Das Reh und der Rabe von Jack-11 (Schüler mit Biss) ================================================================================ Kapitel 6: Betrogen! -------------------- Verdammt!!! Erst jetzt bemerkte ich wie sehr mein Magen doch knurrte. Eigentlich hatte ich gestern nur vorgehabt das Frühstück ausfallen zu lassen, durch das Buch aber, welches mir in die Hände gefallen war hatte ich auch die restlichen Mahlzeiten versäumt. Wirklich böse darüber war ich aber auch nicht. Es ärgerte mich sogar das ich es nicht geschafft hatte es fertig zu lesen. Na gut, es war schon eine Leistung, dass ich überhaupt so weit gekommen bin bei diesem dicken Wälzer und dieser winzigen alten Handschrift. So im Nachhinein betrachtet konnte ich aber durchaus sagen dass sich das Buch nach den ersten paar Seiten wie von selbst lesen ließ. Fast so als währe ich mitten im Geschen und nicht nur ein stiller Zuschauer. Das ich mit meinen Gedanken nicht ganz bei mir war schien Benni sehr zu frusten, da er mir ein wenig unfreundlich eine Banane auf das Tablett warf. Erschrocken sah ich zu ihm und blinzelte meinen Freund im ersten Moment verständnislos an, bevor ich seufzend die Schultern hängen ließ und mir durch die Haare fuhr. Selbst der extra starke Kaffe den mir der Schulkoch zubereitet hatte half nicht. „Es tut mir leid! Ich bin in letzter Zeit irgendwie durch den Wind“ entschuldigte ich mich reuevoll bei Benni. Nun wurde sein Blick besorgt und auch Alex machte den Anschein als währe er nicht mehr ganz so gelassen. „Du wirst doch nicht etwa krank?! Gerade jetzt wo die Schule wieder anfängt?“ Ich könnte schwören dass ich da einen gewissen vorwurfsvollen Unterton heraus hören konnte. Dennoch schüttelte ich nur den Kopf und machte eine wegwerfende Bewegung. Ich konnte meinen Freunden ja schlecht erzählen dass ich zuerst mir Ron geknutscht und mich dann aus Angst, ihm über den Weg zu laufen in der Bibliothek verschanzt hatte. Hmm… ich muss gestehen das ich gestern gar nicht mehr an Ron gedacht hatte. Umso härter traf mich jetzt die Erkenntnis, weswegen ich überhaupt so durch einander war. Ich war bereits wieder dabei in Selbstmitleid und Angst zu zerfließen als ich wortwörtlich eine Schocktherapie bekam, indem der Grund meiner Sorgen, plötzlich hinter mir auftauchte und mir die Hand auf die Schulter legte. Mein ganzer Körper versteifte sich unter Rons Berührung und am liebsten währe ich unter den Tisch gerutscht um mich zu verstecken. Doch momentan schien ich nur Nebensache zu sein, denn Ron war erst einmal damit beschäftigt Benni und Alex überschwänglich zu begrüßen, naja zumindest Benni, Alex zeigte ihm wie immer die kalte Schulter und reichte ihm wohl nur aus reiner Höflichkeit die Hand zum Gruße. Ich kann nicht genau sagen woran es nun lag, ob es die Anwesenheit meiner anderen Freunde war, oder dass Ron sich nicht einmal ansatzweise anmerken ließ was gestern passiert ist. Aber egal was nun der Grund war, wenigstens entspannte ich mich nach und nach ein Bisschen. Vollständig wollte meine Starrte aber leider nicht verschwinden. Während sich Ron und Benni aufgeregt über die Ferien unterhielten nahmen Alex und ich eher Schweigend unser Essen ein. Nur Gelegentlich äußerte sich Alex zu einer Bemerkung von Benni oder einer Frage. Und auch meine Antworten waren recht monoton und mehr Einsilbig als sonst irgendwas. Dadurch das Benni und Ron die ganze Zeit tratschten, vergaßen sie vollkommen das Essen vor sich, somit war ich bereits fertig noch ehe Ron überhaupt angefangen hatte. Leise entschuldigte ich mich und brachte mein Tablett weg. Erst als ich den Speisesaal verlassen wollte merkte ich das Alex direkt hinter mir war. Wir mussten nicht wirklich mit einander sprechen um uns zu verstehen. So gingen wir