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The heir of the Fox

Der Erbe des Fuchses
von

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Die Rückkehr des Uchiha Sasuke

Kapitel 1: Die Rückkehr des Uchiha Sasuke
 

Sasuke überschritt die Dorfgrenze von Konoha-gakure. Er trug eine alte, gebrauchte, halb zerrissene Ninja-Uniform und zudem wies er Verletzungen auf, die er notdürftig mit provisorischen Verbänden umwickelt hatte. Er ließ das Bündel mit seinen wenigen persönlichen Habseligkeiten zu Boden fallen und sein Blick schweifte über die Wipfel der Bäume, sprang über die Dächer und landete schließlich auf dem Felsen, aus dem man die Köpfe aller vorangegangenen Hokage herausgearbeitet hatte. In seinem Kopf jagten sich Bilder seiner verfehlten Existenz....ja, verfehlt. Er war der allerletzte noch lebende Uchiha und hatte....Er schloss kurz die Augen, die Sonne blendete ihn. Es war, als könne er ihr Licht nicht mehr ertragen. Vielleicht konnte er das auch nicht. Seine Familie war ausgelöscht worden. Seither hatte Dunkelheit in seinem Herzen geherrscht, sein gesamtes Denken und Handeln hatte sich nur darum gedreht, den Mörder - seinen eigenen Bruder - zu töten und Blutrache an ihm zu vollziehen. Zu diesem Zweck hatte er sich Orochimaru angeschlossen, der ihm die Möglichkeit bot, sich eine Stärke anzueignen, mit der er Itachi besiegen konnte. Deswegen hatte er seine Heimat verlassen. Deswegen hatte er....Naruto....verlassen.
 

„Naruto...."

Der Name kam ihm kaum über die Lippen; er glich einem heiseren Flüstern, schien in seiner Kehle zu brennen. Ja, Itachi war tot. Die meisten anderen Mitglieder der Akatsuki-Organisation waren ebenfalls tot und jene, von denen man annahm, dass sie noch lebten, waren in alle Himmelsrichtungen verstreut. Seit drei Jahren hatte man nichts mehr von ihnen gehört. Und seit drei Jahren führte Sasuke ein Leben, das jeder Beschreibung spottete. Orochimaru war verschwunden. Wohin, wusste niemand, und die wenigsten verspürten das Bedürfnis, seinen Aufenthaltsort herauszufinden. Aber man wusste sehr genau, dass er ein Günstling der Schlange gewesen war, bevor diese wieder einmal im Schatten untertauchte, und man begegnete ihm mit sichtbarer Feindseligkeit. Seine Shinobi-Fähigkeiten wollte niemand in Anspruch nehmen, nicht einmal das niedrigst rangierende Ninja-Dorf; Misstrauen, Furcht und Abscheu waren seine ständigen Begleiter. Wer sich aus freien Stücken mit der Schlange einließ, verdiente keinen Respekt und kein Vertrauen. Er erinnerte sich an die kalten, abweisenden Augen all der Menschen, in die er geblickt hatte und hatte klar erkannt, was sie dachten. Was sie ihm wünschten. Was er ihrer Meinung nach wirklich verdiente. Den Tod. Und außerdem war er der Bruder eines Akatsuki, der Massenmord an seiner eigenen Familie begangen hatte. Konnte man denn sicher sein, dass in diesem Burschen nicht dasselbe gefährliche Potential, die Anlage zum Killer steckte? Er hatte sich mit Gelegenheitsjobs mehr schlecht als recht über Wasser gehalten, sich durchgebissen, war ruhelos von einem Ort zum anderen gezogen und hatte bald den Ruf eines nutzlosen Vagabunden weg. Jeder neue Tag war bedeutungsloser gewesen als der vorige, er hatte sich nur noch auf sein Überleben konzentriert, bis ihn seine Füße nach all diesen Entbehrungen und Demütigungen nach Konoha zurückgetragen hatten. Es war ihm zunächst nicht einmal aufgefallen, so gleichgültig war er für seine Umwelt geworden.
 

Und nun stand er hier.

Er war achtzehn Jahre alt und tiefer gefallen als er je selbst vermutet hätte. Man hatte ihn nirgends akzeptiert. Würde man es hier tun, obwohl er das Dorf verraten hatte? Mechanisch packte er sein Reisebündel, warf es sich über den Rücken und ging weiter. Er verbarg sein Gesicht unter dem alten Hut eines buddhistischen Mönches, während das bunte Leben von Konoha an ihm vorbei wogte. Die Bewohner waren merkwürdig aufgeregt, sie lachten und schwatzten, und Frauen wie Männer trugen festliche Gewänder. Die Straßen waren mit Girlanden geschmückt, in der Ferne hörte er Musik. Heute war doch kein Feiertag? Er folgte der vergnügten Menschenmenge bis zum großen Dorfplatz und sah sich um. Weshalb hatte man ein Podium aufgebaut? Die Musik stieg zu ihrem Höhepunkt an, bis plötzlich abrupte Stille eintrat und sich eine Art erwartungsvolles Schweigen über dem Publikum ausbreitete. Tsunade, der Godaime Hokage, das lange Haar zu einem eleganten Knoten hochgesteckt, gekleidet in einen prächtigen Kimono, lächelte in die Runde und verkündete: „Die Zeit ist gekommen. Nach reiflicher Überlegung und in genauer Diskussion und Absprache mit dem Dorfrat steht mein Nachfolger fest. Ich trete zurück, um die Leitung des Konoha-Krankenhauses zu übernehmen, dessen Ärzteschaft mich darum gebeten hat. Möge die Initiation beginnen!"
 

Die Musik setzte wieder ein, diesmal formeller, ernster. Die Menge teilte sich, und begleitet von den Mitgliedern des Dorfrates, unter ihnen auch der breit grinsende Jiraiya, schritt ein blonder junger Mann nach vorne zum Podium. Er trug einen traditionellen hakama, sein kräftiger, braungebrannter Oberkörper war entblößt. Die gesamte Gruppe stieg die Stufen hinauf und Tsunade umarmte den Blondschopf. Irgendwie kam er Sasuke bekannt vor, aber er konnte ihn von seinem Platz aus nicht richtig sehen. Beinahe automatisch schob er sich vorwärts, obwohl er eigentlich mit der Masse hatte verschmelzen wollen, um nicht sofort aufzufallen. Aber irgendetwas trieb ihn zu diesem Mann dort oben; eine unbestimmte Ahnung, die sein Herz packte und es erbeben ließ. Mit langsamen Bewegungen hängte Tsunade ihrem Gegenüber in ritueller Weise den Mantel des Hokage um und setzte ihm den Hut mit dem Schriftzeichen für „Feuer" auf, die Schleier verbargen sein Gesicht. Dann legte sie eine Hand aufs Herz und die andere auf seine Schulter. Auch seine Hand ruhte auf seinem Herzen.
 

„Schwörst du, Konoha-gakure mit bestem Wissen und Gewissen zu dienen?"

„Ich schwöre."

„Schwörst du, die Menschen Konoha-gakures vor Schaden zu bewahren und sie mit all den dir zur Verfügung stehenden Kräften zu schützen?"

„Ich schwöre."

„Schwörst du, tapfer in der Schlacht zu sein und gerecht im Frieden, um dich als wahrer Hokage zu erweisen?"

„Ich schwöre."

„So leiste deinen Eid."
 

„Ich schwöre, Konoha-gakure mit meinem Herzen, meinem Verstand und meiner Kraft zu dienen. Ich werde ruhig sein wie der Wald, unbewegt wie der Berg, kalt wie der Nebel, schnell im Entschluss wie der Wind und im Angriff heftig wie das Feuer."

Sie lächelte ihn an, ihre Augen drückten so etwas wie mütterlichen Stolz aus, der ihn rührte. Er nickte ihr zu und sie wandte sich wieder an die Bevölkerung. Sasuke war es in der Zwischenzeit gelungen, sich weiter vor zu arbeiten und nun konnte er auch den blonden Mann erkennen, der soeben vereidigt worden war.

„Bewohner von Konoha-gakure....ich gebe Euch den Rokudaime Hokage: Naruto Uzumaki!"
 

Der Applaus brandete auf, aber der Schwarzhaarige hörte es nicht. Er hörte nichts mehr. Seine Augen sogen sich an dem Bild fest, das der neuernannte Hokage ihm bot. Er war ziemlich gewachsen, die kindliche Weichheit seiner Züge hatte sich restlos verloren. Sein Lächeln war strahlend wie ein Sommertag und von bestechendem Charme. Er hatte es also geschafft. Naruto Uzumaki war Hokage. Sein großer Traum hatte sich erfüllt. Und er? Er brachte es nicht fertig, sich mit ihm zu freuen. Nicht, weil er neidisch war, sondern weil er den Gedanken nicht ertrug, dass sein einziger Freund ihn nicht mehr brauchte. Er hatte sein Ziel erreicht und hatte niemanden mehr nötig, der auf ihn aufpasste. Warum war er hierher gekommen? Man würde ihm nicht verzeihen. Seine Rückkehr war sinnlos. Sasuke biss sich auf die Lippen und drehte sich um, verwirrt, da sein Herz sich merkwürdig verkrampfte, schmerzhaft, brutal, als könne es nicht zulassen, dass er Naruto ein zweites Mal verließ. Was war das bloß für ein Gefühl, das ihn quälte?! Seine Freundschaft zu dem Träger des Kyuubi hatte ihm seine Menschlichkeit bewahrt - es waren die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit, ihre gemeinsamen Erlebnisse, die ihm in den dunklen Stunden seiner Wut und seiner Verzweiflung Trost gespendet hatten. Sie verliehen ihm die Kraft, sich durchzukämpfen. Auf einmal verhielt er seinen Schritt. Er spürte einen scharfen Blick in seinem Rücken, der ihn förmlich durchbohrte.
 

„Du da", klang Narutos Stimme an seine Ohren, tiefer, als er sie kannte. „Dreh dich um. Du kommst mir bekannt vor. Wer bist du?"

Offenbar war dem Blonden seine Gestalt trotz der drei Jahre, die sie sich nicht gesehen hatten, viel zu vertraut, als dass er sie hätte missachten können. Die Augen der Menge lagen auf ihm wie tonnenschwere Steine, vereinzeltes Getuschel erhob sich, Finger zeigten auf ihn, als er den Hut abnahm. Sein Herz hämmerte hart gegen seinen Brustkorb.
 

|Warum tut es so weh, dir wieder gegenüberzustehen? Wir sind Freunde, oder? Zumindest waren wir es einmal. Rivalen und Freunde. Darf es so wehtun, wenn ich dich als Freund ansehe? Wieso....wieso ist bei dir immer alles anders?|

Er wandte sich um. Das Weiten dieser blauen Augen verriet ihm, dass der schöne Fuchs bestürzt war. Er hatte mehr geahnt als gewusst, wer der Fremde war, und seinen Verdacht nun bestätigt zu sehen, traf ihn wohl doch ein wenig unvorbereitet.

„Sasuke....!" Das Gemurmel verstärkte sich, einige wichen zurück oder blickten demonstrativ von ihm weg. Wie in Trance setzte er einen Fuß vor den anderen und näherte sich der Treppe des Podiums, als jemand dazwischentrat. Der besagte Jemand hatte eine Angriffshaltung eingenommen und musterte ihn mit Abneigung. Die Adern um die wie leer wirkenden, weißen Augen zeichneten sich markant ab. Das Byakugan. Aktiviert.
 

Neiji.

„Dass du dich überhaupt traust, hierher zurückzukehren, Uchiha!" stieß er hervor, bereit für eine Attacke. „Hast du dem Hokage nicht schon genug Kummer gemacht? Du bist freiwillig mit Orochimaru gegangen! Erwartest du wirklich, dass du mit offenen Armen empfangen wirst?!"

„Nein."

Was war in den Hyuuga gefahren? Natürlich, er war ein Konoha-Shinobi, und er hatte Konoha verraten, aber der Ältere benahm sich, als beträfe ihn diese Sache auf persönlicher, privater Ebene. ‚Hast du dem Hokage nicht schon genug Kummer gemacht?‘ Er fixierte dieses entschlossene Antlitz und begriff die Tragweite und Bedeutung dieses Satzes. Er bezog sich auf den neuen Hokage, der diesen Titel gerade mal seit zwei Minuten führte und doch benutzte ihn Neiji bereits in respektvollem Ton. Seine Anklage lautete nicht: „Du hast das Dorf verraten!", seine Anklage lautete: „Du hast Naruto verletzt!" Das, und das allein, war der Vorwurf.
 

„Genug!!"

Der Rokudaime hielt Neiji an der Schulter zurück, sein Blick war gefasst und ernst. Einer Eingebung folgend, verneigte sich Sasuke. „Was willst du?"

„Ich....ich kann....ich kann nicht von Euch verlangen, mir zu verzeihen. Aber ich habe das ziellose Herumziehen satt. Gestattet mir, in Konoha zu bleiben. Alles, was ich benötige, ist eine kleine Unterkunft und eine sinnvolle Arbeit. Glaubt Ihr, dass Ihr mir das gewähren könnt?"
 

Naruto betrachtete ihn. Er erinnerte sich gut an dieses Gesicht, auch wenn es jetzt männlicher und kantiger war als früher. Die tiefschwarzen Augen, unergründlich und geheimnisvoll wie die Nacht, beschirmt von dichten Wimpern, und das ebenfalls schwarze Haar, das einst einen seidigen Glanz besessen hatte, doch nun war es ungepflegt und stumpf. Die Kleidung war schäbig und verschmutzt, die Wunden, die er sich sonst wo zugezogen hatte, waren nur sehr schlecht verbunden, und er wirkte ausgezehrt und unendlich erschöpft. Dennoch....die fein gemeißelten Züge hatten nichts von ihrer edlen Ausstrahlung eingebüßt, die Haut, wenngleich spröde und trocken, verfügte immer noch über diese reine, alabasterweiße Tönung, die Lippen waren nach wie vor bemerkenswert sinnlich. Wie brachte er es fertig, selbst in seinem Leid, selbst in diesem heruntergekommenen Zustand, eine solche Schönheit zu verkörpern? Was hatte er während der vergangenen drei Jahre erlebt, was hatte er durchgemacht?

»Es hat mich sehr verletzt, dass du dich Orochimaru angeschlossen hast. Aber am schlimmsten brannte in mir die Gewissheit, dass nicht einmal ich dich davon abhalten konnte. Ich hatte mir eingebildet, dass du auf mich hören würdest, selbst wenn du alle anderen abweist. Ein Trugschluss. Und als ich dich wiedersah....du warst so stolz und zugleich so hochmütig.... Aber ich kann nicht leugnen, dass du mir schrecklich gefehlt hast. Du warst mein erster wahrer Freund, ist dir das überhaupt klar?«
 

„Seit deinem Verschwinden ist das Haus des Uchiha-Clans versiegelt. Ich nehme allerdings nicht an, dass du alleine in dem großen Anwesen leben möchtest?"

„Nein. Da sind....zu viele Erinnerungen. Zu viele....Gefühle. Eine kleine Wohnung für eine Einzelperson genügt mir vollauf. Erlaubt mir noch eine Frage....könnte ich mich zum Chuunin-Examen anmelden?"
 

„Aufgrund deiner Abwesenheit war es dir nie möglich, die Chuunin-Prüfung zu wiederholen, ich erinnere mich. Du bist immer noch Genin, nicht wahr?"

Ein kaum merkliches Nicken und heftig zusammengeballte Fäuste. Das einzige Zeichen verletzten Stolzes und Ehrgefühls, das sich der Schwarzhaarige erlaubte. Naruto sah es, sagte aber nichts.

„Du bist reif für den Chuunin-Rang, kein Zweifel. Dennoch werde ich mit dem Dorfrat über dein Anliegen beratschlagen müssen. Bis auf weiteres giltst du als Fremder, bis der Rat und ich eine Entscheidung getroffen haben. Unterkunft wird dir vorläufig ein Ryokan bieten."
 

Sasuke schluckte, seine Kehle war rau und ausgedörrt. Er hatte den Eindruck, als hätte sich zwischen ihm und seinem Freund aus Kindertagen eine unüberwindliche Schlucht aufgetan, ein gähnender Abgrund, über den niemand eine Brücke bauen konnte. Drei Jahre - und Naruto hatte alles erreicht, was er sich je gewünscht hatte. Er war jetzt der Rokudaime Hokage....und er nichts weiter als ein einfacher Genin, der, verblendet von Rachedurst und Zorn, einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte....die reinen blauen Augen des anderen schienen ihm mit ihrem klaren, ungetrübten Blick fast die Haut zu versengen. Warum nur schmerzte es so sehr?!

Die Festlichkeiten wurden, wenn auch etwas zögerlich und weniger schwungvoll, fortgesetzt, während ein junger Bursche den Achtzehnjährigen in eines der ortsansässigen Ryokan brachte, während der Dorfrat seinen Pflichten nachkam, denn der Fall „Sasuke Uchiha" verlangte sofortige Verhandlung. Er achtete nicht sonderlich auf seinen Begleiter, mit seinen Gedanken noch ganz bei dem Blonden.

„Die Wirtin ist nicht entzückt, ausgerechnet dem Verräter ein Quartier anbieten zu müssen, aber sie akzeptiert den Befehl des Hokage. Ich gehe nicht davon aus, dass die Beratung lange dauern wird. Ich kenne Naruto-sama. Er wird Ihnen sicher vergeben - auch wenn ich nicht behaupten kann, dass ich dafür Verständnis habe."
 

Der Uchiha wollte dem unverschämten Bengel über den Mund fahren, als er inne hielt und ihn erstmals genau unter die Lupe nahm. Er trug sein langes braunes Haar zum Pferdeschwanz gebunden, die schwarze Hose hatte ein abgerissenes Bein, das Netzhemd war unter einer typischen Chuunin-Jacke verborgen. Er mochte etwa fünfzehn Jahre alt sein.

„Wer....wer bist du?"

„Ich bin der Enkel des verstorbenen Sandaime, Sarutobi Konohamaru."
 

Der kleine Konohamaru! Das versetzte ihm erneut einen schmerzhaften Stich. Die Zeit verging, weil sie es nicht besser wusste - aber merkwürdigerweise kam es ihm so vor, als wäre sie hier im Dorf davongerast, während die letzten verfluchten Jahre seiner eigenen Existenz das Schneckentempo gepachtet zu haben schienen. Er fühlte sich verbraucht und müde und empfand sich selbst fast wie einen Fremdkörper an diesem Ort, den er einmal seine Heimat genannt hatte. Ein Fremdkörper, ein Eindringling, ein Virus....etwas, das Schlechtes mit sich brachte und krank machte. Er schauderte bei dieser Assoziation. Er hatte die Feindseligkeit um sich herum deutlich gespürt, ein ätzendes, eisiges, abscheuliches Fluidum negativer Schwingungen, das ihm die Luft abzuschnüren drohte und ihn dazu zwang, seine gesamte Hoffnung auf Narutos Schultern abzuwälzen....auf das Vertrauen in ihre alte Freundschaft, auch wenn er dieses Recht eigentlich verwirkt hatte. Ihm war übel.

„Ich werde Sie holen, sobald der Rat entschieden hat. Es wäre besser für Sie, wenn Sie sich bis dahin möglichst unauffällig verhalten, Uchiha-san."

Damit verschwand Konohamaru, der ihn offenkundig nicht leiden konnte, wie die meisten hier. Konnte er ihnen Vorwürfe machen? Nein, das konnte und durfte er nicht. Es war seine eigene Schuld, dass er als Verräter galt - er war einer. Es half nichts, es schön zu reden. Er musste die Konsequenzen seiner Handlungen tragen, ohne wenn und aber. Es klopfte.
 

„Herein?"

Die junge Frau, die sich in das Zimmer schob, war keine Unbekannte. Sie hatte medizinisches Utensil bei sich und steuerte ohne Zaudern auf ihn zu.

„Naruto....ich meine, der Hokage hat mich gebeten, mich um deine Verletzungen zu kümmern. Mach bitte den Oberkörper frei und leg dich auf den Futon." Keine langen Umschweife, sondern direkt zum Thema. Sakura wirkte auch völlig unbeeindruckt, beinahe so, als hätte sie damit gerechnet, dass er zurückkehren würde. Umsichtig dröselte sie die schmutzigen Verbände auf und begann, die nur sporadisch verheilten Wunden zu reinigen. Sie war sehr geschickt darin, wie er feststellte; ihre Finger übten die nötigen Handgriffe rasch aus und binnen eines kurzen Moments war er in vernünftige Verbände gehüllt, eitrige oder infizierte Verletzungen hatte sie offenbar mit ihren besonderen Kräften als Medizin-Ninja versorgt.
 

„Danke.", murmelte er leise. Sie lächelte. Es war ein ehrliches Lächeln, das sich auch ihren Augen, ihrem gesamten Gesicht mitteilte.

„Keine Ursache, Sasuke-kun. Da Tsunade-sama Mitglied des Rates ist, hat sie es mir überlassen, dich zu pflegen. Weißt du....ich habe eigentlich immer geahnt, dass du eines Tages zurückkehren würdest. Wissen wäre zu viel gesagt. Nenne es Intuition, wenn du willst. Aber ich war zuversichtlich. Solange Konoha Naruto bedeutet....würdest du irgendwann Mut fassen und heimkehren. Und hatte ich nicht recht?"

„Solange Konoha Naruto bedeutet....? Was meinst du damit?"
 

