war. Außerdem verwirrte ihn der Gedanke, dass Ziva den Fall von Special Agent Jimmy Lee Cheston betreute und nicht das gesamte Team. Er wusste, dass Ziva sich mal mit ihm gestritten und ihm schließlich eine Uhr geschenk hatte, aber wieso? Es leuchtete ihm nicht ein. Und was ihn noch mehr verwirrte: Woher wusste Ziva, dass Lisa Moore die Freundin von Cheston gewesen war?

Schritte, die von der Treppe nach unten gingen, rissen ihn aus seinen Gedanken, so dass er sich umsah und erwartete, Ziva dort zu sehen, doch es war Direktor Shepard, die Tony ernst ansah.

„Special Agent DiNozzo.”, sagte sie ernst und Tony setzte sich sofort richtig hin, „Was tun Sie da?” „Der Boss sagte, ich solle hier auf Ziva warten, Direktor.”, antwortete Tony, der ein wenig unruhig wurde, „Wenn sie hier ist, soll ich mit ihr runter zu McGee und Abby. Wir sollen Phantombilder erstellen.” „Ziva ist oben in meinem Büro und wartet auf Sie.”, meinte Direktor Shepard. „Auf mich?” „Los, gehen Sie. Ich denke nicht ... ”, sagte sie, „ ... dass Ziva gerne lange wartet.” Tony nickte, stand auf und rannte die Treppe hoch zum Büro der Direktorin.
 

Als Tony das Büro der Direktorin betrat, sah er Ziva auf einem der Stühle links am Tisch sitzen und telefonieren. Sie sprach, soweit Tony es zu beurteilen wagte, schnelles Hebräisch und klang dabei verärgert. Schließlich legte sie ohne ein weiteres Wort auf, sah Tony an und grinste, der ihr Grinsen erwiederte.

„Danke.”, sagte Ziva und stand auf. „Eh ... bitte?” „Danke, dass du mich gestern geholt und zu dir gebracht hast.” „Aufgegabelt trifft's auch.”, meinte Tony und Ziva zog eine Grimasse: „Ich will gar nicht erst wissen, was das wieder heißt.” „Ist auch besser so.”, lachte Tony, „Aber kein Problem.” „Wirklich nicht? Ich meine ... ich musste deine Kleidung tragen!” Tonys Grinsen wurde breiter. „Ach so ist das also?”, fragte Ziva ernst und Tony schüttelte den Kopf und sagte: „Ich würde lügen, würde ich sagen, dass es mir nicht gefallen hat.”

Es klopfte, Direktor Shepard trat ein und fragte: „Alles geregelt?” „Ja, Direktor.”, antwortete Tony und versuchte wieder ernst zu sein, „Ich werde dann mit Ziva mal zu Abby und McGee gehen.” „Macht das.”, stimmte die Direktorin zu, „Ziva?”

Ziva, die gerade hinter Tony das Büro verlassen wollte, blieb stehen und sah die Direktorin fragend an, die meinte: „Ich kenne dich gut, Ziva. Da war mehr als nur ein einfaches Danke. Was wolltest du von ihm?” „Es war nur ein Danke unter Freunden und Partnern, Jenny.”, antwortete Ziva, „Wäre da etwas anderes, würde Gibbs verrückt werden.” „Noch verrückter als er eh schon ist?” „Ja.”, antwortete Ziva mit einem Lachen, dann schloss sie die Tür und folgte Tony schneller.
 

Wenige Stunden später hatten Abby und Ziva gemeinsam drei Phantombilder erstellt. Die Frau, so fiel es allen außer Ziva selbst auf, sah Ziva zum Verwechseln ähnlich. Darüber hatten McGee und Tony, die zugesehen und Daten ausgewertet hatten, einige Scherze gemacht. Unter anderem hatte Tony gemeint, dass man so auch erklären konnte, dass man Ziva als Täterin erkannt hatte, was Zivas jetzt eh schon ernstes Gesicht noch ernster wurde.

„Ist alles okay?”, fragte Abby, als sie Ziva ansah, die merklich blasser geworden war. „Ja, passt schon.”, antwortete Ziva und hockte sich auf einen der Drehhocker von Abby, „Ist nur beunruhigend zu wissen, dass jemand durch die Stadt läuft, der weiß, dass man beim Mossad ist und einem noch zum Verwechseln ähnlich sieht.” „Ja, beunruhigend.”, stimmte Abby zu, „Ich denke, ich verstehe dich.”

Tony hatte den beiden Frauen zugehört und mischte sich ein: „Beunruhigender wäre es doch, wenn diese Frau Zivas Techniken und Fähigkeiten beherrscht.” „Tony!”, rief Abby empört, als Ziva den Kopf senkte und ihre Hände anstarrte, „Lass diese Scherze.” „Das ist doch wie in dem einen Film. Moment, ich komme gleich auf seinen Na-” „Tony, lass es!”, fauchte Abby, „Sieh sie dir an!” Tony verstummte und nickte langsam.

McGee verglich die Phantombilder mit den Bildern der Deutschen, die sie als passend empfunden hatten. Bisher hatte er jedoch noch keinen Treffer gehabt und sah deshalb auch ein bisschen deprimiert aus. Ziva, die versuchte, sich nicht mit sich selbst zu beschäftigen, stand auf, ging zu Abbys CD-Player und stellte ihn an. Abbys laute Musik war jetzt genau das, was sie brauchten. Und genau deshalb drehte sie die Musik laut auf, ging zurück zu ihrem Hocker und setzte sich wieder hin, während die Blicke ihrer drei Kollegen auf ihr ruhten.
 

Eine weitere Stunde und eine CD später kam Gibbs in das Labor. Er reichte Abby ihren Cat Pow! und fragte nach den Ergebnissen. Deshalb zeigten sie ihm die Phantombilder und Gibbs staunte ebenfalls über die Ähnlichkeit der Frau mit Ziva. Außerdem erkundigte er sich danach, was sein Team denn zu Abend essen wollte, denn er und Direktor Shepard hätten überlegt, etwas zu bestellen und beide Fälle zu einem zu machen. So suchte sich jeder etwas aus und Gibbs verließ das Labor wieder, jedoch nicht ohne vorher Ziva gesagt zu haben, dass sie in zehn Minuten oben im Büro sein solle.

Tony und McGee begannen sofort, Abby und Ziva zu verhören, doch die beiden Frauen sagten kein Wort. Ihre beiden Partner würden früher oder später schon wissen, worum es in dem Fall ging. So gingen die zehn Minuten schnell um und Ziva machte sich auf den Weg nach oben, um dort mit Gibbs zu reden, was auch immer dieser von ihr wollte.
 

Im Büro war niemand aus ihrem Team, nur Kollegen aus den anderen Teams, doch diese arbeiteten geschäftig weiter und störten sich nicht daran, dass Ziva gekommen war und sich nun an ihren Schreibtisch lehnte und nachdenklich an die Decke starrte.

Keine drei Minuten später kam Gibbs aus dem Fahrstuhl zu ihr. Er deutete ihr mit einer Kopfbewegung, dass sie sich setzen solle. Sie gehorchte, setzte sich an ihren Tisch und wartete ab. Egal was er jetzt vorhatte, für sie käme es nicht überraschend.

Gibbs warf seine Sachen auf seinen Schreibtisch, nahm seinen Stuhl, stellte ihn auf die andere Seite von Zivas Schreibtisch und setzte sich, so dass sie sich gegenüber saßen. Eine Weile saßen sie so schweigend gegenüber, sahen einander an und schienen in Gedanken zu reden.

Schließlich war es Gibbs, der das Schweigen brach: „Jenny hat mich über deinen Fall aufgeklärt. Wenn ich es richtig verstanden habe, wart ihr dabei, euch näher kennenzulernen, richtig? Also du und Cheston?” Ziva nickte langsam. „Und Lisa Moore kennst du woher ... ?” „Sie war ... ist ... seine Freundin. Er wollte sich von ihr trennen.”, berichte Ziva. „Wusstest du, dass sie schwanger ist?”, fragte Gibbs nach und Ziva schüttelte den Kopf, „Es dürfte der vierte Monat sein.” „Von Cheston?”, fragte Ziva und Gibbs antwortete: „Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen.” Wieder schwiegen beide, nur das Pling! des Fahrstuhls störte die Ruhe.
 

Kurz darauf kamen Ducky, Direktor Shepard, Abby, McGee und Tony zu ihnen. Sie verteilten sich auf ihre Schreibtische und die, die dort keinen hatten, setzten sich zu den anderen an die Schreibtische, während Gibbs kurz verschwand.

Als er wieder kam, hatte er einen großen Stapel Pizzaverpackungen bei sich und trug mehrere Becher mit Getränken bei sich, die ihm Direktor Shepard sofort abnahm. Die beiden verteilten die Pizzen und die Getränke, für Gibbs einen Kaffee und für Abby ihren Cat Pow!, dann begannen sie schweigend zu essen.

Ducky saß bei Gibbs am Schreibtisch, ebenso wie Direktor Shepard. Die drei, die alte Freunde waren, redeten und lachten miteinander, als wären sie alle auf dem selben Posten. Abby saß bei McGee am Schreibtisch und die beiden redeten über Computer und was da alles zugehörte, so dass Tony und Ziva alleine an ihren Schreibtischen saßen. Tony stand auf, nahm sein Getränk und seine Pizza, stellte sie bei Ziva auf den Schreibtisch und zog seinen Schreibtischstuhl mit sich, dann setzte er sich an ihren Schreibtisch, ihr gegenüber.

„Schmeckt's?”, fragte er und biss in ein Stück seiner Pizza, während Ziva gedankenversunken kaute. Sie schluckte ihren Bissen herunter und nickte. „Sieht aber nicht so aus.” „Doch, doch.”, murmelte Ziva abwesend. „Hörst du mir überhaupt zu?”, fragte Tony und Ziva sah ihn verwirrt an: „Was?” „Ich sehe es ein, du hörst mir nicht zu.”

„Tony ... ?”, fragte Ziva leise, nachdem die beiden kurz geschwiegen hatten. „Mhm?” „Kann ich diese Nacht noch einmal bei dir übernachten?” „Wieso das?”, fragte Tony verwundert. „Ich ... ”, begann Ziva, „ ... will nicht alleine sein.” „Okay, kannst du. Aber sorg dafür, dass die anderen nichts bemerken.”, antwortete Tony leise, „Sonst denken die noch, wir wären ein Paar.” „Wir doch nicht!”, widersprach Ziva laut, so dass die anderen sie ansahen. Tony biss in seine Pizza und verbarg sein Gesicht so gut es ging vor den anderen.
 

Nach dem Essen stellten Direktor Shepard und Gibbs eine weiße Tafel vor den Bildschirm. Beide schrieben schnell mit einem Stift etwas darauf, bis schließlich Direktor Shepard zu reden anfing: „Special Agent Gibbs und ich haben beschlossen, die beiden Fälle, die dieses Team betreffen, zusammenzulegen. Sprich: Der Fall von Abby und Officer David wird zum Fall des gesamten Teams. Und der Fall des gesamten Teams bleibt.” Gibbs übernahm die Rede: „Sie haben beide ein und das selbe Verbindungsstück: Nämlich Ziva. Am besten, sie erklärt es euch allen.”

Ziva sah Gibbs entsetzt an, stand dann auf und ging nach vorne. Sie sah ihre Kollegen an, dann blieb ihr Blick an Tony hängen und sie begann zu erzählen: „Cheston, der aus Abbys und meinem Fall, war ein Freund von mir. Lisa Moore war dessen Freundin und daher kenne ich sie auch. Er wollte sich von ihr trennen und sie erwartet, laut Gibbs, ein Kind. Das war es eigentlich. Ich weiß nicht, was du von mir willst, Gibbs.”

Gibbs sah Ziva etwas ärgerlich an, dann sagte er ernst: „Cheston war ein Freund von dir, Lisa Moore war die Freundin von ihm und vielleicht damit auch eine Freundin von dir. Ihr habt euch gekannt. Unser Opfer wird gemeinsam mit dir von drei Deutschen entführt, von dem die Frau wie ein Doppelgänger von Ziva ist.” Die Direktorin nickte. „Ziva taucht auf, verletzt und ein wenig verwirrt, aber lebend. Von Lisa Moore keine Spur.”, erklärte Gibbs, „Diese Frau, der Doppelgänger, wusste, dass Ziva beim Mossad war und Jüdin ist, aber das mit dem NCIS schien sie ein wenig zu verwirren, so dass sie es als Tarnung auswählten. Entweder sie wussten es nicht, oder sie wollten dem Mossad absichtlich etwas anhängen.”

Abby hob ihre Hand, Gibbs nickte und sie fragte: „Kann es sein, dass sie nicht dem Mossad etwas anhängen wollen, sondern Ziva? Schließlich sah es so aus, als habe Ziva Lisa Moore entführt.” „Mag sein, aber woher wussten sie, dass Ziva Lisa Moore kennt?”, fragte die Direktorin ernst, „Bis zu eurem Auftauchen am Tatort war es selbst Ziva nicht bekannt, dass Lisa Moore das Opfer ist.” „Vielleicht, weil sie die Täter sind?”, mischte McGee sich ein, „Dann wussten sie von der Verbindung zwischen dem Opfer und Ziva.” Abby nickte, aber Ducky widersprach: „Woher wussten sie, dass wir kämen? Es hätte gut ein anderes Team sein können?”
 

Zwei Stunden später, das Büro war leer, nur noch Abby, McGee, Ducky, Direktor Shepard, Gibbs, Tony und Ziva waren da, hatten sie sich geeinigt, welchen Spuren sie nachgehen wollten und wer was übernahm. Außerdem hatten sie, ganz über Zivas und Tonys Kopf hinweg, entschieden, dass Ziva eine Nacht bei Gibbs verbrachte – falls die Täter wirklich hinter Ziva her waren.

Schließlich verabschiedete sich Ducky von den anderen, er musste nach hause, seine Mutter wartete dort auf ihn. Die anderen wünschten ihm einen schönen Abend, als er in den Fahrstuhl stieg und nach unten zu seinem Auto fuhr.

„Irgendwie fühle ich mich nicht wohl bei der Sache.”, murmelte McGee leise und Abby sah ihn fragend an, „Als das letzte Mal jemand hinter einem aus dem Team her war, endete es tödlich.” „Was meinst du?”, fragte Abby und McGee antwortete: „Kate. Als Ari hinter ihr her war, endete es auch tödlich.” „McGee, so etwas sagt man doch nicht!”, sagte Abby laut, „Sieh es positiv, Gibbs ist bei ihr.” „Ja, aber als das mit Kate geschah, waren wir alle dabei.” „Und dieses Mal wissen wir, was geschehen wird.”, widersprach Abby, „Diese Typen sterben eher als wir.”

Sie stand auf, ging an den Schreibtischen vorbei, blieb bei Tony und Ziva stehen und sah die beiden ernst an. Ziva erwiderte den Blick nicht, sie hatte ihren Kopf auf ihre Arme gelegt, die sie auf ihren Tisch gelegt hatte, und war eingeschlafen. Tony hatte sich zurück gelehnt und sie beim Schlafen beobachtet, doch jetzt, da Abby sie beide ansah, erwiderte er ihren Blick mit einem ebenso ernstem Blick wie der ihre.

„Pass auf sie auf, Tony.”, sagte Abby und ging zum Fahrstuhl, da auch sie nun nach hause wollte. Tony sah ihr verwirrt nach und fragte laut, bevor die Fahrstuhltür sich schloss: „Wieso soll ich auf sie aufpassen?!” Doch Abbys Antwort ging unter, da die Türen in dem Moment geschlossen wurden.
 

Nur eine halbe Stunde später schaltete McGee seinen Computer ab. Er verabschiedete sich von der Direktorin und Gibbs, ging an Zivas Schreibtisch vorbei, auf dem sie noch immer schlief, und betrat den Fahrstuhl, dann war er weg. Auch die Direktorin erhob sich und verabschiedete sich von Gibbs, allerdings führte ihr Weg sie nicht zum Fahrstuhl, sondern die Treppe hoch zu ihrem Büro, denn dort wartete noch eine Menge Arbeit auf sie, die sie noch vor dem nächsten Tag erledigen wollte. So kam es, dass Ziva und Gibbs alleine zurückblieben.

Gibbs arbeitete an seinem Computer und las nebenbei ein paar Akten, während Ziva weiterhin schlief. Sie hatte einen Alptraum und drehte den Kopf hin und her, änderte ständig ihre Position, redete leise im Schlaf und holte einmal mit ihrer Hand aus, so dass sie ihren Becher, in dem kein Getränk mehr war, vom Tisch warf.

Daraufhin stand Gibbs auf, stellte den Becher wieder auf den Tisch und legte seine Hand auf Zivas Schulter. Er drückte leicht zu und sagte ruhig: „Ist alles gut ... du bist noch im Büro. Hier kommt schon keiner hin.” Und Ziva beruhigte sich etwas, so dass er sich wieder an seinen Platz setzte und weiterarbeitete.
 

Gegen Mitternacht wachte Ziva mit einem leise Schrei auf. Gibbs sah über den Rand der Akte hinweg Ziva an, die sich verwirrt umsah und realisierte, wo sie war. Gleichzeitig nahm Gibbs einen Schluck aus seinem Kaffee, den er sich vor einer Viertelstunde geholt hatte.

„Wie ... spät ist es?”, fragte Ziva verwirrt und müde zugleich. „Fast Mitternacht.”, antwortete Gibbs und schlug die Akte zu, fuhr seinen Computer runter, „Und da du jetzt wach bist, können wir endlich fahren.” „Du hättest mich wecken können.”, murmelte Ziva leise und Gibbs meinte: „Ziva, du hattest dich endlich beruhigt. Da wecke ich dich nicht einfach! Du brauchst den Schlaf, schließlich verlangen diese Fälle alles von dir.” „Ich habe mich beruhigt?”, fragte Ziva und fuhr ihren Computer ebenfalls runter, während Gibbs die Akten stapelte, „Ehrlich gesagt, nein.” „Was war denn?”, fragte Gibbs fast väterlich. „Ich denke nicht, dass dich Alpträume interessieren.”, antwortete Ziva und streckte sich.

„Jethro, Ziva, ihr seid ja noch immer hier!”, hörten die beiden die Direktorin vorwurfsvoll sagen, die gerade die Treppe herunterkam. „Ziva hat geschlafen, Jenny.”, erklärte Gibbs, „Und ich wollte sie nicht wecken.” „Das ist nett von dir, Jethro.”, meinte Direktor Shepard mit einem Lächeln, „Und, wie geht es dir, Ziva?” „G-gut?”, fragte Ziva überrascht, zog ihre Jacke an und schnappte sich ihre Tasche. „Klingt aber nicht so.”, meinte die Direktorin und Gibbs antwortete an Zivas Stelle: „Sie hat etwas schlecht geträumt, das ist alles. Ich wollte jetzt gerade mit ihr losfahren.” „Okay, dann sehen wir uns morgen hier im Büro.” „Ja.”

Die Direktorin ging wieder in Richtung ihres Büros. Gibbs rief ihr hinterher: „Bis wann arbeitest du noch, Jen?” „Nicht mehr lange, Jethro.”, kam die Antwort der Direktorin, die schon oben an der Treppe angekommen war, „Wichtiger ist, dass ihr beiden endlich schlafen geht.” Sie hob die Hand zum Abschied und betrat dann ihr Büro, während Gibbs und Ziva in den Fahrstuhl stiegen und dann anschließend zu Gibbs nach hause fuhren.

Angst und Schrecken

Gibbs machte nur einen kurzen Zwischenstop bei Ziva, damit sie ihre Sachen holen konnte, dann fuhren sie sofort weiter zu ihm. Dort ging er ohne einen Umweg in seinen Keller, wo er an seinem Boot, obwohl es mitten in der Nacht war, arbeitete.

Ziva war ihm gefolgt und als sie auf dem Treppenabsatz gestanden hatte, waren in ihr die Erinnerungen an die Ereignisse an den Abend vor langer Zeit gekommen, als sie von genau der selben Stelle ihren Halbbruder Ari erschossen hatte. Dieses war bisher ein Geheimnis zwischen Gibbs und ihr geblieben, ihr bestgehütetes.

Und nun, während sie um das Boot ging und mit der Hand über das Holz strich, welches Gibbs bearbeitete, überlegte sie, ob sie jemals jemand anderes als Gibbs einweihen würde, was an diesem Abend geschehen war. Sie überlegte und wusste es nicht, nicht einmal, ob sie es jemals ihrem Mann, wenn sie heiraten würde, was sie nicht plante, erzählen würde. Was würde dieser wohl sagen, wenn er erfuhr, dass Zivas Halbbruder ein Terrorist gewesen war und sie ihn ohne mit der Wimper zu zucken erschossen hatte? Natürlich hatte sie damit Gibbs' Leben gerettet und Kate damit gerecht, obwohl sie diese nicht kannte, aber trotzdem hatte sie ihn kaltblütig von hinten erschossen. Ihren eigenen Halbbruder Ari Haswari.

„Ziva, wenn du schlafen möchtest ... mein Bett ist frei.”, meinte Gibbs, während er ein anderes Werkzeug zur Hand nahm. „In deinem Bett schläfst du.”, sagte Ziva ernst, „Ich will es dir nicht wegnehmen.” „Du nimmst es mir nicht weg.”, widersprach Gibbs, „Ich schlafe entweder hier oder auf dem Sofa im Wohnzimmer.” „Aber ... ” „Kein aber.”, meinte Gibbs ernst, „Du machst, was ich dir sage.” „Okay, Boss.”, gab Ziva klein bei.

Gibbs suchte auf seiner Werkbank etwas, fand es und warf es Ziva zu: „Der Schlüssel für die Haustür. Am besten, du machst sie zu und lässt den Schlüssel stecken.” „Okay.” „Du findest dich zurecht?”, fragte Gibbs und Ziva nickte.

Als sie die Treppe wieder ins Erdgeschoss hoch ging, sah sie sich noch einmal im Keller um, beobachtete Gibbs einen Moment, der weiter an seinem Boot arbeitete, und blieb mit ihrem Blick an einem Stuhl hängen, auf dem sie gesessen hatte, als das FBI hinter ihr her gewesen war. Dort hatte sie gesessen und mit Gibbs in Mexiko Kontakt aufgenommen, obwohl er eigentlich nicht hatte helfen wollen. Er war gekommen, hatte ihr geholfen und war danach, trotz seiner Worte, er wolle nicht, zu ihnen zurückgekehrt.

In der Zeit, in der er nicht ihr Boss gewesen war, war es Tony gewesen. Er hatte Reisen nach Deutschland übernommen und, soweit Ziva wusste, war Undercover tätig gewesen. Sie hatte sich in dieser Zeit, obwohl Gibbs gefehlt hatte, sehr wohlgefühlt, ihr Verhältnis zu Tony war enger als zuvor geworden und auch Abby und sie waren richtige Freunde geworden, auch wenn Ziva immer gesagt hatte, dass sie nicht mit Frauen umgehen konnte. Abby hatte das selbe behauptet und somit Ziva zum Lachen gebracht, was das Eis gebrochen hatte.

Sie riss sich aus ihren Erinnerungen und schloss die Haustür ab, die sie erreicht hatte. Dann wollte sie in Gibbs' Schlafzimmer gehen, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Deshalb ging sie ins Wohnzimmer, in dem sie sofort auf das Sofa zusteuerte.

„Er kann ruhig sagen, dass ich sein Bett nehmen soll ... ich höre nicht auf ihn.”, sagte Ziva leise, nahm die Decke vom Sessel und breitete sie auf dem Sofa aus, dann legte sie die Kissen zurecht, so das sie ihr als Kopfkissen dienen konnten. Anschließend ging sie in das Bad, welches sie schnell wiederfand. Dort machte sie sich fertig, dann ging sie zurück ins Wohnzimmer und legte sich dort auf das Sofa um zu schlafen.
 

Es war draußen noch dunkel, als Ziva die Melodie ihres Handyklingeltons vernahm. Sie tastete etwas verschlafen nach ihrem Handy, sah auf das Display und stellte fest, dass Abby sie anrief. Es konnte um diese Uhrzeit, Ziva sah, dass es halb vier morgens war, nur etwas Wichtiges sein, also nahm sie den Anruf entgegen.

„Shalom.”, begrüßte sie Abby und gähnte, „Was ist los, dass du so früh anrufst?” „Das wüsste ich gerne von dir.”, kam die Antwort von Abby. „Wieso ausgerechnet von mir?”, fragte Ziva nach und Abby antwortete: „Weil ich eine SMS von Tony bekommen habe.” „Von Tony?”, fragte Ziva verwirrt, „Was will der denn um diese Uhrzeit von dir?” „Wüsste ich auch zu gerne.”, meinte Abby genervt. „Dann frag ihn und nicht mich! Ich habe geschlafen, Abby!” „Ich auch, bis mein Handy ging.” „Ging?” „Klingelte.” „Okay, aber warum fragst du ausgerechnet mich?” „Bist du nicht bei ihm?” „Ich bin bei Gibbs, falls es dir entfallen ist. Du warst doch eine von denen, die dafür gestimmt haben!” „Tut mir wirklich Leid, Ziva!”, entschuldigte Abby sich schnell, „Ich war wirklich der Annahme, dass ... ” „Schon gut, schon gut.”, wehrte Ziva die Entschuldigungen ab, „Aber jetzt, da du mich schon geweckt hast ... was wollte er denn?”

Ein Schatten, der vor dem Fenster zum Wohnzimmer her huschte, erregte Zivas Aufmerksamkeit. Sie beobachtete die Büsche vor dem Fenster, sah aber niemanden, der in das Wohnzimmer hineinsah.

„Noch dran, Ziva?”, fragte Abby ein wenig beunruhigt und Ziva antwortete: „Ja, da war nur etwas vor dem Fenster ... ” „Vor dem Fenster?” „Ich kann es mir auch eingebildet haben, schließlich bin ich noch total verschlafen.” „Bist du sicher?”, fragte Abby nach und Ziva bejahte, doch Abby gab nicht nach: „Geh zu Gibbs und erzähl es ihm! Es könnten diese Deutschen sein!” „Das waren sie sicherlich nicht. Woher sollten sie wissen, wo ich mich aufhalte?”, fragte Ziva und im selben Moment fiel ihr etwas ein, „Oh nein! Tony!”

„Was ist mit ihm?”, fragte Abby verunsichert und Ziva antwortete: „Ich muss zu ihm!” „Wieso?” „Weil sie gesehen haben könnten, dass ich die letzte Nacht bei ihm war.”, erklärte Ziva, „Und eigentlich hatte ich vor, diese Nacht noch einmal bei ihm zu verbringen.” „Bei Tony?” „Nicht was du denkst, Abby!”, widersprach Ziva verärgert, „Ich habe mich unsicher gefühlt.”

Abby schwieg und Ziva fuhr ernst fort: „Was, wenn sie bei Tony sind und ihn ausspionieren und die Nachricht an dich eine Warnung sein sollte?” „Du könntest Recht haben ... ”, stimmte Abby zu, „ ... weck Gibbs!” „Abby!”, flehte Ziva, „Ich muss zu Tony!” „Aber der Schatten ... ?” „Da war nichts!” „Okay, aber du schreibst Gibbs eine Nachricht.” „Wird gemacht.”, meinte Ziva und stand auf. „Und wir treffen uns bei Tony.” „Wir?” „Ich komme auch.” „Danke, Abby.” „Kein Problem, wozu sind Freunde da?” „Für so etwas?”, vermutete Ziva und legte auf.

So schnell sie konnte, machte Ziva sich im Bad fertig. Sie band ihre Haare ungekämmt zu einem Zopf, suchte ihr Messer und ihre Pistole, dann kramte sie einen Zettel heraus und schrieb Gibbs eine Nachricht:

Boss, bin bei Tony. Die Deutschen sind vielleicht bei ihm! Habe da so etwas in der Nase. Abby kommt auch zu ihm. Melde mich später oder sehen uns im Büro,

Ziva

Diese Nachricht legte sie auf den Tisch im Wohnzimmer, dann rannte sie lautlos zur Haustür, schloss diese auf und trat in die kühle Nacht hinaus.
 

Höchstens zehn oder fünfzehn Minuten später war Ziva bei Tony angekommen. Da sie Gibbs' Autoschlüssel nicht hatte finden können, war sie gejoggt und gerannt und somit durchgeschwitzt. Normalerweise war ihr dieses vor ihren Teamkollegen unangenehm, aber dieses Mal war es anders. Es ging vielleicht um Leben und tot und daher war es völlig egal!

Schon von weitem erkannte Ziva Abby, die vor der Haustür stand. Sie drückte immer wieder die Klingel und klopfte immer wieder an, doch es gingen keine Lichter an und auch die Tür wurde nicht geöffnet.

Als Abby dann Ziva erkannte, rannte Abby ihr entgegen. Sie sah beunruhigt aus und zugleich etwas ängstlich, aber als sie mit Ziva redete, klang ihre Stimme wie sonst auch immer: „Ich bin mir sicher, dass da etwas nicht stimmt! Er geht nicht ans Handy, er öffnet die Tür nicht ... er reagiert nicht.” „Ich weiß, Abby.”, sagte Ziva und versuchte ruhig zu klingen, „Aber wenn Tony schläft, dann schläft er. Er schnarcht sogar.” „Das meine ich nicht!” „Ich weiß.”, stimmte Ziva zu, „Ich wurde verfolgt.” „Du auch?”, fragte Abby verwundert, „Ab der Kreuzung dort hinten habe ich immer wieder jemanden hinter mir gesehen, der sich dann in Hauseingängen und so versteckt hat.” „Unprofessionell.”, meinte Ziva, „Mein Verfolger war wenigstens so schlau und hat sich in einem Gebüsch versteckt. Außerdem ist er oder sie ein paar Mal abgebogen und später wieder hinter mir aufgetaucht, aber nachdem ich in diese Straße abgebogen war, war er verschwunden.”

Die beiden waren an der Haustür angekommen und Ziva zog ihre Waffe, schob Abby beiseite und kramte ihr spezielles Werkzeug zum Knacken von Türen aus der Hosentasche.

„Du willst einbrechen?”, fragte Abby und Ziva antwortete: „Falls alles okay ist, kann Tony seine Tür wenigstens noch benutzen. Außerdem ist das nicht so laut. So wird, falls hier nichts in Ordnung ist, niemand vor gewarnt.” „Hast du auch Recht ... ”, murmelte Abby leise und Ziva stieß die Tür langsam und vorsichtig auf.

Abby und sie traten vorsichtig ein, versuchten keinen Lärm zu machen, doch kaum waren sie eingetreten, hörten sie eine Stimme und die Tür fiel hinter ihnen zu: „Willkommen, Ladies. Ich hatte eigentlich nur eine von euch erwartet ... eigentlich nur Miss David.” „Wer sind Sie?”, fragte Ziva ernst und suchte in der Dunkelheit, die im Haus herrschte, die Person, von der die Stimme kam, die einen deutschen Akzent hatte.

„Miss David, dass Sie mich nicht kennen, verwundert mich.”, meinte die Stimme mit einem Lachen, „Wir trafen schon einmal aufeinander.” „Wo? Etwa im Krankenhaus?”, fragte Ziva und die Person antwortete: „Unter anderem ... ja. Aber ich rede von Ihrem Einsatz in Deutschland. Und damals, als Sie noch in Israel waren und Ihr Vater Sie ausbildete.” „Ich habe Sie schon dreimal getroffen?”, fragte Ziva, „Ich würde mich erinnern.” „Sie erinnern sich nicht direkt an mich.”, meinte die Stimme, „Nur noch an den Mann aus dem Krankenhaus.” „Da waren zwei bei der Frau. Einer, der ungefähr so alt wie ich war ... und einer so um die vierzig.” „Genau.” „Welcher sind Sie?” „Raten Sie doch.” „Der jüngere.”

Das Licht ging an und vor Ziva stand der jüngere der beiden Deutschen aus dem Krankenhaus. Auch er hielt eine Pistole in der Hand und zielte damit auf Abby und Ziva. Ziva zielte sofort, als sie ihn sah, auf ihn und funkelte ihn böse an, während Abby neben ihr sich ein wenig bewegte und versuchte, ruhig zu bleiben.

„Wo ist Tony?”, fragte Ziva ernst und mit lauter Stimme, „Wenn Sie ihm ein Haar krümmen, dann ... dann ... ” „Keine Sorge.”, versprach der Mann, „Ich verspreche Ihnen, ihrem Freund ist nichts passiert.” „Freund?” „Ist er das nicht? Ihr Liebhaber?” „Nein.”, antwortete Ziva, „Wo ist er? Ich will ihn sehen!” „Ihm passiert nichts, wenn Sie sich ausliefern.” „Ich mich?” „Ja, Sie.”, bestätigte der Mann und Ziva überlegte einen Moment lang, ob sie ihn nicht einfach erschießen sollte, doch sie ließ es und fragte stattdessen: „Zeigen Sie mir Tony. Dann könnten wir doch darüber reden, oder nicht?”

Fast so, als hätte Ziva ein Zauberwort genannt, kamen die Frau und der ältere Mann mit Tony, der gefesselt war, zu ihnen in den Flur. Tony hatte Nasenbluten und auch sonst wies er mehrere blaue Flecken und kleinere Verletzungen auf, so dass Abby und Ziva beide vermuteten, dass er versucht hatte, sich mit ihnen zu schlagen und sie zu besiegen.

Bei diesem Gedanken musste Ziva unweigerlich grinsen. Sie dachte an einen Film und dann an Tony, der ein riesiger Fan von Filmen war. Sie stellte ihn sich in einen Actionfilm vor, wie er sich mit mehreren Leuten schlug und versuchte, sie zu entwaffnen. Genau dieses Bild brachte sie zum Grinsen, so dass Abby und auch die anderen sie verwundert ansahen.

„Tony!” Abby wollte zu Tony rennen, doch Ziva streckte ihren linken Arm aus und hielt Abby davon ab. Abby sah sie fragend an und Ziva schüttelte den Kopf. „Lass es.”, formte sie mit ihren Lippen, „Wer weiß, ob sie dich dann auch als Geisel nehmen.”

„Nun, Miss David?”, fragte der Mann und Ziva sah ihn ernst an, dann sah sie wieder zu Tony und stellte entsetzt fest, dass die Frau ihm ein Messer an die Kehle hielt. „Ich ... ”, begann Ziva nachdenklich, „ ... Sie wollen nur mich für ihn?” „So ist es.”, bestätigte die Frau und Ziva meinte: „Sie lassen Abby und Tony gehen?” „Sehr wohl.” „Ich ... kann ich Ihnen vertrauen?” „Natürlich.” „Haben Sie einen Beweis? Etwas, was mir beweist, dass ich es kann?” „Wir lassen ihre Partnerin gehen.”, sagte der Mann ernst, „Und das ist Beweis genug.” „Sie lassen Abby sofort gehen?” „Ja, bevor Sie sich ausliefern.” „Dann los.”

Der Mann nickte dem älteren zu, der an Ziva vorbei auf Abby zuging, die Tür öffnete und Abby nach draußen stieß, die protestierte und den Mann böse anfunkelte und ihn beschimpfte, doch Ziva sagte ernst: „Geh Abby. Geh zu Gibbs und erzähl ihm die Geschichte von unseren Einsatz. Ich meine den Undercovereinsatz.” Abby sah Ziva verwirrt an, dann nickte sie und rannte davon.

„Was sollte das?”, fragte der Mann verwundert zugleich misstrauisch. „Eine Erinnerung an Zeiten, in denen ich ein fester Bestandteil des Teams war.”, antwortete Ziva ernst, „Was sich nun ändern wird.” „Sicher?” „Ja.”, bestätigte Ziva, „Ich nehme Ihr Angebot an.” „Sehr schö-”

„Ziva! Nicht!”, schrie Tony dazwischen und die Frau drückte etwas mit der Klinge des Messers zu, „Das ist genau das, was sie-” „Mister DiNozzo, haben Sie die Würde, uns beide das regeln zu lassen? Sie sind nur die Ware.”, unterbrach der Mann ihn ruhig, „Und beschädigte Ware interessiert den Kunden nicht.” Tony funkelte den Mann böse an, sagte aber kein Wort mehr.

„Dann lassen Sie ihn jetzt auf der Stelle frei.”, sagte Ziva ernst, „Sonst gehe ich den Handel nicht ein.” „Ihre Waffe.”, sagte der Mann, „Nicht, dass Sie unseren Plan durchkreuzen.” Ziva überlegte, dann warf sie ihm ihre Pistole zu, übersah dabei Tonys Blick und sagte seelenruhig: „Ich trage keine weiteren Waffen bei mir. Lassen Sie ihn gehen.”

Der Mann sagte auf Deutsch etwas zu dem älteren Mann und Ziva verstand die beiden Worte, die er sagte: „Fesselt sie.” Tony sah den Mann hingegen fragend an, er hatte ihn anscheinend nicht verstanden, als jedoch der ältere Mann mit einem Seil auf Ziva zuging und sie zu fesseln begann, verstand er, was der Mann gesagt hatte: „Bist du verrückt, Ziva?!”

Ziva ließ es seelenruhig mit sich geschehen und als die Frau dann Tony losband und zu ihm etwas sagte, was Ziva nicht verstand, da ihr Handy klingelte, ging der Mann zu ihr. Er blieb höchstens ein paar Zentimeter von ihr stehen, sah ihr in die Augen und sein Gesicht näherte sich dem ihren, bis er abstoppte und dann fast lautlos zu ihr sagte: „Wir werden uns amüsieren, Miss David. Wir waren schon lange hinter Ihnen her, wissen Sie?” „Freut mich, dass Sie mich nun endlich gekriegt haben.”, antwortete Ziva kühl.

Tony wurde in diesem Moment aus seinem Haus gelassen und als die Tür hinter ihm geschlossen wurde, wusste er, was er zu tun hatte: Er suchte sein Handy in seiner Hosentasche, fand es und wählte die Nummer von Gibbs. Diesen erreichte er auch und er begann zu erzählen, was geschehen war, während Gibbs erzählte, dass Abby ihm schon alles erzählt hatte.

Während er gut versteckt hinter einer Hecke alles berichtete, hörte er zwei Schüsse, die aus seinem Haus kamen. Entsetzt sah er auf und murmelte, da er keine einzige Stimme mehr hörte: „Ziva ... ” Und auch Gibbs am Telefon sagte etwas, was wie Zivas Name klang.

Tony überlegte erst gar nicht, bedachte nicht, dass er unbewaffnet war: Er sprang auf, sprintete zu seiner Haustür und trat sie einfach auf, so wie er es gelernt hatte. Sein Handy hatte er ganz einfach an der Stelle liegen lassen, an der er sich versteckt hatte.
 

Im Flur lag der ältere der beiden Männer. Die Frau und der jüngere Mann waren verschwunden, eine Blutspur führte in Tonys Küche. Nur kurz tastete Tony nach dem Puls des Mannes und stellte fest, dass dieser tot war. Dieses war ihm schon vorher klar gewesen, denn er konnte deutlich die Eintrittsstelle der Kugel sehen – nämlich genau zwischen den Augen des Mannes.

Tony stand auf und folgte der Spur, mittlerweile überkam ihn ein Gefühl von Sorge um Ziva. Er wusste, dass dieses ihre Tat war – oder die Tat eines der Deutschen und dieser hatte dann Ziva erschießen wollen, doch er sorgte sich trotzdem um sie. Diese Blutspur verunsicherte ihn und er beschleunigte seine Schritte.
 

In der Küche dann sah er Ziva auf dem Fußboden liegen. Die Blutspur endete bei ihr, ihre Augen waren geschlossen, doch sie atmete, was Tony sofort erkannte.

Er schnappte sich sein Telefon, rief im Krankenhaus an, dass diese einen Rettungswagen schicken sollten, und danach sofort Gibbs. Dabei blieb er die ganze Zeit über neben Ziva knien, tastete zwischendurch nach ihrem Puls, versuchte mit ihr zu reden, doch er bekam keine Antwort.

Als dann der Rettungswagen angekommen war und Ziva auf eine Trage gehoben wurde, damit sie ins Krankenhaus gefahren werden konnte, kamen auch Ducky, Gibbs, McGee und eine verstörte Abby an. Sie wollten sehen, wie es Ziva ging und den älteren Mann in die Autopsie bringen, wo Ducky ihn dann untersuchte.

„Tony! Du lebst!”, rief Abby erfreut aus, umarmte ihn und sah ihn prüfend von oben nach unten an, „Darum kümmere ich mich gleich sofort im Labor!” „Nein, Abby!”, widersprach Tony, „Ich fahre mit Ziva mi-” „Du bleibst hier, DiNozzo.”, unterbrach Gibbs ihn ernst, doch Tony widersprach wieder: „Ich fahre mit! Die können mich nebenbei verarzten und ich kann auf Ziva aufpassen, falls sie auftauchen sollten. Wir wissen doch, dass sie zu allem fähig sind! Sie haben schon einmal jemanden aus einem Krankenhaus entführt ... und Ziva war dabei!” „Das weiß ich doch, DiNozzo.” „Dann fahre ich mit.”, sagte Tony und stieg einfach in den Krankenwagen ein, der nur wenige Minuten später sofort mit Blaulicht und Sirene losfuhr.

Abschied nehmen

Im Krankenhaus wurde Ziva sofort operiert. Tony fragte, während man seine Wunden versorgte, immer wieder nach, was Ziva denn nun hatte. Man konnte ihm sagen, dass sie angeschossen worden war, ziemlich nah an der Niere vorbei, aber sie würden sie retten können, was Tony erfreute.

Gleich nachdem er fertig war, fragte er, wo er Ziva finden könnte und ihm wurde erklärt, dass sie noch immer nicht aus der OP heraus war. Außerdem, so erzählte man ihm, hatte man angeordnet, dass Ziva nach der Operation ein bis zwei Stunden Ruhe brauchte, so dass niemand außer das Personal vom Krankenhaus, zu ihr ins Zimmer durfte.

Deshalb ging Tony langsam durch die Flure des Krankenhauses. Es hieß zwar, er dürfe es wieder verlassen, doch er wollte nicht. Irgendetwas sagte ihm, dass er bei Ziva bleiben sollte und deshalb blieb er. Auch wenn er nicht in ihrem Zimmer sein durfte, so blieb er wenigstens im Krankenhaus.

Letzten Endes hielt er aber im Eingangsbereich an einem Münztelefon und warf ein paar Münzen ein, um mit Gibbs im Büro telefonieren zu können: „Boss, hier Tony. Sie operieren Ziva noch immer ... die Kugel ist ziemlich nah bei ihrer Niere stecken geblieben.” Eine kurze Pause trat ein, dann erzählte er: „Sie sagen, dass sie nach der OP so ein bis zwei Stunden Ruhe braucht und niemand zu ihr darf.” Wieder eine Pause, dann: „Ja, ich habe ihnen mehrmals gesagt, dass sie mir die Kugel dann geben sollen, damit Abby sie untersuchen kann. Du ... Boss? Warte mal, da ist gerade ein Mann zur Information gegangen. Er hat sich nach Ziva erkundigt ... ich melde mich später wieder!”

Er legte auf, ging zu dem Mann an der Information und fragte: „Kann ich Ihnen helfen?” Der Mann sah Tony ernst an und Tony spürte, wie unwohl er sich bei diesem Blick fühlte, darum sagte er hastig: „Tut mir Leid, dass ich Sie belästigt habe, Sir.”

Und wollte gehen, doch der Mann sagte ernst und mit tiefer Stimme: „Ich denke, ich habe Sie schon einmal irgendwo gesehen.” „Mich?”, fragte Tony verwundert, „Ich denke, ich könnte mich an Sie erinnern.” „Sie arbeiten beim NCIS, richtig?” „Ja, woher wissen Sie ... ?” „Das ist unwichtig.” „Ganz wie Sie meinen.”, stimmte Tony zu und versuchte herauszufinden, warum er sich bei dem Blick des Mannes so unwohl gefühlt hatte.

„Nun denn, es freut mich, ihre Bekanntschaft gemacht haben zu dürfen.”, sagte der Mann ernst, „Und vielleicht kreuzen sich unsere Wege noch einmal.” „Schönen Tag noch.”, verabschiedete Tony sich von dem Mann und sah ihm nach, als er die Treppen nach oben ging.

Ohne zu wissen wieso er das hat, rannte Tony dem Mann plötzlich nach. Er folgte ihm, versuchte, leise zu sein, und sah, dass der Mann kurz ein paar Worte mit der Krankenschwester wechselte, die auch Tony versorgt hatte, dann ging der Mann weiter und betrat mit einem Klopfen eines der Zimmer auf dem Flur, auf dem sie sich befanden.

Tony schlich schnellen Schrittes zu dieser Tür, drückte sich an die Wand und versuchte zu hören, mit wem der Mann sprach, aber der Mann redete auf einer anderen Sprache, die Tony vertraut und zugleich unbekannt vorkam. Doch die Stimme, die dem Mann auf der selben Sprache antwortete, kam Tony bekannt vor: Es war Zivas Stimme.
 

Tony hatte keine Ahnung, wie lange er dort an der Wand gestanden und den für ihn unbekannten Worten gelauscht hatte, aber er wusste, dass es lange war. Er war wie weggetreten gewesen, doch eine Krankenschwester hatte ihn angesprochen und gefragt, worauf er wartete. Da hatte er ihr einfach erzählt, dass er gerne mit Officer Ziva David sprechen würde, aber nicht wisse, wann er zu ihr könne und da hatte ihm die Krankenschwester erzählt, dass er vor ihrer Tür stand und sie besuchen durfte, woraufhin er sich bedankte, klopfte und das Zimmer betrat, als er Zivas „herein” gehört hatte.
 

Ziva lag in dem Bett und sah Tony erfreut an, während der Mann von seinem Stuhl neben ihrem Bett aufstand und Tony ernst ansah. Tony sah den Mann nur kurz an und dann Ziva und dabei fiel ihm auf, warum der Blick ihn hatte sich so unwohl fühlen lassen: Es war der selbe Blick, mit dem Ziva ihn oft als Drohung oder Warnung ansah.

„Ziva, wie geht es dir?”, fragte Tony und trat an ihr Bett heran. Sie lächelte schwach und antwortete: „Ganz gut, es ging mir zwar mal besser, aber es wird schon wieder. Ich habe schon Schlimmeres mitgemacht.” „Trotzdem ist es nicht zu unterschätzen!”, warnte Tony und Ziva umfasste mit ihrer Hand seine, die er auf dem Bett neben ihr aufgestützt hatte, während er neben ihr stand. Tony sah sie einen Moment lang verwundert an, dann drückte er leicht Zivas Hand und fragte: „Den älteren der beiden hast du getötet, aber was genau ist geschehen?”

Der Mann räusperte sich und sagte: „Was wollen Sie?” „Ich kümmere mich um meine Partnerin.”, antwortete Tony ruhig, „Sie hat mir vielleicht das Leben gerettet.” „Tony, nein ... das habe ich nicht.”, widersprach Ziva, doch Tony sah sie ernst an und sagte: „Doch, hast du.” „Sie wissen, wie das bei uns in Israel läuft, wenn jemand einer anderen Person das Leben rettet?”, fragte der Mann und Tony schüttelte den Kopf, „Man steht tief in der Schuld dieses Menschen und muss ihm auf jeden Fall helfen.” „Wie bei uns hier, auch wenn es hier eher seltener vorkommt als bei Ihnen.”, meinte Tony.

„Tony?”, fragte Ziva und Tony sah sie fragend an, „Ich habe euch noch nicht vorgestellt ... ” „Ist doch nicht schlimm.” „Schlaf doch lieber wieder ein bisschen, Ziva.” „Nein, ich will euch einander vorstellen.”, widersprach Ziva, „Tony, das ist mein Vater. Vater, das ist Anthony DiNozzo.” „Dein Vater?”, fragte Tony verwundert, „Hier in Amerika? Bei uns?” „Ja.” „Ziva, du hättest mir deinen Freund nicht vorstellen müssen.”, meinte ihr Vater ernst, „Ich kenne ihn schon.” „Woher?”, fragte Ziva und Tony wehrte ab: „Ich bin nicht ihr Freund! Wir sind zwar Freunde, aber kein Paar! Wir sind Kollegen, Partner!” „Das zählt nicht zur Sache, Ziva.”, sagte ihr Vater ruhig, dann sagte er etwas auf Hebräisch und verließ das Zimmer.

„Woher kennt er mich?”, fragte Tony, als ihr Vater den Raum verlassen hatte, „Wir haben uns doch nur einmal unten gesehen!” Ziva sah Tony nachdenklich an, dann vermutete sie: „Er lässt mich beschatten.” „Dich beschatten?”, fragte Tony verwundert und erstaunt zugleich, „Wie schafft er das?” „Beim Mossad sind weitaus mehr Leute, die Spionage beherrschen. Sie sind perfekt, schwer ausfindig zu machen und einfach nur ... Genies.” „Aber wieso sollte er dich ... ?” Ziva antwortete nicht.

Eine Weile redeten sie noch miteinander über jegliche Themen, dann fragte Tony schließlich noch einmal: „Was ist geschehen? Du hast einen getötet, von den anderen war keine Spur mehr zu sehen!” „Der ältere hat mich gefesselt, dabei haben sie dich freigelassen.”, erzählte Ziva, „Und ich habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mich so gut es ging befreit. Der jüngere hat mit der Waffe nach mir geschossen und irgendetwas ist passiert, zumindest traf er mich an der Seite. Ich bin auf ihn los, habe ihm die Waffe entrissen und damit auf ihn gezielt, als der ältere Mann auf mich zuging und ein Messer gezückt hatte. Ich sah keinen Ausweg, erschoss ihn und wollte die beiden anderen ebenfalls erschießen, als die Frau mich von hinten angriff, die Waffe entwendete und die beiden verschwanden. Ich bin hinter ihnen her und ... in der Küche zusammengebrochen.”

Tony nickte ernst und meinte: „Ich mache diese Schweine ausfindig.” „Ihr findet sie, ich weiß es.”, versuchte Ziva ihn aufzuheitern, „Ihr haltet sie auf.” „Dazu müssen wir dich rund um die Uhr bewachen.”, sagte Tony und Ziva schüttelte ernst den Kopf. „Doch, wir müssen!”, widersprach Tony heftig und Ziva sagte ruhig und dennoch so, dass Tony wusste, dass sie es ernst meinte: „Ihr müsst mich nicht bewachen. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen, Tony. Wenn du gehst, war das ein Abschied für immer.” „Wie meinst du das?”, fragte Tony verwirrt und Ziva seufzte, „Du verlässt den NCIS?”

„Mein Vater ließ mich beschatten, weil er wissen wollte, was ich hier mache.”, erklärte Ziva, „Er fand einige Dinge heraus, die ihm nicht gefielen ... unter anderem das mit Sanders und Cheston ... und noch so ein paar Dinge, aber die sind egal. Er reiste her, als ihm berichtet wurde, was mit Cheston und dessen Freundin geschah und dass bei ihnen Briefe an mich gefunden worden waren.” „Und um dich zu schützen holt er dich zurück nach Israel.”, vermutete Tony und Ziva schüttelte den Kopf: „So heißt es, aber ich bin mir ganz sicher, dass er mich zu sich holt, damit hier nicht sesshaft werde.” „Sesshaft?”, fragte Tony, „Da kommt er zu spät. Du lebst hier schon lange, du arbeitest hier lange ... du hast dich eingelebt und Freunde gefunden!” „Er will nicht, dass ich ... ” „ ... eine Familie gründe?”, beendete Tony Zivas Satz und Ziva nickte langsam: „Bloß nicht mit einem Amerikaner, das ist sein Wunsch. Ich würde darauf wetten.” „Das ist wie in einem Film.”, murmelte Tony ungläubig, „Ich rede mit Director Shepard!” „Das bringt nichts. Ich bin nur ein Verbindungsoffizier, kein vollwertiger Agent des NCIS.” „Aber irgendetwas muss doch ... !” „Tony, nein.”

Die beiden schwiegen und die Stunden vergingen. Zwischendurch kamen Gibbs, McGee, Abby und Ducky vorbei und sie gingen alle wieder nach ein paar Stunden, doch keinem von ihnen sagte Ziva, dass dieses ihr letztes Treffen war. Und weil sie nichts sagte, sagte auch Tony nichts zu ihnen.
 

Gegen Abend kam Director Shepard Ziva besuchen. Tony saß noch immer an Zivas Bett und redete mit ihr über vergangene Fälle. Sie erinnerten sich beide an ihren Einsatz Undercover, als sie ein Ehepaar hatten spielen müssen, bei dem später herauskam, dass diese ein Kind erwarteten. Außerdem bekam Ziva einen Lachanfall an die Erinnerung von ihnen beiden in dem Container, in dem sie beide eingesperrt gewesen waren.

„Ziva.”, sagte Director Shepard zur Begrüßung, „Wie geht es dir?” „Shalom, Jenny.”, antwortete Ziva, „Einigermaßen gut. Tony lässt mich die Schmerzen vergessen.” „Guter Einsatz, DiNozzo.”, lobte Director Shepard Tony, „Jetzt weiß ich, wieso Sie sich mit ihr so gut verstehen.” Sie lächelte die beiden an, die sich verwundert ansahen und dann beide die Direktorin fragend ansahen.

„DiNozzo, würden Sie bitte das Zimmer verlassen?”, fragte Director Shepard, „Ich muss mit Ziva eine ernste Gelegenheit besprechen. Der Mossad hat mich kontaktiert.” „Er weiß es.”, warf Ziva ein, „Lass ihn bleiben.” „Meinst du, es ist wirklich das Richtige, Ziva?”, fragte die Direktorin nach und Ziva sah Tony nachdenklich an, dann antwortete sie: „Ich weiß es nicht, Jenny. Ich weiß es einfach nicht.” „Er kommt ja nach dem Gespräch wieder.” „Machst du das wirklich?”, fragte Ziva Tony, der aufstand und nickte, „Danke, ich werde warten.” Und Tony verließ das Zimmer.

„Ziva, ich weiß, dass du an ihm hängst.”, begann die Direktorin und setzte sich auf Tonys Stuhl, „Aber du musst auf deinen Vater hören. Du bist hier in Gefahr.” „In Tel Aviv bin ich es noch mehr.”, meinte Ziva fast trotzig, „Selbstmordattentäter, Bomben, Waffen ... Märtyrer ... all dieses ist hier nicht so stark vertreten wie dort! Jenny, ich kann da nicht hin.” „Kannst du sehr wohl, Ziva.”, widersprach die Direktorin ruhig, „Du bist dort aufgewachsen und bis jetzt ist dir dort nie etwas passiert.”

„Selbst kleinste Kinder greifen dort zu Waffen!”, sagte Ziva und seufzte, „Ich war darauf spezialisiert, sie unter tausend anderen Kindern zu erkennen und ... hier in Amerika habe ich nichts dafür tun können. Die meisten Kinder hier sind nett und ruhig und ... nicht auf einen Heldentod aus! Wenn ich dort ein Kind sehe und mit diesem wie hier umgehe, bin ich tot!” „Ziva, du weißt, wie du dort zu reagieren hast. Du hast wie sie gelebt!” „Aber das macht mich doch nicht zu jemanden, der dort für immer leben will!” „Es macht dich aber zu jemanden, der dort leben kann. Das ist der entscheidende Punkt, Ziva.”

„Du meinst, dass ich mich von allem hier verabschieden soll?”, fragte Ziva und versuchte ihre aufsteigenden Tränen zu unterdrücken, „Von Gibbs, McGee, Abby, Ducky, Palmer, Lee, Cynthia, dir ... Tony ... ?” „So war das nicht gemeint!”, widersprach Director Shepard, „Ich meinte doch nur, dass du auf deinen Vater hören solltest.” „Aber wieso?”, fragte Ziva, „Nenn mir einen Grund!” „Weil du hier eher stirbst als dort.”, antwortete die Direktorin, „Dort sind zwar viele Leute auf den Straßen, die alle töten wollen, aber hier sind zwei Leute darauf spezialisiert nur dich zu töten! Sie wollen nur dich, niemand anderes! Während dort ... ” „Hier habe ich eine Chance, etwas dagegen zu tun, in Tel Aviv kann ich nichts tun!”, schrie Ziva die Direktorin schon fast an.

Sie war wütend und verärgert, zugleich aber auch enttäuscht und traurig. Sie wollte nicht aus Amerika raus, sie wollte hier bleiben! Sie wollte dem Team nicht „tschüss” sagen müssen, sie wollte bleiben. Sie fühlte sich wohl in dem Team! Außerdem war ihre Freundin Jenny bei ihr und auch Abby war immer für sie da. Und Tony ... ja, Tony wollte sie ganz und gar nicht zurücklassen müssen!

„Jenny, egal was du verlangst ... ”, begann Ziva, „ ... ich gehe nicht.” „Du gehst.”, sagte Director Shepard laut und mit Nachdruck, „Wenn wir diese beiden haben, holen wir dich zurück. Ich verspreche es.” „Ich werde dann niemals zu euch zurückkehren.”, meinte Ziva, „Weil mein Vater es niemals zulassen würde!” „Wir holen dich dann schon zurück.” „Ich will nicht ... ”, sagte Ziva und brach nun vollends in Tränen aus.
 

Kurze Zeit später verließ die Direktorin das Zimmer und Tony trat wieder ein. Ziva erwartete ihn schon und sah ihn aus ihren braunen Augen groß an und Tony erkannte, dass sie geweint hatte. Ohne ein einziges Wort zu sagen, setzte er sich auf den Stuhl, nahm Zivas Hand und drückte sie. So saßen beziehungsweise lagen sie eine ganze Weile da, bis laut verkündet wurde, dass die Besucherzeit vorbei war.

„Tony ... ?”, fragte Ziva und sah ihn an, „Das hier ist ein Abschied für immer.” „Nicht für immer.”, sagte er und versuchte zu lächeln, „Das hier ist nur ein Traum oder ein Film.” „Wirklich?”, fragte Ziva und Tony meinte: „Ich wünschte, es wäre so.” „Ich auch.” „Fast jeder Film endet mit einem Happy End. Wenn dieser hier auch mit einem endet, dann kommst du letzten Endes zu uns zurück.”, erklärte Tony, „Und ich werde warten.” „Warten?” „Auf dich.” „Aber wieso ... ?” „Weil es eben so ist bei Freunden. Ich werde mir die Beine in den Bauch stehen und warten, bis ich alt und grau bin.”, sagte Tony ernst. „Die Beine in den Bauch stehen?”, fragte Ziva. „Nun ... warten eben. Eine ganz lange Zeit.” „Sieht komisch aus.”, meinte sie und die beiden mussten lachen.

Es klopfte und eine Krankenschwester betrat das Zimmer. Sie sah die beiden an und sagte dann etwas ärgerlich: „Sie müssen gehen, Mister! Sie müssten das Krankenhaus schon längst verlassen haben!” „Ich bin ja schon auf dem Weg!”, knurrte Tony ebenso verärgert, sah die Krankenschwester mit einem vernichtenden Blick an, dann wendete er sich Ziva zu, sah sie an und drückte ihre Hand noch einmal.

„Shalom, Tony.”, sagte Ziva und weinte schon wieder. „Shalom, Ziva David.”, sagte Tony, beugte sich zu ihr herunter und küsste sie. Es war ihm egal, ob da noch jemand war, ihm war es egal, ob es jemand sah. Es war sein Abschied von ihr und er tat das, was er hätte schon lange tun sollen: Sie küssen.

Als sie von einander abließen, sah sie ihn aus großen, verwunderten Augen an, doch er lächelte nur und sagte, als er ging: „Vergiss mich nicht, ich warte auf dich.” „Tony ... ”, murmelte Ziva, doch Tony war verschwunden.

Tel Aviv, Attentäter und schlechte Nachrichten

Auch wenn die Direktorin und Ziva Tony gesagt hatten, dass es sein letztes Treffen mir ihr war, so war er verwundert, dass sie am nächsten Morgen, als er ins Krankenhaus kam, nicht mehr dort war. Man hatte sie abgeholt und dann für die Reise nach Israel vorbereitet, hatte nicht ihre Genesung abgewartet, was Tony gedacht hatte. Deshalb war er ein wenig enttäuscht.
 

Als er beim NCIS ankam, saß Gibbs an seinem Schreibtisch und bearbeitete Akten. „Wo ist McGee?”, fragte Tony und Gibbs antwortete: „Bei Abby, sie untersuchen die Kugel.” „Okay.”, meinte Tony und warf seine Tasche auf seinen Schreibtisch, hängte seine Jacke über die Lehne seines Stuhls, wobei sein Blick Zivas Schreibtisch streifte.

„Wie geht es Ziva?”, fragte Gibbs und Tony sah ihn verwundert an, „Was ist los, DiNozzo?” „Boss, hat Ziva dir noch nicht gesagt, dass sie ... ”, begann Tony, doch da kam Abby mit McGee im Schlepptau angerannt und rief laut Gibbs' Namen, der aufstand und die beiden fragend ansah.

„Die Kugel aus dem Deutschen stammt aus Zivas Waffe.”, erklärte Abby stolz, „Und die Kugel aus Ziva stammt aus der gleichen Waffe.” „Du meinst, sie wurde mit ihrer eigenen Waffe angeschossen?”, fragte Gibbs und sah Abby ernst an. „Ja.”, antwortete Tony an Abbys Stelle, „Er hatte ihre Waffe und hat zuerst auf Ziva geschossen. Ziva konnte ihm die Waffe entreißen, aber der ältere der Deutschen ging mit einem Messer auf sie los und sie hat geschossen. Die beiden anderen sind geflüchtet.” „Hat sie dir das erzählt?” „Ja.” „McGee, du fährst ins Krankenhaus und befragst sie noch einmal.”, befahl Gibbs, „Und Beeilung! Ziva befragt sich nicht selbstständig!”

„Boss ... ”, mischte Tony sich ein und hielt McGee zurück, der losgehen wollte, „Ziva ist nicht mehr dort.” „Wo denn?”, fragte Gibbs und Tony sah, dass er verärgert war. „Sie dürfte entweder in der israelischen Botschaft oder schon im Flugzeug nach Israel sein.”, antwortete Tony ruhig und Gibbs fragte: „Was um alles in der Welt macht sie da?!” „Anordnung ihres Vaters.” „Aber da- ”, begann Gibbs, doch die Direktorin, die gerade die Treppe zu ihnen herunterkam, unterbrach ihn: „Ich habe ihren Vater zugestimmt, Jethro. Sie wollte nicht, aber dort ist sie besser aufgehoben. Wenn das hier geklärt ist, holen wir sie zurück. Bis dahin ... ” „Was?”, fauchte Gibbs und die Direktorin fuhr ruhig fort: „ ... werde ich euch helfen.”
 

Einen Tag später war Ziva in Tel Aviv angekommen. Ihr Vater hatte sie in ihre alte Wohnung gebracht, die wie vor ihrer Reise nach Amerika aussah, nur sauberer und ordentlicher als zuvor. Er sorgte dafür, dass Ziva sich schlafen legte und nicht all zu viel bewegte, da die Wunde wieder aufreißen konnte, und Ziva gehorchte, obgleich auch ein wenig widerwillig.

Kaum war ihr Vater verschwunden, stand Ziva wieder auf und ging zum Telefon. Im selben Moment fragte sie sich aber, ob ihr Vater vielleicht ihre Telefonate abhörte, doch sie verwarf den Gedanken wieder und wählte die Nummer von Tonys Handy, auch wenn sie nicht wusste, wieso gerade die Nummer von seinem.

„Anthony DiNozzo.”, erklang Tonys Stimme am anderen Ende der Leitung und Ziva suchte nach den passenden Worten, ehe sie sprach: „Tony, hier ist Ziva!” Stille, dann: „Ziva? Wo bist du? Wie geht es dir?” „Ich bin in meiner Wohnung in Tel Aviv.”, antwortete Ziva, „Und es ist bisher alles okay.”

„Wie ist das Wetter in Israel?”, fragte Tony scherzend und Ziva musste grinsen: „Sonne und Hitze. Frag mich nicht, ich war nur kurz draußen.”

„Was sagt dein Vater dazu, dass du mit mir telefonierst?”, erkundigte Tony sich und Ziva antwortete: „Ich hoffe, dass er es nicht weiß. Kann sein, dass er meine Telefonate abhört, bisher habe ich es nicht geprüft.” „Sei bloß vorsichtig.”, warnte Tony und Ziva meinte: „Bin ich, aber ... ” „Huh?” „ ... ich wollte einfach deine Stimme hören ... und ein bisschen reden.” „Ich freue mich.”, sagte Tony und Ziva meinte: „Grüß die anderen, hörst du?” „Natürlich.” „Und sag Gibbs, dass es mir Leid tut.” „Mache ich.” „Vergiss mich nicht.”

„Ziva?” „Ja?” „Abby hat eine Theorie!” „Das ist nicht mehr mein Fall.” „Aber ... ” „Okay, erzähl.” „Die beiden Briefe wurden zwar von den Opfern geschrieben, aber sie wurden gezwungen sie zu schreiben, so dass die Deutschen wirklich sichergehen konnten, dass du mit dem Fall in Kontakt gerätst.” „Und dafür mussten sie Cheston und seine Freundin töten?” „Vielleicht, weil du bei Cheston vorerst nicht an der Aufklärung beteiligt warst ... ? Und das mit Lisa Moore geschah dann, damit ... ”, vermutete Tony, dann unterbrach er sich und sagte etwas zu jemand anderes, „Gibbs würde uns töten!” Ziva musste lachen und meinte dann: „Ich muss aufhören, da ist jemand vor meiner Haustür.” „Okay, man hört von einander?” „Ich kann nichts versprechen.”, meinte Ziva, „Aber ich versuche es.”

Sie legte auf und öffnete das Fenster, dann setzte sie sich auf die Fensterbank und sah hinaus, während sie in ihren Gedanken beim NCIS war und dort an dem Fall arbeitete, von Tony geärgert wurde und gemeinsam mit ihm McGee ärgerte und aufzog.

Sie musste bei dem Gedanken an McGee grinsen. Wie oft hatten Tony und sie ihn aufgrund seines Buches aufgezogen? Sie hatten ihn hinten in einen Bulli gesperrt und sie war gefahren, während Tony angeschnallt und gesichert war und er über die ganze Ladefläche schlitterte und verzweifelt versuchte zu bewirken, dass Tony ans Steuer ging, doch dieser hatte, obwohl er ihren Fahrstil hasste, immer wieder McGees Bitten abgewehrt.

„Trauerst du deinen Partnern nach?”, fragte eine Stimme hinter ihr und Ziva drehte sich erschrocken um. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass ihr Vater in ihre Wohnung gekommen war!

„Du warst besser, bevor du nach Amerika gegangen bist.”, sagte er und sah sie ernst an, „Aber das ändern wir wieder, wenn du genesen bist.” „Ich will nicht.”, widersprach Ziva, „Im Grunde genommen wollte ich nicht zurück nach Israel ... nach Tel Aviv.” „Sie haben dich verändert.” „Und ich fühle mich wohl so!” „Aber so kommst du beim Mossad nicht weit!” „Und wenn ich nicht will?”, fragte Ziva und sah ihren Vater ernst an, „Du kannst mich nicht zwingen.” „Du bist meine Tochter un- ” „Und das gibt dir noch lange nicht das Recht über mich zu bestimmen!”, unterbrach Ziva ihn laut, „Ich bin alt genug, bin erwachsen! Ich kann für mich selbst entscheiden, was das Richtige ist. Ich weiß, was ich zu tun habe! Ich bin nicht mehr deine kleine Tochter!”

Ihr Vater schwieg und sah sie wütend an. Er holte etwas aus seiner Hosentasche und warf es vor Ziva auf den Boden, sah sie noch immer wütend an und meinte dann ernst: „Das ist deine.” Er drehte sich um und verließ ihre Wohnung wieder, während Ziva sich bückte und aufhob, was ihr Vater dort auf den Boden geworfen hatte: Es war ihre Marke vom NCIS.

Nachdenklich drehte sie diese in den Händen, strich sanft mit den Fingern darüber und warf sie dann wütend gegen die Wand, an der sie abprallte und dann etwas entfernt von der Wand auf den Boden fiel und liegen blieb – zerschrammt, ein wenig verbeult und glanzlos.

Ziva starrte wütend auf die Marke und dachte dabei, dass sich ihre Wünsche, Träume und Ziele in Luft aufgelöst hatten und sie nun hier fest saß.
 

Einen Tag später, Ziva konnte nicht einfach in ihrer Wohnung bleiben und auf den Rat der Ärzte hören, ging sie nach draußen. Sie wollte ganz einfach durch Tel Aviv gehen und sehen, ob sie Leute traf, die sie kannte.

Diese traf sie auch schon bald an einem Obststand auf einem großen Markt und sie redete lange mit denen. Natürlich wollten sie wissen, wo Ziva gesteckt hatte und Ziva beantwortete ihre Frage ehrlich: „Ich war in Amerika.” Auf die Frage, was sie dort gemacht hatte, antwortete sie allerdings nicht, sie wich ihr aus und fragte, was denn alles so geschehen sei, erfuhr es und verabredete sich mit zwei ihrer Freunde für den Abend auf dem Markt.
 

Gegen Abend, als Ziva sich für das Treffen mit ihren Freunden umzog, klopfte es. Sie ging zur Wohnungstür, öffnete diese und stand ihrem Vater gegenüber, der sie musterte und dann lächelte, als er sah, dass sie dabei war, sich schick zu machen.

„Hast du etwas vor?”, fragte er und Ziva nickte, „Darf man fragen, was?” „Ich treffe mich mit zwei Freunden.” „Aus Israel?” „Ja.” „Darf ich erfahren, wer diese beiden Freunde sind?”, fragte ihr Vater und Ziva, die wieder ins Schlafzimmer ging, antwortete laut: „Schifrah und Nachaliel.” „Die beiden haben doch geheiratet, oder etwa nicht?”, erkundigte sich Zivas Vater und Ziva antwortete laut, obwohl ihr Vater im Türrahmen zum Schlafzimmer stand: „Ja, Schifrah ist schwanger und Nachaliel nimmt vielleicht einen Job in Frankreich an.” „Und wie lange habt ihr drei euch nicht mehr gesehen?” „Seit meinem Abschluss ... und dann ein paar Mal zufällig.”

Ziva musterte sich im Spiegel und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, wobei ihr Vater lächeln musste und sagte: „Du siehst gut aus.” Erstaunt sah Ziva ihren Vater an und fragte: „Alles in Ordnung bei dir? Du klingst nicht wie mein Vater!” „Ich möchte dir deinen Aufenthalt in Tel Aviv so schön wie möglich machen.”, antwortete ihr Vater, „Zumindest die Zeit, in der du dich schonen solltest. Die andere Zeit wirst du, wenn du aus deinem Training raus sein solltest, ziemlich gequält werden.”

Ziva suchte nach passenden Schuhen zu ihrer Hose, fand ein Paar, die sie in Amerika öfters getragen hatte, und zog diese an, wobei sie sich aufs Bett setzte um sie zu zuschnüren. Dann stand sie auf, schnappte sich ihren hell-olivgrünen Mantel, zog diesen über und suchte ihre beige Tasche, die sie sich über die Schulter hängte.

„Ich wollte jetzt eigentlich gehen.”, meinte Ziva und sah ihren Vater an, der ihr ins Wohnzimmer folgte. Sie packte ihr Handy in eine Tasche im Mantel und überprüfte noch einmal, ob sie Geld bei sich hatte. „Ich gehe schon, keine Sorge.”, antwortete ihr Vater, „Strecke deine Hand aus und mach die Augen dabei zu.” Ziva sah ihn verwundert an, gehorchte ihm aber und ihr Vater legte ihr etwas in die Hand.

Als Ziva die Augen wieder öffnete und sah, was ihr Vater ihr gegeben hatte, meinte sie ernst: „Warum gibst du sie mir?” „Weil du wieder eine von uns bist.” „So willst du mich also wieder zu eine von euch machen?”, fragte Ziva und drückte ihrem Vater die Marke vom Mossad, die er ihr gegeben hatte, in die Hand, „Ich will aber nicht.”

Sie nahm den Schlüssel vom Tisch neben ihr und ging an ihrem Vater vorbei zur Wohnungstür, machte diese auf und sagte laut: „Und nun geh! Ich habe einen Termin.” Ihr Vater sah sie an, ging an ihr vorbei und sagte fast lautlos: „Ich will, dass wenigstens eines meiner Kinder zu dem wird, was ich mir wünsche.” „Dann such dir ein anderes Kind.” knurrte Ziva, schloss die Wohnungstür ab und ging, ihren Vater hinter sich stehen lassend.
 

Auf dem Markt traf Ziva dann auf Schifrah und Nachaliel, die Hand in Hand auf sie warteten. Sie begrüßten einander und redeten kurz, dann entschieden sie sich, zum Brunnen zu gehen, da dort ein berühmter israelischer Politiker eine Rede halten wollte und sie keine Ideen hatten, wo sie hätten hingehen sollen. Also gingen sie zu dieser Veranstaltung.

„Ziva, hast du jetzt eigentlich einen Freund?”, fragte Schifrah Ziva, als sie zum Brunnen gingen. Ziva sah Schifrah überrascht an, errötete leicht und fragte: „Wieso?” „Weil du dich nie so richtig für Jungen interessiert hast.”, antwortete Schifrah und Ziva meinte: „Es gab wichtigeres zu tun, als irgendwelchen Jungen nachzulaufen.” „Du warst damals ziemlich beliebt, Ziva.”, mischte Nachaliel sich ein, „Die meisten Jungen wollten mit dir zusammen sein.” „Du lügst.”, meinte Ziva ernst und Nachaliel widersprach trotzig: „Nein, das ist mein voller Ernst. Wenn du wüsstest, wer dich alles so gemocht hat ... ” Ziva sah ihn nachdenklich an und schwieg.

„Also, hast du einen Freund?”, wiederholte Schifrah ihre Frage und Ziva antwortete: „Nicht wirklich ... ” „Was bedeutet bei dir denn das?” „Ich ... also ... ”, begann Ziva, „ ... ich mag jemanden, aber ich weiß nicht, ob das mehr als Freundschaft ist.” „Verrätst du uns, wer dieser glückliche Mann ist?”, fragte Nachaliel und Ziva schüttelte den Kopf: „Tut mir Leid, aber mein Vater ... ” „Er lebt in Amerika, also dort, wo du warst?”, fragte Schifrah und Ziva nickte langsam, „Wirst du ihn wiedersehen?” „Ich weiß es nicht.”, antwortete Ziva, „Mein Vater will, dass ich hier in Israel bleibe.” „Väter.”, knurrte Nachaliel, „Immer das selbe.”

Sie waren mittlerweile am Brunnen angelangt und blieben stehen, hörten dem Politiker zu und schwiegen eine Weile, bis Schifrah meinte: „Arbeitest du immer noch für den ... ?” Ziva zuckte mit der Schulter. „Wie, du weißt es nicht?”, fragte Nachaliel nach und Ziva antwortete: „Ich weiß es nicht. Es hat sich vieles verändert, seit ich in Amerika war.” „Du dich auch.”, meinte Nachaliel, „Du kommst mir verändert vor. Fast so, als hätte dein Charakter sich verändert.” „Mag sein.”, stimmte Ziva zu, „Aber dort ist die gesamte Situation auch lockerer als hier.” „Wenn du von den ganzen Selbstmordattentätern redest, es ist weniger geworden.”, erklärte Nachaliel, „Das meiste geschieht nun in anderen Orten. Trotzdem ist dieses kein Ort, an dem ich unser Kind aufwachsen sehen will.” Ziva nickte nachdenklich, während sie Nachaliel ansah und dem Politiker lauschte.

„Lasst uns gehen.”, sagte Ziva leise zu Nachaliel und Schifrah, nachdem sie sich so beobachtet gefühlt hatte, „Ich habe ein ganz ungutes Gefühl.” „Warum denn?”, fragte Nachaliel und Ziva antwortete: „Mag sein, dass ich mich täusche, aber irgendetwas wird geschehen.” Schifrah sah Ziva nachdenklich an, dann nickte sie: „Ziva hat bei solchen Dingen meist Recht gehabt, erinnerst du dich?” Nachaliel nickte und sie folgten Ziva an den Rand der Menschenmasse.

Im selben Moment erschütterte eine Explosion den Platz. Ziva riss die Arme schützend vor ihr Gesicht, doch die Wucht der Explosion riss sie um. Sie hörte Schreie von Menschen, spürte, dass ihr alles schmerzte und ihre Schussverletzung fast so sehr schmerzte wie in dem Moment, in dem sie ihr zugefügt worden war.

Ziva wusste nicht, wie lange sie so, mit den Armen vor dem Gesicht, auf der Erde gelegen hatte, doch als sie die Arme weg nahm sah sie, dass Nachaliel aufgeregt umher rannte. Seine Kleidung war zerrissen und seine Hände und sein Gesicht blutig und zerkratzt, durch die Löcher und Risse in seiner Kleidung konnte man blutende Schnittwunden sehen.

„Nachaliel ... ”, versuchte Ziva zu rufen, als sie sich langsam und vorsichtig aufrichtete und ihr Blick auf ihrem Freund geheftet, „ ... wo ist Schifrah ... ?” Nachaliel drehte sich um, sah auf Ziva und sagte ernst und mit zitternder Stimme: „ ... ich weiß es nicht ... ” „Wir müssen sie finden.”, meinte Ziva entschlossen, „Sie muss hier irgendwo ... sein.”

Sie sah sich suchend um und stellte mit Entsetzen fest, dass die Bühne, auf der der Politiker gestanden hatte, zerstört worden war, ebenso wie der Brunnen. Das Wasser strömte aus dem zerstörten Becken auf den von Blut rot gefärbtem und von Staub, Trümmern und Asche schmutzigem Boden, keiner hatte die Wasserleitung abgestellt, so dass immer mehr nach kam. Außerdem lagen überall tote Menschen herum und Ziva, die diesen Anblick noch aus ihren Jahren bei Mossad in Israel kannte, erschütterte dieser Anblick trotzdem.

„Wir ... müssen sie finden.”, wiederholte sie und Nachaliel sah sie mit einem Nicken an, „Du gehst nach dort ... und ich nach dort.” Nachaliel nickte wieder und Ziva ging los, vorbei an all den Leichen, zwischen den Überlebenden hindurch, die panisch versuchten, von diesem Ort wegzukommen.

