Vandes von Ilona_Delagun (Das Erbe des Vaters) ================================================================================ Kapitel 3 --------- „Sagen wir, ich hätte, wenn ich Euch nicht als Freund sehen würde.“ Ich sagte das aus voller Überzeugung. Spike sah mich einen Moment an, dann nickte er. „Ihr seid Eurem Vater ähnlicher als Ihr glaubt. Er hat mir auch schon einmal sein Schwert an die Kehle gehalten. Und er stand kurz davor mir wirklich die Kehle durch zuschneiden.“ Er sah mich dabei nicht an, sondern starrte in seine Tasse. Er seufzte bevor er fort fuhr: „Er hatte dazu auch allen Grund. Schließlich war ich schuld dass Ralan beinah umkam. Wir waren auf einem Raubzug. Ich hatte das Gut ausspioniert. Wir kamen in der Nacht so wie immer, aber irgendjemand muss mich erkannt haben, denn wir liefen einer Truppe von Soldaten in die Arme.“ Er holte kurz Luft. Es schien Ihm schwer auf der Seele zu liegen, deshalb hörte ich nur zu und sagte nichts. „Wie dem auch sei wir zogen uns zügig zurück, aber Ralan kam in die Schussbahn der Pfeile, die mich hätten treffen sollten. Ich hätte ihm helfen müssen, das hatten wir geschworen. Stattdessen bin ich weg gelaufen. Dein Vater hat mich kurz darauf im Wald gestellt. Ich kann noch immer sein Gesicht sehen. Es war völlig ungläubig und wütend. Er schrie mich an, wir hatten einen Schwur abgelegt immer für einander da zu sein und ich hatte ihn gebrochen.“ Spikes Stimme wurde Brüchig und er unterbrach. Noch immer schaute er mich nicht an. Seine Hände zitterten und er schloss sie fester um seinen Becher. Ich glaubte schon er wolle nicht mehr weiter sprechen, als er sich räusperte. „Ich konnte seinen Zorn fast spüren. Wir kreuzten die Klingen, schließlich wollte ich mir nicht von ihm sagen lassen. Er war geschickter als ich - keine Frage - aber auch das wollte ich nicht wahr haben. Er hat nur zwei Angriffe gebraucht um mich zu entwaffnen und gegen einen Baum zu treiben. Sein Schwert lag kalt an meinem Hals. Ich hatte die Augen geschlossen und wartete darauf dass er zu stach, doch er tat es nicht. >Ich sollte dir die Kehle durchschneiden, du Taubenichts, aber das würde keinem etwas nützen< hat er damals gesagt und dann hat er das Schwert weggenommen. Als ich die Augen aufschlug, traf mich der Schwertknauf im Magen und ich sackte zusammen. > Lass dich nie mehr bei uns blicken< hat er mir ins Ohr gezischt, bevor er verschwand. Ich weiß nicht was ihn dazu gebracht hat mich am Leben zu lassen, aber ich bin ihm dankbar.“ Er verstummte. Ich hatte keine Ahnung, was ich davon halten sollte. Während ich versuchte mir meinen Vater in dieser Rolle vorzustellen, merkte ich dass Spike mich schüchtern beobachtete. Ich kam zu dem Schluss, dass er noch immer darunter litt. „Wie bist du in die Gruppe zurückgekommen?“ Ich sah ein Lächeln über sein Gesicht huschen, es blieb nur kurz haften, bevor es wieder verschwand. Ganz automatisch hatte ich ihn mit du angesprochen. Ralan hat ein gutes Wort für mich eingelegt und deinen Vater milde gestimmt. Er blieb mir bis zum Ende misstrauisch.“ Jetzt schaute er auf und begegnete meinem Blick. Was er sah erleichterte ihn. Ich stand auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er zitterte noch immer. „Ich kann nicht für meinen Vater sprechen, aber ich hoffe, dass wir gute Freunde und Partner werden. „Danke.“ erwiderte er und grinste mich an. Wir setzten uns an dem Kamin und säuberten schweigend unsere Schwerter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)