Sweet Sakura ~ripped apart~ von Tattoo (Reita x Satoshi) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Anm.: OMG, so viele Kommentare!! Vielen Dank!!! *alle umärmel* ~1~ [5 Wochen zuvor] "Ich hau jetzt ab!" Satoshi hatte bereits die Tür geöffnet und wollte sich gerade auf den Weg machen, da wurde ihm "Halt, nicht so schnell!" hinterhergerufen, also schloss er sie wieder und wartete gehorsam. Wenige Sekunden später kam Reita um die Ecke in den Flur, trat ganz nah an ihn heran und beugte sich ein wenig vor, um dem Jüngeren einen kleinen Kuss auf die Lippen zu drücken. "So, jetzt kannst du gehen." Damit zwinkerte er ihm zu und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf, mit der er Satoshi um ganze vier Zentimeter überragte. Sein Freund entschied sich allerdings, diese soeben geäußerten Worte zu ignorieren und schmiegte sich stattdessen an Reita, legte die Arme um ihn und schon verloren die beiden sich in einem weiteren, diesmal sehr viel längeren Kuss. Schließlich lehnte der Bassist sich etwas zurück und sah Satoshi schmunzelnd an. "Du kommst zu spät zu eurem Interview." Der Klammergriff um seine Hüfte wurde sofort etwas stärker. "Das ist mir im Moment sowas von egal, sollen sie eben warten oder ohne mich anfangen." murmelte der Sänger trotzig und vergrub sein Gesicht in Reita's Halsbeuge, seufzte leise als eine warme Hand begann, ihn im Nacken zu kraulen. "Na los, sonst krieg ich noch einen Anschiss von Ryo, dass ich dich von der Arbeit abhalte." Satoshi schüttelte wortlos den Kopf und blieb einfach weiter still stehen. "Es ist dir also völlig egal, dass ich wegen dir einen Arschtritt kassieren werde?" Bei diesen Worten kicherte er gegen den Hals seines Freundes und nickte enthusiastisch, die Vorstellung davon, wie der kleine Drummer Reita in den Hintern trat, war aber auch einfach zu komisch – und nicht einmal allzu abwegig, wenn man Ryo's Temperament und Engagement für ihre Band bedachte. "Pfft, na schönen Dank auch. Jetzt weiß ich ja, wieviel ich dir bedeute." Und schon war die streichelnde Hand verschwunden und Reita rührte sich nicht mehr. Langsam hob Satoshi seinen Kopf, legte ihn etwas schief und blickte in das schmollende Gesicht des Bassisten. "Aww, du bist doch jetzt nicht etwa eingeschnappt, hm?!" Dann klimperte er kokett mit den Augenlidern und spitzte seine Lippen zu einem Knutschmund, was einen sehr einladenden Anblick abgab, wie Reita zugeben musste. Doch er widerstand der Versuchung und hob lediglich eine schmale Augenbraue. "Was soll das denn werden, wenn's fertig ist?" Satoshi ließ daraufhin mit einer Hand von Reita's Taille ab und deutete stumm auf dessen Lippen, dann auf seine eigenen. Der Ältere grinste. "Willst du mir damit etwa sagen, dass ich dich küssen soll?" Sofort nickte sein Freund eilig, reckte sich ihm noch etwas mehr entgegen und schloss in freudiger Erwartung die Augen, doch statt Reita's Mund spürte er im nächsten Moment dessen Zeigefinger, mit dem der Bassist quälend langsam über seine Wange strich. Murrend runzelte Satoshi die Stirn und schlug seine Augen wieder auf, sah wie Reita ihn ganz selbstgefällig beobachtete. "Wie hättest du's denn gern? Sanft und zärtlich-" er krallte seine Hände blitzschnell in die Jacke des Sängers und zog ihn fest an seinen Körper, "oder soll ich über dich herfallen und dich ins Nirvana knutschen?" Ihre Lippen waren nur einen Zentimeter voneinander