Ziva kam an der Bühne an. Dort, in den Trümmern der einst prächtigen Bühne, lag der Politiker, der vorher noch seine Rede gehalten hatte. Seine Augen waren offen und voller Entsetzen und Ziva konnte in ihnen sehen, dass er tot war. Sie brauchte nicht einmal seinen Puls fühlen. Aus Respekt vor den Toten schloss sie ihm mit den Fingern die Augen, sagte ihm, dass er in Frieden ruhen sollte, und ging weiter auf Suche nach Schifrah.

Ziva fand sie nicht, doch sie erblickte Nachaliel, der neben jemandem gekniet saß und sich an diese Person klammerte. Trotz der lauten Sirenen, die nun näher kamen, konnte Ziva hören, wie er flehte, dass die Person zurück kam. Langsam ging Ziva zu ihm und musste erkennen, dass Nachaliel sich an die tote Schifrah klammerte, an seine Frau, die Mutter seines noch ungeborenen Kindes.

„Nachaliel ... ”, sagte Ziva ernst und legte ihre Hand auf seine Schulter, „ ... es tut mir so Leid.” „Muss es nicht ... ”, sagte Nachaliel ernst, sah Ziva nicht an, „ ... es muss diesen verdammten Attentätern Leid tun!” „Nachaliel, mach bitte nichts Unüberlegtes.”, flehte Ziva, „Du kannst sie nicht rächen.” „Das kann ich sehr wohl!”, widersprach Nachaliel mit einer solchen Heftigkeit, die Ziva überraschte, „Sie haben mir den Grund zum Leben genommen! Dann kann ich ihnen ihr Leben nehmen!” „Nachaliel ... ”, murmelte Ziva leise und ließ seine Schulter los, doch Nachaliel sah sie nicht an.

Ziva ließ ihn dort sitzen, an seine tote Frau geklammert. Sie selbst ging weg vom Markt, vom Ort des Geschehens. Sie ging allerdings nicht zurück zu ihrer Wohnung, zum Hauptquartier des Mossads oder zu ihrem Vater, sondern sie ging einfach davon. Fort von allem.
 

„Gibbs!”, rief Director Shepard laut und Gibbs sah verärgert auf, „Rufen Sie ihr Team zusammen und kommen Sie hoch!” „Hoffentlich ist es wichtig.”, knurrte Gibbs, sah Tony und McGee auffordernd an und fragte: „Abby und Ducky ebenfalls?” „Nein.”, antwortete die Direktorin laut, „Kommen Sie in den Konferenzraum, aber schnell!” Gibbs, Tony und McGee sprangen auf und gingen zum Konferenzraum, wobei Tony McGee fragte, was denn nun so wichtig sei, dass Director Shepard solch einen Wirbel machte.

Im Konferenzraum befahl Director Shepard einem ihrer Mitarbeiter, eine Live-Aufnahme auf den großen Bildschirm zu bringen. Diese Aufnahme zeigte die Auswirkungen der Explosion in Tel Aviv auf dem Markt, auf dem Ziva sich aufgehalten hatte. Wie gebannt sahen Tony und McGee auf den Bildschirm.

„Wo ... war das?”, fragte Tony schließlich und Gibbs kam Director Shepard zuvor: „Tel Aviv.” „Tel ... Aviv?”, fragte McGee, der merkte, dass er unruhig wurde, „Ist das nicht in Israel?” „Dort ist der Hauptsitz des Mossads, McGee.”, klärte Director Shepard ihn auf. „Ist ... Ziva ... okay?”, fragte McGee und die Direktorin seufzte.

„Ich habe mit ihrem Vater gesprochen.”, berichtete sie, „Er erklärte mir, dass Ziva sich auf dem Markt mit zwei Freunden treffen wollte.” „War sie anwesend?”, fragte Gibbs ernst und die Direktorin nickte: „Es waren zwei Agenten vom Mossad auf sie angesetzt, die beide berichten konnten, dass Ziva ihre zwei Freunde auf dem Markt traf. Sie sollen angeblich zu einer Rede von einem Politiker gegangen sein, der ebenfalls diesem Anschlag zu Opfer fiel.”

„Ist Ziva ein Opfer?”, fragte McGee nervös und die Direktorin antwortete: „Die beiden Agenten konnten berichten, dass sich Ziva und ihre beiden Freunde unterhalten haben und dann zum Rand der Menge gingen. Der Kontakt brach ab, da die Explosion die beiden tötete.” „Also weiß man nichts?”, fragte McGee und Gibbs fragte: „Hat ihr Vater versucht, sie auf dem Handy zu erreichen?” „Ja.” „Hat er sie erreicht?”, fragte Gibbs und die Direktorin schüttelte den Kopf. „Das kann aber auch an der Wucht der Explosion liegen.”, versuchte McGee Hoffnung zu machen.

„Lass es!”, fauchte Tony gereizt, „Das liegt nicht an dieser Wucht, oder wie du es nennst! Sie ist tot!” McGee, Gibbs und die Direktorin sahen Tony überrascht an, der wütend den Bildschirm ansah. „Tony ... ”, sagte die Direktorin ruhig, doch Tony funkelte sie wütend an und schrie: „Lasst mich in Frieden! Ihr müsst mir nicht einreden, dass sie noch lebt! Ziva ist von uns gegangen! Sie ist tot, versteht ihr das nicht?!” Er drehte sich auf dem Absatz herum und stürmte aus dem Konferenzraum.

„Was war denn das ... ?”, fragte McGee eingeschüchtert, „So habe ich Tony noch nie erlebt!” „McGee, lass ihn am besten in Ruhe.”, meinte Gibbs ruhig, „Er kommt irgendwann darüber hinweg.” „Aber Boss ... !” „Geh zu Abby und hilf ihr.”, befahl Gibbs, „Aber erzähl ihr davon nichts. Ich kümmere mich darum.” „Und Tony?” „Den lassen wir vorerst alleine.” „Wer sagt es Ducky?”, fragte McGee und Gibbs seufzte: „Ich übernehme das.” McGee nickte und verließ ebenfalls den Konferenzraum.

„Jethro ... ”, begann die Direktorin, als beide eine Weile geschwiegen und auf den Bildschirm gestarrt hatten, „ ... es tut mir Leid.” „Muss es nicht, Jen.”, widersprach Gibbs ihr leise, „Es war einer dieser Attentäter.” „Jethro!”, widersprach die Direktorin, „Ich habe Ziva dazu gezwungen, mit ihrem Vater nach Tel Aviv zu reisen!” „Du ... ?” „Ja, ich.”, antwortete die Direktorin mit Tränen in den Augen, „Ich habe ihr gesagt, dort sei es sicherer als hier! Dort wären Menschen, die viele töten wollen ... und nicht so wie hier ... zwei, die darauf spezialisiert sind, sie zu töten.” „Jen, aber das macht dich doch nicht verantwortlich.”, flüsterte Gibbs ihr beruhigend ins Ohr, als er sie tröstend in den Arm nahm, „Ziva wusste, wie hoch das Risiko ist, auf einem überfülltem Marktplatz zu sterben ... ”

Die Rückkehr

Ziva war in einem kleinen Restaurant untergetaucht. Auch wenn die Leute sie mit großen Augen ansahen, sie selbst interessierten all die Blicke nicht. Solange sie niemand, außer der Bedienung, ansprach, war alles in Ordnung.

„Verdammt!”, fluchte Ziva, als sie in ihrer Tasche ihre Sachen untersuchte und feststellte, dass ihr Handy nicht mehr funktionierte, „Ich brauche es doch!”

„Dürfte ich Sie stören?” Ein alter Mann stand neben Zivas Tisch und lächelte sie sanft an. Ziva nickte und sah ihn fragend an. „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich an Ihren Tisch setze?” „Nein.”, antwortete Ziva und sah wieder auf ihr Handy, „Nein ... ”

„Geht es Ihnen gut?” „Ja.”, antwortete Ziva, „Ich bin nur etwas kaputt.” „Was ist geschehen? Sie sehen aus, als wären sie bei dem Anschlag auf dem Marktplatz dabei gewesen.” „War ich.”, meinte Ziva, „Aber ich will darüber nicht reden.” „Mein Sohn kam dabei ums Leben.”, erzählte der alte Mann, „Ich weiß es.” „Waren Sie ... auch dabei?”, erkundigte Ziva sich und der Mann schüttelte lächelnd den Kopf: „Nein, aber er war der Mann, der die Rede gehalten hat.” „Mein Beileid.”, murmelte Ziva, steckte ihr Handy in ihre Tasche und suchte nach weiteren Gegenständen, die kaputt waren.

Sie fand ein Bild, welches Palmer gemacht hatte. Auf ihm waren Gibbs, McGee, Abby, Director Shepard, Tony, Ducky und sie abgebildet. Tony hatte sie geärgert und Ziva sah ihn deshalb böse an, während die Direktorin und Gibbs sich anlachten und Abby McGee Hasenohren machte. Ducky stand dort bei der Direktorin und Gibbs und sah aus, als habe er ihnen einen Witz erzählt, über den sie lachten. Ziva stiegen Tränen in die Augen.

„Alles okay mit Ihnen?”, erkundigte sich der Mann, als die Tränen auf das Foto tropften und Zivas Hände zu zittern begannen. Ziva antwortete nicht, sie versuchte ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. „Kann ich Ihnen helfen?”, fragte der Mann und Ziva schluchzte.

„Waren diese Menschen mit Ihnen dort?”, fragte er und Ziva schüttelte den Kopf, „Sind dieses Ihre Freunde?” Langsam nickte Ziva, dann sagte sie mit zitternder Stimme: „Sie ... sie s-sind meine ... m-meine F-Familie ... ”

Dieses war ihr in genau diesem Moment klar geworden. Auch wenn sie in Israel und Tel Aviv aufgewachsen war, zwischen all den Selbstmordattentätern und Märtyrern, gedrillt zum Töten, so war dieses nicht mehr ihr Leben. Sie hatte hier zwar ihren Vater und all ihre Erinnerungen an ihre Kindheit, dennoch war sie in Amerika zu hause. Ihre Familie waren ihre Kollegen, waren Director Shepard, Tony, Gibbs, McGee, Palmer, Abby, Ducky und all die anderen dort, nicht ihr Vater, der sie wieder zurück in ihr altes Leben führen wollte. Sie war erwachsen geworden und hatte herausfinden können, was richtig leben hieß.

Deshalb stand sie auf, sah den Mann dankbar an und sagte: „Danke, Sie haben mir wirklich sehr geholfen.” Damit stürmte sie aus dem Restaurant, einen verwirrten, alten Mann zurücklassend.
 

„Geh schon dran!”, flehte Ziva, „Bitte!” „Kein Anschluss unter dieser Nummer ... kein Anschluss unter dieser Nummer ... kein- ” Ziva legte auf, warf noch ein paar Münzen in das Münztelefon und wählte die Nummer von Cynthia, die sich auch fast sofort meldete.

„Cynthia ... !”, sagte Ziva erfreut. „Ziva?”, kam Cynthias erstaunte Antwort zurück, „Sie ... Sie leben noch?” „Ich muss dringend Director Shepard sprechen!” „Ich ... suche sie mal.”, meinte Cynthia und Ziva sagte: „Beeilen Sie sich ... ich rufe von einem Münztelefon aus an.”

Cynthia antwortete nicht darauf, doch schon wenige Sekunden später konnte Ziva die Stimme der Direktorin am anderen Ende der Leitung hören: „Ziva?” „Jenny!” „Wo bist du?” „In Tel Aviv.” „Wie geht es dir?” „Es geht.” „Was machst du?” „Ich will, dass du mich zurückholst.”, bat Ziva, „Ich kann nicht länger in Tel Aviv bleiben.” „Was genau ist geschehen?” „Eine Freundin von mir ist vor meinen Augen gestorben! Tausende Menschen sind umgekommen!”, erzählte Ziva aufgeregt, „Jenny, das ist nicht mehr meine Heimat!” „Ich sehe es ein.” „Hol mich bitte zurück!”, flehte Ziva, „Ich will nicht mehr in Tel Aviv bleiben!” „Ziva ... ich werde tun, was ich kann, verstanden?” „Jenny ... ich will nicht mehr! Ich will einfach nicht mehr!” „Ziva, ganz ruhig.”
 

Im Büro von Cynthia stand Director Shepard mit Tränen in den Augen am Telefon. Noch nie hatte sie ihre langjährige Freundin so verzweifelt gehört und dieses brach ihr fast das Herz.

„Ich hole dich zurück.” „Bitte mach schnell!” „Ich mache, was ich kann.” „Je- ” Die Leitung wurde unterbrochen und Director Shepard schrie schon fast in den Hörer: „Ziva? Ziva? Antworte! Ziva, was ist los?” Doch sie bekam außer einem Tuten keine Antwort.

„Cynthia, setzen Sie sich mit der amerikanischen Botschaft in Israel in Verbindung.”, befahl die Direktorin ernst, „Ein Verbindungsoffizier vom NCIS ist in Tel Aviv und muss so schnell wie möglich zurück nach Washington kehren. Außerdem kann es sein, dass sie in Lebensgefahr ist.” Cynthia nickte und Director Shepard stürmte aus dem Büro ihrer Sekretärin.
 

Gibbs sah auf, als der die schnellen Schritte seiner Direktorin sah. McGee war noch immer bei Abby, während Tony an seinem Computer saß und wütend auf der Tastatur herumtippte.

„Jethro, ich muss mit dir sprechen.”, sagte die Direktorin ernst, als sie bei Gibbs am Schreibtisch angekommen war, „Und zwar unter vier Augen.” „DiNozzo hört eh nicht zu.”, meinte Gibbs und Director Shepard drehte sich zu Tony um, der noch immer auf seinen Monitor starrte und etwas tippte, „Wenn du mir nicht glaubst, kann ich es dir auch zeigen.” Die Direktorin sah Gibbs fragend an.

„DiNozzo, geh runter zu Abby und McGee und sieh nach, was die beiden herausgefunden haben.”, sagte Gibbs laut, doch Tony sah ihn nicht einmal an, so dass Gibbs Director Shepard triumphierend ansah und leise fort fuhr, „Also, Jen, was willst du mir sagen?”

Director Shepard überlegte einen Moment, dann seufzte sie und sagte leise: „Ich werde Ziva aus Israel holen.” „Hat man ihren Leichnam geborgen?” „Nein, sie hat mich angerufen.” Gibbs sah sie verwundert an: „Tote können telefonieren?”

„Sie lebt und will unbedingt zurück nach Washington.”, berichtete die Direktorin ernst, „Ich habe Cynthia beauftragt, dafür zu sorgen, dass Ziva das nächste Flugzeug bekommt.” „Wäre es nicht besser, wenn sie von jemandem aus Tel Aviv abgeholt wird?”, fragte Gibbs und deutete mit einem Kopfnicken auf Tony, doch die Direktorin schüttelte den Kopf. „Nein.”, widersprach sie leise, „Aber er wird sie vom Flughafen abholen.” „Das wird ihm nicht gefallen.” „Wir sagen ihm einfach, dass eine neue Kollegin von ihm am Flughafen abgeholt werden muss.”, meinte die Direktorin mit einem Grinsen, welches Gibbs so liebte.

„Director Shepard?” Cynthia stand oben auf der Treppe. „Gegen zehn Uhr wird sie am Flughafen ankommen.” „Haben sie sie erreicht?” „Ja, sie sagten, sie sei gerade angekommen und habe ihren Ausweis vorgezeigt.” „Okay, ich werde einen der Agents beauftragen, sie vom Flughafen abzuholen.” „Kann ich noch etwas für Sie tun?” „Nein, danke, Cynthia.”

Director Shepard sah Gibbs an, der aufstand und zusammen mit ihr zu Tony ging, der sie noch immer nicht beachtete und einfach weiterarbeitete.

„Special Agent DiNozzo?”, fragte Director Shepard laut, doch Tony ignorierte sie. Gibbs stand mittlerweile hinter ihm und gab ihm eine harte Kopfnuss.

„Was soll das?!”, fauchte Tony seinen Vorgesetzten an und Gibbs antwortete ernst: „Die Direktorin spricht mit dir, DiNozzo.” „Wenn's sein muss ... ”, seufzte Tony und sah die Direktorin gleichgültig an, die ihm sagte: „Sie werden um zehn Uhr heute Abend eine Kollegin vom Flughafen abholen.” „Wie erkenne ich diese?”, fragte Tony und Director Shepard antwortete: „Sie haben ein Gespür dafür, vertrauen Sie mir. Punkt zehn Uhr, sie hasst warten.”
 

Tony war um kurz vor zehn am Flughafen. Dort lief er zwischen all den anderen Wartenden umher, die auf ihre Angehörigen warteten, welche ebenfalls mit dem Flugzeug kamen.

Wie sollte er eigentlich diese Kollegin erkennen, wenn die Direktorin sie nicht beschrieben hatte? Von wo kam sie her? Welches Flugzeug hatte sie eigentlich genommen? Und woher wusste die Direktorin, dass er sie erkennen würde? Hatte sie so viel Vertrauen in ihn?

Tony ärgerte sich. Einerseits wollte er die Fragen beantwortet haben, andererseits wollte er keine neue Kollegin haben. Nicht jetzt, so kurz nach Zivas Tod. Er konnte es nicht mit sich vereinbaren, eine neue Partnerin zu bekommen. Nach Kates Tod war es irgendwie anders gewesen als nach diesem jetzt ...

Eine Durchsage riss ihn aus seinen Gedanken, doch sie verkündete nur, dass der Flug nach Sydney, Australien, sich verspätete. So kam es, dass Tony wieder seinen Gedanken nach hing.

Wieso war Ziva bloß zurück nach Israel gegangen? Wieso hatte sie sich mit ihren Freunden auf einer Veranstaltung aufgehalten, obwohl sie doch gewusst hatte, dass dort Attentäter vermehrt vorkamen? Hatte sie es vielleicht so geplant, damit sie nicht mehr so leben musste, als Killer?

Die ersten Passagiere des Flugzeuges kamen nun auf die Wartenden und Tony zu, doch Tony, der sie nur kurz musterte, erblickte keine Frau, die für ihn als Kollegin in Frage kam. Er bemerkte außerdem, dass die meisten zu anderen gingen, oder von alleine den Flughafen verließen, doch noch immer standen dort einige bei Tony und warteten auf ihre Angehörigen.

Tony hing weiter seinen Gedanken nach. Hatte Ziva sein Abschiedskuss etwas bedeutet? Ihm selbst war es einfach nur wie ein Abschiedskuss vorgekommen, er hatte sie schon einmal geküsst, auch wenn sie es eigentlich hatten spielen sollen. Es war damals bei ihrem Undercovereinsatz gewesen ... sie hatten ein Ehepaar dargestellt ... doch sonderlich viel hatte ihm dieser Kuss damals nicht bedeutet, ganz im Gegensatz zu dem Kuss, als er sich von ihr verabschiedet hatte: Er ging ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf.

Wieder kamen Passagiere, doch wieder sah Tony niemanden, den er als einen Agent des NCIS einschätzte. Die Wartenden wurden weniger, außer Tony standen dort nur noch ein Ehepaar mit zwei Kindern, einem Jungen und einem Mädchen, ein alter Mann und eine Frau in einem rotem Kleid, der Tony normalerweise Blicke zugeworfen hätte, die Ziva auf die Palme gebracht hätten.

Bei dieser Redewendung musste Tony grinsen. Auf die Palme gebracht ... Ziva hätte das wahrscheinlich wieder falsch verstanden und er hätte es ihr erklären müssen. Doch selbst dann wäre es ihr schwer gefallen, zu begreifen, was er ihr hatte erklären wollen, bis er schließlich aufgegeben hätte.

Noch ein paar Passagiere kamen, doch Tony war es Leid auch diese auf einen Agent zu untersuchen und hing weiter seinen Gedanken nach. Ein fataler Fehler, denn kaum dachte er wieder an die Einsätze mit Ziva, rief auch schon laut jemand seinen Namen.

Eine Stimme, ihm so vertraut und ihm dennoch völlig unrealistisch erscheinend, rief seinen Namen, riss ihn aus seinen Gedanken, forderte seine Aufmerksamkeit, zog seine Blicke auf sich, sorgte dafür, dass er sie völlig verwundert ansah und dachte, er träume.

„Ziva?”, rief er komplett überrascht aus, „Ich ... ich dachte d-du seist ... t-tot?!” Ziva grinste ihn an, strich sich mit der Hand eine Strähne aus dem Gesicht, ging mit ihrer Tasche langsam auf ihn zu und blieb vor ihm stehen, so dass er genau sehen konnte, dass sie einige Kratzer im Gesicht, auf den Händen und an den Armen hatte und eine Platzwunde gehabt hatte, die man genäht hatte.

„Warum sollte ich tot sein?”, fragte sie mit gespielter Verwunderung, „Nur weil ich einige Tage nicht bei euch war?” „D-die Explosion ... dein Handy ... die vielen Leichen ... dein Vater ... d-d-du müsstest ... dürftest ... ”, war alles, was Tony heraus bekam. „Ich lebe.”, meinte Ziva, „Und ich bin wieder zurück.”

Die Leiche im Kindergarten

Einige Dinge vorweg:

1. Wenn jemand eine ENS erhalten möchte, wann ich das nächste Kapitel hochlade, melde er/sie/es sich bitte in meinem Gästebuch/per ENS/in den Kommentaren (also eines reicht |D).

2. Die Arbeit an der FanFic geht im Moment nur schleppend voran, da ich nebenbei noch an "Two people, one Person 2" arbeite, im Mai die zentralen Abschlussprüfungen schreibe und daher im "Lernstress" stecke. Ich tu aber mein Bestmögliches, damit ihr schnellstens weiterlesen könnt!

3. Und nun viel Spaß mit dem neuen Kapitel (ich persönlich finde es nicht so gut)!

~BouhGorgonzola
 

Tony brachte, wie Gibbs ihm vor seiner Fahrt zum Flughafen gesagt hatte, Ziva zu Director Shepard nach hause, was er auch gleich Ziva berichtete, die neben ihm im Auto saß, schwieg und nicht fassen konnte, dass sie wieder zurück war. Zurück in Amerika, zurück beim NCIS, zurück bei ihren Freunden – ihrer Familie.

Bei Director Shepard feierten sie alle Zivas Rückkehr, wobei McGee genauso wenig wie Tony fassen konnte, dass Ziva noch lebte. Ducky hingegen konnte eine Geschichte erzählen von jemandem, dem so etwas ähnliches passiert war, während Gibbs Ziva eine Kopfnuss gab und ihr sagte, dass sie so etwas nie wieder machen solle. Palmer war nicht anwesend, Abby konnte nicht aufhören Ziva zu umarmen und Director Shepard war einfach froh, ihre langjährige Freundin wieder bei sich zu haben.

Sie feierten lange, hatten sich vieles zu erzählen und aßen und tranken eine Menge und Ducky war der erste, der die Feier verließ. Eine halbe Stunde später folgten Abby und McGee, die beide sagten, dass sie noch etwas vor hatten. Gibbs hatte vor, die Nacht bei Director Shepard zu verbringen, da auch Ziva dort die Nacht über bleiben sollte – die Gefahr durch die Deutschen bestand noch immer. Tony ging, als Ziva auf dem Sofa im Sitzen während eines langen Gespräches eingeschlafen war und half Gibbs und Director Shepard kurz noch, Ziva in ihr Gästezimmer zu bringen, verabschiedete sich dann und wünschte ihnen eine angenehme Nacht.
 

Am nächsten Morgen saßen er, McGee und Abby, die auf McGees Schreibtisch saß, im Büro und unterhielten sich darüber, dass Ziva wieder unter ihnen weilte.

„Ich bin froh, dass sie noch lebt.”, meinte Abby, die von McGee erst nach Zivas Ankunft darüber aufgeklärt worden war, dass Ziva als tot gehalten wurde, „Es war ein ganz schöner Schock, als ich von euch erfahren habe, dass sie eigentlich tot sein sollte.” „Sie hat aber auch ein ganz schönes Glück.”, stimmte McGee Abby zu, „Bei dem Undercovereinsatz von euch beiden ... als sie angeschossen wurde ... als sie und Lisa Moore entführt worden ... und jetzt in Tel Aviv! Immer kommt sie mit Kratzern davon, nie ist es ernster!” „Und als das FBI hinter ihr her war und sie Gibbs aus seinem Ruhestand geholt hat ... ”, warf Abby ein, „ ... und diese Frau und sie gekämpft haben! Auch nur ein paar Kratzer!” „Eine Schussverletzung ist aber kein Kratzer, Abby.”, gab Tony zu bedenken, „Sie muss ganz schön aufpassen, damit da nichts Schlimmeres passiert als jetzt schon ist.”

„Redet ihr drei über Miss David?”, fragte Ducky, der sich zu ihnen gesellte, was selten geschah. Die drei nickten und lächelten ihn an, Abby stand sogar auf, umarmte ihn und holte ihm Gibbs' Stuhl, so dass er sich setzen konnte. Sie selbst nahm wieder auf McGees Schreibtisch Platz.

„Ziva ist ein starkes Mädchen.”, meinte Ducky und klang dabei stolz, „Ich glaube, dass sie dem Team gut getan hat.” „Sie tut uns immer noch gut.”, erinnerte McGee ihn, „Sie ist ja schließlich noch eine von uns.” „Da hast du auch wieder Recht, Timothy.”, gab Ducky zu, „Ich weiß noch, als ich hier angefangen ha-”

„Ducky!”, unterbrachen ihn Tony, Abby und McGee gleichzeitig und mussten lachen, als sie bemerkten, dass sie alle das selbe gesagt hatten. Ducky sah die drei mit vor Freude glänzenden Augen an und lächelte glücklich.

„Sie hätte es nicht besser treffen können.”, erzählte er, „Nette Kollegen, eine tolle Chefin, eine nette Forensikerin und nette Pathologen.”

„Doktor Mallard?” Palmer, Duckys Assistent, kam zu den vieren und sah sie unsicher an, bis Ducky ihn ansah und fragte: „Ja, Mister Palmer?” „Wir müssen zu einem Tatort.”, erklärte Palmer nervös.

„Was gibt es denn da nervös zu sein, Mister Palmer?”, hakte Ducky nach, „Das ist schließlich nicht ihr erster Tatort!” „Der erste in einem Kindergarten, Doktor Mallard.”, gab Palmer zu und Ducky sprang entsetzt auf: „In einem Kindergarten?” „Jawohl, Doktor Mallard.” „Das ist doch nicht ... ich ... ”, war alles, was Ducky heraus brachte, „ ... i-ich hole meine Tasche!” „Habe ich dabei.” „Mister Palmer, dann los!”, sagte Ducky laut und ging mit Palmer so schnell er konnte davon, während McGee, Tony und Abby fragende Blicke tauschten.

„McGee, du weißt doch immer alles.”, meinte Tony ein wenig scherzend, „Guck mal nach, ob du was wegen Duckys Tatort herausfindest.” „Tony, ich weiß nicht alles.”, gab McGee Widerworte, „Und wieso sollte ich nach Duckys Tatort gucken?” „McGee ... ”, mischte Abby sich ein, „ ... wir haben noch nie, zumindest kann ich mich nicht dran erinnern, in einem Kindergarten, in dem so kleine süße Kinder spielen, gearbeitet, nicht das ich mir das wünsche.”

McGee sah Abby an, die nach Luft schnappte und viel zu schnell und ohne Pause gesprochen hatte, dann nickte er und tippte auf seiner Tastertur herum, doch bevor er etwas gefunden hatte, klingelte sein Telefon und er wollte abnehmen, doch Abby nahm ab, damit er weiter forschen konnte.

„McGees Telefon, Abby am Apparat.”, meldete Abby sich, „Ach Gibbs, du bist's!” Sie tauschte schnell Blicke mit Tony und McGee, dann sagte sie: „Ja, ich sage es ihnen.” Wieder ein Blickaustausch mit ihren beiden Kollegen. „Mach ich.”, meinte Abby, „Keine Sorge, die kommen schon heile am Tatort an.” Und damit legte sie auf.

„Was wollte Gibbs?”, erkundigte McGee sich und drückte auf seiner Tastertur „Enter”. „Nun ... ”, begann Abby langsam, was für sie eher ungewöhnlich war, „ ... ihr sollt auch zu dem Kindergarten fahren. Gibbs, Ziva und Director Shepard fahren direkt, ohne euch abzuholen.” „Adresse?”, fragte Tony und Abby meinte: „Schreib ich euch auf.”

Sie nahm sich einen von McGees Notizzetteln und den Stiften, schrieb etwas auf und legte es McGee auf die Tastertur, dann sprang sie von dem Schreibtisch und ging runter in ihr Labor, wobei sie laut verkündete: „Alle Spuren zu mir! Ich bin bereit!” Und machte abschließend noch einen Sprung in die Luft, wobei sie die Faust in die Luft stieß.

„Wenn es morgen regnet, dann wissen wir, wieso.”, meinte Tony mit einem Grinsen, stand auf und schnappte sich seine Sachen, setzte die Mütze auf, während McGee ebenfalls aufstand und seine Sachen nahm. Dann nahm er den Zettel, las die Adresse durch und fragte: „Du oder ich?” „Ich, McGee.”, meinte Tony, „Denn ich bin länger dabei, Bambino.” McGee seufzte und folgte Tony in den Aufzug.
 

Am Kindergarten angekommen parkte Tony das Auto genau zwischen Gibbs' und Duckys Autos. McGee und er stiegen aus und gingen zum Eingang des Kindergartens.

McGee betrat den Kindergarten, während Tony ein wenig trödelte und sich umsah, eine blonde Frau mit, für ihn, tollem Körper entdeckte und diese genauer betrachtete, dabei zu grinsen begann. Er vergaß sogar einen Moment lang, weshalb er hier war, wollte auf sie zugehen, blieb aber stehen, als er eine Stimme hörte, die ihn aufzog: „Hast du wieder eines dieser wehrlosen Barbie-Imitate entdeckt?”

Tony fuhr herum und sah Ziva, die aus dem Kindergarten ins Freie getreten war und nun langsam auf ihn zuging. Ihm fiel dabei auf, dass Ziva ziemlich blass aussah.

„Alles okay?”, fragte er, „Ist es das, was mich da drinnen erwartet?” „Nein.”, antwortete Ziva, „Da liegt nur ein Mädchen von etwa vier Jahren, nichts Schlimmes. Also nicht übermäßig viel Blut, keine Innereien, nichts.” „Du bist aber so blass.”, erklärte Tony, „Oder liegt es daran, dass es ein Mädchen dieses Alters ist?” „Nein.”, antwortete Ziva ernst, „Ich war wenig an der Sonne.”

Eine glatte Lüge, die auch Tony erkannte und das machte ihn stutzig. Normalerweise erkannte er Zivas Lügen nicht einmal, sie war zu geschickt und zu gut im Lügen. Doch diese Lüge war zu einfach, zu durchschaubar ... zu dämlich, um es in seinen Worten auszudrücken. Außerdem war es nicht die Blässe, die man bekam, wenn man keine Sonne ab bekam, sondern die Blässe, wenn es einem schlecht ging. Trotzdem sprach er sie vorerst nicht mehr darauf an.

„Kommst du wieder mit nach drinnen?”, fragte Tony seine Partnerin, doch sie schüttelte den Kopf und sagte ernst: „Gibbs hat mich nach draußen geschickt.” „Dann befrag mal die Leute schön.”, wünschte Tony ihr scherzend, doch Ziva schüttelte den Kopf und erklärte: „Ich soll sie nicht befragen. Ich sollte einfach nur an die frische Luft.” „Oh!”, war alles, was Tony von sich gab, dann betrat er den Kindergarten.
 

Dort musste er nach Gibbs und den anderen suchen, die weit hinten in einem der Gruppenräume hinter einem auf dem Boden stehenden Regal auf dem Boden knieten und nach Hinweisen suchten.

Tony ging um das Regal herum und sah, wie Ducky und Palmer aufstanden und einen Sanitäter anwiesen, das kleine Mädchen auf die Trage zu heben, was dieser auch sofort gehorsam tat, dann gab Palmer Ducky die Tasche und die beiden machten sich neben der Trage auf den Weg zur Autopsie.

„DiNozzo, fang endlich mit der Arbeit an.”, sagte Gibbs laut, der sich erhob und nun vor Tony stand. „Ja, Boss.”, antwortete Tony und ging langsam herüber zu McGee, der Beweise fotografierte.

„Weißt du ... ”, fragte Tony McGee leise, als er sich neben diesen kniete und begann, die fotografierten Beweise einzutüten, „ ... wieso der Boss Ziva nach draußen geschickt hat?” McGee fotografierte weiter und antwortete dabei: „Keine Ahnung, aber sie war ziemlich blass, soweit ich das gesehen habe. Vielleicht hat sie gestern ein wenig zu viel getrunken?” „Ziva hat fast gar nichts getrunken.”, warf Tony ein und McGee nickte langsam.

„Ich habe sie vorhin gefragt.”, erzählte Tony mit gedämpfter Stimme, während er weiterarbeitete und einen nervösen Blick über seine Schulter zu seinem Boss warf, der eine Frau befragte, „Und sie hat gelogen.” „Woher weißt du das den plötzlich so genau?”, erkundigte McGee sich neugierig. „Sie sagte, dass die Blässe daher käme, dass sie nicht in der Sonne gewesen sei.”

„McGee, DiNozzo!”, ermahnte Gibbs sie laut, „Arbeiten, nicht tratschen! Die Arbeit erledigt sich nicht von selbst!” „Ja, Boss.”, murmelten die beiden Agents gleichzeitig. Sie sahen sich entsetzt an und begannen, schnell mit ihrer Arbeit fortzufahren.
 

Ziva stand vor dem Kindergarten, beobachtet von den vielen Schaulustigen, die sich allesamt fragten, was sie dort draußen tat, schließlich ging sie nur ein paar Schritte auf und ab, sah dabei ein wenig abweisend aus. In Wirklichkeit aber dachte Ziva nach.

„Ziva.” Duckys Stimme holte sie zurück auf den Boden der Realität. Er lächelte sie aufmunternd an, als er an ihr vorbei lief und der Trage mit dem Mädchen folgte. „Ducky.”, sagte Ziva und wollte ihn aufhalten, doch Ducky war schon zu weit von ihr entfernt.

Einen Moment lang sah Ziva ihm nach, dann drehte sie sich um und betrat den Kindergarten wieder, ging schnellen Schrittes in den Raum, in dem man das Mädchen gefunden hatte, und auf Gibbs zu.

„Officer David.” Gibbs hielt Ziva auf, als sie an ihm vorbei wollte. „Ja?”, fragte Ziva und Gibbs fragte: „Alles in Ordnung?” „Natürlich.”, sagte Ziva ernst, „Darf ich meine Arbeit machen?” „Befrag die Frau dort vorne.”, meinte Gibbs mit einem Kopfnicken, „Ich befrage Miss Daniels weiter.” „Okay.”

Ziva ging auf die Frau zu, blieb vor ihr stehen und zeigte ihr ihre Marke, dann fragte sie: „Darf ich ihnen ein paar Fragen stellen?” Die Frau sah Ziva an, nickte und Ziva erkundigte sich: „Könnte ich bitte zuerst ihren Namen erfahren?” „Melanie Hudson.” „Miss Hudson ... ”, fuhr Ziva fort, die sich Notizen machte, „ ... darf ich fragen, was Sie gesehen haben?” „Ich kam wie immer um acht zur Arbeit.”, beantwortete Miss Hudson Zivas Frage, „Elena McCartner, das ist die Frau dort drüben, war schon vor mir angekommen. Ich hatte ihr Auto auf dem Parkplatz gesehen und betrat den Kindergarten, allerdings fand ich sie nirgends. Schließlich hörte ich ihr Schluchzen, kam in diesen Gruppenraum und entdeckte Elena mit Michelle, die dort lag ... tot ... mit weit aufgerissenen ... leeren ... Augen ... ”

Sie brach ihn Tränen aus und umarmte Ziva, weinte sich bei ihr aus, während Ziva ein wenig entsetzt aussah und sich ziemlich unwohl fühlte. Sie tätschelte Miss Hudson ein wenig unbeholfen den Rücken, sagte kein Wort, während sie zu McGee und Tony sah, die sie ansahen und sich über Zivas Gesicht amüsierten.

Letzten Endes beruhigte sich Miss Hudson wieder ein wenig, so dass Ziva die Frau weiter befragen konnte: „In welcher Beziehung standen sie zu dem Opfer Michelle?” „Wie ich zu Michelle MacDonald stehe?”, wiederholte Miss Hudson Zivas Frage und Ziva nickte bestätigend, „Also ... ich bin ihre ... war ihre ... Gruppenleiterin.” „Und Miss McCartner?”, wollte Ziva wissen, „War sie auch Michelles Gruppenleiterin?” „Nein, Elena ist ... war die Gruppenleiterin einer anderen Gruppe.” „Könnten Sie mir ihre Adresse und Telefonnummer geben?”, fragte Ziva, „Und die von Elena McCartner und Michelle MacDonald?” „Ja, ich ... ich suche nur kurz ein Blatt und einen Stift.”

Ziva sah zu McGee und stellte fest, dass Tony verschwunden war, weshalb sie zu McGee ging und diesen fragte: „Wo ist Tony?” „Keine Ahnung.”, antwortete McGee und stand auf, sah Ziva dann prüfend an, „Geht es dir wieder besser?” „Mir ging es nicht schlecht.”, antwortete Ziva ein wenig genervt, „Ich kann diese Frage nicht ausstehen. Es interessiert doch eh keinen, wie es einem wirklich geht! Meist erwarten sie nur ein „gut” und wenn dieses nicht kommt, interessiert sie der Grund dennoch nicht.” „Ziva ... ” „Ich muss wieder zu Miss Hudson.”, unterbrach Ziva ihn und ging zurück zu Miss Hudson, die ebenfalls langsam auf Ziva zuging.

„Hier ist meine Adresse und Telefonnummer.”, erklärte diese Ziva, „Das ist die von Elena McCartner.” „Okay.” „Es kann sein, dass Elenas Mann abnimmt.” „Ich werde es merken.”, meinte Ziva und deutete auf die dritte Adresse und Telefonnummer, „Die von Michelles Eltern?” „Ja.”, bestätigte Miss Hudson, „Michelle wohnte bei ihren Eltern, zusammen mit ihrem großen Bruder Timmy und ihrer Zwillingsschwester Lenna.” „Zwillingsschwester?”, fragte Ziva, „Aber wenn Michelle hier ist, wo ist dann Lenna?” „Wir konnten Michelles Eltern nicht erreichen. Weder bei der Arbeit, noch in ihrem Haus.” „Dann übernehme ich das.”, schlug Ziva vor, „Damit Sie sich ein wenig ausruhen können.” „Danke.” „Wenn Ihnen noch etwas einfällt ... melden Sie sich bitte.”, sagte Ziva und gab Miss Hudson einen Zettel mit ihrer Nummer im Büro.
 

Ziva wartete, bis die anderen mit ihrer Arbeit im Kindergarten fertig waren, dann berichtete sie Gibbs von ihrem Gespräch mit Melanie Hudson und wartete auf seine Anweisungen. Doch er sagte nur, dass sie mit Tony und McGee ins Hauptquartier fahren sollte, um dort Kontakt mich Michelles Eltern aufzunehmen. Außerdem sollten sie Abby die Beweise mitbringen.

So kam es, dass Ziva mit Tony und McGee ins Hauptquartier fuhr und kurz vorher darüber diskutieren, ob Ziva am Steuer sitzen sollte, so wie Ziva ihren beiden Partnern vorgeschlagen hatte. Darüber stimmten sie ab und es wurde zwei zu eins entschieden, dass Ziva nicht am Steuer sitzen sollte, was Ziva grinsen ließ: Sie war wieder zu hause.
 

Im Hauptquartier ging McGee sofort mit den Beweisen zu Abby, während Ziva an ihrem Schreibtisch saß und versuchte, die Eltern von Michelle MacDonald zu erreichen, was sich als nicht so leicht herausstellte: „Ja, ich möchte Mister MacDonald sprechen.” ... „Nein! Nicht wieder die Warteschleife!”

Genervt sah Ziva zu Tony, der von seinem Monitor aufsah und eine Grimasse schnitt, woraufhin sie ein leeres Blatt Papier zusammenknüllte und auf Tony warf, der nur knapp ausweichen konnte, da er sich in dem Moment an einem Kabel von seinem Computer verhedderte.

„Lach nicht so.”, wies Tony Ziva an, „Ich will dich mal sehen, wenn du ich wärst und deine israelische, Ninja ähnliche Partnerin dir eine Papierkugel an den Kopf werfen will, du diesem gefährlichen Geschoss ausweichen willst und dann in den Kabeln hängen bleibst!” „Glücklicherweise bin ich nicht du, Tony.”, sagte Ziva und grinste, „Dann müsste ich jetzt nämlich schon wieder duschen ... ”

In dem Moment meldete sich jemand am anderen Ende der Leitung, so dass Ziva Tonys Bemerkung einfach überhörte und sagte: „Mister MacDonald?” ... „Officer Ziva David vom NCIS. Ich rufe Sie wegen Ihrer Tochter Michelle an.” ... „Man hat versucht, Sie vom Kindergarten aus zu erreichen.”, erklärte Ziva, „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ... ”
 

McGee und Abby werteten die Beweise aus, während Ducky sich durch das interne Kommunikationsprogramm meldete: „Abby?” „Hier.”, kam Abbys Antwort, sie winkte vor der Kamera einmal mit der Hand, trat selber allerdings nicht davor, „Arbeite mit McGee an den Beweisen.” „Deshalb will ich dich ja sprechen.”, erklärte Ducky, „Du hast die Kugel aus dem kleinen Mädchen, oder?” „Ja.” „Sie wurde allerdings erst erwürgt.”, berichtete Ducky, „Und dann wurde auf sie geschossen.” „Würgemale?”, fragte Abby neugierig und trat nun doch vor die Kamera, „Oder so etwas?” „Sie sehen nicht aus, als stammen sie von einem Seil oder Händen, Abby.”, meinte Ducky mit einem Seufzer, „Ich werde es ganz genau fotografieren und dir schicken.” „Wäre nett, Ducky!” „Noch etwas ... an dem Mädchen hat sich jemand vergangen ... ”
 

Director Shepard stand neben Gibbs am Tatort und sah auf die Stelle, an der Michelle MacDonald zuvor gelegen hatte. Sie hatte die ganze Zeit ein wenig entfernt an der Wand gelehnt und ihre Agents beim Arbeiten beobachtet. Sie hatte sogar Ducky beobachtet, der dafür sorgte, dass dem leblosen Körper des toten Mädchens nichts geschah, während die Sanitäter sie auf die Trage luden. Dabei hatte sie auch einen Blick auf Michelle MacDonald geworfen und war sich darüber klar geworden, dass sie es nicht mehr so gewohnt war, an Tatorten mit Leichen zu arbeiten.

„Du bist so still, Jen.”, bemerkte Gibbs leise, als Director Shepard noch immer nichts gesagt hatte. Sie drehte ihren Kopf zu ihn, sah ihn aus großen Augen an und erklärte: „Es ist schon lange her, dass ich an einem Tatort mit einer Leiche war.” „Und vermisst du diese Art von Arbeit?”, erkundigte Gibbs sich und der Rotschopf schüttelte energisch den Kopf: „Ich glaube nicht!”

Gibbs stand noch eine Weile neben ihr und beobachtete sie aus den Augenwinkeln heraus, während sie mit ihrer linken Hand durch ihre Haare fuhr und auf die Stelle sah, an der Michelle MacDonald gelegen hatte.

Schließlich klingelte aber sein Handy, so dass er seinen Blick von ihr abwenden und an das Mobiltelefon gehen musste: „Gibbs.” „Boss, Abby, Ducky und McGee haben etwas Interessantes herausgefunden!”

Tonys Stimme ließ Gibbs zusammenfahren, obwohl er mit allem gerechnet hatte, außer mit einem DiNozzo, der ihm ins Ohr schrie – und das durch ein Handy.

„Sagst du es mir oder sollen wir ins Hauptquartier kommen?” „Wäre gut, wenn Director Shepard und du ... wenn ihr hier wärt.” „Okay, wir machen uns auf dem Weg, DiNozzo.” Damit legte Gibbs auf, wendete sich seiner Vorgesetzten zu und meinte: „Wir sollten ins Hauptquartier.” „Haben unsere Agents etwas gefunden?”, fragte Director Shepard und grinste Gibbs an, der nickte und meinte: „Abbs, Ducky und McGee.” „Timothy macht sich gut.”, lobte die Direktorin ihn, während sie Gibbs zum Auto folgte.
 

Im Hauptquartier gingen Gibbs und seine Vorgesetzte auf direktem Wege zu Abby ins Labor, in dem die Forensikerin, der Pathologe, McGee, Ziva und Tony auf die beiden warteten und sich über den Fund unterhielten und leise diskutierten.

„Also, was habt ihr gefunden?” Gibbs ging an Tony und Ziva vorbei zu McGee, Abby und Ducky, die an den Computern standen, wobei McGee und Abby an den hohen Tisch gelehnt standen und Ducky auf einem Hocker saß, den Abby ihm zuvor besorgt hatte.

„Gibbs, Gibbs, Gibbs!” Abby schien aufgeregt zu sein und Gibbs verwunderte es ein wenig, dass sie nicht herumsprang und ihn umarmte. „Abbs, Abbs, Abbs.”, ahmte Gibbs sie mit einem Grinsen nach, was die anderen zum Lachen brachte und Abby auf den Boden der Realität holte, „Was gibt es Neues?”

„Michelle MacDonald wurde erwürgt.”, erzählte Abby und Director Shepard mischte sich verwundert ein: „Erwürgt? Hieß es nicht, sie sei erschossen worden?” „Sie wurde genau genommen zuerst erwürgt und dann erschossen.”, erklärte McGee und Abby verbesserte ihn: „Wenn jemand erwürgt wird, kann er nicht mehr erschossen werden, da er nach dem Erwürgen bereits tot ist, McGee!” „Okay, dann wurde sie zuerst erwürgt und dann wurde auf sie geschossen.”, gab McGee nach und Gibbs sah zu Ducky und fragte: „Stimmt das, Ducky?” „Ja, Timothy und Abby haben Recht.”, bestätigte Ducky, „Ich habe es erst herausgefunden, als ich mit der Autopsie begonnen habe.”

Gibbs sah ein wenig nachdenklich von dem Pathologen zu Abby und McGee, dann wanderte sein Blick zu dem Rest des Teams und zu Director Shepard, die allesamt ein wenig angespannt aussahen.

„Sind die Würgemale schon überprüft worden?”, erkundigte sich Gibbs schließlich und McGee antwortete: „Wir sind dabei. Sie stammen allerdings weder von einer Hand, noch von einem Seil.” „Ihr findet heraus, was es ist, verstanden?” „Ja, Gibbs.”, bestätigte Abby und wendete sich zusammen mit McGee den Monitoren und Computern zu.

„Gibbs?” Ziva sah den Dienstältesten fragend an und er nickte zur Bestätigung. „Ich habe den Vater des Mädchens angerufen und erfahren, dass sie zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Lenna eigentlich gemeinsam hätte im Kindergarten sein sollen.”, erklärte Ziva nach einem kurzen Zögern, „Sie waren für diese frühe Uhrzeit angekündigt gewesen ... ” „Aber wenn sie gemeinsam mit ihrem Zwilling dort sein sollte ... ”, meinte Gibbs mit gedämpfter Stimme, „ ... wo ist dieser dann?”

Die Verbindung zu Lisa Moore

Gibbs und sein Team gingen, abgesehen von Director Shepard, die in ihr Büro ging, und McGee, der bei Abby blieb und ihr half, zu ihren Schreibtischen. Dort wollten sie die Entwicklungen ihres neuen Falles besprechen.

„Boss, ist der Fall mit den Deutschen damit von Tisch?”, wollte Tony wissen und Ziva sah ihren Vorgesetzten ebenso fragend an, wie Tony es tat. „Nun ... ”, antwortete Gibbs nachdenklich, während er einen Schluck Kaffee nahm, „ ... offiziell beschäftigen wir uns mit dem Fall des toten Mädch-” „Und Lisa Moore?”

Ziva war aufgestanden, den Blick fest auf Gibbs gerichtet, in der einen Hand ein Stift, die andere Hand auf den Tisch gestützt. Tonys Blick wanderte von Gibbs zu Ziva und veränderte sich zugleich von fragend zu verwundert.

„Wir können sie doch nicht einfach in den Händen der beiden Deutschen lassen!”, sagte Ziva ernst mit lauter Stimme, während sie mit der Hand, in der sie den Stift hielt, ein wenig durch die Luft wedelte, was ihr nicht ähnlich sah.

Tony folgte mit den Augen den Bewegungen des Stiftes und fürchtete zugleich, dass dieser zu Bruch gehen würde, da er sehen konnte, dass Ziva den Stift immer fester packte und es nicht zu bemerken schien – oder so ihren Ärger zu unterdrücken versuchte.

„Lisa Moore wird von einem anderen Team gesucht.”, antwortete Gibbs ruhig, „Und jetzt setz dich und hör mir zu.” Ziva gehorchte mit einem Seufzen. „Wir geben diesem Team alle unsere Hinweise und Beweise, berichten ihnen, was geschehen ist.”, erklärte Gibbs noch immer mit ruhiger Stimme, „Es ist nicht mein Wunsch gewesen, aber Michelle MacDonald geht vor.”

„Boss ... ”, Tony mischte sich nun auch ein, „Wieso kümmern wir uns eigentlich um den Mord an einem Mädchen? Ich meine, sie war nicht einmal auf einem Stützpunkt oder so!” „Weil ihre Mutter eine Forscherin der Marine ist.” Gibbs warf den leeren Kaffeebecher in den Müll.

„Womit beginnen wir?”, fragte Tony und Ziva sagte verärgert, wobei sie wieder aufstand: „Ich bin damit nicht einverstanden, Gibbs. Lisa Moore ist unser Fall, nicht der Fall eines anderen Teams. Sie wissen gar nichts über sie, haben keine Verbindung zu ihr und den Tätern ... sie starten am Punkt Null. Wir haben doch noch nie einfach so in einem Fall aufgehört!” „Officer Ziva David.” Gibbs wurde ernst. „Es wurde so beschlossen und damit hat es sich.”

Tony konnte förmlich sehen, wie Ziva allmählich die Kontrolle über ihren Ärger verlor und er meinte leise: „Boss ... ich würde jetzt an deiner Stelle aufpassen ... ” Gibbs sah Tony nicht an, doch Tony wusste, dass der Dienstälteste ihn gehört hatte. „Ziva ... lass es ... ”, Tony klang ein wenig flehend und verängstigt, denn eine Ziva, die die Kontrolle über sich verlor, hatte er bislang noch nicht erlebt.

„Ich werde den Fall Lisa Moore nicht an irgendein anderes Team abgeben.”, sagte Ziva scharf, „Und wenn ich den Fall alleine übernehme.” „Du wirst nichts dergleichen tun.”, sagte Gibbs laut und stand nun auch auf, wendete den ernsten Blick dabei nicht von Ziva ab, „Du bist eine gute Agentin und hast in Israel eine gute und harte Ausbildung genossen. Dein Gespür war immer sehr hilfreich, aber wenn du jetzt aus der Reihe tanzt, kann das böse enden.” „Ach ja?” „Ja.” „Was willst du mir schon antun?”, fragte Ziva kühl.

Tony sog hörbar die Luft ein. Wagte Ziva es gerade wirklich, so mit ihrem Vorgesetzten zu sprechen? In dieser Tonlage und mit dieser Wortwahl? Was genau hatte sie vor? Und was hatte Gibbs vor? Tony wollte es wissen, aber irgendwie auch nicht, schließlich ging es ihn eigentlich nichts an.

„Ich kann dich unter anderem vom Dienst suspendieren.”, antwortete Gibbs und ging um seinen Schreibtisch herum auf Ziva zu, die jede seiner Bewegungen analysierte und ihn nicht aus den Augen ließ, „Und da wird dir niemand helfen können. Weder DiNozzo, noch Director Shepard.” „Glaubst du wirklich, dass ich aufhöre, wenn ich suspendiert werde?”, fragte Ziva und Gibbs entgegnete: „Vermutlich nicht, aber wenn du deine Dienstwaffe und deine Dienstmarke abgegeben hast, bringst du uns in keine Schwierigkeiten.”

Ziva sah Gibbs eisig an und zerbrach mit den Fingern den Stift in ihrer Hand, dann öffnete sie diese und ließ die zwei Teile des Stiftes auf ihren Schreibtisch fallen, während Gibbs sie weiterhin ernst ansah und Tony immer blasser wurde.

„Es ist deine Entscheidung, ob du nun mit uns arbeitest, oder ob du uns verlässt und ganz alleine an dem Fall arbeitest.”, meinte Gibbs, der sich nun von ihr abwendete und zu der Treppe ging, die unter anderem zum Büro der Direktorin führte, „Aber denk nicht, dass das andere Team dir helfen wird.” Und damit ging er schnellen Schrittes die Treppe nach oben und verschwand dort.

Ziva atmete tief durch und setzte sich langsam. Dabei versuchte sie, wieder ganz ruhig zu werden. Sie tat so, als sei nichts geschehen, obwohl Tony sie noch immer fassungslos anstarrte.
 

Nach einer halben Stunde, in der Gibbs nicht zu ihnen zurück kam, Ziva und Tony kein Wort wechselten und es auch sonst sonderbar ruhig war, fragte Tony vorsichtig: „Was wirst du nun tun, Ziva?”

Ziva sah von ihrem Monitor auf und schwieg, während ihr Blick zu Tony wanderte und an ihm hängen blieb. Dabei fiel ihm auf, dass er traurig aussah, aber er konnte keinerlei Tränen darin ausmachen.

„Ich weiß es nicht ... ”, murmelte Ziva leise, „ ... ich komme mir nutzlos vor.” „Wieso denn das?”, fragte Tony und Ziva antwortete: „Ich will Lisa Moore retten, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass sie wegen mir in Schwierigkeiten steckt. Andererseits hat Gibbs Recht, auch wenn ich das ungern zugebe. Dieses Mädchen, Michelle MacDonald ... sie braucht auch unsere Hilfe und ihr Mörder muss gefasst werden.”

„Das klingt viel eher nach der Officer David, die wir kennen.” Gibbs' Stimme ließ Ziva zusammenfahren und sie fragen, wieso sie nicht bemerkt hatte, dass er über Tonys Schreibtisch auf der Empore der Treppe stand.

„Ich habe einen Termin mit den Eltern von Michelle.” Ziva ging nicht weiter auf Gibbs' Worte ein und beobachtete diesen, der sie ebenfalls beobachtete und sagte: „Dann nimm DiNozzo mit und befragt die Eltern. Geht aber nicht so streng mit ihnen um, sie haben gerade ein Kind verloren.”
 

Als Ziva und Tony vor der Haustür von Familie MacDonald standen, fragte Tony: „Was sollte das vorhin eigentlich mit Gibbs?” „Was meinst du?”, erkundigte Ziva sich verwirrt. „Tust du nur so, oder weißt du das echt nicht?” „Was meinst du denn genau?”, wollte Ziva wissen. „Der Streit mit Gibbs!” „Mir ist einiges klar geworden, als ich in Tel Aviv war.”, antwortete Ziva ein wenig ausweichend.

Die Tür wurde ihnen von einem sechzehn Jahre alten Jungen geöffnet, der die beiden ernst ansah, dann nickte und laut rief: „Mum, Dad! Die beiden Agents von NCIS sind hier!” Tony und Ziva verbesserten den Jungen nicht, dass nur Tony ein Agent und Ziva ein Officer war, konnte der Junge schließlich nicht wissen.

„Bitte die beiden doch herein, Timmy.”, antwortete eine Frauenstimme aus dem Inneren des Hauses und der Junge nickte, trat einen Schritt zur Seite und bat die beiden hinein.

„Sie müssen die beiden Agents von NCIS sein.” Die Besitzerin der Stimme, die vorher mit dem Jungen geredet hatte, kam nun auf Tony und Ziva zu und versuchte freundlich zu gucken, doch beiden fiel sofort auf, dass sie geweint hatte und ihre Augen gerötet und geschwollen waren.

„Das ist Special Agent Anthony DiNozzo.”, stellte Ziva sie beide vor, „Und ich bin Officer Ziva David.” Sie wollte ihre Marke vorzeigen, doch die Frau schüttelte den Kopf und meinte: „Ich erkenne die Leute vom NCIS mit nur einem Blick.” „Wie meinen Sie das?”, wollte Tony wissen. „Wir haben oft mit welchen von Ihrer Sorte zu tun, Special Agent DiNozzo.”, antwortete die Frau, „Folgen Sie mir bitte ins Wohnzimmer.”
 

Im Wohnzimmer setzten sie sich auf die Sessel und das Sofa, der Junge ebenfalls, da er ihnen gefolgt war. Ein Mann saß dort schon in einem der Sessel und schien in Gedanken versunken zu sein, bis seine Frau ihm die beiden Besucher vorstellte.

„Tut mir Leid.”, entschuldigte der Mann sein Verhalten, „Aber die Nachricht von Michelles Tod ... ” Er brach ab und sah zu seiner Frau, die tapfer nickte, dann sah er zu seinem Sohn und fuhr fort: „Die Nachricht hat uns ziemlich geschockt.”

„Entschuldigen Sie, dass wir noch ein paar Fragen stellen müssen, aber wir tun nur, was die Vorschrift verlangt.”, begann Tony und versuchte, freundlich und aufmunternd zu klingen. Der Mann und die Frau nickten und Ziva beobachtete, obwohl es so aussah, als würde sie den Mann und die Frau ansehen, den Jungen aus den Augenwinkeln heraus.

„Darf ich fragen, wo Michelles Zwillingsschwester ist?”, fragte sie schließlich, als sie alle ein paar Minuten geschwiegen hatten, „Sie sagten mir, dass sie im Kindergarten hätte sein müssen, aber wir haben den gesamten Kindergarten von den anderen Agents durchsuchen lassen. Nirgends war eine Spur von ihr.” „Lenna müsste dort sein.”, antwortete Miss MacDonald, „Aber aufgrund dieser schrecklichen Geschehnisse kann es auch gut sein, dass sie bei dem Täter ist ... ”

„Sind Sie wohlhabend?”, mischte Tony sich ein, „Ich meine, besitzen Sie irgendetwas von sehr hohem Wert? Etwas, was so wertvoll ist, dass jemand das Leben von ihrer Tochter gegen dieses Etwas eintauschen würde?” „Nicht was ich wüsste.”, antwortete Mister MacDonald, „Lucy und ich, wir besitzen nichts besonders wertvolles. Das Haus ist unser wertvollster Besitz, abgesehen von unseren Leben und unseren Kindern.” „Thomas, das stimmt nicht ganz.”, warf seine Frau ein, „Wir haben ein paar Aufzeichnungen von meinen Forschungen und die sind sehr wertvoll.” „Darf ich fragen, was für Forschungen das waren?”, wollte Tony wissen, während Ziva aufstand und sich die Bilder auf dem Kamin im Raum ansah.

„Das sind Lenna und Michelle.” Ziva fuhr herum und sah dem Jungen ins Gesicht. „Meine beiden Halbschwestern.”, meinte er und nickte zu dem Bild, das Ziva sich gerade angesehen hatte.

„Halbschwestern?”, fragte Ziva überrascht. „Na ja, wir haben den selben Vater, aber unsere Mütter sind andere.”, erklärte Timmy und Ziva meinte: „Ich weiß, was eine Halbschwester ist. Ich hatte auch einen Halbbruder.” „Hatte?” Timmy war neugierig geworden. „Er ist gestorben.” „War er krank?” „Nein.”, antwortete Ziva, „Er wurde erschossen.” „Oh, tut mir Leid.” Timmy sah Ziva mitleidig an.

„Wer ist diese junge Frau auf dem Bild?”, fragte Ziva, „Die dort neben dir steht? Falls du das bist?” „Das ist meine richtige Schwester Lisa.”, meinte Timmy lächelnd, „Sie meldet sich sonst jeden Dienstag ... nur diese Woche nicht.” „Lisa?”, fragte Ziva und betrachtete die junge Frau auf dem Bild genauer.

Die Frau sah jünger aus, die Haare waren hoch gesteckt und sie trug ein luftiges Sommerkleid in weiß mit orangen Blumen und grünen Blättern, war Barfuß. Und doch erinnerte sie Ziva an eine Frau, die sie kannte. An eine Frau, die verschwunden war, an eine Frau, die verprügelt worden war. Sie erinnerte Ziva an Lisa Moore.

„Sie heißt nicht zufällig Lisa Moore?” „Woher wissen Sie das?” „Ich ... ich kenne sie.”, umging Ziva eine ausführliche Antwort, „Eine nette und hübsche Frau.” „Finde ich auch.”, stimmte Timmy ihr zu, „Ihr Freund ist einer von Ihnen.” „Ein Special Agent?” „Ja.” Timmy klang stolz. „Sie brachte ihn mal mit.”, erzählte er Ziva, „Jimmy ... Jimmy Lee Cheston. Ja, das war sein Name!” „Ich kenne ihn.”, erklärte Ziva, „Aber er lebt nicht mehr.” „Was?” „Er ... wurde ermordet.”, beantwortete Ziva seine Frage, „Ich kenne die Mörder, kann sie aber nicht stellen.” „Wieso denn das nicht?” Timmy klang aufgebracht. „Solche Menschen gehören hinter Gittern!” „Da magst du Recht haben.”, bestätigte Ziva, „Aber uns fehlt jede Spur.” „Aber ... aber ... ”

Ziva drehte sich um und sah zu Tony, der noch immer mit dem Ehepaar MacDonald sprach und sie über die Zwillinge ausfragte. Dabei musste er all seine Fragekünste einsetzen, da Miss MacDonald wieder und wieder in Tränen ausbrach und die Fassung verlor. Also hieß es für Tony, die Fragen so zu formulieren, dass sie nicht zweideutig waren und die arme Frau zum Weinen brachten.

„Haben Sie den Mörder Ihres Halbbruders gefasst?”, fragte Timmy Ziva, die ihn fragend ansah, „Na, Sie sagten doch, dass er erschossen wurde!” „Ja, ich habe ihn gefasst.”, log Ziva, „Das Gewissen bringt ihn fast um.” „Ob das bei den Mördern meiner Halbschwestern auch so sein wird? Und bei dem von Lisas Freund?”, fragte Timmy und Ziva antwortete: „Ich kann dir nichts versprechen, aber ich denke, es wird so sein, wenn sie nur ein wenig menschlich sind.” „Menschlich?” „Wenn sie Gefühle haben ... und eine Seele.”, erklärte Ziva, „Es gibt auch Menschen, die andere töten, weil sie es so gelernt haben. Eiskalt. Brutal. Und es macht ihnen nichts aus.” „Das ist ja grausam!” „Aber wahr.”

Sie nickte langsam und seufzte, schließlich redete sie von sich. Einst hatte sie andere einfach so getötet, es hatte sie nie interessiert und es interessierte sie noch immer nicht, obwohl sie nun vorher überlegte, ob sie diese Person wirklich töten sollte. Seit sie Ari erschossen hatte, hatte sie ein schlechtes Gewissen, schließlich hatte sie ihn wegen ihrer eigenen Fehler erschießen müssen.

„Können Sie für mich herausfinden, wo Lisa steckt?”, fragte Timmy Ziva und schüttelte den Kopf: „Ich wünschte, ich wüsste, wo sie ist, doch die selben Leute, die ihren Freund ermordet haben, haben sie in ihrer Gewalt.” „Das kann nicht sein!” „Ist so, sie hatten mich auch in ihrer Gewalt.”, erzählte Ziva, „Sie haben es zwischenzeitlich auch auf mich abgesehen gehabt.” „Jetzt nicht mehr?” „Sie haben mich angeschossen, ich lag im Krankenhaus.”, berichtete sie, „Dann musste ich an einen anderen Ort, an dem sie nicht waren ... und ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt wissen, dass ich wieder hier bin.” „Wow ... ” Timmy staunte.

„Ziva?” Tony war aufgestanden und zu Ziva und Timmy gegangen, sah seine Partnerin nun an, die ihm zunickte. „Ich habe alles, wir können los.” „Okay.”, stimmte Ziva ihm zu und sah zu dem Ehepaar MacDonald, „Danke, dass sie unsere Fragen beantwortet haben.”
 

Als Tony und Ziva wieder zurück im Hauptquartier waren, wurden sie von Gibbs, Director Shepard und McGee, der mit Abby an den Computern im Labor gearbeitet hatte, erwartet.

„Ein Empfangskomitee!”, war alles, was Tony ein wenig stolz sagte, als er neben Ziva aus dem Fahrstuhl stieg und zu seinem Schreibtisch ging. Dafür verpasste Ziva ihm auch einen leichten Stoß mit ihrem Ellenbogen in seine Seite, was er mit einer, ein wenig schmerzerfüllten Grimasse beantwortete.

„Was habt ihr erfahren?”, erkundigte Gibbs sich, als Ziva und Tony sich gesetzt hatten. Ziva, die sich streckte und ein wenig mitgenommen aussah, antwortete: „Ich weiß nicht, was Tony herausgefunden hat, da ich nur mit Timmy MacDonald, dem Sohn, geredet habe, aber mein Gespräch war sehr interessant.” „Meines auch.”, meinte Tony. „Ja, wenn man bedenkt, wie oft sie in Tränen ausgebrochen ist.”, warf Ziva ein und Tony rollte ein wenig genervt mit den Augen.

„Also ... ?” Gibbs klang ungeduldig und Tony erzählte schnell: „Also, Lenna, der Zwilling von Michelle, müsste eigentlich im Kindergarten gewesen sein, aber wie wir ja alle wissen, war sie nicht dort. Wir haben uns erkundigt, ob die Familie im Besitz von etwas Wertvollem sei und man hat uns erzählt, dass Aufzeichnungen von den Forschungen von Miss MacDonald im Haus sind.”

„Was sind das für Aufzeichnungen?”, unterbrach Director Shepard Tonys Bericht, wobei sie ihn interessiert ansah, was ihn zum Grinsen brachte, während er fort fuhr: „Sie forscht unter anderem mit zwei weiteren Forschern an einem speziellen Gift, welches die Marine vielleicht bald nutzen will. Dieses Gift soll so hoch konzentriert sein, dass es in Sekundenschnelle tötet, allerdings die Umwelt nicht zerstört und belastet. Also wenn es ins Wasser gelangen würde ... ” „Ich weiß, DiNozzo.”, bestätigte Director Shepard, „Das Gift soll angeblich nur tödlich für Menschen sein.” „Genau und Lucy MacDonald versicherte mir, dass sie nahe an einem Durchbruch waren und sie die Aufzeichnungen im Haus hatte, da sie Nachts hatte weiter forschen wollen.”

„Also können wir vermuten, dass sie Lennas Leben gegen diese Aufzeichnungen tauschen wollen?”, fragte McGee und Tony nickte, während Gibbs und Director Shepard leise darüber diskutierten.

„Der gesamte Rest war weniger interessant, ich musste mir das halbe Leben der Zwillinge anhören.”, seufzte Tony, „Wann sie geboren sind, was ihre ersten Krankheiten waren, wie sie ihre Namen erhalten haben ... ”

„Dafür konnte Timmy MacDonald mir mehr erzählen.”, unterbrach Ziva Tonys Aufzählung und damit gewann sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden, „Timmy ist nur der Halbbruder der Zwillinge, aber das nur am Rande. Das wirklich interessante ist, dass seine richtige Schwester Lisa Moore ist!”

Gefährliche Party

Zivas Worte ließ die anderen große und überraschte Blicke miteinander tauschen, was Ziva, erfreut über ihren bisher noch nicht vollständigen Bericht, grinsen ließ.

„Der Junge erzählte mir, dass er auch den Freund seiner Schwester, Jimmy Lee Palmer, kenne. Er hat ihn einmal gesehen, wusste nichts über seinen Tod, wusste nicht, dass dieser vorgehabt hatte, sich von Lisa Moore zu trennen.”, erzählte Ziva, „Lisa Moore meldete sich bisher jeden Dienstag ... nur eben nicht diese Woche, was ja verständlich ist, da sie seit Montag in den Händen der Deutschen ist.”

„Meint ihr, dass dieser Mord an Michelle und das Verschwinden von Lenna MacDonald etwas mit den Deutschen und Lisa Moore zu tun hat?”, fragte McGee und Ziva nickte, während Tony mit der Schulter zuckte und die Direktorin und Gibbs Blicke austauschten, aber nichts sagten.

„Zumindest bekommt Ziva nun ihren Willen.”, meinte Gibbs ernst, „Der Fall Lisa Moore wird wieder unserer und die Jagd auf die Deutschen geht in die nächste Runde.”
 

Gegen achtzehn Uhr klingelte Zivas Telefon. Gibbs war bei Ducky und unterhielt sich mit diesem über die Autopsie von Michelle MacDonald, während McGee bei Abby war und die beiden die Beweise auswerteten. Tony hingegen musste Meldungen an alle Behörden schicken, in denen auf die Deutschen, Lisa Moore und Lenna MacDonald aufmerksam gemacht wurde. Und Ziva musste eigentlich alle Informationen, die sie über die Opfer bekommen konnte, ordnen.

„Officer David.” Zivas Stimme holte Tony aus seiner Arbeit und seinen Gedanken und er beobachtete sie eine Weile beim Telefonieren. „Nein, Special Agent Gibbs ist im Moment nicht hier.”, erklärte Ziva ruhig, „Wenn Sie wollen, hinterlasse ich ihm eine Nachricht.”

Sie notierte schnell etwas auf einen Zettel und legte auf, dann wanderte ihr Blick zu Tony, der sie noch immer anstarrte und den Blick nicht von ihr abwenden konnte, was sie verwunderte und zugleich zum Grinsen brachte.

„Arbeit erledigt?”, erkundigte sie sich bei ihrem Partner, der sich sofort wieder seiner Arbeit zuwendete und fragte: „Wer war das?” „Er nannte mir nur seinen Nachnamen.”, beantwortete Ziva Tonys Frage, „Emiliano.” „Klingt italienisch.” „Dachte ich mir auch.”, murmelte Ziva und wendete sich wieder ihrem Monitor zu, um die bisherigen Informationen zu überprüfen.

„Was wollte er?”, fragte Tony und hörte nicht auf, auf seiner Tastertur zu tippen. „Gibbs sprechen, aber das dürftest du mitbekommen haben.” „Ja, aber ich wollte wissen, wieso er Gibbs sprechen will.” „Woher soll ich das wissen?” „Vielleicht hat er dir den Grund genannt, Ziva.” „Nein, das hat er nicht.”

„Ihr beiden sollt arbeiten, nicht quatschen.” Gibbs war wieder zurückgekommen, in seiner linken Hand den Bericht von Ducky, in der rechten einen Becher Kaffee. Beides stellte er auf seinem Schreibtisch an, bevor er Ziva fragte: „Schon fertig?” „Nein.”, erklärte Ziva, „Es hat jemand für dich angerufen.” „Wer denn?”, wollte Gibbs wissen und Ziva reichte ihm ihren Zettel, „Danke.”

Damit ging er zurück an seinen Schreibtisch, setzte sich und trank einen Schluck seines Kaffees, bevor er die Nummer wählte und wartete, dass jemand abnahm und er sich vorstellen konnte: „Special Agent Gibbs. Mir wurde mitgeteilt, dass ein Emiliano sich nach mir erkundigt hat.” „Das war ich.” „Und weshalb?” „Ich kenne Ihre Täter und möchte Ihnen die Chance geben, sie zu fassen.” „Woher soll ich wissen, dass Sie nicht lügen?” Gibbs klang aufgebracht.

Tony und Ziva tauschten unauffällig Blicke miteinander, die Bände sprachen: Dieser Emiliano wollte etwas von Gibbs, was Gibbs allerdings nicht wollte. Alle beide wussten, dass Gibbs mit solchen Leuten nicht klar kam und ihnen sehr schnell zeigte, wer eigentlich der Boss war und wer nach welcher Pfeife zu tanzen hatte.

„Das müssen Sie selbst entscheiden, Special Agent Gibbs.” „Nun gut, dann sagen Sie mir, wie.”, konterte Gibbs. „Zwei ihrer Leute werden morgen Abend auf einer Party sein, die vielleicht die letzte ihres Lebens sein wird.” „Wie meinen Sie das?” „Mindestens einer der Deutschen wird ebenfalls anwesend sein und ihren Leuten gebührend einheizen.” „Nennen Sie mir die Namen!”, forderte Gibbs Emiliano laut auf. „Ich kann Ihnen nur meinen Namen nennen, aber selbst Ihre Computerspezialisten werden nichts über mich finden.” „Dann nennen Sie ihn mir.” „Damiano Emiliano.” Und damit legte er auf.

„Boss?” Tony klang unsicher, schließlich wusste er nicht, ob es in dem Moment gut war, Gibbs anzusprechen. Doch Gibbs reagierte gewohnt normal: „Ja?” „W-was wollte er?”, erkundigte sich Tony neugierig. „Was dieser Emiliano wollte?”, wiederholte Gibbs Tonys Frage, „Das geht euch vorerst nichts an. Hol lieber McGee, Abby, Director Shepard und Ducky her.” „Wird gemacht, Boss.” Und damit sprang Tony auf und rannte los, die anderen holen.
 

Höchstens zehn Minuten später standen Ducky, Abby, Director Shepard und McGee zwischen den Schreibtischen von Gibbs' Team, schließlich hatte Tony sie alle geholt.

„Jethro, was genau möchtest du von uns?”, fragte Ducky verwundert, „Es ist selten, dass wir alle uns hier treffen, wenn es nicht ums Essen geht.” „Nun, Ducky ... ”, antwortete Gibbs, „ ... dieses Treffen hat auch seine Wichtigkeit.” „Dann hättest du die Güte uns zu erzählen, weshalb wir kommen sollten?”, erkundigte Ducky sich und Gibbs stellte seine Frage direkt: „Wer von euch allen wird morgen Abend auf einer Feier sein?”

Sein Blick wanderte über das Gesicht von jedem seiner Leute, selbst über das der Direktorin, Abby und Ducky, die ja nur indirekt seine Leute waren. Und jeder dieser Leute sah so verwirrt aus, wie jemand, der nicht wusste, weshalb ihm eine solche Frage gestellt wurde. Jeder außer zwei Personen, die beide langsam die Hände hoben.

„Gibbs ... ” Abby war eine der beiden Personen, die die Hand gehoben hatten. „Gibbs, Ziva und ich wollten ... ”, murmelte Abby leise, „ ... morgen eigentlich weg.” „Ziva und du?” Das war Tonys verwunderte Stimme, die diese Frage stellte. „Seit wann geht ihr beiden zusammen auf eine Party? Eine Goth und eine Ninja?”

Ein lautes Klatschen ließ diejenigen, die nicht zu Tony gesehen hatten, wissen, dass Ziva ihm eine Kopfnuss gegeben hatte. Wer jetzt zu ihm sah, konnte sehen, wie er sie böse ansah und sich den Hinterkopf rieb, da ihre Kopfnuss ziemlich hart gewesen war.

„Bevor ihr euch hier noch weiter schlagt, möchte ich, dass ihr mir sagt, wohin ihr wollt.”, meinte Gibbs ernst, „Und die anderen können ihrer Arbeit weiter nachgehen.”

Tony wechselte einen Blick mit McGee, dann begaben sich beide an ihre Computer und arbeiteten weiter, während die Direktorin bei Gibbs, Abby und Ziva stehen blieb und Ducky wieder zurück in die Autopsie ging, wenn auch ein wenig zögernd.

„Ein Freund von mir feiert in Lasses Partykeller.”, erzählte Abby, „Und ich wollte nicht alleine auftauchen, also habe ich Ziva gefragt, die zugestimmt hat.” „Darf ich fragen, wann ihr beide dorthin wolltet?” „Gegen neun.”, beantwortete Ziva seine Frage, „Und keine Sorge, Abby kommt heile wieder zurück.” „Das ist es nicht.”, widersprach Gibbs, „Ich habe einen Anruf erhalten, dass mindestens einer der Deutschen ebenfalls dort sein wird und es auf euch abgesehen hat.”
 

Später am Abend schaltete Ziva, die mit McGee alleine an ihrem Computer saß und arbeitete, während Gibbs neuen Kaffee holte, ihren Computer aus und räumte ihren Schreibtisch schnell ein wenig auf.

„Ich weiß, es geht mich nichts an ... ”, begann McGee schließlich, als Ziva ihre Jacke anzog und zur Heimfahrt bereit machte, „ ... aber was ist das für eine Party und wieso hat Abby nicht mich gefragt?” Ziva schwieg und sah zu McGee, der sie ebenfalls ansah, während sie ihre Jacke zuknöpfte.

„Ich bin doch schon länger mit ihr befreundet.”, meinte er leise und klang ein wenig enttäuscht, „Ich habe nicht einmal etwas davon gewusst.” Ziva schwieg weiter und schnappte sich ihre Mütze und auch McGee schwieg nun.

„Wir sehen uns morgen.” Ziva wandte sich um, wollte gerade zum Fahrstuhl gehen, als sie McGee sagen hörte: „Ich dachte, ich wäre so etwas wie ihr Freund ... ” „Bist du auch, Tim.”

Ziva war stehen geblieben, hatte sich umgedreht und sah zu ihm und lächelte ihn an, während sie mit ihrer rechten Hand auf den Knopf vom Fahrstuhl drückte.

„Hast du mich gerade ... ”, fragte McGee verwundert, „ ... Tim genannt?” Sie zwinkerte ihm nur zu und stieg dann in den Fahrstuhl, der mit seinem üblichem Ton aufging und sich hinter ihr dann schloss und sie nach unten brachte.
 

Der nächste Tag verlief vorwiegend normal, abgesehen davon, dass das gesamte Team sich darum kümmerte, Ziva und Abby für den Abend vorzubereiten, da beide noch immer auf diese Feier gehen wollten, was McGee immer nachdenklicher stimmte, Tony Witze reißen ließ und Gibbs besorgter machte.

