Al Anochecer von Ra-chan (Das RPG) ================================================================================ Kapitel 6: Licht und Dunkelheit ------------------------------- "Es reicht." Keine Sekunde nachdem die eisige Stimme im Raum verklungen war, hatte sämtliches Scharren und das Geklapper des Geschirrs innegehalten. Selbst die Bediensteten wagten einen vorsichtigen Blick zu Elvien, der die schlohenweiße Wut im Innern auf die Züge getreten war. Irgendwo schluckte einer der Generäle den trockenen Bissen Brot hinunter, begleitet von dem weiterhin konstanten Geräusch eines schabenden Löffels. Alle hatten sie aufgehört zu atmen, alle bis auf einen und dieser schien auch jetzt nicht die Muße dafür zu haben seiner Mutter ein halbes Ohr zu leihen. Unruhig wechselten die Blicke zwischen den hochrangigen Mitgliedern der Dunklen, während Elvien ihren Sohn derart bestimmt maß als ob ihre Magie ihn in Kürze in Flammen tauchen würde. Minuten schienen zu vergehen, die in Wirklichkeit nur Sekunden waren und je länger sich die Stille im Raum ausdehnte, desto penetranter die erschaffene Geräuschkulisse. Letztlich legte der Dunkle das Besteck unberührt zur Seite. "Ich empfehle mich." Eine knappe Verbeugung in Richtung der Generäle, ein stummer Blick an die einzige Frau am Tisch und er wandte sich so ruhig ab, als ob das einsetzende Toben nicht für ihn bestimmt wäre. Erst als die Tür ins Schloss gefallen war, gestattete er sich ein unhörbares Seufzen. Langsam zerrte sie an seinen Nerven. Erwartete sie ernsthaft von ihm, dass er ihr verriet was in seinem Kopf vorging? Nur weil sie seine Mutter war, gab ihr das noch lange kein Recht ... "Du solltest sie nicht weiter reizen, Lyrin." Mit einem dicken staubigen Buch im Schoss saß Suzuna irgendwo ganz hinten in der größten und ältesten Bibliothek des Schlosses. Nervös las sie eine Zeile nach der anderen. Schon seit Stunden befand sie sich dort. Sie gewöhnte sich schon an den Geruch von Staub und an das wenige Licht. Sie blätterte. Und sie blätterte erneut. Die Zeit verging schnell, die Geschichte die die Königin las raubte ihr aber alle Gedanken, ihr war die Zeit egal. Als sie dann das Buch schloß, hob si den Kopf und atmete einmal gequält durch. Anscheinend war sie enttäuscht. Enttäuscht und... nervös. Ihr stürmten tausend Gedanken durch den Kopf. "Es fehlen Seiten. Das ist nicht die ganze Geschichte." stellte sie fest und biß sich auf die Unterlippe. Danach schob sie das schwere Buch beiseite und erhob sich von dem uralten Sessel auf dem sie eben noch saß. Nachdenklich klopfte sie den Staub von der Spitzen ihres Kleides und ging dann langsam zur großen Holztür. Als sie die Bibliothek verließ entschloss sie sich das Ende der Geschichte zu erfahren, koste es was es wolle. Und sie wusste genau wo sie die letzten Seiten fand. Sie atmete durch, schloß die Augen. Ihr schlanker zerbrechlicher Körper wurde zu Licht und verschwand. Einen Herzschlag später konnte Lyrin spüren, wie jemand neben ihm stand, gegen die Tür gelehnt- genauso wie er- (sagen wir mal) und seine Hand nimmt. In der Minute wo mal ihre Stimme flüstern hören konnte, wurden ihre Finger mit einander verschlungen. "Ich habe eine letzte Bitte an dich, Dunkelelf Lyrin." hauchte die Königin leise, so leise, dass ihre Wörter nur Lyrin hören konnte. Ihre Anwesenheit konnte sie Dank ihrer neuen Kräfte verstecken, niemand wusste also außer dem Mann, dessen Hand sie hielt, dass sie da war. "Bitte... bring mich zu der ältesten Bibliothek eures Reiches. Ich suche den Schlüssel zum Glück, den Schlüssel zu einer neuen Zukunft." flüsterte sie dann noch bevor sie den Kopf zu ihm drehte und seine Hand losließ. Er hatte seine Kindsfrau so entschieden abgeschüttelt, wie er es bestenfalls zu Jugendtagen hinbekommen hatte. Mit dem einzigen Unterschied, dass er sich dort lieber versteckt oder simpel davongelaufen war. Sie war jünger gewesen, wendiger und hatte ihn oftmals wieder aufgespürt noch bevor er wirklich Dummes begehen konnte, aber mittlerweile war es anders. Sie war alt geworden und wusste, dass es zu spät war Lyrin noch zu belehren. Gerade deshalb sah sie ihm seufzend nach, ehe die harsche Stimme Elviens sie zu sich rief und ihr eine Aufgabe zutrug, die sie kaum boshafter befehlen konnte. Lyrin selbst blieb bis dato verschont von den Anwandlungen der Dunklen, betrat sein Zimmer wie zu allen anderen Jahreszeiten und spürte noch im selben Moment als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel die Aura einer zweiten Person. "Du bist verrückt.", entgegnete er kaum das sie ihre Bitte vorgetragen hatte und in seinem Blick mischte sich Verwunderung als auch Zorn. Zorn darüber, dass sie es wagte seine Gemächer zu betreten ohne auf den Leichtsinn ihres Tuns zu achten. "Und was für ein Schlüssel?" Lächelnd ließ sie von der Tür ab und drehte sich zu Lyrin, dessen zorniges Gesichtsausdruck ihr gar keine Angst machte. "Ein Schlüssel, zum Glück. Ich weiß endlich wie wir das weitere Töten verhindern könnten." sagte sie dann etwas ernster und holte ein Blatt, eine Seite aus dem Buch was sie laß, und überreichte es dem Dunkelelfen. "Am Anfang der Zeit gab es Frieden. Die Dunkelelfen und Elfen wollten einander nicht schaden. Doch etwas passierte. Etwas was zwischen den Reichen Hass gesäht hat. Wenn wir es herausfinden warum der erste Krieg ausgebrochen ist, dann können wir alles klären und es wird kein Krieg mehr geben. Verstehst du?" erklärte die Elfe und ihr Herz raste vor Freunde, ihr war klar, ihr Ziel war schon in greifbarer Nähe. Sie trat zu Lyrin und legte freudig ihre Hände auf seine Wangen, wie vor dem Kuss. Ihre Augen glänzten hoffnungsvoll. "Ich weiß, ich kann es verhindern, dass Weitere sterben müssen. Nie wieder werden unsere Völker gegen einander kämpfen. Wir müssen nurnoch die Antwort auf die Frage finden warum sie überhaupt angefangen haben gegen einander zu kämpfen. Das ist alles." Er konnte die unbändige Freude in ihrem Herzen spüren, die nicht mehr mit dem Bild zu vergleichen war, das sie noch vor wenigen Wochen gezeigt hatte. Und dennoch betrachtete er das Blatt vor sich, als ob das Gift sehbar an ihm herunterträufeln würde. Die geschwungene Schrift, die Zeichen und blumigen Ornamente einer Seite, die älter waren als er selbst. Und dennoch das Gefühl, sich an ihnen verbrennen zu müssen. "Schön und gut.", entgegnete Lyrin dann kühl bevor er ihr das Blatt zurückreichte und sich ihren Händen entzog, um zu seinem Schreibtisch zu gehen. "Dein Plan hinkt nur an einer einzigen Stelle." Geschäftig drehte er einige der Dokumente um, sortierte sie wahllos von einem Platz zum Anderen ehe ihn die Stille in seinem Rücken daran erinnerte, dass sie als Elfe nicht Bescheid wusste. Nicht wissen konnte. Schweigend sah er zurück zu Suzuna, bevor sich ein Seufzen über seine Lippen schob. "Ich weiß wo das ist was du suchst, allerdings wirst du an den Gemächern meiner Mutter vorbei müssen, um sie zu lesen.", erklärte er ruhig, doch noch bevor sie ein Wort anbringen konnte, hob er warnend die Hand. "Es ist nicht so leicht wie es sich anhört. Nicht die Wachen sind das Problem, sondern die Magie. Niemand kann sie brechen, weder du noch ich. Sie ist zu alt und mit Fäden gewoben, die heute kein Dunkler mehr spinnen kann. Es können nur jene passieren, die den üblichen Weg hineingehen und der führt an einer einfachen Tür samt Schlüssel vorbei. Kein Zauber wird dich so leicht dorthin bringen wie du es hierher geschafft hast. Du wärst tot noch bevor du wüsstest warum." Fragend maß er die Königin, innerlich wohl darauf