Umbruch von Gaomee (Eine Novelle für Shadowtears) ================================================================================ Kapitel 9: Die Überraschung --------------------------- An ihr rauschte der Wald vorbei – Er war dunkel und wäre ein hervorragender Drehort für Filme wie „The Blair Witch Project“(4) gewesen. Sakura fühlte sich schäbig und sie vermisste alle jetzt schon schmerzlichst – Dass sie vorher alle Mobilfunktelefonnummern und dergleichen ausgetauscht hatten, war kein großer Trost. Außerdem schien Sasuke keine zu besitzen … Dann jedoch lenkte ein lebhafter Klingelton sie von sich selbst ab und Sakura bemühte sich möglichst schnell das Telefon aufzuklappen. „Haruno Sakura. Ja?“ Sie starrte fassungslos an die gegenüber liegende Wand ihres Abteils. „Und das hätte mir niemand früher sagen können?“ „Eh, nein … “, antwortete die kleinlaute Stimme am anderen Ende. „Madison ist es gerade erst wieder eingefallen und sie will unbedingt einen Bericht darüber.“ „Verdammt, Harold, ich sitze schon im Zug!“ „Tja, dann schlag’ ich vor, dass du wieder zurück fährst, sobald du hier angekommen bist. Ist doch nur eine Stunde. Sieht so aus, als müsstest du es noch 'was länger in dem Kaff aushalten. Tut mir echt leid. Aber das war echt nicht meine Idee; das musst du mir glauben. Das ist alles nur Maddy!“ Sakura seufzte. Anstatt erleichtert zu sein zurück zu können, fühlte sie sich als überstrapaziere sie Gastfreundschaft. „Ja, ich glaub’ dir schon. Unsere tolle Chefredakteurin kann ja auch manchmal ganz schön … unorganisiert sein.“ Am anderen Ende erscholl leises Lachen. „Kannst du laut sagen.“ „Ihre Arbeitgeberin hat uns schon informiert, dass sie wohl etwas länger bleiben würden als geplant. Wir freuen uns immer über Besuch einer so berühmten Zeitschrift.“ Ringellocke lächelte sie warm an und führte sie die Treppe herauf, schon wieder. Sakura hätte Maddy wirklich die Kehle zerfetzen können … oder die Nase. „Sie können ihr altes Zimmer gleich wieder belegen.“ „Dankeschön“, murmelte Sakura. Sie war müde. Man hetzte sie von Pontius zu Pilatus. Jetzt sollte sie auch noch einen Bericht über das kleine, aber berühmte Dorffest schreiben! Es hieß, es sei etwas ganz besonderes. Sakura fragte sich schon, was sie sich darunter vorzustellen hatte… „Nein. Sie wollen, dass ich bis zum Fest bleibe …“ „Das ist doch super! Du musst unbedingt 'mal herunterkommen dann, ja?“ „Natürlich, Naruto.“ Sakura musste lächeln. Sie verabschiedeten sich und Sakura legte auf, um zum wiederholten Male ihre Kleidungsstücke auszupacken. Die ganze Situation hatte etwas merkwürdig Komisches, dachte Sakura ironisch. Als sie jedoch die weiße Bluse auspackte, presste sie die Lippen fest aufeinander. Um sich abzulenken, sah sie kurz aus dem Fenster, schmiss ihren Koffer entleert in eine Ecke. Sie schreckte zurück und verbarg sich hinter ihrer weinroten Gardine. Sasuke stand im Hof. Sie war so gemein zu ihm gewesen bei ihrem Abschied, sodass sie nun nicht wusste wie sie das wiedergutmachen würde. Aber dass sie es würde, wusste sie. Sie vermisste ihre langen Gespräche, sehnte sich nach seiner stillen Art. In der Großstadt gab es kaum Menschen wie ihn und so waren sie somit für Sakura ein besonders hohes Gut. Der Mantel wehte um ihre Knie und der Schal half nicht sonderlich gegen die Kälte. Auf ihrer Brust spannte sich eine Gänsehaut. „Sasuke!