Gesyria von night-blue-dragon ((Der Kampf um Macht und das Überleben der Drachen)) ================================================================================ Kapitel 40: Der Zweikampf ------------------------- Kapitel 40 Der Zweikampf Erleichtert spürt er das Relikt unter seiner Kleidung, wann er es da wieder hingesteckt hat kann er nicht sagen... er muss es instinktiv getan haben. „Hier ist der Dolch... ich hab ihn zum Glück noch.“, informiert Toran seine Begleiter. „Wo sind Georgius und Ronald? Sie sind doch nicht etwa...“, erkundigt sich Kristanus bei Angus, seinem Untergebenen. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er sich vorstellt, das seine Männer zwischen den Felsen zerquetscht wurden. „Prinz Toran hat sie mit den Pferden zum Fluss geschickt, sie sollen dort warten bis wir hier fertig sind.“, teilt der Gefragte seinem Vorgesetzten mit. „Dann ist ja gut.“ seufzt der Braunhaarige auf. „Wieso habt ihr eigentlich nicht auf uns gewartet?“ fragt der Prinz nun. „Unser... ach so furchtsamer... Priester hatte plötzlich großen Mut und ist einfach losgelaufen. Mir blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Schließlich brauchen wir ihn ja noch.“, erklärt Kristanus ironisch. Überrascht sieht Toran Justus an, dessen Gesicht wird von einer dunklen Röte überzogen. „Ich konnte nicht anders, ich wollte wissen, was auf der anderen Seite ist. Ehe mir klar war, was ich tat, war ich schon durch den Gang.“, rechtfertigt sich der Ältere. „Ich hoffe nur du zügelst deine Neugier, wenn Gefahr droht.“, grinst der Thronfolger. „Das werde ich Herr, das werde ich.“, versichert Justus inbrünstig. „Hoheit, bevor wir hier womöglich Wurzeln schlagen, sollten wir uns auf den Weg machen. Ich kann mir gut Vorstellen, das der Feind weiß, das wir hier sind. Leider haben wir ja ziemlich deutlich auf uns aufmerksam gemacht.“, empfiehlt der braunhaarige Soldat. „Ja... je schneller wir jetzt sind, desto besser.“, stimmt der Schwarzhaarige zu. Die Gruppe bricht auf. Kristanus geht voran, es folgt Toran, Justus und die Nachhut bildet Angus. Je tiefer sie kommen desto feuchter wird die Luft, das Atmen fällt immer schwerer. Bald klebt der Stoff ihrer Kleidung unangenehm auf der Haut. Mit jedem Schritt sinken sie bis zum Knöchel in den Boden, der sie nur ungern wieder frei gibt. So bedrohlich wie der Wald von oben aussah, so albtraumhaft ist es hier unten. Immer wieder müssen sie durch dichte Nebelschwaden gehen. Dunkle Schatten huschen zwischen den bleichen Stämmen der toten Bäume umher. Die Bedrohung wird immer greifbarer, bis auf den Priester haben alle ihre Schwerter gezogen. Dieser hält sich ganz dicht bei dem Prinzen, von jedem kann er getrennt werden nur nicht von Toran. Sie haben alle jedes Zeitgefühl verloren, eine Sonne gibt es hier nicht und ihre körperliche Erschöpfung suggeriert ihnen unbedingt Pause machen zu müssen. Es kostet zusätzliche Kraft diesem Verlangen zu widerstehen. Nach wie vor haben sie ein Ziel... den schwarzen Turm in der Mitte des Tales. Doch scheinen sie diesem nicht näher zu kommen, obwohl sie immer auf ihn zugehen. Justus verkneift sich jede Bitte um Rast, er hat Angst mit seiner Stimme die bedrückende Stille zu durchbrechen. Für ihn ist es besonders hart, da er solche extremen körperlichen Anstrengungen gar nicht gewohnt ist. Erst der Gewaltritt hierher, dann dieser kräftezehrende Fußmarsch durch eine extrem feindliche Gegend. Alles in diesem Tal scheint sich gegen die Eindringliche zu wehren, erschwert ihnen ihr Vorhaben, den Turm zu erreichen, wo es nur geht. Doch die Beharrlichkeit der Männer trägt schließlich Früchte... fast am Ende ihrer Kräfte, stehen sie urplötzlich vor dem bizarrem schwarzen Turm. „Du weißt nicht zufällig wie wir da reinkommen, oder Justus?