Gesyria von night-blue-dragon ((Der Kampf um Macht und das Überleben der Drachen)) ================================================================================ Kapitel 33: Die schwarze Quelle ------------------------------- Kapitel 32 Die schwarze Quelle „Habt ihr denn gar keinen Respekt? Toran ist euer künftiger König.....Ihr seid es wahrlich nicht wert, für euch zu sterben.“ Serena blickt sich unter den Soldaten um, betreten sehen einige auf ihre Schuhspitzen, andere weichen ihrem Blick aus...... Keuchend kommt ein dicklicher, älterer Mann angelaufen, seiner Kleidung nach zu urteilen, ist er ein Priester, nach Atem ringend bleibt er am Eingang zur Kaserne stehen. Überrascht sieht er sich um, wieso ist es hier denn so still? Normaler Weise macht Justus einen großen Bogen um diesen Ort, heute hat er aber eine Nachricht erhalten, die er sofort weitergeben muss. Der dickliche Priester wurde angewiesen, dem Thronfolger mitzuteilen, das dessen Vater abgedankt und Gesyria eine Königin hat. Diese Information ist auf telepathischen Wege gekommen, völlig unerwartet. Deswegen ist der Priester aufgeregter als sonst, wenn er sich diesen Soldaten nähert. Die Blicke der Soldaten richten sich auf den dicklichen Mann, dieser fühlt sich äußerst unbehaglich. Sein Blick fällt auf Serena, vor ihr im Staub, kniet dieser Kristanus. Schadenfreude flammt kurz bei dem Priester auf. Endlich hat der Braunhaarige bekommen, was er verdient hat. Sich innerlich zur Ordnung rufend, betrachtet Justus wieder die Frau. Schön ist sie, schwarze Haare hat sie und auf ihrem Rücken kann er zum Teil einen Drachen erkennen. Gute Augen hat er schon immer gehabt, zielstrebig steuert der Priester auf die Frau zu. „Herrin, entschuldigt, ihr seid doch....“, Serena hebt kurz die Hand und unterbricht den Priester dadurch. Ihr unnachgiebiger Blick ruht weiterhin auf Kristanus, „Bis Sonnenuntergang will ich hier eine ordentliche Kaserne sehen. Habe ich mich klar ausgedrückt?“ Der angesprochenen Soldat nickt, an seinem Körper gibt es keine Stelle, die nicht weh tat. Auch sein Stolz hat gelitten, dennoch kommt er nicht umhin, diese Frau zu bewundern. Mit Leichtigkeit hat sie ihn getroffen, mehr als einmal hätte sie ihn töten können. Doch tat sie es nicht. Als er ihr jetzt in die Augen sieht und die Unnachgiebigkeit darin erkennt, wünscht er sich seinen König so. Zum ersten Mal fragt er sich, ob er nicht über das Ziel hinausgeschossen ist, was sein Umgang mit dem Thronfolger betrifft. „Was ist? Bekomme ich heute noch eine Antwort? Noch etwas....du bist dafür verantwortlich, das hier alles reibungslos läuft, nur damit keine Missverständnisse aufkommen.“ Ihr Blick fixiert jetzt Ronald, dem brach sofort der Schweiß aus, unruhig verlagert er sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Kannst du nicht stillstehen?“, fährt sie den Soldaten an. Viel Ahnung hat sie nicht, was den Umgang mit Soldaten angeht, aber eins weiß sie. Sie haben stillzustehen, wenn eine höher gestellte Person vor ihnen steht. Mochten diese Männer auch noch nicht wissen, das Serena ihre Königin ist, so reicht allein schon die Tatsache, das sie die Cousine des Thronfolgers ist, um die Blauäugige deutlich über die Soldaten zu stellen. Immer noch mehr als verärgert, hat sie nicht vor, solche, wenn auch minimalen, Fehltritte zu dulden. Erschrocken steht Ronald stramm und salutiert. Mit wenigen Schritten ist Serena bei ihm, „Du warst also im Quartier deines künftigen Königs?“, fragt sie gefährlich leise. „Ja, Herrin.“, antwortet er ihr. „Wie sieht es jetzt dort aus?“ stellt Serena lauernd ihre nächste Frage. Ronald schluckt, unsicher sucht sein Blick den von Kristanus. „Der kann dir nicht helfen.