Sie musterte ihn erstaunt. Verstand er wirklich nicht? Sie konnte zwar nicht behaupten, nicht doch ein wenig schockiert gewesen zu sein, als ihr klar wurde, welcher Art die Bindung zwischen ihren beiden Teamkameraden war, aber damals hatte sie sich bereits weitgehend von ihrer Schwärmerei für Sasuke gelöst und hatte das Ganze nüchterner betrachten können. Und nun, da sie noch ein Stück älter und reifer geworden war, begrüßte sie diese Entwicklung sogar. Vielleicht, weil sie gelernt hatte, dass sich Gefühle nicht erzwingen ließen. Vielleicht, weil sie begriffen hatte, dass niemand Sasuke näherstand als Naruto - und niemand Naruto näherstand als Sasuke, mochte es auch gegenteilige Stimmen geben, die den „Verräter" am liebsten in der Luft zerfetzt hätten. Ihr gefiel diese allgemeine feindselige Stimmung keineswegs. Was geschehen war, war geschehen - musste man ihm jetzt auch noch Vorhaltungen machen? Aber Menschen waren nachtragend und taten sich schwer, zu vergessen. Sie seufzte. Er wartete immer noch auf eine Antwort. Würde er die Stimme seines Herzens denn nie verstehen?
 

„Du weißt nicht, was ich meine? Dann werde ich auch nichts sagen. Es gibt Dinge, die man einem anderen nicht erklären sollte. Er muss sich zuerst selbst verstehen. Bevor er das nicht kann, kann er auch einen anderen nicht verstehen, Sasuke-kun."

Ihre Blicke kreuzten sich. Wieder lächelte sie. „Ich hoffe, dass du bald gesund sein wirst, mein Freund. Das Dorf kann starke Männer wie dich brauchen."

„Ich bezweifle, dass das Dorf mich braucht. Hast du es nicht bemerkt, Sakura? Viele hätten mir am liebsten auf der Stelle den Hals umgedreht - allen voran Neiji."
 

Zu Neiji schwieg sie sich aus. Aufgrund ihrer Freundschaft zu Hinata, die in den vergangenen Jahren gewachsen war und ein vertrauensvolles Band zwischen den beiden jungen Frauen geschaffen hatte, war sie im Bilde über die Gefühle des Hyuuga. Früher oder später würde auf diesem Boden ein Konflikt keimen....ein sehr ernster Konflikt.

„Ja. Aber kannst du es ihnen verübeln? Trotzdem - sei ohne Furcht. Das letzte Wort in dieser Sache hat der Hokage....und ich denke, dass Naruto dir noch eine Chance geben wird."

„Was macht dich da so sicher?"

„Sein Herz."
 

Damit ließ sie ihn allein, verwirrt und durcheinander. Er war schon früher nicht aus ihr klug geworden, doch jetzt war es noch schlimmer, weil sie seine Gefühle offenbar begriff, während er die meisten seiner Emotionen, die nicht Hass, Wut oder Verachtung hießen oder sonst wie negativ behaftet waren, immer noch als Bücher mit sieben Siegeln betrachtete. Er war das, was man gerne als den „einsamen Wolf" bezeichnete - und es war in der Tat so, dass er nur sehr wenige Menschen an sich heranließ. Seit seine Familie ausgelöscht worden war, hatte sich eine dichte, unergründliche Finsternis um sein Herz gelegt wie ein Bollwerk, nicht gewillt, auch nur den winzigsten Lichtstrahl hindurch zu lassen, bis....bis er mit dem Träger des Kyuubi in ein Team kam. Naruto war ihm von Anfang an weder distanziert noch misstrauisch begegnet, wie so viele andere, bei denen er nicht (so wie bei den Mädchen) mit seinem guten Aussehen hatte punkten können. Naruto hatte ihn einfach so genommen, wie er war, weil er selbst daran gewöhnt war, wie ein Außenseiter behandelt zu werden. Er trat den Menschen offen und ohne Argwohn gegenüber, aus dem simplen Glauben heraus, dass diese Menschen ihn nicht mehr ablehnen würden, wenn er zeigte, dass er sie akzeptierte, wie seltsam sie sich auch geben mochten.
 

»Du hast mir eine Freundschaft aufgezwungen, die ich zunächst gar nicht wollte....doch heute bin ich dir dankbar dafür....denn du warst das einzige Licht in meiner Finsternis....und wie habe ich dir das vergolten? Ich habe Konoha verraten....und dich mit ihm....Natürlich, ich bin stark geworden und konnte mich endlich rächen....aber zu welchem Preis?«

Er starrte zum Fenster hinaus, lauschte den Klängen der festlichen Musik. Sein Schweigen war die einzige Antwort, die er fand....
 

Der Rat wurde entlassen, nur Tsunade, Jiraiya und der neue Hokage blieben im Beratungsraum zurück. Er war nicht zufrieden. Seine Stirn lag in Falten, die Hände waren im Rücken verschränkt.

„Fünf Mitglieder....und eine knappe Entscheidung. Drei Stimmen für und zwei Stimmen gegen Sasuke. Warum habt Ihr Euch für ihn entschieden, Jiraiya-san?"
 

Der Angesprochene antwortete nicht sofort. „Hättet Ihr es begrüßt, wenn ich es nicht getan hätte?", fragte er schließlich mit dem Anflug eines Lächelns. „Jeder, dessen Herz nicht von Grund auf verdorben ist, verdient es, sich erneut zu beweisen. Außerdem glaubt Ihr an ihn. Das genügt mir."

Er nickte seinem ehemaligen Schüler respektvoll zu, schickte noch ein dreistes Grinsen in Richtung Tsunade und ließ sie allein.

„Ja, er hat recht. Ich glaube immer noch an Sasuke, auch wenn er mir sehr wehgetan hat. Aber was ist mit den anderen Bewohnern Konoha-gakures? Die meisten von ihnen kennen ihn nicht so, wie ich ihn kenne. Sie sehen ihn als den jüngeren Bruder Itachis, der dasselbe gefährliche Potential in sich tragen könnte wie dieser, sehen ihn als Orochimarus Gefolgsmann. Man kann ihm nicht trauen, das ist ihr Urteil. Angesichts meiner neuen Verantwortung....kann ich es mir da leisten, eine Entscheidung zugunsten Sasukes zu treffen, die kaum jemand verstehen wird?"
 

„Die Mehrheit des Rates steht hinter Euch."

„Nein. Der Hokage hat die absolute Entscheidungsgewalt. Er kann seinen Willen durchsetzen, selbst wenn der Rat gegen ihn ist. Folglich sind zwei Ratsmitglieder meiner Meinung und zwei nicht. Das ist nicht gut, gleichgültig, ob meine Stimme letztendlich die wichtigste ist oder nicht. Uneinigkeit ist ein Problem. Wird das Volk meinen Entschluss akzeptieren?"

Sie sagte nichts. Er war sich seiner Position sehr genau bewusst, nahm es nicht auf die leichte Schulter. Seine Fröhlichkeit, sein aufbrausendes Temperament, sein Hang zu Späßen, all das waren nach wie vor Aspekte seiner Persönlichkeit, aber mit dem Älterwerden hatte sich in schwierigen Situationen jene Ernsthaftigkeit in ihm gefestigt, die er schon in jungen Jahren bei ähnlich komplizierten Szenarien gezeigt hatte. Nach außen hin fiel es den meisten nicht auf, aber in seinem tiefsten Inneren war er nicht mehr so unbekümmert wie früher.
 

„Ihr seid der Hokage. Und wenn Ihr überzeugt seid, dass Sasuke Uchiha eine zweite Chance verdient hat, so wird das Volk Euch glauben."

„Das ist die Idealvorstellung. Manche werden mir glauben....und manche nicht. Ich bin erst achtzehn. Sicher gibt es genug, die mich für diesen hohen Posten als zu jung erachten. Sie werden sagen, dass ich noch zu ungestüm bin und zu wenig nachdenke. Hokage zu werden war mein großes Ziel. Nun, da ich es bin, mache ich mir Sorgen, ob ich den Anforderungen gerecht werden kann, die man an mich stellen wird."

„Sarutobi-san wurde ebenfalls in sehr jungen Jahren Hokage, vergesst das nicht."
 

„Bei ihm ist das etwas anderes. Er war zehnmal begabter als ich und wurde ‚Der Professor‘ genannt, weil er unzählige Jutsus kannte. Er war zweifellos ein Meister in jeder Bedeutung des Wortes. Aber ich?"

„Egal, warum Ihr Euch Gedanken macht....seid nicht so hart zu Euch selbst. Für mich seid Ihr wie ein jüngerer Bruder, ein Freund und auch ein Shinobi, dem ich vertrauen und den ich respektieren kann. Manchmal empfinde ich sogar....mütterliche Gefühle für Euch, betrachte Euch als den Sohn, den ich niemals hatte. In den letzten Jahren seid Ihr einer der stärksten Ninjas dieses Dorfes geworden, mit sechzehn habt Ihr die Chuunin-Prüfung als Bester bestanden und wurdet mit siebzehn schon Jounin. Und wieder ein knappes Jahr später seid Ihr Hokage. Das ist ein bemerkenswerter Aufstieg. Ihr seid Konohas Zukunft, das ist meine Überzeugung. Hört auf Euer Herz, so wie Ihr es immer getan habt, denn Euer Verstand mag sich täuschen lassen, aber Euer Herz niemals."

Sie schloss ihn in die Arme und drückte ihn fest, um ihm Mut zu machen.

„Vielen Dank, Tsunade-san."

„Es war mir eine Ehre, Hokage-sama."
 

Konohamaru betrat wieder das Ryokan, in dem Sasuke untergebracht war. Er war verstimmt, wie seine frostige Miene verriet, und sagte ziemlich kurzangebunden: „Er will dich sehen!" Mit schweren Schritten folgte ihm der Schwarzhaarige zum Audienzsaal des Hokage und sank auf die Knie, wie das Protokoll es verlangte. Die Mitglieder des Dorfrates waren anwesend, auch Koharu und Homura, die ehemaligen Berater des Sandaime, die sich gegen ihn entschieden hatten. Ihre Blicke waren unfreundlich, wie er feststellte und Unbehagen erfüllte ihn. Würde man ihn verbannen?

„Uchiha Sasuke", begann Naruto, und bei dieser Anrede krampften sich seine Finger in den Stoff seiner schäbigen Kleidung, „....die Entscheidung ist gefallen. Deine Rückkehr nach Konoha-gakure wird gebilligt und du wirst eine Unterkunft erhalten, sowie das Recht, das Chuunin-Examen zu absolvieren. Es können dir auch Missionen übertragen werden, nimm aber bitte zur Kenntnis, dass du noch nicht rehabilitiert bist und somit vorläufig nur für einfachere Aufträge in Frage kommst, was dir jedoch nicht den Grad deiner Fähigkeiten absprechen soll. Ich hoffe, du erweist dich meines Vertrauens als würdig."
 

Sasuke hob den Kopf und sah in diese strahlenden blauen Augen, deren frische, klare Farbe an einen wolkenlosen Himmel gemahnte und schluckte kaum merklich. Er wusste nicht, weshalb sein Herz plötzlich wie wild zu pochen anfing, doch es interessierte ihn auch nicht weiter, da er eine so unendliche Dankbarkeit in sich spürte, dass sie alle anderen Empfindungen unter sich begrub. Naruto....gab ihm....eine zweite Chance....! Und bei allen Göttern, er würde diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen! Er verneigte sich so tief, dass seine Stirn den Boden berührte.

„Habt vielen Dank für Eure Güte. Dieses Mal....werde ich Euch nicht enttäuschen...." Er zögerte einen Moment und fügte dann hinzu: „....Hokage-sama."

Hiobsbotschaft

Kapitel 2: Hiobsbotschaft
 

Mehrere Monate vergingen. Nach Sasukes überraschender Rückkehr nach Konoha stellte sich der Alltag erst langsam wieder ein - und sofern es den Letzten der Uchiha betraf, gab es für ihn so etwas wie Alltag nicht. Alltag, dieses Wort schmeckte nach vertrauten, bekannten Dingen, und nichts davon schien ihm vergönnt zu sein. Nachdem er die Chuunin-Prüfung mit Auszeichnung bestanden hatte, zeigten sich so manche beeindruckt von seinen Fähigkeiten, und einige fingen an, ihn nach gewissem Zögern und Zaudern, als Teil der Gemeinschaft zu betrachten....aber wie gering, ja, wie lächerlich wirkte die Zahl dieser Menschen gegen jene, die ihn lieber aus dem Dorf verjagt hätten, jetzt, da sie hatten erleben dürfen, welche Kräfte er besass. Es mochte sich später herausgebildet haben, aber er hatte dasselbe Potential wie Itachi, und der Verantwortliche des Uchiha-Massakers wie auch das grausige Ereignis selbst gehörten zu einem schwarzen Kapitel in Konohas Geschichte, ein Kapitel, von dem niemand eine Wiederholung wünschte - und genug schienen eine solche zu befürchten, wenn Sasuke durch die Straßen ging.
 

Er wusste, dass sie über ihn redeten. Er fühlte ihre Blicke in seinem Rücken, sah Augen, die Mitgefühl ausdrückten, und Augen, die nur Abscheu, Verachtung, Zweifel und Misstrauen für ihn übrig hatten. Gegen die wenigen, die aufrichtiges Mitempfinden oder zumindest Bedauern ausstrahlten, standen diese abweisenden Augen wie eine Armee. Konnte er von ihnen erwarten, zu vergessen? Er war freiwillig ein Gefolgsmann Orochimarus geworden, der den traurigen und ebenso entsetzlichen Ruf genoss, einer der schlimmsten Verbrecher des gesamten Feuerlandes zu sein - sozusagen das schwärzeste aller Kapitel....und ob verschwunden oder nicht, das Kapitel war noch nicht zu Ende. Nicht, solange es keine Leiche gab. Unwillkürlich fasste er sich in den Nacken, wo unter Hemd und grüner Jacke das Siegel verborgen war, das er dem Biss der Schlange zu verdanken hatte. Die Stelle schmerzte, egal, wie oft er sie berührte. Wie eine Wunde in seinem Fleisch, die nicht heilen würde - wenn sie auch leichter zu ertragen war als die Wunde in seinem Herzen.

„Eine Blume, Sasuke-kun?"
 

Er zuckte zusammen und drehte sich um. Ohne es zu merken, hatte er das Blumengeschäft der Yamanakas erreicht und Ino war gerade damit beschäftigt, ein paar fertiggebundene Sommersträuße geschmackvoll am Eingang zu arrangieren, um Kundschaft anzulocken. Sie hatte sich nicht wesentlich verändert, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Natürlich war ihre Figur weiblicher geworden und das platinblonde Haar, zu einem hoch angesetzten Zopf geflochten, fiel fast bis zu ihren Oberschenkeln, aber trotzdem hätte er sie überall wiedererkannt. Er hatte sich noch nicht allzu häufig unter Leute gewagt und so waren seine Kontakte bisher auf Sakura beschränkt gewesen, die seine Genesung überwachen sollte. Dem Hokage begegnete er manchmal auf der Straße, aber meist hatte er irgendetwas zu erledigen, sodass sich kein Gespräch zwischen ihnen ergab. Bei all den neuen Pflichten, die er nun zu erfüllen hatte und von denen ihm pro Tag ausreichend welche aufgebürdet wurden, war das nicht weiter erstaunlich. Umso erfreuter war er, dass Ino ihn von sich aus angesprochen hatte, ohne sich darum zu scheren, was andere davon halten mochten.
 

„Schön, dass ich dich endlich mal zu Gesicht kriege, du gehst so selten nach draußen. Falls du dir wegen der ganzen Miesepeter Sorgen machst, die dich so anstarren, als könnten sie‘s gar nicht erwarten, dich bei einem Fehler zu ertappen, damit sie dich zum Hokage schleifen können - ignorier sie! Ob unter Vorbehalt aufgenommen oder nicht, jetzt bist du jedenfalls hier und hier gehörst du auch hin! Gefallen dir die Sträuße? Ich hab‘ sie zusammengestellt....na ja, okay, meine Mutter und ich haben sie zusammengestellt, ich will nicht alle Lorbeeren für mich einheimsen. Was hältst du von dem da?"

Sie zeigte ihm einen Strauß aus roten und weißen Rosen, deren Knospen sich noch zur vollen Blüte entfalten mussten. Rot und Weiß....die Farben seines Familienwappens. Neben den Rosen stand eine Vase mit einer Fülle von orangefarbenen Orchideen mit dunkleren Streifen ....er lächelte. Diese Blumen erinnerten ihn an Naruto. Den Träger des Fuchsdämons zu treffen und mit ihm zu sprechen - das war für einen einfachen Chuunin wie er einer war, beinahe unmöglich, es sei denn, er meldete sich vorher an und bat um eine persönliche Audienz. Es war seltsam, doch gerade an den Menschen, dem er so viel hätte erzählen wollen, kam er nicht heran. Aufhören, an ihn zu denken, konnte er trotzdem nicht, und das nicht allein der alten Freundschaft und Verbundenheit wegen, die er für den anderen empfand. Er war gereift, innerlich wie äußerlich, und auf eine merkwürdige Art irritierte ihn auch das Äußere.
 

Das für ihn so typische Fuchsgrinsen verfügte über einen bemerkenswerten Charme, zudem war er von großem Wuchs, mit breiten Schultern, braungebrannt, athletisch und kraftvoll. Das goldene Haar, einst in sämtliche Himmelsrichtungen abstehend, schien zwar nach wie vor nicht sonderlich häufig mit einem Kamm konfrontiert zu werden, aber es lag flacher am Kopf an und verteilte sich als kinnlange Mähne um ein attraktives Gesicht mit herrlichen blauen Augen, die ihre runde, kindliche Form weitgehend verloren hatten. Er trug eine schwarze Ninja-Hose und die dazu üblichen offenen Sandalen, allerdings waren diese ebenfalls schwarz. Als Oberteil hatte er einen leicht beigefarbenen Mantel mit hohem Kragen und weiten Ärmeln gewählt; am Rücken prangte der rote Strudel als Symbol seines Namens sowie auffallende Flammenmuster, die auch an den Manschetten und den Kragenspitzen zu finden waren. Zusammengehalten wurde der Mantel von einer roten Schärpe, an der Naruto die Metallplatte mit dem stilisierten Blatt Konohas befestigt hatte, sodass diese nun wie ein Gürtel über seinem Bauch lag. Das war alles - der muskulöse Torso und ein Stück des Siegels waren sichtbar, die Kette um seinen Hals nicht zu vergessen. Kurz und gut....Naruto Uzumaki war eine imposante und sexy Erscheinung geworden. Und genau das beunruhigte Sasuke mehr, als er sich zunächst eingestanden hatte.
 

Zu Frauen hatte er sich nie sonderlich hingezogen gefühlt, und in der Pubertät war ihm dank seines Teamkameraden bewusst geworden, dass er mehr zum eigenen Geschlecht neigte . Er hatte es nicht zugegeben, bisweilen erfolgreich verdrängt oder einfach auf taub geschaltet, sobald sein Herz sich meldete....wer Rache nehmen wollte, konnte sich den Luxus von Gefühlen nicht leisten. Ein altes und effektives Prinzip. Nur den Menschen in ihm, dessen verdammte Schuldigkeit es war, zu fühlen, den konnte dieses Prinzip nicht auslöschen....und da stand er nun, mit all seinen Fragen, Verwirrungen und auf ihn einstürmenden Empfindungen, von denen sich viel zu viele auf den Rokudaime konzentrierten. Und wenn er eines hasste, dann war es Chaos, gleichgültig, ob in seiner Wohnung, an seinem Arbeitsplatz oder in seinem Kopf.

„Hast du eigentlich schon die Neuigkeit gehört?", unterbrach Ino seinen inneren Disput und er hob fragend eine Augenbraue.

„Was meinst du?"
 

„Rate mal, zwischen welchen großen Clans ein miai vereinbart wurde!"

Ein miai war ein förmliches Treffen zweier meist angesehener Familien zwecks Verheiratung ihrer jeweiligen Kinder und in der Regel begegneten sich Sohn und Tochter bei dieser Zusammenkunft bereits als mögliche Braut bzw. als möglicher Bräutigam. Im Gegensatz zu früheren Zeiten stand es ihnen beiden frei, die angestrebte Verbindung abzulehnen, wenn die oder der Auserwählte nicht akzeptabel schien . Die einzigen wirklich großen Clans, die ihm einfielen, waren Hyuuga und....nun ja, also....wer denn noch?

„Außer dem Hyuuga-Clan wüsste ich keinen zu nennen."
 

„Das liegt daran, dass die meisten Mitglieder der anderen Familie ein relativ zurückgezogenes Leben führen. Es ist der Aburame-Clan. Ihre Technik ist so einzigartig wie das Byakugan und wird ebenfalls nur über die Blutlinie vererbt. Die miai-Zeit einer Frau aus dem Hause Hyuuga beginnt mit achtzehn, soll heißen, nach diesem Geburtstag darf sie Werber empfangen. Die sind echt streng bei denen! Ehrlich, ich würde nicht mit Hinata tauschen wollen! Schließlich ist sie das zukünftige Oberhaupt des Clans....ich gehe jede Wette mit dir ein, dass Hiashi-sama jeden einzelnen Verehrer auf Herz und Nieren prüfen wird, ehe er ihn an Neji weiterreicht, der das Ganze nochmal macht! Der arme Shino tut mir jetzt schon leid!"

„Ist Shino denn damit einverstanden, bei dem miai dabei zu sein?"

„Du glaubst doch nicht, dass man ihn gefragt hat?"
 

