Lunatismus von abgemeldet (Ruhmreiche Rumtreiber) ================================================================================ Kapitel 36: - Himmel & Hände - ------------------------------ A.N.: Meine Freunde & Kommischreiber, es gibt Arbeit für euch! Und nein, ich verlange nicht von euch mir zu huldigen und zu meinen Füßen Räucherkerzen und Gebetskräuter zu entzünden. ... Obwohl ich mich dagegen natürlich nicht wehren würde. ;p Nein, eure Aufgabe soll die folgende sein: Ich möchte gerne von euch wissen, a.) welche Szene aus den Erzählungen über die Rumtreiber aus den HP-Romanen ich noch einbauen soll und b.) was euch persönlich noch für eine Idee gekommen ist, die für meine Geschichte bereichernd sein könnte. Ich will nicht zwingend etwas verwenden, weil die Storyline für mich schon bis zum Ende durchgeplant ist und alle Entwicklungen feststehen, aber den ein oder anderen Twist kann der Plot wohl noch vertragen und ich möchte mir gerne eure Wünsche und Vorstellungen wenigstens angehört haben. Schließlich kann ich dadurch auch eine Menge über meine Leser erfahren. ^-^ Ich würde mich sehr freuen, ein paar tolle, neue Kommis von euch zu bekommen. Und nun... ENJOY! ----------------- - Himmel & Hände - Sirius kehrte in dieser Nacht nicht in den Schlafsaal zurück. Als Remus in den Gryffindorturm ging, um sich müde und kraftlos ins Bett zu legen, herrschte eine eiserne Stille zwischen Peter, James und ihm. Niemand traute sich etwas zu sagen. Peter nicht, weil er wusste, dass er die Situation nicht besser machen konnte und James nicht, weil er glaubte, dass Remus ein wenig Zeit brauchte, um die Geschehnisse zu verarbeiten. Remus hingegen war einfach zu erschöpft, um noch irgend welche Konversationen zu beginnen. Sein Körper hämmerte dumpf, nun da die Wirkung der Medizin aus Madam Pomfreys Vorrat nachließ, und obwohl seine Lider von bleierner Müdigkeit schwer wurden, musste er ständig an Sirius denken. Aber in seinem derzeitigen Zustand fiel ihm einfach keine Lösung ein und Kraft seinen Freund zu suchen, hatte er auch keine mehr. Kaum hatte sein Kopf das Kissen berührt, war er auch schon eingeschlafen. James hingegen lag wach und wartete darauf, dass auch Sirius zurückkehrte. Als dieser jedoch nach Mitternacht immer noch nicht aufgetaucht war, begann James sich große Sorgen zu machen. Er wusste, dass es keinen Sinn hat seinen Freund jetzt suchen zu gehen, denn nur Merlin wusste, wo Sirius sich aufhielt. Zwar waren er und der Lockenkopf wie siamesische Zwillinge, aber James hatte seinen Freund noch nie in einer solchen Situation erlebt und ihn einzuschätzen, fiel ihm daher schwer. Er konnte nur hoffen, dass Sirius keine Dummheiten anstellen würde. ~*~ Am nächsten Morgen war Sirius nicht beim Frühstück. Ungewohnt still saßen die drei übrigen Rumtreiber am Tisch und aßen schweigend, während ihnen verwunderte Blicke von anderen Mitschülern zugeworfen wurden. Es war ein seltsamer Anblick, besonders für die Gryffindors: Nur drei von vier Rumtreibern, kein Gelächter, keine witzigen Sprüche, keine Neckereien. Jeder, der die Rumtreiber auch nur ansatzweise kannte, wusste dass irgend etwas nicht stimmte. Und die Beste unter jenen war Lily Evans. Sie mochte die Rumtreiber nicht sonderlich, mit Ausnahme von Remus und gerade wegen ihm interessiete sie sich so für die vier Freunde. Doch als sie an diesem Morgen sah, dass Remus sich mit irgend etwas quälte, das auch seine Freunde zu betreffen schien, überkam sie große Sorge und sie beschloss, etwas zu unternehmen. Die Sorge war allerdings nicht ausschließlich neu, denn seit einigen Wochen schon hatte Severus ihr gegenüber so seltsame Andeutungen gemacht, die immer darauf hinausliefen, dass irgend etwas mit Remus nicht stimmen konnte, dass er immer wieder auf mysteriöse Weise verschwand. Lily musste der Sache auf den Grund gehen. Schließlich war Remus ihr Freund und Freunde ließ man nicht im Stich. ~*~ Nachdem Sirius weder zu Geschichte der Zauberei, noch zu