lauernd dass sie nun ihren Plan begraben würde. Niemand, der bei Verstand war, versuchte durch die Gemächer seiner Mutter zu gehen, solange sie im Schloss weilte. Es war schlimmer als Selbstmord. Als er sich ihren Händen entzog, ließ sie diese sinken und musterte ihn fragend mit ihren Augen. Wie er zu seinem Schreibtisch trat und wie er einige Dokumente wendete, hörte ihm zu und wollte was sagen... jedoch hob er die Hand und sie schloss ihre Lippen. Obwohl sie jetzt Königin war, sie war sich darin im Klaren, dass sie alleine mit so einer Art von Magie nicht fertig wird. Für einige Minuten starrte sie dann enttäuscht auf den Boden. Sie war kurz davor aufzugeben. Doch da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, es gab eine Lösung. Es gab einen Weg, aber nur einen einzigen. Sie schaute zu dem Dunkelelfen und fragte nur leise: "Vertraust du mir?" fragte sie leise und ihre goldene Augen bohrten sich in die Seine. Er sah sie an, auf eine Weise die in ihm irgendein Wildtier vermuten ließ, das kurz davor war den tödlichen Pfeil durch einen geübten Jäger zu empfangen. Umgeben von Hunden, die bereit waren darauf anzuspringen sollte er es wagen zu flüchten. Wusste sie um die Bedeutung dessen, was sie wissen wollte? Wusste Suzuna genug von seinem Volk, um zu erahnen was eine Antwort preisgab? Vertrauen, das war nicht nur irgendein Wort. Es war jenes, das so selten ausgesprochen wurde, das allein die Frage danach einem Sakrileg gleich kam. Vertrauen war Loyalität, unbedingte Bereitschaft für jemanden durchs Feuer zu gehen und etliches mehr, was er nicht einmal beim Namen nennen konnte. Mehr als das Wort, mehr als Elfen darin sehen mochten. Er überging ihre Frage, kniff stattdessen die Brauen zusammen. "Was hast du vor?" "Lyrin, Sohn von Elvien! Vertraust du mir?" stellte sie erneut die Frage, diesmal aber lauter. Sie drehte sich nun ganz zu ihm um und ging auf ihn zu. "Wenn deine Antwort NEIN lautet, dann nimmst du mir damit die letzte Hoffnung, aber ich akzeptiere es... und du siehst mich nie wieder. Aber....." sie brach ab und schloss kurz die Augen, holte Luft und wurde sogar leicht rot, bevor sie weiter redete. "Doch, wenn deine Antwort eine JA ist, dann ist noch nichts verloren und wir können gemeinsam unsere Völker retten, das Töten verhindern und ... dann können wir den Frieden wieder herstellen." hauchte sie leise und wartete nun gespannt auf seine Antwort. Er hasste es so angesprochen zu werden. Nicht weil es nicht der Wahrheit entsprach - sie war definitiv seine Mutter - aber es klang ernster als dem Umstand zugeschrieben werden durfte. Warum sollte es überhaupt so dramatisch sein eine Bibliothek aufsuchen zu dürfen? Noch vor wenigen Jahrhunderte hatte er Tage und Nächte damit zugebracht dort zu lesen und von allen Sagen, Legenden und wirklichen Dingen gab es nichts, was den heutigen Krieg beenden konnte. Nichts, was ein solches Zugeständnis rechtfertigen konnte und so nickte der Dunkelelf anstelle der Worte. Suzuna würde es ohnehin so interpretieren wie sie es für richtig befand, aber sie erwartete zuviel von einem seines Volkes wenn sie auf den verbalen Teil bestand. Ein Dunkelelf vertraute niemandem außer sich selbst und selbst das nur in zweiter Linie. Suzuna seufzte. Er schwieg und das war eine Antwort. Leicht irritierend hüstelte sie bevor sie wieder zu ihm trat. "Die.... Geschichte über den Anfang des Krieges... erzählt über zwei junge Leute. Über einen Mann und eine Frau." fing sie an. Sie schaute Lyrin dabei ganz ernst an. "Lese den ersten Teil der Geschichte durch! Ich weiß, es wurde auf eine alte Sprache geschrieben, aber man kann es verstehen was da steht!" sagte sie und ihre Stimme erzitterte. Sie riß dann ihre Kette, die sie von ihm bekam vom Hals und schloß diese in ihre Hand. "Der Grund warum der Krieg ausgebrochen war.... hatte etwas mit einer Wlfe und einem Dunkelelfen zu tun. Verstehst du es immernoch nicht? Vielleicht sind wir die einzigen, die den Frieden wieder herstellen können!" Er verstand. Er verstand nur zu gut und wenn er es gekonnt hätte, am Liebsten hätte er ihr den Anhänger entrissen um sie von dieser abstrusen Idee abzubringen. Was sollte es bringen diese Ursache zu kennen? Was verfolgte sie damit? Diese Angelegenheit war doch pure Narretei! Stattdessen schüttelte er jedoch bloß den Kopf, unfähig ihr mehr Widerwillen als bisher entgegen zu bringen. "Ich habe sie schon längst gelesen.", murmelte der Dunkle dann unberührt, schien einen Moment zu schwanken aber sah Suzuna dann doch wieder offen in das feine Gesicht. "Wenn es das ist was du wissen willst, hast du den Weg umsonst gemacht. Aber gut, ich will dich nicht aufhalten. Vielleicht lesen deine Augen anderes als es meine taten." Stumm wartete er auf die Idee, die sie noch immer vor sich hertrug. Warum sonst sollte sie nach Vertrauen fragen wenn sie nicht wusste wie man die uralte Bannmagie umging? "Was?!" konnte man sie fragen hören. Überrascht weitete sie die Augen."Du hast die gelesen? Auch das Ende? Kennst du das Ende? Weißt du warum der Krieg ausgebrochen ist?" fragte sie dann aufgeregt und legte die Hände auf seinen Brustkorb. In der einen Hand hielt sie immernoch die Kette. "Bitte, sag mir der Grund, dann muss ich nicht dort hin. Ich würde nur ungerne versuchen so eine Magie einzusetzen, die mich beschützen könnte, wenn ich in die Bibliothek gelangen will. Ich weiß, dass es gefährlich ist, aber wenn du es mir erzählst, dann glaube ich dir." sagte sie und schaute ihm hoffnungsvoll in die Augen. Hatte sie ihm vorhin nicht zugehört? Niemand, absolut niemand konnte mit irgendeiner Form der Magie in die Bibliothek, es war der Weg der Sterblichen der einen vom Tode abhielt. Schlüssel und Schloss, was war daran so falsch zu verstehen?! Einen Moment lang rang er mit sich, dann gab seine innere Stimme des Protestes auf und er blickte die Elfe lange Zeit wortlos an. "Was hast du bisher gelesen, Suzuna?" Seine Stimme klang müde, erschöpft. Aber es war sinnlos ihr etwas zu erzählen, wenn er nicht wusste wie die Geschichte bei den Elfen klang. "Nun, ja..." fing sie an. Sie setzte sich dann auf sein Bett und versuchte sich daran zu erinnern wie die Geschichte nochmal anfing. "Am Anfang der Zeit gehörte Licht und Dunkelheit zusammen wie Leben und Tod. Sie waren zwar das genaue Gegenteil von einander, aber keines der beiden konnte ohne einander existieren. Zwei uralte Völker, der Volk des Lichts und der der Dunkelheit lebten in Frieden auf dieser Welt, die voller Schatten und Glanz war. Eines Abends, als der Mond blutrot wurde trafen sich die Herrschen der beiden Reiche, der König der Dunkelelfen und der König der Elfen. Asaphur, Fruezes sein Bruder und Eredim, Isolus sein Bruder. Die Könige einigten sich, sie beschlossen die Freunschaft durch einen Eid, durch einen Schwur zu stärken und zu verewig, denn ewig soll das Licht und die Dunkelheit Hand in Hand durchs Leben gehen. Die Kinder von Asaphur, des Stolzen und Eredim, des Weisen - Kalib und Amadith bedeuteten zusamen die Zukunft für beide Reiche. Doch der Frieden blieb nicht erhalten, Licht und Dunkelheit konnten zusammen keine Frucht erzeugen, der Krieg stand vor der Tür." erzählte die Elfe und seufzte dann. "Das war alles, soweit ich mich erinnern kann. Sie wollten, wie ich es verstanden habe, einen Pakt schließen. Oder sowas... ich verstehe nur nicht warum es nicht geklappt ist. Bitte, verrate mir das Ende! Was ist passiert damals? Warum ist Krieg ausgebrochen?" stellte Suzuna ihm die Frage und schaute ihn mit großen Augen an. Lyrin lehnte sich wortlos mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen, während er Suzuna dabei beobachtete wie sie ihm gestenreich die Geschichte vortrug, die sie bis dahin gelesen hatte. Bereits im Mittelteil schwahnte ihm jedoch, dass die Elfen offenbar einige Details außen vor ließen oder aber sie schlichtwegs darauf bestanden ihre Geschichten in verschiedene Bücher zu teilen. Überall ein Korn Wahrheit, aber nie ein Brot. So zumindest hielten es die Dunklen, um altes Wissen nie völlig zu verlieren. "Soweit ich mich an die alten Legenden erinnere, war die Freundschaft damals ein weitaus höheres Gut als es das heute noch bei uns ist. Als Unterpfand für den Pakt schlug Eredim damals vor, zu jeder Sonnenwende im glatten Jahrhundert ein Fest zu veranstalten. Allerdings nur ein einziges, das jeweils von einem Herrscherhaus ausgerichtet wurde .", erklärte Lyrin ehe sich seine Iriden verengten und er sich die alte Schrift vor Augen rief. "Die ersten Feste verliefen nahezu bedeutungslos, aber im elften soll Amadiths Vater dem Wein zugesprochen haben. Gleichzeitig offenbarten Kalib und Amadith einander wohl ihre Zuneigung, an sich wohl der beste Unterpfand den man sich für dieses Bündnis vorstellen konnte." Der Dunkelelf neigte seinen Kopf und musterte die Elfe, die gedankenverloren über den Bezug seines Bettes strich. Dann fuhr er fort. "Kalib beschloss noch in derselben Nacht die Aufwartung bei dem Brautvater zu machen, aus Furcht vor den nächsten zwei Jahrhunderten in denen er Amadith nicht sehen würde. Der Wein hatte Eredim jedoch bereits so zugesetzt, dass er außerhalb der Gesellschaft spazieren gehen wollte. Fatal, wie sich alsbald herausstellen sollte. Kalib bat ihn noch auf den Treppen um die Hand seiner Tochter, doch der Herrsche lehnte trunken lehnte die Vermählung ab. Kalib selbst geriet außer sich und fasste den König hart bei der Schulter fasste. Dieser rief im Nebel des Mets nach den Wachen, ehe er in einer abrupten Bewegung ins Stolpern geriet und hinabstürzte." Kurz hielt er ein weiteres Mal inne, suchte nach Worten. "Amadith selbst sah die Szenerie von Weitem, aber sie hörte nicht die gesprochenen Worte. Das Ende wirst du dir denken können, oder?" Die Elfe krallte sich in den Laken unter sich und schluckte schwer. So war es also? Wegen sowas Albernem? Wegen so einem Missverständniss wurde die Freundschaft zwischen Elfen und Dunkelelfen zerstört?! Das konnte sie kaum glauben. Sie schloss ihre Augen und seufzte gequält. "Ich verstehe." gab sie leise von sich und erhob sich dann. Ihr Blick, als sie ihre Augen öffnete, fiel sofort auf Lyrin. "Im nächsten Monat wird ein Fest veranstaltet." sagte sie dann ernst. In ihrer Hand erschien eine Schriftrolle. Diese entstand durch Magie. "Ich lade den Hof ein. Bitte, gebe diese Schriftrolle deiner Mutter! Alles steht darin. Es wird kein Blutvergießen mehr geben. Und du mußt wissen... das tue ich nicht nur..., weil ich mir den Frieden wünsche. Nicht nur deswegen." hauchte sie leise, bevor ihre Stimme versiegte. Lächelnd drückte sie dem Dunkelelfen die Schriftrolle in die Hand und küsste dabei seine Wange. "Sei da." flüsterte sie dann noch bevor sie verschwand. Er sah ihr schweigend nach, während ihre Lippen noch auf seinen Wangen glühten. Geschichten, Mythen, was sonst hatte seine Lippen verlassen? Aber dennoch, sie irrte. Es war längst nicht so banal wie es klingen musste, doch sie war bereits gegangen und würde nichts wissen über den nachfolgenden Disput. Dass Amadith Kalib zur Rede gestellt hatte, dass sie gewusst hatte wieviel ihr Vater an diesem Abend getrunken hatte. Suzuna würde nie wissen, dass die beiden aus Liebe zueinander geflohen waren und erst der Vater Kalibs aus Zorn über das Verschwinden seines Sohnes begonnen hatte das Land der Elfen zu verwüsten. Blut für Blut, seit Jahrhunderten immer das Gleiche. Dazu der Vorwurf, dass die Hohen die Geister der Tugendhaften benebelten. Im Laufe der Zeit war die Geschichte und die Ursachen so verworren gesponnen, dass der Sturz des Herrschers damals nur noch ein winziger Span im gesamten Feuer war. Die Schriftrolle selbst legte Lyrin zu den endlosen Briefen, ehe er sich an das Fenster stellte und dem einsetzenden Regen zusah. Suzuna kehrte zurück in ihr Reich, ging aber nicht rein ins Schloss. Mit einem langen Zauberstab, der in ihrer Hand erschien, als sie vor dem Kristallwald stehen blieb, grüßte sie den Regen. Langsam schloß sie ihre Iriden und fing an sich zu bewegen. Sehr feine, langsame und doch so präzise Bewegungen waren diese, die sie machte. Bei jedem Schritt, bei jedem Schwung mit dem Stab konnte man ein neues magisches Wort hören und immer wieder konnte man kurz etws aufschimmern. Das ganze Reich, jeder sollte auf so ein Fest vorbereitet sein und es soll keinen Streit geben, nein, nicht an dem Tag! Es soll perfekt werden, denn es hing so viel von diesem Fest ab. Die Königin der Elfen bat die Sonne um Klarheit, den Mond bat sie um Gänze, das Wasser um Reinheit und die Sterne um Helle. Ihre Worte sprach sie leise aus, doch ihre Worte waren schwer und hatten eine große Bedeutung. Sie wusste, die Zukunft ihres Volken lag in ihren Händen. Deshalb war sie bereit Opfer zu bringen und alles zu tun was in ihrer Macht stand, damit das Blutvergießen ein Ende hat. Lautlos liefen die einzelnen Tropfen in unbestimmten Bahnen am Glasrahmen entlang. Die Szenerie selbst, es war als hätte er sie gestern gesehen. Einzig das Gewitter fehlte sowie ein beinahe schwarzer Himmel, der lediglich im dunklen Grau vor sich hinsickerte. Hatte es nicht genau so ausgesehen als er das erste Mal das Reich der Elfen betreten hatte? Um Suzunas Vater die Lebenslichter auszulöschen? Es hatte damals alles so perfekt klappen sollen, aber mit dieser Tochter hatte er nicht gerechnet. Sie, die jede Etikette brach und ihn zu Dingen brachte, die er unter dunkelelfischen Umständen mit dem Tode vergolten hätte. Und jetzt wollte er allen Ernstes ein solches Fest riskieren? Wer gab ihm den Garant dafür, das es glatt laufen sollte? Sie? Seine Mutter? Sie waren Närrinnen, wenn sie davon ausgingen dass auch nur einer aus ihrer Bevölkerung nicht bewaffnet erscheinen würde. Einfach nur Närrinnen und die Schriftrolle selbst schien bedrohlicher zu sein als jegliche Waffe, die auf sein Herz gezielt hatte. Lautlos verdichtete sich der Regen. Als sie ihr Zauber beendet hatte wusste jeder Elfe, jedes Zauberwesen im Reich der Elfen, dass es in einem Monat ein Fest geben wird. Viele fluchten wegen dem Fest, Viele hatten schreckliche Angst, doch die Königin traf Vorbereitungen, Dank einer uralten Magie konnte sie es versichern, dass weder Dunkelelf noch eine Elfe an dem Tag wo das Fest stattfand das Leben verlieren konnte. Von diesem Zauber, von dieser Magie wusste aber nur Suzuna. So alt war die Magie, dass diese höchstens Elvien erkennen konnte, sie aber mit Sicherheit. Es sollte an dem Tag und... Nacht... kein Blut fließen. Auren sollte man während des Festes auch nicht aufspüren, Gedanken wird man nicht lesen können und niemand wird in der Lage sein zu zaubern. Es wird eine Feier, ein echtes Fest wo nur gefeiert wird. Die Tage und Wochen vergingen schnell. Suzuna hatte ja viel zu tun, aber mit jedem Tag war sie gespannten und nervöser. Es war dann soweit. Die Sonne ging auf und somit begann ein Fest, das den Frieden bringen sollte. Das Tor von dem Reich der Elfen öffnete sich nun für die Dunkelelfen. Er fühlte die veränderte Aura des Landes bereits, als er noch auf seinem Ross saß, das nervös schnaubend davor scheute die Grenze zu überschreiten. Warnend