Das Reh und der Rabe von Jack-11 (Schüler mit Biss) ================================================================================ Kapitel 10: Ein Tanz mit Folgen! -------------------------------- Wie von selbst fanden meine Füße ihren Weg, die unzähligen Treppen hinab, über den Innenhof bis hin zum Ballsaal. Die Ankunft der jungen Damen hatte ich leider bereits verpasst und musste nun vom Rand aus zu sehen wie die Anderen sich vergnügten. Denn obwohl extra Mädchen aus einem anderen Internat hier her gebracht wurden waren, so reichte es dennoch nicht aus! Dafür waren es einfach zu viele Jungs. Ein klein wenig gekränkt wechselte ich ein paar Worte mit einigen meiner Mitschüler, die ebenfalls nicht schnell genug waren sich eine Tanzpartnerin zu angeln. Was mich aber sehr erstaunte war das unter diesen auch Alexander war. Mit gewohnt gelangweilter Miene stand er neben einem der großen Fenster und nippte an seinem Glas mit Kirschsaft, zumindest ging ich davon aus das es sowas wie Kirschsaft war. Für Rotwein waren wir dann ja doch noch etwas zu jung. Auch wenn ich mir sehr sicher war das es hier unter Garantie niemanden mehr gab der noch nie mit Alkohol in Berührung gekommen war. Erst als Alex seinen Blick hob und mir kurz zunickte, merkte ich wie ich ehrfürchtig erstarrt war und ihn beobachtet hatte. Mit einem innerlichen Kopfschütteln löste ich mich aus meiner Starre und kam zu ihm rüber. „Warum tanzt du nicht?“ erst im zweiten Moment bemerkte ich wie unhöflich diese Frage war. Immerhin hatten die Damen -da sie ja in der Unterzahl waren- mehr oder weniger die freie Auswahl was ihre Tanzpartner anging. Da lag es nahe, dass sie Alex verschmäht hatten. In meinen Augen ein absolutes Unding. Alex war adelig, kultiviert, hoch gewachsen –fast so groß wie Raven- gebildet und obendrein noch gutaussehend. Alles Dinge die meiner Meinung nach, die kühle Haltung seinerseits mehr als wett machten. Zudem war er ein sehr guter Freund, wenn man ihn erst einmal näher kannte. Was er mir auch umgehend wieder bewies, als er mir Eins seiner so seltenen Lächeln schenkte und kurz mit den Schultern zuckte. Schweigend stellte ich mich neben ihn und beobachtete ebenfalls die Tanzgesellschaft. Es war erstaunlich, dass so viele Menschen in meinem Altern so perfekt Tanzen konnten. Auf den Partys, die ich bis jetzt besucht hatte, waren die Altersgruppen immer wesentlich höher und selbst diese schienen nicht mal Ansatzweise so gut zu sein wie meine Mitschüler es in diesem Moment waren. Mehr durch Zufall als bewusst fiel mir Benni, in der Nähe des Buffets auf. Er war regelrecht umzingelt von einer Herde junger Mädchen die sich quietschend und schnatternd um ihn gescharrt hatten. Irgendwie hatte mein Zimmerkollege und Freund ein Monopol auf Niedlichkeit. Was bei seinem Aussehen auch nicht überraschte. Er war einfach zu süß, wenn er so tief rot und peinlich berührt herum druckste. Ja, ich weiß das klingt weibisch, aber es gibt nun einmal kein besseres Wort als ‚Süß‘ um ihn zu bezeichnen. Und das die anwesenden jungen Damen auf süß, standen war ganz offensichtlich. Diese Tatsache konnte man schon alleine aus ihren Kleidern schließen. Sie waren, im Gegensatz zu den anderen Kleidern, in quietschenden und grellen Tönen gehalten, mit Plüsch, Rüschen und Tüll besetzt, dass einem fast schwindelig wurde. Die restlichen, anwesenden Schülerinnen hingegen waren wesentlich edler gekleidet. Ihre Kleider hatten einen gewissen aristokratischen Hauch, aber dennoch modern. Fasziniert von diesen bildhübschen Geschöpfen in ihren teuren Kleidern bemerkte ich nicht, wie ich selbst von vielen Seiten beobachte wurde, nicht zu Letzt von Alex. Erst als dieser sein Glas in die Fensterbank stellte und mir den Arm hin hielt kam ich wieder zu mir. Verblüfft und nicht fähig innerhalb von Sekunden die Zusammenhänge zu erkennen, blinzelte ich ihn etwas hilflos an. „Du magst doch tanzen, oder etwa nicht?