Tell me the best way I could kill you & Back to reality von abgemeldet (~ Yu Kanda x Tyki Mikk~) ================================================================================ Kapitel 5: ~4~ -------------- Das richtige Glück wollte ihm scheinbar nicht hold sein und die Erleichterung über den Auftrag, über die ersehnte Mappe, die er nun bei sich trug, schwächte ab bei dem Gedanken, dass er nun sogar jemanden suchen durfte. Nur kurz kehrte er in sein Zimmer zurück, warf die Mappe zum Bett und streifte sich den neuen Mantel über. Es war ein gutes Gefühl… Als wäre er an den Zeitpunkt vor drei Tagen zurückgekehrt. Der Auftrag war von großer Dringlichkeit gewesen und genau wie jetzt hatte er sich den Mantel übergestülpt und sich tatkräftig gefühlt. Begierig richteten sich seine Augen bereits auf das Mugen und flink legte er sich den tiefen weißen Gürtel um, zurrte ihn fest und beugte sich sofort nach dem Schwert. Keine Schmerzen… er schluckte sie hinunter, befestigte die Scheide an dem Gürtel und nahm die Mappe wieder an sich, bevor er in zügigen Schrittes das Zimmer verließ. Es war bitter, doch nach den Vorschriften hatte er sich zu richten und einen jeden, der daraufhin seinen Weg kreuzte, stellte er dieselbe Frage. Wo trieb sich Walker herum und nach kurzer Zeit erhielt er die Antwort. Im Speisesaal war er gesehen worden. Immer noch. Also führte ihn sein Weg ohne Umwege zu diesem und als er die Tür aufstieß, herrschte noch immer reges Treiben in der Halle. Es wurde gegessen, sich unterhalten und laute Geräusche erfüllten die Luft, als er sich knapp umsah und schnell fündig wurde. Die leeren Teller stapelten sich noch immer auf dem Tisch, doch Allen war mit anderen Dingen beschäftigt. Die Heiterkeit seiner Gesellschaft hatte sich gelegt und während Lavis Oberkörper reglos auf dem Tisch und das Gesicht zwischen den Armen gebettet lag, hatte sich Crowley zurückgelehnt, den Hinterkopf auf der Rückenlehne abgelegt und schnarchte friedlich in Richtung Decke. „Lavi!“ Empört und zugleich verwirrt neigte sich Allen über den Tisch, rüttelte erneut an dem jungen Mann und zog eine Grimasse. „Hey, was ist denn plötzlich los?!“ In dem Augenblick regte sich Crowley, stieß ein leises Grunzen aus und rutschte von der Lehne zur Seite, um entspannt auf der Bank liegen zu bleiben. Perplex verzog sich die Miene des Jungen und er kratzte sich am Kopf, konnte sich all das nicht erklären. „Hey, Bohnenstange!“ Ein seltsamer Reflex, in dem er sich sofort angesprochen fühlte und aufsah. Nicht auf die Schlafenden achtend, war Kanda neben dem Tisch stehen geblieben, wandte bitter den Blick ab und hob die Mappe. „Ich freue mich auch, dich zu sehen“, antwortete Allen seufzend und wurde auf die Unterlagen aufmerksam. Er hob die Augenbrauen, ließ sich auf die Bank zurücksinken und wirkte selbst nicht so recht erfreut. „Ein Auftrag?“ Doch Kanda wandte sich bereits ab. „Jetzt komm!“ Ohne auf Allen zu warten, kehrte er zum Ausgang zurück und der Junge stieß ein leises Stöhnen aus. „Und was ist mit den Beiden?!“, rief er ihm widerstrebend nach und erspähte eine ruppige Handbewegung. „Schlafen können die ja wohl alleine!“ Na herrlich… Allen fügte sich, schob sich von der Bank und tätschelte im Vorübergehen Lavis Schulter, sich daraufhin sofort darum bemühend, aufzuholen. Weshalb gerade Kanda? Er konnte sich weitaus bessere Partner vorstellen. Doch bedauerlicher Weise schliefen zwei der gewünschten Partner und letztendlich ließ man ihm keine Wahl. Als Kanda die Halle verließ, erreichte Allen ihn. Hinter ihm schob er sich in den Flur und wieder wurde mit der Mappe gefuchtelt. „Hol deinen Kram!“ Doch der Junge spurte nicht. Eine rege Erschöpfung befiel sein Gesicht und lässig blieb er stehen und stemmte die Hände in die Hüften. „Wenn du mich weiterhin so anschreist, bist du müde, bevor wir unser Ziel erreichen“, meinte er und offen richteten seine Augen auf den Älteren, der ihn anstarrte. Er hob die Augenbrauen. „Ehrlich, das können wir auch ruhiger gestalten. Tu mir den Gefallen. Und jetzt…“, entspannt wandte er sich zur Seite, seine Pupillen blieben an Kanda hängen, „… hole ich meinen Kram.“ Somit schlenderte er davon, ließ sich dennoch nicht zuviel Zeit und verschwand in einem naheliegenden Zimmer. Kanda versiegelte den schnellen Atem hinter den Lippen, seine Hand umklammerte die Mappe fester und nach einem dumpfen Murren warf er einen erneuten Blick auf die Unterlagen. Das besagte Bergwerk wurde schon vor einiger Zeit gegründet. Vor knapp zwei Jahren war dort wertvolles Material festgestellt und bis heute dennoch weite Gebiete des Untergrundes noch nicht erforscht worden. Flüchtig überflogen seine Augen die Zeilen und lösten sich von ihnen, als er das Geräusch der Tür vernahm. Den Mantel zuknöpfend, kehrte Allen zu ihm zurück, flink umschwirrte Timcanpy ihn und er wirkte noch immer äußerst ruhig und bedacht. Eine Entspannung, um die Kanda ihn annähernd beneidete und bevor der Junge ihn erreichte, wandte er sich ab und ging. Keine Stunde später, erreichten sie den Bahnhof und in der Zwischenzeit hatte Allen die Mappe in die Hände gedrückt bekommen. Aufmerksam vertiefte auch er sich in den Auftrag, ließ sich auf einer der hölzernen Bänke nieder und bearbeitete abwesend sein Kinn, während er las. Kanda stand in sicherer Entfernung am Gleis und die Ungeduld beherrschte ihn sichtlich, als er zur großen Uhr schaute. Der Zug wäre gleich da und doch hätte er es bereits sein können. Nun durften sie also noch warten und er verschränkte die Arme vor dem Bauch, während hinter ihm die Unterlagen raschelten. „Mm.“ Allen blätterte um und studierte die Landkarte, auf der das Ziel deutlich markiert war. Es würde mindestens fünf Stunden in Anspruch nehmen, es zu erreichen und der Junge streckte die Beine aus. Erst gegen Mitternacht wären sie dort und es würde eine lange Nacht werden. Nachdenklich richteten sich die grauen Augen auf den älteren Exorzisten und wieder bemerkte er die eigene Unzufriedenheit. Aufträge mit Kanda waren stets etwas… angespannt und still. Mit Lavi, Crowley oder Miranda konnte man sich wenigstens schön unterhalten und auch mit Linali war er sehr gerne unterwegs. Eigentlich mit allen, außer diesem einen… doch er tat, was getan werden musste und versuchte das Beste daraus zu machen. So oder so waren Außenmissionen nicht zum Spaßhaben gedacht. Aber ein kleines bisschen schadete nie. Er schürzte die Lippen, schloss die Mappe und beobachtete Timcanpy, der sich auf ihr niederließ. Wenigstens ihn hatte er dabei und lächelnd tippte er ihn mit dem Finger an. Die Hauptsache war doch, dass man sich im Kampf eine Stütze sein konnte und aus Erfahrung konnte er sagen, dass auf Kanda, seine Fähigkeiten und seine Aufmerksamkeit Verlass war, sobald sich ein Gefecht entwickelte. Zu den merkwürdigsten Momenten entwickelte er einen Teamgeist, den er im Alltag verbittert zurückzuhalten schien. Aus ihm wurde man nicht schlau. Schweigsam begann er sich mit Timcanpy zu beschäftigen und es dauerte wirklich nicht lange, bis das Gleis zu surren begann und sich der Zug aus der Dunkelheit der Nacht in den Bahnhof schlängelte. Also klemmte sich Allen die Mappe unter den Arm und kam auf die Beine. Auch die Fahrt verlief ruhig. Wie befürchtet und Allen versuchte sich wieder selbst zu beschäftigen, da Kanda nicht einmal in Sichtweite war. Vermutlich hatte er sich einen Platz in weiter Ferne gesucht und der Junge schloss die Augen und nahm sich vor, noch etwas zu ruhen, bis sie das Ziel erreichten. Vor seinem Fenster lag die tiefe Schwärze der Nacht und da es nichts gab, das man sich im Vorüberfahren anschauen konnte, war das die beste Entscheidung. Kurz rückte er nach vorn, machte es sich bequem und spürte, wie sich Tim auf seinem Schoß niederließ. Nur etwas ausruhen… gemütlich bewegte der Junge die Lippen und bevor er sich versah, war er eingeschlafen. Eine unbestimmte Zeit döste er etwas vor sich hin begann sich wieder zu regen, als man ihm liebevoll gegen das Bein trat. Ohne Worte zog Kanda somit an ihm vorbei, öffnete die Tür und verließ den Zug. Dieser hatte an einer unauffälligen Station gehalten und sofort sprang Allen auf und folgte seinem Kollegen. Dieser war auf den steinernen Bahnsteig hinabgetreten, schöpfte in der frischen Nachtluft tiefen Atem und verschaffte sich eine knappe Orientierung. Hinter ihm tastete sich nun auch Allen die schmalen Stufen hinab und sobald seine Stiefel den Boden berührten, fuhr der Zug auch wieder an. Geschmeidig setzte er sich in Bewegung und der Junge lugte zu der kleinen verstaubten Bahnhofsuhr. Kurz nach Mitternacht. Er wandte sich ab, betrachtete sich die finsteren Umrisse der Berge, die sich von dem klaren Sternenhimmel abhoben und beiläufig tastete seine Hand nach der Kapuze, um sie sich überzustreifen. Ein leises Rascheln ertönte, als Kanda die Mappe zückte und einen kurzen Blick hineinwarf. Weit konnte das Bergwerk nicht mehr entfernt sein und er drehte sich zur Seite und erspähte einen schmalen Weg, der in die Dunkelheit führte, von keinen Lampen erleuchtet wurde… ihr Weg. Ohne zu zögern schloss er die Mappe und in diesem Augenblick vernahmen die Beiden eilige Schritte. Aus der Dunkelheit drangen sie zu ihnen und kurz darauf erspähten sie einen Finder, der herangeeilt kam. Die Miene des älteren Exorzisten offenbarte wenig Interesse und abermals betrachtete er sich die steinige Umgebung, während der ältere Mann sie erreichte. „Kanda-san, Walker-san?