“, beendet sie den Versuch dazu. Kristanus hat auch nicht vorgehabt, irgendetwas zu signalisieren. Die schwarzhaarige Frau wirkt wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch, auf keinen Fall will er der Auslöser dieser Explosion sein. „Es ist ziemlich unordentlich.“, ringt sich Ronald zu einer Antwort durch. „Du hast eine Stunde Zeit, es wieder herzurichten. Eine Stunde, keine Minute länger.“, befiehlt sie ihm. „Ja, Herrin. Eine Stunde.“, bestätigt er, rührt sich aber nicht vom Fleck. „Was ist? Die Zeit läuft.“, fordert sie ihn noch mal auf. Wie der Blitz verschwindet er in dem Gebäude, um den Befehl auszuführen. Jetzt wendet sich Serena dem Priester zu, sie würdigt die Soldaten keines Blickes mehr. Die blauäugige Frau erwartet jetzt einfach, das ihr Befehl ausgeführt wird. Freundlich richtet sich ihr Blick auf den Priester, der wird glatt rot. ‚Sie ist es, niemand sonst hat so blaue Augen.’, denkt dieser aufgeregt. Kristanus erhebt sich wieder, mit einer Kopfbewegung gibt er seinen Soldaten zu verstehen, das sie sich zurück ziehen sollen. Erleichtert kommen sie dieser Aufforderung sofort nach. In diesem Augenblick fällt der Priester vor Serena auf die Knie, bevor sie reagieren kann, begrüßt der Priester sie ganz offiziell, „Eure Hoheit, seid in Theros willkommen. Sprecht einen Wunsch aus und er wird erfüllt.“ „Ich dachte du wüsstest, wo diese ominöse Quelle ist. Jetzt suchen wir schon seit Stunden danach.“, nörgelt Rupert. Genau wie Seto, ist er es nicht gewohnt, so lange auf einem Pferd zu sitzen. Im Augenblick vermisst er die moderne Welt, in der er einen grossteil seines Lebens verbracht hat, ziemlich deutlich. „Eine genau Ortsbeschreibung stand nicht in den Schriften. Schließlich sollte sie ja nicht gefunden werden.“, giftet Rudger zurück. Er hat sich das auch leichter vorgestellt, diese Quelle zu finden. Aber leider gibt es keine genaue Ortsbeschreibung, wo sie zu finden ist. So suchen die Brüder sich ein geschütztes Plätzchen für ihr Nachtlager, ausgeruht würde ihre Suche am nächsten Tag, bestimmt von Erfolg gekrönt sein. Noch vor Sonnenaufgang stehen die Brüder wieder auf. Rupert streckt seine steifen Knochen. Ihn trifft es hart, so auf dem Boden zu kampieren, ist er überhaupt nicht gewohnt. Entsprechend schlecht ist seine Laune, die er auch prompt an seinem Bruder auslässt. „Ich hoffe für dich, das du diese dämliche Quelle heute findest. Ansonsten ziehe ich mein Einverständnis zurück und du kannst sehen, wie du mit meiner Stieftochter klar kommst.“, knurrt er übellaunig. Rudgers Laune ist auch nicht die Beste, gereizt gibt er zurück, „Stell dich nicht so an, mir wäre es auch lieber, wenn ich genau wüsste, wo ich die schwarze Quelle finden könnte. Aber leider gab es keine genaue Wegbeschreibung. Anstatt hier rumzunörgeln, solltest du lieber mitsuchen.“ Pure Ironie liegt in Ruperts Stimme, „Aber gerne doch, geliebter Bruder, sagst du mir auch, wonach ich Ausschau halten soll?“ „Du wirst es wissen, wenn du es siehst.“, faucht sein Bruder ungehalten zurück. „Jetzt lass uns losreiten. Du dort lang, ich nehm die andere Richtung.“, bestimmt Rudger, schwingt sich in den Sattel und reitet los, ohne auf die Reaktion seines Bruders zu warten. Böse vor sich hinfluchend, erklimmt auch Rupert sein Pferd und macht sich auf den Weg. „Du wirst es wissen, wenn du es siehst.“, äfft er seinen Bruder nach, während sein Blick suchend über die Felsen gleitet. Plötzlich stutzt er, das ist ja interessant, er hält sein Pferd an, beobachtet einen schmalen Felsspalt. Da....wieder kommt ein katzenähnliches Tier, voll Panik, aus dem Spalt hervor. Neugierig geworden steigt Rupert jetzt ab, vorsichtig nähert er sich dieser Felsöffnung. Schließlich erreicht er sie. Bildet er sich das ein oder kommt wirklich ein kühler Hauch des Bösen aus diesem Spalt? Hm, der Durchgang ist ziemlich eng. „Na klasse.