Haunted by the past von BouhGorgonzola (Ein Fall überkreuzt den nächsten ... und dann noch diese Reise! (Tiva)) ================================================================================ Kapitel 27: Schwere Stunden für Tony ------------------------------------ „McGee!” Abbys lauter Ruf, der auch so schon laut gewesen wäre, hätte sie in normaler Lautstärke gesprochen, ließ McGee die Augen vor Schmerzen schließen und einmal tief Luft holen. Sämtliche ruckartige Bewegungen und laute Geräusche, sowie schnelle Bewegungen taten ihm unheimlich weh, stand er schnell auf, wurde es begleitet von einem unangenehmen Schwindelgefühl und einem Ziehen, dass sich durch seinen Kopf zog. Darüber hinaus sah er einen Moment lang nichts anderes als weiß, ihm wurde brennend heiß und erst dann, nach wenigen Minuten, verschwand all das wieder und er konnte dem nachgehen, was er hatte tun wollen, bevor es aufgetreten war. „Abby ... ”, murmelte McGee leise, „ ... bitte nicht so laut.” „Oh mein ... !”, begann Abby, nun ihre normale Lautstärke verwendend, „Was ist mit dir geschehen, McGee?!” McGee sagte, das bestehende Gefühl von dieser Art Anfall verdrängend: „Ich fand die Werkstatt hinter dem Haus so schön ... ” „Bleib ernst!”, ermahnte Abby ihn unbeabsichtigt laut, „Du bist nicht Tony!” „Will ich auch nicht sein.”, murrte McGee, nickte dann aber vorsichtig, „Nein, ich weiß selbst nicht, was los war ... ” „McGee.” Gibbs' Stimme hatte einen ernsten Klang, als er sprach. „Geh zu Ducky und lass dich untersuchen. Vermutlich kann er dich zusammenflicken und du musst nicht wieder ins Krankenhaus, was wieder einen von euch weniger bedeuten würde.” „Ich muss nic-” „Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl, McGee.” „Schon in Ordnung, Boss.”, seufzte McGee, dann machte er sich auf den Weg, um Ducky in der Autopsie zu besuchen und sich untersuchen zu lassen. „Mein lieber Timothy, was ist geschehen?” Ducky suchte all die Dinge zusammen, die er für McGee brauchen würde. „Zuerst lässt du dir von Anthony die Nase brechen.”, fuhr Ducky seinen Monolog fort, „Die sieht übrigens wieder gut aus. Anscheinend war der Bruch nicht so übel, dass du eine Maske tragen musst, liege ich da richtig?” Bevor McGee auch nur antworten konnte, sprach Ducky allerdings weiter: „Das sieht nicht allzu schlimm aus. Übelkeit, Schwindelgefühl, ab und an kleinere Aussetzer? Verschwommenes Sehen?” „Woher weißt du da-” „Wie befürchtet, wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung.”, seufzte Ducky, „Na ja, notgedrungen versorge ich deine Wunde. Du wirst dann hoch zu Gibbs gehen und dich zu einem Arzt bringen lassen – einem Arzt, der mit Lebenden zu tun hat.” Letzteres sagte er, als McGee Ducky daran erinnern wollte, dass er doch so eine Art Arzt für sie alle war. „Wie geht es eigentlich Anthony und Ziva in Deutschland?” McGee beeilte sich mit seiner Antwort, bevor ihm Ducky keine Chance mehr dazu ließ: „Soweit ganz gut. Ich habe jetzt etwas länger nicht mehr mit ihnen geredet, aber sie scheinen es zu überleben – Fortbildung eben. Und Ziva wird anscheinend vom Mossad überwacht.” „Ah ... die alte Zeit.”, begann Ducky zu schwärmen und McGee wurde