Star Trouble von yume-ko (sakuxsasu) ================================================================================ Mehr Schein, als ... ?! ----------------------- Träge blinkte das Licht der Ampel, während Sakura die große Kreuzung überquerte. Es war Samstag und die Stadt schien noch zu schlafen. Sie rannte schneller und die kühle morgen Luft leckte an ihren nackten Beinen, während sie im Endspurt auf ihr Wohnhaus zuhielt. Keuchend stemmte sie die Hände in die Hüfte und wartete darauf, dass das Brennen ihrer Lunge nachließ. Als sie nicht mehr wie die schnaufende Lokomotive aus Jim Knopf klang, schloss sie die Tür auf. Im Hausflur umgab sie der gewohnte Geruch von Essen und Staub und aus den Briefkästen lugten schon die Tageszeitungen. Sakura suchte an ihrem Schlüsselbund nach dem kleinen, goldenen Schlüssel und nahm die Post aus dem Kasten an dem die Namen Yamanaka/ Haruno standen. Weder sie, noch ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Ino, hatten es gestern geschafft und nun sah Sakura die Umschläge durch, während sie die Stufen zu ihrer Maisonette Wohnung emporstieg. Rechnung, Werbung, noch eine Rechnung... Sakura, die gerade mit der Schulter ihre Wohnungstür aufstieß, hielt inne. Ihr Herz begann wie wild zu klopfen, als sie den Absender auf dem an sie adressierten Brief las. Sie riss den Umschlag auf und während ihre Augen das Blatt überflogen, durchfuhr ihren Körper ein Glücksgefühl, dass bis in ihre rosa Haarspitzen kribbelte. Sie konnte es kaum glauben, aber hier stand es schwarz auf weiß. Der Freudenschrei den sie ausstieß, weckte vermutlich nicht nur ihre, sondern noch die nächsten drei Städte. „INOO!“ sie nahm zwei Stufen auf einmal und schwang den Brief wild durch die Luft, schlitterte bis vor Inos Tür und kam gerade rechtzeitig zum stehen, bevor diese aufgestoßen wurde. Im Türrahmen stand ein Mädchen, in einem übergroßen T-Shirt, mit langen blonden Haaren, welche ihr wirr vom Kopf standen, ihre kornblumenblauen Augen panisch aufgerissen: „Was ist los?! Brennt es?! Oh Gott wir verbrennen. Ich bin zu jung um zu sterben!“ Der Kopf der Blonden ruckte hin und her und als sie kein Feuer sah, nahmen ihre Augen, soweit überhaupt möglich, einen noch panischeren Ausdruck an. „Sag nicht ich hab schon wieder verschlafen?!“ rief sie und ihre Stimme überschlug sich, „Und das wo ich heute Anko habe!“ Sakura die bis eben aufgeregt auf und ab gesprungen war, sah ihren Gegenüber nun stirnrunzelnd an. „Anko?“ Doch Ino achtete gar nicht mehr auf Sakura. Sie rannte zurück ins Zimmer, rutschte dabei auf ihrer schmutzigen Unterwäsche aus, stolperte auf ihren riesigen Kleiderschrank zu und riss dessen Türen auf und Klamotten heraus. Sakura brauchte einige Zeit um zu realisieren was ihre Freundin gerade tat. „Ino? Es ist Samstag. S A M S T A G!“ Auch Ino brauchte einige Zeit um sie realisieren, was ihre Freundin gerade gesagt hatte und hörte auf wie eine Verrückte diverse Shirts aus dem Schrank zu zerren, nur um keine Sekunde später, nicht weniger entsetzt, auf die Uhr an der Wand zu sehen. „Halb acht?! Sakura!“ Wütend schnaufend drehte sie sich um. „Es ist Samstag!“ „Ich weiß!“ flötete Sakura und grinste dabei, wie ein Honigkuchenpferd. Ino sah fassungslos zurück: „Aber es ist mitten in der Nacht!