in stillem Einverständnis gemeinsam zu unseren Zimmer. Dort angekommen verschwand ich erst einmal mit meinen Sachen Richtung Duschen. Alex nutzte die Zeit wohl um irgendwas aus zu packen. Immerhin hatte ich gesehen das sein Koffer noch geschlossen auf dem Bett lag. Nach ca. 15 Minuten kam auch ich dann wieder aus dem Gemeinschaftsbad. Eigentlich duschte ich nie so lange, doch irgendwie hatte ich heute Morgen das Bedürfnis mich besonders gründlich zu waschen. Im Grunde hätte ich es mir denken können, dass die anderen nun auch wieder im Zimmer waren, doch ich hatte es erfolgreich verdrängt und bekam nun dafür die Quittung. Kaum das ich durch die Tür getreten war, kam Benni bereits angesprungen und warf sich mir um den Hals. Vor Schreck ließ ich meine dreckige Wäsche und das Handtuch fallen. Alex hatte seinen Koffer bereits ordentlich ausgeräumt und alles an seinen vorgesehen Platz gestellt, während Benni eher ein Heiden Chaos angerichtete und so ziemlich alle seine Sachen auf dem Fußboden verstreut hatte. Einerseits beunruhige mich das inzwischen wieder so viele Menschen in unserem Zimmer waren, andererseits erleichterte und beschwichtigte mich der inzwischen gewohnte Anblick dieses Durcheinanders. Ron saß mit einer kleinen Schachtel auf dem Bett die er einige Momente nachdenklich betrachtete, bis er bemerkte, dass ich zu ihm hinüber sah. Rasch ließ er das kleine unscheinbare Päckchen in seiner Tasche unter dem Bett verschwinden und tat so als währe nichts gewesen. Ich war neugierig. Was wohl in dieser kleinen Schachtel verborgen war? Doch anstatt nach zu Fragen warnte mich ein innerer Instinkt davor mich zu weit vor zu beugen. Vielleicht stimmte es ja, dass es Sachen gab in die man besser nicht seine Nase stecken sollte. Es klopfte an der Tür und vermutlich hätte ich es gar nicht bemerkt wenn Alex nicht geöffnet hätte. José stand davor und begrüßte Alex nur mit einem knappen Nicken bevor er in den Raum trat und direkt auf mich zu kam. Ich wollte schon zur Seite gehen, da ich annahm das er wieder mal mit Ron sprechen wollte, doch dem war so nicht und er stellte sich direkt vor mich. „Komm mit!“ forderte er mich nicht besonders freundlich auf. Fragend zog ich die Augenbraun zusammen. Was wollte der denn jetzt von mir? Ob er noch sauer war das ich ihn gestern so angefahren hatte? Oder hatte vielleicht Ron womöglich irgendetwas gesagt weswegen ich nun ärgern bekommen sollte? Ich war bereits dabei in Panik zu geraten als ich Rons Hand plötzlich auf meiner Schulter spürte. Seltsamerweise beruhigte mich seine Anwesenheit dieses mal, statt mich wie heute Morgen zu verschrecken. Er war ganz nah bei mir als würde er mich stützen und mir könnte nichts und niemand etwas anhaben, und für einen kurzen Moment schien ich wirklich vollkommen vergessen wurden zu sein, da sich unser Schulsprecher und mein Zimmerkollege über meinen Kopf hinweg böse anstarrten. Jäh wurde ich zurück in die Realität geholt als José nach meinen Oberarm griff und mich aus dem Zimmer zerren wollte. Doch noch bevor er oder ich auch nur einen Schritt machen konnte war Alex dazwischen gegangen und drängte den Schulsprecher von mir weg. Und wieder einmal wurde ich Zeuge von einem mehr als sonderbaren Verhalten meiner Mitschüler. Sie starrten sich einfach nur schweigend gegenseitig an und schienen genau zu wissen was der andere wollte. Diese Sache war mir schon mehr als einmal aufgefallen. Doch ich machte mir nichts draus, da es mir hin und wieder nicht anders ging. Aber das war eher der Ausnahmefall. „Ron lass ihn los.“ Forderte Alex unseren Zimmergenossen auf, welcher nach kurzem Zögern mich tatsächlich los ließ. Fast schon schmerzlich trauerte ich seinen vertrauten und schützenden Händen hinterher. Nun war es Alex der mir die Hand auf die Schulter legte und mich langsam aus dem Zimmer schob. „Geh mit ihm, wir warten hier auf dich.