„Wollt ihr beide wirklich auf diese Feier?”, fragte er an diesem Tag immer und immer wieder, was Abby, auch wenn er ihr jedes Mal ihr Getränk mitbrachte und sie sich riesig über seinen Besuch freute, schon bald nervte und auch Ziva zur Weißglut brachte. Diese konnte ihren Ärger aber vor Gibbs verstecken und ließ alles über sich ergehen, abgesehen von Abby, die Gibbs gegen Abend einfach aus ihrem Labor schmiss und ihm erklärte, dass sie keinen Aufpasser brauche, da sie Ziva bei sich habe und das sie ganz genau wisse, wie die Deutschen aussähen, schließlich habe Ziva sie gesehen.

Letzten Endes fand man aber eine Lösung für Gibbs Sorgen, welche von McGee kam: Ziva und Abby sollten beide jeweils ihr Handy anlassen und sich mindestens jede Stunde bis zweite Stunde bei ihm irgendwie melden und sei es per SMS.

Somit konnten Ziva und Abby gegen neunzehn Uhr das Hauptquartier verlassen und nach hause fahren, um sich für die Party anzuziehen und sich dann um halb neun bei Ziva zu treffen.
 

Pünktlich um halb neun klingelte Abby bei Ziva, die in Trainingshose und weitem T-Shirt vor dem Spiegel gestanden und überlegt hatte, was sie anziehen sollte. Abby begleitete sie deshalb ins Schlafzimmer, da diese schon wusste, was sie ihr vorschlagen würde, auch wenn Ziva Bedenken hatte, was Abbys und ihren Geschmack anging.

Dennoch hatten die beiden nur wenige Minuten später etwas gefunden, was beide zufrieden stimmte und Ziva sogar in Staunen versetzte, als sie sich im Spiegel betrachtete.

„Wir müssen deine Haare noch machen.”, meinte Abby mit einem Grinsen und schon hatte sie eine Bürste in der Hand. „Aber ... ”, widersprach Ziva und hob abwehrend die Hände, „ ... ich habe vor, die offen zu tragen. Gewaschen, geföhnt und gekämmt sind sie, also was hast du vor?” „Ich wollte sie hochstecken.” „Hochstecken?” Ziva war skeptisch, aber Abbys fast flehender Blick ließ Ziva mit einem Seufzen nachgeben und sich einfach auf einen niedrigen Stuhl hocken, während Abby ihre Haare fertig machte.
 

„Ich hätte nicht geglaubt, dass das gut aussieht.”, meinte Ziva kurz darauf im Auto, als die beiden zur Party fuhren und sie ihre Frisur im Spiegel auf der Beifahrerseite betrachtete, „Du hast ein Händchen dafür, Abby!” „Sage ich doch.”, meinte Abby und parkte den Wagen auf dem Parkplatz von Lasses Partykeller, „Aber mir glaubt ja keiner.” „Dich kennt man ja auch nicht mit vielen Frisuren.”, warf Ziva ein und Abby nickte langsam: „Aber auch nur, weil ich meistens keine Lust auf etwas anderes habe.”

Die beiden Frauen stiegen aus und betraten Lasses Partykeller, in dem schon viele Leute waren. Ziva sah sich sofort aufmerksam um und versuchte herauszufinden, ob sie einen der Deutschen erkennen konnte, doch nirgends sah sie einen von ihnen.

Abby verschwand nur kurze Zeit später auf der Tanzfläche, während Ziva sich zur Bar begab und dort auf einen der Hocker setzte, sich einen Drink bestellte und diesen langsam trank, während sie die Menschen beobachtete.

„Ganz alleine hier, Schönheit?” Die Stimme jagte Ziva einen eisigen Schauer über den Rücken. „Soll ich dir noch einen Drink ausgeben?” „N-nein, danke ... ”, antwortete Ziva zögernd und sah den Besitzer der Stimme ernst an, „Tut mir Leid, aber ich habe noch.”

Der Mann, den Ziva an der Stimme als einen der Deutschen erkannte, zuckte mit der Schulter und lächelte sie an, doch Ziva erwiderte dieses Lächeln nicht, sie suchte mit einem geübten Blick die Tanzfläche nach Abby ab.

„Suchst du deinen Freund?”, fragte der Mann und setzte sich neben Ziva auf den soeben freigewordenen Hocker. „Nein, eine Freundin.”, antwortete Ziva kühl und versuchte dabei, sich so normal zu geben wie immer, als ob ihn nicht erkannt hätte. „Eine Freundin also.”, wiederholte der Mann nachdenklich, „Und wie heißt diese Freundin, wenn ich fragen darf?” „Nein, dürfen Sie nicht.”, murmelte Ziva und trank den letzten Rest ihres Drinks aus.

„Miss, wollen Sie noch einen?”, fragte der Mann hinter den Tresen und Ziva schüttelte den Kopf, so dass er nur das Glas wegräumte und sich dann wieder den anderen Gästen zu wandte.

„Sie haben etwas gegen mich.”, mutmaßte der Deutsche und Ziva würdigte ihn keines Blickes, „Und das lässt mich fragen, wieso. Wir kennen uns doch schließlich erst wenige Minuten.” „Wie kommen Sie denn auf solche Ideen?”, fragte Ziva, der eine Idee gekommen war, da sie Abby noch nicht entdeckt hatte, „Ich habe nichts gegen Sie.”

In dem Moment begann jedoch ihr Handy zu klingeln und Ziva sah den Mann an, zuckte mit der Schulter, stand auf und ging zur Garderobe, in der es ein wenig leiser war als im Rest des Partykellers.

„Ja?” Ziva hatte abgenommen und klang ein wenig genervt. „Ziva, geht es Abby und dir gut?” „Natürlich, was denkst du denn, Tony?”, antwortete Ziva, „Wir sind alt genug, um auf uns selbst aufpassen zu können.” „Schon eine Spur von den Deutschen ... ?”, wollte Tony wissen und Ziva fauchte gereizt: „Ja und du störst mich mitten in meiner Arbeit!” „Ziva, was hast du vor?” „Ich kann dich dabei nicht gebrauchen, okay?”, entgegnete Ziva, „Ich finde gerade ein wenig mehr über ihn heraus und du ... ruf das nächste Mal Abby an und nicht mich! Wer weiß, wo ich dann gerade bin!” „Zi-”, begann Tony, doch Ziva legte einfach auf und ging zurück zu ihrem Hocker, neben dem noch immer der Deutsche saß.

„Ihr Freund?”, wollte dieser wissen und sah sie ernst an, doch Ziva schüttelte den Kopf und antwortete: „Ein Arbeitskollege, der ein Problem hatte.” „So so ... ”, murmelte der Deutsche leise und trank einen Schluck des Getränks aus, welches er sich bestellt hatte, während Ziva telefoniert hatte und weg gewesen war.

„Rauchen Sie?”, fragte der Deutsche und Ziva schüttelte den Kopf, „Hätten Sie trotzdem die Güte, mit mir nach draußen zu kommen und mir dort Gesellschaft zu leisten?” Ziva überlegte einen Moment, dann nickte sie und stand auf, während der Mann ebenfalls aufstand und sie dann beide nach draußen gingen.
 

„Sie scheinen eine sehr nette und freundliche Frau zu sein.”, mutmaßte der Deutsche und zündete seine Zigarette an, „Zumindest im Moment.” „Nun, wenn Sie meinen.”, murmelte Ziva leise, „Ich kann es sein, wenn es verlangt wird.” „Wird es?” „Im Moment nicht.”, antwortete Ziva.

Wieder klingelte ihr Handy und ein schneller Blick aufs Display verriet ihr, dass Abby sie anrief: „Ziva, wo bist du? Ich habe dich an der Bar gesehen, aber plötzlich bist du weg gewesen!” „Ich bin draußen.”, erklärte Ziva ihr, „Mach dir keine Sorgen.” „Ich soll mir keine Sorgen machen?”, fragte Abby ungläubig, „Gibbs und die anderen machen sich riesige Sorgen wegen dem Deutschen ... und du sitzt an der Bar, redest mit irgendeinem Typen und verschwindest plötzlich spurlos!” „Ich bin nicht verschwunden.”, antwortete Ziva ruhig, „Ich bin nur draußen.” „Ich komme jetzt zu dir, Ziva.”, sagte Abby und legte auf.

„Das war die Freundin, mit der ich hier bin.”, erklärte Ziva, als der Deutsche sie fragend ansah, „Sie macht sich schnell Sorgen, obwohl sie diejenige war, die plötzlich auf der Tanzfläche verschwunden ist.” Der Mann musste lachen und wollte sie gerade etwas fragen, als Ziva meinte: „Und bevor Sie noch einmal nach meinem Freund fragen: Ich habe keinen.” Wieder musste der Mann lachen und Ziva lachte auch mit.

„Da bist du ja!” Abby kam aus dem Haus auf sie zu und gesellte sich zu ihnen. „Ich war nie weg.”, meinte Ziva und setzte einen Blick auf, der Abby sagen sollte, wer der Typ war, ohne dass er dem Mann verriet, dass er enttarnt worden war. „Nun gut, wie du meinst.”, stimmte Abby zu, „Machst du dich mit deiner Begleitung bekannt?” „Wenn ich den Namen wüsste, ja.”, antwortete Ziva.

„Nick Reichert.”, antwortete der Deutsche, „Eine Barbekanntschaft Ihrer Freundin.” „Abby.”, meinte Abby grinsend, „Und diese Dame ist Ziva.”

In Nicks Augen leuchtete etwas wie Wiedererkennen auf und plötzlich machte er eine Handbewegung, so dass er Ziva das Handy, welches sie gerade in der Hand gehabt hatte, aus der Hand schleuderte.

„Was in aller Welt ... ?!”, fauchte Abby, die noch immer nicht begriffen hatte, was Ziva ihr hatte sagen wollen, „Sind Sie komplett übergeschnappt?!” „Abby, reiz ihn nicht.”, murmelte Ziva fast lautlos, „Du scheinst nicht erkannt zu haben, wer er ist.” „Ihre Freundin hat Recht.”, mischte Nick sich ein und hob die Hand, fast so, als wollte er jemanden ein Zeichen geben.

Im selben Moment fielen Schüsse und Ziva stieß Abby zur Seite, so dass diese an der Hauswand stand und somit nicht in der Schusslinie war. Ziva selbst zog ihre Dienstwaffe, die sie bei sich trug, und schoss in die Richtung, aus der die Schüsse kamen, jedoch schien sie keinen Erfolg zu haben, da die Schüsse nicht aufhörten.

„Es ist zwecklos.”, sagte plötzlich eine Stimme hinter Ziva und Abby schrie laut ihren Namen, als Ziva von etwas Hartem im Nacken getroffen wurde und zu Boden ging, „Ich dachte, dass wenigstens Sie erkannt hätten, was wir wollen, Miss David.”

Um Ziva wurde alles schwarz herum, es wurde nicht mehr geschossen und Abby warf dem Deutschen Schimpfwörter an den Kopf, die schlimmsten, die sie kannte. Dabei kniete sie sich neben Ziva nieder und tastete nach deren Puls, funkelte Nick böse an und fragte: „Weshalb?” „Sie und ich, wir hatten das beide Ziel.”, antwortete Nick und sah Abby abweisend an, „Und glücklicherweise habe ich gewonnen. Nur sind Sie jetzt im Weg ... und ich glaube, wir kassieren noch richtig für Sie ab.”

Wo sind Ziva und Abby?

„Geh schon ran ... ” Tony lief vor sich hin murmelnd auf und ab, während er versuchte, Ziva zu erreichen. „Los, komm schon ... ” Er legte auf, wählte noch einmal ihre Nummer, in der Hoffnung, er habe nur die falsche Nummer gewählt. Doch noch immer nahm keiner ab, so dass er Abby anrief, die allerdings ebenso wenig wie Ziva ans Handy ging.

„Tony, beruhige dich.” McGee sah Tony beruhigend an. „Ziva weiß, wann sie in Gefahr ist und dann weiß sie, dass sie sich bei uns melden soll.”, meinte er, „Und auch Abby ist gar nicht so schwach.” „Du musst es ja wissen ... ”, knurrte Tony, hörte aber auf McGee und setzte sich.

McGee überging Tonys Bemerkung und arbeitete weiter an seinem Computer und obwohl er Tony immer wieder Blicke zuwarf um zu sehen, ob es diesem noch gut ging, kam er schnell voran, ganz im Gegensatz zu Tony, der sich um Abby und Ziva, vor allem aber um Ziva, sorgte.

„Ich kann hier nicht länger warten!”, sagte Tony laut und sprang auf, was McGee ihm wieder einen Blick zuwerfen ließ, „Ich muss jetzt zu diesem Partykeller.” „Tony, du weißt, dass Ziva dich dann mehr als nur einmal schlagen wird?”, fragte McGee nach und Tony nickte, „Und dass sie dich wochenlang ... nein, monatelang aufziehen wird?” Tony starrte seinen Kollegen entsetzt an, als ihm die Bedeutung von McGees Worten klar wurde.

„Vielleicht hast du ja Recht.”, gab er leise zu und setzte sich wieder, „Ich kann es nicht ab, wenn Ziva einen Grund hat, mich so dermaßen aufzuziehen.” „Ihr versteht euch sonst aber gut.”, meinte McGee mit einem Grinsen. „Abby und du doch auch.”, konterte Tony ein wenig verärgert, „Und ihr seid doch auch kein Paar! Also hat das nichts zu bedeuten, Bambino.” „Wenn du meinst ... ”, gab McGee nach, der bemerkte, dass Tony nicht wirklich in der Stimmung für Scherze war.

„Was auch immer bei euch beiden los ist ... ”, konnten die beide plötzlich Gibbs Stimme vernehmen und sie drehten beide ihre Köpfe und sahen, dass Gibbs die Treppe zu ihnen herunter kam, „ ... werdet wieder normal und macht euch fertig.” „Weshalb, Boss?”, wollte McGee wissen und Gibbs sah ihn ernst an, als er antwortete: „Sagt dir der Name Lasses Partykeller etwas?” Tony wurde blass, während McGee langsam nickte. „Dann weißt du, wohin unsere Reise geht.”, meinte Gibbs, „Und jetzt beeilt euch ein bisschen!”
 

Als die drei bei Lasses Partykeller ankamen, war Tony der erste, der aus dem Wagen sprang. Ungeduldig wartete er darauf, dass Gibbs ihm und McGee erklärte, was geschehen war, doch dieser hatte seit ihrer Abfahrt vom Hauptquartier kein Wort mehr gesagt.

„Boss, was ist denn los?”, fragte Tony und Gibbs gab ihm genervt eine Kopfnuss, da Tony diese Frage schon die ganze Fahrt über gestellt hatte, „Sind Ziva und Abby okay?” „Mhm.”, war alles, was Gibbs von sich gab. „Bist du dir sicher, Boss?”, erkundigte sich McGee, „Ich sehe sie nämlich nirgends.” „Mhm.”, war wieder alles, was Gibbs antwortete.

„Kannst du mit Abbys Programmen und Maschinen umgehen, McGee?”, erkundigte Gibbs sich, als sie unter dem gelben Absperrband hergingen, welches Tony ein wenig entsetzt ansah. „Ich denke schon.”, antwortete McGee, „Wenn es nichts schweres und komplexes ist.” „Anhand von Patronenhülsen Waffen erkennen und deren Besitzer ausfindig machen?”, hakte Gibbs nach und McGee nickte, „Gut, denn genau das wirst du machen.”

„Boss, wenn geschossen wurde ... ”, begann Tony, „ ... wo ist dann der Krankenwagen? Oder der Wagen von Ducky? Gab es keine Verletzten? Keine Toten?” „Du hättest Detektiv werden sollen, DiNozzo.”, meinte Gibbs mit einem Seufzen, „Jetzt geh an die Arbeit und hilf McGee beim Suchen der Patronenhülsen.” „Wo sind Ziva und Abby?”, fragte Tony und Gibbs fauchte genervt: „Geh an die Arbeit, DiNozzo!” Tony ging langsam weg und half McGee schließlich beim Einsammeln und Dokumentieren der Hülsen.

„Boss!” McGee rief laut nach Gibbs, der augenblicklich zu ihm kam: „Ja?” „Das ist ... Abbys Handy.” McGee deutete auf das schwarze Handy vor ihm und Gibbs fiel auf, dass McGees Hand zitterte. „Warum liegt das hier?” „Frag nicht mich, sondern die Deutschen.”, knurrte Gibbs und richtete sich wieder auf, da er neben McGee gekniet hatte um das Handy genauer betrachten zu können. „Die ... Deutschen?”, wiederholte McGee ungläubig, „Wieso ausgerechnet die?” „Weil wir vor ihnen gewarnt wurden, falls du dich erinnern kannst?”, antwortete Gibbs und McGee nickte, „Sie haben Abby und Ziva.”
 

Kurz darauf hatten sie den so genannten Tatort vollständig untersucht und alle Beweise eingetütet und in ihren Wagen gebracht. Schließlich hatten sie sich auf den Weg zum Hauptquartier gemacht, während Tony immer wieder Gibbs' Worte wiederholte und nicht realisieren wollte, was geschehen war. Gibbs hingegen fuhr den Wagen und telefonierte dabei mit Director Shepard, die letzten Endes erfahren musste, was geschehen war. McGee saß schweigend bei ihnen und drehte Abbys eingetütetes Handy in seinen Händen, während er es nachdenklich betrachtete.

„Das habe ich ihnen doch auch gesagt!”, sagte Gibbs verärgert, „Warum bekomme ich jetzt die Schuld zugeschoben?” „Sie haben Ziva ... sie haben Abby ... ”, murmelte Tony weiter und sah dabei aus dem Fenster, wobei er jedoch die Häuser und Vorgärten draußen, an denen sie vorbei fuhren, nicht wahrnahm.

„Vergiss es! Ich habe McGee schon danach gefragt und er meinte, er könne damit umgehen.”, fauchte Gibbs die Direktorin am anderen Ende der Telefonleitung an, „Ich will nicht irgendeinen Typen aus irgendeinem anderen Labor, ich will, dass mein Team daran arbeitet. Keine fremde Hilfe.” „Abby und Ziva ... bei den Deutschen ... ”, murmelte Tony noch immer.

„DiNozzo!” Gibbs' Stimme wurde noch ein Stück lauter, als sie ohnehin schon gewesen war. „Hör endlich auf und sei still!” Er funkelte Tony böse an, der seinen Blick zwar auf Gibbs gerichtet hatte, jedoch durch diesen hindurch sah. „Schon besser.”, meinte Gibbs ein wenig ruhiger und wendete sich wieder dem Gespräch mit Director Shepard zu, „Nein, alles bestens. Nur DiNozzo scheint unter Schock zu stehen ... ”

„Tony, was ist los?”, fragte McGee, als plötzlich Tonys Handy klingelte und dieser hektisch danach suchte, bis er es schließlich fand und ohne auf das Display zu schauen abnahm: „Ja?” Er sah enttäuscht aus, als er die Stimme von Ducky hörte, der fragte, ob er gebraucht wurde, was Tony mit einem kühlen „nein” beantwortete, bevor er auflegte.

„Ja, wir sind sofort da.”, erklärte Gibbs, der noch immer mit Director Shepard telefonierte, „Und wenn du erlaubst, werde ich DiNozzo und McGee die Nacht durcharbeiten lassen.” McGee sah seinen Boss an, dann wanderte sein Blick zu Tony, der nicht wie er selbst aussah.
 

Im Hauptquartier ging McGee sofort in Abbys Labor, auch wenn es ihn einige Überwindung kostete, dieses ohne die quirlige Forensikerin zu betreten und dort zu arbeiten, während Gibbs mit Director Shepard im Video-Konferenzraum über die Geschehnisse diskutierte und sie zusammen weitere Behörden über die Dringlichkeit des Fassens der Deutschen aufklärten.

Tony hingegen saß an seinem Schreibtisch, ihm hatte Gibbs die Aufgabe gegeben, Zivas Vater und Abbys Familie darüber aufzuklären, dass Abby und Ziva entführt worden waren.

„Ich würde gerne mit Mister David sprechen ... ” Tony war ohnehin schon von der ganzen Situation genervt, doch da man ihn in Tel Aviv gerade abschütteln wollte und ihm das Gespräch mit Zivas Vater verweigerte, wurde er noch genervter und hatte Schwierigkeiten, nicht einfach loszuschreien.

„Nicht in die Warteschleife!” Nun wusste Tony genau, wie Ziva sich fühlte, wenn man sie beim Telefonieren, was sie meist übernahm, in die Warteschleife schickte, was ihr oft genug passierte. „Warten Sie! Ich will mit Mister David sprechen und das jetzt!”, sagte Tony schnell, doch genau in diesem Moment konnte er eine hebräische Melodie vernehmen, die in der Warteschlange gespielt wurde.

Ungeduldig trommelte Tony mit den Fingern auf dem Schreibtisch herum, den Telefonhörer noch am Ohr, als sich auf seinem Computermonitor das Fenster für die Videoübertragungen öffnete und McGees Gesicht darauf erschien.

„McGee, was in aller Welt machst du da?!”, fragte Tony überrascht und starrte auf seinen Monitor, „Du sollst doch arbeiten!” „Tue ich, Tony.”, kam McGees Antwort, „Und ich sehe, dass du auch arbeitest ... ” „Klar, Abbys Mutter habe ich erreicht, aber so wirklich interessiert hat sie es nicht.”, meinte Tony mit einem Seufzer, „Und Zivas Vater hat eine Sekretärin, die irgendwie etwas gegen mich hat.” „Wie kommt das bloß?”, scherzte McGee. „Ach, hör doch auf, Bambino!”, fauchte Tony, „Sie will mich einfach nicht mit ihm sprechen lassen und ständig schickt sie mich in die Warteschleife!” „Wie Ziva.”, lachte McGee, „Jetzt weißt du, wie sie immer zu leiden hatte.” „Hat, Bambino, hat.”, verbesserte Tony ihn, „Sie lebt schließlich noch.” McGee nickte.

„Aber weshalb meldest du dich bei mir?”, fragte Tony und McGee hielt die Tüte mit den Patronenhülsen hoch: „Davon sind einige von Ziva, andere aber auch von einer Waffe, die in Deutschland hergestellt wurde. Der Name sagt dir sicherlich nichts.” „Den will ich auch gar nicht erst wissen.”, bemerkte Tony und McGee nickte: „Auf jeden Fall konnte ich den Besitzer noch nicht ausmachen. In der Datenbank von Amerika ist er zumindest nicht. Ich habe mich sogar in die Datenbanken der anderen Behörden gehackt.” „Dann versuch es beim Weißen Haus?”, schlug Tony vor. „Das ist nicht dein Ernst, oder?” „Doch.” „Da kommt selbst der weltbeste Hacker nicht rein!” „Du schaffst das, ich bin mir ziemlich sicher.”, meinte Tony aufmunternd und McGee gab seufzend nach: „Okay, okay. Ich frage aber vorher die Direktorin um Erlaubnis!” „Mach was du willst.”, meinte Tony.

„Sind Sie noch dran, Agent DiNozzo?”, erkundigte sich plötzlich jemand am anderen Ende der Telefonleitung und riss Tony damit aus seinen Gedanken, da er überlegt hatte, was McGee noch tun konnte: „Sicher bin ich das.” „Gut.”, kam die Antwort, „Denn Mister David wird nicht mit Ihnen sprechen können und er will es auch nicht.” „Weshalb?”, wollte Tony wissen und man erklärte ihm: „Weil er nichts mehr mit dem NCIS zu tun haben möchte.” „Weshalb?” „Sie verändern seine Tochter zu sehr.” Tony seufzte.

„Und wenn ich ihnen sage, dass es gerade um diese geht?” „Auch dann nicht.” „Seine Tochter wurde entführt von den Männern, die hinter ihr her waren, wir können weder Kontakt zu ihr, noch zu den Deutschen herstellen, wir wissen nicht einmal, weshalb sie hinter ihr her sind ... ”, fauchte Tony verärgert, „ ... und er will nicht wissen, was hier los ist?” „Nein, Agent DiNozzo.” „Ein herzloser Mensch.”, knurrte Tony und legte einfach auf.

„Du machst mir Angst.”, murmelte McGee, der noch immer per Video mit Tony verbunden war, „Die arme Person am anderen Ende der Leitung.” „Ach halt die Klappe, Bambino!”, fauchte Tony, „Sonst komm ich runter und sorge dafür, dass du still bist.” „Ich schweige schon.”, beeilte McGee sich zu sagen, dann schaltete er die Videoübertragung ab und ließ Tony alleine, der nachdachte und seine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte.
 

Ungefähr eine Stunde später trat Gibbs zu ihm an den Schreibtisch und stellte ihm einen Becher Kaffee wortlos darauf, bevor er sich umdrehte, seinen Blick kurz über Zivas Schreibtisch schweifen lief und sich dann an seinen eigenen setzte und sich, weiterhin schweigend, daran machte, am Computer etwas zu arbeiten.

„Hast du die Arbeit erledigt, die ich dir aufgetragen habe?”, fragte er schließlich, als auch Tony wortlos auf seiner Tastertur getippt hatte. „Ja.”, antwortete dieser kurz angebunden. „Beide erreicht?”, erkundigte Gibbs sich und Tony knurrte: „Ja.” „Irgendwelche Probleme, weshalb ich demnächst Besuch von den Eltern bekommen könnte?”, wollte Gibbs nun wissen und Tony fauchte: „Abbys Eltern schienen sich nicht im geringsten dafür interessiert zu haben und Zivas Vater wollte mich nicht sprechen. Ich habe es dieser Sekretärin ausgerichtet.”

Bevor Gibbs etwas sagen konnte, klingelte sein Telefon und er nahm ab: „Ja?” „Boss, ich habe etwas gefunden!”, vernahm er McGees Stimme am anderen Ende der Leitung, „Am besten, du und Tony, ihr kommt runter!” „Okay.”, stimmte Gibbs zu, legte auf und gab Tony ein Zeichen, dass dieser ihm folgen sollte, was er auch tat, als Gibbs sich erhob und losging.
 

Im Labor verkündete McGee fast schon ein wenig stolz: „Also, die Direktorin hat mir zwar nicht erlaubt, mich in das Weiße Haus, wie Tony vorgeschlagen hat, zu hacken, jedoch hat sie gemeint, ich sollte es nochmal beim FBI versuchen und dann die Datenbank für Terroristen durchsuchen.” „Und?”, fragte Gibbs, der schon wusste, dass McGee gleich wieder in seiner Computersprache mit ihm und Tony reden würde. „Es hat ein wenig gedauert, sie haben schließlich ziemlich gute Schutzvorrichtungen, die ich alle umgehen musste, aber ich habe etwas gefunden.”

„Und was?”, hakte Gibbs ein wenig ungeduldig nach, „Ich hoffe, deine Arbeit hat sich gelohnt.” „Hat sie, Jethro.”, bestätigte die Direktorin, die plötzlich hinter einem der Computer hervortrat, vor denen die drei standen, „Agent McGee hat eine hervorragende Arbeit geleistet.” „Genug gelobt.”, fauchte Tony, „Jetzt sag schon, was du gefunden hast, Bambino!”

McGee sah Tony genervt an, seufzte und erklärte: „Die Waffen, die abgefeuert wurden, waren einmal Zivas Dienstwaffe und eine Waffe, die in Deutschland hergestellt wird, deren Namen aber ziemlich schwer auszusprechen ist und euch vielleicht nichts sagen wird. Den Besitzer habe ich jetzt, dank der Datenbank für Terroristen, herausfinden können.” „Und der ist ... ?”, fragte Gibbs und McGee antwortete: „Ein gewisser Daniel Hermann aus Deutschland, der sich seit ungefähr zwei Monaten in der USA aufhält und bei einer Computerfirma arbeitet.”

„Er müsste doch überwacht werden.”, vermutete Gibbs, „Wie kann er dann so etwas machen?” „Seine Überwacher verlieren fast regelmäßig seine Spur und ihn damit aus den Augen.”, mischte sich die Direktorin ein, „Sie sind nicht unfähig, aber er ist besser als sie. Es ist fast so, als wollte man Ziva beschatten, was sich auch als schwer herausstellt.” Tony nickte, da er sich erinnerte, wie er Ziva einst einmal hatte beschatten müssen und sie ihm genau sagen konnte, wie er gefahren war.

„Dann nehmen wir Kontakt zum FBI auf.”, sagte Gibbs ernst, „Und ihr beiden ... vertragt euch.” McGee und Tony nickten, während die Direktorin und Gibbs sich auf den Weg zum Video-Konferenzraum machten.
 

„Wir müssen mit ihren Agents reden, die Daniel Hermann beschatten.”, sagte Gibbs in der Tonlage, die keine Widerrede duldete, „Und jetzt sagen Sie mir nicht, sie seien im Dienst!” „Sie sind es aber, Special Agent Gibbs.”, antwortete sein Gegenüber, der die Überwachung des Deutschen leitete. „Das mögen sie sein ... ”, meinte Director Shepard ruhig, „ ... aber ihre Zielperson hat vor wenigen Stunden zwei meiner Leute zusammen mit seinem Partner entführt.” „Das kann nicht sein.”, widersprach der Agent vom FBI, dessen Name Mark Cooper war.

Gibbs hatte sich zwar unter Kontrolle, doch trotzdem klang er sauer, als er sprach: „Sie verlieren des öfteren ihre Zielperson aus den Augen, werden abgewimmelt. Und jetzt wollen Sie mir erzählen, dass ihre Zielperson solche Dinge nicht machen könnte, Cooper? Ich verstehe nicht, was in Ihrem Kopf vorgeht.” „Das, was in jedem Kopf des FBIs vorgeht, Special Agent Gibbs.”, meinte Cooper eisig, „Es ist normal, dass die Agents manchmal Schwierigkeiten beim Beschatten haben, doch trotzdem verlieren sie ihn nie für lange aus den Augen.”

„Den Berichten entnehme ich aber, dass Ihre Agents die Zielperson manchmal bis zu zwei Stunden aus den Augen verlieren, Agent Cooper.”, warf die Direktorin ein, „Und das nennen sie nicht lange?” „Zwei Stunden reichen für solche Taten nicht aus, Director Shepard.”, erklärte Cooper, „Und wenn ich richtig erinnere, was Sie mir zuvor erzählt haben, soll er ihre Forensikerin und eine Agentin des Mossads entführt haben. Letztere wird man aber nicht so leicht entführen können, Director.”

„Die Sache war geplant.”, mischte Gibbs sich wieder ein, „Oder was denken Sie, Cooper?” „Auf jeden Fall war es nicht Daniel Hermann.”, sagte Cooper laut, um zu zeigen, dass er das Gespräch für beendet hielt, „Denn meine Agents haben ihn heute noch nicht aus den Augen verloren. Und wenn, dann wüsste ich es.” Und damit beendete er die Übertragung.

„Verfluchter Cooper!”, fluchte Gibbs verärgert, „Wenn es demnächst seine Agents sind und er zu mir kommt, helfe ich ihm auch nicht!” „Ganz ruhig, Jethro.”, beruhigte ihn die Direktorin, „Es wird schon. Wenigstens hat er nicht wissen wollen, woher wir diese Informationen haben.” „Du hast auch Probleme ... ”, seufzte Gibbs, doch die Direktorin nickte als Zustimmung: „Ich darf das auch nicht vernachlässigen, obwohl ich mir mehr Sorgen um Abigail und Ziva mache.”

Die beiden verließen den Video-Konferenzraum und gingen langsam den Flur entlang, blieben dann oben am Treppengeländer stehen und überlegten, was sie nun als nächstes tun sollten.

Gefühlsausbruch

Währenddessen stand Tony vor dem großen Bildschirm, auf dem er die Phantombilder der Deutschen, sowie das Bild von Daniel Hermann hatte und diese betrachtete. McGee stand neben ihm und beobachtete Tony, unschlüssig, was er nun tun sollte.

„Was ... bringt dir das, Tony?”, fragte er deshalb in die Stille hinein, die über dem Büro lag, da die anderen Mitarbeiter und Agents des NCIS schon Feierabend hatten, denn schließlich war es spät Abends. „Ich versuche zu ergründen, warum sie das getan haben.”, antwortete Tony und sah dabei ernst aus, „Diese Typen können sich doch nicht einfach an ihnen vergreifen!”

„Tony, bist du sicher, dass es dir gut geht?”, wollte McGee beunruhigt wissen und Tony sah McGee genervt an, während er nickte, „Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass es nicht so ist ... ” „Ist es aber.”, zischte Tony, dann wendete er sich dem Bildschirm wieder zu und murmelte undeutlich einige Schimpfwörter, die er den lebenden Deutschen am liebsten an den Kopf geworfen hätte.

„Wir dürfen uns nicht nur auf Abby und Ziva konzentrieren.”, meinte McGee ernst, „Wir dürfen Lenna MacDonald und Lisa Moore nicht vergessen, von denen noch immer jede Spur fehlt.” „Mag sein, aber wenn wir Abby und Ziva finden, dann finden wir auch die anderen.”, warf Tony ein, „Und die beiden sind wichtiger.” „Wir dürfen nicht darüber entscheiden, was wichtiger ist und was nicht, Tony.”, korrigierte McGee seinen Kollegen, „Wir sind dafür nicht zuständig. Für uns sind alle glei-”

„Sind sie nicht!”, fuhr Tony ihn laut an und McGee starrte ihn fassungslos an, „Für dich vielleicht, Bambino, aber für mich nicht! Was gehen mich Lisa Moore und Lenna MacDonald in genau diesem Moment an, in dem zwei von uns ... in dem Ziva und Abby verschwunden sind? Sie sind in den Händen dieser Dreckshunde und die stellen wer weiß was mit ihnen an!” „Beruhige dich doch mal.”, versuchte McGee seinen Kollegen zu beruhigen, der allerdings nicht auf ihn hörte.

„Wie soll ich alle als gleich behandeln, wenn ich manche von unseren Opfern, die noch leben, nicht einmal kenne, andere hingegen gut kenne?!”, fragte Tony McGee verärgert, „Ich bin eben auch nur ein Mensch und da ist es normal, dass ich Ziva und Abby vor Lisa Moore und Lenna MacDonald finden will!” „Aber das ist nicht richtig.”, meinte McGee, „Wir dürfen das nicht entschei-” „Vielleicht dürfen wir das nicht, aber es ist unmöglich!”, unterbrach Tony ihn laut und McGee wurde immer blasser, „Verstehst du das denn nicht?!”

McGee schluckte und schüttelte den Kopf, dann sagte er leise: „Nein, denn ich versuche mich an die Regeln zu halten.” „Vergiss diese verdammten Regeln, McGee!” McGee sah Tony mit großen Augen an. „Sie stören hier nur und helfen uns auch nicht weiter.”, erklärte Tony und ballte die Hände zu Fäusten, „Wir müssen unseren Kopf anstrengen und jeden nur erdenklichen Weg gehen und benutzen. Da helfen keine Regeln. Regeln sind da, um gebrochen zu werden. Für nichts anderes existieren sie.” McGee schüttelte den Kopf und widersprach ihm mit nervöser Stimme: „Nein, Regeln erhalten die Ordnung und weisen uns die richtige Richtung, To-”

Tony schlug McGee ins Gesicht, der nicht früh genug auswich und die volle Wucht zu spüren bekam, dann Tony entsetzt ansah und fragte: „Was ist los mit dir?!” „Ihr versteht das alles nicht!”, knurrte Tony, dann holte er zu einem weiteren Schlag aus, den McGee abfing, was Tony noch wütender machte.

„Tony, lass das!” McGee fing noch ein paar Schläge von Tony ab und wich einem aus, doch er blieb an der Ecke seines Schreibtisches hängen und verlor für einen Moment seine Deckung, so dass Tony wieder zuschlug und ihn in der Magengegend traf.
 

Ein Stockwerk höher standen Gibbs und Director Shepard am Treppengeländer und dachten noch immer über die nächsten Schritte nach, als sie die lauten Stimmen McGees und Tonys vernahmen. Ein Blick zu ihnen veranlasste beide, sich entsetzt anzusehen, um dann in einer Geschwindigkeit, bei der Sprinter nur neidisch werden konnten, die Treppen nach unten zu rennen, um die beiden Kämpfenden von einander zu trennen.

„DiNozzo! McGee!” Gibbs packte Tony fest an dem einen Arm und versuchte, Tonys anderen Arm zu fassen zu bekommen, was ihm jedoch misslang, da Tony nach Gibbs schlug und dieser ausweichen musste und dabei den Arm ungewollt wieder losließ.

Die Direktorin war zu McGee geeilt, der nicht wusste, ob er sich nun auf Tony stürzen und die Schläge rächen sollte, oder ob er Tony weiter ausweichen sollte. Sie brachte ihn dazu, sich zurückzuziehen und sie und Gibbs Tony beruhigen zu lassen.

„Verdammt!”, schrie Tony wütend, „Lasst mich los!” Gibbs hatte wieder Tonys Arm gepackt und mithilfe der Direktorin, die Tonys anderen Arm zufassen bekommen hatte, konnten sie ihn an weiteren Schlägen hindern, doch nun wollte dieser die beiden treten.

„Tut mir Leid, DiNozzo ... ”, murmelte Gibbs, „... aber das muss jetzt sein.” Er nahm eine Hand von Tonys Arm, dann schlug er mit der flachen Hand auf einen speziellen Punkt im Nacken von Tony und Tony sackte bewusstlos zu Boden.

„Was war denn mit ihm los?”, wollte Director Shepard nach Luft ringend wissen, als sie Tonys anderen Arm losließ und sich den Schweiß von der Stirn wischte, den die ganze Anstrengung ihr dorthin gezaubert hatte. „Außer Rand und Band, würde ich sagen.”, meinte Gibbs kühl, „So langsam mache ich mir Sorgen um den Jungen ... ”

McGee, der noch immer wie angewurzelt an der Stelle stand, an der er gestanden hatte, als die Direktorin ihn von einem Gegenangriff gebracht hatte, murmelte noch immer fassungslos: „Ich habe ganz normal mit ihm geredet, doch er ... er ... ”

Es war unmöglich für ihn zu realisieren, dass Tony solch eine Kraft entwickelt hatte, um ihn, Tonys Kollegen, Timothy McGee, zu attackieren. Zwar hatte er gewusst, dass Tony relativ stark war, doch hatte er nicht damit gerechnet, diese Kraft irgendwann einmal am eigenen Leib erfahren zu müssen.

Seufzend schüttelte er den Kopf und betastete die schmerzende Nase, auf die Tony ihn geschlagen hatte, während die Direktorin besorgt zu ihm sah und dann langsam zu ihm ging, ihn fragend: „Alles okay bei Ihnen, McGee?” McGee nickte langsam und betrachtete seine Finger, die er von der Nase nahm. Sie waren rot vom Blut, welches ihm aus der Nase lief.

„Gebrochen.”, meinte Gibbs mit nur einem Blick auf McGee und dessen Nase, „Du solltest ins Krankenhaus fahren. Die flicken dich wieder zusammen.” „Aber ich kann hier doch nicht weg.”, widersprach McGee und bemerkte, dass das Atmen durch die Nase schmerzte und ihm Probleme bereitete, „Wir müssen doch die vier vermissten Personen fin-” „Nichts da.”, unterbrach Gibbs ihn streng, „Du fährst ins Krankenhaus und lässt die Nase richten.” McGee nickte, schnappte sich seine Jacke und ging, einen letzten, ein wenig verwirrten Blick auf Tony werfend.

„Und wann wacht DiNozzo wieder auf?”, wollte die Direktorin von Gibbs wissen, als McGee verschwunden war, und warf einen Blick auf Tony, der noch immer reglos dort lag, wo er zu Boden gegangen war. „Kommt darauf an, wie gewohnt er das ist.”, meinte Gibbs und schüttelte den Kopf, „Kaum fehlt die Frau im Haus, fangen die Männer an, sich zu streiten.”

Seufzend kniete er sich neben Tony und tippte ihn an der Schulter an und im selben Moment regte dieser sich wieder, schlug die Augen auf und sah Gibbs verwirrt an.

„Was in aller Welt ... ”, murmelte er verwundert, während er sich langsam aufrichtete, „ ... mache ich hier auf dem Boden?” „Du wolltest schlafen.”, meinte Gibbs kühl und Tony sah ihn ungläubig an, „Oder zumindest hast du das.” „Niemals, Boss!”, widersprach Tony entsetzt, „Das hat höchstens Ziva einmal gebracht!” „Mag sein, du auch.”

Damit erhob Gibbs sich und sah die Direktorin an, die versuchte, nicht zu grinsen oder zu lachen. Tony hingegen stand nun auch wieder auf den Beinen, hielt sich aber den schmerzenden Nacken.

„Au!”, murrte er, „Der Boden ist ziemlich hart.” „Gibbs Schlag auch.”, meinte die Direktorin, die diese Situation ziemlich lustig fand. „Schlag?”, fragte Tony verwirrt und Gibbs antwortete: „Du hast McGee angegriffen und ich habe dich zu Boden geschlagen. Das ist alles.” „Oh mein ... !” Tony war entsetzt. „Wirklich?” „Ja, DiNozzo.”, bestätigte die Direktorin. „Grund gütiger ... ”, murmelte Tony und Gibbs nickte.

„Wo ist Bambino?”, erkundigte Tony sich und Gibbs antwortete: „Krankenhaus. Du hast ihm die Nase gebrochen.” „Habe ich?” „Ja.” „So etwas kann ich?” Tony sah Gibbs an, als wäre dieser der Weihnachtsmann. „Das ist echt ... ”, murmelte er erfreut über seine neu entdeckten Kräfte, „ ... wow! Damit kann ich mich an Ziva rächen!” „Lassen Sie es, DiNozzo.”, warnte Director Shepard ihn vor, „Sie könnte Sie mit nur einem Schlag töten.” Tony öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Gibbs unterbrach ihn: „Ja, das ist wie in einem deiner Filme.” Tony nickte schnell und grinste dabei breit, auch wenn ihm sein Nacken noch ziemlich schmerzte.

„So können wir nicht arbeiten.”, fluchte Gibbs, dem gerade erst klar geworden war, dass ihm mit Ziva und Abby, die beide entführt worden waren, sowie mit McGee, der im Krankenhaus war, drei Leute fehlten. Darüber hinaus schien Tony noch immer neben der Spur zu sein, so dass dieser zum Arbeiten nicht zu gebrauchen war.

„Dann schick DiNozzo auch nach hause und mach Ende für heute, Jethro.”, schlug die Direktorin Gibbs vor, doch dieser schüttelte den Kopf und widersprach: „Zwei unserer Leute wurden entführt, ein kleines Mädchen und Lisa Moore ebenfalls. Alles von den selben beiden Leuten ... und ich soll hier abbrechen und später fortfahren?”

Director Shepard musste lachen und Gibbs sah sie daraufhin fast schon ärgerlich an und fragte verwundert: „Was ist daran bitte zum Lachen?” „Du klingst wie Ziva.” „Wie ... Ziva?”, fragte Gibbs und auch Tony sah die Direktorin fragend an. „Ja, wie Ziva, als sie darauf beharrt hat, doch noch nach Lisa Moore zu suchen, obwohl ihr einen anderen Fall hattet.”, erklärte die Direktorin, „Im Grunde seid ihr beiden euch ziemlich ähnlich.” Gibbs schüttelte seufzend den Kopf.

„DiNozzo ... ”, begann der nach einigen Minuten des Schweigens schließlich, „ ... geh nach hause und gönn dir eine Pause.” „Aber Boss ... ”, widersprach Tony. „Nichts da.”, sagte Gibbs nun etwas lauter, „Ab nach hause.” „Wieso?”, wollte Tony wissen und Gibbs antwortete: „Du musst dich ausruhen. Du bist seit Stunden im Dienst und deine Nerven liegen blank, da zwei aus unserem Team entführt worden sind.” „Wenn du meinst ... ”, gab Tony leise nach, „ ... aber ich komme früh wieder!” „Mach was du nicht lassen kannst.”, murmelte Gibbs, als Tony seine Sachen schnappte und davon ging.
 

Tony hielt sein Wort: Als Gibbs, der die ganze Nacht über gearbeitet hatte, mit einem neuen Kaffee zu seinem Schreibtisch zurückkehrte, saß Tony an seinem eigenen und arbeitete fleißig am Computer.

Sich zwar wundernd, weshalb Tony schon so früh anwesend war, aber dennoch erfreut über dessen Arbeitseifer, setzte Gibbs sich an seinen Schreibtisch, trank einen Schluck Kaffee und sah dabei eher zufällig auf die Uhr auf seinem Monitor, die halb fünf anzeigte.

„DiNozzo ... ?”, fragte Gibbs verwundert, stellte den Kaffee weg und schloss einen kurzen Moment die Augen, nur um sie wenig später wieder zu öffnen und feststellen zu müssen, dass er sich Tony nicht einbildete, „Was in aller Welt machst du schon so früh hier? Dienst beginnt doch erst viel später!” „Arbeiten, so wie ich es angekündigt habe, Boss.”, antwortete Tony, „Ich konnte nicht schlafen.” Gibbs nickte langsam und arbeitete schweigend weiter.

„Hast du die ganze Zeit hier gearbeitet, Boss?”, fragte Tony. „Mhm.”, machte Gibbs als Antwort, den Blick nicht von dem Monitor wendend. „Schon etwas herausgefunden?” „Mhm.”, machte Gibbs wieder.

Tony sah Gibbs mit schiefgelegtem Kopf an und grinste, dann fragte er: „Die Direktorin will dein Gehalt kürzen und sagte, du hast zugestimmt. Stimmt das, Boss?” Wieder machte Gibbs: „Mhm.” Tonys Grinsen wurde breiter, als er sagte: „Boss, du hörst mir gar nicht richtig zu!” „Mh?” „Ich sagte, dass du mir nicht richtig zuhörst, Boss.”, wiederholte Tony ruhig und Gibbs sah ihn an, nickte und meinte: „Kann sein, ja.”

„Also, etwas herausgefunden?”, fragte Tony noch einmal und Gibbs antwortete: „Nein, nicht so wirklich. Das FBI ist noch immer nicht bereit zu einer Kooperation mit uns.” „Wieso wurde Daniel Hermann überwacht?”, erkundigte Tony sich und Gibbs erklärte ihm: „Weil er als Terrorist eingestuft worden ist.” „Und wieso hat man ihn dann erst ins Land gelassen?” „Weil man anscheinend seine Fähigkeiten als Computerspezialist braucht.”, seufzte Gibbs, „Aber ich weiß es nicht, DiNozzo.”

Tony nickte langsam und wendete sich seiner Arbeit wieder zu, doch da klingelte sein Telefon und er nahm ab, wobei er Gibbs einen verwirrten Blick zuwarf: „DiNozzo?” Am anderen Ende der Leitung meldete sich Zivas Vater und zum ersten Mal in seinem Leben hörte Tony dessen Stimme: „David. Sie waren es, der angerufen hat, weil meine Tochter entführt worden ist?” „Ja.”, antwortete Tony, „Aber man sagte mir, dass es Sie nicht im Geringsten interessieren würde.” „Sie ist meine Tochter, Agent.”, fauchte Zivas Vater und Tony beeilte sich zu sagen: „Es tut mir Leid.”

„Ich wollte mich erkundigen, wie weit Sie mit ihrer Arbeit kommen.” „Nun ... ”, begann Tony zögernd zu erzählen, da er eigentlich keine Informationen preisgeben durfte, da die Ermittlungen noch am Laufen waren, „ ... ich darf Ihnen keine Einzelheiten nennen, aber ich kann ihnen sagen, dass es ein kleines Problem ist, dass auch unsere Forensikerin entführt worden ist. Unser Computerspezialist, der den Job der Forensikerin hätte übernehmen können, hat eine gebrochene Nase und fehlt uns diese Nacht, so dass die Direktorin, die im Moment versucht, mit dem FBI eine Lösung zu finden, uns helfen muss. Special Agent Gibbs hat die Nacht durchgearbeitet und ich suche auch nach einer Lösung für all unsere Probleme.”

„Ich wüsste gerne, ob Sie Fotos oder Phantombilder der Entführer haben.”, meinte Zivas Vater und Tony bejahte, „Dann schicken Sie diese auch an die israelische Botschaft in Ihrem Land. Ich werde sie bitten, einige Offiziere vom Mossad unter Gibbs' zu stellen, so dass er sie befehligen kann, bis meine Tochter gefunden worden ist.” „I-ich weiß nicht, ob Gibbs so etwas möchte ... ”, meinte Tony zögernd. „Wenn er bei Ihnen im Büro sitzt, fragen Sie ihn doch einfach, Agent DiNozzo.”

„Boss?” Tony sah seinen Vorgesetzten fragend an. „Ja?” „Zivas Vater will uns einige Offiziere vom Mossad zur Verfügung stellen, die du dann befehligst.” „Meinetwegen. Sie sollen die Augen offen halten und uns nicht in die Quere kommen.”, stimmte Gibbs zu, „Je mehr, desto besser.” „Okay.”, stimmte Tony zu.

„Sind Sie noch dran?”, fragte er Zivas Vater, „Gibbs hat zugestimmt. Sie sollen die Augen offen halten und uns nicht in die Quere kommen.” „Okay, ich werde später jemanden zu Ihnen schicken lassen, der das Team vorstellt und Ihnen eine Liste der Teammitglieder überreicht.” „Danke.” „Es ist für Ziva, nicht für Sie.” „Ich weiß. Gerade deshalb danke.” „Dann sind Sie also der ... ”, murmelte Zivas Vater, doch er unterbrach sich, verabschiedete sich und legte dann auf, ohne auch nur Tonys Verabschiedung abzuwarten.

Offiziere des Mossads

Gegen Mittag, lange nachdem Tony die Phantombilder der Deutschen und das Foto von Daniel Hermann an die israelische Botschaft geschickt hatte, verließ Gibbs für kurze Zeit das Hauptquartier. Er nannte niemanden seinen Grund, es fragte allerdings auch niemand nach.

McGee kam, als Gibbs ging, seine Nase, zumindest das, was man von ihr sehen konnte, war blau und rot, McGee selbst sah allerdings fast so wie immer aus, nur nervöser, während er an Tonys Schreibtisch vorbeiging und Tony ihn beobachtete.

„Schick siehst du aus, Bambino.”, meinte dieser scherzend und McGee murmelte: „Danke, ist auch deine Schuld.” „Ich weiß. Ich hatte sogar die Idee, meine Kraft an Ziva zu testen.” „Das würde ich mir überlegen.” „Meinte die Direktorin auch.”, seufzte Tony, „Und ehrlich gesagt, glaube ich, dass sie sogar Recht hat. Ziva würde mich umbringen!” „Jetzt übertreibst du aber, Tony!”

„DiNozzo übertreibt wirklich gerne.” Die Direktorin kam die Treppe herunter und ging an Tonys Schreibtisch vorbei, setzte sich an Gibbs' Schreibtisch. „Sie würde mich umbringen.”, beharrte Tony und die Direktorin meinte lächelnd: „Kann gut sein, DiNozzo. Aber verlieren Sie nicht das eigentliche Ziel dabei aus den Augen.”

„Director, wissen Sie, wohin Gibbs wollte?”, erkundigte McGee sich, „Er kam aus dem Fahrstuhl, als ich in diesen stieg.” „Nein, McGee.”, antwortete die Direktorin und lehnte sich in Gibbs' Stuhl zurück, „Er hat sich bei mir nicht abzumelden.” „Ich dachte nur ... ”, rechtfertigte McGee sich, doch Tony schnitt ihm grinsend das Wort ab: „Du sollst nicht denken, Bambino!” „Seien Sie nicht so gehässig, Agent DiNozzo.”, wies ihn die Direktorin zurecht, „Sonst rufe ich Gibbs, der Sie wieder zu Boden schlägt.” Tony verstummte und sein Grinsen verschwand.

Im selben Moment ertönte der übliche Ton des Fahrstuhls und Tony war sich fast sicher, dass sein Boss aus diesem heraustreten und zu ihnen kommen würde, was allerdings nicht der Fall war.

Eine junge Frau, die Tony und McGee im ersten Moment für Ziva hielten, und ein Mann traten aus dem Fahrstuhl, unterhielten sich in schnellem Hebräisch und unterbrachen sich, als sie bei Tony am Schreibtisch angekommen waren.

„Special Agent Gibbs.”, sagte der Mann und es klang, als könne er kaum ein Wort richtig auf Englisch aussprechen. „Der ist im Moment außer Haus.”, antwortete Tony und sah zu den beiden hinauf. „Wir ... suchen ... ”, begann der Mann langsam, als ob er jedes Wort genau überdachte, „ ... Special Agent ... Leroy ... Jethro ... Gibbs.”

„Ich bin die Direktorin des NCIS.”, mischte sich Director Shepard ein und erhob sich, ging dann auf die beiden zu, „Solange wie Special Agent Gibbs nicht anwesend ist, habe ich hier das Sagen.” Dafür erntete sie einen ärgerlichen Blick von Tony, der sich selbst immer als „Boss” ansah, wenn Gibbs nicht anwesend war.

„Shepard?”, fragte der Mann und die Direktorin nickte, „Direktor Shepard?” „Genau.”, bestätigte Director Shepard, „Und das sind die beiden Agents McGee und DiNozzo. Sie sind in Special Agent Gibbs' Team.” „Wir sollen helfen.”

Tony sah die junge Frau mit großen Augen an, die nun zum ersten Mal etwas auf Englisch gesagt hatte. Ihre Stimme klang in dieser Sprache genau wie die von Ziva und einen Moment lang glaubte er, sogar Ziva in ihr zu sehen. Jedoch war dieses nur seiner Fantasie zuzuschreiben.

„Tony.” Das war McGee, der Tonys Namen leise zischte, doch Tony war so verblüfft von der Ähnlichkeit der jungen Frau zu Ziva, dass er nicht reagierte. So kam es, dass McGee mit einer Papierkugel nach Tony warf, der getroffen wurde und McGee ärgerlich ansah.

„Was?”, fauchte er leise. „Starr sie nicht so an!”, warnte McGee und Tony sah McGee fragend an, der eine Kopfnuss versuchte mit seinen Händen darzustellen. Tony verstand und wendete den Blick von der jungen Frau ab.

„Sie sollen helfen?” Die Direktorin klang verwundert. „Wieso sollen ausgerechnet Offiziere vom Mossad helfen?” „Weil die Tochter des stellvertretenden Direktors des Mossad entführt worden ist?”, stellte die junge Frau die Gegenfrage, „Darüber hinaus hat Special Agent Gibbs das mit ihm geregelt.” „Oh!”, war alles, was man von der Direktorin daraufhin zu hören bekam. „Nicht Gibbs hat es mit ihm geregelt ... ”, mischte Tony sich ein und stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum, „ ... sondern ich.”

Die Frau sah ihn prüfend an, dann wendete sie den Blick von ihm ab und sah die Direktorin wieder an: „Wir sollen das Team des Mossads, welches den NCIS bei der Suche nach ihren Leuten unterstützt, vorstellen.” „Ein Team also?”, fragte Director Shepard, „Wie viele sind in dem Team?” „Fünf und wir beiden.”, antwortete die junge Frau, „Officer Nathanael Redstin und Officer Lillith Salomon. Ich leite das Team des Mossads, Officer Redstin wird so etwas wie meine Vertretung sein.”

Officer Redstin sah Officer Salomon fragend an und Officer Salomon erklärte: „Officer Redstin beherrscht Englisch nicht besonders gut, daher entschuldigen sie seine Aussprache, Wortwahl und Fragen.” Alle drei vom NCIS nickten und die beiden Offiziere sahen einander an.

„Sie sind gekommen, um uns das Team vorzustellen, oder?”, wollte McGee wissen, der von seinem Schreibtisch aufgestanden und zu den anderen gegangen war. „Das war unser Vorhaben, ja.”, bestätigte Officer Salomon. „Dann tun Sie es, wir stecken mitten in unseren Ermittlungen.”, meinte McGee und Officer Salomon nickte, dann reichte sie der Direktorin mehrere Zettel und erklärte: „Dort stehen die Namen und die Ränge sowie Spezialbereiche der Mitglieder des Teams. Sie werden allesamt im Hintergrund arbeiten und der NCIS wird sie kaum bemerken, während sie trotzdem die gesamte Arbeit erledigen werden, die anfallen wird.” „Das freut mich.”, sagte die Direktorin, „Am besten, Sie reden jetzt mit Agent DiNozzo und Agent McGee über den bisherigen Stand der Ermittlungen.” „Das wäre nett.”, stimmte Officer Salomon zu, dann ging die Direktorin ohne ein Wort mit der Liste der Mitglieder die Treppe hoch und war verschwunden.

„Also ... ”, begann Officer Salomon, „Agent McGee, der Computerspezialist und Autor des Teams.” Sie sah McGee an. „Woher wissen Sie ... ?”, fragte McGee überrascht, doch Officer Salomon hob die Hand und sah Tony an, während sie sagte: „Agent DiNozzo, der Filme sehr gerne mag, jeglichen Frauen nachsieht und eine Schwäche für Fast Food hat.” „Das stimmt doch gar nicht!”, widersprach Tony, „Und vor allem, woher wissen Sie das?” „Ich bin beim Mossad.”, antwortete Officer Salomon, „Und daher habe ich meine Quellen.”

„Kennen Sie Ziva persönlich?”, wollte McGee wissen und Officer Salomon sah ihn mit einem Blick an, der Tony schmerzlich an Ziva erinnerte, „Oder haben Sie mal zusammen an einem Fall gearbeitet?” „Ja, ich kenne Officer David persönlich.”, antwortete Officer Salomon, „Aber nennen Sie sie nicht einfach beim Vornamen, Sie kennen sie ja gar nicht richtig!” „Besser als Si-”, begann McGee zu widersprechen, doch Tony kam ihm zur Hilfe und unterbrach ihn: „Hier nennen wir uns meistens beim Vornamen, schließlich haben wir alle den selben Rang hier und sind untereinander befreundet.” Officer Salomon nickte, schien aber Tonys „Geschichte” nicht so recht zu glauben.
 

„Wollen Sie vielleicht etwas mit mir trinken gehen, Lillith?”, fragte Tony drei Stunden später, als sie alle Details, Ereignisse und Ergebnisse der Ermittlung erläutert, berichtet und diskutiert hatten. Dabei waren die vier von der Anrede mit den Nachnamen und ihrem Rang davor, zu ihren Vornamen gewechselt, obwohl Officer Salomon dabei nicht sehr glücklich aussah.

„Das machen Sie mit allen Frauen, die Sie sehen, oder?”, ließ Lillith ihn abblitzen, „Nein danke, kein Bedarf.” „Ach kommen Sie, es sind doch nur ein paar Drinks in irgendeiner netten Bar, die Sie sich meinetwegen auch noch aussuchen dürfen.”, bettelte Tony, doch Lillith stimmte noch immer nicht zu. „Bitte, bitte, bitte!”, flehte Tony und Lillith strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie sagte: „Tut mir Leid, aber ich will nicht.”

„Stimmen Sie lieber zu, sonst bettelt er immer weiter.”, meinte McGee grinsend und Lillith sah ihn fragend an, „Wobei er es zu mögen scheint, wenn ihm jemand die kalte Schulter zeigt, so wie bei Ziva.” „Er hat versucht, Officer David zu einem Drink einzuladen?”, fragte Lillith und sah Tony an, wobei sie grinsen musste, „Hat er es geschafft?” „Keine Ahnung, wenn ja, dann haben die beiden nie darüber geredet.”, antwortete McGee, „Aber die beiden waren so oder so mal essen.” „Wirklich?” „Undercover als Liebespaar.”, erklärte McGee und Tony gab ihm eine Kopfnuss, worauf Lillith und Nathanael in schallendes Gelächter ausbrachen.

„Muss ... trinken ... Lillith ... ?”, Nathanael sah McGee fragend an, der diesen wiederum fragend ansah und fragte: „Wie bitte?” „Muss trinken ... Lillith ... mit ... ihm?” „Ach so!”, McGee lachte, „Nein, muss sie nicht. Nur wenn sie will.” „Sie ... wollen ... nicht.”, brachte Nathanael mühsam heraus und Lillith nickte: „Gut beobachtet.” „Menno.” Tony sah Lillith niedergeschlagen an. „Wird schon.”, meinte Lillith aufmunternd, „Die nächste Frau, die Sie fragen, sagt ja. Bestimmt.”

„Da glaube ich nicht dran, bis ich es gesehen habe.”, konnten die vier die Stimme von Gibbs vernehmen, der an ihnen vorbei zu seinem Schreibtisch ging und dort einige Akten ablegte, „Keine Frau geht freiwillig mit DiNozzo essen.” „Das stimmt doch nicht, Boss!”, beschwerte Tony sich, „Und außerdem will ich nicht essen gehen!” „Oder trinken.”, verbesserte Gibbs sich, „Ist das selbe.”

„Sind Sie Special Agent Leroy Jethro Gibbs?”, wollte Lillith wissen und Gibbs nickte, „Officer Nathanael Redstin und Officer Lillith Salomon. Ich leite das Team vom Mossad, Officer Redstin ist mein Vertreter.” „Sehr erfreut.”, meinte Gibbs und nickte ihnen zu, während er sich an seinen Schreibtisch setzte und die erste Akte aufschlug, „Wurde Ihnen schon alles berichtet, Officer Salomon?” „Jawohl.”, bestätigte Lillith, „Bis ins kleinste Detail.” „Dann fangen Sie mit der Arbeit an und reden Sie nicht übers Trinken.”

„Was hast du herausgefunden, Boss?”, wollte Tony wissen, „Oder besser gesagt: Was hast du überhaupt gemacht?” „Ich bin beim FBI gewesen und habe mir jegliche Berichte über Daniel Hermann geben lassen.” „Die haben sie einfach so raus gegeben?”, fragte McGee verwundert, „Die haben doch selbst die Akten von ihren Computern geschützt, seit sie wissen, dass wir diesen Typen suchen!” „Ich habe meine Wege, meine Mittel und meine Quellen, McGee.”, meinte Gibbs, „Was habt ihr herausgefunden?” „Nichts bisher, Boss.”, antwortete Tony an McGees Stelle, „Wir haben die Zeit damit verbracht, Lillith und Nathanael aufzuklären.” „Ah ... ja.” „Nicht so!” „Ich weiß.”, meinte Gibbs und schüttelte den Kopf, „Du hast eher an so etwas gedacht, DiNozzo.” „Kann sein.” „Ab an die Arbeit.” „Wird gemacht.” „Sofort!”, sagte Gibbs lauter und Tony begann sofort, sich seinem Monitor zu zuwenden.

Lillith und Nathanael verabschiedeten sich von Gibbs, McGee und DiNozzo, da sie ihr eigenes Team auf Daniel Hermann ansetzen wollten, da sie ebenfalls ihre speziellen Quellen hatten und diese nicht gerne von einer Kooperation mit dem NCIS hörten. So gingen sie also weg und ließen die drei übrigen alleine arbeiten.
 

Am Abend fuhr Tony mit dem Auto zu seinem Haus. Dabei fuhr er einen Umweg, so dass er an Zivas Haus vorbei fuhr. Vor diesem stoppte er, stellte den Motor aber nicht ab, blieb in dem Auto sitzen, lauschte der Musik und sah zu dem Haus herüber, welches einsam und verlassen dort vor ihm stand.

„Wo bist du nur, Ziva?”, murmelte Tony leise in die Dunkelheit hinein, „Was hast du dir bloß dabei gedacht?” Er hatte während Lilliths und Nathanaels Aufenthalt beim NCIS, sowie bei der darauf folgenden Arbeit keinen wirklichen Gedanken an Ziva verschwendet, doch nun, da er alleine vor ihrem leeren Haus stand, begann er, sie wieder zu vermissen.

„Du Depp!”, sagte er zu sich selbst, „Wenn sie wüsste, dass du dir so Sorgen um sie machst, würde sie dir glatt einen Kopfnuss-Hagelschauer verpassen!” Doch trotzdem brachte ihn dieser Gedanke zum Grinsen.

Eine Weile stand er noch so vor dem Haus, dann fuhr er weiter und ließ Zivas Haus hinter sich. Dabei sagte er sich immer und immer wieder, dass sie Ziva finden würde, Abby natürlich auch, und dass sie und Abby gesund und munter waren.
 

„Steht die Einladung zu einem Drink noch?” Tony, der gerade in Gedanken war und aus seinem Auto ausstieg, fuhr erschrocken herum und sah Lillith, die von seiner Haustür zu ihm herüber ging.

„Woher wissen Sie, wo ich wohne?”, fragte Tony und sah sie fragend an. „Die selbe Quelle, die Officer David damals benutzte, als sie zum NCIS kam.”, antwortete Lillith geheimnisvoll, „Also, steht die Einladung noch?” „Eh ... ”, überlegte Tony, „ ... ich bin nicht so in der Stimmung für einen ... Drink.” „Sagen Sie nur, weil ich Sie habe abblitzen lassen!”, protestierte Lillith und Tony hob abwehrend die Hände: „Nein, es ist nur ... anstrengender Tag.” „Muss ich wohl so akzeptieren.”, seufzte Lillith und Tony nickte langsam, schloss sein Auto ab und sah sie dann wieder an, schwieg aber.

„Sie sind bei Officer David am Haus vorbeigefahren.”, vermutete Lillith und Tony gab keine Antwort, „Sie stehen ihr sehr nahe, habe ich Recht?” „Wir sind Partner.”, sagte Tony ernst, „Es ist ein Partner von mir gestorben, danach war ich auch nicht sofort wieder der alte Tony.” „Sie werfen mit Erklärungen um sich, anstatt es nur ab zu streiten.”, erklärte Lillith und grinste triumphierend, „Das heißt, dass es allen Grund gibt, sich zu verteidigen.” Tony murmelte etwas Undeutliches, dann ging er an ihr vorbei zu seiner Haustür und schloss auf.

„Nacht.”, sagte er und wollte gerade hinter sich die Haustür schließen, als er innehielt und Lillith sagte: „Gute Nacht, Agent Anthony DiNozzo.” „Nur Tony oder DiNozzo.”, meinte er und sah sie an. „Dann gute Nacht, DiNozzo.” Lillith sah ihn an und er nickte, dann schloss er die Tür.

Gefangenschaft

„Lassen Sie sie in Frieden!” „Seien Sie lieber still, sonst bringen wir Sie um!” „Lassen Sie sie in Ruhe!” „Seien Sie endlich still!” „Nehmen Sie die Finger von ihr!” „Ruhe, verdammt nochmal!”

Abby verstummte und sah zu dem Deutschen, der Ziva, die gefesselt war, auf den Boden in dem Raum, in dem sie sich befanden, setzte, so wie er zuvor auch Abby dort abgesetzt hatte.

„Daniel, vielleicht sollten wir der Kleinen einfach den Mund stopfen.”, schlug die Frau vor, die gerade den Raum betreten hatte und nun an den Türrahmen gelehnt dort stand und ihn, Ziva und Abby beobachtete. „Gute Idee.”, stimmte Daniel zu, „Ihr Gejammer und Gezeter geht mir auf den Geist.” „Kleben, Binden oder die harte Methode?” „Mh ... ” Daniel sah Abby nachdenklich an. „Geben wir ihr eine Chance, sich zu bessern.”, meinte er gelassen und grinste, „Wir dämpfen ihre Stimme mit einem Tuch.” „Binden also.” Daniel nickte und die Frau verschwand einen kurzen Moment.

„Denk nicht, dass ich immer so nett zu dir sein werde.”, warnte Daniel Abby und wechselte dabei zum Duzen, „Wäre ich nicht hier, wärst du vielleicht schon tot dank ihr.” „Danke für den Hinweis.”, fauchte Abby, „Und jetzt mach mich los!” „Tut mir Leid, aber dass kann ich nicht machen.”

„Hier.” Die Frau war wieder zurückgekehrt und hielt Daniel ein großes Tuch hin, welches sie zu einer Rolle gerollt hatte. Daniel sagte etwas auf Deutsch und nahm das Tuch entgegen, band es straff um Abbys Kopf und steckte es in ihren Mund.

„Hilft nicht viel, vermute ich.”, meinte er, als er sein Werk betrachtete, „Irgendwie sieht es so aus, als würde ... ” Wieder sagte er etwas auf Deutsch und die Frau antwortete ebenfalls in dieser Sprache, was Abby verwirrte.

Schließlich wechselten sie wieder ins Englische und Daniel sagte: „Wir werden euch nun eine Weile alleine lassen.” Er grinste und die Frau fügte hinzu: „Baut keinen Mist, verstanden? Ich warne euch!” Sie verließ den Raum und Daniel folgte ihr, dann konnte man hören, wie die beiden die Türen abschlossen und daraufhin war alles still.
 

Es dauerte nicht lange, bis Ziva ihre Augen öffnete und sich zuerst verwirrt, dann ernst in dem Raum umsah. Ihr Blick blieb am Ende auf Abby haften und, obwohl sie hätte reden können, sagte sie kein Wort, im Gegensatz zu Abby, die versuchte, deutlich mit Ziva zu reden, was ihr aber nur halbwegs gelang: „Schiwa, dieh hawehn uhnsch hiar gefahngn genommn!” Ziva sah Abby fragend an, dann bewegte sie ihre gefesselten Hände und Arme hinter dem Rücken ein wenig und nur kurze Zeit später hatte sie sich befreit und machte sich daran, ihre Füße zu befreien.

„Abby, sei leise.”, warnte Ziva Abby fast lautlos, „Ich werde dich jetzt befreien.” Sie ging zu Abby herüber, kniete sich vor sie und befreite Abby von ihrem Knebel, dann band sie Abbys Hände los.

„Die Füße befreist du selbst, oder?”, wollte Ziva leise wissen und Abby nickte, „Und egal was du tust, sei leise.” Wieder nickte Abby. „Gut.”, murmelte Ziva und sie setzte sich neben Abby, „Ich weiß nicht, wie wir uns aus dieser Situation befreien sollen, also erzähl mir gleich, was du alles weißt.” Abby nickte noch einmal, befreite ihre Füße und seufzte.

„Dieser Nick Reichert wird von der Frau Daniel genannt. Er scheint netter als sie zu sein, sie scheint sein Boss oder so zu sein.”, erzählte Abby im Flüsterton, „Sie ist brutal und scheint keine Scheu vor Morden zu haben ... ihren Namen weiß ich nicht, sie haben hier abgeschlossen und darüber hinaus wechseln die beiden ständig zwischen Deutsch und Englisch hin und her. Du beherrscht Deutsch nicht zufällig, oder?” Ziva schüttelte den Kopf: „Kaum.” Abby überlegte, ebenso wie Ziva.

„Wenn dieser Daniel alleine hier ist, ist er dann wirklich netter?”, wollte Ziva wissen und Abby nickte: „Er warnt einen vor, streitet und ist nicht der netteste was seine Wortwahl betrifft, aber er ist nicht auf einen Mord aus.” „Wir sollten versuchen, mehr in einem Gespräch über ihn herauszufinden.”, schlug Ziva vor, „Über ihn und diese Frau.” „Guter Plan, Ziva.”, lobte Abby Ziva und grinste kurz, „Hätte von Gibbs stammen können.”
 

Eine gefühlte Stunde später, die in Wirklichkeit nur eine halbe Stunde war, kam Daniel Hermann alleine zurück – zum Glück von Abby und Ziva, die ihren Plan somit ausführen konnten.

„Etwas zum Essen.”, erklärte er und stellte vor Ziva und Abby jeweils eine Schale mit heißer Suppe, „Löffel gibt’s nicht, ihr müsst sie trinken.” Ziva warf Abby einen kurzen Blick zu, sie hatte sich wieder auf ihren alten Platz gesetzt.

„Wie ich sehe, habt ihr beiden euch befreit.”, stellte Daniel fest, „Liege ich richtig, wenn ich vermute, dass es Officer David war, die sich als erstes befreit hat?” Ziva nickte langsam. „Noch keinen Fluchtversuch gestartet?”, er sah Ziva fast schon enttäuscht an, „Ich habe mehr von Ihnen erwartet, Officer!” „Ich muss nicht immer so reagieren, wie es andere wollen.”, gab Ziva bissig zurück, „Aber wenn Sie wollen, kann ich ja im Laufe des Tages ... oder der Nacht?” Sie sah ihn fragend an. „Nacht.” „Ich kann im Laufe der Nacht gerne noch verschwinden.” „Das schaffen Sie niemals!” „Danke.”

Ziva nahm die Schale vor ihr in beide Hände und führte sie an die Lippen, trank jedoch nichts, sondern genoss nur einen Augenblick lang die Wärme, die von der Suppe aufstieg.

„Trinken Sie nur, Officer.”, meinte Daniel Hermann grinsend und lehnte sich an eine Wand, beobachtete sie grinsend, „Sie wird Ihnen schmecken.” „Sicher.” Ziva warf ihm einen kühlen Blick zu.

„Ich meine es nur gut mit ihnen beiden.”, seufzte er und Ziva warf Abby einen raschen Blick zu, die fragte: „Im Gegensatz zu der Frau, oder?” Daniel nickte: „Wenn es nach Nora ginge, wärt ihr beiden schon tot.” „Nora?” Ziva versuchte verwirrt zu klingen. „Die Frau.”, erklärte Daniel, „Sie ist gefährlich.” „Klingt, als würden Sie sich Sorgen um uns machen.”, meinte Ziva und sah ihn an. „Sollte ich etwa ... ?” „Nicht, was ich wüsste.”, antwortete Ziva und trank einen Schluck Suppe, was Abby sie entsetzt ansehen ließ und auch Daniel entsetzt aussehen ließ, „Es sei denn, ich hätte mich jetzt mit dieser Suppe vergiftet.” Sie grinste und trank den Rest der Suppe aus.

„Woher wollen Sie wissen, dass die nicht ... ?”, stellte Daniel seine unvollendete Frage und Ziva sah ihn an, „Sie haben doch nicht ... ” „Sie haben es zum Teil verraten.”, erklärte Ziva, „Wäre sie vergiftet, würden Sie anders reagieren. Außerdem kenne ich mich mit Giften etwas aus, also ... ” „Aber trotzdem ... ”, wollte Daniel widersprechen, doch Ziva warf ihm einen Blick zu, der ihn verstummen ließ.

„Weshalb sind Sie hinter Ziva her?”, fragte Abby, die ihre Suppe misstrauisch beäugte. „Weil es dich nichts angeht.” „Sie haben mich doch auch entführt, also geht es mich sehr wohl etwas an!”, widersprach Abby und Daniel fauchte: „Es geht dich nichts an! Wir werden entweder Lösegeld verlangen und bekommen, oder dich töten. Hast du nun verstanden, weshalb es dich nichts angeht?!” Abby sah ihn kühl an, öffnete den Mund und Ziva kam ihr zuvor: „Ehrlich gesagt interessiert es mich mittlerweile auch langsam mal.”

Bevor Daniel zu einer Antwort ansetzen konnte, wurde die Tür wieder geöffnet und Nora, die Frau, betrat den Raum. Sie sah Daniel kühl an, beachtete Ziva und Abby erst gar nicht und fauchte: „Daniel! Häng nicht bei diesen beiden rum! Wir haben noch etwas zu erledigen!” Daniel nickte, stand auf und sagte etwas auf Deutsch, woraufhin die Frau ihn noch verärgerter ansah, aber nichts sagte.

„Trink die Suppe.” Abby sah Nora erschrocken an. „Trink sie, bevor sie kalt ist.” Abby nickte, legte ihre Hände um die Schale und führte sie an die Lippen, trank aber keinen Schluck, sondern tat nur so, was Nora nicht entging: „Verarschen kann ich mich auch! Was soll die Schauspielerei?!” „I-ich ... ”, begann Abby, doch Nora ging mit schnellen Schritten zu ihr, packte die Schale, packte Abby im Nacken und sorgte mit Gewalt dafür, dass Abby die Suppe trank.

Als die Schale leer war, ließ sie von Abby ab, die hustete und nach Luft schnappte, sie wütend ansah. „Was sollte das?!”, fauchte sie, doch Nora nickte Daniel zu, der die Schalen einsammelte und mit ihr den Raum verließ, „Das wird Ihnen noch Leid tun!” „Abby!” „Ist doch wahr, Ziva!”, schrie Abby.
 

Eine Weile dauerte es, bis Abby sich beruhigt hatte. In der Zeit redete sie mit Ziva darüber, wie sie ihren Plan weiter ausbauen konnten, doch keinem viel etwas ein. Abgesehen davon fragte Abby sich, ob die Suppe wirklich nicht vergiftet gewesen war, doch sie stellte Ziva diese Frage nicht.

Irgendwann schlief Abby ein, während Ziva nachdenklich zu Boden sah. Ziva musste grinsen, als sie sah, wie Abby seitlich mit dem Rücken zu Boden rutschte, dann auf dem Boden liegen blieb und sich dort ein wenig einrollte um zu schlafen.

„Schlaf gut, Abby.”, murmelte sie leise, aber natürlich erhielt sie keine Antwort von der schlafenden Forensikerin, „Ich hole uns hier raus, so wie ich uns in diese Situation gebracht habe.”

Café au lait

„Guten Morgen DiNozzo.” Officer Lillith Salomon kam aus dem Fahrstuhl auf Tony zu, der übermüdet vor seinem Monitor saß und auf diesen starrte. „Oh mein ... ! Haben Sie überhaupt geschlafen?” Lillith klang entsetzt. „Sie müssen doch nicht die vom Mossad nachahmen!” „Tue ich nicht.”, bekam sie Tonys Antwort zu hören, „Und geschlafen habe ich etwa zwei Stunden.”

„Wo sind Special Agent Gibbs und die anderen?”, wollte Lillith wissen und Tony zuckte mit der Schulter: „Vermutlich noch im Bett oder zuhause.” Er gähnte. „Dort sollten Sie vielleicht auch wieder hin.”, meinte Lillith und setzte sich auf Zivas Schreibtischstuhl, „Ein oder zwei Stunden Schlaf sind nicht gerade viel für Leute aus diesem Land.” „Ich gehe nicht eher weg, bis dass wir die beiden gefunden haben.”, knurrte Tony, „Wie würden Sie das denn machen, wenn Ihr Partner verschwunden wäre?” Lillith antwortete nicht, sondern beobachtete ihn einfach nur.