Tatsächlich hatte man das nicht getan. Aburame Shibi kannte seinen Sohn und wenn er ihn direkt gefragt hätte, ob er die Einladung zu dem miai annehmen würde, hätte er mit zweihundertprozentiger Wahrscheinlichkeit abgesagt, was die sorgsamen Pläne der Eltern zunichte gemacht hätte. Shino war nicht sehr begeistert gewesen, als seine Mutter ihm mitteilte, das Treffen wäre beschlossene Sache. Im Moment sass er mit seinem besten Freund Kiba unter einem Baum und sinnierte düster vor sich hin.

„Okay, es ist nicht besonders toll, dass sie sowas Wichtiges einfach über deinen Kopf hinweg entschieden haben, aber hey, wie schlimm kann es schon werden? Es ist ja nicht so, dass du Hinata nicht leiden kannst und sie mag dich auch!"
 

„Darum geht es nicht! Man hätte mich vorher darüber informieren müssen, anstatt mich vor vollendete Tatsachen zu stellen!"

„Ich finde, du solltest froh sein, dass es nur ein miai ist und man dich nicht gleich zum Sansan–Kudo verdonnert hat!"

Sansan-Kudo bedeutete „dreimal drei, neunmal", und bezog sich auf die drei Schlucke Sake aus je drei Schalen, die Braut und Bräutigam trinken, wenn der feierliche Höhepunkt einer traditionellen japanischen Hochzeit gekommen ist. Neben Sansan-Kudo gab es allerdings noch einen anderen Ausdruck für Hochzeit, nämlich „En musubi", also „die Verknüpfung des En", und mit jemandem ein En zu haben, heißt, dass eine Art besonderer geistiger Übereinstimmung besteht. Eine Heirat galt stets als eine Verbindung zweier Schicksale.
 

„Und wer sagt mir, dass sie nicht genau das erwarten?!"

„Du hast immer noch die Wahl, Shino! Mach‘s nicht komplizierter, als es sowieso schon ist! Du solltest froh sein, dass sie dich nicht mit Ino oder Tenten zu verkuppeln versuchen. Nichts gegen die beiden, aber im Gegensatz zu Hinata kennst du sie nicht sonderlich gut. Ich meine, wenn man mich zu so ‘nem Treffen schleppen würde, wäre ich echt froh, wenn sich die Tochter des Hauses als Hinata entpuppt!"

„Ich denke, du bevorzugst...."
 

„Hä?!?! Was soll ich bevorzugen?!?!"

„Mag sein, dass ich es mir eingebildet habe, aber....ich war der Meinung, dein romantisches Interesse richte sich mehr nach Männern."

Kiba wurde röter als eine Scheibe Thunfisch, die Fangzahnzeichnungen auf seinen Wangen verschwanden fast unter seiner neuen Gesichtsfarbe. Er schnappte nach Luft, sprang auf die Füße und fuchtelte mit seinem Zeigefinger vor dem Schwarzhaarigen herum. „Bist du blöd?! Wie kommst du denn darauf?! Du willst mich bloß wieder ärgern!!"
 

„Abgesehen davon, dass du es bist, der mich die meiste Zeit ärgert, stützt sich meine Vermutung auf eine bestimmte Beobachtung. Jedenfalls lässt es einen eindeutigen Schluss zu, wenn du Shikamaru im Badehaus nicht aus den Augen lässt!"

Der Zorn des jungen Inuzuka verpuffte im Nichts wie die Luft aus einem Ballon, in den jemand eine Nadel gepiekt hat. An seiner stark gerunzelten Stirn erkannte Shino, dass die Gedanken seines Freundes einer verstopften Kreuzung glichen, in die er verzweifelt Ordnung zu bringen versuchte. Schließlich ließ er sich resigniert ins Gras fallen und murmelte: „Du weißt es....du weißt, dass es Shika ist?"

„Na ja....so, wie du ihn ansiehst...."
 

„Wie sehe ich ihn denn an?" Seine Stimme klang unsicher, verzagt, als gehöre sie einem völlig anderen Menschen. Der Kikaichuu-Ninja musterte ihn eine Weile schweigend, mit einem seiner seltenen, dezenten Lächeln und legte ihm in einer tröstenden Geste die Hand auf die Schulter.

„Deine Blicke scheinen ihm überall hin zu folgen....und es sind ernste, schmerzvolle Blicke, die mir an dir bislang fremd waren. Du bist ein hoffnungsloser Chaot mit einer vorlauten Klappe, die in einer Minute mehr redet, als du in einem Monat verantworten kannst. Und dann solche Blicke? Das gab mir sehr zu denken....Du siehst Shikamaru genauso an, wie Neji den Hokage ansieht."
 

Kiba stieß einen tiefen Seufzer aus, rollte sich auf den Rücken und starrte in den blauen Himmel, über den die Wolken in großen und kleinen Schwärmen dahinzogen. Ein sanfter Wind spielte mit den Blättern des Baumes über ihm und trug verschiedene Gerüche heran, auf die seine empfindliche Nase reagierte. Bratendüfte aus den Essensbuden - Schweiß - Wald - Erde - Tiere - Blumen....so viele Mischungen, so viele Eindrücke, dass seine Nase sich eigentlich sträuben müsste. Irgendwo roch er auch Akamaru, der heute auf Erkundungstour mit Kuromaru war, dem Hund seiner Mutter. Aber da war noch eine andere Duftnote, die sich ihnen näherte....er schnupperte und richtete sich so abrupt auf, dass er damit sogar seinem sonst so stoischen Freund einen überraschten Ausruf entlockte. Der leichte Geruch nach Kompost, den Shino vermutlich seinen Käfern zu verdanken hatte, wurde überdeckt von diesem neuen Duft, der den Herzschlag des Brünetten ums Zehnfache steigerte. Es war nichts konkretes, einmal herb, dann süßlich, in der nächsten Sekunde wieder bitter, frisch, salzig, mild, fruchtig; eine einzigartige Symphonie der unterschiedlichsten Aromen, in der er hätte schwelgen können, weil sie so reizvoll, so ungewöhnlich war. Er wandte den Kopf in die entsprechende Richtung und sah ihn. Die Sonnenstrahlen umgaben ihn mit einer bezaubernden Aureole, vor allem das lange schwarze Haar bekam einen wunderschönen Schimmer. Er hatte es wachsen lassen, sodass es nun bis über seine Schulterblätter reichte und trug es zu einem Zopf im Nacken gebunden. Wie sehr er sich wünschte, diesen Zopf zu lösen, damit die Flut dieses herrlichen, wallenden Schmucks sich ausbreiten konnte....Plötzlich blieb ihm sein Atem in der Kehle stecken, er musste husten, da Shikamaru soeben das Buch senkte, in dem er gelesen hatte und zu ihm hinüberschaute. Kiba sass da wie elektrisiert; diese Augen, schwarz wie die Nacht, schwarz wie die Schatten, die er befehligte, schlugen den Inuzuka in Bann, ehe er sich wehren konnte. Er kannte nichts, das gefährlicher war als diese unergründlichen Augen, ernst, reif, erwachsen, in ihrer geheimnisvollen Ausstrahlung wie ein Sog....sie schienen alles zu wissen.
 

„Da bist du ja, Kiba. Deine Schwester sucht dich. Sie ist verärgert, weil du dich vor deiner heutigen Lektion in Tiermedizin gedrückt hast."

Jetzt stand er vor ihm. Sein Blick glitt von den Augen über die feine Nase hin zu den etwas schmalen, aber dennoch makellos geschwungenen Lippen, die zu küssen er sich sehnte. Er räusperte sich verlegen und erhob sich.

„Es ist Hanas Schuld, dass ich nicht aufgekreuzt bin! Ich finde es ja nett, dass sie mir was von ihrem phänomenalen Wissen abgeben will, aber von mir zu erwarten, dass ich um sieben Uhr morgens auf der Matte stehe, grenzt an Grausamkeit! Außerdem brauchte Shino meinen fachmännischen Rat für seine Heiratsangelegenheiten!"
 

„Es ist keine Heirat!", stieß der Aburame zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „Und was die Uhrzeit betrifft, wenn wir erst um zwölf verabredet sind, sollte dich nichts daran hindern, um sieben bei deiner Schwester zu sein."

„Vielen Dank, dass du mir in den Rücken fällst!"

„Ich tue nichts dergleichen, ich streiche lediglich die Tatsachen heraus. Und nun entschuldigt mich, ich muss noch Vorbereitungen für das miai treffen." Damit entfernte er sich diskret, im Inneren aufgewühlter, als er zeigte. Natürlich, er hatte sich Kiba anvertraut, doch dieser ahnte nichts von den Zweifeln und wirren Gefühlen, die sich in Shinos Herz um die Vorherrschaft stritten. Er hatte Hinata immer gemocht, das war richtig, aber er hatte sie nie bewusst als Frau angesehen, deshalb verspürte er so etwas wie Angst vor der Zusammenkunft, da er nicht sicher war, wie er sich verhalten sollte....und weil er sich nicht sicher war, ob er dem Zauber, den sie ohne Frage besass, würde entfliehen können, wenn er erst einmal damit begann, sie nicht nur als Kameradin wahrzunehmen. Während er davoneilte, senkte sich auf die beiden zurückgebliebenen Männer ein erdrückendes Schweigen, das keiner von ihnen zu brechen wagte.
 

»Wenn man unsere Charaktere vergleicht, würde es niemandem einfallen, dass ich ein paar Monate älter bin als Shika. Okay, bloß zwei Monate, aber immerhin. Ich wünschte, er würde mich nicht so intensiv ansehen....seine Augen sind ein Risiko für mich! Sie blicken so überlegen, so unbeeindruckt in die Welt....«

Der Schatten-Shinobi war stets die Ruhe selbst, ihn konnte nichts erschüttern. Na gut, er war noch fauler als ein Faultier, aber wenn man in Schwierigkeiten geriet, konnte man sich immer auf ihn verlassen. Außerdem war er kein Feigling, sondern ein mutiger Kämpfer mit einem messerscharfen Verstand, der sich in Wort und Tat äußerte. Er bewunderte sein Genie, ohne es ihm zu neiden.
 

„Kommst du mit?", störte Shikamaru seine Betrachtungen und er blinzelte.

„Damit du mich zu Hana verfrachtest und sie mir eine ordentliche Strafpredigt über meine Unreife und meine Verantwortungslosigkeit halten kann? Na ja, was bleibt mir übrig? Besser, ich bringe es sofort hinter mich, bevor sie noch im Dreieck springt. Begleitest du mich?"

„Das geht nicht. Ich muss zu meinen Schülern. Wenn ich noch länger warte, breche ich demnächst Kakashis Rekord im Zuspätkommen. Nicht unbedingt erstrebenswert. Wir sehen uns. Bis dann, Kiba."
 

Seine Schüler, natürlich, die hätte er fast vergessen. Mit siebzehn war Nara zum Jounin ernannt worden und man hatte ihm drei Genin zugeteilt, die er ausbilden sollte. Team 5. Außer ihm, Neji und Naruto hatte aus ihrer Altersgruppe sonst noch keiner den Jounin-Status erhalten, und was den Blondschopf anging, der war ohnehin eine Ausnahme, denn jetzt war er sogar Rokudaime Hokage. Er beobachtete, wie sein heimlicher Schwarm mit lässigen Schritten davon marschierte, kurz innehielt und sich eine Zigarette anzündete. Er rauchte seit dem Tod von Asuma-sensei und verwendete im Kampf auch dessen besondere Chakra-Messer. Er seufzte. Er hätte ihn gern ein wenig aufgeheitert, schien er doch seit damals noch ernster geworden zu sein.

»Puh, dann mal zu Hana. Sie wird mir zwar den Kopf abreißen, weil ich geschwänzt habe, aber solange sie mich danach wieder zusammenflickt, kann mir nichts die Laune verderben....Vorher suche ich Akamaru.«
 

„Was?!"

Homuras stimmliches Organ war für sein Alter noch bemerkenswert laut, wenn ihm etwas nicht gefiel. Er schüttelte den Kopf, nachdem Naruto sein Vorhaben angekündigt hatte. Im Verhandlungsraum des Dorfrates waren auch die übrigen Mitglieder versammelt und Jiraiya musterte den aufgebrachten Mann mit amüsiertem Spott.

„Warum so erbost, Homura-san? Was passt dir denn nicht an einer Leibwache?"

„Es wäre schlicht und ergreifend unsinnig, eine Leibwache zu formieren. Die Anbu haben die Aufgabe, den Hokage zu beschützen. Darüber hinaus ist jeder andere Ninja darauf eingeschworen, das Oberhaupt zu verteidigen. Ich sehe keine Notwendigkeit darin."
 

Der Rokudaime erwiderte: „Die Anbu unterstehen zwar meinem direkten Befehl, aber ihre vordringlichste Aufgabe ist nicht mein Schutz oder die Verteidigung des Dorfes. Sie sind in erster Linie für Attentate und S-Klasse-Missionen verantwortlich. Erinnern Sie sich an die Invasion von Suna- und Oto-gakure? Jenes....Fiasko, bei dem der Sandaime starb? Warum wurden die Anbu erst so spät gerufen, um sich am Gefecht zu beteiligen? Warum konnten diejenigen, die den Hokage hätten beschützen sollen, dennoch nichts ausrichten? Und wenn es ihnen schon nicht möglich war, in das Duell zwischen Sarutobi-sama und Orochimaru einzugreifen, weshalb sind sie dann herumgestanden und haben sich nicht ihren Mitstreitern angeschlossen? Ich habe ihre Berichte gelesen, aber keiner von ihnen schien mir das erklären zu können! Die Idee einer dauerhaften, für den Hokage zu jeder Zeit verfügbaren Leibwache klingt doch nicht unvernünftig, oder? Oh, sicher werden Sie gleich sagen, dass der Hokage der stärkste Shinobi des Dorfes ist und keinen Schutz nötig hat. Das ist unsinnig, Homura-san. Selbst der Daimyo des Feuerlandes, der als tapferer und ausgezeichneter Krieger bekannt ist, verfügt über eine persönliche Garde aus ausgebildeten Kämpfern - Sarutobi Asuma war einst einer von ihnen. Eine Gruppe von Ninjas hinter dem Hokage, vertrauenswürdig und loyal, von der das Oberhaupt in Notzeiten selbst ein aktiver Teil sein könnte....was spricht dagegen?"

Die beiden Sannin nickten zu diesen Worten, und sogar die alte Koharu wirkte nach diesen Ausführungen überzeugter.
 

„Aber wie sollen die Mitglieder dieser Garde ausgewählt werden? Welche Kriterien wollt Ihr dafür erfüllt wissen?"

„Das habe ich mir bereits überlegt. Erstens: Es gibt keine Rangzwänge. Jounin und Chuunin können gleichermaßen mit der Aufgabe eines Leibwächters betraut werden. Zweitens: Die Mitglieder sollten nicht älter als maximal fünfzig Jahre sein. Das heißt nicht, dass ich das Alter diskriminieren will, aber ich stelle mir einen festen Stamm aus Shinobi vor, die mich für die hoffentlich lange Dauer meiner Regierungszeit begleiten können. Und drittens, das ist die entscheidende Bedingung: Ich muss jedem einzelnen dieser Truppe absolutes Vertrauen entgegenbringen und mich hundertprozentig auf ihn verlassen können, egal, in welcher Situation. Außerdem ist die Tätigkeit als Leibwächter als Ehrenamt und spezielle Position zu verstehen, nicht als neuer Rang oder etwas ähnliches. Eben wie bei den Anbu, denn auch ‚Anbu‘ ist kein Rang, sondern lediglich die Abkürzung für ‚Ansatsu Senjutsu Tokushu Butai‘. Noch Fragen?"
 

„Sofern Ihr die Dienste der Garde nicht verlangt, können deren Mitglieder also Ihren normalen Aufgaben nachgehen?"

„Natürlich. In Friedenszeiten werden sie hauptsächlich repräsentative Pflichten an meiner Seite haben - und für den Fall, dass es mal wieder Ärger gibt, werden sie eine Kampfeinheit unter meinem Kommando bilden, die Kitsune-Nin."

„Die ‚Kitsune-Nin‘? Fuchs-Ninja?!"
 

„Was soll diese entsetzte Miene, Homura-san? Diese Gruppe braucht auch einen Namen.... wenn Sie mir allerdings Vorwürfe machen wollen, weil der Name so viel Bezug zu Konohas Vergangenheit hat, erlaube ich Ihnen, mich als Träger des Fuchsdämons meines Amtes zu entheben und mich hinauszuwerfen!"

„Ich weise Euch darauf hin, dass der Angriff des Neunschwänzigen Fuchses eine schreckliche Katastrophe für das Dorf war." antwortete der alte Mann pikiert.

„Glauben Sie mir, niemand weiß das besser als ich. Sie meinen wohl, ich sollte mir lieber einen anderen Namen ausdenken, da dieser zu viele Wunden aufreißt? Was soll das? Der Fuchs ist ein Teil von mir, solange ich mich zurückerinnern kann....und das soll in diesem Namen zum Ausdruck kommen. Sagt man nicht, der Fuchs sei ein geschickter Jäger, schlau und intelligent? Sagt man nicht, er sei schnell und gewandt? Genau das sollen die Kitsune-Nin sein. Ich bin es leid, dass man nur Schlechtes und Bösartiges damit verbindet! Was ist mit mir? Halten Sie meine Wahl zum Hokage plötzlich für falsch?"
 

Homura merkte, dass er dünnes Eis betreten hatte. Er schwieg, besah sich die ernsten Züge des neuen Regenten, suchte in diesem entschlossenen, stolzen Gesicht nach den Spuren des kleinen Jungen, den er viel besser zu kennen glaubte als diesen Mann, der nun vor ihm stand. Sein frischer, mitunter recht unkonventioneller Regierungsstil hatte ihm bisher nicht selten Reibereien mit Koharu und Homura eingebracht, denn sie waren weitaus konservativer als Jiraiya oder Tsunade. Aber Narutos Stil hatte zweifellos begonnen, den Alltag des Dorfes zu beeinflussen. Ein neuer Wind wehte in Konoha.

„Verzeiht. Ich wollte Euch nicht beleidigen, Hokage-sama."
 

„Das weiß ich. Ihr beide habt lange Sarutobi-sama gedient und dann musstet Ihr Euch mit Rebellen wie Tsunade-san und mir herumschlagen." Er schmunzelte. „Doch ich möchte, dass Ihr Euch über eines immer klar seid: Ich will das Beste für meine Heimat. Ich habe geschworen, für Konoha zu leben und zu sterben, wenn es sein muss. Hokage zu werden, ist kaum ein ausreichendes Ziel. Aber der springende Punkt ist auch gar nicht, Hokage zu werden. Der springende Punkt ist, Hokage zu SEIN - und dafür werde ich alles geben!"

Jiraiya grinste wie ein Honigkuchenpferd und schlug dem Achtzehnjährigen so derb auf die Schulter, dass er unweigerlich in die Knie ging. „Große Klasse, ehrlich! Aus Euch wird ein hervorragender Hokage, das hab ich im Gefühl! Also - sollen wir eine Liste der Kandidaten aufstellen, die für den Job als Kitsune-Nin in Frage kommen? Dürfen auch Frauen dabei sein?"
 

„Damit du sie ‚anwerben‘ kannst, wie?!" zischte der ehemalige Godaime und hob drohend ihre Faust, als wolle sie ihm eine Kostprobe ihrer übermenschlichen Kraft gönnen, woraufhin er in beunruhigendem Maße erblasste.

„Selbstverständlich dürfen auch Frauen dabei sein. Aber sie werden nicht ‚angeworben‘ - ist das klar, Jiraiya-san!?"

„Was haben bloß alle gegen mein Hobby....?"
 

Sasuke hatte sich indessen von Ino verabschiedet und wanderte ein wenig ziellos durch die Straßen. Er bekleidete einen eher unwichtigen Verwaltungsposten, mit dem er sich sein Geld verdienen konnte, aber er forderte ihn in keiner Hinsicht. Der schwierigste Auftrag, den man ihm seither gegeben hatte, hatte darin bestanden, eine Katze von einem Baum herunterzuholen! Nicht sehr anspruchsvoll....aber noch hatte er sich nicht das Recht erworben, komplexere oder gefährlichere Missionen zu erhalten, da er noch nicht rehabilitiert war. Naruto hatte ihn darauf hingewiesen, aber trotzdem nagte diese Tatsache an seinem Stolz. Er, der Letzte der berühmten Uchiha, und dann schickte man ihn in Omas Vorgarten!

Aber er allein war Schuld an dieser Misere. Da war kein Platz für Selbstmitleid. Er sah auf die Uhr. In einer Viertelstunde war seine Mittagspause zu Ende und er musste an seinen Schreibtisch zurück. Plötzlich hielt er inne, ein Gefühl von etwas Fremdem lief seinen Rücken hinauf und ließ ihn herumfahren. Einige Meter von ihm entfernt kroch eine Gestalt, die in einen langen, halb zerfetzten Mantel gehüllt war, eine Art Poncho, wie ihn Wüstenbewohner trugen. Wüstenbewohner? Er rannte zu dem Mann hinüber und half ihm auf. Dabei entdeckte er, dass der andere schwer verletzt war - er blutete aus mehreren Schnittwunden, eine Hand presste er an seine linke Körperseite und unter den verkrampften Fingern quoll ebenfalls dunkles Blut hervor. Er hatte kurzes braunes Haar, das Gesicht war rot bemalt wie das eines Kabuki-Schauspielers. Kankuro, der ältere Bruder von Gaara!
 

„Kankuro-san, was ist passiert? Wer hat dich angegriffen?!"