“, knurrt Rupert sarkastisch, „Jetzt hab ich den Durchgang gefunden, nur durch kommen wir nicht.“ Na ja, vielleicht weiß sein Bruder ja eine Möglichkeit dadurch zu kommen. Bevor er sich auf den Weg macht, markiert er den Spalt deutlich. Danach reitet er zu seinem Bruder, erst will er ihn ärgern, doch hat er nicht mehr den Nerv dazu. Er will das, was auch immer geschehen wird, hinter sich bringen. Nach gut einer halben Stunde erreicht er seinen Zwilling. „Hey, komm mit, ich hab den Zugang.“, lässt er ihn wissen, wendet sein Pferd gleich wieder und reitet zurück. Es ist ihm egal ob Rudger ihm folgt oder nicht. Wenig später hört er ein Pferd herantraben, kurz darauf ist es auf gleicher Höhe mit seinem. „Willst du mich verkohlen?“ fragt Rudger mürrisch, sein Zwilling nervt ihn im Augenblick unendlich. „Woher willst du das wissen?“ setzt er hinterher. „Du bist lustig, ich erinnere dich an deine Worte: ‚Wenn du es siehst, wirst du es wissen.’“ Rupert wirft seinem Bruder einen genervten Blick zu. „Ich habe es gesehen. Es ist ein Spalt in der Felswand. Der Haken ist, das der Durchgang extrem schmal ist.“, gleichgültig zuckt er mit den Schultern, „Glaube es oder auch nicht, mir egal.“ Schweigend reiten die Zwillinge weiter, schließlich kommen sie an der markierten Stelle an. Sie halten ihre Pferde genau davor an, steigen ab und begeben sich an den Spalt. Auch Rudger kann den Hauch des Bösen wahrnehmen, es ist der Weg, nur wie sollen sie hinein kommen? Prüfend legt er seine Hände an den Felsen, da geschieht es. Ein schwaches Leuchten geht von Rudgers Händen aus, zitternd, ächzend und viel Geröll lösend, weichen die Felswände auseinander. Verblüfft sehen sich die Zwillinge an, Rupert fragt perplex, „Wie hast du das denn gemacht?“ „Keine Ahnung. Aber bevor sich das Tor wieder schließt, lass uns lieber durchgehen.“, antwortet sein Bruder ebenso verwundert wie er selbst. Sie sehen sich an, atmen einmal tief durch, dann geht Rudger als erster in den Spalt. Rupert folgt ihm dicht auf, die Pferde müssen sie zurücklassen, der Spalt ist nicht breit genug. Es ist ein beklemmendes Gefühl, zwischen den Felsen durchzugehen. Der Gang ist gerade so breit, das sie gehen können, ohne mit den Schultern an den Felsen zu stoßen. Rupert blickt nach oben. Das Gestein scheint bis in den Himmel zu reichen, nur ein ganz schmaler blauer Streifen ist zu sehen. Nach ungefähr zwanzig Metern erreichen sie das Ende des Weges. Überwältigt bleiben die Männer stehen, staunend sehen sie sich um. Vor ihnen liegt ein gewaltiger Talkessel, in dessen Mitte ragt ein bizarres schwarzes Felsmassiv in den Himmel. Fast drängt sich der Eindruck auf, das es sich um eine Burg handelt. Der Wald, der den gesamten Talkessel ausfüllt ist Tot. Wie Skelette wirken die rindenlosen Bäume, ihre Kronen sind in einem Geflecht kahler, fast weißer, Zweige verbunden. Das Erdreich ist schwarz und ebenfalls ohne Leben, jedenfalls an den Stellen, die man sehen kann. Immer wieder können die Männer riesige Nebelfelder zwischen den Bäumen erkennen. Die riesigen Pilze, die hier ihr Leben darben, wirken wie Fremdkörper. Unwillkürlich fragt man sich, wovon sie sich ernähren. Entfernt schreit ein Tier seine Todesangst heraus, zu sehen ist nichts und anderes hört man nicht. Rupert räuspert sich, „Kann es sein, das wir genau da hin müssen?“ fragt er seinen Bruder, auf die Mitte des Tales deutend. „Ja, dort ist die Quelle der schwarzen Magie.