“ schnauft Toran und stützt sich mit einer Hand an dem schwarzen Gestein ab. „Ich weiß nur, das es einen Zugang geben muss, nur wo der ist wurde leider nicht niedergeschrieben.“, antwortet der Priester keuchend, erschöpft lehnt er sich an den schroffen Stein. „Ihr wartet hier. Angus und ich suchen einen Zugang.“, bestimmt Kristanus, ebenfalls mühsam nach Atem ringend. Die beiden Soldaten setzen sich sogleich in Bewegung. Sie haben den Turm fast zur Hälfte umrundet als Angus etwas auffällt. In etwa fünfzig Meter Höhe wirkt der Stein dunkler, er macht seinen Vorgesetzten darauf aufmerksam. Dieser kramt sein Fernglas hervor und sieht hindurch. Er kann den dunklen Flecken genau in Augenschein nehmen, tatsächlich scheint sich dort eine Höhle - vielleicht auch ein Eingang - zu befinden. Es lohnt sich auf jeden Fall das genauer zu Untersuchen... etwas anderes bleibt ihnen auch nicht übrig, da sie nicht wissen, wie sie in diesen Turm sonst eindringen können. „Wir holen den Prinzen und Justus. Es nützt nichts, wir werden da hoch klettern müssen.“, entscheidet Kristanus. Sie markieren sich diese Stelle, machen sich danach auf den Rückweg, sie erreichen die Wartenden unerwartet schnell. „Herr, eventuell haben wir einen Zugang gefunden, allerdings müssen wir etwa fünfzig Meter den Turm hinauf klettern. Dort befindet sich zumindest eine Höhle... mehr kann ich nicht dazu sagen.“, meldet der Braunhaarige Soldat. „Muss das sein?“, rutscht es dem Priester raus. „Ihr könnt auch hier warten, wenn ihr unbedingt wollt.“, kommt es prompt von Toran. „Allein?“ hakt er entsetzt nach. „Ja... allein. Wir gehen jetzt und klettern zu dieser Höhle hoch, es sei denn, euch fällt ein anderer Weg ein.“, bestätigt Toran und erhebt sich. „Gehen wir.“ Die drei Kämpfer setzen sich in Bewegung, Justus zögert erst, doch der Gedanke hier allein zu sein behagt ihm noch weniger, als die Möglichkeit den Fels empor zu klettern. Die vier Männer stehen am Fuß des schwarzen Felsturms und sehen hinauf. „Ich klettere zuerst, Prinz Toran folgt mir direkt nach. Dann kommt Justus, ihm folgt Angus und hilft dem Priester bei eventuellen Schwierigkeiten.“, bestimmt der Braunhaarige. Als Soldat verfügt er über die meiste Erfahrung. „Warum nicht ich zuerst?“ begehrt der Blauäugige auf, immerhin ist er der Thronfolger. „Ganz einfach... wir wissen nicht, was uns da oben erwartet. Ich kann euch keiner unkalkulierbaren Gefahr aussetzen.“, begründet Kristanus seine Entscheidung. Toran ist zwar nicht einverstanden, will aber jetzt auch keinen Streit provozieren... sie brauchen ihre Kräfte für wichtigeres. „Na gut... Dann lass uns das schnell hinter uns bringen.“, stimmt er daher zu. Zügig bereiten sie sich auf ihr Unternehmen vor, Kristanus beginnt den Turm zu besteigen. Als er etwa drei Meter geschafft hat, folgt ihm der Thronfolger, dann Justus... die Nachhut bildet Angus. Sein besonderes Augenmerk gilt dem Priester, dieser wirkt sehr unsicher. Kurz überlegt Justus, ob er nicht doch lieber allein vor dem Turm warten soll. Doch um sich umzuentscheiden ist es nun zu spät, ehe er sich versieht hat er schon gut zehn Meter hinter sich gebracht. Bis dahin ist es auch relativ einfach, doch jetzt scheint sich der Fels zu wehren. Sein sehr schroffer Stein wird immer scharfkantiger, passt man nicht auf, schneidet er tief in das Fleisch. Die Kletterer müssen ihre nächsten Schritte genau überlegen, jeder Ausrutscher kann ihnen den Tod bringen. Nur noch zwanzig Meter bis zu ihrem Ziel, Kristanus macht an einer guten Stelle kurz Pause um nach den Anderen Kletterern zu schauen. Der Prinz ist knapp zwei Meter unter ihm, der Abstand von diesem zu dem Priester beträgt gute vier Meter. Angus klebt förmlich an Justus, treibt ihn immer wieder an. Dem Ältesten aus ihrer Gruppe ist