Lunatismus von abgemeldet (Ruhmreiche Rumtreiber) ================================================================================ Kapitel 7: -Weihnachten 1970- ----------------------------- A.N.: Huhu! Da bin ich wieder! Erst einmal DANKE! für die lieben Kommentare und die Leute, die mich in ihre Fav-Liste aufgenommen haben. Peter_kun LittleMoony (*schoki mampf*) Lubaya (immer einen Kommentar voraus...) ReneighdKlein Shiva-chan Sternenfeder (Die Schnecken find ich klasse!) Wie immer bittet die Vereinigung der AnonymenKommentarAbhängigen (VAKA) um eine Spende in Form von Einträgen zu dieser Fanfic. Vielen Dank. Und nun... ENJOY! ------------------------ -Weihnachten 1970- Das Jahr verging schnell. Die Zeit bis zu den Weihnachtsferien verbrachten sie größtenteils mit zwei Dingen: Lernen und Streiche spielen, wobei ersteres eher Remus zusprach, als den anderen Jungen. Dennoch stellte sich heraus, dass Remus ein geschärftes Auge für die Details besaß, wenn es darum ging einen Streich zu planen. Er dachte daran, dass sie man am besten Stinkbomben in zugigen Korridoren zündete, wo sich der Rauch am weitesten verteilen konnte, erinnerte sie daran, welche Fluchtwege nach einer Untat am günstigsten waren und diente auch ab und an als hervorragendes Alibi. Sirius und James wurden wie Siamesische Zwillinge. Sie waren so gut wie nie ohne einander gesehen und hekten als Duo die gemeinsten und witzigsten Dummjungenstreiche aus. Peter war auf eine ganz andere Art und Weise fies und gerissen, aber er passte hervorragend in ihre Gruppe von Unruhestiftern und weil er ein toller Beobachter war, konnte er die anderen vorwarnen, wenn sie ihn zum Schmierestehen überredet hatten. Aber es gab auch andere Dinge, die sie übereinander lernten. Zum Beispiel die Tatsache, dass Remus ein echter Frühaufsteher war und immer dann, wenn es ihm nicht gut ging, ein Stück Schokolade als Stimmungsheber dabei hatte. Schokolade schien für ihn so etwas, wie die universelle Arznei zu sein: „Sie hilft gegen Stress, Kopfschmerzen, Angstzustände und generelle Traurigkeit und auch bei schlichter schlechter Laune ist Schokolade das beste Mittel." hatte Remus seinen Freunden eines Abends erklärt und dabei geklungen, wie eine sehr gesprächige Packungsbeilage. Sirius hingegen war da ein ganz anderer Typ. Er war ein Morgenmuffel, dessen Wecker ihn mit kleinen Hämmerchen aus dem Bett prügeln musste. Außerdem war Sirius vor seiner morgentlichen Dusche und einer ersten Tasse Kaffee nicht ansprechbar. Die eloquenteste Antwort, die man von ihm kurz nach dem Aufstehen erwarten konnte war ein einfaches Brummen, das von Ja bis Lass mich in Ruhe, du Guhlgesicht! so ziemlich alles bedeuten konnte. James war wie Sirius ein Langschläfer, war aber gleich nach dem Aufstehen so aufgedreht, dass er die anderen Jungen fast in den Wahnsinn trieb. Seine gute Laune am frühen Morgen brachte vor allem Sirius regelmäßig zur Weißglut, denn James ließ es sich nie nehmen, gleich nach dem Aufstehen auf Sirius' Bett rumzuhüpfen, um seinen besten Freund wachzubekommen. Gleich nachdem er es geschafft hatte, einen grummelnd fluchenden Sirius Black ins Reich der Erwachenden zu befördern, widmete sich James der allmorgendlichen Bändigung seiner Haare. Unnötig zu sagen, dass er aus diesem Kampf nie als Sieger hervorging. Peter hingegen war morgens verpeilt und träge. Hatte er es einmal geschafft