“, gibt dieser Ehrfürchtig zurück. Wie lange schon hat er davon geträumt diesen Ort aufzusuchen. Jetzt ist es endlich soweit, dort an der magischen Quelle, werden seine Träume in Erfüllung gehen. Eine freudige Erregung erfasst ihn, seine Augen leuchten, die Bedrohung dieser erstarrten Landschaft perlt an ihm ab. Selbst sein Bruder, wirkt erregt, bisher hat dieser die Worte Rudgers angezweifelt, doch jetzt, wo er diese Gegend sieht und das Böse förmlich spüren kann, glaubt er ihm vorbehaltlos. Mit Elan machen sie sich auf den Weg zum Zentrum, erst führt ihr Weg etwas bergab, bald tauchen sie in diesen toten Wald ein. Erst jetzt bemerken sie den modrig-feuchten Geruch und die Dunstschwaden, die zwischen den Bäumen hängen. Der Boden ist sumpfig, bei jedem Schritt versinken sie bis zum Knöchel in dem schwarzen Erdreich und ein leises schmatzendes Geräusch begleitet ihre Schritte, in den Spuren, die sie hinterlassen, sammelt sich schwarzes Wasser. Die Luft wird immer dicker und wärmer, das Atmen fällt den Zwillingen immer schwerer. Auch wenn der Weg gerader wird, ist er nicht ohne Hindernisse. Von oben sehen die Bäume relativ klein aus, doch hier unten, an ihren Wurzeln, erkennt man erst ihre wirkliche Größe. Mannsdicke Wurzeln reichen über den Boden, die Zwillinge werden immer wieder gezwungen über diese zu klettern oder unter ihnen durch zu kriechen. Bald ist ihre Kleidung von schwarzem Erdreich besudelt. Wer ein empfindsames Gemüt hat, wird hier verzagen. Einige der Bäume haben ganz glatte Stämme, andere sind knorrig, haben viele Astlöcher, die die ungebetenen Besucher anstarren. Teilweise sehen ihre Zweige wie lange dürre Finger aus, die nach den Eindringlingen greifen. Huschende Schatten, flüsterleise Stimmen, lassen die Brüder kurz innehalten, suchend drehen sie sich um die eigene Achse, doch sie können nichts finden. Achselzuckend gehen sie weiter, den Blick immer wieder auf das schwarze Massiv gerichtet. Lange haben sie den Eindruck, das sie gar nicht voran kommen, um so überraschter sind sie, als sie direkt am Fuße dieses unheimlichen Felsens stehen. Hier ist die Luft wieder erträglich, es ist hier, wie eine andere Welt, tief atmen die Brüder die klare Luft ein. Dennoch kleben ihnen ihre Sachen, von Schweiß durchnässt, am Körper. Überwältigt sehen sie am Felsmassiv nach oben, so massiv, ist es gar nicht, es besteht aus vielen Türmchen, die mehr oder weniger groß sind. Dennoch ragt es, wie eine unendliche schwarze Wand, vor ihnen hoch, sie senken ihren Blick wieder. Das erste Mal, seit sie dieses Tal betreten haben, zucken sie vor Schreck zusammen. Vor ihnen stehen hünenhafte Gestalten, die in schwarze Umhänge gehüllt sind. Dort, wo das Gesicht in der Kapuze sein sollte, sieht das Schwarz noch dunkler aus. Eine dumpfe Stimmer erklingt, „Was ist euer Begehr?“ Rudger hat eigentlich nicht damit gerechnet, das sich hier jemand aufhalten würde. Doch macht es Sinn, diese dunkle Magie muss doch bewacht werden. Nur stand auch davon nichts in den Schriften, ein Verdacht drängt sich ihm auf. Gibt es nur deshalb keine näheren Informationen über dieses Tal, weil niemand es lebend verlassen hat? Mit dieser Möglichkeit hat er nicht gerechnet, er wählt seine Worte mit Bedacht. „Wir wünschen das Böse in die Welt zu tragen, um dieses ohne Schwierigkeiten zu erreichen, begehren mein Bruder und ich die Verschmelzung unsere Körper in der schwarzen Quelle.“ Unheilvoll glüht es in den tiefen der Kapuze auf, dieses Glühen richtet sich auf Rupert. „Du willst es auch?“ wird nun auch dieser gefragt. Der jüngere Zwilling nickt, „Ich will das auch.“, blitzartig schießen Bilder von Taten durch seinen Kopf, die er gern ausführen würde. Das Glühen der Gestalt wird intensiver, „Ihr seid wahrlich böse, euer Wunsch wird euch gewährt.“, die Stimme klingt sehr zufrieden. „Folgt mir.“, fordert die Gestalt die Brüder auf, dreht sich um, schreitet auf den Felsen zu und.....ist verschwunden. Jetzt zögern die Zwillinge doch, das ist ihnen doch zu befremdlich. Rechts und links von ihnen stehen ebenfalls in Umhänge gehüllte Kreaturen. Lange, dürre Finger kommen zum Vorschein, als sie ihre Arme Richtung Felsen ausstrecken, um den Männern den Weg zu weisen. „Nur das Böse findet hier den Zugang, es ist eure einzige Prüfung.