spielte es mit den Ohren, ehe ein abgemessener Tritt in die Flanken den nötigen Impuls verlieh. Hinter Lyrin ritt eine sorgsam ausgewählte Eskorte der wohl prächtigst geschmückten Assassinen seines Landes. Männer, die bereit waren zu töten und dafür keine Waffen benötigten und so lächerlich er diese Parade auch fand, seine Mutter überließ niemals etwas dem Zufall. Wo sie im Gefolge war, das interessierte ihn freilich nicht. Wahrscheinlich hatte sie ohnehin einen Showdown der extravaganten Sorte geplant, wenn sie sich zu dieser Lächerlichkeit schon hinreißen ließ. Friede? Nicht für sie, aber gleich was sie ausheckte, er würde es früh genug erleben. Seufzend blickte er hinauf zu den Zinnen des Elfenschlosses, die inmitten der dichten Baumwipfel im Sonnenglanz schimmerten. Als die Dunkelelfen die Grenze überschritten, wurde das Tor geschlossen. Elfen, in prächtigen Kleidern erwarteten die Gäste mit einem Festmahl, mit Musik und mit besonderen Aufführungen. Suzuna, die Königin des Reiches, stand oben auf der Treppe des weißen Elfenschlosses und klatschte einmal in die Hände, bevor sie sagte: "Möge die Feier beginnen!" Als ihre warme aber starke Stimme ertönte fing wirklich eine gigantische Feier an. Clowns, Jounglöre, Tänzer, Domptöre mit ihren Tieren, Musikanten und Illusionisten tauchten auf. Ein unglaublicher Show begann. Die schönste Elfenfrauen des reiches, in bunten glänzenden Kleidern eilten zu den tapferen Männern der Dunkelelfen und leisteten ihnen Gesellschaft. Die charmantesten Elfen, die nicht nur gut aussahen, sondern auch stark waren, traten zu den Frauen, die die Dunkelelfen mitbrachten und tanzten mit ihnen. Suzuna kam währendessen die Treppe runter, ihr Weg führte zu Lyrin. Er war der Einzige, der einfach nur rumstand. Die Pferde wurden ja schon weggeführt und gefüttert. Sogar diese wurden verwöhnt. Diese Feier sollte perfekt sein, ja, das war Suzunas Wunsch. Mit einem zarten Lächeln auf den Lippen bleib sie vor dem Dunkelelfen stehen, die Kette trug sie um den Hals, das sichtbar. Danach schaute sie zu ihm nach oben. "Es ist schon lange her, als wir das letzte Mal mit einander getanzt haben." sagte sie dann leise, es konnte nur Lyrin hören. Er stieg von seinem Pferd ab, kaum dass die Hufschläge auf dem sorgsam polierten Untergrund geendet hatten und wie durch einen unsichtbaren Wink waren automatisch Stallburschen aus allen Ecken herbeigeeilt, um die kostbaren Tiere in Empfang zu nehmen. Nicht wenige bissen widerstrebend nach ihren neuen Wärtern und scharrten ungeduldig während ihre Schweife in der Luft einhertanzten. Lyrin selbst ließ seinen Blick derweil über den bereits festlich geschmückten Innenhof gleiten. Trotzdem er das letzte Mal bei Regen und Sturm hier gewesen war, die graue Eintracht hatte ein anderes Elfenreich verhüllt. Die Farben, die Simse, all das war von einer fremden Pracht erfüllt und hätte er es nicht gewusst, der Dunkelelf hätte sich einige Jahrhunderte später hier befinden müssen. Beachtlich, was sie in den wenigen Wochen geleistet hatten und vielleicht war sogar dieser Anblick das, was die Gäste seines Volkes mit Widerwillen ansahen. Es hätte eine perfekte Kulisse sein können für etwas wahrhaft Großes. Wenig später hoben die klaren Gesänge und Klänge der Instrumente an, die zu Tanz und Speis luden und einer nach dem Anderen wurde von den Elfen fortgeführt. Grotesk, wenn man bedachte, dass sich eben jene Völker noch vor Wochen mit Klingen im Kampf um Leben und Tod gegenüberstanden, einfach nur grotesk. Misstrauisch suchte sich der Kronerbe einen etwas ruhigeren Platz, um zunächst zu beobachten. Seine Mutter war bereits hier, das fühlte er und ebenso schien ihre Unbill bis zu ihm hinüberzuschweben, aber er funkelte sie hinfort. Stattdessen setzte er sein Augenmerk auf den Umgang derjenigen, die sich vorsichtig und allen Regeln der Höflichkeit folgend miteinander bekannt machten. Ausgelassenheit, wo die richtigen Charaktere aufeinandertrafen, akutes Misstrauen und verblichene Schüchternheit. Vielleicht sogar ein Pulverfass, auf dem sie alle tanzten. Seine Blicke streiften die Gesichter, ehe sie an Suzunas hängen blieben und ein schales Lächeln umspielte seine Mundwinkel als sie kurz vor ihm stehen blieb. Sie trug noch immer die Kette. "Meine Mutter wird dich töten, Suzuna.", erwiderte er dann unter amüsiertem Kopfschütteln, während er für sich selbst offen ließ ob dies nun auf die Tatsache zurückging, womit sie sich schmückte als viel mehr die Frage was sie wünschte. Stumm verbeugte er sich dann vor der Königin der Hohen und bot ihr bereits ein zweites Mal in seinem Leben den Arm an. Die bildschöne Elfenkönigin nickte dann lächelnd und verbeugte sich auch kurz, wie es sich gehörte bevor sie ihre zerbrechliche kleine Hand in die von Lyrin legte. Das schon das zweite Mal. Diesmal war aber alles anders. Komischerweise so vertraut und... so angenehm. Als sie dann schon die Tanzposition annahmen konnte man die leichte Röte auf Suzunas Wange erkennen, die verriet, dass sie sich aufrichtig freute mich ihm wieder tanzen zu können. Aber nicht nur ihre naive Art und ihre Schüchternheit waren bezaubernd. Seit der Verwandlung zur Elfenkönigin war sie schöner denn je. Ihre Haut war blass, aber nicht ungesund blass, es verleihte ihr nur das Aussehen einer perfekt gefertigten Porzelanpuppe. Das Kleid, das sie trug war aus feinstem Stoff und war ihr wie angegossen, betonte ihre schöne Figur zunehmend. Ihre violetten Haare, auf denen das Licht tanzte, flossen über ihre Schulter und bedeckte ihren Rücken. Ihre goldene Augen glänzten vor Freude, die aus Herzem kam. "Danke." das war alles was die Elfe noch sagte, dann fingen sie an zu tanzen. Sie hatte ihm auch nicht mehr zu sagen. Auf die Bemerkung, dass seine Mutter sie umbringen würde schmunzelte sie nur. //Soll sie doch.// dachte sie in sich, denn es war ihr egal. Ihr war alles egal, denn grade jetzt war sie glücklicher denn je. Er hätte schmunzeln können über die Vorstellung, als er vor wenigen Mondumläufen noch die Absicht gehabt hätte lieber weiter auf den ungenießbaren Fraß auf seinen Teller zu starren als auch nur einen Blick auf die Tanzfläche zu verschwenden. Ein Widerstand, der nun aufgrund des Anlasses nicht mehr gegeben erschien und ein unmittelbarer Affront gegen die Absicht dieses Festes gewesen wäre. Seine Mutter hatte tagelang getobt, nachdem er ihr wortlos die Schriftrolle überreicht hatte, aber letztlich hatte sie sich gefügt. Das sie seitdem eine Aura des Wissens umgab, war nicht mehr von der Hand zu weisen aber was sich tatsächlich in all der Zeit in ihrem Kopf abspielte, war selbst für die Berater ein Buch mit sieben Siegeln. Niemand außer sie selbst wusste was sie vor hatte. Wusste was sie dazu bewog hierherzukommen, tief in das Land des Feindes. Und diese Gewissheit verschaffte ihr eine tiefere Befriedigung als der Zorn darüber, dass sie ihren Sohn in diesen Augenblick mit der Elfenkönigin tanzen sah. Er, ein Dunkler und noch dazu beinahe lächelnd! Wortlos entsandte sie einen Blick zu einem der Marschäle der Dunklen, dann widmete sie sich damenhaft dem perfekt zubereiteten Punsch der Hohen während die Gestalt vorbei an den anderen Gästen der Feier einen Weg aus der Menge suchte, während die letzten Takte der ersten Melodie ausklangen. Als das erste Lied langsam zu Ende ging, beugte sich die Elfenkönigin noch für einen Augenblick zu ihrem Tanzpartner bevor sie sich von ihm löste und hauchte ihm etwas ganz leise ins Ohr. "Ich bin so froh." flüsterte sie mit sanfter Stimme gegen seinen Ohr