Gesyria von night-blue-dragon ((Der Kampf um Macht und das Überleben der Drachen)) ================================================================================ Kapitel 38: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- Kapitel 38 Die Ruhe vor dem Sturm Baltrok ist sauer... gerade hat er die kleine Notiz von Serena gefunden. Diese Frau zu schützen ist eine unlösbare Aufgabe, ständig bringt sie sich in Gefahr. Das schlimmste ist die Ungewissheit in der er sich gerade befindet. Als würde es nicht reichen, das er sich um Toran größte Sorgen machte, nein... jetzt kommt auch noch die Sorge um Serena hinzu, ganz zu schweigen von der gespannten Lage in Gesyria. Mit dem Erscheinen Gunnars ist seine Bürde nicht mehr ganz so groß, aber immer noch groß genug, vor allem wenn man einer Königin wie Serena dient. Die Soldaten die ihm begegnen ziehen vorsichtshalber ihre Köpfe ein, wenn ihr Heerführer so schlecht gelaunt ist, ist es zweifellos besser ihm nicht zu oft über den Weg zu laufen. Rowina kann ihn nur bedingt mit Neuigkeiten versorgen, der Rotblonde erfährt von der erfolgreichen Rettung des Freundes der Königin. Auch die Nachricht über den Angriff der Seelenfresser dringt bis zu ihm vor. Allerdings bricht dann die Nachricht ab... Rowina wird nicht weiter informiert. Die Nerven von allen sind zum zerreißen gespannt, Baltrok lässt alles für den Aufbruch vorbereiten. In drei, vier Tagen ist seine Arme Abmarschbereit... er kann auf seine Gefühle keine Rücksicht mehr nehmen. Drei Tage nach Serenas Verschwinden, wird er kurz vor Sonnenaufgang geweckt. Der wachhabende Soldat ist ganz aufgeregt. „General... General, wacht auf. Die Königin ist zurück... sie will euch sofort sprechen.“, platzt der Mann in das Zimmer des Heerführers. Dieser sitzt senkrecht im Bett, schickt den Soldaten wieder auf seinen Posten, zieht sich hastig an und sucht die Herrscherin Gesyrias auf. Im Audienzzimmer findet er sie. „Herrin mit allem Respekt euer Verhalten ist unmöglich, ich sollte euch übers Knie legen. Wie soll ich euch beschützen, wenn ihr immer heimlich verschwindet und euch so leichtsinnig in Gefahr bringt?“ macht der Rotblonde seiner Sorge Luft. „Ich freu mich auch dich wiederzusehen Baltrok.“, grinst Serena breit, sie nimmt ihm seinen Ausbruch nicht übel. Seto allerdings fixiert den Hünen mit einem eisigen Blick, er kann den Mann noch nicht einordnen. Die junge Frau weiß wie sie ihren Heerführer wieder beruhigen kann, rasch tritt sie an ihn heran, stellt sich auf die Zehenspitzen und flüstert ihm einige Worte ins Ohr. Sein Verhalten ändert sich sofort, sein Blick wird sogleich weicher. Die Blauäugige holt den Brief Torans aus ihrer Weste heraus und gibt ihn Baltrok. Zu gern hätte dieser ihn sofort gelesen, es kostet ihn reichlich Überwindung das Schreiben ohne einen weiteren Blick, unter seinem Hemd zu verstauen. „Danke, Herrin.“, sagt er schlicht und verbeugt sich leicht vor ihr. „Schon gut... ich weiß ja, das es nicht leicht mit mir ist.“, erwidert sie lächelnd. „Jetzt gibt es aber dringendere Dinge. Erst einmal stelle ich dir Seto Kaiba vor, er ist mein Freund und ihn musste ich unbedingt retten, deswegen bin ich vor drei Tagen verschwunden.“ Jetzt erst registriert der Hüne den Begleiter seiner Regentin. Seine grauen Augen mustern den Brünetten, dann er verbeugt sich vor ihm. „Ich bewundere euren Mut. Ein Leben an der Seite dieser Königin ist bestimmt nicht einfach.“, sagt Baltrok und meint es völlig ernst. Unwillkürlich lächelt Kaiba. „So schlimm ist es nun auch wieder nicht.“, erwidert er grinsend. „Hey... kriegt euch mal wieder ein.