Lunatismus von abgemeldet (Ruhmreiche Rumtreiber) ================================================================================ Kapitel 55: - Der Venustrank - ------------------------------ A.N.: Mein Geschenk an alle Leser zum Fest der Liebe! Fröhliche Weihnachten! ^^ ENJOY! ------------- - Der Venustrank - Die erste Schulwoche war für die Rumtreiber ein echtes Desaster. Die Professoren hatten kräftig an der Anforderungsschraube gedreht und ließen ihre Schüler spüren, dass es nur noch zwei Jahre bis zu den finalen UTZ-Prüfungen waren und sie nun mehr als nur ganz nette Leistungen verlangten. Während James, Sirius und Peter nach den ersten Tagen nervlich vollkommen am Ende waren, zeigte Remus wieder einmal, welche intellektuelle Exzellenz ihm von Haus aus mitgegeben worden war. Seine Freunde waren sich sicher: Ohne Remus, wären sie in der ersten Woche aufgeschmissen gewesen. James hatte die vergangenen Tage immer auf ein Zeichen von Lily gewartet, ein Startsignal, dass den Übergang in die Verkupplungsoffensive anzeigen würde, doch die rotblonde Schönheit hatte ihn immer wieder vertröstet. „Gib mir noch ein oder zwei Tage," hatte sie gesagt und war mit einem geheimnisvollen Lächeln verschwunden. Wenn er vorher noch nicht in sie verliebt gewesen wäre, so hätte es sich wahrscheinlich mit diesem Lächeln geändert. Am Freitagabend hockten viele Schüler im Gemeinschaftsraum und brüteten über ihren Hausaufgaben. Die vier Rumtreiber saßen direkt am Kamin und studierten ihre Aufzeichnungen der ersten Woche. „Ich versteh das nicht," grummelte James und lehnte sich mutlos in seinem Sessel zurück. „Diese Thaumtheorien machen mich fertig." „Amen, Bruder!" stimmte ihm Sirius stöhnend zu. Remus blickte von seinem Pergament auf. Er sprach recht leise, damit ihn die anderen Schüler nicht hören konnten: „Ihr habt um Animagi zu werden die Lehre von Thaumbewegung in vitalen Systemen gelernt. Und jetzt beschwert ihr euch über ein wenig Theorie?" „Wir waren nicht darauf eingestellt," verteidigte sich Sirius. „Die erste Schulwoche nach den Ferien sollte entspannt sein, damit man sich langsam wieder an die ganze Schufterei gewöhnen kann. Wer kann denn ahnen, dass die Professoren gleich wieder das Tempo anziehen?" Remus verkniff sich jeden weiteren Kommentar, musste jedoch über die fehlende Motivation seiner Freunde schmunzeln. „Ich würd viel lieber was anderes machen," sagte Peter etwas unverständlich, da er bereits seit einer halben Stunde auf einer Everlast-Lakritzstange herumkaute. „Und was?" wollte James wissen. Er hatte so wenig Lust auf die Hausaufgaben, dass er für jeden - aber auch wirklich jeden - Vorschlag offen war. „Keine Ahnung," gestand der kleine Gryffindor. Sirius verdrehte die Augen. „Super. Dann sind wir ja alle auf dem gleichen Stand." sagte er zynisch. „ Bis auf Moony. Der hat Ahnung, will es aber nicht zugeben." James lachte und Remus streckte ihnen die Zunge raus. „Och, Moony!" grinste James. „Du könnest doch mit deiner Zunge viel sinnvolleres anstellen, als sie deinen Freunden entgegenzustrecken." „Und was bitte?" fragte Remus, wollte es aber nicht wirklich wissen. „Naja, du könntest sie irgend einem Mädchen in den Hals stecken." Peter verschluckte sich hart an einem Stück Lakritze und begann wild zu husten. Geistesgegenwärtig