“, tönt eine weitere dumpfe Stimme. Es wird ihnen klar, das es nur in diese eine Richtung geht, ein Zurück gibt es nicht. Sie sehen sich kurz an, atmen noch ein mal tief durch und schreiten auf den Felsen zu. Kristanus fährt herum, ungläubig sieht er auf Serena und Justus, den Priester. Was macht der denn da? Es hört sich ja so an, als wenn diese schwarzhaarige Frau ihre....Königin wäre. Er wird blass, nicht nur er, auch seine Kameraden sehen nicht gerade glücklich aus. Auch Toran sieht überrascht auf den Priester, er hat doch in letzter Zeit überhaupt nichts getrunken, wieso ist ihm so was wichtiges entgangen? Selbst Serena ist erstarrt, so sollte es nicht rauskommen, vor allem, sollte Toran es vor allen anderen wissen und nicht auf diese Weise mit ihnen. Schnell hat sie sich wieder in der Gewalt, packt den Priester am Arm, zieht ihn hoch und mit sich zu ihrem Cousin. Auch diesen nimmt sie am Arm, bringt ihn auf den Weg, „Sofort darein!“, befiehlt sie. Toran versteht was sie will, schnell humpelt er voran und öffnet die Tür. Zügig betritt seine Cousine das Gebäude, zerrt den verdutzten Priester immer noch hinter sich her, kurz darauf schließt sich die Tür hinter Toran. Kristanus und seine Soldaten stehen immer noch verdutzt da. „Was hatte das zu bedeuten?“ fragt Georgius seinen Kameraden. „Keine Ahnung...wir haben auch keine Zeit das herauszufinden. Ihr habt sie gehört, also an die Arbeit.“, befiehlt er ungehalten. Da hat er sich ja ganz schön in die Nesseln gesetzt, nicht nur, das er dem Thronfolger übel mitgespielt hat, nein, er ist auch noch unmöglich gegenüber der Königin gewesen. Er sieht schon schwere Zeiten für sich anbrechen. Seufzend wendet er sich ab, um sich an die Ausführung Serenas Befehl zu machen. Serena blickt ihren Cousin an, dieser sieht schlimm aus, sein Gesicht ist blutverschmiert, die Unterlippe und sein rechtes Auge sind angeschwollen. Bevor sie aber ihren Cousin begrüßt wendet sie sich an den Priester, „Ihr seid doch sicher in der Heilkunde bewandert?!“, ihre Worte sind mehr eine Feststellung, denn eine Frage. Justus nickt, er traut sich nicht zu sprechen, er hat den Eindruck, das er etwas falsch gemacht hat. „Gut, dann geht und holt euere Kräuter um Torans Verletzungen zu versorgen.....“, verlangt sie nun von ihm und fügt hinzu, „.....Und das ohne unterwegs Gespräche zu führen.“ Wieder nickt der Priester, verneigt sich vor ihr und Toran, verlässt dann eilig das Gebäude. Mit schlechtem Gewissen behaftet nimmt er sich vor, in Rekordzeit wieder in der Kaserne zu sein, ohne mit seinen Mitmenschen zu tratschen. Justus ist davon überzeugt, das es besser für seine Gesundheit ist. „Habe ich den Priester richtig verstanden? Bist du jetzt wirklich die Königin dieses Landes?“ will Toran nun von seiner Cousine wissen. Seufzend lässt Serena kurz die Schultern hängen, dann erklärt sie ihm, wie es dazu gekommen ist. „Dann haben dich die Soldaten und das Volk zu ihrer Königin gewählt.“, fasst der Thronfolger zusammen. Mit ruhigen Augen sieht Serena Toran an, „Ja, das haben sie. Ich konnte nichts dagegen tun.“, rechtfertigt sie sich. „Du brauchst dich nicht rechtfertigen. Ich bin ja so erleichtert, im Augenblick wäre ich ein äußerst schlechter König. Aber wenn du jetzt die Herrschaft übernommen hast, bedeutet es auch, das du hier bleibst?“ Hoffend sieht der Schwarzhaarige die junge Frau an. Diese schüttelt verneinend den Kopf, „Ich bin nur schon hier, weil mein Stiefvater meinen Freund hierher entführt hat, nur deswegen. Toran, ich gehöre nicht hierher, wenn ich alles lebend überstanden habe, kehre ich in meine Welt zurück.