Tell me the best way I could kill you & Back to reality von abgemeldet (~ Yu Kanda x Tyki Mikk~) ================================================================================ Kapitel 9: ~8~ -------------- Zielstrebig bekam die Hand den Zylinder zu fassen und hob ihn vom Haar, um ihn nachlässig zur Seite zu werfen. Die Augen nicht voneinander lösend, trafen sie letzte Vorbereitungen und Lavi trat zur Seite, entfernte sich etwas vom Dickicht und verfolgte das energische rigorose Handeln. Nun begann es also… seine Unruhe hatte sich nicht gelegt und er fuhr sich über die Stirn, versuchte seinen Atem zu kontrollieren und vertrat sich zögerlich die Beine. Er stand hier und kein weiterer Blick… kein weiteres Wort war von Nöten, damit er sich sicher sein konnte, dass er nicht nur einen Kontrahenten hätte, würde er sich einmischen. Kanda würde ihn angreifen. Er würde es tun… Das Halstuch gelockert, die Handschuhe gefestigt, offenbarte Tyki seine Bereitschaft. Kein Kampf, den er auf Befehl ausfocht. Keine Angelegenheit, die er empfindungslos abtat. Zu diesem Zeitpunkt und zu diesem Treffen hatten sie gemeinsam geführt und Kanda war anzusehen, dass er für sich selbst kein Zurück sah. Dass er, sowie seine Möglichkeiten auch standen, nicht umkehren konnte. Eine Gänsehaut, die seinen Körper überzog, sowie das Zittern seiner Hände, machte auf den Kampf aufmerksam, der bereits in seinem Inneren wütete… auf die Härte, mit welcher er einen fieberhaften Aufschrei unterband und den unbändigen Trieb, sich auf ihn zu stürzen, hinauszögerte. Die Verachtung nicht in Worte zu fassen, sich nicht mitreißen zu lassen von dem Triumph, hier vor diesem Mann zu stehen und jetzt in diesem Augenblick, nach dem er vernarrt gierte. In jedem Moment, in dem ihn die schmerzhafte Erinnerung überkam… In jedem Moment, in dem er die Male an sich spürte… die Folgen schwer auf seinen Schultern lasteten. In jedem verfluchten Moment, in dem er an sich zu zweifeln begann und an allem, was existierte!! „Du lässt mir keine andere Wahl.“ Surrend durchschnitt das Mugen die Luft, als er es von sich streckte, in die Knie ging und zischend leuchtete das Innocence auf, erfüllte den Schatten der Bäume mit grellem Licht. Diesmal nicht… Diesmal war er vorbereitet… und imstande, den Gegner einzuschätzen! Das Zucken der Ungeduld durchfuhr seine Glieder, während sich sein Atem beruhigte, seine Augen funkelnd eine jede Bewegung des Gegners überwachten… wie er die Hand hob, die Finger krümmte… und sein dunkles Gesicht durch den Schein des dort entstehenden Gi’s in eine seltsame Wärme gehüllt wurde. Nur ein Geräusch… ein Stiefel regte sich auf dem Boden und gleichzeitig stießen sie sich ab. Zischend durchstreiften ihre Schatten die Mauer der Stämme und blendend breitete sich die zischende Energie aus, bevor sie aufeinandertrafen. Das Zischen der Klinge durchstach die trügerische Stille, dumpf ächzte die Luft unter der Wucht ihres Aufeinandertreffens und Lavi riss den Arm vor das Gesicht, rang nach Atem, als die warme Druckwelle ihn erreichte, ihn um einen Schritt zurückdrängte. Raschelnd umstiebte ihn das Laub des Bodens und flink schlug sich Tykis Hand um einen dünnen Stamm, an welchem er sich vorbeizog. Ein flinker Satz zur Seite und knapp verfehlte ihn ein Ast, der dem Mugen in die Quere kam, bevor dieses abermals auf ihn niederging. Keinen Augenblick überließ Kanda ihn sich selbst und zischend gierte die Klinge nach Lücken der Verteidigung, traf dumpf auf den seltsamen Schutzschild und stieß sofort erneut zu. Wendig und berechnend bewegte sich Kanda um ihn herum, sicher und kontrolliert war seine Beinarbeit, in der er einer jeden Wurzel entging, über sie hinweg stieg und den Stämmen auswich. Die weite Umwelt verblasste zu leblosen Farben, als er gegen Tyki preschte, kraftvoll die Klinge im gleißenden Schein der Energie verkeilte und sich gegen ihn drängte. Ein kurzes Stolpern des Älteren bewies eine fehlerhafte Einschätzung und verbissen reckte sich Tyki in die Höhe, war der Kraft des Jüngeren eine Begegnung und stieß ihn von sich. Eine hitzige Raserei richtete sich hier gegen ihn, drängte ihn tiefer und zwischen einengende Stämme… eine fanatische Fixierung, die Kanda immer wieder und brennend zu ihm zurückführte. Ein weiterer Baum neigte sich, als die Klinge den Stamm durchschlug, krachend brach das Holz und flink schlängelte sich Kanda durch die wenigen Hindernisse. Eine jede seiner Bewegungen knisterte vor Konzentration, keinen Schritt tat er unüberlegt und wendig tauchte er unter der Hand hindurch, die ihm entgegen stieß. Noch in derselben Bewegung wirbelte er herum, zielsicher griff die Hand um, wendete das Mugen in die Rückhand und heftig fuhr Tyki zur Seite, auf dass die Klinge ihn nur knapp verfehlte. Seine Augen erfassten gleichsam den ungeschützten Rücken des Jüngeren… nur für einen Augenblick, als die Klinge schon seiner Bewegung folgte und in der unerwarteten Schnelligkeit erschütternd war. Nahe bewegten sie sich aneinander und Tyki spürte die Notwendigkeit einer Geschwindigkeit, auf die er sich nicht vorbereitet hatte. Eine solche Beweglichkeit… und die berechnende Führung der Waffe war kein Teil seiner Erinnerung und ein überraschtes Ächzen stieß durch seine Zähne, als er die Hand gegen den heranschnellenden Arm schlug, der Klinge Einhalt gebot und gleichzeitig zum Gegenschlag ansetzte. Nicht lange wurde ihm die Kehrseite geboten. Längst drehte sich Kanda weiter, drohte sich rasch aus der Beklemmung hinauszuwenden und eine erneute Gefahr darzustellen. Die Klinge war kurz davor, die alte Freiheit zu genießen. Das Handgelenk des Älteren knackte unter der Belastung und knapp peitschte das lange Haar an seinem Gesicht vorbei, bevor er den Griff erbittert verhärtete, den jungen Mann zu sich und aus dem Gleichgewicht zerrte und die Energiegeladene Hand gegen ihn rammte. Sogleich wurde Kanda zurückgeschmettert, ein lautes Ächzen erhob sich, vermischte sich mit dem Zischen Tykis, als die schimmernde Klinge seine Seite kratzte, ihn selbst ins Straucheln geraten ließ. Getroffen stoben sich auseinander und nur knapp gelang es Kanda, die Wucht des Zurückschmetterns auf die Füße zu verlagern. Das Schwert fest umgriffen, setzten seine Stiefel auf dem Stamm eines massiven Baumes auf, unter Schmerzen sackte er flüchtig in sich zusammen, doch die Kräfte ließen ihn nicht im Stich. Tief ging er in die Knie, stemmte sich ab, stieß sich vom Stamm und weit nach oben, wo seine Stiefel flüchtigen Halt an der Rinde eines Anderen fanden. Doch krachend wurde dieser Baum nahe der Wurzel auseinandergerissen, als Tykis Hand sich durch das Holz fraß, den Stamm sofort zu Sturz brachte und Kanda den Halt raubte. Es blieb keine Zeit, erneut stieß er sich ab, stemmte sich nach unten und unter einem lauten Aufschrei riss er das Schwert in die Höhe und ging pfeilschnell auf Tyki hinab. Donnernd stieß der hinab stürzende Stamm gegen die Mauer der anderen Bäume, knackend riss er Andere mit sich und keuchend sprang Lavi aus der Gefahrenzone, als die Baumkronen auf die Lichtung niedergingen. Die Wucht fuhr Kanda durch Mark und Bein, als der Hieb auf unzerstörbaren Widerstand niederging, sich in den gekreuzten Armen Tykis verkeilte und diesen dennoch selbst etwas in die Knie zwang. Raschelnd erhob sich das Blattwerk, als sie aufeinandertrafen, als Kanda Fuß fasste und die Klinge sofort aus der Klemme riss, herumfuhr und nach Tyki stieß. Klirrend wurde sie abgeblockt und beide fuhren herum, als sich der Schatten eines Stammes über sich neigte. Sie wichen aus, sie sprangen auseinander und krachend schlug er zwischen ihnen auf. Flammend tauchte sich auch der zweite Arm des Älteren in knisternde Energie und heftig schlug er das Holz von sich, welches Kanda ihn mit einem Hieb entgegenschmetterte. Gleichzeitig setzte er über den Stamm hinab, sprang auf Tyki nieder und drang ein in den dunklen Schatten, der dessen Körper von einer Sekunde auf die nächste umfing. Düster und surrend stoben die Tease hervor, erstarben zischend unter dem gleißenden Innocence des Mugen und waren doch unzählige in ihrer Zahl. Finster umschlossen sie