“ „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“ „Und von mir aus, kann er daran ersticken.“Ino behauptete zwar immer, sie sei ein Morgenmensch. Nur fing ihr „morgen“ meist nicht vor vierzehn Uhr an „Ich dachte du bist ein Tierfreund?“ „Nicht vor acht Uhr! Also?!“ Ungeduldig verschränkte Ino die Arme und sah Sakura abwartend an. Sakura sah verständnislos zurück. „Was?“ Jetzt wurde es Ino zu bunt! Jemanden erst zu einer unmöglichen Zeit wecken und sich dann dumm stellen? Nicht Mit einer Yamanaka! Im Bruchteil einer Sekunde stand sie vor Sakura und bohrte ihren Zeigefinger in den Brustkorb ihrer herzallerliebsten „Freundin“ und pustete sich die lange Ponysträhne aus dem Gesicht, wobei ihre blauen Augen sich zu kleinen, wütenden Schlitzen verengten. „Sakulein, wärst du so nett mich aufzuklären, warum um Himmelswillen du mich an einem SAMSTAG um DIESE Zeit weckst?“ Sakura brauchte einen Moment, doch dann erhellte sich ihr Gesicht.“ „Also? Ich höre!“ Statt zu antworten hielt Sakura ihrer Freundin ein gefaltetes Blatt Papier vor die Nase. Mit freundlichen Grüßen ______________________________ Tsunade (Leiterin der Agentur für Casting-und Werbemanagement ‚Gambling Entertain’ ) Eine geschlagene Minute lang sah Ino auf das Papier, dann seufzte sie: „Also entweder ist das der kürzeste Brief den ich je gelesen habe, oder du zeigst mir den auch den Rest. Meine telepathischen Fähigkeiten sind morgens noch nicht so stark ausgeprägt, weißt du?!“ „Oh“ Hektisch entfaltete Sakura den Brief, während Ino mit Mühe ein Gähnen unterdrückte und Sakura genauer in Augenschein nahm. Wenn Ino sich ihre Freundin jetzt so besah, hätte sie nie gedacht eine 22 jährige, vernünftige Frau vor sich zu haben. Sakura glich eher einer hibbeligen dreijährigen, die ihr lang ersehntes Geschenk vom Weihnachtsmann bekommen hatte. Schließlich schaffte es Sakura und Ino begann laut zu lesen. „An Frau Haruno Sakura. Herzlich bedanken wir uns, für die Einsendung ihrer Bewerbungs-DVD und freuen uns ihnen mitteilen zu dürfen“, Inos Augen weiteten sich zum dritten Mal, an diesem morgen, „dass sie sich unter den letzten Bewerbern befinden, die zum finalen Casting geladen sind.“ Sie stockte, sah erst auf, dann wieder in den Brief und überflog ihn murmelnd weiter. Jetzt war es Ino die schrie und Sakura so stürmisch umarmte, dass sie zusammen zu Boden gingen. „Sakura das ist super. Unglaublich! Sie müssen dich einfach nehmen, du bist die Beste. Und mich nimmst du mit, nicht?! Natürlich. Haah, ich freu mich so für dich. Und wenn du dann in Hollywood lebst musst du mich unbedingt mal einladen... ach was, ich zieh einfach zu dir! Ohne mich könntest du eh nicht leben. Hab ich Recht? Ich hab Recht!“ Sakura schob, bedingt durch das Gewicht auf ihrem Bauch, eher glucksend als lachend, Ino von sich herunter. „Sicher Ino und wenn ich George Clooney sehe, grüße ich ihn ganz herzlich von dir.“ Ino wedelte mit der Hand, als würde sie eine lästige Fliege verscheuchen. „Der ist doch viel zu alt. Außerdem stehe ich mehr auf einen gewissen Sasuke Uchiha.“ Sie fing an wie ein kleines Schulmädchen zu kichern und nun war es an Sakura, Inos tatsächliches Alter zu hinterfragen, während sie sich den Hintern rieb, der bei dem Sturz doch so einiges abbekommen hatte. „Sasuke wer? Ino riss theatralisch die Arme in die Höhe und sah Sakura an, als wäre diese eben mit einem Raumschiff gelandet. „Uchiha! Sasuke Uchiha, sag bloß du kennst nicht den heißesten Typen unter unserer Sonne?!