“, begrüßte er sie und sein Atem bewies, wie sehr er sich beeilt hatte. Kanda würdigte ihn nicht eines Blickes und so wandte sich der Finder an Allen. „Mein Name ist Roko. Ich führe Sie zum Zielort.“ Schweigend setzte sich Kanda bereits in Bewegung und Allen tat es ihm gemeinsam mit dem Finder nach einem kurzen Zögern gleich. Sie schlugen den dunklen Pfad ein und während Kanda zügigen Schrittes voranging, herrschte hinter ihm nicht lange Stille. „Wie weit ist es von hier aus?“, erkundigte sich Allen nach wenigen Augenblicken. „Ein Fußmarsch von einer Stunde“, wurde ihm sofort geantwortet. „In der Nacht wird die Arbeit im Bergwerk unterbrochen aber ich habe dafür gesorgt, dass man Ihnen den Zugang gewährt.“ „Das ist nett“, freute sich Allen und Kanda verdrehte die Augen. Er klemmte sich die Mappe unter den Arm und als der erhellte Bahnsteig fern hinter ihnen lag, entzündete der Finder eine Öllampe, die ihren Weg erleuchtete. Dieser führte sie bald durch einen engen Bergpass und kurz darauf zu ihrem Ziel. Als ein steiler Abhang an ihnen vorbeizog, tauchte vor ihnen das riesige Lager auf. Kleine Häuser waren hie und da errichtet worden unter hinter einigen Fenstern brannte noch Licht. Auch die Bewegung vieler Arbeiter war zwischen den großen Zelten wahrzunehmen und für diese Uhrzeit herrschte noch immer geschäftiges Treiben. Geräusche drangen an ihre Ohren und überall brannten Öllampen, die die Gegend weitreichend erhellten. Finster klafften die mit Holzbalken gestützten Eingänge des Bergwerkes und still standen die schweren Transportwagen auf den schmalen Gleisen. Hinter Kanda war das Gespräch nur selten ins Stocken geraten und sobald Allen das Ziel erblickte, ging es weiter. „Wie viele arbeiten hier?“, wollte er beeindruckt wissen und der Finder ließ die Öllampe sinken, um ihn auf ein steiniges Hindernis aufmerksam zu machen. „Derzeit sind es zweihundert aber jeden Tag kommen neue Arbeiter dazu“, bewies er seine Kundigkeit und der Junge weitete die Augen. Auch Kanda hatte das Gebiet gemustert. Seine Lippen blieben versiegelt und akribisch tasteten sich seine Augen durch die Dunkelheit, die der offene Berg ausspie. Und hier sollte etwas sein? Nach wenigen Minuten erreichten sie die ersten Zelte und sahen überall die Männer, die scheinbar lieber draußen saßen. Mit Blechtassen und vertieft in Gespräche, saßen sie überall. Laut schnarchend wälzten sich auch einige in ihren Betten, die die einzeln geöffneten Zeltwände preisgaben. Noch immer beschäftigte sich Kanda mit der intensiven Musterung und blieb alsbald stehen. Auch Allen und der Finder hatten inne gehalten und die Flamme der Öllampe wurde gelöscht. „Wir müssen auf die andere Seite des Lagers“, erklärte er und wies in die Richtung. „Dort werde ich dem Leiter Bescheid geben.“ Kanda machte sich bereits auf den Weg und wieder folgten sie ihm. Lautes Lachen drang an die Ohren des jungen Mannes, als er ein Zelt nach dem anderen hinter sich ließ und viele misstrauische sowie auch überraschte Blicke blieben an ihm hängen. Die Beobachtung der Erscheinung schien hier nicht überall verbreitet worden zu sein und Allen führte das Gespräch mit dem Finder den gesamten Weg über fort. Auch Dinge, die nichts mit dem Auftrag zu tun hatten, interessierten ihn und gerne stand der Finder ihm Rede und Antwort. „Die Wertmetalle werden mit dem Zug abtransportiert und…“ Seine Stimme versiegte in Kandas Ohren und flüchtig lugte er zu einer großen Gruppe, die gemütlich auf dem Boden saß, heiter Bier herumgab und schallend lachte. „Und da suchte er nach seinem Schuh“, brüllte ein korpulenter Mann und die Augen seiner Kumpane stierten neugierig. „Und? Sag nicht, dass er…“ „Doch!“, schrie der Mann und beugte sich nach vorn. „Er hatte ihn an!!“ Das Lachen brach laut und ungestüm aus den Männern heraus und Kandas Lippen pressten sich aufeinander, als er den schmalen Pfad zwischen zwei Zelten nahm. „Ja ja, so ist er!“, erreichte ihn noch eine kräftige Stimme und er schöpfte tiefen Atem. Die Geräusche, die Stimmen… all die Umwelteinflüsse erreichten ihn und er spürte eine unerklärliche Nervosität. Allein das Gebrüll und das Lachen, das ihm aus unterschiedlichen Richtungen entgegen zog, ließ ihn unweigerlich zusammenzucken und bald heftete er den Blick stur auf den Boden. Natürlich… er brauchte Zeit, um sich in all das einzufinden, zu all dem zurückzufinden und er ertränkte seine seltsame Sensibilität in Nichtbeachtung und erreichte nach einem kurzen Marsch das Ziel. Wieder waren es kleine Häuser, die sich vor ihm erhoben und er blieb stehen. Es dauerte nicht lange, da holten die anderen Beiden auf und perplex starrte der Finder auf die finsteren Fenster des Hauses. „Der Leiter scheint nicht da zu sein“, murmelte er und Kanda verschränkte die Arme vor dem Bauch, unterdrückte ein mürrisches Ächzen. Wo war die Organisation und wozu gab es Finder, die für diese verantwortlich waren! „Und wo ist er?“, fragte Allen und der Finder rückte an seiner Kapuze, sah sich flüchtig um und wurde auf eine weitere kleine Gruppe aufmerksam, die nicht weit entfernt saß und sich guter Lauen unterhielt. „Verzeihung?“, rief er sie sofort und ein Mann kratzte sich an seiner Mütze, als er sich umdrehte und die Gäste bemerkte. Auch die anderen wurden auf diese aufmerksam und Kanda starrte wieder auf den Boden, während sich Allen der Beobachtung des Finders anschloss. „Ich suche den Leiter!“ „Was?“ Mit erfreulicher Bereitschaft kam der Mann auf die Beine und gesellte sich zu ihnen. Kandas Augen schweiften unterdessen über die finsteren Gleise, die durch das gesamte Lager zu führen schienen. „Der ist vor wenigen Minuten weggegangen.“ Unzufrieden rümpfte der Finder die Nase und Allen legte den Kopf schief, als er sich den hilfsbereiten Mann so betrachtete. Der Finder schien sich kurz in Gedanken zu verheddern und Allens Aufmerksamkeit wurde prompt erwidert. „Äh…“, unentschlossen öffnete der Junge den Mund und der Mann neigte sich etwas nach vorn, starrte ihn an. Doch ihm schien es schneller einzufallen und nach wenigen Momenten erhellte sich sein Gesicht. „Ah!“, rief er frohgemut und brach in leises Lachen aus. „Dich kenne ich doch!“ „Ich dich auch“, erwiderte Allen gedämpft und kratzte sich an der Nase. „Aber… woher…?“ „Na, wir haben Karten gespielt!“, erinnerte ihn der Mann und hob den Zeigefinger. „Im Zug! Du hast uns tierisch ausgenommen!“ „Ah, natürlich!“ Nun wusste es Allen und das unerwartete Wiedersehen schien ihm zu gefallen. Er schloss sich dem Lachen des Anderen an und mit finsterer Miene wurde Kanda darauf aufmerksam. „Gedulden Sie sich bitte kurz?“, hob da der Finder an und wandte sich ab. „Ich gehe den Leiter schnell suchen.“ „Ja, bitte.“ Nur kurz hob Allen die Hand, entzog seinem neuen Gesprächspartner jedoch nicht die Aufmerksamkeit. „Arbeitet ihr hier?“ „Richtig!