diese ungewohnte Tätigkeit anzusehen, der Schweiß perlt ihm unentwegt über das hochrote Gesicht. Zu gern würde er verschnaufen, doch Angus lässt es nicht zu. Der braunhaarige Soldat will seine Hand umsetzen, der Stein schneidet unangenehm in die Innenfläche, doch bekommt er seine Hand nicht frei. Inzwischen hat Toran ihn erreicht und verhält etwas unterhalb des Kriegers. Auch Justus und Angus schließen nun auf. Kristanus schaut seine Hand an und glaubt seinen Augen nicht... der schwarze Fels hat sie schon mit dünnen Schicht überzogen. Heftig zieht er seinen Arm zurück, nur widerwillig gibt der Stein sein Opfer frei, auch an den anderen Gliedmaßen versucht der dunkle Turm sein Opfer an sich zu binden. „Weiter... klettert weiter... nicht aufhören, dieser Elende Turm will uns verschlingen.“, schreit Kristanus hektisch und klettert sofort weiter. Er hat schon viel Erlebt in seinem Leben, aber so was nicht. Mit dieser verdammten Magie kann er nichts anfangen, fühlt sich ihr ausgeliefert. Der Blauäugige spürt auch schon, wie der Stein nach ihm greift, da er zwangsläufig pausieren muss. „Los Priester... Klettert!... Klettert um unser Leben.“, treibt Angus Justus an, es gelingt ihm nicht, seine Angst vollständig zu verbergen. Jetzt weiß der Drachenhüter woher die Bedrohung kommt, die er schon seit geraumer Zeit fühlt. Vergessen sind die Erschöpfung und der Hunger, mit neuer Energie kämpft er sich den rauen, todbringenden Felsen hinauf. Je näher sie der Höhle kommen, desto lebendiger wird das Gestein. Sie haben kaum Zeit ihre Griffe mit Bedacht zu setzen, sie müssen ihren Reflexen Vertrauen. Kristanus rollt sich über den Rand, sofort dreht er sich um und reicht Toran die Hand. Mit einem Ruck zieht er den Thronfolger zu sich hinauf. Auch er beugt sich sofort hinunter um dem Priester zu helfen. „Los kommt schon Justus. Ein kleines Stück noch.“, feuert der Schwarzhaarige den Älteren an. Dieser wird hektisch und unachtsam, dass hat zur Folge das er den Halt verliert und ins Rutschen kommt. „Hilfe... lasst mich nicht abstürzen. Halt mich fest...“, schreit der Priester panisch auf. Angus kann ihn im letzten Moment packen.Dafür muss er sich fest in den Fels stemmen, an die Gefahr, in die er sich dabei begibt, denkt er gar nicht. Der Soldat handelt instinktiv, als Justus sich wieder unter Kontrolle hat, ist der Fels schon sehr erfolgreich. Beide Beine und der linke Arm stecken schon tief in dem schwarzen Gestein. Unverdrossen stützt Angus den Drachenhüter, bis dieser endlich die ihm helfenden Hände erreicht. Mit einem Ruck ziehen sie den schweren Mann über die Kante, sofort richtet Kristanus seine Aufmerksamkeit auf seinen Kameraden. „Angus.... komm schon. Befrei dich... es ist nicht mehr weit.“, fordert er den Zurückgebliebenen auf. „Es geht nicht.... der Stein lässt mich nicht mehr los. Herr... helft mir... bitte... lasst mich nicht so sterben..“, kreischt Angus hysterisch, bis zur Taille steckt sein Unterleib in dem Turm, der sich beständig sein Opfer holt. Auch die Hälfte des Oberkörpers ist schon verschluckt, Kristanus will hinunter und ihm helfen, doch Toran hält ihn auf. „Du kannst ihm nicht mehr helfen... es ist zu spät. Wenn du jetzt gehst, bringst du dich nur in Gefahr.“, beschwört er den Braunhaarigen. „Helft mir doch... aaaahhhhhhhhhh.... helft... mir.“, röchelt Angus verzweifelt. „Du kannst ihm nicht mehr helfen.“, wiederholt Toran fest und lässt seinen Blick nicht von Kristanus. Diesem ist sein Zwiespalt deutlich anzusehen, im grundegenommen weiß er es auch, aber trotzdem widerstrebt es ihm, einen Kameraden einfach so im Stich zu lassen. Er fällt auf die Knie und sieht über den Rand, von Angus ist nur noch der Kopf und der rechte Arm zu sehen. Dessen Augen sind vor Entsetzen weit offen, der Mund zu einem stummen Schrei weit aufgerissen... ein Anblick der sich in das Gedächtnis der zwei Männer einbrennt. Sie starren solange hinunter bis der schwarze Turm alles verschluckt hat. Hinter ihnen hat sich Justus zusammengekauert und wimmert. „Das wollte ich nicht.... nein … glaubt mir... das wollte ich wirklich nicht.