“ In einem Anflug von Übereifer hatte sie sich kurzerhand für den direktesten Weg entschieden. Er sah missmutig auf, aber sein Gesichtsausdruck wandelte sich sofort als er sie sah. Sie konnte den Ausdruck nicht ganz deuten. Verblüffung lag darin, aber ob auch Wiedersehensfreude dort war, konnte sie nicht sagen, so sehr sie auch in seinen dunklen Augen nach Antworten wühlte. Er war einfach nur über alle Maßen überrascht. „Ich muss mich entschuldigen“, gestand sie. Es war ein hastig hervorgestoßener Wortschwall, der bewies wie ernst es ihr war und Sakura schämte sich, dass sie ihre Stimme nicht besser unter Kontrolle hatte. Er sah stirnrunzelnd auf ihre zierliche zitternde Hand hinab. Dann umfasste er sie mit beiden Händen und sah ihr warm entgegen. „Und erfahre ich auch den Anlass? Möchtest du dich etwa dafür entschuldigen, mich noch ein Weilchen länger hier zu behelligen?“ Er lächelte und das nahm den Worten die Spitze. Sakura lachte befreit, nachdem sie ihn erstmal verwundert angestarrt hatte. „Oh, glaub mir, so schlimm bist du nicht, dass du dergleichen müsstest.“ Sakura biss sich auf die Unterlippe ob des Kompliments. „Danke.“ Er hob die Schultern. „Was bleibt einem anderes übrig angesichts solch überwältigender Schönheit. Zitternder Schönheit, wohlgemerkt. Wollen wir hineingehen?“ An diesem Morgen hatte er sich redlich bemüht und hatte früh angefangen, sodass seine alltäglichen Pflichte erledigt waren. Er hatte darauf gehofft, den Tag mit ihr verbringen zu dürfen. Dass sie hatte abreisen wollen, hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht, was ihn missmutig gestimmt hatte, aber nun war sie ja wieder da. Nun war sie wieder da … Er lächelte auf sie herab, während sie zu seinem Zimmer hinauf schritten. Dort hielt er ihr galant die Tür auf. Seine Art hörte nie auf sie zu amüsieren. Er hatte etwas Altmodisches, etwas Rührendes. Wie ein alter, ehrwürdiger Ritter in einer verblassten Rüstung, der aber immer noch an all den guten Vorsätzen und ritterlichen Idolen festhielt und vor welchem man einfach nichts anderes als Respekt empfinden konnte. „Ich bin froh, dass du mir nicht böse bist“, versicherte sie ihm nochmals offen. Seine unbefangene Art ließ sie mutiger werden, schloss die klaffende Wunde, die sie glaubte ihm zugefügt zu haben. Irgendwie glaubte sie, dass ihre Freundschaft ihm viel bedeutete. Wenn sie an Naruto und Ino dachte, überkam sie Verwunderung, dass sie ihn nicht ausstehen mochten. Diesen Mann musste man einfach mögen. Als er sich setzte, fiel ihr aber auch wieder ein wie ihre erste Begegnung ausgefallen war und sie musste wider Willen lächeln. „Was ist so witzig?“ „Nichts“, beteuerte Sakura. Sie saß ihm am Tisch gegenüber. Erst wusste sie nicht, worüber sie reden sollten, dann kam ihr ein Gedanke. „Erzähl mir von eurem Dorffest, ja? Bitte.“ „Aber gern doch. Es ist wirklich nichts Berauschendes. Einige Jünglinge verkleiden sich und tanzen durch die Straßen wie die Gaukler. Es gibt Met und Bier, Wein und Stände halten alle möglichen Zwischenmahlzeiten wie Naschereien feil.“ Sein Tonfall verriet ihr, dass er nicht große Stücke auf die Feierlichkeiten hielt. „Warum so missmutig? Ich habe gehört, es sind große Festivitäten hier und man erlässt euch die Arbeit für die Dauer, nicht wahr?“ Er grinste ein Wolfsgrinsen. „Da hast du wohlweißlich Recht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)