und löste sich dann von ihm. Sie verbeugte sich noch kurz, bevor sie sich umdrehte und die Tanzfläche verließ. Andere Elfen trauten sich gar nicht zu den stolzen und edlen Dunkelelfen zu gehen. Suzuna ließ ihren Blick durch die Menge wandern und blieb an einer bestimmten Person hängen. Sie fand sie. Die Königin der Dunkelelfen schien gehen zu wollen. Die junge Frau hob ihr Kleid ein wenig an und beschleunigte ihre Schritte. Wenige Herzschläge später war sie schon bei der kalten Mutter angekommen. Lächeln aber trotzdem ernst, blieb sie vor ihr stehen. Sie verbeugte sich höflich, schaute nicht in die Augen der Königin, da sie wusste, das war unhöflich bei den Dunkelelfen. "Euer Hoheit, darf ich Euch kurz Gesellschaft leisten?" fragte sie leise aber hörbar und blieb so bis sie nicht antwortete. Sie war sich darin im klaren, dass sehr viel von dieser Feier abhing, deshalb konnte sie sich keinen fehler erlauben. Und es war nicht nur der Frieden warum sie heute alles tat, damit der königliche Hof nicht zum Schafott wird. Es sollte kein Blut mehr fließen! Da Suzuna merkte, dass die Frau ihr gegenüber zögerte und dazu auch noch etwas genervten wurde, fügte sie noch leise hinzu: "Ich möchte Euch etwas zeigen, wenn Ihr es mir erlaubt es Euch zu zeigen." hauchte sie und richtete sich auf, mied aber den Augenkontakt auch weiterhin. Ihr Kopf ließ sie etwas hängen. Kurz, nur für einen Augen, wanderte ihr Blick zu Lyrin. Sie hoffte, er stand ihr bei und half ihr die Ruhe, die noch herrschte zu bewahren. Sie wusste ja auch, es reiche auch nur ein falsches Wort und alles wäre zu Ende. Alles. Die Vertrautheit, die vor allem dem Flüstern anhaftete, entschärfte er mit einem ernst wirkenden Nicken und automatisch schienen sich dadurch die Gesichter der näherstehenden Dunkelelfen wieder zu entspannen. In ihrer Riege galten solche Tuscheleien oftmals als Vertreter von Ränkeschmiederen, Plänen und Racheaktionen. Das eine Elfe und noch dazu die Königin mit ihrem Kronerben sprach, war eine Sache der Unbill. Und unnötige Nervosität oder Dinge, die seinesgleichen nicht verstanden, waren am heutigen Tag definitiv fehl am Platze in diesem wandelnden Pulverfass. Selbst Lyrin konnte nur mutmaßen wieviele sich tatsächlich an das herrschende Waffenverbot gehalten hatten, von den Elfen einmal ganz zu schweigen. Er selbst trug nach wie vor eine winzige Klinge in seinem Schuhwerk und so scharf die Blicke der hiesigen Wachen auch waren, niemand merkte es einem Dunkelelfen an wenn er töten wollte. Nicht einmal sein eigenes Volk. Geduldig verfolgte er also Suzuna, die in ihrem atemberaubenden Kleid zu Recht die Blicke der Herren auf sich zog und ... auf seine Mutter zu steuerte. Diese schien genauso wie er selbst zu fühlen, dass etwas in der Luft lag und hielt noch im selben Moment in ihrer Bewegung inne. "Ich werde es euch schwer auf eurer eigenen Feier abschlagen können.", erwiderte Elvien harsch, obwohl sie für die Öffentlichkeit ein unanfechtbares Lächeln zur Schau trug. Sie selbst war wohl der beste Garant dafür, dass die Feier schneller kippen konnte als jedem einzelnen Elfen hier lieb war - und im Gegensatz zu ihnen wusste sie, dass es bestenfalls noch einige Stunden dafür brauchte. Mit einem gnädigen Kopfnicken deutete sie Suzuna gegenüber ihr Einverständnis an, ohne sich von deren standesgemäßen Gebahren auch nur eine Viertelsekunde lang geehrt zu fühlen. "Schreitet voran .. Teuerste.", wies sie nach einem beherrschten Blick an. Mit einem ruhigen Nicken drehte sich die Lilahaarige um und ging langsam los, Richtung Ausgang. Sie spürte, dass viele Blicke an ihr klebten. Es war ihr bewusst, dass sie sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen hatte. Und doch- doch gab sie nicht auf und wollte dieses gefährliche Spiel zu Ende spielen. Wenn man etwas erreichen will, muss man dafür auch etwas riskieren. Als die beiden Suzunas Thronsaal verließen und das große Tor sich ins Schloss viel, verschwanden die bunte Lichter und auch die lautesten Geräsche hörten sich wie Flüstern an. Beide gingen einen langen Flur entlang. Durch die kleinen Fenster konnte man die wunderschöne Umgebung beobachten: den Wald voller Johanneskäfer, die mit ihren kleinen Lichtern dem Wald eine traumhafte Atmosphäre verliehen; die uraltenn Bäume, die vom Wind sanft gestreichelt wurden und die den Elfen schon seit Anfang der Zeit immer Vieles erzählten; den Mond, wie dieser die Kronen der Bäume mit seinem silbernem Licht umhüllte. So ruhig, so bezaubrend war die Umgebung an dieser Nacht. Sogar die dunkelsten Schatten waren ruhig und nicht einmal die wildesten Kreaturen tobten tief im Wald. Wenige Minuten später erreichten die beiden Frauen, die Königinen ihr Ziel. Beide standen vor einem schneeweißem Tor. Suzuna tritt zögernd zu dem Tor. "Hinter diesem Tor schläft ein uraltes Geheimnis. Ein Geheimnis von denen nur wenige Wissen. Dieser Raum verbirgt einen Schatz. Diesen Schatz möchte ich Euch schenken. Ich habe ihn- aber nicht nur ich, sondern mein ganzes Volk, meine Vorfahren, Elfen, die vor vielen vielen Generationen gelebt haben- WIR haben ihn hier aufbewahrt, damit wir diesen Schatz, wenn die Zeit dafür gekommen ist weitergeben können. Damit eines Tages eine neue Epoche beginnen kann. Ein neues Kapitel soll im Buch der Geschichte anfangen. Heute soll es anfangen. Heute soll alles neu beginnen." hauchte die Elfe ehrlich und drehte sich zu Elvien um. "Ich... ich liebe diese Welt. Und ich liebe das Leben in ihr. Genauso, wie Ihr das tut. Ich weiß, es war schrecklich was bisher passiert ist, jedoch--- es gibt immer einen neuen Tag und wir bekommen eine Chance alles wieder von Vorne anzufangen. Man kann die Fehler korrigieren. Man kann Frieden schließen. Man kann anstatt töten und zerstören alles wieder aufbauen und alles wieder in Ordnung bringen, damit unsere Seelen durch den Hass nicht von Innen aufgefressen werden." sagte sie dann noch mit leichten Tränen in den goldenen Augen, die so eine unglaubliche Wärme ausstrahlen, das man kaum glauben könnte. Sie stand ja ihrem größten Feind gegenpber und doch war ihr Herz offen. "So... lass uns reingehen. Ich möchte Euch mein Geschenk überreichen." beendete sie dann mit einem Lächeln auf den Lippen und öffnete das große weiße Tor ... zum Glück? Da war dieses närrische Kind doch tatsächlich dumm genug die schützende Menge zu verlassen. Elvien wusste einen Moment lang nicht, ob sie darüber lachen oder eher aus Mitleid weinen sollte. So einfach ... so herrlich einfach hatte sie sich ihre Pläne nicht vorgestellt und nun, wo sich alles auf diese Weise zu fügen schien, spielte die Hohe ihr sogar noch in die Karten! Wofür hatte sie sich die Nächte um die Ohren geschlagen, wofür nur wenn es eine solche Dummheit in der Welt gab? Mühsam bezwang Elvien ihre innere Euphorie, trat gemessenen Schrittes hinter Suzuna her. Ihre Blicke streiften zwar die Umgebung, aber was immer sie sah, es ließ sie kalt. Kulisse, nichts Anderes. Selbst ihre Bewegungen waren höfisches Kalkül, die Zeiten in denen sie sich über etwas gefreut hatte, waren so alt wie ihr Volk mittlerweile. Dennoch hielt sie mit einer bezähmten Achtung vor den hohen Gittern inne, die Ornamente und alles was an ihnen war - sie kannte es. Aus Büchern und Geschichten, aber nie hätte sie erwartet dass Tinte und Federn die Wahrheit sprachen. Es mochte der Grund für ihr kurzes Nicken sein, das Zugeständnis sich etwas zeigen zu lassen, was ihr womöglich ein neues Monopol verschaffte. Allein würde sie es niemals betreten können, das schloss selbst sie aus den heroischen Worten dieser unbescholtenen Närrin. Von Frieden mochte sie sprechen, aber Tod und Elend würde sie ernten. Noch heute Nacht, aber ... nicht sofort. "Ich bin gespannt.", flüsterte sie in kühner Erwartung und unverfälscht. "Uhumm." nur so bejahte sie ihre Aussage und drückte das schwere weiße Tor noch etwas bevor sie hineintreten konnten. Diesen Raum wurde schon seit Ewigkeiten nicht mehr betreten, von niemandem. Trotzdem konnte man hier keinen Staub sehen, keine Spinnenweben, nichts. Der weiße Raum war ein legendärer Raum. Ein heiliger Ort. Am Anfang der Zeit wurden 7 Orte zu heiligen Orten gesegnet. Die mächstigten Götter der Elemente überreichten diesen Orten ihre Macht und erschufen so 7 Orte wo keine Zeit existiere, wo kein zauber wirkte, wo nur eine besondere Macht existierte. 