entfernt, und Reita so nah zu sein ließ Satoshi noch immer alles um ihn herum vergessen, obwohl sie schon seit sieben Monaten zusammen waren. In dieser Zeit hatten sie sich nämlich kaum zu Gesicht bekommen, denn das Leben als Musiker hatte einen entscheidenden Nachteil, wenn man in einer Beziehung steckte: Touren. Und unglücklicherweise tourten ihre Bands fast nie gleichzeitig sondern abwechselnd, was ihre Geduld auf eine harte Probe stellte, das Wiedersehen und die wenigen gemeinsamen Wochen dafür aber umso leidenschaftlicher und intensiver werden ließ. Der Bassist war auch erst gestern wieder zurück nach Tokyo gekommen, davor hatten sie sich mehr als zwei Monate lang nicht gesehen, und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Satoshi nur ein hastiges "Nirvana klingt gut." hervorbrachte, ehe er seinen Mund auf Reita's presste. Das gestrige Wiedersehen und die Nacht hatten bei weitem noch nicht ausgereicht, um ihre Sehnsucht und das aufgestaute Verlangen nacheinander zu befriedigen, und Reita hätte seinen Freund am liebsten einfach hochgehoben und wieder zurück ins Schlafzimmer getragen. Aber einer von ihnen musste nun mal den Erwachsenen und Vernünftigen spielen, und das war heute anscheinend seine Aufgabe. Also löste er sich nach einer Weile von Satoshi und tippte ihm grinsend mit einem Finger auf die kleine Nase. "Fortsetzung folgt." Der Jüngere riss vor Entsetzen seine Augen weit auf. "Wie bitte? Ich hab mich wohl verhört! Wie kannst du nur so einem Adoniskörper wie meinem widerstehen?!" Dabei drückte er sich noch enger an den anderen, um seine Worte zu unterstreichen, und beobachtete mit Genugtuung, wie Reita sich unbewusst über die Lippen leckte. Doch gleich darauf wurden seine neu erwachten Hoffnungen zerstört, denn der Ältere fing sich wieder und lächelte ihn an. "Ich gebe zu, es ist nicht einfach, aber ich heb mir das lieber für heute abend auf, da haben wir mehr Zeit." Bei diesen Worten glich Satoshi's Blick dem eines ausgesetzten Hundewelpen und er kuschelte sich an Reita und schniefte ein bisschen. "Versprochen?" Der Bassist nickte. "Hoch und heilig. Und jetzt ab mit dir, sonst bist nicht du derjenige, dem morgen der Hintern weh tun wird." Damit schob er den noch immer protestierenden Satoshi durch die Tür und sah ihm schmunzelnd hinterher, während der Sänger mit hängendem Kopf davonschlurfte. Wenn Reita gewusst hätte, was passieren würde, hätte er seinen Freund niemals so aus der Wohnung gescheucht. Im Gegenteil, er hätte darauf bestanden, dass Satoshi das Interview absagte, hätte ihn nicht fortgehen lassen, hätte die Tür verriegelt und verrammelt und Satoshi in den Arm genommen, am besten noch an sich festgebunden. Aber das Problem war... er hatte es nicht gewusst. **** Als das Telefon klingelte, lag Reita ganz entspannt auf seiner großen Schlafcouch im Wohnzimmer und zockte 'Winning Eleven', ein Fußballspiel für die PlayStation. Bei dem unerwarteten Geräusch verdrehte er kurz die Augen und konzentrierte sich dann einfach weiter auf seine umherdribbelnden Spieler, er dachte gar nicht daran, jetzt zu unterbrechen nur um irgendeinem Heini an der Strippe zu verklickern, dass er kein Interesse an einem Wechsel zu einer anderen Telefongesellschaft hatte. "Und falls es doch etwas wichtiges ist, ruft derjenige eh noch mal zurück oder quatscht auf den AB." murmelte der Bassist vor sich hin und grinste im nächsten Moment