Der Weg zum Glück von Lady_Ocean ================================================================================ Kapitel 15: Meine Nemesis ------------------------- Erst mal muss ich mich unheimlich bei euch entschuldigen, dass das jetzige Kapitel so aus dem Zeitplan geraten ist! Bei mir ist im Februar einiges schief gegangen, sodass ich mich erst mal gänzlich vom Internet und allem zurückgezogen hab. Das beruhigt sich zwar jetzt so nach und nach wieder, aber stattdessen bin ich im März nur auf Achse gewesen, u.a. zwei Kurzurlaube über jeweils 5 Tage, sodass ich jetzt summa summarum gut 1 1/2 Monate nicht hier gewesen bin. Und auch nix geschrieben oder korrigiert hatte. Ging einfach nicht. Aber ich hoffe, dass es von jetzt an wieder pünktlich wird *verbeug*. -~*~- Disclaimer: Die Charas gehören (bis auf wenige Ausnahmen) nicht uns, sondern Clamp. Wir wollen kein Geld damit verdienen, sondern nur unterhalten. Erstschreiber des Kapitels: Lady_Ocean Kapitel: 15/26 -~*~- „In Wirklichkeit gibt es nur eines, vor dem man Angst hat: das Sich- Fallenlassen, den Schritt ins Ungewisse hinaus... Wer sich einmal, ein einziges Mal hingegeben hat, wer einmal das große Vertrauen geübt und sich dem Schicksal anvertraut hat, der ist befreit.“ (Hermann Hesse) -~*~- „Meine Nemesis“ Als Fye am nächsten Morgen erwachte, stellte er fest, dass Tomoyo über Nacht wieder zu ihm auf die Couch geklettert gekommen war. Diesmal hatte er es gar nicht mitbekommen, obwohl er sich sicher war, erst sehr spät eingeschlafen zu sein. Zu viele Gedanken waren ihm durch den Kopf gegangen, hatten ihm die Ruhe geraubt. Wie spät musste es erst gewesen sein, als Tomoyo zu ihm gekommen war...? Vorsichtig, um das noch tief schlafende Mädchen nicht zu wecken, schälte er sich aus seinem Bettzeug und ihrer Umarmung und schlich auf leisen Sohlen zum Bad. Er musste sich dabei mehrmals an der Wand abstützen, weil sich seine Beine so wackelig anfühlten. Nur mit einem Wecker aufstehen zu müssen, war viel schlimmer als die normale Prozedur mit seiner Weckarmee. Unter normalen Umständen wäre er davon wahrscheinlich auch niemals wach geworden, aber in der derzeitigen Situation konnte man schwerlich von „normal“ sprechen. Auf der Waschmaschine entdeckte er ein frisches Handtuch, das Kurogane ihm wohl bereitgelegt haben musste. Wieder wurde Fye flau im Magen, hin und her gerissen zwischen der Dankbarkeit für so viel Großzügigkeit und dem schlechten Gewissen, dem Schwarzhaarigen und seinem süßen Töchterchen so viel aufzubürden und sie solch großer Gefahr auszusetzen. Er sollte verschwinden! So schnell wie möglich verschwinden und nicht noch mehr Leute in die Sache hinein ziehen, noch dazu ausgerechnet die, die ihm, ohne dass er es gewollt hatte, ans Herz gewachsen waren. Doch er konnte nicht. Irgendetwas hielt ihn zurück. Etwas so Verrücktes wie Hoffnung, dass mit Kurogane an seiner Seite schon nichts passieren würde. Der Schwarzhaarige war so stark. Geistig wie körperlich. Fye konnte gar nicht anders, als sich in seiner Gegenwart ein wenig sicherer zu fühlen. Mit einem entspannten Seufzer stellte er das warme Wasser der Dusche an und ließ alle Sorgen davon hinweg spülen. Als er ganz nass war, nahm er das Duschbad in der dunkelblauen Verpackung und schnupperte prüfend daran. Tannennadel. Ein angenehmer Geruch, der Kurogane sicher ausgezeichnet stand. Er selbst war wahrscheinlich nicht unbedingt der Typ dafür, aber Hauptsache, er konnte sich ein wenig frisch machen. Als er wieder aus dem Bad heraus kam, wehte Fye der Geruch frisch gebrühten Kaffees entgegen. Kurogane war inzwischen also auch aufgestanden. Er sah ihn in der Küche sitzen, in der rechten Hand eine Kaffeetasse, mit der linken stabilisierte er die Zeitung, in der er nebenbei las. Anscheinend gehörte das zu den festen Gewohnheiten des Schwarzhaarigen. Es freute Fye auf eine unbestimmte Art, solche Details aus dem Leben dieses so verschlossenen Mannes erfahren zu dürfen. „Kaffee?“, riss die Stimme des anderen ihn aus seinen Gedanken. Ein wenig perplex über das Angebot starrte der Blonde den anderen Mann ungläubig an, wollte das Angebot eigentlich schon ablehnen. Er hatte schon genug angestellt und viel zu viel der Gastfreundschaft beansprucht. Doch als ihn wenige Augenblicke später Kuroganes eindringlicher, stechender Blick fixierte, blieb ihm sein „Nein, danke“ förmlich im Hals stecken. Die roten Augen drängten ihn geradezu zu einer Antwort. „Ja, bitte“, brachte er stattdessen heraus und setzte sich auf die andere Seite des Tisches. Es war ja nicht so, dass er Kaffee nicht mochte. Ab und an trank er auch einen. Auch wenn er morgens eigentlich warme Milch bevorzugte, doch er würde sich schwer hüten, auch noch Ansprüche zu stellen! „Milch? Zucker?“, fragte Kurogane wie beiläufig, als er aufstand und eine weitere Tasse Kaffee eingoss. Kurogane hatte ihn also von vornherein mit eingeplant... „Einen Schluck Milch und einen Löffel Zucker, bitte.“ Kurz darauf stand das fertige Getränk vor dem Blonden auf dem Tisch und Kurogane widmete sich wieder seiner Zeitung. Eine Weile herrschte Schweigen am Tisch, gelegentlich unterbrochen vom Rascheln der Zeitung und dem Klang der Tassen, wenn sie kurz angehoben und wieder abgestellt wurden. Fye genoss die Ruhe wie schon lange nicht mehr. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, wann er sich das letzte Mal entspannt gefühlt hatte, wenn er in Gegenwart eines anderen Menschen nicht peinlich genau darauf geachtet hatte, den Schein seiner Fröhlichkeit zu wahren. Aber gut, schließlich war es auch Kurogane, dem er hier gegenüber saß. Mit dessen Gespür für Menschen und all dem, was er inzwischen mitbekommen hatte, hätte es den Schwarzhaarigen nur noch mehr beunruhigt, wenn er sich jetzt wieder mit einem Lächeln abgemüht hätte. Mal abgesehen davon, dass der Haussegen dann auch ganz gewaltig schief hängen würde. Als Kurogane scheinbar fertig war mit seiner Zeitung, richtete er erneut das Wort an Fye. „Bist du immer noch der Meinung, dass du heute unbedingt in den Kindergarten willst?“ Fye überlegte kurz. Er wusste, dass er seine Entscheidung genau abwägen musste. Doch im Grunde stand sie längst fest. Auch wenn es eine Gefahr darstellte, nicht nur für ihn, sondern auch für Kurogane und die Kinder, konnte er einfach nicht anders, als weiter seiner Arbeit nachzugehen und sich um seine Schützlinge zu kümmern. Sie hingen so sehr an ihm und er liebte diese Kinder genauso. Er konnte sie einfach nicht enttäuschen. Und wenn er nicht allein zum Kindergarten gehen musste... Wenn Kurogane bei ihm war und ihn auf dem Weg begleitete, dann war er doch sicher vor Seinem...Ashuras Einfluss, oder? Entschlossen nickte er mit dem Kopf. „Ich kann nicht einfach hier bleiben und mich verstecken. Die Kleinen brauchen mich. Und ich freue mich auch darauf sie wiederzusehen.“ Der Schwarzhaarige schüttelte resigniert den Kopf. Inzwischen hatte er Brot, Wurst und Butter herbei geschafft und bereitete Tomoyos Frühstück für den Kindergarten vor. „An den Knirpsen hast du echt einen Narren gefressen, was?“ „Natürlich, Kuro-rin!“, bestätigte Fye wie selbstverständlich. „Es sind schließlich Kinder. Man muss sie doch einfach gern haben. Du hängst doch genauso an Tomo-chan, da müsstest du mich eigentlich verstehen.“ „Sie ist ja auch meine Tochter. Aber gleich so eine ganze Meute... Nein, das wäre zu viel für mich.“ Die Schnitten wanderten in die Brotdose, dann wurde der Apfel geschnitten und geschält. Fye beobachtete Kuroganes Werkeln mit einem verträumten Lächeln. „Weißt du, Kuro-puu, vor zwei Wochen hätte ich dir niemals zugetraut, dass du so ein fürsorglicher Papa sein könntest. Irgendwie hast du gewirkt, als wärst du total unbeholfen beim Umgang mit einem kleinen Kind. Und jetzt kümmerst du dich ganz selbstverständlich so liebevoll um sie...“ Der Schwarzhaarige bemaß ihn mit einem prüfenden Blick, fast so, als versuchte er herauszufinden, ob eine versteckte Bemerkung unter den Worten lag. Schließlich antwortete er, wenn auch etwas zögerlich, ungewohnt aufrichtig auf Fyes Feststellung. „Ich war früher viel unterwegs. Hat sich durch den Job nicht vermeiden lassen. Die meiste Zeit über...hat Soma sich um Tomoyo gekümmert. Ich war wohl ziemlich überfordert, als ich...versetzt wurde.“ Fye hätte gern gewusst, was es mit dieser Versetzung auf sich gehabt hatte, denn das musste ja ziemlich plötzlich passiert sein, wenn es Kurogane so aus der Bahn geworfen hatte. Doch er hatte nicht das Recht, noch tiefer nachzubohren. Dennoch, eine Frage brannte ihm auf der Seele. „Bist du froh über deine Versetzung? Dass du jetzt mehr Zeit mit Tomo-chan verbringen kannst?“ Ein kurzes Lächeln huschte über Kuroganes Lippen. „Ich denke schon. Zuerst hätte ich das gar nicht gedacht, aber es eigentlich ist es richtig angenehm.“ Fyes Gesicht hellte sich bei dieser Antwort sichtlich auf. „So ähnlich ging es mir mit allen Kindern, die bei mir in den Kindergarten gehen. Auch wenn sie zuerst fremd sind, dauert es nicht lange, bis sich jeder einzelne mit seinem einzigartigen Charme in dein Herz geschlichen hat. Ich glaube sogar, dass es dir genauso gehen würde, wenn du lange mit den Kleinen beschäftigt wärst wie ich, Kuro-chan.“ Der Schwarzhaarige zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen. „Jetzt bist du aber wirklich zu optimistisch.“ In diesem Moment hörte er leise, zögerliche Schritte aus dem Eingangsbereich. Auch ohne sich umzudrehen wusste Fye, dass es Tomoyo war, die dort in der Küchentür stand. Sie war noch immer halb in die große Schlafdecke gehüllt, die ihr allerdings langsam ganz von den zierlichen Schultern zu rutschen drohte. Aus schlaftrüben Augen schaute sie abwechselnd zu ihrem Vater und Fye und wieder zurück. „Morgen, Kleines. Möchtest du Frühstück?“, begrüßte sie sein Vater. Das Mädchen nickte und gähnte einmal herzhaft. Während Kurogane sich daran machte, seiner Tochter eine Schüssel Frühstücksflocken zurecht zu machen, setzte Fye sich ein Stück weiter vom Tisch weg und hielt Tomoyo einladend die Arme hin. „Komm doch her, Tomo-chan.“ Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen leistete sie der Aufforderung folge und ließ sich von dem Blonden auf dessen Schoß ziehen, anschließend zog er die große Decke noch etwas zurecht, sodass sie weiterhin Wärme spendete, ohne das Mädchen beim Essen zu stören. Da Tomoyos Frühstück jedoch noch nicht fertig war, kuschelte sie sich erst einmal an die Brust ihres Kindergärtners. „Du, Nii-chan? Gehst du heute wieder in den Kindergarten?