“ Immer noch leicht durch den Wind blinzelte ich noch einmal. „Ehm ja…schon.“ Erwiderte ich schließlich leicht benommen von dem verlockenden Unterton in seiner dunklen Stimme. Meine Gedanken waren noch nicht wieder ganz am richtigen Platz als ich bereits Alex Arm ergriffen hatte und mit ihm zur Tanzfläche hinüber schritt. Vom Tanzunterricht her war ich es noch gewohnt den Part der Frau ein zu nehmen, weswegen ich mich auch ohne zu murren fügte, als Alex die Führung übernahm. Auf den Bällen, die ich früher mit meinen Eltern besucht hatte, wäre so etwas undenkbar gewesen. Ein Mann und ein Mann…Nein sowas war weder gern gesehen noch geduldet. Sowas gehörte sich schlicht und ergreifend nicht. Lediglich auf Wohltätigkeitsveranstaltungen oder dergleichen hatte ich mal mit meiner Mutter getanzt oder auch einmal, als ich noch ganz klein war mit meinem Vater. Dies aber auch nur aus dem einfachen Grund, um vor den anderen Gästen, Menschlichkeit und Sinn für Humor zu heucheln. Im Grunde war mein ganzes Leben nur eine einzige Heuchelei. Immer musste ich mich von meiner besten Seite zeigen. Alle Höflichkeitsformen einhalten und niemals aus meiner Rolle als wohlerzogener Vorzeigesohn fallen. Früher war dies alles vollkommen normal gewesen. Es war mein Alltag, mein Leben. Und ausgerechnet jetzt musste mir klar werden das es nicht das war was ich wollte?! Ich wollte frei sein! Das tun was ich wollte und nicht was die Gesellschaft mir aufzwang zu sein. Ich wollte einfach nur ich sein. Eric Nemours, ein junger Mann von 17 Jahren, mit Träumen und Hoffnungen und vor allem ohne einen Plan der mein Leben vor schrieb. Ohne Rücksicht auf Etikette und Benimmregeln. Zumindest für diesen einen Abend. Mit geschlossenen Augen hatte ich mich an Alex Schulter gekuschelt und wiegte mit ihm zusammen im sanften Klang des Klaviers hin und her. Vermutlich wäre ich an seiner Seite eingeschlafen, so wohl wie ich mich in diesem Moment fühlte. Es war als sei ich von der Welt und allen Sorgen los gelöst, es gab keine Vergangenheit, keine Gegenwart und keine Zukunft die mich belastete. Es gar nichts außer dieser tiefen Zufriedenheit und dem Bewusstsein mit sich selbst und allem anderen vollkommen im Reinen zu sein. Ein Tippen auf meiner Schulter ließ mich leicht aus meiner Trance hoch schrecken und ich sah in das makellose Gesicht einer jungen Dame. Ihre Augen hatten einen eisigen Blau-Ton. Fast die gleiche Farbe wie sie auch Alex hatte, nur noch um einiges kälter und Furcht einflößender. Dabei war sie von so schöner Gestalt das es fast schon grotesk wirkte. Als sei sie geradewegs vom Titelbild eines Hochglanzmagazins herunter gesprungen. Ihre schwarzen Haare waren hoch gesteckt und glänzten seidig im Schein des gedämpften Lichts und der Kerzen. Ihre Lippen waren voll und luden geradewegs zum Küssen ein. Ob sie überhaupt eine Ahnung hatte wie vollkommen sie in meinen Augen gerade aussah? Ja, ja das wusste sie. Selbstbewusst und mit einer Eleganz die man sonst nur Raubkatzen zu schreiben konnte, zog sie mich von Alex weg und machte mich nun zu ihrem neuen Tanzpartner. Im ersten Moment strauchelte ich etwas, da nun ich wieder an der Reihe war die Führung zu übernehmen, wobei ich einfach nicht dieses seltsame Gefühl los wurde, das ich eh nicht viel zu melden hatte. So eine Anziehungskraft hatte ich noch nie erlebt. Es war beängstigend wie sehr es mich drängte in der Nähe dieses Mädchens zu sein, dessen Namen ich noch nicht einmal wusste. „Du musst also Erik sein, von dem ich schon so viel gehört habe.