“ Sakura reichte Ino leicht genervt die Hand um ihr aufzuhelfen und versuchte ihrem tadelnden Blick auszuweichen. „Also manchmal weiß ich wirklich nicht ob du diese Schauspielsache ernst meinst.“ Schauspiel-“Sache“!? Sakura plusterte empört die Wangen auf, doch Ino wischte sich nur den imaginären Staub vom T-Shirt und sprach weiter: „Naja, ein Stipendium für ein Studium an einer renommierten Schauspielschule reicht nicht aus. Man muss sich auch in der Szene auskennen, immerhin könnten das alles bald deine Kollegen sein. Du willst doch nicht wegen Unwissenheit in ein Fettnäpfchen treten?! Wegen soetwas kann ZACK deine Karriere vorbei sein, noch bevor sie wirklich begonnen hat!“ Ino machte eine eindeutige Geste indem sie mit dem Daumen an ihrem Hals entlang fuhr. Sakura seufzte bevor ein freches Grinsen sich auf ihr Gesicht stahl. „Es kann sich ja nicht jeder den Luxus leisten anstatt zu lernen, nur in Klatschzeitungen zu blättern.“ „Ja, ja. Vielleicht solltest du Hemmingway und Schiller trotzdem mal gegen ein People Magazin tauschen.“ Sakura lachte. „ »Wär der Gedanke nicht so verwünscht gescheit. Man wär versucht, ihn herzlich dumm zu nennen.«“ Bevor Ino noch etwas erwidern konnte, sprach sie weiter. „Egal. Zur Feier des Tages, mach ich uns Pancakes. Also denk gar nicht erst daran, deinen knackigen Hintern wieder ins Bett zu bewegen!“ „Es ist halb acht!“ Ino warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung Bett, dann sah sie Sakura hinterher, die den Einwand überhörte und gut gelaunt die Treppen hinunter sprang. Wenig später saßen beide gemütlich beim Frühstück. Das Radio dudelte leise vor sich hin, bis Ino die gemütliche Ruhe durchbrach und sich, wie sie fand, den wirklich wichtigen Dingen im Leben zuwandte. „Sakura du solltest anfangen, dich wieder mehr für das männliche Geschlecht zu interessieren. “ Sakura die gerade die Gabel in den Mund gesteckt hatte verschluckte sich bei diesen Worten. „Du klingst wie meine Mutter!“, brachte sie unter Husten hervor und schwor sich in Gedanken Ino niemals wieder, egal was passierte, so früh zu wecken. Außerdem hatte Ino leicht reden. Sie war hübsch, offen gegenüber jedem noch so wahnwitzigen Abenteuer… jemand wie sie konnte einfach jeden haben, da war sich Sakura sicher. Aber nein ihre Freundin war blind für alle Jungs, die nicht Shikamaru Nara hießen, gleichzeitig natürlich der beste Freund und leider Gottes auch noch an eine gemeinsame Freundin vergeben waren. Doch dass würde sie jetzt ganz sicher nicht ansprechen. Sakura musterte Ino, wie sie sich die Nussnougatcreme vom Finger leckte. „Ich meine ja nur... du bist 22. Das mit Gaara ist Äonen Jahre her und nur mit Joggen und Yoga bist du anscheinend nicht ausgelastet.“ Ino zog eine Schnute und Sakura nahm entnervt, einen Schluck von ihrer heißen Honigmilch. Es reichte ihr schon, dass ihre Eltern so taten, als würde sie als alte Jungfer sterben. Als sie merkte wie der Hustenreiz nachließ wechselte sie deswegen das Thema. „Du kommst doch mit und unterstützt mich beim Casting?“ „Das fragst du noch?“ Ino schwang das Messer mit dem sie eben noch ihren Pancake bestrichen hatte, durch die Luft. „Als ob ich dich bei so etwas im Stich lassen würde.