„Tony, da bist du ja!” McGee stieg aus dem Fahrstuhl aus. „Ich habe dich versucht, zu hause zu erreichen, aber du hast nicht abgenommen!” „Weshalb wolltest du mich erreichen, Bambino?” „Ich wollte ... fragen, wie es dir geht.”, antwortete McGee leise und sah dabei zu Boden. „Gut, nur etwas müde.” „Und hier beim NCIS warst du auch nicht.”, erklärte McGee, „Ich habe mir irgendwie ... ” „Sorgen gemacht.”, beendete Lillith McGees Satz, der nickte. „Hast du mich auf dem Handy angerufen?”, wollte Tony wissen und McGee nickte: „Dein Akku scheint leer zu sein, Tony.”

„Weshalb machen sich alle Sorgen um mich?”, wollte Tony wissen, als er überprüfte, ob sein Akku wirklich leer war, „Verdammt! Wieso muss das Ding nur so kurzlebig sein?!” „Einfach häufiger aufladen oder einen neuen Akku kaufen.”, schlug McGee vor, doch Tony schüttelte den Kopf. „Vielleicht machen wir uns alle Sorgen um dich ... ”, vermutete McGee, „ ... weil wir wissen, wie sehr dich das Verschwinden von Ziva beschäftigt.” „Nicht mehr als Abbys Verschwinden dich.”, konterte Tony, „Wo kamst du eigentlich her? Deine Sachen hast du auf jeden Fall nicht bei dir, aber sie stehen hier auch nicht.” „Aus dem Labor.”, antwortete McGee leise.

„Haben die Ermittlungen vom Mossad etwas ergeben?”, erkundigte McGee sich bei Lillith, die die beiden schweigend beobachtet hatte und nun nickte: „Ja.” „Wieso sagen Sie das nicht sofort?”, fragte McGee und sah Lillith ernst an, „So etwas hat doch oberste Priorität!” „Kann sein, aber bei uns im Mossad ist es ein wenig anders.”, antwortete Lillith und Tony fragte: „Was für Ergebnisse?” „Daniel Hermann reist nicht alleine. Er hat immer eine Frau bei sich, seit er in Amerika ist.” „So weit, so gut ... ”, seufzte Tony, „ ... aber genau das wussten wir vorher auch schon.”
 

Etwa eine Stunde später, Tony war wieder einmal schlecht gelaunt, kam Gibbs ins Hauptquartier. Er bemerkte sofort, dass Tony schlecht gelaunt war, schickte McGee mit zwei Akten ins Labor und ging zu Lillith, besprach leise etwas mit ihr, bis sie sich erhob und Tony auffordernd ansah.

„Wir gehen was trinken.”, sagte sie, „Komm mit.” „Ich will nicht.” „Bitte.” Tony sah sie verwundert an: „Bitte?” „Ja, bitte.” „Okay.” Er nickte, stand auf und wollte zu ihr gehen, doch sein Blick, den er noch einmal durch das Hauptquartier hatte schweifen lassen, blieb an Gibbs hängen und er seufzte. „Nein.” „Ich habe nichts dagegen, DiNozzo.”, meinte Gibbs, „Jetzt setz dich endlich in Gang und folg ihr. Wann fragt dich eine Frau schon, ob ihr etwas trinken geht?” Tony nickte und folgte Lillith, die schon vorgegangen war, zum Fahrstuhl.
 

„Wo wollen wir hin?”, fragte Tony und Lillith grinste geheimnisvoll, „Oder besser gefragt: Was genau wollen wir trinken?” „Wart ab.” „Ich will es aber vorher wissen.”, protestierte Tony, „Sonst bin ich allergisch oder so!” „Allergisch? In der Akte stand nichts, was mit dem Getränk zu tun hätte.” „Woher ... ”, wollte Tony fragen, „Ach ja!” Lillith lobte ihn grinsend: „Schlauer Junge.”

Lillith öffnete die Tür zu einem Laden, dessen Namen Tony zwar bekannt vorkam, den er aber nicht zuordnen konnte. Darüber hinaus kam ihm die Einrichtung des Ladens bekannt vor, aber auch diese konnte er nicht zuordnen, außerdem bugsierte Lillith ihn zu einem Tisch am Fenster.

„Ein ... Café?”, stellte Tony überrascht fest, „Hast du etwa wie der Boss eine Kaffeesucht?” „Nein.” „Das war seine Idee, oder?” „Nicht alleine.”, gab Lillith grinsend zu, „Ich gehe die Getränke bestellen.” „Aber du weißt doch gar nicht, was ich wi-” „Nein, ich weiß es nicht, aber überlass es trotzdem mir.” Lillith erhob sich und ging zu den Tresen.

Tony sah ihr nach und überlegte, weshalb ihm dieses Café so bekannt vorkam, doch er wusste es nicht. Stattdessen gab er seufzend auf, als Lillith mit zwei dampfenden Tassen Kaffee zurück kam. Dankend nahm er ihr seine Tasse ab und stellte sie vor sich auf den Tisch, während Lillith einen Schluck von ihrem Kaffee nahm.

„Ich war hier schon einmal.”, meinte Tony und sah aus dem Fenster, „Ich weiß nur nicht mehr, mit wem und wann. Auch nicht, weshalb.” „Ich weiß.”, entgegnete Lillith, „Ich meine, ich weiß, dass du hier schon einmal warst. Ich weiß auch, mit wem.” „Wirklich?” Lillith nickte. „Woher?” „Ein bisschen raten hat noch keinem geschadet.”, meinte Lillith grinsend, „Aber ich gebe dir einen Tipp: Du hattest einen Apfelkuchen und die andere Person einen Kirschkuchen.” „Was hat das denn damit zu tun?”, fragte Tony, „Woher soll ich denn wissen, was ich wann und wo gegessen habe?” „Tja, so ein großes Erinnerungsvermögen ist schon klasse, oder?” Lillith trank noch einen Schluck ihres Kaffees.

„Apfel ... ”, Tony überlegte laut, „Warum habe ich einen Apfelkuchen gegessen?” „Das musst du selbst wissen.” „Ich esse normalerweise doch Schokoladenkuchen oder Mamorkuchen!” „Zweiter Tipp: Es war ein besonderer Tag.” „Besonderer ... Tag?”, wiederholte Tony verwirrt, „Wie jetzt?” „Na ja, nicht so ein normaler Tag wie dieser hier.”, erklärte Lillith. „Kirschkuchen ... ”, murmelte Tony, „Apfelkuchen. Besonderer Tag.” „Genau.” „Ruhig, ich muss mich konzentrieren.”, zischte er und Lillith beobachtete ihn grinsend.

„Ich war mit Ziva hier!” „Genau.” „An ihrem Geburtstag!” „Richtig.” „Aber woher weißt denn gerade du es?”, wollte Tony verwundert wissen, „Du warst doch nicht dabei ... und außerdem weiß doch keiner davon!” „Weil ich eine Art Freundin von Officer David bin.”, erklärte Lillith, „Sie hat am Tag darauf mit mir telefoniert und mir davon erzählt.” „Aber warum denn das?”, erkundigte Tony sich verwundert, „Das war doch nur ... normal?” „Das bleibt vermutlich immer Officer Davids Geheimnis.” Tony sah seufzend in seinen Kaffee.

„Das ist ja gar kein richtiger Kaffee!”, stellte er empört fest. Lillith nickte grinsend: „Das ist Café au lait. Eine Spezialität aus Frankreich, wenn ich mich nicht irre.” „Weshalb gerade Café au lait?”, erkundigte Tony sich und Lillith erklärte: „Er regt zum Nachdenken an, schmeckt und hält wach. Ich denke, all das könntest du gebrauchen.” „Ja.”, musste Tony zustimmen, „Du hast wohl oder übel Recht.”

Eine Frau betrat das Café und Tony musterte sie einen Augenblick lang, dann wendete er seinen Blick von ihr ab und trank einen Schluck Kaffee, wobei sein Blick zu Lillith wanderte, die die Frau so beobachtete, dass Tony das nur mit mehreren Blicken bemerkte.

„Wieso ... ”, fragte er im Flüsterton, „ ... beobachtest du sie?” „Das ist die Frau, die immer bei der Zielperson ist.”, gab Lillith ebenfalls im Flüsterton die Antwort. „Wirklich?” Lillith nickte.

„Was macht die denn hier?”, wollte Tony leise wissen und Lillith zuckte mit der Schulter, dann stand sie auf und sah Tony kurz an: „Ich bin mal kurz weg.” Und mit diesen Worten ging sie mit raschen Schritten zu den Toiletten, wobei sie sehr nah an der Frau vorbeiging, was Tony noch mehr verwunderte.

Er versuchte, während Lillith weg war, die Frau im Auge zu behalten und zwar so, dass sie es nicht bemerkte. Es dauerte nicht lange, als auch sie in Richtung Toiletten verschwand und Tony mit einem Seufzer seinen Kaffee weiter trank.

Tony trommelte mit den Fingern leise auf der Tischplatte herum, während er auf die Rückkehr von Lillith und der Frau wartete, doch beide ließen sich nicht blicken, so dass Tony überlegte, ob er ihnen nicht vielleicht folgen sollte, doch da klopfte jemand von außen an die Fensterscheibe und Tony sah, dass Lillith es gewesen war, zerkratzt, blutend und von blauen Flecken übersät.

Also stand Tony auf, schnappte sich seine und Lilliths Sachen und verließ das Café, um Lillith zu fragen, was geschehen war, während sie dort gewesen war und er auf sie gewartet hatte.
 

„Was ist geschehen?”, fragte er sie, kaum war er draußen angelangt. Sie nahm ihm ihre Sachen ab und sah ihn dabei ernst an. „Wie ich gedacht hatte, kam sie.”, sagte sie schließlich, als sie ihre Jacke angezogen hatte, „Ich habe versucht, so normal wie immer zu sein, aber vielleicht wusste sie da schon, wer ich bin, denn sie hat mich nicht nur beim Namen angesprochen, sondern auch gleichzeitig ein Messer gezückt.” „Und Leute vom Mossad haben auch immer eines bei sich.”, vermutete Tony und Lillith schüttelte den Kopf: „Ich bin nicht Officer David, Tony.” Tony nickte und sah zu Boden.

„Aber das heißt natürlich nicht, dass ich mich nicht doch verteidigen kann.”, ergänzte Lillith schnell, als sie Tonys Blick bemerkte, „Ich weiß nicht wieso, aber sie hat sehr schnell angegriffen, auch wenn ich nicht versucht habe, sie anzugreifen. Sie sieht mindestens so übel zugerichtet aus wie ich.” Tony musste grinsen: „Genial! Ihr vom Mossad seid im Nahkampf wirklich unschlagbar!” „Doch, wir sind schlagbar.”, seufzte Lillith, „Es ist nur eben nicht so besonders leicht.”

„Wir sollten zurück zum NCIS und berichten, was geschehen ist.”, meinte Tony und sah Lillith an, „Dass sie von euch vom Mossad weiß, kann nichts Gutes zu bedeuten haben.”

„Das ist noch nicht alles, was ich zu berichten habe.”, meinte Lillith und zwinkerte ihm geheimnisvoll zu, bevor sie ihm am Arm packte und losging.

Flucht und Rettung

Ziva saß noch immer Abby gegenüber, deren Oberkörper an der Wand zu Boden gerutscht war, so dass sie auf dem Boden lag und schlief.

Daniel Hermann war schon zweimal an diesem Morgen in den Raum gekommen, beim ersten Mal hatte Ziva sich schlafend gestellt, beim zweiten Mal hatte sie ihn erwartet und sich nicht schlafend gestellt, sondern ihn angesehen, während er sie angegrinst hatte.

Nun, nachdem er wieder weg war, saß Ziva dort und überlegte, wie Abby und sie fliehen konnten. Ihr fielen unzählige Möglichkeiten ein, aber sie musste bedenken, dass Nora, die Partnerin von Daniel, ebenfalls auf sie aufpasste und dass diese nicht gerade sanft mit ihnen umging, im Gegensatz zu ihm.

Sie hatte jegliche Möglichkeiten mehrmals überdacht, aber alles, was sie dadurch in Erfahrung brachte, würde nicht für eine gemeinsame Flucht von Abby und ihr reichen. Würde sie einen ihrer Pläne ausführen wollen, müsste sie, so stand für sie fest, Abby zur Flucht verhelfen und selbst zurückbleiben. Abby würde die anderen informieren können, während sie ... ja, was würde mit ihr selbst geschehen?

Ziva hatte keine Angst, aber sie zweifelte an ihren Plänen. Abby würde sicherlich nicht zustimmen oder gar mitspielen, aber es war die einzige Möglichkeit. Sie selbst würde sich verteidigen können und ihr würden ein paar kräftige Schläge und Tritte nicht so viel wie Abby ausmachen, aber Abby würde sie sicherlich nicht zurücklassen wollen. Es musste also ein Plan her, der ihre anderen Pläne vor Abby vertuschte, so dass diese es nicht sofort bemerken würde.

Wieder öffnete sich die Tür und ein drittes Mal betrat Daniel Hermann den Raum, wobei Ziva aus ihren Überlegungen geholt wurde und sie ihn ansah, während er sie angrinste.

„Schläft sie noch immer?”, erkundigte er sich leise und schloss die Tür hinter sich. Ziva nickte. „Ist sie schon einmal entführt worden?”, fragte er und Ziva antwortete: „Nein, nur verfolgt worden.” „Dann wird ihr dieser Schlaf gut tun.”, seufzte Daniel und setzte sich zu Ziva an die Wand, „Aber wenn ich das nächste Mal komme, werde ich sie wecken müssen.”

„Sie sind für einen Entführer und Mörder ziemlich ... nett zu uns.”, stellte Ziva fest, „Und vor allem zu mir. Ich dachte, dass ihr mich umbringen wolltet, aber davon habe ich bisher nicht viel gemerkt.” „Nun, alles zu seiner Zeit.”, antwortete Daniel ruhig, „Nur wer den richtigen Moment abwartet, wird gewinnen.” „Ihr seid brutal vorgegangen und da war nichts von Abwarten zu bemerken.”, meinte Ziva und sah ihn an, „Warum also jetzt?” „Du wirst es noch früh genug erfahren.”

„Geheimnisvoll wie eh und je, Daniel?” Ziva sah zur Tür und sah dort diese eine Person, die sie im Moment am wenigsten dort stehen sehen wollte: Nora. Diese sah Daniel kühl an, während sie Ziva fast schon ignorierte, die feststellte, dass Nora einige blutende Kratzer und Schnittwunden hatte, ebenso Blutergüsse und dass sie ein wenig beim Gehen hinkte, als sie auf Abby zuging.

„Dann wecken wir mal unseren ungewollten Gast auf.”, meinte sie und grinste fast schon bösartig. Sie kniete sich dabei vor Abby hin, suchte etwas in ihrer Hosentasche und Ziva fauchte: „Lass sie in Frieden!” „Weshalb denn?” Nora klang desinteressiert, fast schon gelangweilt. „Dass sie euch in die Falle gegangen ist, war doch nicht geplant! Ich sollte euer Opfer sein, nicht sie!” „Mhm, wie rührend.”, spielte Nora die Mitleidende, „Aber meinst du, dass es mich im geringsten interessiert, was mir ihr geschieht?” „Nein, aber ... ”, begann Ziva, doch Daniel hielt ihr den Mund mit einer Hand zu und schüttelte den Kopf, allerdings biss Ziva ihm in seine Hand, so dass er diese wieder zurückzog.

„Was sollte das?!”, fragte er sie verärgert und Ziva reagierte nicht auf seine Frage, sie sprang auf und ging schnellen Schrittes zu Nora und Abby herüber und packte Nora im Genick. Diese fuhr jedoch blitzschnell herum, packte Zivas Arm und schaffte es in schneller Art und Weise, Ziva an die Wand zu drängen.

Böse funkelte Ziva sie an und fauchte: „Lasst sie frei!” „Warum sollten wir?”, stellte Nora Ziva die Frage, die Ziva sie kühl ansehen ließ, „Sie kennt unsere Gesichter.” Sie grinste. „Eigentlich schade um die Liebe.” Sie musste lachen. Ziva wog in Sekundenschnelle ihre Chancen zu einer Flucht ab, dann seufzte sie.

„Ich wecke sie.”, murmelte sie, riss sich von Noras festem Griff los und kniete sich neben Abby. „Ein plötzlicher Sinneswandel?”, fragte Nora amüsiert und Ziva war dankbar, als Daniel sagte: „Nun lass sie doch.”

Abby regte sich ein wenig, als Ziva sie vorsichtig an der Schulter packte, leicht zupackte und dabei sagte: „Wach auf. Die Nacht ist vorbei, Abby.” „Aber ich habe heute doch frei ... ”, murmelte Abby schlaftrunken mit noch immer geschlossenen Augen und Ziva meinte leise: „Wach auf. Wir sind noch immer gefangen.” Abby riss entsetzt die Augen auf und war sofort hellwach.

„Da ist sie ja.”, meinte Nora hämisch grinsend, „Willkommen zurück in der Realität.” Ziva warf ihr einen säuerlichen Blick zu, den Nora nur noch mehr grinsen ließ.

Ziva sah zu Daniel, der mittlerweile aufgestanden war und auf Abby, Nora und sie zuging, während Abby nun auch langsam aufstand und Nora mit gemischten Gefühlen musterte, die Abby kühl ansah und dann kurz zu Daniel sah.

„Lass uns gehen.”, sagte Nora schließlich zu Daniel, als er neben ihr stand, „Sie sind ja endlich wach.” Daniel nickte. „Ja.”, stimmte er zu und ging zur Tür vor, während Nora zu Abby gewandt knurrte: „Starr mich gefälligst nicht so an!” Damit setzte sie sich auch in Bewegung, als Ziva plötzlich einen schnellen Schritt machte, ihre Arme fest packte und gleichzeitig versuchte, mit dem einen Fuß Nora zu Fall zu bringen, während sie einen schnellen, kurzen Blick zur Tür sah, um dort zu sehen, dass Daniel verschwunden war und die Tür noch immer offen stand.

Nora versuchte sich, von Ziva zu befreien, die nicht locker ließ, schaffte es aber, Zivas Versuch, sie zu Fall zu bringen, zu vereiteln. Dennoch hatte sie Zivas kurzen Blick zur Tür bemerkt und rief nun laut: „Daniel! Schließ die Tür!” Ziva hingegen sagte lauf: „Abby, sieh zu, dass du verschwindest! Flieh!” Doch Abby blieb stehen und starrte Nora und sie an, schüttelte den Kopf und murmelte: „Und du ... ?” „Mach, dass du verschwindest!”, fauchte Ziva, „So eine Gelegenheit gibt es nicht immer!” Abby sah sie weiterhin fast schon erschrocken an. „Los jetzt!” Ziva wurde lauter. „Ich kann auf mich aufpassen! Sag Gibbs und den anderen, wo ich bin! Beeile dich! Los! Mach schon!” Und endlich setzte sich Abby mit einem raschen Nicken in Bewegung und rannte aus dem Raum, in dem Nora und Ziva noch immer miteinander kämpften.
 

Zur selben Zeit hatten Lillith und Tony mittlerweile im NCIS Hauptquartier berichtet, was vorgefallen war. Dabei erklärte Lillith auch, was sie vorher schon Tony so geheimnisvoll angedeutet hatte: „Ich hatte einen kleinen Chip bei mir, den wir vom Mossad orten können. Diesen habe ich der Frau untergejubelt und ich hoffe, dass sie es noch nicht bemerkt hat.” „McGee wird euch beiden helfen, den Chip zu orten.”, meinte Gibbs und er sah Lillith an, „Am besten jetzt gleich sofort.” Lillith antwortete mit einem Nicken, erklärte Nathanael kurz auf Hebräisch, was Gibbs gesagt hatte und ging dann mit diesem und McGee runter in Abbys Labor, um dort den Chip, und damit die Frau, zu orten.

Tony hingegen blieb an seinem Schreibtisch sitzen und dachte über das Gespräch mit Lillith im Café nach: „Boss?” „Was ist?”, wollte Gibbs wissen, der ebenfalls an seinem Schreibtisch saß, dort jedoch arbeitete, anstatt nachzudenken. „Hilft Café au lait wirklich beim Nachdenken?” „Weshalb willst du das denn wissen?” „Lillith, also Officer Salomon, hat etwas in dieser Art gesagt.”, meinte Tony, „Ist aber nicht so wichtig ... ” Er senkte den Blick, um so dem ernsten Blick seines Vorgesetzten zu entgehen.

In genau dem Moment öffnete sich die Fahrstuhltür mit dem üblichen Ton und eine völlig verwirrte Abby stolperte heraus, die sofort zu Gibbs rannte: „Gibbs! Gibbs! Gibbs!” Gibbs sah auf und man sah ihm an, dass er seinen Augen nicht traute, als er Abby verschreckt, erschöpft, blass, zerkratzt und verängstigt vor sich stehen sah, die ihn sofort umarmte.

„Abby?”, fragte er leise und Abby nickte: „Ja, ich bin's.” „Wie bist du ... ?”, er stellte seine Antwort nicht ganz, sondern schob Abby ein Stück weit von sich weg, um sie betrachten zu können, während seine beiden Hände auf ihren Schultern ruhten. „Ziva hat mir zur Flucht verholfen.”, berichtete Abby in einem Tempo, das selbst auf der Autobahn mit dem Auto nicht erlaubt gewesen wäre, „Sie hat Nora, also die Frau, angegriffen, während Daniel, also der Mann, verschwunden ist. Die Tür stand noch offen und Ziva hat gesagt, dass ich sofort zu euch soll und euch alarmieren und zu dem Haus führen soll. Ich wollte nicht, aber irgendwie hat sie mich überzeugen können und hier bin ich. Oh Gibbs! Ich bin so froh, dich zu sehen!” Und wieder umarmte sie Gibbs und dieses Mal weinte sie vor Erleichterung, doch noch am Leben zu sein.

„Also ist Ziva noch bei den beiden Deutschen?”, fragte Tony ungläubig nach. Abby nickte und drehte sich zu ihm um. „Sie hat sich sozusagen geopfert, damit du fliehen konntest?”, wollte er wissen und Abby nickte wieder, „Die Deutschen haben sie also noch und stellen wer weiß was mit ihr an?” Wieder nickte Abby, doch dieses Mal ging sie auf ihn zu und umarmte auch ihn: „Es tut mit Leid, dass sie noch dort ist, Tony ... ” „Muss es doch nicht ... ”, gab Tony perplex zurück, „Hauptsache, dir geht es gut.”

„Apropos gut gehen ... ”, mischte Gibbs sich ein, „Am besten, du gehst zu Ducky, Abbs.” Abby sah Gibbs an und schüttelte den Kopf. „Oh nein!”, widersprach sie, „Ich muss euch doch zu den Deutschen bringen!” „Das werden Sie nicht tun müssen.”, sagte plötzlich eine Stimme hinter Gibbs und Lillith, in Begleitung von Nathanael und McGee, kam auf die drei zu, „Wir konnten den Chip orten.”

„W-wer ... wer sind Sie?”, fragte Abby verwundert und sah Lillith an. Auch ihr fiel die Ähnlichkeit zwischen Lillith und Ziva auf und sie traute ihren Augen deshalb kaum. „Das ist Officer Nathanael Redstin und ich bin Officer Lillith Salomon.”, stellte Lillith sich und Nathanael vor, „Wir helfen bei der Suche nach Officer Ziva David.” „Sind sie beide auch vom Mossad?”, wollte Abby erstaunt wissen und Lillith nickte, „Und Sie helfen wirklich?” „Weil es ihr Vater so wollte.”

„Also, ihr konntet ihn orten?”, brachte Gibbs das Gespräch wieder zum eigentlichen Thema zurück, „Worauf warten wir dann noch?” „Eigentlich auf nichts, Boss.”, meinte McGee leise und wendete seinen Blick nicht von Abby ab. „Dann los!”, meinte Gibbs laut und Tony schnappte sich sofort seine Sachen, ebenso McGee und die beiden Offiziere vom Mossad.

„Du gehst zu Ducky.”, sagte Gibbs leise zu Abby, als alle anderen schon zum Fahrstuhl vorgingen, „Wir brauchen deine Hilfe dort nicht. Es ist besser, wenn du dich untersuchen lässt, glaub mir.” Abby nickte und Gibbs sah sie ein letztes Mal an, bevor auch er zum Fahrstuhl ging und darin verschwand.
 

Ziva hatte die meiste Zeit in dem Kampf die Oberhand gehabt, da Nora von dem Kampf mit Lillith noch angeschlagen gewesen war, doch Nora hatte auch ihr einiges zusetzen können, bis sie schließlich selbst die Oberhand gewann.

„Der Ende Ihres Plans.”, lachte Nora hämisch, als sie Ziva zu Boden stieß und diese versuchte, sich aufzurichten, es ihr aber nicht gelang, „Eigentlich soll ich Sie nicht töten ... aber wenn ich es wie einen Unfall aussehen lasse ... ” Sie lachte und Ziva rollte sich mühsam auf den Rücken, funkelte sie böse an.

„Noch haben Sie nicht gewonnen.”, drohte sie schwach und spuckte Blut. „Ach nein?” Nora sah Ziva an. „Sie können ja nicht einmal mehr aufstehen.” „Man muss nicht stehen, um vielleicht dem Tod zu entgehen.”, meinte Ziva und grinste.

In dem Moment öffnete sich die Tür zu dem Raum und Daniel betrat diesen, blieb entsetzt stehen und sah die beiden Frauen an, dann fragte er laut: „Was tust du da?! Bist du verrückt geworden?” Nora funkelte ihn böse an und fauchte: „Hast du die andere geschnappt?” „Nein, sie war zu schnell.”, antwortete Daniel ernst, „Ich habe sie eine Weile verfolgen können, dann war sie verschwunden.” Doch etwas sagte Ziva, dass er das nicht getan hatte.

„Dann hilf mir, sie erneut zu fesseln, zu knebeln und sie ins Land des Schlafes zu schicken.”, befahl Nora und Daniel schüttelte den Kopf, erklärte: „Wir haben ein Problem. Wir müssen fliehen.” „Weshalb?”, fragte Nora, hielt Ziva weiterhin fest. „Der NCIS und der Mossad haben herausgefunden, wo wir sind.”, antwortete er. „Kann nicht sein.”, widersprach Nora heftig, „Die Kleine in dem Café hat ordentlich eine mitbekommen und sie und dieser Typ haben mich nicht verfolgt.” „Und was ist das hier?”, hakte Daniel nach und hielt Nora den kleinen Chip hin, den Lillith bei ihr versteckt hatte.

Nora sprang auf, ließ von Ziva ab und sah Daniel an, dann sagte sie erstaunlich ruhig: „Die Kleine war gut. Ihr Kampfstil war merkwürdig und ich konnte leicht erkennen, wer sie war, aber jetzt weiß ich, weshalb.” „Wir müssen hier weg.”, wiederholte Daniel ernst, „Verstehst du?” „Ja, tue ich.”, bestätigte Nora, dann sagte sie etwas auf Deutsch, was Ziva nicht ganz verstand, auch wenn sie Deutsch etwas verstehen konnte. Daniel antwortete auch auf Deutsch und Nora schrie ihn daraufhin verärgert auf Deutsch an, doch Ziva verstand jedes einzelne Wort, das sie schrie: „Wir sollen sie zurücklassen?! Weißt du eigentlich, wie lange wir gebraucht haben, um sie zu erwischen? Das ist wie bei dem kleinen Mädchen!” „Die werden wir mitnehmen, dann werden sie uns folgen und wir sind in Deutschland ohnehin im Vorteil!”, widersprach Daniel heftig auf Deutsch, „Wir müssen uns beeilen!” Nora schüttelte ungläubig den Kopf, dann nickte sie aber zögernd.

Daniel wollte etwas erwidern, doch in dem Moment, als er den Mund öffnete, konnten die drei hören, wie eine Tür aufgebrochen wurde und Daniel warf Nora einen ernsten Blick zu. Nora nickte und rannte los, Daniel folgte ihr, drehte sich an der Tür noch einmal zu Ziva um und sagte auf Englisch: „Ich bin mir sicher, wir werden uns noch einmal wiedersehen.” Damit verschwand auch er und ließ Ziva alleine in dem Raum zurück.
 

Am Vordereingang und am Hintereingang hatten sich Gibbs, McGee, Lillith, Nathanael und Tony, sowie sechs weitere Offiziere vom Mossad postiert und waren nun in das Haus eingebrochen. Daniel und Nora, die es mitbekommen hatten, verschwanden unbemerkt durch ein Fenster, an dem nur Sekunden später zwei Offiziere vorbeigingen.

Während Gibbs mit McGee und drei Offizieren vom Mossad den Vordereingang übernommen hatte, waren Tony, Lillith und Nathanael mit drei weiteren Offizieren durch den Hintereingang ins Haus gelangt und hatten sich dort aufgeteilt. Gleiches taten auch Gibbs und die anderen am Vordereingang.
 

Ziva lag in dem Raum, den Atem angehalten und angestrengt den Geräuschen um sie herum lauschend. Sie vernahm die schnellen Schritte der beiden Deutschen, die flohen, die Geräusche der Leute, die in das Haus eindrangen und hoffte, dass es, wie Daniel gesagt hatte, wirklich der NCIS und der Mossad waren.

Vorsichtig, da ihr sämtliche Knochen im Leib schmerzten, versuchte sie sich aufzurichten, doch sie kam nicht annähernd so hoch, dass sie sich hätte am Türgriff hochziehen können. Die Idee, nach den Leuten zu rufen, gefiel ihr nicht sonderlich, doch als sie es versuchte, kam kein Ton heraus, den man hätte hören können, so dass sie einfach nur versuchte, sich auf dem Boden vorwärts zu robben, auch wenn ihr selbst das höllische Schmerzen bereitete. Doch wie hatte man es ihr beim Mossad beigebracht? Sie durfte sich durch so etwas nicht unterkriegen lassen. Schmerzen existierten kaum.

Nur mühsam und langsam kam sie voran, sie hatte nicht einmal die Schwelle erreicht, als Gibbs zum Raum kam, um diesen zu durchsuchen.

Gibbs entdeckte sie, ging zu ihr und kniete sich vor sie nieder, sie besorgt ansehend und sagend: „Es ist vorbei. Wir sind da, Ziva.” Ziva richtete sich soweit auf, wie es nur ging, fiel Gibbs erleichtert in die Arme und war froh, dass es vorbei war, während er sie in seine Arme schloss und beruhigend auf sie einredete.

„Gibbs, wir haben sie noch ni-” McGee kam in den Raum herein, sah Gibbs und Ziva dort so sitzen und machte: „Oh!” Gibbs sah McGee ernst an, dieser nickte und gab durch ein Funkgerät Bescheid, dass man Ziva gefunden hatte. Außerdem ließ er einen Rettungswagen bestellen, dann sah er Gibbs und Ziva an und man sah auch ihm die Erleichterung deutlich an.
 

Als der Rettungswagen kurz darauf am Haus ankam, hatten Gibbs und McGee Ziva aus dem Haus geholfen und sie auf den Beifahrersitz eines der Autos vom NCIS gesetzt, mit dem sie gekommen waren. Dort hatte Ziva es sich so bequem wie möglich gemacht, so dass sie ihre Schmerzen kaum mehr wahrnahm.

„Habt ihr Abby?”, fragte sie schwach, als sie endlich einen Ton heraus bekam und Gibbs und McGee besorgt bei ihr am Wagen standen, „Ist sie ... zu euch gekommen?” Gibbs nickte. „Ja ist sie.”, bestätigte auch McGee. „Wie geht es ihr ... ?”, fragte Ziva und Gibbs antwortete: „Ich habe sie zu Ducky geschickt. Sie ruht sich aus, so wie du es auch tun solltest.” „Aber ... ”, wollte Ziva widersprechen, doch in dem Moment kam der Rettungswagen an.

„Komm.”, meinte Gibbs und half Ziva aus dem Wagen, „McGee, hilf uns mal.” McGee nickte, legte sich, wie Gibbs es auch getan hatte, einen von Zivas Armen über die Schulter und half ihr zum Rettungswagen, in dem man sie gleich auf eine Trage verfrachtete.

„Tony!”, konnte Ziva Lilliths Ruf hören, bevor die Türen des Rettungswagens geschlossen wurden und sie weggefahren wurde, „DiNozzo! Bleib stehen! Sie haben sie!”

Im Krankenhaus

Ziva hatte während der Fahrt zum Krankenhaus das Bewusstsein verloren und war auch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen, als man sie zusammenflickte. Der Arzt, der Ziva behandelte, hatte angeordnet, dass man sie vorerst allerdings auch nicht wecken sollte, da diese Bewusstlosigkeit vielleicht nicht nur als eine Begleiterscheinung der Verletzungen, sondern auch als Schutz des Körpers aufgetreten war, denn schließlich, so meinte der Arzt, hatte Ziva Schlimmes durchgemacht und das Gehirn musste all das verarbeiten, Schlaf nachholen und der Körper musste sich derweil regenerieren.

Als Ziva in ihrem Einzelzimmer aufwachte und sich verwirrt umsah, wusste sie zuerst nicht, wo sie war, doch eine Stimme beantwortete ihr die Frage, die ihr wohl am Gesichtsausdruck abzulesen war: „Du bist im Krankenhaus, Ziva.” Eine ruhige Stimme, die ihr so vertraut vorkam, hatte ihr diese Frage beantwortet und Ziva drehte fast schon neugierig den Kopf, nur um sehen zu können, wessen Stimme das war.

„Tony ... ?”, fragte Ziva erstaunt, „Was machst du ... denn hier?” „Er passt auf seine Partnerin auf.”, erklärte eine andere, weibliche Stimme und Ziva drehte den Kopf in die Richtung, aus der diese gekommen war. Auch diese Stimme kam ihr bekannt vor, auch wenn sie fast schon überrascht war, die Stimme auf Englisch zu hören.

„Lillith?”, fragte Ziva deshalb und traute ihren Augen kaum, Officer Lillith Salomon an eine Wand gelehnt dort in ihrem Zimmer stehen zu sehen. „Die und keine andere.”, meinte Lillith lächelnd, „Wie geht es dir?” „Gut.”, sagte Ziva, auch wenn es gelogen war. Sie wollte allerdings nicht vor Lillith zugeben, dass es ihr fast schon miserabel ging. „Es ist völlig natürlich, wenn es dir nicht so gut geht.”, seufzte Lillith, „Also hör auf uns allen etwas vor zumachen und sei ehrlich.” Ziva nickte und meinte: „Mir tut alles weh ... ich wusste gar nicht, dass ich so viele Knochen im Körper habe ... ” „Bestimmt haben Sie noch mehr Knochen im Körper, als Sie jetzt spüren, Officer David.”, sagte eine weitere, männliche Stimme links von ihr auf Hebräisch.

„Officer Nathanael Redstin?”, fragte Ziva und klang noch ungläubiger als schon bei Lillith und Tony. „Ja wohl.”, antwortete Nathanael auf Hebräisch, „Stets zu Diensten.” „Noch immer die Taktik, eine gewisse Sprache nicht sprechen zu können?”, fragte Ziva Nathanael grinsend auf Hebräisch und dieser nickte, „Dann wäre Englisch jetzt wohl angebracht, oder?” Nathanael nickte wieder.

„Dein Partner wollte partout nicht von deiner Seite weichen, seit du auf dein Zimmer gekommen bist.”, erzählte Lillith, „Man könnte fast schon meinen, er sei außer sich vor Sorge gewesen.” Sie zwinkerte Ziva zu, die lachen musste, während Tony versuchte, unschuldig drein zu schauen und murmelte: „Gar nicht wahr ... !”

„Wenn alles gut geht, dürfen Sie in ein bis zwei Tagen schon hier raus.”, sagte Nathanael, diesmal in fehlerlosem Englisch, was Tony fast schon entsetzt aussehen ließ, „Sie haben eine Verstauchung im rechten Fuß, Ihre linke Schulter war ausgerenkt und Sie haben so einige Blutergüsse, Schnittwunden, Kratzer und Beulen, aber im Grunde sind Sie das ja gewohnt, Officer David.” Ziva nickte.

„Er ... er ... er kann Englisch?”, fragte Tony ungläubig, „Weshalb hat er nie ... hat er ... hieß es nicht ... ?” Er war verwirrt und wollte nicht glauben, was er gehört hatte. „Er beherrscht es nicht besonders gut, sagte ich.”, meinte Lillith grinsend, „Aber ich habe nie gesagt, dass er es nicht kann.” „Aber nicht besonders gut ... das war ... fehlerlos!” Tony sah sie an, als sei sie verrückt. „Versuchen Sie diese Taktik doch auch einmal, Special Agent DiNozzo.”, meinte Nathanael ruhig, „Man erlangt so einige Informationen, die Sie auf normalem Wege sicherlich nie erfahren hätten.”

„Mein Vater hat euch geschickt, oder?”, fragte Ziva die beiden Offiziere, „Ihr seid nicht hier, weil der NCIS darum gebeten hat, oder?” „Halb und halb.”, antwortete Lillith, „Einerseits hat der NCIS um Unterstützung gebeten, andererseits hat dein Vater uns nur hergeschickt, damit wir dich finden, nicht die andere. Rein theoretisch haben wir gegeneinander gearbeitet.” „Doch dank Gibbs Idee und Lillith Einsatz konnten wir der Frau einen Chip unterschieben, den wir geortet haben.”, erklärte Tony stolz, „Und ich denke, dass ich die Bedeutung von Café au lait verstanden habe.” Lillith sah zu Nathanael, als Tony seinen letzten Satz sagte.

„Wartet mal ... ”, meinte Ziva, „Einen Chip, sagtet ihr?” Lillith und Tony nickten. „Dann haben Daniel und Nora von Tony und dir geredet!”, leuchtete Ziva es ein, „Dann warst du die Kleine, die Nora erkannt hat!” „Kleine?”, fragte Lillith empört, „Höchstens drei Zentimeter!” „Sie nannte dich wortwörtlich so.”, meinte Ziva und Lillith verteidigte sich: „Ich habe auch nie an deinem fast schon fotografischen Gedächtnis gezweifelt, Ziva.”

Es klopfte an der Zimmertür, ehe Ziva noch auf Lilliths Bemerkung reagieren konnte, die Tür wurde geöffnet und Abby kam herein, sah, dass Ziva wach und wieder bei Bewusstsein war, grinste ihr typisches Grinsen und sah dennoch ein wenig verlegen aus.

„Hallo Ziva.”, murmelte sie leise und Ziva sah Abby an, musste unweigerlich lächeln. „Shalom Abby.”, antwortete Ziva. „Eigentlich wollte ich Director Shepard und Gibbs mitbringen, aber Gibbs hat sich geweigert und die Direktorin wollte bei ihm bleiben. Ducky, Palmer und Lee wollten vielleicht nachher kommen.”, berichtete Abby und Lillith sah sie fragend an, ebenso Nathanael, und Tony fragte: „Und McGee?” „McGee wurde von Gibbs aufgehalten, aber er will sich beeilen.”, antwortete Abby und Tony nickte. „Wozu all diese Besucher? Du bist doch ebenso das Opfer gewesen, wie ich es war!” „Aber du bist diejenige von uns beiden, die im Krankenhaus liegt.”, meinte Abby grinsend und Ziva seufzte genervt.

„Aber darüber hinaus ... ”, murmelte Abby in ihrem schnellen Tempo, „Wie geht es dir eigentlich?” „Von den paar schmerzenden Knochen abgesehen soweit ganz gut.”, meinte Ziva und grinste schwach, „Aber wie Officer Redstin vorhin schon einmal bemerkte: Ich bin das gewohnt.” „Du siehst übel zugerichtet aus.”, stellte Abby besorgt fest, „Bist du sicher, dass es dir sonst gut geht?” „Ja.”, antwortete Ziva und sah Abby genervt an, „Mir geht es soweit ganz gut!”

„Du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt, damit ich fliehen konnte ... ”, begann Abby, doch Ziva hob abwehrend die Hand und beeilte sich zu sagen: „Keine Ursache, das selbe hättest du vielleicht auch irgendwann getan.” Abby sah Ziva verständnislos an und meinte dann leise: „Ich wollte mich bedanken.” „Musst du nicht.”, meinte Ziva, „Diese ein, zwei Kratzer sind doch ganz nett.” „Und die restlichen Verletzungen?”, mischte Tony sich ein, „Und die kurzzeitige Bewusstlosigkeit?” „Das gewisse Extra im ganzen Set.”, antwortete Ziva, „Könnt ihr euch bitte um etwas anderes als meine Gesundheit sorgen?”

„Der Mossad setzt alles daran, die beiden Deutschen zu finden und zu bestrafen.”, berichtete Nathanael ernst, „Sie müssen bestraft werden.” „Sie sind auf dem Weg nach Deutschland.”, seufzte Ziva, die sich an die kleineren Details des Gesprächs zwischen Nora und Daniel vor ihrer Flucht erinnerte, „Mit Lenna MacDonald und Lisa Moore.” „Woher weißt du das?”, fragte Tony und Ziva erklärte: „Vor ihrer Flucht sagten die beiden das ... zwar auf Deutsch, aber ich denke, das habe ich soweit noch verstehen können.”

„Du kannst Deutsch?”, fragte Abby verwundert, „Welche Sprache beherrscht du denn nicht?” „Viele.”, seufzte Ziva, „Ich kann fließend Englisch, Hebräisch, Spanisch, Arabisch, Türkisch und Französisch und habe grundlegende Kenntnisse in Deutsch, Italienisch und Russisch, aber alle anderen Sprache kann ich nicht wirklich.” „Bleibt ja nicht viel übrig.”, meinte Tony, „Abgesehen von der Sprache der Inuits, Chinesisch, Japanisch, Indisch, Koreanisch, Dänisch ... ” Er wollte weitere Sprachen aufzählen, doch Lillith unterbrach ihn: „Ich denke, wir haben es verstanden, Tony.”

„Zurück zu den Deutschen ... ”, sagte Ziva, „Der Mossad will sie finden und bestrafen?” Nathanael nickte. „Und die beiden Geiseln? Lisa Moore und Lenna MacDonald?”, fragte Ziva. „Sie wissen, wie der Mossad vorgeht und arbeitet.”, erinnerte Nathanael Ziva, „Wir garantieren nicht für die Sicherheit und Rettung zweier Geiseln, wenn wir nur die Deutschen erwischen wollen.” „Lenna MacDonald ist noch ein Kind und Lisa Moore ... ”, setzte Ziva an, doch sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. „Was ist sie?”, fragte Lillith ruhig nach, dann wiederholte sie ihre Frage auf Hebräisch, doch Ziva schüttelte nur den Kopf und sagte nichts.
 

Ungefähr eine Stunde später verabschiedete sich zuerst Abby, die versprach, mit McGee und den anderen zu kommen, dann verabschiedeten sich auch Nathanael und Lillith, die beide auch sagten, dass sie wahrscheinlich noch in der selben Nacht abreisen würden, da Ziva gerettet war und sie sich nun nur um die Deutschen zu kümmern hatten.

Nathanael hatte schon den Raum verlassen und wartete draußen auf dem Flur auf seine Partnerin, die noch kurz mit Ziva redete. Sie verabschiedete sich auch von Tony und wünschte ihm alles Gute und viel Glück für die weitere Zeit beim NCIS, da sie nicht vermutete, ihn noch einmal wiederzusehen. Als sie sich dann in Bewegung setzte und den Raum verlassen wollte, sah Tony ihr mit gemischten Gefühlen nach und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch kein Ton kam heraus.

Ziva, die das sah, musste schmunzeln und meinte etwas spöttisch: „Ich denke, dass ich dich enttäuschen muss, Tony.” Tony sah sie fragend an: „Hm?” „Lillith ist schon vergeben.”, erklärte Ziva und grinste. Tony wurde etwas rot und sah sie ärgerlich an, auch wenn er es nicht wirklich war. „Du brauchst sie also nicht zum Essen einzuladen.”, meinte Ziva und Tony sagte: „Ich war mit ihr in einem Café ... sie wusste, dass ich da mit dir an deinem Geburtstag war. Weshalb erzählst du ihr denn solche Sachen?” „Wer weiß? Stört es dich etwa?”, fragte Ziva und Tony schüttelte den Kopf, „Also gibt es da doch nichts gegen einzuwenden.” Tony nickte seufzend.

„Sie ist vergeben?”, fragte er dann, nachdem beide etwas geschwiegen hatten, „Wirklich?” „Ja, wirklich.” „Erstaunlich ... ”, murmelte Tony und Ziva sah ihn fragend an: „Was ist daran so erstaunlich? Dass welche wie sie jemanden finden können?” Tony sah Ziva an, dann wurde ihm bewusst, was sie da gesagt hatte: „So meine ich da-” Ziva unterbrach ihn: „Du selbst magst sie doch. Weshalb ist das dann so erstaunlich?” „Ich meinte das doch nicht s-” Wieder unterbrach Ziva ihn: „Sie gibt sich immer nur so, wie du sie kennen gelernt hast.” „Ziva, hörst du mir eigentlich z-”, wollte Tony fragen, doch wieder unterbrach ihn jemand: „Special Agent DiNozzo, seit wann schreien Sie sie an?” Tony drehte den Kopf, sah Direktor Shepard und Gibbs dort stehen und wurde knallrot, während Ziva ihre langjährige Freundin dankbar ansah.

„Du siehst übel zugerichtet aus, Ziva.”, stellte diese fest, „Aber anscheinend scheint es dir wieder einigermaßen gut zu gehen, wenn du dich schon mit ihm streitest.” Ziva nickte, während Tony langsam wieder seine normale Farbe an nahm. „Wo ist McGee?”, wollte Ziva wissen, „Es wurde mir gesagt, er sei bei euch.” „War er auch.”, antwortete Gibbs, „Aber für heute habe ich ihm gesagt, dass er dich noch nicht besuchen soll. Er kommt morgen mit Abby, Ducky und den beiden anderen.” „Er gehört doch auch zum Team!” „Genau das habe ich Jethro auch gesagt, Ziva.”, meinte die Direktorin und sah grinsend zu Gibbs, der ihren Blick gelassen erwiderte, „Aber anscheinend hört er noch immer nicht auf seine direkte Vorgesetzte.”

Die vier unterhielten sich eine ganze Weile über dies und das, unterhielten sich über die Rettung von Abby und Ziva, über die nächsten Schritte der Deutschen, der Rettung der beiden letzten Geiseln und den beiden Charakteren der beiden Deutschen. Dabei berichtete Ziva, dass Nora sehr brutal war, während Daniel fast schon nett und freundlich gewesen war. Außerdem berichtete sie, dass sie nicht wisse, wer bei den beiden der Chef war, denn oft hatte Nora Daniel herumkommandiert, doch als die Flucht bevorstand, hatte Daniel das Wort ergriffen und seinen Willen durchgesetzt, wobei Ziva einen gewissen Respekt von Nora zu Daniel hatte erkennen können, was sie verwundert hatte, da sonst Nora sich als Chef aufspielte und nicht andersherum.

Gibbs bestand darauf, dass sie ein anderes Thema wählten, über das sie sprechen könnten, da Ziva sich schließlich ausruhen sollte, damit sie schnell wieder arbeiten konnte, während das Thema über die Deutschen Ziva fast schon dazu brachte, auf zuspringen und sofort zu arbeiten.

Sie fanden kein Thema, so dass sie schwiegen, bis Gibbs schließlich seufzend verkündete, dass er nun nach Hause fahren wollte. Die Direktorin stimmte zu, denn schließlich hatte er sie in seinem Auto mitgenommen, so dass sie mit ihm zurückfahren musste. Also verabschiedeten sich die beiden und ließen dann Tony und Ziva alleine, die sich schweigend ansahen.

Schließlich meinte Tony: „Abbys und dein Verschwinden hat uns ziemlich besorgt. Ich habe McGee sogar die Nase gebrochen oder so etwas in der Art.” „Du besitzt so viel Kraft in dir?”, neckte Ziva ihn und Tony nickte seufzend: „Ich war eben besorgt um dich und er kam mir ein wenig krumm. Wenn dich jemand entführen kann, dann muss er stark sein. Du haust doch selbst die Marines hier k.o..” „Es war nicht, weil er stark war.”, erklärte Ziva leise, „Außerdem wusste ich schon, als er sich als jemand anderes ausgab, dass er es ist, dennoch habe ich, gegen Gibbs' Plan, versucht, mehr von ihm zu erfahren und bin sogar mit ihm nach Draußen gegangen. Und da kam eben eines zum anderen.” „Aber er ist stark, oder?”, fragte Tony besorgt und Ziva seufzte: „Ich weiß es nicht, Tony ... ”

„Du bist gut mit Lillith befreundet, oder?”, hakte Tony nach, um das Thema zu wechseln. „Ich kenne sie schon lange.”, antwortete Ziva. „Also ja?” Ziva nickte. „Irgendwie ist es seltsam zu hören, dass du ... ” Tony unterbrach sich, als Ziva ihn fragend ansah. „Das ich was ... ?”, fragte sie und Tony schüttelte den Kopf. „Nichts, nichts.”, sagte er abwehrend, „Nichts, schon gut.” „Nein, sag schon.”, forderte Ziva ihn auf und Tony gab nach: „Ich kann nicht glauben, dass du auch Freundinnen hast.” „Weshalb sollte ich keine haben?” „Weil du ... na ja ... dich anders als die meisten Frauen hier benimmst.” Ziva schüttelte den Kopf, sagte nichts dazu.

„Na ja, ich ... ich sollte vielleicht fahren.”, murmelte Tony schließlich und Ziva sah ihn schweigend an, „Du brauchst Ruhe und musst dich erholen.” „Ich bin nicht krank oder so.”, widersprach Ziva, „Okay, mir tun die Knochen weh, aber ich brauche keine Ruhe dafür.” „Die Ärzte sagten es.”, erinnerte Tony sie, „Und ich muss bei mir eh noch etwas aufräumen.” Er grinste. „Wozu das? Deine Filmsammlung durcheinander ... ehm ... ge- ... ge- ... Verdammt, wie heißt das Wort?” „Durcheinander gebracht?”, fragte Tony und Ziva schüttelte den Kopf: „So ein anderes Wort. Wie dieses viereckige Ding bei Brettspielen.” „Gewürfelt?” Tony sah Ziva zweifelnd an. „Genau! Durcheinander gewürfelt?”, fragte Ziva grinsend. Tony seufzte: „In diesem Fall ist „durcheinander gebracht” passender. „Durcheinander gewürfelt” würde man eher benutzen, wenn man etwas vertauscht hat und dadurch verwirrt ist.” „Besserwisser.”, murrte Ziva und zog eine Grimasse. „Immer wieder gerne.”, meinte Tony lachend.

Der Plan

Tony war kurz darauf verschwunden und hatte sie alleine in dem Zimmer gelassen. Sie hatte noch eine Weile an die weiße Decke über ihr gestarrt, dann hatte sie sich, so gut es eben ging, umgedreht und war, nach einigem Nachdenken, eingeschlafen, trotz dem eindeutigen Schnarchen eines älteren Mannes im Zimmer nebenan.
 

Am nächsten Morgen war Ziva schon wach, bevor eine Krankenschwester ins Zimmer kam, um sie zu wecken. Die Krankenschwester sah Ziva verwundert an und Ziva, die aufrecht in ihrem Bett saß und sich einigermaßen gut fühlte, fragte: „Wissen Sie schon, wann ich wieder aus dem Krankenhaus heraus darf?” Die Schwester verneinte und wies auf eine Untersuchung des behandelnden Arztes hin, der in einer knappen Stunde kommen würde, dann servierte sie Ziva das Frühstück und wünschte ihr einen angenehmen Tag, bevor sie verschwand.

Ziva aß ihr Brot trocken und trank ihren Kaffee in nur wenigen Zügen aus, bevor sie die Tablette, die man ihr ebenfalls gegeben hatte, in die Hand nahm und zwischen ihren Fingern nachdenklich drehte.

Die Tablette war klein, rund und weiß, hatte eine Rille in der Mitte, so dass man sie teilen konnte, und sah aus wie jede andere Tablette auch. Das war es auch nicht, was Ziva nachdenklich stimmte. Sie brauchte die Schmerztablette nicht, die man ihr vorsorgend mitgegeben hatte, schließlich hatte sie eine jahrelange, harte Ausbildung beim Mossad genossen und dort verstand man sich darauf, Schmerzen zu unterdrücken und nicht zu spüren – oder eben kaum.

Der Arzt kam herein, während Ziva noch immer die Tablette zwischen den Fingern drehte. Er sah sie an, lächelte und meinte ein wenig überrascht: „Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie jetzt schon so munter dort sitzen zu sehen, Miss David. Ich hatte eher damit gerechnet, dass sie noch nicht richtig sitzen könnten. Aber erst einmal guten Morgen. Ich bin Doktor Alan Hill.” „Guten Morgen.”, antwortete Ziva und legte die Tablette wieder auf das Tablett mit ihrer leeren Kaffeetasse und den anderen Dingen.

Dr. Hill, der Zivas Handbewegung gefolgt war, sah sie verwundert an und fragte: „Sie haben keinerlei Schmerzen, Miss David?” „Keine von größerer Bedeutung.”, antwortete Ziva und sah den Arzt ruhig an, „Ich habe gelernt, mit Schmerzen umgehen zu können.” „Seien Sie ehrlich, wenn Sie das nicht könnten, würden Sie es dann vor Schmerzen nicht aushalten können?”, fragte Dr. Hill nach und Ziva überlegte, dann antwortete sie: „Ich weiß es nicht. Vielleicht wären sie zu schlimm, vielleicht aber auch nicht.” „Auf einer Skala von eins bis zehn, wobei zehn das Schlimmste ist?”, hakte Dr. Hill nach und Ziva sagte: „Ich weiß es nicht.” „Nun gut, Sie scheinen die Wahrheit zu sagen.”, meinte Dr. Hill und sah sie an.

„Nun gut, ich werde Ihnen jetzt Blut abnehmen und dieses untersuchen lassen.”, erklärte er ihr und Ziva fragte: „Untersuchen? Worauf?” „Ihre Direktorin, Miss Shepard, klärte mich darüber auf, was geschehen ist, denn meist gelten solche Verletzungen als Misshandlungen.”, erklärte der Arzt ruhig, „Und dann wäre die Polizei eingeschaltet worden.” „Und deshalb untersuchen Sie mein Blut?”, fragte Ziva verwirrt. „Es könnte sein, dass wir etwas übersehen haben.”, antwortete Dr. Hill.

„Wann darf ich wieder nach hause und arbeiten?”, erkundigte Ziva sich. „Das Krankenhaus verlassen dürfen Sie, wenn nichts passiert, morgen schon.”, berichtete Dr. Hill, „Aber arbeiten würde ich Ihnen für eine Weile verbieten. Ich kann Sie nur krankschreiben, aber genau das werde ich wahrscheinlich auch tun.” „Ich möchte aber arbeiten.”, bettelte Ziva, „Der Fall betrifft mich ebenso wie all die anderen. Ich will die beiden retten, die in ihrer Gewalt sind ... sie sollen ... ” Sie unterbrach sich.

„Es geht mich nichts an, worum es bei diesem Fall geht.”, sagte Dr. Hill ruhig, „Ich kann Sie nicht arbeiten lassen. Ich muss den Pflichten meines Berufes nachgehen und die sind eben so gelegt, dass ich Sie zum Beispiel erst noch krankschreiben muss. Sie sind und waren verletzt und normalerweise müssten Sie Schmerzen haben, die Sie um den Verstand bringen, anstatt hier ganz ruhig mit mir zu reden und sich fast völlig normal zu benehmen.” „Aber ich möchte arbeiten.”, flehte Ziva. „Nein, das kann ich nicht verantworten.” „Geben Sie mir die Bescheinigung, ich liefere sie dann ab.”, bat Ziva, doch Dr. Hill schüttelte den Kopf und Ziva seufzte.

„Ein Tag, dann dürfen Sie in ihrem Haus machen, was sie wollen.”, versuchte Dr. Hill sie zu beruhigen, „Und soweit ich weiß, ist ein gewisser junger Mann schon vor der Besuchszeit hier aufgetaucht und wollte Sie besuchen.” Er zwinkerte ihr zu und Ziva sah ihn fragend an. „Auch wenn die Besuchszeit noch etwas hin ist, soll ich ihn trotzdem zu Ihnen schicken?”, fragte Dr. Hill und Ziva nickte langsam, „Da wird er sicherlich erfreut sein.” Und damit verließ er Zivas Zimmer.
 

Der junge Mann kam kurz darauf. Er klopfte und betrat auf Zivas Antwort hin das Zimmer. Es stellte sich heraus, dass es Tony war, der voller Ungeduld es nicht hatte abwarten können, dass die Besuchszeit endlich begann. Er erklärte Ziva, dass er ohnehin nicht lange bleiben könne, da er zur Arbeit müsse, aber dennoch, so war er sich sicher, würde es niemanden stören, dass er, mal wieder, zu spät käme und abgesehen von einem Blick von McGee, der Bände sprach, und einer Kopfnuss von Gibbs würde nichts weiter geschehen, denn weder die Direktorin noch sonst jemand würde ihn dafür auf die Anklagebank stellen – und wenn doch, so würde er sich geschickt raus reden können, in dem er sagte, er habe ihr neue Klamotten gebracht.

„Wann darfst du das Krankenhaus nun verlassen?”, erkundigte Tony sich und Ziva antwortete: „Der Arzt sagte, ich dürfte wahrscheinlich morgen wieder gehen, aber noch nicht wieder arbeiten.” „Das ist genau das, was du nicht willst, oder?”, meinte Tony grinsend, „Du willst arbeiten, habe ich Recht?” „Ja.”, gab Ziva zu, „Sie haben noch immer zwei in ihrer Gewalt und sie hatten es auf mich abgesehen.” „Aber im Moment ist der Mossad hinter ihnen her und wir doch auch. Du kannst dich endlich ein wenig zurücklehnen.”, widersprach Tony ihr, „Du hast in der ganzen Zeit kaum geschlafen, außerdem hast du uns doch schon enorm viel geholfen. Du hast den einen Mann erschossen, du hast die Namen der beiden herausgefunden und in Erfahrung gebracht, dass sie nach Deutschland wollen.” „Und das macht mir Sorgen.”, murmelte Ziva und damit schwieg sie.

„Weißt du, dass ist wie in Rush Hour 3 mit Jackie Chan und Chris Tucker.”, erzählte Tony grinsend, „Zuerst arbeiten sie in Amerika zusammen, dann reisen sie nach Frankreich um diese Liste zu finden. Lee, also Jackie Chan, hat eine persönliche Bindung zu dem Fall, da sein Adoptivbruder Kenji der Täter ist. Abgesehen von zahlreichen Toten und Verletzten passiert eine Menge, die Tochter von Konsul Han wird entführt und die beiden retten sie, doch damit ist es nicht vorbei. Letzten Endes werden sie von dem mutigen Taxifahrer gerettet, der die Vorstellung hat, ein amerikanischer Superspion zu sein.” „Was genau willst du mir damit sagen?”, fragte Ziva ihn zweifelnd, „Das hat rein gar nichts damit zu tun!” „Doch, ich will auf etwas ganz bestimmtes hin.”, meinte Tony und Ziva überlegte, dann schüttelte sie den Kopf.

„Okay, vielleicht hilft dir das weiter.”, meinte Tony und sein Grinsen wurde breiter, „In Rush Hour 2 sind Lee und Carter in China. Eigentlich machen sie dort Urlaub, aber dann bekommt Lee einen Fall. Er vertuscht alles so, damit Carter weiterhin denkt, sie seien im Urlaub, doch irgendwann kommt es heraus und er arbeitet mit an dem Fall, der sie nach Amerika bringt. Dort lösen sie dann den Fall.” „Du meinst ... ”, begann Ziva und sah ihn groß an, „ ... dass wir einfach so nach Deutschland reisen sollen?” „Urlaub machen.” „Und das ist die Tarnung für unser eigentliches Ziel dort?”, hakte Ziva nach und Tony nickte, „Du bist verrückt.” „Diese Idee hätte von dir stammen sollen, nicht von mir.”, meinte Tony, „Also bin ich nicht verrückt.”

„Das Ganze fliegt doch schon auf, wenn wir sagen, dass wir zusammen Urlaub in Deutschland machen wollen.”, meinte Ziva ernst, „Erstens brechen wir damit Gibbs' Regel Nummer 12 und zweitens würde ich niemals mit dir gemeinsam Urlaub machen wollen.” „Danke.” Tony tat beleidigt. „So war das nicht ... ”, versuchte Ziva sich zu verteidigen, doch Tonys Blick ließ sie lachen: „Du bist ein Idiot!” „Ich weiß.”, stimmte Tony zu. „Gibbs würde durchschauen, was unser eigentlicher Plan ist, weil er mittlerweile weiß, wo die Deutschen sind. Wenn ich ihnen nach fliege und sei es nur der Urlaub dort, würde er sofort skeptisch werden und es nicht zulassen.”, meinte Ziva ernst. „Denk trotzdem mal darüber nach.”, sagte Tony seufzend und stand auf, „Ich muss langsam los zur Arbeit.” Damit stand er auf und ging.
 

Als Tony am Abend wieder kam, war Dr. Hill gerade bei Ziva und nahm ihr wieder Blut ab. Tony blieb an der Seite stehen, beobachtete den Arzt und Ziva, während der Arzt weiter seiner Pflicht nachging.

„Sie sind der Freund von Miss David, oder?”, erkundigte sich Dr. Hill bei Tony, der den Arzt erst verständnislos ansah und dann etwas errötete, was Ziva grinsen ließ. Tony versuchte, dem Arzt zu Antworten, doch er bekam keine ordentliche Antwort auf die Reihe, so dass Ziva ihm unter die Arme griff und half: „Er ist mein Arbeitskollege.” „Ach so?” Dr. Hill klang überrascht. „Ja.”, bestätigte Ziva und sah den jungen Arzt an, der sie ansah und fragte: „Aber er war es doch, der heute schon vor der Besuchszeit hier war?” „Ja, war er.”, antwortete Ziva, „Während der Arbeit macht sich so ein Besuch nicht so gut.” Tony sah dankbar und erleichtert aus, dass Ziva ihm die Antwort abgenommen hatte.

„Nun gut ... ”, begann Dr. Hill, „ ... ich lasse Sie beiden jetzt alleine. Sie haben sicherlich viel zu bereden.” „Danke.”, sagte Ziva und sah den Arzt an. „Ich muss mich außerdem schnell um Ihr Blut kümmern.”, erklärte der Arzt und verließ das Zimmer, „Einen schönen Abend noch Ihnen beiden.” Tony sah dem Arzt verwirrt und erstaunt zugleich nach.

„Neugieriger Kerl.”, murmelte er und Ziva sah Tony an, „Wer sagt denn, dass ich dein Freund sei?” „Er.” „Na ja ... egal.”, seufzte Tony und sah Ziva ruhig an, „Hast du dir wegen meiner Idee Gedanken gemacht?” Ziva nickte. „Und?”, fragte Tony, „Was sagst du dazu?” „Mir kommt dein Plan ganz gelegen.”, erklärte Ziva, „Aber wir weihen mindestens die Direktorin ein.” „Die wird das niemals zulassen.”, widersprach Tony und Ziva meinte: „Doch. Sie wird meine Gründe verstehen und sie wird wahrscheinlich die einzige sein, die Gibbs dazu überreden kann.” „Aber sie wird nur dich gehen lassen.”, erklärte Tony ihr, „Weil du ihre Freundin bist.” „Nein, sie würde mich ... in ... diesem Zustand nie alleine gehen lassen. Nicht so.”, widersprach Ziva, „Sie würde es fast schon begrüßen, wenn jemand mitkäme.” „Ich sehe schon McGee und Abby darüber tuscheln, was wir dort eigentlich machen.”, murmelte Tony leise, „Das war ein dummer Plan, DiNozzo ... ”

Ziva musste lachen. Tony sah sie daraufhin erstaunt an, denn in letzter Zeit hatte sie eher wenig gelacht und es überraschte ihn, sie jetzt so lachen zu hören. Ziva, die seinen überraschten Blick sehr wohl bemerkt hatte, sah ihn an und verstummte, dann räusperte sie sich und schwieg einen Augenblick lang.

„Eine Fortbildung.”, sagte Ziva dann und sah Tony ruhig an, der sie hingegen fragend ansah, „Der Hintergrund des Ganzen ist eine Fortbildung.” „Ich verstehe gerade nur Bahnhof.”, murmelte Tony und Ziva sah ihn nun wiederum fragend an und fragte verwirrt: „Ich habe doch Bahnhof nicht gesagt?” „Eine Redewendung.”, beeilte Tony sich zu sagen. „Ah ... okay.”, seufzte Ziva und nickte, bevor sie ihm erklärte, was sie meinte, „Wir sagen, dass ich zum Beispiel vom Mossad auf eine Fortbildung dort geschickt werde. Im Grunde unterstehe ich noch immer dem Mossad. Du hingegen, weil du der Dienstälteste nach Gibbs bist, musst ebenfalls hin, nur eben vom NCIS.” „Und Gibbs? Eben weil er der Dienstälteste ist?” „Der hat angeblich schon solch eine Fortbildung mitgemacht.”, sagte Ziva und klang dabei, als würde sie etwas auswendig aufsagen, „Nur eben nicht in diesem Land.” „Na ja ... die Idee ist ja besser als die mit dem Urlaub ... ”, stimmte Tony zögernd zu, „ ... aber ... ” „Aber was?” „Schon gut.”
 

Am nächsten Tag, gegen fünf Uhr am späten Nachmittag, erhielt Ziva eine Antwort auf ihre Frage, die sie Dr. Hill und vielen anderen schon gestellt hatte. Dr. Hill betrat ihr Zimmer, untersuchte sie noch einmal, dann erklärte er ihr, sie solle jemanden anrufen, der sie vom Krankenhaus abholen würde und sie dürfe nach hause.

Als der Arzt Ziva alles Gute wünschte und ihr Zimmer verließ, überlegte Ziva, wen sie anrufen könnte. Ihr fielen McGee, Ducky, Abby, Tony, die Direktorin und Gibbs sofort ein und Ziva wusste nicht, wen sie davon anrufen sollte. Sie wusste, dass sie bestimmt nicht Gibbs oder Abby fragen würde, doch wen von den restlichen sollte sie fragen? Letzten Endes war es die Direktorin, die Ziva anrief und als diese abnahm, bat Ziva sie, dass sie sie abholen solle.

Die Zeit bis zur Ankunft von Director Shepard vertrieb sich Ziva mit Packen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie so viele Sachen dort gehabt hatte, und war noch erstaunter und überraschter, als sie ein Foto in ihrer Tasche fand. Es war das Foto, dass sie schon in Tel Aviv im Restaurant betrachtet hatte, und das ihr verdeutlicht hatte, wohin sie wirklich gehörte. Sie waren wirklich wie eine Familie geworden.

„Ziva?” Eine Frauenstimme riss Ziva aus ihren Gedanken. Sie hatte auf dem Bett gesessen und das Foto in ihren Händen gehalten und es nachdenklich betrachtet. Nun sah Ziva auf und entdeckte die Direktorin, die sie einerseits erfreut und freundlich, andererseits besorgt ansah. „Ich habe geklopft, aber du hast nicht geantwortet.”, erklärte Director Shepard und Ziva nickte und meinte: „Ich war in Gedanken und habe es nicht mitbekommen.” „Hast du alles gepackt?”, wollte die Direktorin nun wissen und wieder nickte Ziva, „Was hast du denn da?” Ziva reichte Jenny das Foto und erklärte: „Es hat mir in Tel Aviv nach dem Anschlag verdeutlicht, wohin ich eigentlich gehöre und dass ich dort völlig fehl am Platz war.” Die Direktorin nickte und sah Ziva eine Weile lang schweigend an.
 

Sie brachte Ziva nach hause und blieb noch eine Weile bei ihr. Im Wohnzimmer, während sie Kaffee tranken, erzählte Ziva Jenny alles von Tonys und ihrem Plan. Jede Einzelheit, jedes kleinste Detail. Die Direktorin war nicht besonders angetan von der Idee, dennoch sah sie ein, dass Ziva so oder so um jeden Preis den Plan ausführen würde. Außerdem, und da war sie etwas froh, würde Tony mit ihr nach Deutschland reisen, was sie ein wenig beruhigte. So war Ziva schließlich nicht auf sich gestellt, auch wenn Director Shepard durchaus wusste, dass Ziva auch so jegliche Situationen meistern konnte.

„Und die Tarnung?”, fragte Ziva, „Würdest du uns helfen, sie aufrecht zu erhalten?” „Ich werde sehen, was sich machen lässt.”, bestätigte Jenny, „Es ist gut, wenn Jethro nicht sofort davon erfährt.” „Danke, Jenny.” Ziva sah erfreut aus. „Ich bin nicht angetan davon, aber euch kann man so oder so nur schwer stoppen.” Die Direktorin musste lachen. „Besonders Anthony, der McGee ja auch die Nase gebrochen hat. Jethro und ich hatten es schwer, als wir ihn ruhig stellen mussten.” Ziva sah Jenny schmunzelnd an und meinte: „Ja, er kann manchmal etwas stürmisch sein.”

Auf nach Deutschland

Nachdem Jenny gegangen war, ging Ziva in ihr Schlafzimmer. Sie war ungewohnt früh müde und fühlte sich zwar einigermaßen gut, war dennoch noch nicht wieder ganz auf den Beinen. Für Tonys und ihren Plan würde sie aber wieder fit werden müssen, so dass sie sich dazu entschied, schlafen zu gehen.
 

Nur zwei Stunden später, Ziva hatte kein bisschen geschlafen, gab Ziva den Versuch auf. Sie konnte definitiv nicht schlafen, ihre Gedanken kreisten einerseits um die beiden Deutschen und den Plan, den Tony und sie ausgeheckt hatten, sowie um die Opfer, die in diesem Fall schon vorgekommen waren. Fast wären Abby und sie selbst zu Opfern geworden, stellte Ziva fest.

Ihr Blick fiel auf die Zeitanzeige ihres Weckers und sie seufzte. Halb elf, also noch früh. Was sollte sie machen, da sie eh wach war und nicht schlafen konnte? Im Fernsehen lief unter Garantie nichts, was sie interessierte, es war zu spät für ein Telefonat und Hunger hatte sie eigentlich keinen.

„Das ist es!”, rief Ziva eher ungewollt aus, als ihr eingefallen war, was sie machen könnte. Sie stand aus ihrem Bett auf, beeilte sich, ins Bad zu kommen, machte sich fertig und zog sich etwas Bequemes an, was dennoch etwas Stil hatte. Grinsend musterte Ziva sich im Spiegel im Schlafzimmer, dann zog sie sich ihre Schuhe an, schnappte sich eine Tasche, packte ihr Portemonnaie hinein, sowie ihr Handy, dann nahm sie ihren Haustürschlüssel, verließ das Haus und schloss hinter sich ab.

Sie ging zu Fuß die kurze Strecke zu einer Bar, die sie mit Tony und den anderen mal besucht hatte, und betrat diese. Der Zigarettenrauch und der starke Geruch nach Alkohol kamen Ziva schon am Eingang entgegen, doch sie ignorierte ihn, suchte die Bar mit einem gezielten Blick nach einem freien Platz ab und setzte sich dann an den Tresen, da dort die wohl einzigen freien Plätze in der sonst vollen Bar waren.

Nach kurzem überlegen bestellte Ziva sich ganz einfach einen Orangensaft, sie wollte es zu dieser Uhrzeit noch langsam angehen lassen. Während sie ihren Saft trank, beobachtete sie den Wirt hinter den Tresen, der anderen Gästen ihre Getränke, meist alkoholische, einschenkte und dabei mit einem männlichen Gast redete, den er anscheinend etwas besser zu kennen schien.

„Es ist etwas länger her, dass du hier warst.”, meinte der Wirt und grinste sein Gegenüber an, „Ende letzter Woche, wenn ich mich nicht irre?” „Eh ... ja.”, antwortete das Gegenüber des Wirts und Ziva versuchte, ihn zu erkennen, da ihr die Stimme bekannt vorkam, „Ich hatte einiges um die Ohren.” „Das hat dich sonst nur von einem Besuch hier abgehalten, wenn du in deinem Job zu sehr beansprucht wurdest, oder wenn du eine Neue hattest.”, neckte der Wirt und sein Gegenüber versicherte lachend: „Da hast du auch Recht.”

Ziva trank den letzten Schluck ihres Saftes aus. Sie hatte es aufgegeben, herauszufinden, wer der Gesprächspartner des Wirts war, auch wenn die Stimme ihr so sehr bekannt kam, dass sie sich wohl bei dem Klang dieser fühlte. Ein kurzes Winken zum Wirt bedeutete diesem, dass sie etwas Neues bestellen wollte. Der Wirt entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner, ging zu ihr und nickte, als sie dieses Mal einen Cocktail bestellte.

Während der Wirt den Cocktail mixte, nahm er wieder das Gespräch auf: „Hast du denn eine Neue in Sicht?” „Musst du immer alles über mich wissen?”, fragte sein Gegenüber und musste lachen, „Ich bin doch kein offenes Buch zum Lesen.” „Du liest?” „Eh ... ” „Außer dem üblichem Zeug, natürlich.” „Bei der Arbeit.” „Akten.”, seufzte der Wirt, „Die kann auch wirklich jeder Depp lesen.”

Der Wirt hatte den Cocktail fertig gemixt und reichte diesen nun Ziva. „Hier, bitte schön, die Dame.”, sagte er und schenkte ihr ein Lächeln, welches sie erwiderte, „Selten, dass solche Frauen wie Sie hier alleine auftauchen. Warten Sie auf jemanden, Miss?” Ziva schüttelte den Kopf: „Nein, ich bin alleine hier.” „Nun gut.”, meinte der Wirt und wendete sich wieder seinem vorherigen Gespräch zu.
 

Gegen halb drei am Morgen, Ziva war noch immer in der Bar, die auch um diese Uhrzeit gut besucht war, was sie ein wenig verwunderte, bezahlte Ziva ihre Cocktails, Drinks und sonstige Getränke. Sie stand von ihrem Hocker an den Tresen auf, wollte die Bar verlassen, als der Wirt sie fragte: „Miss, Sie waren doch alleine hier, oder?” Ziva blieb stehen, drehte sich um und sah den Wirt ruhig an. „Ja.”, antwortete sie, „Warum?” „Haben Sie es weit zu sich nach hause?” Ziva schüttelte den Kopf.

„Um diese Uhrzeit ist es für jemanden wie Sie gefährlich.”, erklärte der Wirt, „Soll Sie vielleicht mein Kumpel nach hause bringen? Ich befürchte, dass er, wenn er länger hier bleibt, morgen verkatert bei der Arbeit erscheint.” „Nein, danke.”, antwortete Ziva und seufzte, „Ich kann auf mich selbst aufpassen.” Damit ging sie in Richtung Ausgang, während der Wirt ihr hinterher rief: „Wenn Ihnen etwas passiert, dann ist es nicht meine Schuld!”
 

Als Ziva später am Morgen im Hauptquartier des NCIS am Computer saß und dort einen Bericht schrieb, während sie sich von den stürmischen Begrüßungen seitens Ducky, der sie nach ihrem behandelnden Arzt ausgefragt hat und froh war, dass sie so schnell wieder auf den Beinen war, Abby, die Ziva ein kleines Plüschtier in Form einer Fledermaus geschenkt hatte, dass, soweit war sich Ziva sicher, eine Art Glücksbringer darstellen sollte, und von McGee, der, als er sich auf den Weg zum Videokonferenzraum machte, so aussah, als habe er eine neue Idee für sein neues Buch, erholte, kam Gibbs mit einem neuen Kaffee rein. Er wollte sich gerade auf seinen Stuhl fallen lassen, als die Direktorin auf der Empore erschien und ihn zum zweiten Mal an diesem Morgen in ihr Büro rief. So kam es, dass Ziva wieder alleine an ihrem Schreibtisch saß und arbeitete.

Der Fahrstuhl öffnete sich um zehn Uhr, Ziva sah in dem Moment zufällig auf die Uhr, mit seinem üblichen Geräusch und zog Zivas Aufmerksamkeit, die ihren Bericht mittlerweile beendet hatte, auf sich. Sie musste grinsen, als sie Tony erkannte, der aus dem Fahrstuhl stieg, mit einem Grinsen im Gesicht feststellte, dass Gibbs anscheinend noch nicht da war, und dann zu seinem Schreibtisch huschte.

Erst als er dort angekommen, den Computer gestartet und seine Sachen abgestellt hatte, fiel sein Blick auf Ziva, die ihn weiterhin ansah und den Blick, seitdem er aus dem Fahrstuhl gestiegen war, nicht mehr von ihm abgewendet hatte.

„Z-Ziva?”, fragte er überrascht und erfreut zugleich. Ziva nickte und antwortete: „Sehe ich aus wie jemand anderes?” „N-nein!”, beeilte Tony sich zu sagen, grinste, ging auf ihren Schreibtisch zu und blieb vor diesem stehen, während Ziva ihn von ihrem Stuhl aus von unten ansah. „Dass du schon wieder hier bist ... ”, begann er, doch Ziva stand auf, sah ihn an und meinte: „Willst du einen Kaffee?” Tony, etwas überrascht, nickte, sah sie fragend an und Ziva erklärte: „Du scheinst eine lange Nacht gehabt zu haben.” „Woher weißt du das?”, erkundigte Tony sich und Ziva meinte geheimnisvoll: „Ich kenne zufällig die Bar, in der du warst.” Damit ging sie los, um ihrem Partner und sich einen Kaffee vom Automaten zu holen, während Tony an ihrem Schreibtisch stehen blieb und ihr perplex nach sah.

„DiNozzo, steh nicht nur so herum, sondern beginn endlich mit deiner Arbeit!” Tony zuckte unter der Kopfnuss, die ihm sein Vorgesetzter verpasste, zusammen. „B-Boss ... !”, murmelte er. „Wird das zur Gewohnheit?”, fragte Gibbs und setzte sich endlich, ohne dass ihn einer störte, auf seinen Schreibtischstuhl, „Kommen wir jetzt immer zu spät, DiNozzo?” Tony murmelte etwas Unverständliches, ging das kurze Stück zu seinem Schreibtisch zurück und begann mit der Arbeit.
 

