An unexpected Lesson von MajinMina (Eine unerwartete Lektion) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Was passierte während der Jahre seiner Wanderschaft mit Kenshin, dass ihn von dem kalten, effizienten Killer Battousai in den irgendwie trotteligen Wanderer, den uns bekannten Rurouni mit den Kulleraugen verwandelte? Irgendwie muss er wohl seine Verhaltensweise geändert haben. Hier ist mein Vorschlag, wie diese Verwandlung zustande kam. Eine unerwartete Lektion [An Unexpected Lesson] by Conspirator übersetzt von MajinMina Kapitel 1 (Irgendwo in den Bergen der ehemaligen Provinz Satsuma, Herbst 1871) Vor ihm wandte sich die staubige Strasse in Kurven dahin. Nicht viele Leute schienen heute auf diesem Bergpfad unterwegs zu sein, obwohl er einige Dörfer und Städte miteinander verband. „Vielleicht ist Vielen die Strasse zu kurvig“, sinnierte der einsame Wanderer, „oder zu holprig wegen der vielen Wurzeln“. Was auch immer der Grund für den wenigen Verkehr war, dieser spezielle Wanderer fand die Strasse perfekt für seine Absichten. Er war sowohl auf eigenen Wunsch wie auch der Notwendigkeit halber alleine und versuchte, wann immer es möglich war, Meschenmengen zu vermeiden – aus gutem Grund. „Rote Haare, kreuzförmige Narbe...“ würden die Leute wispern. „Trifft auf ihn nicht die Beschreibung Hitokiri Battousais zu?“ Hitokiri Battousai. Immer schon hatte er diesen Namen verflucht. “Himura,” war er gewohnt, seinen Kameraden beizubringen, “mein Name ist Himura Kenshin!“ Aber seine Kampfgefährten schienen nie zuzuhören. Jetzt, drei Jahre nach dem er vom Schlachtfeld bei Toba Fushimi verschwunden war, konnte er immer noch nicht diesem verhassten Namen entkommen – oder der Angst und dem Hass, den dieser Name normalerweise hervorrief. Er lächelte reuevoll zu sich selbst. Jetzt war er nur noch ein Rurouni, ein zielloser Wanderer mit dem Schwur, niemals mehr zu töten und er hatte es bis jetzt auch nicht getan. Er hatte sein für unzählige Menschen tödliches Schwert auf dem Schlachtfeld zurückgelassen. Jetzt trug er nur ein Sakabattou, in Schwert mit verkehrter Klinge, aber dennoch waren die Rache-Suchenden hinter seinem Leben her. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er geschworen, dass irgendwo auf seinem Rücken ein Schild sein musste mit der Aufschrift: „Sie haben Rachegelüste? Ich stehe ihnen gerne zur Verfügung!“ Es war schwierig gewesen, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Bevor er ein Vagabund wurde, hatte er nicht realisiert, wie sehr er süchtig nach dem Rausch von Adrenalin, ausgelöst von permanenten Kämpfen, geworden war. Als er abgeschnitten von dem Chaos der Kämpfe war, hatte sein Körper Wochen gebraucht, um herauszufinden, dass er nicht dauernd in Alarmbereitschaft sein musste. Die Schreckhaftigkeit hatte ihn fast wahnsinnig gemacht. Danach kam die tiefe Verzweiflung – er hatte realisiert, dass er für jedes Opfer seines Schwertes noch mehr Familien in tiefe Trauer gestürzt hatte. Diese Verzweiflung wurde in der Tat so überwältigend, das er oftmals überlegt hatte, sein Leben einfach zu beenden, nur um sich dann an Tomoes letzte Worte zu erinnern, die ihn ermahnten, weiterzuleben. Dennoch, ab und zu, als die Zeit voranschritt, erkannte er, dass er bereits angefangen hatte, Wiedergutmachung für seine Taten zu leisten. Da war zum Beispiel die Vaterlose Familie, der er bei der Reisernte geholfen hatte. Sie waren wirklich nett zu ihm gewesen – bis ihn ein Durchreisender erkannt hatte und das ganze Dorf wie einen wilden Bienenkorb aufgescheucht hatte. Immerhin, wenn er ihnen nicht bei der Ernte geholfen hätte, wären sie vermutlich im Winter alle verhungert. Und da war noch das Dorf, dass durch einen Blitzschlag fast komplett niedergebrannt war. Er war eingesprungen und hatte den Menschen geholfen, ihre Häuser und Ställe wieder aufzubauen. Diese waren, als Gegenleistung, so dankbar gewesen, dass sie ihm ein kleines Stück Land zum bebauen schenkten. Doch wie immer, jemand erkannte ihn. Dieses mal war es eine Bande der örtlich ansässigen Samurai, die unterwegs waren, um „Steuern“ von ihren Bauern einzutreiben, um so ihr Einkommen zu bestreiten, dass ja nun von der neuen Regierung nicht mehr bezahlt wurde. Als sich die Bauern geweigert hatten und die wütenden Samurai begannen, wahllos zu töten, hatte Kenshin