zufrieden, als der Ball im gegnerischen Tor landete. Seine Freude wurde nur dadurch ein wenig getrübt, dass der Anrufer immer noch nicht aufgegeben hatte und ihm weiter mit seinem dämlichen Klingeln auf die Nerven ging. Nun gut, da er diese Runde sowieso gerade für sich entschieden hatte, konnte er auch eine kurze Pause einlegen und den Anruf entgegen nehmen, also erhob er sich träge und schlenderte in aller Seelenruhe zum Telefon. Die Nummer auf dem Display ließ ihn allerdings verwundert beide Augenbrauen heben, bevor er den Hörer abnahm. Was wollte der denn jetzt von ihm? "Hey Ryo, warum-" Weiter kam er nicht. "Ich werd dir sowas von in den Arsch treten, Reita!! Dir und Satoshi!! Rammeln wie die Hasen, was anderes habt ihr zwei echt nicht im Kopf! Und dass es Termine gibt, die man unbedingt einhalten sollte, zum Beispiel ein Interview für die Shoxx, das ist euch dabei wohl entfallen oder einfach scheißegal!" plärrte ihm ein ziemlich wütender Drummer entgegen, was bei Ryo's Stimme nicht ganz schmerzfrei war und Reita den Hörer in einem 20-Zentimeter-Sicherheitsabstand halten ließ. Doch als ihm klar wurde, was der andere ihm da gerade an den Kopf geknallt hatte, presste er den Hörer wieder fest an sein Ohr und fragte verwirrt "Soll das heißen, dass Satoshi noch nicht zu eurem Interview aufgekreuzt ist?" Da wurde es am anderen Ende der Leitung kurz still. "Du klingst so überrascht. Ich dachte, er wäre noch bei dir und ihr... Also ist er doch schon weg?" "Schon seit-" Reita warf einen flüchtigen Blick auf seine Uhr, "über einer Stunde. Er hätte eigentlich längst bei euch eintrudeln müssen. Hast du es schon mal auf seinem Handy probiert?" Ryo's entrüstetes Schnauben machte seine folgende Antwort fast überflüssig. "Natürlich hab ich versucht, ihn auf dem Handy zu erreichen, aber er hat das Mistding ausgeschaltet. Entweder das, oder der Akku ist leer. Und in seiner Wohnung hab ich es auch mehrfach klingeln lassen, da ist er anscheinend auch nicht." Ohne dass er etwas davon merkte, beschleunigte sich der Herzschlag des Bassisten. "Warte, ich probier's auch mal auf seinem Handy." erwiderte er und wollte sich schon auf die Suche nach seinem eigenen begeben, da erklang erneut die gereizte Stimme des Jüngeren und ließ ihn innehalten. "Das ist doch sinnlos, ich hab dir schon gesagt, dass da keiner rangeht!" Reita's Hand krampfte sich um den Hörer und er giftete zurück "Was weiß denn ich, vielleicht bist du ja auch einfach zu blöd zum telefonieren!", doch es tat ihm sofort leid, Ryo so angeschnauzt zu haben. "Entschuldige, ich mach mir nur langsam Sorgen um den Kleinen." Der Drummer schwieg noch einen Augenblick, dann murmelte er leise "Ich mir auch. Versuch es ruhig, vielleicht erreichst du ihn ja jetzt." Doch wie zu vermuten gewesen war, vernahm Reita statt Satoshi's Stimme nur die einer Frau, welche ihm mit dem üblichen Charme einer Tonbandaufnahme mitteilte, dass der gewünschte Gesprächspartner zur Zeit nicht erreichbar sei. Als er Ryo von seinem Misserfolg berichtete, klang dieser ganz und gar nicht mehr so vorlaut und selbstsicher wie sonst. "Okay, dann... dann wimmel ich die Leute von der Shoxx jetzt irgendwie ab, und danach rufen Nii, Shuu und ich mal alle an, mit denen er noch befreundet ist, vielleicht wissen die ja etwas. Wenn nicht, dann probier ich es bei seiner Familie. Könntest... könntest du in der Zwischenzeit-" "-die