“ Verwirrt sieht ihr Cousin sie an, dann wankt er leicht. Schnell ist sie bei ihm, stützt ihn, „Komm jetzt setz dich erst einmal, später werde ich dir alles erzählen. Jetzt müssen wir endlich deine Verletzungen versorgen.“, keine Widerrede duldend, zieht sie Toran zu einem Stuhl. Nachdem der junge Mann sich gesetzt hat, sucht Serena nach frischem Wasser. Dabei läuft ihr Ronald über den Weg, diesen schickt sie gleich los, frisches Wasser zu holen. Gerade hat die Schwarzhaarige sich eine Schüssel und saubere Tücher zusammen gesucht, da kommt dieser auch schon wieder. Serena nimmt ihm den Krug mit Wasser ab, auch wenn er schnell mit dem Wasser besorgen gewesen ist, so ist er doch durch seine Kameraden informiert worden. Kaum hat die Frau ihm den Krug abgenommen, verbeugt er sich, nuschelt ein, „Ich muss noch das Zimmer aufräumen.“ Und verschwindet flugs wieder aus dem Raum. Toran kann nicht umhin und grinst, „Du hast ja gehörigen Eindruck bei den Soldaten hinterlassen.“ „Ach, nicht wirklich. Ich war mir gar nicht sicher, das ich diesen Kristanus bezwingen konnte. Aber seine Worte haben mich so wütend gemacht....er hat diese Lektion mehr als verdient. Es ist nur gut, das kein anderer auf die Idee gekommen ist, sich einzumischen.“, wiegelt sie ab. Weiter können sie nicht auf das Geschehen eingehen, da in diesem Augenblick die Tür wieder aufgeht und Justus, mit hochrotem Kopf und völlig außer Atem, hereinplatzt. „Herrin... ich habe mich.....beeilt und mit..... niemanden .....ein Wort..... geredet.“, meldet er sich keuchend zurück. Rupert und Rudger gehen unbeirrt auf den massiven Felsen zu, mehr als das sie sich hier blamieren, weil sie mit ihren Nasen gegen den Stein laufen, kann ihnen nicht passieren. „Ihr dürft nicht zögern.“, vernehmen sie eine dumpfe Stimme im Hintergrund. Um ehrlich zu sein, hätten sie sich gern an den Händen genommen, beiden war nicht ganz wohl bei der Sache, aber es gibt kein zurück mehr. Der schwarze Fels rückt immer näher, sie werfen sich einen kurzen Seitenblick zu, in ihren Köpfen geht in etwa das gleiche vor. Rudger denkt daran, nach der Vereinigung endgültig die Macht in Gesyria an sich zu bringen. Niemand wird ihm wiederstehen können, schon gar nicht diese blauäugige Hexe. Vor seinem Aufbruch hierher hat er Serena den Zeitpunkt des Zweikampfes zukommen lassen. Er freut sich schon darauf, ihren Blick zu sehen, wenn sie erkennen muss, das sie verloren hat. Mal sehen, was er mit ihr machen wird. Er sollte mit ihr ein Exempel statuieren, sie vor aller Augen aufhängen oder besser noch verbrennen. Auf jeden Fall wird er sie erniedrigen, demütigen und schließlich ihren Willen brechen. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt und wenn sie dann erst einmal tot ist, wird jeder Wiederstand im Land gebrochen sein. Rupert hat ähnliche Gedanken, nur steht die Macht bei ihm nicht an erster Stelle, Serenas Stiefvater freut sich darauf, seine Triebe ausleben zu können ohne befürchten zu müssen, das ihm nachgestellt wird. Und mit seiner Stieftochter und deren Freund, diesen Kaiba, wird er beginnen. Leiden sollen die Beiden, so wie noch nie eines seiner Opfer hat leiden müssen. Sie sollen die Qualen ihres Partners miterleben, sie sollen sehen, was er mit ihnen anstellen wird. Wenn er mit diesen Beiden fertig ist, wird er sich Toran holen.....bei diesem Gedanken fällt ihm noch etwas ein. Verfügen sie nach der Vereinigung wirklich über so viel Macht und sind nahezu unverwundbar? Was spräche dagegen, ihr Unwesen nicht auch in der anderen Welt zu treiben? Seine Gedanken wandern zu einem jungen Mann mit grauen Augen und schwarzen Haaren. Er war ja nicht so richtig zum Zug bei dem Schwarzhaarigen gekommen (FF: Das Herz des weißen Drachens, Kap. 6 ), ein fieses Grinsen breitet sich in Rupert Gesicht aus. Den kleinen Kaiba würde er sich zur Belohnung für diese Vereinigung holen. Fast gleichzeitig