klopfte ihm Sirius auf den Rücken. Das Lakritzstück flog eine kleine Strecke durch die Luft und landete dann in einer kleinen Pfütze aus Spucke auf James' Ausgabe von Thaum & Theorie. Etwas angeekelt starrten die vier Jungen darauf. „Bah, Peter. Musste das sein?" „Das ist deine eigene Schuld, James," meinte Remus und schmunzelte erneut. „Wer dumme Sprüche nicht für sich behalten kann, muss mit den Konsequenzen leben." James starrte immer noch angeekelt auf sein Buch, während er sprach und gleichzeitig überlegte, wie er dieses Kleine Pfui! von seiner Lektüre bekommen sollte: „Ich habe nur einen konstruktiven Vorschlag gemacht. Kein Grund mich anzuspucken." „Das war kein guter Vorschlag." meinte Peter. „Wer will schon einem Mädchen seine Zunge in den Hals stecken?" Mit spitzen Fingern schnippte James das schleimige Lakritzstück ins Feuer des Kamins und wischte mit seinem Hemdsärmel den feuchten Fleck von seinem Buch. „Wenn du das immer noch nicht weißt, Würmchen, dann tut mir das ernsthaft leid für dich." sagte James und grinste schäbig. „Aber du kannst ja zur Not noch in Moonys Liebesroman nachschlagen." Remus stöhnte. „Zum hundertsten Mal, James: Das ist kein Liebesroman. Seit wann interessierst du dich so für anderer Leute Liebesleben?" Der Schein des Feuers glänzte in den Gläsern von James' Brille. „Ich will doch nur das Beste für euch. Jeder sollte so glücklich sein dürfen, wie ich." „James, falls du es noch nicht mitbekommen haben solltest: Lily ist noch immer nicht mit dir ausgegangen." sagte Sirius und wirkte extrem grimmig. James ahnte warum. „Aber sie redet mit mir. Im Übrigen würde dir ein wenig Zungensport auch nicht schaden." „James, halt die Klappe." zischte Sirius und schlug sein Buch gewaltsam zu. „Nur weil du meinst, dass alle Welt im gleichen rosaroten Nebel dahintänzeln sollte wie du, heißt das noch lange nicht, dass andere es tatsächlich tun." Der Lockenkopf stand auf und verschwand mit blitzeschleuderndem Blick im Schlafsaal. „Was war das denn?" fragte Peter, dem der plötzliche Ausbruch Black'scher Wut spanisch vorkam. „Keine Ahnung." antwortete Remus. „James?" „Ich klär das schon. Unser lieber Herr Tatze scheint heute ein wenig empfindlich zu sein." entgegnete James und ging ebenfalls hinauf in den Schlafsaal. „Wenn ich in zehn Minuten nicht zurück bin, dann schickt einen Rettungstrupp nach mir, ja?" ~*~ Vorsichtig öffnete James die Tür zum Jungenschlafsaal. Kaum hatte er den Raum betreten, flog ihm auch schon eine Nackenrolle entgegen, der er nur knapp ausweichen konnte. „Was sollte das eben, James?!" presste Sirius wütend hervor. Der Lockenkopf stand vor Wut rauchend in der Mitte des Raumes und starrte seinen Freund mit bösem Blick an. „Sirius, jetzt beruhig dich wieder." „Ich will mich nicht beruhigen!" beharrte Sirius stur. „Verrat mir gefälligst, was das sollte! Wie kannst du Remus nur so etwas vorschlagen?!" James grinste, obwohl er wusste, dass Sirius ernsthaft in Rage war. „Glaubst du etwa, dass Remus das tatsächlich macht? Er ist viel zu schüchtern, um überhaupt daran zu denken, irgendwen zu küssen. Ich wette mit dir, dass er nicht einmal weiß, dass er könnte, wenn er denn nur wollte." erklärte er. Fachmännisch schob er seine Brille den Nasenrücken hinauf. „Verstehst du das nicht? Ich