Verwandlungen erschienen war und die Stimmung sich zwischen den drei verbleibenden Rumtreibern nicht zu bessern schien, beschloss Lily ein paar Nachforschungen anzustellen. Während Peter eine Zwischenmahlzeit einlegen wollte, bevor es später Abendbrot gab, und Remus für den Nachmittag in der Bibliothek verschwand, passte sie James in einem Korridor ab. „Hey, Potter." James starrte sie entgeistert an. „L-Lily!" „Ja, das ist mein Name, Potter. Schön, dass du dich daran erinnerst." Es bereitete ihr großen Spaß dabei zuzusehen, wie ihr Gegenüber versuchte sich zu fangen. Schließlich kam es nicht alle Tage vor, dass Lily ihn ansprach. „W-was verschafft mir dir Ehre?" schaffte er endlich zu fragen. „Potter, ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ich habe bemerkt, dass irgend etwas bei euch nicht in Ordnung ist und das scheint Remus sehr zu belasten. Was ist los?" Zu ihrer Überraschung war James' Reaktion nicht im Geringsten so, wie sie es erwartet hatte. Er verlor schlagartig den verzauberten Blick, den er sonst immer aufsetzte, wenn sie miteinander sprachen, und wurde bierernst. Er sah sie aus kummervollen Augen an und seufzte leise. „Lily, es tut mir leid, aber das ist etwas, dass geht nur uns Rumtreiber etwas an. Hab ein wenig Nachsicht mit uns. Das wird schon wieder." Er drehte sich um und wollte gehen, aber Lily würde so leicht nicht aufgeben. „Potter! Glaubst du etwa, ich würde mich mit so einer Antwort zufrieden geben?" sagte sie und packte ihn energisch an der Schulter, damit er sich wieder zu ihr umdrehte. „Remus ist genauso mein Freund wie deiner und ich mache mir Sorgen. Warum willst du mir nicht sagen, was ihn so bedrückt?" „Weil ich es nicht kann, Lily." antwortete er ruhig. „Es... Ich darf das nicht, verstehst du? Ich sorge mich auch um Remus und um Sirius und um Peter. Aber ich kann dir nicht sagen, was passiert ist." „Also ist etwas vorgefallen!" sprach Lily. „Ich wusste es! Hat irgendwer Remus wehgetan? Hat Black das gemacht? Ist er deshalb nicht im Unterricht gewesen?" James blickte zur Seite und schwieg. Nach ein paar Sekunden packte ihn Lily mit beiden Händen an den Schultern. „Vertrau mir doch. Ich mache mir Sorgen um Remus, was ist los mit ihm?" James sah sie an und erkannte ihre ehrlichen Absichten in ihren Augen, aber noch immer lag es nicht in seiner Hand, sie über Remus' pelziges Problem aufzuklären. Wenn Remus ihr genug vertraute, dann würde sie es von ihm erfahren. „Du bist Remus' Freundin, ja?" „Natürlich!" rief sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. Langsam aber sicher wurde sie wirklich ungeduldig. „Und du willst ihm helfen?" „Ja, doch!" James lächelte und Lily war beeindruckt. Sie hatte ihn noch nie so ehrlich lächeln sehen. „Dann geh zu ihm und sprich mit ihm. Wenn du wirklich seine Freundin bist und er dir vertraut, dann wird er dir alles erzählen und vielleicht kannst du ihm ja helfen sich besser zu fühlen. Ich glaube, er braucht jemanden wie dich jetzt sehr viel mehr, als mich." Sie ließ ihre Hände sinken und starrte James einige Augenblicke überrascht an. Noch niemals hatte sie James Potter so reden gehört, so erwachsen und liebevoll. Die Zuneigung zu seinen Freunden schien geradezu durch ihn hindurch. Sie lächelte kurz. „Dann gehe ich zu ihm." sagte sie. „Danke, James." Eiligen Schrittes und mit wehendem Schulumhang ging sie davon und James sah ihr nach. Es dauerte bis sie hinter der nächsten Ecke verschwunden war, dass James bemerkte, dass sie ihn gerade beim Vornamen genannt hatte. ~*~ Um diese Tageszeit war die Bibliothek noch verlassen und still und das gefiel Remus. Er mochte die leisen, raschelnden Geräusche von Buchseiten, wenn man sie umdrehte und das Kratzen seiner Feder auf Pergament. Außerdem konnte er sich in dieser Ruhe besser konzentrieren und nachdenken. Nur dieses Mal grübelte er nicht über komplizierten Arithmantikhausaufgaben und auch nicht über einem Aufsatz für Professor Agamemnon. Stattdessen konnte er nur an Sirius