Kanda, während der Hieb ins Leere ging und sich Tyki auf seinem Sichtfeld stahl. Kalt und flatternd schlossen sie ihn in ihrer Masse ein und er zeigte kein Zögern, stürmte nach vorn und befreite sich flüchtig von ihrem undurchsichtigen Drängen. Nur flüchtig erfassten die dunklen Augen die Gestalt des Mannes, als er ins Freie sprang, über eine Wurzel hinwegsetzte und der violette Schatten ihm zischend folgte. Er sprintete geradeaus, steuerte auf den mächtigen Stamm eines Baumes zu und aus allen Richtungen schien das dumpfe Knacken des Holzes zu ihm zu dringen, als Tyki durch die Reihen der Stämme wirbelte, einen nach dem anderen durchschlug und in heillosem Durcheinander zu Fall brachte. Von allen Seiten schienen sie nun herabzustürzen und keuchend hielt Tyki inne, folgte mit den Augen der Gestalt des jungen Mannes, die auf den breiten Stamm traf, durch die Geschwindigkeit an diesem hinaufsetzte und sich weiteren Vorsprung verschaffte. Kitzelnd fiel eine Strähne in die Stirn des Mannes und unerwartet wurde er geblendet durch das grelle Licht, welches die Gegend zum Erbeben brachte. Wild umflatterte der Mantel Kandas Beine, als er sich abstieß, als die Helligkeit des Mugen ihn umfing und sich die Hölleninsekten ins Freie windeten. Schemenhaft stießen sie hinab, bohrten sich in die Masse der Tease und in einer dröhnenden Explosion löste sich der Schatten der schwarzen Falter. Still öffnete sich Tykis Mund, als ihm die Zeit des kurzen Innehaltens gegeben wurde. Eine negative Überraschung und seine Zähne bissen aufeinander, als er sich abstieß, einem herabstürzenden Stamm entwich und sich sprintend auf Kanda zu bewegte. Kurz begraben im Chaos der gerodeten Bäume, schoss dieser durch die erstickende Dichte einer Staubwolke, stieß sich in die Höhe und an einem Baum nach dem anderen bis weit hinauf in die Baumkronen. Krachend schlug eine solche auf die Lichtung nieder und Lavi geriet selbst in dieser Lage in eine Gefahr, die nicht zu unterschätzen war. Das dumpfe Dröhnen des Kampfes drang permanent an seine Ohren, als er den Hammer in die Höhe riss, ihn wachsen ließ und den nächsten herabstürzenden Stamm von sich schlug. Pfeilschnell stieß sich auch Tyki nach oben, auf jedem Ast fanden seine Stiefel Halt und ungebremst folgte er der Gestalt, die zischend die Baumkronen erreichte. Ein Ast neigte sich unter dem festen Griff, als Kanda sich selbst stoppte, sich herum schwang und hinabstürzte, ungestüm Tyki entgegen. Laut bäumte sich der Mantel unter dem schneidigen Gegendwind auf, als er dem Erdboden entgegenpreschte, das Heft mit beiden Händen umfasste und das Mugen in die Höhe riss. Er stürzte Tyki entgegen und zischend breitete sich dessen Energie aus, als dieser weit ausholte. Mit einem Satz stand Lavi auf einem darniederliegenden Stamm, rastlos schwang er den Hammer, während er um sich starrte. Er wusste nicht, wie der Kampf verlief. Verborgen im Wald und umgeben vom dichten Staub des aufgewirbelten Bodens und Gesteins, blieb ein jedes Treiben seinen Augen vorbehalten und fahrig blickte er hinab, als der Boden zu seinen Füßen erbebte. Krachend versenkte sich Tykis Rücken im trockenen Gestein, als Kanda ihn niederschmetterte, selbst mit den Beinen einsank und mitgerissen vom Brennen seiner Knie, die Klinge in die Höhe riss. Ächzend räkelte sich Tyki zwischen seinen Füßen, doch rechtzeitig richteten sich seine Augen auf die herab gehende Klinge und mit hektischer Gezwungenheit fuhr er in die Höhe, begegnete beinahe dem kalten Stahl und riss den Vorteil seiner Lage an sich, indem er Kandas Leib erreichte und diesen von sich schmetterte. Nur für eine Sekunde hatte sich der Bauch ihm schutzlos ausgeliefert und krachend schlug Kanda gegen den nächsten Stamm. Er rammte sich gegen seinen Rücken, knackend ächzten seine Knochen unter der Wucht und beinahe entglitt das Mugen der Hand des jungen Mannes, als er an der Rinde lehnen blieb, röchelnd vornüber sank und das Blut in ihm höher stieg, wie giftige Galle. Ein Beben durchfuhr ihn, schmerzvoll verzog sich sein Gesicht und heftig würgte er das Blut hervor, spuckte es aus und ließ es von den Lippen tropfen. Nicht weit war jedoch auch Tyki liegen geblieben. Eine flüchtige Pein, die sie beide einholte, bevor sie sich wieder einander zuwandten. Strauchelnd löste sich Kanda von dem Stamm, kämpfte um Gleichgewicht und schüttelte den Kopf unter einem kurz auflebenden Schwindel. Ihm gegenüber richtete sich auch Tyki auf. Die Ellbogen wurden von einem Zittern heimgesucht, als er sich mit ihnen in die Höhe stemmte und wirr bedeckten die Locken seine Stirn, als er sich auf die Beine kämpfte, durchaus unsicher zum Stehen kam und durch ein tiefes Luftholen die alte Kontrolle für sich beanspruchte. Angespannt und düster fanden seine Augen den Gegner, surrend löste sich seine rechte Hand von der grellen Energie und nachlässig fuhr er sich mit dem Handrücken über den Mund. Und es blieb keine Zeit. Ihm gegenüber wurde bereits das Mugen gehoben und die Benommenheit schien kaum Spuren hinterlassen zu haben, als sich Kanda in Bewegung setzte, ihn mit wenigen Schritten erreichte und mit nicht minderer Wucht nach ihm schlug, als zu Beginn des Kampfes. Heftig und schnell bewegten sie sich inmitten der Stämme, lösten sich kaum voneinander, um sich zu belauern, nahmen dem anderen etwaige Möglichkeit, Kräfte oder gar Atem zu tanken. Längst war schon war die Zwanglosigkeit von Tyki gefallen. Die Vermutung, einen erschwinglichen und kurzen Kampf vor sich haben, war der Realität gewichen, in welcher sein Überleben von fehlerloser Achtsamkeit abhängig war. Eine Rolle, in die er nur selten gedrängt wurde und nun umso unerwarteter. Nicht denselben schien er vor sich zu haben… und wie ernüchternd war die Einsicht, als ungerechter Sieger aus dem ersten Kampf hervorgegangen zu sein und dies auch nur durch die Kunst des Truges, der allein Unbekannte zum Opfer fielen. Sein Atem fiel schnell, sein Körper wurde in einer Form beansprucht, zu der man ihn lange nicht mehr gezwungen hatte und er gestand sich eine Bedrängnis ein, in welche ihn die schneidige Klinge sowie die dicht beieinanderstehenden Bäume brachten. Der Schnelligkeit des Stahles ließ sich schwerlich folgen, öfter denn je trat und wich er zurück, nötiger denn je hatte er größtmögliche Distanzen und die Zeit, nach Atem zu ringen. Dieser Gegner war ernstzunehmend… Doch die Lüge lag ihm nicht in Situationen, wie diese eine war. Von dem Augenblick an, als sie sich trafen, bis zu diesem hatte ihm nicht viel daran gelegen, diesen Kampf bis auf den Tod zu führen… Kanda zielgerichtet nach dem Leben zu trachten. Gedanken, die er führte, als ihm die Klinge noch fern war… und die sich nun in eine andere Richtung lenkten. Eine Einsicht, die für weitere Belastung sorgte. Doch diese Klinge kam ihm näher, als ihm angenehm war… und öfter, als er sich je vorzustellen wagte. Ein tiefer Fall, der von Gnade direkt zu dem Punkt führte, an welchem er das eigene Leben abzuwägen hatte… und dieses als weitaus gewichtiger empfand, als das den Kontrahenten. Der einzige Grund… auf Kandas Tod aus zu sein, war, sich vor dem eigenen zu schützen und verbittert verfinsterte sich seine Miene, er setzte sich in Bewegung und tat es Kanda somit gleich. Eine Sicherheit, ein festes, wenn auch seltsames Vorhaben, drängte sich ihm in den Rücken, ließ ihn sprinten und Kanda den Weg verkürzen. Abermals trafen sie so aufeinander, schneidig rammte sich die Klinge auf den Arm nieder, klirrte gegen das Gi, schlitterte an ihm vorbei und flüchtig erfassten Tykis Augen die Miene des jungen Mannes, der ihm nachstürzte, der schlug, stieß, herumfuhr und ihn beinahe einen Baum im Rücken spüren ließ. Kurz verwehrte dieser Tyki die freie Sicht, als er sich an ihm vorbei schob und sogleich wurde auch dieser Stamm zerschnitten, war dem weiteren Angriff im Weg, der sofort erfolgte. Ein weiterer Schritt… das eigene Zurückweichen ließ er in einem Moment zu, in welchem eine neue Einsicht ihn ergriff… ihn erfasste und zu Zurückhaltung zwang. Diese Hast… dieser ungebrochene übernatürliche Zwang, der den Jüngeren immer und immer wieder dazu bewegte, anzugreifen, nach vorne zu stürmen, zu drängen und nach Vergeltung zu gieren… Wie weit konnten sich seine Lust und seine flüchtige Laune zu einem quälerischen Alptraum verdunkeln, wenn man sie sich aus der Sicht des Unterliegenden betrachtete, der wehrlos ertrug? Es war wahre Abscheu, die sich gegen ihn richtete… ein Hass, der nicht nur aus Kränkung bestand, nicht nur aus dem körperlichen Leiden… Ein vergänglicher Augenblick seines Lebens, in welchem er sich zu Spontanität treiben ließ und der spätestens nach dem Mittagessen an der Seite des Grafen und mit gefüllten Magen als leise, jedoch süße Erinnerung zurückblieb… Was war es für den Mann, der sich dieses Treffen zunutze machte, als wäre es ihm gleichgültig, ob es einen Morgen gab? Antworten, die er nicht erhielt und in einer raschen Bewegung spreizte er die Finger der freien Hand, wendete sich zur Seite und spürte den Luftzug der Klinge, die sein Gesicht knapp verfehlte. >Es tut mir leid.