“, fragte sie plötzlich. Die Frage erstaunte Fye. Wie kam sie denn darauf, dass er nicht hingehen sollte? „Natürlich! Warum sollte ich denn nicht gehen?“, fragte er daher nach. „Na weil es dir doch am Wochenende nicht gut ging. Und Soma hat immer gesagt, man darf nicht arbeiten, wenn man krank ist. Dann wird es noch schlimmer.“ Fye musste sich wirklich zusammenreißen, ausnahmsweise NICHT bis über beide Ohren zu grinsen. Die Kleine war aber auch zu goldig! Erst zarte vier Jahre alt, aber manchmal zeigte sie ein Feingefühl, das selbst viele Erwachsene nicht besaßen. Sie spürte scheinbar instinktiv, wenn etwas nicht in Ordnung war. Da fiel der Apfel nicht weit vom Stamm. Inzwischen war der Herr Papa auch mit den Frühstücksflocken fertig und stellte die randvoll gefüllte Schüssel vor seiner Tochter auf den Tisch. „Aber danach isst du noch was Gesundes. Sonst wirst du am Ende noch krank von so viel Zucker“, mahnte der Schwarzhaarige. „Uhm...ein Stück Gurke?“, schlug Tomoyo vor. „Okay“, willigte ihr Vater ein und wuschelte ihr noch einmal durch die Haare, bevor er sich auch schon daran machte, besagte Gurke aus dem Kühlschrank zu holen, einen Teil davon zu schälen und es in mundgerechte Portionen zu schneiden. Fye beobachtete die familiäre Harmonie mit einem wohligen Gefühl im Bauch. Man spürte überhaupt nichts davon, dass Soma nicht anwesend war. Kurogane kümmerte sich um seine Tochter genauso vorbildlich, wie es jede gute Mutter getan hatte. Und von seiner Gegenwart ließ er sich scheinbar gar nicht beeindrucken. Er strahlte eine Ruhe aus, wie Fye sie ihm vor zwei Wochen niemals zugetraut hätte. Es war wirklich unglaublich, wie schnell Tomoyo das Herz ihres Vaters erwärmt hatte... „Du grinst ja schon wieder so komisch“, bemerkte Kurogane, nachdem seine Tochter fertig gefrühstückt hatte und im Bad verschwunden war. Tat er das? Tatsächlich. Das hatte er gar nicht gemerkt. „Ich hab halt gute Laune, Kuro-rin!“, frohlockte der Blonde und tänzelte mit Tomoyos leerer Schüssel durch den Raum, um sie auf der anderen Seite in die Spülmaschine zu stellen. „Ist schwer zu übersehen. Ich frag mich bloß, wo das so plötzlich her kommt, du Wechselbalg.“ „Ihr seid halt einfach zu niedlich, du und Tomo-chan!“ Mit einer lässigen Drehung drehte Fye sich neben der Spülmaschine um und lehnte sich gegen die Anrichte. Dabei wurde er auf einen Gegenstand aufmerksam, den er mit seiner Hand leicht verschoben hatte. Er erkannte die schwarze Verpackung mit dem goldenen Schriftzug sofort wieder. Es war die Zartbitterschokolade, die er Kurogane am vergangenen Donnerstag nach dem Einkaufen zugesteckt hatte. Sie war noch immer unberührt. Aber immerhin – sie war noch da! Es hätte den Blonden nicht einmal sonderlich gewundert, wenn er irgendwann erfahren hätte, dass Kurogane die Schokolade unbesehen in den Müll befördert hätte. Aber das hatte er scheinbar doch nicht über sich gebracht. Mit einem leichten Schmunzeln öffnete er die Tafel, brach zwei Stückchen ab und drehte sich zu Kurogane zurück, der ihn misstrauisch musterte. „Du hast ja die Zartbitterschokolade noch gar nicht probiert. Dabei habe ich dir extra so eine gute Sorte rausgesucht!“ Damit streckte er dem Schwarzhaarigen das eine Stück hin, während er das andere genüsslich in seinem eigenen Mund verschwinden ließ. Wirklich einmalig. Sie schmeckte fast schon cremig, wenn man sie langsam auf der Zunge zergehen ließ. Zögerlich und mit einer ziemlichen Leidensmine auf dem Gesicht nahm Kurogane ihm das Stück ab. „Du lässt mich sonst ja doch nicht damit in Ruhe.“ Prüfend brach er eine Ecke mit den Zähnen ab und aß sie mit ausdrucksloser Mine. „Und, was hab ich dir gesagt? Schmeckt wirklich gut, oder?“, fragte Fye gespannt. „Na ja, hab’s mir schlimmer vorgestellt.“ Wow! Solche Worte aus Kuroganes Mund waren praktisch gleich bedeutend mit einem „Schmeckt gut“. Er hatte also doch richtig gelegen mit der Schokolade! Wieder spürte Fye diese wohlige Wärme und er konnte gar nicht anders, als noch breiter zu grinsen. „Herrje! Guck mal wieder normal! Du verstrahlst hier noch alles. Und mach dich lieber fertig, wir müssen gleich los“, mahnte der Schwarzhaarige und verdrehte die Augen. „Aber ich BIN doch fertig, Kuro-puu!“, trällerte Fye und tänzelte hinter Kurogane aus der Küche heraus. „Dann bleib noch fünf Minuten still sitzen und warte, bis wir auch so weit sind.“ „Alles klar!“ Damit ließ der Blonde sich in einen der gemütlichen Sessel im Wohnzimmer fallen und pfiff eine Melodie vor sich hin. „Tsk! Na wenigstens bist du – für deine Verhältnisse – wieder normal im Kopf.