“ Schnurrte sie mit einer dunklen verführerischen Stimme an mein Ohr. Erst dabei bemerkte ich, dass sie ein Stück größer war als ich selbst, was mich wenigstens ein bisschen wieder zurück in die Realität holte. Ewig auf Wolke Sieben zu schweben war nicht gerade förderlich für die Gesundheit, wie ich fest stellen musste, da mir augenblicklich der Kopf zu schwirren begann und ich mich vom Schwindelgefühl gepackt fast übergeben hätte. Mit einem leichten Ruck schaffte ich mich von dieser schwarzhaarigen Femme fatale los zu reißen. Sicher, diese Bezeichnung ist nicht besonders schicklich, und da ich die junge Dame nicht näher kannte auch irgendwie gemein und unangebracht. Dennoch, sie hatte etwas Dämonisches an sich, was mich sowohl faszinierte wie auch abschreckte. „Was soll das?~“ Zischte sie nun nicht mehr ganz so damenhaft und warf mir einen giftigen Blick zu, der direkt unter die Haut ging. „E…endschuldige…mir ist nicht gut.“ Schaffte ich es noch zu stammeln und verließ auf direktem Wege den Ballsaal. Das meine ‚Flucht‘ nicht unbemerkt blieb, verwunderte mich nicht. Denn bereits nach wenigen Schritten im frisch gefallenen Schnee, eilte sowohl Alex wie auch Benni an meine Seite als wollten sie sicher gehen, dass ich nicht plötzlich der Länge nach zu Boden ging. Und tatsächlich, kaum das mir der kalte Wind ins Gesicht wehte, war es als gaben meine Beine unter mir nach. Mehr als Dankbar, dass meine Freunde bei mir waren um mich auf zu fangen, seufzte ich erleichtert aus. Wortlos brachten sie mich durch den Seiteneingang der Mensa ins Innere des Schulgebäudes und setzten mich auf eine der Bänke. Kaum das ich saß eilte Benni davon um mir ein Glas Wasser aus der Küche zu hohlen. Alex setzte sich neben mich und rieb mir beruhigend den Rücken. „Du bis plötzlich so blass geworden…alles ok?“ Eine vollkommen überflüssige Frage, meines Erachtens nach. Man sah doch, dass es mir nicht gut ging und das so gar nichts ok war. Dennoch nickte ich brav und tat so als wüsste ich nicht wovon Alex da eigentlich sprach. „Ich hätte vielleicht vorhin nichts von Bennis Schokolade essen sollen.“ Meinte ich mit einem schiefen Grinsen und tat die ganze Sache mit einem Schulterzucken ab. Was aber Benni gar nicht gefiel und er sofort nach seiner Rückkehr aus der Küche lautstark verkündete: „Meine Schokolade ist daran bestimmt nicht schuld. Dir ist viel eher der Geruch dieser großspurigen Tussi nicht bekommen!“ Eine sogar recht plausible Erklärung, wie ich fand. Das konnte tatsächlich der Auslöser meiner Übelkeit gewesen sein. Immerhin schwebte um jeder der anwesenden Damen, mindestens ein Meter eine dicke Wolke aus Parfüms und Duftwässerchen. Und obwohl ich ihm innerlich bereits zugestimmt hatte, kam ich nicht um hin ihm einen leicht tadelnden Blick zu zuwerfen. „Es ist übertrieben sie als ‚Tussi‘ zu bezeichnen.“ War ich der Meinung. Überraschender weise aber, war es nun Alex der vehement den Kopf schüttelte. „Melanie Moceer. Auch bekannt als ‚die Dunkle‘. Sie ist wahrhaftig, mit Leib und Seele ein boshaftes Biest. Sie ist manipulativ, hinterhältig, giftig, verschlagen und einfach nur widerlich –zumindest wenn man von ihrem Inneren ausgeht.“ Spie Alex wütend und knackte leicht mit den Fingerknöcheln als könnte er in seinen Händen irgendwas zermahlen. „Das hört sich so an als hättest du schon einmal nähere Bekanntschaft mit ihr gemacht.“ War mein geistreicher und vielleicht nicht ganz angebrachter Kommentar zu diesem Thema. Als hätte ich Öl ins Feuer gekippt, denn mit einer ruckartigen Bewegung stand Alex auf und schlug scheppernd mit den Handflächen auf den Tisch. „Jeder hat schon nähere Bekanntschaft mit diesem Monster gemacht.“ Brüllte er mit vor Zorn geröteten Wangen. Spätestens jetzt sollte jedem Zweifler klar sein, wie sehr Alex dieses Mädchen, das kaum älter sein konnte als ich es war, doch verabscheute und regelrecht hasste. Auch Benni zog, mit ungewöhnlich düsterer Stimmung die Augenbraun zusammen, sagte aber nichts. Und auch ich schwieg. Nachdem das Glas Wasser geleert war, fühlte ich mich wieder deutlich besser und gab ein erleichtertes Seufzen von mir. „Danke für die Hilfe.“ „Dafür sind doch Freunde da.