Krankenhäuser abklappern." vollendete Reita den Satz wie im Trance und sein Magen zog sich bei dem Gedanken daran, dass er nicht wusste wo sein Freund war, zusammen. Ryo's Worte drangen nur sehr leise zu ihm durch. "Genau, oder meinst du, das wäre zu voreilig? ... Reita? ... Reita!" Damit hatte Ryo wieder die Aufmerksamkeit des Bassisten erlangt, und als er seine Frage wiederholte, schüttelte Reita sofort den Kopf. "Nein, voreilig ist es wohl nicht. Aber ich werde erst bei ihm zuhause nachsehen, vielleicht ist ihm ja unterwegs schlecht geworden und er ist heimgegangen und kann nicht ans Telefon oder so. Wenn er nicht dort ist, dann ruf ich in allen Krankenhäusern an. Und falls ihr etwas rausfindet oder er sich bei euch meldet, sagst du mir bitte sofort Bescheid, ja?!" Obwohl seine letzten Worte wieder mehr als unnötig gewesen waren, hörte er diesmal kein entrüstetes Schnauben von Ryo, dafür war der Jüngere jetzt viel zu sehr um seinen besten Freund besorgt. "Ja, ich melde mich dann. Du aber auch, wenn du etwas weißt!" Nachdem Reita ihm dies zugesichert hatte, legten beide auf, ohne sich voneinander verabschiedet zu haben, und im nächsten Moment stand der Bassist auch schon im Flur und zog sich hastig Jacke und Schuhe an. Beinahe hätte er vor lauter Eile seinen Schlüsselbund vergessen, an dem nicht nur der Schlüssel zu seiner eigenen, sondern auch der zu Satoshi's Wohnung hing, doch er merkte es noch im letzten Augenblick und stieß die Tür wieder auf, bevor sie ins Schloss fallen konnte. Mit dem Bund in der einen und seinem Handy in der anderen Tasche machte er sich schließlich zu Fuß auf den Weg zu dem nur drei Straßen entfernten Gebäudekomplex, in dem Satoshi wohnte. Dass sein Fernseher noch immer eingeschaltet war und auf dem Bildschirm ein fetter, leuchtender Pause-Schriftzug flackerte, hatte er vollkommen vergessen. **** Reita's Herz rutschte bereits in die Hose, als er den Schlüssel ins Schloss steckte und umdrehte. Die Tür war abgeschlossen, demnach war Satoshi höchstwahrscheinlich nicht hier. Um sicher zu gehen öffnete er sie trotzdem, doch ein Blick in den Flur raubte ihm die letzte Hoffnung - weder seine Jacke noch die Schuhe, die der Sänger heute morgen getragen hatte, waren zu sehen. Unschlüssig stand Reita auf der Schwelle und wusste nicht so recht, was er jetzt tun sollte. Nach seinem Freund zu rufen war ziemlich sinnlos, aber zurückgehen wollte er auch nicht sofort, also betrat der Bassist kurzentschlossen die Wohnung und schlüpfte aus seinen Schuhen. Nach einem kurzen Rundgang durch alle Zimmer, der ihm nur noch einmal bestätigt hatte was er sowieso schon wusste, ließ Reita sich auf dem Sofa nieder und dachte nach, rieb sich dabei die Schläfen. Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut. Eigentlich war es sogar absolut beschissen. Er hasste seine Hilflosigkeit und die plötzliche Angst und Ungewissheit darüber, was mit Satoshi geschehen war. Dass diese Gefühle in Zukunft seine ständigen Begleiter sein und von Tag zu Tag stärker und quälender werden würden, wusste Reita zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sein Verstand ließ es noch nicht zu, an ein wirklich ernsthaftes Problem zu glauben, da seine Sorgen ja erst vor zehn Minuten mit Ryo's Anruf begonnen hatten und die meisten Menschen, wenn sie vom Unglück anderer hören, davon ausgehen, dass so etwas immer nur den anderen und niemals ihnen