nicht länger zuschauen können. Es dauerte nur einige wenige Minuten, um die Samurai außer Gefecht zu setzten, aber es war für die Meisten genug Zeit, um Eins und Eins zusammen zu zählen und herauszufinden, dass der rothaarige Fremde der gefürchtete Hitokiri Battousai war. Aber jetzt, nach drei Jahren, hatte er sich langsam mit seinem Schicksal abgefunden. Es war genug, hatte er herausgefunden, dass er wandern konnte. Wenn er dabei unterwegs auch noch jemandem helfen konnte, umso besser. Ihm wurde klar, dass das wohl das Leben war, was sein ehemaliger Meister Hiko führte und somit konnte es nicht allzu schlecht sein. Und aus diesem Grund war er wieder unterwegs, als der Herbst hereinbrach, auf dieser kurvigen Bergstrasse in Satsuma in Richtung des warmen Südens. Gerade hatte Kenshin wieder einen Hügel erklommen, als er jemanden weiter die Strasse entlang schreien hörte. Er alarmierte seine Sinne, ob Gefahr im Anzug war, aber er fühlte keine Bedrohung. Aber immer noch waren laute und wütende Stimmen zu hören. Als er schließlich um eine Kurve bog, sah er, warum: Ein großer Wagen war von der Strasse abgekommen, umgekippt und auf einen Mann gefallen, dessen Bein nun eingeklemmt war. Einige andere Männer, Frauen und Kinder versuchten, den Wagen hochzuheben, aber der Wagen musste wohl schwer sein, weil sie es alle zusammen nicht schafften. Der Mann schrie vor Schmerzen. “Alle zusammen, bei drei!” hörte er einen der Männer rufen. „Schnell, bitte!“ schrie eine panische Frau, die neben dem eingeklemmten Mann kniete. „Er hält es nicht mehr lange aus!“ Kenshin rannte schnell zum Ort des dramatischen Geschehens um zu helfen. Er wurde nicht einmal bemerkt, als er schnell seine Wandergepäck auf die Erde warf und seine Schulter zusammen mit den anderen unter den Wagen stemmte. Nach einer Weile, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, hob sich der Wagen endlich, gerade genug, um den Mann frei zu geben. Ein weißhaariger Mann, der wohl der Anführer dieser Gruppe zu sein schien und mit ihm ein Schwertkämpfer eilten herbei, um die Wunden des Verletzten zu untersuchen. Kenshin distanzierte sich von der Menge, um zu zuschauen, aber selbst von seinem entfernteren Blickwinkel sah er, dass das Bein des Mannes gebrochen war. Während der Anführer nach Verbänden und Wasser verlangte, versuchte der Schwertkämpfer etwas, das wie ein großer Eisennagel aussah, aus dem Oberschenkel des Mannes zu entfernen. Doch durch diese Handlung blutete das Bein des Mannes nur noch mehr. “Verdammt!”, rief der Kämpfer aus, “beeilt euch mit den Verbänden. Ich kann die Blutung nicht stoppen!“ Das Opfer weinte nun mit noch mehr Schmerzen und wandte sich hin und her, was das Stoppen der Blutung nur noch schwerer machte. Kenshin wollte eigentlich nicht eingreifen, aber jetzt packte er doch nach seiner Tasche und holte aus ihr ein kleines Päckchen mit Pulver. Zu einem der nahe ihm stehenden Kinder gewandt sagte er: „Schnell - bring mir ein Gefäß mit Wasser!“ Der erstaunte Junge starrte mit offenem Mund den Fremden an, doch dann eilte er davon. Kurze Zeit später kam er zurück und übergab Kenshin schüchtern einen Becher mit Wasser. Kenshin schüttete das Pulver in das Wasser und näherte sich der Frau, die den Kopf des verwundeten Mannes in ihrem Schoß hielt und leise weinte. “Onna-dono,” sagte Kenshin in drängender Stimme zu ihr, “das hier ist ein Schmerzmittel. Es könnte die Leiden eures Freundes lindern...“ Die Frau schaute verwirrt auf. „Wer bist du?“ fragte sie mit tränennassem Gesicht. Bei ihren Worten bemerkten endlich auch alle anderen Kenshins Anwesenheit und schauten zu ihm herüber. „Nur ein Vagabund, Onna-dono,“ sagte Kenshin schnell, „aber ich war einmal ein Apotheker und kenne mich ein bisschen mit Medizin aus...“ Die Frau schaute fragend in Richtung des Anführers, der Kenshin mit hartem Blick einige Zeit fixierte. Dann nahm er ihm den Becher aus der Hand und gab ihm dem verwundeten Mann. “Wenn sie sich mit Medizin auskennen, Fremder, dann würden wir ihre Hilfe gerne in Anspruch nehmen!” sagte der Schwertkämpfer. „Ich habe nicht so viel Erfolg!