“, beschwert sich die Blauäugige nicht ganz ernst, wird es aber ganz schnell. In knappen Worten setzt Serena ihren Heerführer ins Bild, ein Teil des Berichtes ist ihm bekannt, interessiert hört er der Sache mit den Seelenfressern zu. Zwischen den Worten hört er den Stolz über Torans positive Entwicklung heraus. Doch als er hört, das sich der Thronfolger auf den Weg gemacht hat die schwarze Quelle zu zerstören, schleicht sich Sorge in seinen Blick. „Keine Sorge, Toran schafft das schon. Er ist zum Mann herangereift, du wirst es merken wenn ihr euch wieder seht.“, der leicht anzügliche Unterton in ihrer Stimme entgeht dem Hünen nicht. „Ihr könnt es nicht lassen, nicht wahr?“ seufzt der Grauäugige auf. „Nein... du gehörst ja zur Familie, da musst du durch.“, erklärt sie ungerührt. „Scht... nicht so laut. Wenn das rauskommt...“, bremst Baltrok seine Königin. „Das muss sich ändern, wollt ihr euch den Rest eurer Tage heimlich treffen?“ hakt sie heftig nach. „In eurer Welt mag es ja kein Problem mehr sein, aber hier wird die Liebe zwischen Männern nur hinter verschlossenen Türen geduldet. Mit Sicherheit wird die Bevölkerung es nicht bei seinem künftigen König dulden.“, erklärt Baltrok leise. „Hm... wie du meinst, darum kümmere ich mich, wenn alles überstanden ist. Ich muss aufbrechen. Baltrok, ich vertraue dir das wertvollste in meinem Leben an. Wenn Seto irgendetwas zustößt hast du ein Problem.“, erwidert Serena. Sie wendet sich an ihren Liebsten. „Ich muss los. Seto... ich bringe dich noch nach Hause wenn du willst.“ „Ich habe meine Meinung nicht geändert... ich bleibe.“, lehnte Kaiba ihren Vorschlag rigoros ab. „Das habe ich nicht anders erwartet... ich liebe dich. Pass gut auf dich auf und tu mir den gefallen und höre auf Baltrok. Er weiß was er tut und er hat mein Vertrauen.“, lächelt sie Seto an. Die Zeit des Abschied ist gekommen, innig küsst sich das Paar, dezent wendet sich der Rotblonde ab, er kann die Beiden nur zu gut verstehen. Eine viertel Stunde später sitzt Serena wieder auf dem Pferd und reitet Richtung Osten, so wie es der Graue von ihr verlangt hat. Ihr Herz ist schwer, sie muss Seto zurück lassen, lieber wäre es ihr gewesen, wenn sie ihn hätte nach Hause bringen können... dort wäre er sicher gewesen. Doch das hat Seto rigoros abgelehnt... das ist ja so typisch für ihn. Innerlich seufzt sie, ein Charakterzug den sie an ihm liebt. Urplötzlich taucht der graue Drache vor ihr auf, hart pariert sie ihren Hengst durch. Jetzt wird sie den Drachen begegnen, sie wird in kürzester Zeit lernen müssen, was sie schon längst wissen müsste. Nachdem Serena Seto verlassen hat um die weißen Drachen aufzusuchen, kommt sich der Brünette erst etwas überflüssig vor. Um diesem Gefühl zu entkommen streift er durch die Stadt, gesellt sich zu den Soldaten. Überall herrscht nur ein Gesprächsthema vor - der Krieg. Unabwendbar rückt er näher und die Hoffnung aller ruht auf Serena, nur sie kann das Unausweichliche ändern. Jeder weiß, wohin die Königin unterwegs ist, sie bewundern ihren Mut, denn seit fast einem Jahrhundert hat es niemand mehr gewagt die Drachen aufzusuchen. Vor ewigen Zeiten lebten Beide - Drachen und Menschen - gemeinsam in dieser Ebene. Doch - wie die Natur des Menschen ist - hielten sie sich für besser und beanspruchten immer mehr Raum für sich und drängten die Drachen immer weiter zurück. Verzweifelt hat König Deringar versucht dies zu verhindern, doch stand er auf verlorenem Posten. Er war schon alt und seine Tochter Letizia, die seine Nachfolge antreten sollte, verliebte sich in einen Mann, der nicht hierher gehörte... sie folgte ihm in seine Welt. Um das Band zu retten, das Menschen und Drachen verband, schlossen Deringar und Sheherazade, die weiße Drachenkönigin, einen