aus dem Bett aufzustehen, stolperte er zumeist sofort über seine Schuluniform, die er am Abend immer einfach neben dem Bett liegen ließ. Nach ein paar Wochen, in denen sich Peter eine erstaunliche Anzahl an hübschen Beulen aller Farbrichtungen geholt hatte, erbarmte sich Remus jeden Morgen nach dem Aufstehen dazu, Peters Uniform vom Boden aufzulesen und gut sichtbar über das Fußbrett an dessen Vierpfoster zu legen, was dazu führte, dass Peter jeden Morgen etwa fünfzehn Minuten damit zubrachte, seine Kleider zu suchen. So war es auch am letzten Tag vor den Weihnachtsferien. Remus war bereits seit einer halben Stunde wach und saß in seinem weißen Schulhemd und der schwarzen Uniformhose auf seinem gemachten Bett und laß in Verwandlungen für Anfänger, als James wach wurde. Der Junge mit den wilden Haaren hatte eine unglaublich präzise innere Uhr und schaffte es auch ohne Wecker nie zu verschlafen. „Einen herzerfrischenden guten Morgen!" trällerte James gut gelaunt und gähnte. „Guten Morgen, James." erwiderte Remus mit einem Lächeln und senkte den Kopf wieder hin zu seiner Lektüre. James schmatzte genüsslich vor sich hin, setzte seine Brille auf und sah sich im Zimmer um. Remus' Wecker zeigte kurz vor Sieben an. In einer halben Stunde würde es Frühstück geben, also höchste Zeit sich für den letzten Schultag des Jahres fertig zu machen. Sein Blick wanderte weiter über den lesenden Remus (Masochist!, dachte James), und glitt schließlich über einen Hügel aus Bettdecke, unter dem er einen gewissen Blackspross vermutete. James grinste teuflisch. Mit einem Satz war er aus dem Bett gesprungen und zischte hinüber zum Bett seines besten Freundes, auf das er sich mit einem lauten Kampfschrei fallen ließ. „Sirius! Aufstehen! Es ist Sieben Uhr und alles ist gut!" rief James begeistert und hüpfte ein wenig auf dem Bett herum. Die Bettdecke wurde ruckartig zurückgeschlagen und ein wilder Haarschopf aus schwarzen Locken tauchte auf. „JAMES POTTER! DU-" „Ja, ich liebe dich auch, mein Bruder im Geiste!" rief James frohlockend und war mit einem Sprung schon fast im Bad. Kaum zwei Minuten später hörte man das Wasser der Dusche rauschen und James' Stimme, die durch die Badezimmertür Hexe aus dem Norden von Prospero (1) (James' Lieblingsband) an die Ohren der anderen Gryffindors trug. „Sie ist die Hexe aus dem Norden." „Guten Morgen, Sirius." sagte Remus mit dem gleichen sanften Lächeln, das er bereits James zugeworfen hatte. Sirius warf sich mit einem „Hngh" wieder zurück in die Kissen. „Sie ist verrückt und macht mich an." „Hast du gut geschlafen?" fragte Remus, ohne seinen Blick von dem Text auf seinem Schoß zu nehmen. „Hn." „Ich bin für sie verrückt geworden." „Heute ist der letzte Schultag. Du kannst dich mental ja schon einmal auf Ferien einstellen." „Gn." „Denn sie zog mich in ihren Bann." „Zwei Wochen lang ausschlafen." „Hm." „Und sie ist so süß wie Kürbiskuchen!" „Freust du dich nicht?" „Ich würd' sie gerne mal probier'n!" „JAMES!" brüllte Sirius und saß wieder aufrecht im Bett. „HALT'S MAUL!" „Was'n los?" grummelte Peter, der durch Sirius bellende Stimme nun ebenfalls wachgeworden war. „Das Übliche." kommentierte Remus und blätterte auf die nächste Seite. „James ist im morgendlichen Ich-habe-viel-zu-gute-Laune-und-falle-allen-auf-den-Wecker-Modus und Sirius spielt das genervte Dornröschen, das sich über die Musicaleinlage von Prinz