“ Der Mann schnalzte mit der Zunge, ein spielerischer Klaps traf Allens Schulter und sofort wandte er sich ab und riss die Hand in die Höhe. „Tyki!! Hey, komm mal her! Schau mal, wen wir hie…“ Ein dumpfes Pochen, welches sich in Kandas Ohren erhob, ließ die Stimme des Mannes abbrechen. Binnen der kürzesten Zeit bröckelte eine jede Festigkeit aus seinem Gesicht und die Augen weiteten sich unter eiskalter Fassungslosigkeit. Reglos verharrte er an seinem Platz, perplex lösten sich die Augen von dem Arbeiter und ziellos starrte er um sich. Ein schmerzhaftes Stechen in der Herzgegend entriss ihm eine jede Haltung und er wurde sich der Tatsache bewusst, dass sein Atem stockte. Ein abgehacktes Keuchen drang über seine Lippen und strauchelnd wandte er sich zur Seite, verbarg den Mund unter dem Handrücken und erbebte unter einem kalten Schauer, der durch einen jeden Muskel raste. Was geschah…? Die Geräusche seiner Umgebung wurden in dem dumpfen Pochen seines Pulses ertränkt und mit bleicher Miene rang er nach Atem, während seine Pupillen sich fahrig über den dunklen Kies bewegten, ohne hängen zu bleiben. „Tyki heiße ich… Tyki… Tyki…“ Abermals zerbrach sein Atem an dem Schall der bekannten Stimme, die verbunden mit einer düstren Erinnerung in ihn eindrang. Zitternd presste sich seine Hand auf das Gesicht und er drehte sich weiter, kehrte einem jeden den Rücken und beugte sich leicht nach vorn. Diese Stimme…! Er hatte sie gehört… immer wieder… und verdrängt! Ihr keinen Gedanken gewidmet! Und sein Körper verzerrte sich unter einem schweren Druck, der sich auf seine Schultern legte. Keuchend rang er nach Halt, nach Festigkeit, schluckte schwer gegen den Druck in seinem Hals und richtete sich stockend auf. „Lass uns spielen… lass uns…“ Gleich der verzerrten Stimme eines Schreckgespenstes tobten die Erinnerungen in seinem Kopf, entrissen ihn der Realität. „Blut…“, schallte es in seinen Ohren, „… du duftest nach Blut.“ Ungelenk fuhr die Hand über das bleiche Gesicht und verkrampft schloss er die Augen. „Tyki!“, erhob sich wieder Ruf des Arbeiters, drang nur vernebelt in seine Wahrnehmung. „Wo bleibst du? Wir haben Besuch!“ „Ist das nicht viel schöner…“, rauschte das leise Wispern in Kandas Ohren und er unterdrückte ein ersticktes Husten. Fahrig suchten seine Augen nach dem Arbeiter, „… als zu sterben?“ Seine Augenwinkel zuckten, verbittert zwang er sich dazu, die Hand sinken zu lassen und der Vorhang eines Zeltes wurde zurückgeschlagen. „Mm… wunderschön.“ Der sanfte Klang der dunklen Stimme… Kanda schüttelte den Kopf, flüchtig bedeckten seine Hände die Ohren und perplex erfassten seine Augen die Bewegungen eines jungen Mannes, der aus dem Zelt stürmte, mit dem Fuß im Vorhang hängen blieb und stolperte. „Ich komme!“, ächzte er, kämpfte um das Gleichgewicht und balancierte die Tasse aus, die sich bei dem beinahen Sturz zur Hälfte geleert hatte. Heiß bedeckte der Kaffee den Ärmel seines ausgefransten Hemdes und er zog eine Grimasse, während er näher eilte. „Schau mal!“ Grinsend präsentierte der Mann den jungen Exorzisten und die ungepflegten Augenbrauen über der dicken Brille hoben sich überrascht. Auch die etwas spröden Lippen verzogen sich und heiter hob er die Hand zum Gruß. „Du!“ Er erkannte den Jungen sofort und Allen lachte auf. Es war ein freudiges Wiedersehen und Kanda, der sich etwas im Schatten eines Zeltes hielt, starrte auf das wirre lockige Haar. Lachend fand sich Tyki bei den Beiden ein und mit höflicher Zurückhaltung wurde Allens Schulter angestupst. „Was machst du denn hier?!“ „Ich bin im Dienst“, antwortete Allen und kratzte sich am Kopf. „Das gibt es ja nicht!“ Berauscht fuchtelte Tyki mit der Tasse und weiterer Kaffee schwappte über den Blechrand. „Dass wir uns noch einmal sehen, hätte ich ja nicht gedacht!“ Seine Stimme brach sich in einem wirren Leiern, als er sie erhob und Kanda schluckte erneut. Das Bild, welches sich ihm bot, dürfte eigentlich für Beruhigung sorgen, doch selbst die Tatsache, dass es allein der Name war, der sich hier ähnelte, brachte ihm nicht den geringsten Teil seiner Ruhe zurück. Er spürte das Zittern seiner Hände stärker denn je, ballte sie unter der kalten Gänsehaut und entzog Tyki seiner Aufmerksamkeit, um sich selbst und so gut wie möglich zu festigen. >Es ist alles in Ordnung!<, sagte er sich verbittert, rieb sich das Gesicht erneut und straffte die Schultern, den gehetzten Atem hinter den Lippen verbergend. >Es ist alles… in Ordnung!< „Wo ist denn dein Freund?“, erkundigte sich Tyki unterdessen neugierig und nippte an dem schwarzen Kaffee. „Der mit den hübschen Unterhosen.“ „Ah…“, Allen gluckste amüsiert und stemmte die Hände in die Hüften. Ja, er wusste sofort, worum es ging. „Diesmal bin ich nicht mit ihm unterwegs.“ „Mm?“ Die verfransten Augenbrauen hoben sich und unweigerlich wurde er auf den weiteren Exorzisten aufmerksam. Zielstrebig lugte er zu ihm und nur kurz traf ihn Kandas starrer Blick, bevor er ihn verbittert an den Boden nagelte. Flüchtig und unscheinbar erblasste etwaiger Ausdruck in dem Gesicht des Arbeiters. Die stetig grinsenden Lippen entspannten sich und die versteckten Pupillen tasteten sich über das etwas wirre Haar des jungen Exorzisten, bevor ein sanftes Schmunzeln seine Mundwinkel umspielte und sich seine Schultern unter einem genießerischen Lutfholen hoben und senkten. Seine Reaktion nahm nur wenige Sekunden in Anspruch und bevor sich Allen versah, neigte sich Tyki zu ihm. Sein Gesicht war schmollend verzogen und er verbarg den Mund heimlichtuerisch hinter der Hand. „Was schaut der so böse?“, flüsterte er und der Junge wackelte mit dem Kopf, wusste auf die Schnelle keine gute Antwort. „So ist er immer“, flüsterte er nach einem kurzen Grübeln und Tyki richtete sich mit einem verständnislosen Kopfschütteln auf. Wieder hob er die Tasse zum Mund, ließ sie jedoch wieder sinken und wandte sich ab. Mit wenigen Schritten hatte er Kanda erreicht. Mit bleichem Gesicht sah dieser ihn näherkommen. Sein Körper signalisierte ihm, dass er zurückweichen wollte, doch angespannt blieb er stehen und starrte auf die undurchsichtigen Gläser der Hornbrille. Es fiel schwer, das Keuchen zu unterdrücken und unscheinbar zuckte seine Miene unter einem weiteren Stechen der Entrüstung. >Es ist alles in Ordnung!< Er presste die Lippen aufeinander, als er von oben bis unten gemustert wurde und das äußerst auffällig. >Das ist nur ein Arbeiter!< „Hoh?“ Tyki richtete sich wieder auf, tollpatschig rückte er an der Brille und legte den Kopf schief. Intensiv musterte er das Gesicht seines Gegenübers und nach wenigen Momenten verzogen sich seine Lippen zum alten Grinsen. „Hey!“, stieß er perplex aus. „Du siehst ja aus, wie eine Frau!“ „Wa…“ Eine plötzliche heiße Woge riss Kanda mit sich. Die aufkeimende Wut ließ ihn erbeben und das Wort blieb in seinem Hals stecken. Grinsend stand Tyki vor ihm und seine Miene verzerrte sich unkontrolliert. „Du… verfluchter…“, bevor er es seiner Hand befahl, schnellte sie zum Griff des Katanas und wuterfüllt setzte er zu einem Schritt an. Eine Reaktion, die er von sich nicht gewohnt war, die ihn im Nachhinein erschütterte und ein fahriges Keuchen brach aus ihn heraus, als sich ihm ein Arm in den Weg streckte, eine Hand ihn zurückhielt. Allen war aufgetaucht und ihm in die Quere gekommen. „Kanda.“ Bestimmt regte er die Hand auf seiner Brust und sobald Kanda die Position der Eigenen registrierte, löste er sie vom Schwert. „Hey, beruhige dich. Das war nur ein Witz.“ Aufgebracht starrte Kanda sein Gegenüber noch immer an, konnte nicht die Augen abwenden und trat dennoch zurück. Tyki hatte sich unterdessen nicht geregt. Nicht einmal das Grinsen war verblasst und bevor sich Kandas Gesicht entspannte, lachte er auf. „Genau!“, stimmte er Allen freudig zu und in einer lässigen Bewegung und mit geballter Faust, schlug er dem jungen Exorzisten gegen die Schulter. Zielstrebig und mit weitaus mehr Kraft, als er bei Allen eingesetzt hatte. „Du solltest etwas lockerer werden!“ Die unscheinbare Wucht des Schlages erfasste Kanda wie ein Stromstoß und seine Miene verzerrte sich unter dem Schmerz der alten Wunde, der neu in ihm auflebte. Strauchelnd setzte er den Fuß zurück, presste die Lippen aufeinander und starrte zu Boden. Die Fassung entrann ihm augenscheinlich und Allens Gesicht entspannte sich verblüfft. Zorn wäre man auch in dieser Lage von Kanda gewohnt, doch die Pein der Schulter machte jeden Willen dazu zunichte und sein Mund blieb schweigsam, als sich der Schmerz lang anhaltend gestaltete. Noch immer musterten ihn die grauen Augen des Jungen, lenkten sich jedoch schnell auf Tyki zurück. „Was führt euch denn hierher?“, entzog dieser Kanda der Aufmerksamkeit und nach einer letzten beirrten Musterung seines Kollegen, wandte sich Allen ab. „Ah…“, er blinzelte und sammelte sich. „Es soll eine unerklärliche Lichtquelle gesichtet worden sein“, erklärte er dann und Tyki nagte an der Tasse. „Wir werden das untersuchen.