denken. Er wusste nicht, wo der Lockenkopf war und da er ihn seit dem gestrigen Tag nicht mehr gesehen hatte, machte er sich Sorgen. Eine Zeit lang überlegte er, ob er Sirius vielleicht suchen sollte, aber er entschied sich dagegen. Was sollte er Sirius sagen? Aus irgend einem Grund hatte Remus das beklemmende Gefühl, dass Sirius ihn seltsam beäugen würde, wenn er von den heftigen Gefühlen erzählen würde, die er gestern in der Heulenden Hütte gehabt hatte. Aber wie sollte er sonst glaubhaft zum Ausdruck bringen, dass er Sirius verziehen hatte, gar nicht anders konnte, als ihm zu verzeihen? Außerdem verwirrten ihn seine eigenen Gefühle. Sollte er nicht wütend auf Sirius sein? Warum konnte er das nicht? Ziellos irrte er zwischen den Bücherregalen hin und her, strich über die ledernen Einbände und lehnte schlussendlich resignierend die Stirn gegen den Buchrücken von Heraldik Band 2 - Wappen und Banner des 18.Jahrhunderts. Er seufzte und schloss die Augen. „Remus?" Er fuhr zusammen und blickte sich um. Lily stand neben ihm zwischen den Regalen und blickte ihn aus ihren grünen Augen heraus sorgenvoll an. „Lily, du hast mich erschreckt." sagte er und lächelte. Sie trat ein paar Schritte näher und zog das Buch hervor, an das Remus sich bis eben noch gelehnt hatte. „Das arme Buch." sagte Lily neckisch. „Wie kannst du ihm nur die Last deiner Gedanken aufbürden?" Remus lachte. „Mit wem soll ich diese Last denn sonst teilen? Ich dachte immer, Bücher halten viel aus." „Nur Enyklopädien und Tagebücher, Remus." witzelte Lily und stellte Heraldik Band 2 wieder zurück an seinen Platz. „Ich besitze weder das eine, noch das andere." antwortete Remus. Lily ging um ihn herum und setzte sich in einen Erker in der Nähe, bevor sie ihn erneut ansprach. „Dann müssen wir einen Ersatz finden, dem du deine Gedanken anvertrauen kannst." meinte sie und lächelte breit. Er setzte sich neben sie. „Und was schlägst du vor?" Sie wandte ihm ihr Gesicht zu und sah ihn mit einem treuen Blick an. „Wie wäre es mit einer guten Freundin?" Einen Moment lang war es still, bevor Remus antwortete. „Das hört sich sehr gut an." ~*~ James hielt es nun doch nicht mehr aus auf Sirius zu warten und hatte sich nach dem Gespräch mit Lily auf die Suche nach seinem Freund gemacht. Er wusste, dass Remus Lily sein Geheimnis anvertrauen würde und James hielt das für eine glänzende Idee. Was er gesagt hatte, hatte er ernst gemeint: Remus brauchte Lily, jemanden der ebenso intelligent war, wie er selbst, und ihn auf eine ganz andere Art verstehen konnte, als einer der Rumtreiber. Was Sirius anging, so spürte James, dass sein Freund seine Unterstützung brauchte, denn so wie es aussah, hatte eine Aussprache zwischen Remus und Sirius entweder nicht gefruchtet, oder hatte gar nicht erst stattgefunden. James suchte im Astronomieturm und in der Eulerei, er stattete sogar dem Gemeinschaftsraum und dem Schlafsaal einen Besuch ab um festzustellen, ob Sirius nicht doch vielleicht zwischenzeitlich dorthin gegangen war, als die anderen im Unterricht gesessen hatten. Doch nirgendwo war eine Spur von Sirius zu finden. Einer Eingebung folgend machte James sich schließlich auf den Weg zum Quidditchfeld. Der Sturm des letzten Tages hatte sich weitgehend gelegt, aber noch immer zogen dunkelgraue Wolken über Hogwarts und die Ländereien hinweg und die Luft war widerlich feucht. James stapfte über den nassen Rasen. Es war noch zu warm für einen dicken Mantel und einen Schal, aber gegen einen dickeren Pullover hätte er in diesem Moment nichts einzuwenden gehabt. Er zog die dünne Jacke, die er trug, etwas höher zu und erreichte schließlich das Spielfeld. Tatsächlich sah er in einer der Turmtribühnen eine einsame Gestalt sitzen, die auch aus der Ferne verdächtig nach Sirius aussah. Als er den Turm erklommen hatte, setzte er sich neben seinen Freund. Dieser blickte ihn nicht an, sondern starrte stillschweigend geradeaus. James musterte ihn eindringlich. Er hatte Sirius noch nie so