Herzschlag *pausiert* von Akanesam ================================================================================ Kapitel 4: Schmerz eines Herzschlages ------------------------------------- Langsam ein- und wieder ausatmen. Ruhig und kontrolliert bleiben. Die Luft möglichst lang in der Lunge behalten. Sich auf die Atmung konzentrieren. Ren versuchte wirklich die Anweisungen Makos zu befolgen, aber es war schwierig wie er befand. Wie sollte man diese Atemübung durchführen, wenn man sich fühlte, als würde einem ein Elefant auf der Brust sitzen?! Jeder Zug nach Luft brannte irgendwie schrecklich. Fast wie an dem Tag, als Faust ihm diesen dummen Schlauch, der ihn so lange am Leben gehalten hatte, aus der Luftröhre entfernt hatte. Tag eins um genau zu sein, der nach Miwas Rechnung ja nicht existierte. Der junge Chinese war irgendwie sauer und noch schlecht gelaunter als zuvor. Ja, die graue Laune die er direkt an den Tag gelegt hatte, bevor dieser überhaupt richtig beginnen konnte, hatte sich noch steigern lassen. Denn Mako hatte ihn ziemlich zurecht gewiesen. Und das passte ihm eben nicht. Aber etwas erwidern war ganz und gar nicht möglich gewesen. Nicht nur weil diese Frau, kaum hatte sie begonnen zu sprechen, weder Punkt noch Komma machte, sondern weil sprechen im Moment zu anstrengend und besonders schmerzhaft war. Ren atmete noch einmal tief ein und und versuchte den leichten Schmerz, der dadurch verursacht wurde, einfach zu ignorieren. Nicht ganz einfach, aber etwas besseres fiel ihm im Moment nicht ein. Was war nochmal das Problem dieser dummen Krankenschwester gewesen? Ach ja. Was genau die Atmenbeschwerden ausgelöst hatte. Denn nicht nur, dass Horohoro ihn wie ein Kuscheltier gedrückt hatte bis zum geht-nicht-mehr, nein, Ren selbst hatte, und das hatte Mako am meisten aufgeregt, die restliche Luft welche sich noch in seinen Lungen befunden hatte, nur dafür benutzt herum zu schreien. Und das hatte schließlich die Folge, dass er nicht mehr hatte richtig atmen können. Seine Lunge war solche Belastungen nicht mehr gewohnt. Aus diesem Grund weigerte sie sich schlicht und ergreifend Luft aufzunehmen und quittierte schließlich ihren Dienst. Mako hatte gar nicht mehr aufhören wollen rumzumosern. Und dem chinesischen Jungen war nichts anderes übrig geblieben, diesem Worthagel ausgesetzt, auf seinem Bett liegen zu bleiben. Wie gern hätte er ihr den Hals umgedreht. Wenigstens ein bisschen. Langsam beruhigte sich seine Atmung wieder, wie er mit Freuden feststellte, aber dennoch war da noch immer dieses brennende Gefühl, das sich auf seiner Brust breit gemacht hatte. Eben da, wo die Lunge verlief. Ren schnaubte einmal auf. Diese Hilflosigkeit, dieses Nichtstun, einfach nur hier zu liegen und die Stille die ihn umgab, all das ging ihm gegen den Strich. Und was ihn gerade am meisten nervte war, dass diese verflixt verfluchte Uhr, welche sich in seinem Zimmer befand, immer noch nicht gelernt hatte schneller zu ticken. Sie zeigte beharrlich an, dass, seit er den Raum mit Mako verlassen hatte, gerade mal eine halbe Stunde vergangen war!! Wenn ich wieder gesund bin, dann kannst du was erleben!!, ging es dem Lilahaarigen durch den Kopf und er warf einen Todesblick gekonnt in Richtung Zeitmesser. --------------------------------------------------------- Langsamen Schrittes trottete Horohoro nun gen Krankenhaus, seit er sich nach ungefähr 5 Minuten, die er auf dem Boden gelegen hatte, endlich aufgerafft und aufgestanden war. Der Fahrradfahrer, der in der Zwischenzeit an an ihm vorbeigefahren war, hatte etwas seltsam dreingeschaut, als er den Jungen so auf dem kalten Boden liegen gesehen hatte und wäre fast gegen den nächstbesten Baum gefahren. Aber nur fast. Die Gedanken des Blauhaarigen kreisten um das Geschehnis von eben. Zumindest versuchten sie das. Er war extra früh aufgestanden, da er nicht mit den anderen zusammen Ren besuchen gehen wollte. Das wusste er noch ganz genau. Und er hatte sich gefreut wie ein Schneekönig, als ihm dies auch wirklich gelungen