< Er sah den Jüngeren straucheln. Der Körper, der viel erlitten hatte, schickte einen Vorboten der Erschöpfung und mit alter Schnelligkeit drängte er sich nach vorn, ging in eine unerwartete Offensive und vorbei an der Kehrseite des jungen Mannes, die sich seinem Angriff sofort entzog. Kanda fuhr herum, das Haar peitschte in sein Gesicht und ein eiskalter Schauer, der ihm durch Mark und Bein fuhr, brachte seine Bewegungen abermals ins Stocken. Nahe drängte sich Tyki gegen ihn, knackend bohrte sich seine Hand tiefer in seinen Bauch und glühend umgab ihn die Hitze des Körpers, als er die Finger in ihm regte, die Rippen streifte und deutlich das Zucken spürte, welches den Leib durchfuhr. Der kalte Schrecken musste es sein, kitzelnd streifte eine Locke seine Wange und beruhigt schöpfte er Atem, als sich ihm das Ende offenbarte und er es für den Anderen auserwählte. Für ihn selbst war es auch noch nicht an der Zeit und stockend wich Kanda um einen Schritt zurück, ließ Tyki beharrlich folgen… unsicher regten sich die Finger an dem Heft des Mugen, die Augen senkten sich hinab und röchelnd gierte die Lunge nach Sauerstoff, labte sich an ihr und stieß sie aus. Ein leiser erstickter Schrei durchschnitt die zurückgekehrte Stille des Waldes, verbittert wurde dem jungen Körper eine Bewegung abverlangt und Tyki entrann ein überraschtes Ächzen, als er zurückschnellte. Heftig riss er auch die Hand zurück, riss sie aus dem Körper und nur knapp gelang es ihm, bevor die herab gehende Klinge sie vom Arm trennen konnte. Ein Zischen stieß durch seine zusammen gebissenen Zähne, noch unbeholfen neigten sich Kandas Schultern unter dem freien Schlag nach vorn und heftig zur Seite, als sich eine Hand in sein Haar schlug, sich Finger in den Strähnen versenkten und ihn gegen einen nahen Baum schleuderten. Dumpf traf Kandas Gesicht auf die Rinde, wirr sanken die offenen Strähnen hinab und nur schwerlich gelang es ihm, auf den Beinen zu bleiben, als er sich an dem Stamm vorbei schob, einen Schritt tat und den Kopf tief hinab neigte. Mit flachem Atem war Tyki stehen geblieben, setzte nicht zur Verfolgung an und warf einen knappen Blick zur Hand, die er ohne weiteres hätte verlieren können. Er ballte sie zu einer Faust, schloss die losen schwarzen Strähnen in ihr ein. Eine Reaktion des Gegners, die ihn in ihrer Schnelligkeit nahezu erschütterte. Prüfend überzeugte sich Kanda vom Standort des Kontrahenten. Zwischen den offenen Strähnen hindurch, starrte er zu Tyki, während in der gebrochenen Nase dumpf der Puls auflebte, sich Rinnsäle des Blutes über seine verletzten Lippen schlängelten und er nach einem tiefen Luftholen zur Seite spuckte. Ein schmerzhafter Druck in seinem Bauch machte es ihm umso schwerer, sich aufzurichten und dennoch schien er nichts von seiner Entschlossenheit eingebüßt zu haben, als er sich Tyki zuwandte, das Schwert sicherer umfasste und erneut Blut ausspuckte. „Gib doch einfach auf.“ Endlich gelang es Tyki, den Blick von der Hand zu lösen, diese sinken zu lassen. Und seine Stimme zeugte von einer Überlegenheit, derer er sich seit einigen Momenten nicht mehr sicher war. Und niemand wusste es besser, als er selbst. Nahezu verbittert folgten seine Augen den Bewegungen des jungen Mannes, in welcher das Mugen erhoben wurde und unter einem tiefen Atemzug senkte er das Gesicht, presste die Lippen aufeinander. „Ich habe keinen Grund, dich zu töten, wenn du mich nicht angreifst.“ Das eigene Keuchen hatte Lavi nur selten in einer solchen Intensität wahrgenommen, wie in dem Augenblick, in welchem er dort und inmitten der niedergerissenen Bäume stand und mit leicht geöffnetem Mund um sich starrte. Die Augen geweitet, die Glieder wie gelähmt, sehnten sich seine Ohren nach einem Lebenszeichen seines Mitstreiters. Ein Schrei war zu ihm gedrungen… der Klang einer nur zu bekannten Stimme und düster senkte sich nun eine Stille über den Wald, die ihn erschaudern ließ. Den Standpunkt der Beiden konnte er nicht ausmachen, sie zwischen den Stämmen nicht erspähen und er würgte ein trockenes Schlucken hinab, als er sich zusammenriss, einen ziellosen Schritt tat, zur Seite spähte und doch wieder inne hielt. Die Nervosität verstärkte sich mit einem jeden Moment, in welchem er völlig untätig verharrte, sich aus einem irrwitzigen Grund von Hilfestellungen fernhielt. >Was soll ich tun… was kann ich tun…< Wie eine Endlosschleife zermarterte ihn dieser Gedanke und fahrig befeuchtete er die Lippen mit der Zunge, setzte die Hand auf die Rinde eines Stammes und schritt an diesem entlang. Er befand hier in seiner Situation, die aus all den Dingen bestand, vor denen Komui gewarnt und die er sich selbst nie vorgestellt hatte. Kanda zurückschicken… Ihn von dem Noah fernhalten… Konfrontationen vermeiden. Wie sah die völlige Eskalation aus, wenn nicht so?! Wo war seine Fähigkeit, Angelegenheiten zu beeinflussen und wohin mit seinem natürlichen Willen, einen Teamkameraden zu schützen?! Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ einen jeden Gedankengang abrupt enden und er fuhr herum, als er eine Bewegung ausmachte. Sein Atem stockte, eher noch vergaß er ihn und kaum vermochten seine Augen der Gestalt zu folgen, die aus dem Dickicht hinaus und auf die Lichtung geschmettert wurde, auf einen dünnen Baum traf und diesen haltlos mit sich riss. Dicht erhob sich der Staub und laut knirschte das Gestein des Bodens, als die Gestalt auf diesem aufschlug und über ihn hinwegschlitterte… weit, bis in die Mitte der Lichtung. „Yu…?!“ Ein schmerzhafter Stich in der Herzgegend ließ Lavi zusammenzucken und erschüttert umklammerte er den Ast eines Stammes, stieß sich ab und schwang sich hinauf. Die blanke Angst saß ihm im Rücken, als er auf die Beine sprang, sich in die Höhe reckte und keuchend nach ihm Ausschau hielt. Doch noch ehe seine Augen ihn erfassten, löste sich eine zweite Gestalt aus dem Dickicht. Pfeilschnell sprang sie hervor und doch… der schwarze Mantel bäumte sich auf, grell entflammte der Schein des Innocence’ und mit nur wenigen geschwinden Sätzen hatte er den Anderen erreicht und war somit hinter dem massigen Stamm eines Baumes verschwunden. Die Erleichterung blieb aus… Lavi spürte nichts dergleichen, als er zu Boden sprang und sich einen Weg bahnte. Der Erdboden schien unter seinen hastigen Schritten zu vibrieren, unruhig registrierte er die Erschütterung und erspähte die Gestalt seines Teamkameraden, die hinter dem Stamm hervor und weit geschleudert wurde. Jedoch weniger unkontrolliert. Kanda wirbelte herum, dumpf trafen seine Stiefel auf den Boden und ebenso stützend die freie Hand, als er zurückschlitterte. Es blieb keine Zeit und er fuhr in die Höhe, als sich schwirrend der schwarze Schatten der Tease auf ihn zu bewegte. Stolpernd lief sich Lavi aus, stemmte sich gegen einen Stamm und starrte auf die Hölleninsekten, die sich aus dem gleißenden Licht des Innocence stürzten, die Reihen der schwarzen Falter durchbrachen und sie doch nicht alle zu Grunde gehen ließen. Zischend umfingen sie kurz darauf den Leib des Jüngeren, ließen ihn ächzen und zurückstraucheln, während auch Tyki in dem Versuch, die Insekten abzuwehren, scheiterte. Zu fahrig war