Die Fortsetzung von Sky- (Kampf der Königinnen) ================================================================================ Kapitel 1: Aufeinandertreffen Teil 1 ------------------------------------ Die kleine Familie saß fröhlich und ausgelassen am Tisch und aß zum Mittagessen gerade Okonomiyaki mit Reis. Eigentlich hätte es Hähnchen gegeben, doch durch Nanas Unfall mit dem Backofen mussten sie eben etwas aus dem Restaurant bestellen. Eigentlich war alles so wie immer… Eigentlich… Es war schon ein ganzer Monat nach dem Abschied von Lucy vergangen und auch Nana hatte sich von ihrem Papa trennen müssen. Doch den Schmerz ließ sie sich nicht ansehen. Sie wollte der Familie, die sie so bereitwillig aufgenommen hatte, nicht noch mehr Kummer bereiten. Kouta sah traurig auf den leeren Platz, auf den früher Nyu gesessen hatte und immer so fröhlich dabei geguckt hatte. „Kouta was ist denn?“ „Was meinst du Yuka?“ „Frag nicht so blöd, du weißt was ich meine“ „Du meinst dis Sache mit Lucy?“ „Ja!“ „Es wirkt so leer ohne sie! Ich vermisse sie sehr“ „Würdest du mich auch vermissen?“ Erstaunt sah der Student seine Cousine an. „Also ich… weiß nicht…“. Sauer haute sie mit der Faust auf den Tisch. „Ach nee, Lucy vermissen tust du aber nicht mich? Bin ich dir nicht gut genug oder was?“ schimpfte sie und funkelte ihren Cousin böse an. Der rutschte etwas von ihr weg, um nicht wieder eine gescheuert zu bekommen, doch das tat diese. Nana mischte sich ein. „Ein Mensch verliert mehr Gehirnzellen wenn er eine Backpfeife bekommt. Wenn du ihn so weiter schlägst, dann wird er genau so dumm wie ein Neandertaler.“ Yukas bedrohlicher Blick wanderte zu Nana, die erschrocken in sich zusammensank. Mayu seufzte. Immer war Yuka total eifersüchtig, wenn Kouta sich um ein Mädchen kümmerte. Nach dem Essen begannen alle, die ehemalige Pension auf Vordermann zu bringen. Mayu und Yuka putzten die Zimmer und den Flur, Kouta fegte den Hof, Mayu räumte den Tisch ab und Nana wusch das Geschirr. Alle waren fleißig bei der Sache und besonders Nana gab sich große Mühe. Sie wollte endlich beweisen, dass sie etwas richtig machen konnte. Das schien ihr tatsächlich zu gelingen! Plötzlich klingelte es an der Tür. Kouta legte den Besen beiseite und öffnete die Tür, um zu gucken wer dort war. Ein Ehepaar stand da, beide ungefähr Ende 30. „Entschuldigung, kann ich Ihnen helfen?“ fragte Kouta neugierig und schaute die zwei mit seinen saphirblauen Augen an. Er ließ das Ehepaar rein und führte sie ins Wohnzimmer. Als Mayu die beiden sah, erschrak sie und rannte davon. Ihre Eltern waren hier! Sie rutschte dabei auf den noch feuchten Boden aus und fiel hart auf den Rücken. Yuka sah sie verwirrt und besorgt an. „Mayu was ist denn? Warum läufst du denn weg?“ Yuka sah die Tränen der Angst in ihren Augen und half ihr auf. "Meine Eltern sind gekommen! Sie kommen um mich zu holen. Ich will nicht wieder nach Hause bitte!!!" Yuka nahm das Mädchen an der Hand und brachte sie zu Nana in die Küche. "Nana, kümmere dich bitte um Mayu. Wir haben ein kleines Problem im Wohnzimmer. Falls irgendetwas passieren sollte, gehst du sofort zu Kouta oder zu mir, verstanden?" das Dicloneus-Mädchen nickte und schlich mit ihrer Freundin ins Zimmer und schloss ab. "Ich hab Angst, meine Eltern werden mich sicher holen kommen" stammelte das adoptierte Mädchen und brach in Tränen aus. Sie hatte schreckliche Angst, das spürte Nana. Doch wie sollte sie ihr helfen? Ihre Vectoren benutzen um ihre Eltern zu töten? Nein, das wagte Nana nicht. Sonst könnte sie Kouta und Yuka in Schwierigkeiten bringen. "Keine Angst Mayu, wenn deine Eltern kommen, werde ich dich beschützen!" Doch das war nur ein leichter Trost, denn leider hatte Nana keinen Plan, wie sie das anstellen sollte. Yuka, Kouta und das Ehepaar hatten es sich bereits im Wohnzimmer gemütlich gemacht. "Also, Sie beide sind also Mayus Eltern?" fragte Kouta um sich zu vergewissern dass er richtig verstanden hatte. "Nicht ganz, mein Mann ist ihr Stiefvater.Mein Name ist Yurie Hoshino (Name erfunden, sry wenn er anders ist) und meine Tochter ist vor fünf Jahren von Zuhause weggelaufen als es einen heftigen Streit gab. Wir wollten uns nach ihr erkundigen ob es ihr gut geht und wollen, dass sie wieder nach Hause kommt." Yuka verzog misstrauisch das Gesicht. Nur weil es einen Streit gab, hatte Mayu beinahe Todesangst mitzukommen? Da war doch 100%ig was faul. "Wir haben ihre Tochter adoptiert, da können sie sie nicht einfach so mitnehmen. Außerdem will Mayu gar nicht mit Ihnen reden." Der Stiefvater verzog wütend das Gesicht. "Was hast du denn hier zu melden? Es ist unser Recht mit unserem kleinen Sonnenschein zu reden, also wo ist sie?" Kouta sah stumm zustimmend an. Diese Eltern hatten anscheinend etwas zu verbergen! "Sie ist nicht hier", log Yuka gekonnt. "Sie geht gerade mit ihrem Hund spazieren." Doch davon ließen sich die Eltern nicht abweisen. Sie wollten dableiben, bis Mayu endlich auftauchen würde. Entschlossen stand Kouta auf. "Ich denke, es ist Mayus Entscheidung ob sie hierbleiben will oder mit Ihnen geht." So ging Kouta zu Nanas Zimmer und klopfte an. "Wer ist da?" fragte die Stimme des Dicloneus und hielt zwei ihrer Vectoren bereit. "Ich bin es: Kouta! Mach die Tür auf, ich muss mit Mayu sprechen!" Die Tür ging auf und Nana erschien in der Tür. "Mayu hat sich unter der Decke versteckt. Sie will nicht mit ihren Eltern mitgehen." Doch Kouta schaffte es, Mayu davon zu überzeugen, mit ihren Eltern zu sprechen. Sie ging dicht hinter ihm ins Wohnzimmer, wo sie sich dann weit weg in die Ecke setzte. Sie zitterte am ganzen Körper als sie ihren Stiefvater sah und wünschte sich in diesem Moment weit weg zu sein, wo ihre Eltern sie nicht finden würden... Kapitel 2: Aufeinandertreffen Teil 2 ------------------------------------ Mayus Mutter Yurie stand ruckartig auf als sie ihre Tochter sah und wollte sie in den Arm nehmen, doch Mayu wich vor ihr zurück und Yuka stellte sich vor sie. "Tut mir leid, aber solange Sie in unserem Haus sind, wird Mayu nicht dermaßen bedrängt. Ich weiß nicht was passiert ist, aber wenn sie nicht mit Ihnen reden will, akzeptieren Sie diese Entscheidung." Wütend sah Frau Hoshino die Studentin an. "Und wer sind Sie wenn man fragen darf?" "Mayus Adoptivmutter." Mayu war gerührt über Yukas Mut, sich einfach so ihren Eltern entgegen zu stellen und musste weinen. Das sah ihr Stiefvater und räusperte sich. "Mayu Kleines, warum willst du nicht mit nach Hause? Wir werden garantiert viel Spaß haben." Doch Mayu wusste nur zu gut, worauf ihr Stiefvater anspielte. Ängstlich rückte sie noch enger in die Ecke und kauerte sich zusammen, wie ein kleines Kind. Die Tür ging auf und Nana kam rein, mit Wanta auf dem Arm. "Wanta wollte unbedingt zu dir, da dachte ich ich komm zu dir!" Doch auch das Bellen und die Kulleraugen von Wanta konnten Mayu nicht beruhigen. Sie musste immer wieder an die schlimme Zeit denken, wo sie von ihren Stiefvater missbraucht wurde. Sie zitterte am ganzen Körper und weinte. "ich will nicht..." schluchzte Mayu gequält. "Ich will nicht noch mal zurück. Nicht solange mein verdammter Stiefvater nicht da ist." Tröstend nahm Nana ihre Freundin in den Arm und streichelte ihren Kopf. Auch Wanta kuschelte sich zu ihr und leckte ihre Hand. "Mayu-Schatz..." begann Frau Hoshino verständnislos. "Ich bin nicht dein Schatz Mutter!"brüllte das 13jährige Mädchen und sah ihre Mutter hasserfüllt an. "Als ich dir sagen wollte, wie gemein Vater ist, hast du mir die Schuld gegeben. Ich war der Tyrannei dieses Mistkerles wehrlos ausgeliefert und du hast mir nicht einmal zugehört. Ich hasse euch!" Eine bedrückende Stille breitete sich im Wohnzimmer aus. Nur Mayus Stiefvater ließ sich davon nicht in Verlegenheit bringen "Du dreckiges Miststück" fluchte er, stand auf und wollte auf Mayu losgehen, da stieß Nana ihn mit einem ihrer Vectoren zurück. Auch Wanta wollte seine Freundin beschützen und knurrte ihn böse an. Yurie sah ihren Mann sprachlos an. "Yusaku, Stimmt das was Mayu sagt? Hast du ihr das wirklich angetan?" Doch er schwieg. Er rappelte sich auf und sah Nana böse an. "Das wirst du noch bereuen du gehörnte -Piep-!" Kouta verpasste Yusaku Hoshino einen Schlag mit der Faust und packte ihn am Kragen. "Lassen Sie meine Familie in Ruhe. Raus aus meinem Haus" "Ich denke gar nicht daran, ich gehe nicht ohne meine Tochter du Flasche!" Doch als er den unerschrockenen Blick von Kouta, Yuka und Nana sah und sogar seine Frau nachgab, wagte er es nicht, noch länger Widerspruch einzulegen. Wütend stapfte er davon. Seine Frau folgte ihm. Nun waren sie wieder allein. Mayu konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Sie weinte herzzereißend und presste ihr Gesicht in Yukas tröstende Schulter. Es war eine so traurige Szene, dass selbst Nana die Tränen kamen. Sie umarmte ihre Freundin ganz fest und streichelte