“ Ino zwinkerte ihr kameradschaftlich zu, Sakura lächelte zufrieden schob sich erneut einen Bissen in den Mund. Ihr Blick fiel auf den Umschlag, der auf dem Stapel Rechnungen thronte. In einer Woche würde das Casting stattfinden und dem Brief nach, würde sie schon dort auf einige der bereits engagierten Darsteller treffen. Sie wusste schon jetzt, dass sie die nächsten Nächte kaum schlafen können würde. Die übermäßige Freude bröckelte langsam und sie spürte wie ihre Nervosität die Oberhand gewann. Die Woche ging schneller vorbei, als Sakura gedacht hatte und so stand sie mit Ino zusammen Aufbruch bereit in der Küche. Als Inos Handy klingelte. Gehetzt nahm Ino den Hörer ab. „Ino Yamanaka am Apparat und in Eile.“ Sakura konnte nur den Kopf schütteln. Manchmal war ihre Freundin einfach unmöglich, trotzdem verfolgte sie gebannt das Gespräch. „Nein Ma, dass kannst du mir nicht antun. Und was ist mit Sakura?! Ja. Natürlich ist sie groß genug, das hat doch damit nichts zu tun. Kann Papa nicht...“, hätte der Anrufer Inos flehenden Dackelblick gesehen, hätte er sie bestimmt nicht unterbrochen, doch Frau Yamanaka konnte ihre Tochter nicht sehen und so hörte Sakura nur ein: „Ist gut. Bis gleich.“ und beobachtete wie Ino sauer auflegte und leise zischend noch einige Verwünschungen hinterher schickte. Dann drehte sie sich wieder Sakura zu. Sie sah die Rosahaarige an, als wäre jemand gestorben. „Tut mir leid, aber meine Mutter braucht eine Aushilfe im Blumenladen. Glaubst du, du schaffst es allein? Ruf mich sofort an, wenn es vorbei ist!“ Sakura widerstand dem Drang mit ihren Augen zu rollen und klarzustellen, dass sie es auch alleine auf‘s Klo schaffte und legte stattdessen aufmunternd einen Arm um ihre Freundin. „Das schaff ich schon, du hast es selbst gesagt, Ich bin groß genug.“ Ino musterte sie noch einen Moment, dann schlang sie ihrerseits die Arme um das rosahaarige Mädchen. „Na gut, Bis Nachher und Hals-und Beinbruch!“ Sie drückte Sakura noch ein Küsschen auf die Wange und öffnete ihr dann die Tür. Sie trat heraus, gefolgt von Ino und beide gingen in Entgegengesetzte Richtungen. An der Ecke drehte Sakura sich noch einmal um und sah zweifelnd Inos wippenden blonden Zopf hinterher. Vielleicht war die Sache mit dem Klo ein wenig überheblich gewesen, immerhin hätte sie es ohne Ino und ihre kleinen Rivalitäten niemals so weit geschafft. Vielleicht hätte sie nicht einmal genügend Selbstbewusstsein aufgebaut, um jemals die Bühne zu betreten. Egal, jetzt hatte sie dieses Selbstbewusstsein und es war an der Zeit ihrem Traum ein Stück näher zu kommen! Als sie am Zielbahnhof ausstieg, sah sie auf die Uhr. Wie immer war sie überpünktlich und dazu extrem nervös. Sie atmete zum hundertsten Mal tief ein und sprach sich, ebenfalls zum hundertsten Mal, innerlich Mut zu. Das Casting fand in einem Hotel statt. Die Empfangshalle war ziemlich protzig, von überall her schimmerte es golden, riesige mit getrockneten Blumen gefüllte Vasen standen in jeder Ecke und die Sofas und Tische die sich auf dem glänzenden Marmorboden spiegelten, wirkten allesamt schwer, alt und sehr teuer. Im Gegensatz zu den meisten Castings die sie in irgendwelchen Büro- und Wohngebäuden hatte, roch das hier nach einer wirklich großen Produktion. Sie hatte weder einen Promoter, noch einen Manager