seine Bewegung, zu flink die Bewegungen der Kreaturen und ein erstickter Schrei drang aus seinem Hals, als er abermals den Boden unter den Füßen verlor, von der Wucht erfasst und nach hinten geschleudert wurde. Mit größten Schwierigkeiten riss sich Kanda unterdessen los, löste sich aus der Mitte der Tease, erreichte einige von ihnen mit einem gehetzten Schlag und erwehrte sich auch der Letzten, während Tyki mit einer flüchtigen Benommenheit rang. Er räkelte sich im Staub des Bodens, winkelte ein Bein an, streckte die Arme von sich und blinzelte unter der Helligkeit des Himmels, als es ihm gelang, die Lider zu heben. Friedlich zog eine weiße Wolke über ihn hinweg und abwesend blickte er ihr nach, bevor er die Schmerzen hinabschluckte, nach seinem Gesicht tastete und es stockend rieb. Zwischen den Fingern spähte er nach Kanda, doch auch dieser schien einen Moment zu benötigen, um zu sich zu finden, und so war ihm jede Zeit gegeben, sich auf die Beine zu quälen. Der Vorsprung war ihm binnen weniger Augenblicke entrissen worden, ohne, dass er es sich erklären konnte. Das Bild der Umwelt erzitterte vor seinen Augen, als er zum Stehen kam, sich auf die Knie stemmte und die Lippen schürzte. Auch auf ihnen lag eine warme Feuchtigkeit und er nahm den bitteren Geschmack des Blutes wahr. Mit einer trägen Bewegung tastete Kanda unterdessen nach dem Saum des Mantels. Ein Knopf hatte sich gelöst und die Augen aufmerksam auf Tyki gerichtet, zerrte er sich den Stoff zurecht. Mit jedem Augenblick… mit jedem Aufeinandertreffen mit dem Gegner, steigerte sich sein Körper in einen Zustand, der sich in die entgegengesetzte Richtung sehnte. Annähernd war es unerträglich, ihn vor sich zu haben, seine gesamte Aufmerksamkeit zu spüren und die Nähe seines Leibes, die Wärme seines Lebens. Seit der ersten Minute ihres Kampfes versuchte er all das zu beenden und seine Miene verzerrte sich verbittert, als er das Mugen neben sich in die Erde rammte, die schmerzende Hand bewegte und die Finger spreizte. Eine kurze Auszeit, ein kurzes Luftholen und die Ruhe vor dem erneuten Sturm. Die Kraft des Feindes wirkte auf sie ein, die Barrieren waren schier unüberwindbar und quälend zog sich der Versuch in die Länge, den anderen in die Knie zu zwingen. Fähigkeiten, die einander würdig zu sein schienen, trafen hier aufeinander und allein mit körperlichen Kräften ließ sich dieses Hindernis nicht überwinden. Langsam trat Lavi hinter einem Stamm hervor, spähte von einem zum anderen und sah auf jeder Seite gesenkte Schultern, wackelige Knie und das Sehnen, all das zu beenden. Nur ein weiterer Schritt… und sofort spürte der Rothaarige einen knappen Blick seines Teamkameraden, der ihn inne halten ließ. So oder so… nicht einmal die schwerste Verwundung würde Kanda dazu bewegen, sein Einmischen zu akzeptieren und er blieb stehen, offenbarte seine wenn auch aufgezwungene Bereitschaft und wurde so rasch der Aufmerksamkeit entzogen. Das Heft des Mugen wurde abermals umfasst, die Klinge aus der Erde gezogen und knapp geschwungen. So ging es also weiter und nur flüchtig erspähte Lavi die Bewegung des jungen Mannes. Die Hand, die flüchtig nach der Schwertscheide tastete, einen Riemen lockerte, der sie mit dem Gürtel verband. Und bevor er sich auf die Suche nach Erklärungen machen konnte, war es vorbei. In alter Freiheit hing die schwarze Scheide neben der Hüfte Kandas und mit einer raschen Bewegung streifte dieser das Haar zurück, schürzte die Lippen und schöpfte tiefen Atem. Auch Tyki schien die alte Fassung zurückerlangt zu haben. Aufgerichtet zu voller Größe, spreizte er die Finger, knisternd entfaltete sich das Gi an seinem linken Arm und Lavi rieb sich hastig das Auge, als der Schweiß hineingeriet. Er wagte es kaum, all das mitzuerleben und doch konnte er die Aufmerksamkeit nicht lösen, spürte den Zwang und die Bereitschaft, im Notfall dennoch einzugreifen. Der Zustand, in welchem sich der Noah unterdessen auf den Beinen hielt, würde dieses Eingreifen erleichtern und Kandas Hass war ihm bei weitem lieber, als diesen als Teamkameraden zu verlieren. Allein die Verbundenheit und das Wissen, das er ihm gegenüber empfand, machte es ihm unmöglich, in jedem Fall seine Hilfe zu verwehren. Seine Gedanken endeten abrupt, heftig ließ er die Hand sinken und gleichzeitig setzten sich Tyki und Kanda abermals in Bewegung. Ihre Körper bewiesen eine Schnelligkeit, die von der letzten Kraft zeugte, ihre Augen eine Bereitschaft, alles in den Sieg zu setzen und dem Rothaarigen gelang kein weiterer Atemzug, als sie aufeinandertrafen, die Gefahr des erneuten Nahkampfes auf sich nahmen. Keine zwei Schritte trennten sie voneinander, als sie sich bewegten, eine kraftvolle Offensive offenbarten, nicht voneinander abließen. Permanent erhob sich das Zischen der Klinge, welche sich gegen das Gi rammte, von diesem geblockt wurde und es selbst blockte. Staub umstiebte ihre heftige Beinarbeit, als sie aneinander vorbeistürzten, herumwirbelten und sich ebenbürtig zwischen Angriff und der eigenen Verteidigung dem Sieg um keinen Schritt nähern konnten. In einem Augenblick, in welchem Tyki Kanda nicht zu erreichen vermochte, fasste dieser um, umschloss das Heft beidhändig und lieferte sich einem kurzen Kräftemessen aus, in welchem sie nahe beieinander lehnten. Rasselnd vermischte sich ihr Atem zu einem einzigen Keuchen, als sie sich gegen den Anderen drängten, eine jede Regung überwachend… ermattet stöhnten ihre Gelenke unter der gnadenlosen Belastung und nur undeutlich war die knappe Unsicherheit Kandas, in welcher er sich in die Knie zwingen ließ, in dieser Notlage heraus, zurücksprang und eine knappe Distanz für sich beanspruchte. Nur ein Augenblick, bevor Tyki vor ihm aufkam, in die Höhe fuhr und weit mit dem Energiegeladenen Arm ausholte. Wie schnell war er gew esen, wie plöt zlich hatte er sich vor Kanda aufgebaut und Lavi war zu keiner Regung fähig, als Kandas Hände sich blitzartig senkten, als die Klinge kurz hinter den Rücken und außerhalb Tykis Sichtfeld geführt und umgegriffen wurde. Sein Auge konnte der plötzlichen Handhabung nicht folgen und für eine Sekunde verblasste das Bild vor ihm, bis ihn das bekannte Klirren in die Realität zurückriss, ihn in die Höhe fahren ließ und ihm das bekannte Bild bog. Dumpf traf das Gi auf das Schwert, wurde augenblicklich gebremst und nichts von alledem schien für Tyki unerwartet zu kommen. Seine Bewegungen gerieten nicht ins Stocken und jäh schoss seine freie Hand hervor, während er das Gi heftiger gegen die Blockade drängte und die Zähne zusammenbiss. Innerhalb nur eines Augenblickes, ungebremst schoss die Hand auf Kandas Gesicht zu, weit spreizten sich die Finger, um sich in diesem zu versenken und dem jungen Mann entrann ein fahriges Ächzen, als sich der Schatten der Hand über seine geweiteten Augen neigte, die Fingerkuppen seine Stirn streiften, sie kitzelnd berührten und doch nicht in ihr versanken. In seiner Größe über Kanda gebeugt, verharrte Tyki reglos, mit bleicher Miene war auch Kanda zu keiner Regung imstande und die Stille, die sich plötzlich über die Lichtung neigte, war ein Vorbote des Todes, wie es ein Grausamerer nicht sein konnte. Starr weitete sich das Auge des Rothaarigen, ein eiskalter Schauer durchfuhr ihn und benommen lockerte sich sein Griff um den Hammer. Ein Zittern durchfuhr Tykis Arm, der sich gegen die Blockade stemmte, surrend verlor das Gi an Dichte und lautlos öffneten sich seine Lippen um einen Spalt, während er Kandas Blick erwiderte. Fassungslos durchbohrte ihn dieser, richtete sich durch die gespreizten Finger auf sein erstarrtes Gesicht. Ein ohnmächtiges Schwanken erfasste ihre Körper, erschöpft neigten sie sich um ein Stück auseinander und ebenso stockend entfernte sich Tykis Hand von dem Gesicht des Jüngeren, zog sich zurück… sank etwas hinab, während sich die hellen Augen von den dunklen losrissen, ungläubig zur Seite drifteten und an einem Punkt hängen blieben. Das Hindernis, an welchem sein Arm gescheitert war… seine Schultern hoben und senkten sich unter einem erstickten Atemzug und das Licht des Gi’s erlosch, ließ den Arm zurück, der an der