ihren Kopf. "Ich verspreche dir, dass ich dich vor diesem Perversling beschützen werde. Die werden dich nicht wegholen!" Mayu weinte immer noch. Sie war mit ihren Nerven am Ende. All diese schrecklichen und alptraumhaften Bilder ihrer Vergangenheit spielten sich ihr noch einmal vor Augen ab und die nackte Angst machte sich in ihr breit. Andererseits war sie einfach nur froh, so liebe Menschen wie Yuka, Kouta und Nana um sich herum zu haben. "Danke euch allen. Ihr seid die beste Familie, die man sich nur wünschen kann." Kouta lächelte sie tröstend an. "Das macht man eben in einer Familie. Man beschützt sich gegenseitig." Das Ehepaar war bereits wieder auf dem Weg zum Auto und Yurie Hoshino musste über die Worte ihrer Tochter nachdenken. Wenn das nun stimmte, was sie sagte, war es nur verständlich dass Mayu sie so sehr hasste. "Yusaku, was machen wir jetzt?" "Na was schon, ich werde dafür sorgen, dass Mayu wieder zurückkommt" "Aber wie willst du das anstellen?" "Hast du das Mädchen mit den Hörnern gesehen?" "Was ist mit ihr?" "Ich bin mir ganz sicher dass das nichts menschliches war!" "Was?" "Ich werde der Polizei berichten dass sich ein Monster in dem Haus da aufhält, sodass sie Mayu wieder freigeben müssen. Und dann kommt unser Kind wieder zurück" "Meinst du das im Ernst?" "Glaub mir, ich habe schon einmal ein Mädchen mit Hörnern gesehen. Diese Monster zerstückeln Menschen, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn wir durchblicken lassen, dass die da eine Mordsmaschine im Haus haben bekommen wir Mayu wieder. Ganz sicher." So verschwand der Wagen um eine Ecke und war verschwunden. Noch ahnte keiner, dass das Handeln von Yusaku Hoshino Konsquenzen haben würden, die in einem grausamen Blutbad enden würden. To be continued Kapitel 3: Unverhofftes Wiedersehen ----------------------------------- Die Nacht war sehr unruhig verlaufen. Mayu wollte nicht alleine schlafen und musste kurzerhand bei Nana übernachten. Da Mayu immer wieder geweint hatte, konnten die anderen nicht schlafen und mussten das Mädchen beruhigen. Ständig bekam sie Alpträume, wie ihr Vater sie aufforderte, sich auszuziehen und wie er ihren entblössten Körper berührte. Später musste auch das Studentenpärchen mit ins Zimmer. Es war bereits zwölf Uhr als alle total verschlafen aufwachten. Mayu briet Spiegelei und Speck, Nana deckte den Tisch und Yuka kochte Kaffee. Kouta hatte noch mit der Müdigkeit zu kämpfen und quälte sich in Zeitlupe aus dem Bett. Später gab es Kaffee und Orangensaft, wobei Nana besonders aus dem Häuschen war, weil sie noch nie vorher Saft getrunken hatte. Auch Mayus Lebensgeister kehrten nach und nach zurück. Sie aß genüsslich Spiegelei auf Toast und unterhielt sich angerregt mit Nana. Später war sie mit Wanta ihrem vierbeinigen Freund spazieren, doch sie war nicht lange weg, da kam sie auch wieder nach Hause gerannt. "Kouta! Kouta! Ich hab sie gesehen!!!" verwundert sah der Student zu dem Adoptivkind auf und sah dass sie total abgehetzt war. Sie war anscheinend den ganzen Weg zurück gerannt. "Wen hast du gesehen?" "Nyu, ich meine Lucy!" Vor Schreck ließ Kouta ein Glas fallen, das Nana gerade noch rechtzeitig mit einen ihrer Vectoren auffangen konnte. "Bring mich sofort zu ihr hin!" Schnell zogen sich Nana und Kouta ihre Jacken an und liefen Mayu hinterher. Sie führte die beiden zu einem alten Bahnhof, der schon längst stillgelegt war. Überall waren Trümmerhaufen, eingerissene Wände und zerschlagene Scheiben. Es sah aus als hätten hier Vandalen gewütet. Ein rothaariges Mädchen saß auf dem Bahnsteig und sah von dort aus zum Strand. Für Kouta und Nana bestand kein Zweifel: Es war wirklich Lucy. "Lucy?" rief Kouta zu ihr hin um auf sich aufmerksam zu machen. Ruckartig drehte sich der Dicloneus um und sah mit seinen roten Augen Kouta an. "Kouta..." Lucy stand auf und rannte zu ihrem Freund hin. Beide fielen sich in die Arme und weinten vor Glück, sich endlich wiederzusehen. Mayu seufzte und legte einen Kopf auf Nanas Schulter. "Ach ist das nicht schön?" Zufrieden nickte Nana und ging mit ihrer Freundin zu Lucy, um sie zu begrüßen. Erst jetzt spürte sie eine Veränderung an Lucy. Etwas an ihr hatte sich vollkommen verändert, aber was? "Lucy, du wirkst so anders..." Schweigend nickte Lucy. "In der Tat bin ich noch mächtiger als vorher. Ich habe zwei neue Vectoren..." zwar verstand Kouta nur Bahnhof aber Mayu und Nana wussten schon was Lucy damit meinte. Ein vollkommener Dicloneus wie sie konnte tatsächlich mehr Vectoren bekommen, während Sipeliten von Geburt an eine festgelegte Anzahl haben. Gemeinsam gingen sie nach Hause, denn es gab noch viel mehr, was sie sich zu erzählen hatten. Ein roter Laserstrahl visierte die schon die sichtlich erschöpfte Tarara an und schoss eine Kinderkopfgroße Bleikugel auf sie. Diese traf mit voller Wucht ihr rechtes Bein und vor Schmerz stöhnend brach sie zusammen. Blut spritzte aus der Wunde und rann ihren nackten Körper runter. Halbohnmächtig sah sie in die Überwachungszentrale, die durch ein meterdickes Panzerglas geschützt wurde. Dort beobachteten sie der Direktor Tachibana und Tararas Pflegemutter Tae Morizono. "Genug für heute. Spritzt sie mit dem Wasserschlauch ab und bringt sie in die Zelle zurück." Es zerriss der jungen Psychologin das Herz, dieses arme Mädchen in einen so erbärmlichen Zustand zu sehen. wie sie nackt und blutend an die Wand gekettet war und trotz der Kälte mit einem Schlauch abgespritzt wurde. "Entschuldigen Sie mich" murmelte Dr. Morizono, nahm ihre Segeltasche und eilte in die Zelle wo das Dicloneus-Mädchen immer noch angekettet und tropfnass war. Tränen der Verzweiflung rannen ihre leichenblassen Wangen runter, doch als sie Dr. Morizono sah, huschte ein müdes Lächeln über ihre Lippen. "Mama ist hier... Mama..." Schweigend holte Tae ein Handtuch aus ihrer Segeltasche und trocknete Tarara ab. Ihre Haut war ganz kalt und jede Berührung schien dem gehörnten Mädchen unerträgliche Schmerzen zuzufügen. Schnell öffnete die Psychologin die Ketten und zog wickelte ihre Pflegetochter in eine Decke. "Mein armes kleines Mädchen..." Weinend schlossen sich beide in die Arme und dieser Moment hätte ewig dauern können, hätte nicht einer der Wachleute das Mädchen an den Haaren hochgezogen und weggeschliffen. "Mama!!!" schrie das Mädchen und versuchte verzweifelt freizukommen. "Ich will das nicht mehr. Bitte hilf mir Mama!" "Ich verspreche dir dass wir bald zusammen leben werden. Das verspreche ich dir!!!" rief Tae Morizono und sah ihrer Tochter traurig hinterher, wie sie mit den Füßen in ihre Zelle getreten und eingesperrt wurde. Tachibana kam zu ihr, mit einem ernsten Gesichtsausdruck. "Das war inakzeptabel was Sie getan haben. Sie hätten getötet werden können" warf der Mitte dreißiger der Psychologin vor, doch die ignorierte diesen Vorwurf. "Tararas psychischer Zustand ist extrem labil. Sie braucht jemanden an den sie sich festhalten kann und hat bis jetzt noch nie einen Menschen getötet. Außerdem weiß sie dass ich ihre Mutter bin. Ich bitte Sie, lassen Sie Tarara frei. Wenn das so weiter geht, wird sie hier sterben. Geben Sie ihr eine Chance." doch Tachibana hörte nicht auf sie. "Was soll es bringen sie freizulassen?" gerade wollte der Direktor wieder gehen, da hielt ihn die Psychologin zurück. "Tarara könnte Lucy beseitigen." Nun hielt Tachibana an, ernst wandte er sich zu Dr. Morizono und rückte seine Brille zurecht. "Also gut, Nummer 13 bekommt ihre Chance. Aber sie tragen die Verantwortung." Tarara lag wieder auf ihrer alten Matratze in der fensterlosen dunklen Zelle. Sie lächelte zufrieden. Du hast es geschafft, lobte sie sich selbst. Sie haben dir tatsächlich die Masche abgekauft. Nun würde es nicht mehr lange dauern, dann würden diese naiven Menschen sie endlich freilassen und dann würde sich endlich ihre Bestimmung erfüllen. Zufrieden kicherte Tarara und freute sich schon auf ihre Freilassung. "Na warte Lucy" begann sie und drehte sich auf die andere Seite. "Nicht mehr lange und ich werde dir dein verdammtes Herz rausreißen." In diesem Moment saßen Tachibana und Dr. Morizono im Büro und ahnten nichts von Tararas falschem Spiel und auch nicht, was für ein gefährliches Monster sie war. Kapitel 4: Falsches Spiel ------------------------- Während Lucy ihren Freund Kouta ihre Geschichte von dem Kampf auf der Brücke erzählte, hatte sich Nana zurückgezogen um das schon leer gewordene Zimmer mit Mayu neu einzurichten. Weil Lucy totgeglaubt wurde, wurde das Zimmer leergeräumt und der Staub hatte sich da schon gesammelt. In Gedanken versunken, bezog Nana das Bett und schüttelte das Kissen aus. "Nana?" fragte Mayu und stieß ihre Freundin sanft an. Erschrocken ließ der Dicloneus das Kissen fallen. "Was ist Mayu?" Schüchtern kratzte sich das ehemalige Straßenkind am Hinterkopf. Sie hatte nicht beabsichtigt, dass sie Nana so sehr erschrecken