will nur, dass er sich seiner Möglichkeiten bewusst ist." „Aber ich will das nicht." raunzte der Lockenkopf und warf die Hände in die Luft. „Du weißt doch genau, was allein die bloße Vorstellung - Remus mit irgend einem dahergelaufenen... Ding - mit mir anstellt." „Sirius, es sind keine Dinger, es sind Mädchen." korrigierte James pflichtbewusst. „Für mich ist es in erster Linie Konkurrenz." sprach Sirius. James grinste noch etwas breiter. Langsam aber sich bekam er seinen Freund an den Punkt, an dem er ihn haben wollte. Manchmal musste man eben doch ein wenig tricksen, um seinen Freunden zu helfen. „Ach, jetzt ist es also ein richtiger Wettstreit, ja? Ich frage mich nur, wie Remus mitbekommen soll, dass du im Rennen bist, wenn du nicht irgend ein Signal von dir gibst." „Was soll das denn jetzt heißen?" fragte der junge Black ungeduldig. James seufzte, vielleicht etwas zu theatralisch. „Sirius, leuchtet dir das nicht ein? Wenn du Remus nicht wenigstens ein winziges Zeichen gibst, einen Hinweis darauf, dass du Interesse an ihm hast, dann wird er dich nie so sehen, wie du das möchtest. Und irgend wann steckt Remus' Zunge tatsächlich im Hals irgend eines Mädchens und du, du trauerst deiner einzigen großen Liebe und all den verpassten Chancen nach." Der Lockenkopf seufzte und ließ die Schultern hängen. „Da gibt es keine Chancen, die ich verpassen könnte." meinte Sirius und klang plötzlich extrem mut- und kraftlos. Eine Welle brüderlichen Mitleids stürzte auf James herab. Vielleicht hatte er es mit seinem Manöver doch ein wenig übertrieben. „Das ist doch gar nicht wahr," versuchte James seinen Freund aufzumuntern, obwohl ihm selbst schlagartig bewusst wurde, was für ein beinahe unmögliches Unterfangen es war, Sirius seinen größten Wunsch zu erfüllen und Remus sich in ihn verlieben zu lassen. „Du bist ein toller Kerl, du siehst gut aus, bist sportlich, intelligent und wenn du willst, kannst du dich sogar benehmen! Wieso solltest du keine Chance bei Remus haben?" Sirius zog die rechte Augenbraue in einer skeptischen Geste nach oben. „James, weißt du das etwa wirklich nicht? Du hast ja keine Ahnung," murmelte der Treiber und lehnte sich an die kalte Steinwand neben dem Fenster. Mit trübem Blick starrte er hinaus. „Moony ist nicht... so." James runzelte die Stirn. „Was meinst du?" „Du weißt schon," sprach Sirius energisch und schüttelte den Kopf. „Wenn überhaupt, dann steht Moony auf Mädchen. Meine größte Hoffnung ist es, dass Moony ewig sechszehn und unermesslich schüchtern bleibt und niemals herausfindet, dass er überhaupt mit... Du weißt schon." „Warum willst du nicht, dass Remus weiß, dass auch er sich - trotz der ganzen Pelz-Geschichte - verlieben darf?" wollte James wissen. „Weil es so leichter zu ertragen ist." antwortete Sirius und seufzte erneut. „Wenn er mit niemandem sonst zusammen ist, dann kann ich wenigstens so tun, als hätte ich eine winzige Chance, auch wenn ich weiß, dass das nicht so ist." James hätte heulen können. So tiefgehend emotional kannte er Sirius noch nicht. „Willst du es denn nicht wenigstens versuchen?" fragte er den Treiber hoffnungsvoll und trat zu ihm ans Fenster. Sirius schüttelte energisch den Kopf. „Nein, das hätte keinen Sinn. Ich kann nicht das Risiko eingehen ihn zu verlieren. Lieber bleibe