und sie war auch in keiner Agentur. Die einzige Verbindung die sie in das Business hatte, waren ihre Professoren und Dozenten und Castingannoncen aus Zeitungen und auf genau so ein hin, hatte sie diesmal ihre DVD geschickt. Sakura strich sich ein paar Strähnen hinters Ohr und ging schließlich zügig auf die Rezeption zu. Hinter dem auf Hochglanz polierten Tresen, stand eine junge Frau, die gelangweilt die wenigen Gäste in der Lobby betrachtete und deren breites Lächeln, mit dem sie Sakura begrüßte, genauso falsch, wie ihre Nägel waren. „Verzeihung. Ich bin wegen des Castings hier, können sie mir sagen, wo es stattfindet?“ „Natürlich, wenn sie mir bitte ihren Namen nennen würden?“, kam es monoton. „Haruno Sakura.“ Immer noch gelangweilt tippte sie etwas in den Computer und überflog den Bildschirm. „Gut, Haruno Sakura, sie sind die Nummer Sieben.“ Sakura nahm eine Plakette mit einer roten Sieben entgegen und heftete sie an ihren Blazer, während die Frau an der Rezeption weiter sprach. „Im zweiten Untergeschoss sammeln sie sich, zusammen mit den anderen Bewerbern im Zimmer 0012. Zurzeit ist der Fahrstuhl leider außer Betrieb.“ Sakuras Blick folgte dem ausgestreckten Arm, dessen manikürte Fingernägel den Flur hinunter zeigten. „Das Treppenhaus ist gleich da entlang. Viel Glück.“ Dabei sah sie schon wieder auf den Bildschirm und hatte Sakura wahrscheinlich schon vergessen. Sakura bedankte sich trotzdem höflich und ging in Richtung Treppenhaus. Hinter ihr betraten gerade eine Horde Mädchen die Empfangshalle. Sie schienen nicht im Hotel zu wohnen, sprachen alle aufgeregt durcheinander und die Dame an der Rezeption war nun nicht einfach nur gelangweilt, sondern sichtlich genervt und abweisend. Sakura beschloss, dass sie sich darüber keine Gedanken machen müsse und kehrte der Meute den Rücken zu. Während sie die Treppen hinunter stieg, blickte sie auf ihre schmale, silberne Armbanduhr. Sie war wirklich früh dran. Vielleicht gab es ja ein paar von Inos geliebten Hochglanzmagazinen mit denen sie sich die Zeit vertreiben könnte? Ein leises „Pling“ unterbrach Sakuras Gedanken und ließ sie aufsehen. Noch bevor Sakura realisieren konnte was geschah, hatten sich die Fahrstuhltüren geöffnet und sie lief geradewegs in die aussteigende Person. Überrascht nach Luft schnappend, lag sie noch im selben Moment, statt auf dem Boden, auf dem Fremden. Ihre Haare hingen ihr wirr ins Gesicht und hektisch versuchte sie sich aufzurichten, wobei ihre Hand sich etwas zu sehr in den Süden verirrte. Schockiert sah sie in schwarze Augen und in ihrem Kopf machten sich Scham- und Schuldgefühle breit. Als hätte sie sich verbrannt, zog sie ihre Hand zurück und sie machte den Mund auf, um sich zu entschuldigen, doch die Wörter blieben ihr im Halse stecken, als sie den kalten Blick sah, mit dem der Fremde sie musterte. Unsanft stieß er sie von sich und richtete sich auf. Sakura hörte noch ein leises „... immer aufdringlicher...