Die rettende U-Bahn von Jael-chan ================================================================================ Kapitel 1: Auf der Flucht ------------------------- Nikita drehte sich um und sprang vom Dach der Fabrik, ohne den Anderen einen weiteren Blick zuzuwerfen. Mit ausgebreiteten Flügeln landete er sanft auf dem Boden, wo er sofort losrannte. John war es wichtig, dass wenigstens er davon kam. Das war ihm klar. Während er lief, zog er sich seine schwarze Jacke über, um nicht sofort aufzufallen. Sie würde die weißen Federn vor den Augen der Menschen verbergen. Der Engel spürte die Aura von zwei Angreifern, die seine Verfolgung aufgenommen hatten. Der Sprung vom Dach hatte ihm einen guten Vorsprung verschafft. Seine Füße fingen an zu schmerzen, er trug keine Schuhe und der Boden war hart und kalt. Doch er konnte bereits die Lichter von der noch belebten Einkaufsstraße erkennen und nach zwei weiteren Häuserecken sah er die vielen Leute. Er lief noch ein Stück, bevor er blinzelnd stehen blieb. Die vielen Lichter der Straße blendeten ihn, außerdem tat sein linkes Bein höllisch weh, der Anführer der Dämonengang musste ihn voll erwischt haben. Ein Glück, dass er überhaupt noch laufen konnte. Er versuchte mit der Menge mitzugehen, obwohl er wusste, dass seine Verfolger ihn sofort entdecken würden. Es guckten ja sogar schon die Leute! Das war allerdings kein Wunder bei seinem langen schneeweißen Haar, was es nicht einfacher machte, unerkannt zu bleiben. Er ging schnellen Schrittes weiter und überlegte, was er jetzt machen sollte: Er konnte versuchen sie abzuhängen, doch er wusste, dass ihm dazu die Kraft fehlte. Sich zu verstecken war ebenfalls zu gefährlich, wahrscheinlich hatten sie ihn eingeholt, bevor er überhaupt ein Versteck fand. Genauso gut konnte er hier bleiben und hoffen, dass die vielen Menschen sie davon abhalten würden ihn anzugreifen. Die Einkaufsstraße war nicht besonders lang, höchstens 300 Meter. Er schloss sich einer größeren Gruppe Jugendlicher an. Sie waren anscheinend aus einer Disco gekommen, die hier in der Nähe war. Ihm war es nur Recht, denn da sie alle ein wenig angetrunken waren, bemerkten sie nicht, dass er sich unter sie mischte. Nikita konzentrierte sich wieder auf seine beiden Verfolger. Sie hatten die Einkaufsstraße erreicht und blieben stehen. Die Passanten würde nicht nur mit ein paar neugierigen Blicken reagieren, wenn die Dämonen die Straße betaten. Aber er war überzeugt, dass seine Verfolger nicht aufgeben und früher oder später einen Weg finden würden. Die Gruppe Jugendlicher ging auf die U-Bahn Station zu und Niki bemerkte, dass es nicht dumm wäre mit der Bahn zu fliehen. Daher folgte er der Gruppe weiter auf den Bahnsteig. Es waren erstaunlich wenig Leute auf dem Bahnhof, wenn man bedachte, wie voll es dagegen auf der Straße war. Die Bahn kam gleichzeitig mit ihnen am Bahnhof an und er sprang schnell hinein, wogegen bei der Gruppe mehrere fehlten, so dass sie am Bahnhof stehen blieb. Nikita ließ sich sofort auf einen Platz am Fernster fallen. Ihm tat alles weh. Er merkte wie ein älterer Herr ihn neugierig musterte, doch das war ihm egal. Er konzentrierte sich auf die Anderen. Frowins Aura nahm er als erstes wahr: Er war noch auf dem Dach der Fabrik und kämpfte gegen mehrere Dämonen gleichzeitig. Nikita war erst nicht klar, warum er nicht ebenfalls die Flucht ergriffen hatte, da spürte er Johns Aura und ihm fiel es wieder ein: John hatte Antonin mitnehmen müssen, der sein Bewusstsein verloren hatte. Nikita merkte nicht, wie die Bahn anhielt und wenig später weiter fuhr. Wendelin konnte er schließlich auch ausfindig machen, er war in die entgegengesetzte Richtung geflohen, wie er selbst. Nachdem Nikita wusste, wo die Anderen sich befanden, versuchte er seine eigene magische Aura zu verbergen. Er konnte ihnen eh nicht helfen und es war schwachsinnig zu fliehen und gleichzeitig seine Position zu verraten. Er hoffte nur, dass die Anderen sich nicht zu viele Sorgen machen würden, wenn sie seine Aura nirgends entdecken konnten. Mit einem Mal merkte er, wie erschöpft er war. Die ganze Rennerei, der Kampf und der große Manaverbrauch, hatten ihn ganz schön geschafft. Plötzlich spürte er warmes Blut über seine Wange laufen. Er fasste sich an die Stirn: Eine Platzwunde, zum Glück nicht groß, aber es blutete wie verrückt. Eigentlich war er noch gut davon gekommen: Eine kleine Platzwunde, ein verletztes Bein, mit dem er sogar noch laufen konnte, ein paar Prellungen, ein gestauchter Flügel und noch relativ heile Klamotten. Nur sein Schwert hatte er verloren, aber das konnte er später holen. Außerdem wäre es wohl nicht gut mit Schwert U-Bahn zu fahren. Furchtbar erschöpft und müde, lehnte er sich an die Wand, doch er durfte jetzt nicht einschlafen. Nicht, wenn er verfolgt wurde und nicht in der Bahn. Das war im Augendblick auch ohne Verfolger nicht ungefährlich. Die Bahn hielt, Leute stiegen ein und sie fuhr wieder an. Niki schloss die Augen. Die Bahn fuhr rüttelnd ihren Weg. Sie hielt wieder an und fuhr erneut los, sie hielt an und fuhr los... „Fahrkartenkontrolle.“ Nikita öffnete die Augen, er lehnte noch an der Wand und seine Haare hingen ihm vorm Gesicht. Er hörte, wie mehrer Plätze hinter ihm zwei Männer die Leute nach ihren Fahrkarten kontrollierten. Nikita fragte sich, wie lange er wohl geschlafen hatte. Lange konnte es nicht gewesen sein, denn er fühlte sich immer noch wie erschlagen. Ob die Sonne bereits aufgegangen war? Doch viel wichtiger war die Frage, ob seine Verfolger noch hinter ihm her waren. Nun kam einer der Männer auf ihn zu: „Ihre Fahrkarte, bitte!“ Niki schaute ihn nicht an. „Hab keine“, antwortete er schlicht. Dann drehte er sich um, schaute den Mann an und nahm mit einer Hand sein Haar aus dem Gesicht. Der Mann, der ihn kontrollieren wollte, war recht jung, wahrscheinlich arbeitete er noch nicht lange bei der Bahn. Auf jeden Fall sah er schockiert aus, als er bemerkte, wie Nikita aussah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)