“ Irrte er sich oder hatte Fye gerade tatsächlich so etwas wie ein amüsiertes Funkeln in den roten Augen gesehen, als Kurogane ihm noch einen kurzen Blick über die Schulter zugeworfen hatte? Fyes Hochstimmung war im selben Moment verflogen, als Kuroganes Wagen die Garage verlassen und damit die öffentliche Straße passiert hatte. Sein Lächeln hatte er mit Müh und Not halten können, doch er selbst spürte nur zu deutlich, dass es wie zu Stein erstarrt war. Es würde mit Sicherheit nicht lange dauern, bis auch Kurogane das auffiel. Falls er es nicht schon längst bemerkt hatte. Damit gesellte sich zu Fyes erster Angst gleich noch eine zweite: Was, wenn der Schwarzhaarige wieder wütend wurde, wo seine Laune doch nun nicht mehr echt war? Wenn er ihn jetzt wieder allein lassen würde, ohne Schutz vor Ashura... Wie lange würde es dann wohl noch dauern, bis er auch verschwinden würde, genau wie Chii? Vielleicht stand er ja schon an der nächsten Hausecke und wartete nur darauf, dass Kuroganes schwarzer BMW vorbei fuhr. Oder er saß in dem roten Wagen zwei Autos hinter ihrem und verfolgte sie? HALT!!! Stopp! So durfte das nicht weiter gehen. Sonst wurde er noch verrückt, bevor sie den Kindergarten überhaupt erreicht hatten! Ashura war nicht da. Er war nirgends zu sehen und er konnte von Kurogane nichts wissen. Er war nicht da, nein, nein... Obwohl Fye pausenlos dieses Mantra in seinem Kopf aufsagte, half es seiner Aufregung doch nur bedingt. Hastig huschten seine Augen von einem Fleck zum nächsten, immer darauf wartend, dass hinter der nächsten dunklen Ecke doch ein Gesicht mit zwei stechend gelben Augen aufblitzte, ihn kalt anlächelte, raubtiergleich, wie eine Katze, der der Maus noch ein paar letzte Schritte gewährte, bevor sie zum Sprung ansetzte. Kurogane stieß ihn leicht in die Seite, was Fye einen so heftigen Schreck versetzte, dass er wie von der Tarantel gestochen in seinem Stuhl herumwirbelte. „Was ist los?“, schienen die roten Augen fragen zu wollen. Kurz huschten sie noch ein Stück weiter nach hinten, schienen sich vergewissern zu wollen, dass Tomoyo vom Rücksitz aus nichts mitbekommen hatte. Fye bekam ein flaues Gefühl im Magen. Er hoffte, dass seine Hände nicht anfingen zu zittern. Kurogane hatte also wirklich schon einiges bemerkt. Bisher schien er zwar mehr besorgt als verärgert und er wollte scheinbar, dass seine Tochter nichts mitbekam, doch das konnte sich auch ganz schnell ändern und in Wut umschlagen. Aus reiner Gewohnheit tat Fye das, was er in solchen Situationen schon immer getan hatte: Er setzte ein breites Grinsen auf und lehnte sich demonstrativ entspannt zurück, obwohl er innerlich dabei bis zum Zerreißen gespannt war. Und von Kurogane erhielt er die Reaktion, die der Schwarzhaarige immer auf solch ein Verhalten des Blonden erwiderte: Er verdrehte entnervt die Augen und wandte sich mit hartem Blick wieder der Straße zu. Fye fühlte sich plötzlich, als hätte man seinen Magen von einem Hochhaus fallen gelassen und nun fiel und fiel er, ohne je unten aufzuschlagen. Verloren. Nun hatte er Kuroganes zaghaftes Vertrauen doch wieder verloren. War er jetzt ganz allein? Ohne Chii, die sein Seelenleid gehütet hatte, ohne Kurogane, der ihm, ohne zu zögern und ohne eine Gegenleistung zu verlangen, Schutz geboten hatte? Fye war so elend zumute, dass er am liebsten laut aufgeschrieen hätte und fortgerannt wäre. Das Einzige, was ihn davon abhielt, war der Gedanke, dass Ashura irgendwo da draußen war und nur auf eine Gelegenheit wartete, ihn in die Finger zu bekommen. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Fye das Gefühl, er wäre viel zu schnell am Kindergarten angekommen. Normalerweise kam er gern her und das so schnell wie möglich, denn die Vorfreude auf die Kleinen trieb ihn hierher. Normalerweise. Doch seit Samstag schien nichts mehr normal zu sein. Fyes mühsam zusammengehaltene Welt hatte sich plötzlich überschlagen und schwirrte noch immer wild um ihn herum. Ein Teil dieser verqueren Bruchstücke war Kurogane. Der Kindergärtner musste sich eingestehen, dass der Vater seiner kleinen Tomoyo ihm inzwischen wirklich wichtig geworden war. Dabei hatte er sich damals geschworen, nie wieder jemandem sein Vertrauen zu schenken. Nie wieder wollte er so sehr verletzt werden, so sehr geblendet werden, dass man ihn dermaßen verletzen konnte. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass Vertrauen eine Schwäche war, die einen Menschen zerstören konnte, wenn die andere Person sie nur richtig ausnutzte. Und es gab Personen, die beherrschten dies bis zur Perfektion, das wusste Fye nun. Er schloss die Tür zum Vorraum des Kindergartengebäudes auf. Und dennoch... Dennoch wollte er nicht, dass Kurogane sich gleich umdrehte und ohne ein weiteres Wort wieder verschwand! Nicht nur, weil er wusste, dass er den Tag nicht überstehen würde, wenn die beschützende Aura des Schwarzhaarigen nicht über ihm lag, sondern auch, weil er... ...ja, weil er ihn wohl vermissen würde. War es Dankbarkeit? Weil Kurogane ihn aufgesammelt und seinen Kopf in die Gegenwart zurückgeholt hatte, als er in seiner Dunkelheit gefangen gewesen war? Weil er es ohne zu Zögern und ohne etwas dafür zu verlangen getan hatte? Nicht einmal übermäßig viele Fragen hatte der Schwarzhaarige gestellt, obwohl er jedes Recht dazu gehabt hätte. Wahrscheinlich war es Dankbarkeit. Fye war es nicht mehr gewohnt, dass, abgesehen von Chii, jemand etwas freiwillig für ihn tat. Er hatte längst nicht mehr daran geglaubt, dass es solche Menschen überhaupt gab, zumindest für ihn. Und obwohl der Blonde wusste, dass es egoistisch war, dass vor allem er nicht das Recht dazu hatte, so zu denken, wollte er tief in seinem Innern doch, dass Kurogane weiter bei ihm blieb, ihm Kraft gab. Ihn vor Ashura beschützte. Der Schwarzhaarige war stark, geistig wie körperlich. Vielleicht konnte es ihm tatsächlich gelingen, ihn von Ashura zu befreien. Nein, er sollte nicht so denken. Er sollte sich nicht an eine trügerische Illusion klammern. „Nii-chan, warum stellst du den Stuhl nicht hin?