Pakt. Das Zweitgeborene Letizias sollte die Seele des letzten weißen Drachenjungen in sich tragen, um gemeinsam aufzuwachsen, um wieder eine Verbindung zwischen ihren Arten herzustellen. Genau nach 22 Jahren wollte man sie wieder trennen. Dieser Tag nähert sich ebenso wie der Krieg. Das haben alle Geschichten und Legenden gemeinsam... die Zeit läuft ihnen davon. Da Seto seine Freundin nicht abhalten kann zu tun, was sie ihrer Meinung nach tun muss, will er sie unterstützen so gut es ihm möglich ist und beginnt mit dem Schwertkampf. Zuerst ist es ungewohnt mit dem Katana umzugehen, aber mit Hilfe seines eisernen Willens und seines Ehrgeizes wird er immer geschickter... als sie aufbrechen, beherrscht der Brünette es perfekt. Er reitet schweigend hinter den beiden Kriegsherren und ihren Generälen, nur das Pferdegetrappel und das Klappern der Rüstungen unterbricht die Stille. Auch er trägt eine über seiner Lederkluft. Sie besteht aus einem Brustpanzer aus geschwärztem Metall, der ist leicht und doch äußerst stabil, Ebenso gehört ein Schulterschutz und einr Art Schienbeinschoner dazu. Auf seinem Brustpanzer prangt vorne und hinten ein weißer Drache, an seinem Schulterschutz ist ein Umhang befestigt, an seiner Hüfte hängt sein Schwert. Auf den dazugehörigem Helm mit Federbusch hat er verzichtet, Seto kommt sich so schon albern vor, da ist es das Letzte, das er sich auch noch einen Federbusch auf den Kopf setzt. Etwas steif rutscht Serena von dem grauen Drachen herunter... sie hat gerade ihren zweiten Drachenflug hinter sich. Sheherazade wartet schon auf die Schwarzhaarige, kommt mit dieser doch auch die Seele ihres Sohnes. „Schön das du gekommen bist, Serena.“, begrüßt die weiße Drachendame die Schwarzhaarige. „Hatte ich eine andere Wahl?“, erwidert diese mit einem leicht bitteren Ton in der Stimme. „Ich weiß... ich danke dir trotzdem.“, sagt Sheherazade sanft. Serena sieht sich um, verwundert bemerkt sie die Menschen, die sich hier aufhalten. „Das sind Drachenhüter, genau wie Justus. Nur leben sie mit uns und lernen von uns das Zusammenspiel der Magie. Sie werden dir helfen, deine Kräfte frei zusetzen.“, erklärt der weiße Drache ungefragt. „Interessant, wie kommen sie her? Soweit ich gesehen habe, liegt dieser Ort tief im Gebirge. Nicht zugänglich für einen Menschen.“, wundert sich die Schwarzhaarige. Drakos Mutter lächelt die junge Frau milde an, „Kannst du es dir wirklich nicht vorstellen?“ hakt sie nach. Irritiert schaut Serena zu dem Drachen hoch, sie kann ihr im Moment gar nicht folgen. Drakos hilft ihr auf die Sprünge. 'Denk an die Drachenträne.', macht er sie auf den magischen Stein aufmerksam. Natürlich... die Drachentränen, daran hätte sie auch denken können. Peinlich berührt zieht eine leichte Röte über ihr Gesicht. „Das muss dir nicht unangenehm sein, Serena. Du hast soviel in so kurzer Zeit lernen müssen, ganz ohne Anleitung und Erklärungen. Ich bin stolz auf dich, das du das alles so souverän meisterst.“, bewundert Sheherazade die junge Frau aufrichtig. „Danke... Ich habe ein hartes Leben gehabt, mir wurde nichts geschenkt. Seit meinem zehnten Lebensjahr musste ich um jeden Tag meines Lebens kämpfen. Es ist daher auch nicht ungewohnt es hier zu tun.“, wiegelt die Blauäugige ab. Nachdenklich blicken die topasfarbenen Augen auf den Menschen herunter, Sheherazade hat lange überlegt ob sie Serena ihren Sohn zeigen soll... bis eben war sie noch zu keinem Entschluss gekommen. „Willst du Drakos Körper sehen?“ fragt sie spontan. „Seinen Körper?“ hakt Serena überrascht nach. „Sicher... seinen Körper. Du trägst seine Seele in dir, aber wenn ihr getrennt werdet, muss Drakos doch auch einen Körper haben, in dem seine Seele zu Hause ist.