ich ewig nur sein Freund. Das ist ohnehin sehr viel mehr, als ich verdient habe." Irgendwie überraschte es James wenig, dass Sirius sobald es um Remus ging so wenig von sich selbst zu halten schien. Gerade, als er antworten wollte, um ihm zu sagen, dass er sehr wohl Remus' Freundschaft verdient hatte, klopfte es leise an der Tür. Das Thema ihres Gesprächs steckte vorsichtig seinen Kopf ins Zimmer. „Kann man kurz stören?" fragte Remus. Er hatte irgendwie damit gerechnet, zwei sich prügelnde Rumtreiber im Schlafsaal vorzufinden und war so unweigerlich über die ruhige Stimmung überrascht. „Du störst nie, Moony." sagte James. „Was gibt's?" „Lily hat nach dir gefragt." sprach Remus und lächelte, als James große Augen bekam. „Sie wartet unten im Gemeinschaftsraum auf dich." James sprang mit einem Satz vor den Spiegel. „Wie sehe ich aus? Kann ich ihr so unter die Augen treten? Sitzen meine Haare?" „Deine Haare geben dir Standing Ovation." witzelte Sirius trocken. James warf ihm einen Ha-ha-sehr-witzig-Blick zu. „Okay, Jungs. Papa muss sich jetzt um Mama kümmern." meinte der Brillenträger breit grinsend und hüpfte eilig runter in den Gemeinschaftsraum. Remus und Sirius blieben im Schlafsaal zurück. ~*~ Als James mit etwas zu viel Elan die Treppe hinunterstürmte, was dafür sorgte, dass er beinahe recht unschön auf der letzten Stufe umgeknickt wäre, sah er bereits, wie Lily neben Peter saß und versuchte dem kleinen Rumtreiber irgend etwas aus dem Zauberkunstbuch zu erklären. „...du kannst dann die maximale Thaumgeschwindigkeit mit dieser Gleichung berechnen und- oh, James! Da bist du ja schon." Der Brillenträger grinste schmuck. „James Potter zu Ihren Diensten, schöne Frau." Lily verdrehte die Augen, während Peter ein würgendes Geräusch von sich gab. „Hör auf damit und beweg dich lieber. Ich muss dir was zeigen." sagte das Mädchen und griff nach James' Ärmel, um ihn hinter sich her zu ziehen. „Wohin gehen wir denn?" wollte James neugierig wissen, als er ihr durch das Portrait der Fetten Dame in die Korridore folgte. „Das verrate ich noch nicht." antwortete Lily und ein rumtreiberisches Glimmen flackerte in ihrem Blick auf. „Aber es wird dir gefallen." ~*~ Sich seine Nervosität nicht anmerken lassend, stand Sirius noch immer am Fenster im Schlafsaal. Er versuchte Remus anzugrinsen, aber der sonst so gewohnte Black'sche Charme blieb seinem Gesicht vor Aufregung fern. „Alles okay?" fragte Remus vorsichtig und lächelte ihn unschuldig an. „Ja, klar." log Sirius. „Wieso fragst du?" Der junge Werwolf machte ein paar Schritte auf ihn zu und Sirius' Herz flatterte wie eine aufgeschreckte Taube. Er war nicht zum ersten Mal mit Remus allein, aber er war noch immer aufgewühlt von dem kurzen aber heftigen Gespräch mit James und konnte nun eine Überdosis verliebter Aufregung überhaupt nicht gebrauchen. „Du bist so plötzlich davongestürmt." Sirius grinste und schüttelte den Kopf. „Ach, James ging mir nur ein wenig auf die Nerven mit seinem ganzen Liebesgeschnulze. Du kennst ihn ja." „Ist jetzt alles wieder okay?" Remus stand ihm nun gegenüber und beobachtete ihn wachsam. Wahrscheinlich, so vermutete Sirius, hielt Remus nach irgend einem Indiz ausschau, das seine wahre Stimmungslage verraten würde. Sirius schmunzelte innerlich. Sein Remus war eben