würde. "Du machst die ganze Zeit so ein ernstes Gesicht. Ist mit Lucy etwas nicht in Ordnung?" "Es ist nicht Lucy" antwortete die Rosahaarige zögernd. "Ich spüre das etwas mächtiges und abgrundtiefes Böses... noch bösartiger als die alte Lucy" Entsetzt starrte Mayu den Dicloneus an. Der Gedanke, ein so mächtiges Wesen würde hierher kommen, war ein Alptraum. Im letzten Monat mussten so viele Leute sterben und so viel Blut vergossen werden. Wieder musste Mayu an diese alptraumhafte Szene denken, wo Lucy der armen Nana die Gliedmaßen rausgerissen hatte. Es war ein Wunder dass sie diese Verletzung überlebt hatte. "Glaubst du die sind hinter dir und Lucy her?" Mit einem Ausdruck ernsthafter Besorgnis nickte Nana und wollte gehen doch das konnte Mayu nicht zulassen, nicht noch einmal. "Du darfst nicht gehen! Was wenn man dich tötet?" Mayu hielt ihre Freundin so fest wie sie konnte, doch leider nicht fest genug. Nana riss sich los und marschierte zur Tür. "Mayu, ein Dicloneus kann seine Artgenossen aufspüren. Wenn ich hier bleibe, werden du, Yuka und Kouta in größter Gefahr sein. Ich muss ihn weglocken, sonst werden alle dabei draufgehen." Nur zögernd ließ Mayu sie gehen und sah ihr traurig nach. Sie fühlte sich so hilflos und wusste nicht was sie machen sollte. Ihr kam eine Idee. Sie rannte ins Wohnzimmer, wo Lucy und die anderen saßen. "Lucy, du musst Nana helfen!" Tarara lief aufgeregt auf die Plattform und bestaunte den Helikopter, mit dem sie und ihre Mutter fliegen würden. Sie durfte tatsächlich ins Freie, wenn sie dafür einfach Lucy tötete. Wenn sie auch Nana töten würde, brächte das sicher Bonuspunkte für sie ein. Dr. Morizono kam auf sie zu. Sie trug immer noch ihren weißen Kittel und einen eleganten schwarzen Rock, passend dazu hochhackige Schuhe. Tarara hingegen war weniger elegant gekleidet. Sie trug eine einfache Jacke, eine weiße Bluse dazu ein Rock und Stiefel. Um ihre Hörner zu verstecken hatte Tarara eine Mütze von ihrer Pflegemutter bekommen. "Mama! Werden wir damit fliegen?" fragte sie aufgeregt und deutete auf den Helikopter. Die Psychologin war von Tararas neuer Lebensfreude gerührt und nahm sie an die Hand. "Natürlich aber beeilen wir uns besser, bevor er noch ohne uns fliegt." Jubelnd setzte sich Tarara hinein und schnallte sich an. Ihre Mutter setzte sich neben sie, vier Soldaten gegenüber. "Was machen diese Männer denn hier?" wollte Tarara wissen und schaute ihre Mutter mit großen und unschuldigen Augen an. "Die müssen dich überwachen und greifen ein, wenn etwas schief läuft. Solange du artig bist, lassen dich die Männer in Ruhe." Gehorsam nickte Tarara und könnte sich innerlich verfluchen. Warum mussten diese Heinis mit kommen und ihren Plan versauen. Doch dann fing sich die falsche Schlange wieder und setzte ihr niedliches Lächeln auf. Dann dürften die Männer die ersten Leichen werden. Zerstückelt im Gebüsch und alle würden denken es war Lucy. Gerade konnte sie noch ein gehässiges Lachen verkneifen bei dem Gedanken, welch ein schönes Blutbad es geben würde. Erst würde sie Lucy in Stücke reißen, dann die anderen. Keiner der Männer und auch nicht ihre Mutter bemerkten diese sadistische Vorfreude in ihr und dachten nach wie vor, Tarara wäre ganz harmlos. "Du Mama" "Was ist?" "Können wir irgendwann mal in einem Park gehen?" "Klar, wieso fragst du?" "Weil ich so etwas immer schon mal machen wollte" Es war unglaublich wie schauspielerisch Tarara begabt war und auch die Leichtgläbigkeit der Leute. Der Hubschrauber hob ab und flog über das japanische Meer, zur Stadt Hiroshima, wo Lucy zuletzt gesehen wurde. Frau Morizono tätschelte ihrer Tochter den Kopf, die dann zufrieden lächelte. Ihr Plan ging auf... Lucy war Nana inzwischen hinterhergeeilt und dann auch schließlich eingeholt. "Nana warte! Allein kannst du unmöglich gegen sie antreten." Aber Nana interessierte dies wenig. Anscheinend war sie sich im Klaren was sie da tat. Schließlich hielt sie an und sah ihre Artgenossin ernst an. "Du weißt, dass ich im Forschungslabor groß geworden bin nicht wahr?" Der ältere Dicloneus nickte und sah zu ihr runter. Nana musste schlucken und Schweißperlen bildeten sich. "Eigentlich werden Diclonii so getrennt voneinander untergebracht, dass sie keinen Kontakt zueinander haben, aber trotzdem habe ich von einem Dicloneus gehört, der genauso ist wie du. Es ist kein Sipelit sondern ein vollkommener Dicloneus der jede Menge Vectoren hat, die eine ganz besondere Fähigkeit haben." Mit einer bösen Vorahnung gingen die beiden weiter und suchten sich einen Ort, wo keine Menschen waren. Sie wollten niemanden in Gefahr bringen und auch kein Aufsehen erregen. "Was für eine Fähigkeit?" wollte Lucy wissen, aber im inneren fragte sie sich, ob sie es überhaupt wissen wollte. Nana zuckte mit den Achseln. "So genau weiß ich es nicht, wie schon gesagt sind es nur Gerüchte. Ihre Vectoren können angeblich Menschen infizieren und ihre DNA so rapide verändern dass sie selbst zu Diclonii werden. Außerdem können sie angeblich Vectoren manipulieren." Das Gesicht der beiden wurde leichenblass und das blanke Entsetzen spiegelte sich in den Augen der beiden. Solch ein Monster gab es? Wenn das stimmte was die Gerüchte besagten, dann würden Nana und Lucy gewaltige Probleme bekommen. "Woher hast du das Gerücht?" "Wenn ich durch den Flur geschliffen wurde, dann konnte ich Gespräche der Wachen aufschnappen. Doch ich glaube die wurden später von einer gewissen rothaarigen Person auseinandergepflückt..." Damit deutete sie natürlich auf Lucy an. Endlich erreichten sie einen verlassenen Schulhof und warteten auf ihren Gegner, noch nicht wissend wer dieser war und wie mächtig er war. Kapitel 5: Fall der Königin?! ----------------------------- Der Hof war immer noch verlassen, selbst nach geschlagenen zwei Stunden die Lucy und Nana dort verbracht hatten. Lucy versuchte krampfhaft ihren Herzschlag zu beruhigen. Sie musste stark sein. Wenn sie vor Nana Schwäche zeigte, würde sich das auch im bevorstehenden Kampf bemerkbar machen. Egal wer dieser Gegner war, er war sicherlich gefährlicher als er schien. Sicher eine Art Wolf im Schafspelz. Die Sonne ging bereits unter und das Rot der Abendsonne tränkte die Landschaft in eine Unheilverkündende Farbe. Nana schüttelte den Kopf. "Langsam habe ich dass Gefühl sie..." doch weiter kam sie nicht. Etwas packte ihre rechte Protese und riss sie mit brutaler Kraft heraus. Blut spritzte auf Nanas neu entstandenen Armstumpf und sie schrie auf, was eher auf einen vorübergehenden Schock zurückzuführen war. Lucy reagierte sofort und ihre Vectoren rissen eine Eiche samt Wurzeln aus dem Boden heraus. Ein unscheinbares Mädchen, gerade mal in Nanas Alter fiel herunter. Ihre Kleidung war schlicht, so als käme sie aus armen Elternhause. Lucy war sich nicht sicher, wer dieses Mädchen war. Sie hätte schwören können, dass es ein Dicloneus war, aber sie konnte nicht das geringste spüren... Mit seltsam leeren Augen starrte sie Lucy und Nana an, die sich wieder von ihrem Schock erholt hatte. "Tut es sehr weh?" fragte sie und ihr Blick wanderte auf die Protese. Nana schraubte diese wieder an und schaute sie giftig an. "Uns machst du nichts vor. Du weißt so gut wie ich dass du nur eine Show abspielst." Nana wollte gerade ihre Vectoren einsetzen, doch schon wieder war Tarara schneller. Nana krachte durch einen Drahtzaun und wurde durch die Wucht des Schlages gut fünf Meter weggeschleudert. Den Augenblick nutzte Lucy und griff mit ihren Vectoren Tararas Hals. Immer fester drückte sie zu bis Tarara versuchte sich frei zu bekommen. "Wer bist du eigentlich?" wollte der Dicloneus wissen. "Nenn mich Tarara, die neue Königin!" Dann plötzlich, nur für einen kurzen Augenblick schien sie Lucy hämisch anzugrinsen und dann tauchten von allen Seiten Vectoren auf. Wie viele waren es? Zwölf...? Zwanzig...? Es waren unglaublich viele und sie waren so schnell, dass Lucy sie kaum sehen konnte. Lucy versuchte Abstand zu gewinnen. Sie musste von Tarara weg und eine neue Strategie entwickeln. Doch die Vectoren kamen immer näher. Lucy wich immer weiter zurück bis sie gegen eine Mauer kam. Sie war gerade mal Acht Meter entfernt... Sie war fast genauso mächtig wie Mariko... Tarara war ein Monster. Unsichtbare Hände packten Lucy an Hals, Armen, Bauch und Beinen und rissen sie hoch. In ungefähr Fünf Metern Höhe, direkt über diesen Monster-Dicloneus blieb sie in der Luft hängen. Tarara grinste sie diabolisch an. "Welches Spiel würdest du am liebsten spielen? Puppen oder Puzzlen?" zuerst verstand Lucy nicht, was Tarara mit dieser Frage sagen wollte, doch dann kam ihr die erschreckende Erkenntnis. Puzzlen war in der Dicloneus-Sprache das Zerreißen von Menschen, aber was hatte es mit Puppen auf sich? Es gab nur einen Weg das herauszufinden. "Puppen..." antwortete der Rothaarige Dicloneus zögernd. Eine Sekunde lang geschah