schwarzen Scheide lehnte, ihr tiefe Risse zugefügt hatte. Die Scheide… das Keuchen des Anderen drang an seine Ohren, während er perplex blinzelte, dem Trug erlag. Er hatte es nicht bemerkt und stockend drifteten seine Pupillen nach unten, richteten sich auf die grelle Klinge des Mugen, welche annähernd bis zum Heft in seinem Bauch steckte, schimmernd auf der anderen Seite ins Freie ragte. So warm… das Blut drang durch den Stoff des Hemdes, durch den Stoff des Jacketts und bahnte sich einen Weg hinab, während das Innocence sich brennend heiß durch seinen Leib fraß. Schmerz durchtobte ihn, der Gestank des eigenen Fleisches stieg ihm in die Nase und bebend presste er die Lippen aufeinander, als sich sein durchbohrter Magen verkrampfte, den widerlichen Druck des Blutes in ihm aufsteigen ließ. Und doch… nur flüchtig betrachtete er sich die Klinge, die er zuvor an seinem Arm vermutete. Dann hob sich sein Kopf, dann lösten sich seine Augen und drifteten zur Hand, die sich nun sinken ließ, keine Kraft mehr fand, vor dem Gesicht des Jüngeren auszuharren. Das Entsetzen saß tief in ihm verwurzelt, schwerer, als er es sich ansehen ließ und weniger richtete sich diese Fassungslosigkeit auf den glühenden Stahl in seinem Bauch. Und nicht nur er… auch Kanda starrte den Fingern nach, die kurz davor gewesen waren, sein Leben zu beenden. Zu unvorhergesehen hatten sie sich ihm genähert, zu wenig hatte er ihnen dieses Ziel zugeschrieben und knirschend fraßen sich die Risse weiter durch die schwarze Scheide, bis diese zerbrach und Fragmente zu Boden fielen. Weiterhin erhoben lag der Arm an dem gesplitterten Stumpf der Hülle und ein Zucken durchfuhr Kandas Miene, als er den Kopf senkte, der Hand weiterhin folgte und wortlos den Mund öffnete. Sie hatte inne gehalten… Kurz vor seiner Haut, noch bevor er die Klinge durch den Körper des Feindes jagte und er fand keine Erklärung dafür. Verkrampft hielt er den Griff um das Schwertheft bei und spürte das Zucken des Körpers, in welchem sie steckte, erblickte das Blut, das kurz darauf zwischen den Lippen des Mannes hervorquoll, hinab auf seinen Arm tropfte und diesen warm benetzte. Blut, das auch das Eigene hätte sein können und er erschauderte unter einer eiskalten Gänsehaut, die ihm heimsuchte, ihn weckte und aus der Benommenheit riss. Mit einem Blinzeln entzog er sich der Erstarrung, gedämpft rang er nach Atem, regte die Finger um dem Heft und blickte auf. In schnellem Takt tropfte das Blut von Tykis Kinn, gepeinigt ballten sich seine Hände zu verkrampften Fäusten und doch war es ein Grinsen, welches kurz darauf an seinen blutigen Lippen zog. Eine schiere Ungläubigkeit, unter der er den Kopf senkte, ihn matt schüttelte. Was hatte er da nur getan…? Er konnte es nicht erklären und eine bittere Selbstverhöhnung stürzte sich über ihn, in welcher das Grinsen zu einem Lächeln verblasste. Hier stand er auf Messers Schneide, sich taumelnd in die Richtung des Todes neigend und er fasste nicht, weshalb er diesen Standpunkt nicht dem Jüngeren überlassen hatte. Weshalb er ihm nicht des Todesstoß versetzt… sich nicht den Sieg gesichert hatte. Er hätte es tun können… mit nur einem Griff und in einem Augenblick, in welchem er dem Gegner knapp voraus gewesen war. Er fuhr zusammen und krampfend verzerrten sich seine Muskeln, als sich die Klinge in seinem Bauch regte, als die Hand am Heft tiefer glitt und die zersplitterte Schwertscheide von der anderen freigegeben wurde, zu Boden fiel. So legte sich auch die zweite Hand um den Griff, umschloss ihn sicher. Stockend fanden ihre Augen zueinander und gepeinigt von den Qualen und der Enttäuschung gegenüber sich selbst, verblasste das Lächeln auf den Lippen, über die kurz darauf erneutes Blut floss, sich nicht mehr zurückhalten ließ. Noch war es nicht vorbei… noch gelang Tyki das röchelnde Atmen und allein die Augen hätten ihm in ihrer Intensität den Todesstoß versetzen können. Kein Entsetzen… funkelnd und scharf taxierten sie das bleiche Gesicht des Besiegten, hatten all das von sich gestreift, das dem Innehalten des Gegners Wert zusprach. Langsam und beiläufig regten sich die schwarzen Stiefel im Staub des Bodens, verschafften sich einen sicheren Halt und bitter war das Gefühl, das Kanda durchflutete. Das erreichte Ziel, der errungene Sieg und wie vernarrt sehnte er sich nach dem höhnischen Triumph, der sich einfach nicht greifen ließ. Der Gegner war niedergerungen, dessen Leben seinen Händen überreicht worden und doch bestand seine erste Genugtuung in einem trockenen Schlucken, mit welchem er gegen den Druck in seinem Hals ankämpfte. „Für Reue war es zu spät.“ Nur leise erhob sich seine Stimme in der Stille, nur gedämpft kam sie über seine Lippen und entsprang doch seinem tiefsten Empfinden. Das Ziel… war erreicht und warm legte sich das Blut des Mannes auf seine Hände, als er diese senkte, das Schwert fest in ihnen. Beständig war ihr Blickkontakt. Die Einflüsse der Umwelt nichtig… Und ein Ausdruck formte die Züge des Sterbenden, der an einem seltsamen Verständnis grenzte. Ja, so war es wohl… und mit schwindender Kraft neigte und hob sich sein Kopf in einem letzten Nicken. Die Lider senkten sich, ziellos drifteten seine Pupillen hinab und er unterdrückte das nächste krampfhafte Würgen, als das Nicken erlosch, als der schwarze Schleier sein Blickfeld trübte und sein Atem sich zitternd legte. Schwerelos und taub neigte sich sein Körper zur Seite und die Beine taten ihren letzten Dienst und sandten den letzten Sinn für das Gleichgewicht, ließen ihn stehen bleiben. Dunkel… der Tag schien ihm zu entschwinden und mit der letzten Deutlichkeit, die ihm die Welt bot, füllte er den Anblick des jüngeren Gesichtes. Der scheinbar permanente Argwohn, der die Züge Kandas formte, der sich gegen ihn richtete, als sie dort auf diesem Marktplatz standen… sich zum ersten Mal begegneten. Wie heiß war die Sonne gewesen… wie schön der Himmel. Wie ungezwungen seine Worte und wie gedankenlos sein Entschluss, in welchem er sich dem unnützen Kampf stellte… täuschte, verhöhnte und verletzte, ohne Rücksicht zu kennen. Und den jungen Exorzisten wehrlos… ihn unterdrückte, den Körper seiner Lust gefügig machte. Unschuld hatte sich ihm geboten… Glühende Haut, die niemals Erfahrung mit zärtlichen Berührungen gemacht hatte… Gehetzter Atem, der dem körperlichen Verrat unterlag, sich laut und hilflos erhob, während er ihn streichelte, liebkoste und sich in der süßen Überlegenheit räkelte, in welcher er den bebenden Körper gegen das Gestein presste und sich selbst gegen ihn. Sich das nahm, was er begehrte. Die Stimme… der heisere Klang verbitterter Worte… Ein jedes von ihm hatte er sich behalten, sie liebevoll in seinen Erinnerungen zurecht gelegt. Momente, die er nicht vergaß. Der brennende Atem, der gegen seinen Halt stieß, als er eine jede Grenze überschritt und dem jungen Mann alles nahm, was intim war. Die Finger, die sich in den Stoff seines Jacketts schlugen, mit einer solchen Verzweiflung nach Halt gierten, dass es auch der trügerische Halt des Peinigers tat. Wie hatte ihm das fremde Stöhnen gefallen… wie hatte es ihm zugesagt, dass ein jeder Widerstand brach, ein jeder Willen zu Grunde ging… unter seinen geschickten Händen. Sie senkten sich hinab, glitten über die straffe unberührte Haut des Darniederliegenden, stemmten ihn nieder und formten ihn nach ihrem Willen. Glänze Perlen des Schweißes… das Zittern der Glieder, mitgerissen von der Ekstase und unermüdlich, als er ihn sich nahm. Als er eintauchte in die verstörte Hitze des Körpers… Verdienten Stolz niedermetzelte… Geschulte Fähigkeiten erniedrigte… Festigkeit durchbrach und alles, was den jungen Mann dazu bewegte, sich mit erhobenem Haupt zu präsentieren, sich seiner sicher zu sein. Als er das Leben eines Menschen aus der Bahn riss. Als er stolze Schritte ins Stolpern brachte. … dieser Hass in den Augen des Unterjochten. Die Verachtung, die einen jeden Zug des jungen Gesichtes formte. Die Rollen waren nicht mehr dieselben, als er all das wieder erblickte und sich selbst als Unterjochten sah. Eine seltsame Begebenheit und schmerzhaft zog ein unscheinbares Lächeln