“ Und wie als Bestätigung spritze noch mehr Blut aus der Wunde. Kenshin ging zum Verletzten und inspizierte das verwundete Bein. Das Schienbein war gebrochen, aber es war ein einfacher und klarer Bruch, und deswegen wohl auch nicht so schwer zu heilen. Es würde wieder gerade zusammen wachsen. Aber was ihm Sorgen machte, war der Eisennagel, der im Oberschenkel steckte und Ströme von Blut vergoss. Anscheinend war die Hauptschlagader getroffen. Schnell schüttete er Wasser über die Wunde und versuchte, den Dreck zu entfernen. Dann riss er die Verbände in kleine Stückchen. Danach öffnete er die Wunde mit seinen Fingern und begann, die Stücke der Verbände hinein zu drücken. Der Mann schrie trotz der Schmerzmittel umso lauter. “Haltet ihn unten!” rief Kenshin, als ihn das Bein des Mannes fast ins Gesicht schlug. Innerhalb einer Minute war die Wunde verbunden und das Bluten hatte aufgehört. Jetzt lag der Mann wieder ruhig da. „Eurem Freund wird es bald wieder gut gehen,“ sprach Kenshin, als er mit dem Verarzten fertig war. „Er hat viel Blut verloren, aber solange sich die Wunde nicht entzündet, kann er sich wieder erholen. Und das Bein wird bestimmt gut heilen, wenn er es in nächster Zeit nicht beansprucht. Sessha hat leider nur wenig von dem Schmerzmittel übrig, aber es sollte genug sein, um ihn die nächsten Tage zu behandeln, bis ihr ein Dorf mit einem richtigen Doktor erreicht habt.“ Und mit diesen Worten verbeugte er sich tief und begann, sich zum gehen bereit zu machen. „Warte – geh nicht weg!“ rief die Frau. „Kannst du nicht bleiben, um meinem Mann zu helfen? Keiner von uns kennt sich mit Verletzungen dieser Art aus!“ Und an den Gruppenanführer gewandt, sagte sie: „Schwiegervater, bitte, mach, dass er bleibt!“ Der weißhaarige Mann betrachtete den Verwundeten, der nun bis auf einige Seufzer ruhig und blass auf dem Boden lag. „Rurouni-san,“ sagte er, „Würden sie uns...“ „Daisuke, Vater, nein!“ unterbrach ihn einer der anderen Männer. „Wir wissen nichts über diesen Jungen. Vielleicht ist er ein Dieb, ein Vergewaltiger, wer weiß?“ Abermals starrten alle auf Kenshin. Dieser war sich nicht sicher, was er nun tun sollte und stand unschlüssig mit seinen Wandersachen da. „Orinosuke hat Recht!“ gab Daisuke zu. Dann, an den Schwertkämpfer gewandt, sagte er: „Baiko-san, du bist unser Sicherheitsmann. Was denkst du?“ Kenshin unterdrückte schnell seine Ken-Ki als er spürte, wie der Schwertkämpfer ihn unter die Lupe nahm. Er fühlte, das dieser Baiko kein Meister im Schwertkampf war, aber er was selbstsicher und kompetent – vermutlich ein ehemaliger Soldat. Kenshin wartete, während alle anderen ihn beäugten. Endlich sagte Baiko: „Ich denke, er ist wirklich ein Vagabund. Ich denke nicht, dass er gefährlich ist. Außerdem, während er sich um den verletzten Ennosuke kümmerte, habe ich in seine Wandertasche geschaut – nur einige Essensreste und persönliche Gegenstände. Ich denke, er ist keine Bedrohung für uns.“ “Rurouni-san,” sagte Daisuke zu Kenshin gewandt, “bitte vergib uns unsere Vorsicht. Aber wir hatten schon einige Probleme mit Dieben während der letzten Wochen. Wärst du einverstanden, einige Tage bei uns zu bleiben, bis wir einen Doktor gefunden haben? Natürlich würden wir dir dankbar sein und auch wenn du gehen willst, bleib wenigstens noch zum Essen.“ Kenshin schaute in die Runde. Er musste zugeben, dass er einigermaßen hungrig war und bis auf den einen, misstrauischen Mann - wie hieß er doch gleich, Orinosuke, überlegte er - schienen alle anderen eher freundlich zu sein. „Danke,“ sagte er schließlich, „Sessha wird bleiben, bis ihr das nächste Dorf erreicht habt.“ Dann legte Kenshin seine Tasche wieder nieder und folgte Daisuke, Orinosuke, Baiko und dem vierten Mann, Ryosuke, hinüber zum Wagen, der immer noch auf der Seite lag. „Behalt ihm im Auge, Ja?“ Wisperte Daisuke leise zu dem Schwertkämpfer Baiko, als sie zu den Pferden hinüber gingen, „Nur für den Fall...