nichts, doch dann ging Tarara zum Schlag über. Mit einem Ruck wurde Lucy herumgerissen und mit aller Kraft gegen die Mauer geschleudert. Dabei drückten sich die Vectoren ihrer Gegnerin fest in ihren Körper und röchelnd versuchte Lucy Luft zu holen. Doch Tarara gönnte ihr keine Atempause. Acht Meter wurde Lucy hochgerissen, durch Baumgestrüpp gezogen und knallte mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden. "Das ist ja echt unterhaltsam. Und so etwas will die Königin sein?" rief Tarara triumphierend und schleuderte Lucy erneut gegen die Wand, wieder in die Höhe bis sie mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Blut breitete sich auf den Boden aus und reglos blieb Lucy liegen. Siegessicher trat Tarara an sie ran und beugte sich zu ihr hinunter. "Keine Sorge Lucy, ich habe nicht die Absicht deinem süßen Kouta zu schaden. Ich werde dich und deine kleine Sipelit-Freundin in Stücke reißen und ein normales Leben führen ohne dass einer auch nur Verdacht schöpft. Übrigens: Ich bin echt enttäuscht dass du jetzt schon aufgibst. Na ja... jetzt schnapp ich dir deine kleine Missgeburten-Freundin." Gehässig stieg Tarara über Lucys übel zugerichtetem Körper drüber und ging. Doch dass Nana schon auf sie gewartet hatte, hatte Tarara nicht erwartet. Ihr Vector schoss hervor und packte Tararas rechten Arm. Ein Knacken, ein Reißgeräusch war zu hören und dann schoss eine gewaltige Blutfontäne aus Tararas Armstumpf. Ihr abgerissener Gliedmaßen flog in hohem Bogen davon und fiel dumpf neben Lucy hin. Entsetzt und vor Schmerz schrie Tarara auf und sank in die Knie. "Aaaaaah!!!!" schrie sie und hielt sich die blutende Stelle. Unter Schock stehend fiel Tarara auf die Knie und sah Nana fassungslos an. "Lass Lucy ja in Ruhe!" Ein Schuss fiel und traf Nana in ihre linke Beinprotese. Tarara wusste, dass es einer der vier Soldaten war. Der Schuss fiel hinter dem Auto. Mit Mühe gelang es dem verletzten Dicloneus, wieder die Kontrolle über die Vectoren zu bekommen und riss das Auto zur Seite. Alle vier Soldaten. Bingo! Mit einem Reißgeräusch, gefolgt von einem Tropfen von Blut, wurden die Soldaten zerrissen. Einer wurde in der Mitte zerteilt, zwei wurden im Bauch durchlöchert, sodass die Organe herausflogen und die restlichen zwei verloren ihren Kopf. Nana sah das Blutbad mit Entsetzen und wich zurück. Tarara, die die Blutung mit einem ihrer Vectoren verschlossen hatte, kam auf Nana zu. Gnadenlos... bedrohlich... "Lebwohl du Missgeburt!" Tararas Vectoren schossen vor und wollten Nana in der Mitte auseinanderreißen, da wurde der Sipelit von der halb ohnmächtigen Lucy zur Seite geschleudert. "Lass Nana in Ruhe. Hier geht es nur um uns beide!" Immer noch rann Blut aus Lucys Platzwunde doch das schien sie kaum zu stören. Auf ihre Vectoren gestützt, blockierte sie den Weg zu Nana und griff Tarara an, leider zu spät. Ihre Vectoren schossen in ihren Körper und hätten sie in Stücke reißen sollen, doch nichts passierte... Lucy verstand das nicht, doch sie hatte keine Zeit zu überlegen. Sie wollte mit ihren Vectoren angreifen, doch es gelang ihr nicht, im Gegenteil. Ihre eigenen Vectoren packten sie an der Kehle und drohten ihr jeden Augenblick den Hals zu brechen. Nana riss Tarara die Beine weg und schleuderte sie gegen die Wand, genau wie sie es mit Lucy getan hatte. Tarara traf es hart am Kopf und sie fiel bewusstlos zu Boden. Alles wurde schwarz um sie herum... to be continued... Kapitel 6: Was Liebe bedeutet... -------------------------------- Als Tarara aufwachte, fand sie sich in einem Bett wieder. Sie war in einem Krankenhaus? Frau Dr. Morizono saß neben ihr und wischte sich mit einem Taschentuch Tränen aus dem Gesicht. "Meine arme kleine Tarara... was hat dir dieses Monster nur angetan?" Weinend vor Erleichterung schloss Frau Morizono ihre Pflegetochter in die Arme und drückte sie fest an sich. "Mama?" Tarara legte ihren Kopf zur Seite um auf ihren Armstumpf zu gucken. Zu ihrer Verwunderung war ihr Arm wieder dran. Es waren noch Nähte von einer Operation zu sehen, aber er war tatsächlich dran. Wahrscheinlich waren die Knochen unbeschädigt und das Kugelgelenk konnte wieder zusammengefügt werden. "Wie hast du mich gefunden?" wollte Tarara wissen und versuchte sich aufzurichten, doch ihr Körper war wie gelähmt. Sicher noch von den Betäubungsmitteln. Tae Morizono ließ ihre Pflegetochter los und versuchte, sich zu beruhigen. "Ich habe einen Peilsender an deiner Kleidung angebracht. So konnte ich sehen, wie dein Gesundheitszustand ist. Als ich sah, wie dein Blutverlust und dein Herzschlag immer größer wurden, bin ich sofort zu dir hingeeilt. Als ich das ganze Blutbad sah... oh Gott!" Tarara wusste, dass Dr. Morizono von den Soldaten sprach. Sicher muss es ihr eiskalt den Rücken runtergelaufen sein, als sie die zerstückelten Leichen gesehen hat. "Lucy... sie hat die Soldaten getötet... ich konnte sie nicht aufhalten..." versuchte Tarara mit wehleidigem Blick zu erklären. Ihr war klar dass sie gewaltige Probleme bekommen würde, wenn sie auffliegen würde. Aber da Dr. Morizono immer noch der festen Überzeugung war, dass Tarara harmlos war, würde sie natürlich nicht auf den Gedanken kommen, ihre Pflegetochter hätte dieses Blutbad angerichtet. Mein Plan ist schiefgelaufen, dachte Tarara. Ich hätte nicht gedacht, dass Lucy einmal so stark werden würde. Was ich brauche ist Verstärkung. Lucy wachte in einem Krankenhaus auf. Sie hatte zwei gebrochene Rippen, eine Schädelfraktur und einen gebrochenen Arm. Sonst war nichts passiert. Nachdem Tarara das Bewusstsein verloren hatte, konnte Lucy wieder ihre eigenen Vectoren kontrollieren. Nana war hingegen mit einem blauen Auge davon gekommen. Sie hatte ein paar Schrammen, Blutergüsse und ihre Protesen waren beschädigt worden. Sonst war nichts ernstes. Lucy war gefrustet. sie war nicht schnell genug und konnte Tarara nicht besiegen. Das einzige was sie bekommen hatte war eine heftige Abreibung, eine Kostprobe von Tararas gewaltiger Macht und ihre Ziele. Sie wollte Lucy ersetzen... Kouta sah ihren gefrusteten Gesichtsausdruck. "Mach dir nichts draus Lucy, sie hat dich überrascht. Beim nächsten Mal bist du die Stärkere, da bin ich mir sicher." Wenn das so einfach wäre, dachte Lucy und senkte den Blick. Tarara ist kein normaler Dicloneus. Sie ist eine weitere Stufe... Nach zwei Tagen konnten Lucy und Nana entlassen werden. Nanas Protesen waren repariert worden und Lucy ging es den Umständen entsprechend. Allerdings war sie noch nicht in der Lage, ein weiteres Mal gegen Tarara zu kämpfen. Nana ging neben Mayu her. Diese war sehr besorgt über die jüngsten Ereignisse. "Warum gibt es so grausame Diclonii Nana? Warum können nicht alle so sein wie du und Lucy?" Nana sah ihre Freundin an und legte einen Arm auf ihre Schultern. "Weißt du, die meißten Diclonii sind so grausam, weil ihre Umgebung so grausam ist. Leid... Schmerz...Trauer... All das beeinflusst einen Dicloneus und deshalb beginnt er auch dementsprechend die Menschen so zu behandeln." Mayu musste sich vorstellen, wie sehr Nana im Forschungslabor gelitten haben musste... "Ich bin mir ziemlich sicher" setzte der Sipelit fort. "Wenn Tarara begreift, dass es Menschen gibt, die sie so lieben wie sie ist und sie das erkennt, dann wird sie nicht mehr so verhasst sein." Nanas Optimismus in Ehren, dachte Lucy verbittert. Tarara interessiert sich wenig für die Gefühle der Menschen. Sie will nur die Herrschaft über die Diclonii und dazu muss sie mich einfach nur beseitigen. Aber in einem Punkt hatte Nana Recht. Wenn die Menschen lernen die Diclonii zu lieben und zu respektieren, dann würden auch die Diclonii die Menschen lieben und respektieren. Weshalb hätte Lucy denn sonst Kouta verschont und ihre verstorbene Freundin, die sie trotz ihrer Art mochte. Lucy war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass es regnete. Kouta öffnete seinen Regenschirm und gab sich und Lucy somit Schutz vor den Regen. Nana und Mayu teilten sich einen zweiten. Yuka war zuhause geblieben um das Abendessen vorzubereiten. Wanta zerrte wie wild an der Leine und bellte laut. "Was ist Wanta?" wollte Mayu wissen und versuchte auf das zu sehen, was den Hund so aufregte. Ein Streifenwagen fuhr auf sie zu. Die Polizei. Aber was wollte sie denn? Mit einem quietschenden Bremsgeräusch hielt der Wagen vor ihnen. Ein Polizist kurbelte die Scheibe runter und lehnte sich aus dem Fenster. Er hielt ein Foto hoch. "Hat einer von euch zufällig diese Person gesehen?" Auf dem Foto war ein Junge, ungefähr in Koutas Alter zu sehen. Er hatte blondes Haar, dass er sich zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Er wirkte müde auf dem Foto und starrte mit seinen blauen Augen ins Leere. Kouta runzelte die Stirn. "Darf man fragen weshalb er gesucht wird?" Der Polizist seufzte. "In dem benachbarten Wohngebiet sind mehrere Leichen gefunden worden. Am Tatort wurde ein und derselbe Junge gesehen. Wir gehen davon aus, dass er mit dem Täter in Verbindung steht. Wir wollen ihn als Zeugen befragen. Haben Sie ihn denn nun gesehen oder nicht?" Kouta schüttelte den Kopf. Auch die anderen hatten nichts gesehen. Der Polizist kurbelte die Scheibe wieder hoch und fuhr weiter. Lucy starrte dem Wagen hinterher. "Der Junge ist ein Dicloneus" murmelte sie und ging weiter. Kouta und die anderen folgten ihr. "Woher willst du das wissen?" "Die Augen" antwortete Lucy und schaute auf eine Pfütze in der sich ihr Gesicht wiederspielgelte. "Sie sind so leer und strahlen was trauriges aus. Diese Augen erinnern mich an Tarara, der Dicloneus gegen den Nana und ich gekämpft haben. Tut mir leid Kouta, aber ich muss gehen." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verschwand Lucy. Kouta versuchte ihr zu folgen, doch durch den dichten Regen konnte er wenig sehen und er velor sie aus den Augen. Wo wollte Lucy bei diesem Unwetter hin? Was hatte sie vor? Fragen um Fragen kreisten im Kopf des Studenten herum, der gar nicht merkte, dass er mitten auf der Straße stand. Ein LKW raste auf ihn zu und Nana gelang es rechtzeitig, Kouta von der Straße zu ziehen. "Danke Nana.... das war echt knapp!" keuchte Kouta und versuchte sein Herzklopfen zu senken. Das war echt ein Schrecken... Doch nichts im Vergleich zu dem Schrecken, der auf ihn warten würde... Kapitel 7: Tetsu Hasuki ----------------------- Tarara liebte den Regen. Sie wusste nicht wieso... ob es an der düsteren Stimmung lag die er auslöste oder dass er alles hinfortwaschen würde. Sie ließ sich den Regen ins Gesicht tropfen und schloss die Augen. Es war ein wunderbares Gefühl. Vor knapp einer Stunde war sie mit ihrer Mutter aus dem Krankenhaus gegangen und ging jetzt mit ihr nach Hause. Überall hörte sie das Heulen von Sirenen und sah mehrere Streifenwagen durch die Gegend fahren. "Was ist denn passiert Mama?" fragte Tarara verwirrt und sah Frau Dr. Morizono mit ihren rehbraunen Augen an. Doch auch die Psychologin wusste keine Antwort darauf. "Wahrscheinlich ein ausgebrochener Sträfling..." Tarara packte den Arm ihrer Pflegemutter und zog sie weg. "Lass uns weitergehen Mama..." Tarara hatte ein ungutes Gefühl. Jemand war ganz in der Nähe und beobachtete sie. Ein Dicloneus. Mächtiger als Lucy und Nana aber nicht so stark wie sie selbst. Trotzdem wollte sie kein Aufsehen vor ihrer Pflegemutter erregen. Das könnte ihren Plan gefärden. Sie rannten durch eine Seitenstraße zu einem Haus, das auf einem Hügel stand. Es gehörte Frau Dr. Morizono. "Was ist los Tarara?" wollte die Psychologin wissen und kam kaum hinter Tarara her. "Er folgt uns immer noch..." murmelte der Dicloneus und schubste die Psychologin zur Haustür. "Wer?" "Der Dicloneus. Er verfolgt uns... Ich werde ihn weglocken und dann..." schnell sprang Tarara vor ihre Mutter und konnte gerade noch die Vectoren abwehren. "Mama, renn ins Haus und schließ dich ein. Ich werde ihn aufhalten!" Dr. Morizono fragte erst gar nicht. Schnell öffnete sie die Haustür und knallte die Tür hinter sich zu. Tarara sah sich die gegnerischen Vectoren an. "26 Meter Länge? Großer Gott!" dachte Tarara und wich einem aus, der nach einem ihrer Beine schnappte. "Wer bist du?" rief Tarara und sprang zur Seite. Es kam keine Antwort. "Du weißt, dass wir von der selben Art sind nicht wahr? Hör auf, ich habe nicht vor dich zu töten!" Ein Junge kam hervor. Sein Blick war leer und er wirkte müde. Tarara schätzte ihn zwölf Jahre alt. "So so, du willst mich nicht töten?" fragte er tonlos und mit einer heiseren Stimme. Er trug schlichte Kleidung, die mit Blutflecken besudelt war. Anscheinend hatte er jemanden getötet. "Ich bin Tarara Morizono. Nun würde ich auch gerne deinen Namen hören." "Tetsu Hasuki. Mich kennt die ganze Stadt, da ich zehn Familien in ihrer eigenen Wohnung getötet habe." Tarara runzelte die Stirn. Deshalb waren die ganzen Streifenwagen unterwegs... Deshalb war das komplette Viertel im Aufruhr. Nun konzentrierte sich Tarara auf seine Vectoren. Es waren genau Achtzehn. Sie waren nicht sehr schnell aber schienen sehr kräftig zu sein. Ein Kampf mit Tetsu wäre zu riskant, dachte der Dicloneus als er seine Kampfchancen ausrechnete. Ich habe mehr Vectoren, bin schneller aber seine Kraft darf ich nicht unterschätzen. In meinem jetzigen Zustand bin ich außerdem noch nicht in der Lage, einen weiteren Kampf so auszuarten. Ich muss ihn irgendwie beschäftigen. "Wieso hast du uns verfolgt?" wollte Tarara wissen und kam weiter auf Tetsu zu, da sie sich sicher war dass er es nicht wagte, sie anzugreifen. Tatsächlich machte der Junge keine Anstalten. "Ich habe eine so unglaubliche Kraft gespürt, dass ich mir sicher war, ich würde die Königin treffen, dabei habe ich nur dich und einen Menschen gefunden." Das war zuviel für Tarara. Sie hasste es, dass man sie niedermachte und griff mit ihren Vectoren an. Da der Abstand gerade mal acht Meter betrug, konnte sie ihn erwischen. Als Tetsu die vielen Vectoren sah, wurde sein Gesicht ernst und er griff ebenfalls an. Ihre Vectoren packten sich, blockten Angriffe ab und am Ende hatte Tarara noch genug Vectoren um Tetsu anzugreifen. Einer schoss in seinen Kopf und so konnte Tarara die Kontrolle über seine Vectoren bekommen. Entsetzt, dass ihm seine eigenen Vectoren angriffen, wich Tetsu vor seiner Gegnerin zurück. Tarara lächelte kalt. "Ich hoffe wir sind uns einig geworden..." "Ja ja schon gut. Du hast gewonnen. Und was jetzt?" wollte der Dicloneus wissen, während er versuchte, sich aus dem Würgegriff seiner eigenen Vectoren zu befreien. "Ich brauche deine Hilfe, zwei Diclonii zu töten. Mehr will ich nicht von dir." Die Vectoren ließen Tetsu los, aber er machte keine Anstalten zu fliehen. "Du brauchst meine Hilfe?" Tarara nickte. "Es gelang mir bedauerlicherweise nicht, Lucy zu töten also brauche ich jetzt deine Hilfe. Also? Bist du dabei?" Tetsu nickte und folgte Tarara ins Haus, ohne auch nur den geringsten Widerstand zu leisten. Ihm war klar, dass Tarara absolut gefährlich war und jederzeit wieder seine eigenen Vectoren gegen ihn einsetzen konnte. Frau Morizono, die sich ein Stockwerk höher hinter einer Tür versteckt hatte, kam auf Tararas Ruf wieder herunter und sah den Dicloneus mit Misstrauen an. "Wer ist das? Doch nicht etwa der, der uns angegriffen hat?" Ihre Pflegetochter nickte und kochte erst einmal einen heißen Tee. "Nur ein Missverständnis, nicht der Rede wert. Nicht wahr?" Ein Nicken von Tetsu genügte. Tarara erklärte ihrer Mutter, dass Tetsu ihr helfen wollte, Lucy zu töten und sie aus Versehen verwechselt hatte. Der Dicloneus war an der Reihe, seine Geschichte zu erzählen. "Meine Familie hat mich geschlagen weil ich diese Hörner hatte. Ständig haben sie mich als Monster beschimpft und befohlen ich solle verschwinden. Doch ich wusste nicht wohin ich sollte. Als herauskam dass meine Mutter den Virus in sich trug, hat mein Vater sie mit einem Küchenmesser vor meinen Augen abgestochen. Ich wurde wütend und habe dementsprechend meinen Vater auf meine Weise getötet. Ich riss seinen verdammten Schädel auseinander und dem Kindermädchen, das mich mit der Schrotflinte erschießen wollte, habe ich die Eingeweide rausgerisssen. Dann bin ich abgehauen und bin bei verschiedenen Familien untergekommen. Doch immer war da die gleiche Geschichte: Sie wollten mich fortjagen, einer wollte mich töten und ich habe es vor ihm getan. Deashalb hege ich so einen Hass gegen Familien." Tetsus Augen wurden matt und kalt. Sie wirkten als wäre er nicht mehr am leben sondern wurde durch einen fremden Willen gesteuert. Sein Gesicht war bleich und schlaff. Er sah richtig krank aus. Trotz anfänglichem Misstrauen durfte er auf Tararas Wunsch bleiben und bezog das Zimmer auf dem Dachboden. Tararas operierter Arm schmerzte immer noch und hielt sie einige Zeit lang wach, aber dennoch war sie glücklich, einen starken Verbündeten gefunden zu haben. Nicht mehr lange und sie würde endlich die Dicloneus-Köngin sein. Dann würde sie das Forschungslabor vernichten, ihre Pflegemutter töten und den Rest der verdammten Menschheit. Kapitel 8: Veränderung ---------------------- Tarara stieg die Treppen hinunter in den Keller, um sich eine Flasche Mineralwasser zu holen. Der unterirdische Raum war schon ewig nicht mehr sauber gemacht worden. Staub sammelte sich auf den alten Möbeln und es roch muffig. Es erinnerte Tarara an ihre Zeit im Forschungslabor. Dort war es auch so finster und muffig. Endlich fand sie den Lichtschalter und knipste das Licht an. Schnell huschten ein paar Spinnen in die Fugen und Ritzen, weil sie das Licht verabscheuten. Tararas Blick fiel auf ein altes Foto, das auf dem Boden lag. Das Glas hatte Risse, so als wäre es heruntergefallen oder jemand wäre draufgetreten. Es zeigte eine hübsche junge Frau die ihr neugeborenes Baby in den Armen hielt. Nur