an seinen Lippen. Nichts konnte er rückgängig machen… Zu keiner Entschuldigung finden. Und ergeben senkte er die Lider, löste die Augen von dem Gesicht, das er vor sich hatte. „Mein Fehler…“ Seine Stimme verlor sich in einem lautlosen Hauchen, krampfend fuhr sein Leib zusammen und ruckartig setzte sich die Klinge in Bewegung, wurde zur Seite und ins Freie gerissen. Lautlos ging das Blut auf den trockenen Boden nieder, geschmeidig perlte es auch von der reinen Klinge und leblos verlor Tyki das Gleichgewicht. Die Knie gaben nach, haltlos stürzte er hinab und auf sie, während das Blut aus dem leicht geöffneten Mund floss, hinabtropfte, als sich der Körper zur Seite neigte, fiel und im Dreck des Bodens aufschlug. Wirbelnd umstiebte der Staub den Leblosen und wirr fielen die schwarzen Locken in das ausdruckslose Gesicht. An seiner Seite, das Mugen gesenkt… verharrte Kanda und mit dem Sieg schien ein jeder Hass von ihm gebröckelt. Mit matten Schultern, den Blick nach unten gerichtet, hatte sein Gesicht nicht viel mehr Ausdruck inne, als das des Toten. Er schien einer jeden Beweglichkeit beraubt, nicht so Lavi. Atemlos waren sein Auge all dem gefolgt, wortlos blieben seine Lippen einen Spalt weit geöffnet und nur zögerlich begann er all das zu realisieren. Der Ausgang des Kampfes, welcher ihm eine solche Sorge bereitet hatte… Kanda, um den er fürchtete und ein lautes Ächzen entrann ihm, als er die Leichtigkeit der Erleichterung spürte, den Kopf unter ihr senkte und die Augen schloss. Es war vorbei. Der Hammer fand seinen alten Platz an seinem Bein, die andere Hand zum Gesicht und er rieb es sich, schöpfte tiefen Atem und setzte sich in Bewegung. Es fiel ihm leichter, seine Knie hielten sein Gewicht standhaft und kopfschüttelnd ließ er die Hand sinken, als er sich Kanda näherte. Ein Noah… Es war wirklich ein Noah, der dort lag. Was würde Komui dazu sagen? Zu diesen Tatsachen, die sie in keine Rechnung einbezogen hatten? Zu Kandas Können, welches sie alle mit Zweifeln belegten. Ungeduldig verschnellerte er die Schritte, umging die herausgerissene Wurzel eines Baumes und zog an Kanda vorbei. Das Auge nach unten gerichtet, sich den leblosen Körper und die Blut durchtränkte Erde noch immer ungläubig betrachtend. Es war ein schwerer Kampf gewesen und er stemmte die Hände in die Hüften, legte den Kopf in den Nacken und seufzte. Er würde es kaum glauben, hätte er es nicht selbst erlebt und er gab sich weiterhin der Betrachtung hin. Die Locken des Mannes… das edle Jackett, nun benetzt vom Staub. In allen Facetten auch ein symbolischer Sieg. Zischend versenkte sich die Klinge des Mugen in der Erde, als es von der Hand freigegeben wurde. Diese verharrte reglos und gesenkt, während das fremde Blut von den Fingerkuppen tropfte. „Mein Gott…“, stieß Lavi aus, setzte sich in Bewegung und schritt an dem Toten vorbei. „Du hast es geschafft.“ Er bewerkstelligte es kaum, den Blick von Tyki zu lösen, schüttelte den Kopf abermals und sank in sich zusammen. „Bitte tu mir so etwas nie wieder an, ja?“ Und doch kam er nicht um ein Schmunzeln, rückte an dem Stirnband und spähte zu dem Jüngeren. „Ich dachte, ich komme um vor… Sorge...“ Seine befreite Stimme senkte sich, ihr entglitt die Freude und verstummte in einem irritierten Flüstern, unter welchem er die Hand sinken ließ. Es war kein Sieger, der dort stand, der zu Boden starrte und dessen Miene sich mit jedem Augenblick mehr verzerrte. Die Lippen aufeinander gepresst, die Augen starr nach unten gerichtet, schien eine neue Woge der Wut den jungen Mann einzuholen und ein geräuschvolles Zischen stieß durch seine Zähne, als er sich plötzlich abwandte und das mit einer Schnelligkeit, mit einer Hast, denen der Körper in seiner Erschöpfung kaum noch gewachsen war. Es ähnelte einer Flucht und wankend tat er einen ziellosen Schritt, ließ den irritierten Lavi unbeachtet hinter sich. Perplex erhielt dieser die Hand erhoben, starrte ihm wortlos nach und erspähte eine heftige, ziellose Bewegung des Armes. Die plötzliche Wut des jungen Mannes schien sich gegen das Nichts zu richten, die blutigen Hände ballten sich zu Fäusten, einen weiteren Schritt tat er und beinahe zuckte Lavi zusammen, als er mit einem fahrigen Tritt einen Ast erwischte, diesen weit von sich schmetterte und sich ein wuterfülltes Ächzen erhob. „Yu…?“ Lavi fand keine Worte. Nichts hatte er erwartet, was dieser Reaktion ähnelte und den Jüngeren fest im Auge behaltend, trat er um den Toten herum. Die Zähne zusammengebissen, die Hände weiterhin geballt, kam Kanda zum Stehen. Dumpf ging sein Fuß auf den Boden nieder und augenscheinlich unterdrückte er einen gellenden Aufschrei, als er sich nach vorn beugte, den Atem fest hinter den Lippen verschloss. Die blanke Wut brodelte in ihm, ließ alles an ihm erbeben, setzte ihn erneut und ziellos in Bewegung. Eine nahe Raserei, in welcher er sich um die eigene Achse drehte, zu dem jungen Mann herumfuhr, der sich perplex näherte. „Das soll es gewesen sein?!“ Gellend und plötzlich schlug Lavi die fahrige Stimme entgegen, ließ ihn augenblicklich inne halten. Er blieb stehen, direkt vor Kanda und doch schien dieser durch ihn hindurch zu schreien, ihn nicht wahrzunehmen. Eher noch richteten sich seine Worte an den leblosen Körper und der Rothaarige hörte einen rasselnden Atemzug. „Das soll es sein?!!“ Und noch ehe der letzte Schrei über seine Lippen gekommen war, stürzte er los. In seinem Körper schien eine gruselige Kraft aufzuleben, als er Anstalten machte, an Lavi vorbeizuziehen. Es war reiner Instinkt, in welchem dieser ihm den Weg abschnitt, ihn an den Schultern ergriff und ihn nicht passieren ließ. Heftig wurde er angerempelt, nicht als Hindernis anerkannt. „Hey, beruhige di…“ „So einfach machst du es dir?!!“ Kanda war nicht wieder zu erkennen. Die barsche Art, die man von ihm gewohnt war, war zu einer furchteinflößenden Besessenheit geworden, die Lavi am eigenen Leib zu spüren bekam. An ihm lehnte Kanda sich vorbei, abermals wandte er sich lediglich an Tyki und sobald der Griff an seinen Schultern in sein Bewusstsein drang, schlugen sich die blutigen Hände in die Arme des Rothaarigen, rissen sie von sich, als würden sie ihm selbst nach dem Leben trachten. „Fass mich nicht an!!“ Nur ein knapper Blick, geweitet zuckten die Augen zu Lavi und mit erhobenen Händen hielt dieser inne, starrte dem jungen Mann nach, der seinen Weg strauchelnd fortführte. „Damit soll es getan sein?!!“ Bebend erhob sich seine Stimme erneut, gelenkt durch eine Hand, die den Sieg nicht anerkannte… die all das nicht akzeptierte und nahezu entrüstet fand sich Lavi für kurze Zeit in einer annähernden Erstarrung wieder, als sich Kanda neben dem Toten auf die Knie stürzte, sich seine Hände brutal in dem Kragen des Blutdurchtränkten Hemdes versenkten und er den leblosen Leib zu sich zerrte. „Denkst du, es ist so einfach?!! Du hast gezögert… du hast gezögert!!“ Leblos sackte Tykis Hinterkopf in den Nacken, als er abermals höher gezerrt wurde. Mit starrer verzerrter Miene starrte Kanda auf ihn herab, die Aufgebrachtheit ließ seinen Atem rasen, dass seine Lunge dem kaum folgen konnte und erstickt verschluckte er sich am eigenen Atem. „Du hast es dir leicht gemacht!! Aber das ist es nicht!!“ „Yu!“ Bestimmt und entschlossen ließ Lavi die Hand abermals auf seine Schultern niedergehen, versuchte den jungen Mann von dem Toten fortzuziehen und spürte die Festigkeit der verspannten Muskeln, die sich nicht regen ließen. „Yu, es reicht!“ Unsicherheit war in diesen Augenblicken ein Ding, welches Lavi sich nicht leisten durfte. Wer, wenn nicht er, konnte einen klaren Kopf bewahren? Ein weiteres Mal wurde er kaum wahrgenommen und angespannt verfestigte er den Griff, ging in die Knie und versuchte sich Kandas Gesicht zu betrachten. Doch gesenkt und verborgen hinter dem wirren Haar, war ihm kein Blick erlaubt… doch die Schulter. Er starrte zu seiner Hand, spürte unter ihr das Zittern. „Hey…“, einfühlsam senkte sich seine Stimme, „… es ist vorbei.“ „Vorbei...?“ Unerwartet und sofort schenkte Kanda ihm Gehör. Sein eigener Griff im Hemd des Mannes verlor nicht an Kraft und lodernd richteten sich seine Augen auf den Älteren. Dieser erkannte ein Zucken der bleichen Miene. „Vorbei?