gesehen. Seine Augen waren rot und verquollen, seine Haare noch wüster als sonst und seine Schultern ließ er schlaff herunterhängen. „Du siehst furchtbar aus." sagte James schließlich. Sirius schnaufte und grinste kurz, aber dieses Grinsen erreichte seine Augen nicht. „Hast du hier oben geschlafen?" wollte der Brillenträger wissen. „Spinnst du?" antwortete Sirius schwach grinsend. „Ich hab im alten Klassenraum für Geschichte geschlafen. Ich bin zwar ein mieser Idiot, aber lebensmüde bin ich nicht." „Gut zu wissen." meinte James und eine Weile schwiegen sie sich an. Der Wind zupfte leicht an ihren Haaren und ließ die Stille nicht allzu schwer werden. „James?" sprach Sirius schließlich und seine Stimme klang, als wenn eine tonnenschwere emotionale Last auf seinen Schultern läge. „Warum muss ich immer alles kaputt machen?" James zuckte mit den Schultern. „Ich denke, das liegt in deiner Natur." „Danke, James." entgegnete der Lockenkopf und lachte trübsinnig. „Jetzt fühle ich mich wirklich besser." James lachte. „Ich glaube, das brauchst du manchmal." meinte er. „Du brauchst einen Freund, der dir ab und zu mal den Kopf wäscht und dem du ab und zu den Kopf waschen kannst. Und du brauchst einen anderen Freund, der dich anhimmelt für deine großartigen Leistungen und deine Kühnheit und deinen Sinn für Humor." James sah Sirius' Profil an, denn sein Freund starrte nur unablässig geradeaus. „Und du brauchst einen dritten Freund, der dich begeistert, dich davon abhält, Dummheiten zu begehen, und den du beschützen kannst." „Beschützen? Ja, den Job hab ich wirklich prima erledigt." sprach Sirius sarkastisch. „Du hast einen Fehler gemacht, weil du nicht nachgedacht hast." stellte der Jäger fest. „Das kommt vor. Es wäre bestimmt besser gewesen, wenn dein Leichtsinn dem geschadet hätte, den du schaden wolltest, anstatt den zu verletzen, den du zu schützen versuchst." „Streu noch Salz in die Wunde, James. Mach ruhig, ich hab's verdient." seufzte Sirius. „So leicht ist das nicht, Sirius." behauptete der Brillenträger ernst. „Es wird Remus nicht glücklicher machen, wenn du Buße tust." Jetzt endlich wandte sich Sirius seinem Freund zu, die Stirn in Falten der Unverständnis gelegt. „James, was willst du mir sagen?" Der Angesprochene seufzte. Sirius hatte wirklich manchmal ein ziemlich dickes Brett vor dem Kopf. „Ich will sagen, dass es weder dir noch Remus etwas bringt, wenn du hier oben rumsitzt und darüber sinnierst, was für ein schlechter Mensch du bist. Das ist falsch, Sirius. Du bist ein sehr guter Mensch. Vielleicht etwas zu pflichtvergessen dann und wann, unüberlegt und aufbrausend, aber immer noch ein guter Mensch. Und Remus weiß das, sonst wäre er nicht mit dir befreundet." „Gewesen." warf Sirius ein. „Befreundet gewesen. Ich würde mir das, was ich getan habe, nicht verzeihen, James." „Das ist egal, denn du bist nicht derjenige, der dir verzeihen muss. Es ist Remus und er hat sich bereits entschieden. Ich glaube, er kann gar nicht anders." Wieder schwiegen sie eine Zeit lang. Dann sprach Sirius. „Dumbledore hat gesagt, ich soll nie wieder zulassen, dass mein Hass auf Snape meine... Freundschaft zu euch überwiegt." „Weise Worte, mein Freund." meinte James. „Warum war dein Hass so groß, dass du Remus darüber vergessen hast? Was hat Snape gesagt?" Sirius hatte sich vor dieser Frage gefürchtet und wusste im ersten Moment nicht, was er antworten sollte. „Ich hasse ihn so sehr, weil ich das Gefühl habe, dass er Dinge weiß, von denen ich gehofft hatte, sie für mich behalten zu können. Irgendwie hat er erkannt, wo meine Schwachstellen sind, womit er mir am meisten-" Er zögerte, doch James wusste bereits, was er sagen wollte. „Er kann dich verletzen?" Sirius nickte. „Er weiß einfach, wo er den Hebel ansetzen muss. Und ich kann mich nicht dagegen schützen, nicht mit Worten oder Sprüchen." Plötzlich fühlte Sirius, wie die Worte nur so aus seinem Mund fließen wollten. Er wollte James alles erzählen, wollte dass sein bester