“ Toran lässt für einen Augenblick den Kopf hängen, er hat noch nie einem Menschen sterben sehen... nicht auf eine so grausame Art. Die Mutlosigkeit droht ihn zu übermannen, auch Kristanus ist in sich zusammengesunken, Verzweiflung will sich seiner bemächtigen. Ein höhnisches Lachen hallt durch den Turm... hinaus in das Tal. Da wird sich Toran des Gefühls bewusst, welches er kennt... die Seelenfresser haben ihn so im Handeln gelähmt. Ein Ruck geht durch seinen Körper, energisch erhebt er sich. „Hoch mit dir, Kristanus. Wir müssen weiter.“, fordert er den Krieger energisch auf. „Nein...“, flüstert dieser, „... es hat doch keinen Zweck.“ „Jetzt reiß dich zusammen! Das ist ihre Taktik!... hörst du? Steh auf! Verdammt... steh endlich auf!“, fordert der Schwarzhaarige hart und zerrt am Arm des Soldaten. „Wozu?... Unsere Chancen sind mehr als gering... geben wir auf... dann haben wir es hinter uns.“, kommt es mutlos von Justus, der mit leeren Blick vor sich hinstarrt. „Kristanus!“, bellt Toran wütend, „Ich habe immer gedacht du würdest dem Teufel gern in die Suppe spucken. Aber du kannst dich doch nur an den Schwachen vergreifen... du armseliges Abbild von einem Soldaten. Ich hätte doch Silas mitnehmen... oder besser allein reiten sollen. Bleib hier und versinke in Selbstmitleid... was anderes kann ich doch nicht von dir erwarten.“ Mit jedem Wort des Thronfolgers wurde der Braunhaarige immer zorniger, bei den letzten Worten sprang er auf. „Was erdreistet ihr euch über mich zu urteilen....ihr, der, ohne eingreifen einer Frau, nicht in der Lage gewesen wäre sich selbst zu retten... ihr macht mir Vorwürfe? Habt ihr schon Männer in den Tod geschickt?“, donnert Kristanus zurück, seine Hände ballen sich zu Fäusten, er macht den Eindruck als wolle er den Schwarzhaarigen gleich anspringen. „Nein... Ich habe auch noch keinem beim Sterben zugesehen. Aber ich weiß, das es manchmal sein muss. Wenn du jetzt aufgibst, ist Angus Tod völlig umsonst gewesen. Willst du das?“ entgegnet Toran relativ ruhig, er hat es geschafft den Soldaten aufzurütteln, mehr kann er nicht tun. Die braunen Augen Kristanus' bohren sich in die blauen des Prinzen, schließlich blitzt das Verstehen auf. Kristanus entspannt sich, verneigt sich vor dem Schwarzhaarigen, wirft einen letzten Blick hinunter und schreitet dann entschlossen an dem Thronfolger vorbei. „Lasst uns unsere Aufgabe erfüllen.“, meint er nur, hält bei dem Priester an, packt diesen am Arm und zerrt ihn auf die Beine. „Los, Drachenhüter... hört auf zu jammern. Ehrt Angus indem ihr eure Aufgabe erfüllt.“, fordert der Soldat unmissverständlich und schubst den Priester in dunklen Höhleneingang. Das von Baltrok angeführte Heer erreicht den Ort, an dem die Schlacht stattfinden soll. Sie beziehen ihr Lager, der Heerführer schickt Späher aus, um etwas über die Bewegungen in der feindlichen Armee zu erfahren. Zeitgleich stellt er einen dichten Ring von Wächtern auf, das Letzte was er will ist, von den Feinden überrascht zu werden. Im Morgengrauen des bewussten Tages beziehen beide Heere ihre Stellung. Von Serena oder den Drachen ist noch nichts zu sehen. Baltrok und Gunnar brüllen ihre Befehle, stellen ihre Männer auf. Seto wollen sie gar nicht auf dem Schlachtfeld sehen, doch der stellt sich taub, bleibt wo er ist... in vorderster Front. Das haben sie sich so gedacht, seine Freundin riskiert ihr Leben und er wartet im Lager auf das Ende. Nicht mit ihm, mit dem ihm eigenem