“ Versicherte er mir und beunruhigte mich dadurch -wahrscheinlich unabsichtlich- nur noch mehr. Es herrschte eisernes Schweigen zwischen José und mir, als er mich die Korridore entlang führte und wir schließlich vor der Tür des Direktors ankamen. Ich kam mir so schrecklich klein vor, vor der riesigen eisenbeschlagenen Holztür. Fast glaubte ich das schlottern meiner Knie und das schlagen meines Herzens zu hören. Unmerklich zuckte ich zusammen als José an der Tür klopfte, dabei kam es mir eher so vor als würde er mit voller Wucht dagegen schlagen so wie es scheppert. Müsste ich dort anklopfen, währe ich mir fast schon sicher, dass man es auf der anderen Seite gar nicht hören würde, so dick wie das Holz der Tür war. Mit einem leisen knarren wurde die Tür von innen geöffnet und wir durften eintreten. Wobei das wir nur aus mir bestand und nicht aus José der mich nur auffordernd ansah. Er musste mein Zögern bemerkt haben, da er mich mit einem leicht ärgerlichen Grumpf-Geräusch aufforderte mich endlich in Bewegung zu setzen. Ich spürte regelrecht wie die Innenflächen meiner Hände feucht wurden und sich mein Puls noch etwas mehr beschleunigte. Währe ich an ein Herz-Überwachungs-Gerät –oder wie auch immer diese Pips-Dinger heißen- angeschlossen, müsste jetzt wohl ein lange gezogener Pfeifton kommen als ich die hochgewachsene Gestalt vor dem Tisch des Direktors erkannte. Ein dunkler dicker Mantel hüllte die schlanke Gestalt der Frau mit den langen blonden Haaren ein die sich nun zu mir umdrehte. „Mama~“ krächzte meine Stimme in dem großen Raum. Innerhalb von zwei Sekunden zuckten die wildesten Weltuntergangstheorien durch meinen Kopf. Es konnte nur etwas sehr schlimmes passiert sein, wenn meine Mutter persönlich hier her kam um mit mir zu sprechen und nicht einfach einen Angestellten schickte. Ich war heute so mit mir selbst beschäftig gewesen, das ich ihr Ankommen gar nicht bemerkt hatte. Naja sie hatte mir ja auch nichts gesagt gehabt von einem Besucht. Oder vielleicht doch? Hatte ich es bloß vergessen? Nein! Das konnte nicht sein, so etwas würde ich nicht vergessen. Meine Mutter beugte sich zu mir runter und schloss mich so fest wie schon sehr lange nicht mehr in ihre Arme. Ich spürte ihr zittern und machte mir nur noch mehr Sorgen. Vor allem bekam ich mit einem mal das Gefühl selbst stark sein zu müssen. Stark zu sein für meine Mutter, die so ängstlich und angeschlagen im Moment auf mich wirkte. Der Direktor bat uns auf dem Ledersofa an der Wand Platz zu nehmen um alles in Ruhe zu besprechen. Der Schulsekretär brachte uns Tee und ein wenig Gebäck, doch weder meine Mutter noch ich rührten etwas davon an. Mehrfach versuchte sie mir etwas zu sagen, verschluckte sich aber eher an ihrer eigenen Sprache und Schluchzte leise, bis der Direktor das Sprechen für sie übernahm. „Hör zu Eric, es gab da wohl einen Zwischenfall bei euch zuhause.“ „Einen Zwischenfall???“ unterbrach ich ihn aufgeschreckt und meine Augen weiteten sich ein gutes Stück. Der Mann vor mir hob beschwichtigend die Hände um mir zu zeigen das es wohl nicht ganz so schlimm war wie ich es mir gerade ausmalte. „Dein Vater…dieses Schwein…er ist mit unserer Anwältin und mit dem gesamten Vermögen weg“ giftete meine Mutter erbost und war vor ärger über die Tat meines Vaters aufgesprungen und schüttelte mit der Faust als wolle sie jemanden erschlagen, ich konnte mir schon denken wen sie am liebsten im Moment schlagen würde. Auch wenn ich mir das irgendwie nicht vorstellen konnte. Mein Vater ein Ehebrecher und Betrüger? In diesem Moment stürzte eine Welt für mich zusammen. Mir war durchaus bewusst, dass die