Freund seine größte Schwachstelle kannte. „Snape weiß, dass... ich... dass ich immer ein Auge auf Moony habe. Du hast Recht, ich will ihn ständig beschützen, weil ich der Meinung bin, dass Moony schon genug durchmachen musste. Es ist, als wenn... Ich kann das nicht kontrollieren, James. Wenn er Dinge über Remus sagt, so verletzende Dinge, dann habe ich mich nicht mehr unter Kontrolle, ich kann mich nicht beherrschen." Während er redete, bemerkte er nicht wie heiße Tränen über seine Wangen rollten. James hörte geduldig zu. Er wusste, dass Sirius ihm gerade Dinge anvertraute, die er nie jemand anderem erzählt hatte und das machte James sehr stolz. Es zeigte, dass Sirius sich sicher bei ihm fühlte. „Es ist meine Verantwortung auf Remus aufzupassen und die Tatsache, dass ich das nicht getan habe, weil diese miese Schlange Snape mich dazu gebracht hat, die Kontrolle über mich zu verlieren, macht mich so wahnsinnig wütend auf mich selbst. Und als ich Remus gestern versucht habe um Verzeihung zu bitten, da war ich plötzlich so... angeekelt von mir selbst." „Du bist abgehauen." stellte James fest. „Ich hatte das Gefühl, dass ich mit meiner Anwesenheit alles nur noch schlimmer mache. Du hättest ihn sehen sollen. Er war so verletzt und es war allein meine Schuld. Ich hab' überhaupt nicht verdient in seiner Nähe zu sein und ich kann nicht mehr von ihm verlangen, dass er mir verzeiht. Selbst wenn er das tun würde, er könnte mir doch niemals wieder vertrauen." Zu Sirius' großer Überraschung lächelte James. „Ich glaube, da kennst du Remus aber schlecht, mein Freund." sagte er. „Nur weil du dir selbst nicht mehr vertraust, heißt das nicht, dass andere das nicht können." Er legte dem Lockenkopf seine Hand auf die Schulter. „Er braucht dich, Sirius. Er will dich bei sich haben. Schlag ihm diesen Wunsch nicht aus, nur weil du wütend auf dich selber bist." Mit diesen Worten stand James auf und machte sich auf den Rückweg zum Schloss. Zurück ließ er einen nachdenklichen Sirius. ~*~ „Ich bin ganz Ohr." versicherte Lily. Remus lachte nervös. „Es wäre mir lieber, wenn du erst einmal ganz Auge wärst." Lily legte die Stirn in Falten. „Was meinst du?" Remus atmete tief ein und aus und griff dann nach einem Buch in seiner Schultasche. Es war im Vergleich zu seinen Schulbüchern recht klein und sehr abgenutzt. Sie Seiten waren stark vergilbt und abgegriffen, der Einband, früher einmal rot, wirkte jetzt schmutzig braun, weil es durch so viele Hände gegangen war. Er reichte es ihr. „Schlag Seite vierundachtzig auf." sagte er und begann auf seiner Unterlippe herumzukauen. Lily legte das Buch in ihren Schoß und blätterte darin herum, bis sie die passende Seite aufgeschlagen hatte. Darauf zu sehen war ein vitruvischer Mensch, allerdings mit einer kleinen, aber unübersehbaren Änderung: Der Kopf war der eines Wolfes. Lily wusste sofort, was das war. „Das ist die Abbildung eines Werwolfs. Spätes fünfzehntes Jahrhundert, schätze ich." Sie sah vom Buch auf und Remus in die Augen. Dieser knetete mittlerweile nervös seine Hände. „Warum zeigst du mir das?" fragte sie und sah ihn noch etwas durchdringender an. Er antwortete nicht, sondern hielt nur ihrem Blick stand. Er wusste, dass er nichts zu sagen brauchte. Sie war intelligent, sie kannte ihn und alle seine Seltsamkeiten und Eigenarten und sie würde somit von ganz allein darauf kommen. Und das tat sie. Es dauerte nur wenige Augenblicke bis ihr Hirn alle Puzzleteile zusammengesetzt hatte und ihrem Mund den Befehl gab, vor Erstaunen offen zu stehen. „Remus, du bist ein..." Er nickte nervös und schaute sie unsicher an. „Also, stimmt es, was Severus sagt. Dass du manchmal verschwindest, bei Vollmond nehme ich an?" Wieder nickte er. „Ja. Ich gehe dann in die Heulende Hütte. Dort kann ich mich verwandeln, ohne dass ich jemandem Schaden zufüge. Dumbledore und die Lehrer haben alles so für mich eingerichtet." erklärte er. Er wollte, dass sie alles verstand, denn er wollte sie auf keinen