Scheiß Tag von Aya_Q ================================================================================ Kapitel 1: one shot ------------------- Scheiß Tag Scheiß Tag, dachte Wilson, als er den Kopf der toten Patientin auf Kissen zurück sinken ließ und die Schwestern rief. Scheiß Tag, dachte er, als die Mutter auf dem Gang zusammenbrach und der Vater ihn als unfähigen Idioten beschimpfte. Scheiß Tag, dachte er, als er bei fünf Patienten einen inoperalen Tumor feststellte, auch wenn er dadurch sein Gehalt rettete. Scheiß Tag, dachte auch House, der seinen Parkplatz verloren hatte und nun Notgerunden im Rollstuhl saß. Nun, nicht Augenblicklich – gerade humpelte er, Verwünschungen murmelnd, in seinem Büro auf und ab, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde, und Wilson hereinstürmte, einen gehetzten Blick zurückwarf und hinter sich hektisch die Jalousie schloss. Schließlich warf er einen Blick auf House. „Du kannst wieder laufen, Glückwunsch.“ meinte er sarkastisch. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass House die Wette nicht durchhalten würde können. „Ja, ein Wunder.“ bestätigte House trocken, und ließ sich wieder in sein Rollstuhl fallen, auch wenn es jetzt eigentlich egal war. „Für den Petzer wird der Preis ein Parkplatz sein. Und Cuddy wird dir wahrscheinlich noch dankbarer und ergebener sein als ohnehin schon.“ „Ich bin nicht du, House, ich verpetze Leute nicht einfach nur aus Spaß.“ „Aber um Cuddy in Bett zu kriegen?“ Wilson verdrehte die Augen. „Na, DAS ist natürlich was anderes. Ich bin schon weg.“ knurrte er - und blieb natürlich stehen. „Scheiß Tag.“ brummte House, und Wilson argwöhnte ein paar Sekunden, dass damit nicht nur seine Momentane Lage, sondern auch noch sein Erscheinen beigetragen hatte. „Kannst du laut sagen.“ „Gut, dass das geklärt ist. Und jetzt verschwinde.“ Wilson runzelte die Stirn. „Dass du hinter Cuddys Rücken weiter in der Gegend rumläufst? Auf keinen Fall.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ohh, hinter Cuddy zu stehen ist noch nicht einmal die schlechteste Position, nicht wahr?“ meinte House anzüglich, wurde dann aber wieder ernst. „Seid wann bist du Cuddys Wachhund?“ „Bin ich nicht.“ verteidigte sich Wilson, überlegte sich aber gleichtzeitig, in wie weit House recht haben könnte. Allerdings würde ohne ihn auf dem Boden, den House betrat, gar keine Moral mehr wachsen. „Natürlich, Jimmy, ohne dich würde es in dieser Klinik doch gar keine Moral mehr geben?“ „Du hällst mich also für ein Spießer?“ brauste Wilson auf, „Wer hat seine Frau mit einer Patientin betrogen, du oder ich?“ House war einem Grinsen wohl sehr nahe, als er antwortete: „ Und Du hällst dich wohl für einen der Bad Boys? Richtig so! Die Frauen stehen auf den harten Typen mit dem Weichen Kern. Aber du bist mit doch eher...ein 'Arion ater' zu sein.“ Wilson brauchte drei Sekunden, um seine letzten Lateinreste aus seinem Gedächtnis zu kramen, (und dabei fragte er sich, ob House solche Sachen abends nach schlug, wie Dieter Bohlen, bevor er ins Bett ging, oder ob er einfach nur ein Genie war) und erwiderte dann entrüstet: „Eine Nacktschneke? Und was bist du? Eine angefahrene, vom aussterben bedrohte Schildkröte? Deine Metaphern waren aber auch mal eindrucksvoller!“ „Und du warst schon immer so einfältig wie gerade. Und ein Spießer bist du auch.“ Wilson fragte sich, ob House nur deshalb so tat, als ob er mit ihm befreundet wäre, um ihn hin und wieder fertig zu machen, wenn er mal wieder schlechte Laune hatte oder Cuddy ihm kein Vicodin mehr gab. Er ließ sich ja viel gefallen, doch irgendwann schaffte House (und nur House) es; sein Geduldsfaden (der eigentlich eine Konsistenz von Bunjee-Jumping-Seilen hatten) reißen zu lassen. „Du hällst mich also für Cuddys Wachhund und für einen Langweiler? Würde ich d a s tun, wenn ich so oberflächlich und langweilig wäre, wie du sagst?“ „Was?“ fragte House nach, und erwartete voller Spannung die Dinge, die da kommen würden. Was würde Wilson tun, um ihn zu beeindrucken? Handstand und mit Tenor-Stimme Orffs „Oh Fortuna“ Singen oder auf dem rechten Bein hüpfend ein schwarzes Kaninchen aus seinem weißen Arztkittel zaubern? Wilson tat nichts dergleichen. Er beugte sich über den wehrlosen House und küsste ihn. Küsste ihn, unverschämterweise, Küsste ihn, und House begann zu verstehen, warum jede Frau diesem Durchschnittstypen hinterherrannten. Küsste ihn, ohne daran zu denken, was er tat. „Langweilig?“ flüsterte er schließlich und versuchte, selbstbewusster zu klingen, als er sich fühlte. Dann trat er schnell ein Schritt zurück, um außer Reichweite von Houses Stock zu kommen. House wollte sich erheben, um auf Wilson loszugehen. Im günstigsten Fall. Wilson schafft es, mit einer Hand den Stock abzuwehren und House mit der Anderen zurück in den Rollstuhl zu drücken. „Vergiss es, House – oder ich sags Cuddy.“ House dachte daran, was für eine Genugtuung es sein würde, sich auf Wilson zu stürzen – dann dachte er an seinen Parkplatz. Und blieb sitzen. „Scheiß Tag.“ murmelte er nur, aber Wilson wusste, dass er gewonnen hatte - dieses Mal. „Und wie.“ grinste er und verließ das Büro . Der Tag war gerettet. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)