Stolz macht er es ihnen klar. Baltrok lässt ihn schließlich gewähren, stellt dem Brünetten jedoch ein paar Soldaten zur Seite, die auf ihn achten sollen. Dem Heerführer, wie auch Gunnar, ist klar, das sie sich, wenn dem jungen Mann irgendetwas zustoßen sollte, eine Menge Ärger mit Serena einhandeln und das wollen Beide nicht riskieren. Nun stehen sich also beide Heere im Morgengrauen gegenüber, Nebelschwaden ziehen über das Land. Sie dämpfen die Geräusche der Armeen und behindern die Sicht auf den Gegner. Die Nebel heben sich schließlich wie ein Vorhang, der den Blick auf die Bühne freigibt. Das Klirren der gezogenen Schwerter, das vereinzelte Wiehern der Pferde und ihr Schnauben erfüllt die Luft. Von den Pferden steigen kleine Dampfwolken auf, auch sie fühlen die Anspannung die spürbar in der Luft liegt. Seto kommt das alles surreal vor, er spürt die Anspannung, die von den Männern ausgeht, fast körperlich. Sein Blick sucht den gegnerischen Heerführer, kann ihn aber nicht entdecken. Auf einen stummen Befehl hin ertönt das Kriegsgeschrei tausender Männerkehlen, das die Luft förmlich erzittern lässt.... Die Hufe der Pferde, der aufeinander zujagenden Heere bringen den Boden zum erbeben. Seto kann sich der ganzen Atmosphäre nicht entziehen, mit gezogenen Schwert, den Kampfschrei auf den Lippen, stürmt er mit auf das feindliche Heer zu. Im letzten Moment wird der Angriff durch eine, aus dem Nichts auftauchende, Feuerwand gestoppt, gleichzeitig ertönt rundherum ohrenbetäubendes Gebrüll. Chaos herrscht bei beiden Armeen, doch dauert es nicht lange und sie haben sich erneut formiert. Die Augen der einfachen Soldaten sind schon nach Osten gerichtet, die ihrer Vorgesetzten wandern jetzt erst in die gleiche Richtung. Die Einen sind voller Hoffnung, die Anderen voller Unbehagen. Auch Seto sieht in diese Richtung.... sie ist da, seine Serena ist mit der aufgehenden Sonne gekommen. Abwartend steht sie auf einer kleinen Anhöhe. Doch die Frau die dort steht, wirkt fremd, so sehr hat sie sich verändert. Das Haar trägt sie kurz, aber das ist gar nicht so wichtig. Ihr Gesicht, ihre ganze Haltung, ist die eines kompromisslosen Kämpfers. Ihre Kleidung verstärkt diesen Eindruck noch. Die schwarze, enge Hose, ihr knappes Top, dass einen freien Blick auf ihren Rücken erlaubt. Das Bild auf ihren Rücken zeigt einen sehr zornigen, feuerspeienden Drachen. Die Flammen laufen an ihrem rechten Arm entlang bis zum Handgelenk. Das Schwert trägt sie in einem Rückenholster. Rechts und links von ihr tauchen zwei Drachen auf, die neben ihr landen, deren in den Himmel gereckten Flügel lassen sie noch imposanter erscheinen als sie es ohnehin schon sind. Über ihr kreisen schwarze Drachen mit rotglühenden Augen. Ein Raunen geht durch die Reihen, keiner dieser Männer hat sie jemals gesehen... die legendären weißen Drachen. Der junge Firmenchef kann sich der Faszination dieser Tiere nicht entziehen, sie sind das Schönste, was er je gesehen hat. Seine Hologramme kommen da bei weitem nicht mit. Serena lässt ihren Hengst antraben, gleichzeitig fliegen die Drachen auf. In der Nacht haben sich, von allen unbemerkt, mehrere dieser Tiere um beide Heere verteilt und beobachten das Geschehen. Serena bezieht vor ihren Soldaten Position, sieht kurz auf ihre Männer dreht sich um, trabt ein paar Pferdelängen vor und wartet. Unbeweglich stehen Pferd und Reiterin da. Bei dem Gegner kommt Bewegung in die Reihen, die Männer beeilen sich ihrem Heerführer Platz zu machen. Seto starrt den Kerl an, der lässig in Richtung Serena reitet. Sein weiter Umhang verhüllt das meiste seiner Person, trotzdem ist die Rüstung die er trägt deutlich zu erkennen. Das ist also bei der Vereinigung der Brüder herausgekommen, ob Serena gewusst hat, auf was sie sich einließ? Der