Fall verlieren. Und so erklärte er ihr alles, was er ihr sagen konnte. „Die Lehrer wissen davon?" fragte sie nach. „Ja." entgegnete er. „Ich hätte sonst nicht nach Hogwarts gehen dürfen. Man hätte es mir ohne diese Sicherheitsvorkehrungen verboten. Aber Dumbledore hat sich für mich eingesetzt und mir ermöglicht zur Schule zu gehen. Das bedeutet mir sehr viel." „Und deine Freunde? Potter und Black und der kleine Pettigrew wissen es auch?" Jetzt musste Remus lächeln. „Sie haben es selbst herausgefunden. In einer Nacht sind sie mir auf einen Verdacht hin gefolgt. Ich hatte unglaubliche Angst davor, dass sie mich verlassen würden, aber das taten sie nicht. Im Gegenteil: Sie haben mich unterstützt und machen mir die Tage vor und nach dem Vollmond seither sehr viel leichter." Zu sagen, Lily war erstaunt, wäre eine maßlose Untertreibung gewesen. „Ich muss zugeben, ich hätte deinen Freunden niemals so viel Schneid zugetraut." gestand sie und lächelte. „Sie haben sehr viel mehr Courage, als du ihnen zugestehen möchtest." meinte Remus. „Vielleicht hast du Recht. Aber es soll mir egal sein, solange sie gut zu dir sind." sprach Lily ehrlich. Remus sah sie erleichtert an. „Du bist nicht böse und willst mir auch nicht... die Anschaffung eines Zwingers nahelegen?" Sie lachte laut. „Remus, nein!" versicherte sie ihm. „Du bist mein Freund, ebenso wie Black und James deine Freunde sind... Auch wenn ich nicht so ganz begreife, wie du es mit diesen beiden aushälst." Jetzt lachte auch Remus. „Das weiß ich manchmal auch nicht." „Der Punkt ist-" fuhr Lily fort. „Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man anders als alle Anderen ist. Ich bin die einzige Zauberin in meiner Familie und in Hogwarts bin ich eine der wenigen Muggelgeborenen. Es würde mir im Traum nicht einfallen, jemanden aufgrund seiner Andersartigkeit zu bewerten, erst recht nicht, wenn diese Person ein so durch und durch guter Mensch ist, wie du. Und im Übrigen: Hast du wirklich geglaubt, ein wenig Fell und ein buschiger Schwanz bei Vollmond würden mich schocken? Um das zu erreichen, musst du schon früher aufstehen, Remus." Sie nahm ihn in den Arm und ihm fiel ein riesiger Stein vom Herzen. „Aber eines musst du mir noch sagen." verlangte sie ernst. „Bitte. Alles, was du wissen willst." Lily legte den Kopf schief und blickte ihn fragend professionell an. „Musst du bei Vollmond eine Hundemarke tragen?" Das Gelächter der beiden schallte durch die Bibliothek und es war ein Wunder, dass Madam Pince nicht zu ihnen kam und sie rauswarf. Remus fühlte sich ungemein erleichtert. Es dauerte ein wenig, bis sie sich wieder gefasst hatten. „Remus?" Der junge Werwolf wunderte sich über den plötzlich wieder so ernsten Ton und sah Lily fragend an. Diese blickte ihm ernst in die Augen. „Warum war Black heute nicht im Unterricht? Was ist los bei euch? Hat er irgendwas ausgefressen?" Remus sah sie traurig an. „Nein. Ich hätte beinahe etwas aufgefressen." Mit in Falten gelegter Stirn sah sie ihn an. Er seufzte. „Er hat Severus letzte Nacht erzählt, wie er mir in die Heulende Hütte folgen kann." Lily sog scharf die Luft ein, doch bevor sie in eine Tirade endloser (aber unzweifelhaft sehr origineller) Sirius-Black-Beschimpfungen übergehen konnte, versuchte Remus sie zu besänftigen. „Ich weiß, dass du Severus sehr magst, aber Sirius wollte mit Sicherheit nicht, dass er verletzt wird. Er hat einfach nicht nachgedacht und-" „Ja, da hast du verdammt Recht!" rief Lily empört. „Er denkt NIE nach!" „Nie ist ein sehr unfaires Wort, Lily." warf Remus ein, aber sie fuhr unbeeindruckt fort. „Es ist egal, ob ich Severus mag oder nicht! Es geht darum, dass er zwei Menschen in Gefahr gebracht hat: Severus UND dich!" „Um genau zu sein, hat Sirius drei Menschen in Gefahr gebracht." korrigierte Remus pflichtbewusst. Lily musste die ganze Geschichte erfahren, denn er hatte das Gefühl, dass sich dadurch noch etwas Gutes bewirken ließ. „Als James gehört hatte, dass Severus auf dem Weg