Brüder von Mono-chan (das letzte Kapitel ist da) ================================================================================ Kapitel 20: Stille ------------------ Sooooo.....endlich geht es weiter :) Erst mal ein großes Sorry für die lange Wartezeit - ich hatte tierisch viel zu tun mit meinem Magister und jede Menge organisatorischem Krams und konnte mich nicht wirklich motivieren, mich an den PC zu setzen. Aber jetzt ist das erst mal überstanden und ich werde ab jetzt wieder versuchen, regelmäßig zu tippen, so dass ihr nicht allzu lange warten müsst :) Es ist wieder ein verhältnismäßig ruhiges Kapitel geworden, aber ich hoffe, es gefällt euch trotzdem :) Viel Spaß beim lesen und ich freu mich auf eure Kommentare! **** Kapitel 20: Stille „Verstehe.“ Der Polizist ließ die Briefe mit ernster Miene sinken. „Warum bist du nicht früher damit zu uns gekommen?“ Tsubasa zuckte nur mit den Schultern und sagte nichts. Nach ein paar Sekunden ergriff sein Vater wieder das Wort. „Wir wissen, dass wir uns direkt bei Ihnen hätten melden sollen, aber leider sind die Dinge jetzt so, wie sie sind….. Was können Sie deswegen unternehmen?“ „Nicht allzuviel, leider. Die Spuren sind ziemlich dürftig – natürlich werden die Briefe genauer untersucht, mit viel Glück finden wir Fingerabdrücke – wer hat sie alles angefasst, Tsubasa?“ „Sanae, meine Eltern und ich.“ Der Polizist nickte. „Das habe ich mir gedacht. Wir brauchen eure Abdrücke dann zum Abgleich – bei Sanae wird das leider nicht möglich sein, aber zumindest dich und deine Eltern können wir dann aussortieren.“ Tsubasa nickte stumm, und der Polizist räusperte sich. „Was den roten Opel angeht…. Kannst du dich an irgendetwas erinnern? Hast du das Kennzeichen gesehen?“ „Es ging zu schnell.“ „Denk bitte ganz genau nach, es ist wichtig.“ „Es ging zu schnell. Ich habe das Kennzeichen nicht gesehen. Es war ein roter Opel, das ist alles, was ich weiß.“ „Derselbe rote Opel, der dich die letzten Tage verfolgt hat?“ Tsubasa zuckte mit den Schultern. „Rote Opel sehen alle gleich aus, oder?“ Der Polizist seufzte. „In gewisser Hinsicht hast du damit auch recht….“ „Was können Sie unternehmen?“, mischte sich erneut Herr Ozora ein. „Wie gesagt, nicht viel. Natürlich wird Sanae unter Personenschutz gestellt, und du auch, Tsubasa. Außerdem werden wir verstärkt in Ihrem Wohngebiet Streife fahren…..“ „Ich will keinen Personenschutz!“ „Zwingen können wir dich natürlich nicht, aber in Anbetracht dessen, was schon passiert ist, solltest du die Sache nicht auf die leichter Schulter nehmen!“ Tsubasas Hände ballten sich zu Fäusten. „Die Lektion habe ich schon gelernt, besten Dank. Schützen Sie Sanae, das reicht.“, meinte er finster, ohne den Polizisten oder seinen Vater direkt anzusehen. „Tsubasa….“ Herr Ozora blickte seinen Sohn leicht geschockt an, dann wandte er sich wieder dem Polizisten zu. „Entschuldigen Sie….“ Der Beamte schüttelte den Kopf. „Ist schon in Ordnung, die Situation ist schließlich nicht gerade einfach…“ Er schob seine Karte über den Tisch. „Wenn dir noch irgendetwas einfällt oder du neue Briefe bekommst oder sonst irgendetwas sein sollte, meldest du dich sofort, Tsubasa, in Ordnung?“ Tsubasa nickte, machte aber keine Anstalten, die Karte an sich zu nehmen, so dass sein Vater sie schließlich einsteckte. „Glauben Sie uns, wir tun wirklich alles, was wir können, um den Kerl zu finden.“, meinte der Polizist ernst. „Aber so wie die Dinge liegen…..“ „Ich verstehe. Trotzdem vielen Dank….“ „Die Briefe bleiben natürlich hier, sobald wir etwas wissen, melden wir uns. Wir bräuchten dann noch die Fingerabdrücke zum Abgleichen…. Sagen Sie bitte auch Ihrer Frau Bescheid, damit sie so bald wie möglich herkommt und wir ihre auch nehmen können.