“ Nun wieder mit einem Lächeln auf den Lippen klopfte mir Benni leicht auf die Schulter, welcher sich zu Alex und mir auf die Bank gesetzt hatte. Wir blieben noch einige Minuten in der dunklen Mensa sitzen, bis wir entschieden wieder zurück zu gehen. Natürlich hatte ich bereits versucht Alex und Benni schon früher fort zu schicken, aber sie wichen nicht von meiner Seite, egal was ich sagte oder tat. Wofür ich letzten Endes auch sehr Dankbar war. Wieder mit wesentlich besserer Laune und befreitem Geist kehrte ich zurück in den Ballsaal. Doch kaum das wir durch die Tür getreten waren, war Benni auch bereits in einer rosa-pinken Plüschwolke aus Kleidern und Mädchen verschwunden die sich inzwischen regelrecht um ihn zankten. //Und so waren es nur noch zwei.// Dachte ich im Stillen bei mir und sah dem irgendwie bedauernswerten Benni hinterher, wie er davon geschleppt wurde ohne auch nur den geringsten Hauch einer Chance zu entkommen. „Ah…Da ist Ron.“ Stieß mich Alex an und deutete auf das andere Ende des Saals. Und tatsächlich, stand Ron dort hinten an der Wand und sprach mit einem Mädchen. Wobei flirten wohl eher passte. Er hatte sich dicht zu ihr gelehnt, sie teilten sich ein Glas mit Trinken und schien sich zudem noch köstlich zu amüsieren. Zumindest kicherte die junge Dame immer wieder und auch Ron lachte fröhlich. In diesem Moment passierte mit mir etwas mehr als nur Eigenartiges. Mir wurde heiß und kalt zugleich, während der Druck auf meine Brust immer größer wurde. Ein unangenehmes Kribbeln jagte durch meinen Körper und binnen einer Sekunde war mir dieses Mädchen, welches ich nur von Weiten sehen konnte, mehr als unsympathisch. Ja regelrecht suspekt. Ich wollte sie anbrüllen, dass sie sich nicht so vertraut mit Ron zu unterhalten hatte, ihr das Getränkt ins Gesicht kippen welches sie in der Hand hielt die mein Zimmerkollege so zärtlich umschloss, wenn er selbst einen Schluckt daraus nahm. Aber vor allem wollte ich, dass sie augenblicklich Abstand nahm von Ron. Es war als würden meine bösen Gedanken geradewegs durch den Raum eilen, denn kaum das in meinem Innern die Bilder aufflackerten, wie ich dieses Mädchen zum Teufel jagte, drehte sie sich mit erschrockenem Gesicht zu mir um und sah mir direkt in die Augen. Durch den plötzlichen Blickkontakt selbst zu Tode erschrocken drehte ich mich rasch weg und flüchtete mich regelrecht hinter eine der Blumensäulen am Rand der Tanzfläche. Ich kam mir so schrecklich ertappt vor. Dabei war dieser Gedanke vollkommen lächerlich. Sicher, ich gab zu, dass es durchaus möglich war, dass sie meine Blicke gespürt hatte. Sowas kannte ich ja selbst aus eigener Erfahrung. Aber es war einfach unmöglich, dass siewusste was ich gedacht habe. Bestimmt war es ihr lediglich unangenehm gewesen wie ich sie angestarrt hatte. Also keine Panik. Somit hatte ich auch keinen Grund mich zu verstecken. Ich wusste ja nicht einmal wieso ich so reagiert habe. Ron war mein Freund, vermutlich sogar mein bester Freund, also sollte ich mich für ihn freuen, dass er so ein hübsches Mädchen abbekommen hatte. Es war ja nicht so, dass ich eifersüchtig war…oder vielleicht doch? Neidete ich Ron etwa seinen Erfolg bei Mädchen? Nein, das war es nicht. Mir blieb nichts anderes übrig als mir selbst einzugestehen, dass ich nicht auf Ron sondern auf die Schülerin wütend war. Irgendwie gab sie mir -obwohl ich sie nicht einmal kannte- dass Gefühl mir meinen besten Freund weg zu nehmen. In diesem Moment kam ich mir vor wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal etwas teilen musste. War ich wirklich dermaßen verwöhnt? Noch einmal tief durchatmend strich ich meinen Blazer glatt und kam aus meinem Versteck. Nur beifällig ließ ich meinen Blick in Rons Richtung gleiten. Doch er war nicht mehr da und auch das Mädchen war verschwunden. Hatte ich sie so sehr verschreckt? Oh Gott~ wenn meine Mutter das raus bekam. Sie würde mir die Hölle heiß machen. Während ich den Ballsaal mit den Augen absuchte, entdeckte