in die Heulende Hütte war, ist er ihm gefolgt und hat ihn dort rausgeholt, bevor mein pelziges Alter Ego Hundefutter aus ihm machen konnte." Lily schien erstaunt und schwieg beeindruckt. „James hat Severus gerettet?" Remus nickte bestätigend. „Wow." meinte sie. „Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Kein Wunder, dass Severus heute beim Frühstück so miese Laune hatte." „Dumbledore hat ihn schwören lassen, dass er nichts von meinem Zustand erzählt." erzählte Remus weiter und fühlte sich plötzlich sehr unwohl. So viele Menschen mussten seinetwegen so viel auf sich nehmen. Aber noch bevor er den Gedanken zuende führen konnte, sprach Lily in energischem Tonfall: „Das ist auch besser so! Wenn es sein muss, dann sorge ich persönlich dafür, dass Severus kein Sterbenswort darüber verliert, das verspreche ich dir. Auch wenn ich Black nicht ausstehen kann, weiß ich, dass Severus auch kein Engel ist. Es würde mich nicht wundern, wenn alles mit einer dämlichen Provokation begonnen hätte." „Das habe ich mir auch schon gedacht." sagte Remus trübsinnig. „Sirius hat sich bei mir entschuldigt." Wort für Wort erzählte er Lily von ihrer Begegnung in der Heulenden Hütte und Lily hörte aufmerksam zu. „... Er hat geweint wegen mir und war am Boden zerstört wegen dem, was er getan hatte und ich wusste, dass er es wirklich bereut. Und dann habe ich mich plötzlich so seltsam gefühlt, weil ich ihm nicht böse sein konnte. Ich habe einfach solche Angst diese Freundschaft zu verlieren, dieses Gefühl jemandem nahe sein zu können. Ich weiß, dass ich eigentlich aus der Haut fahren sollte vor Zorn und Enttäuschung, aber alles was ich kann ist daran zu denken, wieviel er mir gibt und wie sehr ich das brauche und wie sehr ich mir wünsche, Zeit mit ihm zu teilen." Welche Einwände Lily bis zu diesem Zeitpunkt auch immer gegen Sirius Black und seine Beziehung zu Remus gehabt hatte, sie waren wie fortgespült vom heftigen Gefühlsausbruch des jungen Werwolfs. Statt ihrer üblichen Missbilligung Ausdruck zu verleihen, wollte sie mehr über diese seltsame Freundschaft erfahren. „Was hat dich davon abgehalten, ihm das zu sagen?" fragte sie vorsichtig. Remus seufzte. „Ich weiß es nicht. Ich konnte einfach nicht. Sirius kann mit solchen Dingen nicht gut umgehen. Ich auch nicht und das ist so seltsam. Ich hab mein ganzes Leben lang versucht möglichst wenige Menschen nah an mich heran zu lassen, damit niemand erkennt was ich wirklich bin." „Ein guter Mensch?" „Ein Monster." Lily wollte energischen Einspruch erheben, aber er ließ es nicht zu. „Der Punkt ist, dass ich Sirius nicht von mir fernhalten kann. Ich habe es wirklich versucht, aber ich schaffe es einfach nicht. Und jetzt, wo er fast alles in mir gesehen hat, habe ich Angst davor diesen letzten Rest preiszugeben, verstehst du? Aber wie kann ich ihm sonst verständlich machen, dass ich ihn brauche?" Lily ließ sich alles, das er gesagt hatte, durch den Kopf gehen und blickte durch das Fenster des Erkers nach draußen. Vor dem schwarzen Wald lag das Quidditchfeld. Eine schwarze Silouette war aus der Ferne zu erkennen, wie sie einsam auf dem grünen Rasen stand. „James hat gesagt-" sprach Lily schließlich nachdenklich. „Dass ich dir besser helfen könnte, als er. Aber ich glaube, dass du selbst herausfinden musst, wieviel deiner Gefühle du auf welche Weise preisgeben willst und kannst. Wer weiß, wie Black darauf reagiert." Sie sah Remus mit einem Lächeln an. „Und ich glaube, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt dafür, das herauszufinden." fügte sie hinzu und deutete auf die Figur auf dem Spielfeld. Remus hätte die Person dort unten auch noch bei dichtem Nebel erkannt. Er atmete tief ein. „Du hast Recht. Wie immer." meinte er und lächelte sie ebenfalls an. „Danke, Lily." Er stand auf und wollte sich auf den Weg machen, drehte sich dann aber doch noch einmal um. „Ich finde es schön, wenn du James beim Vornamen nennst." sagte er breit grinsend und verschwand, noch