Mensch mit Hund von winterspross (Wichtelgeschichte für DINO2011) ================================================================================ Kapitel 6: Teil Sechs --------------------- TEIL SECHS … in dem Gisela allerhand Interessantes von sich gibt und unsere Helden eine Begegnung der dritten Art haben, zuletzt gibt es auch noch ein Happy End ohne Kuchen, aber mit imaginären Pferdeäpfeln. Im Laufschritt bewegte sich das seltsame Quartett aus der Stadt. Die Straßen waren wie leergefegt, anscheinend hatte sich das Gerücht der durchgedrehten Monster schon herumgesprochen. Peter war das nur recht, doch er hatte trotzdem keine Lust mehr auf einen Besuch im weltberühmten Gasthaus ‚Zum Tropfenden Piephahn’, auch wollte er nicht mehr auf dem wunderschönen Boulevard a la Cloake wandern, auch blieb sein Blick nicht auf der berühmten Statue ‚Elf beim Nachdenken’ hängen. Nein, er folgte einfach nur Toast und Wölkchen, die so schnell sie konnten durch die Straßen rannten und dabei ein solches Tempo vorlegten, dass er ab und an nur noch das letzte Haar ihres Schwanzes sehen konnte, bevor sie um die nächste Kurve schlitterten. Gisela schleifte er an der Hand hinter sich her. Mittlerweile war ihm vollkommen klar, dass es eine mehr als dumme Idee gewesen war, Toast außerhalb der Stadt zurückzulassen. Eigentlich war es eine vollkommen wahnwitzige Idee gewesen, mit diesem Hund überhaupt irgendwo hin zu gehen, wo es andere Menschen gab. Während er schnaufend über zwei Kisten sprang und Gisela ihm unbeholfen nachstolperte, kam ihm nur ein Gedanke in den Sinn: Warum immer ich? Die Felder der Wilden Ebenen leuchteten so grün, dass Toast das Gefühl hatte, jemand hätte sie mit fluoreszierender Farbe angepinselt. Verwirrt drehte er sich weg und erblickte den hellblauen Panther, der es sich vor ihm gemütlich gemacht hatte. Stöhnend schloss er die Augen. Die Katze lachte leise. „Was hast du dir dabei gedacht? Ich habe gedacht, du würdest mich mögen, du falsche Schlange!“, schimpfte indes Peter mit Gisela, die zum ersten Mal seit ihrem Zusammentreffen regelrecht schuldbewusst aussah. „Was hätte ich denn tun sollen? Ich so ganz alleine… Und niemand da, der mich beschützt und mir hilft, mein Wölkchen zu suchen…“ Toast starrte seine neue Feindin an. Sie lächelte nur fein. „Was hast du denn gedacht? Dass euch die olle Tante wirklich nur begleitet, weil sie euch so nett findet? Sie wollte mich finden, MICH, die große Tabatha!“ „Wenn du das noch einmal sagst, dann stopf ich dir deinen Wolkenschwanz ins Maul“, knurrte Toast. Nun, wenigstens hatte sich nun bewahrheitet, was er immer schon gewusst hatte – Gisela hatte wirklich mehr gewollt als nur eine nette Gesellschaft zur nächsten Stadt zu haben. Sie hatte Peter eiskalt ausgenutzt, doch der hatte es in seiner Naivität nicht einmal bemerkt. Auch jetzt sah er Gisela schon wieder wie ein liebeskranker Ochse an und schien vergessen zu haben, was sie gerade gesagt hatte. „Du weißt doch, Frauen und Räuber vertragen sich nicht so gut und ich musste doch irgendwie nach Mirgit gelangen. Aber jetzt hab ich mein Wölkchen wieder, jetzt bin ich zufrieden.“ „Gott, gegen deinen Namen ist ja meiner noch regelrecht gnädig“, stichelte Toast. „Da wir dich befreit haben, ist es nur recht und billig, dass du und Gisela uns noch etwas begleitet, oder?