Charming zu früher Stunde ärgert." Peter zog die Stirn in Falten. „Dorn-wer?" „Vergiss es." Ein lautes Klingeln ließ alle drei Jungen zusammenfahren. Sirius Wecker hüpfte vergnügt und schrill lärmend auf dessen Nachttisch herum. „ARGH!" rief Sirius, schlug mit der Faust nach dem Wecker und sprang zornesrot aus dem Bett und verschwand ins Bad, aus dem James gerade mit einem Handtuch um die schlanken Hüften gewickelt herauskam. „Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Sirius." ~*~ Eine halbe Stunde später saßen sie alle gut gelaunt beim Frühstück. Selbst Sirius war wieder guter Stimmung, denn seine Morgenmuffelei hielt nie lange. „Nur noch heute und dann heißt es Hallo, Heimat!" sagte Peter und griff nach einer Toastscheibe. „Fährst du auch nach Hause, Sirius?" Sirius schüttelte energisch den Kopf. „Bei Merlins Bart, ich würde nicht einmal nach Hause fahren wollen, wenn die Reichtümer der magischen Welt dort auf mich warten würden!" entgegnete Sirius. „Ist deine Mutter wiklich so schlimm?" hakte Peter nach. „Schlimmer, lieber Peter. Schlimmer." Sirius Gesicht war plötzlich sehr finster und um einer weiteren Welle schlechter Laune vorzubeuegen, ergriff James das Wort. „Also, ich fahre mit meinen Eltern über Weihnachten zu meinen Großeltern. Wird bestimmt ziemlich langweilig, aber meine Mum besteht darauf." Die Posteulen flogen in diesem Moment in die Große Halle ein und überbrachten Briefe, Päckchen und Tagespropheten den frühstückenden Schülern. James bekam wie immer die neueste Ausgabe von Quidditch Aktuell! in die er sich sofort vertiefte. „Die Falmouth Falcons sind disqualifiziert. Die haben doch tatsächlich versucht den Schädel des Hüters der Appleby Arrows einzuschlagen." Die Sperbereule der Lupins landete auf Remus' Schulter und ließ einen Brief auf dessen Schoß fallen, bevor sie sich wieder in die Lüfte erhob. „Deine Eltern? Was schreiben sie?" wollte Sirius wissen und lehnte sich zu Remus hinüber. Dieser überflog den Brief, der auf weißes Druckerpapier geschrieben worden war. „Ich habe meine Eltern gefragt, ob ich über Weihnachten in Hogwarts bleiben kann, um die Bibliothek zum Lernen zu benutzen. Sie haben nichts dagegen." antwortete er und faltete den Brief sorgfältig zusammen. „Du willst während der Ferien lernen?" fragte Sirius ungläubig. „Die Prüfungen sind nicht mehr in allzu weiter Ferne." merkte Remus an. Für ihn war seine Argumentation vollkommen logisch. Sirius brummte. „Wenn du auch über die Ferien hier bleibst, könntest du wenigstens mit mir etwas unternehmen, anstatt dich in einem Haufen Bücher zu verkriechen." „Anstatt neue Übeltaten auszuhecken, könntest du dich mit mir zusammen in einen Haufen Bücher verkriechen und lernen, was hälst du davon?" konterte Remus. Sirius lächelte verschmitzt und jeder der ihn kannte wusste, dass ihm gerade wieder ein Plan eingefallen war. „Mr.Lupin, ich werde Ihnen ein Weihnachten bescheren, dass Sie nicht vergessen werden ." Remus verdrehte die Augen. „Ich ahnte so etwas bereits." ~*~ Am Weihnachtsmorgen geschah etwas sehr Ungewöhnliches. Etwas, dass James Potter und Peter Pettigrew wahrscheinlich vollkommen aus der Bahn geworfen und komplett verstört hätte, wenn sie nicht durch Abwesenheit während der Winterferien geglänzt hätten. Etwas, das Remus Lupin sehr verwirrte. Etwas, mit dem niemand gerechnet hätte. Etwas, das so bizarr und undenkbar gewesen