Gegen zwei Uhr am frühen Nachmittag erschien die Direktorin noch einmal auf der Empore, um Gibbs wieder zu sich in ihr Büro zu rufen. Tony sah seinem Boss fast schon neugierig nach, während Ziva, als Gibbs mit der Direktorin verschwunden war, leise murmelte: „Schon das dritte Mal an diesem Tag.” „Wirklich?”, fragte Tony und wendete seinen Blick Ziva zu, die nickte, „Was es wohl zu besprechen gibt?” Ziva wollte antworten, doch im selben Moment verkündete ihr Handy mit einem Ton, den Tony zum Grinsen brachte, dass sie eine SMS erhalten hatte, was Tony bei Ziva neu war.

Langsam sah Ziva nach, wer ihr die Nachricht geschickt hatte und was der Inhalt dieser war. Tony stand auf, ging um seinen und ihren Schreibtisch herum und sah über Zivas Schulter, da auch er wissen wollte, was dort geschrieben stand. Er wurde allerdings enttäuscht: Ziva hatte, wie sie sonst bei anderen Dingen immer tat, keinen Grund zum Abdecken der SMS, weil in ihr nur hebräische Schriftzeichen zu sehen waren, die Tony nicht entziffern konnte. Mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck setzte er sich auf die Kante von Zivas Schreibtisch und beobachtete sie dabei, wie sie langsam eine Antwort tippte.

„Was stand da?”, fragte er sie und sie antwortete nicht, war in ihre Antwort vertieft und hörte ihm kaum zu. „Ziva, was stand da?”, wiederholte er seine Frage ein wenig lauter, doch noch immer antwortete sie nicht. „Hey!”, schrie er nun schon fast, weil es ihn wirklich brennend interessierte, „Wer hat dir geschrieben und was stand in de-” „DiNozzo, schrei' hier nicht so herum!”, sagte Gibbs laut, der an Zivas Schreibtisch vorbeiging und Tony dabei wieder eine Kopfnuss verpasste, „Ich denke, dass Ziva nicht schwerhörig ist.” Tony nickte seufzend.

„Ihr beide sollt zur Direktorin hoch.”, berichtete Gibbs, „Und außerdem ... wo ist McGee?” „Eh ... Bambino ist ... eh ... ”, begann Tony, der den Computerspezialisten an diesem Tag auch noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Ziva kam ihm zur Hilfe: „McGee ist oben im Videokonferenzraum, Director Shepard brauchte ihn für eine Überprüfung sämtlicher Leitungen und für noch irgendetwas, was du sicherlich nicht verstehen würdest, weil ich es auch nur ansatzweise verstehe.” Gibbs nickte, ihm genügte diese Antwort voll und ganz. „Dann beeilt euch und geht hoch.”, sagte er ernst, „Ich denke nicht, dass sie gerne wartet.” Tony und Ziva erhoben sich beide und machten sich auf den Weg zur Direktorin des NCIS.
 

„Ziva, Anthony ... ” Die Direktorin sah ihren Agent und ihre langjährige Freundin freundlich an, als diese ihr Büro betraten. Tony sah ein wenig nervös aus, aber Ziva war die Ruhe selbst. Sie konnte sich vorstellen, dass es um die Reise nach Deutschland ging und wenn es so war, dann gab es keinen Grund zur Sorge oder Nervosität. In ihren Augen war das etwas, was meist nur Anfänger hatten.

„Nun, soweit ich weiß, hat Ziva Ihnen schon berichtet, dass ich von ihrer gemeinsamen Absicht in Kenntnis gesetzt worden bin.”, begann die Direktorin, die den beiden gleichzeitig einen Sitzplatz in Form zweier Stühle anbot, „Keine Sorge, ich werde es nicht verbieten. Im Gegenteil: Ich helfe euch beiden, die Deckung aufrecht zu erhalten. Euer Flug geht morgen um vier Uhr am Nachmittag, ich erwarte, dass ihr euch vorher hier bei mir abmeldet. Außerdem will ich über jeden eurer Schritte in Kenntnis gesetzt werden. Ihr bekommt einen Laptop mit, der eine Kamera eingebaut hat. Ihr dürftet damit keinerlei Schwierigkeiten haben, eine Verbindung zum NCIS aufzubauen, so dass wir mitunter über den Videokonferenzraum kommunizieren können.” Tony und Ziva nickten.

„Wenn es irgendwelche Probleme gibt, meldet euch sofort. Ich werde es nicht dulden, wenn ihr in Schwierigkeiten steckt und ich feststellen muss, dass zwei meiner besten Leute in der Klemme stecken.”, sagte sie ernst, „Bekomme ich mit, dass etwas schief geht, werde ich sofort euren Rückflug beantragen und ihr werdet schneller zurück in Washington sein, als Gibbs jemals eine Kopfnuss ausgeteilt hat. Verstehen wir uns?” Ziva nickte, während Tony überlegte und dann erst nickte.

„Irgendwelche Bedenken?”, fragte die Direktorin und Tony stellte seine Frage: „Es läuft offiziell unter einer Fortbildung, bei der Ziva vom Mossad und ich vom NCIS aus teilnehmen, korrekt? Ich komme hauptsächlich mit, um auf sie aufzupassen, richtig?” „Und zum Ermitteln.”, korrigierte die Direktorin ihn, „Sie sind ein ganz passabler Agent, Tony.” Tony nickte: „Danke.” Er wurde etwas rot. „Das hieße, ich bin mit ihr im selben Hotel.” „Verständlich.”, bestätigte die Direktorin. „Kann ich mein eigenes Zimmer haben?”, fragte Tony und sowohl die Direktorin, als auch Ziva sahen ihn fragend an, „Sie schnarcht.”
 

Am nächsten Tag, als Tony und Ziva sich beim NCIS von den anderen verabschiedeten, redete Gibbs heftig auf seine Vorgesetzte ein. Er wollte seine beiden Untergebenen nicht in dem Land haben, in dem die Leute waren, denen er zu verdanken gehabt hatte, dass zwei seiner Leute verschwunden und eine davon im Krankenhaus gelandet waren. Die Direktorin jedoch hielt jedem seiner Vorwürfe, Bitten und Angriffen stand und bestätigte damit Ziva und Tony umso mehr, dass sie voll und ganz hinter den beiden stand.

McGee hatte den beiden, auf die Bitte der Direktorin hin, zusammen mit Abby einen Laptop fertig gemacht und betriebsbereit gemacht, so dass sie keine weiteren Probleme damit haben dürften, als dass der Akku zu schwach war, oder sie keine Steckdose fanden. Selbst die Kamera hatten Abby und er wieder und wieder eingestellt und getestet. Abby hatte ihnen noch ein Foto von dem Team als Hintergrund eingestellt, als kleines Geschenk für die Reise und als Aufheiterung für die trüben, langweiligen und zähen Tage, die sie die vielen Vorträge hören würden.

Ducky an sich hatte eigentlich nichts weiter, was er den beiden geben konnte, abgesehen von einer seiner zahlreichen Geschichten über irgendeinen Menschen, der ebenfalls solch eine Reise absolviert hatte und dabei fast ums Leben gekommen war. Es hörte ihm nur keiner so wirklich zu und erst Gibbs konnte Ducky nach ungefähr sieben Minuten seiner Erzählung, bei der nur die Einleitung beendet worden war, stoppen, damit Ziva und Tony ihren Flug nicht verpassen würden.

Die Direktorin brachte die beiden gemeinsam mit Gibbs, der nicht gerade gut gelaunt war, zu dem Flughafen, von dem die beiden in Richtung Deutschland fliegen würden. Es war ein Flug mit einem Zwischenstop in Paris und weiteren kleineren Städten, aber insgesamt würden sie nur dreimal landen, bevor ihr Ziel, einer der Flughafen in Berlin, an der Reihe war.

Am Bahnhof war die Verabschiedung von Gibbs eher kühl, der Tony einbläute, dass dieser sich nicht auf die Suche nach Frauen begeben sollte, weil er ohnehin bald wieder zurück in Washington sein würde, und Ziva erklärte, dass sie auf sich aufpassen und die Augen offen halten sollte. Director Shepard hingegen hatte einige warme Worte für die beiden und im Gegensatz zu Gibbs wünschte sie den beiden viel Spaß dort.
 

Ziva saß auf ihrem Platz in der siebten Reihe links des Flugzeugs, genau am Gang. Tony saß genau einen Platz weiter links von ihr, also genau daneben. Neben ihm saß ein Mann, der ohne Pause an seinem Laptop arbeitete, und daneben saß ein alter Mann, der seit dem Abflug Musik hörte und schlief.

„Pah! Zweite Klasse in einem normalen Flugzeug!”, sagte Tony missmutig, „Der Regierung und dem NCIS ist wirklich nichts zu teuer!” „Tony ... ”, sagte Ziva ruhig, den Blick in ein hebräisches Heft vor ihr werfend, „ ... willst du unbedingt auffallen?” Sie sprach leise und sah ihn dabei nicht einmal an. „Auffallen? Ich? Niemals!”, widersprach er ihr, „Als ob hier je einer auffallen wür- !” „Sir, seien Sie still!”, fuhr ihn der Mann neben ihm genervt an, „Wenn Ihnen das Flugzeug nicht passt, hätten Sie etwas anderes buchen sollen!” Ziva musste grinsen, während Tony dem Mann einen ungläubigen Blick zu warf und darauf antworten wollte.

Ziva packte Tonys rechte Hand und drückte fest zu, so dass es schmerzte. „Was soll das?!”, fragte Tony sie entsetzt und Ziva, die noch immer nicht von ihrem Heft aufgesehen hatte, antwortete: „Benimm dich einfach.” „Das sagt die Richtige ... ”, murmelte Tony, doch Ziva reagierte nicht.

„Was steht da eigentlich so Besonderes drin, dass du den Blick nicht davon abwenden kannst?”, fragte Tony eher beiläufig. Ziva schlug ihr Heft zu und hielt es ihm hin. „Lies doch einfach selbst?”, schlug sie vor und grinste, „Oder sieh dir die Bilder an. Das bringt kleine Kinder auch weit.” „Woher weißt du, was kleine Kinder weit bringt?”, fragte Tony verwundert, doch Ziva blieb ihm eine Antwort schuldig.

Langsam blätterte Tony durch das Heft, jedoch verstand er wirklich kein einziges Wort, so dass er nur die Bilder betrachtete. Unzählige Menschen waren dort zu sehen, ab und an erkannte er welche als Filmstars und Sänger und Sängerinnen, mal kannte er niemanden von ihnen. Er wollte gerade Ziva das Heft zurückreichen, als er auf der Seite angelangte, die sie die ganze Zeit vor sich aufgeschlagen gehabt hatte.

„Das ... ”, murmelte er und sah auf die Bilder, „ ... bist du das?” Er sah Ziva verwundert an. „Was ... was machst du in einem Heft?” Ziva antwortete wieder nicht. „Was steht da?”, fragte er. Ziva sah ihn an, sagte allerdings weiterhin nichts. „Und wer ist der Typ da bei dir ... und der da .... ist das ... Ari?” „Das Heft ist schon älter, falls du das meinst.”, sagte Ziva und nahm es Tony aus der Hand, „Ari lebt nicht mehr, falls du es vergessen hast.” „Nein, natürlich nicht.”, bestätigte Tony, „Also, wer ist der andere da?” „Mein Vater.” „Aber der hat keine grauen Haare!” „Tony, nicht jeder hat graue Haare.”, erinnerte Ziva ihn, „Wobei er mittlerweile etwas grauer ist, du hast schon Recht.” Sie sah nachdenklich aus. „Was haben dein Vater und du mit Ari zu schaffen gehabt?”, hakte Tony nach und Ziva antwortete: „Ich war sein Kontrolloffizier, falls du das vergessen haben solltest.” „Ach ja ... klar ... ”, fiel es Tony wieder ein, „Er war einer von euch ... ” Ziva packte das Heft weg und sah Tony an. Sie seufzte, sagte allerdings nichts weiter.
 

Tony hatte kurz darauf versucht, ein wenig zu schlafen. Es war ihm auch gelungen und als er wieder aufwachte, sah er, dass Ziva neben ihm ebenfalls schlief. Sie hatte es sich in ihrem Sitz bequem gemacht, aber dennoch war ihr Kopf auf Tonys Schulter gefallen. Das hatte er gar nicht bemerkt, während er geschlafen hatte!

„Schlafmütze ... ”, murmelte Tony amüsiert, bewegte sich allerdings kaum, so dass Ziva weiterhin schlafen konnte. „Nein, Sie sind eher die Schlafmütze.”, mischte sich Tonys Sitznachbar, der noch immer an seinem Laptop arbeitete, ein. „Wie meinen Sie?”, fragte Tony und sah den Mann ernst an. „Sie haben gut zwei Stunden geschlafen, ihre Freundin schläft seit höchstens fünfzehn Minuten. Sie hat vorher ein wenig mit mir geredet, gelesen und auf Sie aufgepasst.” „Unsinn, sie hat nicht auf mich aufgepasst.”, widersprach Tony, „Das kann ich sehr wohl alleine.” „Mag sein, aber ihre Freundin schien es trotzdem zu tu-” „Sie ist nicht meine Freundin.”, unterbrach Tony ihn, „Sie ist meine Partnerin, wir arbeiten zusammen. Unser Boss würde es niemals erlau-” „Als ob Sie von so etwas abgehalten werden würden.”, meinte der Mann und grinste, „Ich würde an Ihrer Stelle einfach diese Regeln, die ihr Boss wahrscheinlich aufgestellt hat, übergehen.”

Tony sah den Mann eine Weile nachdenklich an, dann sah er wieder zu Ziva und beobachtete sie, wie sie sich in ihrem Sitz irgendwie umzudrehen versuchte und ihren Kopf auf ihre eigene Schulter fiel. Tony musste grinsen.

„An was arbeiten Sie eigentlich die ganze Zeit?”, fragte Tony den Mann schließlich, um die aufkommende Langeweile zu unterdrücken, „Sie arbeiten die ganze Zeit über!” „Ich muss die Präsentation beenden.”, erklärte der Mann, „Mein Boss hat mir erst drei Stunden vorher gesagt, dass ich nach Paris fliegen und dort einen Vortrag halten soll.” „Unser Boss hat auch erst kurz vorher erfahren, dass wir zu einem Lehrgang müssen.”, erzählte Tony, „Um was geht’s?” „Um eine neue Technologie. Ich darf in der Öffentlichkeit nicht viel darüber reden, weil für meine Firma viel auf dem Spiel steht.”, antwortete der Mann, „Aber was für einen Lehrgang besuchen Sie beide?” „Das Übliche. Das muss jeder bei uns mal gemacht haben.”, meinte Tony, „Das einzig spannende daran ist, dass ich auch mal nach Deutschland komme. Sie war es ja schon mindestens einmal ... oder sogar noch öfter.”

„ ... dann such dir ein anderes Kind ... ”, murmelte Ziva im Schlaf, „ ... ich will nicht ... ” Sie drehte sich wieder so gut es ging um. Tony warf ihr einen Blick zu und lächelte schwach. „Sie scheint nicht gerade den besten Schlaf zu bekommen.”, meinte der Mann. Tony antwortete seufzend: „Sie hat einiges in letzter Zeit durchmachen müssen, aber das klärt sich hoffentlich alles, wenn wir in Deutschland sind.” Der Mann nickte und meinte: „Ich wünsche es ihr.” „Danke.” Tony sah den Mann etwas dankbar an.
 

Einige Zeit später wachte Ziva auf. Sie sah zu Tony, der sein Getränk, dass ihm eine Stewardess gebracht hatte, trank und sich wieder Zivas Heft geschnappt hatte und es durchblätterte. Sie sah etwas verschlafen aus, rieb sich kurz die Augen, gähnte einmal und meinte dann: „Du kannst doch eh nichts lesen ... ”

„Hey, du bist wieder unter den Lebenden!” Tony grinste sie an. „Bin ich je für tot erklärt worden?”, fragte Ziva und gähnte noch einmal. Tony sparte sich eine Antwort darauf, denn ihm fiel wieder ein, dass er schon all zu oft gedacht hatte, nun sei sie gestorben, und meinte hingegen: „Du scheinst nicht gut geschlafen zu haben.” „Es geht.”, antwortete Ziva und sah ihn an, „Habe schon besser geschlafen.”

„Wer soll sich eigentlich ein anderes Kind suchen, weil du nicht willst?”, fragte Tony, der sich wieder an ihre Worte erinnerte. „Mein Vater.”, antwortete Ziva leise, „Er wollte mich wieder beim Mossad haben.” Damit war für sie das Gespräch beendet.

Tony trank einen Schluck und packte dann das Heft weg. „Wir landen bald in Paris.”, erklärte er, „Du warst doch schon einmal dort, oder?” Ziva überlegte kurz, nickte dann und meinte: „Gibbs und Director Shepard waren auch dort.” „Ich weiß. Der berühmte Auftrag in Paris.”. Er grinste. „Davon habe ich noch nie mehr erfahren, als dass sie dort gewesen sind.” „Nun, es geht auch nicht jeden etwas an, was man macht, wenn man zu zweit in einem anderen Land etwas zu erledigen hat. Am Ende zählt nur das Ergebnis, dass man erreicht hat, Tony.”, antwortete Ziva ruhig und Tony sah sie an, sein Grinsen wurde breiter. „Gilt das auch für uns?”, fragte er leise und Ziva zuckte mit der Schulter: „Wer weiß?” Sie sah ihn dabei nicht an.
 

Als sie in Berlin landeten und aus dem Flughafen heraustraten, kam beiden alles reichlich fremd vor. Ziva brauchte allerdings nur einen Augenblick, schon hatte sie sich an das Land gewöhnt. Sie war schließlich auch schon einmal in Deutschland gewesen, ganz im Gegensatz zu Tony, der sich fremd vorkam.

„Eh ... ”, begann Tony, als er die Adresse des Hotels, in dem beide untergebracht worden waren, hervorholte, und sah Ziva fragend an, „Eine Ahnung, wohin wir beide müssen?” Ziva sah einen Augenblick lang auf die Adresse. „Wie soll man bitte dieses Wort aussprechen?!”, fragte Tony, als der das Wort Straße betrachtete, „Dieser Buchstabe nach dem „a” ist ... unmenschlich.” „Straße.”, sagte Ziva in ziemlich gutem Deutsch, dass Tony verwunderte, „So schwer ist es nicht, so lange man sich nicht mit der Grammatik auseinander setzen muss.” Tony verdrehte die Augen und murmelte: „Du kannst ja auch sämtliche Sprachen ... ”

Überwachung

„Ich dachte, ich gehe drauf!” Tony war blasser als ein Gespenst und schien sichtlich erleichtert zu sein, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und nicht mehr im Taxi zu sitzen, mit dem die beiden zum Hotel gefahren waren. „Den Taxifahrer merk' ich mir ... Zufällig ein Bekannter von dir?” Er sah Ziva fragend an, die ihre Sachen nahm und das Hotel ansah. „Sein Fahrstil war dem von Gibbs und dir sehr ähnlich.”, meinte Tony, dann sah er plötzlich besorgt aus, „Fahren hier etwa alle Taxifahrer so?” Ziva rollte genervt mir den Augen, grinste aber dennoch, als sie sagte: „Halb so wild! Soweit ich weiß, wollen sie nur so schnell wie möglich am Ziel angelangen, aber wenn du unbedingt willst, nehmen wir demnächst andere Verkehrsmittel wie Busse. Oder wir mieten uns ein Auto.” Tony sah sie erleichtert an, schnappte sich seine Sachen und folgte ihr in das Hotel.
 

Tony schloss sein Zimmer, direkt neben dem von Ziva, auf und betrat es, so wie Ziva in dem Moment das ihre betrat. Er musste schmunzeln: Die Direktorin hatte wirklich zwei Zimmer gebucht, so wie er es gewollt hatte! Während er das dachte, stellte er seine Koffer zur Seite, dann warf er sich auf das, seiner Meinung nach viel zu weiche, Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dachte nach.

Jetzt, da er mit Ziva in Deutschland war, kam er sich merkwürdig vor. Niemand vom NCIS war da, der ihm Kopfnüsse, nicht, dass es schlecht wäre, gab, wenn er Ziva oder anderen Frauen nach sah und mit ihnen flirtete. Sein Zimmer kam ihm außerdem seltsam groß und verlassen vor, und im Grunde bereute er er, sich getrennte Zimmer gewünscht zu haben.

Tonys Gedanken schweiften ab und er fragte sich, was Ziva wohl im Moment gerade machte?
 

Ziva hatte sich so weit wie möglich eingerichtet. In ihrem Fall hieß das, dass sie ihre Koffer, ebenso wie Tony, einfach zur Seite gestellt hatte. Sie hatte nur das Wichtigste ausgepackt und war jederzeit bereit, wieder aufzubrechen. Nun jedoch saß sie auf ihrem Bett und dachte über das weitere Fortgehen in der Ermittlung nach: Wo würde man Informationen her kriegen? Wo waren die Deutschen, hinter denen sie her waren? War alles so in Ordnung, wie es geplant worden war, oder gab es so Probleme? Wie lange würden die Ermittlungen in Deutschland wohl dauern?

Während sie nachdachte, musste sie sich vorstellen, wie Tony das deutsche Fernsehprogramm unter die Lupe nahm. Sie musste grinsen und wollte gar nicht erst wissen, ob er es gerade wirklich tat und ob er sich darüber freute oder sich über die Sprache aufregte.

Da klingelte ihr Handy und riss sie aus ihren Überlegungen und Gedanken. Ziva sah auf das Display und erkannte die Nummer nicht. Wer war es wohl und was wollte der Anrufer?

„David?”, meldete sich Ziva, als sie abnahm. „Stimmt es, dass der NCIS zwei von euch nach Deutschland geschickt hat?”, fragte eine Frau auf Hebräisch am anderen Ende der Leitung. Ziva erkannte die Stimme sofort: „Lillith!” „Hallo Ziva.”, begrüßte Lillith Ziva, „Ich wollte nur den Informationen nachgehen. Also?” „Nun ... in gewisser Weise stimmt es. Tony und ich sind in Deutschland.” „Und warum?” Ziva überlegte, dann sagte sie überzeugend: „Fortbildung.” „Du vom Mossad, er vom NCIS, richtig?” „Genau.” „Beim Mossad sind keine Akten oder Daten über deine Fortbildung eingegangen.” Ziva meinte: „Sicherlich gab es irgendwo Papierstau. Du kennst doch die Behörden. Reine Behördenwillkür.” „Ich habe dahinter eher Ermittlungen in dem Fall der Deutschen vermutet.”, erklärte Lillith, „Und deshalb soll ich deinem Vater ausrichten, dass er dich im Auge behält. Sobald etwas passiert, wirst du wieder nach Tel Aviv beordert und du bist kein Verbindungsoffizier vom Mossad und NCIS mehr.” Ziva schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen, doch da hatte Lillith bereits wieder aufgelegt.

„Was sollte das denn?”, murmelte Ziva ungläubig, als sie das Tuten am anderen Ende der Leitung vernahm. Sie legte ebenfalls auf und sah verwundert auf das Displays ihres Handys. Hatte Lillith ihr da gerade im Namen ihres Vaters gedroht? Seit wann tat sie denn das? Und warum? Was hatte er gedroht? Lillith würde doch nie, da war sich Ziva absolut sicher, Ziva im Namen ihres Vaters drohen!

Während Ziva nachdachte, wie ihr Vater Lillith dazu gebracht haben könnte – und warum, klopfte es an ihrer Zimmertür. Ziva legte ihr Handy neben sich auf das Bett, erhob sich und ging langsam zur Tür, öffnete diese und stand ihrem Partner gegenüber, der sie ein wenig unsicher angrinste.

„Was gibt es?”, fragte Ziva und sah Tony fragend an. Dieser sah sie an und antwortete: „Eigentlich wollte ich fragen, ob wir einfach mal ein wenig durch die Stadt gehen wollten. Vielleicht finden wir etwas heraus ... finden etwas für die anderen, was wir mitbringen könnten, und könnten einfach ... na ja ... reden?” Ziva, die mit der einen Hand den Anhänger ihrer Kette umfasst hatte und ihm schweigend zugehört hatte, nickte langsam. „Eine gute Idee.”, stimmte sie zu und versuchte zu lächeln, „Wann denn?” „Ich dachte, dass wir jetzt gehen.”, meinte Tony, dem ihre Handbewegung und Reaktion sehr wohl bemerkt hatte. „Okay, dann komm rein.”, schlug Ziva vor, „Ich muss mir erst meine Sachen schnappen.” Tony nickte, ging ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

Ziva nahm sich ihre Tasche, steckte ihr Handy, ihre Karte für die Zimmertür und ihr Geld ein, sah nach, ob ihre Marke richtig befestigt war und überprüfte noch einmal ihre Waffe. Dann nickte sie und sah Tony abwartend an, der jede ihrer Bewegungen nachdenklich beobachtet hatte.

„Lass uns los.”, meinte Ziva letzten Endes und sah ihn an, „Oder willst du nicht mehr?” „Doch.”, beeilte Tony sich zu sagen, „Immer doch.” Er öffnete wieder die Tür und verließ das Zimmer, während Ziva ihm auf den Flur folgte, die Tür schloss und testete, ob sie auch wirklich verschlossen war. Dann gingen sie beide los.
 

Tony hatte es geschafft, innerhalb von zwei Stunden, die sie beide durch die Stadt gingen, keiner einzigen Frau nachzusehen. Gut, er hatte die Bedienung an den Tresen des Schnellrestaurants, in dem sie kurz stoppten und aßen, damit genervt, dass er doch ganz vernarrt in die Art, wie sie die Preise nannte, sei. Ziva hatte neben ihm gestanden, mit den Augen gerollt und nichts weiter gemacht, abgesehen von einem Grinsen, das kurz über ihr Gesicht huschte.

Nun gingen sie beide an einer Reihe von Cafés an einem Platz vorbei. Ziva beobachtete dabei die Leute, die draußen unter den Sonnenschirmen saßen und ihre Kuchen aßen und Getränke tranken, während Tony hingegen überlegte, ob sie sich auch irgendwo dorthin setzen und etwas essen sollten. Er hatte schließlich schon wieder Hunger.

Plötzlich blieb Ziva stehen. Tony ging ganz einfach, weil er es nicht bemerkt hatte, weiter, doch dann bemerkte er, dass sie stehen geblieben war und drehte sich um. Fragend sah er sie an und fragte: „Was ist los?” Ziva, die einen Mann, der Cola trank, fast schon anstarrte, reagierte nicht auf seine Frage, so dass Tony wieder zu ihr ging und seine Frage noch einmal wiederholte.

„Siehst du den Mann dort auch?”, fragte Ziva und deutete mit einem Kopfnicken auf den Mann mit der Cola. „Klar.”, sagte Tony, „Was ist los? Was ist mit dem?” Ziva sagte wieder nichts und Tony seufzte. „Wenn du mir nicht sagst, was los ist, kann ich dir nicht helfen.”, sagte er ruhig und Ziva meinte: „Ich brauche keine Hi- ” Sie unterbrach sich, als der Mann sie ansah und bemerkte, wie sie ihn anstarrte. Er musterte sie und Tony einen Augenblick lang, dann schüttelte er den Kopf und bezahlte bei der Bedienung, die gerade an seinem Tisch vorbeiging.

Tony sah seine Partnerin verwirrt an, die dem Mann hinterher sah. Dann holte sie ihr Handy aus der Tasche, wählte eine Nummer und wartete, bis abgenommen wurde. Der Mann, den sie beobachtete, ging an sein Handy, welches in eben diesem Moment klingelte, als Ziva die Nummer, die sie gewählt hatte, anrief. Tony sah erstaunt von dem Mann zu Ziva, die gerade wieder auflegte, und wieder zurück.

„Lass uns gehen.”, sagte Ziva ernst, „Ich möchte zurück zum Hotel. Ich muss mit Jenny reden.” Damit drehte sie sich um und setzte sich in Bewegung. Tony, der sich beeilte, um mit ihr Schritt halten zu können, fragte: „Was ist denn los? Wer war der Kerl?” Ziva antwortete nicht auf seine, sondern ging einfach weiter.
 

Im Hotel schlossen Ziva und Tony den Laptop gemeinsam in Zivas Zimmer an. Sie versuchten, den Kontakt zum NCIS aufzubauen, so wie es ihnen gezeigt worden war, setzten sich beide auf Zivas Bett und warteten ab, was geschah.

„Ziva. Anthony.” Die Direktorin erschien vor den beiden auf dem Monitor des Laptops. Sie war im Videokonferenzraum und lächelte den beiden freundlich entgegen. „Ist etwas vorgefallen, oder ist es einfach als Lebenszeichen gedacht?”, fragte sie. „Jenny, ich brauche deine Hilfe in einer kleinen Sache.”, sagte Ziva sofort, „Kannst du versuchen, herauszufinden, wer alles auf mich angesetzt ist vom Mossad? Ich würde es über keine meiner Informanten erfahren können.” „Das wird eine Weile dauern, befürchte ich.”, meinte die Direktorin nachdenklich, „Aber ich werde es versuchen. Weshalb?” Ziva schüttelte den Kopf.

„Tony ... lässt du mich alleine mit ihr reden?” Ziva sah Tony bittend an, der seufzte, nickte und aufstand. „Grüße an Gibbs.”, sagte er an die Direktorin gewandt, dann verließ er Zivas Zimmer und ging in seines, wobei er nicht gerade erfreut aussah.

„Was willst du mit mir unter vier Augen besprechen?”, fragte die Direktorin ruhig. Sie schien etwas überrascht zu sein, ließ es sich aber kaum anmerken. „Officer Lillith Salomon hat mich heute angerufen. Mein Vater weiß, dass ich hier ermittel. Er behält mich im Auge und sobald etwas passiert, werde ich wieder ganz normaler Officer des Mossads.”, erklärte Ziva und sah direkt in die Kamera des Laptops, „Ich will Tony nicht damit rein ziehen, dass ich beschattet werde. Ich kann ihnen gut ausweichen und das Leben zur Hölle machen, aber mit Tony an meiner Seite wird das schwer.” „Und du willst mich um was bitten ... ?” „Einerseits um das von vorhin.”, antwortete Ziva, „Ich will wissen, auf wen ich achten muss. Ich glaube schon einen getroffen zu haben, der allerdings für tot erklärt worden war.” „Es passiert bei euch häufiger, dass Agenten von den Toten wieder auferstehen.”, meinte die Direktorin seufzend.

„Kannst du McGee oder Abby bitten, dass sie dafür sorgen, dass man mein Handy nicht mehr orten kann?”, fragte Ziva ihre langjährige Freundin. Diese überlegte eine Weile. „Dafür brauche ich eine Ausrede.”, meinte sie schließlich. „Dir fällt sicherlich etwas ein.”, sagte Ziva aufmunternd, „Danke.” Damit beendete sie die Verbindung.
 

Etwas später, die Sonne war untergegangen und es war mittlerweile Abends, holte Tony Ziva ab, um gemeinsam mit ihr im Restaurant des Hotels zu Abend zu essen. Er hatte, nachdem Ziva ihn weggeschickt hatte, sich ein wenig mit dem deutschen Fernsehprogramm vertraut gemacht, auch wenn er kaum bis gar nichts verstand, während Ziva nach Beendigung des Gesprächs die Notizen, die sie sich zu dem Fall gemacht hatte, gelesen und überprüft hatte, um einen Anhaltspunkt zu finden.

„Vielleicht ist Berlin falsch.”, meinte Tony, als Ziva und er am Tisch saßen und ihr Essen bestellten, „Vielleicht müssen wir nach Hamburg, München oder Köln.” All diese Städtenamen hatte er zuvor in deutschen Nachrichten gesehen. „Nein, vorerst sind wir richtig.”, sagte Ziva aus ihrer Überzeugung heraus, „Der Mann von heute Nachmittag ist auf unseren Fall angesetzt worden, ich weiß es. Dass er hier ist, bedeutet, dass es etwas zu holen gibt. Informationen, die Geiseln oder die Deutschen selbst.” „Da hast du Recht ... ”, stimmte Tony nachdenklich zu, „ ... aber ich werde das Gefühl nicht los, dass wir in der falschen Stadt sind.”

Der Kellner brachte ihnen ihre Getränke und berichtete ihnen, dass ihr Essen in wenigen Minuten bei ihnen auf dem Tisch stehen würde. Tony nickte, während Ziva nach ihrem Glas griff und einen Schluck trank. Dabei sah sie sich ein wenig um und versuchte, zwischen den Gästen bekannte Gesichter auszumachen. Jedoch entdeckte sie niemanden, der ihr bekannt vorkam.

„Warum hast du mich vorhin aus deinem Zimmer geschickt?”, fragte Tony schließlich in die Stille herein, die plötzlich zwischen den beiden geherrscht hatte, „Ich dachte, wir arbeiten zusammen?” Ziva nickte, stellte ihr Glas wieder auf den Tisch und sah ihn ruhig an. „Tun wir auch, Tony.”, antwortete sie leise, „Aber es gibt Dinge, die nicht jeder wissen sollte.” „Wir sind Partner, Ziva!”, sagte er ernst, „Manche Informationen können über Leben und Tod entscheiden!” „Ich weiß ... ”, stimmte sie zu und nickte langsam, „ ... und gerade deshalb ist es vorerst besser, wenn du es nicht weißt.”

Tony sah sie einen Augenblick lang verärgert an, er wollte nicht im Dunkeln tappen müssen, denn immerhin musste er doch auf sie aufpassen, und nicht sie auf ihn, doch dann nickte er seufzend und meinte: „Aber du wirst es mir verraten. Spätestens, wenn wir wieder zurück in Amerika sind.” „Wer weiß.”, antwortete sie daraufhin, „Vielleicht, wenn der richtige Zeitpunkt dazu gekommen ist.”

Der Kellner brachte ihnen ihr Abendessen und wünschte ihnen einen guten Appetit. Bevor er ging, fragte er, ob ihnen noch an etwas fehle, doch beide verneinten und wendeten sich ihrem jeweiligen Gericht zu.

„Sag mal, woher kennst du den Kerl von heute Nachmittag eigentlich?”, fragte Tony, während er sein Essen aß. Ziva, die gerade hatte ihren Salat essen wollen, sah ihn an, antwortete nicht, sondern aß einfach weiter. „Ich meine, du hattest seine Handynummer, also dürftest du ihn nicht einfach von gelegentlichen Treffen beim Mossad oder in der Stadt kennen.”, fuhr Tony fort, „Also?” „Anthony DiNozzo.” Ziva sprach seinen Namen langsam und fast schon ein wenig drohend aus. „Es gibt Dinge, die einen nichts angehen. Hatten wir das nicht vorhin schon einmal?”, fragte sie ihn und sah ihn dabei an. Tony schluckte seinen Bissen runter, nickte langsam und meinte: „Schon, aber da sind wir mal alleine und weit ab von all den anderen und ich könnte noch mehr über dich erfahren, und du blockst einfach ab.” „Du siehst das hier nur als reinen Spaß, oder?” Sie schüttelte den Kopf. Tony seufzte.
 

Als Ziva und Tony das Restaurant etwas später verließen, das weitere Abendessen war schweigend verlaufen, klingelte Zivas Handy. Ziva nahm ab, sie hatte die angezeigte Nummer als die von McGee erkannt, der erfreut klang, als er sprach: „Hey Ziva. Ich wollte testen, ob ich es geschafft habe, dass man dich nicht orten kann.” „McGee ... ”, begann Ziva ruhig, „ ... habt ihr noch nicht Feierabend?” „Doch, schon. Eigentlich.”, antwortete McGee, „Aber Abby hat mir geholfen und die Direktorin will dich auch noch sprechen. Wir sitzen hier zu dritt.” „Und Gibbs?” „Ducky, Palmer und er gehen den Autopsiebericht des Deutschen, den du bei Tony erschossen hast, durch. Sie wollen seine Identität endlich lüften.”

„Das ist Bambino, richtig?” Das war mehr eine Feststellung als eine Frage. „Ja.”, bestätigte Ziva. „Bambino!”, rief Tony laut, so dass dieser ihn verstehen konnte, „Das wäre das richtige Land für dich! Die Frauen, das Fernsehen ... !” „Sag Tony, dass er leise sein soll.”, bat McGee Ziva leise, „Director Shepard und Abby hören zu ... ” Ziva hörte die beiden Frauen lachen, grinste und gab Tony eine Kopfnuss, wobei sie sagte: „Hallo Abby. Shalom Jenny.” Tony sah, während er sich den schmerzenden Hinterkopf rieb, aus, als wäre ihm seine Aktion mittlerweile peinlich, zudem die Leute in der Lobby sie nun beide neugierig beobachteten und zu tuscheln begannen.

„Wie geht es euch?”, fragte die Direktorin nun, „Irgendetwas, wovon ich wissen sollte?” „Nein.”, antwortete Ziva, „Heute war ein ruhiger Tag. Wir hatten ja auch noch einen Tag Freizeit.” Ihr war bewusst, dass Abby und McGee noch immer zuhörten.

„Die Liste, die du wolltest, habe ich dir per E-Mail geschickt.”, berichtete die Direktorin, „Der Mossad weiß, wie man Tote wiederbelebt.” Ziva nickte nachdenklich, wobei sie sich in der Lobby umsah. Ihr Blick blieb dabei auf einem Mann hängen und sie murmelte: „Ich muss auflegen ... ” Und damit legte sie auch sofort auf.

„Was ist los?” Tony war ihr plötzlich starrer Blick aufgefallen. Außerdem sah Ziva angespannt aus und Tony wusste, dass das kein gutes Zeichen sein konnte. „Das ... ”, begann Ziva, doch sie unterbrach sich und deutete mit einem kaum sichtbaren Kopfnicken zu dem Mann. „Ist das nicht der von heute Nachmittag ... ?”, fragte Tony leise und überrascht, „Was macht der hier ... ?” „Tony, lass uns gehen.”, bat Ziva, drehte sich um und wollte zu den Fahrstühlen gehen, „Bitte.”

Lenna MacDonalds Entführer

Vorweg: Der Charakter "Asa Salomon" hat ein reales Vorbild, das "Original" ist allerdings damit einverstanden~ ... und ich will hiermit nur noch einmal betonen, dass das reale Vorbild nicht wirklich die Persönlichkeit von "Asa Salomon" in der FanFic hat.

~BouhGorgonzola
 

Natürlich wollte Tony wissen, warum Ziva so plötzlich verschwinden wollte. Er folgte ihr bis zu ihrem Zimmer, hielt sie dann davon ab, dort hinein zu gehen. Dabei hatte er es geschafft, sie am Arm zu packen und gegen die Wand zu drängen, ohne dass sie sich aus seinem Griff befreite, was sie sonst normalerweise tat. Auch sah sie ihn nicht kühl oder ärgerlich dabei an, sondern sie wich seinem Blick ganz einfach aus, was ihn etwas verwunderte.

„Ziva ... ”, begann Tony ruhig und dennoch ernst zugleich, „ ... was ist los mit dir? Wer ist der Kerl?” Ziva richtete langsam ihren Blick auf ihren Partner, der ihre braunen Augen ungewollt fasziniert ansah. Wann hatte er das letzte Mal so genau in sie gesehen? Nur langsam riss er sich aus dem Bann, in den ihn die Augen gezogen hatten, und sah Ziva fragend an.

„Asa Salomon.” Zivas Stimme war so leise, dass Tony sie zuerst nicht richtig wahrnahm, doch dann realisierte er, dass sie etwas gesagt hatte. Er hatte es sogar verstanden, ohne dass er es genau gehört hatte. „Asa Salomon?”, wiederholte er langsam und nachdenklich. Dabei sah er sie weiterhin fragend an, „Wer ist das?” „Er ist vom Mossad.”, antwortete Ziva noch immer so leise, „Und er ist tot.”

Ihre letzten Worte verstand Tony nicht sofort. Wieso war er tot? Er hatte doch diesen Asa Salomon zweimal gesehen, er war weder unsichtbar, noch eine Einbildung gewesen. Es war auch nicht so wie damals bei Caitlin gewesen, als er sie vor sich hatte stehen sehen, obwohl sie tot war. Niemand sonst hatte sie gesehen, aber diesen Asa Salomon hatte sie doch auch gesehen. Oder waren sie etwa beide verrückt geworden?

„Du meinst, er ist tot?”, wiederholte Tony ungläubig, „Aber wir haben ihn doch gesehen.” „Darum habe ich die Direktorin unter anderem um etwas gebeten.”, erklärte Ziva leise, „Sie sollte es herausfinden.” „Aber er lebt doch.”, widersprach Tony, „Er ist nicht tot.” „Ich weiß.”, antwortete Ziva, „Ich dachte, er sei tot.” „Du dachtest?” „Asa und ich haben zusammen an einem Fall gearbeitet. Er wurde kaltblütig von unserem Hauptverdächtigen erschossen.”, erzählte Ziva, „Ich habe im selben Moment allerdings auch den erschossen. Als ich dann Asa sah ... er lebte vielleicht noch ein bis zwei Minuten ... ” Sie sah mit einem Mal traurig aus.

„Du musst nicht weiter davon sprechen, wenn du nicht willst.”, sagte Tony und sah sie beruhigend an. Er schob ihr mit seinen Fingern sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht hinter das Ohr, lächelte schwach, „Ich werde auch nicht weiter nachfragen.” Ziva sah ihn eine Weile lang ohne jegliche Veränderung in ihrem Gesichtsausdruck an, dann nickte sie ein wenig und murmelte: „Danke.” Tony nickte ebenfalls kurz.

„Aber eine Frage habe ich dennoch.”, sagte Tony. Ziva sah ihn fragend an. „Er hat den selben Nachnamen wie Lillith ... ist er ... ihr Mann?” „Nein.”, sagte Ziva lachend, „Er war nicht verheiratet. Er hatte zwar eine Freundin, aber er war nicht verheiratet, ebenso wenig wie Lillith. Sie waren Geschwister.”, antwortete Ziva schmunzelnd, „Sein Tod ist sieben Jahre her.”

Langsam und vorsichtig löste sie sich aus seinem Griff, der sie noch immer an die Wand drängte. Sie sah ihn an und meinte: „Ich weiß nicht, warum er doch noch am Leben ist. Sein Puls war eindeutig verschwunden.” Tony seufzte, sah sie ruhig an. „Na ja ... ” Sie seufzte ebenfalls, zwang sich zu einem Lächeln. „Ich gehe jetzt ins Bett. Morgen nehmen wir die Ermittlungen auf. Ich habe so eine Idee, wo wir beginnen können.”

Damit ging sie die wenigen Schritte, die sie von ihrer Tür trennten, öffnete diese und betrat ihr Zimmer. „Gute Nacht.”, wünschte sie ihm, warf ihn einen kurzen Blick zu und verschloss dann die Tür, während er einfach dort stand und über das Gehörte nachdachte, bis auch er sich endlich dazu brachte, in sein Zimmer zu gehen.
 

Am nächsten Morgen wachte Tony in seinem, ihm noch immer einsam vorkommenden, Zimmer auf. Er sah sich zuerst verschlafen um, tastete dann auf dem Nachttisch nach seinem Handy und musste feststellen, dass es gerade erst sechs Uhr morgens war. Das hieß, in Washington war es gerade erst einmal Mitternacht.

„DiNozzo ... ”, murmelte er zu sich selbst, „ ... zähl' Schäfchen oder so. Schlaf weiter.” Er drehte sich auf die andere Seite, schloss die Augen, gähnte kurz und kuschelte sich dann in seine Decke und das Kissen ein. Doch da hörte er aus dem Zimmer neben ihm leise Geräusche, die ihn dazu brachten, dass er wieder langsam die Augen etwas öffnete.

„Ziva ... ?”, fragte er leise, aber natürlich bekam er keine Antwort. Die Geräusche hörten nicht auf, nur veränderte sich ihr Klang ein wenig. „Sie ist doch nicht jetzt schon aktiv?” Tony seufzte und setzte sich im Bett auf. Die Geräusche verstummten mit einem Mal und er konnte hören, wie Zivas Zimmertür aufging und dann wieder ins Schloss fiel. Schritte gingen den Flur entlang und entfernten sich und Tony sprang auf, ging zur Tür, öffnete diese und sah vorsichtig nach, ob es wirklich Ziva gewesen war, die dort entlang gegangen war.

Ziva, die schon ein ganzes Stück entfernt war, trug die Kleidung, die sie immer beim Joggen trug. Tony wusste dieses, weil er sie schon zweimal morgens hatte joggen sehen, aber er war sich sicher, dass sie nichts davon wusste. Ihre orange Mütze, die sie von Leutnant Roy Sanders bekommen hatte, stach ihm sofort ins Auge und ihm fiel ein, wie viel Zeit sie mit dem Leutnant verbracht hatte, bevor er verstorben war.

Als Tony sich aus seinen Gedanken riss, war Ziva längst wieder verschwunden und so ging er zurück in sein Zimmer und auch wieder in sein warmes, weiches Bett, um noch wenigstens ein bis zwei Stunden schlafen zu können.
 

Ziva kam etwa eine Stunde später vom Joggen zurück. Sie schloss ihr Zimmer auf, betrat es und zog ihre Schuhe aus. Dann entledigte sie sich der Mütze und ging ins Bad, wo sie sich erst einmal frisch machte und duschte.

Als sie fertig geduscht und sich frische Kleidung angezogen hatte, setzte sie sich aufs Bett, um sich Schuhe anzuziehen. Im selben Moment klopfte es an ihrer Tür und sie ging, sich ein wenig wundernd, wer das wohl so früh am Morgen war, zu dieser und öffnete sie, nur um Tony gegenüber zu stehen, der sie grinsend musterte.

„Was willst du?”, fragte Ziva, was unhöflicher klang, als sie hatte sein wollen. „Morgen erstmal.”, meinte Tony und grinste sie an, „Schon wach?” „Ja, im Gegensatz zu anderen war ich sportlich beschäftigt.”, antwortete Ziva schnippisch und sah ihn an. „Nun, ich bin es gelegentlich auch ma-” Ziva unterbrach ihn sofort, denn sie ahnte, worauf er hinaus wollte: „Joggen.” „Ah ... nein, das erlaubt mir der Arzt mit meinen Gelenken nicht.”, meinte Tony scherzend, der nur ungern mit Ziva joggen wollte.

„Also, was gibt es?”, fragte sie schließlich. „Wollen wir frühstücken gehen?”, stellte Tony seine Frage und sprach damit einen der zwei Gründe für sein Kommen aus. „Nun ... ”, antwortete Ziva nachdenklich, „ ... warum nicht?” Sie sah ihn an. „Da ist aber noch etwas, oder?”, fragte sie und Tony nickte. „Also?”, hakte sie nach und Tony meinte: „Ich kann hier nicht schlafen.”

Zuerst sah Ziva ihn verdutzt an, dann brach sie in ihr selten gewordenes Lachen aus. Sie lachte und schien sich nur schwer wieder in den Griff zu bekommen, denn jedes Mal, wenn sie ihn wieder ansah und meinte, sich beruhigt zu haben, musste sie von Neuem lachen. In ihren Augen waren Tonys letzte Worte kindisch gewesen und hatten ihr ohnehin schon etwas kindisches Bild von Tony nur noch verstärkt.

„Danke.”, seufzte Tony, „Ich spreche hier von einem ernsten Problem und du ... du ... du lachst einfach!” Ziva sah ihn wieder an, hatte sich dieses Mal im Griff, musste nur noch grinsen. Ihre Stimme zeigte deutlich, dass sie sehr kämpfte, um nicht wieder in Lachen auszubrechen, als sie sprach: „Soll ich dir jetzt Abends vor dem Schlafen etwas vorlesen?” Tony rollte mit den Augen und verneinte: „Natürlich nicht!” „Was dann?”, fragte sie nach, „Ist das Zimmer zu groß und einsam? Oder brauchst du einen Teddy?” „So groß ... und leer ... ”, murmelte Tony und Ziva meinte eher scherzend: „Dann schlaf' doch einfach bei mir ... ”
 

Nur wenig später saßen Ziva und Tony im selben Restaurant des Hotels, in dem sie zu Abend gegessen hatten. Es war zu einer Art Saal umgestellt worden, in dem man sich sein Frühstück selbst von einer Art Buffet holen konnte. Tony war über die große Auswahl erfreut, während Ziva versuchte, irgendetwas nach ihrem Geschmack zu finden, was, im Gegensatz zu Tonys Methode, ein wenig dauerte.

„Warum nimmst du nicht auch einfach von allem etwas?”, fragte Tony, während er in sein Brötchen biss. „Weil ich nicht alles esse, Tony.” Ziva sah ihn ruhig an, begann dann ebenfalls mit ihrem Essen. „Ach ja?”, fragte Tony weiter, „Und warum nicht?” „Weil ich eben nicht alles mag oder es nicht essen darf.”, antwortete Ziva. „Klar.” Tony war eingefallen, weshalb sie es nicht tat. „Weil deine Religion es so sagt.” „Unter anderem, ja.”, bestätigte Ziva und nickte.

„Du sagtest, du würdest wissen, wo wir beginnen können mit unserer Arbeit.”, begann Tony leise, „Woher diese Eingebung?” „Ich weiß nicht.”, antwortete Ziva ruhig, „Es fiel mir plötzlich ein.” „Sagst du mir, was dir einfiel? Oder eher, wo du sie vermutest?” „Ich weiß nicht warum, aber der Park, an dem wir vorbei kamen, weckte meine Neugierde. Ich glaube, das Bild schon einmal irgendwo gesehen zu haben.”, erklärte Ziva, „Ich weiß nur nicht mehr, wo.” Sie seufzte.

Tony sah sie an, sagte nichts, aß schweigend sein Frühstück und beobachtete dabei seine israelische Partnerin beim Frühstücken. Er sah es oft, wenn sie im Hauptquartier des NCIS waren, doch oftmals fielen diese Pausen zum Frühstücken zu kurz aus, oder sie mussten Zuhause etwas essen, weil sie zu spät dran waren – beziehungsweise er es war.

Sie ließ ihn sie beobachten, auch wenn sie, ohne ihn nur einmal dabei anzusehen, genau wusste, dass er sie fast schon förmlich anstarrte. Normalerweise sorgte sie dann dafür, dass er sie nicht mehr ansah, doch an diesem Morgen ließ sie es bleiben und aß einfach seelenruhig weiter.
 

Nach dem Frühstück holten die beiden ihre Waffen, ihre Dienstmarken und Taschen aus ihren Zimmern, dann gingen sie los, um den Park zu suchen, den Ziva gemeint hatte. Das dauerte eine Weile, da sie nicht sofort den genauen Weg dorthin fanden, dennoch schafften sie es, ihn innerhalb von zweieinhalb Stunden zu finden.

„Das liegt nur daran, weil du immer so rennen musst!”, fluchte Tony, als Ziva auf die Uhr sah und ein Kommentar zu der Dauer ihrer Suche abgab, „Ich hätte den Weg gefunden, wenn du nicht kreuz und quer gerannt wärst!” „Weshalb sollte ich immer so rennen?”, fragte sie ihn laut, „Das war normale Geschwindigkeit! Du bist doch der langsamere von uns beiden!” „Vergiss' es!” „Werde ich!”, fauchte sie. Beide sahen sich an, dann brachen sie in Lachen aus.

„Wir sind schon verrückt.”, meinte Tony, als er sich wieder unter Kontrolle hatte und die grinsende Ziva ansah, „Schreien uns erst an und brechen dann in Lachen aus.” Ziva nickte.

Plötzlich murmelte Tony: „Warte mal ... ” Ziva sah ihn fragend an, er gab ihr ein Zeichen, dass sie leise sein sollte, und sie folgte seinem Blick, der auf einem Mann haftete, der ein kleines Mädchen an der Hand hatte und gerade an ihnen vorbeiging. Dieses Mädchen sah der vermissten Lenna MacDonald so ähnlich, dass sich Tony und Ziva verwundert ansahen.

„Du hattest Recht ... !”, murmelte Tony leise, als der Mann mit dem Mädchen weiter weg war, „Sie ist hier!” „Das ist doch nicht ... ”, murmelte Ziva zurück, „Das war doch nur eine Notlösung!” „Dann aber eine gute.”, sagte Tony leise und sah sie an, „Lass uns die beiden verfolgen.” Ziva nickte und die beiden nahmen die Verfolgung auf, doch sie verloren die beiden schon bald aus den Augen, als sie in ein großes Kaufhaus einbogen.

„Verdammt!”, fluchte Ziva und sah Tony an, „Wo sind die beiden hin?!” Tony zuckte mit der Schulter und fing sich fast eine Kopfnuss von Ziva ein, die sichtlich genervt von der ganzen Situation war. „Wir müssen das Mädchen finden!” Tony nickte, wollte sie ansehen und blieb mit seinem Blick hängen.

„Ziva ... ”, begann er leise und vorsichtig, „ ... der Kerl da ... das ist der von vorhin ... aber ohne das Mädchen!” Ziva folgte seinem Blick, nickte und ging ohne zu zögern in den Schnellimbiss, in dem der Mann saß und gerade sein Essen verspeisen wollte. Er schien die beiden nicht bemerkt zu haben und hielt gerade eine Pommes in der Hand, als Ziva seinen Tisch erreichte, sein Handgelenk packte und es festhielt, so dass er seinen Blick auf sie richtete und er fragte: „Was haben Sie für ein Problem?” „Keines, aber Sie gleich, wenn Sie mir nicht sagen, wohin Sie das Mädchen gebracht haben!”, drohte Ziva ihm. Tony hatte sie und ihn mittlerweile erreicht und wollte Ziva dazu bewegen, das Handgelenk des Mannes loszulassen.

„Wer sind Sie? Welches Mädchen?” Der Kerl sah Ziva kühl an. „Und außerdem ... lassen Sie mich los!” Sein Englisch klang stockend, er schien dieser Sprache nicht so mächtig zu sein, wie anderen Sprachen. „Die Kleine von vorhin.”, sagte Tony ruhig, „Lenna MacDonald ist ihr Name.” „Ich kenne keine Lenna. War vorhin nicht weg.” „Doch!” Ziva sah ihn verärgert an. „Das Mädchen ist entführt worden!” „Was interessieren mich Mädchen, die bei euch in eurem Land entführt werden?!”, fragte der Mann und funkelte die beiden eisig an, „Wobei ... Sie scheinen ja eher aus einem anderen Land zu kommen.” Er deutete mit einem Kopfnicken auf Zivas Kette.

„Idjot ... ”, begann Ziva und wechselte dabei ungewollt ins Hebräische, behielt allerdings auch das Englische bei, „ ... ich habe dich mit ihr gesehen! Gerade eben!” Der Mann sah sie an. „Ganav.”, sagte Ziva eisig. Der Mann hatte sie verstanden, da er fast sofort sagte: „Nein! Ich bin keiner!” „Doch.”, sagte Ziva, „Sie sind ein Ganav, ein Idjot und ei- ” Tony unterbrach sie: „Lass das!” Sie funkelte ihn böse an und er verstummte sofort.

Ziva fuhr in ihrer Schimpftriade fort, während Tony die Leute beobachtete, die sie nun anstarrten, weil Zivas Flüche, laute Stimme und ihr drohender Unterton sehr wohl auffallend waren, sowie die Sprache, die den meisten fremd vorkam. Der Mann blickte Ziva abweisend an, sein Blick ging von ihrem Gesicht zu ihrer Kette und zurück zu ihrem Gesicht, sein Gesichtsausdruck veränderte sich dabei allerdings in keiner Weise.

„Ziva ... ”, murmelte Tony, „Hör auf.” Ziva reagierte nicht, begann, dem Mann noch mehr zu drohen und langsam in ihre Techniken vom Mossad überzugehen, was Tony langsam besorgte. Außerdem, so hatte er bemerkt, starrte sie schon die ganze Zeit über ein und die selbe junge Frau an und diese schien irgendetwas im Sinn zu haben.

„ ... ich Sie ... ”, hörte Tony Ziva gerade sagen, als sich die junge Frau in Bewegung setzte und auf sie, ohne zu zögern, zu ging. Sie packte Ziva ganz einfach beherzt am Handgelenk der Hand, mit der sie das Handgelenk des Mannes festhielt, sah Ziva in ihre dunkelbraunen Augen und sagte ruhig: „Lassen Sie den Mann in Frieden. Egal was Sie wollen, er wird es Ihnen schon irgendwann geben.” Ziva ließ zu Tonys Verwunderung das Handgelenk des Mannes los und wendete ihren Blick der jungen Frau zu, die Ziva weiterhin ruhig ansah.

„Gehen Sie.”, sagte sie ruhig, „Der Mann, den ihr sucht, hat das Kaufhaus schon lange verlassen.” Sie blickte Tony an und dann wieder Ziva, die sie noch immer eisig ansah. „Dieser Mann hier hat nichts damit zu tun.” „Woher wollen Sie das wissen?”, fragte Ziva, die langsam ihre Sprache wiedergefunden hatte, die vor Verwunderung verschwunden war, „Und woher ... wer sind Sie eigentlich?” „Das ist unwichtig. Er ist zumindest nicht euer Mann.” Tony nickte, sah Ziva an und brachte sie mit nur einem einzigen weiteren Blick dazu, mit ihm mit zu gehen.

Die Drohung

Ziva war noch immer aufgebracht, als sie neben Tony herging und beide zusammen das Kaufhaus verließen. Sie ärgerte sich darüber, dass sich die junge Frau einfach eingemischt hatte und für wen sich diese eigentlich hielt, sowie über den Mann, der kein bisschen Kooperation gezeigt hatte. Tony ließ ihr Fluchen über sich ergehen, er hatte sie noch nicht oft so erlebt und er wusste instinktiv, dass es besser war, sich aus der Sache raus zuhalten.

„Warum hast du einfach nachgegeben?”, stellte er leise die Frage, die ihn schon, seit es geschehen war, brennend interessierte. Ziva, die gerade weiter darüber meckern wollte, was geschehen war, verstummte und sah ihn fragend an, fragte etwas ruhiger: „Wie meinst du das?” „Du hättest den Mann am liebsten umgebracht, das konnte man dir ansehen.”, erklärte Tony und sah sie dabei nicht an, sondern sah einfach nach vorne, „Auf mich hast du nicht gehört ... und dann kommt diese Frau, packt dich an und bringt dich dazu, den Mann einfach in Frieden zu lassen und zu verschwinden. Ich dachte, als sie dich anpackte, dass du ihr gleich eine verpassen würdest ... ” Ziva senkte den Blick, seufzte und meinte: „Ich weiß es nicht, Tony. Etwas in mir sagte mir, dass sie Recht hatte.” Tony verstand nicht, was sie damit sagen wollte, hakte aber auch nicht weiter nach.

Der Fall, die Opfer, die Täter und all das Drumherum waren merkwürdig und schienen verrückt zu sein, da schien es ihm mittlerweile normal, dass auch die Ermittler langsam verrückt wurden und sich merkwürdig verhielten. Wobei es ihn mehr verwunderte, dass Ziva sich immer merkwürdiger verhielt und er immer ruhiger wurde. Es war ihm selbst aufgefallen, als er in den wenigen Minuten nach dem Vorfall im Kaufhaus darüber nachgedacht hatte.

„Der Mann sah aus wie der, der mit Lenna MacDonald zusammen war, als wir sie sahen.”, meinte Ziva in das Schweigen hinein, dass die beiden begleitet hatten, während sie beide in ihre eigenen Gedanken versunken gewesen waren, „Aber was, wenn sie Recht hatte? Wenn das nicht der Mann gewesen war?” „Dann hat er jetzt einen Schock dank dir erlitten.”, versuchte Tony die Situation etwas positiver aussehen zu lassen. Dafür fing er sich einen bösen Blick von Ziva ein, die fort fuhr: „Wie viele Menschen, die Hebräisch verstehen, gibt es wohl in Deutschland?” „Wie meinst du das?” Tony war verwirrt. „Ich habe den Mann als einen Dieb bezeichnet und er hat es verneint. Er wusste, was ich meinte.”, erklärte Ziva und sah Tony an, „Also ... wie viele verstehen in Deutschland Hebräisch?” „Ich würde sagen, auf die Einwohnerzahl, die Größe des Landes und dessen Vergangenheit bezogen ... viele?”, antwortete er ihr unsicher, „Und wenn schon.” „Nein, ich bin mir sicher, dass das kein Zufall war.”, sprach Ziva aus, was Tony gerade hatte verneinen wollen.
 

Ungefähr zwei Stunden später, sie beide hatten Ausschau nach dem Mann gehalten, der mit Lenna MacDonald durch die Gegend spaziert war, bekam Tony Hunger. Ziva hatte derweil beschlossen, dem Mann aus dem Kaufhaus zu folgen und sich von Tony getrennt, wobei sie beide aber in ständigem Kontakt via Handy blieben. Aufgrund dessen, dass er Hunger bekam, betrat Tony eine Bäckerei, um sich einen Doughnut zu kaufen.

Als dieser mit dem Doughnut in der Hand die Bäckerei verließ, entdeckte er den Mann, den Ziva Asa Salomon genannt hatte. Er sah zu Tony herüber und Tony fragte sich, ob er auch beschattet wurde. Doch wenn dem so sei, und Tony war sich dessen nicht sicher, warum sollte es so sein?

Tonys Handy klingelte und Tony war fast schon dankbar für die Tatsache, etwas zu tun zu bekommen, damit es so aussah, als würde er nicht einfach nur nach jemanden Ausschau halten: „DiNozzo?” „Eine Spur von ihm?” Ziva. Er hatte es, ohne auf das Display zu sehen, ohnehin schon gewusst. „Nein.”, antwortete Tony und biss in seinen Doughnut, „Nichts. Alles total normal.”

„Du isst doch nicht etwa schon wieder?!” Ziva hörte wirklich die kleinsten Dinge aus wenigen Worten heraus. „Ich habe eben Hunger!”, verteidigte Tony sich und sein Essen, „Und im Gegensatz zu dir überlebe ich nicht lange ohne.” „Ich hoffe, du denkst trotzdem an deine Arbeit.”, seufzte Ziva, die wusste, dass sie mit ihm eine ellenlange Diskussion über seine Essgewohnheiten führen könnte, würde sie weiter auf dem Thema herumreiten.

„Dein Freund steht übrigens auf der anderen Straßenseite und beobachtet mich.”, meinte Tony, der wieder zu Asa Salomon herüber blickte, der ihn ebenfalls noch immer ansah. „Mein Freund?” „Asa Salomon.” „Ich sagte dir, er sei nicht mein Freund.”, sagte Ziva und hatte plötzlich eine Tonlage angeschlagen, die Tony nur sehr selten von ihr zu hören bekam: Trauer. „Soll ich ihn von dir grüßen?”, fragte Tony scherzend und Ziva antwortete schnell: „Lass die Finger von ihm! Du weißt nicht, was er will und wie er reagieren wird!” „Schon gut, schon gut.”, beruhigte Tony sie, „Ich wusste ja nicht, dass du so sehr um mich besorgt bist ... ” Ziva murmelte auf Hebräisch etwas, dann legte sie auf.

Tony biss wieder in seinen Doughnut. Er hatte nicht vor, Asa Salomon zu sprechen. Vielleicht überlegte dieser ja auch nur gerade, sich etwas zu kaufen, was er essen konnte. Vielleicht aber auch wollte er Tony beschatten – aber wenn das stimmte, so war er an seiner Aufgabe gescheitert, denn Tony hatte ihn entdeckt.

Langsam setzte Tony sich in Bewegung, schlenderte ein wenig durch die Straßen und blieb vor mehreren Schaufenstern stehen. Dabei besah er sich die dortigen Auslagen und überlegte, ob er McGee, Abby, Ducky, der Direktorin und Gibbs wohl Souvenirs mitbringen sollte. Nebenbei sah er aber auch durch die Spiegelungen in den Schaufenstern, dass Asa Salomon ihm folgte und noch immer beobachtete. Worauf wartete der Kerl bloß, dass er sich so offensichtlich zu zeigen gab?

„Verdammt, ich könnte so viel anderes tun!”, fluchte Tony, als er zu einer Ampel ging und dort wartete, dass sie auf grün umsprang, so dass er die Straßenseite wechseln konnte, „Ich könnte außerdem irgendwann eine Familie gründen. Viele kleine DiNozzos ... Warum höre ich nicht einfach auf Ziva?” Die Ampel sprang um, er wechselte die Straßenseite und ging auf direktem Wege auf seinen Verfolger zu, der anscheinend so etwas in der Art erwartet hatte, denn er lehnte sich einfach an eine Straßenlaterne und blickte Tony ruhig entgegen.

„Willkommen in Berlin, Agent DiNozzo.” Asa schien fließend Englisch sprechen zu können, so viel verriet Tony seine Stimme. Außerdem schien er länger in einem englischsprachigen Land gelebt zu haben, denn seine Aussprache war nahezu perfekt. „Special Agent.”, verbesserte Tony ihn fast schon automatisch, „Und Sie sind Officer Asa Salomon, richtig?” Sein Gegenüber nickte. „Wollen wir uns vielleicht für einen Kaffee und ein kurzes Gespräch setzen, Mister DiNozzo?” Tony fand Asas Charakter schon nach so wenigen Worten unausstehlich. „Nein danke.”, antwortete er.

„Nun.”, begann Asa seelenruhig, „Nun ... ich will nicht lange um mein eigentliches Anliegen reden.” Er sah Tony an und grinste. Tony setzte einen ernsten Gesichtsausdruck auf und hoffte, diesen beibehalten zu können, während er mit Asa redete. „Ich weiß, dass Sie mit Officer David hier in Deutschland sind. Ich weiß von der gemeinsamen Tarnung und von den Ermittlungen, die Sie nichts angehen.”, begann Asa, „Und ich weiß von heute Morgen.” „Schön.”, sagte Tony und klang dabei kühler, als er klingen wollte, „Dann wissen sie viel.” „Ja.”, bestätigte Asa, „Officer David hat sich ziemlich gut im Griff gehabt. Sie lernt viel bei Ihnen.” „Mag sein, ja.”

„Sie hat meiner Kontaktperson ziemlich eingeheizt.” „Kontaktperson?” „Ja, Kontaktperson.”, wiederholte Asa, „Meine Güte, Sie sind ziemlich schwer von Begriff, finden Sie nicht?” „Nein, eigentlich nicht.”, verneinte Tony, „Sie scheinen sich nur ungenau auszudrücken.” „Joshua Lyall ist meine Kontaktperson und Sie hatten Glück, dass seine Schwester eingegriffen hat.”, erzählte Asa, „Joshua kann sehr, sehr ... messukan werden.” „Was meinen Sie?” „Mister DiNozzo, er ist sehr gefährlich, das meine ich.”, erklärte Asa, „Joshua ist sehr katlanl und das heißt tödlich.” „Und weshalb lassen Sie ihn dann frei draußen herumlaufen?” „Warum lassen Sie Officer David selbes tun?”, stellte Tonys Gegenüber die Gegenfrage, die Tony verwirrte, so dass er ihn nur fragend ansah. „Auch sie kann sehr schnell töten. Schneller als Sie.” „Aber der Vergleich ist doch nicht das selbe!”, widersprach Tony, „Ziva ist eine von uns!” „Joshua in gewissen Dingen auch.”, sagte Asa geheimnisvoll.

„Sie scheinen ja mit mir reden zu wollen.”, sagte Tony und sah Asa ernst an, „Warum?” „Ich will wissen, wo Officer David ist.” „Nicht bei mir, wie Sie vielleicht sehen.” „Ich bin nicht blöd.” „Nein, nur ... wie nannte Ziva es?”, meinte Tony und grinste, „Meschuga?” „Hüten Sie ihre Zunge, sonst ist sie schneller draußen, als Ihnen lieb ist.”, warnte Asa ihn kühl, „Wo ist sie?” „Um was geht es hier eigentlich?”, überging Tony seine Frage, „Wenn es um Ziva geht, will ich wissen, weshalb. Wir stehen dem Mossad nicht im Weg, wir geraten in keine größeren Schwierigkeiten und sind schon bald wieder weg.” „Es geht Sie nichts an, Mister DiNozzo.” Asa hatte seine Fassung wiedergewonnen.

„Sie sollten eigentlich tot sein, wissen Sie das überhaupt?”, fragte Tony und sah Asa an, „Doch Sie sehen sehr lebendig aus. Und außerdem haben Tote kein Handy bei sich ... und Tote haben keine Kontaktpersonen oder Aufgaben vom Mossad. Höchstens vor ihrem Tod.” „Wissen Sie eigentlich irgendetwas von meinem Tod?”, fragte Asa ihn und Tony antwortete: „Nur, dass Sie zusammen mit Ziva ermittelt haben und ihr Hauptverdächtiger Sie erschossen hat und Ziva eben genau diesen.” „Dann wissen Sie gar nichts.”, meinte Asa, „Und das wird auch jetzt Ihr Ende sein.” „Sie drohen mir.” „Sehen Sie es als eine Warnung an.” „Und weshalb?”, fragte Tony, der ruhig klingen wollte. „Halten Sie sich aus dem Fall, der Vergangenheit und all den Dingen drumherum heraus. Und lassen Sie die Finger von Officer David.”, erklärte Asa und setzte ein Grinsen auf, „Wie gesagt, es könnte auch Ihr Ende sein.” Und damit ging er an Tony vorbei, sagte nur noch leise im Vorbeigehen: „Ich habe Sie gewarnt.”

Tony blieb dort stehen, drehte sich nicht nach Asa um. Er stand einfach da und ließ sich das Gespräch durch den Kopf gehen. Weshalb sollte ihm Asa Salomon, einer vom Mossad, den er nicht kannte, überhaupt drohen? Und warum sollte er die Finger von Ziva lassen? Hatte er jemals etwas getan, was dagegen sprach?

Nur langsam erwachte Tony aus seinem Erstarren. Er holte sein Handy aus der Tasche, wählte die Kurzwahl für Zivas Handy und wartete ab, dass sie ans Handy ging, was auch relativ schnell geschah: „Tony, was gibt es?” „Wir treffen uns im Hotel.”, sagte er kurz angebunden, legte auf und setzte sich in Bewegung, um zum Hotel zu gehen.

Wer ist dieses Mädchen?!

Im Hotel erwartete Ziva ihn schon in der Eingangshalle. Tony steuerte direkt auf sie zu, blieb dann vor ihr stehen und blickte ihr ins Gesicht. Ziva sah ihn ernst an, dann fragte sie leise: „Es ist etwas bei dir geschehen. Was ist los?” „Ich habe mit diesem Asa Salomon gesprochen.” „Das solltest du doch nicht!” „Er wollte es.”, sagte Tony, „Er hätte mich ja auch einfach umbringen können. Ich weiß nicht, was mich da geritten hat, aber er wollte ohnehin mit mir reden.” „Und?”, fragte Ziva leise nach, „Es muss etwas vorgefallen sein, so wie du dich benimmst.” „Können wir hoch in eines der Zimmer?”, bat Tony und Ziva nickte: „Klar.”
 

Das Zimmer erschien Tony mit einem mal als einer der sichersten Orte, die er in Deutschland zu sehen bekommen hatte. Er wusste zwar nicht, ob es daran lag, dass es das von Ziva war, oder ob es an ihr selbst lag, oder ob es einfach daran lag, dass ihm dieses Zimmer mittlerweile vertraut war.

„Was ist vorgefallen, Tony?”, fragte Ziva und sah ihn dabei skeptisch an, „Du benimmst dich komisch!” „Er ... Asa hat mir gedroht.”, berichtete Tony kurz und bündig, „Er weiß von allem.” „Er hat dir ... gedroht?!” Tony nickte, sah sie nicht an. „Ich soll die Fi-”, begann er, doch dann unterbrach er sich, räusperte sich und begann von Neuem: „Ich wisse gar nichts über seinen angeblichen Tod.” „Doch, tust du.” „Nein.”, meinte Tony, „Es ist etwas zwischen dir und diesem Dreckskerl vorgefallen!” „Tony, Asa ist kein Dreckske-” „Sehr wohl!”, unterbrach Tony sie, „Er droht mir! Weiß er, auf was er sich da einlässt?! Und vor allem ... er will dich!” „Mich?” „Er beschattet dich.”, erklärte Tony, „Nicht uns. Er will dich, so wie die Deutschen.”

„Was ist eigentlich los mit dir?”, fragte Ziva laut, „Dass du durcheinander bist, weil dir jemand gedroht hat, verstehe ich ja noch ansatzweise, aber dein restliches Verhalten ist mehr als merkwürdig!” Tony sah sie an, sagte nichts. „Und hör auf, dir wegen mir Sorgen zu machen! Mir geht es gut, ich bin vom Mossad ausgebildet worden, mir geschieht so schnell nichts, okay?!” Sie schien wieder in Rage zu geraten.

Lange Zeit sah Tony sie nur an, dann stand er auf, ging zu dem Bett und warf sich einfach rückwärts darauf. Er starrte an die Decke und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Ziva schüttelte den Kopf und sah zu ihrem Partner, dann seufzte sie und lehnte sich auf dem Sofa, auf dem sie saß, zurück. Sollte er doch vorerst schweigen!
 

Tony war irgendwann eingeschlafen. Er hatte nur noch gehört, wie Ziva kurz aufgestanden war, den Laptop geholt hatte und an diesem eine Weile gesessen und gearbeitet hatte. Irgendwann war er dabei eingeschlafen und hatte versucht, dabei all seine finsteren Gedanken zu verdrängen, die er im Kopf hatte.

Nun war er aufgewacht und er spürte, wie etwas auf seiner Brust lag. Vorsichtig versuchte er, sich ein wenig aufzurichten, erblickte dabei den Kopf seiner Partnerin, der auf seiner Brust lag. Fast schon neugierig betrachtete er sie, stellte dabei fest, dass sie wirklich tief und fest schlief.

Ziva schien, bis sie sich zu ihm gelegt und ihren Kopf auf seine Brust gelegt hatte, am Laptop gearbeitet zu haben, denn der Laptop war noch immer an und nicht ausgeschaltet. Nun, da sie dort schlafend lag, hatte Tony alle Zeit der Welt, sie noch ein weiteres Mal, so wie er es so häufig getan hatte, als sie noch in Washington gewesen waren, genauer zu betrachten.

In der ganzen Zeit, in der sie schon an dem Fall ermittelten, hatte sie sich verändert. Äußerlich als auch vom Charakter her. Letzteres war Tony immer häufiger klar geworden, wenn er mit ihr redete. Äußerlich hatte er es zwar wahrgenommen, aber nicht wirklich realisiert, denn immerhin, so war er sich sicher, war sie ja im Grunde noch immer die selbe.

Tony sah die vielen Kratzer, Prellungen und sonstigen Verletzungen, die sie in Tel Aviv und der Gefangenschaft bei den Deutschen davongetragen hatte. Ebenso sah er einige Pflaster, die man ihr über manche der Schnittwunden geklebt hatte, sowie den Verband, den man ihr angelegt hatte, um ihren verstauchten Fuß ein wenig zu schienen. Diesen konnte er allerdings nur erkennen, weil Ziva ihre Schuhe ausgezogen hatte und der Verband höher gewickelt war, als Zivas Socken gingen und das Hosenbein ein wenig verrutscht war.

Tony musste grinsen. Auf was er da wieder achtete! Würde sie das mitbekommen, da war er sich ebenfalls sicher, so würde er eine Kopfnuss von ihr bekommen. Wobei ... der Kuss zum Abschied im Krankenhaus, den er bisher nicht vergessen hatte, war ebenso gewesen. Er war sich sicher gewesen, dass er eine Kopfnuss bekommen würde, doch sie war nicht gekommen, was ihn nur verwundert hatte. Stattdessen hatte sie seinen Kuss erwidert und nichts Abwehrendes getan.

Ziva bewegte sich ein wenig. Sie legte einen Arm unter ihren Kopf, schien dabei allerdings nicht aufgewacht zu sein. Leise murmelte sie etwas auf Hebräisch und Tony hatte sich nur schwer im Griff, um nicht in Lachen auszubrechen, denn die, die sich sonst immer hart und kämpferisch gab, war in genau diesem Moment wie jeder andere auch.

Vorsichtig schob Tony ihr eine Strähne hinter das Ohr. Dabei passte er auf, dass sie nicht aufwachte. Da sie es nicht tat, nahm er an, dass ihr Schlaf wirklich tief war, denn normalerweise hätte sie bei der kleinsten Berührung nach der Waffe gegriffen, oder wäre bei dem kleinsten Laut aufgesprungen und hätte nach der Ursache geschaut.

Da er sie nicht wecken wollte, aber so nicht aufstehen konnte, beendete Tony seine Überlegungen, brach das Mustern ab und schloss wieder die Augen. Er wollte noch ein wenig schlafen, bis Ziva ebenfalls wach war. Und so wie es aussah, würde dieses noch etwas länger dauern.
 

Als er wieder aufwachte, war Ziva bereits wieder aufgestanden. Sie hatte eine Verbindung zu McGee und Abby in deren Labor aufgebaut und unterhielt sich leise mit diesen, während Tony dort lag und sie ansah. Sie bemerkte seine minimale Bewegung, die er gemacht hatte, als er aufgewacht war, drehte sich um und sah ihn an.

„Angstkaninchen.” „Angsthase.”, korrigierte Tony, „Aber warum?” Er sah mit einem gespielt finsteren Blick zum Monitor des Laptops, auf dem er Abby und McGee sehen konnte, die gerade über Zivas Fehler und seine Korrektur lachten. „Du kannst hier wirklich schlafen.”, antwortete Ziva, „Aber bei dir angeblich nicht.” „Ja und?”, hakte Tony nach. „Ist mir so aufgefallen.”, meinte sie, wendete sich wieder dem Gespräch mit McGee und Abby zu. Kein Wort zu dem, was er gesehen hatte. Kein Wort von ihm dazu. Kein Wort von ihr dazu. Als wäre es nie gewesen.

„Und, wann müsst ihr wieder bei den anderen sein?”, fragte Abby neugierig, „Was habt ihr schon so gelernt?” Tony warf Ziva einen Blick zu, die von den beiden die bessere Lügnerin war: „Dies und das. Einerseits, wie man auch zugeteilte Partner, die man nicht mag, akzeptiert und sie zu einem Teil von sich werden lässt. Andererseits, wie man engere Bindungen zu seinem Partner unterbrechen kann.” „Echt?”, rutschte Tony raus, „Wie denn?” Er konnte sehen, wie McGee Abby grinsend ansah, die in Lachen ausbrach. Auch Ziva grinste und meinte nur: „Nun, wenn man nicht alles verschlafen hätte, wüsstest du es.”