“ Der Wagen sah aus wie der eines fahrenden Händlers und war ziemlich groß. Er war jedoch auffällig dekoriert und verziert. Während Kenshin sich um den Verletzten gekümmert hatte, waren die Frauen und Kinder damit beschäftigt gewesen, den Wagen leer zu räumen und Kenshin sah jetzt den Inhalt auf dem Weg ausgebreitet, darunter zwei riesige Koffer mit teuer aussehender Kleidung, eine Truhe voller Schwerter und anderen Waffen, eine große Box voll mit etwas, das nach menschlichem Haar aussah und ein seltsames Sammelsurium von Möbeln und Töpferware, alles in einem antiken Design, aber nicht wirklich alt. Kenshin hatte niemals zuvor eine Ansammlung so seltsamer Besitztümer gesehen, aber er verdrängte seine vielen Fragen vorerst um den Männern bei der Aufrichtung des Wagens zu helfen. Sie brauchten drei Anläufe, bis sie es schließlich schafften und der Wagen wieder auf allen vier Rädern stand. “Vater,” sagte der offensichtlich wütende Orinosuke, “Du musst diesen verdammten Wagen endlich loswerden! Hier im Süden haben sie andere Rädergrößen. Ich hab dir das schon hundert Mal gesagt, und jetzt siehst du, wohin dich deine Ignoranz gebracht hat! Verdammt noch mal, das Ding ist zu breit und fährt ständig über die großen Wurzeln und es hätte fast meinen jüngsten Bruder getötet!“ “Dieser Wagen hat uns gute Dienste geleistet, seit wir Kyoto verlassen haben und so wird es auch weiterhin sein!” sagte Daisuke stur zu seinem Sohn. „Ich möchte nichts mehr davon hören!“ “Kyoto!!? Wir haben es vor sieben Jahren verlassen! Nur ein Narr würde diesen Wagen behalten, zum Himmel noch mal…” Seine Worte wurden von einem Klaps in sein Gesicht unterbrochen, der von einer älteren Frau ausgeführt wurde. „Pass auf, was du sagst, junger Mann!“ knurrte sie. „Er ist dein Vater, dein Anführer und dein Lehrmeister, vergiss dass nicht!“ Orinosuke dampfte vor Wut. „Selbst meine Mutter stellt sich gegen mich...“ grummelte er, als er die ältere Frau anfunkelte. “Nun,” sagte Ryosuke in einem Versuch, die Stimmung zu heben, “das alles hat meinen Appetit ganz schön angeregt. Also, lasst uns sehen, ob wir nicht was Essbares dabei haben!“ Als sie alle in Richtung des Lagerfeuers gingen, das die Frauen gerade anzündeten, fühlte Kenshin, wie ihn vier Paar Augen unauffällig beobachteten. Er selbst hielt seine Augen auf den Boden gerichtet. Er wusste aus Erfahrung, dass er, auch wenn er sein Bestes gab, nicht wirklich das Talent hatte, harmlos auszusehen und er wollte auf keinen Fall die anderen beunruhigen. Es war der wachsame und argwöhnische Blick seiner Augen, wurde ihm einmal gesagt, der die Leute so nervös machte. Allerdings, nachdem er die ganzen Sachen dieser Wanderer gesehen hatte – eine Kiste voller Haare und lauter Waffen? Waren diese Leute wirklich harmlos? Er musste Bescheid über sie wissen und zwar jetzt. Deswegen zog Kenshin den Schwertkämpfer zur Seite, als sie sich dem Lagerfeuer näherten. „Wenn Sessha fragen dürfte,“ sage er mit weicher Stimme, „was für Leute sind das? Einige Dinge in ihrem Wagen... die Waffen, das Menschenhaar...“ „Menschenhaar?“ wiederholte Baiko, verwirrt dreinschauend. „Ach, du meinst das Haar in der Kiste da?“ Er fing an zu lachen. „Rurouni-san, diese Leute sind wandernde Kabuki-Schauspieler! Das ist kein menschliches Haar, das sind natürlich Perücken!“ Und er lachte weiter, sehr zu Kenshins Verlegenheit, denn jetzt starrten ihn alle Frauen und Kinder an. „Oh.“ Meinte Kenshin leise. Er setzte sich etwas abseits, um die Peinlichkeit zu verdauen. Dabei sah er, wie Baiko unter Lachen mit Daisuke flüsterte, worauf dieser auch das Lachen anfing. „Hey, Rurouni-san,“ sagte der alte Mann grinsend zu ihm, „vergib mir, dass ich uns nicht früher vorgestellt habe.“ Seine Stimme wurde plötzlich kraftvoll und tief wie Donner in einem heftigen Sturm, und er reckte sich zu voller Größe auf. „Ich bin Kawayama Daisuke VI, Erbe des Names des großen Kabuki-Schauspielers Daisuke I,“ verkündete ihn ehrerbietender Stimme. „Sicher hast du schon von uns gehört!“ “Ähm…” murmelte Kenshin. „Eigentlich weiß Sessha nicht viel über Kabuki...“ „Lass mal gut sein, Vater, du bist doch nicht Danjuro!“ lachte Ryosuke, unter Anspielung auf den Namen eines der größten Kabuki-Legenden. „Zweiter Sohn, deine Grausamkeit durchbohrt mein Herz!“ antwortete Daisuke mit gespielter Dramatik. „Nein, unsere Familie ist nicht so bekannt wie die von Danjuro, aber in Kyoto sind wir schon seit hundert Jahren berühmt und respektiert, auch unser Theater.. auch wenn wir jetzt in Satsuma wohnen – Kagoshima, um es genau zu sagen. Wir sind während der Bakumatsu-Zeit dorthin geflogen, als Kyoto zu gefährlich wurde...“ Kenshin zuckte unmerklich zurück. „Der Daimyo selbst hat und dorthin berufen!“ sage Daisuke, „und das hier sind meine Söhne – mein Ältester, Orinosuke V, mein Zweiter Sohn, Ryosuke III, und mein jüngster Sohn, Ennosuke II liegt da drüben mit dem gebrochenen Bein. Jeder hat durch seine großartige Schauspielleistung seinen Ahnen bereits große Ehre erwiesen. Und wer bist du...?