“, riss Tomoyos helle Kinderstimme ihn aus seinen Gedanken. Nach einem verwirrten Blinzeln stellte er fest, dass er den Stuhl, den er gerade vom Tisch nehmen und auf den Boden stellen wollte, immer noch in der Hand hatte. Seit wann stand er schon so da? Er blickte neben sich und stellte fest, dass er auf seiner Seite des Tisches gerade einmal beim zweiten Stuhl angelangt war. Tomoyo, die auf der anderen Seite geholfen hatte, war mit ihren Stühlen bereits fertig. „Ah, ich war nur etwas in Gedanken, Tomo-chan. Ich habe überlegt, was wir heute Schönes anstellen könnten“, redete der Blonde sich heraus. Das kleine Mädchen sah ihn skeptisch an. „Und was wollen wir heute machen, Nii-chan?“ „Hm...so ganz habe ich mich noch nicht entschieden“, überlegte er laut, um Zeit zu gewinnen. „Es wird langsam Herbst. Wir könnten einen Zoo mit Eichel- und Kastanientieren basteln. Oder wir malen bunte Herbstbilder. Oder singen ein paar Herbstlieder. Oder wir basteln alle zusammen Drachen!“, schlug Fye immer euphorischer vor und auch Tomoyos Augen wurden immer größer. Insgeheim war er der Schwarzhaarigen dankbar für diese Ablenkung, denn sie brachte seinen Kopf zurück zu den Dingen, die ihm wirklich Spaß machten. Augenblicklich fühlte er sich wieder besser, doch leider währte das nur so lange, bis er zufällig zum Eingang zurück blickte, wo Kurogane noch immer im Türrahmen lehnte und ihn und sein Töchterchen beobachtete. Im ersten Moment war er ein wenig erstaunt, dass der andere immer noch hier war, denn er hatte wirklich damit gerechnet, dass Kurogane keine Sekunde länger bleiben würde als nötig, vor allem nach diesem Missgeschick vorhin bei der Autofahrt. Doch scheinbar hatte er sich geirrt. Trotzdem verstand er nicht ganz, warum Kurogane noch hier war. Machte er sich Sorgen um ihn? Jetzt war er doch im Kindergarten, in Sicherheit. Was sollte schon passieren? Trotzdem konnte Fye nicht verhindern, wie sich sein Kopf für einen Moment verselbstständigte und ein unruhiger Blick die Umgebung draußen vor den großen Fensterscheiben nach einem möglichen heimlichen Beobachter absuchte. Natürlich blieb das dem Schwarzhaarigen nicht verborgen, was Fye an der nach oben gehenden Augenbraue deutlich erkennen konnte. „Alles in Ordnung?“, fragte er skeptisch. „Natürlich, Kuro-wanko! Was sollte denn nicht in Ordnung sein?“, antwortete Fye, allerdings etwas zu hastig. Und er wandte sich auch etwas zu schnell wieder von Kurogane ab, um den nächsten Stuhl vom Tisch zu nehmen, doch dieser glitt ihm aus der Hand und landete scheppernd auf dem Boden. Der Blonde atmete einmal tief durch und versuchte dann, sich wieder zusammenzunehmen. So konnte es nicht weitergehen! Kurogane schien sich wirklich Sorgen um ihn zu machen und er wollte diese Sorgen durch unnötige Schusselei nicht noch verschlimmern. Außerdem würden die Kinder seine Unruhe früher oder später ebenfalls bemerken, wenn das so weiter ging, und das wollte er ganz bestimmt nicht! Die Kleinen hatten nichts damit zu tun. Kurogane zwar im Grunde auch nicht, doch Fye konnte es trotzdem nicht ändern, dass er sich irgendwie besser fühlte, wenn der andere in seiner Nähe blieb und ein wenig mit aufpasste. Obwohl es ihm gleichzeitig ein schlechtes Gewissen bereitete, Kurogane so weit in diese Sache hinein gezogen zu haben. Nachdem Fye den Stuhl richtig an den Tisch geschoben hatte, ließ er seine Hände locker auf der Stuhllehne ruhen und betrachtete diese einen Moment lang. Sie zitterten. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte, und das überforderte ihn allmählich. Eine Entscheidung nahm Kurogane ihm wenige Augenblicke später ab, als er zu ihm an den Tisch trat und mit wenigen Handgriffen die restlichen Stühle auf den Boden stellte. „Ich bleibe wohl noch ein bisschen hier. So, wie du dich heute anstellst, fällt dir am Ende noch die Decke auf den Kopf.“ „JUHU!!!“, jubelte Tomoyo, die noch immer in der Nähe des Tisches gestanden und die Worte ihres Vaters deutlich gehört hatte. Keine Sekunde später hatte sie bereits freudig dessen lange Beine umklammert. Auch wenn Fye wusste, dass er nicht so denken sollte, spürte er gerade keinen Funken Zweifel in sich. Er fühlte sich ganz genau so, wie Tomoyo in diesem Moment aussah: Glücklich. Nach einigen Stunden musste Fye sich jedoch wieder einmal eingestehen, dass Glück kein dauerhafter Zustand war. Wenn man längere Zeit davon kosten durfte, nahm seine Wirkung schnell ab und ließ all die negativen Gedanken wieder zu, die es anfangs so erfolgreich unterdrückt hatte. Es war wie auf einer Achterbahn: Vom höchsten Stimmungshoch raste man geradewegs ins tiefste Tief. Und an solch einem Punkt befand Fye sich gerade, denn er schaffte es einfach nicht länger, seine Sorgen und Ängste auszublenden, sie hatten sich nur in seinem Unterbewusstsein angestaut und drängten jetzt erbarmungslos an die Oberfläche. Die Kinder zeichneten gerade alle ein Bild zum Thema „Herbst“, als Fye es im Gemeinschaftsraum einfach nicht mehr aushielt, sich ein paar Stifte schnappte und unter dem Vorwand, diese spitzen zu wollen, damit die