“, klärt die Drachendame die Königin Gesyrias auf. 'Meinen Körper.', haucht Drakos ehrfürchtig, daran hat der Drache nie einen Gedanken verschwendet, ebensowenig hat es Serena getan. „Das würde ich wirklich sehr gern.“, erwidert sie schließlich. „Gut... dann folge mir bitte.“, fordert Sheherazade die Schwarzhaarige auf. Das es sich um ein längliches Tal handelt, konnte Serena aus der Luft erkennen, auch das es riesige Ausmaße hat. Von einer Seite zur anderen, der Länge nach, sind es bestimmt sechs stramme Tagesritte. Von einer langen Seite zur Anderen, an der breitesten Stelle, sind es sicher vier. Den größten Teil dieses Tales nimmt ein scheinbar undurchdringlicher Wald ein, es gibt aber auch genügend Grünland, auf dem die Drachenhüter alles für ihren Lebensunterhalt anbauen können. Mehrere Wasserfälle speisen den Fluss, der durch das ganze Tal führt. So ziemlich in der Mitte, am tiefsten Punkt, hat sich ein großer See gebildet, in dem die unterschiedlichsten Fische leben... genug für Mensch und Drachen. Serena drängt sich der Eindruck auf, das sich hier fast die ganze Drachenpopulation aufhält. Auf die diesbezüglich gestellte Frage, antwortet die Drachendame. „Dein Eindruck täuscht dich nicht. Bis dieser Zweikampf beendet und die Trennung eurer Seelen abgeschlossen ist, werden sie sich hier aufhalten. Die jungen Drachen werden dich im Kampf gegen Cougar unterstützen. Sie sind jetzt hier um dir bei deiner Ausbildung zu helfen.“ „Cougar? Du weißt wie mein Gegner heißt?“ will die junge Frau überrascht wissen. „Ja... mehr konnten wir allerdings nicht herausfinden. Nur so viel wissen wir; das Ritual der Verschmelzung ist vollständig abgeschlossen und der Name deines Gegners lautet Cougar. Auch er wird in den nächsten Tagen seine Fähigkeiten trainieren. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, derjenige, der am besten vorbereitet in den Kampf zieht, hat die größten Chancen diesen zu gewinnen.“, informiert Sheherazade die Regentin. „Dann ist dieser Cougar im Vorteil, denn immerhin haben sich die Zwillinge bewusst für diesen Schritt entschieden. Sie wissen was auf die zukommt und sie sind bösartig, eine schwer zu schlagende Kombination.“, seufzt Serena, dann grinst sie. „Aber er kennt nicht meine Entschlossenheit und meinen Willen. Vermutlich wird er auch nicht damit rechnen, das ihr mich unterstützt.... wie auch immer das sein wird.“ „Das wirst du bald lernen.“, verspricht der Drache und fällt dann in tiefes Schweigen. Im Augenblick gibt es nichts mehr zu sagen. Sheherazade weiß, das es für Serena sehr schwer werden wird, in so kurzer Zeit in Vollbesitz ihrer Möglichkeiten zu kommen. Es wird sie an den Rand ihrer physischen Kräfte bringen, sie wird kaum genug Erholung finden um frisch in den Kampf ziehen zu können. Der Weg zu ihrem Ziel steigt inzwischen wieder stetig an, den See haben sie hinter sich gelassen und befinden sich jetzt im Wald. Von hier unten sieht er gar nicht mehr so undurchdringlich aus, im Gegenteil. Serena hat eher das Gefühl sich in einem riesigen Park zu befinden. Überall findet das Sonnenlicht den Weg auf den Waldboden und die Drachen können sich ungehindert zwischen den Bäumen bewegen. Es würde die Schwarzhaarige nicht im geringsten wundern, wenn jetzt noch Einhörner erscheinen würden... wie es sich für einen Zauberwald gehörte. Stattdessen sieht sie mehrere weiße Drachen, Serena muss lächeln. 'Du lächelst?' erkundigt sich ihr kleiner Untermieter, der sich einer gewissen Aufregung nicht entziehen kann. Denn er würde bald seinen Körper sehen... er würde sehen wie er aussieht. 'Ja... ich musste gerade an Einhörner denken.', antwortet Serena. 