Beziehung zwischen meinen Eltern ein wenig frostig war und sie nicht wirklich viel gemeinsam hatten. Doch das dann gleich so etwas kam? In der französischen Presse und der Oberschicht wurde immer von ihrer guten und ehrlichen Ehe berichtet. In diesem Moment wurde mir klar wieso meine Mutter hier war. Die Presse würde sie in der Luft zerreisen und mich auch wenn sie uns zu fassen bekam. So einen Skandal musste man groß raus bringen. Das Leben der Reichen und Schönen war nun einmal eintönig und langweilig, so dass ihre größte Freude darin bestand das Leiden ihresgleichen zu sehen. Meine Mutter würde versuchen nichts von alledem an die Öffentlichkeit kommen zu lassen, solange es ihr möglich war. Doch lange blieb so etwas nicht geheim. Sie würde vermeiden wollen das ich in all das mit hinein gezogen wurde, auch wenn das wohl kaum möglich war. Immerhin war er mein Vater und wenn er mit dem gesamten Besitz getürmt war, war auch ich betroffen. Doch über Machtverhältnisse und einem eventuellen Erbe konnte ich mir gerade keine Gedanken machen. Mein Vater hatte uns verlassen! Das knabberte an mir wesentlich mehr als der Verlust eines Vermögens. „Wo ist er?“ selbst in meinen Ohren klang meine Stimme als käme sie nicht von mir selbst. „Vermutlich irgendwo in Brasilien.“ Murmelte meine Mutter leise. Sie würde versuchen ihm nach zu reisen und ihm zur Rede zu stellen. Doch was sollte aus mir werden? Verzweiflung stieg in mir auf, doch ich weigerte sie durchbrechen zu lassen. Ich durfte meiner Mutter jetzt keinen Kummer oder Sorgen bereiten. Sie stand jetzt an erster Stelle und nicht ich. Doch wenn wir wirklich kein Vermögen mehr hatten würde ich nicht hier blieben können. Immerhin war das Internart auch nicht gerade günstig. Ich wusste zwar das meine Mutter gewiss noch irgendwo Geld zurück gelegt hatte. Irgendwelche Konten an die mein Vater nicht heran kam. So etwas war bei uns ganz natürlich. Mein Vater besaß Konten von denen meine Mutter weder etwas wusste oder gar auf die sie Zugriff hatte, aber meine Mutter im Umkehrschluss eben auch. Oder hatte mein Vater mit Hilfe der Anwältin etwa auch diese geplündert? Inzwischen hatte meine Mutter bitterlich angefangen zu weinen. Wie von selbst strich ich ihr über die Arme so wie sie es immer bei mir gemacht hatte, wenn ich traurig oder verängstigt war. Eine Geste die es wohl schon seit vielen hundert Jahren gab und noch nie seine Wirkung verfehlt hatte. Langsam hörten die Schultern meiner Mutter auf zu beben und sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, während sie sich beim Direktor für die Unannehmlichkeiten entschuldigte. Dieser schüttelte aber nur den Kopf und meinte das ihr Verhalten verständlich ist und sie sich keine unnötigen Gedanken machen sollte. Da ich merkte das meine Mutter noch nicht wieder soweit war um klar zu sprechen wand ich mich meinem Schulleiter zu. „Muss ich das Internart verlassen?“ Sicher, das war nicht gerade die beste Frage die ich momentan stellen konnte, doch die einzige die mir gerade am meisten unter den Nägeln brannte. „Nun ja, Schüler deren Eltern das Schulgeld nicht mehr aufbringen können müssen unser Internart verlassen. Aber in deinem Fall können wir wohl eine Ausnahme machen. Die Situation deiner Mutter ist hoffentlich nur vorübergehend, zudem sind deine Noten hervorragend. Daher habe ich einige Hebel in Bewegung gesetzt, damit du ein volles Stipendium bekommst und deinen Abschluss hier machen kannst.