„Bring mich....zum Hokage....ahh...." Eine Welle des Schmerzes spülte über ihn hinweg und er wäre fast gestürzt, wenn Sasuke ihn nicht festgehalten hätte. „Suna....ist in Gefahr...."

ein neuer alter freund

Kapitel 3: Ein neuer alter Feind
 

Kankuros Verletzungen waren versorgt worden. Seit einer halben Stunde war seine Anwesenheit in Konoha bekannt und der Hokage wartete ungeduldig darauf, dass ihr ungewöhnlicher Besuch wieder zu sich kam, damit er ihm erklären konnte, was genau in Suna geschehen war. Er stand im Moment draußen vor dem Krankenzimmer, begleitet von Sasuke, der den bewusstlosen Shinobi ins Hospital gebracht und ihn informiert hatte. Tsunade und Sakura in ihrer Funktion als Assistentin untersuchten ihn noch einmal gründlich.

„Nun, wie geht es ihm?", erkundigte er sich bei seiner Amtsvorgängerin.

„Die Blutungen sind gestoppt und die Wunden geheilt worden, aber es war eine anstrengende Heilprozedur. Er ist noch sehr schwach und muss dringend schlafen, um neue Kraft zu tanken.

Was die Verletzungen selbst betrifft....ich habe so etwas noch nie gesehen. Die meisten Schnitte waren zwar sehr tief, aber gleichzeitig auch sehr dünn, wie von einem Faden. Kankuro-san hat großes Glück gehabt, speziell bei der Wunde an seiner linken Körperseite. Es ist, als hätte jemand versucht, ihn mit einem Draht in der Mitte auseinander zu schneiden wie ein Stück Ton, ihn sozusagen vom Torso abwärts zu halbieren. Er muss dem Angreifer rechtzeitig entkommen sein, denn sonst wäre er jetzt tot. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wer da in Suna sein Unwesen treibt, aber ich weiß genau, dass es mir nicht gefällt!"
 

„Ich bin derselben Ansicht", antwortete er ernst, die Stimme fest und volltönend, ein Klang, der in Sasuke gänzlich andere Vorstellungen weckte als früher der jungenhaft-freche Ton. Er hatte sich immer eingebildet, der Reifere von ihnen beiden zu sein, aber mittlerweile war er sich dessen nicht mehr so sicher.

|Ehe Itachi unsere Familie auslöschte, hatte ich eine vergleichsweise glückliche Kindheit. Ich hatte Vater, Mutter, Bruder, Onkel, Tante....meine Familie wurde geachtet und respektiert. Aber Naruto wurde im Waisenhaus großgezogen, seine Eltern hat er nie kennen gelernt und das ganze Dorf mied ihn wie die Pest. Freundlichkeit wurde ihm nie erwiesen, ehe er mit Iruka zusammentraf. Zeit seines Lebens musste er kämpfen. Ich glaube, es spielt keine Rolle mehr, dass ich der Ältere bin. Vielleicht hat es das auch nie.|

„Ruft mich sofort, wenn Kankuro-san aufgewacht ist."
 

„Jawohl, Hokage-sama."

Er verließ das Hospital, dicht gefolgt von dem Uchiha, den es drängte, endlich einmal mit Naruto zu sprechen, nachdem er bisher keine Gelegenheit dazu gehabt hatte. Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her und der Mann in Sasuke konnte nicht umhin, erneut die Veränderungen an seinem Freund zu bemerken. Insgeheim schämte er sich, dass es ihm ein sinnliches Vergnügen verschaffte, die Schönheit des temperamentvollen Fuchses zu bewundern, aber er kam nicht dagegen an. Sie waren beide keine kleinen Jungen von zwölf Jahren mehr, und das Leben als Ninja mit all seinen Prüfungen und Herausforderungen ließ einen schnell heranwachsen. Seine schwarzen, durchdringenden Augen ruhten auf der Kette, die um den Hals des Rokudaime baumelte.

„Woher habt Ihr diese Kette?" Er stockte einen Moment, die respektvolle und ehrerbietige Anrede war noch immer ungewohnt für ihn. „Ich erinnere mich, sie schon einmal bei Euch gesehen zu haben - vor Jahren."
 

„Sie ist ein Geschenk von Tsunade-san. Ursprünglich gehörte die Kette ihr und zweimal gab sie sie weiter, einmal an ihren Bruder und einmal an den Mann, den sie liebte. Kurz danach starben beide und seither glaubte sie, die Kette bringe Unglück. Sowohl ihr Bruder als auch ihr Geliebter hatten den Traum, Hokage zu werden, und deshalb empfand sie eine tiefe Abneigung gegen diesen Status, da sie ihn mit dem Fluch der Kette in Verbindung brachte. Als sie jedoch erkannte, dass ich es schaffen könnte, mein Ziel zu erreichen, als ich mich in ihren Augen bewies, schenkte sie mir die Kette als Symbol ihrer neuen Hoffnung und ihrer neuen Zuversicht....und als Symbol ihres Glaubens an mich. Deswegen trage ich sie. Du musst wissen, dass sie aus einem extrem seltenen Erz besteht, von dem bislang nur zwei Stücke gefunden wurden. Aber um von etwas anderem zu sprechen - wie ist es dir bisher ergangen? Ich hatte wegen meiner neuen Pflichten keine Zeit, dich zu besuchen, obwohl ich es gern getan hätte. Dass man als oberster Shinobi des Dorfes auch Verwaltungskram erledigen muss, war mir vorher nie bewusst!" Er lachte ein wenig verlegen. „Behandelt man dich gut?"

„Warum fragt Ihr mich das?"
 

„Weil ich weiß, dass viele hier in Konoha dir misstrauen. Das ist mir nicht neu. Ich bin jetzt Hokage, aber es gibt immer noch welche, die glauben, dass ich den Kyuubi nicht kontrollieren kann, vornehmlich diejenigen der ältesten Generation. Wenn man einmal das Vertrauen eines Menschen verloren hat oder als nicht vertrauenswürdig betrachtet wird, ist es sehr, sehr schwer, diesen Umstand zu ändern."

Wenn man einmal das Vertrauen eines Menschen verloren hat....

Sasuke spürte eine beklemmende Furcht in sich aufsteigen. Er hatte seine Heimat verraten, und er hatte Naruto verraten, obgleich sein bester Freund versucht hatte, ihn noch aufzuhalten, als die anderen ihn schon längst abgeschrieben hatten. Trotzdem hatte er ihm den Rücken gekehrt. Damit hatte er ihn verletzt und ihre Freundschaft mit Füßen getreten.
 

Wenn man einmal das Vertrauen eines Menschen verloren hat....

|Naruto, sag mir....habe ich auch dein Vertrauen verloren? Wenn ja, weshalb hast du mich dann wieder aufgenommen? Und wenn nicht, warum hast du mir verziehen? Ich weiß nicht, ob ich an deiner Stelle so gütig und großmütig sein könnte. Ich glaube, ich würde einen Verräter bestrafen oder verbannen. Es....es liegt nicht in meiner Natur, zu vergeben....|

„Du wunderst dich, warum ich dich wieder in die Gemeinschaft aufgenommen habe, nicht wahr? Du kannst es nicht nachvollziehen, weil du dir deiner Schuld bewusst bist. Du selbst wärest nicht so gnädig. Verzeihen liegt nicht in deiner Natur....aber vielleicht wärst du auf diese Weise glücklicher geworden. Dein Gedanke an Rache hat dich seit deiner Kindheit beherrscht, während das Leben um dich herum weiterging. Itachi war ein Killer, aber obwohl er dich damals nicht getötet hat, hat er dennoch etwas tief in dir für immer ausgelöscht. Ich sehe dich an und frage mich, was aus dir geworden wäre, wenn du nur ein einziges Mal in deinem Leben verziehen hättest....aber es gibt eben Dinge, die unverzeihlich bleiben, egal, wie viel Zeit vergangen ist. Du wirst nicht alle sofort von deinen guten Absichten überzeugen können - doch ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass es den Versuch wert ist."
 

|Er liest in meinen Gedanken wie in einem offenen Buch....!| durchfuhr es den Uchiha, und die Geschwindigkeit seines Herzschlages schien sich zu verdoppeln. Er wusste nicht genau, was er da eigentlich fühlte, aber in ihm regte sich ein Verdacht. Empfand er möglicherweise mehr für Naruto, als bloß....Freundschaft? Er hatte zwar begriffen, dass sein sexuelles Interesse zum eigenen Geschlecht tendierte, aber er hatte den Blonden nie „so" betrachtet....oder doch? Er zog ihn an, er konnte es nicht leugnen.

„Nun?"

„Äh....wie bitte?"

„Ich habe dich gefragt, ob man dich gut behandelt. Du hast mir noch nicht geantwortet."

„Ja. Ja, man behandelt mich gut, aber sehr distanziert. Alle sind höflich zu mir, obwohl viele mir nur mit übertriebener Höflichkeit begegnen - das wirkt gekünstelt und unehrlich, was im Grunde auch eine Form von Beleidigung ist. Aber ich habe nicht nur solche Erfahrungen gemacht. Sakura zum Beispiel geht mit mir um, als wäre ich nur kurz fortgewesen. Ino desgleichen. Und die meisten Jungs aus unserem Jahrgang benehmen sich mir gegenüber nicht anders als früher, etwa Kiba, Shino, Shikamaru, Choji und Lee. Was Neji betrifft, der....nun, der kann mich offenbar nicht ausstehen."
 

„Du darfst es ihm nicht übelnehmen. In den drei Jahren, die du nicht hier warst, ist er eine wichtige Stütze für mich geworden. Wir sind gute Freunde, muss du wissen. Wenn ich Schwierigkeiten hatte, hat er mir geholfen, und wenn ich traurig war, hat er sofort versucht, mich zu trösten oder aufzuheitern. Ich konnte immer auf ihn zählen. Vielleicht fürchtet er seit deiner Rückkehr um seine Vertrauensstellung."

|Der sollte sich lieber vor mir fürchten!|schoss Sasuke durch den Kopf. Es versetzte ihm einen schmerzhaften Stich, zu erfahren, dass der Hyuuga für Naruto ein „guter" Freund geworden war, dem er sich in Notsituation anzuvertrauen pflegte. Der Stachel bohrte sich in sein Herz und weckte unerklärliche Wut in ihm. War das....Eifersucht?

„Aber er wird dich nie ersetzen können, wirklich. Wir haben so viel zusammen erlebt, so viele Dinge miteinander geteilt....du wirst immer etwas Besonderes für mich sein, Sasuke. Ich möchte, dass du das weißt."
 

Er blickte in diese blauen Augen, die ihn zuversichtlich und aufrichtig anstrahlten. Sein Herz tat einen Hüpfer, die unterschiedlichsten Empfindungen strömten auf ihn ein: Verwirrung, Erleichterung, Dankbarkeit, Freude. Das Lächeln seines Gegenübers wurde inniger, charmanter, fast so leuchtend wie die Sonne.

„Ich bin sehr froh, dass du wieder zurück bist.", sagte er schlicht und Sasuke war zufrieden. Er erwiderte das Lächeln.
 

Im Krankenhaus überprüfte Sakura noch einmal Kankuros Zustand. Sie hatten das Kabuki-Make-up von seinem Gesicht gewaschen und ihm nach seiner Heilung einen Kräutertrank eingeflößt, der ihn stärken sollte. Während sie seine Temperatur maß, betrachtete sie ihn nachdenklich. Er war nicht zum ersten Mal ihr Patient. Vor drei Jahren, als Gaara, der Kazekage von Suna, wegen Shukaku, dem Ichibi-Tanuki in seinem Körper, von den Mitgliedern der Akatsuki-Organisation entführt worden war, war sein älterer Bruder aufgebrochen, um ihn zu befreien und hatte dabei gegen Sasori kämpfen müssen, der sich als sein wohl schwierigster Gegner überhaupt herausstellte und zugleich sein größtes Idol war, abtrünniger Ninja hin oder her. Sasori hatte gewonnen und seinen Feind tödlich vergiftet. Und vielleicht wäre Kankuro tatsächlich gestorben, wenn sie nicht ihre Heilkräfte genutzt und ihm das Leben gerettet hätte. Sie musste sich damals bewusst und ernsthaft mit ihm auseinander setzen, was niemals zuvor der Fall gewesen war.
 

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Sie tupfte den Schweiß von seiner Stirn. Es hatte sie viel Kraft gekostet, das Gift aus seinem Organismus zu ziehen. Mit einem solchen Gift war sie noch nie konfrontiert worden und sie hatte fast alle Bücher in Tsunades medizinischer Bibliothek gelesen, um einen Hinweis zu finden, der ihr bei der Behandlung helfen könnte. Sie hatte Shizune Löcher in den Bauch gefragt und Ratschläge erbeten, aber auch sie hatte nur vermuten können, welches Gift man in Kankuros Adern gepumpt hatte. Wer immer es gemischt hatte, musste ein wahrer Meister sein. Plötzlich regte er sich und schlug mühsam die Augen auf.

„Wo....wo bin ich?"

„Du bist im Krankenhaus. Man hat dich schwer vergiftet. Du schwebtest in Lebensgefahr."
 

Er sah sie verständnislos an, als versuche er, sich daran zu erinnern, wer dieses Mädchen mit den rosa Haaren eigentlich war. „Wo ist der Arzt?", fragte er schroff, da er sie offensichtlich nicht erkannt hatte. Sein Blick fiel auf das Stirnband mit dem Blattemblem.

„Er steht vor dir."

„Ich meinte die Ärzte aus Suna."

„Die waren sich darin einig, dass du keine Chance mehr hast. Ich war nicht ihrer Ansicht - also habe ich sie weggeschickt. Ihr scheint in eurem Dorf nur sehr wenige gut ausgebildete Medizin-Ninjas zu haben. Das sollte man ändern."
 

Er rümpfte die Nase, sagte aber nichts. Statt dessen richtete er sich angestrengt auf und schickte sich an, seine Beine aus dem Bett zu schwingen. Sie schob ihn behutsam, aber entschieden zurück auf sein Lager und drückte ihn vorsichtig in sein Kissen.

„Was soll das?!"

„Du bist wohl nicht bei Trost? In deinem Zustand kannst du nicht schon wieder aufstehen!"

„Ich kann nicht hier bleiben! Ich muss Gaara retten!"
 

„Es sind bereits andere unterwegs, um deinen Bruder zu befreien, Kankuro-san. Du bist noch zu schwach, um sie zu begleiten. Außerdem kannst du ohne dein Chakra nicht kämpfen!"

„Ohne....ohne mein Chakra?"

„Um dein Blut von dem Gift reinigen zu können, musste ich deinen Chakra-Fluss unterbrechen, um es nicht versehentlich mitsamt dem Gift aus dir herauszuziehen. Ich kann dein Chakra wieder aktivieren, aber es dauert ein paar Stunden, vielleicht sogar Tage, bis es wieder deinen gesamten Körper vernetzt. Du musst dich ausruhen!"

„Du hast mein Chakra deaktiviert?!"
 

„Nur, um dein Leben retten zu können! Und nun leg dich hin, Kankuro-san! Es tut dir nicht gut, wenn du dich aufregst."

Er ließ eine Art Knurren hören und schlug ihre Hand beiseite, als sie ihn zudecken wollte. Sakura konnte einiges einstecken, aber das ging zu weit! Als sie merkte, dass er erneut aufstehen wollte, postierte sie sich vor der Tür des Krankenzimmers, wild entschlossen, ihn nicht in sein sicheres Verderben laufen zu lassen. Er näherte sich ihr schwankend, über seine eigene Schwäche fluchend, und baute sich schließlich drohend vor ihr auf.

„Lass mich durch."

„Nein. Du kannst nicht kämpfen. Stur oder nicht, du bist mein Patient, und ich kann nicht erlauben, dass du etwas tust, das deinen Zustand verschlechtert! Gaara-san wird schon nichts passieren, da bin ich sicher. Starke Kämpfer sind aufgebrochen, um ihn zu retten. Niemand wird dir Vorwürfe machen, wenn du nicht dabei bist."
 

„Sie sind vielleicht nicht stark genug. Und die anderen brauche ich nicht, um mit Vorwürfen beladen zu werden. Meine eigenen Vorwürfe reichen völlig. Lass mich durch!"

„Du wirst nicht gehen!"

Er starrte sie an, und seine Verblüffung verwandelte sich langsam in Zorn. Er kam noch einen Schritt näher. Sie wich ihm nicht aus, sondern erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Dabei fiel ihr auf, dass er grüne Augen [2] hatte. Sie fochten einen stillen Kampf des Willens aus, beide dickköpfig genug, um Stunden damit zuzubringen. Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich bis in die Unendlichkeit.

„....Wie heißt du nochmal?"
 

Dieser unerwartete Themawechsel brachte sie ein wenig aus dem Konzept und sie blinzelte ihn irritiert an. „Sakura. Mein Name ist Sakura Haruno."

„Ich glaube, ich erinnere mich. Du warst in einem Team mit Uchiha und Uzumaki, richtig?"

„Genau. Und jetzt leg dich bitte wieder hin, Kankuro-san. Ich habe deiner Schwester versprochen, auf dich aufzupassen. Sie war sehr besorgt und ist erst gegangen, als ich ihr versicherte, dass du es schaffen würdest."

„Temari....war besorgt?"
 

„Ist das so ungewöhnlich?"

„Nein, nur....sie gibt ihre Besorgnis normalerweise nicht zu erkennen....in der Gegenwart von Fremden, meine ich."

Sie lächelte ihn an. „Nun, bei mir hat sie eine Ausnahme gemacht. Sie zeigt es nicht oft, aber ich glaube, du und Gaara-san, ihr bedeutet ihr wirklich viel. Lass mich jetzt dein Chakra reaktivieren." Er gehorchte, wenn auch widerwillig, und legte sich hin. Während sie ihrer Arbeit nachkam, spürte sie, dass er sie abschätzte, aber sie verkniff sich jegliches Kommentar.

„Kankuro-san....darf ich dich etwas fragen?"
 

„Kommt darauf an. Was willst du wissen?"

„Warum....warum verbirgst du dein Gesicht unter all der Schminke?"

„Das ist nicht einfach nur Schminke, das ist kumadori, Kabuki-Make-up. Und warum ich es trage, geht dich nicht das geringste an!" Sein harscher Ton und die rüde Abwehr verletzten sie, obwohl sie nicht genau wusste, weshalb. Jemanden, der unverschämt zu ihr war, konnte sie dank ihrer körperlichen Kraft ohne Probleme in seine Schranken weisen, aber da er ihr Patient und noch dazu nicht vollständig genesen war, musste sie ihn anders anpacken.

„Sumimasen - Verzeihung. Falls ich mit meiner Frage einen unangenehmen Punkt berührt habe, so möchte ich mich dafür entschuldigen. Du hast recht, es geht mich nichts an, aber das ist kein Grund, gleich aus der Haut zu fahren. Von guten Manieren gegenüber Damen hast du vermutlich noch nie etwas gehört?"
 

„Du bist keine Dame."

„Und du kein Gentleman, sondern ein ungehobelter Klotz. Was mich nicht weiter überrascht, wenn ich ehrlich bin."

„Was soll das heißen?!"

„Das, was ich gesagt habe."
 

Sie funkelten sich eine Weile erbost an, bis Sakura zu lachen anfing. Kankuro, der ein wenig pikiert dreinschaute, stimmte schlussendlich mit ein, denn ihr glockenhelles Lachen war sehr ansteckend. Er hielt sich dabei die Hand vor den Mund, als müsse er diese spontane Gefühlsregung verbergen. Eine Weile blieb es still, und in dieser Zeit beendete sie die Reaktivierung seines Chakras.

„Ich werde sie dir beantworten."

„....Was?"

„Irgendwann....werde ich dir deine Frage beantworten....Sakura-san."
 

« ENDE DER RÜCKBLENDE «
 

Er regte sich und schlug die Augen auf. Sein Kopf dröhnte und er richtete sich schwerfällig auf, ohne zunächst zu begreifen, wo er sich befand. Er sah sie an und Erkennen spiegelte sich in seinem Gesicht. „Sakura-san. Du?"

„Ja, ich. Tsunade-sama hat sich um deine schwerste Verletzung gekümmert, ich um die leichteren. Es hätte nicht viel gefehlt und du wärst gestorben. Offengestanden, mir ist es ein Rätsel, wie du in deinem lebensgefährlichen Zustand von Suna nach Konoha kommen konntest, ohne bewusstlos zu werden."

„Seit meiner Vergiftung vor drei Jahren habe ich immer ein Säckchen mit Pillen bei mir, die Verschiedenes bewirken....ich habe eine geschluckt, die Blutungen stillen kann. Leider hält ihre Wirkung nur zwei Stunden an. Ich bin geritten, aber als ich die Grenze von Konoha erreichte, ließ die Pille nach und ich fing wieder an, zu bluten. Ich musste mein Pferd anbinden und habe den Rest der Strecke zu Fuß zurückgelegt. Reiten konnte ich nicht mehr. Ich fürchtete schon, ich würde es nicht schaffen und irgendwo zusammenbrechen. Die letzten Meter bin ich eher gekrochen als gegangen. Ich war völlig am Ende."

Er zwang sich zu einem Lächeln.
 

„Aber jetzt bin ich außer Gefahr - dank der Kräfte des ehemaligen Hokage. Und dank der deinen. Merkwürdig. Du hast mich schon wieder gerettet."

„Ich bin Ärztin. Mir ist jedes Leben kostbar. Fühlst du dich in der Lage, ein Gespräch zu führen? Wenn ja, werde ich Naruto - ich meine, den Hokage - sofort benachrichtigen."