selbst passieren wird. Reita gehörte ebenfalls zu diesen Leuten, und auch wenn er es nicht laut aussprechen würde, so war er doch tief in seinem Inneren davon überzeugt, Satoshi noch heute wieder in die Arme schließen zu können. Es war einfach nicht möglich, dass seinem Freund etwas zugestoßen war. Es durfte nicht möglich sein! Trotzdem erinnerte der Bassist sich daran, was er Ryo am Telefon gesagt hatte, und sah sich schließlich suchend im Wohnzimmer um. Er war nicht oft hier, denn wenn sie endlich einmal Zeit füreinander hatten, verbrachten sie die fast immer bei Reita. Das lag hauptsächlich daran, dass seine Wohnung größer war als Satoshi's, aber der Umfang des Bettes und der 50-Zoll-Plasma-Fernseher hatte ihnen die Entscheidung noch zusätzlich erleichtert. Außerdem war Satoshi in die Schlafcouch vernarrt und betrachtete sie seit jener schicksalhaften Kitzelattacke mit anschließendem Liebesgeständnis vor etwa sieben Monaten als seinen Glücksbringer. Und da er diesen Glücksbringer schlecht in die Hosentasche stecken konnte, verbrachte er so viel Zeit wie möglich damit, auf ihm drauf zu liegen und mit Reita zu kuscheln – wobei es oft nicht blieb - oder Bleach Mangas zu lesen. Der Bassist schmunzelte bei der Erinnerung daran, dann fiel ihm aber wieder ein, dass er noch etwas zu tun hatte, und Reita erhob sich endlich vom Sofa und suchte in ein paar Schränken nach dem Telefonbuch, von dem er hoffte, dass Satoshi es besaß. Sein Stöbern war eine Minute später auch erfolgreich, und etwas zögerlich schlug er die Seite mit den Anschriften und Telefonnummern aller Krankenhäuser Tokyo's auf. Was machte er hier eigentlich? Das war doch kompletter Unsinn! Satoshi ging es gut, er würde bestimmt in den nächsten Stunden wieder auftauchen und eine vollkommen einleuchtende Erklärung für sein Verschwinden parat haben. Und dann würde er sich gleich zwei Tritte in seinen Allerwertesten abholen können, einen von Ryo und einen von Reita. Aber bis dahin musste der Bassist abwarten und seinen Pflichten als sich sorgender Freund nachgehen, also suchte er zunächst alle Krankenhäuser des Stadtteils heraus, den Satoshi auf seinem Weg durchquert hatte, und wählte dann die Nummer des ersten. Gleich darauf meldete sich eine freundliche Frauenstimme. "Guten Tag, Sie sind mit dem Jikei Universitätskrankenhaus verbunden. Wie können wir Ihnen helfen?" "Guten Tag, ich habe eine Frage. Ist in den letzten eineinhalb Stunden ein junger Mann eingeliefert worden, vielleicht als Unfallopfer? Sein Name ist Satoshi Ishikawa, er ist 23 Jahre alt und 1,68 groß." Die Frau bat ihn um einen Augenblick Geduld und Reita trommelte nervös mit dem Kugelschreiber, den er zum Markieren der Telefonnummern benutzt hatte, auf dem kleinen Couchtisch herum. "Nein, wir haben keinen Patienten unter diesem Namen." informierte die Stimme ihn wenige Sekunden später, und Reita bedankte sich für die Auskunft und legte auf, starrte dann gedankenverloren das Telefon in seiner Hand an. Er sollte sich über diese Antwort freuen, nicht wahr? Immerhin war somit die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sein Freund einen Unfall gehabt hatte, und darauf lief seine Sorge ja hinaus. Würden also alle weiteren Telefonate ebenfalls ergebnislos bleiben, wäre das doch ganz in seinem Sinne, oder? "Das schon, aber dann weiß ich immer noch nicht, wo er steckt." beantwortete er die Frage leise selbst, während