langsam erkannte Tarara das Gesicht von Frau Dr. Morizono und das Baby in ihren Armen hatte... Hörner. Frau Morizonos Baby war ein Dicloneus?! Entsetzt über diese Erkenntnis ließ Tarara das Bild fallen, das klirrend auf den Boden fiel. Schritte kamen auf sie zu und eine Frauengestalt in Bademantel und Pantoffeln erschien. "Tarara, was machst du denn hier?" "Mama, dein Baby war ein Dicloneus?" platzte es aus Tarara heraus und sie starrte ihre Mutter verwirrt an. Frau Morizono wusste zuerst gar nicht, was in ihre Tochter gefahren war, aber als sie das zerbrochene Bild auf dem Boden liegen sah, wurde ihr einiges klar. "Ja, ich wurde mit einem Virus infiziert und brachte ein Dicloneus-Baby zur Welt. Ich wollte es schützen aber es wurde mir weggenommen. Später hieß es mein Kleines wäre tot, aber ich wollte es nicht glauben. Mein Baby war ebenfalls ein Mädchen und wäre jetzt in deinem Alter. Ich dachte... ich hatte die Hoffnung dass du es sein könntest." Tarara senkte den Blick. Sie hatte das Gefühl dass sich ein Dorn tief in ihr Herz gebohrt hatte. Sie fühlte sich schrecklich mies. Was war nur los mit ihr? War eben Pech dass Frau Morizono ihr Baby verlor, was sollte es sie denn kümmern? Tarara wusste nicht was sie machen sollte. Es war das erste Mal dass sie etwas wie Mitleid fühlte. Dieses Gefühl war seltsam unbekannt für sie. Sie merkte wie Tränen sich in ihren Augen sammelten und wischte sie sich weg. Nein! Ich darf nicht weich werden! Nicht jetzt! Nicht bevor ich Lucy ausgeschaltet habe... Ohne ein Wort zu sagen ging Tarara und ließ ihre Mutter allein zurück. Sie wollte sich wieder schlafen legen, da sah sie Tetsu draußen auf einem Baum sitzen. Schnell öffnete sie das Fenster. "Was willst du? Wieso gehst du nicht schlafen?" Der junge Dicloneus wippte vorsichtig hin und her und schien sich prächtig zu amüsieren. "Unsere kleine Königin weint ja... . Sag bloß du empfindest etwas für diesen menschlichen Abschaum?" Schnell rieb sich Tarara die Augen trocken und tat so, als wäre nichts gewesen. "Ich weine nicht, ich hatte nur was im Auge." Tetsu lachte spöttisch und kletterte durch das offen stehende Zimmerfenster. Er fand es amüsant, dass sich ein Dicloneus so sehr an die Gefühle der Menschen interessierte. "Verschwinde aus meinem Zimmer!" befahl Tarara verärgert. "Morgen gehen wir auf die Jagd." Tetsu gehorchte und ging. Schnell kroch Tarara in ihr Bett und zog die Decke übers Gesicht. "Was ist nur los mit mir?" fragte sie sich laut. "Werde ich tatsächlich weich?" So sehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht einzuschlafen. Ständig musste sie an das Foto denken, wie ihre Mutter versucht hat, ihre Tränen zurückzuhalten und wie Tarara Mitleid mit ihr hatte. Warum nur hatte sie Mitleid? Ihre Pflegemutter war doch nichts weiters als ihre persönliche Freikarte, also warum sollte sie irgendetwas wie Mitleid für sie empfinden. Tarara konnte sich selbst nicht verstehen und wälzte sich unruhig herum. Sie hätte sich verfluchen können. Wie konnte sie nur vor jemanden wie Tetsu Gefühle zeigen. Gefühle für einen Menschen... Lucy war die ganze Stadt abgelaufen. Sie wollte den Dicloneus vor Tarara finden. Wenn er sich mit diesem Monster verbünden würde, wären Lucys Chancen auf einen Sieg gleich Null. Doch jetzt war sie total erschöpft. Das Wasser tropfte von ihren Haaren, die Kleidung klebte wie eine zweite Haut an ihrem Körper und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie brauchte dringend eine Atempause. Keuchend hielt sie vor einem Gebäude, wo sie sich unterstellte. Ein Ehepaar lief an ihr vorbei ohne sie zu beachten und betrat das Gebäude. Es war ein Polizeirevier. Lucy stand direkt unter einem Fenster und konnte einem Gespräch lauschen. "Herr Inspektor, wir kommen wegen unserer Tochter. Sie wird von Leuten gefangen gehalten!" "Zuerst mal ihre Personalien" "Mein Name ist Yurie Hoshino und das ist mein Mann Yusaku, er ist der Stiefvater meiner Tochter. Wir wohnen zurzeit in Viyajima, nicht weit von Hiroshima. Unsere Tochter ist vor fünf Jahren von zuhause weggelaufen und bei einem Studentenpärchen untergekommen, das unsere Tochter nicht wieder hergeben will." Yusaku fuhr fort, ohne dass der Inspektor zu Wort kam. "Unsere Tochter Mayu wird unter anderem von einem rosahaarigen Mädchen festgehalten, dass einen seltsamen Auswuchs am Kopf hat." Seltsamer Auswuchs? Lucy wollte wissen, was sie nun wirklich besprachen und ließ sich von ihren Vectoren ein klein wenig hoch heben. Anscheinend sprachen sie über Nana und die anderen. Der Inspektor notierte sich alles und fragte. "Sind diese seltsamen Auswüchse vielleicht Hörner?" "Ja!!!" rief das Ehepaar wie aus der Pistole geschossen. Das Gesicht des Beamten wurde toternst. "Nun gut, wir werden uns um dieses Problem kümmern. Fahren Sie nach Hause, wir benachrichtigen Sie wenn wir Ihre Tochter befreit haben. Nennen Sie uns Ihre Addresse und die der Leute, die Ihre Tochter bei sich halten." Yurie nannte die Addressen, wobei Lucy feststellen musste, dass es sich exakt um die Addresse handelte, wo Kouta wohnte. Es gab keinen Zweifel. Sie sah wie das Hoshino-Ehepaar ging und beobachtete den Inspektor. Der griff nach einem Telefon und wählte eine Nummer. "Hallo Special Agent Nijima, schicken Sie mir alle Einheiten die sie zur Verfügung stellen können. Code Red, ich wiederhole: Code Red!" Sämtliche Alarmglocken läuteten bei Lucy. Ihr war klar dass die ganze Armee anrücken würde, um Nana zu töten. Nicht nur das: Sie würden Mayu mitnehmen. Kouta und die anderen waren in höchster Gefahr. Lucy rannte die Straße entlang, stieß Leute um und wäre beinahe überfahren worden. Mithilfe ihrer Vectoren gelang es Lucy, auf ein Dach zu steigen und sprang so von Dach zu Dach, um schneller voran zu kommen. Sie musste Kouta warnen und mit den anderen fliehen. Sie mussten so weit weg wie möglich. Hier war es nicht mehr sicher... nirgendwo war es mehr sicher. Gerade wollte sie auf ein anderes Dach springen, da rutschte sie auf den nassen Ziegeln aus und stürzte ab. Lucy versuchte sich irgendwo festzuhalten, doch es war zu rutschig. Mit einem lauten Schrei stürzte sie nach unten. Gerade noch rechtzeitig konnte sie mit ihren Vectoren den Sturz abfedern und landete zwischen zwei Autos. Doch Lucy wartete nicht lange, sondern rannte immer weiter, bis sie von weitem endlich die ehemalige Pension sah. Dort brach sie vor Erschöpfung zusammen und konnte nicht mehr aufstehen. Kapitel 9: Der Kampf beginnt ---------------------------- Kouta hatte Lucy vor der Haustüre liegen sehen und hereingebracht. Yuka reichte ihr warme Decken und eine Tasse heißen Tee. Zitternd saß der rothaarige Dicloneus im geheizten Wohnzimmer und berichtete von dem belauschten Gespräch. "Die Armee wird hier anrücken und Mayu mit Gewalt wegholen. Wenn wir nicht schnellstens verschwinden, dann werden sie uns erschießen wenn sie es für nötig halten. Sie haben Alarmstufe rot erhalten." Kouta runzelte die Stirn. "Ist das schlimm?" Lucy versuchte die richtigen Worte für eine Erklärung zu finden. "Bei Code Red besteht die Gefahr, dass Zivilisten von Bombenlegern oder Terroristen gefangen gehalten werden. Sie werden jeden erschießen der sich wehrt." Das Gesicht von Yuka, Kouta und Nana wurde ernst. Sie mussten so schnell wie möglich von hier weg. Während das Studentenpärchen alles nötige zusammenpackte, was sich zum mitnehmen lohnte, hielten Lucy und Nana vor dem Haus Wache. "Machst du dir Sorgen um Kouta?" fragte Nana ihre Freundin und kletterte mit ihren Vectoren aufs Dach um von dort aus Helikopter ausfindig zu machen. "Ja... und du dir um Mayu nicht wahr?" Auch Lucy kam jetzt hoch und marschierte das Dach unruhig auf und ab. Sie wusste zwar dass Soldaten kommen würden, aber die Warterei machte Lucy nervös. Das Schlimmste was ihnen noch passieren könnte wäre dass Tarara hier auftauchen und sie ebenfalls angreifen würde. Dann wären Überlebenschancen gleich null... Nein nein nein, mahnte Lucy sich. Bloß nicht den Teufel an die Wand malen, es war eh schon schwierig genug. In der Ferne sah sie ein blinkendes rotes Licht. Allerdings war es bereits dunkel und sie konnte nicht erkennen woher das Licht kam. Angestrengt starrte sie auf den roten Punkt und verengte die Augen zu Schlitzen. Es war ein Helikopter... Sie waren also schon hier... Tarara und Tetsu hatten sich auf den Weg gemacht und liefen die Gassen und Straßen entlang. Dass die Polizei die Gegend absperrte, konnte nur bedeuten dass jemand von Lucy Bescheid wusste. Tetsu schien das jedoch kaum zu interessieren. "Sag mal Prinzesschen, was machen wir wenn wir Lucy und ihre Sipelitenfreundin getötet haben?" "Ist doch klar. Wir töten alle Zeugen und machen die Menschen zu unseresgleichen." Obwohl diese Worte sehr überzeugend klangen, zeigte der Dicloneus immer noch kein Interesse. Anscheinend sah er das ganze recht locker. Aber Tarara