“ „Ah!“ Kenshin fühlte sich von der plötzlichen Frage überrumpelt. „Nur ein wandernder Vagabund, Kawayama-dono.“ Er versuchte, wenn möglich, nie mehr als diese Informationen von sich preis zu geben. „Es reicht, wenn du mich Daisuke-san nennst,“ korrigierte ihn Daisuke. „Aber Rurouni-san geht nicht. Du hast doch sicher einen Namen, oder?“ Jetzt hatte Kenshin keine Wahl. Mit weicher Stimme antwortete er: „Himura. Himura Kenshin.“ Er bemerkte, wie sich die Augen des Schwertkämpfers bei der Nennung dieses Namens leicht weiteten, aber er fühlte keine Feindseligkeit oder Angst. Wirklich eine seltsame Gruppe, schloss er daraus, und er fühlte sich nicht wirklich wohl. „Nun, Himura-san, wir fühlen uns geehrt, dass du unser Gast beim Essen bist,“ fuhr Daisuke herzlich fort. „Baiko-san, unser Gast wird zusammen mit dir einquartiert. Zeige ihm doch, wo er seine Sachen hinlegen kann.“ Kenshin lächelte in sich hinein. Trotz Daisukes freundlichem Verhalten wollte er wohl, dass dieser Schwertkämpfer ihn im Auge behielt. Kabuki-Schauspieler waren offensichtlich nicht dumm. Er verbeugte sich tief vor Daisuke und den anderen, nahm dann seine Sachen und folgte Baiko zum Rand des Lagers, wo die Pferde angebunden waren. Während sie gingen, hörte er die Gruppe miteinander flüstern. Er schnappte Wörter wie „Haare“ und „seltsam“ auf und spürte die Blicke in seinem Rücken. Seine Haare – sie waren der Fluch seiner Existenz seit dem Tag seiner Geburt. In einer Gesellschaft, die sich wegen ihrer Konformität rühmt, war er immer aufgefallen. Wenn es irgendetwas belustigendes an seiner früheren Rolle als heimlicher Auftragskiller gab, dann, dass sich jemand mit solchen auffälligen Haaren so gut hatte verstecken können. “Ich schlafe im Freien, um die Pferde im Auge behalten zu können,” erklärte Baiko, als sie den Rand der Lichtung, in der sie das Lager aufgeschlagen hatten, erreichten. „Wenn du willst, kann ich dir ein Zelt aufbauen. Aber ich denke nicht, dass es heute Nacht regnet oder sehr kalt wird.“ „Nein, Nein, Sessha ist es gewöhnt, im Freien zu schlafen,“ wandte Kenshin ein. Dann, als er spürte, das Baiko ein freundlicher Kerl war, fügte er hinzu: „Diese Familie... sie sagen, sie sind Schauspieler aus Kagoshima, aber wir sind mindestens 100 Meilen davon entfernt und hier gibt es auch keine Theater in der Gegend. Sind sie Flüchtlinge?“ Baiko kicherte. “Ja, das hab ich mich auch schon gefragt, als sie mich angemietet haben. Man kann ja zur heutigen Zeit nicht vorsichtig genug sein. Aber sie sind nur so unterwegs. Es scheint mir, als ob sie die heißen Sommer in Kagoshima nicht mögen, deswegen schließen sie ihr Theater und fahren in die Berge. Ab Oktober, wenn das Wetter wieder kälter wird, kehren sie zurück. Sie halten unterwegs an und geben Vorführungen auf Dorfplätzen oder in Tempeln, wo auch immer. Es ist witzig, im Wald zu kampieren und einem Haufen von Schauspielern bei ihren Proben zuzuschauen, aber das machen sie jeden Tag. „Und du reist schon immer mit ihnen?“ „Zur Hölle, nein – ich bin ein Soldat, oder wenigstens war ich das mal. Ich war bis kürzlich mit der Armee in Aizu – der Boshin-Krieg, du weißt schon - aber als das Kämpfen endlich aufgehört hat, entschied ich mich, die Armee zu verlassen. Ich war gerade auf dem Weg nach Kagoshima, mein Zuhause, als sie mich fragten, ihr Sicherheitsmann zu werden. Es lag also auf dem Weg und da hab ich mich ihnen angeschlossen. Und ich muss sagen, ich habe gar nichts dagegen, wenn mir ein meisterlicher Schwertkämpfer, so wie du einer bist, zur Seite steht.“ “Was bringt dich dazu, zu denken, dass Sessha ein Meister der Schwertkunst ist?” fragte Kenshin vorsichtig. Seine Augen wurden leicht schmäler als sich seine Hand unauffällig dem Griff seines Sakabatou’s näherte. „Nun, du bist der Hitokiri Battousai, oder nicht?“ war Baikos lässige Antwort. Kenshin spannte sich an, sagte aber nichts. “Ich glaube, wir haben einen gemeinsamen Bekannten,” fuhr Baiko fort, „einen Mann namens Matsuo Hideoki“. „Matsuo?