7 Zauberwesen besaßen Schlüssel zu diesen Orten. Eine war bei Suzuna. Nur deshalb konnten sie diesen Ort betreten. "Willkommen im Herzen des Elfenreiches, Euer Hoheit." sprach die Königin immernoch lächelnd. Da an diesem heiligen Ort weder sie noch Elvien Magie einsetzen konnte, da an diesem Ort kein Blut fließen konnte, wagte Suzuna einen weiteren Schritt. "Ich möchte Euch jetzt mein Geschenk übergeben, Königin Elvien, Tochter von König Salamen." mit diesen Worten trat die Lilahaarige zu einem weißen Schrank und öffnete diese. Im Schrank lag eine sehr alte kleine Schachtel. Eine Box, die ihr Geschenk in sich trug. Vorsichtig nahm sie die Box und ging zu Elvien zurück, die die Box mit einem unsicheren Blick musterte. Der silberne Schein des Mondes drang durch die blauen Buntglassfenster in den Raum. Suzuna überreichte die Box der Königin und tritt zurück. Bevor sie aber zurücktrat, drückte sie noch einen Knopf aus Kristall auf der Box. Diese öffnete sich dadurch. "Ich möchte Euch, das Licht der Hoffnung schenken, was immer die Elfen beschützt haben. Obwohl dieses angenehmes warmes Licht in allen Wesen lebt, möchte ich euch mein Licht der Hoffnung schenken. Es soll Euch und Eurem Volk leuchten, wenn alle anderen Lichter schon ausgegangen sind. Ohne Hoffnung.... ist man verloren. Diese Einsamkeit gebärt Hassund Angst. Doch, wenn man endlich wieder Hoffnung bekommt, dann lernt man wieder Lächeln und sogar Kreaturen der Dunkelheil werden ihren Weg zum Glück finden." sagte Suzuna. "Wisst Ihr, ich habe schon so Vieles gelernt. Ich habe gelernt, dass man immer auf dem Gipfel leben möchte ohne daran zu denken, dass die Besteigerung des Berges eines glücklich macht. Ich habe gelernt, dass wenn ein Baby den Finger seines Vaters das erste Mal umfasst, es für immer halten wird. Ich habe auch gelernt, dass der Tod nicht mit dem Alter kommt, sondern mit dem Vergessenwerden. Die Liebe schwindet nicht, weil man alt wird, nein. Man wird alt, weil man nicht liebt. Außerdem habe ich gelernt, dass jemand nur dann auf einem hinunterblicken darf, wenn man dem jenigen helfen will aufzustehen. Ich habe so Vieles gelernt, aber das nutzt mir wahrscheinlich eh nichts mehr." leise haucht. "Wenn Ihr mich immernoch töten wollt, dann tut es, nachdem wir diesen Raum verlasen haben. Ich werde... mich nicht wehren. Ihr werdet mit diesem Licht, mit dem Licht der Hoffnung sicher eine bessere Königin... auch für mein Reich." Beeindruckend, das war es. Selten hatte Elvien einen Raum gesehen, den sie ihrer eigenen Erscheinung gerechter werden ließ. Makellose Wände, filigrane Details und eine unglaubliche Schwere lastete auf ihren Schultern, kaum dass sie den ersten Schritt hineinwagte. Dieser Platz strotzte nur so vor Magie und Reinheit. Elviens Aufmerksamkeit glitt erst zurück zu Suzuna, als diese mit einer feingearbeiteten Schachtel aus silberweißem Holz zurückkehrte, einem Stoff der so kostbar war wie ihre eigene Garderobe. Selbst in diesem winzigen Ding steckte bereits die Ewigkeit eines Elfenlebens und auch wenn sie die Schwärmereien der Hohen als lächerlich abtat, war sie widerwillig beeindruckt davon. "Dir bedeutet dieser Frieden viel.", stellte sie kühl fest, ohne die Schachtel auch nur zu berühren. Noch war es nicht an der Zeit dafür. "Warum glaubst du so fest daran, dass ich dieses Geschenk nicht einfach missbrauche und dein Volk in Knechtschaft stürze?" Suzuna schaute Elvien ruhig und ernst an, ihr sanftes Lächeln verschwand aber immernoch nicht. "Das Licht der Hoffnung kann man nicht missbrauchen. Es existiert nicht, damit es benutzt wird, es ist einfach da damit derjenige, die es im Herz schließt all das Gute sieht, all das Schöne woran er oder sie nicht mehr geglaubt hat. Würdet ihr dieses Licht einfach freilassen würde es zu Euch zurückkehren. Es ist keine Waffe, es kann auch gar nicht als Waffe verwendet werden. Wer dieses Licht erblickt, der begreift es, dass es immer eine schöne Zukunft gibt. Egal wie schlimm die Lage auch ist." leise sagt. Ihr die Box dann hinhält. "ich liebe diese Welt wirklich, ich liebe das Leben in ihr. Ich will niemanden mehr sterben oder leiden sehen. Niemanden. Auch Euch nicht!" ganz ernst sagt. Diese Worte aus ihrem Herzen kommen. Diese Hohe war wirklich bar jeder Vernunft. Man konnte alles missbrauchen, jeden gefügig machen solange man die Mittel und Wege dazu kannte. Jedes Wesen war verletzbar, selbst wenn es das für die Öffentlichkeit leugnete und sobald man auch nur den Ansatz einer Schwäche kannte, kam das einer Auslieferung gleich. Selbst ein so einfaches Licht, eine so komplexe Gabe wie diese hier, konnte man bis auf den Kern verderben. Oder sie ignorieren. Die Wege waren so zahlreich wie die Geschöpfe in den Reichen und Wäldern, es machte am Ende keinen Unterschied. Elvien selbst würde einen Weg finden, das zu verwirklichen was den Hohen wirklichen Schaden zu fügte. Suzunas Ableben wäre nur eine Stufe auf ihrer glorreichen Treppe, die sie letztlich zu einem gezähmten Nicken brachte. "Wie du meinst. Aber ich denke nicht, dass es mich annimmt.", wandte die Dunkle beherrscht ein, bevor sie den Deckel des Schließkästchens berührte. Strahelnd lächelnd nickte die Königin. Ihre goldene Augen glänzten vor Freude. Als Elvien die kleine schneeweiße Schachtel öffnete umhüllte die beiden ein angenehmes warmes Licht. Der Raum füllte sich mit reiner Hoffnung. Jeder, der mal glücklich war, jeder der mal aufrichtig gelächelt hat, kennt dieses Licht. Dieses heilige Licht, das in der Lage ist die Wunden zu heilen, die nicht einmal die Zeit heilen kann. "Wo es Licht gibt, dort gibt es auch Dunkeleheit. Licht und Dunkelheit sind zusammen geboren und können ohne einander nicht existieren. Wieso würde dann das Licht der Hoffnung die Königin der Dunkelelfen nicht akzeptieren?" fragte die junge Frau immernoch lächelnd. Langsam nahm das Licht eine Form an, die Form eines weißen Sternes. Auf einmal konnte man eine warme Stimme hören, die wie ein Echo im winzigen Raum hallte. "Liebste." sagte die Stimme, die Stimme von Elviens verstorbenen Mannes. "Akzeptiere dieses Licht was uns solange verbunden hat. Aus diesem Licht haben wir unser Reich aufgebaut. Jah... das Reich der Dunkelheit beruht auch nur auf diesem Licht. Ohne Hoffnung auf eine schöne Zukunft hätten wir es nicht geschafft unseren gemeinsamen Traum zu erfüllen." sprach der Geist des toten Mannes aus dem Licht. "Ich weiß was für ein Hass in dir wohnt und ich weiß, dass es dich quält was passiert ist. Aber du mußt stärker sein als dieser Hass. Du warst ja immer so stark. Ich glaube an dich! Du kannst unser Reich noch größer und schöner machen! Sei weiterhin eine gute Mutter für Lyrin und zeige ihm den Weg, den er gehen sollte, wenn er glücklich werden will. Steh