Im selben Moment klopfte es an der Zimmertür. Ziva sah Tony fragend an, stand dann langsam auf und ging zur Tür. Sie öffnete sie ein Stück, dann bückte sie sich nach etwas und hob es vom Boden auf. Nachdenklich betrachtete sie es, bis sie schließlich die Tür wieder schloss und zurück zum Tisch mit dem Laptop ging.

„Wer war das?”, fragte Tony neugierig. Ziva antwortete nicht, sondern entfaltete das Blatt Papier, dass sie vom Boden aufgelesen hatte. „Was hast du da?”, konnten die beiden McGee fragen hören. Ziva antwortete noch immer nicht und nun sah Tony ihr über die Schulter, um lesen zu können, was auf dem Zettel stand.

„Wir müssen los.”, sagte Ziva fast schon plötzlich, faltete den Zettel rasch zusammen. Tony hatte nicht alles lesen können, dazu war sie zu schnell gewesen. „Weiterer Lehrgang?”, fragte Abby und Tony sagte: „Sieht so aus.” Er beendete die Verbindung, fuhr den Laptop runter und sah Ziva abwartend an, die ihre Schuhe in rasantem Tempo anzog und dann ihre Waffe und ihr Handy nahm. Eben weil sie diese beiden Dinge nahm, griff auch Tony nach seinen und steckte sie ein.
 

Nur kurze Zeit später waren beide in einer Seitenstraße in der Innenstadt. Tony hatte in der Zeit, die sie benötigt hatten, um zu dieser Straße zu gelangen, sein bestes gegeben, um sie zu überreden, ihm zu sagen, was los war. Doch Ziva, ganz nach ihrer Art, hatte ihm nicht geantwortet und geschwiegen.

Nun, da sie dort in dieser Seitenstraße standen, wurde Tony nervös. Er sah sie ratlos an und wollte sie gerade ein weiteres Mal fragen, was los sei, als sie ihn plötzlich am Arm packte und in einen Friseursalon zog, in den er eigentlich gar nicht wollte.
 

„Guten Tag, kann ich etwas für Sie beide tu-”, begrüßte der Mann an den Tresen sie freundlich, doch Ziva unterbrach ihn: „Keine Zeit.” Sie zog Tony einfach weiter, vorbei an den Tresen, durch den Salon, bis zu einem Stuhl, auf dem ein Mann saß, der darauf wartete, dass man ihm seine Haare schneiden würde.

„Sie.”, sagte Ziva ernst und sah den Mann kühl an, „Torben Müller.” Der Mann sah sie fragend an, nickte ein wenig und sah dann Tony an. Dieser sah ihn nur Schulter zuckend an. Solange Ziva nicht sagte, worum es ging, würde er dem Mann keinen Anlass geben, ihn zu fragen, was los sei. „Wo sind sie?”, fragte Ziva direkt. „Wer?” „Daniel Hermann, Nora Hildebrandt, Lisa Moore und Lenna MacDonald.” „Sagt mir nichts.” „Selbe Firma wie Daniel Hermann.”, sagte Ziva ernst, „Und da sollen Sie nichts von ihm wissen?” „Vielleicht mal gesehen.” „Sie sind ein sehr guter Freund von diesem!” „Ich kenne keinen Daniel Hermann.”, beteuerte Torben und sah sie kühl an, „Was wollen Sie eigentlich von mir?!” „Vielleicht sagt Ihnen ja Nick Reichert etwas?”, fragte Ziva. „Nie gehört.”

Tony war mittlerweile ein Licht aufgegangen. Er hatte bemerkt, worauf Ziva hinaus wollte und meinte nun ruhig: „Hören Sie: Sie sollten besser antworten, denn wenn diese Dame hier die Geduld verliert, will ich nicht an Ihrer Stelle sein. Und helfen wird Ihnen dann keiner können.” Torben sah ihn fragend an. „Diese Dame hier darf mit Erlaubnis foltern.”, erklärte Tony, „Und ich sage Ihnen, dass sie Techniken beherrscht, die selbst den meisten ihrer Leute unbekannt sind. ... oder dem FBI.” „Deutschland ist ein Land, in dem Folterung für alle, einschließlich ihr, verboten ist!”, verteidigte Torben sich. Dabei sah er dennoch unsicher zu Ziva herüber, die einen hinterlistigen Blick aufgesetzt hatte.

„Keiner außer Ihnen würde es bemerken.”, meinte Ziva leise und grinsend zugleich, „Es würde nicht danach aussehen und Ihre Schmerzensschreie werde ich wohl dämpfen können, so dass es nach einem Anfall oder etwas, was ich nicht näher benennen will, Ihnen aber peinlich sein dürfte, aussieht. Ihre Wahl also: Von alleine Reden, oder Folter.” „Das meint sie nicht ernst ... oder?”, fragte der Angesprochene Tony leise, der allerdings dessen Furcht nur noch vergrößerte mit seiner Antwort: „Doch, sie meint es ernster als ernst.” Torben wurde blass, fast schneeweiß.

„Eins ... ” Ziva begann leise zu zählen, hielt dem Mann einen Finger vor das Gesicht. „Zwei ... ” Ein zweiter Finger wurde ihm vor das Gesicht gehalten. Man sah Torben genau an, dass er seine Chancen abwog und dabei zu keinem Entschluss kam. „Dr-” Ziva wollte gerade die dritte und letzte Zahl nennen und ihm den dritten Finger vor das Gesicht halten, als Torben laut rief: „Ich rede! Alles, nur nicht das!” „Wow, der Kerl ist eingeknickt, bevor du auch nur eine Art der Folter angewendet hast.”, murmelte Tony leise und verblüfft, Ziva sah ihn kurz an und antwortete: „Doch, habe ich. Ich sagte doch, es würde keiner merken.” Und dabei grinste sie.

„Also, wo sind Daniel Hermann, Nora Hildebrandt und deren Opfer Lisa Moore und Lenna MacDonald?”, fragte Ziva Torben ernst, der sie ansah und leise antwortete: „A-also ... nun ... i-ich kenne keine Lenna MacDonald.” „Aber die anderen drei schon?” Torben nickte langsam. Er schien sichtlich eingeschüchtert zu sein. „Sagen Sie, was Sie wissen!” „D-Daniel ist ... ist seit einigen Tagen nicht mehr ... n-nicht mehr zur Arbeit erschienen.”, berichtete Torben noch leiser, „Oder eher ... eher zwei Monaten.” „Zwei Monaten?” Tony sah den Befragten verwundert an. „Solange sind wir ihnen noch nicht auf der Spur!” „E-er hatte ... einen Job.”, murmelte Torben, „M-mit Nora Hildebrandt und ... er ... er nannte ihn Thomas Michael.” „Thomas Michael?”, fragte Ziva nach, „War er eindeutig älter als Daniel?” Torben nickte langsam. „Der ältere der drei ... ”, murmelte Tony nachdenklich und sah dabei Ziva an.

„Lassen Sie mich gehen!”, flehte Torben, „Sie werden mich umbringen!” Sein lautes Flehen sorgte dafür, dass der Mann, der Ziva und Tony an den Tresen angesprochen hatte, zu ihnen herüber ging und fragte, was genau los sei. Es war Tony ein Rätsel, wie genau er den Mann dazu bewegte, sich wieder zu den Tresen zu begeben, während Ziva weiterhin Torben Müller befragte.

„Sie werden nicht sterben!”, fauchte Tony, als Torben zum wiederholten Male sagte, dass sie ihn umbringen würde. Tony bemerkte, wie Ziva neben ihm immer unruhiger wurde und deshalb wollte er Torben endlich wieder zum Reden bekommen. Aus diesem Grund hielt er Torben seine Marke unter die Nase und knurrte: „Wir sind vom NCIS ... Naval Criminal Investigative Service. Deshalb passiert Ihnen schon nichts, also hören Sie auf, immer wieder so etwas zu sagen und reden Sie gefälligst!” Torben sah Tony verwirrt an, Zivas Körperhaltung änderte sich deutlich und plötzlich höre Tony eine Stimme hinter ihm sagen: „So so ... NCIS also ... ”

Sowohl Tony als auch Ziva fuhren herum, nur um der jungen Frau ins Gesicht zu blicken, der sie schon im Kaufhaus begegnet waren und die den Mann dort in Schutz genommen hatte. Zivas Gesichtsausdruck verfinsterte sich um einiges mehr und Tony schüttelte den Kopf und murmelte: „Nicht schon wieder die ... ”

„Torben Müller, 29 Jahre alt, Angestellter einer Computerfirma hier in Berlin.”, erzählte die junge Frau, „Und anscheinend wichtig für eine amerikanische Behörde.” „Halten Sie sich da raus.”, warnte Ziva die junge Frau, „Gehen Sie!” „Oh nein, ich würde gerne noch ein wenig bleiben und Ihnen zuhören.” „Verschwinden Sie!” „Nein, ich bleibe.” „Gehen Sie!” Zivas Stimme hatte einen drohenden Unterton, der nicht zu überhören war.

Der Mann von den Tresen kam wieder zu ihnen herüber und dieses Mal wollte er sich nicht wegschicken lassen: Er warf Ziva, Tony und die junge Frau raus, Torben Müller ließ er bleiben, da dieser für seinen Haarschnitt schon gezahlt hatte und der Friseur das Geld nicht einfach wieder Torben geben wollte.

„Na danke!”, fauchte Ziva, „Dank Ihnen sitzen wir jetzt wieder auf der Straße!” „Ganz ruhig.” Die junge Frau sah Ziva fast schon belustigt an. „Sie ist nicht immer so, oder?” Tony meinte: „Die Geschehnisse der vergangenen Wochen und Monate verändern sie.” Ziva sah Tony fragend an. „Nun ... wenn ihr beide mich etwas aufklärt, könnte ich euch vielleicht helfen. Also euch und dem NCIS.”, schlug die junge Frau vor. „Weshalb sollten wir gerade so ein junges Mädchen einweihen und als Partner haben?”, fragte Tony verwundert. „Nun, ich studiere Forensik, Chemie und Psyochologie an der Universität und helfe sämtlichen Bundesbehörden in diesem Land beim Lösen von kniffligen Fällen.”, antwortete die junge Frau, „Klingt vielleicht so, als würde ich angeben, aber ich sage nur, wie es ist.” „Und gerade deshalb sollten Sie uns helfen?” Ziva sah die Frau skeptisch an. „Sehen Sie ... ”, begann die junge Frau, „ ... Sie sind Ausländer. Der deutschen Sprache kaum mäch-” Ziva unterbrach sie: „Sehr wohl mächtig. Zumindest ich in weiten Teilen.” Und genau diese zwei Sätze hatte sie in Deutsch gesagt. „Okay, ein wenig mächtig.”, verbesserte die junge Frau sich und sah Ziva dabei ruhig an, „Aber so wie sie beide hier auftreten und reden ... fallen sie beide nur auf. Und da weiß jeder sofort, wann er zu verschwinden oder zu verstummen hat. Ich lebe hier und weiß, wann ich wie und womit jemanden überreden kann, mir Informationen zu geben. Kenntnisse über das Land, die Kultur und die Menschen würde man das nennen.”

Ziva sah Tony an. Sie selbst überlegte ein wenig, während Tony den Kopf schüttelte. „Forensik ... Chemie ... und Psychologie?”, fragte sie nach. Die junge Frau nickte zur Bestätigung. „Tony, sieh es mal so ... ”, begann Ziva, „Abby ist nicht in den Fall eingeweiht. Sie weiß nicht von uns hier. Wie also sollten wir Bestandteile in manchen Fällen rausfinden? Und ... Ducky ist ebenso nicht eingeweiht. Wer würde uns bei einer weiteren Leiche helfen?” Tony seufzte. „Im Grunde ... ja ... ”, lenkte er ein, „ ... aber Psychologie beherrscht du doch ohnehin.” „Zwei sind besser als einer.”, meinte Ziva, „Auch wenn ich ihr dennoch nicht trauen würde.” Letzteres sprach sie fast lautlos aus, doch Tony nahm es dennoch wahr.

„Wie heißen Sie?”, fragte Ziva schließlich. „Fearne. Fearne Lyall.” „Also Fearne ... ” Ziva sah Fearne ruhig an. „Wir suchen einen Mann mit dem Namen Daniel Hermann. Er kann auch unter dem Namen Nick Reichert hier bekannt sein.”, erklärte sie, „Wir brauchen nur seine Adresse, mehr nicht, okay? Wir sind kein Team, das ist einfach nur eine Aufgabe. Sie sind keiner von uns, nicht unser Partner, klar?” Fearne nickte. „Sollten Sie die Adresse haben, melden Sie sich hier.” Ziva suchte einen Zettel heraus, schrieb eine Nummer darauf und reichte sie Fearne, die sie mit einem skeptischen Blick las. „Die Nummer meines Hotelzimmers.”, erklärte Ziva, „Hinterlassen Sie im Notfall eine Nachricht, Fearne.”

„Wie heißen sie beide?”, fragte Fearne und steckte den Zettel mit der Nummer in ihre Jackentasche, „Ich meine ... klar, ich weiß, von welcher Behörde sie beide stammen, aber mehr auch nicht.” Sie sah von Ziva zu Tony. „Sie sind eindeutig jemand, der eine Ausbildung beim Mossad genossen hat.”, meinte Fearne mit einem geübten Blick zu Ziva, „Außerdem, so erkennt man an Ihrer Kette, sind Sie Jüdin. Spricht dafür, dass Sie vielleicht sogar noch beim Mossad sind. Ihre Technik vorhin erinnerte stark an die der David Familie, der Familie des Direktors des Mossads. Und ... darüber hinaus haben Sie im Kaufhaus Hebräisch gesprochen, den Mann als Idiot und Dieb bezeichnet.” „Gutes Auge.”, meinte Ziva, „Ja, ich bin vom Mossad, arbeite aber für den NCIS.” Fearne musterte Ziva einen Augenblick lang und überlegte.

„Ziva ... mir gefällt sie nicht ... ”, flüsterte Tony leise zu Ziva. Ziva nickte. „Woher weiß sie, dass du Hebräisch gesprochen hast?”, fragte er mit gedämpfter Stimme, „Ihr Erinnerungsvermögen scheint gut zu sein ... und außerdem ... woher weiß sie so viel über den Mossad?” „Frag mich etwas schwereres, Tony.” „Du meinst leichteres.” „Du weißt, was ich meine.”, murmelte Ziva und sah ihn mit einem gespielt kühlen Blick an.

„Die Haarfarbe ... Augenfarbe und die Merkmale, die man von seinen Eltern erbt, sind bei Ihnen sehr identisch mit denen vom Direktor des Mossads.”, überlegte Fearne laut, „Nun ja ... nicht alle, denn man muss bedenken, dass Sie weiblich sind und die Frau des Direktors unbekannt ist.” „Ja und?”, wollten Ziva und Tony wie aus einem Munde wissen. „Ich würde glatt sagen, dass Sie seine Tochter sind.”, meinte Fearne, „Ein Nachkömmling der David.” „Ihr Name ist Ziva Da-” „Dachash.”, meinte Ziva schnell und klang dabei überzeugend, „Ziva Dachash. Ich kenne die David Familie gut und bin in ihrer Nähe aufgewachsen, weshalb mir ihre Techniken beigebracht wurden.” „Ach ja ... ?” Fearne war skeptisch, aber Zivas ruhiger und dennoch ernster Blick ließ sie nicken.

„Und Sie sind dann ... ?”, wendete sich Fearne schließlich an Tony, der Ziva versuchte, nicht mehr so ungläubig anzusehen. „Tony DiNozzo.”, antwortete Tony, der Ziva noch einen Blick zuwarf, der deutlich fragte, ob er auch einen anderen Namen brauchen würde, doch Ziva schüttelte kaum merkbar den Kopf, so dass Tony bei seinem normalen Namen, nur eben mit Spitznamen anstelle des vollen Vornamens, bleib. „Tony DiNozzo und Ziva Dachash.”, wiederholte Fearne nachdenklich, „Werde ich mir merken.”

Sie sah die beiden noch einmal an. „Ich kümmere mich dann jetzt um ihre Zielperson.”, meinte sie schließlich. Beide, Ziva und Tony, nickten und sahen dankbar und erleichtert aus. „Auf Wiedersehen und man hört von einander.”, meinte Fearne, hob die Hand zum Abschied, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand.

„Komisches Mädchen ... ”, murmelte Tony und Ziva nickte ein wenig, „Vor allem ... Wer ist dieses Mädchen?!”

Asa Salomon

Als die beiden zurück im Hotel waren, war es schon Abend. Die Sonne war zwar noch nicht untergegangen, dennoch war der Himmel schon vom Abendrot gefärbt. Tony und Ziva hatten beide kein Wort mehr über Fearne Lyall, das, wie Tony sie nannte, Mädchen, verloren. Sie warf ihnen eine Menge Fragen auf und keiner der beiden wusste, ob es wirklich klug gewesen war, so zu reagieren. Zumindest waren sie sie letzten Endes losgeworden, wenn auch auf eine grobe Art und Weise.

„Dachash also ... ”, meinte Tony seufzend, als er sich auf das Sofa in Zivas Zimmer fallen ließ, „So so ... und wieso wusste ich nichts davon?” „Meinst du, ich will, dass eine junge Frau, die anscheinend eine Menge über den Mossad, meine Familie und die Techniken weiß, aber schwach aussieht und es wahrscheinlich ist, weiß, wer ich bin?”, stellte Ziva die Gegenfrage, „Du weißt, dass mein Vater mich wieder bei sich haben wollte, weshalb ich auch in Tel Aviv war. Wenn sie an die falschen geraten würde, wäre es aus für mich hier in Deutschland. Ist dir das klar?!” Tony nickte.

„Außerdem ... so viel Hintergrundwissen über den Mossad kann man sich nicht aneignen. Nun gut, die Geschichte des Mossads, öffentliche, bekannte Fälle, die Liste der bisherigen Direktoren ... aber nicht solche Dinge!”, fuhr Ziva fort, „Dass mein Vater einen eigenen Stil bei seinen damaligen Ermittlungen entworfen hat, den meine Geschwister und ich in groben Teilen übernommen, aber mittlerweile perfektioniert und umgeändert haben, ist bisweilen nur meiner Familie und vielleicht den ... so genannten engsten Bekannten bekannt.” „Eh ... deine Geschwister?” „Okay, mittlerweile bin ich nur noch die einzige.”, verbesserte Ziva sich und ließ sich neben Tony auf das Sofa fallen, „Aber egal.”

Tony schwieg eine Weile nachdenklich, dann sagte er leise in die Stille hinein: „Im Grunde weiß ich gar nichts über deine Vergangenheit und deine Familie. Nun, dein Vater ist mir bekannt, dein Werdegang ... und diese eine Tante, oder wer das mal am Telefon war, als ich dir unter die Arme greifen wollte ... aber deine Freunde ... deine anderen Verwandten ... all das kenne ich nicht.” „Du musst auch nicht alles wissen, Tony.” „Es würde mir helfen, dich ein wenig besser verstehen zu können.”, meinte er und sah sie ruhig an. „Bevor du mich verstehen willst, versteh erst einmal dich selbst.”, antwortete Ziva und erhob sich wieder, doch Tony streckte die Hand aus, packte ihre Hand und hielt sie so zurück, „Was gibt es?”

„Bleib noch ein wenig neben mir sitzen und erzähl mir etwas. Etwas von dir, als du noch nicht beim NCIS warst.”, bat Tony. Ziva sah ihn stumm an, ihr Blick ruhte lange Zeit einfach nur auf ihm, ohne dass sie etwas sagte. Auch er sagte in dieser Zeit nichts.

Schließlich befreite Ziva ihre Hand langsam aus seinem Griff, der zwar stark, aber dennoch nicht schmerzend gewesen war, seufzte und sagte leise: „Mein Leben ist kein offenes Buch, in dem du einfach so lesen kannst. Und ich lese dir auch nicht daraus vor.”

„Du hast mit Asa Salomon zusammen in einem Team gearbeitet, wenn man das beim Mossad so nennen kann.”, begann Tony und sah sie mit einem Blick an, der deutlich zeigte, dass es ihn wirklich interessierte, „Und es muss etwas zwischen euch vorgefallen sein. Er hat mir gedroht und ich soll angeblich über seinen Tod nichts wissen. Ziva ... ” Er schwieg kurz, ließ die Worte wirken und fuhr noch leiser fort: „Ich lasse deine Familie, deine Vergangenheit und dich in Frieden, wenn du mir wenigstens über diesen Kerl alles sagst, was du weißt. Er ist sozusagen unser Feind ... unser Gegner ... Rivale ... und ich möchte über diesen aufgeklärt sein.” „Im Grunde hast du ja recht ... ”, lenkte Ziva langsam ein, „ ... aber ich rede nicht gerne darüber.” „Ein einziges Mal. Ein einziger Einblick in diese Sache. Danach werde ich dich nie wieder nach solchen Dingen fragen!”, flehte Tony. Seufzend gab Ziva nach, nickte, ließ sich wieder auf das Sofa neben Tony sinken und meinte: „Aber lass mich erst überlegen, wo ich anfangen soll.” „Lass dir Zeit.”, erklärte Tony, „Wir haben alle Zeit der Welt ... zumindest heute Nacht.”

„Du hast Recht, Asa und ich haben zusammen an einigen Fällen gearbeitet.”, begann Ziva schließlich, nachdem sie eine Zeit geschwiegen hatte, „Darüber hinaus haben wir einige Terroristen ausgeschaltet, Schmuggler und Händler gestellt und Informanten befragt und einige kleinere Gruppierungen der Hamas und ähnlichem ausgeschaltet.” Tony nickte. Soweit konnte er sich das noch vorstellen. „Lange Zeit waren wir nur Kollegen ... ”, erzählte Ziva, „ ... und irgendwann Freunde, weil wir immer mehr miteinander zu tun bekamen. Wir haben viel miteinander gelacht. Wir haben auch oft zusammen trainiert und Schießübungen gemacht.” Tony nickte wieder. „Ich weiß noch ... auf einer Art Lehrgang sahen wir einander nach mehreren Monaten wieder. Das erste, was er mir sagte, noch vor einem Gruß, war, dass er eine spezielle Art von Bombe in weniger als zwei Minuten entschärft hatte. Damit hatte er meinen damaligen persönlichen Rekord geschlagen.” Sie grinste einen Moment lang.

„Er war gut. Wirklich gut. Seine Kenntnisse waren in jeglichen Bereichen einmalig. Seine Reflexe, Sportlichkeit und ähnliche Dinge waren einzigartig. Ich habe so etwas selten erlebt.”, berichtete Ziva, „Irgendwann, während wir einen anderen vom Mossad beschatteten, gestand Asa mir seine Gefühle für mich. Ich hatte zu der Zeit ebenfalls Gefühle für ihn entwickelt, die ich ihm aber nie wirklich hatte zeigen wollen, weil ich sie für unangebracht hielt.” „Aber du hast ihm deine dann schließlich auch gestanden.”, vermutete Tony leise und Ziva nickte. Sie sagte: „Ja. Wir erledigten unseren Auftrag, dann gingen wir etwas essen. Rein freundschaftlich, wie wir uns vorgenommen hatten, denn wir beide befürchteten, dass eine Beziehung unsere Fähigkeiten einschränken würde. Dennoch kamen wir zusammen.” „Und dann ... ?”, fragte Tony nach.

„Es ging eine Zeit lang gut.”, berichtete Ziva, „Es blieb im Geheimen, wir sahen einander so oft wie möglich, unsere Beziehung störte unsere Ermittlungen und Aufträge nie. Wir arbeiteten ganz normal weiter. Dennoch fand mein Vater über uns heraus ... ” „ ... und er war nicht gerade angetan davon.”, beendete Tony ihren Satz, da Ziva nicht weiter gesprochen hatte. Ziva nickte, schwieg aber weiterhin ein wenig. Tony wusste mit einem Mal, obwohl sie nichts weiter sagte, was danach geschehen war. Er konnte es sich schon bildlich vorstellen.

„Mein Vater hat Asa und mich von da an immer getrennt. Egal was wir zu erledigen hatten, wir waren so am Arbeiten, so beschäftigt, dass wir einander nicht sehen konnten.”, fuhr Ziva schließlich nach über fünf Minuten des beidseitigen Schweigens mit gedämpfter Stimme fort, „Und plötzlich, nach langer Zeit, schickte er uns zusammen auf einen Undercovereinsatz.” Tony nickte und hörte ihr aufmerksam zu. „Wie gesagt, wir trafen auf die Zielperson und diese eröffnete das Feuer. Wir erwiderten es ... ”, sagte Ziva, „ ... und da kamen einige andere vom Mossad. Ich erkannte sie sofort und auch Asa tat es. Da wir aber so vielleicht nicht zu erkennen gewesen waren, gaben wir uns zu erkennen.” „Selbstverständlich, sonst hätte es jemanden von euch getroffen.”, meinte Tony, dann wurde ihm bei dem Blick, den Ziva aufgesetzt hatte, klar, dass er etwas gesagt hatte, was falsch war: „Es hat ihn getroffen!”

Ziva erklärte: „Ich weiß nicht, was zuerst geschah. Ich erschoss unsere Zielperson, aber im selben Moment wurde auch auf uns geschossen. Asa wurde getroffen und in den wenigen Minuten, die er noch lebte, wusste ich mit einem Mal, dass es nicht unsere Zielperson gewesen sein konnte.” „Du meinst, die vom Mossad ... ?” „Ja.”, bestätigte Ziva, „Es wurde auf die Zielperson geschoben, aber ich habe im Nachhinein eine weitere Untersuchung der Kugel aus Asa gemacht und herausgefunden, dass es einer vom Mossad war. Diesen habe ich auch befragt und es kam heraus, dass mein Vater all das, selbst unsere Zielperson, geplant hatte. Es sollte genau so enden, wie es das auch getan hat.” „Dein Vater wollte deinen damaligen ... Freund aus dem Weg räumen?!” Tony wollte nicht glauben, was er da hörte. „Weil er nicht ... gut genug für mich gewesen sei, ja.” Sie seufzte.

Tony betrachtete Ziva. Sie sah nachdenklich und traurig aus. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass sie weinte, doch er wusste, dass sie ihre Tränen zurückhielt – auch wenn er sie in ihren Augen glitzern sehen konnte. Und während sie schwieg, wurde Tony bewusst, dass er noch nie zuvor so viel von Ziva über sie selbst gehört hatte. Sie hatte nicht nur etwas aus ihrer Vergangenheit preisgegeben, etwas, was anscheinend für sie sehr wichtig und schmerzhaft war, sondern ihm auch ihre Gefühle gezeigt. Die, die sie sonst immer hinter einer harten und kühlen Fassade versteckte. Eine Fassade, die im Laufe der Zeit an Rissen gewonnen hatte, die zu bröckeln begann. Immer häufiger sah er ihre wahren Gefühle, die Gefühle einer Frau, die nichts an sich lassen wollte.

Leutnant Roy Sanders war einer der Gründe gewesen, dass er Zivas Gefühle zum ersten Mal richtig erkannt hatte. Aber auch, als das FBI, der Mossad und der NCIS hinter ihr her gewesen waren, hatte er einen kurzen Einblick erhaschen können, nur dass sie sich sofort wieder kühl und ernst gestellt hatte. Und bei Sanders ... Bei Sanders hatte er mehr als je zuvor erkannt, dass sie eine Frau war, die auch Gefühle hatte. Sie hatte sich zu ihm hingezogen gefühlt und sein Tod hatte sie mehr mitgenommen, als sie zugeben wollte. Er hatte es an ihrem nachfolgenden Verhalten erkennen können, an ihrer Stimme, ihrer Art und Weise, wie sie mit Angehörigen der Opfer redete, wie ihr Blick war, wenn es um so etwas ging. Und an der orangen Mütze. Sanders' Mütze.

Weshalb schweiften seine Gedanken schon zum zweiten oder dritten Mal innerhalb weniger Tage zu Leutnant Roy Sanders? Was ging ihn denn dieser Mann an, der doch auch schon tot war? Warum zerbrach er sich den Kopf über ihn ... und Zivas Gefühle zu ihm?

Mit einem Mal war Tony blass geworden. Der besorgte Blick seiner Partnerin ruhte auf ihm, sie legte ihre Hand auf seinen Oberarm und fragte leise: „Was ist los mit dir?” Tony schüttelte den Kopf. Er war sich nun ganz im Klaren darüber, welche Gefühle er für die Israeli entwickelt hatte. Schon vorher hatte er es gewusst, nun war er sich über die Tiefe dieser bewusst geworden – und darüber, dass Gibbs ihn umbringen würde, wenn sie es nicht vorher getan haben würde.

Ziva sah ihn prüfend an, doch dann wendete sie den Blick wieder von ihm ab und sah auf ihre Hände, die sie mittlerweile wieder auf ihrem Schoß liegen hatte, weil sie nicht wusste, wohin sie sonst mit ihnen sollte. Leise seufzte sie, murmelte etwas auf Hebräisch und schwieg dann wieder.
 

Keiner der beiden wusste, wie lange sie so da gesessen hatten, dennoch standen sie beiden, ohne eine Absprache, gleichzeitig auf, um sich für das Bett fertig zu machen. Dabei war es Tony noch immer fast selbstverständlich, dass er bei Ziva mit im Zimmer schlief und auch sie hatte nichts dagegen einzuwenden.

So kam es, dass Tony, als Ziva aus dem Bad kam, schon auf der einen Seite des Bettes lag, sich zugedeckt hatte und zu ihr sah. Ziva trat mit einem leichten Lächeln an das Bett, stieg dann auf „ihrer” Seite ins Bett und deckte sich zu, bis sie sich schließlich zu ihm drehte, so dass sie ihn ansehen konnte. Auch er sah sie weiterhin an.

„Danke ... ”, sagte Tony. Ziva blickte ihn ein wenig verwundert an. Tony klang nicht wie sonst, wenn er über seine Filme redete, scherzte oder sonst mit ihr redete. Dieses Danke schien sein voller Ernst zu sein, er schien es wirklich zu meinen. Und es klang fast schon sanft, so dass Ziva nicht wusste, was sie darauf antworten sollte. Deshalb murmelte sie nur: „Ist schon okay ... ”

Beide sahen sich einander weiter an, dann griff Ziva nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe hinter sich und schaltete sie aus. „Gute Nacht.”, sagte sie und drehte sich um. Tony blieb so liegen, antwortete leise: „Dir auch. Schlaf gut.” „Wehe, du fällst mich die Nacht an.”, warnte sie ihn scherzend. „Warum sollte ich?” „Als wir das letzte Mal zusammen in einem Bett geschlafen haben, haben wir das, was du unter Sport verstehst, betrieben – wenn auch nur gespielt.” „Und das heute ... ?”, fragte Tony fast lautlos. „Mh?” „Schon gut. Ich habe nichts gesagt.”, antwortete Tony leise, „Lass uns schlafen.” „Ja.” „Nacht, Ziva.” „Halt endlich den Mund und schlaf'.”
 

Als Ziva am nächsten Morgen erwachte, fand sie sich in den Armen ihres Partners wieder, der neben ihr im Bett lag. Zuerst wusste sie nicht, wie sie es zuordnen sollte, dann murmelte jemand: „Auch schon wach? Guten Morgen, Ziva.” Sie blickte in die Augen des Mannes neben ihr und musste sich seufzend gestehen, dass sie dem Blick wohl oder übel nicht widerstehen konnte.

„Was machen wir hier eigentlich?”, fragte sie ihn leise, während sie ihm weiterhin in seine Augen blickte. „Nun ... ”, begann Tony langsam mit der Antwort, „ ... als ich aufwachte, lagst du dort schon. Ich bin also nicht Schuld.” „Scherzkuchen.” „Keks, Ziva. Es heißt „Scherzkeks”.” „Ob Kuchen oder Keks ist mir egal.”, seufzte sie, „Es ist beides Gebäck.” „Deine Sichtweise will ich auch mal haben.”, scherzte er und sah sie sanft an.

Auch wenn sie es genoss, in seinen Armen zu liegen – ob er nun Schuld war oder nicht, befreite sie sich langsam daraus. Tony ließ sie es einfach tun, er wusste, dass er sie eh nicht aufhalten könnte, wenn sie es wirklich so wollte. Außerdem war es schon Genugtuung genug für ihn gewesen, dass sie sich von alleine in seine Arme begeben hatte, egal, ob sie es ungewollt getan hatte. Er zumindest hatte es genossen.

„Gibbs hätte uns umgebracht.”, meinte sie, während sie sich aufsetzte und ihre Haare aus dem Gesicht strich. Dabei sah sie ihn ruhig an und Tony sah, dass die Traurigkeit vom vergangenen Abend aus ihnen verschwunden war, auch wenn dort noch Etwas war, was er nicht genau deuten konnte. „Umgebracht halte ich für übertrieben.”, antwortete er grinsend, „Es ist doch nichts geschehen. Du hast eben nur im Schlaf die Seite des Bettes gewechselt.” „Und schon das wäre für ihn Grund genug ... ”, wollte Ziva ihre Meinung erläutern, doch Tony schüttelte den Kopf und sagte: „Erst einmal müsste er davon erfahren. Das aber wird er wohl nicht.” „Gibbs ist fast allwissend.” „Er ist nicht Gott, Ziva.”, seufzte Tony, „Auch wenn er dem sehr nah kommt. Wie Bruce in Bruce Allmächti-” „Nicht wieder irgendeiner deiner Filme, Anthony DiNozzo!” Ziva sah ihn mit einem gespielt drohenden Gesichtsausdruck an und Tony sagte nichts mehr.

Gemächlich setzte sie sich auf die Bettkante und stellte beide Beine auf den Boden daneben, dann stand sie schließlich gänzlich auf, angelte sich ein paar Sachen aus ihrem Koffer und verschwand im Badezimmer, um sich anzuziehen, zu duschen und die Zähne zu putzen, während ihr Partner wohl irgendetwas anderes tun würde.
 

„Tony!” Das Grinsen auf dem Gesicht der Forensikerin wurde breiter, als Tony sie begrüßte. „Was gibt es?” Sie sah ihn fragend an. Tony saß vor dem Laptop, die Webcam angeschaltet, ein Gespräch mit ihr in Washington D.C. gestartet. „Abby, du bist doch eine Frau ... ”, begann er leise. „Gut geschlussfolgert, DiNozzo.”, ahmte die quirlige Forensikerin Gibbs' Stimme nach, „Wie hast du das nur herausgefunden?” „Abby, bitte ... ”, begann Tony und hob eine Hand, „ ... so früh am Morgen bin ich noch nicht ganz so wach ... !” „Bei der Arbeit schläfst du selbst am Nachmittag, Tony.” Abbys Stimme war vorwurfsvoll. „Das ist ja auch etwas anderes.”, versuchte er sich zu verteidigen, „Abby ... ich bräuchte deine Hilfe. Von einer Frau zu einem Mann ... ”

Eingesperrt

Fröhliche Weihnacht überall~ *summ*

Na ja, Weihnachten ist eigentlich vorbei, aber hier ein kleines, fast schon nachträgliches, Weihnachtsgeschenk an euch:

Das neue Kapitel!

Die letzten beiden Absätze hat mir ein sehr guter Freund eingeredet ... beziehungsweise hat er mir diktiert was ich schreiben soll. Ich Trottel habe natürlich gespurt, aber hey(!) ... es gefällt mir irgendwie~

Nun denn, ein schönes Restjahr euch noch, rutscht gut in 2009 rein (nicht wörtlich nehmen!),

BouhGorgonzola
 

Einige Tage zuvor, als Ziva und Tony auf dem Weg nach Deutschland waren, hatte die Direktorin einen Anruf erhalten, den sie zu Gibbs weitergeleitet hatte. Dieser hatte den Anruf entgegengenommen und sein Gesichtsausdruck war ernst und kühl geworden. McGee hatte seinen Boss während des ganzen Telefonats nicht aus den Augen gelassen und aufmerksam zugehört, wie sein Boss die Person am anderen Ende der Leitung anschrie und letzten Endes einfach durch Auflegen unterbrach.

„Bring Abby heute nach hause und bleib bei ihr. Pass auf sie auf”, hatte Gibbs ihm aufgegebenf, während er an ihm vorbei in Richtung Pathologie ging. „Wird gemacht.”, hatte McGee seinem Vorgesetzten nachgerufen, „Aber warum?”

So war es bisher jeden Abend, bevor McGee das Hauptquartier verließ, gegangen. Er hatte jedes Mal Abby aus der Forensik abgeholt und sie zu ihr nach hause gebracht, oder sie war mit zu ihm gefahren, nur um am nächsten Morgen gemeinsam wieder mit ihm bei der Arbeit zu erscheinen und am Abend darauf wieder zusammen mit ihm die Arbeit zu beenden und nach hause zu fahren.

„Warum?”, hatte er sich immer wieder gefragt und auch Gibbs hatte er immer wieder gefragt, doch dieser hatte ihm keine Antwort auf seine Frage gegeben – auch hatte er Abby keine gegeben, als diese nachgefragt hatte.
 

Nun wusste er es. Seine Frage war beantwortet worden. Und er wollte es gar nicht mehr wissen. Er wollte auch die Antwort nicht am eigenen Leib erfahren müssen, doch nun ließ es sich nicht mehr ändern. Er war mitten in das geraten, vor dem Gibbs Abby schützen wollte. Er, Timothy McGee, hatte eigentlich nur etwas aus Abbys Wagen holen wollen und war aus dem Grund an diesem Morgen zu ihr gefahren, hatte ihre Autoschlüssel aus der Wohnung geholt und die Wohnung verlassen wollen. Dabei war es geschehen.

Die Schmerzen am Hinterkopf waren unerträglich und um ihn herum nahm er alles nur verschwommen war. Er konnte sein eigenes Blut in den Ohren rauschen hören und ihm war eindeutig schlecht.

Langsam versuchte er zu realisieren, wo er sich eigentlich befand. Er wusste, dass er aus Abbys Wohnung gekommen war. Er wusste, dass ihn irgendjemand niedergeschlagen hatte, aber er wusste nicht, wo er sich befand.

„Ganz ruhig ... ”, versuchte er, sich selbst zu beruhigen, „ ... bleib ruhig, McGee ... ” Er spürte die aufkommende Unruhe, die sich heranschleichende Verzweiflung, die sich langsam aber stetig in ihm ausbreitete, ihn bald fest im Griff haben würde. Und solange er sich nicht beruhigte, würde sie ihn auch nicht wieder freigeben.

Das spärliche Licht erschwerte es ihm nur noch, seine Umgebung genauer unter die Lupe zu nehmen. Den Versuch aufzustehen unternahm er erst gar nicht, weil ihm ein wenig schwindelig war. Wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung vermutete er.

Vorsichtig, um sich nicht viel zu bewegen und keinen unnötigen Lärm zu verursachen, durchsuchte er seine Taschen. Er fand seine Dienstmarke, sein Portemonnaie, ein wenig Kleingeld, dass nicht in seinem Portemonnaie gewesen war, und einen Streifen Kaugummi, sowie einen Zettel, den er von Abby erhalten hatte und auf dem stand, was er mitbringen sollte. Außerdem entdeckte er seine Dienstwaffe, als seine Hand beim Herausziehen aus seiner Hosentasche den Griff ungewollt berührte. Von seinem Handy war allerdings keine Spur zu sehen.

„Was würde Gibbs tun ... ?”, fragte er sich laut, um die drückende Stille um ihn herum, die ihn immer mehr verängstigte, zu verdrängen, „Oder Ziva? Director Shepard? Oder gar Tony?” Ihm kam ein fast schon absurder Gedanke, als er Tonys Namen aussprach. Dieser hätte sicherlich eine Idee bekommen, während er seine Situation mit einem seiner Filme verglichen hätte. Und Gibbs, McGee war sich sicher, würde sofort einen Plan haben. Er wusste und konnte ja fast alles, was seinen Verstand und sein Handeln verlangte. Und die Direktorin würde sicherlich ähnlich reagieren, nur ein wenig langsamer und ohne großen Schaden anzurichten. Ziva hingegen ...

Langsam legte McGee seine Hand auf den Griff seiner Dienstwaffe, während er überlegte, was die Israeli tun würde. Jetzt wusste er, warum es sie beruhigte, wenn sie ihre Waffen säuberte. Sie gab einem ein einfaches, sicheres Gefühl. Sicherheit, auch wenn es dabei vielleicht einem anderen das Leben kosten konnte – aber das eigene Leben stellten viele meist an erste Stelle. Und im Notfall würde ein Warnschuss genügend Lärm verursachen, dass jemand daraus aufmerksam würde und helfen käme.

Lärm. McGee begann unweigerlich ein wenig zu grinsen. Da hatte er seinen Plan, seine Idee, wie er vielleicht aus der Situation geholt werden konnte. Doch zunächst wollte er aufstehen und den Raum noch ein weiteres Mal inspizieren, ob er nicht doch vielleicht eine Tür oder ein Fenster übersehen hatte dank seiner noch immer eingeschränkten Wahrnehmung.

Die Zähne zusammenbeißend, weil die Kopfschmerzen immer unerträglicher wurden, und sich langsam und vorsichtig bewegend, erhob McGee sich. Er musste sich an der Wand neben ihm abstützen, um nicht einfach zur Seite zu kippen und wieder auf dem Boden zu landen, da sich noch immer alles um ihn herum drehte und er drohte, das Bewusstsein zu verlieren.

„Das kannst du dir nicht leisten, McGee ... ”, sprach er sich selbst Mut zu, „ ... du musst es schaffen. Du kannst es schaffen ... ” Dabei bewegte er vorsichtig einen Fuß vor den anderen und achtete darauf, sich nicht allzu weit von der Wand zu entfernen.

Da, eine Tür. McGee griff sofort nach dem Griff und musste feststellen, dass sie verschlossen war. Also weiter nach einem Ausweg suchen. Irgendwie würde er es schaffen, ganz bestimmt. Deshalb bewegte er sich langsam weiter vorwärts.
 

Abby wurde unruhig. Sie hatte McGee vor einer Weile losgeschickt, um etwas aus ihrem Auto vor ihrer Wohnung zu holen. Aus dem Grund hatte sie ihm ihren Wohnungsschlüssel gegeben, denn ihr Autoschlüssel war in der Wohnung. Dass McGee noch nicht zurück war, beunruhigte sie. Deshalb glitt ihr Blick auch fast schon regelmäßig zur Uhr, während Tony ihr seine Frage zu stellen versuchte.

„Abby, was ist mit dir los?”, wollte dieser nun wissen. Abbys Blick hatte wieder auf der Uhr geruht, in ihrem Kopf stellte sie sich schon die Frage, was McGee wohl zugestoßen sei. „Abby!” Tony rief ihren Namen nun etwas lauter, so dass die Forensikerin zusammen zuckte vor Schreck.

„Irgendetwas stimmt bei dir nicht ... ”, schlussfolgerte Tony. Abby nickte ein wenig, seufzte. „McGee ist nicht wiedergekommen.” Tony sah sie fragend an. Sie erklärte ihm die Situation von Anfang an, während er ihr nachdenklich und aufmerksam zugleich lauschte. Sein Blick ruhte auf dem Gesicht von Abby, die wiederum immer wieder zur Uhr sah, was ihn mittlerweile etwas nervte, aber er hatte das Gefühl, sie irgendwie in seinem Inneren verstehen zu können.

„Hast du versucht ihn auf dem Handy zu erreichen?” Das war Ziva, die diese Frage stellte. Sie war aus dem Bad gekommen, ihre Haare waren noch feucht von der Dusche, sie hatte sie nur mit ihrem Handtuch zu trocknen versucht. Tony warf Ziva einen kurzen Blick zu, der ihr sagen sollte, dass Abby das sicherlich getan hatte, doch Abby schüttelte den Kopf, zückte ihr Handy und versuchte, McGee zu erreichen, doch sie schaffte es nicht.

„Mailbox.”, seufzte sie niedergeschlagen. „Vielleicht lässt er sich nur Zeit.”, vermutete Tony, „Du kennst unseren großen Autoren doch am besten.” „Tony!”, fauchte Ziva leise und verpasste ihm eine leichte Kopfnuss, „Lass diese Sprüche ... siehst du nicht, dass es sie mit nimmt?”

„Berichte das Gibbs.”, schlug Ziva ihr vor und sah sie aufmunternd an, „Er wird dir vor Ort besser helfen können als wir hier aus Deutschland.” „Das war jetzt hilfreich, Ziva.”, murrte Tony und schüttelte den Kopf. Ziva beachtete seine Antwort nicht, sondern blickte weiter in die Kamera. „Bitte ihn, zusammen mit dir zu deiner Wohnung zu fahren, um wenigstens herauszufinden, ob er dort war.”, fuhr Ziva fort und Abby nickte ein wenig, „Viel Glück.” Sie warf Tony einen letzten Blick zu, den er nicht deuten konnte, dann beendete sie die Verbindung und ließ Abby wieder alleine in ihrem Labor zurück.

Wie durch Telepathie gerufen kam Gibbs in genau diesem Moment ins Labor. Er wollte Abby ein paar Fingerabdrücke, die Ducky ihm gegeben hatte, bringen, auch wenn es selten war, dass er den Laufburschen spielte. Für einen Besuch bei Abby war ihm wenig zu schade und er hatte sogar noch ihren CafPow! besorgt.

Natürlich bemerkte er sofort ihren niedergeschlagenen Gesichtsausdruck: „Alles in Ordnung, Abbs?” Abby sah ihn an, schwieg zuerst, weil ihr die richtigen Worte nicht einfielen. Es war, als habe sie plötzlich vergessen, wie man Englisch sprach. Oder besser gesagt, amerikanisches Englisch. Zudem war ihr Mund mit einem Male trocken, so dass sie froh über Gibbs' Geschenk an sie war, es ihm aus der Hand nahm und sofort einen Schluck trank.

„McGee ist verschwunden ... ”, begann Abby, dann berichtete sie, was sie McGee aufgetragen hatte und mit Tony und Ziva besprochen hatte. Gibbs nickte nur, sein Blick war wie immer, keine Spur von Besorgnis, Unruhe oder sogar Ärger oder Entsetzen. Er war ruhig und irgendwie ein wenig distanziert, aber sobald er die Forensikerin ansah, war der Blick fast väterlich und warm.

„Die beiden haben dir einen guten Vorschlag gemacht, Abby.” Abby nickte. „Aber dennoch bleibst du hier.” „Abe-” „Nichts aber.”, unterbrach Gibbs sie energisch, „Du bleibst hier. Am besten gehst du zu Ducky und Palmer, oder zu Director Shepard. Nirgends bist du sicherer.” „Doch.”, erwiderte Abby leise, „Bei dir.” „Abgesehen davon.”, verbesserte Gibbs sich, „Du bleibst hier.” „Ich will abe-” „Nichts da.”, unterbrach Gibbs sie wieder, „Du bleibst hier und ich fahre alleine zu deiner Wohnung. Wenn er dort ist, werde ich ihn finden. Ich verspreche es.”

Dankbar umarmte Abby ihren Vorsetzten. Auf ihn war wirklich immer Verlass, egal welches Problem sie hatte! Das war eine seiner Eigenschaften, die sie so an ihm liebte. Deshalb versuchte sie auch, ein wenig fröhlicher zu gucken, was Gibbs mit einem kurzen Grinsen erwiderte, dann gab er ihr einen Kuss auf die Wange und verschwand wieder.
 

McGee konnte kaum mehr richtig atmen, ihm kam es vor, als würde die Luft immer weniger in dem Raum, in dem er sich befand. Allmählich hatten sich seine Augen an das spärliche Licht um ihn herum gewöhnt und er sah ein wenig klarer als zuvor, so dass er mehr sehen konnte.

Alles, was er bisher wusste, war, dass er sich in einem Raum befand, der anscheinend als Werkstätte benutzt wurde, ähnlich wie Gibbs' Werkstätte, in der er seine Boote baute. Im Gegensatz zu dieser war die Werkstätte, in der McGee sich befand, verhältnismäßig klein und anscheinend an der Oberfläche gebaut worden und nicht wie die von Gibbs im Keller. Das hatte McGee ein kleines Fenster, breiter als es höher war, verraten, durch das das Licht schien.

Er hatte schon versucht, an das Fenster heranzukommen, aber es war höher in die Wand eingelassen worden, als er groß war. Das konnte zwar auch bedeuten, dass der Raum sich doch im Untergeschoss befand, doch McGee war sich fast schon sicher, dass es nicht so war.

Seine nächste Suche hatte einem Stuhl, Hocker, einer Kiste oder etwas Anderem gegolten, auf das er hätte steigen können, um an das Fenster zu kommen und zu überprüfen, ob es ebenso verschlossen war wie die Tür. Dabei war er zwar fündig geworden, aber nur, wenn er alles aufeinander stapelte, kam er hoch genug. Dann könnte er vielleicht sogar versuchen, sich irgendwie aus dem Fenster zu zwängen um sich zu befreien.

„Apropos verschlossen ... ” McGees Blick fiel wieder auf die Tür. Seine Hand legte er wieder auf den Griff seiner Waffe. Er hatte eine Idee, was er tun könnte, zumindest hoffte er, dass es funktionieren würde. Auch wenn er es wohl nie vor Tony zugeben würde, er hatte es in einer Folge einer Serie über Ermittler einer Behörde gesehen ... und er war sich sicher, dass Ziva das auch schon einmal getan hatte.

Langsam zog er seine Waffe. Er überprüfte die Anzahl der Munition. Konnte er es sich leisten, solch einen Blödsinn nachzuahmen? Würde es ihm etwas bringen? Und wenn nicht, was dann? Was, wenn der Verantwortliche zurückkehrte und McGee sich dann nicht verteidigen konnte, weil er zu wenig Munition hatte aufgrund dieses Hirngespinsts?

Mit einem Seufzen ging er langsam zu der Tür. Nur nicht hastig bewegen, die Atmung nicht beschleunigen, ruhig bleiben und ruhig atmen. So würde er auf jeden Fall keine Probleme mit der Luft bekommen, egal wie viel in dem Raum war und egal wie groß er war.

Er kniete sich vor die Tür und betrachtete nachdenklich das Schloss. Wie war das nochmal gewesen? Musste er einen speziellen Punkt treffen, oder war es egal, wie er das Schloss aufschoss? Würde ein Schuss reichen?

„Hör auf, dir solche Sorgen zu machen!”, stauchte er sich selbst zusammen, „Das bringt dich nicht weiter.” Er erhob sich wieder aus der Hocke und warf einen letzten Blick auf das Schloss, bevor er wieder zurück in Richtung Fenster ging. „Alles was du brauchst, sind ein paar Kisten.”, erzählte er sich selbst, musste dann grinsen, weil er an Robinson Crusoe denken musste, der Selbstgespräche mit einer selbst gebastelten Person führte.

Mit einem Mal brach er in Lachen aus. Es war so gar nicht seine Art, in solch einer Situation plötzlich zu lachen, doch er konnte nicht anders. Dieser Gedanke an Robinson Crusoe, einer fiktiven Person aus einem Buch und einem Film, war ihm einfach so eingefallen. Begann er etwa, so wie Tony zu denken?

Während er nun nur noch grinsend durch den Raum schritt und die wenigen Kisten, die er dort fand, zum Fenster schaffte, sorgte er dafür, dass er etwas baute, auf dass er sich stellen konnte. Dafür waren die Kisten allein nicht gut genug, sie würden unter dem Gewicht einer erwachsenen Person wie ihm – er musste sich ein weiteres Grinsen verkneifen, da er daran dachte, dass Tony sicherlich anmerken würde, dass er noch nicht, in seinen Augen, erwachsen war – kaputt gehen.

Schließlich war er halbwegs zufrieden mit dem, was er dort gebastelt hatte. Es war kein Kunstwerk, aber das sollte es auch nicht sein, solange es funktionstüchtig war. Hauptsache, es brach unter seinem Gewicht nicht zusammen!
 

Gibbs war an dem Haus angekommen, in dem sich auch Abbys Wohnung befand. McGees Wagen stand auf dem Parkplatz vor dem Haus und war Gibbs' geschultem Auge sofort aufgefallen, so dass er seinen Wagen zielstrebig fast genau daneben parkte, aus dem Wagen stieg und McGees Wagen einige Male umrundete und dabei hinein ins Innere des Wagens sah, um festzustellen, ob dort ein Anhaltspunkt auf McGees Verbleib sei.

Da er nichts fand, was seine Aufmerksamkeit erregte, ging er mit schnellen Schritten zur Haustür des Hauses. Natürlich war diese verschlossen, aber Gibbs ließ sich die Tür von jemanden öffnen, betrat den Hausflur und steuerte Abbys Wohnung an, die aber ebenso verschlossen war, wie die Haustür es zuvor gewesen war – und auf sein Klingeln hin öffnete niemand die Wohungstür.

„Suchen Sie die junge Dame, die hier wohnt?”, erkundigte sich eine alte Frau bei Gibbs, die an ihm vorbeigehen wollte, „Sie ist schon eine Weile nicht mehr hier gewesen. Scheint Urlaub zu machen und einem ihrer Freunde, diesem jungen, netten Mann, den Schlüssel zu ihrer Wohnung gegeben zu haben.” „Junger, netter Mann?”, hakte Gibbs mit einem fragenden Blick nach. „Ja. Er trug so eine Mütze wie Sie es tun, junger Mann.” Gibbs fragte: „Wissen Sie, ob er heute hier war?” „Sein Wagen steht vor der Tür, also vermute ich mal, dass er noch hier ist.”, antwortete die alte Frau und sah Gibbs freundlich an, während sie sich an ihrem Gehstock festhielt, „Wenn er Ihnen nicht öffnet, scheint er vielleicht nicht mehr in der Wohnung zu sein. Vielleicht ist er etwas in den Müll werfen gegangen?” „In den Müll?”, fragte Gibbs nach und sein Blick sah etwas überrascht aus, „Wie kommen Sie denn darauf? Wenn Abb- ... Wenn Abigail doch anscheinend im Urlaub ist?” „Manchmal verderben Lebensmittel und Blumen verwelken oder bekommen Läuse und anderes Ungeziefer, dass ihnen schadet, junger Mann.”, erklärte die alte Frau, „Und dann wirft man sie besser weg, wenn man sich nicht wirklich um sie kümmern möchte. Auch wenn der freundliche, junge Herr sehr pflichtbewusst und vertrauenswürdig aussah, vermute ich stark, dass er sie auch eher in den Müll werfen würde, anstatt sie zu pflegen.”

Gibbs sah die Frau kurz nachdenklich an. Er wog die Chancen ab, ob es möglich sei, auch wenn er es ohnehin würde überprüfen müssen. Deshalb nickte er und sagte: „Das klingt plausibel.” Die Frau nickte zustimmend und blickte ihn noch immer ruhig an. „Sagen Sie ... ”, fragte Gibbs, „ ... wo finde ich denn die Mülleimer?”
 

Als Gibbs um die Hausecke in den Hinterhof, der noch allen Bewohnern gemeinsam gehörte, bog, fiel sein Blick zuerst auf die Mülltonnen, die an der einen Hauswand standen. Dort war McGee allerdings nicht. Auch die Hintertür war verschlossen.

„Suchen Sie etwas Bestimmtes?” Gibbs sah in die Richtung, aus der diese Frage gekommen war. Ein Mann, höchstens 25, kohlrabenschwarze Haare und leuchtend grüne Augen, die irgendwie nicht zu ihm passten, sah Gibbs erwartungsvoll an, in der einen Hand ein Basketball, in der anderen eine Wasserflasche.

Gibbs seufzte, warf noch einmal einen Blick zu den Mülltonnen und antwortete dann: „Haben Sie einen Mann gesehen, dessen kurze Haare dunkelblond bis braun sind? Ungefähr so groß, eine Mütze wie meine ... ” „Nein, da muss ich passen.”, entgegnete der Jüngere, „Sorry, Mann.” Gibbs sog hörbar die Luft ein, nickte aber und sah sich weiter um.

„Was hat er denn verbrochen?”, wollte der Mann wissen. Gibbs antwortete nicht, seine Augen fixierten gerade ein etwas abseits stehendes, kleines Haus an. „Was befindet sich darin?” „Das Übliche ... ”, meinte der Schwarzhaarige verwundert, „Eben so Sachen wie eine Werkstatt voll von Gerümpel. Nichts Interessantes.” „Haben Sie den Schlüssel dazu?” „Ja, aber der alte Gepperson mag es nicht, wenn man darin herum wühlt.” „Reden Sie nicht, sondern schließen Sie auf. Es schließt sich nicht von alleine auf!”, knurrte Gibbs. „Ja, ja, Mann.” Der Jüngere warf ihm einen leicht verärgerten Blick zu, dann ging er mit ihm ihm zu dem kleinen Haus und schloss auf.

„Das ist Ihre Sache, nicht meine, klar?”, redete der junge Mann auf Gibbs ein, „Wenn Gepperson mich deshalb zusammen staucht, sind Sie Schuld. Ich schicke ihn zu Ihnen in diese ... dieses Ding.” Er deutete mit der Hand auf den Schriftzug des NCIS' auf Gibbs' Schirmmütze. „Verschwinden Sie.” „Ganz wie Sie wollen.”, meinte der Jüngere und verschwand.
 

McGee stand auf seinem Bauwerk und versuchte, das Fenster zu öffnen, wie er hörte, dass jemand die Tür auf schloss. Die Stimme, die anscheinend einer jüngeren Person gehörte, kam McGee nicht bekannt vor, aber die befehlende Stimme, die letzten Endes den Jüngeren wegschickte, kam McGee fast schon wie ein Wunder vor. Nie zuvor hatte er gedacht, dass er die Stimme seines Vorgesetzten einmal so mögen würde!

„Boss!”, rief McGee laut und erfreut, als Gibbs die Werkstatt betrat. Gibbs sah zwar die Schemen McGees und hatte seine Stimme sehr wohl erkannt, doch seine Augen hatten sich noch nicht an das schwache Licht, dass dort herrschte, gewöhnt, so dass er erst einen Moment lang dort stand, bevor er reagierte: „Wo hast du gesteckt?!”

In genau dem Moment gab McGees Bauwerk nach, es wackelte, fiel in sich zusammen und riss McGee mit sich in die Tiefe, der hart auf dem Boden der Werkstatt landete und sich mühsam wieder aufrappelte. „Und was sollte das sein?!” „Ich ... irgendwie ... ”, begann McGee kleinlaut, „ ... ich wollte hier raus.” „Nimm die Beine in die Hand und komm endlich.”, meinte Gibbs nur, „Abby wartet.”
 

Als die beiden draußen in der Sonne vor der Werkstatt standen, McGee kniff die Augen zusammen, da ihn die Sonne zu sehr blendete, bemerkte Gibbs die Wunde an dem Hinterkopf seines Sprösslings. „Was hast du bloß wieder angestellt?”, fragte er, klang dabei allerdings nicht so kühl und verärgert, wie er hatte klingen wollen. „Irgendwer hat mich niedergeschlagen ... ”, murmelte McGee, „Ich kam aus Abbys Wohnu-” „Erzähl es mir später, wenn wir zurück zum NCIS fahren.”, sagte Gibbs ernst, „Und Ducky soll sich das mal ansehen.”

Beide gingen zu ihren Wagen und McGee wollte in den seinen steigen, doch Gibbs hielt ihn auf und erklärte ihm ernst, dass es wohl besser sei, wenn er bei ihm mitfahren würde. McGee wollte protestieren, aber die Kopfschmerzen übermannten ihn noch einmal und zwangen ihn dazu, nachzugeben. Deshalb nickte er nur ein wenig, stieg in den Wagen ein und versuchte, die Fahrt, die durch Gibbs Fahrstil noch schlimmer wurde als befürchtet, zu überstehen, ohne seinen Mageninhalt in das Innere des Wagens und auf seine Beine zu entleeren.

Schwere Stunden für Tony

„McGee!” Abbys lauter Ruf, der auch so schon laut gewesen wäre, hätte sie in normaler Lautstärke gesprochen, ließ McGee die Augen vor Schmerzen schließen und einmal tief Luft holen. Sämtliche ruckartige Bewegungen und laute Geräusche, sowie schnelle Bewegungen taten ihm unheimlich weh, stand er schnell auf, wurde es begleitet von einem unangenehmen Schwindelgefühl und einem Ziehen, dass sich durch seinen Kopf zog. Darüber hinaus sah er einen Moment lang nichts anderes als weiß, ihm wurde brennend heiß und erst dann, nach wenigen Minuten, verschwand all das wieder und er konnte dem nachgehen, was er hatte tun wollen, bevor es aufgetreten war.

„Abby ... ”, murmelte McGee leise, „ ... bitte nicht so laut.” „Oh mein ... !”, begann Abby, nun ihre normale Lautstärke verwendend, „Was ist mit dir geschehen, McGee?!” McGee sagte, das bestehende Gefühl von dieser Art Anfall verdrängend: „Ich fand die Werkstatt hinter dem Haus so schön ... ” „Bleib ernst!”, ermahnte Abby ihn unbeabsichtigt laut, „Du bist nicht Tony!” „Will ich auch nicht sein.”, murrte McGee, nickte dann aber vorsichtig, „Nein, ich weiß selbst nicht, was los war ... ”

„McGee.” Gibbs' Stimme hatte einen ernsten Klang, als er sprach. „Geh zu Ducky und lass dich untersuchen. Vermutlich kann er dich zusammenflicken und du musst nicht wieder ins Krankenhaus, was wieder einen von euch weniger bedeuten würde.” „Ich muss nic-” „Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl, McGee.” „Schon in Ordnung, Boss.”, seufzte McGee, dann machte er sich auf den Weg, um Ducky in der Autopsie zu besuchen und sich untersuchen zu lassen.
 

„Mein lieber Timothy, was ist geschehen?” Ducky suchte all die Dinge zusammen, die er für McGee brauchen würde. „Zuerst lässt du dir von Anthony die Nase brechen.”, fuhr Ducky seinen Monolog fort, „Die sieht übrigens wieder gut aus. Anscheinend war der Bruch nicht so übel, dass du eine Maske tragen musst, liege ich da richtig?” Bevor McGee auch nur antworten konnte, sprach Ducky allerdings weiter: „Das sieht nicht allzu schlimm aus. Übelkeit, Schwindelgefühl, ab und an kleinere Aussetzer? Verschwommenes Sehen?” „Woher weißt du da-” „Wie befürchtet, wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung.”, seufzte Ducky, „Na ja, notgedrungen versorge ich deine Wunde. Du wirst dann hoch zu Gibbs gehen und dich zu einem Arzt bringen lassen – einem Arzt, der mit Lebenden zu tun hat.” Letzteres sagte er, als McGee Ducky daran erinnern wollte, dass er doch so eine Art Arzt für sie alle war.

„Wie geht es eigentlich Anthony und Ziva in Deutschland?” McGee beeilte sich mit seiner Antwort, bevor ihm Ducky keine Chance mehr dazu ließ: „Soweit ganz gut. Ich habe jetzt etwas länger nicht mehr mit ihnen geredet, aber sie scheinen es zu überleben – Fortbildung eben. Und Ziva wird anscheinend vom Mossad überwacht.” „Ah ... die alte Zeit.”, begann Ducky zu schwärmen und McGee wurde blass, da er genau wusste, was jetzt kam, „Ich weiß noch, als ich damals ... ”
 

„Weißt du ... ”, begann Tony nachdenklich, der Ziva beobachtete, wie sie ihre Haare mit dem Handtuch trocknete, „Es sah bisher immer so aus, als wollten sie dich. Jetzt bist du in Deutschland und Bambino verschwindet. Wahrscheinlich noch in Abbys Wohnung. Sie war auch Opfer der einen Entführung ... vielleicht wollen die sie?” „Nein.”, widersprach Ziva ruhig, „Ganz bestimmt nicht. Das ist etwas anderes.” „Bist du dir sicher?”, fragte er sie und sie nickte: „Eindeutig.” „Okay.” Er seufzte. „Ich weiß.”, murmelte er leise, „Ich dachte nur gerade, dass ... na ja ... ” „Was?” „Ich wollte es vielleicht einfach nur verdrängen, dass sie hinter dir her sind.” „Weshalb das, Tony?” Sie sah ihn fragend an. „Einfach nur so.” Ihr skeptischer Blick, den sie aufsetzt hatte, blieb bestehen, aber sie sagte nicht mehr dazu.

Im selben Moment klopfte es an der Tür. Tony warf Ziva einen fragenden Blick zu, sie ging zur Tür, öffnete diese und stand einem Mitarbeiter des Hotels gegenüber, der ein Tablett von seinem Rollwagen nahm und ihr reichte. „Eine junge Frau hat dieses für Sie bestellt, Ma'am.”, meinte er, dann wendete er sich ab und ging davon, während Ziva skeptisch das Tablett musterte, das mit einer Haube abgedeckt worden war.

„Junge Frau?”, fragte Tony, als Ziva die Tür schloss und das Tablett auf den Tisch stellte, „Klingt nach diesem Mädchen.” „Kann sein.”, meinte Ziva, machte sich für alles bereit, als sie die Haube abnahm. Tony, der bemerkt hatte, wie angespannt sie war, schloss fast instinktiv die Augen, doch als nichts geschah und er sie wieder öffnete, sah er, dass auf dem Tablett ein fertig zubereitetes Frühstück stand und ein Briefumschlag an die Karaffe mit Orangensaft gelehnt war.

„Lies ihn vor.”, bat Tony seine Partnerin, die den Brief nahm, öffnete und ihn las. „Ich habe seine Adresse nicht herausgefunden, auch keine Telefonnummer entdeckt.”, las Ziva laut vor, „Aber in Ansätzen konnte ich binnen kürzester Zeit einen Tagesablauf erstellen, der natürlich abweichen kann.” „Ein Tagesablauf?”, unterbrach Tony sie, „Das ist mehr, als wir in der Hand gehabt haben!” „Ich versuche bis vierzehn Uhr, noch an einige weitere Dinge über ihn zu kommen.”, fuhr sie fort, als habe er nichts gesagt, „Dann steht hier nur noch eine Adresse. Ein Eiscafé.” „Vierzehn ... ”, murmelte Tony und sein Blick fiel auf die Uhr, „Noch Zeit genug für das Frühstück.” Und damit fing er sich eine leichte Kopfnuss von Ziva ein, die dabei allerdings grinsen musste.
 

Als sie nach dem Frühstück das Hotel verließen, hatten sie noch immer Zeit genug, um noch etwas anderes zu tun, bevor sie zum Eiscafé mussten. Ziva hatte sich den Tagesablauf so gut eingeprägt, dass sie vorschlug, dass sie nachsehen sollten, ob sie vielleicht Glück hätten bei der ein oder anderen Sache. Tony hatte soweit nichts dagegen einzuwenden, deshalb machten sie sich auf dem Weg zu einem Markt, auf dem Daniel Hermann oft verhandelte.

Auf diesem fanden sie Daniel Hermann nicht. Anscheinend war er entweder schon dort gewesen, oder kam am heutigen Tag nicht. Deshalb vertrieben sie sich ein wenig die Zeit dort, betrachteten die dort ausgelegte Ware. Ziva scherzte mit Tony sogar darüber, was sie Abby, McGee, Ducky, Director Shepard und Gibbs kaufen könnten und er fing sich eine weitere, leichte Kopfnuss ein, als er laut überlegte, Abby und McGee etwas zu kaufen, was die beiden miteinander verkuppelte.

Mit einem Mal, mitten in einem ihrer Scherze, verstummte Ziva. Ihr Blick wurde ernst. Tony folgte diesem, der an ihm vorbeiging und musste feststellen, dass Ziva eine Frau beobachtete. Als er fragen wollte, was sie habe, bedeutete sie ihm, still zu sein und murmelte: „Das ist sie. Das ist Nora Hildebrandt!” Er wusste sofort, wer Nora Hildebrandt war, nickte und die beiden tauschten nur einen vereinzelten Blick aus, eine stumme Absprache, ihr zu folgen. Deshalb gingen sie auch langsam los.
 

„Wie lange geht die eigentlich einkaufen?”, fragte Tony leise. Beide hatten Nora Hildebrandt schon eine Weile verfolgt und diese hielt sich seit sage und schreibe fünfunddreißig Minuten in einem Supermarkt. Natürlich waren die beiden ihr auch in diesen gefolgt, hatten sich aber getrennt, damit es nicht so auffiel und Ziva nicht sofort entdeckt wurde. Also blieb Tony in ihrer unmittelbaren Nähe, während Ziva mehr am Ein- und Ausgang blieb. Sie blieben über Handy in Kontakt, schließlich fiel so ein Telefonat im Supermarkt auch nicht mehr auf, als wenn sie normal einkaufen gegangen wären. Es ging immerhin fast jeder fünfte mit einem Handy am Ohr einkaufen.

„Halt durch.”, munterte die Israeli ihren Partner leise auf, „In welcher Abteilung ist sie?” „Spirituosen.”, antwortete Tony, „Aber sie guckt nur her- ... Ach, Schatz? Soll ich ein wenig Bier mitbringen?” Ziva rollte mit den Augen. „Spirituosen sind ziemlich nah an den Kassen. Es wird also nicht lange dauern. Meist ist das die letzte Abteilung.”, meinte sie, „Und hör auf, mich dauernd Schatz zu nennen, wenn jemand auf dich aufmerksam wird!” „Oh, tut mir Leid.” „Vergiss es und pass' lieber auf, dass sie dir nicht aus den Augen verschwindet.”, wies sie ihn an. „Okay.”

Weitere fünf Minuten geschah nichts, Tony murrte weiterhin über die Dauer von Noras Einkauf, während Ziva sich fragte, wie sie wohl die hohe Telefonrechnung erklären sollten, obwohl die Direktorin es wohl verstehen würde, dann hörte sie ihren Partner plötzlich fluchen: „Verdammt! Ich glaube, sie hat bemerkt, dass ich ihr folge!” „Was ist?”, fragte Ziva, aus ihren Überlegungen gerissen, die sie weitaus spannender als das Schweigen gefunden hatte, während sie die Kassen beobachtet hatte. „Sie ist verschwunden!” „Ich glaube, ich sehe sie!”, meinte Ziva, „Kasse drei.” „Da komm' ich nicht mehr hin.”, meinte Tony, „Diese alte Frau will mich nicht vorlas-” Ziva musste kurz wegsehen, um nicht in Lachen auszubrechen: Die sogenannte „alte Frau” drehte sich zu Tony um und begann, ihm eine Standpauke zu halten. „Viel Spaß.”, meinte Ziva, legte auf und heftete sich an Noras Fersen, die bezahlt hatte und den Laden verließ.

Ziva war angespannt, während sie der Deutschen folgte. Die Brutalität, die diese Frau an den Tag brachte, hatte sie sie erstaunt und zugleich verwundert, sie wollte nicht Opfer dieser werden. Deshalb war sie bereit, zu jeder Zeit ihre Waffe zu ziehen, ihr Messer zu zücken oder einen Rücktritt anzutreten, falls Nora Hildebrandt auf sie aufmerksam wurde. Das geschah jedoch nicht, auch wenn Ziva sehr verwundert war, denn sie hatte fast schon erwartet, dass sie entdeckt werden würde, obwohl sie sehr geübt und gut auf diesem Gebiet war.

„Hier bin ich.” Tony rang nach Luft, als er seine Schritte verlangsamte und neben ihr herging. Sie nickte nur, sah ihn kurz an. „Die Alte hat mich erst auf Deutsch zurechtgewiesen, dann auf Englisch und letzten Endes wollte sie mir ihre Tasche um die Ohren schla-”, berichtete Tony, doch Ziva zischte: „Sei mal kurz still!” Er zog eine beleidigte Schnute, schwieg aber dennoch.

„So, was wollte die jetzt?”, fragte sie schließlich wieder. „Sie wollte mir ihre Tasche um die Ohren schlagen.” „Nun ... das hätte sicherlich lustig ausgesehen.”, meinte Ziva ruhig, „Wobei es sicherlich auch ein schwieriges Unternehmen gewesen wäre.” „Nicht so!”, seufzte Tony, „Das ist eine Redewendung für Verprügelt werden ... mit der Tasche.” „Ach ... so?” Ziva sah ungläubig aus. „Vergessen wir's.”, meinte Tony schließlich und schüttelte den Kopf.

Noch immer folgten sie der Deutschen und Tony fragte: „Was Besonderes geschehen?” „Sie hat sich eine Tageszeitung gekauft, einen Kaffee zum Mitnehmen bei Gibbs' Lieblingscoffeeshop und mit einem Mann geredet, den sie anscheinend schon länger kennt.”, erzählte Ziva, „Sonst nichts.” „Super.”, seufzte Tony und warf einen Blick auf seine Uhr, „Nicht mehr viel Zeit bis vierzehn Uhr. Was sollen wir dann machen, wenn wir sie bis dahin noch immer nicht haben?” „Einer von uns folgt ihr, der andere geht in dieses Eiscafé.”, sagte Ziva ruhig, „Aber sieh mal ... ” Tony folgte ihrem Kopfnicken. „ ... anscheinend wohnt sie hier.”

Nora Hildebrandt hatte aus ihrer Jackentasche einen Schlüsselbund geholt und schloss die schwere Haustür eines Mehrfamilienhauses auf. Sie betrat das Haus, ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und war damit im Inneren verschwunden und sicher vor Tonys und Zivas Blicken.

„Warte hier.” Ziva, mit ihrem Partner auf der anderen Straßenseite gegangen, als es die Deutsche getan hatte, wechselte schnell die Straßenseite, beeilte sich, zur Haustür zu kommen und blieb dort einen Moment lang stehen, während sie anscheinend die Namen auf den Klingeln las. Dann rannte sie wieder über die Straße und blieb vor Tony stehen, der sie erwartungsvoll anblickte.

„Und?”, fragte er. „Sie wohnt dort.”, antwortete sie, „Merk dir die Adresse.” „Ehm ... ” Tony sah sich nach einem Schild um, auf dem er den Namen der Straße entdecken konnte. Er entdeckte eines, nickte und meinte: „In Ordnung.” „Dann lass uns später wieder hierher zurückkehren.”, sagte Ziva, „Über sie kommen wir an den Rest. Und jetzt müssen wir uns anhören, was diese Fearne Lyall zu sagen hat.”
 

„Ich bin neugierig, was das Mädchen noch alles raus gefunden hat.”, meinte Tony, als die beiden zum Eiscafé gingen. „Nun, wenn ihre Informationen brauchbar sind, kann sie wirklich eine Hilfe sein.”, erinnerte sie Tony, „Und denk daran, Dachash, nicht David.” „Als ob ich das vergessen hätte!”, protestierte Tony, insgeheim aber war er dafür dankbar, dass sie es noch einmal gesagt hatte, denn er hatte es schon längst wieder vergessen. Dazu war einfach viel zu viel anderes geschehen.

„Meinst du, Gibbs hat Bambino gefunden?”, fragte Tony. „Denke schon.” „Was wohl mit ihm war?” „Sorgst du dich etwa um McGee?”, zog Ziva den Filmfreak auf, „Das muss ich ihm erzählen, wenn wir zurück sind!” Sie grinste. „Gar nicht wahr!”, versuchte er sich zu rechtfertigen, „Aber wen könnten wir denn sonst aufziehen, wenn nicht ihn?” Ziva warf ihm einen sehr ungläubigen Blick zu und Tony wollte sich schon unter einer Kopfnuss weg ducken, als Ziva blitzschnell eine Handbewegung machte.

„Was zum ... ?!” Tony kam nicht weiter. Seine Partnerin hatte ihn am Oberarm gepackt, drängte ihn fast blitzschnell in eine Seitengasse und sah beunruhigt auf die belebte Straße zurück. Dort ging ein Mann vorbei, der Tony im Profil bekannt vorkam, und nach Zivas Reaktion zu schließen, hatte er auch Recht. Zudem war sie wieder sehr angespannt gewesen, doch nun schien sie sich zu beruhigen und sah ihren Partner an.

„Slicha.”, entschuldigte sie sich auf Hebräisch und Tony sah sie verwirrt und fragend zugleich an, so dass sie es noch einmal auf Englisch wiederholte, „Tut mir Leid.” „War er das?”, fragte Tony leise. „Sah so aus, ja.”, bestätigte sie leise. „Wenn du schon solch eine Panik vor ihm hast, wie sollen wir da-” „Ich habe keine Panik vor ihm!”, unterbrach Ziva ihn, „ ... wir wären ihm nur komplett ausgeliefert gewesen.” Sie seufzte. „Tony, dieser Daniel Hermann ist vielleicht nicht so brutal wie Nora Hildebrandt, die wir vorhin beschattet haben, aber er scheint der Kopf hinter all dem zu sein ... zumindest in gewissen Ansätzen.”, erklärte Ziva, „Total unvorbereitet will ich ihm nicht begegnen.” „Waren wir das?” „Ja.”

Tonys Blick wanderte, ebenso wie ihrer, wieder zurück zu der belebten Straße. Ihn verwunderte es einen Moment lang, wie diese Seitenstraße nur so ausgestorben sein konnte, während die andere Straße voller Menschen war. Wunder gab es also wirklich immer wieder, so wie dieses eine Lied, dass er mal irgendwo gehört hatte, besagt hatte.

„Du ... ”, begann er schließlich, seinen Blick wieder auf seine Partnerin richtend, „ ... kannst mich wieder loslassen, Ziva.” „Oh.” Sie sah ihn an, löste ihren Griff von seinem Oberarm und blickte ihm lange in die Augen, bevor sie auch den Blick löste und einen Schritt zurück trat.

„Gehen wir jetzt zu diesem Eiscafé?”, fragte er sie und setzte sein Grinsen auf, „Essen ein Eis, unterhalten uns mit diesem Mädchen und sehen, was wir gegen Nora Hildebrandt unternehmen?” Ziva nickte. „Und könnten wir solche Aktionen unterlassen?”, fragte er etwas leiser, „Sie sind mir zu ... spontan.” „Scherzku-”, wollte Ziva ihn aufziehen, dann fiel ihr ein, dass ihre Redewendung falsch gewesen war, „Scherzkeks.” „Du lernst.” „Ich bin nicht dumm, Anthony DiNozzo.” „Habe ich nie behauptet.” „Oh doch.”, meinte sie, knuffte ihm in die Seite und ging dann mit ihm weiter.
 

„Ah, da ist es ja.” Tony hatte das Eiscafé in einigen Metern Entfernung vor ihnen entdeckt. „Sieht so aus, als würden wir zu früh sein.” „Sie kann auch drinnen sitzen.”, erinnerte Ziva ihn. Sie ließ ihren Blick immer wieder über die große Anzahl Menschen gleiten, die sich auf dieser Straße tummelten.