war, bis zu dem Moment, da es geschah. Etwas, das in die Geschichte der magischen Welt hätte eingehen müssen, da es die Wertevorstellungen einer ganzen Generation aus den Angel gehoben hätte. Sirius war vor Remus wach. „Remus! Aufstehen!" sagte der Schwarzhaarige und rüttelte an der Schulter seines schlafenden Freundes. „Sirius? Was ist los?" fragte Remus verwirrt über die Tatsache, dass der junge Black schon auf war. „Sind die Cannons schon Weltmeister?" Sirius verpasste seinem Freund einen spielerischen Schlag in den Nacken. „Nein. Warum kann ich nicht auch einmal früh wach sein, ohne dass alle sofort denken, die Hölle sei zugefroren?" Remus setzte sich aufrecht hin und streckte sich ausgiebig. „Weil dein Name Sirius Black ist und der Tag an dem du früh aufstehst in Geschichte der Zauberei vermerkt gehört." Der kleiner Junge lächelte und schlug seine Bettdecke beiseite. Sirius grinste. „Komm, lass uns runter gehen und nachschauen, was für Geschenke wir bekommen haben!" Die beiden Jungen tappsten in ihren Schlafanzügen die Stufen zum Gemeinschaftsraum hinunter, wo bereits einige Pakete unter einem geschmückten Weihnachtsbaum neben dem Kamin lagen. Während Sirius sich sofort auf ein reich verziertes, rotgoldenes Paket stürzte und begeistert an der Schleife zog, wusste Remus sofort, dass das schlichte, braun eingewickelte Päckchen unter den grünen Zweigen von seinen Eltern war. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil es ihm peinlich war vor Sirius das Geschenk seiner Eltern aufzumachen. Nicht, weil seine Eltern es ihm geschickt hatten, sondern weil er wusste, dass es nicht mit dem zu vergleichen sein würde, was Sirius in jenem Moment auspackte. Remus' Eltern arbeiteten beide hart (seine Mutter in einem Muggelbüro, sein Vater als Bibliothekar in der Magischen Bibliothek von Hastings), aber sie hatten es nie zu viel Geld gebracht. Es störte Remus nicht im geringsten, dass Geschenke im Hause Lupin nie sonderlich groß ausfielen, aber dennoch war es ihm unangenehm wenn alle wussten, wie wenig Geld seine Familie zur Verfügung hatte. Ganz besonders, wenn es sich um seine Freunde drehte. „Sieh dir das an!" rief Sirius aufgeregt und hob ein brandneues Zaubererschachbrett mit einem Beutel voller Figuren aus dem Paket. „Ist das von deinen Eltern?" fragte Remus und setzte sich neben seinen Freund unter den Tannenbaum. Die Zweige kitzelten ihn im Nacken. Sirius sah Remus mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Von meinen Eltern? Wohl kaum." sagte er und fischte ein paar gold verzierte Figuren aus seinem Beutel. „Das ist von meinem Onkel Alphard. Einer der wenigen Blacks, die noch bei Verstand sind." Der Lockenkopf deutete mit einem Lächeln auf das kleine Paket unter dem Baum. „Ich glaube, das ist für dich." sagte er. Remus griff zögerlich nach dem Päckchen und öffnete es. Darin war ein Brief von seiner Mutter, ein warmes Paar Handschuhe und selbst gebackene Kekse. „Deine Mutter? Was schreibt sie?" fragte Sirius interessiert, als Remus den Zettel auseinanderfaltete. „Lieber Remus, ich hoffe, dass es dir gut geht und du während den Ferien viel Spaß in Hogwarts hast. Lass dir die schöne Weihnachtsstimmung durch nichts kaputtmachen. Dein Vater und ich haben dich sehr lieb. Kuss Mama." Sirius seufzte. „Das ist schön." sagte er und lächelte Remus breit entgegen. In diesem Moment vernahmen die beiden Jungen ein lautes Ticken, dass von den Fenstern herrührte und als sie sich umblickten, sahen sie draußen einen mächtigen, schwarzen Waldkauz vor dem Fenster auf- und abfliegen. „Nyx!"