ein schlaues Kerlchen. „Klar doch." sagte der Lockenkopf wie selbstverständlich. „James und ich streiten uns doch nie wirklich. Mach dir keine Sorgen, Moony." Einen kurzen Moment lang meinte Sirius extreme Skepsis in den Augen des anderen Jungen wahrnehmen zu können, wie ein dunkler Schatten, der an einem hell erleuchteten Fenster vorbeischlich, doch dann lächelte Remus wieder. „Nagut." sagte er und schien sich mit Sirius' Antwort zufrieden zu geben. „Ihr beide seid so oder so ein Fall für sich. Ich werd' das nie verstehen." Sirius lachte. „Du und etwas nicht verstehen? Ich muss dem Tagespropheten schreiben! Wenn das nicht die Titelseite wert ist!" Remus lachte ebenfalls und streckte ihm die Zunge entgegen. Sirius fragte sich, warum der Werwolf James nicht einfach ernst nehmen und seine Zunge für etwas sinnvolleres verwenden konnte? Zum Beispiel um mit Sirius... Der Lockenkopf presste die Augen fest zu, um das sehr lebhafte Bild vor seinem geistigen Auge zu vertreiben. Remus bemerkte davon nichts, denn er hatte sich bauchlinks auf sein Bett gelegt und kramte nun auf der anderen Seite nach irgend etwas in seinem Nachtschränkchen. Als Sirius die Augen öffnete bot sich ihm ein nettes Bild: Er konnte zwar nicht sehen, wonach Remus suchte, aber mit dieser Rückansicht konnte sich der junge Black auch zufrieden geben. „Hast du mein Buch gesehen?" wollte Remus wissen, unterbrach seine Suche aber nicht, wodurch er nicht bemerkte, dass Sirius einen sehr merkwürdigen Gesichtsausdruck aufgelegt hatte. „Welches?" Verträumt starrte der Schwarzhaarige auf Remus' Hinterkopf, wo sich die feinen, weichen Härchen seinen Nacken hinunterzogen, bis hin zum Kragen seines weißen Hemdes. Sirius betrachtete die schmalen Schultern, bemerkte, wie fest sich der weiße Stoff um die Schulterblätter des anderen Jungen spannte. Er wanderte mit seinem Blick hinab, den ebenso schmalen, langen Rücken entlang. Sirius Fingerkuppen kribbelten. „Das Buch, das mir meine Eltern geschenkt haben." kam Remus' Antwort, aber Sirius erwiderte nichts darauf. Über das Klappern und Rascheln seiner Bücher und Papiere im Nachtschrank hörte Remus nicht, wie der andere Junge langsam näher kam. Der Blick des Lockenkopfs wirkte tranceartig und war absolut untypisch für ihn. Nur mit Mühe konnte Sirius verhindern, dass ihm der Mund ob des Anblicks vor sich offenstand. Dort lag Remus, der Mann seiner Träume, auf einem Bett, und sah einfach verboten hübsch aus. Die Kurve seines Rückens war einfach zu perfekt und Sirius konnte nicht widerstehen. Langsam beugte er sich über das Bett und streckte seine Hand aus. „Ich hab's!" rief Remus, als er endlich das kleine Buch in die Finger bekommen hatte. Im selben Moment spürte er plötzlich eine Hand etwas oberhalb seines Steißbeines. Ein heißes Kribbeln raste seinen Rücken hinauf, bis in seinen Nacken. Refelxartig drehte er sich auf die Seite und sah sich kaum eine Armlänge vom Gesicht des anderen Jungen entfernt. Es fühlte sich an, als setzte sein Herz für einen Moment aus und Remus wusste nicht, ob das allein am Schreck lag. Sirius war unterdessen der letzte Atemzug irgendwo in der Brust stecken geblieben. Wie hatte er sich nur zu so einer Dummheit hinreißen lassen können? Er wollte seine Hand zurückreißen, aber das hätte seine Situation