schließen die Zwillinge ihre Augen, trotz des Wissens, das sie auf eine Felswand zugehen, verhalten sie nicht eine Sekunde im Schritt. Zuerst können sie keine Veränderung feststellen, doch dann spüren sie, das sich ihnen ein Wiederstand entgegenstellt. Die Schritte werden mühsamer, die Luft knapper, stickiger, schon bald keuchen sie, als hätten sie einen harten Dauerlauf hinter sich. Kein Laut dringt an ihre Ohren, nicht einmal ihr eigenes Keuchen können sie hören. Immer mehr kommt jetzt ihre Verwandtschaft zum tragen, so wie man es von Zwillingen sagt, geschieht es jetzt. Sie fühlen jeweils, was der andere empfindet, schließlich werden ihre Gedanken und Empfindungen eins. Gleichzeitig öffnen sie ihre Augen und sie sehen im ersten Moment .....nichts. Tiefes Schwarz ist um sie herum, sie bewegen sich zwar, doch scheinen sie nicht voran zukommen. Schemenhafte Bilder erscheinen, Bilder von ihren Opfern, wie sie sie gequält haben, wie ihre Opfer gelitten haben. War zuerst alles totenstill um sie herum, so dringen jetzt immer häufiger die Schmerzensschreie, der leidenden Menschen, an ihre Ohren. Jeder andere hätte versucht sich die Ohren zu zuhalten, doch weder Rupert noch Rudger machen Anstalten dazu. Für sie sind diese Schreie Musik in ihren Ohren, sie genießen, was sie sehen und hören. Auf diese Weise lernen sie einander besser kennen, so verflüchtigen sich die allerletzten Zweifel. Ja, die Zwillinge sind sich jetzt absolut sicher, das sie diese Vereinigung haben wollen, auf das Gefühl der Macht, das sie jetzt durchströmt, wollen sie nicht mehr verzichten. Kurz darauf, lässt der Widerstand nach und die Luft wird wieder besser, sie können wieder leichter Atmen. Vor sich sehen die Brüder einen immer heller werdenden Schimmer, schließlich treten sie in eine gigantische Höhle. Beeindruckt lassen Rupert und Rudger ihre Blicke durch die Höhle gleiten. Der innere Kern Roxantras würde hier bequem hinein passen. An den Wänden sind in regelmäßigen Abständen Fackeln angebracht, deren unruhiges Licht sich an den Kristallen bricht, die überall im Felsen zu sehen sind. Diese Reflektionen erwecken den Eindruck von Sternen. In der Tat, die Höhlendecke ist nicht zu erkennen, es blinkt nur hin und wieder auf. An den Positionen der Fackeln erkennen die beiden Brüder, das diese Höhle fast kreisrund ist, eine merkwürdige Laune der Natur. Zum Zentrum hin fällt der Boden ab und genau in dem Mittelpunkt befindet sich die Quelle der schwarzen Magie. Auch sie ist fast kreisrund, sie besteht aus zwei Ringen und dem absoluten Mittelpunkt. Der breite Äußere besteht aus, wen wundert’s, schwarzen Kristallen, wie Speere ragen sie aus der Basis hervor, teilweise sind sie mannshoch und offensichtlich sehr scharfkantig. Der innere, schmalere Ring wird aus blutroten Kristallen gebildet, dessen Kristalle sind nicht ganz so groß, aber nicht weniger gefährlich. Rupert drängt sich der Vergleich mit Rosendornen auf, so ähnlich sind diese Kristalle gewachsen, oben ganz spitz und zur Basis dicker werdend. Die Mitte besteht aus einem amorphen Material. Flüssig wie Wasser wirkt es, ist aber doch so fest wie die Kristalle rundherum. Dieses flüssige Kristall ist in ständiger Bewegung, es wechselt seine Farbe von Schwarz nach Rot und umgekehrt. Es erhebt sich in kristalline Formen, nur um diese im nächsten Augenblick wieder aufzugeben. Jetzt wird auch klar, warum sich um diesen scheinbar recht flüssigen Mittelpunkt, die Kristallringe gebildet haben. Aus den Spalten und Rissen steigen dünne Rauchschwaden empor, legen sich, wie ein dicker Teppich, über den felsigen Boden. Nun fällt den Brüdern auch der schweflig faule Geruch auf, der sich beißend bis in ihre Lungen vorarbeitet. Eine Bewegung zu ihrer Rechten, lenkt die Aufmerksamkeit der Zwillinge auf die Gestalten mit ihren Umhängen. Die rechts von ihnen hebt die Hand und fordert sie auf, ihr zu folgen. Nebenbei fällt Rupert auf, das diese Gestalt keinerlei Bewegung in dem Rauchteppich hervorruft, während ihre eigenen Schritte, für kleine Verwirbelungen sorgen. Sie erreichen eine kleinere Nebenhöhle, hier ist die Luft wesentlich besser, tief saugen die Brüder diese frische Luft in ihre Lungen. Die Kapuzengestalt dreht sich zu ihnen um, „Habt ihr eine Ahnung auf was ihr euch eingelassen habt?