an seiner Seite! Eines Tages wird er ein großer König werden vor dem jedes Wesen sich verbeugen wird. So geh zu ihm und lege die Hand an seine Schulter, wie früher. So wird er wissen, dass du deine Entscheidung getroffen hast." konnte man hören bevor die Stimme langsam verklang und der weiße Stern zu Elvien flog, darauf wartend, dass ihn die Königin akzeptiert. Es war keine Täuschung, er war eben wirklich die Stimme ihres stolzen Mannes, der nun aus dem Jenseits über seine Familie wachte. Sie hob den Deckel vorsichtig empor und kaum, dass wenige Millimeter des Inneren sichtbar wurden, entfleuchten winzige Nebelschwaden. Stahlen sich so sorgsam hervor, um dann in weichen Wellen um die beiden Frauen zu schweben und ihre Haut beinahe ehrfürchtig zu berühren. Elvien verfolgte es noch aus den Augenwinkeln, während sich irgendetwas in ihr krampfhaft zusammenzog und dementsprechend wütend betrachtete sie auch Suzuna. Sie wollte ihr bereits widersprechen, ihr das alberne Gesäusel verbieten. Licht und Dunkelheit. Zusammen! Das war doch lächerlich und nie, nie wieder würde dies der Fall sein. Utopie, genau das war es! Die Dunkle hatte es gerade fertig gebracht ihre neutrale Miene in eine wütende Fratze zu verwandeln, da zuckte sie auch schon unter der ertönenden Stimme zusammen. Das ... das war doch unmöglich. Ausgeschlossen. Ihre Finger umklammerten so erbarmungslos die hölzerne Schatulle, das es ihr physisch wehtat. Aber sie ignorierte den Schmerz, kämpfte einzig und allein gegen den Unglauben in ihrem Kopf an. Das konnte niemals die echte, die wirkliche Stimme .. Elvien hörte jedes einzelne Wort, als ob eine Nadel in ihren Geist stach und sie zu zerbrechen versuchte. Was redete er da? Was war das für eine Magie? Unwirsch taumelte sie einen halben Schritt zurück, während sie widerspenstig den Kopf schüttelte. Es konnte nur ein Zauber sein, alles andere war ... lächerlich! Ihr Mann war tot, verstorben auf dem Schlachtfeld, getötet durch irgendeinen Pfeil! Selbst als das Licht wieder in einer kriseligen Form zu ihr zurückfloss, wehrte sie sich dagegen. Elvien ließ die Schachtel fallen, die klappernd den hellen Boden berührte. "Hexerei.", flüsterte sie dann heiser und verbiss sich die aufkommenden Tränen. "Mein Mann ist tot und auch dadurch, dass du ihn zum Leben erweckst, wirst du keinen besseren Tod finden!", schleuderte die Herrscherin dann Suzuna wutentbrannt entgegen. "Du magst meinen Sohn becircen können, aber mich wirst du damit nicht verwirren! Und dein albernes Licht kannst du behalten, hege deine Hoffnung wenn es dir gefällt! Aber sie wird dir nichts nützen!" Suzuna selbst hörte die Stimme nicht. Das Licht der Hoffnung war für jedes Wesen anders, denn jedes Wesen ist anders und deshalb nimmt die Hoffnung im Herzen jedes Wesens eine andere Form an... und doch verkörpert die Hoffnung eine unglaublich starke Macht, die das Herz und die Seele jedes einzelnen Wesens berühren kann. Die junge Frau schaute die Königin mit geweiteten Augen an, als diese blass wurde und wenige Herzschläge später die Schachtel fallen ließ. Was war los? Sie verstand es nicht. Und als sie dazu auch noch die Worte Elviens hörte, wurde sie verwirrter denn je. "Bitte...?" fragte sie leise. //Sah sie... ihren Mann?// fragte sie sich innerlich und hob die weiße Schachtel vom Boden auf. das Licht der Hoffnung kehrte zurück in diese, und so schloss die junge Königin die Schachtel wieder. "Ich weiß nicht was ihr gesehen oder gehört habt, Meistätin, aber.... das war keine Hexerei. Das Licht der Hoffnung ist so alt wie die Welt. Es ist am selben Tag geboren wie die Dunkelheit der Verzweiflung im Herzen aller Wesen." sprach sie leise und legte die kleine Box auf den Boden neben sich. Danach trat sie zu Elvien, streckte ihre Hände nach ihre aus und nahm diese. "Eure Worte tun mir weh. Ich bin kein perfektes Wesen, ich habe auch Schlechtes getan, ich weiß. Ich bin nicht so unschuldig, wie ich sein müsste. Aber... ich versuche zu helfen und... ich versuche nur so zu handeln wie es mein Herz mir diktiert." das schon lauter sagt. Sie schon fast flehend ansieht. "Ich will weder Lyrin verführen noch Euch hinters Licht führen. Nein! Ich schwör´s! Ich versuch doch nur Fehler, die in der Vergangenheit begangen wurden wieder gut zu machen. Es ist aber nicht leicht. Ganz im Gegenteil! Und ohne Eure Hilfe schaffe ich es nicht!" ihr die Tränen kommen. "Ihr seid so stark, aber ich--- .... ich kann nicht einmal, die beschützen, die für mich wichtig sind." ihre Hände losläßt. Auf die Knie sinkt. Ihre große warme Tränen auf den glänzenden weißen Boden fallen. //Lyrin.. was soll ich tun?// Sie war zornig, aber nicht nur das. Irgendwo in ihr war dieselbe Hilflosigkeit zurückgekehrt, die sie verspürt hatte als ihr ein einzelner Bote die Nachricht vom Dahinscheiden ihres Mannes gebeichtet hat. Noch jetzt hörte sie die unruhige Stimme des hochgewachsenen Dunklen, dem sie wenig später in einem Gefühlsausbruch den Kopf abschlagen ließ. Noch heute sah sie sich selbst in ihren Gemächern mit blutroten Augen, aus denen die Tränen wie in einer Flut glitten. Ihr Mann, der einzige, der es verdient hatte die Krone seines Reiches zu tragen, hinterrücks gemeuchelt durch einen Pfeil! Selbst jetzt, im Diesseits zog sie noch die Fingerknöchel zu einer Faust zusammen, bevor Suzuna sie ergriff und ihr weiter von einer heilen Welt vorschwärmte. Irgendwo, irgendwann in diesem Reich. Aber sie irrte sich, es gab keine heile Welt mehr und Schuld daran waren die Hohen dieses Landes! Selbst die Gewissheit den Mörder ihres Gatten schon längst erlegt zu haben, beruhigte sie nicht. Er konnte noch immer unter ihnen weilen und sie würde nicht eher ruhen als bis sie alle tot waren. Alle. Kalt und nur mühsam beherrscht funkelte Elvien auf die Königin der Elfen hinab, die sie um ihrerselbst willen anflehte. Wie erbärmlich. "Die dir wichtig sind.", wiederholte sie dann eisig. "Sollte es auch nur ein einziger Dunkler sein, so schwöre ich dir bei meinem letzten Blutstropfen, dass du uns allen egal bist. Du kennst uns nicht, nicht einen Einzigen." Sie sprach nicht aus was sich wie ein Muster auf ihre Züge gebrannt hatte. Solange ich lebe, wird sich die Vergangenheit wiederholen! Die junge Frau hob den Kopf erschrocken und ihre goldene Augen weiteten sich. Ihre Tränen versiegten und sogar ihr Herz setzte aus. Dieser Blickt.... dieser Blick tötete all ihre Hoffnung. Die eben noch schneeweiße Schachtel wurde auf einmal Pechschwarz. Suzuna ließ den Kopf hängen. Ihre violetten Strähnen verdeckten ihr Gesicht. "Verstehe." sagte sie so leise, dass Elvien es kaum hören konnte. "Es wird... keinen Frieden geben." sprach sie dann weiter mit ganz leiser Stimme. "Nachdem Ihr und Euer Volk dieses Land verlassen habt... werde ich die Grenzen, die zwischen unseren Ländern liegen verfluchen. Nie wieder soll jemand diese überschreiten. Nie wieder." hauchte sie leise, erhob sich dann und verließ den Raum. Als sie zurück in den großen Saal ging wurde sie gar nicht bemerkt Dank eines mächtigen Zaubers. Mit leisen jedoch schnellen Schritten ging sie zu Lyrin, erfasste seinen Arm sanft und verschwand mit ihm. Sie hatten nicht viel Zeit. Noch höchstens eine Stunde... beim Sonnenaufgang wird alles ein Ende haben. Die Dunkel werden zurück in ihr Reich zurückkehren, Hass wird wieder im Herzen der Elfen und Dunkelelfen entbrennen.. die Grenze zwischen Licht und Dunkelheit wird mit Blut und Hass zu einer unzerstörbaren Mauer gemacht. Bald wird alles vorbei sein. "Lyrin..." hauchte Suzuna leise in die Stille