ich Alex, welcher wieder auf der Tanzfläche war und sich mit einer jungen Blondine drehte. Komisch…bei ihm kam es mir nicht sauer hoch, auch nicht bei Benni der von Verehrerinnen gerade so überschwemmt wurde. Viel mehr fand ich es gut sie so ausgeglichen zu sehen. Naja, ausgeglichen war das falsche Wort. Benni machte ein Gesicht, als stünde er vor dem Kriegsgericht und wartete nervös auf die Urteilsverkündung. Und Alex, also Alex sah mehr gezwungenermaßen freundlich aus. Bestimmt taten ihm Morgen die Gesichtsmuskeln vom Lächeln weh, welches er vergeblich versuchte der Blonden zu schenken. Aber alles in allem schienen sich meine Freunde und Schulkameraden gut zu amüsieren. Mit der Zeit taute ich auch immer mehr auf und wechselte das ein oder andere Wort mit den Mädchen. Sie waren witzig und freundlich. Meine anfänglich, leichten Befürchtungen einer Horde bornierter Ziegen gegenüber zu stehen, verflog in Windeseile. Jede von ihren mochte eine gut behütete Kindheit genossen haben, und einen Besitz der den meiner Eltern selbst in ihren besten Zeiten um ein Vielfaches übertraf, doch sie waren kaum eingebildet. Zumindest die meisten mit denen ich ins Gespräch kam. Melanie sah ich nur noch ein einziges Mal. Sie war gerade auf dem Weg zum großen Torbogen, als Raven ihr entgegen kam und sie ein paar Worte wechselten. Doch Melanies beeindruckende Erscheinung, verblasste regelrecht neben der von Raven. Lautlos wie eh und je hatte er den Saal beteten und dennoch hatten sich unzählige Köpfe nach ihm um gedreht, als hätten sie seine Anwesenheit gespürt. Und das war nicht alles. Er sah einfach umwerfend aus. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug. Sein Hemd jedoch war ein dunkles Weinrot, das einen deutlichen Kontrast zu seiner Haut bildete. Es war nur bis kurz unter die Brust zu geknöpft, es enthüllte nicht viel, aber genug um die Fantasie an zu regen, was sich unter dem restlichen Stoff befinden könnte. Auf Krawatte, Halstuch oder gar Fliege, hatte er komplett verzichtet, was sein Erscheinungsbild aber in keinster Weise schadete. Seine Haare waren zu einem lockeren Zopf nach hinten gebunden und in seinen Augen…nein in seiner ganzen Haltung war etwas das ich noch nie an ihm gesehen hatte. Er strahlte normalerweise eine kalte Distanz aus und machte dennoch deutlich, dass er hier das Sagen hatte. Heute Nacht jedoch wirkte er fast...ein wenig verführerisch. Nach wie vor war er der unumstrittene Herrscher über diesen Raum und jeden anderen Ort an dem er sich aufhielt, doch er wirkte zugänglicher, als würde er die Blicke genießen die ihm zugeworfen wurden und für jeden ein offenes Ohr haben. Oder bildete ich mir das nur ein? Noch immer überwältigt von seinem Erscheinen, stand ich wie versteinert da, als er direkt auf mich zu kam und mit ein selbstsicheres Grinsen schenkte. „Und wie gefällt dir der Ball?“ Hatte Raven mich da gerade angesprochen? Mich? Denjenigen den er schon seit Wochen aus dem Weg ging und nur das nötigste mit ihm sprach? Und dann auch noch eine derart unbedeutende Frage stellte? Mein Mund klappte auf um zu Antworten, schloss sich aber wieder ohne ein Wort gesagt zu haben. Zu groß war die Überraschung, das Raven allem Anschein nach, auch ein ganz normaler Mensch war, der belanglose Fragen stellte, um ein Gespräch an zu fangen. Bis jetzt kam er mir immer so dunkel und mystisch vor. Jetzt aber wirkte er offen und freundlich. Vielleicht ein wenig zu sehr von sich selbst überzeugt, aber ok. Immer noch besser als wenn er mich wieder grundlos anfauchte. „Er ist wirklich schön.“ Antworte ich daher schnell und lächelte ihn an. Immerhin wollte ich nicht riskieren das er mir wieder die kalte Schulter zeigt. „Du siehst gut aus Raven.“ Fügte ich mehr unbewusst als gewollt hinzu. Musste aber immer noch lächeln. Zu meiner größten Überraschung, erwiderte Raven das Lächeln leicht. „Du siehst durstig aus…lass uns was trinken.