Kleinen sie wieder richtig benutzen konnten, in die Küche verschwand. Dort angekommen ließ er sich jedoch erst einmal auf einen Stuhl in einer unscheinbaren Ecke fallen und vergrub sein Gesicht in den Händen. Er musste ruhig bleiben. Er hatte sich dafür entschieden, weiterhin hierher zu kommen und Kurogane in seiner Nähe zu dulden, also musste er nun auch dabei bleiben. Ganz gleich, welche Risiken das mit sich brachte, er konnte jetzt nicht einfach einen Rückzieher machen und sich verstecken. Selbst wenn Ashura ihn hier fand – falls er das nicht schon längst geschafft hatte – würde er die Kinder und Kurogane doch sicher nicht mit hineinziehen, oder? Sonst zog er ja auch keine weiteren Personen mit hinein, wenn er jemanden...verschwinden ließ. Er konnte es nur hoffen, denn das war alles, was ihm noch geblieben war. Er könnte es sich niemals verzeihen, wenn einem dieser Menschen, die ihm wichtig geworden waren, etwas zustoßen würde. Es wäre schlimmer, als von Ashura direkt in den Tod geschickt zu werden. „Hey, bist du beim Spitzen eingeschlafen?“ Kuroganes Stimme ließ ihn kurz zusammenfahren, doch gleich darauf wandte er sich wieder ab und starrte ziellos auf den Boden vor seinem Stuhl. Er wollte sich aufraffen, dem Schwarzhaarigen ein freches Grinsen schenken und irgendeinen dummen Kommentar erwidern, doch ihm fiel einfach nichts ein. Sein Kopf war wie leer gefegt. Alles, was geblieben war, war diese schreckliche Müdigkeit. „Alles okay?“, hörte er Kurogane erneut fragen, diesmal mit deutlich besorgtem Unterton in der Stimme. Der Neuankömmling setzte sich zögerlich in Bewegung und blieb knapp neben dem seltsam schweigsamen Blonden stehen, der sich immer noch nicht zu einer anständigen Reaktion aufraffen konnte. „Hast du deine Chefin schon angerufen?“, kam wenig später die nächste Frage. „... Geht nicht. Sie ist heute nicht im Büro.“ Meist war sie nur an zwei Tagen in der Woche zu erreichen, den einen davon nur halbtags, weil sie nebenbei noch einer anderen Tätigkeit nachging. Heute war einer der Tage, an dem man Yuuko gar nicht erreichen konnte, das war Fye zwischendurch wieder eingefallen. Und inzwischen bedauerte er es auch, dass er noch nicht mit ihr darüber sprechen konnte. Die selbstbewusste Frau strahlte, ähnlich wie Kurogane, eine Aura aus, die einem Sicherheit gab und das Vertrauen, dass diese Person einem helfen konnte, egal wie verzwickt die Lage auch sein mochte. Doch er würde sie frühestens morgen erreichen können. „Ich werde morgen Vormittag gleich versuchen sie anzurufen.“ Aus dem Augenwinkel heraus sah der Blonde, wie der andere dies mit einem Nicken quittierte. „Gut. Und beeil dich jetzt besser mit den Stiften. Die Knirpse warten auf ihre Farben.“ Damit wandte sich der hochgewachsene Mann wieder zum gehen um, doch plötzlich schien es dem Blonden, als könnte er es nicht mehr ertragen, jetzt wieder allein in der Küche zurückgelassen zu werden. „Kurogane!“ Ohne dass er selbst genau wusste, was er tat, sprang er von seinem Stuhl auf und griff nach dem Handgelenk des anderen Mannes, brachte diesen damit zum Stehen bleiben. Er stand so dicht hinter dem größeren Mann, dass er sogar einen Hauch von dessen Körperwärme am Gesicht spüren konnte. Irritiert von seiner eigenen Reaktion ließ er kurz darauf die Hand des anderen wieder los und trat einen kleinen Schritt zurück. „Ich...ähm...“ Verdammt, wie sollte er das bloß rechtfertigen? „Jetzt beeil dich langsam mit den paar Stiften. Die Knirpse warten“, unterbrach Kurogane das unbeholfene Gestammel mit sanftem Nachdruck. Keinen Spott, keinen anklagenden Unterton konnte Fye in der Stimme finden. Nichts weiter als ein beiläufiger Themenwechsel. Genauso beiläufig, wie der Schwarzhaarige diese Worte soeben gesagt hatte, ging er nun zu den Schränken, öffnete einige Türen, bis er ein Glas gefunden hatte, und schenkte sich etwas Wasser ein. Dankbar dafür, dass Kurogane ihm wegen dieses Aussetzers nicht zur Rede stellte und sich sogar eine unauffällige Möglichkeit gesucht hatte, bei ihm in der Küche bleiben zu können, gab der Blonde sich nun endlich einen Ruck und begann, mit einigen schnellen Handgriffen die Stifte zu spitzen. Als der letzte Stift wieder in Ordnung war, leerte der Schwarzhaarige den Rest seines Glases und ging gemächlich zurück Richtung Tür. Wieder drehte Fye sich blitzschnell um und griff nach dem Handgelenk des anderen Mannes, woraufhin dieser wieder mitten in der Bewegung inne hielt. Diesmal jedoch warf er dem Blonden einen kritischen Blick über die Schulter zu, verlangte stumm nach einer Erklärung. Diesmal hatte Fye den anderen jedoch ganz bewusst angehalten und wusste, was er von ihm wollte. Mit einem kurzen Blick in die roten Augen des anderen Mannes und einem zaghaften Lächeln auf den Lippen hauchte er ihm ein leises „Danke“ zu. Das war das Mindeste, was er für Kurogane tun konnte. Noch im selben Augenblick ließ er das Handgelenk des anderen wieder los, schlängelte sich an ihm vorbei und verschwand durch die Tür zum Aufenthaltsraum. Irgendwie hatte Kuroganes Anwesenheit in der Küche ihm wieder Kraft gegeben. Fye konnte nicht von sich behaupten, dass er sich blendend fühlte. Er schien noch immer ein wenig durch den Wind zu sein, stieß das ein oder andere Mal