“ „Aach?!“, brach es plötzlich aus Tyki heraus und Allen hob die Brauen. „Deshalb seid ihr hier?!“ Der Mann hörte sich ungläubig an und als Allen nickte, brach er in lautes Lachen aus und leerte auch den Rest des Kaffees, als er mit der Tasse zu gestikulieren begann. „Davon hab ich gehört! Ich hab es nicht selbst gesehen aber ganz so mysteriös war das gar nicht!“ Er lachte immer noch und sein Kollege rückte wieder an seiner Mütze. „Was soll daran mysteriös gewesen sein?“, raunte er und Tyki rieb sich die Nase, schien sich langsam wieder zu beruhigen. Schweigend harrte Kanda noch immer neben ihnen aus und sein Gesicht offenbarte völlige Absenz. Nur wenige der Worte drangen in sein Bewusstsein und noch immer schweiften seine Augen verstört über den Boden. Er führte seinen stillen Kampf. „Das war in einem Schacht“, half Tyki aus und Allen lauschte ihm aufmerksam. „Und heran kam man nicht, weil wir noch keine Werkzeuge für so ein übles Gestein haben.“ „Der Durchgang war zu schmal“, wisperte sein Kollege und Allen legte den Kopf schief. „Es war eine Öllampe“, lüftete Tyki endlich das mysteriöse Geheimnis und der junge Exorzist traute seinen Ohren nicht. „Sie muss irgendeinem Deppen reingerutscht sein. Brannte zwei Nächte und einen Tag und war so grell, weil das Gestein ihr Licht reflektiert hat.“ „Heute Morgen ist sie ausgegangen.“ Tykis Kollege kratzte sich das Kinn und Allen rümpfte die Nase. „Crack hat’s gesehen. Hey, wo ist der eigentlich?“ „Keine Ahnung.“ „Und ihr seid euch sicher?“ Allen wirkte weder enttäuscht, noch erfreut. Er trug die Tatsache, dass die Reise hierher vermutlich ein Fehltritt war, mit der ihm gegebenen Ruhe. Die hilfsbereiten Arbeiter nickten einstimmig und Tyki wurde auf die leere Tasse aufmerksam. „Aber trotzdem nett, dass ihr vorbeigeschaut habt“, nuschelte er daraufhin und grinste. Die Befürchtungen wurden bestätigt, als der Finder daraufhin mit dem Leiter zurückkehrte. Die Nachricht, dass das Licht verblasst war, war bereits zum schwarzen Orden geschickt worden, schien diesen nur nicht rechtzeitig erreicht zu haben. Und nun standen sie hier in der Nacht und der Leiter zuckte mit den Schultern. „Tja.“ Allen tat es ihm gleich und wandte sich an Kanda, der sich abwesend den Mund rieb. „Da haben wir es. Ein Irrtum.“ Er erhielt keine Reaktion und begann kurz zu grübeln. Seine Augen durchschweiften das Camp, richteten sich dann auf den dunklen Eingang. „Dürfte ich es mir trotzdem anschauen? Nur, um ganz sicherzugehen?“ „Natürlich“, antwortete der Leiter und Tyki begann mit seinem Kollegen zu schwatzen. „Aber finden werden Sie nichts.“ „Gut möglich aber danach werde ich trotzdem beruhigter sein.“ „Warten Sie, ich hole eine Lampe und führe Sie hin.“ Der Leiter trödelte zu einem der Häuser und Allen wandte sich abermals an Kanda. „Kommst du mit? Ein kleiner Blick kann nicht schaden.“ Und endlich schien Kanda ihn wahrzunehmen. Er sah ihn an, schürzte die Lippen und fuchtelte mit der Mappe. „Geh alleine, für mich ist das erledigt.“ „Oh… okay.“ Die Antwort kam nicht überraschend und als der Leiter mit der Lampe zurückkehrte, wurde es Zeit für den Abschied. „Also, vielleicht sehen wir uns ja wieder?“ Entspannt reichte Allen den beiden Arbeitern die Hand und sofort wurde diese geschüttelt. Tykis Griff ließ sich nur träge spüren und während sein Kollege lediglich mit den Schultern zuckte, nickte er freudig. „Ach, ich denke schon.“ „Na, hoffentlich.“ Allen ließ die Hand sinken und Tykis Bewegungen verrieten kein Zögern, als er erneut zu Kanda lugte. Ruhig betrachtete er ihn sich, versenkte die Finger in den wirren Locken und kratzte sich ausgiebig. „Kopf hoch“, erhob sich plötzlich seine Stimme in einem ruhigen Tonfall und stockend blickte Kanda auf, sah ihn an und erkannte ein mildes Schmunzeln. „Wenn man sich durch alles runterziehen lässt, kommt man nicht weiter.“ Kandas Hals bewegte sich unter einem trockenen Schlucken und stumm starrte er auf den Boden zurück. „Also dann!“ Die alte Heiterkeit erfasste Tyki und seine Hand versank in der weiten Tasche der ausgeleierten Hose. „Macht’s gut!“ „Du auch.“ Allen lächelte und daraufhin trennten sie sich. Tyki und sein Kollege kehrten zu den anderen zurück, um die letzten Stunden der Nacht totzuschlagen und der Finder begleitete Allen und den Campleiter bis zum dunklen Eingang des Berges, um sich anschließend neben diesen zu setzen und zu warten. Kanda blieb zurück und nur kurz sah er ihnen nach, bis er sich abwandte, sich in trägen Schritten der steinernen Treppe eines Hauses näherte und sich auf dieser niederließ. Achtlos wurde die Mappe in den Kies geworfen und schweigsam betastete er seine Schulter, stützte sie mit der Hand und spürte, wie sich die Schmerzen allmählich linderten. Noch immer raste das Herz in seiner Brust und er streckte die Beine aus, um sich die frische Luft einzuverleiben. Mit den Ellbogen stemmte er sich auf die obere Stufe und ekdemisch folgten seine Augen den Bewegungen eines einsamen Wolkenfetzens, der über ihn hinweg zog. Dieser Auftrag… forderte ihn auf eine Art und Weise, auf die er nicht aus gewesen war. Eine üble Ablenkung, die sich in die entgegengesetzte Richtung lenkte und Kanda wurde sich der Tatsache bewusst, dass er es bereute. Hier hatte nichts von dem Erhofften auf ihn gewartet und trübe blickte er dem Heimweg entgegen. In dem Berg verbarg sich nichts… die Reise… ohne das kleinste Vorkommnis und er senkte das Kinn zum Schlüsselbein, um die Augen zu schließen. Lahm kreuzte er die Beine und holte tief Luft. Es ging ihm schlecht… Er fühlte sich deprimiert. Keine Taten, kein Erlebnis… nichts und nun saß er schweigend hier, während Lachen und Heiterkeit an seine Ohren drang. Den Schock spürte er noch immer. Dass ihn ein Name… nur ein Name… derartig aus der Fassung zu bringen vermochte, drückte ihn nieder und abwesend ertasteten die immerfort zitternden Finger die saubere Scheide des Katanas. Er fühlte sich so gebrechlich, wie er es nicht für möglich gehalten hatte und mit düsteren Gedanken kämpfend, verharrte er an dem Platz, achtete auf nichts und niemanden und rieb sich nach einigen Augenblicken das Gesicht. Es durfte nicht sein… Er rappelte sich auf, legte die Ellbogen über die Knie und befeuchtete die Lippen mit der Zunge. Es war nur ein geringer Zwischenfall… nichts, das ihn aus der Bahn werfen durfte. Kein Rückfall zu verdrängten Ängsten. Seine Gedanken hatten sich auf das Hier und Jetzt zu richten. Wenn sie zu sehr in die Vergangenheit schweiften, würden sie zu Grunde gehen und alles, was ihn ausmachte, mit sich reißen. Die schönen Seiten des Lebens, hm? Ein kraftloses Grinsen zog an seinen Lippen und seufzend ließ er den Kopf sinken. Es tat weh und das Grinsen schwächte augenblicklich ab. Im Hauptquartier war es ihm besser ergangen. Vor Unerwartetem konnte man sich an diesem Ort schützen, niemanden treffen, den man nicht kannte… es war leicht, sich dort vor etwaiger Gefahr zu verstecken und in diesem Augenblick war ihm danach. Könnte man sich von der Welt abgrenzen… Könnte man alles abschalten, was sie ausmachte… all die Gefühle, die Gedanken… Könnte man sich zurückziehen an einen Ort, der leer und still war. Er würde es tun. Wenn auch nur für kurze Zeit. Er trieb zu dem Sinnieren zurück, von welchem er sich zu lösen versuchte und zu spät wurde er sich dessen bewusst und richtete sich auf. >Weiter…<, nur undeutlich und kraftlos erreichte ihn der Gedanke. >Es geht… immer weiter.< „Du tust dir… keinen Gefallen…“, durchdrang eine sanfte Stimme die Stille, die er für sich geschaffen hatte und trübe starrte er auf die steinerne Stufe unter sich. >Ja…< Er nickte matt und presste die Lippen aufeinander. Fremder Atem erreichte ihn und gleichzeitig eine kühle Böe. Kitzelnd streifte das Haar seine Wangen. „Entspann dich“, ein Keuchen rauschte in seinen Ohren, vermischte sich mit dem Pfeifen des Windes. „Du tust dir… keinen Gefallen.“ Er kannte diese Worte… Er kannte sie…! Fahrig presste er die Augen zu, stemmte sie gegen die Hände und hielt den Atem an. >Ich verliere den Verstand!< Peinigend erfasste ihn diese Angst und er biss die Zähne zusammen. Es ließ sich nicht verhindern. Die Panik fraß sich durch ihn wie alles versengende Flammen und er kroch unter ihnen in sich zusammen. >Ich verliere den… ich werde es nicht los… nicht los…!