'Einhörner?' hakt Drakos verdutzt nach. 'Ja... Einhörner. In meiner Welt gehören sie zu den Fabelwesen, wie übrigens auch die Drachen.', erklärt sie ihm. 'Was ist an ihnen so besonders?' versucht sich der Jungdrache abzulenken. 'Wie gesagt sind sie Fabelwesen. Es heißt, nur wer reinen Herzens ist kann sie erkennen und wird vom Glück gesegnet. Dieser Wald hier ist so märchenhaft, es würde mich nicht wundern sie hier anzutreffen.', erklärt die junge Frau ihrem 'Untermieter'. 'Bist du enttäuscht sie nicht zu sehen?' bohrt Drakos weiter. 'Ach Drakos... wie könnte ich enttäuscht sein. Schau doch genau hin... die weißen Drachen sind wie sie, es fehlt ihnen nur das magische Horn auf der Stirn.' Serena ist stehen geblieben und lässt ihren Blick durch den Wald schweifen um ihrem kleinen Freund sehen zu lassen, was auch sie sieht. 'Sie sind viel schöner als die Einhörner. Und ich habe das große Glück, die Seele eines weißen Drachens zu beherbergen.', beendet die Schwarzhaarige ihre Ausführung. Tatsächlich erfüllt sie gerade tiefer Frieden, am liebsten würde sie sich hier hinsetzen und einfach nur den Zauber des Waldes auf sich wirken lassen. Unterdessen hadert Justus mit seinem Schicksal. Seit Stunden sind sie schon unterwegs, die Sonne brennt heiß vom Himmel, jeder einzelne Knochen tut ihm weh. Ganz abgesehen davon, das ihm sicher ein Großteil seiner Haut abhanden gekommen ist. Und zwar der Teil, mit dem er auf dem Pferd sitzt. Will der Prinz denn gar keine Pause machen? „Können wir nicht eine Rast einlegen?“ fragt der Priester gequält. „Nein!“, lehnt der Schwarzhaarige rigoros ab. „Aber Herr...“, setzt der dickliche Mann an. Genervt hält Toran sein Tier an, mühsam beherrscht er sich. Wenn Justus nicht so wichtig wäre, hätte er ihn schon nach der ersten halben Stunde nach Hause geschickt. So ein Jammerlappen ist ihm noch nie begegnet. „Justus...“, fährt er den Priester gepresst an. „... ein für alle Mal. Vielleicht ist euch die Wichtigkeit und Dringlichkeit dieses Unternehmens noch nicht bewusst. Wir müssen diese Quelle so schnell wie möglich erreichen und sie zerstören. Es lässt sich nicht verhindern, das wir einen Gewaltritt machen müssen um rechtzeitig dort zu sein. Wir haben maximal eine Woche Zeit, dann muss Serena gegen diese Geburt der Hölle antreten. Wir wissen auch noch nicht was uns dort erwartet, es wird sicher kein Kinderspiel diesen Ort des Bösen zu zerstören. Je mehr Zeit uns für dieses Vorhaben zur Verfügung steht, desto besser. Und jetzt hört genau zu... wir machen nur noch Pause damit die Pferde verschnaufen können. Sonst nicht. Habe ich mich jetzt verständlich ausgedrückt?“ Der unglückliche Mann nickt zaghaft, nervös kaut er auf seiner Lippe. „Ich habe doch gesagt, das ich nicht geeignet bin.“, rutscht es ihm heraus. „Aber das Schicksal hat euch ausgesucht... so wie es Serena und all die anderen ausgesucht hat diese Aufgabe zu meistern.“, kontert der Thronfolger. „Georgius und Angus, ihr nehmt den Priester in die Mitte, damit er uns nicht noch vom Pferd fällt.“, weist Kristanus die beiden Soldaten an und entschärft damit die Situation. Die kleine Gruppe setzt ihren Weg fort, Justus leidet nur noch still vor sich hin und hofft inständig auf eine baldige Nachtrast. Er muss sich bis zum Sonnenuntergang gedulden, aber das Schicksal meint es nicht gut mit ihm. Nach nur zwei Stunden Rast geht es weiter, Toran hat beschlossen den Vollmond auszunutzen, sobald dieser hoch am Himmel steht, brechen sie wieder auf. An dem Thronfolger, Kristanus und seinen Männern geht dieser Gewaltritt auch nicht spurlos vorbei. Sie spüren jeden einzelnen Knochen in ihrem Leib, doch sie haben ein