war und er sich ausmalte, wie das erste Treffen mit Ren sein würde. Ja, schon. Er hatte ihn auch in der Zeit besucht, als dieser im Krankenhaus war ohne Bewusstsein, aber er hatte es nie lange ausgehalten. Zu schwer was es ihm gefallen seinen Kumpel dermaßen schwach, gar schon dem Tod näher als dem Leben, zu sehen. Bei diesem Gedanken schauderte es Horo. Daran wollte er sich doch gar nicht erinnern!!! Schnell schalte er sich selbst dafür, ehe er versuchte, noch langsameren Schrittes, das eben Geschehene zu rekonstruieren. Doch wo war er nochmal stehen geblieben? Ach ja, er war ein Schneekönig. Nein, das war es nicht gewesen... Auf jeden Fall, hatte er seinen Augen nicht trauen können, als er Ren da sitzen sah. Mitten im Park. Na ja, nicht wirklich mitten im Park. Eher am Ende des Parks. So wie Licht am Ende des Tunnels. Dieser blöde Tunnel!! Ja, er selbst mochte ihn noch nie gesehen haben, aber wie oft hatte er darum gebeten und Ren ins Ohr geflüstert, ja nicht in das Licht gehen. Sogar davor wegzulaufen hatte er ihm empfohlen. Nun war er schon wieder vom Eigentlichen abgekommen!!! Manchmal fragte er sich selber, ob er denn auch mal 3 Sekunden lang bei einem Gedanken bleiben konnte, ehe er sich mit was anderem ablenken ließ!! Der junge Ainu war nun ganz zum stehen gekommen und rubbelte sich durch die Haare, als wären diese nass und seine Hände ein Handtuch. Ob das weiter helfen sollte bei den Gedanken zu bleiben in denen er schwelgen wollte, konnte er sich selber nicht erklären. Auf jeden Fall war das nötig gewesen, wie er befand. Und auch, wenn er sich immer wieder ablenken ließ, sogar von seinen eigenen Gedanken und Erinnerungen, so wusste er wenigstens eins: Er musste eben bei Ren etwas falsch gemacht haben. Aus irgendeinem Grund schien es, als hätte Ren nicht richtig Luft holen können. Nicht atmen. Horohoro bekam Gänsehaut. Im Schamanenkampf hatte man ihm auch einmal die Luft abgedrückt und er hatte zu spüren bekommen, wie schmerzhaft das war, auch wenn kein Blut dabei vergossen wurde. Seine Hand ballte sich zur Faust und er fasste einen Entschluss, der ihm als der Beste erschien: Er würde sich bei Ren entschuldigen und ihm das kleine Geschenk geben, welches er vorbereitet hatte! Mit siegessicherem Gesicht setzte er seinen Weg fort, sogar schnelleren Schrittes. ----------------------------------------------------- Faust schlug die Krankenakte den jungen Taoerben zu und seufzte erst einmal schwer. Er hatte seinen Patienten vorbereiten können und am Morgen hatte er ihm versucht das zu sagen was ihn, sowohl als Arzt als auch als Freund, so schwer belastete. Gab er doch so ungern schlechte Nachrichten an seine Schutzbefohlenen weiter. Und erst recht nicht an welche, die auch noch seine Freunde waren. Der junge Arzt versuchte sich selbst zu beruhigen, was ihm nicht wirklich gelingen wollte. Eliza erschien neben ihm und lächelte ihm aufmuntert zu, weswegen ihr Mann wieder Mut fasste und ihr dankend zunickte. Im Krankenhaus mit einem Geist, auch wenn es die eigene Ehefrau war, zu reden, wäre unangebracht gewesen. Wenn man nicht nähere Bekanntschaft mit den „Seelenklempnern“ der anderen Station machen wollte. So schlang Faust seine langen Finger fester um die Akte des Chinesen und suchte sich geradewegs den kürzesten Weg zu diesem. -------------------------------------- Eben jener merkte nicht, dass da überhaupt einer auf dem Weg zu ihm war. Ren hatte sich wieder mit seiner neuen Lieblingsbeschäftigung abgefunden: Decke anstarren. Nein, graue, dreckige Decke anstarren, um genau sein zu dürfen. Eigentlich hatte er gehofft, dass die anderen zu Besuch kommen würden. Immerhin hatte er, kurz vor seiner Atemnot, Horohoro getroffen. Auch wenn von den anderen weit und breit nichts zu sehen gewesen war, so hatte sich diese Hoffnung, ob er sie nun zugeben wollte oder nicht, bei ihm eingeschlichen. Vielleicht waren sie wirklich gekommen, durften nun aber nicht zu ihm ins Zimmer. Oder trauten sich nicht hinein. Auf jeden Fall begann Ren die Begegnung