“, während sie einfach nur auf dem kühlen Marmorboden lag und wie ein Mondkalb glotzte. Zu dem jungen Mann hinauf, der sich gerade nach seiner Jacke bückte. Schwarzes Haar umrandete sein blasses Gesicht, er trug ein weißes Shirt unter einem dunkelblauen Holzfällerhemd, welches locker über seine schwarze Jeans hing. Die ebenfalls schwarze Lederjacke hatte er sich gerade lässig über die Schulter geworfen. Verdammt sah der gut aus! Auf seinem Gesicht zeigte sich keine Regung, er sah einfach auf sie hinunter, in ihre weit aufgerissenen grünen Augen, auf ihren noch immer halb geöffneten Mund und genoss in gewisser Weise ihre Sprachlosigkeit. Sakura zwang sich schnell woanders hinzusehen, andernfalls würde sie Morgen vom Anstarren Muskelkater rings um ihre Augen haben, da war sie sich sicher. Doch die Bewunderung für den Fremden hielt nicht lange an. „Hast du noch nie einen Mann gesehen?“, der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören. Sakuras Kopf lief nun auf Hochtouren, genauso wie ihr Herz, dass gegen ihren Willen fröhlich weiter schlug etwas in ihr schrie gerade:„Doch, aber keinen wie dich!“, doch sie weigerte sich strikt diese Worte über ihre Lippen kommen zu lassen. Stattdessen schloss sie den Mund und richtete sich auf, so dass sie nun auf dem Boden saß und wütend zu ihm hinauf funkelte. Das ganze wäre ihr auch wesentlich leichter gefallen, würde ihre innere Stimme den Kerl nicht immer noch sabbernd anschmachten. „Doch, aber noch nie einen mit so schlechten Manieren. Danke, ich komme alleine hoch.“, er hatte keine Anstalten gemacht ihr aufzuhelfen. „Wer hat denn wen umgerannt? Und begrapscht...“ Gott wie konnte jemand so arrogant-amüsiert und gleichzeitig so sexy klingen?! Sie kam auf die Beine und pustete sich ihren langen Pony aus dem Gesicht. Ihre Wangen waren heiß und fahrig strich sie ihr Kleid glatt. „Das war keine Absicht!“ verteidigte sie sich und klang nun leider wieder etwas kleinlaut. Er zog skeptisch eine Augenbraue hoch und ihr Herzschlag beschleunigte sich aufs Neue, seine Augen waren undurchdringlich und schwarz wie die Nacht. Kurz glaubte Sakura etwas wie Verwunderung in ihnen zu sehen, doch sie musste sich geirrt haben, denn er sprach mit ruhiger Stimme weiter: „Wie wäre es mit einer Entschuldigung?“ sein Blick nagelte sie fest. Es geschah wirklich nicht oft, dass Sakura sprachlos war, immerhin musste man schon ziemlich schlagfertig sein, wenn man mit Ino unter einem Dach lebte. Doch nun war sie es gleich zweimal hintereinander. Sakura biss sich auf die Zunge, um ihn nicht wieder anzustarren. „Hättest du mich nicht gleich zu Boden geworfen, hätte ich auch Zeit gehabt mich zu entschuldigen!“ Sein Blick blieb noch eine Weile an ihrem beleidigten Gesicht hängen, er wusste nicht warum er sich überhaupt noch, mit ihr unterhielt. Langsam fuhr er sich mit der Hand in den Nacken, als er die Plakette auf ihrer Brust sah. „Du willst zu dem Casting.“, es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Sakura nickte lahm. „Warum benutzt du nicht den Fahrstuhl?“ „Der ist kaputt.“. Als er daraufhin nichts sagte, verspürte Sakura mit einem Mal den dringenden Wunsch sich in eine tiefe, tiefe Schlucht zu stürzen. Woher war er denn eben gekommen?! Errötend beobachtete sie, wie sich in seinem Gesicht die Skepsis breit machte. „Also, die Rezeption sagte mir, dass er kaputt wäre, was er ja nicht zu sein scheint, immerhin bist du damit gefahren, da kann er schlecht kaputt sein, haha.