nicht. Sie versuchte alles bis ins kleinste Detail durchzuplanen um eine Niederlage 100%ig auszuschließen. Wahrscheinlich werden sehr viele Soldaten kommen, sogar in Hubschraubern dachte Tarara. Die Soldaten machten ihr wenig Sorgen, nur die Helikopter. Wenn sie auf Distanz blieben, war es schwer sie zu erreichen und wenn sie mit Scheinwerfern geblendet werden, dann würde es schier unmöglich sein, die Schüsse abzuwehren. Tarara hielt an und nahm ein Fernglas aus ihrer Tasche, durch welches sie die Hubschrauber beobachtete. Tetsu sah ebenfalls hoch, konnte aber so gut wie nichts erkennen. "Und? Was erkennst du?" "Vier bis fünf Hubschrauber, die auf Flüsterbetrieb eingestellt sind. Das bedeutet dass die Armee im Spiel ist. Wenn wir nicht vor ihnen da sind, wird es unnötig Komplikationen geben." Schnell eilten sie durch Vorgärten und sprangen über Häuser um schneller voran zu kommen. Lucy, bald wirst du mir gehören, schwor sich Tarara und konnte es kaum erwarten das Blutbad zu eröffnen. Die Pension stand direkt vor ihnen. Die Lichter wurden ausgeschaltet und ein Studentenpärchen, zusammen mit einem jüngeren Mädchen stürmte hinaus. Sie trugen Koffer und liefen direkt zum Strand. "Anscheinend will das Menschengewürm fliehen..." murmelte Tetsu und lugte durch eine Türspalte ins Haus. Überall lagen Sachen auf dem Boden, als wären Einbrecher hier gewesen. Gerade wollte Tetsu reingehen um sich das Ganze ein bisschen näher anzusehen doch dann flog der Tisch auf ihn zu. Lucy erschien breitbeinig im Flur und ihre roten Augen blitzten bedrohlich. "Ich bringe dich um wenn du nicht gleich hier verschwindest." Tetsu schüchterte diese Drohung nicht ein. Er blieb gelassen und tat so als hätte er Lucy nicht gehört. Die Standuhr flog in einer rasenden Geschwindigkeit gegen Tetsu und riss ihn zu Boden. Er wusste zwar das Lucy ihre Vectoren gut beherrschen konnte, aber das sie so schnell waren, hätte er nicht gedacht. Seine Vectoren krochen auf sie zu und packten sie an Beinen, Hüfte, Hals und Armen. Gerade wollte er sie in Stücke reißen, doch Nana machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Sie riss ihn von den Füßen und er ließ Lucy für einen Augenblick los. Diese lief in den Hinterhof, wo Tarara sie erwartete. Sie sah Lucy mordlustig an und grinste. "Lucy" sprach sie mit einer schaurigen Singsang-Stimme. "Ich möchte mich für das bedanken was du mir angetan hast. Ich bring dich um du dreckige Schlampe und deine Freunde noch dazu. Sie werden alle sterben!" Kapitel 10: Stimme des Herzens ------------------------------ Nana versuchte es mit ihrem neuen Gegner Tetsu Hasuki aufzunehmen. Ihr Instinkt verriet, dass sie sich besser in Acht nehmen sollte. Seine Vectoren waren nicht sehr schnell aber dafür kräftig und hatten eine gigantische Reichweite. Sie bewarf ihn mit Töpfen, Stühlen und anderen harten Gegenständen. Sie musste sich in Acht nehmen. Die Soldaten würden in wenigen Minuten hier sein und bis dahin mussten Tetsu und Tarara ausgeschaltet sein. Kouta und die anderen waren in höchster Lebensgefahr. Lucy und Tarara lieferten sich ebenfalls einen erbitterten Kampf. Steinfiguren wurden herausgerissen, Vectoren packten Gliedmaßen um sie auseinander zu reißen. Der Rothaarige Dicloneus überlegte sich, wie man Tarara aus ihrer Konzentration bringen konnte. Ob Provokation helfen würde? "Schön dass du das mit deinem Arm wieder geklärt hast. Zu schade dass ich dich nicht komplett getötet habe." Doch das schien nicht zu funktionieren. Lucy wusste leider nicht, was Tararas Schwachpunkt war. Wieder war sie knapp einem Vector ausgewichen und schlug Tarara mit ihrem ins Gesicht. Der Schlag war so stark, dass Tarara nach hinten fiel und wieder schossen Lucys Vectoren auf sie zu. Tarara krachte gegen das Gartentor und spuckte Blut. Anscheinend hatte Lucy ihr einen Zahn herausgeschlagen. "Du bist tot Lucy!" Plötzlich wurde die Tür gewaltsam aufgetreten und Soldaten in Schutzkleidung und mit Maschinengewehren und Handgranaten bewaffnet, stürmten herein. "Keine Bewegung! Hände hinter dem Kopf und auf den Boden. Wer nicht kooperiert, wird auf der Stelle erschossen." Lucy und Tarara hatten aber nicht die Absicht, sich zu ergeben. Als die Soldaten los schossen, wehrte Lucy mühelos die Schüsse ab und Tarara schlachtete die Menschen wie Vieh ab. Zwei Soldaten riss sie in der Mitte auseinander, einem anderen wurde der Kopf gespalten und Gehirnmasse verteilte sich auf dem Boden. Ihre Tötungsmethode war doppelt so grausam wie Lucy. Einem riss sie den Unterleib ab und ließ ihn qualvoll verbluten. Dem Kommandanten der Truppe wurde die Bauchdecke aufgeschlitzt und sseine Organe quollen heraus. Tarara lachte wie ein kleines Kind, das mit einer Puppe spielte. "Endlich! Ich hab mich schon gelangweilt!" Die tödlich verletzten Soldaten schrieen schmerzerfüllt auf, bis sie endlich vom Tod erlöst wurden. "Du bist grausam!" rief Lucy zu Tarara gewandt und riss den Soldaten die Granaten weg. "Ich weiß! Und es gefällt mir!" "Hast du denn keine Ehre?" "Ach was. Du bist einfach nur verweichlicht..." "Ich habe gelernt dass die Menschen nicht so grausam sind." "Menschen sind nur Abschaum. Kleine Insekten die man zertreten kann." Ein Schuss streifte Lucy an der rechten Wange und sie merkte, wie sie sich von Tarara hatte ablenken lassen. Ein Soldat wollte eine Granate werfen, da riss ihn der feindliche Dicloneus alle Finger und die beiden Arme raus. Blutfontänen spritzten aus dem Armstumpf und den abgerissenen Gliedmaßen. Der Mann schrie auf und fiel vornüber zu Boden. Die Hubschrauber entfernten sich, was nur eines bedeuten konnte: Sie suchten den Strand nach Kouta und den anderen ab. Sie musste zu ihnen und sie retten. Ein Krachen riss Lucy aus ihren Gedanken und Tetsu krachte mitsamt dem Schiebefenster nach draußen. Nana trat raus und schleuderte ihn quer durch den Garten. Er krachte gegen Tarara, die ihn noch rechtzeitig abfing. Aber trotzdem war er fürs erste nicht reaktionsfähig. Lucy eilte zu Nana. "Nana, du musst Kouta und die anderen beschützen." Nana fragte erst gar nicht, sondern tat was Lucy sagte. Schnell sprang sie über den Zaun und rannte zum Strand, wo sich die kleine Familie in einem Wellblechverschlag versteckt hatte. Sie hörte das Rattern der Flugzeugrotoren und musste so schnell wie möglich helfen. Zwar würde sie es nicht wagen jemanden zu töten, aber in so einem Notfall gab es immer ein erstes Mal. Sie musste das Studentenpärchen und ihre beste Freundin Mayu um jeden Preis beschützen. Das Massaker im Garten des Hauses hatte immer noch kein Ende gefunden. Schreie hallten durch die Nacht und Granaten explodierten. Tarara riss die Soldaten in Stücke während sich Lucy um den Helikopter kümmerte. Tetsu begnügte sich mit den halbtoten Soldaten, die er langsam und qualvoll auseinander riss. Bei diesem Chaos merkte keiner, wie Tae Morizono sich zu ihrer Tochter vordrängte. Sie hatte sich Sorgen gemacht weil sie so lange weg war. Sie sah nicht viel in der Dunkelheit, nur die drei Diclonii und die restlichen Soldaten im Scheinwerferlicht. "Tarara!" rief sie und wollte zu ihrer Pflegetochter rennen, doch da wurde sie von Tetsu gepackt. Mit einem bedrohlich lautem Knacken wurde ihr rechter Arm verdreht und der Knochen sprang raus. Vor Schmerz schrie sie auf und brach zusammen. Tarara reagierte erst nicht. Aber dann packte sie die blanke Wut. Mit ihren Vectoren packte sie ihren Verbündeten und drückte immer fester zu. "Niemand greift meine Mutter an!" Sie drückte immer fester und riss dann Tetsu Hasuki in Stücke. Blutspritzer und Einzelteile fielen zu Boden. Tarara vergaß Lucy und rannte zu ihrer Pflegemutter. "Mama, es tut mir alles so leid. Ich hab dich benutzt um frei zu kommen. Es tut mir alles so leid!" Dr. Morizono lächelte schwach und streichelte die Stirn ihrer Tochter. "Das wusste ich von Anfang an... meine liebe Tochter." Mit ihren Vectoren hob Tarara ihre Mutter hoch und lief mit ihr weg. Sie hasste sich, sie hasste sich so sehr. Wie konnte sie nur ihre Mutter hintergehen? Ihre Mutter, die sie so geliebt und ihr immer geholfen hatte... Tarara weinte bitterlich als sie endlich am Krankenhaus ankam. "Es tut mir leid Mama, es tut mir alles so leid!" Kapitel 11: Bekehrung --------------------- Als Nana den Strand erreichte, waren die Hubschrauber gerade beim Landen. Da es bereits sehr dunkel war, sah sie so gut wie nichts, doch den Wellbechverschlag fand sie zum Glück noch. Kouta hatte das ganze Gerümpel zu einer Art Barrikade aufgebaut und Mayu und Yuka schützend hinter sich gestellt. Doch das allein würde auch nicht helfen. Schnell kletterte Nana durch und plumpste unsanft neben Kouta zu Boden. „Nana!“ rief er erstaunt. „Was machst du hier? Wo ist Lucy?“ Nana musste erst einmal zu Atem kommen. Sie war in einem Höllentempo den ganzen Strand abgelaufen und der Strand war mehr als zehn Kilometer lang. „Lucy… kämpft gegen zwei andere und… sie sagt… soll euch beschützen.