“ Sprach er mit ruhiger und bedachter Stimme um mich, aber vor allem meine aufgewühlte Mutter zu beruhigen. Nun war es meine Mutter die mich über die Arme streichelte und mich leicht an ihre Brust zog. „Es tut mir sehr leid, aber dieses Jahr können wir deinen Geburtstag und Weihnachten nicht zusammen feiern. Außerdem…“ begann sie, sprach aber nicht weiter. Erst jetzt fiel mir ein das ich ja in knapp drei Wochen Geburtstag hatte. Den hatte ich in der Aufregung der letzten Tage total vergessen. Sie sah erneut zu meinem Direktor, der allem Anschein nach besser in die Sache eingeweiht war als ich. „Die Polizei geht davon aus das dein Vater dich vermutlich zu sich hohlen will und eventuell dafür jemanden beauftragt der dich entführen soll.“ Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken als mir klar wurde wie kriminell die Handlungen meines Vaters wohl wirklich waren und was er noch alles tun würde. „Das heißt ich kann nicht nach Hause in den Ferien.“ Stellte ich leise fest. Ich hatte erwartet das meine Mutter mich wenigstens zu meiner Tante über die Feiertage schicken würde. Doch wenn mein Vater wirklich vor hatte mich entführen zu lassen, währe ich dort auch nicht sicher. „Einer deiner Freunde hat sich bereit erklärt dich in den Ferien mit zu sich zu nehmen und auf dich auf zu passen.“ Durchbrach meine Mutter meine Gedanken. „Ein Freund?“ wer zum Teufel wusste von dieser Sache schon außer mir? Zudem wenn meine Freunde es schon wussten, wieso hatten sie dann nicht bereits mit mir gesprochen? Hinter mir hörte ich das Klacken der Tür die in einen anderen Raum führte den ich noch nie von innen gesehen hatte. Meine Nackenhärchen stellten sich auf. Ich musste mich nicht umdrehen um zu wissen das dieser »Freund« weder einer meiner Zimmergenossen, noch einer von den Jungs war mit denen ich öfters zusammen war. „Ich werde auf ihn aufpassen.“ Beim Klang der Stimme schloss ich wie von selbst die Augen und atmete innerlich erst einmal tief durch. Wie kam man auf die Idee das ER auf mich aufpassen sollte? Zumal…seit wann waren wir so was wie Freunde? Das letzte mal als wir uns gesehen hatten, hat er mich angebrüllt und davon gejagt. Als ich die Augen wieder öffnete stand er seitlich von meiner Mutter und sah direkt auf mich herunter. „Raven“ nuschelte ich in mich hinein. Wie jedes mal, wenn ich ihm begegnete begann mein Kopf zu schmerzen und ich fühlte mich alles andere als wohl. Wieso hatte man ihn gerade mit ins Vertrauen gezogen? Ich würde viel lieber zu einen meiner wirklichen Freunde gehen und dort die Ferien verbringen und nicht bei ihm. So als könnte man meine Gedanken erraten setzte sich Raven neben den Direktor und schlug die Beine über einander. „Im Gegensatz zu den anderen habe ich selbst nur einen blinden Großvater. Das heißt du störst niemanden über Weihnachten.“ Machte er mir meine Situation ziemlich unfreundlich deutlich. Sicherlich, ich wollte niemanden stören aber das, das war doch einfach nur noch unfair. Aber irgendwo hatte Raven auch recht. Weihnachten war ein Fest für die Familie und da passte nicht gerade ein Junge dem man verstecken sollte hinein. Niemand sollte meinetwegen an den Feiertagen Trübsal blassen. Und wenn Raven selbst keine Familie hatte schien ich nicht weiter auf zu fallen. Ob er mit seinem Opa überhaupt feierte? Ach~ im Grunde war es mir auch egal. Ich würde mich in mein Zimmer einschließen und einfach drauf warten das die Schule wieder los ging. Widerwillig nickte ich und sah zu meiner Mutter. „Ich werde brav sein.“ Versprach ich ihr und wurde dafür in die Arme genommen und noch einmal gedrückt. „Ich habe dir noch einige Sachen von Zuhause mit gemacht, ich werde mich so oft wie möglichst bei dir melden und wenn du irgendwas über deinen Vater erfahren sollst sag es sofort dem Direktor oder der Polizei! Hast du verstanden?“ wieder nickte ich. Was sollte ich auch groß dazu sagen? Das ich mich in meiner eigenen Haut nicht mehr wohl führte und mir die ganze Situation an die Nieren ging? Bestimmt nicht. Das könnte ich meiner Mutter nicht antun. Somit rappelte ich mich auf und setzte mein unerschütterlichstes Lächeln auf, als ich nun sie in den Arm nahm. „Mach dir keine Sorgen, Mama. Mir geht es gut und wir schaffen das schon.