bevor sie etwas erwidern konnte. ~*~ Einsam und etwas verloren stand Sirius im Wind auf dem Quidditchfeld. Die dicke Wolkendecke über den Ländereien hatte sich noch immer nicht verzogen, aber es sah auch nicht danach aus, als ob sich diese bald entladen würde. Die Luft roch nach feuchten Blättern und nassem Rasen und kalter Erde. Sirius fand, dass dies das beste Wetter war, um Depressionen zu bekommen. James' Worte kreisten in seinem Kopf herum: Er braucht dich, Sirius. Er will dich bei sich haben. Schlag ihm diesen Wunsch nicht aus... Sirius seufzte kellertief und blickte hinauf in den Himmel, die Arme fest vor der Brust verschränkt, so als wollte er sein Herz vor dem Bösen der Welt schützen. „Wieso sollte Remus so jemanden brauchen?" sagte er zu sich selbst und betrachtete einen ganz besonders düsteren Wolkenfetzen. „Wieso sollte ich wen brauchen?" Erschrocken fuhr Sirius herum und schaute in das zerkratze, aber immer noch hübsche Gesicht von Remus Lupin. Der Werwolf stand ein paar Meter von ihm entfernt, seine helle, oft geflickte Tweedjacke zugeknöpft, um sich vor dem Wind zu schützen. In der rechten Hand hielt er Sirius' Lieblingsbesen. Es dauerte einige Augenblicke, bis sich der Lockenkopf gefangen hatte und antworten konnte. „So jemanden wie mich." sagte er ernst und kaum hörbar. Zu seiner Überraschung lächelte Remus, machte ein paar Schritte auf den Lockenkopf zu und hielt ihm den Besen hin. „Vielleicht, weil er selbst nicht fliegen kann und deshalb jemanden braucht, der ihn mitnimmt." Zögerlich nahm Sirius den Besen entgegen und starrte dabei unablässig in die glänzenden, bernsteinfarbenen Augen seines Freundes. Sein Herz schlug laut und heftig in seiner Brust. „Ich dachte, du hast Angst vorm Fliegen." „Das stimmt." sprach Remus mit sanfter Stimme. „Aber ich vertraue dir." Sirius wollte seinen Ohren nicht trauen. Für einen Moment glaubte er zu halluzinieren und überlegte, ob es vielleicht möglich war, dass er vor Erschöpfung zusammengebrochen war und sich seinen Kopf an einem ziemlich harten Stein angeschlagen hatte, aber als Remus im nächsten Moment Sirius und sich selbst auf dem Besen positionierte, wurde ihm die Wirklichkeit des Moments vollends bewusst. Der Werwolf schlang wie schon beim letzten Mal seine Arme um die Taille des anderen Jungen und lehnte sich an dessen Rücken. Tausend Gedanken schossen Sirius durch den Kopf. Was hatte das zu bedeuten? Hatte Remus ihm verziehen? Oder wollte er ihn reinlegen, sich vielleicht beim Flug rächen und Sirius hinabschubsen? Augenblicklich bemerkte Sirius die Absurdität dieser Vermutung und verwarf sie sofort wieder. Remus wollte mit ihm fliegen. Was für einen größeren Vertrauensbeweis konnte es geben? Aber war er es auch wert, dass Remus so viel Vertrauen in ihn setzte? „Remus, ich-" „Schhhh." wisperte Remus direkt in Sirius' Ohr und erstickte jede verbale Diskussion im Keim. Er wollte nicht mehr reden, wollte keine Schuldbekenntnisse mehr hören, keine Entschudligungen. Er wollte in diesem Moment einfach nur bei Sirius sein. „Flieg einfach." Und das tat Sirius. Hart stieß er sich vom Boden ab und schoss mit Remus hinter sich in den grauen Himmel. Wenn es Remus' Wunsch war, würde er alles tun, was nötig war. Ziellos glitten sie durch die Luft, umweht von kühlem Wind und dem Geruch des nassen Waldes unter ihnen. Sirius spürte unglaubliche Freude in sich aufwallen, wie ein wildes Pferd und er war der Reiter auf dessen Rücken. Trotz der kalten Luft und der Jacken, die sie trugen, konnte er Remus' warmen Körper an seinem Rücken spüren, so wie schon damals, als sie zum ersten Mal gemeinsam geflogen waren. Doch dieses Mal war es Remus, der nach Sirius' linker Hand griff und sie festhielt. Auch wenn es den Jungen nicht bewusst war, so sprachen ihre Hände doch wieder miteinander. Und was sie sagten, war einfach: Es ist gut, dass du bei mir bist. Und andere Worte brauchten sie nicht. ------------ ...to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)