< Sein Gesicht verzerrte sich und die bebenden Hände ballten sich zu Fäusten. Er bekam es nicht aus dem Kopf! Wie eine Krankheit rumorte es ihm! Geräusche… Stimmen…? In nicht weiter Entfernung knirschte der Kies und er fuhr in die Höhe, starrte auf Allen, der, gemeinsam mit dem Campleiter und dem Finder zu ihm zurückkehrte. Ein letzter hastiger Atemzug, dann schloss Kanda den Mund, räusperte sich und kam gezwungen auf die Beine. Ein schmerzhafter Zwiespalt unter der ersichtlichen Hülle. Allen sah ihm nur einen gewissen Teil der Aufregung an, als er stehen blieb und hilflos die Hände hob. „Fehlalarm“, bestätigte er und der Leiter machte sich wieder auf den Weg zu eigenen Aufgaben. „Mit dem Bergwerk ist alles in Ordnung.“ ‚Wir können zurück’… das war das Einzige, was Kanda seinen Worten entnahm und schweigsam nickte er, während sich der Finder nach der Mappe bückte. „Ich begleite Sie zur Bahnstation.“ Somit brachen sie auf und verließen das Lager. Derselbe Weg führte sie durch die Dunkelheit und erneut ging Kanda vorne. Die eine Hand fest um die Schwertscheide gelegt, die andere gesenkt, schob er sich durch einen schmalen steinigen Pass und trat auf die freie Fläche hinaus. Er entfernte sich von jenem Ort und dennoch gab es einen ständigen Gefährten, der seine Gedankenwelt dorthin zurückzog… zu jenem Moment, als der Name an seine Ohren drang, ihn erbeben ließ. Er blickte nicht zurück. Starr verfolgten seine Augen das Gestein, das langsam unter ihm vorbeizog und bald auch seinen Schatten, der voranging. Hinter ihm leuchtete die Öllampe und beinahe permanent vernahm er die Stimmen seiner Begleiter. Wie leicht Allen all dies nahm… ein Fehltritt… und? Dann kehrten sie eben zurück und sahen, wie es weiterging? Kanda wünschte sich, die Sache mit denselben Augen sehen zu können, so leicht zu nehmen. Für ihn war all das ein herber Rückschlag, ein weiterer Schritt, mit dem er sich vom schier unerreichbaren Ziel entfernte. Er fühlte sich abscheulich und mit jedem Schritt entbrannte der Kampf in ihm neu. Er fühlte sich verformt… zärtliche Berührungen hatten ihn verbogen. Er war nicht mehr der Alte. Wie ein Siegel, das die Lippen in seine Haut gebrannt hatten… und stockend glitt die Hand über seinen Bauch hinweg. Was war er noch? Was stellte er dar? Bald erhoben sich in weiter Ferne die Lichter der Bahnstation und er konzentrierte sich auf das leerstehende Gleishaus. Auf die finsteren Fenster und ein jedes Detail. Die Glühbirnen erfasste er bald deutlicher und vernahm ihr defektes Summen, als er den Bahnsteig betrat und zur Uhr blickte. Es war halb vier und er folgte dem Verlauf der beiden Gleise in beide Richtungen, bevor er sich dem alten Fahrplan zuwandte und diesen studierte. Der Zug würde noch eine halbe Stunde auf sich warten lassen und er suchte sich eine etwas entfernte Holzbank, auf die er sich sinken ließ, um weiterhin und teilnahmslos gen Horizont zu starren. Des Öfteren richteten sich Allens Augen auf ihn, auch jetzt musterte er ihn flüchtig, bevor er von dem Finder abgelenkt wurde. Auch dieser hatte sich kurz in den Plan vertieft. „Ich muss noch weiter“, erklärte er und wies in die andere Richtung. „Ich werde Sie nicht zum Hauptquartier zurück begleiten.“ „Wann kommt dein Zug?“, erkundigte sich Allen sofort und ließ die Mappe sinken, als Tim diese anstupste. „In fünf Minuten.“ So wurde die entspannte Konversation weitergeführt und als sich ein leises Surren erhob, erwachten Kandas Augen zu altem Leben. In den letzten Minuten noch starr und reglos, richteten sie sich nun auf die Gleise. Der Zug kam… wie herrlich, dass das pausenlose Gerede nun sein Ende fand. Er drehte das Gesicht zur Seite, starrte finster auf den Finder und anschließend auf die matten Lichter, die sich langsam aus der Dunkelheit der trostlosen Ebene hervorhoben. Er verfolgte die Bewegungen der Scheinwerfer und legte den Hinterkopf auf die Rückenlehne, als der Zug sie erreichte und sich der Finder von Allen verabschiedete. Kurz starrte er gen Himmel, bevor er die Augen schloss und das Quietschen der Bremsen vernahm. Gemächlich machte sich der Finder auf den Weg zu einer der Türen und er konnte sich auch Zeit lassen, da der Zug diesmal einen Zwischenstop einlegte. Allen hob die Hand, winkte dem Finder ein letztes Mal und hielt in seinen Bewegungen inne, als er jemanden erspähte. Eine andere Tür öffnete sich und mit einem entspannten Satz stand Lavi auf dem Steig. Flink erkannte er Allen, hob lässig die Hand und schlenderte näher. Der Schal rutschte von seinem Hals und entspannt warf er ihn zurück. Unterdessen war der Finder im Zug verschwunden und müde trat auch der Schaffner ins Freie, um sich eine Zigarette zu gönnen. „Lavi?“ Allen war überrascht und der Angesprochene grinste heiter, als er vor ihm zum Stehen kam. Ja, er wirkte wirklich putzmunter und labte sich kurz seufzend an der Nachtluft. „Was machst du denn hier?“ „Neuer Auftrag“, erwiderte er entspannt und stemmte die Hände in die Hüften. Seine Augen machten sich auf die Suche und fanden ihr Ziel, als er sich an dem Jungen vorbeilehnte. Reglos verharrte Kanda und schien zu schlafen. Das Gesicht des Rothaarigen erhellte sich und mit einem Nicken wies er auf den jungen Mann. „Du wirst wohl alleine zurückfahren müssen. Ich hole Kanda ab und fahre gleich mit ihm weiter.“ „Ach so.“ Ein knapper Blick zur Uhr bewies, dass ihnen noch genug Zeit blieb, bis der Zug weiterfuhr und so nutzte Allen den Moment, um ihn besorgt zu mustern. „Als ich gehen musste, haben du und Crowley tief und fest geschlafen“, murmelte er und Lavi zog eine Grimasse. Unweigerlich richteten sich seine Augen abermals auf Kanda. „Ist alles in Ordnung?“ „Tjaha.“ Lavi lachte auf und kratzte sich am Kopf. „Aber natürlich… was die Müdigkeit eben so mit einem macht.“ Eine düstere Erinnerung schien ihn einzuholen und er ließ die Hand sinken. „Der Panda-Opa hat uns wieder wach gekriegt.“ „Oh.“ „Nja.“ Schmatzend stemmte Lavi die Hände in die Hüften, schien das Erlebte zu verdrängen und grinste kurz darauf wieder. „Ich werde Kanda dann mal Gesellschaft leisten. Tut mir leid, dass wir dich hier zurücklassen müssen.“ „An der Unterhaltung wird sich nicht viel ändern.“ Allen legte den Kopf schief und Lavi, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte, hielt inne. „Ist etwas passiert?“, erkundigte er sich und Allen grübelte nur kurz. „Er hat sich mit einem der Arbeiter in die Haare gekriegt… etwas überreagiert, wenn du mich fragst. Und seitdem…“, er schloss sich Lavis Beobachtung an, „… er ist völlig teilnahmslos.“ Kritisch sah er den Älteren an. „Bist du dir sicher, dass er einem weiteren Auftrag gewachsen ist? Auf mich wirkt er eher so, als bräuchte er dringend etwas Ruhe.“ Lavi nahm seine Besorgnis augenscheinlich sehr ernst. Grüblerisch verzog sich seine Braue, während er die Haltung des jungen Mannes studierte. „Komui hat gesagt, dass ich ihn mitnehmen soll. An der Entscheidung kann ich so oder so nichts ändern, also werde ich es wohl auf mich zukommen lassen.“ „In Ordnung.“ „Also, man sieht sich.“ Somit zog Lavi an ihm vorbei und Allen hob flüchtig die Hand. „Mach’s gut.“ Zielstrebig schlenderte er so über den langen Bahnsteig, näherte er sich der kleinen Unterdachung und somit dem jungen Mann, der es sich auf einer der Bänke bequem gemacht hatte. Seine Bewegungen offenbarten nicht das geringste Zögern, als er sich gemütlich neben ihm niederließ. „Halli Hallo.“ Sofort öffnete Kanda die Augen. Man hatte nicht damit gerechnet, ihn hier zu treffen und eine leichte Verwunderung war ihm anzusehen, als er das Gesicht zu dem Älteren wandte, ohne den Kopf von der Lehne zu heben. Lavi grinste ihn flüchtig an und begann kurz in seinen Hosentaschen zu wühlen. Zwei Blätter waren es, die er hervorzog und sie waren in so einem üblen Zustand, dass er sie kurz zurecht rupfte, bevor er sie seinem Nebenmann reichte. „Bereit für den nächsten Auftrag?