„Meinst du, die haben gutes Eis?”, wollte Tony wissen, „Also in Italien gibt es immer das be-” „Ich will gar nicht erst wissen, wo es das beste Eis gibt.”, unterbracht Ziva ihn, „Und sicherlich sind wir nicht wegen Eis dort.” „Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?” „Mir ist niemand über die Leber gelaufen!”, widersprach Ziva und warf ihm einen eindeutig genervten Blick zu, „Ich will nur so schnell wie möglich weg von dieser Straße, das ist alles.”

„Warum denn das?” Eine Stimme. Eine Stimme, die nicht von Tony gekommen war. Die Stimme eines Mannes. Eines Mannes, den Ziva nicht hatte sehen oder hören wollen. Sie drehte sich fast wie in Zeitlupe um, eine Reaktion, die Tony bei ihr erst selten hatte beobachten können, sah dem Mann ins Gesicht. Ihr Blick zeigte eindeutig, dass sie nicht wusste, was sie nun tun oder sagen sollte.

„Du musst nicht alles wissen, Asa.”, sagte sie ruhig und dennoch kühl. „Ach komm schon, Ziva.”, meinte Asa ruhig und grinste, „Es gab mal eine Zeit, da wussten wir alles übereinander.” „Die ist lange vorbei.” „Diese paar Jährchen.” Asa Salomon machte eine wegwerfende Handbewegung. „Auf die kommt es auch nicht mehr an. Was ist, willst du deinem Freund nicht erzählen, warum?” „Er ist nicht mei-”, wollte Ziva widersprechen, dann fiel ihr auf, dass Asa sich meinte und sie verbesserte sich: „Du bist nicht mein Freund.” „Ich bin als dein Freund gestorben.”

„Anscheinend hast du dich mit meinem Vater gut gestellt.”, fauchte sie, „Wahrscheinlich hast du noch die auf mich angesetzt, weil mein Vater dich gebeten hat, mich zurück nach Tel Aviv zu holen!” „Nein, aber die Idee wäre eine klasse Idee.”, schmunzelte Asa, „Wobei ich nicht gerade diese auf dich angesetzt hätte. Es sind Anfänger im Vergleich zu denen, mit den ich arbeite.” „Schöne Vorstellung, noch mehr Irre auf einen angesetzt zu wissen.”, murmelte Ziva verärgert. „Ach komm schon.”, wollte er sie beruhigen, „Sie sind nicht Irre. Und zudem nicht auf dich angesetzt, Süße.”

„Sie ist nicht deine Süße!”, mischte Tony sich nun ernst ein, „Und hör auf uns zu nerven. Sie will nicht mit dir reden und außerdem haben wir weitaus besseres zu tun, als mit einem durchgedrehten, eigentlich toten Israeli zu reden, der es auf sie abgesehen hat!” Ziva hatte eigentlich an Tonys Stelle Asa anschreien wollen, doch als dieser das Wort ergriffen hatte, hatte sie den Mund wieder geschlossen und war insgeheim froh gewesen, dass er diesen Part übernommen hatte.

„Misch dich nicht ein.”, meinte Asa und sah ihn abwertend an, „Anscheinend weißt du nun davon ... ” Tony nickte, sah ihn weiterhin ernst an. „Du denkst, du seist ein Gentleman, nur weil du sie gerade mit Worten in Schutz genommen hast.” Asas Stimme hatte etwas bedrohlich Ruhiges. „Doch bedenke, wer sie wirklich ist. Du hast sie in ihrem Stolz verletzt. Sie ist die Tochter von Elia David, dem stellvertretenden Direktor des Mossads, des israelischen Geheimdienstes, einer der wichtigsten Behörden im Kampf gegen die Hamas und den Terror.” „Mag sein.” Tonys Stimme war ebenso ruhig, und obwohl er sehr wohl wusste, dass Asa ihm gefährlich werden konnte, so wollte er Ziva in diesem Moment nicht den Worten dieses Mannes ausgesetzt sein lassen. „Dennoch nehme ich sie in Schutz. Sie ist meine Partnerin, es ist meine Pflicht, sie zu schützen.”

„So etwas lässt du auf dir sitzen, Ziva?”, wendete sich Asa nun an seine ehemalige Freundin. Diese sah ihn kühl an und antwortete dann eisig: „Ich würde Selbiges für ihn tun, Asa. Und nun verschwinde und lass dich nie wieder blicken.” „Ich kann dir nicht ausweichen.” „Egal was mein Vater dir aufgetragen hat ... ”, begann sie, „ ... meinetwegen kannst du mich bis zu meinem Tod beschatten. Meinetwegen kannst du mich entführen, ich werde immer wieder nach Amerika zurückkehren und ich werde immer wieder den selben Weg einschlagen. Ich bin kein Teil mehr des Mossads.” „Amerika und seine Einwohner vernebeln deinen Geist.”

„Verschwinde!” Ziva schrie. Sie schrie wirklich selten. Doch dieses Mal ... Tony seufzte. Sie war wütend. Nein, sehr wütend. Gab es ein Wort, dass „sehr wütend” überstieg und dem einen besseren Klang und Ausdruck verlieh? Er wusste es nicht, entschied sich, bei „sehr wütend” zu bleiben ... nur für den Fall, dass jemand fragen sollte.

„Ich gehe nicht.” „Du gehst!”, fauchte Ziva, sie wechselte fast urplötzlich ins Hebräische. Anhand der Tonlage, des scharfen Klangs mancher Worte, der Härte und anderen Mitteln, konnte Tony erkennen, dass sie ihn beschimpfte, ihm wahrscheinlich einige hundert Gründe an den Kopf warf, weshalb er sich nicht mehr blicken lassen sollte, weshalb sie ihn nicht mehr so mochte.

„Na warte ... !”, knurrte Asa Salomon auf Englisch, als sie geendet hatte. Er drehte sich um und verschwand, eine vor Wut zitternde Ziva zurücklassend. Tony erkannte sofort, dass ein Scherz sie wohl zur Explosion bringen würde, dass er dann mehr als nur Worte an den Kopf geknallt bekommen würde. Ihre geballte Wut würde sich dann auf ihn richten und genau das wollte er nicht.

„Ehm ... ”, begann er, sie unsicher ansehend. Durfte er sie berühren, oder lief er Gefahr, von ihr verprügelt zu werden? Ein Versuch konnte ja nicht schaden ... Also streckte er die Hand nach ihr aus, legte sie auf ihren Oberarm und war froh darüber, dass sie nicht nach ihm schlug. Sie sah ihn allerdings auch nicht an.

„Soll ich Director Shepard davon in Kenntnis setzen?”, fragte er leise nach einer Weile, als sie sich anscheinend ein wenig beruhigt hatte. Sie schüttelte den Kopf. „Das mache ich.”, murmelte sie leise, „Danke.” Noch immer hatte sie ihn nicht angesehen. „Ach, komm.”, meinte er und musste unwillkürlich grinsen, „Das hättest du auch für mich getan. Du hast es selbst gesagt.” „Er hätte dir wer weiß was antun können.”, murmelte sie noch immer sehr leise. Dieses wurde Tony auch mit einem Mal bewusst und er wurde blass.

„Ist es wirklich gut, jetzt noch ein Eis essen zu gehen ... ?”, fragte er unruhig, „Wo ich gerade so knapp noch mit dem Leben davongekommen bin?” „Übertreib mal nicht.”, meinte sie, schien immer mehr wieder ihren normalen Gemütszustand zu finden, „Außerdem soll Eis angeblich beruhigen ... ”

Die Organisation

Shalom an die, die auch "Vorworte" lesen!

Es wäre eher on gewesen, ehrlich! Ich habe immerhin 3 Wochen Sozialpraktikum gehabt und neben Arbeitszeiten von 8-16h (gegen 17.30h zuhause) und Zeiten von 12-20h (gegen 21h zuhause) genügend Mittagspausen und auch noch Freizeit, am Pc etwas abzutippen. Mir kam nur zwischendurch etwas in den Weg ... ein kleines, sagen wir mal "persönliches", Problem. Hat mich ein wenig am Schreiben gehindert, um ehrlich zu sein. In diesem Kapi war bzw. ist eine Situation, die mir das auch nicht gerade leichter gemacht hat, aber hey(!), ich hab's geschafft.

Na ja ... und damit nicht genug. Da ich die letzten Tage krank war und das Problem so gut wie erledigt ist, konnte ich in aller Ruhe schreiben. Und hier ist das Ergebnis :3

Bai,

~BouhGorgonzola
 

Immer wieder, auf den letzten Metern zum Eiscafé, hatte er sich gesagt, dass nichts diesen Tag noch schlimmer machen könnte, als er schon war. Er war von einer alten Frau fast verprügelt worden, hatte sich Schimpftiraden anhören müssen, stundenlang in einem Einkaufscenter stehen müssen, weil ihre Zielperson sich dort Zeit ließ, war ohne Vorwarnung in eine Seitengasse gezerrt worden und hatte sich letzten Endes mit einem von Zivas Verflossenen herum ärgern müssen, hatte diesen zurechtgewiesen und erst nach alledem erkannt, dass dieser ihn hätte mit Leichtigkeit umbringen können. Nicht zu vergessen war, doch Tony zählte es nicht wirklich dazu, dass Abby von der Rolle gewesen und McGee verschwunden war ... oder gewesen war, je nachdem, ob er wieder aufgetaucht war, oder eben nicht.

Ziva, die sich wieder weitgehend beruhigt hatte – in Tonys Augen fast schon eine Meisterleistung, denn es war nicht viel Zeit vergangen seit dem Zusammentreffen mit Asa Salomon, er schätzte es auf höchstens fünf bis zehn Minuten, da sie noch eine Weile auf der Stelle gestanden hatten – und wieder normal zu sein schien, ging weiter neben ihrem Partner her. Sie wollte nicht mehr so schnell wie möglich ins Eiscafé, jetzt war es ohnehin schon egal, ob sie zu spät, zu früh, pünktlich oder überhaupt erschienen. Außerdem waren sie schon zur Genüge aufgefallen.

„Jetzt bleib mal auf dem Boden.” Sie war stehen geblieben und sah Tony kopfschüttelnd an. „Du bist nicht tot. Du bist nicht von dieser Frau geschlagen worden, weder mit der Hand, noch mit der Handtasche. Du hast ihre Standpauke überlebt ... ”, sagte sie, „Das Einkaufscenter hat dir doch Spaß gemacht, sei ehrlich! Und jetzt kannst du so viel Eis essen, wie du willst. Ich spendier dir etwas. Das wolltest du doch, oder?” Tony schüttelte den Kopf. Er war noch immer blass. „Mach dir nicht ins Hemd.” „Hose.”, verbesserte er sie automatisch. „Siehst du, geht doch wieder.”, wies sie ihn darauf hin, „Ich weiß, dass es Hose ist ... ich wollte sehen, ob es klappt.”

„Du bringst mich noch ins Grab!”, jammerte Tony, „Schon damals, bei dem Undercovereinsatz ... du hast mich mit dem Kerl alleine gelassen! Der hätte mich umgebracht, hätte ich mich nicht wehren können! Und ... und in dieser Metallkiste! In diesem Container! Dein Schuss hätte mir das Licht ausknipsen können, ebenso diese Kerle, die uns dann da befreit haben!” „Du hattest an allem deinen Spaß, Tony.”, lachte Ziva, „Und du lebst noch.”

„Nie wieder. Keine deiner spontanen Ideen. Keine deiner spontanen Aktionen.”, murrte er, „Keine Diskussionen mit einem bösartigen Israeli, der mich umbringen könnte, ohne dass ich es bemerke. Nie wieder alte Frauen anreden ... oder verrückte Frauen verfolgen.” Er zog eine Grimasse. „Nie, nie wieder!”

Fast im selben Moment, in dem er den Mund wieder schloss, drängte Ziva ihn an die Häuserwand hinter ihm. Er war ihr schutzlos ausgeliefert, konnte sich aus ihrem leichten und dennoch bestimmendem Griff nicht befreien. Sie sah ihm tief in die blau-grün-braunen Augen, näherte sich langsam seinem Gesicht.

„H-Hey!” Er sah sie an, wusste nicht, was er über diese fast schon plötzliche Wendung sagen sollte. Sollte er es einfach geschehen lassen? Vor allem ... Was sollte er geschehen lassen? „Ich sagte doch, keine spontanen Aktionen me-”

Seine Worte gelangten anscheinend nicht an die Ohren seiner Partnerin. Diese unterbrach einfach seinen Redefluss, in dem sie seine Lippen mit den ihrigen versiegelte. Er, ihr noch mehr ausgeliefert als zuvor, zwischen seinen Gefühlen und dem, was er sich vorgenommen hatte, hin- und hergerissen, erwiderte den Kuss zunächst ein wenig unsicher, doch dann war es ihm egal, dass er ihr unterlegen war und er ließ sich einfach darauf ein.

„Ich hätte zwar annehmen können, dass ihr ein Paar seid, aber dass es so ist, überrascht mich jetzt doch.” Eine weitere Stimme. Dieses Mal weiblich. Ziva löste sich fast ruckartig von ihm. Er schluckte, drehte den Kopf, sah dem Mädchen ins Gesicht, mit dem sie sich hatten treffen wollen. „Mich auch.”, murmelte er. Seine Gedanken schienen gerade Achterbahn und Gruselbahn zur selben Zeit zu fahren, sowie Eisfach im Kühlschrank und Backofen zugleich bewohnen zu wollen. „Also mich nicht.”

Tonys und Fearnes Blicke glitten zur Israeli herüber, die diese drei Worte so ruhig ausgesprochen hatte, wie es nur irgendwie möglich war in solch einer Situation. Entweder war sie eine sehr gute Lügnerin ... oder sie meinte es wirklich ernst. An ihrem Blick konnte Tony es nämlich nicht erkennen.

„Nicht?”, fragte Tony verwundert, allerdings lautlos, formte es nur mit den Lippen. Hatte er einen weiteren Schachzug seiner Partnerin übersehen? War es wieder einer dieser Tarnungen, die sie sich zugelegt hatte? So wie diese Ziva Dachash? Ziva sah ihn nicht an, sondern nur die Jüngere, die ein wenig nickte, allerdings nichts sagte.

„Sind wir zu spät?”, wollte Ziva wissen, wechselte das Thema und sorgte dafür, dass die mittlerweile ein wenig angespannte Atmosphäre sich wieder zu entspannen begann. „Nein, aber ich sah euch von dort. Ich bin auch erst gerade gekommen.”, erklärte Fearne, „Er sieht mitgenommen aus. Was ist geschehen?” Letztere Bemerkung galt Tony, der nicht wusste, was er tun oder sagen sollte. „Einige kleinere Zusammentreffen mit Leuten, die er heute lieber nicht hätte sehen wollen.” „Nichts Schlimmeres?” „Er ist nicht verletzt oder so, alles noch dran.”, meinte Ziva, „Wobei ich nicht nachgesehen habe ... aber ich denke, die Frau beim Einkaufen hat ihm nicht wirklich die ... die Handtasche um die Ohren ge-... wie war das?” „Geschlagen oder gehauen.”, antwortete Tony. „Genau.”, bestätigte Ziva. Fearne schmunzelte, nickte dann wieder nur.

„Dann lasst uns hineingehen.”, sagte sie ruhig und ging los. Tony und Ziva folgten ihr im geringen Abstand. Dabei warf er Ziva einen fragenden Blick zu. Er wollte wissen, was das vorhin zu bedeuten hatte. Es war keine ihrer Zielpersonen dort gewesen, vor Fearne mussten sie nicht so tun und Asa Salomon war weggegangen. Außerdem hätten sie vor ihm auch nicht so tun müssen. Was also hatte sie damit bezwecken wollen?
 

Als sie schließlich in dem Eiscafé saßen, bestellt – Tony bekam eine riesige Portion Eis von Ziva spendiert – und einander schweigend angesehen hatten, begann Fearne schließlich: „Ich habe mich noch ein wenig über Daniel Hermann erkundigt.” Ziva nickte. „Er hat, laut meinen Quellen, viel mit einer gewissen Nora Hildebrandt, einem Torben Müller und einem Michael Thomas zu tun. Alle arbeiten bei der selben Computerfirma, zwei von ihnen waren mit Hermann in der USA.”, berichtete sie. Das war nichts Neues für Tony und Ziva, so dass Ziva das auch aussprach: „Das war uns schon bekannt. Noch etwas?” Fearne nickte.

„Das FBI hat ihn als Terrorist eingestuft. Er gehört hier einer Organisation an, deren Namen mehr als schleierhaft ist. Keiner weiß etwas über ihre Absichten, ihre Taten und ihre Mitglieder. Anscheinend ist er nur ein Mitglied, hat keinen allzu hohen Rang dort. Hildebrandt und Thomas sollen ebenfalls in der Organisation sein.”, erzählte Fearne, „Allerdings hat keiner von ihnen einen höheren Rang als Hermann selbst.” „Eine Organisation ... ?”, fragte Ziva verwundert, „ ... was für eine?” „Wie gesagt, es ist sehr schleierhaft.”, antwortete Fearne, „Alles, was ich rausfinden konnte, war, dass ein Teil einen rassistischen Hintergrund hat, ein anderer Teil mit Drogen dealt und ein weiterer Teil aus Leuten besteht, die auf gewissen Bereichen Experten sind. Zu eben dieser letzten Gruppe gehören die drei, die ich vorhin nannte.”

„Die Absichten sind also unbekannt?” „Ja.”, antwortete Fearne, „Für mich klingt es ein wenig nach der deutschen Mafia, aber es ist nicht wirklich bewiesen ... ” Sie wurde zunächst leiser, dann unterbrach sie sich, als die Bedienung Tonys Eis, Fearnes Milkshake und Zivas Kaffee auf den Tisch stellte.

Als die Bedienung weggegangen war, fuhr sie fort: „Ich habe einen Bekannten bei der Bundesbehörde, die gegen diese Gruppe agiert. Er hat mir auch diese Details genannt, die ich nennen kann. Es ist nicht viel, aber was ich sage, stimmt zumindest.” „Fahr fort.”, meinte Ziva, einen Schluck ihres heißen Kaffees trinkend, „Und lass nichts aus. Es könnte vielleicht wichtig sein.” „Nun ... ” Fearne überlegte, wo sie beginnen sollte.

„Es scheint so, als würde sich diese Organisation langsam in Bewegung setzen. Also mehr als zuvor.”, berichtete Fearne, „Seit Hermann mit Hildebrandt und Thomas in Amerika war, ist sie in Aktion getreten. Seit zwei der drei zurück sind, scheint die Organisation darum bemüht, sich mehr denn je selbst zu schützen, sich dennoch bekannter zu machen und ihre Ziele zu verwirklichen. Diese treten nun immer wieder in den Vordergrund.” „Und das wären ... ?”, fragte Tony, seinen Löffel wieder in sein Eis tauchend. „Geld, Macht ... All das, was nur irgendwie von Bedeutung zu sein scheint.”, beantwortete Fearne seine Frage, „Das, was die Mafia, die Waffenhändler, die Dealer, Zuhälter und andere wollen. Macht. Reichtum. Besitz.” „Aber all diese haben sich doch mit welchen verbündet. Die Mafia hat ihre eigenen Firmen und ihre eigene Polizei. Dealer arbeiten meist mit den größten zusammen ... und Waffenhändler manchmal sogar mit den Bundesbehörden.”, meinte Tony verwundert, „Und Zuhälter ... nun ... ich vermute mal, manchmal mit Schmugglern, Menschenhändlern und denen an den Grenzen, oder?” „Guter Gedankengang.”, lobte Fearne ihn, „Den hatte ich auch. Und ich kann bestätigen, dass diese Organisation auch Verbündete hat.” „Und welche?”, fragte Ziva, Fearne ernst ansehend.

„In der Organisation selbst soll ein altes Mitglied einen gewissen Status erreicht haben, der fast unübertreffbar ist.”, berichtete Fearne weiter, „Das Interessante an der Sache ist, dass dieses alte Mitglied nicht aus Deutschland stammt, obwohl die Organisation doch in gewisser Weise einen rassistischen Hintergrund hat.” „Nicht aus Deutschland?” „Genau. Diese junge Frau soll aus Amerika kommen.” „Amerika? Junge Frau?” „Ihren Nachnamen weiß ich nicht, aber ihren Vornamen habe ich herausgefunden. Sie heißt Lisa.”, erzählte Fearne.

Ziva warf Tony einen ungläubigen Blick zu. Dieser erwiderte ihn kurz. Amerika? Junge Frau? Lisa? Es gab zwar genügend Frauen mit diesem Vornamen in der USA, doch da sie an einem Fall arbeiteten, in dem eines der Opfer eben diesen Vornamen trug, war es doch wohl mehr als wahrscheinlich, dass mit dieser Lisa das Opfer Lisa Moore gemeint war. Das aller erste Opfer der Reihe und immer wieder Schlüssel zu den anderen. Auch zu den Zwillingen Lenna und Michelle MacDonald. Auch bei Jimmy Lee Cheston war es so gewesen. Und bei Ziva? In gewisser Weise auch.

„Weißt du, wie sie aussieht?”, erkundigte Ziva sich leise. Fearne schüttelte den Kopf. „Kennt ihr sie etwa?”, fragte diese wiederum. „Sagen wir es mal so: Es könnte sein.”, antwortete Tony, „Kannst du dich auf die Frau konzentrieren? Sie ist von mehr Wichtigkeit als Daniel Hermann.” „Weshalb?” „Weil es sich um jemanden handeln könnte, hinter dem wir schon länger her sind, als wir ihn suchen.”, erklärte Tony, „Also?” „Gut.”, stimmte Fearne zu, „In Ordnung.”

Ziva selbst schien ebenfalls ein wenig mehr an der Organisation, als an Daniel Hermann interessiert zu sein: „Welche Behörden sind hinter der Organisation her? Wenn Daniel Hermann schon als Terrorist eingestuft worden ist ... und in Deutschland nach der Organisation gefahndet wird ... ?” „Von denen in Deutschland nenne ich euch keinen Namen.”, erklärte Fearne ruhig, „Bezeichnet es als Geheimdienst, okay? Und in Amerika war es eine Kooperation zwischen FBI und CIA soweit ich weiß. Angeblich ist noch eine Behörde aus Frankreich, eine aus England und eine aus Israel, vermutlich der Mossad, daran beteiligt.” „Der Mossad?”, fragte Ziva, dann sah sie zu Tony und nickte, „Das würde ein wenig was erklären.” „Eh?” Fearne sah ratlos aus. „Schon gut.”, beeilte Ziva sich, ihr zu versichern, „Nicht wichtig.”

„Nun, mehr wüsste ich allerdings auch nicht mehr.”, erklärte Fearne, „Außerdem müsste ich jetzt in die Universität zu einer Vorlesung. Danach soll ich in der Pathologie aushelfen und dann kann ich mich um euren Auftrag kümmern.” „Mach das.”, meinte Ziva, „Deine Vorgehensweise ist in Ordnung.” „Wie meinst du das?” „Du lebst dein normales Leben und nutzt nur deine Freizeit für so etwas. Unauffällig, weise.” „Nun ... eh ... Danke.” Fearne erhob sich, legte das Geld auf den Tisch und verließ das Eiscafé.

„Was würde das erklären?”, fragte Tony. Er war zurück bei Zivas Worten, deren Wichtigkeit sie abgestritten hatte. „Dass Asa Salomon hier aufgetaucht ist.”, antwortete sie mit gedämpfter Stimme, „Sie sagte, dass der Mossad vielleicht hinter dieser Organisation her ist. Das hieße, er wäre nur durch Zufall auf mich gestoßen hier.” „Und verfolgt dich seither, klar.” Tonys Sarkasmus war eindeutig heraus zu hören. Sie seufzte.

„Aber mal zu etwas Anderem ... ”, sagte er schließlich, nachdem er sich geräuspert hatte, „Was sollte das eben?” „Mh?” „Das draußen! Nach der Sache mit Asa. Als ich sagte, nichts Spontanes mehr.” „Was meinst du?” „Du hast etwas Spontanes getan, ohne mich ein zu weihen! War das eine neue Deckung? Und was sollte das danach?” „Ach das!” Ziva sah ihn an. Ihr Blick ruhte lange Zeit nur auf ihm, ohne dass sie weiter etwas sagte.

„Also?” „Es war das, wonach es aussah.”, erklärte sie schließlich, löste ihren Blick von ihm. „Nach einem Kuss?” „Was stört dich daran?”, stellte sie die Gegenfrage, „Ich habe dich auch nicht gefragt, was das im Krankenhaus sollte.” „Das ... das war auch etwas Anderes, Ziva!”, widersprach Tony. „Nun ... da war die Rollenverteilung definitiv anders.”, meinte sie grinsend. „Nein! Die ganze Situa-” Er unterbrach sich, sah sie an. Sie schwieg und grinste ihn fast schon geheimnisvoll an, dann legte sie einfach noch ein wenig mehr Geld auf den Tisch, stand auf, nahm ihre Jacke und meinte schließlich: „Lass uns gehen. Wir haben noch eine Menge vor uns.”

Opfer und Täter

„Bedeutete es dir etwas?”, fragte Tony leise, als sie schließlich das Eiscafé gänzlich verlassen hatten. Ziva antwortete nicht, sah ihn nur kurz an. „Und was sollte das mit diesem ich schon?” Wieder bedachte ihn Ziva nur eines kurzen Blickes und anstatt zu antworten, ging sie einfach schweigend weiter vorwärts, während Tony ihr folgte.

„Hey!”, rief er ihr laut nach, seine Schritte immer mehr beschleunigend, weil er sonst nicht hinter ihr her käme, „Ich habe dich etwas gefragt!” Sie antwortete ihm nicht, sondern blieb mit einem Mal stehen, drehte sich zu ihm um, während er in sie hinein lief. Immerhin hatte er nicht mit ihrem Stoppen gerechnet – und dafür schalt er sich innerlich.

„Du hast etwas gefragt, ja.”, bestätigte sie ihm ruhig, blickte ihm lange Zeit in die Augen, „Doch was soll ich dir darauf antworten?” „Vielleicht die Wahrheit?”, fragte er unsicher. „Die Wahrheit also?”, wiederholte sie es als Frage formuliert. Er nickte. „Nun, dann beantworte mir zunächst zwei Fragen. Ich antworte dir dann auf deine.” Sie richtete ihren Blick von seinen Augen nun auf sein ganzes Gesicht. „Zwei Fragen?” Tony sah sie verwundert an. „Ja, zwei. Keine weiteren mehr von meiner Seite aus.” „Klingt ... nach einem fairen Handel.” „Ich handel nicht, ich biete dir etwas an.”, verbesserte sie ihn, „Und wenn du nicht willst, schweige ich eben.”

Tony überlegte. Vor allem, was sollte diese Geheimniskrämerei, die sie plötzlich begonnen hatte? Waren sie nicht sonst immer sehr gut miteinander ausgekommen? War ihr Verhältnis zueinander nicht immer wie bei besten Freunden und Geschwistern gewesen und hatte dennoch einigen Abstand benötigt, weil sie sonst nicht die Finger hätten voneinander lassen können? Hatte sie nicht ein wenig eifersüchtig ausgesehen, als er mit Jeanne eine Beziehung einging? Doch er hatte im Gegenzug nichts zu der ihren mit Sanders gesagt, hatte sich ein wenig für sie gefreut und sich Sorgen gemacht, weil er doch eben sterben sollte.

Nun schien alles darauf aus zu sein, dieses vorherige Verhältnis, diese vorherige Chemie zwischen ihnen zu zerstören und sie entweder gänzlich voneinander zu trennen, oder sie gänzlich zu einem zu machen. Letzteres war ihm natürlich um Längen lieber, aber dennoch störte ihn mit einem Mal diese ganze Veränderung. Er wollte, dass sie wie sonst miteinander auskamen.

„Deine Fragen.”, meinte er schließlich, hoffte, dass sein längeres Schweigen keinen seiner Gedanken verraten hatte. „Erstens: Was brachte dich zu deiner Aktion im Krankenhaus? Auch wenn dort die Direktorin war, hast du sie durchgezogen.”, stellte sie ihre erste Frage. Tony schluckte.

Was hatte ihn dazu gebracht? Nun, im Grunde hatte er gedacht, sie wahrscheinlich nicht mehr sehen zu können. Nie wieder. Dass das ein Abschied für immer gewesen war – oder ein vorläufiger für lange Zeit. Er hatte sich schließlich so sehr an ihre Nähe zu ihm gewöhnt, an ihre Scherze, ihre Schläge, Kopfnüsse – die ja sonst nur Gibbs ausführen durfte – und an ihre Stimme und ihren festnagelnden Blick. Und all das hielt er für verloren.

Als er seinen Blick wieder auf sie richtete, sah er, wie sie ihn abwartend anblickte. Sie hatte kein Wort gesagt, sondern ließ ihm seine Zeit, die er benötigte. Wieder etwas Neues von ihr, denn schließlich drängte sie ihre „Opfer” meist zu einer Antwort. Zu einer sehr, sehr schnellen Antwort. Doch ihm ließ sie seine Zeit.

„Du solltest gehen.”, antwortete er schließlich ein wenig leiser als sonst, „Du sagtest mir, du würdest gehen.” Sie nickte etwas. „Irgendetwas sagte mir, dass ich dich vielleicht nie wieder sehen würde ... und irgendwie begann ich, dich schon da zu vermissen – immerhin haben wir an vielen Fällen gemeinsam gearbeitet.”, fuhr er fort, „Ich weiß nicht, was genau mich da geritten hat, aber ich wollte es einfach. Ich wollte es in diesem Moment einfach tun, egal wer dort stand, egal wer dort war, egal wo wir waren.” „Du wolltest es also.”, meinte sie ruhig, „Irgendetwas sagte es dir und du hast gehorcht ... ” „So war es.”, bestätigte er, dennoch war er mit seiner Antwort nicht zufrieden. Sie entsprach nicht voll und ganz der Wahrheit: Er hatte schon dort ein Gefühl in sich getragen, dem er nur schwer nachgeben konnte.

„Und die zweite Frage?”, fragte Tony und sah sie fragend an. Was konnte sie noch wollen? „Du sagtest, du würdest auf mich warten wollen, weil wir Freunde sind und ich nahm es so hin.”, meinte Ziva, „Würdest du noch immer warten, wäre ich nicht schon vorher zurück zu euch gekehrt?” Tony nickte fast sofort. Er würde noch warten. Auf jeden Fall. „Auch, wenn ich in der Zwischenzeit nicht mehr die wäre, die ich vorher war?” „Das wäre eine dritte Fra-” „Tony.” Sie sah ihn mit einem ernsten Blick an, der keine Widerrede duldete. „Ich denke schon.”, antwortete er fast lautlos, „Denn immerhin würde ich nicht wissen, wie du später bist.” Sie nickte ein wenig.

„Bekomme ich nun auch meine Antworten?”, wollte er wissen. Sie sah ihn an, grinste und fragte dann: „Meintest du wirklich, ich würde es ernst meinen?” „Klar!”, antwortete er laut, „Du hast es so gesagt!” „Du bist wirklich ein Dummkopf.” „Du bist gemein.”, fauchte er gekränkt, dann sah er ihr noch breiter werdendes Grinsen, den Blick, den sie ihm zuwarf, „Das ist wirklich fies! Warum musst du mich immer so ärgern?!” „Weil sich das nun einmal so anbietet, Tony.”, entgegnete sie, „Und du wirst deine Antworten schon noch bekommen, keine Sorge.” „Jetzt?” „Frage eins wäre damit gestellt.”, meinte sie scherzend und er sah sie empört an.

Da war es wieder, dieses Gefühl. Das Gefühl der vertrauten Zweisamkeit trotz der Öffentlichkeit. Das Gefühl, das man hatte, wenn man jemanden gefunden hatte, mit dem solche Dinge Spaß machten, der einen verstand und sich um einen sorgte. Wenn man sich wie bei seiner Schwester oder seinem Bruder verhielt, wie bei dem besten Freund oder der besten Freundin. Wenn man alles um sich herum vergaß und scherzte, wenn niemandem solche Dinge ausmachten.
 

Zur selben Zeit war einige Häuserblocks entfernt in einer Lagerhalle ein Streit entbrannt. Eine junge Frau stritt sich mit einer weiteren auf Deutsch, wobei jedoch eine der beiden Frauen in ihren Schimpftiraden immer wieder ins Englische zurück fiel. Ein Mann lehnte an einem der Stützpfeiler, während die Frauen immer mehr dazu übergingen, handgreiflich zu werden. Dabei hielt sich jedoch die Frau, die immer wieder Englisch sprach, eindeutig mehr zurück als die andere.

„Da bin ich ... ” „Wurde auch langsam Zeit.”, meinte der Mann, der an den Stützpfeiler lehnte und die Frauen weiterhin beobachtete, „Die beiden bringen sich noch gegenseitig um.” „Und warum nicht aufhalten?” „Was weiß ich, wie ihr das bei euch in Israel regelt, aber hier lässt man den Frauen ihren Spielraum. Bei solchen Sachen sowieso.”

Der Mann, der gerade erst gekommen war, fuhr sich mit der Hand durch sein schwarzes Haar und nickte. Er blieb ganz normal neben dem Mann am Stützpfeiler stehen und sah ebenfalls zu den beiden Frauen, während er gleichzeitig nach seinem Handy griff und einen Blick auf das Display warf, der allerdings so kurz war, dass er kaum zu registrieren war.

„Für die arbeite ich nicht mehr!”, fauchte die Frau, die kein Englisch benutzt hatte, „Sie spinnt!” „Beruhige dich, Nora.”, redete der Mann am Stützpfeiler beruhigend auf die Frau ein, „Sie ist in Umständen, da gehen die Hormone mit ihr durch. Ist ganz normal.” „Woher willst du was wissen, Daniel?” „Das sagt man doch immer so.”, antwortete Daniel ruhig, „Und könntet ihr nicht einmal aufhören, euch an die Kehle zu springen?”

„Irgendwelche Ergebnisse, Silas?”, fragte die junge Frau, die laut Daniels Worten schwanger war. Der Angesprochene schüttelte den Kopf, berichtete: „Ich bin zwei Leuten einer Behörde über den Weg gelaufen. Sie haben mich schon einmal in die Mangel genommen, ich musste aufpassen. Anscheinend haben sie sich mit diesem jungen, talentiertem Mädchen getroffen, dass uns auf den Spuren ist.” „Diese beiden ... ”, hakte die Frau nach, „ ... von welcher Behörde stammen sie?” „Mossad und Naval Criminal Investigative Service, kurz NCIS.”, antwortete Silas, „Ich weiß allerdings nicht, ob sie mich erkannt haben, Lisa.”

„Wie sahen die beiden aus?” Das war Nora, die dieses fragte. „Er ist brünett, ungefähr so groß, typisches Aussehen eines Mannes, der sämtliche Frauen will.”, erklärte Silas, „Sie hat schwarze Haare, braune Haare, israelischer Teint so wie ich ... ungefähr so groß. Ihre Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit sieht man ihr definitiv nicht an.” „Officer Ziva David.” Nora grinste. „Wir haben sie dort, wo wir sie haben wollten.”
 

Mittlerweile waren Tony und Ziva in eine Diskussion über ihre weitere Vorgehensweise vertieft. Tony hatte nicht vergessen, dass er ihr noch Fragen stellen durfte, die sie ihm beantworten würde, doch er hatte es vorerst beiseite geschoben, damit sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren konnten. Ihre Füße hatten sie fast automatisch zurück in Richtung Hotel gebracht und nun standen sie in der Lobby und diskutierten mit gedämpften Stimmen.

„Wir sollten der Direktorin unseren neuen Stand der Dinge berichten.”, meinte Tony leise und sah seine Partnerin mit einem Blick, der sie überzeugen sollte, an. „Und dann wird sie uns zwar weiterhin unterstützen, aber Gibbs einweihen.”, widersprach Ziva, „Wir haben einen Punkt in den Ermittlungen erreicht, in denen sie Gibbs einschalten muss! Es sind immerhin auch noch seine Ermittlungen, nicht nur die unsrigen.” „Ziva, selbst wenn ... er könnte uns nicht zurückholen!” „Könnte er.” Ihr Blick war ernst. Sehr ernst.

Er seufzte leise. Diesen Blick beherrschte sie wirklich gut und jeder ihrer Blicke war einzigartig. Sie hatte wirklich für alles einen Blick auf Lager und das bewunderte er. Manchmal fragte er sich, ob sie das auch gelernt hatte, oder ob es einfach so war, dass sie es konnte.

„So kommen wir nicht weiter.”, sagte er schließlich, riss sich von ihrem Blick los. Sie rollte mit den Augen. Wieder solch eine Reaktion, die zu der Situation passte. Er musste grinsen, sie sah ihn fragend an.

„Weißt du, was ich die ganze Zeit schon überlege, seit wi- ”, begann sie, doch Tony unterbrach sie: „Was, wenn wir uns nicht einigen können?! Wir müssen Director Shepard informieren, Ziva!” „Tony, jetzt sei doch mal still!”, fuhr sie ihn an, „Ich wollte gerad-” „Wir müssen, Ziva!”, unterbrach er sie wieder. Sie schüttelte genervt den Kopf und fauchte: „Wir müssen nicht. Tony, lass uns noch einmal zu der Wohnung von Nora Hildebrandt. Wir ermitteln noch einmal auf eigene Fast, dann ... wenn wir heute Abend zurück sind, können wir noch immer die Direktorin kontaktieren.” „Gehst du bei dem Mossad auch so vor?” „Beizeiten.”, antwortete sie, „Nur noch zwei Fragen übrig von den dreien.” „Die gehörte nicht dazu!”, protestierte er, „Das war aus rein beruflichem Interesse!”
 

„Officer David?” Silas sah Nora fragend an. „Bestand unsere Aufgabe nicht darin, in der USA einige Computer so zu programmieren, dass wir von hier darauf zugreifen können?” „Unter anderem.”, antwortete sie und warf Lisa einen kurzen Blick zu, „Aber das trat in den Hintergrund, als unsere liebe Lisa einen Rachefeldzug startete und uns die Augen öffnete, dass wir das schaffen können, sowie den amerikanischen Behörden und dem israelischen Auslandsgeheimdienst einen Strich durch die Rechnung zu machen.” „Beidem?” „Ziva David arbeitet für den NCIS in Amerika, der wiederum eng mit der Navy zusammenarbeitet. Diese ist natürlich Teil der Regierung und Schutz des Landes und für die Sicherheit zuständig. Zudem arbeitet sie allerdings auch für den Mossad und ihr Vater ist niemand geringeres als der führende Direktor dessen. Ich dachte, du seist Israeli, Silas?” „Die Namen der Direktoren werden meist erst nach ihrem Abtritt bekannt.”, verteidigte Silas sich.

„Wir wollten sie schon vorher in unsere Gewahrsam bringen und hatten sie sogar schon, aber uns kam etwas dazwischen.”, berichtete Nora und warf Daniel einen verärgerten Blick zu, „Anscheinend meint sie allerdings, alles daran setzen zu müssen, das angebliche erste Opfer, Lisa Moore, zu retten.” „Angebliche ... erste ... Opfer?” „Sehe ich aus, als sei ich unfreiwillig entführt worden?” Lisa mischte sich in das Gespräch ein. „Nicht wirklich.”, bestätigte Silas, „Denn Entführungsopfer nehmen nur selten eine Führungsposition ein bei den Entführern.” „Sie an, Silas weiß darüber eine ganze Menge.”, sagte Daniel schließlich, „Oder muss man das in Israel wissen?”
 

Tony hatte nachgegeben, was seinen Plan anging. Immerhin hatte Ziva vorgeschlagen, sich später noch bei der Direktorin zu melden und zuerst noch ein wenig alleine zu ermitteln. Und weil er nachgegeben hatte, befanden sie sich auf den Weg zu Nora Hildebrandts Wohnung.

„Wenn sie nicht dort ist, was dann?”, fragte Tony leise, als sie sich so postiert hatten, dass sie die Haustür beobachten konnten und selbst nicht auffielen. „Sie wird irgendwann zurück zu ihrer Wohnung kehren müssen.”, antwortete Ziva ebenso leise, machte einen Schritt zur Seite, als eine Frau an ihnen vorbeiging und keine Anstalten machte, auch nur ein paar Zentimeter auszuweichen. „Und wenn sie selbst die Nacht nicht auftaucht?” „Warst nicht du es, der mal sagte, dass man es positiv sehen sollte?”, stellte sie ihre Gegenfrage. „Nun ... in gewisser Weise ... aber nicht ganz.”, wich er ihrer Frage aus und sie schüttelte den Kopf, wendete ihren Blick wieder zu der Haustür.

„Was liegt dir eigentlich so an Lisa Moore, dass du dich so in den Fall hinein kniest?”, erkundigte sich Tony, den Blick von der Haustür auf seine Partnerin richtend, die ihn nicht ansah. „Willst du das beantwortet haben?”, hakte sie nach, „Dann wäre das Frage zwei von drei.” „Ich sagte doch, dass das eine aus beruflichem Interesse war! Das hat damit nichts zu tun!” „Und das?” „Nun ... auch nicht. Es ist nur merkwürdig, du hast selbst in Amerika darauf bestanden, weiter nach ihr zu suchen.”, verteidigte Tony sich. „Ich kannte ihren Freund, mehr nicht.” „Das ist nicht alles, oder?” „Wenn du das wissen willst, werde ich dir aber wirklich eine deiner drei Fragen abziehen, Tony.” Er seufzte, nickte dann und schwieg vorerst.
 

Tony und Ziva standen sich im wahrsten Sinne des Wortes die Beine in den Bauch. Bis einschließlich zehn Uhr nachts geschah nichts weiter Spannendes, was Nora Hildebrandt oder Daniel Hermann betraf. Auch meldete sich Fearne Lyall nicht – Tony war kurz im Hotel gewesen um das zu überprüfen.

Beiden knurrte der Magen und Ziva schickte sich an, Tony weg zu schicken, um etwas Essbares zu beschaffen, doch sie besann sich eines Besseren und meinte seufzend: „Normalerweise würde ich noch die ganze Nacht durchstehen und den Hauseingang bewachen, aber weil ich dir gesagt hatte, wir würden uns noch bei der Direktorin melden, denke ich, dass wir zurück zum Hotel sollten. Wahrscheinlich ist Nora Hildebrandt noch ins Nachtleben abgetaucht.” „Eingetaucht.”, korrigierte Tony sie fast automatisch, „Wobei ... abgetaucht geht glaube ich auch.” Sie kommentierte seine Verbesserung nur mit einem schwachen Lächeln, dann löste sie sich von der Stelle, an der sie für Stunden gestanden hatte und setzte sich in Bewegung, Tony neben ihr hergehend.
 

„Okay, der Plan ist soweit klar, oder?” Lisa sah die drei anderen an. Nora nickte, sie ernst und nicht gerade freundlich ansehend, während Daniel noch einmal einen Blick auf den Plan warf. Silas enthielt sich ganz einer Beurteilung des Plans, an dem sie gesessen hatten.

„Dann würde ich sagen, für heute wäre es das gewesen.”, sagte Lisa schließlich, „Und wir gehen wieder dem geregelten Leben nach, damit nichts auffällt.” Sie warf Silas einen Blick zu, der weiterhin schwieg. „Und mit dir müsste ich noch reden.” Dieser Satz galt ihm ebenfalls. Daniel und Nora erhoben und verabschiedeten sich, während Silas sitzen blieb und Lisa eines ruhigen, fast schon gelassenen Blickes bedachte.

„Du hast dich als ehrlich und engagiert erwiesen, aber seit du von unserem momentanen Ziel weißt, bist du schweigsam geworden. Was ist los?” „Nichts. Es ist ein großes Unternehmen mit mehr Gegenspielern als ich erwartet hatte.” „Du weißt, wir können uns keine Fehler und Leute erlauben, die nicht das tun, was man von ihnen verlangt. Also ändere dein heutiges Verhalten.” „Wird gemacht.”, meinte Silas, „Ich muss allerdings los, ich habe noch ein Treffen mit jemandem.”
 

Ziva und Tony waren mittlerweile im Hotel angelangt und hatten im dortigen Restaurant gegessen. Nun waren sie auf dem Weg hoch zu ihrem Zimmer, um kurz die Direktorin darüber aufzuklären, was sie nun wussten. Außerdem wollte Ziva noch einmal sichergehen, ob Fearne nicht doch eine Nachricht hinterlassen hatte.

„Ich glaub' es nicht.”, seufzte Tony, als sie auf dem Flur ankamen, auf dem das Zimmer lag, „Woher weiß der Kerl, welches Zimmer?” Sein Blick war fest auf den Mann vor der Tür ihres Zimmers gerichtet, der wiederum an der Tür klopfte. „Das werden wir gleich wissen.”, meinte Ziva leise.

„Was hast du hier zu suchen?” Ihre Stimme war lauter und ernst, sie ging schnellen Schrittes auf den Mann zu. Dieser drehte sich um, sah sie an und antwortete: „Ich wollte zu euch. Ich muss mit dir reden, Ziva.” „Asa, ich will nicht reden.”, sagte sie sauer, „Verschwinde, oder ich sorge dafür, dass du verschwindest.”

„Bitte, du musst mir zuhören, Ziva!”, bat Asa und sah sie bittend an, „Ich will weder dich, noch ihn irgendwie in der Arbeit beeinträchtigen noch aufhalten oder euer Vertrauen ineinander zerstören.” „Was willst du dann?”, mischte sich nun auch Tony ein, der Asa prüfend musterte, „Soweit ich weiß, will Ziva nichts mehr von dir.” „Darum geht es mir auch nicht!”, widersprach Asa. „Dann sag es.” „Können wir das drinnen besprechen?” Ziva warf Tony einen kurzen, fragenden Blick zu, dieser nickte zögernd und sie antwortete: „Also gut. Wir geben dir zehn Minuten.” Und damit schloss sie die Zimmertür auf und ließ ihn eintreten.
 

Im Zimmer sah der Israeli sich nicht einmal um. Er sah Ziva direkt an, begann sofort damit, was er hatte berichten wollen: „Ihr seid hinter Daniel Hermann und Nora Hildebrandt her, weil sie Lisa Moore entführt haben, richtig? Sie sollen dich und eure Forensikerin gefangen gehalten haben und du sollst einen ihrer Leute erschossen haben, während sie dich auch verwunden konnten.” Tony warf Ziva einen erstaunten Blick zu, während auf ihrem Gesicht nicht zu sehen war, ob sie Asas Geschichte bestätigte. „Sie wissen, dass ihr beide hier seid.”

„Mach mal halblang.”, mischte Tony sich in Asas Monolog ein, „Ich hätte da ein paar Fragen.” Er warf Ziva einen kurzen Blick zu, doch sie ging auf das Wort „Fragen” nicht weiter ein, so dass er ebenso wusste, dass sie auch welche hatte. „Woher weißt du, was wir hier tun?”, fragte er, „Und woher willst du all das wissen?” „Ich habe meine Quellen. Ich arbeite zudem für den Mossad.”, antwortete Asa und bedachte Tony eines ernsten Blickes, „Und ich bin in die Organisation eingeschleust worden.” „Also bist du hinter Ziva her!” „Nein. Dass ich euch traf, war reiner Zufall. Ich wollte euch eine Weile folgen und mit ihr sprechen, aber die anderen bemerken so etwas fast sofort. Ich wäre aufgeflogen.”, erklärte Asa.

„Sie wissen also, dass wir hier sind.”, sagte Ziva und sah Asa an, „Und du bist in ihrer Organisation. Gib uns einen Beweis.” „Einen Beweis?”, wiederholte Asa, „Fragt eure Informantin, dieses junge Genie, doch nach Silas Shamon. Sie wird durch ihren Kontaktmann in der Liste der Mitglieder auf einen treffen.” „Du weißt von i-”, begann Tony erstaunt, doch Ziva unterbrach ihn durch ein einfaches Handzeichen und fragte: „Okay, wir werden dem nachgehen. Aber wolltest du uns nur das sagen? Damit hätten wir auch so gerechnet.”

„Sie haben einen Plan entwickelt. Einen hinterhältigen Plan. Und eine Falle.” Tony sah seine Partnerin an, versuchte, ihre Reaktion darauf zu erkennen, doch kein einziger Muskel bewegte sich bei ihr, sie schien eine lebendige Statue geworden zu sein. „Einen Plan und eine Falle.”, sagte Asa noch einmal, „Sie wollen dich noch immer in ihre Finger bekommen, Ziva. Sie haben einen Köder ... Lisa Moore ... und sie werden versuchen, deinen Partner von dir zu trennen, so dass ihr auf euch alleine gestellt seid. Dann werden sie an beiden Stellen zuschlagen – und euch beide schnappen.” „Lisa Moore als Köder ... weil wir sie suchen und sie oberste Priorität hat, weil sie in Umständen ist.” „Und weil sie diesen Teil der Organisation leitet, Ziva.”

Einer mehr

Die fast schon unheimliche Stille, die eingetreten war, als Asa seine Worte ausgesprochen hatte, drückte allen Anwesenden auf das Gemüt.

„Du sagtest, Lisa Moore würde den Teil der Organisation leiten?”, hakte Ziva leise nach, sah ihren ehemaligen Partner erstaunt an. Dieser nickte, sagte allerdings nichts. „Das ... was ... was ist ... ”, suchte die Israeli nach den richtigen Worten, „Unser Opfer ist zugleich der Täter ... !” Wieder nickte Asa, während Ziva in aller Schnelle verarbeitete, was ihr gesagt worden war, und Tony ihr einen prüfenden Blick zuwarf.

„Der Mossad hat dich auf diese Organisation angesetzt, Asa ... ”, begann Ziva nachdenklich nach einiger Zeit, in der wieder alle Anwesenden geschwiegen hatten, „Gibt es etwas, was wir wissen sollten?” „Einzig und allein, was ihr wissen müsst, ist, dass ich euch gewarnt habe. Ihr werdet in die Falle tappen, wenn ihr nicht auf mich hört.” „Und wenn das Teil des Plans ist?”, mischte Tony sich skeptisch in das Gespräch ein, „Dass du uns in die Falle lockst, meine ich?” „Hätte ich einen Grund?” „Sicher.”, sagte Tony und sah zu Ziva, die minimal nickte, „Also?” „Ihr werdet in die Falle tappen – aber nicht unvorbereitet. Ihr werdet die Chance bekommen, Lisa Moore ausschalten zu können ... ”
 

„Director Shepard, Ziva und Tony sind online!”, riss McGees Stimme die Direktorin des NCIS tausende von Kilometer entfernt aus ihren Gedanken. Sie öffnete die Augen, blickte dem jungen Agent in das Gesicht und nickte. „Hol sie auf den Monitor.”, befahl sie ihm.

Der MIT-Absolvent schien ihre Bitte, nein, eher ihren Befehl, befolgt zu haben, denn nur wenige Augenblicke später erschienen Tony und Ziva auf dem großen Monitor im Videokonferenzraum.

„Anthony.”, sagte die Direktorin zur Begrüßung, erhob sich aus ihrem Sitz und ging ein paar Schritte auf den Monitor zu, „Ziva. Schön, endlich etwas von euch zu hören.” „Ganz unsererseits, Director Shepard.”, meinte Tony, sein übliches Grinsen aufgesetzt. Sein Blick wanderte kurz zu seiner Partnerin neben ihm, die nachdenklich aussah und nur minimal nickte. Und dieses war der Direktorin sehr wohl aufgefallen: „Ist irgendetwas geschehen? Ziva?” „Nein, Jenny.”, beantwortete die Israeli die Frage, „Ich ... wir ... könntest du Gibbs holen?” „Gibbs?”, fragte die Direktorin, sah die beiden fragend an, dann nickte sie ein wenig und ihren ihren Blick auf McGee, „Sie haben die beiden gehört, Timothy. Holen Sie mir Gibbs her.” McGee nickte und verschwand.

„Was ist los?”, wiederholte die Direktorin ihre Frage, „Wenn ihr Gibbs sprechen wollt, dann scheint ihr eure Tarnung auffliegen lassen zu wollen und in Schwierigkeiten zu stecken.” „Wir haben ein Stadium in unseren Ermittlungen erreicht, bei dem wir ihn brauchen.”, erklärte Tony an Stelle seiner Partnerin, die, ohne dass sie es bemerkt hatte, ihre Hand auf die seine gelegt hatte und leicht zudrückte, „Aber könnten wir das klären, wenn Gibbs endlich da ist?”

„Wenn wer endlich da ist?”, fragte der Dienstälteste, der gerade hinter McGee den Raum betreten hatte, „Ich wüsste gerne, was das zu bedeuten hat.” „Hey, Boss!” Tony grinste in die Kamera, Ziva lächelte ein wenig milde. „Und nun klärt mich auf.”, sagte Gibbs ernst. Ziva warf Tony einen fragenden Blick zu, er murmelte leise, aber grinsend, etwas und nickte dann.

„Boss, sei nicht böse, ja?”, bat Tony seinen Vorgesetzten, der ernst aussah, „Die Direktorin, Ziva und ich, wir drei hatten die Idee, hier in Deutschland weiter zu ermitteln, getarnt als Fortbildung. Wir sind vorsichtig gewesen, wirklich.” Er versuchte, irgendwie die Situation zu entschärfen, die heikel geworden war, dadurch, dass er zugab, dass sie Gibbs belogen hatten, auch wenn es notwendig gewesen war.

„Was Tony da versucht zu erklären ist, dass wir hier einige Fortschritte gemacht habe, Gibbs.”, fuhr Ziva anstelle ihres Partners fort, „Wir wissen nun, wo Nora Hildebrandt wohnt und haben durch die Hilfe einer weiteren Person einen momentanen Überblick über den Tagesablauf von Daniel Hermann. Außerdem konnte uns unsere Informantin darüber aufklären, dass es hier eine Organisation gibt, der die beiden angehören. Wahrscheinlich wollten sie, als sie hier ankamen, nur die Behörden ausspionieren und ihre Schwachpunkte ausfindig machen, aber ihnen kam unser zweites Opfer, Lisa Moore, dazwischen.” „Zweites?”, fragte Gibbs. „Cheston war das erste. Er ist nicht einfach von irgendjemandem ermordet worden, sondern gehört in genau diese Reihe der Geschehnisse.”, beantwortete Tony die Frage.

Die Direktorin warf Gibbs und McGee einen beunruhigten Blick zu. Die meisten dieser Entwicklungen hatte sie zuvor auch nicht gekannt und waren demnach neu für sie. Darüber hinaus gefiel ihr die Sache mit der Organisation nicht. Waren die beiden unbewusst in etwas verwickelt worden, aus dem sie so schnell nicht heraus kamen? Etwa wie der Mafia oder einer Sekte? Waren sie in unmittelbarer Nähe zu dieser Organisation und in unmittelbarer Gefahr?

„Der Mossad ermittelt ebenfalls gegen diese Organisation.”, berichtete Ziva, „Wir haben Kontakt zu einem Officer des Mossads, einem sehr guten. Wenn seine Berichte der Wahrheit entsprechen – und zumindest entspricht sein Deckname der Wahrheit, wir haben das prüfen lassen -, dann werden wir Lisa Moore zu fassen bekommen.” „Das klingt gut.”, meinte die Direktorin, „Klingt allerdings nach einem Haken an der ganzen Aktion.” „Das ist es.”, bestätigte Tony, „Sie ist so etwas wie der Lockvogel für uns. Sie haben uns eine Falle gestellt, allem voraus Lisa Moore, da sie der Kopf der Gruppierung ist.” „Lisa Moore ist die Anführerin in dieser Sache?”, mischte McGee sich ein, „Aber ihr sagtet doch, sie war das Opfer!” „Was genau geschehen ist, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass es eher Unfall und zugleich auch Plan war, dass sie so schwer verletzt worden ist.”, beantwortete Tony seine Frage, „Noch Fragen, Bambino?”

„Sie stellen euch also eine Falle und locken euch mit Lisa Moore als Lockvogel dahin.”, wiederholte Gibbs. „Genau.” „Was genau geschieht dann?” „Wir werden voneinander getrennt.”, erklärte Tony, „Sie werden sich wahrscheinlich darauf konzentrieren, Ziva auszuschalten, aber auch mich, damit ich nicht als eine Art Retter auftauche.”

„Seht ihr eine Chance, dem zu entkommen und Lisa Moore dennoch zu fassen?”, hakte Director Shepard nach. Ziva schüttelte den Kopf und antwortete: „Nicht wirklich. Sie wissen, dass wir hier sind, sie haben den Officer bei sich, der sich gegen uns stellen muss, wenn er seine Ermittlungen weiterführen will. Wir wissen zwar, wo Nora Hildebrandt wohnt, aber das hilft uns auch nicht weiter. Wenn sie das auch schon wissen, dann werden sie Vorkehrungen getroffen haben, damit wir sie nicht finden.”

Die Direktorin wendete ihre Aufmerksamkeit Gibbs zu, der seine beiden Ermittler nachdenklich auf dem Monitor betrachtete, während McGee fast wie versteinert auf die Hände von Tony und Ziva, letztere hatte noch immer seine – unbewusst – in ihrer, blickte.

„Ihr werdet in die Falle tappen.”, meinte Gibbs schließlich nach einer Weile, „Aber nicht alleine. Sie werden auch in eine tappen.” „Boss, wie ... ?”, wollte Tony fragen, doch der Blick seines Vorgesetzten brachte ihn zum Schweigen. „Ich komme zu euch.”, meinte Gibbs, sah dann McGee an, dann wieder seine beiden Ermittler, die in ihrem Hotelzimmer in Deutschland vor dem Laptop saßen, „Und dann werden wir sie erwischen.” Und damit gab er McGee ein Zeichen, dass dieser die Verbindung unterbrechen sollte.

„Du willst nach Berlin fliegen, Jethro?”, fragte die Direktorin mit gedämpfter Stimme, „Bist du dir sicher?” „Ja.” „Wir hätten die beiden zurück zu uns rufen können.”, meinte die Direktorin leise. „Hätten wir nicht.” „Nicht?” „Mindestens einer hätte sich widersetzt.”, erklärte Gibbs kurz angebunden, „Ich dachte, du würdest die beiden mittlerweile kennen, Jen.” Und damit verschwand er.
 

„Ziva ... ” Tony sah die Israeli an, die noch immer auf den Monitor blickte, der ihnen zeigte, dass die Verbindung beendet worden war. „Ziva.”, wiederholte er, dieses Mal etwas lauter, da sie nicht reagiert hatte, doch dieses Mal tat sie es: Sie richtete ihren Blick auf ihn und nickte als Zeichen, dass sie ihm zuhörte. „Könntest du mir erklären, was das soll?”

Sein Blick glitt zu ihrer Hand, die noch immer seine Hand festhielt. Sie wurde minimal rot, doch sobald sie sich wieder unter Kontrolle hatte, verschwand diese leichte, rötliche Färbung in ihrem Gesicht. Zudem ließ sie ihn fast augenblicklich los.

„Tut mir Leid ... ”, murmelte sie. „Schon gut.”, meinte er, sah sie aufmunternd an, da ihr Blick seltsamerweise bedauernd aussah, „Alles okay bei dir?” „Ja, natürlich.”, antwortete sie einen Tick zu schnell, der ihm auffiel und ihn auf seiner Meinung, irgendetwas stimme nicht, verharren ließ: „Du kannst es mir sagen, Ziva.” „Schon gut. Es braucht dich nicht zu interessieren. Gibbs wird morgen hier auftauchen und wir müssen uns für diese Falle vorbereiten.”, sagte Ziva, streckte sich und stand auf, „Der morgige Tag wird anstrengend, wir sollten schlafen gehen.” Und damit verschwand sie im Badezimmer.

Tony fuhr den Laptop herunter, stand auf und ging zum Bett herüber. Dort setzte er sich auf die Bettkante, und sah zur Tür zum Badezimmer, hinter der Ziva sich wohl für das Bett fertig machte. Und während er den wenigen, leisen Geräuschen lauschte, die aus dem kleinen Badezimmer drangen, dachte er darüber nach, was alles seit Beginn der Ermittlungen vorgefallen war und über Zivas Verhalten, dass sich immer mehr veränderte und nun einen neuen Grad erreicht hatte.

„Du kannst ins Bad.”, riss Zivas Stimme ihn aus seinen Gedanken. Er hatte nicht mitbekommen, dass seine Partnerin aus dem Bad gekommen war und nun vor ihm stand. Er nickte, erhob sich und schnappte sich die Dinge, die er brauchen würde, dann ging auch er ins Bad, während Ziva ihm mit ihrem Blick folgte.
 

Tony war knappe zehn Minuten im Bad, außergewöhnlich lange für einen Mann, der sich für das Bett fertig machen wollte, als Ziva langsam zur Tür zum Badezimmer ging und ihre Hand zögernd auf den Türgriff legte. Er hatte nicht abgeschlossen – warum auch, sie wusste ja, dass er dort drin war. Ganz langsam öffnete sie die Tür, dann betrat sie das Bad, stellte sich vor die Tür und blickte ihren Partner ruhig und herausfordernd an.

„Ziva?”, fragte Tony leise und skeptisch zugleich. Diese Nähe zu ihr, das Bad war ziemlich klein und sie standen dadurch sehr nah beieinander, war er gewohnt, doch bei dem Blick, den sie aufgesetzt hatte, wusste er nicht, was ihn erwarten würde. Normalerweise ahnte er ansatzweise, was sie vorhatte ... doch ... nun ... ?

Sie ging langsam auf ihn zu, ließ ihm keine Möglichkeit zur Flucht, blickte ihn weiterhin so an. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen, während sie sich ihm näherte, und als sie ihn erreichte, ließ sie ihn nicht zu Wort kommen, sondern verwickelte ihn einfach in einen Kuss, den er, so überrascht er auch war, erwiderte und der sich immer mehr intensivierte. Niemand wollte diesen Moment beenden, niemand wollte nachgeben.

Wie die beiden es schafften, so aus dem Badezimmer und zum Bett zu gelangen, war beiden ein Rätsel, doch darüber zerbrach sich in dem Moment keiner der beiden den Kopf darüber.
 

Der Morgen brach an, Ziva erwachte, sobald die ersten Sonnenstrahlen in das Zimmer drangen. Sie gähnte, blickte sich um, sah Tony neben sich liegen, der noch immer schlief, und einen Moment lang betrachtete sie ihn, wie er einfach nur dort lag und schlief, bis sie sich an ihn kuschelte und die Augen wieder schloss, nur um ungefähr eineinhalb Stunden später von etwas geweckt zu werden, das ihr sanft durch das Haar strich.

„Mhm ... ?”, fragte sie schlaftrunken, die Augen noch immer geschlossen. Sie genoss einfach nur die Nähe zu ihrem Partner und die Wärme, die von dessen Körper ausging. „Guten Morgen, geheimnisvolle Frau.”, sagte dieser. „Geheimnisvoll ... ?”, fragte Ziva leise, die Augen weiterhin geschlossen. „Ja, Ziva David kannst du nicht sein, sie hätte wahrscheinlich nicht solch eine Nacht herausgefordert, wenn wir nicht undercover sind.”, antwortete er und dafür bekam er als Reaktion einen leichten Schlag auf sein Brustbein.

„Hey! Was soll denn das?”, protestierte er und sie öffnete nun die Augen, um in sein Gesicht blicken zu können. „Wer sagt, dass Ziva David das nicht doch getan hätte?”, stellte sie ihm die Gegenfrage und grinste ihn an, während sie mit den Fingern ihrer rechten Hand langsam über sein Brustbein zum Hals strich, „Wer hat überhaupt festgelegt, wer was tun würde und wer nicht?”

„Ich dachte, es sei an mir, Fragen zu stellen?” Sie seufzte etwas, dann nickte sie und erklärte: „Noch alle drei Fragen. Du hast sie dir mehr als verdient.” „Sehr gnädig. Aber ich kenne Ihren Namen noch nicht.”, meinte er scherzend und blickte sie an. Wieder ein leichter Hieb von ihrer Seite, dann beeilte er sich zu sagen: „Schon gut ... schon gut! Ich weiß ihn.” „Sehr gut.”, meinte sie schmunzelnd, „Sonst hätte ich wer weiß was mit dir angestellt ... !”

Beide blickten sich an und Ziva, deren Finger der rechten Hand mittlerweile über das Kinn zu seinen Lippen gekommen waren, ersetzte ihre Finger auf seinen Lippen durch ihre eigenen Lippen und beschwor damit einen weiteren Kuss hervor, bis sie sich langsam von ihm löste und ihm in seine Augen blickte.

„Warum tust du das, Ziva?”, fragte Tony leise, „Warum setzt du dich über jegliche Grenzen und Regeln hinweg, die errichten und aufgeschrieben worden sind?” Sie blickte ihn lange Zeit schweigend an, schien zu überlegen, dann antwortete sie ruhig: „Jetzt ist noch nicht der richtige Zeitpunkt, dir diese Frage zu beantworten, Anthony DiNozzo.” „Aber du wirst sie mir beantworten?” Sie nickte: „Ja, werde ich. Doch nicht jetzt. Bald.” „Versprochen?”, fragte er leise, sah sie fast schon flehend an. Sie lachte leise, antwortete: „Versprochen.” Und dann verwickelte sie ihn in einen weiteren Kuss.
 

Gegen frühen Nachmittag waren Ziva und Tony unterwegs zum Flughafen. Sie hatten die Nachricht erhalten, dass Gibbs gegen Nachmittag am Flughafen ankommen würde, und sie hatten sich überlegt, ihn abzuholen. Dabei allerdings sich wie immer zu verhalten, fiel den beiden schwer, wobei es Ziva definitiv besser gelang als ihrem Partner, doch sie hatte auch deutlich den Vorteil durch ihre Ausbildung. Als Gibbs gelandet war und dort erschien, wo Ziva und Tony auf ihn warteten, schaffte Tony es allerdings auch, sich zu benehmen wie immer, denn Gibbs' Regeln waren bei Gibbs hoch und heilig und sie verstießen eindeutig gegen seine berühmte Regel Nummer 12, die da lautete: Fange niemals eine Romanze mit einem (Team-)Kollegen an.

„Gibbs, schön dich zu sehen.”, begrüßte die Israeli den Dienstältesten und Tony sagte: „Boss! Gut siehst du aus! Die Webcam hat dich wesentlich anders aussehen lassen!” Dafür fing er sich auch sogleich eine Kopfnuss seines Vorgesetzten ein, während Ziva ihn triumphierend ansah.

Die beiden, die schon länger in Deutschland waren, begleiteten den Älteren aus dem Flughafen zu einem Taxi und ließen ihn einsteigen, bevor sie sich selbst in den Wagen setzten und Ziva dem Fahrer auf Deutsch mitteilte, dass sie so schnell wie möglich zum Hotel wollten – im Notfall auch gegen ein wenig mehr Trinkgeld und das wirkte: Der Taxifahrer gab mehr Gas, als das Tempolimit es erlaubte.

Die Falle

Im Hotel bezog Gibbs das übrige Zimmer der beiden, doch zur Besprechung der Lage trafen sie sich in dem Zimmer, dass Tony und Ziva sich teilten. Dass die beiden sich ein Zimmer teilten, gefiel Gibbs nicht, doch er sagte dazu nichts, ließ sie einfach machen. Er vermutete ohnehin, dass die beiden seine Regel Nummer zwölf in einer gewissen Art und Weise gebrochen hatten und dagegen würde er vorerst unternehmen können, wenn er nicht das Arbeitsklima zerstören wollte – und genau dieses brauchten sie doch für die kommenden Dinge.

„Also, sie locken euch mit Lisa Moore und trennen euch dann.”, wiederholte Gibbs gerade, was er noch im Kopf behalten hatte von dem, was die beiden via Webcam berichtet hatten, „Hauptsächlich wollen sie Ziva.” Die beiden nickten bestätigend. „Sie rechnen nicht damit, dass ihr es wisst und dass ich mittlerweile hier bin?” Wieder nickten die beiden. „Wisst ihr, wohin sie euch locken werden?” Beide schüttelten den Kopf. Gibbs verstummte nachdenklich.

„Boss, wir haben uns das so gedacht ... ”, begann Tony, „ ... wir fallen sozusagen auf ihre Falle rein. Wir tappen mitten hinein, bleiben aber in Kontakt mit dir.” „Klingt, als würde ich nicht mitkommen.”, meinte Gibbs, „Das gefällt mir ganz und gar nicht.” „Doch, du wirst mitkommen. Während Tony und ich gemeinsam gehen, wirst du uns in einigem Abstand folgen und damit von uns getrennt gehen.”, erklärte Ziva, „Du wirst also schnell eingreifen können, mit deiner Treffsicherheit.” „Ihr seid bewaffnet.”, sagte Gibbs ernst, „Ohne lasse ich euch nicht gehen.” „Natürlich – immerhin werden wir denken, wir würden Lisa Moore retten können.”, meinte Ziva und sah ihn überzeugt an, „Wir sind vorbereitet und bewaffnet. Mach dir keine Sorgen um Tony.” „Ich mache mir keine Sorgen um DiNozzo.”, widersprach Gibbs ernst, „Mir gefällt die Sache nicht und ich mache mir Sorgen um euch beiden!”
 

„Okay, die Sache läuft so ab, wie wir es geplant haben.”, sagte Lisa Moore ernst, „Ich locke sie dorthin ... ihr seid bereit und an diesem Ort ... ” Sie deutete auf einen Punkt auf einer Karte, die sie vor sich liegen hatte. „Wir trennen sie.”, meinte sie und blickte einmal in das Gesicht eines jeden am Tisch, an dem sie und die anderen saßen, „Und was ihr mit ihrem Partner macht, ist mir egal. Silas wird mit mir kommen, während du, Daniel, und du, Nora, freie Bahn mit ihm habt.” „Warum muss Silas dir dabei helfen?”, fragte Nora Hildebrandt nicht sonderlich überzeugt, „Etwa so etwas wie Mitleid, weil er jemandem das Licht ausknipsen darf, der aus seinem Land kommt?” „Nein, weil er damit beweisen kann, wie sehr er zu uns gehört.”

„Wir haben nur eine Chance.”, warf Daniel Hermann ein, „Wenn er die vermasselt, bekommen wir keine zweite, Lisa.” „Ich weiß.”, bestätigte Lisa, „Aber je nachdem, was ihr mit ihrem Partner macht, wird si-” „Sie wird auf Rache aus sein.”, unterbrach Silas Shamon sie. Er hatte die ganze Zeit geschwiegen. „Auf Rache aus?”, fragte Nora ungläubig, „Woher willst du das wissen? Wieder etwas Besonderes aus deinem Land?” „Nein.”, fuhr Silas unbeirrt fort, als sei nichts geschehen, „Sie hängt sehr an ihrem Partner, man kann es doch deutlich sehen. Stirbt er oder wird er schwer verletzt, wird sie Rache wollen. Das ist eine natürliche, menschliche Handlung.”

„Ihr seht es. Es geht also im Endeffekt auch um eure Rückendeckung.”, übernahm Lisa wieder die Leitung des Gesprächs, „Wenn ihr nämlich scheitert und wir es schaffen, wird er den Part der Rache übernehmen. Wenn wir beide scheitern, ist es unser Ende und wenn wir scheitern und ihr es schafft, so können wir sie dennoch in unsere Finger bekommen. Nur ... sie wird dann um einiges stärker sein.” „Dennoch ist unser Part nicht so wichtig wie der eure.”, meckerte Nora, „Ich will Ziva David umbringen!” „Alles zu seiner Zeit. Vorerst ist das wohl meine Aufgabe – und seine.”, meinte Lisa beruhigend, „Daniel hat schließlich auch nichts dagegen, oder?”

„Okay, das ganze wird also wie abgemacht stattfinden.”, beendete Lisa die Besprechung, „Bereitet euch vor, es geht bald los. Und wehe, ihr seid nicht pünktlich!”
 

Die Dämmerung hatte begonnen, als Ziva, Tony und Gibbs, letzterer in einem gewaltigen Abstand von den beiden, da niemand wusste, wann Lisa Moore und die anderen mit ihrem Plan begannen, durch Berlin gingen. Jeder der drei hielt seine Augen offen, suchte die Umgebung nach einem Zeichen ab.

„Auf zwei Uhr von euch.”, konnten die beiden Gibbs hören. Sie hatten sich verkabeln lassen, so wie sie es immer bei Stürmungen eines großen Gebäudes taten. Ziva wendete ihren Blick auf die genannte Stelle und klang ein wenig verwundert, versuche allerdings, sich das nicht anmerken zu lassen, als sie murmelte: „Ist etwas geschehen?“ Tony war ihrem Blick und Gibbs' Anweisung gefolgt und erkannte den Mann, der Ziva und ihm einen kurzen Blick zuwarf, den Ziva anscheinend sofort hatte deuten können, denn sie gab Tony ein Zeichen, dass er warten solle und begab sich zu dem Mann.

„Shalom, Ziva.“ Sie nickte, öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn wieder und blickte ihn fragend an. Er formte mit den Lippen ein Wort und sie nickte wieder minimal. „Shalom, Silas.“ Sie klang, als wäre es das Normalste der Welt, ihn gerade jetzt dort zu treffen.
 

„DiNozzo! Name. Wer ist das?“ Tony zuckte zusammen, als er die Stimme seines Vorgesetzten hörte. Er hatte nicht mehr an diesen gedacht, als Ziva zu Asa Salomon gegangen war, und nun hatte ihn Gibbs' Stimme zurück ins Geschehen geholt. „Sozusagen unser Informant aus den Reihen des Mossads und den Reihen dieser Organisation.“, gab Tony leise die Antwort. Gibbs sagte nichts weiter, anscheinend beobachtete auch er, wie Ziva mit dem Israeli redete.
 

„Ich habe etwas für euch.“, berichtete dieser gerade der Dunkelhaarigen, die ihn weiterhin anblickte und keinerlei Anstalten machte, auch nur irgendetwas zu tun, bevor sie nicht genau wusste, was er wollte, „Hier.“ Er reichte Ziva ein zusammengefaltetes Blatt Papier und sie nahm es an sich. „Da ist noch etwas.“, meinte sie leise, „Was?“ „Ist er wirklich der Richtige?“ „Shema*.“, antwortete Ziva auf Hebräisch. Er musterte sie einen kurzen Augenblick lang.

„Lies ihn.“, sagte er leise im Vorbeigehen zu ihr, sah sie dabei nicht an, „Und euren Aufpasser habe ich schon bemerkt.“ Sie drehte sich nicht um, blieb stehen und regte sich nicht, sagte kein Wort. „Masall tow**.“, sagte er noch, dann verschwand er und ließ Ziva einfach so stehen.
 

Tony ging langsam auf seine Partnerin zu, als sich Asa Salomon alias Silas Shamon von ihr entfernte und dann gänzlich verschwand. Im Nacken spürte er deutlich den Blick von Gibbs, doch er ignorierte diesen und versuchte, sich wie immer zu verhalten – in der Nähe dieser Frau allerdings für ihn fast schon unmöglich geworden.

„Was hat er dir gegeben?“ „Das hier.“, antwortete Ziva und reichte Tony den Zettel. Dieser entfaltete ihn und las ihn sich durch. „Was … soll das?“, fragte er leise, sah Ziva fragend an. Teils war der Zettel auf Hebräisch beschrieben, teils auf Englisch, so dass er nicht alles verstand. Ziva hingegen hatte keinerlei Probleme damit.

„Sie haben Fearne.“, erklärte sie leise, „Sie ist der Lockvogel, nicht Lisa Moore!“ „Warum ausgerechnet das Mädchen und nicht die Kleine oder die Person, hinter der wir am meisten her sind?“ „Sie müssen mitbekommen haben, dass wir mit ihr in Verbindung stehen und sie sich eine Menge Hintergrundwissen über sie angeeignet hat.“, sagte Ziva ernst, „Demnach meinen sie, dass wir sie noch brauchen würden, um sie zu finden.“ „Wenn wir erfahren würden, dass sie sie haben.“, warf Tony ein, „Immerhin dürften sie unsere Verbindung zu … zu ihm nicht kennen.“ „Er hätte es angedeutet.“, versicherte Ziva ihm.

„DiNozzo, David.“ Gibbs sprach leise aber ernst und klang, als wolle er sie aus ihrer Starre erwecken. „Macht euch auf dem Weg zu dem Ort, an dem sie festgehalten wird. Ihr werdet doch einen Ansatzpunkt haben.“ „Haben wir.“, gab Ziva die Antwort, sah dabei Tony an, damit es so aussah, als würde sie mit ihm reden und nicht mit jemanden durch ein verstecktes Mikrofon, „Es ist eine Lagerhalle ganz in der Nähe, aber dennoch abgelegen.“ „Steht es dort?“ „Ja.“, antwortete Tony an Stelle von Ziva, „Das kann sogar ich entziffern … Man, hat der Kerl eine Sauklaue!“ „DiNozzo, viel schlimmer als deine kann sie wohl kaum sein.“, wies Gibbs ihn zurecht und Tony warf ihm einen kurzen Blick zu, „Und nun geht.“ Beide, Tony und Ziva, nickten und begaben sich auf den Weg zu der Lagerhalle, die ihr Ziel war … und noch so einiges mehr.
 

„Ich wusste es! Ich wusste es!“, fluchte Tony, als sie vor einer verschlossenen Lagerhalle standen. „Sei leise!“, fauchte Ziva, „Dadurch wird es nicht besser, sondern nur schlimmer … !“ Sie holte etwas aus ihrer Hosentasche und machte sich damit am Schloss zu schaffen, während Tony ihr dabei zusah und sich ein Kommentar nicht verkneifen konnte: „Du kannst wohl überall einbrechen … !“ Ziva überging dieses Kommentar gekonnt und ein leises Klicken verriet ihr, dass sie das Schloss geöffnet hatte.

„Wir gehen rein.“, sagte Ziva leise, zückte ihre Waffe. „Ich komme in einigem Abstand nach.“, antwortete Gibbs und keiner seiner beiden Leute musste sich umdrehen, um erkennen zu können, dass auch er bereits seine Waffe gezogen hatte. Ebenso hatte Tony seine gezogen, wirkte allerdings weiterhin nervös.