mit diesem Ainu zu verfluchen, so wie er fast alles zu verfluchen begonnen hatte. Dieser blöde Schneeaffe!! Seinetwegen hatte er immerhin Probleme mit seiner Atmung bekommen und auch seinetwegen hoffte er doch tatsächlich auf die Gunst der anderen, sich hier her zu bemühen!!! Der Chinese grummelte etwas unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart. Denn soeben war ihm wieder eingekommen, dass diese Hoffnung schon lange in ihm war und lauter nach Besuch schrie. Wie ein kleines Kind. Er verfluchte nun sogar schon sich selbst. Mal wieder. Klopf, Klopf. Zum vierten mal an diesem Tag erklang dieses Geräusch. Und diesmal ließ es Ren, wie beim ersten und zweiten mal, als es die Schwester und dann Faust gewesen waren, nicht hoffnungsvoll zusammen zucken. Nein, ganz im Gegenteil, er blieb einfach unbekümmert liegen und schaute gelangweilt zur Tür. Wer störte ihn und seine Decke da gerade wieder? Ein blonder Schopf huschte herein und der Lilahaarige konnte Faust nun deutlich vor sich sehen. Was wollte der schon wieder hier? Hatte Mako ihn gebeten, mal nach zu sehen, ob der Chinese noch lebte oder an Atemnot verreckt war? Oder wollte er gar das Gespräch von heute morgen weiterführen? Egal was es es war, Ren wollte es nicht hören. Er erinnerte sich noch lebhaft an letzte „Gespräch“, dass er und der Arzt geführt hatten. Eine so große Unlust wie diese hier, hatte ihn noch nie gepackt gehabt. Selbst wenn jetzt noch ein mit einem Maschinengewehr und Granaten bewaffneter Irrer in den Raum gestürzt wäre, es hätte den Erben der großen Tao-Dynastie nicht weiter gestört. Sollte er doch das Krankenhaus in Schutt und Asche legen. Doch Faust schien unbewaffnet zu sein. Zu schade... „Ren-kun, geht es dir besser? Ich habe eben von Schwester Miwa gehört, dass du Probleme mit der Atmung hattest?“ Faust wollt erst einmal ein ruhiges Gespräch beginnen, ehe er mit schlechten Nachrichten um sich warf. Ren zog sich in eine halbwegs aufrechte Position. Seine Beine fühlten sich noch immer wie Blei an, seit er richtig wach war und ließen so keine andere Methode zu. „Es geht so. Schon viel besser.“, murmelte er halb verständlich, halb gelangweilt, da er nicht eine von diese dummen Sauerstoffmasken aufbekommen wollte. Wie oft hatten die anderen und auch er selbst, sich über die Patienten, welche damit gestraft wurden, kaputt gelacht. Selbst wenn man sie nur in Annas genauso dummen Sendungen sah. Der Deutsche beugte sich zu seinem Patienten und untersuchte dessen Atemwege. ---------------------------------- Endlich war Horohoro an dieser etwas pummeligen Krankenschwester mit der schlechtesten Laune überhaupt und, das sollte man keinesfalls vergessen, dem schrecklichsten Mundgeruch der Weltgeschichte, vorbeigekommen und wusste nun auch, dass Ren noch kein neues Zimmer zugewiesen bekommen hatte. Es war ein harter Kampf mit der Fett-Lady gewesen, doch er hatte gesiegt, wie er, trotz leicht grünlichem Gesicht, mit einem Lächeln der Welt bekannt gab. Schnell kramte er in seiner etwas zu vollen Hosentasche zwischen Bonbon- und Lutscherpapier nach dem Geschenk für Ren, als er schon das Ende des Flurs sehen konnte. Das letzte Zimmer war es. Schon hatte er den etwas globigen Gegenstand ertastet und hielt ihn fest mit der Hand umklammert. Nun nur noch die Tür öffnen und dann.... Nani? Wie Horohoro feststellte, war die weiße Tür zu Rens Zimmer einen Spalt weit geöffnet und er konnte leicht hineinspicken, um sehen, wer sich darin befand. Aber auch an der Stimme hatte er schon längst erkannt, dass es Faust war, der ihrem chinesischen Freund Gesellschaft leistete. Eigentlich wollte er wieder auf der Verse kehrt machen und dem Gespräch zwischen Arzt und Patienten nicht zuhören, doch noch ehe er Schritt eins seines Planes, nämlich umdrehen, ausführen konnte, war es auch schon passiert. Die Worte, diese 9 Worte, ein Satz nur, die Horohoro zum erstarren brachten. „Ren-kun... die Aufnahmen zeigen dass.... deine Beine gelähmt sind. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)