“ Trübe erfassten Kandas Augen die Zettel und mit einem Schlag schien eine jede Trägheit von ihm gefallen zu sein. Beinahe übertrieben schnell richtete er sich auf und Lavi wurden die Blätter förmlich aus der Hand gerissen. „Wir fahren hier gleich weiter. Die Angelegenheit ist dringend“, erklärte er, als Kanda den Inhalt studierte und wies mit einem Nicken auf den Zug. An Kandas Gesicht konnte man nicht erkennen, wie er diesen weiteren Auftrag auffasste. Er las geschwind, wendete das Blatt und starrte auf den Plan. Weitere Stunden würde er nun also mit dem Zug reisen und das, worum sie sich anschließend zu kümmern hatten, klang nicht wie eine Sache, die sich als Missverständnis entpuppen konnte. Er schürzte die Lippen und wandte sich dem anderen Blatt zu. Ein ernster Auftrag, der offensichtliche Gefahren barg - eine glückliche Fügung des Schicksals. Er spürte ein Kribbeln in den Händen und neben ihm kam Lavi gemächlich auf die Beine. Der Schaffner schmiss die Zigarette bereits zur Seite. Es wurde langsam Zeit, dass sie aufbrachen und Lavi machte sich bereits auf den Weg. „Kommst du?“ Es fiel Kanda sichtlich schwer, sich von den Unterlagen loszueisen und seine Augen vertieften sich noch immer in die Schrift, als er auf die Beine kam und dem Älteren folgte. Ohne Allen zu beachten, stieg er in den Zug, bog zu den Kabinen ab und ließ sich auf der erstbesten Bank nieder. Sein Blick hatte sich kein einziges Mal von den Zetteln gelöst und erst, als sich Lavi ihm gegenüber niederließ, sah er auf und starrte ihn an. Die Beine an den seinen vorbeigestreckt und die Hände auf dem Bauch ineinander gefaltet, hatte Lavi es bequem und ein kurzer Augentontakt baute sich auf, bevor Kanda sich wieder den Unterlagen zuwandte… und schwieg. Lavi registrierte es wohlwollend und ein flüchtiges Schmunzeln verlieh seinen Lippen Ausdruck. „Nochmals Danke für den Tee“, hob er dann plötzlich an und Kanda rümpfte die Nase. „Er war wirklich köstlich.“ Darauf antwortete Kanda nicht. Es wirkte nicht einmal so, als hätte er ihn gehört. Stumm machte er sich mit dem Kommenden vertraut und dann entrann ihm ein ungewisses Murmeln, das seine Aufmerksamkeit bewies. In diesem Moment erfasste sie ein leichter Ruck und der Zug setzte sich in Bewegung. Ein Schweigen brach über sie herein und Lavi ließ es recht bald enden. „Ich war überrascht, euch schon an den Gleisen zu finden“, wunderte er sich, ließ Kanda unterdessen nicht aus den Augen. „Gott, ich habe damit gerechnet, euch überall suchen zu müssen und dann seid ihr schon da. War es ein Fehlalarm?“ Ein stummes Nicken brachte die Antwort und endlich schien Kanda fertig zu sein. Raschelnd ließ er die zerknitterten Blätter sinken, holte tief Luft und lehnte sich zurück. Seine Pupillen richteten sich auf das Fenster, starrten in die Dunkelheit, die hinter diesem lag. Kurz wirkte es so, als wolle er etwas sagen, doch dann blieben seine Lippen versiegelt und die Augen nach draußen gerichtet. Er schwieg und Lavi beschloss, es ihm gleichzutun. Er spürte den Zeitpunkt, an dem er es aufgeben konnte, auf ein Gespräch hinzuarbeiten. Er war gerne ein Mensch vieler Worte, fand jedoch auch in der Stille seinen Vorteil. Also verharrte er reglos, vertiefte sich in den eigenen Atem und bereitete sich auf das Kommende vor. Zwei Exorzisten galt es zu bergen. Deren Auftrag, einen Akuma zu zerstören, gestaltete sich schwerer, als erwartet und nun waren sie auf dringende Unterstützung angewiesen… die sie auch erhielten. Bald gab es nur noch das leise Rattern der Räder und weit entfernte Stimmen anderer Reisender. Tief in Gedanken versunken starrte Lavi auf den Horizont, der sich allmählich erhellte und Kanda hatte die Augen geschlossen. Seine Hand lag auf den Zetteln gebettet und allein seine Finger, die sich hin und wieder regten und über die Schrift glitten, bewiesen, dass er nicht schlief. Seine Gesichtszüge wirkten entspannt, seine Haltung nicht minder und da der vorherige Auftrag ihm keine Kraft gekostet haben konnte, zweifelte Lavi kaum daran, dass er ihn bewältigte und sich mit der gewohnten Entschlossenheit zeigte. Vielleicht war es genau das, was er benötigte…? Abwägend begann er ihn bald zu durchmustern, stemmte den Ellbogen auf die Armlehne und die Wange in die Hand. Man ermöglichte ihm die uneingeschränkte Beobachtung und er ging ihr sorgfältig nach. Er selbst hatte eingewilligt und Allen nicht die Wahrheit gesagt. Komui hatte ihm die Wahl gelassen und in diesen Augenblicken könnte er ebenso mit Crowley reisen. Eine kurze Beratung hatte stattgefunden und er hatte sich entschieden. Es verschaffte ihm etwas Beruhigung, mit Kanda unterwegs zu sein… nicht mit einem anderen Exorzisten und neben diesem mit dem Gedanken, dass Kanda an einem anderen Ort… auf dem Weg zu einem anderen Auftrag war. Mit einem anderen Kollegen an seiner Seite. Es war eine Herausforderung, wohl auch eine leichte Belastung, doch er hatte sich die Möglichkeit gegeben, auf Kanda einzuwirken und Obacht zu geben. Er fühlte sich dazu verpflichtet und seine Miene schweifte selbst in eine leichte Absenz, während er sich sein Gegenüber betrachtete. Blass war er… anders, als zu dem Zeitpunkt, an welchem er nach dem Schlaf den Speisesaal betreten hatte. Und selbstverständlich entging ihm auch das Zittern der Finger nicht. Er bewegte die Lippen, runzelte die Stirn und wandte den Blick ab. Sie erreichten das Ziel nach zwei Stunden. Längst schon schlängelte sich der Zug durch bewohnte Gegenden und erreichte eine Kleinstadt nahe den Bergen, die in der Morgensonne erstrahlten. Früh war Lavi der hier herrschende Zustand aufgefallen. In der Nähe des Bahnhofes herrschte reges Treiben. Viele Menschen scharrten sich an den Gleisen und man könnte meinen, es sei eine Flucht. Als der Zug dann den Bahnhof erreichte, richtete sich Lavi im Polster auf und sofort wurde auch Kanda aufmerksam. Er hob die Lider, bemerkte das Treiben vor dem Fenster griff nach den Unterlagen. Lautes Stimmengewirr drang sogar durch das Glas und als sie die Türe des Zuges öffneten, um auszusteigen, erhob es sich beinahe unerträglich. Es war eine riesige Menschenmenge, durch die sie sich kämpften, die sich ungeduldig in den Zug drängen wollte. Mit finsterer Miene wand sich Kanda zwischen den Menschen, bahnte sich einen Weg und erreichte erleichtert einen freien Platz in der Nähe des Ausganges. Keuchend erreichte ihn auch Lavi und während sich der junge Mann noch auf die Knie stützte, um sich zu erholen, erspähte Kanda einen Arm, der aufgeregt über den Köpfen der Menschen auf und ab wippte. „Hier! Hier!“, erreichte sie gedämpft eine Stimme und kurz darauf kämpfte sich ein Finder zu ihnen durch. Auch er sah mitgenommen aus, als er bei ihnen stehen blieb. „Kanda-san! Lavi-san! Endlich sind Sie da! Bitte folgen Sie mir!“ Es galt, keine Zeit zu verschwenden und kurz darauf folgten sie dem Finder bereits durch die Straßen. Reges Treiben herrschte überall. Menschen strömten aus einer Richtung in die andere und es war nicht schwer, die Staubwolke zu erkennen, die schwer über einem entfernten Stadtteil hing. Dort schien sich der Kampf abzuspielen und sie beeilten sich, sahen andere Finder umhereilen und erreichten nach einem zügigen Marsch von einer halben Stunde einen breiten Fluss. Mit jedem Meter, den sie auf dem Weg hierher hinter sich gelassen hatten, hatten die Menschenmassen abgenommen und vor der Brücke, die zu jenem Stadtteil führte, waren lediglich noch ein paar Finder stationiert, die sie aufgeregt erwarteten. „Der Kontakt zu den beiden Exorzisten ist abgebrochen!“, empfing sie sogleich einer von ihnen und gestikulierte aufgeregt in Richtung des anderen Ufers. „Es handelt sich um einen einzigen Akuma?“, vergewisserte sich Lavi skeptisch, als er an der Staubwolke den Grad der Verwüstung einschätzte. Kanda war kaum stehen geblieben und steuerte bereits auf die Brücke zu. Kurz sah Lavi ihm nach. „Soweit wir wissen, ja!“, erhielt er die aufgebrachte Antwort und nickte, sich ebenso abwendend. „In Ordnung.“ Knapp hob er die Hand, drehte sich um und folgte Kanda. In zielstrebigen Schritten betrat dieser die Brücke, als er eingeholt wurde. „Du hast dir das Ziel des Auftrages verinnerlicht?“, wandte er sich mit einem Hauch von Besorgnis an Kanda, der lediglich nickte. „Die Rettung der Exorzisten steht an erster Stelle.