an Möbel und Wände an, ließ das Besteck fallen, als er den Mittagstisch decken wollte und hätte sich wahrscheinlich noch am Essen verbrannt, wenn Sakura ihm das Ausschenken nicht spontan aus der Hand genommen und selbst erledigt hätte. Normalerweise hielt sich das ruhige Mädchen mehr in Hintergrund, spielte mit den Kindern, passte auf sie auf oder ging Fye ein wenig zur Hand, wenn dieser darum bat. Aber sie ergriff selten die Initiative und nahm ihm von sich aus eine seiner Aufgaben ab. Dass sie es beim Mittagessen so plötzlich getan hatte, zeigte, wie besorgt auch sie um den Blonden sein musste, auch wenn sie ihn nicht direkt darauf ansprach. Fye bemerkte, dass auch Kurogane ihn weiterhin beobachtete. Obwohl der Schwarzhaarige meist den Anschein erweckte, teilnahmslos herumzusitzen, höchstens seiner Tochter mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, fiel ihm hin und wieder ein kurzer Seitenblick aus den roten Augen auf. Sie streiften wie zufällig durch den Raum, aber verharrten zu lange auf ihm, als dass es Zufall hätte sein können. Es wunderte Fye ein wenig, dass plötzlich die drängenden Fragen ausblieben, die der andere sonst immer beantwortet haben wolle. Vergessen waren diese Dinge sicher nicht und der Blonde wusste, dass er irgendwann Antworten geben müsste. Wenn überhaupt jemand erfahren durfte, was alles geschehen war, dann war es Kurogane. Doch noch konnte er nicht darüber sprechen. Selbst Chii hätte es wohl nie erfahren, wenn der Zufall ihr einen Teil der Informationen nicht zugespielt hätte. Und selbst jetzt kannte sie noch nicht die ganze Wahrheit. Chii... Ob es ihr gut ging? Ob sie inzwischen vielleicht doch wieder zu Hause war und ihm dann erzählen würde, warum sie weg war? Auch wenn es noch so unwahrscheinlich war, klammerte Fye sich an diese kleine Hoffnung, denn falls wirklich der schlimmste Fall eingetreten sein sollte und seine kleine Freundin Ashura zum Opfer gefallen war, würde er das nicht ertragen können, so viel stand fest. Es war jedoch nicht nur Ashura, vor dem er davon lief, sondern auch er selbst. Er verurteilte sich dafür, was er getan hatte, und er schämte sich. In jedem Augenblick seiner Existenz wünschte er sich tief in seinem Innern, all die schlimmen Vorkommnisse ungeschehen machen zu können, egal wie hoch der Preis dafür auch sein möge. Wenn es nur irgendwie möglich wäre... Fye hatte lange gebraucht, um diese Gedanken und Gefühle so weit zurück zu drängen, dass sie nicht mehr sein gesamtes Bewusstsein überlagerten. Es hatte so viel Zeit gekostet, diesen schützenden Deckmantel aus Sorglosigkeit darüber aufzubauen, damit er zumindest wieder normal unter Leuten leben konnte. Und nun lag seine ganze Mühe in tausenden von Scherben vor ihm ausgebreitet. Dennoch durfte er sich jetzt nicht hängen lassen. Gerade jetzt, wo nicht nur er selbst, sondern vielleicht auch Kurogane, die Kinder und sogar Sakura in Gefahr waren, durfte er bloß nicht den Kopf verlieren. Er musste um jeden Preis verbergen, dass er die Kontrolle zu verlieren drohte. Er würde stark sein. Er würde durchhalten für die Menschen, die ihm wichtig geworden waren. Nach dem Mittagschlaf waren die Kinder wie immer voller Energie und Sorata stellte eine Frage, die Fye bereits befürchtet hatte. „Nii-chan, meine Seele begehrt danach zu erfahren, weshalb wir uns heuer nicht auswärts vergnügen.“ Zum Glück hatte der Kindergärtner sich rechtzeitig eine passende Antwort gesucht. „Ah, heute ist es ein bisschen kalt, findest du nicht, Sora-kun?“ Das war nicht einmal gelogen. „Und ich glaube, ich bekomme eine leichte Erkältung, deshalb möchte ich lieber erst einmal drinnen bleiben.“ Damit wich er zwar ein wenig von der Wahrheit ab, doch eine bessere Möglichkeit, mit den Kindern im Gebäude bleiben zu können, gab es wohl nicht. „Ah, es betrübt mich, dies zu hören. Dein Wohl ist zweifelsohne – neben meiner holden Maid – von größtem Belang. Ich hoffe auf deine baldige Genesung.“ „Vielen Dank, Sora-kun!“ Mit einem breiten Lächeln wuschelte der Blonde seinem Schützling durch das kastanienbraune Haar. Kurogane, der gerade mit der Reparatur eines Spielzeugautos beschäftigt gewesen war, hatte bei dem kurzen Dialog aufgeschaut und guckte wieder einmal drein, als befände er sich auf dem Mars. Fye wusste nicht, was er niedlicher finden sollte. Soratas Sprechweise oder Kuroganes Reaktion darauf? Den Schwarzhaarigen konnte man damit immer wieder aufs Neue aus der Fassung bringen. Und wo er gerade bei Tomoyos Daddy und erstaunlichen Kindern war: Ryu war genauso ein Phänomen. Kurz bevor Sorata Fye angesprochen hatte, konnte dieser beobachten, wie Ryu FREIWILLIG an Kurogane herangetreten war und ihn gefragt hatte, ob dieser sein Modellauto reparieren könne, dessen Räder bereits seit heute Morgen bedenklich wackelten. Dem Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen zufolge war dieser über Ryus Bitte genauso überrascht wie Fye selbst. Wobei der Blonde nicht unbedingt die Tatsache an sich erstaunlich fand. Er kannte Ryu gut genug, um zu wissen, dass dieser inzwischen ziemlichen Respekt vor dem hochgewachsenen Mann entwickelt hatte und ihn wahrscheinlich auch sehr bewunderte. Dass er sich allerdings so schnell überwunden und ihren schlechten Start