“ Obwohl ich Raven noch nicht allzu lange oder gar besonders gut kannte, so merkte ich doch sofort, dass dies keine Frage sondern vielmehr ein Befehl gewesen war. Denn kaum hatten seine Worte meine Ohren erreicht hatte er bereits einen Arm um meine Schultern gelegt und führte mich zum Buffet. Ein anderer Junge, den ich zuvor noch nie gesehen hatte, füllte zwei Gläser mit dem Fruchtpunsch und reichte sie uns über den Tisch. Dankend nahm ich es entgegen und starrte kurz in die Flüssigkeit. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich sehen wie Raven sein Glas in einem Zug herunter kippte und sich gleich ein neues geben ließ. Ein wirklich sehr seltsames Verhalten. Entweder offenbarte mir Raven hier gerade eine vollkommen neue Seite an sich oder er führte irgendwas im Schilde, was ich aber noch nicht so ganz benennen konnte. Ich für meinen Teil jedenfalls nahm auch einen Schluck vom Punsch und stellte fest dass er köstlich schmeckte. Er roch süßlich und herb zugleich. Doch obwohl ich einen recht feinen Geschmackssinn hatte, schaffte ich es nicht auch nur eine einzige Zutat heraus zu schmecken. „Was ist das?“ Fragte ich daher verständlicherweise und schaute mir die rötliche Flüssigkeit noch einmal genauer an. Vermutlich war es das, was ich vorhin auch bei Alex gesehen und für Kirschsaft gehalten hatte. „Das, Eric, ist ein Geheimrezept.“ Mein Gesichtsausdruck musste in diesem Moment zwischen Überraschung und Entsetzten geschwankt haben. Zum ersten Mal hat mich Raven freundlich mit meinem Vornamen angesprochen. Hatte mein Name schon immer so einen tollen Klang oder lag das an Ravens Stimme? „Guck nicht so. Genieß lieber den Abend…“ Es war mir als würde Raven noch etwas hinzu fügen wollen, doch er sagte nichts mehr und schaute sich mit mir zusammen die tanzenden Schüler an. Immer wieder wanderte mein Blick zu Raven der dicht neben mir stand und leicht die Flüssigkeit im Glas hin und her schwenkte, als sei es kostbarer Wein. Nebenbei leerte ich schließlich auch mein Glas und stellte es zurück auf den Tisch. Als wäre dies ein vereinbartes Stichwort gewesen, stellte Raven auch das Seine weg und ergriff meine Hand. Bevor ich überhaupt Protest einlegen konnte zog er mich zu einem Wiener Walzer auf die Tanzfläche. Im ersten Moment glaubte ich, nicht mit Raven Schritt halten zu können, so elegant und schnell wie er sich bewegte, doch nach anfänglichem Zögern, erinnerte sich mein Körper ganz von allein wieder an das Gelernte und wir flogen geradezu über die Tanzfläche. Mein anfängliches Stimmungstief war wie weg geblasen und es begann mir von Minute zu Minute mehr Spaß zu machen. Raven war ein unglaublicher Tänzer, sogar viel besser als Alex. Dabei hatte ich Raven nicht einmal beim Tanzunterricht gesehen. Die große Standuhr am Ende des Raumes ließ mich regelrecht zusammen fahren, als sie mit einem Mal Mitternacht schlug. Mir war gar nicht aufgefallen wie viel Zeit inzwischen vergangen sein musste. Hätte man mich gefragt hätte ich getippt das vielleicht ein, maximal zwei Stunden her waren seit ich herunter gekommen war. Aber der Uhr nach war es schon deutlich später, was mir Raven ebenfalls klar machte als er mich bei der Hand nahm und mit nach Draußen zog. „Komm wir müssen los, wir sind schon viel zu spät dran.“ Sagte er mit einem leicht gehetzten Unterton in der Stimme und schob mich zu dem schwarzen Wagen der bereits im Innenhof wartete. „Halt, ich muss mich erst noch verabschieden.“ Warf ich leicht verzweifelt ein. Ich wollte mich von Ravens Griff lösen, doch er zog mich einfach weiter. Egal wie sehr ich mich gegen ihn stemmte, es schien ihn nicht im Mindesten zu interessieren. „Aber dass…“ „Du kannst sie morgen früh ja anrufen.