„Ja, ich muss mit ihm sprechen! Es ist dringend!"

„Gut, Kankuro-san. Ich beeile mich!" Sie verschwand. Er legte sich hin, starrte an die Decke. In seinem Kopf jagten sich Bilder der Schrecknisse, die er vor kurzem erlebt hatte. Hoffentlich war es noch nicht zu spät....seine Heimat....sein Bruder....seine Schwester....was mochte ihnen in der Zwischenzeit widerfahren sein? Sein Blick glitt noch einmal zu der Tür hinüber, durch die Sakura davongeeilt war. Sie hatte ihm einst das Leben gerettet. Ihm fiel ein, dass er sich nie richtig dafür bedankt hatte. Und nun hatte sie ihm erneut geholfen. Ein Gefühl der Scham stieg in ihm auf. Warum zum Teufel hatte er damals nicht den Mund aufgekriegt?! War es der Stolz? Die Tatsache, dass er einem Konoha-Ninja, mehr noch, einer Frau, sein Leben schuldete?

|Sie hatte recht. Ich bin ein ungehobelter Klotz....|
 

Team 5, bestehend aus Aburame Takeno, Shimada Ichiro und Haneda Tori, war gerade damit beschäftigt, seine Geschicklichkeit zu demonstrieren. Shikamaru hatte für sie eine Hindernisstrecke angelegt und sie mit ein paar Fallen ausgestattet, um ihr Reaktionsvermögen, ihre Vorgehensweise und ihre Ausdauer zu testen. Takeno, zwölf Jahre alt und ihres Zeichens Shinos Cousine, verhüllt bis oben und natürlich mit einer Sonnenbrille versehen, gelangte als Erste ins Ziel, während sie ihre beiden Teamkameraden weit hinter sich gelassen hatte.

„Wo bleiben die zwei Querköpfe?", fragte ihr Lehrer leicht ungeduldig.

„Ichiro-kun ist in einer der Fallen hängen geblieben. Tori-kun...."

„....hilft ihm?"
 

„Nein, er...." Sie zögerte. Wie sollte sie es ausdrücken, damit es nicht zu drastisch klang? Tori war ein jähzorniger Typ und nachdem die Jungen sich einige Beleidigungen an den Kopf geworfen hatten, war Tori dazu übergegangen, seinen baumelnden Kameraden als Sandsack zu benutzen. Er war furchtbar unbeherrscht.

„Er vermöbelt ihn?"

„Ja. Sie wissen einfach alles, Sensei Shikamaru."

„Falsch. Ich kenne lediglich Toris ungesundes Temperament. Warte hier, Takeno. Ich kümmere mich darum!"
 

Er stieß sich ab und sprang in rasendem Tempo von Ast zu Ast. Schon bald hörte er die Stimmen seiner Schüler, die in höchst malerische Flüche ausgebrochen waren und verdrehte genervt die Augen. „Mendokuse...." Er zog ein Kunai, wirbelte es herum und durchtrennte das Fangseil, in dessen Schlinge Ichiros Fuß steckte. Der Bursche mit der dunkelbraunen Igelfrisur und den grünen Augen segelte zu Boden und rief kurz und überzeugend: „Scheiße!"

Tori, blass, dunkelblond und mit Brombeeraugen, mit dreizehn Jahren der Älteste des Teams, keuchte heftig, wie immer, wenn er einen seiner berüchtigten Wutausbrüche hinter sich hatte. Eine steile Falte hatte sich in seine Stirn gegraben und er sah traurig und enttäuscht aus. Ichiro hatte sich aufgerappelt. Seine Nase blutete, Tori hatte ein Veilchen kassiert.

„Es tut mir leid, Ichiro-kun", murmelte er kläglich. „Dieser Jähzorn ist wirklich schlimm. Ich explodiere wirklich bei jeder Kleinigkeit. Ich habe ihn von Vater geerbt, aber er spart seine Ausbrüche für wichtige Dinge auf, Sachen, die es wert sind. Tut es sehr weh?"
 

„Nicht mehr als dein blaues Auge, bestimmt. Schau nicht so geknickt, das deprimiert mich! Du hast einen Fehler, und du siehst ihn ein. Wie soll ich dich da nicht gernhaben? Komm, steh auf. Takeno hat gewonnen. Wollen wir uns etwa von einem Mädchen vorführen lassen?"

Tori nahm die Hand entgegen, die Ichiro ihm reichte.

„Na, seid ihr euch wieder einig, ihr Chaosspezialisten? Takeno kann Erste Hilfe. Lasst euch von ihr versorgen. Ich komme gleich nach."

„Jawohl, Sensei Shikamaru!"
 

Er zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch aus. Er dachte nach. Eigentlich war er nicht der Richtige für diese Aufgabe. Genin ausbilden....im Grunde war er dafür viel zu faul. Er hatte das Bedürfnis, sich im Gras auszustrecken, die Wolken zu beobachten und vielleicht ein kleines Nickerchen zu machen. Seine Schüler waren in Ordnung, aber Tori mit seinem Jähzorn, Ichiro, der dazu neigte, besserwisserisch und altklug zu sein und Takeno, die ihm manchmal nicht weniger unheimlich erschien als ihr Cousin und außerdem über einen rabenschwarzen Humor verfügte, schufen nicht unbedingt ein stressfreies Arbeitsklima. Aber er war ein zuverlässiger Mensch und erfüllte getreu seine Pflichten. In dieser Beziehung konnte ihm niemand etwas vorwerfen. Er hörte Hundegebell und wandte den Kopf. Es war Akamaru, unlängst zu einer imposanten Größe angewachsen, die es ihm erlaubte, sogar sein Herrchen spazieren zu tragen. Das besagte Herrchen tollte mit ihm herum.

Kiba.
 

Er nahm einen weiteren Zug. Der temperamentvolle Inuzuka mit den leuchtenden Augen hatte eine seltsame Wirkung auf ihn, die er selbst nicht ganz verstand. Sicher, er mochte ihn, sie waren Kumpel. Dennoch konnte er sich einer gewissen Unruhe nie komplett erwehren, die ihn in Kibas Nähe befiel, zumal er sich über ihren Ursprung nicht im Klaren war. Kiba stellte in fast jeder Hinsicht das Gegenteil zu ihm selbst dar: Schlicht, offenherzig und stürmisch wie ein wildes Tier, besaß er weder Shikamarus Ruhe und Gelassenheit, noch seinen Sinn für Kunst, Musik oder andere vornehme Dinge des Lebens, Vorausplanung und überlegtes Handeln waren ihm fremd und vom Shogi-Spielen hielt er nicht das geringste. Trotzdem gewann er immer häufiger den Eindruck, unter dem unbezähmbaren Blick Kibas zu erzittern wie ein Stück Beute, gleichgültig, wann er ihn traf. Er wurde nicht schlau aus diesem Burschen, ebenso, wie er aus den meisten Frauen nicht schlau wurde.

„Los, Akamaru! Fang mich!"

Er war eine Herausforderung.
 

Sakura betrat das Büro des Hokage und war nicht sonderlich amüsiert, als sie statt des erwarteten Oberhaupts nur Konohamaru vorfand, der einen Stapel Akten vorbeigebracht hatte, von denen eine die neuen Genin-Teams zum Inhalt hatte. Der junge Chuunin hatte sich vor einem Monat den Pferdeschwanz abschneiden lassen und trug jetzt eine freche Kurzhaarfrisur, die viel besser zu ihm passte. Überhaupt war er sehr in die Höhe geschossen und wirkte älter als die fünfzehn Jahre, die er zählte.

„Konohamaru, wo ist der Hokage? Kankuro-san ist aufgewacht. Ich wollte ihn holen."

„Ich habe Naruto-sama im "Ichiraku" gesehen....vor einer riesigen Schüssel Ramen. Zusammen mit Uchiha-san", fügte er säuerlich hinzu. Sie musste unweigerlich lächeln. Ihr Freund mochte nun Hokage sein, aber wenn man ihn nicht finden konnte, war das „Ichiraku" nach wie vor die erste Adresse, um nach ihm zu suchen! Sie drehte sich um, wollte schon hinauslaufen, als sie innehielt und den Jugendlichen musterte, der schweigend ein paar Papiere sortierte. Sie hatte ihn in Verdacht, ein bisschen für den blonden Fuchs zu schwärmen und vermutete, dass das der eigentliche Grund war, warum er Sasuke ablehnend gegenüberstand. Das Problem mit Naruto war, dass er sich seiner Ausstrahlung nicht wirklich bewusst war und nichts von den gefühlsmäßigen Infernos ahnte, die um ihn herum tobten - Neji beispielsweise war für ihn ein loyaler und aufrichtiger Freund, und er kam nicht einmal annähernd auf die Idee, dass er in dessen Herz ein Feuer entfacht haben könnte. Sie erinnerte sich an vergangene Woche, da sie, während sie im Wald Heilpflanzen und medizinische Kräuter gesammelt hatte, Kakashi Hatake begegnet war, dem ehemaligen Ausbilder von Team 7, zu dem auch sie gehört hatte. Seine neuen Schüler bildeten Team 11, allerdings war er mit ihnen noch nicht recht warm geworden.
 

Ihre unterschiedlichen Betätigungsfelder verhinderten, dass sie sich oft sahen und so hatten sie das zufällige Treffen für ein Gespräch genutzt, in dem Kakashi etwas gesagt hatte, das sich unwiderruflich in ihr Gehirn eingebrannt hatte: „Sakura....ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber Naruto ist ein gefährlicher Mann. Nicht nur um kämpferischen Sinne, sondern auch im emotionalen. Es gibt Menschen, die Schlimmes durchstehen müssen und sich deswegen immer mehr in sich selbst zurückziehen. Viele von ihnen werden verbittert, misstrauisch, unfreundlich, hart. Sie schaufeln sich in ihrem Schmerz ihr eigenes Grab, das sich Einsamkeit nennt. Und es gibt andere, die genauso einsam sind und genauso gelitten haben....aber sie sind nicht verloren. Sie kämpfen weiter und geben nicht auf. Trotz ihrer Verzweiflung, trotz ihres Schmerzes, bewahren sie sich ein gutes, ehrliches, tapferes, liebendes Herz, das zu großen Opfern, zu großen Gefühlen und zu großen Taten fähig ist. Trotz ihrer seelischen Verletzungen, trotz ihres Kummers bewahren sie sich ihren Glauben an Werte wie Freundschaft und Liebe, der ihnen von innen heraus den Rücken stärkt. Diese Menschen zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Willenskraft und ein schlichtes Wesen aus, das an Entbehrungen und Demütigungen gewöhnt ist und alles Edle und Gute, das ihm zuteil wird, umso mehr würdigt. Uneingeweihte halten solche Menschen meistens für schwach, für zaghaft, unbedarft, dumm oder oberflächlich. Aber der Kern, der in diesen Menschen steckt, ist härter als Diamant. Naruto ist einer dieser Menschen. Er besitzt einen unbeugsamen Willen, Mut, Großzügigkeit, Güte, Verständnis und Entschlossenheit. Das sind Führungsqualitäten. Die schmerzvollen Erfahrungen in seiner Vergangenheit haben ihn gestählt und machen seinen Zauber aus. Ihm ist ein Strahlen eigen, dem sich kaum jemand zu entziehen vermag. Er braucht nur zu erscheinen, und ein Fieberstrom durchläuft so manch eine Versammlung, männlicher wie weiblicher Natur. Ein Lächeln genügt, und schon fliegen ihm die Herzen zu."
 

Sie hatte sich den Anschein gegeben, diese Worte humorvoll aufzufassen: „Ihm fliegen die Herzen zu? Tatsächlich? Auf wen spielen Sie an?"

„Als wenn du das nicht wüsstest!", hatte er geantwortet. „Solltest du etwa nicht bemerkt haben, dass Konohamaru wie ein wildgewordener Schmetterling herumflattert, sobald Naruto ihn anspricht, dass Sai ins Stammeln gerät oder Neji anfängt, zu geistreicheln? Nicht zu vergessen Sasuke, der augenfällig nervös wird, sobald der Hokage irgendwo auftaucht! Männer wie er ziehen ihre Mitmenschen an wie das Licht die Motten - und deshalb ist er gefährlich. Wenn man ihn hasst, hasst man ihn bis aufs Blut. Wenn man ihn schätzt, wird man ihm bis in den Tod folgen. Und wenn man ihn liebt, liebt man ihn fürs ganze Leben. Ja, er ist gefährlich, weil er in den Herzen der Männer mehr als nur flüchtige Zuneigung zu wecken vermag. Er kann die große Liebe wecken - und es ist ärgerlich, wenn das mehreren Männern zur gleichen Zeit passiert. Ich kenne mein eigenes Geschlecht und Naruto gehört zur gefährlichsten Sorte. Ich muss es wissen. Iruka ist nämlich genauso gefährlich."

Sakura seufzte. Sie wusste nur zu genau, dass Kakashi recht hatte. Sie bedankte sich bei Konohamaru und begab sich auf direktem Wege zum Ichiraku, wo sie den Gesuchten auch tatsächlich antraf. Er leerte gerade seine dritte Schale Nudeln, während Sasuke immer noch mit seiner ersten Portion beschäftigt war. Es war fast wie in alten Zeiten.
 

„Hokage-sama!"

„Sakura?" Er schluckte den Bissen hinunter. „Du? Heißt das, Kankuro-san ist aufgewacht?"

Sie nickte. Seine Züge wurden ernst. Er legte die Essstäbchen beiseite und schob die Schüssel zu seinem Kameraden hinüber. „Iss den Rest. Mich ruft die Pflicht." Damit warf er sein Geld auf den Tresen und folgte dem Medizin-Ninja in Richtung Krankenhaus. Der Schwarzhaarige blieb zurück und starrte entgeistert auf die halbvolle Ramen-Schale. Naruto hatte nicht aufgegessen?! Und statt seine heißgeliebten Nudeln wenigstens noch herunter zu schlingen, wie meistens, wenn er in Eile war, verzichtete er?! Ja. Der Frechdachs von einst hatte sich verändert. Er war nicht mehr so ungestüm wie früher, sondern verantwortungsbewusster, und er handelte erwachsener. Es stimmte also. Es spielte keine Rolle mehr, dass er der Ältere war. Sasuke legte die Stäbchen quer über den Schüsselrand. Ihm war der Appetit vergangen.
 

Tsunade befand sich ebenfalls bei ihrem wichtigen Patienten, als ihre Schülerin und der Rokudaime herein rauschten. Der Shinobi aus Suna, ein stützendes Kissen im Rücken, erwartete sie bereits.

„Eigentlich müsste ich mich vor Euch verneigen, aber diese Bewegung verbietet mir mein augenblicklicher Zustand."

„Das stört mich nicht.", erwiderte Naruto grinsend. „Aber nun zum Grund deiner Anwesenheit: Was ist passiert, Kankuro-san?"
 

„Suna ist in Gefahr. Wir wurden von mehreren Ninja-Einheiten angegriffen."

„Aus welchem Dorf stammen eure Gegner? Sind sie aus Oto-gakure?"

„Nein. Ihre Wappenbänder trugen stilisierte Felsen als Zeichen."

„Krieger aus Iwa?!
 

Kankuro nickte ernst. Iwa-gakure, das Hauptdorf des Erdlandes, hatte immer noch ein äußerst gespanntes Verhältnis zu Konoha und beäugte misstrauisch alle anderen Dörfer, die sich mit ihm zu verbünden gedachten - ein Vorhaben, wie es dem aktuellen Kazekage vorschwebte. Konnte das der Grund für den Angriff sein?

Der Hokage dachte ähnlich. Er war sich im Klaren darüber, dass Iwa-gakure seit dem letzten Krieg zwar Frieden gehalten hatte, aber es existierten keine festen Verträge. Sarutobi und Tsunade hatten beide gleichermaßen versucht, den Tsuchikage zu einem Einlenken zu bewegen, aber außer einem halbherzigen Versprechen war dabei nichts herausgekommen. Iwa war und blieb unkooperativ und wenig diplomatisch.

„Das ist eine komplizierte Situation. Wer hat dir eigentlich diese Wunden zugefügt?"
 

„Ich kannte ihn nicht. Er kämpfte mit dünnen Drahtfäden und hätte mich fast komplett aufgeschlitzt. Er war ein verteufelt raffinierter Gegner, groß und schlank, mit langen silbernen Haaren, die er zum Pferdeschwanz gebunden hatte und einer Brille....bitte, Hokage-sama! Die Schlacht war in vollem Gange, als ich mich davon schleppte, um Hilfe zu holen! Suna wird verlieren, wenn Konoha uns nicht beisteht....!"

Naruto beschwichtigte ihn mit einem Schulterklopfen. Seine Überlegungen kreisten um die Beschreibung des Angreifers. Raffinierter Gegner, langes Silberhaar und eine Brille....das konnte nur einer sein: Yakushi Kabuto, die rechte Hand Orochimarus!

|Wenn Kabuto noch lebt, ist anzunehmen, dass auch Orochimaru noch lebt. Verdammt, ich hätte es wissen müssen! Solange der Kerl nicht begraben endet und man sich nicht davon überzeugt hat, dass es seine Leiche ist, geistert er garantiert noch in der Welt herum! Und wo Kabuto ist, kann Orochimaru nicht weit sein, auch wenn Kabuto mitunter gerne seine eigene Agenda verfolgt. Aber was will er in Suna? Und weshalb kämpft er auf Iwas Seite?|
 

„Ich habe deinen Bericht gehört und habe entschieden, Kankuro-san. Konoha wird deinem Dorf zu Hilfe eilen. Tsunade-san, Ihr versammelt Eure besten Ärzte um Euch, wir werden ihre und Eure Dienste sicher benötigen. Außerdem soll man nach Jiraiya schicken - und verhindern, dass er sich wegen eines hübschen Mädchens vor seiner Aufgabe drückt! Ich wünsche, dass er sich uns anschließt!"

„Und wenn er sich davonstiehlt?"

„Das wird er nicht. Einem Befehl seines Hokage hat er sich noch nie widersetzt."

In der nächsten Stunde rüstete sich Konoha für eine Schlacht mit ungewissem Ausgang. Der ersten Schlacht unter der Führung des neuen Hokage....

Der Kampf in Suna (Teil 1)

Kankuro betrachtete seinen ruinierten Wüstenponcho und stopfte ihn schließlich achtlos in eine Satteltasche. Man hatte sein Pferd gesucht und es an der von ihm angegebenen Stelle auch tatsächlich gefunden. Um ihn herum rüsteten sich die vom Hokage ausgewählten Shinobi für die kommende Schlacht. Sein Blick fiel auf Sasuke.

|Er hat mich zum Krankenhaus gebracht. Ich habe ihn in meinem Zustand gar nicht richtig erkannt, aber jetzt....es ist wirklich Uchiha. Ich habe gehört, dass er drei Jahre lang verschollen war. Orochimaru hat ihn wohl fallengelassen. Na ja, wundert mich gar nicht. Was kann man von diesem wandelnden Alptraum schon anderes erwarten? Tse....ich hoffe, wir kommen noch rechtzeitig. Es behagt mir gar nicht, dass ich Gaara und Temari allein lassen musste....aber wer hätte sonst Hilfe holen sollen? Zumal die meisten Suna-Nins immer noch empfindlich sind, sobald‘s um Konoha geht....wir sind schon ‘n stures Volk....hm?|

Tsunade, Shizune und Sakura, aufgrund ihrer Fähigkeiten die drei höchstrangigen Ärzte des Dorfes, dicht gefolgt von einer Mannschaft aus Medizinern und Krankenschwestern, gesellten sich zu den Kampftruppen und packten ihre Heilutensilien zusammen. Er sah die Rosahaarige zum ersten Mal in kompletter Chuunin-Uniform.
 

|Damit kann ich den Ausblick auf ihre hübsche Figur abschreiben....|

Er wandte den Kopf, als der Rokudaime angekündigt wurde. Er ritt auf einem Schimmel, dessen Zaumzeug an der Stirn eine Metallplatte aufwies, die mit dem Schriftzeichen für „Feuer" versehen war. Er trug das offizielle Gewand des Hokage, allerdings in einer von ihm leicht abgewandelten Form: Die rote Tunika, die normalerweise bis zu den Knöcheln reichte, war gekürzt worden, sodass sie gerade einen Teil seiner Oberschenkel bedeckte. Darunter hatte er diesselbe schwarze Ninja-Hose an, die er sonst mit dem beigefarbenen Mantel zu kombinieren pflegte, auch die Schuhe waren dieselben. In der Taille wurde die Tunika mit einer schwarzen Schärpe gerafft, die das Blatt von Konoha präsentierte. Auf den obligatorischen weißen Mantel und den typischen Hut mit den Schleiern hatte er nicht verzichtet, genauso wenig wie auf seine Kette. Er wirkte ungewohnt majestätisch auf dem Rücken des Pferdes und Kankuro war nicht der einzige, der es so empfand.
 

|Es ist beeindruckend, wie viel Würde er ausstrahlt|, dachte Neji und ließ den Blonden nicht aus den Augen. |Als ich ihn kennenlernte, hätte ich es nie für möglich gehalten, dass er eines Tages die Position des Hokage so ausfüllen könnte, wie er es jetzt tatsächlich tut. Naruto....du bist mir ein Leitstern geworden in meiner selbstgeschaffenen Finsternis. Bevor du mich besiegtest, hatte ich nichts begriffen. Ich fügte mich in mein sogenanntes Schicksal, zornig und verbittert, ohne Hoffnung, verrannt in meine Wut und meine Arroganz. Du hast mich zur Vernunft gebracht, hast mir gezeigt, dass es Dinge gibt, die man nicht tatenlos hinnehmen muss, sondern dass tapferes und entschlossenes Handeln etwas verändern kann, wenn man sich richtig entscheidet, anstatt zu stagnieren und einfach aufzugeben. Du bist ein fantastischer Mensch....ich wünschte, ich hätte den Mut, dir zu gestehen, was ich für dich empfinde....aber könntest du es akzeptieren, nun, wo Sasuke zurückgekehrt ist?|

Die giftige Ranke der Eifersucht hatte um sein Herz zu wuchern begonnen. Er wusste, dass das falsch war, er wusste, dass dieses Gefühl einen blind machen konnte, aber es war stärker als er. Es genügte, Sasuke anzusehen und jene Blicke aufzufangen, die er und Naruto austauschten, um die Vertrautheit zwischen ihnen zu erkennen. Warum bloß? Warum war es ausgerechnet dieser Verräter, dem solche Blicke oder gar ein Lächeln geschenkt wurden, die ihn vor allen anderen auszuzeichnen schienen? Die Ranke bohrte einen Dorn in sein Herz. Was hatte er denn schon geleistet? Er hatte das Dorf freiwillig verlassen und war freiwillig in den Dienst Orochimarus getreten. Er hatte die Ideale Konohas missachtet. Die besten Voraussetzungen, um ein Nuke-Nin zu werden. Wie konnte der Hokage angesichts all dessen nur so großmütig sein?!
 

|Gnade für jene, die sie verdienen und die ihrer würdig sind....das ist ein alter Grundsatz unseres Volkes. Aber verdient Sasuke diese Gnade?! Ich kann ihm nicht verzeihen, dass er Naruto verletzt hat! Er war gebrochen....und ihn so zu sehen, ihn, der immer lachte und strahlte und sich nie unterkriegen ließ....das tat so weh! Ob dieser Mistkerl mittlerweile begriffen hat, wie tief Naruto sein Verrat getroffen hat? Ich möchte es fast bezweifeln.|

Darin freilich irrte sich Neji. Sasuke war sich seiner Verfehlungen durchaus bewusst und bereute aufrichtig. Aber was nützte es einem, zu bereuen, wenn kaum jemand dir glaubte oder bereit war, es auf einen neuen Versuch ankommen zu lassen, bei dem du dich beweisen könntest? Wenn dir keiner eine Chance gab?
 