“ Daraufhin stieß Kanda nur ein wirres Brummen aus und Lavi wusste, dass jedes weitere Wort nichts mehr brachte. Also schwieg er und holte tief Luft. Er wusste nicht, worauf er sich hier einließ und unauffällig lugte er zu seinem Nebenmann. Doch wie gesagt, er würde es auf sich zukommen lassen. Eine andere Möglichkeit blieb ihm nicht. Als sie die Brücke beinahe überquert hatten, verschnellerten sich ihre Schritte und auf höchste Vorsicht angewiesen, achteten sie von nun an strikt darauf, wo sie hintraten, um etwaigen Lärm zu unterbinden. Unter keinen Umständen wollten sie es dem Zufall überlassen, ob der Akuma auf sie aufmerksam wurde und leise pirschten sie sich in die Stadt. Wachsam tastete sich Lavi an eine Ecke heran, lehnte sich hinter dieser hervor und verschaffte sich kurz einen Überblick. Ein großer Innenhof lag vor ihnen. Übersät mit Mauerwerk und Gesteinsbrocken… verlassen und leer. „Ist er noch hier?“, hauchte er etwas angespannt in Kandas Richtung, als er zur Seite trat, aufmerksam über das Gestein hinweg und zu einer nahen Gasse spähte. Die dunklen Augen seines Kollegen richteten sich auf den Himmel. Pure Konzentration ließ sie funkeln und nachdem er kurz in die Stille ihrer Umgebung hineingelauscht hatte, löste er sich von der Mauer und näherte sich Lavi. „Sicher“, flüsterte er zurück und der Rothaarige nickte. „Sauber.“ Sicheren Schrittes pirschte sich Kanda also an ihm vorbei. Auf die Beobachtung Lavis vertrauend, überquerte er den ungeschützten Innenhof, schob sich in die Gasse und blickte kurz zurück. Auf eine knappe Handbewegung folgte Lavi und gemeinsam kämpften sie sich weiterhin durch die Trümmerhaufen des erbitterten Kampfes. Leise bewegten sich ihre Füße auf dem Boden, flink waren ihre Bewegungen und abermals hielten sie inne, als sie einen großen Marktplatz vor sich erspähten. Hinter einem Mauervorsprung gingen sie in die Knie und musterten die Fassaden, die den Platz umgaben. Kontrolliert senkte sich Kandas Hand zum Boden und er stützte sich ab, während sich Lavi auf den Knien nach vorn schob, um die andere Seite des Platzes im Blick zu haben. Einen Akuma, der zwei Exorzisten solche Probleme bereitete, hatten sie lieber vor sich, als im Rücken und ein Hinterhalt galt es unter allen Umständen zu vermeiden. Sie waren die Unterstützung, hatten selbst auf keine zu bauen. Schweigend lauschten sie in die Stille hinein und gleichzeitig wandten sie sich zur Seite. Leise rieselte der gebrochene Putz aus der Fassade neben ihnen und ebenso schnell wandten sie sich wieder nach vorn. Dieser Platz war groß… es würde seine Zeit in Anspruch nehmen, ihn zu überqueren und ein leichter Hauch der Gefahr lag in der Luft, deutlich spürbar. Kanda atmete tief durch, Anspannung verlieh seinem Gesicht Ausdruck und nach einem kurzen Grübeln, stemmte er sich ab. „Ich gehe zuerst“, flüsterte er in Lavis Richtung und als dieser nach einer letzten Beobachtung die Hand hob, setzte er sich in Bewegung. Geschmeidig kam er auf die Beine, verließ die schützende Mauer und überquerte den Platz. Es schien, als würde es seinem Körper an nichts mangeln, als er über einen umgeworfenen Stützpfeiler hinweg sprang. Den Blick stur nach vorn gerichtet, setzte er sein Vertrauen in Lavis Aufmerksamkeit, doch dieser verhielt sich still und nach kurzer Zeit rutschte er in die nächste Gasse, sicherte seine Position und suchte Blickkontakt zur gegenüberliegenden Seite des Platzes. Akribisch suchten seine Ohren nach dem kleinsten Geräusch und langsam hob er die Hand. Aufmerksam verfolgte Lavi seine Bewegung, er war bereit, richtete sich auf und fixierte Kanda fest. Dessen Hand blieb reglos erhoben, das Haar schnellte durch die Luft, als er das Gesicht zur anderen Seite drehte, sich umsah und zögerte. Lavi leckte sich die Lippen, blinzelte und erfasste eine abrupte Handbewegung, die ihn warnte. Eine strikte wagerechte Bewegung und gleichzeitig schoben sich beide zurück. Ein leises Donnern hatte sich hinter Kanda erhoben, das Bröckeln schweren Gesteins und er stoppte den Atem, als er sich tiefer in die Gasse zurückzog. Lavi war zurückgewichen, presste sich gegen den Mauervorsprung und wurde nun auch darauf aufmerksam. Beunruhigt sah er sich um, verließ jedoch nicht den schützenden Ort und zog die Beine an, als sein Auge eine heftige Bewegung erfasste. Dort!! Sein Mund öffnete sich wortlos und sein Auge weitete sich bei dem Anblick, der sich ihm bot. Wie ein Pfeil war eine schwarze Kreatur in die Lüfte geschossen und nach einem riesigen Satz ging sie donnernd auf das Dach nieder. Sicher fanden ihre klauenartigen Hände und Füße Halt. Klirrend zerbrachen die Ziegel unter ihnen und scheppernd rutschten sie die Schräge hinab. Den Atem zurückhaltend, drehte Kanda das Gesicht nach oben, sofort erfassten seine Pupillen Bewegungen und rasch hob er die Arme über den Kopf und senkte ihn, als kleine Teile der Ziegel auf ihn niederprasselten. Lavi war noch immer in die Musterung vertieft. Dieser Akuma war von normaler menschlicher Größe, wies jedoch einen Körper mit wendiger dürrer Form auf. Die langen dünnen Beine, die sehnigen Arme… Lavi verengte das Auge, neigte sich nach vorn und erblickte eine von schwarzen Stacheln übersäte Haut. Lange Krallen bohrten sich unterdessen durch das halbe Dach des Gebäudes und weiteres Gestein rieselte hinab. Der Kopf des Akuma war von seltsamer länglicher Form, nicht minder geschützt durch Stacheln und ein riesiges Maul, in welchem scharfe Zähne übereinander ragten. Ein Level 2… so, wie er es vermutet hatte. Er dankte Kandas Aufmerksamkeit, entspannte sich bei einem tiefen Atemzug und verfolgte, wie der Akuma sich tief hinabbeugte, sich kurz darauf abstieß und mit einem weiten Satz über zwei weitere Dächer hinwegsetzte. Er verschwand zwischen ihnen und endlich löste Kanda die Hand vom Mund, um unter all dem Staub und Dreck zu husten. Eilig wischte er sich über das Gesicht und der Schmutz rieselte von all seinen Gelenken, als er auf die Füße sprang, dennoch knien blieb und wieder nach Lavi suchte. Kurz lauschten sie in die zurückgekehrte Stille und Kanda gab erst das Zeichen, als sich in weiter Entfernung erneutes Dröhnen erhob. Auch Lavi überquerte den Platz daraufhin und gemeinsam pirschten sie sich weiter. Die Gasse führte sie zu einer breiten Straße und das fortwährende Wüten des Akuma in weiter Ferne war beruhigend. Annähernd unaufmerksam konnten sie sich bewegen und leise traten sie auf die Straße hinaus, hielten sich nahe der Häuserwände und kamen schnell voran. Dicht hielt sich Kanda hinter Lavi, übernahm die Überwachung des zurückgelegten Weges und reagierte rechtzeitig, als Lavi abrupt inne hielt und die Hand hob. Erneut drang das Dröhnen an ihre Ohren, doch etwas anderes war der Grund für das rasche Halt machen. Eine flüchtige Handbewegung Lavis machte Kanda auf die andere Seite aufmerksam und er starrte dort in einen schmalen Durchgang. Ein Trümmerhaufen bot sich dort seinen Augen und sofort erfassten diese mehr, als das. Der Stoff einer schwarzen Uniform war unter dem Gestein auszumachen und reglos ragte eine Hand ins Freie. Kurz trafen sich ihre Blicke und als der Akuma erneut die weite Entfernung zu ihnen bewies, setzten sie sich in Bewegung. Die Straße ließen sie schnell hinter sich, verschwanden zwischen den Häusern und eilten zu den Trümmern. Nur kurz betrachtete sich Kanda die reglose Hand, bevor er zur Seite trat, sich an der Fassade postierte und die Umwelt im Auge behielt. Lavi war unterdessen in die Knie gegangen und zielstrebig streifte er den Ärmel der Uniform höher, tastete am Handgelenk und hielt konzentriert inne. Ein Zucken durchfuhr seine Miene, verbissen senkte er den Kopf und als Kanda zu ihm lugte, erkannte er ein bitteres Kopfschütteln. Für einen der Exorzisten kam eine jede Hilfe zu spät und die Ungewissheit über den Verbleib des Zweiten zwang sie dazu, weiterzugehen. Lavi kam auf die Beine, flüchtig fuhr er sich über den Mund und Kanda drehte sich zur anderen Seite. „Folgen wir dem Akuma“, riet er und lehnte sich nach vorn, die Beobachtung fortsetzend. „Der Exorzist ist sicher nicht weit.“ „Der Exorzist hat Priorität“, erwiderte Lavi und abwägend richtete sich sein Auge auf den Jüngeren. „Wir lassen uns auf keinen Kampf ein, wenn nicht sein Leben davon abhängt.“ „Und wenn er tot ist?“ Kandas Hand bettete sich auf dem Heft des Katanas, seine Stimme verriet Anspannung. „Sollen wir ihn den Rest der Stadt auch noch zertrümmern lassen?