festes Ziel vor Augen, das lässt sie alles ertragen. Der Priester gewöhnt sich allmählich an diese Strapazen und nur ab und an entfleucht ihm ein leichter Seufzer. Am Nachmittag des dritten Tages, nach ihrem Aufbruch, erreicht die Gruppe den alten Rastplatz der Zwillinge. Sie entschließen sich hier eine längere Pause zu machen und am nächsten Morgen mit der Suche nach dem Eingang zu beginnen. Routiniert erledigen Angus, Ronald und Georgius die Aufgaben des Lageraufbaus. Toran und Kristanus kümmern sich um die Pferde, die diese Pause mehr als verdient haben. Justus vergleicht die niedergeschriebene Beschreibung mit den tatsächlichen Gegebenheiten. Zufrieden stellt er fest, das sie fast am Ziel sind. Die Männer sind müde, nach einem spärlichen Abendessen, rollen sich alle in ihre Decken ein und versuchen zu schlafen. Lediglich der Wächter lauscht auf die Geräusche der Nacht und legt dann und wann Holz auf das Lagerfeuer. Toran kann nicht sofort einschlafen, obwohl sein Körper dringend dieser Erholung bedarf. Seine Gedanken wandern zu einem gewissen rotblonden Hünen. Ob er ihn je wiedersehen wird? Wieder in seinen Armen liegen kann? Mehr denn je vermisst er Baltrok, dessen Stärke, Zuversicht, Mut und nicht zuletzt dessen Liebe. Über diese Gedanken schlummert der Prinz ein. Kaum ist er eingeschlafen, da wird er auch schon wieder an der Schulter gerüttelt. „Herr... es ist an der Zeit. Die Sonne geht auf.“, weckt ihn Kristanus. Toran fühlt sich wie gerädert, sein Körper weist keine Spur von Erholung auf. Ein Blick in die Runde zeigt ihm, das es den Anderen genauso ergeht. Schwerfällig erhebt sich der Thronfolger, viel lieber würde er liegen bleiben. „Das liegt an dem dunklen Zauber der über dieser Gegend liegt.“, bemerkt der Priester. „Es geht jedem so, wehrt man sich nicht dagegen, bleibt man einfach liegen und stirbt irgendwann.“ „Hättet ihr das nicht eher sagen können? Wir hätten an einem anderen Ort Übernachten können.“, wirft Toran Justus vor. „Entschuldigt Herr. Aber leider entzieht es sich meiner Kenntnis wie weit die dunkle Magie reicht. Hättet ihr vorher längere Rasten eingelegt, wären wir alle nicht so erschöpft.“, kontert der Priester aufgebracht. Das Blut des Schwarzhaarigen gerät in Wallung. Mit welchem Recht, redete Justus so mit ihm? Immerhin gehört er der königlichen Familie an... ist der Thronfolger. Zornig blitzen seine Augen auf. „Wie könnt ihr es wagen, so mit mir zu reden?“ fährt er den dicklichen Mann an. „So wie ihr es verdient. Ihr seit nichts anderes als ein...“, wehrt sich dieser heftig, wird noch rechtzeitig von Kristanus unterbrochen. „Justus... Stopp! Sagt nichts, was ihr bereuen könntet.“, warnt der erfahrene Soldat. Er selbst spürt eine gewisse Aggressivität in sich, in so einer Situation ein völlig ungewohntes Gefühl. „Sagt Priester, kann es sein, das die finstere Magie uns aggressiv macht?“ erkundigt er sich bei Justus. Dieser hält verblüfft inne... natürlich, solch negative Empfindungen hat er sonst nicht. Nie im Leben würde er dem künftigen König Vorwürfe machen. Flammende Röte überzieht sein Gesicht. Auch Toran kommt bei dieser Frage zur Besinnung, er darf sich nicht einfach so gehen lassen... gerade er muss den Überblick behalten. „Danke Kristanus.... Justus es tut mir Leid, das ich so heftig reagiert habe.“, entschuldigt sich der Thronfolger bei dem Priester. „Ich muss mich bei euch entschuldigen, Herr. Ihr habt völlig recht, ich hätte es voraussehen müssen. Wir nähern uns der schwarzen Quelle, selbstverständlich werden ihre Hüter versuchen unliebsame Besucher von ihr Fern zu halten.