“ Erwiderte er auf meinen unausgesprochenen Protest. Ohne mir eine Chance zu lassen schob er erst mich ins Innere des Autos und dann sich selbst. Die Autotür war noch nicht einmal ganz geschlossen als der Wagen bereits anfuhr. Was sollte das denn auf einmal? Sprachlos saß ich auf den gepolsterten Sitzen und starrte die getönte Scheibe vor mir an, hinter welcher sich der Chauffeur verbarg. Erst einige Schlaglöcher später kam ich wieder zur Besinnung und strafte Raven mit einem bösen Blick. „Was sollte das? Konntest du mir nicht fünf Minuten früher sagen dass wir los müssen? Dann hätte ich mich noch von den anderen verabschieden können.“ Warf ich dem ihm vor und kassierte meinerseits einen bösen Blick. „Stell dich nicht so an, ihr habt euch doch gestern schon zur Genüge verabschiedet.“ Grummelte er wütend und verschränkte die Arme vor der Brust. Sofort spürte ich wieder diese kalte Distanz die Raven sonst zu Allen und Jeden hatte. Gerade wollte ich erneut los wettern, als ein gewaltiger Ruck das Auto erfasste und mich nach vorne schleuderte. In meiner Wut hatte ich vergessen mich an zu schnallen und schlug nun mit voller Wucht gegen die Rückwand der Fahrerkabine. „Was war das?“ Hörte ich Raven brüllen, der bereits die Tür aufriss um nach zu sehen, was unsere Fahrt gestoppt hatte. „Etwas ist vors Auto gerannt, Sir.“ Drang es gedämpft an mein Ohr als ebenfalls der Chauffeur den Wagen verließ. Mein Kopf dränte mindestens genauso sehr wie der gerade sterbende Motor. Plötzlich tauchte Raven wieder neben mir auf um zu prüfen wie es mir ging, zumindest glaubte ich das, doch er sah mich nur kurz an und meinte: „Bleib im Wagen.“ Damit war er wieder in die Nacht geglitten und schlug die Autotür hinter sich zu. Ich war mir nicht sicher was passiert war, vermutete aber das wir ein Reh oder vielleicht auch ein Wildschein erwischt hatte. Immerhin waren wir auf einer Straße die mitten durch den Wald führte. Da waren Wildunfälle sicher keine Seltenheit. Es verging einige Zeit. Zu Beginn hatte ich noch Geräusche von draußen gehört. Dann aber war es still geworden, bis ich nichts mehr hörte, außer dem leisen Zischen der Heizung, die noch mehr oder minder funktionierte. Als nach weiteren fünf Minuten nichts geschah, entschloss ich mich auch aus zu steigen. Die Schmerzen in meinem Kopf hatten etwas nach gelassen, dafür aber tat mir nun der Nacken schrecklich weh und das beständige Ziehen an meiner Stirn offenbarte mir, das es wohl nicht bei einfachen Kopfschmerzen bleiben würde. Vorsichtig tastete ich die blutende Wunde über meinem linken Auge ab. Sie war recht groß, aber sie schien glücklicherweise nicht sehr tief zu sein. Dennoch konnte ich nicht einmal mehr das linke Auge öffnen ohne dass mir ständig das Blut die Sicht nahm. Mit zitternden Fingern holte ich das Taschentuch aus meiner Hemdtasche und drückte es mir auf die Platzwunde, während ich die Autotür aufstieß und ebenfalls hinaus in die Nacht trat. Mit zögernden Schritten ging ich um das Auto herum. Es leuchtete nur noch ein Scheinwerfer, der andere lag zusammen mit weiteren Splittern und Stücken der Karosserie und des Motors auf der Straße verteilt. Meine Sicht war zwar deutlich eingeschränkt und auch mein Kopf war mit der Entscheidung aufrecht zu gehen nicht ganz einverstanden, dennoch war mir klar das hier etwas fehlte. Bei genauerem Betrachten der Straße entdeckte ich zwar Blutspuren, aber keinen Tierkadaver. Und auch von Raven und dem Fahrer fehlte jede Spur. Konnte es sein das das angefahrene Tier noch lebte und sich in den Wald geflüchtet hatte? Zweifelnd wanderte mein Blick zurück zu den Überresten des Wagens. Nein, keins der hier heimischen Tiere konnte so einen Aufprall überleben, geschweige denn, danach noch von alleine aufstehen und weg rennen. Mehrfach rief ich in der Dunkelheit nach Raven. Aber nichts und niemand antwortete mir, nicht einmal eine Eule. Es war Totenstill. Als dann auch noch das Licht des Autos zu flackern begann, da die Batterie langsam versagte, wurde ich mehr als unruhig. Es war kalt, dunkel und ich hatte furchtbare Schmerzen. Mit inzwischen, von der Kälte, leicht tauben Fingern, suchte ich nach meinem Handy. Glücklicherweise hatte es den Unfall ohne Schaden überstanden. Ich war gerade dabei Ravens Nummer zu suchen, die er mir für Notfälle gegeben hatte, als ich etwas hinter mir im Wald knacken hörte. „Raven?...Bist du das? Was ist passiert?