“ „Zuerst einschätzen, dann handeln“, beharrte Lavi und Kanda setzte sich bereits in Bewegung. Die Zustimmung blieb aus und Lavi konnte sich dennoch keine Zeit dafür nehmen. Er presste die Lippen aufeinander und eilte ihm nach. Aufmerksam und gewandt folgten sie also den Geräuschen, koordinierten ihr Vorankommen und immer wahrscheinlicher wurde es, dass der zweite Exorzist in der Nähe des Akuma war. Dieser schien sich an einem Ort festzusetzen und sie mussten die Richtung nicht ändern und spürten bald, wie der Erdboden unter dem Grollen erbebte. Eine entsetzliche Kraft musste all das Gestein zertrümmern und Lavi würde alles Menschenmögliche tun, um einem direkten Aufeinandertreffen aus dem Weg zu gehen. Entschlossenheit formte sein Gesicht, als er um eine Ecke schlitterte, sich an einer Wand abstützte und weiter rannte. Kanda war ihm dicht auf den Fersen und Lavi hoffte inständig, dass er dieselben Gedanken hegte, demselben Vorhaben folgte. Vielleicht hatte er sich eine zu große Verantwortung aufgebürdet. Sie näherten sich dem Ort des Geschehens schnell und fanden den Akuma auf einer großen Hauptstraße. Sie eilten aus einer Gasse, fahrig erfassten ihre Augen den Akuma nicht weit neben sich und sofort suchten sie Schutz hinter einer Ansammlung schweren Gesteins. Sie warfen sich auf die Knie, neigten sich hinab und schöpften erst einmal Atem. Keuchend stemmte sich Lavi auf den Ellbogen, sah zu Kanda, der sich mit dem Rücken an das Gestein lehnte und nicht minder schwer atmete. Rasselnd zogen sich die Krallen der Pranke durch die Fassade eines Wohnhauses und nachdem der Putz zu Boden gerieselt war, hielt der Akuma inne. Pure Zerstörung umgab ihn und knackend richtete sich der sehnige Körper auf, während schiefe Augen und hastige Pupillen die Umgebung überwachten. Zuckend bewegten sie sich in verschiedene Richtungen und die Krallen quietschten auf den blanken Pflastersteinen, als er zur Seite herumfuhr, über den Gesteinshaufen hinweg zu einer Mauer stierte, die bislang halbwegs unbeschadet geblieben war. „Koooomm raaaaus“, erhob sich plötzlich seine leise wispernde Stimme. Dünne Lippen verzogen sich zu einem tiefen Grinsen und scharfe Zähne fletschten sich. Eine gefährliche Stille war eingetreten und konzentriert achtete Lavi darauf, dass das feine Gestein unter ihm nicht geräuschvoll bröckelte. Er lag an einer riskanten Stelle. Nicht so wie Kanda, der sich lautlos aufrichtete, sich geduckt zur Seite schob und in einem seltsamen Anflug von Intuition zur nahegelegenen Mauer starrte. Nur kurz schweiften seine Augen über sie hinweg, bevor er auf einen Stiefel aufmerksam wurde, der etwas hinter den Steinen hervorragte, jedoch zurückgezogen wurde. Dort verbarg sich jemand und ebenso lautlos schob sich Kanda zurück, blieb knien und gab Lavi ein knappes Zeichen. Sie hatten ihn gefunden und er lebte! Doch der Erfolg des Auftrages war in der Lage, in der sie sich befanden, noch weit entfernt. Was tun? Sinnierend ließ Lavi die Lider sinken, atmete leise aus und presste die Lippen aufeinander. Unterdessen hielt Kanda den Akuma unter permanenter Bewachung. Nur etwas neigte er den Kopf an einem großen Stein vorbei, erfasste den Rücken des Feindes und schien ihn kurz zu studieren. Die Bewegungen wirkten jählings und unkalkulierbar, zuckend und kraftvoll und Kanda ließ sich sinken, als er im Begriff war, sich umzudrehen. Seine Miene offenbarte eine leichte Verbitterung, als er sich gegen den Boden schmiegte. Doch bald ertönte wieder das Kratzen der Krallen und kurz darauf erfassten sie aus den Augenwinkeln, wie der Akuma neben ihnen auf dem Dach aufsetzte, sofort in den nächsten Sprung überging und sich ihren Blicken entzog. Er verschwand, schien die Suche woanders fortzusetzen und als ein eindeutiges Geräusch die neue Position verriet, begannen sich Lavi und Kanda zu regen. Als wäre es abgesprochen, rappelten sie sich auf, kamen auf die Beine und bewegten sich annähernd lautlos auf die Mauer zu. Erneute Regungen waren hinter dieser wahrzunehmen und als Kanda um die Ecke schlitterte, erschrak der Exorzist. Er schien verletzt und erschöpft von der Verfolgungsjagd und heftig schnappte er nach Luft, bevor sich eine Hand auf seinen Mund presste und seinen Schrei unterband. Keuchend hatte sich Kanda gegen ihn gelehnt und während er den Mund des Mannes zuhielt, tauchte auch Lavi auf. Gewandt sprang er über die Mauer hinweg, setzte leise auf und war sichtlich erleichtert über den Zustand des Kollegen. Dieser wurde in diesem Moment von der Hand befreit. Kurz hatte Kanda ihm Zeit gelassen, zu realisieren. Nun schob er sich auf den Knien zurück und übernahm die aufmerksame Betrachtung der Umwelt. „Gott sei dank“, zermürbt hob der Exorzist die Hand und Lavi rückte näher an ihn heran, war sofort auf die andere Hand aufmerksam geworden, die sich in die Uniform klammerte, von Blut benetzt wurde. „Bist du verletzt?“, fragte er sofort, ergriff die Hand und zog sie zu sich. Sie hatte zerrissenen Stoff unter sich verborgen, sowie die Verletzung seiner Rippen. „Es ist nicht schlimm.“ „Ich werde es trotzdem so schnell wie möglich versorgen.“ Flüchtig klopfte Lavi ihm auf die Schulter, nutzte die Gelegenheit auch gleich, um sich die Augen des Mannes zu betrachten. Geschult betastete er sein Gesicht, konnte jedoch nur noch mehr Erleichterung verspüren und setzte sich zurück. Unterdessen hatte sich das Donnern erneut erhoben… und es war nicht mehr weit entfernt. „Wie gehen wir vor?“ Kanda strich sich das Haar zurück, rückte näher an die Mauer heran und lehnte sich mit der Schulter gegen das Gestein. „Abwarten?“ Ihm war anzusehen, dass das die Möglichkeit war, die ihm überhaupt nicht gefiel. „Wie viele seid ihr?“, keuchte der Exorzist, musste jedoch enttäuscht werden. „Nur zwei?“ „Ich bin mir sicher, dass wir bald weitere Verstärkung erhalten.“ Lavi rückte sich das Stirnband zurecht und zog die Nase hoch. „Nur jetzt gerade sind wir auf uns selbst angewiesen.“ „Habt ihr den Akuma wenigstens verletzt“, meldete sich Kanda wieder zu Wort und seine Stimme brachte einen klaren Vorwurf rüber. Auch seine Augen taten es, als sie sich scharf auf den Mann richteten. „Mein Partner hat ihn verletzt.“ Der Exorzist schien den Vorwurf nicht zu bemerken, ganz im Gegensatz zu Lavi. „Bevor er star…“ „Wir sind zu dritt“, unterbrach Kanda ihn. „Zu zweit“, widersprach Lavi bestimmt und angespannt. „Das waren sie auch. Wen von uns beiden hättest gerne als Toten und Verletzten!“ Unter einem leisen Zischen wandte sich Kanda ab und Lavis Blick haftete funkelnd länger an ihm, bevor er sich auf die Umgebung richtete. In diesem Augenblick war das Dröhnen der Zerstörung verstummt und auch Kanda richtete sich auf. Zurück blieben ihr schneller Atem und ihre Pupillen, die sich konzentriert auf einen Punkt fixierten. Unter Schmerzen biss der Exorzist die Zähne zusammen und Kanda unterdrückte den Atem, während Lavi sich langsam zu regen begann. Das Gestein knirschte unter den harten Sohlen seiner Stiefel, als er sich langsam in die Hocke aufstemmte. Angestrengt starrte er auf den Boden und Kanda hob den Kopf. Seine Augen erfassten eine Bewegung, erschüttert weiteten sie sich und gehetzt schnappte er nach Luft, bevor er sich hastig zu regen begann. Er sprang auf die Beine und auch Lavi fuhr in die Höhe. Ein entsetztes Keuchen entrann ihm, als die schwarze Kreatur pfeilschnell auf sie herab ging und donnernd auf der Mauer landete. Schwere Steine lösten sich aus dieser und es gelang ihm keine rechtzeitige Reaktion. Er fuhr zu dem Exorzisten herum, als dieser bereits gepackt wurde. Kraftvoll schlugen sich Kandas Hände um seine Stiefel und sofort rutschte der Mann von der Mauer, wurde über den Boden geschliffenen und in Sicherheit gebracht. Eine unüberlegte Schnelligkeit und ächzend ließ Kanda ihn los, als seine Schulter unter der plötzlichen Belastung schmerzhaft aufbegehrte. Er schluckte es hinunter, richtete sich auf und in derselben Bewegung verließ das Mugen zischend die Scheide. Fließend senkten sich auch die Fingerkuppen zur Klinge, betteten sich nahe des Heftes und ließen ein gleißendes Licht zum Leben erwachen. „Innocence aktiviert!“ Fließend folgten die Finger dem Lauf der Klinge und rasch wurde diese von dem hellen Strahlen erfüllt. Auch Lavi war zurückgewichen und selbst der dritte Exorzist rappelte sich kraftlos auf. Knirschend bewegten sich die dürren Kniegelenke des Akuma, als sich dieser tiefer hockte, den verformten Kopf schief legte und sich seine Pupillen ziellos über die drei Gegner hinwegbewegten. „Gefuuunden“, zischelte er zwischen den langen Zähnen hindurch und die schmalen Schultern zuckten unter einem heiseren Lachen. ~*to be continued*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)