“ Nun, Sakura war sich sicher, dass keine Schlucht auf Erden in diesem Augenblick tief genug gewesen wäre und musste sich stark zusammennehmen um sich nicht selbst eine zu kleben. Wieso wurde sie eigentlich in solchen Situationen nie vom Schicksal begünstigt? Ihre Augen suchten einen Punkt den sie fixieren konnte, um seinem amüsierten Blick zu entkommen, jedoch gab es nichts in diesem Flur, dass auch nur annähernd so spannend war, wie er und ihre Aufmerksamkeit lange genug von ihm ablenken konnte. Sie musste unbedingt das Thema wechseln: „Eh, und du? Auch zum Vorsprechen hier?“, ihr hoffnungsvoller Unterton, ließ sie sich wieder auf die Zunge beißen. „Nein.“ War seine knappe Antwort. Jetzt knetete sie nervös ihre Hände. Sie tappte von einem Fettnäpfchen ins nächste. Am besten sie sagte gar nichts mehr! Als sie wieder von ihren Händen aufsah, stockte ihr erneut der Atem. „Was bildet sich dieser Kerl eigentlich ein?!“, rief eine Stimme in ihrem Kopf. Der Flur war wie ausgestorben. Er war einfach gegangen. Wieso hatte sie das nicht bemerkt? War er ein Ninja oder was?! Verärgert (vorallem über sich selbst) zog sich ihre Stirn in Falten. Für den waren Anstand und Benehmen definitiv Fremdwörter! Falls sie sich jemals wieder begegnen sollten, würde er sein blaues Wunder erleben, egal wie gut er aussah! Zügig schritt Sakura voran, direkt in ihr Verderben. Vor Raum 0012 sah es vollkommen anders als, als in der Hotellobby. Es war derselbe Marmorboden, doch damit endeten die Ähnlichkeiten. Dunkle braune Ledersessel und kleine Glastische standen geordnet im Raum und Sakura nahm an dass diese Ebene sonst für Tagungen und andere geschäftliche Events genutzt wurde. Es gab sogar Zeitschriften, doch Sakura hatte die Mails auf ihrem Handy aufgerufen. Immer wieder überflog sie ihren Text, auch wenn sie ihn schon lange auswendig kannte. Sie musste unbedingt versuchen wieder auf den Teppich zu kommen. Nervös spielte sie mit einer ihrer rosa Haarsträhnen und tippte ungeduldig mit dem Daumen auf das Display, jedes Mal wenn es schwarz zu werden drohte. Sie wusste, dass sie die nächste war. Nummer sechs, ein anderer ebenfalls unverschämt gutaussehender Junge (sie fragte sich warum man auf der Straße nie auf diese Art von Typen traf) war eben aus dem angrenzenden Raum gekommen. Außer ihr waren noch gut zwei dutzend anderer Jungs und Mädchen hier und keiner von ihnen war bisher wieder heraus gekommen. Sakura konnte sich keinen Reim darauf machen. Genauso wenig leuchtete ihr die Tatsache ein, dass die anderen hier ebenfalls die Information erhalten hatten, dass der Fahrstuhl außer Betrieb wäre. Sie legte ihr Handy beiseite und nahm einen Schluck aus dem Wasserglas, dass auf dem niedrigen Tisch vor ihr stand. Ihr Magen zog sich mit jeder Sekunde die verstrich ein wenig mehr zusammen, bis er schließlich die Größe einer Rosine haben musste und sie endlich hereingebeten wurde. Auf dem Weg zur Tür bereitete sie sich im Geiste auf alles vor, was da kommen möge und sandte kurze Gebete an alle Götter die sie kannte. Dann stand sie auch schon in einem dunklen Raum in dessen Mitte eine weiße Fotowand stand, auf die das Licht zweier Scheinwerfer geworfen wurde. Sakura trat näher und hörte lautes Gemurmel vom Ende des Raumes. Sie war sich sicher, dass dort die Caster saßen und ignorierte ihre Knie, die bereit waren aufzugeben, wenn sie es tat. Und dann viel ihr Blick auf eine ihr bekannte Person. Er saß mit den anderen hinter einem langen Tisch, die Ellenbogen aufgestützt und die Hände verschränkt. Wut begann in ihr zu lodern. „DU!