Blick des Brünetten wandert wieder zu seiner Freundin, die immer noch unbeeindruckt auf ihrem Pferd sitzt. Dann geht alles sehr schnell, ohne langes Wortgeplänkel, galoppieren Beide aufeinanderlos.... ziehen ihre Schwerter. Klirrend trifft Metall auf Metall. Nicht nur die Reiter kämpfen, auch ihre Pferde tun es. Die Tiere steigen sich an, versuchen sich gegenseitig durch Beißen zu Fall zu bringen. Keiner der beiden Reiter verliert deswegen auch nur einmal die Balance. Unvermittelt gehen die Pferde zu Boden. Während alle noch auf die Pferde starren, geht der Kampf ihrer Reiter längst am Boden weiter, niemand hat gesehen, wann sie von den Tieren gesprungen sind. Der deutliche Größenunterschied ist nun erkennbar. Wahrscheinlich ist der Gegner der Schwarzhaarigen sogar größer als Baltrok oder Gunnar. Der Blauäugige sieht sich nach den Beiden um. Der Ausdruck in ihren Gesichtern zeigt, das sie der Faszination dieses Zweikampfes erlegen sind. Kaiba richtet sein Augenmerk wieder zurück zu den Kämpfenden. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals... bildet er sich das ein oder erlahmen ihre Bewegungen? Bisher hat sie ihr Schwert mit einer Hand geführt, jetzt hält sie es mit beiden Händen. Ihre Schnelligkeit lässt auch nach... ihren Gegner spornt das zur Höchstleistung an. Immer wilder werden seine Angriffe, die junge Frau kann dem kaum noch etwas entgegensetzen. Da... bei seinem letzten Angriff zerbricht Serenas Schwert. Die Königin Gesyrias stürzt.... Jubel bricht bei den Gegnern aus, dieser wird von dem teuflischen, siegessicheren Lachen ihres Kontrahenten übertönt. Tiefste Dunkelheit umgibt die drei Männer, die vorletzte Fackel ist soeben verlöscht. Leise Fluchend zündet Toran die Letzte an. „Die letzte Fackel... den Rückweg müssen wir dann wohl in völliger Dunkelheit bewerkstelligen.“, stellt er nüchtern fest. „Wer weiß schon, ob es für uns einen geben wird.“, meint Kristanus düster. „Dem kann ich nur zustimmen, denn die Zerstörung der Quelle wird erhebliche Erschütterungen mit sich bringen. Da wäre es ohnehin Wahnsinn, den gleichen Weg zurück zu gehen.“, bestätigt der Drachenhüter. „Dann bleibt uns nur zu hoffen, das sich dieser Turm rechtzeitig für uns öffnet.“, brummt der Schwarzhaarige und setzt seinen Weg fort. Unentwegt rechnen sie mit feindlichen Attacken, doch seit dem Verlust Angus', verhält sich der Feind ruhig. Kristanus deutet das als schlechtes Zeichen, ihr Gegner muss sich seiner sehr sicher sein, wenn er sie so ungehindert eindringen lässt. „Ich möchte nur wissen, warum sich der Feind so ruhig verhält?“ sinniert der Braunhaarige laut. „Seid doch froh darüber.“, flüstert Justus, der ganz froh darüber ist, sich keinen weiteren grauenvollen Situationen stellen zu müssen. „Kristanus hat recht. Irgendetwas braut sich zusammen... seit wir in diesem Tal sind, hat man uns gehindert hierher zu kommen. Und jetzt? Wir sind in ihrem Herzen... es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir wieder angegriffen werden.“, vermutet der Thronfolger. Wie aufs Stichwort gibt der Boden unter ihnen nach und sie rutschen in die Tiefe. „Behaltet eure Vermutungen das nächste Mal für euch.“, giftet der Priester, seine Hände suchen nach einem festen Halt. „Ihr müsst das Positiv sehen... immerhin sind wir noch zusammen.“, kontert der Soldat grinsend, dem diese Schussfahrt doch auch einiges Vergnügen bereitet. Trotzdem achtet er darauf sein Schwert nicht zu verlieren. Toran enthält sich jeden Kommentars, sein Bestreben liegt darin sein Schwert und seinen Dolch zu retten. Schließlich endet die Rutschpartie auf dem harten Boden einer Höhle. Toran schlägt mit dem Kopf auf, benommen bliebt er liegen, wehrt sich gegen die aufkommende Übelkeit und Ohnmacht. Er will sich gerade aufrappeln, als Justus auf ihm landet und ihm die Luft aus den Lungen treibt. Kristanus macht das Chaos perfekt, indem er zwangsläufig auf den beiden Männern landet. „Das war ja gar nicht so schlimm.