blass, da er genau wusste, was jetzt kam, „Ich weiß noch, als ich damals ... ” „Weißt du ... ”, begann Tony nachdenklich, der Ziva beobachtete, wie sie ihre Haare mit dem Handtuch trocknete, „Es sah bisher immer so aus, als wollten sie dich. Jetzt bist du in Deutschland und Bambino verschwindet. Wahrscheinlich noch in Abbys Wohnung. Sie war auch Opfer der einen Entführung ... vielleicht wollen die sie?” „Nein.”, widersprach Ziva ruhig, „Ganz bestimmt nicht. Das ist etwas anderes.” „Bist du dir sicher?”, fragte er sie und sie nickte: „Eindeutig.” „Okay.” Er seufzte. „Ich weiß.”, murmelte er leise, „Ich dachte nur gerade, dass ... na ja ... ” „Was?” „Ich wollte es vielleicht einfach nur verdrängen, dass sie hinter dir her sind.” „Weshalb das, Tony?” Sie sah ihn fragend an. „Einfach nur so.” Ihr skeptischer Blick, den sie aufsetzt hatte, blieb bestehen, aber sie sagte nicht mehr dazu. Im selben Moment klopfte es an der Tür. Tony warf Ziva einen fragenden Blick zu, sie ging zur Tür, öffnete diese und stand einem Mitarbeiter des Hotels gegenüber, der ein Tablett von seinem Rollwagen nahm und ihr reichte. „Eine junge Frau hat dieses für Sie bestellt, Ma'am.”, meinte er, dann wendete er sich ab und ging davon, während Ziva skeptisch das Tablett musterte, das mit einer Haube abgedeckt worden war. „Junge Frau?”, fragte Tony, als Ziva die Tür schloss und das Tablett auf den Tisch stellte, „Klingt nach diesem Mädchen.” „Kann sein.”, meinte Ziva, machte sich für alles bereit, als sie die Haube abnahm. Tony, der bemerkt hatte, wie angespannt sie war, schloss fast instinktiv die Augen, doch als nichts geschah und er sie wieder öffnete, sah er, dass auf dem Tablett ein fertig zubereitetes Frühstück stand und ein Briefumschlag an die Karaffe mit Orangensaft gelehnt war. „Lies ihn vor.”, bat Tony seine Partnerin, die den Brief nahm, öffnete und ihn las. „Ich habe seine Adresse nicht herausgefunden, auch keine Telefonnummer entdeckt.”, las Ziva laut vor, „Aber in Ansätzen konnte ich binnen kürzester Zeit einen Tagesablauf erstellen, der natürlich abweichen kann.” „Ein Tagesablauf?”, unterbrach Tony sie, „Das ist mehr, als wir in der Hand gehabt haben!” „Ich versuche bis vierzehn Uhr, noch an einige weitere Dinge über ihn zu kommen.”, fuhr sie fort, als habe er nichts gesagt, „Dann steht hier nur noch eine Adresse. Ein Eiscafé.” „Vierzehn ... ”, murmelte Tony und sein Blick fiel auf die Uhr, „Noch Zeit genug für das Frühstück.” Und damit fing er sich eine leichte Kopfnuss von Ziva ein, die dabei allerdings grinsen musste. Als sie nach dem Frühstück das Hotel verließen, hatten sie noch immer Zeit genug, um noch etwas anderes zu tun, bevor sie zum Eiscafé mussten. Ziva hatte sich den Tagesablauf so gut eingeprägt, dass sie vorschlug, dass sie nachsehen sollten, ob sie vielleicht Glück hätten bei der ein oder anderen Sache. Tony hatte soweit nichts dagegen einzuwenden, deshalb machten sie sich auf dem Weg zu einem Markt, auf dem Daniel Hermann oft verhandelte. Auf diesem fanden sie Daniel Hermann nicht. Anscheinend war er entweder schon dort gewesen, oder kam am heutigen Tag nicht. Deshalb vertrieben sie sich ein wenig die Zeit