“ Kenshin war überrascht. “Matsuo aus Choshuu?” Er erinnerte sich, diesen Mann in seinem ersten Jahr in Kyoto getroffen zu haben. “Genau dieser. Wie ich sagte, ich kam gerade aus dem Boshin Krieg und er war dort mein Gruppenführer. Eine Nacht, als einer der Männer uns gerade mit Geschichten über den Hitokiri Battousai unterhielt, griff Matsuo ein und schnitt ihm das Wort mit einem Blick, der hätte töten können, ab. „Sein Name“, sagte er uns mit wirklich wütender Stimme, „war Himura, nicht Battousai. Und er war mein Freund und ein guter Mann!“ dann ging er einfach davon. Er klang so unbeirrbar und felsenfest überzeugt, dass sich das irgendwie in mein Gehirn gebrannt hat. „Matsua war nett zu mir,“ sprach Kenshin leise. „Nicht viele waren so.“ „Jedenfalls, als ich hörte, wie du Daisuke-san deinen Namen gesagt hast, und dazu dein rotes Haar und alles, hab ich dich erkannt. Auch wenn ich zugeben muss, das ich dich für älter gehalten hab – und für größer!“ Kenshin starrte in seine Hände. „Sicher wirst du deine Entdeckung deinem Arbeitgeber mitteilen...“ „Wozu?“ sagte Baiko. „Matsuo ist der ehrlichste Mensch unter der Sonne. Wenn er sagt, du warst sein Freund und ein guter Mann, dann glaube ich ihm. Außerdem, du hast heute ein Leben gerettet. Warum also Daisuke-san etwas sagen, was er nicht zu wissen braucht? Kenshin war überrascht. Er hatte schon viele Reaktionen bei dem Bekanntwerden seiner wahren Identität erlebt, aber niemals so eine wie heute. In der Tat, es war schwer zu glauben, aber der Mann schien sich sicher zu sein. “Danke, Baiko-san. Für dein Vertrauen.” „Schon gut. Oh, und nur damit du es weißt – mein Schlaf ist nicht sehr tief, ich habe gute Reflexe, auch wenn ich schlafe.“ Kenshin lachte leise. „So wie ich Baiko, so wie ich.“ Die Beiden kehrten zum Lagerfeuer zurück, wo die Frauen bereits Schälchen mit Miso-Suppe und Reisbällchen austeilten. Kenshin aß langsam und er genoss jeden Bissen, denn es war Tage her, dass er so ein üppiges Mahl bekommen hatte. Als er aß, sinnierte er über die Gruppe, mit der er nun reisen würde. Er hatte nie zuvor echte Schauspieler getroffen. Er wusste, dass die besten Schauspieler wohl so glaubhaft in ihren Rollen waren, dass manch einer sie für echt hielt. Waren dann Schauspieler eigentlich dazu fähig, ihre eigene Ki zu verstecken und eine andere anzunehmen? Er schärfte seine Sinne für die Ki’s der Gruppe und war erleichtert, dass niemand sie versteckte. Daisuke, der kein Krieger war, hatte allerdings die selbe Aura wie ein meisterlicher Schwertkämpfer. Auch Ryosuke schien diese Art Selbstvertrauen auszustrahlen. Orinosuke allerdings war verschieden. Seine Aura verströmte eher Wut und Verwirrung – nicht gefährlich, aber auch nicht harmlos. Kenshin würde ihn im Auge behalten “Wie wollen wir jetzt zurück nach Kagoshima kommen?” fragte Ryosuke gerade seinen Vater und Kenshin ließ die Gedanken hinter sich um wieder dem Gespräch zu folgen. „Ohne Ennosuke sind wir verloren...“ „Das nächste Dorf ist sowieso zu klein für unseren großen Auftritt,“ antwortete Daisuke. „Also können wir einfach nur ein bisschen Akrobatik und ein paar Zaubertricks aufführen und so ein bisschen Geld verdienen. Ich denke, in zwei Wochen wird Ennosuke wieder auf den Beinen sein, nicht wahr, Himura-san?“ Kenshin hatte nur mit halbem Ohr zugehört und nicht erwartet, in das Gespräch verwickelt zu werden. Bevor er Luft holen konnte, hatte ihn Orinosuke schon unterbrochen. „Was weiß der schon? Der ist nur ein Vagabund, und außerdem noch ein Teenager.“ „Hm, eigentlich ist Sessha schon 22...“ ergänzte Kenshin. “22 willst du sein?” Orinosuke lachte fies. „Dann bin ich der Sohn des Kaisers!“ “… und es wird vermutlich bis zu fünf oder sechs Wochen dauern, bis das Bein eures Bruders wieder komplett geheilt ist,” beendete Kenshin ungerührt seinen Satz. “Fünf oder sechs Wochen? Ryosuke hat Recht – jetzt haben wir wirklich ein Problem!“ stöhnte Orinosuke. Zu seinem Vater gewand sprach er wütend: „Warum bestehst du auch darauf, jeden Sommer die Stadt zu verlassen. Keines dieser Unglücke wäre passiert, wenn wir einfach dort geblieben wären...“ „Jetzt reicht es!“ kommandierte Daisuke. „Du weißt, dass wir einen Auftritt in der Nähe von Miyazaki haben, in wenigen Tagen, koste es was es wolle. Dieser Auftritt ist wichtig. Wir sind nicht reich, aber wir haben genug Geld um zurück nach Kagoshima zu gelangen, ob wir jetzt auftreten oder nicht. Außerdem weißt du, dass bei der Hitze im Sommer eh keiner in Kagoshima ins Theater geht. Außerdem, können wir nicht die Stücke einfach auf drei Rollen umschreiben? Wir können auch die Frau einfach weglassen. Die Dorfleute hier merken den Unterschied sowieso nicht.