“, bemerkt er erleichtert. „Dann kannst du das nächste Mal zuunterst liegen.“, presst Toran zwischen den Zähnen hervor. „Ach... gefällt es euch nicht? Ich dachte ihr seid es gewohnt.“, stichelt der Braunhaarige. „Ich schneid dir gleich deine freche Zunge heraus.“, knirscht der Schwarzhaarige und stemmt sich vom Boden hoch. „Jetzt macht schon das ihr von mir runter kommt.“ Der Drachenhüter hält sich heraus, seine Augen versuchen die Höhle zu erkunden. Merkwürdigerweise gibt es hier ein indirektes Licht, wenn auch sehr dunkel und nicht zu orten. Justus kann nicht sagen ob es von den glitzernden Wänden kommt oder das Glitzern von einer verborgenen Lichtquelle ausgelöst wird. Mit Sicherheit weiß er aber, das sie sich in der Nähe ihres Zieles befinden. Dieser Ort ist genau Beschrieben worden, er braucht gar nicht nachzulesen. Alle Strapazen sind von ihm abgefallen. „Wir sind ganz nah am Ziel... wir haben es wirklich geschafft.“, freut sich der Priester und zupft Kristanus am Arm. Jener hilft dem Prinzen gerade auf die Beine. „Alles in Ordnung?“ erkundigt sich der Soldat bei seinem Herrscher. „Geht schon.“, stöhnt Toran und befühlt seinen Kopf. Warm läuft es ihm am Ohr entlang, vorsichtig tastet er sich an der feuchten Spur hinauf und zuckt schließlich zusammen. Bei dem harten Aufprall hat er sich eine Platzwunde zugezogen, aber darum kann er sich später kümmern... wenn alles vorbei ist. „Bist du sicher das wir in der Nähe der Quelle sind? Immerhin ist es hier stockfinster.“, erkundigt sich Toran bei dem Drachenhüter. Kristanus und Justus sehen sich verwundert an... es ist zwar nicht hell hier drin, doch auch nicht so dunkel, das man nichts erkennen kann. „Dann sind meine Augen besser als die euren. Das liegt sicher an der Drachenmagie, die bei allen Drachenhütern wirkt.“, erwidert Justus zögerlich, der Braunhaarige nickt ihm zustimmend zu. Der Prinz muss nicht wissen, das nur seine Augen nichts sehen. „Dann wirst du uns führen.“, bestimmt Toran, der immer noch von Kristanus gehalten wird. „Habt ihr euren Dolch noch?“ erkundigt sich der Krieger, sofort schüttelt der Priester warnend seinen Kopf. 'Wird hell' formt er lautlos diese Worte, aber Kristanus kann seine Frage nicht mehr zurücknehmen. Toran tastet schon nach dieser so wichtigen Waffe, sie befindet sich immer noch an der gleichen Stelle, deutlich kann er die Wärme fühlen... er muss sie nicht auswickeln. „Er ist hier. Wir können weiter.“, teilt er seinen Begleitern mit. „Gut... legt eure Hand auf meine Schulter, ich mache das Gleiche bei Justus.“, bestimmt der Soldat. Zwei Höhlen können sie unbehelligt durchqueren, dann schlägt der Feind zu. Aus dem Fels kommend stürzen sie sich auf die Eindringlinge. Sofort ziehen Toran und Kristanus ihre Schwerter. Das der Thronfolger nichts sieht fällt in diesem schummrigen Licht nicht auf. Geschickt wehrt er die Seelenfresser ab, die ihn bedrängen. Der Schwarzhaarige spürt seine Feinde, da er sich auf seine Augen nicht verlassen kann, konzentriert er sich auf das Böse das sie ausstrahlen. Offenbar hilft ihm auch die Drachenträne die er in seinem Gürtel trägt. Der Priester kauert sich an den Felsen, warum können sie nicht einfach diese dumme Magie zerstören? Zu seinem Glück kümmern sich die Wächter der Quelle nicht um ihn. Diese wollen erst die gefährlicheren Männer ausschalten, bevor sie sich um den Drachenhüter kümmern. Der Krieger fasst einen Entschluss. Kraftvoll kämpft er sich den Weg zu Justus frei. „Hoch mit euch. Ihr und Toran geht zur Quelle. Los, macht schon!