dort, betrachteten die dort ausgelegte Ware. Ziva scherzte mit Tony sogar darüber, was sie Abby, McGee, Ducky, Director Shepard und Gibbs kaufen könnten und er fing sich eine weitere, leichte Kopfnuss ein, als er laut überlegte, Abby und McGee etwas zu kaufen, was die beiden miteinander verkuppelte. Mit einem Mal, mitten in einem ihrer Scherze, verstummte Ziva. Ihr Blick wurde ernst. Tony folgte diesem, der an ihm vorbeiging und musste feststellen, dass Ziva eine Frau beobachtete. Als er fragen wollte, was sie habe, bedeutete sie ihm, still zu sein und murmelte: „Das ist sie. Das ist Nora Hildebrandt!” Er wusste sofort, wer Nora Hildebrandt war, nickte und die beiden tauschten nur einen vereinzelten Blick aus, eine stumme Absprache, ihr zu folgen. Deshalb gingen sie auch langsam los. „Wie lange geht die eigentlich einkaufen?”, fragte Tony leise. Beide hatten Nora Hildebrandt schon eine Weile verfolgt und diese hielt sich seit sage und schreibe fünfunddreißig Minuten in einem Supermarkt. Natürlich waren die beiden ihr auch in diesen gefolgt, hatten sich aber getrennt, damit es nicht so auffiel und Ziva nicht sofort entdeckt wurde. Also blieb Tony in ihrer unmittelbaren Nähe, während Ziva mehr am Ein- und Ausgang blieb. Sie blieben über Handy in Kontakt, schließlich fiel so ein Telefonat im Supermarkt auch nicht mehr auf, als wenn sie normal einkaufen gegangen wären. Es ging immerhin fast jeder fünfte mit einem Handy am Ohr einkaufen. „Halt durch.”, munterte die Israeli ihren Partner leise auf, „In welcher Abteilung ist sie?” „Spirituosen.”, antwortete Tony, „Aber sie guckt nur her- ... Ach, Schatz? Soll ich ein wenig Bier mitbringen?” Ziva rollte mit den Augen. „Spirituosen sind ziemlich nah an den Kassen. Es wird also nicht lange dauern. Meist ist das die letzte Abteilung.”, meinte sie, „Und hör auf, mich dauernd Schatz zu nennen, wenn jemand auf dich aufmerksam wird!” „Oh, tut mir Leid.” „Vergiss es und pass' lieber auf, dass sie dir nicht aus den Augen verschwindet.”, wies sie ihn an. „Okay.” Weitere fünf Minuten geschah nichts, Tony murrte weiterhin über die Dauer von Noras Einkauf, während Ziva sich fragte, wie sie wohl die hohe Telefonrechnung erklären sollten, obwohl die Direktorin es wohl verstehen würde, dann hörte sie ihren Partner plötzlich fluchen: „Verdammt! Ich glaube, sie hat bemerkt, dass ich ihr folge!” „Was ist?”, fragte Ziva, aus ihren Überlegungen gerissen, die sie weitaus spannender als das Schweigen gefunden hatte, während sie die Kassen beobachtet hatte. „Sie ist verschwunden!” „Ich glaube, ich sehe sie!”, meinte Ziva, „Kasse drei.” „Da komm' ich nicht mehr hin.”, meinte Tony, „Diese alte Frau will mich nicht vorlas-” Ziva musste kurz wegsehen, um nicht in Lachen auszubrechen: Die sogenannte „alte Frau” drehte sich zu Tony um und begann, ihm eine Standpauke zu halten. „Viel Spaß.”, meinte Ziva, legte auf und heftete sich an Noras Fersen, die bezahlt hatte und den Laden verließ. Ziva war angespannt, während sie der Deutschen folgte. Die Brutalität, die diese Frau an den Tag brachte, hatte sie sie erstaunt und zugleich verwundert, sie wollte nicht Opfer dieser werden. Deshalb war sie bereit, zu