“ „Ja.“ Nur schwerlich fand Lavi zu einem matten Lächeln und fühlte sich dabei seltsam unsicher. Und kaum hatte er sich versehen, da wurde seine Hand abermals aus dem Stoff des Mantels gerissen und er selbst zurückgestoßen. „Nichts ist vorbei!!“ Die alte Raserei riss Kanda mit sich, als er auch den Toten auf den Boden zurückstürzen ließ, übereilt auf die Beine kam, zur Seite strauchelte. „Es wird niemals vorbei sein!!“ Annähernd hysterisch schrie er Lavi an und dieser blieb hocken, starrte zu ihm auf. „Ich kann nichts dagegen tun… ich…“, der Atem ließ ihn im Stich, fahrig rang er nach ihm, „… ich habe alles Mögliche getan!! Er ist tot!!“ Ruppig wies er auf den leblosen Körper, stolperte zurück und Lavi verzog die Miene. „Er hat seine Ruhe und ich nicht!!“ Ein schmerzhaftes Stechen lebte in seiner Brust auf und er beugte sich nach vorn. „Darauf war ich nicht aus!!“, schrie er mit letzter Kraft, bevor er sich röchelnd auf die Knie stemmte, den Kopf hängen ließ und die Augen schloss. „Darauf war ich nicht aus…“, wiederholte er annähernd lautlos und mit zitternder Stimme, schüttelte den Kopf. Ihm gegenüber richtete sich Lavi nun auf. Kanda eindringlich musternd, kam er auf die Beine, presste die Lippen aufeinander. „Und worauf warst du aus?“, erkundigte er sich ruhig und der Atem des Jüngeren stoppte. Mit einem Mal hoben sich die Lider und ohne zu blinzeln starrte er zu Boden, während sich ihm der Rothaarige in langsamen Schritten näherte. „Du hast Recht, Yu… hast alles getan, was du tun konntest. Zu mehr bist du in diesem Augenblick nicht imstan…“ „Er sollte leiden…“, unterbrach ihn der dumpfe Laut eines Raunens, stockend klammerten sich die Hände in die zitternden Knie und ächzend stemmte er sich in die Höhe, starrte den jungen Mann an, der vor ihm zum Stehen kam. „Er sollte leiden!“ Knirschend bissen seine Zähne zusammen und Lavi presste die Lippen aufeinander. „Er sollte so leiden, wie ich es getan habe!!“ >Yu…< Lavi spürte den Druck eines seltsamen Schwermutes, als er den Kopf senkte, ein undeutliches jedoch verständnisvolles Nicken hervorbrachte. Leise knackte das Gestein unter Kandas Stiefeln, als dieser schwer atmend zurücktrat. „Er sollte büßen!!“, stieß er aus und seine Stimme brach, während sich seine Hände in ziellose Gestiken verstrickten. „Und er grinst mir ins Gesicht, als wäre er über dieses Leid erhaben!!“ Lavi befeuchtete die Lippen mit der Zunge, schluckte und blickte auf. Eine fahrige Bewegung drang in seine Aufmerksamkeit. Ohnmächtig vor Zorn fuhr sich Kanda über das Gesicht und er folgte dieser Geste schweigend. „Als könnte er keine Schmerzen spüren!!“, fuhr Kanda aufgelöst fort. „Aber die hat er verdient! Er hat sie verdient!!“ „Und sicher hatte er sie auch, kurz vor seinem Tod“, entgegnete Lavi ihm leise, betrachtete sich sein Gesicht anteilnehmend. Viel vermochte er dazu kaum zu sagen… er selbst fand sich etwas hilflos vor, überwältigt von der Stimme des jungen Mannes, die in ihrer Intensität dennoch nicht der inneren Pein gleichzukommen schien. Und es mochte kein Trost sein, was er erwiderte, doch die Realität, deren Kanda sich scheinbar überaus bewusst war. „Aber du hast alles getan, was du tun konntest. Du hast gesiegt.“ „Aber es geht mir nicht besser!“ Bebend, annähernd flehend erreichten Lavi diese Worte und als Kandas Hand abermals und beiläufig zum Gesicht fand und eine Spur des fremden Blutes auf der dreckigen Wange hinterließ, entspannte sich das Gesicht des Anderen. „Was soll ich mit dem Sieg, der mir nichts bringt?! Es sollte alles besser werden!!“ Ausdruckslos ruhte Lavis Blick auf diesem geschundenen Gesicht, regungslos verharrten seine Lippen leicht geöffnet und allein ein benommenes Blinzeln gelang ihm, als sich Kandas Hand verbittert in das schwarze Haar klammerte, er die Wange gegen den Arm schmiegte und sich blindlings zur Seite wandte. „Es sollte besser werden…“, wisperten die verletzten Lippen ungläubig, während die Augen ziellos und fahrig die Umgebung durchschweiften. „Warum fühle ich mich nicht so?!“ Ein Keuchen stieß er aus, röchelnd rang er nach Atem und drängte die Hand bebend in den Nacken. Lavi spürte die Trockenheit im eigenen Hals und kaum gelang ihm ein weiteres Schlucken, um dagegen anzukämpfen. Eine Gänsehaut überkam ihn und wehrlos erschauderte er unter ihrer Kälte, während sich seine Augen nicht von Kanda lösen konnten. Etwas geschah… und er wollte, konnte es nicht realisieren, nicht in Worte fassen, welche Gefühle in ihm selbst auflebten bei dem, was sich seinem Blick darbot. Die Stimme schien in ihm erfroren zu sein. „Ich fühle mich… nicht besser…!“ Die Kraft der Stimme ging im heftigen Keuchen unter und stockend löste sich die Hand aus dem Nacken, glitt haltlos über den Hals hinweg und hinab zur Brust, in welche sie sich hastig klammerte. Gequält schlossen sich Kandas Augen, die Kraft zum Zorn schien ihm zu entgleiten und ergeben neigte sich sein Oberkörper nach vorn. Er resignierte, alles in ihm schien aufzugeben und ein Röcheln drang an Lavis Ohren, als selbst der Atem ins Stocken zu geraten schien. Und sofort schnellte auch die zweite Hand in die Höhe, klammerte sich um den Hals, während Kandas Knie die völlige Kapitulation ankündigten, sich unter dem Gewicht des Körpers neigten und der junge Mann einen strauchelnden Schritt zur Seite tat, ermattet um Gleichgewicht rang und daran scheiterte. Hilfsbereite Hände streckten sich nach ihm aus. Lavi hatte ihn erreicht und vorsichtig ergriff er den jungen Mann an den Armen, ging gemeinsam mit ihm in die Knie und gab ihm den nötigen Halt, um nicht ungebremst zu Boden zu gehen. Wie oft drohte er selbst dazu, untätig zu verharren, sich von dem Anblick in einer solchen Intensität schockieren zu lassen, um selbst zu nichts mehr fähig zu sein. Und er riss sich zusammen. Noch weniger als die Verfassung des Anderen, war das Nichtstun zu ertragen und auch das rasende Herz in seiner Brust durfte ihn nicht zurückschrecken lassen. Wortlos flehte man nach seiner Hilfe und aufmerksam kniete er sich vor seinen Teamkameraden, der sich ächzend auf die Fußballen kauerte, nach Atem rang, ächzte und röchelte, unter der Unerbittlichkeit des eigenen Körpers in sich zusammen kroch. „… Oh Gott…“, drang ein atemloses Stöhnen an Lavis Ohren und dieser schluckte schwer, fasste Kanda sicherer und zog ihn nach vorn und auf die Knie. Eine düstere Erinnerung ließ ihn eine jede Unsicherheit vergessen. Umso größer war die Furcht vor einer Begebenheit, die sich wiederholen könnte… und der er hilflos gegenüberstand. Zusammengesunken kauerte Kanda vor ihm, zitternd wehrten sich die erschöpften Muskeln gegen den harten Griff in den Stoff des Mantels und um den Hals und eine gewisse Anspannung ließ sich nicht verbergen, als Lavi sich zu ihm hinabbeugte, seinen Oberkörper gleichsam mit den Händen höher drängte. „Yu!“ Energisch erhob er die Stimme, spürte den Widerstand des verkrampften Körpers, rüttelte an diesem. „Mach die Augen auf! Komm zu dir!“ Eine plötzliche Bewegung ließ ihn sämtlichen Halt verlieren. Jäh wandte sich Kanda zur Seite, entriss sich seinen Händen und ließ die eigenen auf den Boden niedergehen, auf die er sich keuchend stemmte. Laut und heiser brach der Atem aus ihm heraus und mit erhobenen Händen verharrte Lavi, sah, wie die Ellbogen an Kraft verloren, sich Kandas Oberkörper gen Boden neigte und die Spitzen des langen Haares das Gestein streiften. Wirr und abermals verbargen sie das Gesicht des jungen Mannes vor Lavis Auge und stockend ließ sich dieser zurücksinken. Es gelang… wenn auch zermürbt und stockend… die Ellbogen drückten sich durch, sicherten den letzten Halt und knirschend löste sich eine Hand aus dem Staub des Bodens, tastete sich taub hinauf zum Gesicht und versank zwischen den Strähnen, um dieses zu reiben. Ein Zucken durchfuhr den hinab gebeugten Leib, ein verbittertes Zischen erreichte Lavi und unentschlossen versuchte seine Hand ihn abermals zu erreichen. Mit welchem Ziel…? Er wusste es nicht und hilflos hielt sie inne, als Kandas Schultern erneut erbebten, als sich die Hand zurückstemmte und sich die blutigen Finger im feinen Gestein versenkten. „Kch!