(2) rief Sirius. „Das ist Nyx, die Eule meiner Mutter!" Mit einem skeptischen Gesichtsausdruck öffnete Sirius das Fenster. Ein kalter Windstoß zog vom Fenster zu Remus herüber, als der mächtige Vogel in den Raum glitt und sich auf der Rückenlehne eines Sessels niederließ. Sirius ging vorsichtig auf den Kauz zu und entriss ihm mit einer flinken Handbewegung den Umschlag, den er im Schnabel trug. Kurz versuchte die grimmig dreinblickende Eule nach der Hand des Jungen zu picken. Als diese jedoch außer Reichweite war, warf das Tier dem Sohn ihrer Besitzerin noch einen erstaunlich missbilligenden Blick zu und entschwand durch das noch immer geöffnete Fenster, welches Sirius sofort wieder fest verschloss. Dann blickte er auf den Umschlag in seiner Hand. Er war schwarz wie die Nacht und mit einem silbernen Siegel versehen: Ein dunkles Wappen, flankiert von zwei Jagdhunden und ein Banner mit den Worten Toujours pur. Kleine Rauchwolken drangen aus seinem Inneren. Es war ein Heuler. Hastig riss Sirius den Brief auf und augenblicklich ertönte die dröhnende Stimme seiner Mutter: „SIRIUS ORION ARCTURUS BLACK! WIE KANNST DU DEINE FAMILIE NUR SO IN DEN DRECK ZIEHEN? DIE EHRE UND DER GANZE STOLZ DER FAMILIE HÄNGT AN DIR UND WAS MACHST DU? DU WIRST EIN GRYFFINDOR! EINE SCHANDE FÜR DIE GANZE FAMILIE BIST DU! ERWARTE BLOß NICHT; DASS DU DAFÜR AUCH NOCH BESCHENKT WIRST! UND DANN ÜBERREDEST DU AUCH NOCH ALPHARD DIR DEN AUFENTHALT IN HOGWARTS ÜBER WEIHNACHTEN ZU ERLAUBEN! WAS FÜR EINE BLAMAGE DER GANZEN EHRWÜRDIGEN FAMILIE ERKLÄREN ZU MÜSSEN; DASS MEIN SOHN NICHT IN DEN FERIEN NACH HAUSE KOMMEN WILL; WEIL ER LIEBER MIT SEINEN GRYFFINDORFREUNDEN DIE KÖPFE ZUSAMMENSTECKT! FÜRCHTE DICH VOR DEM TAG AN DEM DU WIEDER NACH HAUSE KOMMST; BURSCHE!" Remus, der während der ganzen Ansprache von Mrs.Black mit großen Augen und Angst in den Gliedern neben dem Weihnachtsbaum gesessen hatte, schaute nun zu Sirius hinüber, als der Heuler in einer kleinen Stichflamme zu Rauch und Asche wurde. Der Lockenkopf zitterte und blickte erstarrt auf die Stelle, an der noch eben die Stimme seiner Mutter erklungen war. „Sirius?" fragte Remus vorsichtig. Als der andere Junge sich nicht rührte und Remus auch nicht ansah, versuchte dieser es noch einmal. „Sirius?" Schnellen Schrittes und ohne Remus anzusehen, verschwand Sirius hinauf in den Schlafsaal. Remus folgte seinem Freund, fand aber nur einen leeren Schlafsaal und eine verschlossene Badezimmertür vor. Kurz überlegte Remus, ob er die Tür mit dem Alohomora-Zauber öffnen sollte, entschied sich aber dagegen. Wenn Sirius herauskommen wollte, dann würde sich die Tür schon öffnen. Remus setzte sich auf sein Bett, den Blick der verschlossenen Tür zugewandt, und wartete. ~*~ „Remus?" Der angesprochene öffnete die Augen und war überrascht darüber, dass er nichts sah. Einen Augenblick lang mussten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnen, bevor er die Umrisse von Sirius gegen das sternenbeschienene Zimmer erkennen konnte. Die grauen Augen des anderen Jungen waren stechend und glänzend. „Remus, bist du wach?" Langsam richtete Remus sich auf und rieb sich die Augen. „Entschuldige. Ich muss irgendwann einfach weggenickt sein." Er war noch immer auf seinem Bett und erinnerte sich daran, dass er fast zwei Stunden auf die Tür des Badezimmers gestarrt hatte in der Hoffnung, Sirius würde wieder auftauchen. Er hatte sich große Sorgen gemacht. Jetzt grinste ihm Remus fröhlich entgegen. „Komm, Remus." sagte er und zog am Handgelenk des anderen Jungen. „Wohin gehen wir? Es ist mitten in der Nacht." wunderte sich Remus, ließ sich aber dennoch von Sirius führen. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir ein Weihnachten bescheren würde, dass du nicht vergessen wirst." erklärte Sirius und Remus wusste trotz der Dunkelheit, dass das Grinsen Sirius' Gesicht nicht verlassen hatte. „Also gehen wir jetzt in die Küchen." Remus blieb abrupt stehen und zog den Schwarzhaarigen einen Schritt zurück. „Aber Sirius, das geht nicht! Wir dürfen das nicht. Schülern ist der Zugang zu den Küchen streng untersagt und außerdem dürfen wir nachts sowieso nicht aus dem Turm." „Richtig. Es ist verboten. Und das ist genau der Grund, warum wir es tun werden." sprach Sirius und griff erneut nach Remus' Hand. „Das ist nicht wie einer deiner Streiche, Sirius! Wenn wir erwischt werden, dann gibt das riesigen Ärger." „Vollkommen korrekt, Mr.Lupin. Den Nervenkitzel sollten wir uns nicht entgehen lassen." Remus wusste nicht woran es lag, dass er sich von Sirius mitschleifen ließ. Alles was er wusste war, dass er plötzlich barfuß und nur mit seinem Schlafanzug bekleidet auf Zehenspitzen durch die dunklen Korridore schlich. Sirius schien genau zu wissen, wohin sie gehen mussten, denn er hielt Remus' Hand fest umschlossen und führte ihn sicher durch die Dunkelheit. „Wo müssen wir hin?" fragte Remus im Flüsterton, als sie das Erdgeschoss erreicht hatten. „Noch weiter runter." antwortete Sirius. „Die Küche ist unterirdischen Teil des Schlosses. Wir müssen-" Schlagartig blieb Sirius stehen und zog Remus mit sich. Beide pressten sich flach gegen eine Wand und Remus beobachtete Sirius dabei, wie dieser vorsichtig um die Ecke lugte. Vor dem Tor zur Großen Halle stand Argus Filch, der versuchte seine erloschene Laterne erneut zu entzünden. „Nun geh schon an, du verfluchtes Ding." grummelte er und hantierte ungeschickt mit einem Streichholzbriefchen. Vorsichtig glitt Sirius an der Wand entlang vorwärts, Remus an seiner Hand dicht hinter ihm. Langsam und leise wie auf Samtpfoten schlichen sie durch die Dunkelheit hinter Filch her, hinüber zu der Marmortreppe, die hinab in die Untergeschosse führte. Remus Herz klopfte wild gegen seinen Brustkorb. Wenn Filch sie erwischen würde... Sie hatten gerade den oberen Absatz der Treppe erreicht, als der Hausmeister seine Laterne endlich entzündet hatte und damit um sich herum leuchtete. Geistesgegenwärtig duckten sich die beiden Jungen hinter eine Säule und lauschten. Sie hörten, wie der Hausmeister langsam näher kam und konnten das Licht sehen, dass seine Laterne auf den blanken Boden warf. Dann entschwand das Licht nach rechts und kurze Zeit später sahen sie, wie Filch die Treppe hinauf in den ersten Stock nahm. „Oh, Merlin. Das war knapp." hauchte Remus erleichtert, als Filch bereits einige Minuten außer Sichtweite war und die beiden Jungen wieder in nächtlicher Finsternis zurückgelassen hatte. „James wird so neidisch sein, wenn wir ihm das erzählen." meinte Sirius aufgeregt. „Komm weiter." Sie tapsten die Treppe hinunter und befanden sich schließlich