jeder Zeit ihre Waffe zu ziehen, ihr Messer zu zücken oder einen Rücktritt anzutreten, falls Nora Hildebrandt auf sie aufmerksam wurde. Das geschah jedoch nicht, auch wenn Ziva sehr verwundert war, denn sie hatte fast schon erwartet, dass sie entdeckt werden würde, obwohl sie sehr geübt und gut auf diesem Gebiet war. „Hier bin ich.” Tony rang nach Luft, als er seine Schritte verlangsamte und neben ihr herging. Sie nickte nur, sah ihn kurz an. „Die Alte hat mich erst auf Deutsch zurechtgewiesen, dann auf Englisch und letzten Endes wollte sie mir ihre Tasche um die Ohren schla-”, berichtete Tony, doch Ziva zischte: „Sei mal kurz still!” Er zog eine beleidigte Schnute, schwieg aber dennoch. „So, was wollte die jetzt?”, fragte sie schließlich wieder. „Sie wollte mir ihre Tasche um die Ohren schlagen.” „Nun ... das hätte sicherlich lustig ausgesehen.”, meinte Ziva ruhig, „Wobei es sicherlich auch ein schwieriges Unternehmen gewesen wäre.” „Nicht so!”, seufzte Tony, „Das ist eine Redewendung für Verprügelt werden ... mit der Tasche.” „Ach ... so?” Ziva sah ungläubig aus. „Vergessen wir's.”, meinte Tony schließlich und schüttelte den Kopf. Noch immer folgten sie der Deutschen und Tony fragte: „Was Besonderes geschehen?” „Sie hat sich eine Tageszeitung gekauft, einen Kaffee zum Mitnehmen bei Gibbs' Lieblingscoffeeshop und mit einem Mann geredet, den sie anscheinend schon länger kennt.”, erzählte Ziva, „Sonst nichts.” „Super.”, seufzte Tony und warf einen Blick auf seine Uhr, „Nicht mehr viel Zeit bis vierzehn Uhr. Was sollen wir dann machen, wenn wir sie bis dahin noch immer nicht haben?” „Einer von uns folgt ihr, der andere geht in dieses Eiscafé.”, sagte Ziva ruhig, „Aber sieh mal ... ” Tony folgte ihrem Kopfnicken. „ ... anscheinend wohnt sie hier.” Nora Hildebrandt hatte aus ihrer Jackentasche einen Schlüsselbund geholt und schloss die schwere Haustür eines Mehrfamilienhauses auf. Sie betrat das Haus, ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und war damit im Inneren verschwunden und sicher vor Tonys und Zivas Blicken. „Warte hier.” Ziva, mit ihrem Partner auf der anderen Straßenseite gegangen, als es die Deutsche getan hatte, wechselte schnell die Straßenseite, beeilte sich, zur Haustür zu kommen und blieb dort einen Moment lang stehen, während sie anscheinend die Namen auf den Klingeln las. Dann rannte sie wieder über die Straße und blieb vor Tony stehen, der sie erwartungsvoll anblickte. „Und?”, fragte er. „Sie wohnt dort.”, antwortete sie, „Merk dir die Adresse.” „Ehm ... ” Tony sah sich nach einem Schild um, auf dem er den Namen der Straße entdecken konnte. Er entdeckte eines, nickte und meinte: „In Ordnung.” „Dann lass uns später wieder hierher zurückkehren.”, sagte Ziva, „Über sie kommen wir an den Rest. Und jetzt müssen wir uns anhören, was diese Fearne Lyall zu sagen hat.” „Ich bin neugierig, was das Mädchen noch alles raus gefunden hat.”, meinte Tony, als die beiden zum Eiscafé gingen. „Nun, wenn ihre Informationen brauchbar sind, kann sie wirklich eine Hilfe sein.”, erinnerte sie Tony, „Und denk daran, Dachash, nicht David.” „Als ob ich das vergessen hätte!”, protestierte Tony, insgeheim