“ Tabatha leckte sich hingebungsvoll die Pfoten, nutzte aber die wenigen Pausen der Fellpflege dazu, ihn mit Blicken zu erdolchen. „Nun“, zischte sie, als sie fertig war und auch noch die letzten himmelblauen Haare ausgespuckt hatte, „wir werden nun bald weiterziehen. Und ihr werdet ewig diesen Villain suchen und ihn niemals finden. Schade, dass ich nicht zusehen kann, wie ihr immer mehr verzweifelt und verzweifelt…“ „Der Kodex der Schwesternschaft!“ schrie Toast plötzlich und sprang auf. „Du bist dem Kodex der Schwesternschaft verpflichtet!“ Der Leser muss nun wissen, dass Katzen im Allgemeinen keinen Herrn oder Anführer anerkennen, ganz wie es ihrem wilden Naturell entspricht. Nichts desto trotz entdeckte Magul, die Hexe der Kahlkopfberge, dass man Katzen doch binden kann, wenn man sie an den Kodex der Schwesternschaft erinnert, der besagt, dass eine Katze einem anderen Lebewesen helfen soll, wenn es ihr möglich ist, da alle Lebewesen Brüder und Schwestern sind. Freie Katzen waren dem Kodex nicht unbedingt verpflichtet, doch für Wächter galt im Allgemeinen niemals das, was für die anderen galt. Dass Tabatha das gleiche Schicksal wie er teilte, dessen war Toast sich sicher – so eine lächerliche Fellfarbe konnte nur durch eine sehr unmutige Gisela zustande gekommen sein. Tabatha fauchte erstaunt, als sie an das alte Schriftstück erinnert wurde, doch sie schien zu verstehen, dass es kein Entrinnen gab, Toast wusste genau, was er wollte. „Du willst, dass ich dir helfe, diesen Villain zu schnappen, nicht wahr?“, schnurrte sie schon viel versöhnlicher. Es blieb ihr auch nichts anderes übrig, denn genauso wie Toast Turlin hatte, hatte sicher auch sie einen Beobachter, der genau darauf achtete, dass sie die uralten und teilweise etwas sinnfreien Regeln genau beachtete. „Nun gut, ich werde dir helfen. Aber nur, weil du so ein gerissener kleiner Hund bist.“ Langsam erhob sie sich und tänzelte majestätisch zu ihrer Herrin, die immer noch damit beschäftigt war, Peter einzuwickeln. Dieser hatte ob der Gerissenheit Giselas schon einen ganz dümmlichen Gesichtsausdruck und war wieder einmal damit beschäftigt, ihr auf den Busen zu starren. „Meisterin Gisela“, säuselte nun die Katze und schlagartig war Toast klar, von wem das Weib seine Verführungskünste gelernt hatte, „Ich finde, wir sollten diese beiden tapferen Helden doch noch etwas weiter begleiten. Weiters schlage ich vor, dass wir sie in ihrem Vorhaben, den gefährlichen Fenrir Villain zu fassen, unterstützen.“ „Wenn du meinst“, sabberte nun auch Gisela. Der Hund fand, dass Peter und sie gar nicht schlecht zusammenpassten, synchron wie Idioten aussehen konnten sie schon ganz gut. „Jetzt brauchen wir nur noch einen Plan“, freute er sich. Es konnte nicht funktionieren. Es war einfach unmöglich und doch saßen sie nun hinter einem Felsen und warteten auf den Bösewicht. Gisela und Peter hielten zaghaft Händchen, doch Tabatha und Toast waren voll und ganz damit beschäftigt, die Falle im Auge zu behalten. Sie bestand aus drei zusammengenagelten Holzresten, auf die Gisela in Großbuchstaben ‚Tor’ geschrieben hatte. Nach reichlichem fünfminütigen Gedankenaustausch mit Peter war