in einem Gang ohne Fenster oder Fackeln. „Lumos Lunae!" sprach Sirius in die Dunkelheit hinein und pures Mondlicht erleuchtete die kahlen Steinwände. Remus zuckte zusammen und drückte erschrocken Sirius' Hand. „Ist alles in Ordnung?" fragte Sirius besorgt und drehte sich zu Remus um. Im Licht konnte er erkennen, dass Remus die Spitze seines Zauberstabes erschrocken beäugte. „Ja, ja. Alles bestens. Ich hatte nur nicht mit dem plötzlichen Licht gerechnet. Hab' mich nur erschrocken." erklärte Remus und lächelte seinem Freund entgegen. Sirius lächelte zurück. „Gut." sagte er. „Wir sind fast da." Sie bogen um eine weitere Ecke des Gangs und machten schließlich vor einem großen Gemälde halt, auf dem eine Obstschale abgebildet war. „Und was nun?" wollte Remus wissen. Ohne zu antworten streckte Sirius seine Hand aus und begann mit seinem Zeigefinger über die Birne in der Mitte des Bildes zu fahren. „Was machst du da?" fragte Remus verwirrt und hörte im selben Augenblick ein leises Kichern. Die Birne wackelte aufgeregt und das Kichern wurde lauter, bevor sie sich in eine goldene Türklinke verwandelte. „Et voilà." sprach Sirius. „Nach dir." „Woher wusstest du, wie das geht?" hakte Remus nach, als er nach der Türklinke griff. „Ein magischer Führer durch die großartigen Großküchen Britanniens." „Das hast du gelesen?" „Recherche, mein lieber Mr.Lupin. Alles im Sinne des Tunichtguttums." erklärte Sirius grinsend. Remus zog die linke Augenbraue hoch. „Schon klar, Sirius." meinte er. „Tunichtguttums? Das ist überhaupt gar kein richtiges Wort." „Willst du ewig hier rumstehen? Nun mach schon die Tür auf." Remus drückte die Klinke herunter und das Bild schwang zur Seite. Die Küche war in der Tat der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei angemessen. In dem blitzsauberen Raum waren die Nutzeinrichtungen entlang der Wände aufgestellt. Große Schneidebretter, Kochtöpfe und Pfannen, Holzlöffel und Tortenringe drängten sich hier zusammen. Große Gläser waren mit Unmengen an exotischen und heimischen Gewürzen gefüllt, Regale mit Körben verschiedener Größen beinhalteten Gemüse und Obst und über ihren Köpfen hingen riesige Räucherschinken von der Decke. In der Mitte des Raumes waren lange Tische so angeordnet, wie die Tische in der Großen Halle. „Unglaublich." meinte Remus beeindruckt, als sie gemeinsam durch den langen Raum schritten. Remus konnte sich in den Pfannen spiegeln und genoss den Geruch von frischem Obst und den Gewürzen, der hier in der Luft hing. Erschrocken wirbelten die beiden Jungen herum, als sie ein leises Hüsteln vernahmen. Eine kleine Gestalt, kaum einen Meter groß, stand vor ihnen. Ein beigefarbenes Tuch war um seine Hüften geschlungen und seine großen, wässrigen Augen starrten zu ihnen empor. Das Wesen hüstelte noch einmal unsicher, bevor es mit leiser, zittriger sprach. „Fawzi möchte nicht aufdringlich sein und keineswegs möchte Fawzi seine Nase in anderer Leute Dinge stecken, aber darf Fawzi dennoch fragen, was die Herren so spät in die Küche getrieben hat?" Sirius räusperte sich. „Ich nehme an, du bist ein Hogwartsküchenelf?" sprach er. „Sehr richtig erkannt, mein schlauer Herr." entgegnete Fawzi. Remus kicherte und Sirius warf ihm einen bösen Blick zu. „Der schlaue Herr heißt Sirius Black und sein Freund hier ist Remus Lupin. Wir sind gekommen, weil wir uns gefragt haben, ob vielleicht noch etwas