aber war er dafür dankbar, dass sie es noch einmal gesagt hatte, denn er hatte es schon längst wieder vergessen. Dazu war einfach viel zu viel anderes geschehen. „Meinst du, Gibbs hat Bambino gefunden?”, fragte Tony. „Denke schon.” „Was wohl mit ihm war?” „Sorgst du dich etwa um McGee?”, zog Ziva den Filmfreak auf, „Das muss ich ihm erzählen, wenn wir zurück sind!” Sie grinste. „Gar nicht wahr!”, versuchte er sich zu rechtfertigen, „Aber wen könnten wir denn sonst aufziehen, wenn nicht ihn?” Ziva warf ihm einen sehr ungläubigen Blick zu und Tony wollte sich schon unter einer Kopfnuss weg ducken, als Ziva blitzschnell eine Handbewegung machte. „Was zum ... ?!” Tony kam nicht weiter. Seine Partnerin hatte ihn am Oberarm gepackt, drängte ihn fast blitzschnell in eine Seitengasse und sah beunruhigt auf die belebte Straße zurück. Dort ging ein Mann vorbei, der Tony im Profil bekannt vorkam, und nach Zivas Reaktion zu schließen, hatte er auch Recht. Zudem war sie wieder sehr angespannt gewesen, doch nun schien sie sich zu beruhigen und sah ihren Partner an. „Slicha.”, entschuldigte sie sich auf Hebräisch und Tony sah sie verwirrt und fragend zugleich an, so dass sie es noch einmal auf Englisch wiederholte, „Tut mir Leid.” „War er das?”, fragte Tony leise. „Sah so aus, ja.”, bestätigte sie leise. „Wenn du schon solch eine Panik vor ihm hast, wie sollen wir da-” „Ich habe keine Panik vor ihm!”, unterbrach Ziva ihn, „ ... wir wären ihm nur komplett ausgeliefert gewesen.” Sie seufzte. „Tony, dieser Daniel Hermann ist vielleicht nicht so brutal wie Nora Hildebrandt, die wir vorhin beschattet haben, aber er scheint der Kopf hinter all dem zu sein ... zumindest in gewissen Ansätzen.”, erklärte Ziva, „Total unvorbereitet will ich ihm nicht begegnen.” „Waren wir das?” „Ja.” Tonys Blick wanderte, ebenso wie ihrer, wieder zurück zu der belebten Straße. Ihn verwunderte es einen Moment lang, wie diese Seitenstraße nur so ausgestorben sein konnte, während die andere Straße voller Menschen war. Wunder gab es also wirklich immer wieder, so wie dieses eine Lied, dass er mal irgendwo gehört hatte, besagt hatte. „Du ... ”, begann er schließlich, seinen Blick wieder auf seine Partnerin richtend, „ ... kannst mich wieder loslassen, Ziva.” „Oh.” Sie sah ihn an, löste ihren Griff von seinem Oberarm und blickte ihm lange in die Augen, bevor sie auch den Blick löste und einen Schritt zurück trat. „Gehen wir jetzt zu diesem Eiscafé?”, fragte er sie und setzte sein Grinsen auf, „Essen ein Eis, unterhalten uns mit diesem Mädchen und sehen, was wir gegen Nora Hildebrandt unternehmen?” Ziva nickte. „Und könnten wir solche Aktionen unterlassen?”, fragte er etwas leiser, „Sie sind mir zu ... spontan.” „Scherzku-”, wollte Ziva ihn aufziehen, dann fiel ihr ein, dass ihre Redewendung falsch gewesen war, „Scherzkeks.” „Du lernst.” „Ich bin nicht dumm, Anthony DiNozzo.” „Habe ich nie behauptet.” „Oh doch.”, meinte sie, knuffte ihm in die Seite und ging dann mit ihm weiter. „Ah, da ist es ja.” Tony hatte das Eiscafé in einigen Metern Entfernung vor ihnen entdeckt. „Sieht so aus, als würden wir zu früh sein.” „Sie kann auch drinnen sitzen.”, erinnerte