“ Kenshin wandte sich fragend an Baiko. „Was ist denn mit der Frau nicht in Ordnung?“ „Nichts ist nicht in Ordnung,“ flüsterte er zurück. „Es geht um die Tatsache, das Ennosuke-san, der mit dem gebrochenen Bein, die Onnagata war.“ „Onnagata?“ Jetzt war Kenshin wirklich verwirrt. „Frauen dürfen doch nicht auf der Bühne auftreten. Also müssen die Männer die weiblichen Rollen übernehmen,“ erklärte Baiko. „Und der Mann, der in eine Frauenrolle schlüpft, wird Onnagata genannt.“ „Oh.“ Die Welt des Theaters schien wirklich seltsam zu sein. Kenshin schlief diese Nacht gut, besser als die letzten Tage – wahrscheinlich lag das auch an dem vollen Magen. Dennoch, er wachte mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Als er sah, das jeder, auch Baiko, noch zu schlafen schien, stand er leise auf und ging auf die Bäume zu. „Wo gehst du hin, Rurouni?“ Kenshin drehte sich um und sah den verschlafenen Baiko, mit einem offenen Auge in seine Richtung blinzelnd. „Mich erleichtern, Baiko-san,“ antwortete Kenshin. „Oh. Ach so. Ja. Gut. Mach weiter.“ Baiko gähnte. „Ach, und bitte bring etwas Wasser, ja?“ Leise nahm Kenshin die Eimer und als er zurückkam, war er nicht überrascht, den nun wachen Baiko auf ihn warten zu sehen. Baiko schien Matsuo zu glauben, dass Kenshin ein guter Mann war, aber offensichtlich wollte er nichts dem Zufall überlassen. Innerlich lächelte Kenshin. Er hätte das Selbe getan, wenn er an Baikos Stelle wäre. Er nickte ihm kurz zu, als die Eimer zum Lagerplatz brachte. Inzwischen wachte auch der Rest des Lagers auf und Kenshin beobachtete amüsiert, wie verschlafene Mütter ihre hellwachen Kinder anzuziehen versuchten, wo diese doch viel lieber Verstecken in dem Wäldern gespielt hätten. Die Frau des verwundeten Ennosukes winkte nach ihm und führte ihn zu ihrem Mann ins Zelt. Er war schwach aber wach. „Liebling, das ist der Mann, der dir geholfen hat.“ Sie drückte ihm die Hand. Ennosuke schaute zu Kenshin auf und lächelte, ein Versuch, der ihm alle Kraft kostete. „Ich verdanke dir mein Leben!“ wisperte er. „Wie kann ich das wieder gut machen?“ Kenshin kniete sich neben Ennosukes Futon. „Du brauchst dir darüber keine Sorgen zu machen.“ Er begann, die Verbände vorsichtig abzunehmen, um sie durch frische zu ersetzten. „Es tut mir leid, aber ich muss deine Wunden neu verbinden. Es wird leider weh tun.“ Er wusste aus eigener Erfahrung, wie sehr es wehtat, die Wunde zu öffnen, um neues Verbandzeug anzulegen, deswegen bereitete er Ennosuke gleich einen Becher mit Schmerzmittel. Als er aus dem Zelt ging, um schnell das Pulver zu holen, fühlte er wieder diese Blicke – allerdings hatte er mehr das Gefühl, dass sie ihn musterten, von Kopf bis Fuß. Doch zu welchem Zweck blieb ihm schleierhaft. Als er den Mann verarztet hatte, wurde ihm jedoch dieses Rätsel gelost, denn als er zum Lagerfeuer zurückging, sah er Daisuke und seine zwei Söhne lebhaft auf ihn zeigen. Er spannte sich unmerklich an und näherte sich vorsichtig. „Siehst du nicht?“ hörte er Ryosuke sagen, „Schau seine Größe an, die Eleganz seiner Bewegungen. Er ist perfekt!“ „Sei nicht lächerlich!“ Antwortete Orinosuke. „E weiß nichts davon – er wird uns blamieren!” “Er muss ja gar nicht reden – das können wir für ihn machen,” entgegnete Ryosuke. „Alles, was er machen müsste, wäre, sich zu bewegen.“ Er wandte sich zu seinem Vater. „Siehst du nicht, die Lösung all unserer Probleme steht hier vor uns. Er hat ungefähr die Größe von Ennosuke. Vielleicht ein bisschen kleiner. Und er hat das Gesicht, na ja, bis auf die Narbe...“ Kenshins Anspannung verstärkte sich. Was war das mit seiner Narbe? “Er könnte Ennosukes Rolle als Schauspieler solange einnehmen, bis sein Bein geheilt ist.” Kenshins Kinn klappte nach unten. Jetzt eilte Ryosuke zu ihm und führte ihm am Ellebogen vorwärts. Die Überraschung in Kenshins Gesicht war nicht mehr zu übersehen. „Aber.. Aber... Sessha hat keine Ahnung vom Schauspielern!” stotterte Kenshin, als er gegen seinen Willen zum Lagerfeuer geführt wurde. „Oh, das können wir dir alles beibringen!“ meinte Ryosuke aufgeregt, als er Kenshin das Frühstück in die Hand drückte. „Natürlich würdest du nur stumme Rollen spielen, und nur Komödien, keine Dramen. Alles, was du machen musst, ist Pantomime. Den Rest machen wir.