“ Warnend legte Yuka einen Finger auf die Lippen. Sie hörten Schritte und Stimmen. Mayu bekam eine Heidenangst und fing an leise zu weinen. Tröstend nahm Yuka sie in den Arm und wiegte sie hin und her. Auch Koutas Nerven lagen blank. Sie waren nur zu viert und unbewaffnet und Nana hatte nie zuvor einen Menschen getötet. Dafür war sie viel zu sanft. Eine Taschenlampe leuchtete auf und blendete Nana. „Hier sind sie! Herauskommen und Hände über den Kopf!“ Das Blut schoss in Koutas Kopf. Sie wurden entdeckt, die Soldaten hatten sie gefunden! Gehorsam kamen sie mit erhobenen Händen heraus und wurden zu Boden gedrückt. Nana, die Mayu Deckung geben wollte, wurde der Lauf des Gewehres in den Hinterkopf geschlagen. Ächzend fiel sie zu Boden und hielt sich krampfhaft die schmerzende Stelle. Sie weinte und murmelte immer wieder „Papa“. Koutas Gesicht wurde heiß als er Nana so hilflos am Boden liegen sah und wäre am liebsten auf die Soldaten losgegangen, doch bei dem Gedanken dass Mayu und Yuka etwas passieren könnte, beruhigte er sich wieder. Ein Soldat riss Nana die Schleife vom Kopf und ihre Hörner kamen zum Vorschein, die sie mit ihren Händen zu verstecken versuchte. „Erschießt sie! Auf der Stelle!“ befahl der Kommandant der Truppe im Osaka-Akzent und gehorsam richteten sie ihre Präzisionsgewehre auf Nanas Stirn. Mayu schrie auf und versuchte zu Nana zu kommen doch die Soldaten hielten das Mädchen auf. Yuka fing an zu weinen und Kouta schlug einen Soldaten nieder und drehte ihm die Waffe aus der Hand. Die Soldaten wurden für einen Moment von Nana abgelenkt, von ihren Vektoren gepackt und weit aufs Meer hinaus geschleudert. Als der Kommandant Mayu mit einer Pistole bedrohte, zerschnitt Nana seine Waffe und schlug ihn nieder. „Ich könnte es mir niemals verzeihen einen Menschen zu töten.“ murmelte Nana und richtete sich wieder auf. Da sie noch vom Schlag ziemlich benommen war, stützte sie sich auf ihre Vektoren. Tarara saß auf dem Krankenhausdach und war im Selbsthass versunken. Deshalb bemerkte sie nicht, wie Lucy zu ihr kam. „Ich will nicht gegen dich kämpfen. Nicht auf einem Krankenhausdach!“ brummte Tarara und verbarg ihr Gesicht. Sie wollte nicht, dass ihre Kontrahentin sah, wie ihre Augen von Tränen gerötet waren. Auch Lucy wollte nicht kämpfen. Sie wollte die Sache endlich verstehen. Warum Tarara ihren Kumpanen getötet hatte und warum sie plötzlich kapituliert hat. „Wer ist diese Frau, die du Mutter nennst?“ „Sie arbeitet als Psychologin im Forschungsinstitut. Ich war ihr Pflegekind.“ „Ach so. Und warum hast du den anderen getötet?“ „Nun… am Anfang war ich der festen Gewissheit, meine Bestimmung als nächste Königin erfüllen zu müssen, doch um gegen dich gewinnen zu können musste ich einen Partner haben. Ich erklärte ihm dass meine Mutter nur eine Freikarte für mich ist und erst als sie so hilflos da lag… konnte ich es nicht mehr ertragen. Ich konnte meine Mutter nicht mehr leiden sehen. Ich wollte… ich wollte im Moment die Tochter sein, die Mama verloren hat.“ Tarara konnte sich nicht mehr beherrschen. Sie weinte dicke Krokodilstränen und zitterte am ganzen Körper. „Ich bin so blöd… ich merke erst was richtig ist wenn es längst zu spät ist.“ Lucy senkte den Kopf und setzte sich neben Tarara. „Manche Dinge weiß man erst zu würdigen, wenn man ganz tief unten ist, das ist normal.“ Zum ersten Mal waren Tararas Tränen echt. So oft hatte sie Leute belogen und geschauspielert und nun, erst nachdem ihre Mutter schwer verletzt war, merkte Tarara was für eine hinterhältige Schlange sie war. Sie konnte sich selbst nicht leiden. Sie hasste sich regelrecht für das was sie war. Lucy konnte ihre Artgenossin sehr gut verstehen. Auch sie hatte sich Jahre später für das gehasst, was sie Koutas Familie angetan hatte. Es ging manchen Diclonii so. Sie begreifen erst, wie sehr sie andere brauchen und wie hinterhältig sind, wenn längst das Schlimmste passiert ist. Tarara stand auf. „Ich werde dir und deiner Familie fern bleiben, ins Forschungslabor zurückkehren und dort bleiben. Sag Nana und den anderen dass es mir schrecklich leid tut.“ Mit diesen Worten verschwand Tarara in die Nacht und auch Lucy ging zu Kouta zurück. Sie musste ihn unbedingt sehen. Kapitel 12: Special: Dr. Morizonos Brief ---------------------------------------- Sehr geehrte Direktoren, während meiner langjährigen Studie auf dem Gebiet der Psychologie insbesondere zu der neuen Spezies "Dicloneus" bin ich zu neuen Erkenntnissen gekommen, die die momentane Situation erheblich beeinträchtigen könnte. Ich selbst bin seit mehr als vierzehn die Pflegemutter von Nummer dreizehn, oder besser gesagt "Tarara". Seit ihrer Geburt hat sie weder einen Menschen noch einen Dicloneus getötet. Zuerst schloss ich daraus, dass es aufgrund der mütterlichen Zuwendung so war, doch das war ein Irrtum. Tarara sah es als ihre Bestimmung an, die nächste "Dicloneuskönigin" zu werden. Sie war ein weitaus mächtiger Dicloneus als Lucy oder Nummer 35 und sie hatte vorgehabt, jeden einzelnen zu töten. Tarara zeichnete sowohl Intelligenz wie List aus und sie hätte tatsächlich jeden einzelnen einschließlich mich getötet, doch das hatte sie nicht. Der Grund war ihre Liebe zu ihrer Pflegemutter, die sie daran hinderte, zu einer gefährlichen Mörderin zu werden. Den einzigen, den Nummer dreizehn tötete, war Tetsu Hasuki. Ein Dicloneus der mir einen Arm brach. Tarara sowie auch Lucy zeigen eindeutig, dass sie niemanden an ihre Bezugsperson heranlassen und notfalls auch ihresgleichen töten. Nach intensiven Befragungen kam ich zu der Erkenntniss, dass Diclonii nur aus dem Grund Menschen töteten, weil sie gequält und diskriminiert werden. Das bedeutet also dass auch wir, die alte Spezies Schuld an den brutalen Morden tragen. Zwar klingt es etwas zweifelhaft aber in meinen beiligenden Forschungsunterlagen werden Sie handfeste Beweise für meine Vemutungen finden. Ich hatte Gelegenheit, ein Gespräch mit Lucy zu finden und sie berichtete in allen Einzelheiten, was ihr alles widerfahren war. Angefangen von Mobbing bis hin zu Verachtung Verstoßung und Verrat ihrer Freunde. Lucy war durch ihre Hörner automatisch eine Außenseiterin und staute in sich Hass auf. So tötete sie alle, die sie schlecht behandelten und wurde zu einer menschenfeindlichen Mörderin. Natürlich können wir nicht darüber hinwegsehen, dass sie unzählige Menschen auf dem Gewissen hat, doch es wäre wichtig, eine Lösung zu finden, wie man diese Brutalität der Diclonii eindämmen und weitere Morde vorbeugen könnte. Ich möchte Sie um ein weiteren Versuch bitten: Arrangieren Sie Pflegeeltern oder noch besser die leiblichen Eltern von Nummer drei, sieben und acht und wenn sie kein aggressives Verhalten aufweisen, dann müsste sich meine Vermutung bestätigt haben und wir hätten eine Lösung für das Problem. Für dieses Projekt stelle ich all meine Ersparnisse zur Verfügung und ich hoffe auf ihre Unterstützung. Ich hätte da noch eine Bitte an Direktor Tachibana: Ich möchte, dass Sie die Unterlagen über Nummer 13 mir per Fax schicken. Es gäbe da noch etwas wichtiges, was ich in Erfahrung bringen möchte. Mit freundlichen Grüßen Tae Morizono und Tarara Morizono "Nummer 13" Es stellte sich Wochen später heraus, dass Tarara tatsächlich die leibliche Tochter von Dr. Morizono war. Das Projekt war ein voller Erfolg und es wurde bewilligt, dass Diclonii die gleichen Rechte wie Menschen erhielten und wurden auch wie Menschen behandelt. Tarara und ihre Mutter zogen weg und führten ein ganz normales Leben. Tarara besuchte eine normale Schule und musste nie wieder ins Forschungslabor zurück und Frau Doktor Morizono legte ihr Amt als Psychologin nieder. Sie arbeitet nun als gefeierte Autorin. Epilog: Ein neues Leben ----------------------- Tarara wollte tatsächlich ins Forschungslabor zurückkehren, doch ihre Mutter hielt sie davon ab. Ihr Arm wurde durch eine Protese ersetzt und sie zogen nach Kyoto, wo sie nichts mehr von Lucy und den anderen hörten. Dr. Morizono schrieb ein Buch in dem sie alle Beobachtungen und das Sozialverhalten der Diclonii beschrieb. Es wurde nie veröffentlicht aber man setzte ihren Vorschlag, den Mutanten mit mehr Respekt und Liebe entgegenzukommen in die Tat um und es gelang tatsächlich, die Übergriffe der Diclonii zu dämmen. Lucy ist wieder zu Kouta eingezogen und die beiden haben später geheiratet. Er schloss mit Yuka die Uni ab und studierte Medizin und Pädagogig. Nana blieb ebenfalls bei der Familie und lebte glücklich mit ihrer Freundin Mayu zusammen. Diese klärte vor Gericht die Sache mit ihren Eltern und ihr Stiefvater landete im Gefängnis. Lucy und Kouta heirateten ein Jahre später und setzten zwei Kinder in die Welt. Yuka verließ kurz nach der Heirat die Familie und wanderte nach Amerika aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)