“, bittet Justus seinerseits um Entschuldigung. „Bevor ihr euch jetzt streitet wer sich entschuldigen soll oder wer nicht.... Justus, noch eine Frage. Haben wir mit noch mehr Überraschungen dieser Art zu rechnen?“, mischt sich Kristanus wieder ein. „Tja... das kann ich auch nicht sagen. In den Schriften steht dergleichen nicht. Aber es ist sicher besser, wir rechnen mit allem.“, antwortet Justus ehrlich. Angus und Ronald haben inzwischen die Pferde gesattelt, Georgius hat das Feuer gelöscht, alles zusammen geräumt und verstaut jetzt alles auf den Tieren. Die drei Soldaten sitzen auf und warten ab. Toran geht zu seinem Pferd, steigt auf. „Ihr habt wohl keine Ahnung, wo genau wir den Zugang finden?“ fragt der Schwarzhaarige hoffnungsvoll. „Die habe ich leider nicht Herr.“, bedauert Justus aufrichtig. Der inzwischen auch nur noch den Wunsch hat, seine Aufgabe zu erledigen um endlich wieder nach Hause reiten zu können. „Dann teilen wir uns auf. Justus reitet mit Kristanus und Georgius. Angus und Ronald kommen mit mir.“, bestimmt Toran die Aufteilung. Wortlos trennen sich die beiden Gruppen, genauso schweigend suchen sie nach dem Zugang zu dem Tal, in dem sich die unselige Quelle befindet. Justus erfasst eine nie gekannte Erregtheit. Er wird der erste Drachenhüter überhaupt sein, der diesen dunklen Ort zu sehen bekam. Er kann es kaum noch abwarten ihn vor die Augen zu bekommen. Der Priester nimmt sich vor alles genauestens aufzuzeichnen, jedes Geschehen so detailliert wie nur möglich nieder zu schreiben. Es ist unabdingbar, das die nachfolgenden Generationen über alle Vorkommnisse bis ins Kleinste informiert sind. Niemand soll in ferner Zukunft, ganz ohne das Wissen der Begleitumstände auskommen müssen. Eine dunkle Linie in der hoch aufragenden Felswand, erregt seine Aufmerksamkeit. „Seht ihr das auch Kristanus?“ fragt er den Braunhaarigen aufgeregt. „Ja... jetzt wo ihr es sagt. Ob es der von uns gesuchte Zugang ist?“ bestätigt der Soldat. „Wir müssen dichter ran, dann kann ich es euch sagen.“, erwidert der Priester, seine Wangen färben sich vor Erregung rot. Sie lassen ihre Pferde antraben, am Fuß der Geröllhalde, die zu dem Spalt führt, halten die Drei ihre Tiere an. Justus springt aus dem Sattel und stolpert eilig den kleinen Hang hinauf. Kristanus beeilt sich ihm zu folgen, Georgius bleibt bei den Pferden. Oben am angekommen verhält der Priester atemlos, kurz darauf schließt der Braunhaarige zu ihm auf. „Und? Ist das hier der Zugang?“ erkundigt er sich und betrachtet zweifelnd den engen Gang. „Ja... das ist der Zugang.“, haucht der Priester ehrfürchtig. „Ich kann das Böse, das von dem Ort hinter diesem Spalt ausgeht, deutlich spüren.“ Nur mühsam kann er sich von der Schwärze des Durchgangs lösen. Er sieht den Mann an seiner Seite an. „Wenn wir hier durch gehen, sind wir nahezu am Ziel. Toran sollte so schnell wie möglich kommen. Wer weiß wie lange dieser Zugang bestehen bleibt.“, informiert Justus den Soldaten. „Gut... ich schicke Georgius um die Anderen zu holen. Wartet hier, ich bin gleich wieder zurück.“, entgegnet Kristanus und wendet sich sofort um und klettert den Hang wieder hinunter. Gibt dem Wartenden entsprechende Anweisungen, als dieser los reitet, richtet er den Blick wieder nach oben... von Justus ist keine Spur zu sehen. „Dieser verdammte Priester...“, flucht der Soldat. „... der wird doch nicht schon weiter gegangen sein?“ Hastig erklimmt er den Geröllhang wieder, Justus ist tatsächlich nicht mehr hier. Kristanus überlegt kurz sein weiteres Handeln, entschließt sich dem Priester zu folgen. Noch einmal tief Luft holend, den Griff seines Schwertes fest umklammernd betritt er den Zugang zu dem Tal der schwarzen Quelle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)