“ Orinosuke umkreiste nun Kenshin und beäugte ihn auf sehr unangenehme Weise. „Er hat die richtige Größe,“ gab er zu, „und er hat in der Tat das passende Gesicht...“ „Aber, Sessha ist nicht...“ Kenshin suchte verzweifelt nach den passenden Worten, um seinem Wiederwillen Ausdruck zu verleihen. „Ich meine, Ennosuke-san ist die Onnagata!“ „Und, hast du damit ein Problem?“ Der Ton in Oriosukes Stimme war schneidend. „Aber...“ „Dann ist das jetzt abgemacht!“ rief Daisuke aus, bevor Kenshin noch ein weiteres Wort sagen konnte. „Wir bringen dir bei, wie man eine Frau zu spielen hat. Und als Gegenleistung bekommst du Essen und einen Schlafplatz für die nächsten Wochen. Du hast doch nichts dagegen, mit uns in Richtung Kagoshima zu reisen, oder?“ Kenshin stand da. Sein Mund bewegte sich, ohne das Wörter über seine Lippen kamen. Er hatte die letzten drei Jahre damit verbracht, Menschenmengen zu vermeiden, vor allem Orte, an denen er erkannt werden könnte. Und jetzt war er plötzlich... ohne dass er eigentlich ja gesagt hatte... „So, du bist also die neue Onnagata?“ Kicherte Baiko, als er sich mit einer Schale Reis neben Kenshin setzte. „Baiko-san.“ Kenshin sprach so leise, dass nur dieser ihn hören konnte. “Du weißt, dass das nicht geht – wenn mich jemand erkennt, bringe ich hier alle in Gefahr!” „Oh, das ist kein Problem!“ lachte Baiko. „Wenn die dich erst einmal geschminkt haben, würde dich selbst deine Mutter nicht mehr erkennen!“ Kenshin war sich da nicht so sicher, aber er brauchte einen Job und er wollte ja sowieso nach Süden. Er hatte kaum Zeit, etwas von dem Reis in seinem Schälchen zu essen, als ihn schon Ryosuke und sein Vater packten und ihn in Richtung des Wagens zerrten. „So, Rurouni-san!“ sagte Ryosuke, “Es ist gar nicht so schwer, eine Frau zu sein – ich erklär es dir...“ Japanische Begriffe Onna-dono: Meine Dame (wörtlich Frau Dame). Arigatou: Danke. Sessha: ‘Dieser Unwürdige,’ eine veraltete Form der Anrede, mit der sich Kenshin bevorzugt selbst anspricht. Ki: Die ‘Aura’ einer Person, der Kampfgeist. Bakumatsu: Der Bürgerkrieg, in dem die Anhänger des Kaisers gegen die Anhänger des Shogunats kämpften. Daimyo: Feudaler Herrscher einer Provinz im Japan der Edo-Zeit. Conspirators Anmerkungen: Conspirator, die Autorin dieser FF, meint, sie wolle zwar humorvoll schreiben, aber insgesamt wird die Geschichte eher ein Drama sein. Am meisten hat sie die Sache gereizt, nachzuvollziehen, wie aus dem begnadeten aber gepeinigten Killer der typische Kenshin mit den kullernden Augen geworden ist, den wir aus dem Manga und der TV-Serie kennen. Wir wissen, das dieses trottelige Verhalten meistens nur gespielt ist, aber irgendwo muss Kenshin das ja gelernt haben. Wer eignet sich da besser als Lehrer, als eine Kabuki-Theater-Gruppe? Matsuo ist ein Charakter aus Conspirators früherer FF, „Descent into Madness“, die ich übrigends jedem, der gut englisch kann, ans Herz lege! Über Kabuki-Theater: Auch heute noch sind die Schauspieler sehr stolz darauf, wenn sie über eine Ahnenlinie von mehreren Generationen von Schauspielern zurückblicken können. Die berühmteste Dynastie von Kabuki-Schauspielern wurde von Danjuro im 17. Jh. gegründet. Historische Anmerkungen: Nach dem endgültigen Fall des Shogunats im Januar 1869 rebellierte die Provinz Aizu (erinnert euch an Megumis Familiengeschichte). Der Boshin-Krieg brach aus, und die Satsuma-Armeen schlugen schließlich den Aufstand brutal nieder. Anmerkungen der Übersetzerin: Hallihallo. Obwohl ich mitten in meiner eigenen Fanfiktion „Divine Justice“ stecke, habe ich mir doch überlegt, meine Englischkenntnisse etwas aufzufrischen und für euch die tolle Fanfiktion „An unexpected lesson“ zu übersetzen. Sie ist eine meiner Lieblingsgeschichten, weil sie wirklich gut die innere Entwicklung von Kenshin nachvollzieht und witzig geschrieben ist. Außerdem.. Kenshin verkleidet als Frau!!! Hihihi!!! Beim Übersetzten habe ich es mit dem Motto „So nah am Text wie nötig, so frei wie möglich“ gehalten... Nächstes Kapitel: Kenshin bekommt zu spüren, was für ein Gefühl es ist, eine Onnagata zu sein. Außerdem wird er selbst zum Objekt von Verdächtigungen und einige Begegnungen bringen unwillkommene Erinnerungen an die Vergangenheit ans Tageslicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)