“ „Selbstverständlich.“ *** Als sie kurze Zeit später das Polizeirevier verließen, seufzte Herr Ozora unwillkürlich. „Ich hatte mir etwas mehr erhofft…..“ Tsubasa zuckte wieder nur mit den Schultern. „War doch klar, dass sie nichts großartig machen können.“ „Trotzdem war es die richtige Entscheidung. Immerhin steht Sanae jetzt unter Personenschutz – aber mir wäre wohler, wenn du das Angebot der Polizei auch angenommen hättest.“ „Das bringt nichts.“ „Woher willst du das wissen? Ich will nicht, dass dir dasselbe passiert wie Sanae….“ „Wenn es von Anfang an mich erwischt hätte, hätten wir das Problem jetzt nicht.“ Das war zu viel. Herr Ozora blieb abrupt stehen und packte Tsubasa ziemlich unsanft am Arm. „Das will ich nie wieder hören!“; meinte er scharf. „Hast du verstanden?!“ „Ja.“ Tsubasa wollte seinen Weg fortsetzen, aber sein Vater hielt ihn zurück. „Ich meine es ernst, Tsubasa! Ich habe keine Lust, mir zusätzlich noch Sorgen um dich machen zu müssen – glaub mir, ich habe kein Problem damit, dich zur Not auch in deinem Zimmer einzusperren!“ „Schon gut, ich hab verstanden! Fährst du mich jetzt endlich ins Krankenhaus?“ Herr Ozora musterte ihn einen Moment lang prüfend, dann ließ er ihn los und ging voraus zum Auto. „Mach dir aber keine großen Hoffnungen, ich glaube nicht, dass du lange bei Sanae bleiben kannst.“ Tsubasa nickte, sagte aber nichts mehr. *** Auf der Intensivstation des Krankenhauses schien die Zeit still zu stehen. Tsubasa wusste nicht, wie lange er bereits neben Sanae saß und ihre leblose Gestalt anstarrte. Die Überwachungsgeräte waren auf lautlos gestellt, so dass ihm wenigstens das monotone Piepen des EKGs erspart blieb - allerdings wusste er im Moment nicht, ob die Stille, die auf dem Zimmer lastete, nicht noch viel schlimmer war. Sanae hatte auf sein Hereinkommen nicht reagiert, auch als er vorsichtig ihre Hand in seine genommen hatte, war sie reglos liegen geblieben. Die vielen Verbände und Bandagen ließen sie in dem sterilen Krankenhausbett kleiner erscheinen, als sie war. Dutzende Schläuche führten von ihrem Körper zu den Maschinen, die neben dem Bettgestell aufgebaut waren. Sein Vater sprach draußen mit dem behandelten Arzt, aber Tsubasa wollte die ganzen medizinischen Details nicht wissen. Er zuckte zusammen, als eine Hand auf seine Schulter gelegt wurde. Offensichtlich war das Arztgespräch beendet – er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass sein Vater den Raum betreten hatte. „Ihr Zustand ist weiterhin stabil.“, meinte Herr Ozora gedämpft. „Aber sie liegt im Koma….“ „Hör auf.“ Sein Vater ließ sich nicht beirren. „Es ist wichtig, dass du das weißt. Die meisten ihrer Verletzungen sind relativ harmlos, aber….“ Er zögerte, redete dann aber doch weiter. „Das Problem sind ihre Kopfverletzungen. Es kann gut sein, dass…..“ „Ich weiß. Hör auf!“ Dieses Mal schwieg sein Vater tatsächlich, aber der Griff um Tsubasas Schulter verstärkte sich. Für ein paar Minuten senkte sich wieder eine bleierne Stille über den kleinen Raum. „Willst du noch bleiben?“, fragte Herr Ozora schließlich leise. Tsubasa nickte stumm. „In Ordnung – dann hole ich dich in einer Stunde wieder ab. Und komm nicht mal auf die Idee, alleine irgendwohin zu gehen, verstanden? Solange sich die Situation nicht geklärt hat….“ „Ja.