Kakashi, der in seiner Nähe auf einem Baumstumpf saß und sein Schwert schärfte, beobachtete ihn eindringlich und zugleich unauffällig. Wie stets sah er über die Oberfläche hinaus, bis in die Tiefe. |Er wirkt kühl und gefasst. Aber das ist seine typische Maske. Er empfindet seinen Niedergang ganz stark! Es ist ihm zwar gelungen, Itachi zu töten, aber der Preis, den sein fanatischer Wunsch nach Rache ihn gekostet hat, wiegt zu schwer. Er weiß das. Er hat sich selbst um ein glückliches Leben gebracht, indem er alle Bande zu seiner Heimat durchtrennte und seinem Weg der Vergeltung folgte. Du bist ein Dummkopf, Sasuke....denn deine Reue ist schlimmer und schmerzhafter, als es dein Hass auf Itachi jemals war. Ich habe dich gewarnt, aber du wolltest nicht auf mich hören. Bedauerlich....sehr bedauerlich....|

„Kakashi?"

Er wandte den Kopf und lächelte (sofern es unter seiner Maske sichtbar war).Vor ihm stand Iruka, der von der Tatsache, sich unter den Ausgewählten zu befinden, nicht eben begeistert war. Er trug ein Schwert auf den Rücken gegurtet, fühlte sich aber merklich unwohl.
 

„Warum ich? Ich bin kein sehr versierter Kämpfer, das müsste Naruto....ich meine, der Hokage doch eigentlich wissen! Ich bin Lehrer an der Akademie! Ich habe auf einem Schlachtfeld nichts verloren!"

„Du bist kein Shinobi für den Nahkampf, das ist richtig. Aber du bist exzellent in der Verteidigung und gut in der Planung. Wenn der Hokage diese Eigenschaften als nützlich für diese Mission betrachtet, musst du dich eben damit abfinden. Außerdem hat Shikamaru dich vorgeschlagen - nebst meiner Person, natürlich."

„Was soll das heißen: Nebst deiner Person!?!"
 

Iruka packte Kakashi am Kragen seiner Jounin-Weste und rüttelte ihn durch. „Ich habe das also dir zu verdanken, ja?! Hättest du mich nicht vorher fragen können?!"

„Wenn ich dich gefragt hätte, hättest du mit Sicherheit nein gesagt...."

„WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!!!!"

„Iruka-san?"
 

Der Angesprochene drehte sich um und erkannte Shikamaru, der das Schauspiel vor sich mit einem amüsierten Grinsen verfolgte. Die beiden älteren Ninjas waren seit einigen Jahren ein Liebespaar und es war immer wieder ungemein erheiternd, mitzuerleben, wie dem sonst so ruhigen und freundlichen Iruka der Kragen platzte - besonders, da seine Wutausbrüche meistens seiner sogenannten besseren Hälfte galten....obwohl man im Dorf recht geteilter Meinung war, ob denn Kakashi Hatake als die „bessere" Hälfte zu bezeichnen wirklich passend war.

„Es ist nicht nötig, ihn zu erwürgen, das versichere ich Ihnen. Ich habe dem Hokage meine Strategie unterbreitet und erwähnte dabei, dass Shinobi, deren Spezialitäten mehr im defensiven Bereich liegen, eine Hilfe wären. Ich gebe zu, dass ich Ihren Namen nannte, aber direkt vorgeschlagen hat Sie Kakashi."

„Ich finde es ziemlich unverschämt von dir, alles auf mich abzuwälzen!!"

„Ich glaube ihm."
 

„Genau das hab‘ ich befürchtet....", erwiderte der Silberhaarige seufzend.

„Du schläfst heute nacht auf der Couch!"

„....und DAS habe ich auch befürchtet....!"

„Ärgern Sie sich nicht, Iruka-san. Es spricht doch für sein Vertrauen in Sie, wenn er Sie für einen solchen Kampf wie den bevorstehenden vorschlägt. Es stimmt, Sie sind selten offensiv, aber man hat Ihnen bereits mit Erfolg Missionen der Klasse A übertragen, oder nicht? Sie sollten Ihr Licht nicht immer so unter den Scheffel stellen."

„Vielleicht hast du recht, Shikamaru."

„Selbstverständlich hat er das! Könntest du mich jetzt bitte wieder loslassen?"
 

Der Schatten-Ninja ließ das Paar allein und wollte sich zu Choji gesellen, der soeben damit beschäftigt war, Kiba eines seiner köstlichen Kochrezepte für ein exquisites Curry zu verraten, wobei das Zuhören offenbar schon genügte, um bei dem Inuzuka verstärkten Speichelfluss auszulösen, als ihm eine Frau in den Weg trat. Kurenai. Sie war in einen geschmackvollen Kimono mit Chrysanthemenmuster gewandet, hatte nur leichtes Make-up aufgelegt und hielt ein circa zweijähriges Mädchen auf dem Arm, das die schönen großen Augen seiner Mutter geerbt hatte und das dichte schwarze Haar seines Vaters: Sarutobi Asuma. Nach seinem Tod war herausgekommen, dass die beiden heimlich geheiratet hatten und Kurenai sein Kind erwartete. Shikamaru, der den Tod seines hochgeschätzten Lehrmeister gerächt hatte, hatte sich als Pate angeboten und fungierte seit der Geburt der kleinen Asuka als ihr Onkel. Kurz danach hatte Kurenai ihren Mädchennamen abgelegt und hieß seitdem auch offiziell Sarutobi. Es war durchaus nicht ungewöhnlich, dass Ninjas ihre Liebesbeziehungen geheim hielten, denn wenn niemand von ihnen wusste, konnten sie einem Feind nicht als Angriffspunkt dienen. Ein echter Ninja hatte immer eine klare Trennungslinie zwischen Pflicht und Gefühl zu ziehen, um unempfindlich zu bleiben.
 

Neben Kurenai stand Konohamaru mit ernstem Gesicht. Asuka war seine leibliche Cousine - die Enkelin des dritten Hokage. Sie besaß dasselbe Blut wie er....dasselbe Erbe.

„Ich wollte dir Glück wünschen", erklärte Kurenai und ließ eine Hand auf seine Schulter sinken. „Asuka ist zu klein, um zu verstehen, dass sich ihr Onkel in Gefahr begibt. Ich möchte, dass du weißt, wie dankbar ich dir für deine Unterstützung bin....oh, Hokage-sama...."

Sie unterbrach sich, als Naruto sein Pferd zügelte. Er stieg ab und tätschelte dem Mädchen liebevoll den Kopf. Die Kleine strahlte ihn an und fing an, mit den Schleiern seines Hutes zu spielen. Währendessen richtete er seine Aufmerksamkeit auf Konohamaru.
 

„Ich möchte, dass du uns begleitest."

„Ist das wahr? Ich soll mitkommen? Das....das ist cool!"

„Haltet Ihr das für klug, Hokage-sama? Sein Vater ist zwar mit von der Partie und wäre sicher stolz, aber seine Mutter wird etwas dagegen haben."
 

„Sei ganz beruhigt, Kurenai-san. Er hat sich als außerordentlich begabt erwiesen und ist in seiner Altersklasse einer der stärksten Kämpfer. Er hat viel von seinem Großvater. Ich bin davon überzeugt, dass er mich nicht enttäuschen wird."

Er sagte das mit einem warmen, herzlichen Lächeln und Konohamarus Wangen färbten sich rosa. Um seine Verlegenheit zu vertuschen, vollführte er eine tiefe Verbeugung, verabschiedete sich von seiner Tante und seiner Cousine und begab sich zu seinem Vater.

„Ihr überschätzt ihn auch nicht?"
 

„Du sorgst dich und das verstehe ich. Aber nein, ich überschätze ihn keineswegs. Er wird dem Dorf viel Ehre machen." Er schwang sich wieder in den Sattel und wandte sich an Shikamaru, der dem ganzen Gespräch schweigend beigewohnt hatte.

„Du reitest zu meiner Rechten, Jiraiya zu meiner Linken. Beeil dich, wir brechen in Kürze auf!"

„Zu Befehl, Hokage-sama."

Wenige Minuten später galoppierte ein Trupp der besten Konoha-Nins durch das große Tor des Schutzwalls, an der Spitze Naruto Uzumaki....
 

Wärenddessen in Suna.
 

Heißer Wind brauste über Suna hinweg, über dessen Dächern und in dessen Straßen harte Zwei- oder Mehrkämpfe ausgefochten wurden. Auf einem dieser Dächer, genauergesagt, auf dem Dach des Kazekage-Turmes, kniete ein junger Mann in angriffsbreiter Pose. Seine scharfen türkisgrünen Augen beobachteten das Szenario, während der Wind durch sein rotes Haar fuhr. Um sich gegen den Flugsand zu schützen, waren seine Nasen- und Kinnpartie unter einer Maske verborgen. Sein Körper war angespannt; seine Muskeln und Sehnen, kaum verhüllt unter dem engen schwarzen Gewand, das er trug, zeigten ihr anmutiges Spiel. Ein weißes Tuch war vom Hals abwärts um seinen Oberkörper drapiert, an den Handgelenken befanden sich farblich passende Schweißbänder. Auf seinen kräftigen Rücken war eine große Kalebasse geschnallt. Er lauschte. Irgendwo vernahm er die Kampfschreie seiner Schwester. Sein Blick folgte der Richtung des Geräuschs. Dort unten war sie. Um sie herum lagen bereits gefällte Feinde, aber noch immer attackierte man sie ohne Unterlass, während sie ihren riesigen Fächer herumwirbelte wie eine Virtuosin. Sie würde es schon schaffen. Sie war stark. Seine Besorgnis war unangebracht.
 

Jedoch....wo blieb Kankuro? Er erinnerte sich, dass sein Bruder den schnellstmöglichen Weg, also die kürzeste Strecke, nach Konoha eingeschlagen hatte. Hatte er das Dorf inzwischen erreicht? Und wenn Hilfe kam, wann würde sie hier eintreffen? Was war mit seinen Verletzungen? Ging es ihm gut? Er legte eine Hand aufs Herz, immer noch überrascht, dass er gelernt hatte, so zu empfinden. Dass er gelernt hatte, Mitgefühl und Sorge zu hegen, dass er jene Liebe, die in ihm war, obwohl er für viel zu viele Jahre sicher gewesen war, sie weder zu besitzen noch zu verdienen, weitergeben konnte....natürlich, noch waren die Momente, in denen er sein Inneres nach Außen kehrte und seine Gefühle sprechen ließ, selten, aber sie waren da. Er wusste um die frühere Angst seiner Geschwister, die nun ihrer Liebe gewichen war und es ließ sich kaum sagen, wie unendlich dankbar er dafür war. In seiner Kindheit hatte er weder einen Bruder noch eine Schwester - und heute hatte er beides. Zwei Menschen, die ihr Leben für ihn riskieren würden, sollte es nötig sein.
 

Die Narben seiner Seele würden nie vollständig heilen....doch seine aufrichtige brüderliche Liebe zu Temari und Kankuro wirkte wie ein Balsam, der seinen tiefverwurzelten Schmerz linderte und ihn dazu befähigte, glücklich zu sein. Auch seine Todeserfahrung hatte ihn sehr geprägt. In jener schrecklichen, eine Ewigkeit umfassenden Sekunde, in der er sich klar darüber wurde, dass sein Leben endete, sah er all das vor sich, das er für immer verlieren sollte: Seine Geschwister, die begonnen hatten, ihm etwas zu bedeuten. Suna, für dessen Schutz er verantwortlich war und das zu schützen ihm wert erschien, da es trotz des Leids, das er dort erdulden musste, seine eine, einzige Heimat war. Naruto, dem er es zu verdanken hatte, dass er zum ersten Mal über seine gleichgültige und brutale Haltung nachgedacht und sie in Frage gestellt hatte - und der ihm seine Freundschaft geschenkt hatte. Und schließlich dieser Junge, den er während der Chuunin-Auswahlprüfung so schwer verwundet hatte....dieser Junge, dessen größter Traum es war, Ninja zu werden. Ein Traum, der fast durch seine dummen, grausamen Hände zerstört worden wäre! Dieser Junge, der ihm verziehen hatte und ihn wie seinesgleichen behandelte. Dieser Junge, der ihn anlächelte und in seiner Gegenwart fröhlich und ungezwungen war, trotz seiner abscheulichen Tat.

Lee.
 

Ein Sirren in der Luft. Dünne Drähte rasten auf ihn zu, um ihn zu fesseln. Er entkam mit einem geschickten Sprung und landete am Ende des Daches. Vor ihm stand ein silberhaariger Shinobi mit Pferdeschwanz und Brille. Kankuros Angreifer!

„Meinen Respekt, junger Kazekage", meinte dieser und holte erneut mit seinen Drähten aus. Er schien sie mittels seines Chakras in sämtliche Richtungen und Winkel drehen, strecken und lenken zu können. Eine gefährliche Waffe, denn sie waren rasiermesserscharf. Gaara wich in die Luft aus und schleuderte eine Ladung Shuriken auf den Kerl, aber die Drähte wickelten sich um sie herum und fingen sie auf. Kabuto lächelte selbstgefällig und ließ die Wurfsterne vom Dach herunter prasseln wie Kiesel.

„Wollt Ihr mich beleidigen, Kazekage-sama? Ich hatte mich auf einen anspruchsvollen Kampf eingestellt. Beweist mir, dass Ihr Euren Titel zu Recht tragt!"
 

Er erhielt eine Antwort, die Gaaras Charakter mehr als würdig war. Sand strömte aus der Kalebasse hervor und raste in einem Schwall auf seinen Gegner zu, der durch die Wucht der Attacke hart auf den Rücken geschmettert wurde. Der Atem wurde ihm förmlich aus der Lunge gepresst und ein unangenehmer Schmerz durchzuckte ihn. Obwohl Shukaku aus Gaaras Körper entfernt worden war, besaß er noch immer die Fähigkeit, Sand für seine Zwecke zu manipulieren. Niemand kannte den Grund dafür, aber der Achtzehnjährige war weit davon entfernt, sich zu beschweren, da ihm der Gebrauch des Sandes in Fleisch und Blut übergegangen war. Er neigte sich über Kabuto.

„Was wollt ihr hier in Suna? Was ist das Ziel dieser Invasion? Was zum Teufel verspricht sich Iwa davon, bei uns einzufallen?! Rede, du Mistkerl!"
 

Sein Kontrahent begann, leise zu lachen. „Glaubt Ihr wirklich, dass ich so dumm bin, Euch das zu verraten? Wenn Ihr es selbst nicht wisst, ist das nur zu bedauern. Macht Euch bereit!"

Der Silberhaarige formte verschiedene Handzeichen und Chakra floss über seine Unterarme und Hände, wo es sich in spitzzulaufende Klingen verwandelte. Er rannte auf den jüngeren Mann zu und hieb mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit nach ihm; seine Arme schnellten vor und zurück wie bei einer Maschine, in einem stetigen, tödlichen Takt. Gaara unterdrückte einen Fluch und wich zurück. Nahkampf war nicht unbedingt seine Stärke, am erfolgreichsten war er auf Distanz. Er musste sich also auf sein akrobatisches Können verlassen. Der nächste Schlag schlitzte ihm das Hemd auf, Muskeln und helle Haut kamen darunter zum Vorschein. Der Godaime entging dem zweiten Hieb mit einem Salto und tänzelte auf der äußersten Spitze des Daches, von wo aus er auf ein benachbartes Gebäude sprang, um eine gewisse Entfernung zwischen sich und Kabuto zu schaffen. Dann schickte er einen Sandwirbel in seine Richtung. Der andere schickte sich an, sich zu ducken, aber er war zu langsam. Der Sand traf ihn frontal und hüllte ihn komplett ein. Gaara ballte seine rechte Hand zur Faust, um einen seiner gefürchtetsten Angriffe auszuführen. Plötzlich schossen Drähte aus dem Sandgebilde hervor und rasten auf den Rothaarigen zu. Sie umsponnen seinen ausgestreckten Arm und schnitten brutal in sein Fleisch. Blut! Der klammernde Sand ließ von Kabuto ab und dieser lächelte triumphal.
 

„Bewegt Euch besser nicht, Kazekage-sama. Sonst könnte es passieren, dass ich Euch die Pulsadern aufschneide und das wollt Ihr doch sicher vermeiden?"

Gaara musterte ihn kalt. „Du bist widerlich."

„Hm. Das fasse ich als Kompliment auf."
 

Er zog die Schlingen enger und der ehemalige Jinchuuriki stieß ein Zischen aus, als der Schmerz zunahm. Früher konnte niemand ihn verletzen, aber seit der Dämon fort war, war er ebenso verwundbar wie alle übrigen Menschen auch. Er konnte den Sand noch immer beherrschen, aber er machte ihn nicht mehr immun gegen körperliche Gewalt.

„Ich rate Euch, aufzugeben, Kazekage-sama."
 

Auf einmal wurde Kabuto von einem harten Tritt getroffen, der ihn mit voller Wucht vom Dach warf. Die Drähte wurden von einer Chakra-Klinge zerteilt und segelten ihrem Besitzer hinterher. Gaara befreite seinen Arm und sein Handgelenk von den Resten seiner Fesseln, presste ein Stück seines Tuches auf die blutenden Schnitte und wandte sich um. Neben ihm stand kein geringerer als Shikamaru Nara, in schwarzen Ninja-Sandalen und schwarzer Hose, mit offener Jounin-Jacke, die ein grobmaschiges Netzhemd ohne Ärmel entblößte und dessen Hände in ebenfalls schwarzen, fingerlosen Handschuhen steckten, die fast bis an seine Ellbogen reichten. Die silbernen Nieten auf dem Stoff schützten die Fingerknöchel, an denen das Metall je eines Chakra-Messers schimmerte, die einst Asuma-sensei besessen hatte. Auf der anderen Seite erhob sich die Gestalt desjenigen, der Kabutos Absturz zuwegegebracht hatte und Sunas junger Regent spürte eine unerklärliche Nervosität in sich aufsteigen. Mit scheuer, uneingestandener Bewunderung betrachtete er den dunkelgrünen Kampfanzug, der sich perfekt an jede Sehne und jeden Muskel dieses durchtrainierten, makellosen Körpers schmiegte. Um die schmalen Hüften war das Band mit dem Wappen Konohas geknotet, darüber folgte eine Chuunin-Jacke. Die Unterarme waren mit weißen Bandagen umwickelt, die Stulpen über den dunkeln Schuhen leuchteten in einem satten Hellgrün, ebenso wie das Stirnband, dessen zusammengebundene Enden bis über seinen Rücken fielen. Der Wind spielte mit ihnen - und mit dem hüftlangen geflochtenen Zopf, der sein üppiges, prächtiges schwarzes Haar bändigte, damit es ihn während des Kampfes nicht störte. Kein Mann in Konoha nannte so schönes, wundervolles Haar sein eigen, nicht einmal Hyuuga Neji-san.
 

„Gaara-kun!", rief er und winkte ihm zu. „Ist alles in Ordnung mit dir?" Er überwand die Entfernung und zeigte ein besorgtes Gesicht, dessen aufrichtiges Mitgefühl, vereint mit einem ernsten, sanften Lächeln, ein Kribbeln in der Magengegend des Kazekage erzeugte, das ihn verwirrte und verunsicherte.