nicht verbessert. Wie dämlich und vor allem verdächtig hätte es ausgesehen, panisch Abstand zu nehmen. Aber irgend etwas musste er tun, um die Situation zu entschärfen und Remus war dabei keine sonderlich große Hilfe. Dieser nämlich starrte ihn nur unentwegt aus seinen hübschen, großen, goldenen Augen an, ohne auch nur eine einzige Regung zu zeigen. Sirius entschied sich, die Situation zu überspielen und setzte eine gespielt ernste Grimasse auf. „Ich weiß, dass du da noch Schokolade hast. Ich hab das Papier rascheln gehört." sagte er mit düsterer Stimme. „Praline her oder ich mach dir den Schniefelus." Einen Bruchteil einer Sekunde schien Remus noch verwirrter zu sein, als zuvor, doch dann ging Sirius' Plan tatsächlich auf. Die Spannung der Situation entlud sich augenblicklich, als Remus anfing zu lachen und ihn ein Stück von sich wegschob. „Beim gütigen Merlin, bitte nicht!" sagte er und griff nach der Konfekttüte, die er tatsächlich in seinem Nachtschrank verstaut hatte. „Nimm alles was du willst!" Sirius griff nach der Tüte und grinste übermäßig neckisch. „Das war zu einfach, Moony." meinte er. „Du lässt nach." Innerlich atmete er erleichtert durch. Das war gerade noch einmal gut gegangen. Der andere Junge rutschte vom Bett herunter und machte sich (zu Sirius' großer Enttäuschung und Erleichterung gleichermaßen) auf den Weg zur Tür, das kleine Buch in der Hand. „Ich geh' wieder zu Peter. Kommst du auch?" Die Tüte raschelte in Sirius' Händen. „Geh schon vor. Ich komme gleich nach." sprach er. „Okay." Remus lächelte noch einmal und verschwand durch die Tür. Kaum war diese zugefallen, sackte der Lockenkopf seufzend auf dem Bett zusammen und fuhr sich mit den Fingern durch die Mähne. Er war nervlich am Ende. Er konnte nicht begreifen, wie ihm diese Situation nur so entgleiten konnte. Remus hatte doch nur auf dem Bett gelegen. Wieso, bei Merlins Bart, hatte ihn das nur so unüberlegt handeln lassen? War er nun vollends dabei die Kontrolle zu verlieren? Wenn es so war, dann hatte er ein großes Problem. Wie sollte er nur in Zukunft normal mit Remus umgehen, wenn alles was er tun wollte, so gar nicht jugendfrei war? James' Worte geisterten durch seinen Kopf. Vielleicht war das gerade eben seine Chance gewesen, von der sein bester Freund zuvor gesprochen hatte. Die Chance, ein Zeichen zu setzen, das Remus verstehen konnte. Sirius schüttelte heftig den Kopf. Nein, das durfte nicht sein. Er durfte sich auf keinen Fall dazu hinreißen lassen, so etwas zu denken. Diese Gedanken verursachten falsche Hoffnungen und falsche Hoffnungen waren die Keimzellen des Unglücks. Er durfte sich darauf nicht einlassen, so schwer es ihm auch fallen würde. Und es würde ihm schwer fallen, in dieser Hinsicht machte er sich nichts vor. Dieses Wunderwerk Lupin war einfach zu verlockend in seinen Augen, als das er ihm hätte widerstehen können. Er erinnerte sich an die Wärme, die der andere Junge ausstrahlte und stellte sich vor, wie wunderbar sich dessen Haut unter seinen Fingern anfühlen würde... Sirius stöhnte frustriert. Das konnte ja heiter werden. „Black, du musst dich mehr zusammenreißen." sagte er zu sich selbst, griff geistesabwesend nach einer Praline aus der Tüte und warf sie sich in den Mund. Er fühlte sich augenblicklich besser. ~*~ „Was ist das