ihres Zimmers hinein. Es war dort dunkel und ruhig. Nur Suzuna wusste wo ihr Zimmer versteckt war. Dieses konnte nur sie betreten und die Wesen, denen sie es selbst erlaubt hat. "Ich habe versagt." flüsterte sie mit erstickender Stimme und hob den Kopf. In ihren Augen glänzten Tränen. "Es tut mir so leid." hauchte sie während sie die Hände auf seine Wangen legte. "Die Geschichte wird sich wiederholen. Das Einzige was ich noch tun kann ist, dass ich die Grenze verfluche. Du weißt genau welchen Fluch ich meine, oder?" fragte sie und ihre Stimme erzitterte. Wer so einen Fluch ausspricht wird nämlich auch selber verflucht. So einen Fluch zu setzen ist nicht nur schwer und gefährlich, sondern auch verrückt. Es kann nicht rückgängig gemacht werden. Wenn die Worte einmal ausgesprochen wurden ist es aus. So... in der sicheren Dunkelheit des Raumes, in Umarmung der Wände stand Suzuna it Lyrin alleine. Der Dunkler stand mit dem Rücken zu der kalten weißen Wand. Genau vor ihm stand die junge Elfe, die ihre letzte Hoffnung schon verlor. "Ich habe noch... eine letzte Bitte... an dich..." Elviens Haltung straffte sich noch im selben Moment als Suzuna endlich das aussprach, was sie ihr den ganzen Abend über schon mit aller Sorgfalt gewünscht hatte. Es war besser als jedes Ableben, wenngleich es auch verhinderte das irgendjemand noch die anderen Reiche betrat und somit Attentate verüben konnte. Ein wahrlich glorreicher Tag. Mit innerer Zufriedenheit bemerkte sie wie sich schwarze Farbe durch das Kästchen fraß und es letztlich wie einen leblosen Klumpen zurückließ. "Ich werde den Tag ersehnen an dem dein Blut die Erde benetzt.", verabschiedete sie dunkel die verblassenden Schemen der Königin, ehe ihre Präsenz in einem stetigen Windhauch im Raum verschwand. Elvien hätte lachen können, aber sie erstickte es hinter ihrer zitternden Hand. Es lief alles so perfekt! So unglaublich perfekt! Selbst die Tränen, die ihr ungefragt über die knöchernen Wangen glitten als sie an die Stimme ihres Mannes dachte, waren ein geringer Schmerz gegen diese Aussicht. Lyrin selbst ahnte von dem allen herzlich wenig, er hatte sich eben noch mit einigen elfischen Generälen ausgetauscht. Vage Gespräche, weitgreifende Gesten inmitten einer fremden Etikette. Selbst hier war die Anspannung noch spürbar, die in den Herzen der Männer wohnte und auch wenn die Hohen es nicht zugaben, sie glaubten nicht an diesen Frieden. Besonders jene des Militärs, die sich möglichst bedeckt mit Gesprächen hielten, um einem heutigen Freund nicht morgen die Augen ausstechen zu müssen. Als der dunkle Kronerbe dann allerdings vor ihren Augen verschwand, machte sich Überraschung breit auch wenn der Luftzug den Geruch der Königin mit sich trug. Lyrin selbst war wohl noch am Überraschtesten von alle dem, bevor er in der neuaufbrandenden Dunkelheit Suzunas Stimme vernahm. Obwohl seine Iriden die Umgebung innerhalb von Augenblicken in ihre Einzelheiten aufsplittern konnten, hingen sie bereits nach wenigen Augenblicken an dem Gesicht der Hohen. Doch er verstand sie nicht. "Wovon sprichst du?", fragte er leise und ihr Anblick erschlug sie regelrecht, ebenso wie der flüchtige Geruch ihrer Tränen. "Was hat meine Mutter gesagt?" Er spürte die Trauer, die sie umgab als ob es seine Eigene wäre, aber er wusste nicht wirklich was er mit all dem anfangen sollte. Selbst die Stille des Raumes schien ihn in seinen Überlegungen zu dämpfen und ihre Worte strichen an seinem Gehör vorbei, um einen Haufen Chaos zu hinterlassen. Nein. Er verstand sie nicht. Was für einen Fluch? Als Suzuna bemerkte, dass er so verwirrt war, wie sie vor wenigen Minuten, stellte sie sich auf die zehespitzen und hauchte ihm ins Ohr. "Fluch der ewigen Stille." hauchte sie ganz leise. Der Fluch der ewigen Stille ist einer der drei verbotenen Flüche, die nur Herrscher aussprechen dürfen. Worauf dieser Fluh lastet wird zum Eingang ins Jenseits. Wer die Grenze also in der Zukunft übersreiten wird, wird automatisch ins Jenseits gelangen. "Vergiss den Fluch aber.... vergiss für nur... eine kurze Zeit... alles.... vergiss alles um uns herum. Das ist mein Wunsch. Ich bitte dich.... vergiss wer du bist, wer ich bin. Nur für diese paar Minuten." flüsterte sie ganz leise und umarmte ihn dann. "Bitte...." Er starrte die Elfe an, als ob er sie das erste Mal in seinem Leben sähe und nicht einmal das traf den Ausdruck in seinem Gesicht. Sie wollte allen Ernstes die Grenzen ihres eigenen Landes mit Magie vor den Dunklen schützen? Hatte er genau das soeben von ihr verstanden? Aber halt. Es war vielmehr als das. Im Umkehrschluss bedeutete es ebenso, dass wenn sich jemand aus bloßem Unwissen in den Wäldern verlief, er einfach so starb. Ohne Ursache und ohne Vorwarnung. Wo war die Königin hin verschwunden, die ihm noch vor Tagen und Wochen von einem besseren Leben vorgeschwärmt hatte? Deren Träume die Hoffnung ihres Volkes widerspiegelten? Seine Lippen öffneten sich in sturem Protest, nur um sich Augenblicke später wieder ungenutzt zu schließen. Der Dunkle fühlte ihre Fingerspitzen an seinem Schulterblatt und hörte ihre versiegende Stimme, während ihm langsam dämmerte das es auch heißen musste, dass sie sich das letzte Mal sahen. Und es ihr darum Leid tat. Es tat ihr Leid... Ungezählte Augenblicke sah er auf Suzuna hinab, ohne das seine Gedanken alles an dieser Geste je hätten begreifen können. Dürfen. Nur ein leises Seufzen des Schwermuts glitt von seinen Lippen hinein in den finsteren Raum, der das Gelächter und die Klänge eines Festes abschirmte, das seinen fröhlichen Charakter bereits eingebüßt hatte. Dann zog er die Elfe dichter zu sich heran und hielt sie fest. Langsam schloss die junge Frau ihre Augen und überließ sich dem Gefühl der Borgenheit, was sie im Moment fühlte. Die Trauer, die diesen schönen Moment bitter machte konnte jedoch nicht so einfach vergessen werden. Suzuna hob ihren Kopf etwas , stellte sich dabei erneut auf die Zehespitzen. Während sie ihre Lippen auf die von Lyrin legte, liefen ihr große jedoch stumme Tränen um die Wangen. So endet also ihre Geschichte, die gar nicht wirklich angefangen hatte... Ihre kleine zarte Hände ruhten auf Lyrins Brustkorb. Sie krallte sich leicht in sein schwarzes Hemd, aber in wirklichkeit krallte sie sich an ihm. Sie wollte ihn nicht gehen lassen, obwohl sie wusste, dass es sein muss... obwohl sie es wusste, dass es richtig ist ihn loszulassen. Als sich ihre Lippen trennten, hauchte die lilahaarige Elfe paar Wörte gegen Lyrins Lippen "Die Räder der Zeit drehen sich weiter. Wir bleiben stehen... sie gehen weiter." flüsterte sie und um ihnen herum wurde eine Art Zeitkapsel entzeugt. Für die beiden blieb die Zeit Still. Nur für kurze Zeit, aber... sie blieb stehen. Im Raum, im Zimmer von Suzuna gab es nun keine Zeit, nichts was sie dazu treiben würde sich sofort zu trennen. Langsam löste Suzuna die Umarmung, weichte von Lyrin aber nur ein-zwei Milimeter. Kein Milimeter mehr! Ihre schönen langen Finger streichten dann dmn Stoff ihres Kleides entlang. Ohne jedes Geräush fiel dann das weiße Kleid mit herrlicher Leichtigkeit auf den weichen Teppich. Nun hatte Suzuna nichts mehr an, sie trug nurnoch Lyrins Kette um den Hals. Eine leichte, wirklich nur leichte Röte war an ihren wangen zu erkennen. Aber immernoch flossen ihr Tränen über die Wangen, über die Wange, die nun einen roten Schimmer hatten. Ohne die Worte wirklich auszusprechen, bewegte das zerbrechliche Wesen weinend ihre Lippen und bat den Dunkelelfen sie zu lieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)