„Lee-kun, Shikamaru-san", sagte er endlich, als es ihm gelang, seine Stimme über die Lippen hinaus zu drücken, „ihr seid da. Kankuro hat es also geschafft. Wo ist er? Wie geht es ihm?"

„Seine Verletzungen sind geheilt worden, er ist wieder auf den Beinen. Im Augenblick zerpflückt er eine Gruppe Iwa-Nins mit seinen Marionetten Karasu und Kuroari. He? Oh, du blutest! Kommt mit, ich bringe dich zu Sakura!"
 

Er ergriff die linke, unversehrte Hand und zog den Rothaarigen mit sich fort, ohne eine Antwort abzuwarten. Shikamaru blickte ihnen schmunzelnd nach. Es gab nicht viele Menschen, die sich in der Gegenwart des Godaime von Suna-gakure so offen und herzlich verhielten, wie Lee es mit einer Selbstverständlichkeit tat, um die manch anderer ihn beneiden mochte. Seine Fürsorge und seine Unterstützung waren niemals geheuchelt, seine Hilfsbereitschaft wirkte nie gekünstelt. Kein Wunder, dass man ihm nur höchst selten ernstlich böse sein konnte. Plötzlich zuckte der Schatten-Shinobi zusammen und zückte seine Chakra-Messer, um die Drähte zu durchtrennen, die sich ihm näherten wie fliegende Geschosse. Mit seinen gezielten Sprüngen und Hieben machte er sie unbrauchbar; sie benetzten das Dach wie zerrissene Spinnweben. Kabuto, der seinen Sturz mittels Chakra abgebremst hatte, besah sich seinen neuen Feind mit unverhohlener Verachtung.

„Wenn das nicht der kleine Nara-Sprössling ist!", bemerkte er spöttisch.

„Du!" Es klang, als wäre ein ekelerregendes Insekt vor ihm aufgetaucht. „Seit wann stehst du denn auf Iwas Seite?! Der Tsuchikage muss außerordentlich verzweifelt sein, wenn er eine Ratte wie dich in seine Dienste nimmt!"
 

„Du solltest nicht so unverschämt sein, Nara. Du hast mir nichts entgegenzusetzen."

„Ich an deiner Stelle würde mich nicht darauf verlassen", erwiderte der schwarzhaarige Jounin kühl, verstaute seine Messer in der Beintasche und schloss die Augen, während er die Fingerspitzen beider Hände aneinander legte und sich konzentrierte. Er kam jedoch nicht dazu, sich eine Strategie auszudenken, da eine Stimme ihn unterbrach: „Ich werde mich um ihn kümmern, Shikamaru. Du kehrst zur ersten Kampfreihe zurück. Sofort."

„Zu Befehl!"
 

Er verschwand und statt seiner erschien ein Mann, den Kabuto nur noch als Halbwüchsigen in Erinnerung hatte. Oh ja, er kannte dieses blonde Haar und diese brennenden blauen Augen, in denen eine Kraft loderte, die er einmal zu unterschätzen gewagt hatte, was sich letzten Endes als äußerst unklug erwies. Aber ihn nun als Hokage vor sich zu haben, erschütterte ihn. Auf diese Konfrontation war er nicht vorbereitet.

„Warum kannst du nicht endlich aus meinem Leben verschwinden, Kabuto?"

„Es ist amüsant, dich zu hintergehen, Naruto."

„Kannst du sonst nicht in Ruhe sterben?"

„Du sagst es."

„Verstehe. Eines noch, bevor ich dich besiege: Ich bin der Rokudaime Hokage! Du hast mich so anzusprechen, ist das klar?"
 

Etwas in seinem Ton jagte dem sonst so unbeeindruckten Ninja einen Schauer über den Rücken. Die blauen Augen, zu Schlitzen verengt, bohrten sich in seinen Blick wie glühende Eisen. Es waren die Augen eines Jägers, der seine Beute gestellt hat. Der Fuchs ging in Angriffsposition und winkte seinen Feind mit einem herausfordernden Grinsen heran. Der Silberhaarige versuchte es noch einmal mit den Schneiden aus Chakra und stürzte auf ihn zu. Obwohl er seine Bewegungen blitzschnell ausführte, sprang der junge Hokage nach vorne, packte seinen rechten Arm und schleuderte ihn über seinen Kopf hinweg zu Boden - und diesmal verpasste er die Gelegenheit, seinen Fall zu bremsen. Der Wurf war mit aller Kraft umgesetzt worden und er sackte mindestens einen Klafter tief in die Erde, bevor die Wucht nachließ. Rasender Schmerz durchzuckte ihn. Zu seinem Glück war sein Rückgrat nicht gebrochen, aber er konnte spüren, dass ein Bein ausgerenkt war. Auch die eine oder andere Rippe schien in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Er aktivierte das Heilungs-Jutsu, um sein Bein zu kurieren und beobachtete, wie Naruto zu ihm hinuntersprang. Körperlich war er schon einmal um ein Vielfaches stärker als früher - und er war weitaus flinker und rasanter. Wie hatte er nur mit der Geschwindigkeit seiner Attacken mithalten können?

„Warum hast du dich Iwa-gakure angeschlossen? Was für einen Plan verfolgst du diesmal?"
 

„So misstrauisch, Hokage-sama? Ich bin enttäuscht! Unter alten Freunden ist das doch unnötig, oder nicht?"

„Wir sind keine Freunde. Du hast Orochimaru dabei geholfen, Suna gegen uns aufzuhetzen! Du bist sein treuester Handlanger und ich vermute, dass an deinen Händen nur unwesentlich weniger Blut klebt als an seinen! Du bist ein Lügner, ein Heuchler und ein Intrigant!"

Er absolvierte eine Reihe von Handzeichen, von denen Kabuto meinte, sie müssten zu den Kombinationen für Feuer-Jutsus gehören, aber er verwarf diesen Gedanken. Der Blondschopf verfügte über das Element Fuuton, nicht Katon....
 

„Jutsu des flammenden Fuchsfeuers!!"

|Die Technik ist fast die gleiche wie bei Sasuke! Er bläst einen Feuerstrahl aus seinem Mund....aber das Feuer nimmt die Gestalt eines Fuchses an!|

Und dieser Fuchs, ein wahres Inferno mit neun Schwänzen, hüllte ihn vollständig ein. Die wild wirbelnden Flammenzungen, die die Schwänze bildeten, schnitten ihm jeden Fluchtweg ab. Durch das heiße Toben hindurch sah er, wie sein Kontrahent eine bläuliche Rasengan-Kugel erschuf....ohne Doppelgänger. Er riss die Augen auf.

|Das auch noch?! Verdammt! Der Kerl ist wirklich gefährlich geworden....!!|
 

Ein Iwa-Nin spickte den Körper eines jugendlichen Kriegers mit mehreren Kunai, doch der vermeintlich Gefallene verpuffte in einer Rauchwolke und ließ nur ein Stück Holz zurück.

„Das Jutsu des Tausches?!"

„So einfach bin ich nicht kleinzukriegen!", lachte Konohamaru hinter ihm und sein Feind schoss herum, sichtlich erbost, dass er sich von einem kleinen Bengel an der Nase hatte herumführen lassen. Er zog sein Schwert.
 

„Sei nicht so vorlaut, du Möchtegern-Shinobi! Jetzt mache ich dich fertig!"

„Das glaube ich kaum."

Der Fünfzehnjährige biss in seinen rechten Daumen, zeigte Fingerzeichen und legte die flache Hand auf den Boden, wo nur wenige Sekunden später ein bestimmtes Siegel erschien.

„Jutsu des Vertrauten Geistes!!"
 

Eine weitere Rauchwolke stieg empor und ein Affe sprang aus diesem hervor. Er war nicht besonders groß, aber eindeutig eine Persönlichkeit. Das rötlichbraune Fell war sorgfältig gepflegt, auf seinem runden Kopf thronte ein Samuraizöpfchen, gekleidet war er in eine lange grüne haori und an den Füßen trug er getas, die traditionellen japanischen Sandalen. In seinem Mundwinkel klemmte ein Zahnstocher, auf dem er angelegentlich herum kaute. Er mimte einen recht grimmigen Gesichtsausdruck, doch seine Stimme klang sympathisch und herzlich.

„Du hast mich gerufen, ehrenwerter Enkel?"

„Ja, Enji. Ich brauche deine Hilfe. Verwandle dich bitte in meinen Donnerstab."

„Mit dem größten Vergnügen! Jutsu der Verwandlung!"
 

Enji, der in direkter Linie mit Enma, dem vertrauten Geist des dritten Hokage, verwandt war, transformierte sich in einen schwarzen Stab, der dem des Sandaime ähnelte und Konohamaru griff sich diese Waffe, wobei er sie geschickt herumwirbelte.

„Kein Metall ist härter als das Material, aus dem dieser Stab besteht und ich kann sehr gut mit ihm umgehen. Das...." Er sprang hoch in die Luft, überschlug sich dreimal und schwang den Stab in einem weiten Bogen gegen den Hals seines Gegners, stoppte aber so abrupt in seiner Bewegung, dass dem Iwa-Nin der Schreck noch anzusehen war. Der Stab zielte äußerst knapp an seinem Kopf vorbei.

„....ist deine letzte Warnung!!"

Der Kampf in Suna (Teil 2)

Wenn die Götter auf das Dorf im Land des Windes hinabgeblickt hätten, hätten sie Kampf und Blut vorgefunden, die Krieger erfüllt von der Bedeutung ihrer jeweiligen Mission und ihren persönlichen Leidenschaften, die sie antrieben. Die erste Kampfreihe oder -einheit Konohas setzte sich zusammen aus einer Vorhut, einem Mittelfeld und einer Nachhut. Die Vorhut wurde von Nara Shikaku, Yamanaka Inoichi und Akimichi Choza gebildet, der ersten Generation der Formation Ino-Shika-Cho, deren zweite Generation jedoch nicht komplett auf dem Schlachtfeld vertreten war, der weibliche Part glänzte mit Abwesenheit. Man hatte sie nicht ausgewählt. Zwar hatte sich Ino zu einem respektablen kunoichi entwickelt, aber ihr fehlten beispielsweise Sakuras übermenschliche Kraft und Hinatas hervorragende defensive Fähigkeiten. Sie besaß in keinem Gebiet der Shinobi-Künste ein außerordentliches Talent und blieb guter Durchschnitt, der ihr einen Posten als Lehrerin an der Akademie verschafft hatte. Indessen beschwerte sie sich nicht. Sie war zufrieden mit den Missionen, die man ihr übergab und hatte nicht den Ehrgeiz, möglichst weit die Karriereleiter zu erklimmen. Um ehrlich zu sein konzentrierte sich ihr Ehrgeiz eher darauf, endlich einen neuen Mann an Land zu ziehen. Sie schien nicht willens zu sein, ihre Vorstellungen von einem perfekten Märchenprinzen zu überdenken. Ihr Leben zählte erst achtzehn Jahre und war in jenem speziellen Bereich der Liebe noch weitaus kürzer, was Ino nicht daran gehindert hatte, bis dato schon mindestens vier bis fünf Typen zu verheizen. Ihre „Beziehungen" verdienten diese Bezeichnung nicht. Sie währten nicht lange genug dafür und endeteten regelmäßig in Scherben. Und bei wem pflegte sie sich darüber auszuheulen? Manchmal bei ihren beiden besten Freundinnen und öfter noch bei....tja....
 

....bei ihm. Bei ihm, der sich ihre Klagen anhörte, ihre Tränen trocknete, ihr eine helfende Hand reichte und ihr Trost zusprach. Bei ihm, dessen Kameradschaft und Verständnis sie suchte, wenn der von ihr erwählte Traumprinz, der sich für gewöhnlich nur durch sein wunderbares Aussehen und eine passende Portion Eitelkeit definierte, sie enttäuscht hatte - wieder einmal. Und doch war sie offensichtlich nicht dazu fähig, aus ihren Fehlern zu lernen und ihre Oberflächlichkeit und die schwärmerischen Ideale eines Backfisches aufzugeben. Solange der Schein wichtiger für sie war als das Sein, würde sie den wahren Wert eines Menschen nie ermessen können. Und genau deshalb blieb das Glück ihr gegenüber blind.

Choji seufzte. Er duckte sich vor einem Hieb und donnerte seine mächtige Faust in die Eingeweide seines Angreifers, der zusammensackte und bewusstlos liegenblieb. Der nächste attackierte ihn von hinten und er beförderte ihn mit einem geschickten Schulterwurf zu Boden. Drei weitere Iwa-Nins stürzten sich gleichzeitig auf ihn, der erste wurde von einem wuchtigen Tritt getroffen, der ihn gegen eine Häuserwand schleuderte, der zweite wurde am Kragen gepackt und flog hinterdrein. Der letzte verlor durch einen harten Kinnhaken ein paar seiner Zähne und landete im Sand. Choji, zu einem Herkules von zwei Metern herangewachsen, mit den entsprechenden Muskeln bepackt, ohne dabei bullig zu wirken, war nicht eigentlich hübsch zu nennen. Aber durch den Wachstumsschub etwa um sein siebzehntes Lebensjahr herum hatten sich seine Fettpolster besser verteilt und fielen optisch weniger ins Gewicht, da seine Größe ihn streckte. Diese Veränderung hatte ihn dazu veranlasst, sein Training zu verstärken und mehr Disziplin an den Tag zu legen.
 

Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen, denn mit dem muskulösen Körper und den sehr breiten Schultern vermittelte dieser junge Mann das Bild eines menschgewordenen Schutzwalls, eines Felsens in stürmischer Brandung, bei dem man Zuflucht und Halt finden konnte. Sein Gesicht war seiner Fülle verlustig geworden und zeigte herbe, markante, maskuline Züge. Nein, ihn als hübsch zu beschreiben, wäre ein Irrtum. Aber er war anziehend und durchaus attraktiv. Hübsch und attraktiv stellten Begriffe dar, die sich meistens gegenseitig ausschlossen. Ein attraktiver Mann musste nicht unbedingt und notwendigerweise im klassischen Sinne „hübsch" sein, auch wenn es Ausnahmen gab wie etwa Sasuke, der es schaffte, beides zu sein, was so manchem anderen Schönling häufig misslang, der zu seinem Pech mit dem Älterwerden in der Kategorie „Milchbubi" hängenblieb. Was Choji anging, so hatte die Damenwelt begonnen, ihn mit ganz anderen Augen zu betrachten. Dieser Umstand irritierte ihn allerdings mehr, als dass er ihn begeisterte. Frauen gegenüber war er immer schüchtern, wenn er sie nicht näher kannte, obgleich Schüchternheit keine Eigenschaft war, die man bei ihm erwartete, bemerkte man seine Statur, die rückenlange, wilde braune Mähne seines Haares und seine herkulische Kraft. Während er einem neuen Kontrahenten mit dem Ellbogen die Nase brach und ihn mit einem Handkantenschlag in die Bewusstlosigkeit beförderte, fragte er sich, weshalb Iwa dieses Gefecht angefangen haben mochte. Er wehrte einen der Krieger, der mit einem Stab kämpfte, mit dem Bollwerk seiner Arme ab, deren Hände in schwarzen Handschuhen steckten. Schwarz waren auch Hose und Tank Top, das er unter seiner Chuunin-Jacke trug, die er ebenso offenließ wie Shikamaru, der in einigen Metern Entfernung eine Gruppe Feinde mit seinem Kage Mane lähmte und sie anschließend mit seinen Chakra-Messern zu Fall brachte. Er hatte keine Ninja-Sandalen an, sondern kniehohe feste Stiefel mit geprägten Sohlen, die ihm eine bessere Haftung mit dem Erdboden zusicherten. Unter seinem dichten Pony fast verborgen, prangte das Stirnband mit dem Wappen seiner Heimat.
 

Der Dritte im Bunde, der die leere Position ihrer Formation ausfüllte, war niemand anderes als Kiba Inuzuka in Begleitung seines vierbeinigen Freundes Akamaru, dessen beachtliche Ausmaße oftmals genügten, um seine Angreifer einzuschüchtern, zumal er in schönster Regelmäßigkeit sein furchterregendes Gebiss entblößte. Welch ein Unterschied zu dem kleinen niedlichen Welpen, der er früher gewesen war! Ähnlich verhielt es sich mit seinem Herrchen, dessen kindlich weiche Linien den schärferen, reiferen eines Jägers gewichen waren. Er verfügte über den wilden Zauber einer ungezähmten, animalischen Schönheit und Anmut, der sich in seinen Bewegungen und seinem Äußeren ausdrückte. Der geschmeidige Körper, durchtrainiert und stark, hüllte sich, so wie die Mehrzahl der Shinobi, in Schwarz, wobei der Torso mit einem engen, ärmellosen Hemd bedeckt war, das seine Muskeln abzeichnete und an den Öffnungen für die Arme leicht ausgefransten grauen Pelzbesatz aufwies. Außerdem war besagtes Hemd vom Kragen abwärts bis zum Ende des Brustbeins geschlitzt, wodurch man einen netten Blick auf seine gebräunte Haut erhaschte. Um den Hals baumelte ein Lederband mit einem echten Wolfszahn als Anhänger. Diese Kette hatte ihm Shikamaru zu seinem siebzehnten Geburtstag geschenkt. Er hütete sie wie einen Schatz und legte sie auch zum Schlafen nicht ab. Sein Stirnband war um die elegant geschwungene Hüfte geknotet, die Handgelenke zierten schwarze Schweißbänder, deren Ränder ebenfalls mit grauem Fell geschmückt waren, um dem raueren Stil der Inuzuka gerecht zu werden. Die Fangzahnzeichnungen auf seinen Wangen glühten in tiefem Rot.
 

„Bist du bereit, Akamaru? Hier, eine Nahrungspille." Der Hund schluckte die Tablette gehorsam und verwandelte sich in einen Doppelgänger. Kibas ohnehin ungewöhnlich spitze Eckzähne traten noch ausgeprägter hervor und seine Fingernägel verlängerten sich zu Krallen. Die beiden Krieger aus Iwa, die ihn besiegen wollten, konnten mit seiner geduckten Pose nichts anfangen und gingen zum Angriff über.

„Gatsuuga!!"

Hund und Herrchen wurden zu tornadoähnlichen Keilwirbeln, denen ihre Widersacher nichts entgegenzusetzen hatten. Die Wucht der gemeinsamen Attacke riss sie von den Füßen und donnerte sie höchst unsanft gegen eine Mauer, die unter dem starken Druck zusammenfiel.
 

|Ha! Diese Typen aus dem Erdland sind ein Haufen Versager! Ich glaube nicht, dass dieses Dorf je viele herausragende Ninja hervorgebracht hat, auch wenn es zu den fünf großen Shinobi-Reichen gehört! Soweit ich weiß, pflegt Iwa wenig bis gar keine Kontakte zu den anderen Dörfern und führt eine ziemlich eigenbrötlerische Existenz. Warum also dieser Kampf? Was gibt es hier in Suna zu holen, dass sie dafür eine Niederlage riskieren?!|

„Vorsicht!!"

Er drehte sich um und gewahrte gerade noch, dass einer ihrer Feinde ihn von hinten hatte erstechen wollen, was Shikamaru jedoch mit seinem Schatten-Jutsu verhindert hatte. Über den Körper des gegnerischen Shinobi kroch eine schwarze Hand, umfasste seinen Hals und begann ihn zu würgen. Der Blick des Nara war kühl und undurchdringlich, aber seine leise Stimme verriet den verhaltenen Zorn.
 

„Ich mag es nicht, wenn man meine Freunde hinterrücks angreift. Das nächste Mal solltest du daran denken - falls es für dich ein nächstes Mal gibt!"

|Dieser Blick....!|

Der junge Inuzuka spürte, wie sich sein Herzklopfen beschleunigte. Seine Nackenhaare stellten sich auf und ein Schauer der Erregung rann ihm über den Rücken. Er erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem er zum ersten Mal dieses Blickes ansichtig geworden war....
 

RÜCKBLENDE
 

Sasuke Uchiha hatte Konoha verlassen, um sich Orochimaru anzuschließen! Kiba schüttelte den Kopf und kraulte zärtlich die kleine Fellkugel hinter dem Ohr, die aus seiner Jacke heraus lugte. Er musterte die Gefährten dieser Mission mit einem gewissen Maß an Skepsis. Es leuchtete ihm durchaus ein, warum Tsunade-sama darauf bestand, Mr. Essiggurke zurückzubringen, immerhin war der Kerl der Letzte eines ruhmreichen Clans und die menschliche Schlange, zu der er unterwegs war, ein Verbrecher reinsten Wassers. Aber ihm ein Team hinterherzuschicken, dessen Mitglieder Choji, Naruto und Shikamaru hießen? Okay, Neji war verständlich und er natürlich auch....doch der Vielfraß, der Winzling mit Angebergarantie und der Faulpelz? Insbesondere der Faulpelz. Welcher Idiot hatte den Dorfältesten bloß eingeredet, Nara Shikamaru in den Rang eines Chuunin zu erheben?! Das konnte ja heiter werden - eine Gruppe Genin unter der Führung eines unmotivierten Langweilers! Puh!
 

„....werden wir eine Formation bilden, mit der wir sehr spontan und flexibel reagieren können."

Hä? Jetzt hätte er fast nicht zugehört. Obwohl, das war eigentlich kaum verwunderlich, Ananasfrisur war ja nun wirklich nicht der Spaßmacher schlechthin.
 