denn?!" James und Lily standen in Mitten des Klassenraums für Zaubertränke, wo ein kleiner Kessel über einem fröhlich tanzenden Feuer stand. In dem Kessel kochte eine blumig riechende, pinke Flüssigkeit sprudelnd vor sich hin. „Wonach sieht es denn aus?" fragte Lily kess und griff nach einem Löffel, um das Gebräu umzurühren. „Bevor du fragst: Ich darf hier unten sein. Slughorn lässt mich üben, wenn ich will, aber er kontrolliert nie was ich hier mache. Die Chance erwischt zu werden ist also extrem gering." James' Mund stand offen, während er immer wieder zwischen Lily und dem Kessel hin- und herschaute. „Erwischt werden? Lily, was ist das überhaupt? Klär mich auf." Das Mädchen grinste. „Das, lieber Mr.Potter, ist ein Venustrank." erklärte sie. „Ein Liebesgebräu der Stufe Drei, also beinahe harmlos." „Harmlos? Hä?" „Sehr eloquent, James. Wirklich." neckte sie und ließ den Löffel am Rand des Kessels zum Abtropfen stehen. „Verzeih mir, Herzblatt," sagte er, als er endlich seine Sprachgewandtheit zurückgewonnen hatte. „Aber um mich dir gefügig zu machen, brauchst du keinen Liebeszauber mehr. Ich bin ganz dein." Sie verpasste ihm einen spielerischen Schlag in den Nacken. „Aua!" „Wer blöde Sprüche in den Wald hineinruft, der muss auch das Echo vertragen können." meinte sich belehrend, schmunzelte jedoch. „Jetzt hör zu: Der Trank ist für Remus und Sirius. Ich hab' gedacht, wir füllen dieses Zeug in irgend etwas Süsses aus dem Honigtopf und jubeln es Remus unter. Der kann sich doch bei Schokolade nicht beherrschen." „Und was dann?" wollte James neugierig wissen. Ihm gefiel das Rumtreibertum, das Lily anscheinend neu für sich entdeckt hatte, außerordentlich gut. Sie grinste noch etwas breiter. „Der Trank-" erklärte sie. „-wirkt recht einfach. Wer ihn zu sich nimmt, erfährt keine heftige, künstliche Verliebtheit, wie es bei anderen Liebestränken der Fall ist. Aber er... nun ja... sagen wir einfach: Dieses Gebräu wird dafür sorgen, dass Remus sich in die richtige Richtung bewegt." James zog die linke Augenbraue hoch. „Du willst ihn mit einem Trank dazu bringen, sich seine Gefühle für Sirius einzugestehen?" „Oh, James! Du bist ja doch nicht so blöd, wie ich dachte." witzelte sie. „Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Der Trank sorgt dafür, dass bereits vorhandene Gefühle sich rasant entwickeln und für eine kurze Zeit zu voller Größe aufkeimen. Man muss vorsichtig mit der Dosierung sein, sonst kann es zu Nebenwirkungen kommen." Lily griff nach einem alten Zaubertrankbuch, dass sie in der Bibliothek ausgeliehen hatte. „Hier steht: Bei falscher Dosierung kann es zu heftigen Verliebtheitsattacken mit Kontrollverlust kommen." James grinste. „Hört sich an, als hätte Sirius schon was davon getrunken." Sie lachte. „Hört sich eher an, als wäre das genau das, was Remus bräuchte. Oder hast du schon mal erlebt, dass Remus die Kontrolle verliert?" James musste an die Vollmondnächte denken, sagte aber nichts. Im Normalzustand war Remus wirklich niemand, der sich gehen ließ... nicht einmal gelegentlich. „Okay, der Plan gefällt mir. Aber du bsit auch sicher, dass das funktioniert?" Sie nickte. „Ich war mir noch nie einer Sache so sicher." ------------------- ... to be continued ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)