“, befiehlt er dem Älteren, keinen Widerspruch duldend. Kristanus packt den Priester an der Schulter und zerrt ihn hart auf die Beine. „Macht schon... wir haben keine Zeit zu verlieren.“, kommandiert der Braunäugige. „Toran... geht mit Justus. Ich halte sie auf.“ „Das geht nicht.“, weigert sich der Prinz, er will nicht noch einen Mann verlieren. „Tut wozu ihr hier seid. Zur Rechenschaft ziehen könnt ihr mich hinterher.“, fordert der Soldat, verschafft den Beiden einen freien Weg. „Ich bring dich um, wenn du nicht überlebst.“, droht der Prinz. Nach kurzen Zögern verlässt er mit Justus diese Höhle. Hastig stolpern sie vorwärts, atemlos bleiben sie am Eingang zur Quellhöhle stehen. „Wie sieht es hier aus? Beschreibt mir alles ganz genau, dann sagt mir was ich zu tun habe.“, verlangt Toran von seinem Begleiter. „Ach... ich kann auch den Dolch herausholen, dann sehe ich genug.“ Schon hat er seine Hand am Griff der Waffe, da legt sich Justus Hand auf die seine. „Herr... ihr werdet nichts sehen. Ihr müsst bei dem Sturz euer Augenlicht verloren haben.“, gesteht ihm der Priester jetzt. „Ihr habt mich angelogen?“ fragt Toran ungläubig. „Nicht direkt... wir haben euch das nur verschwiegen.“, entgegnet der Ältere unbehaglich. „Das ist Haarspalterei.“, knurrt der Blauäugige ärgerlich. „Es ist jetzt nicht zu ändern. Du wirst meine Augen ersetzen... und wehe ich lauf wegen dir gegen den Fels oder stürze über diese.“ „Ich geb mir Mühe... Die Höhle ist rund, in ihrer Mitte befindet sich die magische Quelle. Auf dem Weg zu dieser gibt es keine Felsen die im Weg liegen, allerdings müsst ihr vier flache Stufen überwinden. Ich werde es euch sagen, wenn ihr eine erreicht, ihr dürft nicht straucheln oder stürzen. Seit ihr erst einmal auf dem Weg, dürft ihr nicht mehr abweichen... Habt ihr die schwarze Quelle erreicht, müsst ihr den Dolch in deren Mitte versenken. Ist das vollbracht zieht euch sofort zurück... ich hoffe, das bis dahin Kristanus wieder bei uns ist. Wenn wir nicht unter diesem Turm begraben werden wollen, müssen wir einen Ausgang finden.“, schließt der Drachenhüter seine Ausführungen. „Warum führt ihr mich nicht hin? Das wäre doch viel einfacher.“, hakt der Schwarzhaarige nach. „Das geht nicht... nur wer berechtigt ist, darf diese Höhle betreten und sich der Quelle nähern.“, erklärt Justus. „Hm... ich glaube nicht, das es der Quelle gefällt, das ich sie zerstören will.“, gibt der Prinz zu bedenken. „Sie wird sich auch mit allen Mitteln wehren... ihr dürft euch durch nichts beirren lassen. Nur an euer Ziel dürft ihr denken... an nichts anderes. Es kann durchaus sein, das euch eure innigsten Wünsche vorgegaukelt werden, aber nichts von alle dem wird real sein.“, warnt der Priester eindringlich. „Schon gut... dreh mich so, das mein Weg direkt zum Mittelpunkt dieser Höhle führt.“, wiegelt Toran ab. Der Drachenhüter packt den Thronfolger an den Schultern und dreht ihn, wie gefordert, zur Quelle. „Versucht möglichst gleichgroße Schritte zu machen, damit ihr nicht vom Weg abkommt. Nach etwa vier Schritten kommt die erste Stufe.“, beschreibt Justus den ersten Teil des Weges. Toran zögert noch einen Moment, nimmt sein Schwert ab und reicht es dem Priester. „Jetzt brauche ich es nicht. Passt gut darauf auf... ach, und benutzt es, wenn es nötig ist.“ Mit dem Dolch in der Hand schreitet der künftige König Gesyrias seiner Bestimmung entgegen. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Die Geschichte neigt sich langsam dem Ende zu. *nick* Zeit, euch für euer Interesse zu danken. *knuddel* *Eisbecher spendier* Im nächsten Kapitel wird es sich zeigen, ob Toran und Serena, die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen können oder nicht. Bis zum nächsten Mal eure night-blue-dragon Hosted by Animexx e.V. 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