„Ich rate euch, meinen Plänen sehr genau Folge zu leisten....sonst könnte es schlimm ausgehen."

Der Blick, der sich diesen Worten anschloss, traf Kiba mehr als unvorbereitet. Eine unterschwellige Warnung ruhte in diesen dunklen, unergründlichen Augen, die sich mit ihrer verborgenen Kraft und ihrer überraschenden Intensität in seinen Körper zu bohren schienen. Er schrak unwillkürlich zusammen, schwer erschüttert. Was war das? Was hatte er da gesehen? Ein kurzes Aufflackern, so flüchtig, dass er beinahe glaubte, es sich nur eingebildet zu haben....
 

Shikamaru erklärte ihnen ruhig und entschieden seine Strategie und Kiba ertappte sich dabei, wie er dem anderen ungewollt und insgeheim Bewunderung zollte.

„Jetzt zu etwas Grundsätzlichem. Sasuke und ich sind keine Freunde - um ehrlich zu sein, kann ich den Typ nicht ausstehen. Aber er ist ein Ninja aus Konoha....einer von uns. Und deshalb werden wir ihm selbstverständlich helfen, denn das ist nun einmal unsere Art. Unsere Pflicht. Unser Weg. Ich werde alles daran setzen, um ihn wieder sicher nach Hause zu holen!"
 

Letztendlich war die Mission gescheitert. Später hatte der Brünette erfahren, dass sein Teamkapitän mehrere Stunden im Hospital zugebracht hatte, in Sorge um jeden einzelnen von ihnen. Seine ältere Schwester flößte dem verletzten Akamaru eine Medizin ein, während er in seinem Bett lag und die Decke anstarrte.

„Ehrlich? Shikamaru war die ganze Zeit hier im Krankenhaus? Woher weißt du das?"

„Ich habe vorhin Shizune getroffen, als ich die Medizin für deinen kleinen Freund gemischt habe. Sie kochte sich einen Tee, um ihre angespannten Nerven zu beruhigen und dabei erzählte sie mir, dass Neji und Choji es schaffen würden und dass Kakashi-san Naruto zurückgebracht hätte. Shikamaru war zugegen, als sie Tsunade die Nachricht mitteilte. Er soll in Tränen ausgebrochen sein."
 

„Wer? Shika?!"

„Ja. Tu nicht so erstaunt. Als euer Anführer hatte er die Verantwortung für euch und auch wenn ihr alle heimgekommen seid, seid ihr doch bis an eure Grenzen gegangen und schwer verwundet worden. Ihr seid seine Freunde, oder nicht? Seine Kameraden? Wie fühlt er sich wohl, im Bewusstsein, dass ihr so viel durchmachen musstet? Was meinst du? Man merkt es ihm nicht sofort an, aber er sorgt sich sehr um andere und mehr noch um Menschen, die ihm etwas bedeuten. Er denkt in erster Linie an seine Mitstreiter und erst in zweiter Linie an sich selbst. Er war doch bestimmt ein guter Anführer, nicht wahr?"
 

Kiba antwortete nicht gleich. Er erinnerte sich an die cleveren Manöver, die Shikamaru ausgetüftelt hatte und das Vertrauen, mit dem er an sie und ihre jeweiligen Fähigkeiten geglaubt hatte. Er erinnerte sich daran, wie ernst und beherrscht er sogar in gefährlichen Situationen geblieben war, immer bestrebt, nach der besten Lösung zu suchen. Und nun hatte er also Stunde um Stunde im Wartesaal ausgeharrt, aus Sorge um seine Freunde. Er hatte Tränen der Erleichterung und der Dankbarkeit vergossen, weil sie genesen würden.

„Ja, Hana. Er war....ein sehr guter Anführer."
 

Drei Jahre später, kurz nach Asumas Tod
 

„Wo ist Shikamaru?"

Kiba stürzte in das Zimmer seines Freundes und fand nur Ino und Choji vor, deren Gesichter betrübt und traurig waren. „Wo ist er?!", wiederholte er verzweifelt. Man sah ihm an, dass er an jenes schmerzvolle Bild dachte, das der sonst so gefasste Schatten-Shinobi geboten hatte, als sein bewunderter Lehrmeister starb. Ihn gebrochen, unglücklich, am Ende seiner psychischen Kräfte zu erleben, hatte ihm das Herz zusammengekrampft. Wo waren sie geblieben, seine Stärke, seine Zuversicht, seine Ruhe? Warum musste er so leiden?
 

„Er ist aufgebrochen.", erwiderte Choji monoton.

„Aufgebrochen? Wohin?"

„Nicht wohin, sondern wozu. Er will Sensei Asumas Tod rächen."

„Er....will Rache? Soll das heißen, er will diese Akatsuki-Typen bekämpfen?! Ja, ist er denn völlig übergeschnappt?! Diese Kerle sind mit einem Ninja von Asumas Kaliber fertiggeworden, da hat Shika doch gar keine Chance! Ich kann nicht glauben, dass er so unvernünftig ist!"
 

„Ino und ich haben versucht, ihn aufzuhalten, aber er hat nicht auf uns gehört. Er ist wild entschlossen. Es ist hoffnungslos."

Die Resignation in der Stimme des Akimichi verzehnfachte Kibas Entsetzen. Das konnte nicht sein! Shikamaru war drauf und dran, etwas ausgesprochen Dummes zu tun! Das war einfach unmöglich! Shikamaru und etwas Dummes tun, konnte man diese Worte überhaupt in ein und demselben Satz verwenden?! Unweigerlich drängte sich eine schreckliche Szene in seinen Geist, die Szene eines Schlachtfeldes, auf dem ein zerschmetterter, blutüberströmter Körper lag, das schöne schwarze Haar und die cremefarbene Haut besudelt, die betörenden Augen für immer geschlossen, sein einzigartiger Duft verloren....Er machte auf dem Absatz kehrt, verließ das Nara-Anwesen und rannte wie von Wölfen gehetzt zum großen Tor. Vielleicht konnte er ihn noch erreichen....tatsächlich! Er entdeckte den vertrauten Zopf und rief seinen Namen. Shikamaru drehte sich um.
 

„Was willst du?" Es klang hart und abweisend.

„Choji hat mir gesagt, dass du vorhast, Asumas Tod zu rächen. Ist das wahr?"

„....Ja."

„Das darfst du nicht!", stieß der Hunde-Ninja hervor. „Gegen einen der Akatsuki kannst du nicht gewinnen! Sie würden dich auch töten! Begreifst du das denn nicht?! Bitte bleib hier! Du rennst in dein Verderben! Denk doch nach! Was rede ich da - das ist normalerweise dein Text! Geh nicht!"
 

Da traf ihn erneut dieser intensive, Mark und Bein durchdringende Blick, in dem das, was er einst zu sehen geglaubt hatte, klar zutage trat. Eine reine, verzehrende Flamme brannte in diesen schwarzen Tiefen. Im nächsten Moment donnerte eine Faust gegen sein Kinn und er fiel zu Boden. Fassungslos starrte er den anderen an.

„Wage es nicht, mich aufzuhalten!! Asuma war wie ein zweiter Vater für mich!! Du hast doch keine Ahnung, wie ich mich fühle!! Seine Mörder werden bezahlen - das schwöre ich!!"

Und damit verschwand er. Kiba blieb wie versteinert zurück. Er hatte endlich verstanden, was er damals nur schwach wahrgenommen hatte. Unter der Schicht kaltgewordener Asche in Shikamarus Innerem hatte er ihn gefunden....den Vulkan.
 

ENDE DER RÜCKBLENDE
 

Nach Vollendung seiner Rache war er nie wieder ganz derselbe. Nach wie vor konnte man auf ihn zählen, er war da, wenn man seine Hilfe oder seinen Rat brauchte, seine Treue und Kameradschaft hatten sich nicht gewandelt - aber er war noch ernster und stiller geworden, seine Augen und Züge von einer Reife geprägt, die für einen fünfzehnjährigen Teenager äußerst ungewöhnlich war. Er fing mit dem Rauchen an. Sein Kampfstil veränderte sich und wurde aggressiver. Er lernte, Asumas Chakra-Messer zu benutzen. Er trainierte sein Können mit dem Schwert und probierte immer häufiger neue Jutsus. Er wurde für mehrere Teammissionen als Kapitän ausgewählt und erledigte sie zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten, einschließlich der des Godaime. Seine Ernennung zum Jounin war eine logische Folge. Und Kiba? Kiba erwies sich als machtlos gegen seine Blicke.
 

|Erst hielt ich nur wenig von ihm, bis ich ihn näher kennenlernte und ihn bewunderte. Dann begann ich, ihn zu mögen und zu respektieren. Mit fünfzehn, sechzehn, als sich meine Sexualität bemerkbar machte, hatte ich schwärmerische Gefühle für ihn. Warum auch nicht? Er war klug, attraktiv, nett und ein prima Kumpel. Und er hatte Akamaru gern. Bei mir ist das nun mal wichtig. Aber jetzt....? Dieser Blick....dieser verdammte Blick! Er hat eine fast hypnotische Wirkung auf mich....ich kenne das Feuer, das darunter lodert! Ich habe es gesehen! Magnetisch, bestechend, verführerisch, so ist dieser Blick! Was soll ich tun? Seine dunklen Augen machen mich wahnsinnig....!|

„Kiba! Bist du in Ordnung?"
 

Er schreckte auf wie aus einer Trance. Sein heimlicher Geliebter stand vor ihm und rüttelte ihn sanft an der Schulter.

„....äh....ich, eh, ja....Ja, ich bin okay. Du hast mich doch gerettet...."

„Gut. Dann bin ich beruhigt." Er lächelte. Ein wunderbares, herzerwärmendes Lächeln. Der Wind brauste über sie hinweg und trug ihm den unverwechselbaren Duft des Jounin zu, der seine Träume regierte. Das Begehren keimte in seinen Lenden.

|Oh Shika....|
 

Konohamarus Kontrahent landete mit der Nase voran im Sand und begrüßte seine Bewusstlosigkeit. Der Stab hatte seine Schuldigkeit getan und der jugendliche Chuunin schwang ihn zufrieden hin und her. Enji, sein Vertrauter Affengeist, sprang um ihn herum und gab ein Trinklied zum Besten, um den Sieg seines Herrn gebührend zu honorieren.

„Sag mal....will ich wissen, von wem du dieses schlüpfrige Gegröle gelernt hast?"

„Nein, das willst du garantiert nicht wissen!"
 

„Meine Ahnung...."

„Wenn ich dir was von Sake und Frauen mit drallen Brüsten vorsinge, bist du natürlich nicht begeistert. Bei dir sollte ich lieber über muskulöse Kerle singen!"

Konohamaru lief krebsrot an und schleuderte seinen fürchterlichsten Blick auf den verschmitzt grinsenden Enji, den das allerdings kein bisschen beeindruckte.
 

„Was - soll - das - heißen?!"

„Na was schon. So, wie du den Hokage anhimmelst...."

„Ich himmle ihn nicht an!!!"

„Wäre dir ‚anschmachten‘ lieber?"

„Wenn dir was an deiner guten Gesundheit liegt, hältst du jetzt besser die Klappe!"

„Ts, ts, ts....die Sitten der Konoha-Nins werden auch immer roher...."

„Enjiiiii....!!"

„Ja doch, ich bin ja schon still - auch wenn es mir sehr, sehr schwer fällt!"
 

Während der ehemalige ehrenwerte Enkel missmutig mit seinem Bananenliebhaber diskutierte, hatten Lee und Gaara das Lazarett erreicht, wo man bereits Verletzte aus beiden Dörfern behandelte. Tsunade hatte den Sanitätern Sunas eine ordentliche Strafpredigt gehalten, in der sie den Mangel an fortschrittlicher Medizin, die schlechte Organisation und die offensichtlich wenig sorgfältige Ausbildung der Ärzte, Schwestern und Pfleger kritisiert hatte. Die allgemeine Haltung Sunas zu Kranken und Schwachen grenzte an Verachtung und war ein Erbe der strengen Regierung seiner vorangegangen Kage, die Härte und Genügsamkeit gefordert und nichts auf Gefühle gegeben hatten. Sie herrschten über ein Volk von Kriegern. Da war kein Platz für Verweichlichung. Über derartige Gegenargumente konnte der weibliche Sannin nur den Kopf schütteln. Hier waren ein paar grundlegende Reformen und eine Umstrukturierung nötig! Sie bellte einige scharfe Befehle und sorgte dafür, dass alle Patienten eine gleichermaßen gute Heilung erfuhren, egal, woher sie stammten. Man gehorchte ihr, denn man kannte sie. Aber sobald dieser Kampf vorbei war, würde der ganze Mist wieder von vorne anfangen. Warum neue Medizin anschaffen, wenn die alte noch Erfolge erzielte? Warum menschlicher werden, wenn es sowieso keinen interessierte? Warum mehr Zeit für einen Patienten aufwenden, dessen Schicksal ohnehin besiegelt war?
 

|Ich möchte diese Trottel am liebsten packen und etwas gesunden Menschenverstand in ihre verbohrten Dickschädel prügeln! Wie kann man nur Arzt werden, ohne den aufrichtigen Wunsch, anderen Menschen helfen zu wollen? Ich kann ihnen nicht wirklich Vorwürfe machen, da es letztendlich nicht ihre Schuld ist. Sie wurden über Generationen hinweg streng und hart regiert, was angesichts ihres Lebensraums nicht verwundert, aber irgendwann wird Suna damit in einer Sackgasse steckenbleiben. Disziplin und Härte sind schön und gut, doch wenn man das menschliche Element zu lange verleugnet, wird man es eines Tages büßen. Man müsste....|

Ihr Gedankengang wurde unterbrochen, als Lee herein wirbelte, an der Hand einen augenscheinlich verwirrten Gaara. Bildete sie sich das ein, oder waren seine Wangen mit einem zarten Rosa überhaucht? Sie schmunzelte.

„Sakura, wo bist du? Ich habe Gaara mitgebracht! Kannst du ihn heilen?"
 

Die Genannte zerrieb soeben einige Kräuter zu einer Wundsalbe und wandte sich überrascht um. Ihr Haar war hochgebunden, die Schweißperlen auf ihrer Stirn zeugten davon, dass sie schwer geschuftet hatte. Sie hatte kein Vertrauen zu Sunas Ärzten. Sie übergab Shizune das Schälchen mit dem Kräuterbrei und lief zu ihnen. Fachmännisch untersuchte sie die Verletzung am Arm des Rothaarigen, der beinahe zurückgewichen wäre, als sie ihn berührte. Körperlicher Kontakt war immer noch ein Tabuthema für ihn und er begriff nicht, weshalb er es zuließ, dass ausgerechnet Lee sich jedesmal darüber hinwegsetzte.

„Die Schnitte sind tief, aber nicht lebensgefährlich. Bitte nimm Platz, Gaara-san. Ich habe gerade Zeit, sie zu heilen, bevor ich nach einem anderen Patienten sehen muss. Wie entwickelt sich das Kampfgeschehen, Lee?"

„Miserabel für Iwa, wenn du mich fragst. Schade, dass du es nicht mitbekommst. Neji und Hinata kämpfen Seite an Seite. Du weißt doch, er hat sich angeboten, ihr das Hakke Rokujuuyonsho beizubringen, die 64 Hände."
 

„Ehrlich? Das hat sie mir noch gar nicht erzählt. Ich freue mich, dass sie sich gemeinsam ins Gefecht gestürzt haben. Nejis starke offensive Techniken und Hinatas Perfektion in der Defensive dürften eine unschlagbare Kombination bilden, so ähnlich wie bei Kakashi und Iruka. Was macht Naruto....ich meine, der Hokage?"

„Er kämpft gegen Kabuto."

Bei diesem Namen zuckte sie leicht zusammen. Er war also zurückgekehrt. Die Angst, die ihr dieser Verräter früher eingeflößt hatte, war nie vollständig verschwunden. Sie hatte das Bedürfnis, auch wieder einmal gegen ihn anzutreten, nur um ihm zu beweisen, dass das kleine Mädchen von einst eine Frau geworden war, die ihn besiegen konnte.
 

„Der Hokage wird ihn fertigmachen." Sie sagte es mit Genugtuung.

„Genau! Naruto ist einfach spitze! Es ist toll, dass Konoha endlich wieder einen jungen Hokage hat! Ich bin davon überzeugt, dass wir unter seiner Herrschaft glänzende Tage erleben werden!" Sie lächelte über seinen Eifer und seine Begeisterung.

„Ja. Davon bin ich auch überzeugt."
 

„Warum hat Naruto eigentlich weder Ino noch Tenten für diese Schlacht ausgewählt?"

„Das weißt du nicht? Ino und Tenten mögen aggressiver erscheinen als Hinata, aber du müsstest erkannt haben, dass ihre Fähigkeiten nur selten hocheingestufte Missionen zulassen. Sie sind ohne Zweifel gut, aber eben nur durchschnittlich gut. Im Moment liegen unsere Missions-Skalen noch relativ nah beieinander, doch das wird nicht mehr lange so sein. Naruto weiß sehr genau, wem er was zumuten kann. So - fertig, Gaara-san."

Der Kazekage nickte, womit er seinen Dank ausdrückte. Er hatte der Unterhaltung nur mit halbem Ohr zugehört, da seine Aufmerksamkeit von Lees strahlenden Augen beansprucht wurde. Dieser Mann war ihm ein einziges Rätsel. Statt ihn zu meiden und für seine Brutalität zu hassen, mit der er ihm vor Jahren begegnet war, suchte er seine Nähe und ging mit ihm um, als hätte er einen seiner besten Freunde vor sich. Er hatte ihm verziehen. Wie großmütig und freundlich er war! Und stets fühlte er sich bei seiner Anwesenheit irgendwie seltsam. Nicht unangenehm, aber seltsam. Sein Lächeln zu sehen, beglückte ihn und sein langes schwarzes Haar fand er prächtig. Manchmal wünschte er sich, es zu berühren. Warum bloß?
 

Der Chuunin, dem diese Gedanken galten, erstarb seinerseits förmlich unter dem intensiven Blick der türkisgrünen Augen. Der geheimnisvolle oberste Shinobi des Windreiches übte eine Faszination auf ihn aus, die ihm fast unheimlich war. In stiller Betrachtung versunken, registrierte er das zerzauste flammende Haar, die perlengleiche Haut, die wie Marmor schimmerte und die muskulöse Brust, entblößt durch den Schlitz, den Kabuto verursacht hatte, die sich unter den verbliebenen Resten des dünnen Stoffes harmonisch auf und ab bewegte.

|Wie allein er ist....Im Kampf scheint er immer so überlegen und unerschütterlich zu sein, doch nun wirkt er so....angreifbar, verletzlich, schutzbedürftig....Wie kann er nur in ein und demselben Moment stark und schwach zugleich sein? Der stumme Schmerz in seinen Augen rührt mich bis zu Tränen! Wie konnte man ihm überhaupt je wehtun?|

Seine Hand glitt in einer Geste des Trostes auf die rechte Schulter. Zunächst versteifte Gaara sich darunter, doch nach und nach entspannte er sich und ließ die fremde Hand gewähren. Sakura erfasste instinktiv die Situation und entfernte sich diskret.

|Sie sind wirklich süß zusammen....|
 

Knapp hinter der Grenze zu Suna erhob sich, gut verborgen hinter einer Felsformation, ein typisches Beduinenzelt. Zwei Pferde tranken in gewaltigen Zügen erfrischendes Wasser aus den bereitgestellten Eimern und ihre Reiter ruhten sich im Schatten aus. Einer von ihnen meinte geringschätzig: „Diese Idioten aus Iwa werden nichts erreichen. Es gibt keinen unter ihnen, der würdig wäre, eines der Neun Zeichen zu tragen, nicht einmal der Tsuchikage. Um ein Zeichen zu tragen, muss man gezeichnet sein."

„Du traust den Iwa-Nins so gar nichts zu! Das ist nicht nett von dir! Ich stamme auch dorther, un! Bin ich vielleicht ein Idiot, un?!"

„Manchmal schon."

„...." Deidara unterließ es, darauf zu antworten, stand auf und trat vor das Zelt. Der Wind spielte mit seinem üppigen blonden Haar und wirbelte den Sand um ihn herum auf. Er seufzte. In Suna tobte der Kampf, doch die wahre Schlacht hatte noch lange nicht begonnen....
 


 


 

FORTSETZUNG FOLGT



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Yuki1992
2014-05-27T23:01:55+00:00 28.05.2014 01:01
Tolle Kapitel.
Bitte schreibe schnell weiter, bin evcht gepannt, wie es weitergeht.

LG Yuki1992
Von:  aina1000
2013-09-08T00:50:05+00:00 08.09.2013 02:50
ich finde die FF richtig gut und es würde mich sehr interessieren wie es weiter geht ich hoffe das weiter geschrieben wird wenn nicht... wäre schade um die geschichte.

mfg.
aina1000
Von: abgemeldet
2008-01-31T16:59:07+00:00 31.01.2008 17:59
Erste!
Das kapi is klasse!
Von: abgemeldet
2008-01-31T15:24:35+00:00 31.01.2008 16:24
Erste!
Das kapi is super:)
Von: abgemeldet
2008-01-31T14:53:04+00:00 31.01.2008 15:53
Erste!
das kapi is super!

Von: abgemeldet
2008-01-31T13:56:12+00:00 31.01.2008 14:56
Erste!
super kapi:)
bin ma gespannt was in suna los is
Von: abgemeldet
2008-01-31T13:37:39+00:00 31.01.2008 14:37
Erste!
Das kapi is richtig gut!:)


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