“ Versuchte ich ihr Mut zu zusprechen. Immerhin war ich jetzt -mehr oder minder- der Mann im Haus. Und irgendwie machte es dem Anschein das meine Reaktion meine Mutter auch ein bisschen wieder aufbaute. Sie wischte sich die letzten Tränen weg und stand auf. „Ich werde mir diesen dreckigen Hund schnappen und dann wird er kastriert!“ verkündete sie nicht besonders damenhaft. Kurz verabschiedete sie sich von meinem Schulleiter und Raven und rauschte dann auch durch die Tür wieder davon. Ich stellte mich ans Fenster um ihr noch kurz nach zu sehen wie sie im Wagen verschwand. Wenigstens waren noch einige Bediensteten bei ihr, eine Tatsache die mich sehr beruhigte, es währe furchtbar für mich zu wissen das meine Mutter alleine war. Der Direktor stellte sich neben mich und meinte noch das sie in den nächsten Tagen zu ihrer Schwester -meiner Tante- ziehen würde, um von da aus alles in die Wege zu leiten, damit sie meinen Vater erwischte und sich das zurück hohlen konnte das ihr rechtlich zustand. So gefasst wie es mir möglich war, bedankte ich mich bei meinem Schulleiter und verließ das Büro. Das mir Raven auf Schritt und Tritt folgte bemerkte ich erst drei Ecken weiter als ich schließlich nicht mehr an mich halten konnte und selbst weinen musste. Ich wollte es ignorieren, es verdrängen, einfach nicht wahr haben, doch es ging nicht. Ich musste mich mit der Tatsache zurecht finden das mein Vater nicht der Mann war für den ich ihn gehalten hatte. Eine leise Stimme in meinem Hinterkopf sagte mir das er bestimmt seine Gründe für sein Handeln hatte und es nicht so schlimm war wie es gerade aussah. Doch was machte ich mir selbst vor? Wir lebten nicht in einer Traumwelt oder in einer Fernsehserie, wir leben in der Realität und da gibt es nur sehr selten ein Happy End. Wimmernd und weinend rutschte ich an der groben Steinmauer runter und kauerte mich auf dem Boden zusammen. Es tat so weh. Es tat so schrecklich weh. Als würde mir das Herz in der Brust zerspringen. Es war uninteressant in welcher Schicht man lebte. Ob man einer der obersten Zehntausend oder so arm wie eine Kirchenmaus war, der Schmerz war der gleiche, wenn man erfuhr das die Welt nicht mehr die war die man kannte. Gute 20 Minuten brauchte ich bis ich mich wieder beruhigt hatte und nicht drohte gleich beim nächsten Atemzug an Sauerstoffmangel zu sterben, da ich fast zu hyperventiliren angefangen hatte. Raven stand die ganze Zeit schweigend neben mir. Er berührte mich nicht, er sprach mich nicht an, ich war nicht einmal sicher ob er mich überhaupt ansah. Erst als ich nur noch still da saß und nichts mehr von mir gab, kam er zu mir und nahm mich auf die Arme. „Schlaf ein bisschen.“ Flüsterte er mir leise zu und brachte mich weg. Wohin er mich trug, das wusste ich nicht, es war mir auch egal, denn ich hatte das Gefühl, wenn ich wieder aufwachte währe alles nur noch halb so schlimm. Somit gab ich mich endlich dem erholsamen Schlaf hin, welcher mich einfach nur vergessen ließ, wenigstens für einige wenige Stunden der Ruhe. #~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~# So! Für dieses Kapitel habe ich Ewig gebraucht. Normalerweise reiße ich die Kapitel in ein bis zwei Tagen runter. An dem hier habe ich mich bestimmt 10 mal gesetzt. -_- Ich hoffe es ist nicht irgendwie unverständlich sooft wie ich es umgeschrieben habe. PS: hab die Woche der Prüfungsvorbereitung genutzt während meine MitAzubis mich ständig genervt haben!!! Solche Wich*** Danke soweit erst mal fürs lesen^^ jack-11 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)