sie nämlich zu dem Schluss gekommen, dass Fenrir sich nur durch ein Tor anlocken ließ, da das erste Zusammentreffen mit ihm ja auch vor der unsäglichen Pforte in der Bibliothek stattgefunden hatte. Nun ja, Toast war von der Idee, ein falsches Tor zu bauen und darauf zu warten, dass Fenrir auftauchte, nicht sehr begeistert, er bezweifelte auch stark, dass das falsche überhaupt irgendetwas bewirkte. Tabatha hingegen hüllte sich in vornehmes Schweigen und war dazu übergegangen, ihre Krallen an einem Stück Holz zu schärfen. „Glaubst du wirklich, dass das funktionieren kann?“, murmelte Toast. „Ach, was weiß ich. Wenn es nicht hinhaut, dann sind wir auf jeden Fall über alle Berge. Ich habe nämlich überhaupt keine Lust mehr auf eure primitive Gesellschaft“, schnurrte Tabatha. Plötzlich knallte es. Eine rosa Wolke, die nach Zuckerwatte und Grassamen duftete, erschien. Ihr entstieg Fenrir Villain, der sich neugierig umsah. Toast traute seinen Augen nicht. „Das darf ja nicht wahr sein“, flüsterte er. „Tja, die einfachsten Tricks sind oft die besten“, grinste Tabatha. Auch Peter und Gisela hatten den Neuankömmling bemerkt, waren ganz offensichtlich aber weniger begeistert. „Toast, was machen wir denn jetzt?“, ließ Peter hysterisch zischend verlauten. „Angriff!!!“, brüllte der Wolf und sprang aus seinem Versteck. Fenrir Villain war ein mehr als gerissener Kämpfer. Obwohl er ein Mensch war, hatte er es geschafft, das Rudel der gefürchteten Grauwölfe unter seine Kontrolle zu bringen. Er beherrschte mehr als drei verschiedene Kampfsportarten und war ein begnadeter Schütze, weiters war er ein außergewöhnlich talentierter Magier. Auch hatte er sich ein dichtes Netz an Spionen aufgebaut, zu denen unter anderem die freundliche feiste Wirtin zählte, die Toast so nett bewirtet hatte, um danach gleich ihm Bericht zu erstatten, wohin die Reise der beiden Chaoten als nächstes ging. Auf ihrem gesamten Weg hatte er die Nervensägen beobachten lassen. Sein System war perfekt. ER war perfekt. Und jetzt auch noch das Tor, hinter dem sich unsägliche Reichtümer verbargen. Dass es ein tragbares Tor war, hatte er zwar nicht gewusst, aber nun gut, er war immer wieder offen für Neues. Ja, Fenrir Villain war ein durchaus erfolgreicher Mann. Er hatte nur ein Problem: Er war extrem kurzsichtig. Ohne seine Brille war er praktisch blind, doch zu seinem Image als mächtiger und furchteinflößender Bösewicht passte einfach kein Sehbehelf. So verließ er sich in erster Linie auf sein drittes Auge, das aber, wenn wir uns an Teil Eins erinnern, auch nicht unbedingt sehr funktionstüchtig war. Toast wusste es zwar nicht, doch der einzige Grund, wieso er Fenrir als Pudel vertreiben konnte, war eben diese Kurzsichtigkeit gewesen. Diesmal sollte ihm seine Eitelkeit zum Verhängnis werden: Er konnte Toast nicht sehen, als der sich, die Zähne wild gefletscht, auf ihn stürzte. Einen Augenblick später brach er röchelnd zusammen, die Kehle unschön in Stücke gerissen. „Das war ja einfach“, stellte der Wolf enttäuscht fest und leckte sich über die blutige Schnauze. Einige Wochen später erreichten Peter, Gisela, Toast und Tabatha Peters Heimatstadt. Niemand begrüßte sie, doch es hatte sich ja auch niemand von Peter verabschiedet, als er ausgezogen war, um Fenrir zur Strecke zu bringen. Sein erster Weg führte den frischgebackenen Wolfstöter zusammen mit seinem treuen Wolf Toast zu Justinus Boss, der wie immer auf seinem gewaltigen Sessel thronte. Wieder einmal saß Peter auf dem Sofa, dass ihm vor seiner Abreise beinahe die Kleidung vom Leib gefressen hätte. „Na, alles erledigt, Junge?