Ziva ihn. Sie ließ ihren Blick immer wieder über die große Anzahl Menschen gleiten, die sich auf dieser Straße tummelten. „Meinst du, die haben gutes Eis?”, wollte Tony wissen, „Also in Italien gibt es immer das be-” „Ich will gar nicht erst wissen, wo es das beste Eis gibt.”, unterbracht Ziva ihn, „Und sicherlich sind wir nicht wegen Eis dort.” „Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?” „Mir ist niemand über die Leber gelaufen!”, widersprach Ziva und warf ihm einen eindeutig genervten Blick zu, „Ich will nur so schnell wie möglich weg von dieser Straße, das ist alles.” „Warum denn das?” Eine Stimme. Eine Stimme, die nicht von Tony gekommen war. Die Stimme eines Mannes. Eines Mannes, den Ziva nicht hatte sehen oder hören wollen. Sie drehte sich fast wie in Zeitlupe um, eine Reaktion, die Tony bei ihr erst selten hatte beobachten können, sah dem Mann ins Gesicht. Ihr Blick zeigte eindeutig, dass sie nicht wusste, was sie nun tun oder sagen sollte. „Du musst nicht alles wissen, Asa.”, sagte sie ruhig und dennoch kühl. „Ach komm schon, Ziva.”, meinte Asa ruhig und grinste, „Es gab mal eine Zeit, da wussten wir alles übereinander.” „Die ist lange vorbei.” „Diese paar Jährchen.” Asa Salomon machte eine wegwerfende Handbewegung. „Auf die kommt es auch nicht mehr an. Was ist, willst du deinem Freund nicht erzählen, warum?” „Er ist nicht mei-”, wollte Ziva widersprechen, dann fiel ihr auf, dass Asa sich meinte und sie verbesserte sich: „Du bist nicht mein Freund.” „Ich bin als dein Freund gestorben.” „Anscheinend hast du dich mit meinem Vater gut gestellt.”, fauchte sie, „Wahrscheinlich hast du noch die auf mich angesetzt, weil mein Vater dich gebeten hat, mich zurück nach Tel Aviv zu holen!” „Nein, aber die Idee wäre eine klasse Idee.”, schmunzelte Asa, „Wobei ich nicht gerade diese auf dich angesetzt hätte. Es sind Anfänger im Vergleich zu denen, mit den ich arbeite.” „Schöne Vorstellung, noch mehr Irre auf einen angesetzt zu wissen.”, murmelte Ziva verärgert. „Ach komm schon.”, wollte er sie beruhigen, „Sie sind nicht Irre. Und zudem nicht auf dich angesetzt, Süße.” „Sie ist nicht deine Süße!”, mischte Tony sich nun ernst ein, „Und hör auf uns zu nerven. Sie will nicht mit dir reden und außerdem haben wir weitaus besseres zu tun, als mit einem durchgedrehten, eigentlich toten Israeli zu reden, der es auf sie abgesehen hat!” Ziva hatte eigentlich an Tonys Stelle Asa anschreien wollen, doch als dieser das Wort ergriffen hatte, hatte sie den Mund wieder geschlossen und war insgeheim froh gewesen, dass er diesen Part übernommen hatte. „Misch dich nicht ein.”, meinte Asa und sah ihn abwertend an, „Anscheinend weißt du nun davon ... ” Tony nickte, sah ihn weiterhin ernst an. „Du denkst, du seist ein Gentleman, nur weil du sie gerade mit Worten in Schutz genommen hast.” Asas Stimme hatte etwas bedrohlich Ruhiges. „Doch bedenke, wer sie wirklich ist. Du hast sie in ihrem Stolz verletzt. Sie ist die Tochter von Elia David, dem stellvertretenden Direktor des Mossads, des israelischen Geheimdienstes, einer der wichtigsten Behörden im Kampf gegen die Hamas und den Terror.” „Mag sein.” Tonys Stimme war ebenso