„Bereit?“, fragte Ziva ihren Partner leise, warf ihm einen kurzen Blick zu. Tony sagte nichts, sondern nickte nur. Das war für Ziva das Startzeichen für das Betreten der Lagerhalle und Tony folgte ihr sofort auf dem Fuß.
 

Die Lagerhalle an sich erschien von Innen noch größer als von Außen. Überall standen Holz- und Metallcontainer herum, ein an der Decke befestigter und zugleich fahrbarer Kran hielt einen Metallcontainer in seinem eisernen Griff. Am anderen Ende der Lagerhalle befand sich eine metallene Treppe, die anscheinend zu einem Büro oder einer Mitarbeiterkabine führte. Man konnte vom Eingang aus zwei Fenster dort oben ausmachen, die daraufhin wiesen.

Ziva nickte Tony nur kurz zu, sie musste keine großen Gesten machen oder irgendetwas sagen, Tony verstand sie auch so ohne weiteres. Deshalb ging er auch im selben Moment vorwärts, die Waffe schussbereit, wie sie vorwärts ging. Beide behielten ihre Umgebung genau im Auge und lauschten jedem Geräusch, wenn es nicht von ihnen kam, doch das einzige, was beide vernehmen konnten, waren ihre Schritte.

Sie hatten ungefähr die Hälfte der Lagerhalle durchschritten, als ein knarrendes Geräusch die beiden innehalten ließ. Während Tony sich umblickte, wanderte Zivas Blick zielsicher nach oben zu dem Kran. Dieser hatte sich minimal auf sie zu bewegt, doch Ziva war diese Bewegung nicht entgangen. Deshalb warf sie Tony auch einen Blick zu, bedeutete ihm, dass er nach oben schauen sollte.

„Sie wissen, was wir wollen.“, murmelte Ziva leise, „Sieh dort vorne … der breite Gang wird durch eine Reihe von Containern in zwei Wege unterteilt und beide scheinen Biegungen in sich zu haben.“ Tony nickte. Zustimmend flüsterte er: „Hieße, wir müssten uns trennen. Das ist genau ihr Plan.“ Es war an Ziva, zu nicken.

„Was mich mehr beunruhigt als die beiden Wege, ist die Tatsache, dass der Kran gesteuert wird. Er scheint im Moment auch gesteuert zu werden.“, erklärte sie Tony leise, „Das hieße, egal wohin wir uns bewegen, der Kran mit dem Metallcontainer könnte immer über uns sein und unser Ende bedeuten.“ Er nickte, setzte zu einem Scherz an, biss sich dann aber auf die Zunge, um ihn nicht laut auszusprechen.

„Wir sollten uns dennoch trennen.“, meinte er schließlich, „Uns passiert schon nichts. Wir müssen immerhin ein kleines und ein großes Mädchen retten.“ „Tony, ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache.“ „Ganz ruhig.“, versuchte er, seine Partnerin zu beruhigen, „Du weißt, dass da noch jemand ist und auf uns aufpasst.“ Sie nickte. „Na gut.“, sagte sie schließlich, „Wir bleiben in Kontakt.“ „Klar.“, versicherte er, dann nahm er den linken Weg, während sie in den rechten Gang ging.

„DiNozzo, David! Was tut ihr da?“ Beide konnten Gibbs' Stimme hören. „Bleib bei Ziva.“, bat Tony, doch Ziva widersprach ihm: „Ich kann auf mich aufpassen. Folg' bitte Tony, Gibbs.“ Gibbs reagierte nicht, doch als sich die beiden trennten, folgte er Tony.

Der Kran folgte Ziva, die nun alleine in ihrem Gang vorwärts ging. Sie hörte das Geräusch des ihr folgenden Krans über sich, doch sie versuchte, es so gut wie möglich zu ignorieren, auch wenn sie ein schlechtes Gefühl überkam. Der Kran und die von ihm ausgehende Gefahr mussten hinten anstehen, Vorrang hatte die Rettung von Fearne Lyall, Lisa Moore und Lenna MacDonald, dann erst durfte der Krank kommen.

Zivas Gang bog nach rechts ab, dann ging er ein Stück gerade aus, bog nach links und kurz darauf wieder nach links und schließlich nach rechts, so dass sie schon bald wieder auf ihrer alten Spur war, nur ein kleines Stück weiter vorne. Genau vor ihr war der Weg von einem Container versperrt und auch zur Seite ging es nicht. Dennoch trat sie einen Schritt vor, nur im nächsten Moment inne-zuhalten und nach oben zu blicken.

Der Krank gab ein Geräusch von sich, sein fester Griff löste sich von dem Metallcontainer, der in raschem Tempo genau auf Ziva zusteuerte. Diese erblickte die Gefahr …
 

„Was war das?!“ Tony klang entsetzt und besorgt zugleich. Wohl hatte er mitbekommen, dass der Kran seiner Partnerin folgte und dieser Fakt hatte ihn beunruhigt, doch er hatte, wie Ziva es selbst auch getan hatte, die Rettung der Mädchen und Frauen nach vorne gestellt und als wichtiger eingestuft. Doch das Geräusch gerade, dass er vernommen hatte … Es war alles andere als gut gewesen.

Sein Blick schweifte zu dem Kran an der Decke, nur um zu sehen, dass der Container nicht mehr in dessen Griff war. Ein schlechtes Gefühl machte sich in ihm breit, während er versuchte, mit Ziva Kontakt aufzunehmen, die allerdings nicht antwortete. An Gibbs dachte er in diesem Moment nicht, der ebenfalls erkannt hatte, was geschehen war.

„Da haben wir ihn ja.“ Tony fuhr herum, sein Blick hatte noch immer auf dem Kran zu seiner Rechten geruht, und blickte in die Gesichter Nora Hildebrandts und Daniel Hermanns. „Dann können wir ja beenden, was wir zuvor noch nicht haben beenden können.“, fuhr Lisa fort und grinste Tony siegessicher an, „Denn jetzt wird deine kleine Israeli nicht mehr zur Hilfe kommen können.“

Tony richtete seine Waffe auf beide, die ebenfalls Pistolen in den Händen hielten, und knurrte: „Dieses Mal lasse ich nicht so übel mit mir umspringen!“ „Das wollen wir ja mal sehen.“ „Reiz ihn nicht so, Nora.“, wies Daniel sie an, „Er ist verärgert genug wegen seiner Freundin.“ „Haltet den Mund, alle beide!“, fauchte Tony, „Ich kann euch erschießen!“ „Dann tu es doch.“, meinte Nora ruhig und herausfordernd, „Du hast nicht genug Mumm.“ „Na warte … “, murmelte Tony und wollte den Abzug drücken, als ihn etwas am Handgelenk traf und ihm seine Waffe aus der Hand schleuderte.

„Was zum … ?“, fragte Tony verwirrt und bevor er auch nur reagieren konnte, lag er selbst auch am Boden, niedergestreckt durch einen gezielten Schlag ins Gesicht. Sein Angreifer, Daniel Hermann, legte die Mündung seiner Pistole auf Tonys Brust und meinte: „Nicht dastehen und reden, sondern aufpassen, was die Angreifer tun.“

Ein Schuss ertönte und Daniel wich mit weißem Gesicht zurück, presste sich die Hand mit der Waffe gegen die Schulter und verzog schmerzerfüllt das Gesicht, während Tony sich aufrappelte und langsam umdrehe, um zu sehen, was geschehen war.

„Selbiges gilt für euch.“, sagte Gibbs kühl, die Waffe in der Hand, noch immer auf Daniel gerichtet. „B-Boss!“ Gibbs überging Tonys Worte. „Ach ja, alter Mann?!“, fauchte Nora, warf Daniel einen kurzen Blick zu, „Bist du dir da ganz sicher?“ Gibbs nickte, richtete seine Waffe auf Nora. Diese sah ihn ernst an, richtete ihre eigene Waffe nun von Tony auf Gibbs.

„Anstelle von einem haben wir zwei.“, sagte sie leise, dann drückte sie ab, doch sie verfehlte ihr Ziel, während Gibbs im selben Moment abdrückte und er hingegen genau sein Ziel traf: Ihr Herz. Sie fiel zu Boden, ihre Waffe fiel geräuschvoll neben sie und Nora zeigte keinerlei Lebenszeichen mehr.

In genau dem Moment trat Daniel Hermann die Flucht an und er lief, so schnell ihn seine Beine trugen – in Sicherheit, wie er vermutete, zu Lisa Moore.

„Was ist mit ihr?“, fragte Tony leise, sah seinen Boss dankbar an und las seine Waffe vom Boden auf, „Geht es Ziva gut?“ Gibbs schüttelte den Kopf. „Das kann doch nicht sein!“ Gibbs sah ihn an, seufzte. „Nicht … “, murmelte Tony. „DiNozzo.“, begann Gibbs schließlich, „Vielleicht wurde auch nur die Verbindung gekappt, vielleicht ist sie auch noch am Leben. Wir werden es erfahren, wenn wir die anderen haben.“

Und damit sorgte er dafür, dass Tony mit ihm weiter nach den anderen suchen ging, nun sich nicht mehr hinter ihm haltend, da seine Anwesenheit schon bekannt war, dadurch, dass Daniel Hermann entkommen war.
 

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*Shema – Vielleicht. | **Masall tow. - Viel Glück.

Filmreif

Ziva sah den Container auf sich zukommen, ihre Muskeln spannten sich an und sie sprang im letzten Moment in Sicherheit, kam ins Straucheln und ging zu Boden, nur wenige Zentimeter von dem Container entfernt, der sie fast erschlagen hätte. Wieder einmal mehr lobte sie ihre Ausbildung.

„Tony.“ Sie sprach leise, aber deutlich. „Gibbs.“ Keine Antwort durch das Funkgerät. „Kann einer mich hören?“ Noch immer keine Antwort, nicht einmal ein Rauschen oder Knistern. Fluchend befreite Ziva sich von der Verkabelung, warf sie neben sich in den Staub auf dem Boden.

„Nun gut … “, sagte sie ernst, ließ ihren Blick durch den entstandenen Raum, in dem sie eingesperrt war, schweifen, „ … ich komme hier auch so raus.“ Ihr Blick blieb an einer Ecke hängen und ein Grinsen trat auf ihr Gesicht. Längst hatte sie beim Erblicken dessen, was sie dort in der Ecke sah, einen Plan zur Flucht entwickelt und langsam ging sie auf die Ecke zu, grinste dabei.

Das war nicht mehr als das, was bei der Ausbildung beim Mossad gelehrt wurde, nicht mehr als eine ganz normale Übung. Die Feinde waren niemand anderes als andere Offiziere, Tony und Gibbs stellten in diesem Moment andere Rekruten dar. Mit diesem Blickwinkel ließ sich die ganze Situation leichter ertragen und schneller ein Plan entwickeln.

Mit festem Griff packte sie eine der Verdickungen an der Kante des einen Containers in der Ecke, in der die Schrauben für die Tür befestigt waren. Mit der anderen packte die sie Verdickung daneben, der andere Container in der Ecke hatte ebenfalls seine dort. Mit den Füßen stellte sie sich auf jeweils eine, dann kletterte sie vorsichtig und doch relativ schnell die Container hoch.
 

Als sie oben angelangt war und sich hochzog, hörte sie den ersten der drei Schüsse. Sie wurde blass, blickte besorgt in die Richtung aus der der Schuss gekommen war und zog sich das letzte Stück hoch, dann stand sie auf und überlegte, ob sie auf den Containern laufen oder zu Boden springen sollte.

Der zweite Schuss ertönte, gefolgt vom sofortigen dritten und beide nahmen Ziva die Entscheidung ab: Sie blieb auf den Containern. Damit war sie vor den Leuten auf dem Boden eventuell besser geschützt, kam schneller zu der Stelle, an der die Schüsse abgefeuert worden waren, und hatte einen besseren Überblick über die Lage.

Mit schnellen aber lautlosen Schritten setzte sie sich in Bewegung. Sie wusste nicht, was sie erwarten würde, hoffte, dass es nicht Tony oder Gibbs getroffen hatte. Die plötzliche Stille ließ sie Schlimmes befürchten. Sehr Schlimmes.
 

Gibbs gab Tony ein Zeichen. Tony nickte, bog nach rechts ab, Gibbs folgte ihm. Tony ließ sich nicht anmerken, wie sehr er um Ziva bangte, doch Gibbs wusste es dennoch. Gibbs wusste fast immer, was seine Untergebenen dachten oder fühlten und in nur ganz seltenen Fällen lag er dabei falsch. Doch was Tony dachte, hatte er bisweilen am häufigsten richtig gewusst.

Wieder gab er Tony ein Zeichen, dieser schlich sich an die Biegung heran, blickte vorsichtig um die Ecke des Containers und schien die Lage zu überprüfen, dann gab er Gibbs mit in die Luft gestrecktem Daumen das Zeichen, dass alles in Ordnung war. Die beiden Agents setzten ihren Weg fort.

„Hermann gehört mir.“, knurrte Tony leise, als er wieder um eine Ecke sah. „Keiner gehört dir.“, widersprach Gibbs, ließ sich auf eine leise Konversation ein, „Lass deine Gefühle aus dem Spiel.“ „Aber … !“, setzte Tony an, doch Gibbs gab ihm eine leichte und dennoch schmerzhafte Kopfnuss. Damit war für Gibbs die Sache beendet.
 

„Nora Hildebrandt.“ Ziva war an der Stelle angelangt, an der kurz zuvor Tony, Gibbs, Nora Hildebrandt und Daniel Hermann gekämpft hatten. Sie war von dem Container gesprungen und kniete nun neben dem Körper der Frau, den Puls abtastend und feststellend, dass sie tot war. „Also sind sie noch am Leben … “, mutmaßte Ziva leise, erhob sich und blickte sich um.

In welche Richtung waren Tony und Gibbs gegangen? War einer verwundet? Wurden sie verfolgt, oder verfolgten sie jemanden? Suchten die beiden sie oder gingen sie weiter nach Plan und Abmachung? Kamen sie gut voran?

„Du suchst deine beiden Kollegen.“ Ziva fuhr herum. Ihr Blick wurde eisig, als sie Asa Salomon vor sich stehen sah, ihn anblickte. „Sie verfolgen Daniel.“ „Was machst du hier?“ „Arbeiten.“, antwortete Asa ruhig, sah sie grinsend an. „Auf welcher Seite stehst du eigentlich?“, fragte Ziva scharf, „Unserer … oder deren?“ „Auf keiner der beiden.“, sagte er, ging langsam auf Ziva zu, die jeder seiner Bewegungen mit den Augen verfolgte, „Ich stehe offiziell unter dem Kommando der Anführerin dieser kleinen Organisation hier … “ Er machte eine Handbewegung, die alles im Lagerhaus umfassen sollte. „ … und ebenso unterstehe ich dem Kommando deines Vaters.“

„Es wird ungemütlich werden.“, fuhr er fort, nachdem er nur wenige Zentimeter von Ziva entfernt stehen geblieben war, die ihn weiterhin eisig ansah und mittlerweile die Luft angehalten hatte, „Wir sind vorbereitet, aber ihr seid es auch. Ihr habt einen aus unseren Reihen umgebracht, und deine beiden Leute halten dich für tot.“ „Es wird sie aber nicht davon abhalten.“

„Es tut mir Leid, Ziva.“ Ihr eisiger Blick wurde fragend. „Ich werde dir nicht helfen können, wenn es soweit ist.“ „Deine Deckung würde auffliegen.“, meinte sie, „Klar.“ Er nickte bestätigend. „Ich werde mich gegen euch wenden.“, fuhr er leise fort, „Aber vielleicht können wir ja mal, wenn all das vorbei ist, wieder etwas trinken gehen. Schon der alten Zeiten wegen.“ „Die vorbei sind.“, wehrte Ziva ab, drehte sich um und sah den Gang entlang, „Du kommst mit solch plumpen Versuchen nicht weit.“ Zunächst langsam ging sie los, dann beschleunigte sie ihre Schritte immer mehr.

„Warte.“, vernahm sie seine Stimme hinter sich, dann konnte sie hören, wie auch er sich in Bewegung setzte, sie einzuholen versuchte und es schließlich schaffte, „Gibst du mir bitte … dein Handy?“ Er hielt seine Hand offen vor sie, blickte sie bittend an. Sie hielt in ihrer Bewegung inne, überlegte. „Wozu?“ „Meine Nummer.“ „Du hast anscheinend noch deine alte.“, erinnerte sie ihn abweisend. „Nein, die, die ich eigentlich nutze.“ „Hast du sie eigentlich noch all-“, begann Ziva, unterbrach sich aber und versuchte ihr plötzlich aufflammendes Temperament wieder zu zügeln, „Tony und Gibbs sind hier … im Lager einer Organisation, die wahrscheinlich weitaus gefährlicher ist als einige andere, die wir schon dingfest gemacht haben. Und du willst mir deine Nummer geben? Danke … ich verzichte.“ „Ziva, ich halte dich auch nicht auf, folge dir auf den Schritt, dann trennen sich unsere Wege wieder.“

„Dir kann man nicht vertrau-“ „Wem kann man nicht vertrauen?“, konterte er, „Erinnere dich mal genau an alles, was du jemals getan hast. Dann an das, was ich getan habe. Nun gut, ich habe meinen Tod vorgetäuscht, aber selbst das war ein Befehl deines Vaters.“ „Es waren auch immer Befehle.“ „Nicht immer, Ziva, nicht immer.“, widersprach er, „Es stimmt, wir verhalten uns, wie es uns beigebracht wurde … doch gerade du … Du bist die, die sich nicht immer nach Plan verhält. Bei dir weiß man weniger, woran man ist, als bei mir. Du weißt, dass ich Undercover bin … du weißt allerdings auch, dass ich dich nicht verraten würde. Zumal … die wissen schon von eurem Aufenthalt hier.“ Sie seufzte.

„Was auch immer das soll.“, gab Ziva schließlich nach, holte ihr Handy hervor und drückte es ihm in die Hand. „Danke.“ Asa machte sich sofort an dem Handy zu schaffen, speicherte seine Nummer, dann reichte er ihr das Handy zurück. Er setzte ein Grinsen auf, deutete nach vorne, dann in einige weitere Richtungen und drehte schließlich auf dem Absatz um und lief davon.

Ziva hatte verstanden: Asa hatte ihr den Weg gezeigt, den Tony und Gibbs wahrscheinlich genommen hatten, wenn sie den richtigen, den zu Lisa Moore, Fearne Lyall und Lenna MacDonald, genommen hatten. Sie lief weiter, beschleunigte ihre Schritte noch einmal und hoffte, rechtzeitig anzukommen.
 

„Halt an.“ Tony reagierte sofort, sah Gibbs fragend an. Dieser schien den Geräuschen der Umgebung zu lauschen. „Uns folgt jemand.“ „Dann halte ich ihn auf.“ Gibbs schüttelte den Kopf. „Doch.“, wollte Tony sich widersetzen, bekam aber zum zweiten Mal in relativ kurzer Zeit eine Kopfnuss. „Boss … “, begann er, begegnete dann allerdings Gibbs gereizten Blick und verstummte.

„DiNozzo, dort lang.“, gab Gibbs Tony leise Kommando, „Und keine Spielereien und Heldentaten.“ Er sah Tony warnend an. „Ja, Boss.“, gab Tony zu verstehen, dass er es ernst meinte. Zudem blickte er kurz um die Ecke, dann setzte er sich in Bewegung und hörte hinter sich die Schritte seines Vorgesetzten, der sich in die entgegengesetzte Richtung bewegte.
 

„Sie haben Nora erwischt.“ Tony stand, gut versteckt von einem Container, in der Nähe von Lisa Moore, Daniel Hermann, der gerade erst angekommen war, den Geiseln und Asa Salomon. „Sie wurde erschossen.“ Tony konnte Daniels Stimme deutlich hören. „Hast du nachgesehen, ob wir sie erwischt haben?“ Eine weibliche Stimme wendete sich an Asa … beziehungsweise an Silas Shamon. „Ich würde es nicht einfach vergessen.“, antwortete dieser, „Natürlich habe ich das.“ „Und?“ Wieder die Frauenstimme und Tony konnte niemanden in seiner Erinnerung finden, zu dem diese Stimme gehörte. „Erwischt.“

Erst da fiel Tony auf, weshalb er eigentlich das Gespräch verstehen konnte: Sie sprachen nicht, wie er vermutet hatte, Deutsch, sondern Englisch. Doch Tony war sich sicher, dass das nicht an Asa lag, denn dieser beherrschte, so nahm er an, sicherlich Deutsch, wie auch Ziva es tat. Oder getan hatte, wie Tony schmerzlich in Gedanken hinzufügte.

„Wo sind die anderen beiden?“, fragte die Frau gereizt. „Ich weiß es nicht.“, antwortete Daniel, „Ich bin weggelaufen.“ „Eine Schande!“, rief die Frau laut aus, „Wir laufen nicht weg!“ „Wenn zwei bewaffnete Männer vom NCIS einem gegenüber stehen und drauf und dran sind, einen zu erschießen, nehme ich die Beine in die Hand. Mir egal, ob du uns hier anführst, Lisa!“, fauchte Daniel. Er klang mittlerweile ebenso gereizt wie die Frau.

„Lisa … “, murmelte Tony leise, „ … doch nicht etwa die Lisa?“

Er überlegte, was er als nächstes tun sollte. Gibbs konnte wer weiß wo sein, seine Anweisungen würden wahrscheinlich der Lage entsprechen, aber zu spät kommen. Und ihm mitzuteilen, wo genau Tony sich befand, würde, egal wie leise er es tat, die Aufmerksamkeit der Leute dort auf sich ziehen.

„Lasst uns frei!“ Das war Fearnes Stimme. „Wir haben nichts getan!“ „Gerade du sagst das?!“ Die Frau klang spöttisch. „Du hast ihnen doch geholfen. Und zudem … du weißt zu viel über uns.“ „'esra … !“, flehte Fearne Asa an, „Na'!“ „Law!“, antwortete Asa ernst und Tony vermutete, was die beiden gesagt hatten. Dabei wunderte er sich allerdings, woher Fearne Hebräisch konnte.

Schließlich nahm Tony all seinen Mut zusammen und überging die Worte seines Vorgesetzten: „NCIS! Hände hoch, Waffen fallen lassen!“ „Der schon wieder … “, knurrte Daniel Hermann, sein Blick glitt zu der Frau neben ihm.

Tony glaube nicht, dass sein Gehirn realisierte, was er dort sah. Lisa Moore stand neben Daniel Hermann, hatte eine Waffe in der Hand und richtete sie auf ihn selbst, Anthony DiNozzo. Neben ihr stand Asa Salomon und hatte ebenfalls eine Waffe in der Hand, richtete sie ebenfalls auf Tony. Die beiden übrigen Geiseln, Fearne Lyall und Lenna MacDonald, waren an einen Stützpfeiler gebunden worden und sahen besorgt und verängstigt aus.

„Ihr habt gehört, was er sagte!“, hörte Tony die Stimme von Gibbs und sein Blick fiel auf eben diesen, der zwischen zwei Containern hervortrat. Sein Gesicht spiegelte den puren Ernst wieder und Tony war froh, dass sein Boss in der Nähe war. „Hände hoch!“, wiederholte Gibbs Tonys Worte, „Waffen fallen lassen!“ Sein Tonfall zeigte, dass er keinen Widerspruch duldete und doch getraute sich Lisa Moore zu widersetzen: Sie richtete ihre Waffe auf Gibbs und drückte ab, der relativ knapp ausweichen konnte.

Diese Aktion ihrer Anführerin animierte auch die beiden anderen zur Aktion. Daniel Hermann zog ebenfalls eine weitere Waffe und schoss – ebenfalls in Richtung Gibbs. Asa hingegen hatte seine Waffe weiterhin auf Tony gerichtet und schien bereit zum Abdrücken zu sein.

„Komm … tu's doch!“, rief Tony ihm zu, die Waffe nun ebenfalls nur noch auf ihn gerichtet, „Und sobald ich dich habe, befreie ich Fearne und das Mädchen.“ „Silas, drück ab!“, rief Lisa laut, die aus den Augenwinkeln die zögernde Reaktion des Israeli gesehen hatte, „Oder trittst du doch noch den Rücktritt an?!“ „Nein!“, fauchte Asa, dann drückte er ab.

Tony wusste nicht, was geschehen war, als nur wenige Zentimeter entfernt von seinem Kopf etwas gegen den Metallcontainer krachte und er von irgendetwas zu Boden gerissen wurde. Ebenso wusste er nicht, ob er durch Glück verfehlt worden war, durch das, was ihn zu Boden gerissen hatte, oder weil Asa absichtlich daneben geschossen hatte.

„Was zum … ?“, brachte Tony hervor, setzte sich auf und sah, wie die Person, die ihn zu Boden gerissen hatte, aufstand. Und ein weiteres Mal wollte er nicht glauben, was er sah: Seine Partnerin stand vor ihm, die Waffe gezückt und sie auf Asa und die anderen gerichtet.

„Ich dachte, sie sei tot!“, schrie Lisa los. Sie hatte sich mittlerweile, ebenso wie Daniel, in Sicherheit vor Gibbs' Schüssen gebracht. Dieser stand ebenfalls gut geschützt in der Nähe und visierte Lisa Moore an, die er jedoch nur minimal sehen konnte. „War sie ja auch!“, verteidigte Asa sich, versuchte überzeugend zu klingen. „Guter Versuch … “, murmelte Tony, als er sich ebenfalls aufrappelte, „ … aber miese Schauspielerei.“ Ziva warf Tony keinen Blick zu, doch sie zischte leise: „Er hat mir den Weg gezeigt, also sei nicht so … !“ Weitere Schüsse ertönten und Ziva brachte sich und Tony hinter dem Metallcontainer in Sicherheit.
 

„Solange wir nicht wieder in einem sind … “, murmelte Tony, die Waffe noch schussbereit in der Hand haltend, während Ziva die Lage von ihrem Posten aus überprüfte. „Vergiss, was wir zusammen erlebt haben.“, sagte Ziva leise, „Das hier und jetzt gilt nur noch.“ Er warf ihr einen fragenden Blick zu. „Wir müssen die beiden Mädchen befreien und die anderen dingfest machen.“, fuhr sie fort, „Lisa Moore ist besser in Aktion, als ich dachte.“ „Als du dachtest … ?“, hakte Tony verwundert nach. „Sie erwartet ein Kind, Tony.“, erinnerte Ziva ihn, „Sie ist reaktionsschnell und relativ beweglich für den Stand der Dinge bei ihr.“ Tony nickte nachdenklich. Weitere Schüsse ertönten und beide zogen instinktiv den Kopf ein.

„Tony, das könnte klappen.“, begann Ziva, als die Schüsse wieder verebbt waren, „Gib mir Rückendeckung!“ Und bevor Tony überhaupt irgendetwas sagen konnte, verließ Ziva die schützende Rückseite des Containers, ließ damit all ihre Deckung fallen, bis sie hinter dem nächsten war. „Das ist doch verrückt … “, murmelte Tony, als Ziva selbiges wiederholte und sich Container um Container den beiden Mädchen näherte.

Tony wagte es kaum, den Blick von Ziva zu nehmen, und dennoch tat er es einmal kurz, nur um eine Geste mit der Hand von Gibbs zu sehen. Er nickte, biss die Zähne fest aufeinander, umfasste den Griff seiner Waffe noch fester und gab sich zeitgleich mit Gibbs – und auch Ziva bei den beiden Mädchen – aller Deckung frei und offen für die drei „Feinde“.

Das Feuer wurde sofort wieder eröffnet, Gibbs und Tony erwiderten es, während sie die nächste Deckung suchten und einnahmen. Ihr kurzes Manöver hatte die Aufmerksamkeit von Ziva und den Mädchen auf sie gerichtet und Ziva hatte in dieser kurzen Zeit die Fesseln der Mädchen mit ihrem Messer durchtrennen und die Mädchen hinter den nächst besten Container ziehen können.

„Geht denen nicht mal die Munition aus?“, fragte Tony seufzend Gibbs, der mit ihm zusammen die selbe Deckung nutzte. Gibbs schien nicht antworten zu wollen, denn er sah sich nach der nächsten guten Position um. „Wenn das so weitergeht … “, murmelte Tony, richtete seinen Blick auf den Container hinter dem Ziva mit den Mädchen war und musste entsetzt mit ansehen, wie Asa sich diesem mit erhobener Waffe immer mehr näherte.

Tony drückte ab, wollte den Offizier vom Mossad von seinem Plan abbringen, ihn stoppen und aufhalten, doch der erwünschte Erfolg kam nicht, der Schuss blieb aus und er konnte förmlich den bösen Blick von Gibbs Seite aus auf sich liegen spüren.

„Verdammt!“, fluchte Tony, „In den Filmen passiert so etwas nie oder sie haben immer Munition bei sich!“ „Das ist kein Film, DiNozzo!“, fauchte Gibbs, schüttelte den Kopf. „Wir müssen sie warnen!“ „Sie wird richtig reagieren.“, sagte Gibbs ernst, „Und frühzeitig.“ „Das endet nicht gut … “, murrte Tony, fing sich die dritte und stärkste Kopfnuss ein.

„Boss, kannst du nicht … ?“, begann Tony hoffnungsvoll, doch der kühle Blick seines Vorgesetzten brachte ihn sofort wieder zum Schweigen. Er seufzte, sah mit an, wie sich Asa dem Container immer mehr näherte und fasste einen Entschluss: „Ich weiß, ich bin nicht immer dein bester Agent gewesen … “ Er blickte Gibbs kurz an, dann erhob er sich und ging um den Container herum, frei für all die anderen sichtbar.

„Was macht der Idiot da?!“ Auch Ziva hatte mitbekommen, was Tony dort trieb. „Bring die Kleine in Sicherheit.“, bat Ziva Fearne, den Blick nicht vom Geschehen nehmend, „Pass auf sie auf.“ Fearne sah Ziva unsicher an, diese nickte und schließlich nahm Fearne die Hand von Lenna und erklärte dieser schnell und leise auf Englisch, was sie nun als nächstes tun würden. Ziva hingegen fragte sich, warum noch nicht geschossen war und begab sich ebenfalls aus ihrer Deckung heraus, die Waffe zum Schuss bereit.

Kaum dass Ziva aus ihrer Deckung heraus war, ging alles sehr schnell: Fearne und Lenna rannten davon in Richtung Sicherheit, Lisa und Daniel eröffneten das Feuer auf Tony, Gibbs, der ebenfalls seine Deckung aufgegeben hatte, und Ziva, während Asa Ziva wieder in Deckung bringen wollte. Diese widersetzte sich aber und lief auf Tony zu, die Schüsse erwidernd. Dabei hörte sie genau, wie Lisa Asa laut Anweisungen gab, nun endlich auch zu schießen und sie sah aus den Augenwinkeln, wie dieser mit sich kämpfte. Alles, was sie dann noch mitbekam war, dass er die Waffe auf sie richtete, tief Luft nahm und dann schoss. Sie ging zu Boden, riss Tony mit, der sich erschrocken von ihr befreite und ihre Waffe nahm, um nun ebenfalls das Feuer zu erwidern.

In dieser Zeit hatte Gibbs es geschafft Daniel tödlich zu verwunden und nun war er dabei Lisas Feuer zu erwidern. Er wusste, dass er nicht mehr genug Munition haben würde, um einen langen Schusswechsel durchzuhalten, und als Tony ihm nun zur Seite stand, war er sich sicher, dass sie es doch irgendwie schaffen würden. Dabei merkte er, dass Tony nicht ganz bei der Sache war, denn sein Blick glitt immer wieder hinüber zu Ziva, die sich die linke Schulter mit der rechten Hand hielt und langsam aufzurichten versuchte.

„Silas! Jetzt feuer nicht nur einen Schuss ab, sondern tu was!“, befahl Lisa Asa, der ebenfalls wieder in Deckung gegangen war und sich ihr zu nähern versuchte, „Los jetzt!“ „Oh nein … “, sagte Asa ruhig und laut, „ … wenn hier jemand stirbt, dann nur du.“

Im selben Moment konnten alle Anwesenden lautes Fußgetrappel vernehmen und ein weiterer Schuss ertönte. Als dieser verklungen war, traten fünf Personen aus den Schatten zwischen den Containern hervor, allesamt bewaffnet und ihre Waffen auf den Container richtend, hinter dem Lisa und Asa standen und hinter dem Asa nun mit erhobenen Händen und der Waffe wieder an dem Platz, wo sie gehörte, gesteckt hervortrat. Von Lisa Moore war nichts zu sehen.

Gibbs ließ seine Waffe langsam sinken, als er erkannte, wer die fünf nun hinzu gestoßenen Personen waren. Neben ihm ließ Tony ebenfalls die Waffe sinken und als Gibbs kaum merklich nickte, entspannte Tony sich etwas und lief zu Ziva hinüber, die wieder zu Boden gegangen war und nach Luft schnappte.

„Lisa Moore liegt dort.“, sagte Asa laut auf Englisch, so dass es jeder hören und verstehen konnte, „Sie wird keinen Schaden mehr anrichten.“ Zwei der Personen liefen sofort zu dem Container und konnten seine Worte bestätigen. Gibbs stand dort, sah Asa an, sah dann zu seinen Untergebenen und dann zu der Frau, die sich ihm näherte und die er fast sofort erkannte.

„Special Agent Gibbs.“, sagte die Frau in fast tadellosem Englisch, „Wir sind froh, noch rechtzeitig gekommen zu sein.“ Gibbs nickte. „Officer Redstin hat drei unserer besten hier in Deutschland postierten Offiziere zusammengeholt, um dem hier gerecht werden zu können.“ „Woher?“, fragte Gibbs. „Alles zu seiner Seit.“, antwortete Officer Redstin, der nun ebenfalls hinzugekommen war, „Wir müssen die Verletzten versorgen.“ Und damit sah er zu Tony, der neben Ziva kniete, ein besorgtes Gesicht machte und nach Hilfe rief.

Zurückgekehrt

Shalom Leser~ (ich will sowas auch mal sagen dürfen)

Das ist das vorletzte Kapitel von Haunted by the Past (yep, definitiv). Sobald das letzte Kapitel hochgeladen wird, versende ich eine Rund-Ens an alle, die diese Ff in ihren Favoriten haben.

Jetzt zu meinem eigentlichen Anliegen:

Ich spiele mit dem Gedanken noch eine NCIS Ff zu schreiben, doch der Gegengedanke dazu ist, dass ich schon so viele andere Sachen schreibe. Daher wollte ich lieber eure Meinung wissen ... also, was ihr sagen würdet. Ich meine, ich werde sonst sicherlich meine OS-Sammlung überfluten ... nyah. (Btw. wenn, dann nach Season 5 - also ohne Jenny - oder noch vor dem Finale der Staffel?)

Ouh und eine 2te Sache:

Ja und in diesem Sinne dann ... ehm ... Semper Fidelis und Memento Mori (ich mag Abbys Pulli aus Season 1 einfach),

BouhGorgonzola
 

Als Ziva zu sich kam, wusste sie zunächst nicht, wo sie sich befand. Um sie herum war alles in weiß gehalten, abgesehen von einem grünen Streifen, der sich weiter oben an der Wand durch den gesamten Raum zog. Links von ihr war ein großes Fenster mit hellgelben Vorhängen und rechts von ihr war ein großer, ebenfalls weißer Schrank. Sie selbst lag in einem Bett, dass einem Krankenhausbett sehr nahe kam.

„Ah, Miss David. Sie sind also wach. Das ist gut.“ Ziva drehte den Kopf, sah einen älteren Mann im Arztkittel neben sich und dem Bett stehen, der etwas auf einem Zettel auf seinem Klemmbrett notierte. „Sie sollten Ihren linken Arm in nächster Zeit nicht so sehr belasten.“, redete der Mann weiter auf Ziva ein, blieb dabei aber ruhig und freundlich, „Es war ein glatter Durchschuss. Sie haben Glück gehabt, dass man Ihre Schulter so schnell versorgen konnte.“ „Glatter … Durchschuss?“, fragte Ziva verwirrt, versuchte sich zu erinnern, doch alles lag wie in Dunst. „Seien Sie unbesorgt, die Erinnerungen kehren wieder, sobald Sie sich erholt haben.“, meinte der Mann, „Ihre Freunde und Kollegen warten schon auf Sie.“

Ziva blickte den Arzt nachdenklich an, dann nickte sie und stand langsam auf. Der Arzt beobachtete dabei jede kleine Bewegung von ihr, schrieb jedoch weiterhin Notizen auf seinem Klemmbrett. Anscheinend wollte er wirklich sichergehen, ob seine Entscheidung die richtige war und ob Ziva es schaffen würde, doch sie ließ sich keinen Schmerz ansehen und ließ keine Fehler in der Bewegung bei sich zu, wobei sie allerdings ihren Arm, wie der Arzt gesagt hatte, kaum belastete, um dem Arzt eine Art Gefallen zu tun.

„Nun gut … “, sagte der Arzt schließlich, „Hier sind Ihre Sachen. Ich hoffe, dass Sie beachten, was ich Ihnen sagte.“ Er riss einen Zettel von dem Blatt an seinem Klemmbrett und reichte es Ziva, die es entgegen nahm. „Das ist ein Rezept. Lösen Sie es bitte bei der Medikamentenausgabe ein und nehmen Sie es, wie es Ihnen erklärt wird.“, erklärte der Arzt ihr, „Dann lasse ich Sie jetzt alleine, damit Sie sich umziehen können. Ich vermute, Sie wollen auch die anderen sehen.“ Ziva nickte. „Dann hoffe ich, dass wir uns unter besseren Bedingungen wiedersehen werden.“, sagte der Arzt und öffnete die Tür. „Danke.“, sagte Ziva, dann war der Arzt verschwunden.
 

Nachdem Ziva sich umgezogen und ihre Sachen eingesteckt hatte, ging sie zur Medikamentenausgabe und ließ sich das Rezept eintauschen. Ihr wurde erklärt, wie sie das Medikament einzunehmen hatte und und ihr wurde gute Besserung gewünscht, als sie sich umdrehte und wieder davon ging um das Krankenhaus endgültig zu verlassen.
 

Unten in der Eingangshalle herrschte reges Treiben. Einige Besucher saßen dort mit ihren Verwandten, die Patienten des Krankenhauses waren, und unterhielten sich, andere kamen, wieder andere gingen. An der Anmeldung standen vier Leute, die vorderste Person, ein Mann, erkundigte sich nach dem Zimmer seiner Frau, die anscheinend erst vor wenigen Stunden eingeliefert worden war. Und zwischen all den Leuten standen drei der Menschen, die Ziva sofort erkannt hatte und die auch Ziva sofort entdeckten.

„Ziva!“ Tony kam ihr entgegen, ein erfreutes und erleichtertes Gesicht machend. Ziva ging auf ihn und die anderen beiden zu, konnte sich ein glückliches Lächeln nicht verkneifen. „Es scheint dir wieder besser zu gehen.“, sagte Gibbs, sah ebenso erleichtert aus, zeigte es aber nicht so deutlich wie Tony. „Ja.“, bestätigte Ziva.

Gibbs sah nicht verletzt aus und auch nicht sehr erschöpft. Tony hingegen war an seinem Arm mit Verband versorgt worden, wie Ziva dank seines T-Shirts erkennen konnte. Die Frau bei ihnen sah ebenfalls unverletzt aus und als Zivas Blick den ihrigen kreuzte, begann sie zu grinsen.

„Shalom Ziva.“, sagte die Frau, „Du siehst im Angesicht dieser Umstände gut aus.“ „Danke, Lilith.“, meinte Ziva, sah die Frau an und dann wieder die beiden anderen. „Ich … was genau ist geschehen?“, fragte sie alle Anwesenden. „Wir sollten zurück ins Hotel gehen.“, schlug Gibbs vor, „Es könnte ein langes Gespräch werden und unser Flug geht schon bald.“ Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden, so dass die vier sich auf zum Hotel machten.
 

„Was ist geschehen, nachdem ich wieder zu Boden gegangen war?“, fragte Ziva, kaum waren sie in dem Hotelzimmer von Tony und ihr. Lilith, Gibbs, Tony und sie hatten sich alle auf das Sofa und die Sessel fallen lassen und sahen sich an. „Gibbs hat Daniel Hermann erwischt, so dass nur noch zwei übrig waren.“, begann Tony ihr zu berichten, „Salomon hat sich Lisa Moore genähert, während sie ihn dazu bringen wollte, auch endlich etwas zu tun. Hat er auch … er hat sie erschossen.“ Gibbs nickte bestätigend. „In dem Moment kamen wir … und da war eigentlich alles vorbei.“, fügte Lilith hinzu.

„Wieso kamt ihr eigentlich?“, fragte Ziva verwundert, „Es war eine Aktion des NCIS' … na ja … eher von dreien dieser Behörde.“ „Wir bekamen eine Nachricht.“, antwortete Lilith, während Tony und Gibbs sich zurück lehnten. Anscheinend kannten sie diesen Teil des Geschehens auch schon. „Asa schickte uns von deinem Handy eine Nachricht und die Koordinaten.“, erzählte Lilith, „Wir wussten schon länger, dass ihr auf der Spur von ihnen hier in Deutschland wart, aber dass ihr schon so schnell in Aktion treten würdet, haben wir nicht geahnt.“ „Von meinem Handy … ?“, murmelte Ziva nachdenklich, dann hellte sich ihr Gesicht auf, „Ich weiß schon wann!“ Nun sahen Gibbs und Tony auch neugieriger aus als zuvor. „Er wollte mein Handy, weil er seine Nummer speichern wollte … “ Lilith nickte.

„Sagtest du, er habe Lisa Moore erschossen?“, hakte Ziva nach. Tony nickte. „Dann sind die drei Deutschen und sie also tot.“, murmelte Ziva. „Das vermeintliche Opfer war der Anführer.“, seufzte Tony, „Dazu hat sie viel angestellt.“ „Doch warum? Wofür das ganze? Sie hat ihren Freund und den Vater ihres ungeborenen Kindes ermordet, hat sich selbst so schlimm zurichten lassen und dann die inszenierte Entführung … und diese Jagd nach mir.“, erkundigte Ziva sich, „Weiß man die Beweggründe?“ Die drei anderen warfen sich einen kurzen Blick zu, dann standen Gibbs und Lilith auf und verließen den Raum.

„Was … was hat das zu bedeuten?“, fragte Ziva verwundert, „Wieso … ? Wieso gehen die jetzt?“ „Ziva.“, begann Tony ruhig, „Lisa Moore hat all das getan, weil sie eifersüchtig war und weil sie nicht ertragen konnte, was Jimmy Lee Cheston ihr hat antun wollen. Sie wollte den Grund für all das aus der Welt schaffen – dich.“ „Mich?“ Sie blickte Tony ungläubig an.

„Cheston hatte sich anscheinend in dich verliebt durch die kleinen Dinge, die euch bei der Arbeit über den Weg gelaufen sind.“, antwortete Tony leise, „Er hatte vor, sich von Lisa zu trennen, nicht nur, weil er dich liebte. Du warst der Hauptgrund für die Trennung von ihr, die er plante. Er war bereit, diesen Weg zu gehen, doch Lisa wollte das nicht ertragen und akzeptieren.“ „Und nur deshalb … ?“

„Sie spionierte dir nach.“, fuhr Tony fort, „Und sie traf auf die drei Deutschen und die Organisation. Zudem erkannte sie, dass du ein schwerer Gegner werden würdest, als sie zunächst annahm. Du würdest vom NCIS und vom Mossad geschützt werden, doch sie hatte den Plan aus Rache und Eifersucht gefasst und war zu allem entschlossen. Wenn nicht sie Cheston kriegen sollte, dann auch du nicht und das war der Auslöser für seinen Tod. Deiner sollte dann aus Trauer und Hass folgen.“ Ziva schüttelte ungläubig den Kopf.

Das klang doch alles so verrückt! Aus den menschlichsten und einfachsten Beweggründen brachte eine Frau jemanden um? Das war nicht unmöglich, aber dennoch war es verrückt und nicht normal. Warum sollte man so etwas tun? Ziva wollte das nicht verstehen.

„Er starb, weil er sein Leben gehen wollte.“, meinte Tony, „All das andere, was danach folgte, waren die Schritte, die sie brauchte, um dich in ihre Finger zu bekommen. Sie wollte dich, niemand anderen. Ihre Halbschwester, Fearne … all das waren Schritte, die dich ihr näher brachten.“ Seufzend schloss Ziva kurz die Augen. Sie musste alles in ihrem Kopf ordnen und verarbeiten.

„Was sollen wir ihrer Familie mitteilen?“, fragte Ziva leise. „Gibbs wollte das übernehmen.“, meinte Tony, lächelte sie aufmunternd an, „Und jetzt sollten wir unsere Sachen nehmen und los. Gibbs hat seine auch schon und ich weiß, dass er los zum Flughafen will. Deutschland war einen Besuch wert, aber mein Land ist es vorerst nicht … “ Ziva nickte und beide erhoben sich.
 

„Wir landen in einer Stunde.“

Ziva hatte die meiste Zeit des Fluges geschlafen, während Tony neben ihr auf sie aufgepasst hatte. Gibbs hatte gelesen, was Tony verwundert beobachtet hatte. Man entdeckte immer neue Seiten an seinem Vorgesetzten! … doch letzten Endes war auch Gibbs eingeschlafen.

„Was ist aus Asa geworden?“, fragte Ziva leise, blickte Tony fragend an. „Kaum war alles geklärt, tauchte er auch schon wieder unter. Die restlichen Mitglieder dieser Organisation, allerdings dieser anderen Verbindungen mit Drogen und so, werden es wohl auf ihn abgesehen haben, aber Lilith und Redstin betonten, dass er wisse, was er zu tun habe und worauf er sich eingelassen habe.“

„Ziva, kann ich dich etwas fragen?“ Sie richtete ihren Blick, den sie wieder auf den Sitz vor sich gerichtet hatte, auf ihren Partner neben ihr und nickte. Er öffnete den Mund, wollte seine Frage stellen, doch sie kam ihm zuvor: „Soweit ich weiß, hast du noch alle drei Fragen frei. Langsam solltest du Gebrauch davon machen.“ Er nickte, seine Frage stand fest und das war auch ein Abzug einer der drei Fragen wert.

„Du hattest versprochen, mir meine Frage zu einem anderen Zeitpunkt zu beantworten.“, begann er seine Frage zu stellen, „Warum hast du dich über jegliche aufgeschriebenen und errichteten Regeln und Grenzen hinweg? Warum hast du das getan?“ Ziva sah Tony an. Mit dieser Frage hatte sie so schnell nicht gerechnet und doch nickte sie und zeigte, dass sie seine Frage wahrgenommen hatte. „Ich verschiebe diese Antwort auf einen späteren Zeitpunkt.“, antwortete sie leise, „Doch ich kann dir sagen, du wirst sie schneller beantwortet bekommen, als du überhaupt damit rechnen kannst.“ Damit gab Tony sich für den Moment zufrieden.
 

Eine Stunde später waren sie gelandet, hatten an dem Gepäckband ihr Gepäck entgegengenommen und gingen nun in die große Halle des Flughafens, in der sie von den anderen Mitgliedern des Teams schon erwartet wurden. Die Direktorin war froh darüber, dass es Gibbs, Tony und Ziva gut ging, Abby wollte gar nicht von Gibbs ablassen und McGee musste sich sofort einige Sprüche von Tony anhören. Ducky hingegen begrüßte alle auf seine normale, lang andauernde Art und fragte Ziva dann über die Veränderungen des Landes aus, sowie über die Behandlung der Ärzte im Krankenhaus, denn wie auch die anderen des Teams war er darüber informiert worden, dass sie – mal wieder – im Krankenhaus gelegen hatte.

Letzten Endes wurde keinem der dreien ein bisschen Zeit zur Ruhe gelassen und sie alle mussten mit zum Wohnsitz der Direktorin, denn dort sollte eine Art Feier für die Rückkehr der drei und für den Abschluss der Ermittlungen stattfinden. Die drei wurden auf die Wagen verteilt und bekamen keine Gelegenheit, ihre Sachen auch nur irgendwie bei sich in der Wohnung abstellen zu dürfen.
 

„Auf den gelungenen Abschluss der Ermittlungen!“ „Auf den Abschluss!“ „Und darauf, dass unsere liebe Ziva vermutlich keinen Verfolger mehr hat, der sie umbringen will.“, ergänzte Ducky und alle Anwesenden brachen in Gelächter aus. Sie stießen alle an, redeten und tranken ihre Getränke, aßen das Essen, dass man hatte kommen lassen und ließen es sich gut gehen. Dabei wirkte Ziva nach außen hin für die anderen fröhlich und aufgeschlossen, doch im Grunde warf sie häufige Blicke auf das Displays ihres Handys und hielt sich soweit aus den Gesprächen heraus, wie es eben ging und sie nicht auffiel. Dennoch bemerkte Tony dieses.

„Hey, alles in Ordnung?“, fragte er leise. Ziva nickte. „Irgendetwas bedrückt dich doch.“, sprach er weiter. „Tony, es ist nichts.“, widersprach sie ihm, „Wir sollten feiern und froh über alles sein.“ „Dennoch stimmt etwas nicht mit di-“ „Hat Tony euch eigentlich von der Beschattung der Deutschen berichtet?“, unterbrach Ziva ihn laut und warf ihm einen kurzen, warnenden Blick zu, „Das war definitiv ein Höhepunkt von allen Beschattungen, die er jemals durchgeführt hat.“ Und damit gab man Tony keine Zeit mehr, sich näher mit Ziva zu befassen, denn schon wollten die anderen wissen, was geschehen war und bestürmten ihn mit Fragen, während er berichten musste, wie er sich über die Länge des Einkaufs und alles andere aufgeregt hatte.
 

„Ziva, weißt du schon, bei wem du mitfährst?“ Die einige Gäste hatten sich bereits verabschiedet und waren nach hause gefahren. Nur noch Director Shepard, deren Haus es ja war, McGee, Tony und sie selbst waren dort, Gibbs war mit Ducky bereits gefahren, ebenso hatte Abby sich schon verabschiedet. „Nein.“, antwortete Ziva, sah McGee an, „Ich wollte eigentlich zu Fuß gehen.“ „Ist es nicht ein bisschen zu weit? Um diese Uhrzeit, meine ich … “ „McGee, ich kann auf mich aufpassen. Entführen wird mich so schnell keiner.“ „Haben wir ja gesehen.“, seufzte McGee.

„Ach, Bambino?“, mischte Tony sich ein, „Was läuft da eigentlich wieder zwischen Abby und dir?“ McGee schnappte nach Luft, als Tony ihm diese Frage stellte. Er wurde rot, wendete den Blick ab und suchte nach einer Ausrede. Das fiel natürlich Tony und Ziva auf, die Direktorin war in dem Moment damit beschäftigt, den dreien ihre Jacken zu holen, und bekam es demnach nicht mit. „Du konntest den Blick kaum von ihr nehmen und sie begann jedes Mal zu grinsen, wenn sie dich sah.“, hakte Tony weiter nach, „Also, Bambino?“ „Ich … also … “ „Ich kann Abby morgen auch fragen.“, fuhr Tony weiter fort, das Grinsen immer größer werdend. McGee wurde blass.

„Weiß Gibbs davon?“, erkundigte Ziva sich. „Du … auch?“ „Denk nicht, Tony sei der einzige, dem so etwas auffällt. Normalerweise ist er doch derjenige, der ein wenig … länger braucht für diese Beobachtungsaufgaben.“, bestätigte Ziva. „Dann weiß Gibbs es.“, seufzte McGee.

„Dann läuft da wieder was?“ Tonys Grinsen wurde noch größer. McGee senkte den Blick. „Gratulation, McGee.“ McGee sah Ziva verwundert an. Ihr Blick verriet ihm, dass sie das wirklich ernst meinte. „Da Gibbs noch nichts sagte, ist vielleicht seine Regel Nummer 12 außer Gefecht gesetzt worden.“, meinte Tony, seinen hoffnungsvollen Unterton entging keinem der beiden und sie sahen ihn fragend an.

„Gibbs' Regel Nummer 12 … “ Die Direktorin war zu den dreien zurückgekehrt und hatte Teile des Gesprächs mitbekommen. „ … konnte ohnehin nicht abwenden, was geschehen ist.“ Ihr Blick fiel dabei nicht nur auf McGee, sondern auch auf Tony und Ziva. „Doch solange die Arbeit unter den besonderen Umständen nicht leidet, wird er auch nicht auf seine Regel plädieren.“, fuhr sie fort, „Ich hoffe damit, dass ich auf jeden von euch bei der Arbeit zählen kann.“ „Natürlich, Ma'am.“, bestätigten alle drei. „Na dann ist gut.“, meinte sie lächelnd, „Und nun solltet ihr sehen, dass ihr alle nach hause kommt. Es ist spät und ihr solltet morgen bei der Arbeit erscheinen und wenigstens eure Berichte schreiben.“ Die drei nickten.

„DiNozzo, Ziva … habt ihr alles?“, erkundigte sie sich, „Fahrt ihr beide bei McGee mit, oder soll ich einen von euch fahren?“ „Nein, ist nicht nötig, Director.“, wehrte Tony das Angebot ab, „Ziva und ich waren im Begriff … bei McGee mitzufahren.“ „Nein, waren wir nicht.“, widersprach Ziva ihm, „Du warst es. Ich wollte gehen.“ „Ich fände es besser, wenn du mit ihnen fahren würdest.“, gab die Direktorin seufzend zu, „Oder du bleibst die Nacht hier bei mir.“ „Jenny, mich wird keiner entführen.“ Ziva fühlte sich von den dreien unterschätzt. „Das befürchte ich nicht, doch nach allem was geschehen ist, will ich nicht, dass du unnötig die Gefahr herausforderst.“, erklärte Director Shepard, „Tust du mir den Gefallen?“ Ziva wollte noch einmal widersprechen, doch Tony kam ihr zuvor: „Ich werde sie begleiten.“ McGee und Ziva sahen Tony überrascht an, während die Direktorin nickte. Sie war damit einverstanden.
 

Nachdem sie sich alle verabschiedet hatten und McGee, in dessen Wagen sie ihr Gepäck geladen hatten, der es am Morgen mit zum Navy Yard bringen würde, los fuhr, machten sich auch Tony und Ziva auf den Weg. Dabei schwieg Ziva zunächst, während Tony irgendetwas über den klaren Himmel und die Sterne über ihnen sagte und es mit einem Film verglich.

Schließlich lenkte Tony das Gespräch wieder auf Zivas Entscheidung: „Weshalb wolltest du gehen?“ „Ich wollte ein bisschen an die frische Luft.“ Die Antwort kam prompt. „Du hättest dich nach hause fahren lassen und dort in den Garten gehen können.“, meinte Tony, sah Ziva prüfend und herausfordernd zugleich an. „Nichts geht über einen Spaziergang bei Nacht.“ „Den hättest du danach haben können.“ „Du legst es drauf an, oder?“, fragte Ziva, blieb stehen.

„So war er doch schon immer.“ Ziva sah Tony überrascht an, dessen Blick war ebenso überrascht wie der ihre. Beide drehten sich um, blickten den Mann an, der diese sechs Worte gesagt hatte. Zivas Blick wurde ungläubig, während Tonys eiskalt und abweisend wurde. Niemand sagte ein Wort, sie sahen einander nur an.

„Was machst du in Washington?“, bracht Tony als erstes das Schweigen, „Du warst nach Beendigung unserer Gespräche untergetaucht, weil die anderen dich womöglich umbringen wollten und du deinen Auftrag aufs Spiel gesetzt hast.“ „Ich wollte mich davon überzeugen, dass es ihr gut geht.“ „Du hättest anrufen können.“, brach auch Ziva nun ihr Schweigen, „Ich denke, meine Nummer dürftest du haben, Asa.“ „Gut kombiniert.“, lobte dieser sie, „Aber ich wollte es mit eigenen Augen sehen. Ich weiß, wie gut du lügen kannst, deshalb wollte ich mich selbst davon überzeugen.“

Tony sah ihn verärgert an. Er ärgerte sich, dass seine Waffe bei seinem Gepäck war, dass sich in McGees Wagen befand, ebenso ärgerte er sich darüber, nicht Gibbs' Regel Nummer neun „Gehe niemals ohne dein Messer aus dem Haus!“ eingehalten zu haben. Deshalb ging er auf Asa zu, blieb vor ihm stehen und verpasste ihm mit der Faust einen festen und starken Schlag ins Gesicht. Asa hätte ausweichen oder den Schlag abfangen können, doch er ließ Tony einfach ihn treffen.

„Tony!“ Ziva klang aufgebracht, doch Asa hob einfach abwehrend die Hand und meinte: „Schon gut, schon gut. Er wird einen Grund haben.“ „Ja, den habe ich.“, fauchte Tony, „Wieso hast du sie einfach angeschossen?!“ „Ich wollte nicht sie treffen.“ „Mich.“, vermutete Tony und Asa schüttelte den Kopf, „Wen dann? Du hast sie angeschossen! Ein glatter Durchschuss!“ „Es tut mir ja auch Leid!“, verteidigte Asa sich laut, „Ich wollte daneben schießen! Konnte ich denn ahnen, dass sie dich retten will?!“ Wieder holte Tony aus, schlug ihn noch einmal. Und wieder ließ Asa es einfach geschehen.

„Tony, das reicht!“, versuchte Ziva ihn zu stoppen. Sie ging auf die beiden Männer zu, stellte sich zwischen sie und sah von einem zum anderen. „Mir geht es gut. Du hast dich dem versichert und ich konnte es dir bestätigen.“, sprach Ziva weiter, „Jetzt geh und lass dich nicht wieder blicken. Und du … komm, Tony.“ Sie sah ihren Partner ernst an, packte ihn am Arm und zog ihn einfach davon. Er folgte ihr einfach, blickte aber noch einmal zu dem Israeli, der ihnen nachblickte und nichts weiter tat.
 

„Musste das sein?!“, fragte Ziva Tony ernst, als sie einige Minuten lang ihn mit sich gezerrt hatte. „Ja.“, gab Tony die Antwort, „Er hat dich verletzt! Er hat dich angeschossen!“ „Ich lebe noch.“, meinte Ziva, „Willst du das jetzt mit jedem tun, der mich irgendwann einmal angeschossen oder verletzt hat?“ Tony wollte antworten, doch sie fuhr fort: „Dann wünsche ich dir viel Spaß. Die Liste könnte lang werden, die Leute sind weit verteilt über die Welt und einige sind tot – nicht zuletzt durch meine Hand.“ Er schloss den Mund wieder, blickte sie einfach nur an. „Ich kann auf mich aufpassen, ich kann für mich sorgen, ich kann mich verteidigen, Tony.“, sagte sie nun ein wenig ruhiger, „Ich brauche niemanden, der mich verteidigt und beschützt.“

„Ziva, wohin gehst du eigentlich?“, erkundigte Tony sich, „Und … könntest du mich langsam mal loslassen?“ Sie nickte, ließ ihn los. „Also?“, hakte er nach. „Zu dir.“ „Zu mir?“, fragte er verwundert, „Ich sollte dich nach hause bringen.“ „Wer sagt, dass ich nach hause will?“ Er sah sie verwundert an.

„Ziva, du solltest nach hause.“, sagte Tony ernst, „Dieser Kerl ist hier … auf offener Straße bist du ein leichtes Opfer für ihn.“ „Wer sagt, dass ich sein Opfer bin?“ Wieder blieb einer der beiden stehen, doch dieses mal war es an Tony, dieses zu tun. „Willst du damit sagen, dass er es auf mich abgesehen hat?“ „Niemand schlägt einen vom Mossad so einfach ungestraft ins Gesicht.“, erklärte Ziva, „Wobei … ich denke, er wird es nicht auf dich abgesehen haben.“ „Was denn nun?“ Tony klang besorgt, blickte sich unsicher um. „Vergessen wir das Ganze.“ „W-was?“ „Deine Strafe ist schlimmer als ihn auf dich angesetzt zu wissen.“, meinte Ziva. Tony wurde blass, während Ziva seinen Arm wieder packte und ihn mit sich zog.

Hör auf dein Herz

Ein letztes Mal 'hi'.

Was ihr hier lest, ist das letzte Kapitel von Haunted by the past, zudem habe ich mich dazu entschlossen, eine weitere Story aus dem NCIS Bereich zu schreiben, aber da ich im Moment so viele andere Projekte habe, wird das wohl dauern (wobei ich bedenke, nicht so lange, da ich mich so daran gewöhnt habe).

Na ja, bis hierhin hoffe ich, dass euch Hbtp gefallen hat. Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich stolz hier drauf bin, auch wenn ich mich so manches Mal hätte grün und blau ärgern können über meine Schreibweise und meine Gedankengänge.

Vielleicht 'liest' man sich ja mal wieder, bis dahin alles Liebe,

BouhGorgonzola
 

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„Ihnen beiden sollte man wohl einen starken Kaffee bringen.“ Ducky stieg gut gelaunt wie immer in den Fahrstuhl, in dem schon Tony und Ziva standen. „Ganz grauenvolle Nacht.“, murmelte Tony, gähnte. Ziva lehnte an der Wand neben sich, die Augen geschlossen und kein Lebenszeichen von sich gebend, abgesehen davon, dass sie stand. Ducky lächelte.

„Also Abigail und Timothy waren schon früh hier und sahen wacher und besser aus als ihr beide.“, berichtete Ducky, „Vielleicht solltet ihr gleich mit nach unten kommen und euch etwas von mir geben lassen?“ „Nein danke, Ducky.“, wehrte Ziva ab, öffnete die Augen und lächelte den Pathologen kurz an, „Ich brauche nichts.“

„Wie geht es deiner Schulter, Ziva?“, erkundigte Ducky sich fröhlich. „Keine Probleme.“ „Regelmäßige Einnahme des Medikaments wie verschrieben?“ „Andernfalls würde Gibbs mich wohl zu dir schicken.“ Ducky nickte. „Wohl wahr, wohl wahr.“, bestätigte er, „Das erinnert mich daran, als Ari bei uns wa-“ „Ducky, keine Geschichten über Ari, bitte.“, unterbrach Tony ihn, „Zumindest nicht am frühen morgen.“

„Diese Jugend von heute!“, beschwerte Ducky sich, „Wir haben schon nach neun Uhr und ihr seid noch total verschlafen.“ „Nicht verschlafen, Ducky.“, korrigierte Ziva ihn, „Ich für meinen Teil bin einfach noch nicht an die Zeitumschiebung gewöhnt.“ „Zeitverschiebung, Ziva.“, verbesserte Tony sie. „Ist doch das selbe.“ „Nein, man kann keine Zeit umschieben, man kann sie nur verschie-“ Ziva rollte mit den Augen und Ducky grinste belustigt.

Der Fahrstuhl hielt an, Ziva stellte sich richtig hin, während Tony sich keinerlei Mühe gab, auch nur anderweitig wach und ganz anwesend auszusehen. Ducky war wie eh und je, er stieg mit den beiden aus, die sofort an ihre Schreibtische gingen, ging auf Gibbs' Schreibtisch zu und blieb vor diesem stehen, blickte sich suchend um.

„Gibbs ist in Richtung Abby verschwunden.“ Ducky drehte sich um, blickte McGee an, der an seinem Schreibtisch saß und arbeitete. „Was könnte Jethro von Abby wollen … ?“, fragte Ducky verwundert, „Einen neuen Fall habt ihr doch noch nicht.“ „Ich muss niemandem Rechenschaft ablegen.“, erklang Gibbs' Stimme vom Fahrstuhl aus.

Ducky drehte sich noch einmal herum, erblickte Gibbs und ging langsam auf ihn zu, während dieser je einen Kaffee auf die Tische von Ziva und Tony stellte und McGee einen kurzen Blick zuwarf. Dann erst wendete er sich dem Pathologen zu und setzte sich auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch.

„Er hat mir Kaffee mitgebracht!“, sagte Tony verwundert, starrte seinen Kaffeebecher förmlich an, als sei dieser eine Wundertüte oder ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk, „Er bringt mir doch sonst nie Kaffee mit!“ Ziva hingegen nahm das Präsent ihres Vorgesetzten lockerer auf: Sie nahm den Becher einfach, musterte ihn mit einem prüfenden Blick und nippte dann daran, bis sie schließlich einen Schluck daraus trank.

„Das sollte nicht zur Gewohnheit werden, DiNozzo.“, sagte Gibbs laut und blickte Tony dabei ernst an. Dieser richtete seinen fragenden Blick auf ihn. „Was denn, Boss?“ „Offizieren vom Mossad ins Gesicht schlagen, DiNozzo.“, antwortete Gibbs, „Zweimal.“ „Boss, er hat Ziva angeschossen.“ „Ich denke, dass sie sich selbst sehr wohl rächen kann.“, meinte Gibbs, nahm ebenfalls einen Schluck aus seinem Becher. „Boss … ich … “ Tony klang verdutzt. „Hat er sich beschwert?“

„Ziva?“ Die Stimme der Direktorin erklang von der Empore. Die Israeli schaute von ihrem Monitor auf, stellte den Kaffeebecher zur Seite. „Würdest du wohl zu mir ins Büro kommen?“, bat die Direktorin. Ziva nickte, erhob sich und ging um ihren Schreibtisch herum. „Und DiNo- … Tony?“, fragte die Direktorin, verbesserte sich beim Namen, „Bitte ebenfalls auf ein Wort mitkommen.“ Tony erhob sich ebenfalls, folgte seiner Partnerin die Treppe hoch. Die drei verbleibenden blickten ihnen nach und wendeten sich dann erst wieder ihren Gesprächen und ihrer Arbeit zu.
 

Die Direktorin hielt den beiden ihre Tür auf, ließ sie eintreten und verschloss sie dann. Mit einer Handbewegung deutete sie auf den Konferenztisch zu ihrer linken und wies die beiden an, sich dort zu setzen. Sie selbst nahm ebenfalls auf einem der vielen Stühle dort Platz.

„Es freut mich, dass ihr beide mehr oder wenig wohlbehalten wiedergekommen seid.“, begann die Direktorin ihre Ansprache an die beiden, stellte ihre Ellenbogen auf die Tischplatte, umfasste mit der linken Hand die Faust der rechten Hand und stützte ihr Kinn darauf ab, Tony und Ziva dabei nicht aus den Augen lassend, „Es gibt einige Dinge, die ich mit euch zu besprechen habe.“ Dabei blieb ihr Blick auf Tony hängen, der ihren Blick nervös erwiderte.

„Zunächst einmal … “, fuhr sie fort, „ ... wer von euch beiden kam auf die Idee, einen Offizier des Mossads zweimal ins Gesicht zu schlagen?“ Ihr Blick wanderte von Tonys Gesicht zu dem von Ziva und zurück. Tony hob langsam die Hand, Direktor Shepard nickte. „Gut, dann stimmt also, was mir der Direktor des Mossads mitteilte.“ Tony wurde noch um einiges blasser, Zivas Blick wurde ernst. „Allerdings wurde mir ausdrücklich versichert, dass dieses keine Folgen mit sich bringen würde.“, versicherte sie und Tony entspannte sich wieder.

Die Direktorin erhob sich, ging zu einem kleinen Schrank am anderen Ende ihres Büros und holte drei Gläser heraus, dann nahm sie eine Flasche und stellte alles auf den Tisch, vor jedem ein Glas. Mit der einen Hand öffnete sie die Flasche, mit der anderen schenkte sie ihnen ein.

„Da ihr noch im Dienst seit, gibt es nur Wasser.“, erklärte sie, nahm ihr eigenes Glas in die Hand, „Auf den erfolgreichen Abschluss unserer Ermittlungen, begonnen mit zwei verschiedenen Fällen, die ein Ganzes wurden.“ Tony und Ziva erhoben ebenfalls ihre Gläser, stimmten ihr zu und tranken dann ihre Getränke. Danach unterhielten sie sich eingehend über die abgeschlossenen Ermittlungen und deren Ausgang.
 

Eine Etage tiefer war Abby gerade in Begleitung eines kleinen Mädchens an Gibbs' Schreibtisch getreten. Ducky war mittlerweile wieder in die Pathologie verschwunden und McGee arbeitete noch immer. Gibbs hingegen legte seine Akte beiseite und richtete seine blauen Augen auf seinen Liebling.

„Gibbs, ihre Eltern und ihr Bruder wollten sie gleich abholen kommen.“, meinte Abby, die Hand auf der Schulter des Mädchens liegend, „Und wo sind eigentlich Tony und Ziva?“ Gibbs sah zu der Treppe und Abby wusste die Antwort auf ihre Frage dadurch sofort und nickte. „Wirst du sie ihren Eltern übergeben?“ Er antwortete: „Es sei denn, Ziva ist noch vor ihnen wieder hier.“

„Ich bin nicht tödlich verwundet.“, konnten Gibbs, Abby, McGee und das kleine Mädchen Zivas Stimme vernehmen, als diese mit Tony die Treppe herunter kam und sich unterhielt, „Warum meinen alle, dass diese Verletzung so schlimm ist?“ „Sie ist es.“, korrigierte Tony sie, „Glatter Durchschuss … Schulter … Ziva.“ Sie schüttelte den Kopf und beide bogen um die Ecke, steuerten auf ihre Schreibtische zu und setzten sich.

Ziva hielt allerdings inne, noch bevor sie saß, ihr Blick fiel auf das kleine Mädchen an Abbys Seite und sie sagte freundlich: „Hallo, Lenna.“ Das kleine Mädchen richtete ihre Augen auf Ziva, lächelte erfreut. „Geht es dir wieder gut … ?“, fragte Lenna, klang besorgt und ging langsam auf Ziva zu, ließ sie dabei nicht aus den Augen. Ziva nickte, antwortete: „Ja, ich darf noch nicht wieder all das tun, was ich möchte, aber ich habe keine Schmerzen mehr.“ „Kein … Blut?“ Das letzte Wort sprach Lenna fast lautlos aus. „Kein Blut mehr. Ich blute nicht mehr.“ Lenna sah erleichtert aus.

„Komm, setz' dich auf meinen Stuhl.“, bot Ziva ihr an, „Ich hol dir Papier und ein paar Stifte, dann kannst du malen.“ Lenna nickte begeistert und tat, wie Ziva ihr gesagt hatte. Ziva beeilte sich, holte dem Mädchen Papier und legte ihr einige Stifte hin, dann ging sie zu Tonys Schreibtisch und setzte sich leicht auf dessen Kante.

Der Fahrstuhl öffnete sich und heraus traten die Eheleute Lucy und Thomas MacDonald und ihr Sohn Timmy. Sie blickten sich suchend um, dann entdeckten sie Ziva und Tony, die ja im Laufe ihrer Ermittlungen bei ihnen gewesen waren, und gingen auf sie zu. Lenna blickte von ihrem halb fertigen Bild auf, als ihre Mutter laut ihren Namen rief. Sie sprang auf, rannte auf ihre Mutter zu und wurde von dieser in die Arme geschlossen, ihr Vater legte seine Hände auf die Schultern seiner Frau und sah ebenfalls glücklich und erleichtert aus, während der Junge daneben stand und sich suchend umsah.

„Hallo, Timmy.“, sagte Ziva, die schon bei Tonys und ihrem Besuch das meiste aus dem Jungen herausbekommen hatte. Der Junge richtete seinen Blick auf Ziva, nickte, sagte allerdings nichts, schien noch immer etwas oder jemanden zu suchen. „Suchst du etwas?“, ging Ziva darauf ein und der Junge nickte, antwortete allerdings nicht. Ziva sah ihn fragend und abwartend an.

„Ist … ist … “, murmelte Timmy schließlich leise fragend, „ … Lisa nicht … Kommt sie noch?“ Ziva seufzte, schüttelte den Kopf. Der Junge machte ein Gesicht, als würde die Welt untergehen. „W-was … w-wieso … ?“, stammelte er, blickte Ziva direkt in die Augen und wurde bei ihrem Blick weiß wie ein Gespenst, „Nein! Nein, dass kann nicht sein! Nicht Lisa … !“ „Doch.“, ergriff Tony das Wort.

Er stand auf, ging um den Schreibtisch herum und stellte sich neben seine Partnerin, deren Blick ihm deutlich verriet, dass sie in den Gedanken wieder bei den Geschehnissen in der Lagerhalle war. Tony wusste, sie würde nicht wirklich ansprechbar sein, deshalb kam er ihr zur Hilfe.

„Deine Schwester … “, begann er, versuchte möglichst neutral und vorsichtig zu formulieren, um Lisa Moore nicht wie ein Monster vor dem Jungen darzustellen, doch es fiel ihm relativ schwer angesichts der Tatsache, dass sie es auf Ziva abgesehen hatte, „Deine Schwester Lisa … Lisa vertrat einen gewissen Standpunkt … und … sie hatte ein Ziel fest vor Augen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat sie deine kleine Schwester mitgenommen.“ „Standpunkt? Ziel?“ „Na ja, sie hat sich die falschen Freunde ausgesucht.“, meinte Tony ruhig, sah den Jungen abwartend an, „Ich weiß nicht, ob sie ihr Ziel schon vor ihnen hatte, oder erst, als sie diese Leute kennen lernte, aber sie hat sehr zielstrebig gearbeitet und sich nicht abbringen lassen. Angesichts dieser Tatsache solltest du Respekt vor ihr haben. Behalte sie immer so in Erinnerung.“

„Was ist mit ihr?“, fragte Timmy, deutete mit einem Kopfnicken auf Ziva, die anscheinend wieder ganz bei ihnen war und Tonys Erklärung gelauscht und kein Wort gesagt hatte. „Was soll mit Officer David sein?“, hakte Tony nach. „Na ihre Verletzung. All diese Kratzer … !“ „Es gibt Menschen, die anderen Leid zufügen wollen.“, antwortete Ziva und schnitt Tony damit das Wort ab, der gerade den Mund geöffnet hatte und ihn nun wieder schloss, sie erstaunt anblickte, „Leid, weil sie es erlitten haben, durch die Person, denen sie Leid zufügen wollen.“ „Also … ist das das Leid, dass Ihnen zugefügt wurde, dass … was man Ihnen zufügen wollte?“, fragte der Junge und Ziva nickte. „Aber es ist nicht so schlimm wie das Leid, dass ich zu anderer Zeit habe ertragen müssen.“, erklärte Ziva, „Du solltest aber jetzt mit deinen Eltern und deiner kleinen Schwester gehen, sie warten auf dich.“ Der Junge nickte, hob die Hand zum Abschied, dann lief er seinen Eltern und Lenna nach, die sich kurz bei Gibbs bedankt hatten und dann losgegangen waren.

„Nicht so schlimm wie das Leid, dass du zu anderer Zeit erfahren hast?“, fragte Tony neugierig nach, blickte sie prüfend an. „Ja, nicht so schlimm.“, bestätigte sie ihm. „Darf ich wissen, wel-“ „Nein. Nicht hier, nicht jetzt.“, unterbrach sie ihn, „Vielleicht einmal, aber wohl eher nicht.“ Er verstand und nickte, beließ es dabei.
 

Nach Dienstschluss saß Ziva bei sich auf dem Sofa, die Beine ebenfalls auf diesem, in der Hand ein Fotorahmen mit einem Foto. Sie blickte auf das Bild, sah in das Gesicht eines Mannes, an dessen Gürtel auf der rechten Seite deutlich die Marke des NCIS' zu sehen war. Links von ihm stand eine Frau mit schwarzen Haaren und braunen Augen, ebenfalls die Marke des NCIS' an der rechten Seite ihres Gürtels, um den Hals eine Kette, dessen Anhänger der Davidstern war. Sie blickten beide in die Kamera, er strahlte über das ganze Gesicht, während sie ein herausforderndes Grinsen aufgesetzt hatte.

Es läutete an der Tür und Ziva setzte sich auf, stellte das Bild auf den Tisch vor dem Sofa und erhob sich. Sie war einen letzten Blick auf das Foto, seufzte und sagte leise: „All das nur, weil du auf dein Herz hören wolltest … Cheston.“ Schließlich verließ sie das Wohnzimmer und ging in den Flur, um die Haustür zu öffnen und ihren Partner Anthony DiNozzo einzulassen.



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Von:  Trudy
2009-08-06T19:58:53+00:00 06.08.2009 21:58
tolles kap.
ich bin mal ehrlich und im ersten moment wusste ich nicht mehr genau wer asa war. aber dann is es mir wieder eingefallen.
grüße, trudy

Von: abgemeldet
2009-08-06T17:39:21+00:00 06.08.2009 19:39
vielleicht macht sie ja fortsetzung, was viele wahrscheinlich erfreun würde^^
fand das kapitel aber auch trotzdem gut, nur das ende war net so ganz mein ding! xP abba hör nich auf mich in der hinsicht bin ich extrem wählerisch^^
also wenn man es benoten würde würd ich 1+ mit * geben xP
Von:  stefanie22
2009-08-05T13:24:31+00:00 05.08.2009 15:24
das war mal wieder sehr sehr schon nur schade das es schon zuende ist aber vielleicht machste ja spater noch ne fortsetztung

lg stefanie22
Von: abgemeldet
2009-08-04T05:22:49+00:00 04.08.2009 07:22
Tolles Kapi
mfg Hexe
Von:  stefanie22
2009-07-14T18:46:07+00:00 14.07.2009 20:46
das war mal wieder sehr sehr schon freue mich jetzt schon auf nachste kapittel

lg stefanie22
Von:  stefanie22
2009-07-11T15:02:37+00:00 11.07.2009 17:02
das war mal wieder sehr sehr schon freue mich jetzt schon auf nachste kapittel das ganz schnell kommen soll

lg stefanie22
Von:  Bernsteinseele
2009-07-10T22:12:12+00:00 11.07.2009 00:12
gemeinheit ... Tony hätte diesen Asa wenigstens anschießen können :D
Von: abgemeldet
2009-06-22T11:00:32+00:00 22.06.2009 13:00
Tolles kapi
mfg Hexe
Von:  stefanie22
2009-06-21T14:01:07+00:00 21.06.2009 16:01
das war mal wieder sehr schon freue mich jetzt schon auf nachste kapittel das ganz schnell kommen soll

lg stefanie22
Von:  Trudy
2009-06-17T08:50:45+00:00 17.06.2009 10:50
also ich muss sagen zuerst dachte ich mist genau jetzt wo du wissen willst wie es weitergeht schwenkt sie nach abby und dem restlichen ncis. doch erfahren was toni von abby wollte hab ich trotzdem nich.
tolles kap.

mfg
trudy


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