“ Herr Ozora schwieg, dann verließ er schließlich den Raum und Tsubasa blieb alleine bei Sanae sitzen. *** Tsubasa erreichte den Fußballplatz 15 Minuten vor der verabredeten Zeit. Auf diese Art hoffte er, sich besser auf das einstellen zu können, was ihm vermutlich diesen Abend noch bevor stand. Seine Freunde würden nicht begeistert reagieren – zu Recht. Auf der anderen Seite waren ihm solche Dinge im Moment ziemlich egal. In Gedanken war er immer noch bei Sanaes lebloser Gestalt im Krankenhaus…. Sein Vater hatte darauf bestanden, ihn auch zum Fußballplatz zu fahren, und Tsubasa war zu müde gewesen, um großartig darüber zu streiten. Die Diskussion über den Heimweg stand noch aus…. Als er den Fußballplatz betrat, erwartete ihn jedoch eine Überraschung: Ryo tigerte unruhig vor dem Tor hin und her. Als er Tsubasa bemerkte, unterbrach er seine Wanderung sofort und rannte zu ihm hinüber, bevor er ihn kurzerhand und ohne ein Wort umarmte. Das ganze dauerte nur wenige Sekunden – Tsubasa war zu perplex, um seinerseits irgendwie zu reagieren. Als sich Ryo wieder von ihm löste, sah er zu seiner Überraschung Tränen in den Augen seines Freundes stehen, und ihm wurde bewusst, dass Ryo wohl trotz der ganzen Kabbeleien einer der engsten Freunde von Sanae war. „Warst du bei ihr?“, wollte Ryo ohne Umschweife wissen. Tsubasa nickte. „Ja – es gibt nichts Neues. Sie ist stabil.“ Ryo atmete tief durch und fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen. „Und wie geht’s dir?“ Auf diese Frage hin zuckte Tsubasa nur mit den Schultern. Ryo musterte ihn ein paar Sekunden, dann seufzte er. „War eigentlich ne bescheuerte Frage, entschuldige. Aber wenn irgendwas ist – du weißt ja, wie du mich erreichst.“ „Danke.“ Ryo nickte mehr oder weniger beruhigt, dann kippte seine Stimmung abrupt. „Ehrlich gesagt wusste ich die ganze Zeit nicht, ob ich dich heut Abend umarmen oder dir direkt eine reinhauen soll. Was zum Teufel ist hier los?! Du bist so ein absoluter Idiot, dass du nicht mit uns geredet hast….“ Tsubasa unterbrach seinen Redeschwall und schüttelte mit einem matten Lächeln den Kopf. „Lass gut sein, Ryo – du hast recht, und nachher kannst du mich noch beschimpfen, so viel du willst, aber ich will nicht alles zwei Mal erzählen – wenn die Anderen da sind, in Ordnung?“ Ryo musterte ihn ein paar Sekunden lang äußerst eindringlich, dann seufzte er erneut. „Okay. Aber wehe, du lügst uns an!“ „Ich habe keinen Grund mehr dazu – und im Endeffekt ist jetzt eh alles egal.“ Damit ging Tsubasa an Ryo vorbei, sein Freund folgte ihm nach ein paar Sekunden. Es dauerte allerdings nicht lange, bis Tsubasa abrupt stehen blieb, so dass Ryo beinahe gegen ihn geprallt wäre. „Hey, pass doch auf. Was ist denn?“ „Wie lange bist du schon hier?“ „Hä? Warum fragst du so was?“ „Sag schon, wie lange!“ Ryo kratzt sich am Kopf. „Keinen Plan, ich hab nicht genau auf die Uhr gesehen. Vielleicht ne Viertelstunde – warum fragst du?“ „Hing der Zettel vorhin schon da?“ „Welcher Zettel?“ Ryo linste an seinem Freund vorbei und entdeckte jetzt auch, was Tsubasa meinte. An einen der Torpfosten war ein weißer Umschlag geklebt. „Ich hab nicht drauf geachtet, ob der vorhin schon da war.“, meinte er perplex und blickte wieder Tsubasa an. „Was ist hier los? Ist der Brief für dich?“ Tsubasa gab keine Antwort darauf, unbewusst hatte er wieder beide Hände fest zu Fäusten geballt. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich überwinden konnte, zum Tor hinüber zu gehen und den Umschlag abzureißen. Er war mit Tesafilm an den Pfosten geklebt worden. „Das erinnert mich an das Poster damals.“, meinte Ryo unsicher. „Das Foto….“ Er redete nicht weiter, aber Tsubasa wusste genau, was er meinte. Er starrte den weißen Umschlag in seinen Händen an, dann gab er sich einen Ruck und öffnete ihn schließlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)