“, brachte sie hervor und durchschritt das kleine Zimmer jetzt vollends, vorbei an der aufgebauten Kamera und dem Lichtequipment, direkt auf den Schwarzhaarigen zu. Doch bevor sie zu Wort kam, schob sich ein Mann mit grauen Haaren und einer, im wahrsten Sinne des Wortes, windschiefen Frisur, an ihr vorbei und in ihr Blickfeld. „Ich war bei der Rezeption, die Mädchen wurden erfolgreich abgewimmelt, aber der Fahrstuhl steht nicht mehr zu deiner privaten Verfügung. Ein paar der Teilnehmer wussten, dass er ganz ist. Woher auch immer.“, der Mann kratzte sich am Hinterkopf. „Wir können jetzt nicht mehr behaupten er wäre defekt.“ Sakura stand völlig perplex da. Bedeutete das, dass sie sich vor ihm lächerlich gemacht hatte und versucht hatte sich zu rechtfertigen, obwohl er Schuld an der ganzen Misere war!? Sakura ballte die Hände zu Fäusten, bevor sie sich an dem Grauhaarigen Hipster vorbei drängelte und eben diese Fäuste auf den Tisch knallte. Ihr war egal, dass sie in diesem Augenblick von allen im Raum angestarrt wurde und sie hatte vollkommen vergessen, warum sie eigentlich hier war. Vor Wut schäumend schrie sie ihn an: „Warum ich nicht den Fahrstuhl benutze? WARUM ICH NICHT DEN FAHRSTUHL BENUTZE?! Ich glaub das alles nicht, du arroganter Mistkerl und dann lässt du mich einfach stehen. Hat es dir wenigstens Spaß gemacht mich vorzuführen? Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ In ihrer Rage hatte sie sich weiter über den Tisch gebeugt und war seinem Gesicht nun so nah, dass sie seine langen Wimpern hätte zählen können. Doch er machte keine Anzeichen zurück zu weichen, stattdessen verzog sich sein Mund zu einem spöttischen Lächeln. „Uchiha Sasuke, sehr erfreut.“ Seine Stimme ließ sie angenehm erschaudern, obwohl er überhaupt nicht erfreut klang, eher desinteressiert. Noch immer funkelte sie ihn an, bis etwas in ihrem Kopf klick machte. „Was? Sasuke Uchiha der heißeste Typ unter unserer Sonne?“ Im Zimmer war es so still, dass man Sakura rot anlaufen hören konnte. Sie hatte sich gerade ihr eigenes Grab geschaufelt. Ino und ihre dämlichen Sprüche! Warum passierten solche Dinge immer nur ihr?! Am liebsten hätte Sakura einmal ganz laut ihren ganzen Ärger herausgeschrien, doch das hätte wohl nicht zur Besserung der Situation beigetragen. Was hatte Ino gesagt? Wenn man wegen Unwissenheit in ein Fettnäpfchen tritt, wäre es vorbei bevor es angefangen hätte, oder so ähnlich? Sie hatte Recht, das war es. Aus und vorbei. Nun musste sie mit den Tränen kämpfen die ihr vor Wut und Scham in die Augen traten. Was konnte bitte an einem einzigen Tag alles schief gehen? Und an allem war nur dieser Uchiha schuld! Die erste die laut loslachte war eine junge Frau mit rehbraunen Augen, langen, blonden Haaren und dem mächtigsten Busen, den Sakura je gesehen hatte. Als die Spannung nachgelassen hatte, lachte auch der Rest, der im Zimmer versammelten Leute. Alle, bis auf Sasuke und Sakura. Sasuke legte den Kopf leicht schräg und beobachtete Sakura. Sie schien kaum etwas um sich herum wahr zu nehmen. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch die Emotionen die über ihr Gesicht liefen waren so deutlich zu erkennen, als würde Sasuke einen Film sehen. „Tsunade, ich will sie.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)