seine Finger die nächste Nummer eintippten. "Guten Tag, Sie sind mit dem Tokyo Saiseikai Zentralkrankenhaus verbunden. Wie können wir Ihnen helfen?" **** Nach fast zwei Stunden zog Reita folgende Bilanz: 34 Krankenhäuser, 34 mal Fehlanzeige. Ryo hatte sich in der Zwischenzeit auch nicht bei ihm gemeldet, also schienen sie in ihrer Suche keinen Schritt weiter gekommen zu sein, bis auf die Erkenntnis, dass Satoshi in kein Krankenhaus eingeliefert worden war. Und so sehr Reita sich auch darüber freuen wollte, es hinterließ doch einen bitteren Nachgeschmack. Natürlich wollte er nicht, dass sein Freund verletzt war, aber so langsam gingen ihm die Ideen aus, wo er sein könnte. Es war nicht Satoshi's Art, einfach ein Interview sausen zu lassen nur weil er keine Lust darauf hatte, und für gewöhnlich schaltete er sein Handy auch nicht aus. Dass ein leerer Akku der Grund war, konnte Reita ausschließen, denn er hatte den leicht schusseligen Sänger heute morgen noch selbst daran erinnert, sein Handy nicht zu vergessen, das über Nacht zum Aufladen im Adapter gesteckt hatte. Bei einem seiner Freunde oder bei seinen Eltern war Satoshi offenbar auch nicht, sonst hätte Reita das schon längst von Ryo erfahren. Also wo zum Teufel war der Kleine? Plötzlich klingelte sein Handy und ließ den grübelnden Bassisten leicht zusammenzucken. Er griff eilig danach in der Hoffnung, entweder Satoshi's oder Ryo's Nummer auf dem Display zu sehen, und wurde nicht enttäuscht. Satoshi's Nummer wäre ihm zwar weitaus lieber gewesen, aber vielleicht hatte Ryo den Sänger ja endlich aufgestöbert. "Hast du ihn gefunden?" "...Das heißt, du weißt auch nichts neues?" "Oh Ryo, mach mich bitte nicht fertig. Ich hatte so gehofft, dass du mir jetzt sagst wo er steckt." "Nein, leider nicht. Er hat sich immer noch nicht bei uns gemeldet, und seine Verwandten und Freunde haben ihn auch nicht gesehen." "Scheiße..." "Was machen wir denn jetzt? Bist du schon die Krankenhäuser durch?" "Ja, ich hab alle in Frage kommenden Krankenhäuser in Minato und den umliegenden Stadtteilen angerufen, aber unter seinem Namen oder in seinem Alter ist niemand eingeliefert worden." "Und dass er in ein weiter entferntes Krankenhaus gebracht wurde, ist sehr unwahrscheinlich..." "Eben. Ich zerbreche mir auch schon die ganze Zeit den Kopf darüber, wo er noch sein könnte, aber außer unserem Park fällt mir nichts bestimmtes ein. Wenn ich ihn dort nicht finde, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht weiter, dann müssen wir wohl oder übel bis morgen abwarten." "Oh Mann... na dem werd ich was erzählen, wenn er wieder da ist." "Und zur Abwechslung hab ich sogar mal nichts dagegen, von mir wird er auch noch einiges zu hören kriegen." "...Ihr habt euch aber, bevor er gegangen ist, nicht irgendwie gestritten, oder?" "Nein, überhaupt nicht! Im Gegenteil, der Kleine konnte sich gar nicht von mir losreißen, ich musste ihn bestechen, damit er sich endlich auf den Weg macht!" "Echt? Womit denn?" "Willst du nicht wissen." "Oh, verstehe... Also gibt es keinen Grund, warum er heute nicht zu dir zurückkommen sollte, ja?" "Jedenfalls keinen, von dem ich wüsste." "Okay, jetzt mach ich mir noch mehr Sorgen als vorher." "Keine Panik, er wird schon wieder auftauchen, spätestens heute abend." "Und wenn nicht?" "..." "Reita?" "...Dann müssen wir zur Polizei." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)