“ Ich wollte gerade in diese Richtung gehen, als mich ein weiteres Knacken und Knirschen im Schnee, inne halten ließ. Diesmal kam es von der anderen Seite der Straße. „R…Raven?“ Meine Stimmer zitterte so erbärmlich wie der Rest von mir. Wieder hörte ich das Knirschen des Schnees. Nein ich hatte mir das nicht eingebildet. Da war etwas…und es kam auf mich zu. Ich schaffte es nicht, auch nur einen Muskel zu rühren. Mit wild rasendem Herzen stand ich im flackernden Lichtkegel des demolierten Autos. Das Flackern wurde schlimmer und auf einmal war es dann ganz vorbei. Das Einzige das nun in der Nacht noch zu hören war, war mein rasselnder Atem. Immer noch nicht fähig mich zu bewegen, lauschte ich auf meine Umgebung. Wieder ein Knirschen, dann Stille, dann wieder ein Knirschen. Schritt für Schritt näherte sich mir da etwas. Ich wusste nicht was es war, nur das es etwas war, mit dem ich keine Bekanntschaft machen wollte. Als die zeitlichen Abstände zwischen den Schritten weniger wurden, schaffte ich es endlich meine Beine dazu zu bringen, sich wieder zu bewegen. Von blinder Angst gepackt warf ich das blutige Tuch zu Boden und rannte einfach los. Die Straße konnte ich nur schemenhaft erkennen, doch es reichte mir um als Fluchtweg zu dienen. Für wenige Sekunden glaubte ich, das was auch immer da hinter mir her war, abgeschüttelt zu haben. Da ich keine Schritte mehr außer meinen eigenen hören konnte. Leider wurde ich eines Besseren belehrt. Gerade wollte ich einen Blick nach hinten riskieren, als ich etwas Dunkles, seitlich auf mich zuschießen sah. Ein mächtiger Ruck erfasste meinen Körper und schleuderte mich von der Straße auf den vereisten Waldboden. Doch noch ehe ich mich aufrichten oder wenigstens Schreien konnte, warf sich etwas mit vollem Gewicht auf mich. Endlich verließ ein Schrei meine Kehle. Dies aber rührte weniger von der Angst her die ich im Moment verspürte, als vielmehr von den Schmerzen, die plötzlich in meinem Körper brannten. Etwas Scharfes bohrte sich unterhalb der Rippen durch meine Haut. Es war als könnte ich hören wie etwas Hartes an meinen Knochen entlang schrapte, während es mir gleichzeitig die Haut vom Körper zu schneiden schien. Ich spürte noch den warmen Atem eines Lebewesens im Nacken und die Kälte unter meinem Körper als mein Oberteil regelrecht in Fetzen gerissen wurde und sich etwas in meine Schulter verbiss. Es war als bliebe die Zeit stehen, das Blut rauschte in meinen Ohren so laut wie ein tosender Wasserfall. Die Schmerzen, begannen von der Kälte verdrängt zu werden, welche sich unaufhörlich meines Leibes bemächtigte. Es war mir als hörte ich jemand in weiter Ferne schreien. Und dann… …dann wurde die Welt um mich herum schwarz und leer… #~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~# So endlich… An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Lesern entschuldigen, dass ihr so lange auf dieses Kapitel habt warten müssen. Vor allen muss ich mich bei Reyel entschuldigen. Ich hatte versprochen noch vor Weihnachten etwas hoch zu laden. Aber nach dem ich meine Festplatte formatieren musste und im Anschluss meine Externe Festplatte kaputt gegangen ist, hab ich es leider nicht mehr geschafft Sorry Zuerst hatte ich vor gehabt das Kapitel zu teilen, aber da ich der Meinung bin das es dann noch langweiliger geworden wäre, hab ich noch ein bisschen was dran gehängt in der Hoffnung das das Ganze dadurch etwas aufgewertet wird. So und nun ein dickes Fettes Dankeschön für die lieben Kommis und sagenhaften 71 Favos ^3^ *freu* Eure Jack-11 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)