“ „Natürlich, Boss. Darf ich jetzt zurück zu meinem Schreibtisch?“ „Aber Peter, wo denkst du hin? Jetzt, da ich weiß, wie gut du dich zur Monsterbekämpfung eignest, hätte ich für dich und den Pudel…“ „Wolf!“, bellte Toast. „…noch einige Aufträge. Im Norden wäre da noch Maria Antagonist, die ich gerne tot sehen würde. Und natürlich der gefürchtete Bad Person. Kannst du das für mich erledigen?“ Justinus lächelte. „Das war übrigens keine Bitte, sondern ein Befehl. Damit da nicht irgendwelche Missverständnisse auftreten…“ Peter erhob sich. Sofasabber tropfte von seinem Hinterteil, doch er schaffte es trotzdem, seinem Boss stolz in die Augen zu sehen. „Sie sind doch vollkommen irre“, lächelte er, drehte sich um und ging. Toast sprang ebenfalls auf und lief ihm nach. Sein Auftrag war erfüllt, doch er hatte keine Lust, sich wieder zu einem jahrhundertelangen Schläfchen hinzulegen. Bei Peter Librarian wollte er bleiben, ihn beschützen, sich um seine zukünftigen Welpen – Kinder, verbesserte er sich fast verlegen – kümmern und alt werden. Endlich hatte er einen Platz für sich gefunden, etwas, das er vor Jahrhunderten verloren hatte. Wenn er daran dachte, wie er Peter anfangs verflucht hatte, aber nun hatte sich der Tölpel ja doch als das Beste herausgestellt, was ihm jemals passiert war. Ein Geschenk des Himmels sozusagen. Er konnte glücklich werden, soviel stand fest – wenn Turlin es erlaubte. „Geh nur“, hörte er die körperlose Gedankenstimme des Alten. „Ich glaube, deine Schuld ist abbezahlt. Ich werde dich nun in Frieden ziehen lassen“ „Darf ich nun meinen richtigen Namen wieder verwenden?“, fragte Toast hoffnungsvoll. „Ach, ich finde deinen jetzigen eigentlich wunderschön und auch überaus passend. Ich denke, du solltest ihn behalten, was meinst du?“ Toast konnte seinen Peiniger zwar nicht sehen, wusste aber, dass er zahnlos über das ganze Gesicht grinste. Das war des Magiers letzte Rache an ihm, aber für das, was er ihm und seiner Familie angetan hatte, war die Strafe gering bemessen. Nun gut, irgendwann würde auch Turlin das Zeitliche segnen. Und dann wäre er wieder der Schwarzwolf Fafnir und nicht mehr Toast, der Expudel. Er hatte unendlich viel Zeit, denn unsterblich war er immer noch. „Kommst du?“, hörte er seinen Meister ungeduldig rufen. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er stehengeblieben war. Schwanzwedelnd lief er Peter nach. ____ Der letzte Teil ist eine Art Epilog und dazu da, um diverse Sachen aufzuklären, die vielleicht während der Lektüre zu verwirrend waren. Wer Lust hat, kann es ja lesen, wer keine Lust hat und sich selbst ein Bild machen will, soll es lieber bleiben lassen. Ich hoffe, die Geschichte hat euch gefallen! Es würde mich auch sehr freuen, wenn ihr mir etwas Feedback dalassen würdet, da ich sonst nicht besser werden kann. Bis zur nächsten Geschichte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)