Essbares für uns übrig ist. Wir haben das Abendessen verpasst." Fawzis Augen leuchteten hell auf. „Aber natürlich, Herr Sirius! Essen verpasst! Nein, nein, nein! Das geht wirklich nicht! Fawzi wird sich umgehend darum kümmern! Die Herren ohne Essen! Nein, nein, nein..." Kaum zehn Minuten später saßen Sirius und Remus auf einem der langen Tische und futterten sich durch alles, das Fawzi aufbieten konnte. „Fawzi, dieser Pudding ist gigantisch!" sagte Sirius und beobachtete, wie das Gesicht des Hauselfen rosa wurde. „Oh, danke, Herr Sirius. Fawzi hat sich Mühe gegeben." „Fawzi?" sprach Remus. „Kommen oft Schüler hier herunter? Ich meine, zu so später Stunde." Der kleine Elf überlegte. „Hm. Manchmal kommen ältere Schüler, junge Herren und Damen hinunter, aber nicht oft, nein. Aber noch nie war jemand hier, der so jung war wie Herr Sirius und Herr Remus." „Du wirst uns doch nicht verraten, oder Fawzi?" sprach Sirius und irgendwie wurde Remus das Gefühl nicht los, dass sich in der Stimme des Schwarzhaarigen ein Befehl versteckte. „Oh, nein! Fawzi empfindet es als seine elferische Pflicht, den Schülern von Hogwarts zu jeder Stunde ihre Wünsche zu erfüllen, sofern es Fawzi möglich ist." Sirius lächelte. „Dann soll Fawzi wissen, dass die Herren Sirius und Remus sehr dankbar für Fawzis Dienste sind und Fawzi seine Pflicht herausragend erfüllt hat." Die Augen des Elfen glänzten vor Freude und einen Moment lang dachte Remus, dass sie ihm aus dem kleinen Kopf quellen mussten. „Danke, Herr Sirius! Danke! Sie sind immer herzlich willkommen, wenn Fawzi Nachtwache hat! Vielen Dank!" Eine halbe Stunde später lagen Sirius und Remus auf dem Tisch, die Köpfe beeinander und umringt von Schokoladenpapier, während Fawzi dabei war Teller und Besteck wegzuräumen. „Sirius?" „Ja." „Danke, dass du mich überredet hast mitzukommen." Sirius drehte seinen Kopf zu Remus und lachte breit. „Es wäre langweilig gewesen ohne dich." Dann schwiegen sie wieder. Remus kam das Klirren der Teller und Töpfe, die Fawzi abwusch sehr laut vor. Sirius war die Stille ebenso unangenehm. Er wusste, dass er sein Verhalten vom Vormittag erklären musste. Die Frage war nur, wie? „Das Geschenk deiner Mutter finde ich sehr schön." sagte er schließlich, ohne Remus dabei anzuschauen. „Ich bekomme zu Weihnachten immer etwas Selbstgemachtes. Letztes Jahr war es ein Kalender in dem Fotos eingeklebt und die Geburtstage vieler berühmter Zauberer und die Mondpha-... phasen eingetragen waren." Zu Remus' großem Glück hatte Sirius sein Zögern nicht bemerkt. „Ich finde das toll. Deine Mutter muss dich sehr lieb haben." sprach Sirius und Remus bemerkte sofort, dass sein Lächeln nicht echt war. „Deine Mutter ist bestimmt nicht so böse, wie sie sich angehört hat." meinte Remus hoffnungsvoll, doch Sirius lachte nur zynisch. „Meine Mutter hasst mich. Ich tue nicht das, was sie für Richtig hält. Ich will kein Black sein." sagte Sirius ernst und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er seufzte. „Aber du brauchst eine Familie." sagte Remus. Jetzt drehte sich Sirius zu dem anderen Jungen und sah ihn mit einem wissenden Lächeln an. „Schon gefunden." --------------------------------- (1) Prospero - Zauberer in Shakespeares Drama "Der Sturm" (2) Nyx - griech. Mythologie: die personifizierte Nacht; Astronomie: ein Asteroid ... to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)