“ Ein heftiger Atemstoß kam über Kandas Lippen und ermattet sank das Gesicht tiefer, bis sich das Kinn auf dem Schlüsselbein bettete. Lavi spürte die abwesende Regung des eigenen Kopfes, wie er sich langsam von einer Seite zur anderen bewegte… fühlte auch, wie die letzte Farbe sein Gesicht verließ und er selbst rang nach Atem, als sich Kandas Leib unter einem dumpfen Schluchzen weiter hinabneigte. Die Arme gaben nach, knickten unter dem Gewicht ein und er sank hinab auf die Ellbogen, während sich die Finger tiefer in den Boden drängten. Glänzend schlängelten sich die Strähnen des langen Haares über das Gestein, als er benommen das Gesicht auf den Unterarmen wendete, ihm ein tränenersticktes Ächzen entrann. Und Lavi starrte auf ihn hinab. Die Festigkeit, nach der er sich verzehrte… Die Kraft, die er dem geben wollte, der sie nicht besaß… Die Hilfe, die er leisten wollte… die Fähigkeiten schienen ihm zu entgleiten. Erneute Regungslosigkeit hielt ihn gefangen und erst, als sein Auge zu brennen begann, blinzelte er. Kandas Arm, der sich zuvor zum Gesicht hob… schon eher hatte er die Tränen zum Ziel gehabt, die er wohl selbst kaum registriert hatte. Er hatte sie gesehen, den nassen Glanz in den dunklen Augen, die sich zuvor gnadenlos auf den Gegner richteten. Und ein fremder Schmerz schien in ihn zu dringen, als wäre er sich seiner Intensität zuvor nicht bewusst gewesen. All das Wissen um das, was Kanda zugestoßen war… All die Beobachtungen des verzweifelten Verhaltens… All das schien nichtig gegenüber dem Geschehnis, wessen er hier Zeuge wurde. Keine Kraft ließ sich mehr aufbringen, um die Tränen hinabzuschlucken. Keine Wut konnte die Schmerzen in eine unauffällige Maske umformen. Nichts hielt Kanda und das, was in ihm vorging. Nichts anderes konnte es zum Ausdruck bringen, als die Tränen, die saubere Pfade auf den blutverschmierten Wangen hinterließen. Nichts anderes auch als das Schluchzen, das sich nicht unterdrücken ließ. Wo war die Kontrolle, die Kanda einen jeden Tag präsentierte? Wo die Macht, sich selbst zu lenken? Ein Anblick, der Lavi selbst etwaige Fassung entriss und wie verzweifelt rang er mit der eigenen Erstarrung und dem Willen, etwas zu tun! Mehr, als nur dort zu kauern und mit bleichem Gesicht auf den Menschen zu starren, den er nicht wieder erkannte. „Es…“, die Tränen erstickten die zitternde Stimme. Selbst sie schien eine andere zu sein und Lavi presste die Lippen aufeinander, „… wird nicht besser… es wird einfach nicht…“ Die Stimme versagte ihm, erneut wendete er das Gesicht und stockend begannen sich seine Arme unter einem heiseren Schluchzen zu regen. Es war ein Trauerspiel und abermals hob sich Lavis Hand zu unbekanntem Ziel. Und Kanda richtete sich auf. Das Haar strich über das Gestein, müde stemmte er die Arme durch und sich nach oben. Sein Körper neigte sich in aufrechter Haltung zur Seite, trunken vom fahrigen Keuchen entrann ihm die Balance, doch die Hand, die sich mit allerlei Zurückhaltung auf seiner Schulter bettete, war ihm eine Hilfe, sicherte ihn und wurde nicht erneut zurückgewiesen. Kanda schien sie kaum wahrzunehmen, als er aufrecht dort kauerte, den Kopf gesenkt hielt und die Hand zum Mund führte, um sie auf diesen zu pressen. Die Brauen verzogen… die Augen verkrampft geschlossen erschauderte er unter einem lauten Schluchzen, schüttelte den Kopf… schien selbst kaum zu realisieren. Das Schluchzen versiegte in einem heiseren Wimmern, unter welchem er das Gesicht zur Seite wandte, die Hand an den nass glänzenden Lippen regte… und Lavi spürte einen Druck, der sich gegen seinen Arm richtete. Der Körper, der seine Stütze beanspruchte. „Was soll ich tun…?“ Nur undeutlich und getragen vom gehetzten Keuchen erhoben sich die leisen Worte, benommen zuckten die Lider, hoben sich um ein Stück, während sich eine weitere Träne ihren Weg über sein erhitztes Gesicht bahnte. Hilflos drifteten die dunklen Pupillen zur Seite. „Was soll ich machen…?“ Stoisch registrierte er die Bewegung der Finger auf seiner Schulter und nur undeutlich richteten sich die Pupillen auf den ausgestreckten Arm, bevor sie unter den geröteten Lidern versanken. Sobald er den vorsichtigen Griff gesichert hatte, neigte sich Lavi dem Jüngeren entgegen, betrachtete sich die Hand, die sich zu den Augen flüchtete, sie verkrampft unter sich verbarg. Hastig zog Kanda die Nase hoch, schluckte die Tränen hinab, biss die Zähne zusammen und unterwarf sich einem heiseren Schluchzen. Es hörte nicht auf, nass schimmerte sein Gesicht unter der Feuchtigkeit. Unbemerkt tropfte es von seinem bebenden Kinn und nicht selten waren Tränen Lavi so nahe gegangen. Und dennoch… er wusste keine Antwort auf die Fragen. Nicht hier, nicht jetzt und in diesem Moment. Keine Worte des Trostes würden Beruhigung bringen, keine Versprechungen die Tränen stillen. Viel wusste er über die Empfindungen der Menschen… viel auch über ihre Art, mit Emotionen umzugehen. Es war sein Handwerk, doch nicht zugeschnitten auf den Einzelnen und er gestand sich ein, dass er für einige Augenblicke all das Gelernte vergessen hatte. Keine Regeln, keine aufgeführten Schritte… keine Reihenfolge der Handhabung. Zurück blieb er als Mensch und das allein mit dem Wissen, das seinem Gemüt entsprang. Der Empathie, zu der er fähig war. Langsam glitt seine Hand weiter, hinweg über den rauen Stoff und tiefer hinab zur Schulter, während er sich selbst auf den Knien aufrichtete, sich näher schob, das Zittern unter seiner Hand nur an Stärke gewann. „… wann ist das endlich vorbei…?“ Ein beinahe tonloses Hauchen, unter dem Kanda den Kopf hob und sich abermals die Augen rieb. Zitternd glitt seine Hand anschließend höher über die Stirn und in den Schopf. Die Strähnen wurden kurz zurückgestreift und restlos erschöpft bekamen seine Zähne die Unterlippe zu fassen. Kein Stolz… nicht einmal Anstalten, die Tränen vor dem Blick des Anderen zu verbergen. Kein Gedanke daran, die Schwäche zu maskieren. „Was soll ich noch… machen…?“ Eine Frage, die er niemandem stellte. In Tränen aufgelöst, wirkte er regelrecht abgeschnitten von der Wirklichkeit, so, wie diese Situation selbst unwirklich erschien. Sein Atem stockte, eine Träne löste sich von seiner Nasenspitze und unwirsch sank die Hand durch das Haar zum Gesicht zurück, rieb sich die Wange, über die kitzelnd die Feuchtigkeit glitt. Und dort verharrte sie, verbarg die kraftlosen Züge unter sich, während sich die andere Hand in den Stoff des Mantels klammerte, sich die Finger tief in ihm versenkten. Ein Schatten neigte sich über ihn, ein Körper zwischen ihn und das Sonnenlicht und ein bebender Schrei entrann ihm, während er in sich zusammensank. Mitgerissen erbebten seine Schultern unter dem nicht enden wollenden Keuchen und warm betteten sich Hände auf diesen, als Lavi sich vor ihn sinken ließ, sich nahe vor ihn kauerte. Ein behutsamer Druck, mit welchem er den zitternden jungen Mann zu sich zog, ihm entgegenkam und ihn sicher mit den Armen umschloss. Das Gestein knirschte unter ihm, als er sich ein letztes Mal regte, seine Hände sich weiter schoben und auf dem Rückrad übereinander schoben, sich umfassten. Die Schultern des Rothaarigen hoben und senkten sich unter einem tiefen Atemzug und langsam senkte er die Lider, senkte den Kopf und bettete die Wange auf der schwachen Schulter. Keine Gegenwehr… Kein Widerstand… Kanda blieb kauern, keine Reaktion folgte auf die ungewohnte Wärme. Still versiegte eine Träne in seinem Mundwinkel… Zitternd verbarg die Hand das Gesicht und wirr fielen die langen Strähnen in dieses, als es gegen die Schulter des Älteren sank, dort Halt fand. Kitzelnd streifte das Haar auch den Nacken des Älteren und schweigend verstärkte er die Umarmung, hielt Kanda fest und nahe bei sich. Keine Zeit… er würde ausharren, bis die Tränen versiegten und nach einem weiteren tiefen Atemzug öffnete er die Augen einen Spalt weit, regte die Hände aneinander und blickte gedankenverloren zu dem leblosen Körper. ~*The End*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)