ruhig, und obwohl er sehr wohl wusste, dass Asa ihm gefährlich werden konnte, so wollte er Ziva in diesem Moment nicht den Worten dieses Mannes ausgesetzt sein lassen. „Dennoch nehme ich sie in Schutz. Sie ist meine Partnerin, es ist meine Pflicht, sie zu schützen.” „So etwas lässt du auf dir sitzen, Ziva?”, wendete sich Asa nun an seine ehemalige Freundin. Diese sah ihn kühl an und antwortete dann eisig: „Ich würde Selbiges für ihn tun, Asa. Und nun verschwinde und lass dich nie wieder blicken.” „Ich kann dir nicht ausweichen.” „Egal was mein Vater dir aufgetragen hat ... ”, begann sie, „ ... meinetwegen kannst du mich bis zu meinem Tod beschatten. Meinetwegen kannst du mich entführen, ich werde immer wieder nach Amerika zurückkehren und ich werde immer wieder den selben Weg einschlagen. Ich bin kein Teil mehr des Mossads.” „Amerika und seine Einwohner vernebeln deinen Geist.” „Verschwinde!” Ziva schrie. Sie schrie wirklich selten. Doch dieses Mal ... Tony seufzte. Sie war wütend. Nein, sehr wütend. Gab es ein Wort, dass „sehr wütend” überstieg und dem einen besseren Klang und Ausdruck verlieh? Er wusste es nicht, entschied sich, bei „sehr wütend” zu bleiben ... nur für den Fall, dass jemand fragen sollte. „Ich gehe nicht.” „Du gehst!”, fauchte Ziva, sie wechselte fast urplötzlich ins Hebräische. Anhand der Tonlage, des scharfen Klangs mancher Worte, der Härte und anderen Mitteln, konnte Tony erkennen, dass sie ihn beschimpfte, ihm wahrscheinlich einige hundert Gründe an den Kopf warf, weshalb er sich nicht mehr blicken lassen sollte, weshalb sie ihn nicht mehr so mochte. „Na warte ... !”, knurrte Asa Salomon auf Englisch, als sie geendet hatte. Er drehte sich um und verschwand, eine vor Wut zitternde Ziva zurücklassend. Tony erkannte sofort, dass ein Scherz sie wohl zur Explosion bringen würde, dass er dann mehr als nur Worte an den Kopf geknallt bekommen würde. Ihre geballte Wut würde sich dann auf ihn richten und genau das wollte er nicht. „Ehm ... ”, begann er, sie unsicher ansehend. Durfte er sie berühren, oder lief er Gefahr, von ihr verprügelt zu werden? Ein Versuch konnte ja nicht schaden ... Also streckte er die Hand nach ihr aus, legte sie auf ihren Oberarm und war froh darüber, dass sie nicht nach ihm schlug. Sie sah ihn allerdings auch nicht an. „Soll ich Director Shepard davon in Kenntnis setzen?”, fragte er leise nach einer Weile, als sie sich anscheinend ein wenig beruhigt hatte. Sie schüttelte den Kopf. „Das mache ich.”, murmelte sie leise, „Danke.” Noch immer hatte sie ihn nicht angesehen. „Ach, komm.”, meinte er und musste unwillkürlich grinsen, „Das hättest du auch für mich getan. Du hast es selbst gesagt.” „Er hätte dir wer weiß was antun können.”, murmelte sie noch immer sehr leise. Dieses wurde Tony auch mit einem Mal bewusst und er wurde blass. „Ist es wirklich gut, jetzt noch ein Eis essen zu gehen ... ?”, fragte er unruhig, „Wo ich gerade so knapp noch mit dem Leben davongekommen bin?” „Übertreib mal nicht.”, meinte sie, schien immer mehr wieder ihren normalen Gemütszustand zu finden, „Außerdem soll Eis angeblich beruhigen ... ” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)