“ kommt dumpf die Frage von ihr. Synchron schütteln die Zwillinge die Köpfe, der Umhang bewegt sich etwas, mit ein bisschen Fantasie kann man es als nicken interpretieren. „Ihr wünscht die Verschmelzung eurer Körper zu einem einzigen. Lange wurde diese Prozedur schon nicht mehr durchgeführt. Eure Prüfung bestand in dem Durchschreiten, des Tores des Gewissens. Nur das absolut Böse kann hindurch, bei jedem noch so kleinem Funken Menschlichkeit bringt es den Tod.“ „Dann gibt es nur diesen einen Zugang?“ unterbricht Rudger die Ausführungen der geheimnisvollen Gestalt. Ein unwilliges Knurren, macht deutlich, das Unterbrechungen nicht erwünscht sind. Trotzdem beantwortet das Wesen die Frage, „Es gibt noch einen Zugang, doch der liegt auf halber Höhe dieses Berges. Also unerreichbar für euch Sterbliche.“ Schwebend entfernt sich die dunkle Form etwas, fährt dann mit ihren Ausführungen fort. „Um dieses Ritual durchzuführen, müsst ihr euch unbekleidet im höllischen Feuer reinigen. Es wird die letzten menschlichen Spuren beseitigen. Nachdem dieses geschehen ist, tretet ihr gleichzeitig in die Mitte der Schwarzen Quelle, diese wird euch umschließen, eure derzeitige Form auflösen und euch zu einem neuen Wesen formen. Doch ihr müsst auch der Magie Tribut zollen, der Preis für diese Gunst, sind die Drachenträne...“, bei diesen Worten richtet sich das Glühen auf Rudger, „....und die Seelen unschuldiger.“ Erwartungsvolles Schweigen senkt sich zwischen die Beteiligten. Rupert denkt bei sich, ‚Toll, da stellt man schon seine Persönlichkeit zur Verfügung und trotzdem muss man noch bezahlen.’ „Ihr wollt die Drachenträne?“ fragt Rudger nach. Das Nicken seine Gegenübers bestätigt die Forderung noch einmal. „Diese Drachenträne die du besitzt, hat es dir erst ermöglicht in dieses Tal zu kommen. Und die Seelen brauchen wir als Nahrung.“, lässt die Gestalt die Zwillinge wissen. Rupert dämmert es, nur durch diese ominöse magische Drachenträne, ist es Rudger gelungen, den Felsspalt zu vergrößern, nur dieser kleine unscheinbare Stein, hat es bewirkt. Ein Gedanke schießt durch seinen Kopf, ohne groß zu überlegen spricht er es auch schon aus. „Was haltet ihr von zwei Seelen, die in einem Körper wohnen?“ Überrascht wendet sich das Wesen ihm zu. „Zwei Seelen in einem Körper?“ fragt es nach. Rupert nickt, „Ja, meine Stieftochter besitzt zwei Seelen. Ihre eigene und die eines weißen Drachens.“ Zufrieden bemerkt er, wie sich alle anwesenden Kreaturen aufgeregt anzischen, was sie sagen, kann er beim besten Willen nicht verstehen. Doch scheint die Aussicht, auf eine Drachenseele, ihre Stimmung ernorm zu heben. „Wo?“ lautet die nächste Frage, der dunklen Geschöpfe. Rudger übernimmt die Antwort, „Sie befindet sich etwa zwei Tagesreisen in nordöstlicher Richtung. Das Städtchen nennt sich Theros, dort sind viele Seelen zu finden.“, lockt er jetzt die Gestalten. Gleichzeitig greift er an seinen Hals, nimmt die Kette mit der Drachträne ab und reicht sie ihrem Gesprächpartner. Die langen, knochigen Finger schließen sich um das Schmuckstück, äußerst zufrieden stellt dieses Wesen fest, „Der Preis ist mehr als bezahlt. Ruht euch noch einen Augenblick aus, in zwei Stunden geht die Sonne unter, dann beginnen wir mit dem Ritual.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)