vergessen hatte, erstaunte den Blonden dann doch. Leider hatte er Kuroganes nächste Reaktion durch Soratas Frage nicht mitbekommen, doch dass der Schwarzhaarige nun mit Auto und Schraubenzieher hantierte und Ryu die Einzelheiten der Reparatur erklärte, zeigte, dass auch er dem Jungen nicht mehr böse war. Wenn er von Anfang an einen anderen Weg eingeschlagen hätte, wäre Kurogane sicher ebenfalls ein toller Kindergärtner geworden. Oder Lehrer, schoss es Fye durch den Kopf. Er hatte eine Ausstrahlung, die trotz seiner oberflächlichen Unfreundlichkeit Faszination und Vertrauen bei den Kindern auslöste. Und nicht nur bei ihnen... Nachdem die Kinder ein wenig gespielt hatten, rundete Fye den Tag mit einem Kindervideo ab. Damit dabei die Atmosphäre stimmte, dunkelten zuvor alle zusammen den Raum ab, zogen die Vorhänge vor der großen Fensterfront zu und schalteten die Lichter aus, damit sich die Kinder wie in einem richtigen Kino fühlen konnten. Außerdem hatte das für Fye den zusätzlichen Vorteil, dass er sich wenigstens in der nächsten Stunde sicher sein konnte, nicht von außen beobachtet zu werden, wodurch er sich gleich ein wenig besser fühlte. Er wünschte, es könnte immer so bleiben. An den gebannten Gesichtern der Kinder konnte man erkennen, dass die Geschichte vom kleinen Simba in „König der Löwen“ sie wirklich fesselte. Sakura saß vorsorglich bei den Mädchen, denn sie kannte den Film natürlich schon und wusste, dass es auch traurige und gefährliche Stellen gab, die die Kleinen vielleicht beunruhigen würden. Fye selbst saß ein Stück hinter den Kindern, die auf Decken und Kissen auf dem Boden saßen, auf einem der Stühle und hatte dadurch alle im Blick. Direkt neben ihm, nur wenige Zentimeter entfernt, saß Kurogane auf einem weiteren Stuhl und schaute abwechselnd zwischen dem Film und den Kleinen hin und her. Seit Fyes Tief vom Vormittag war weder ein Wort noch eine Andeutung bezüglich seiner Gefühlslage gefallen. Die meiste Zeit über hatte Kurogane einfach nur herumgesessen und alle beobachtet, hin und wieder den Kindern geholfen, wenn sie mit Fragen oder Problemen zu ihm gekommen waren oder Fye und Sakura bei kleineren Aufgaben unterstützt. Ansonsten war er einfach nur in der Nähe des Blonden geblieben, wenn dieser mehr oder weniger unauffällig bei ihm Schutz gesucht hatte. Die fragenden Blicke, in denen Fye sogar ein wenig Sorge zu erkennen glaubte, blieben dabei nicht aus, doch Kurogane schwieg. Vielleicht bedeutete er dem Schwarzhaarigen wirklich mehr, als er geglaubt hatte. Vielleicht wollte der sonst so direkte Mann ihm nur vor dem versammelten Kindergarten keine Szene machen. Fye wusste es nicht. Aber er war ihm trotzdem unendlich dankbar, dass er ihn duldete. Genau wie jetzt. Obwohl Fye ihre Stühle so nah aneinander gestellt hatte, dass er selbst sich nur ein wenig zur Seite lehnen müsste, um sich an die Schulter des größeren Mannes anlehnen zu können, bewegte dieser sich kein Stück von ihm weg, sondern verharrte ruhig neben ihm. Einen Moment lang kam in Fye der Wunsch auf, nach der Hand des anderen zu greifen, die locker auf dessen Oberschenkel ruhte. Sie wirkte auf ihn wie ein Rettungsring, an dem er sich bloß festzuhalten brauchte, um gerettet zu werden. Und er verspürte den Wunsch, ihm mit dieser Geste seine tiefe Dankbarkeit ausdrücken zu wollen. Doch es ging nicht. Auch wenn Kuroganes Miene bei allem, was er bisher getan hatte, ruhig geblieben war, wollte er die Geduld des Schwarzhaarigen nicht überstrapazieren. Davon einmal abgesehen, dass der Dank, der dem anderen wohl das meiste bedeuten würde, sicher darin bestand, ihm endlich die Wahrheit zu erzählen. Inzwischen war Fye sogar so weit, dass er diese Sache gern jemandem anvertrauen würde. Nein, nicht einfach „jemandem“, sondern Kurogane. Und das nicht bloß aus Dankbarkeit. Er konnte und wollte nicht mehr allein davonlaufen und dem Schwarzhaarigen vertraute er inzwischen so weit, dass er sich sicher war, dass dieser ihn nicht verletzen würde, selbst wenn er dieses Wissen mit ihm teilte. Er hatte die leise Hoffnung, dass dieser ihn für seine Taten vielleicht nicht verachten würde. Dennoch spürte er so fürchterliche Angst in sich, wenn er nur daran dachte, diese Sache eventuell jemandem anzuvertrauen... Nein, er konnte es einfach noch nicht. Im Video hatte Scar gerade seinen Bruder Mufasa getötet und dessen Sohn Simba eingeredet, er wäre der Mörder seines Vaters gewesen, woraufhin der Junge völlig verängstigt davon gelaufen war. „Der kleine Simba ist wirklich ein Feigling. Rennt einfach weg und versucht alles zu verdrängen, anstatt sich seinen Ängsten zu stellen.“ Fye antwortete nicht sofort, als die tiefe Stimme des Schwarzhaarigen leise den Film kommentierte. Eigentlich lagen dem Blonden schon einige unverfängliche Worte auf der Zunge, mit denen er das Verhalten des Löwenjungen kommentieren könnte, doch eine leise Stimme tief in ihm hielt ihn davon ab, ermutigte ihn, das zu erwidern, was ihm eigentlich auf dem Herzen lag, auch wenn es schwer fiel. So eine unverfängliche Gelegenheit, das Thema anzuschneiden, würde er sicher nicht noch einmal bekommen, ermutigte ihn die Stimme weiter. Eine Weile suchte Fye nach den richtigen Worten, bevor er schließlich antwortete. „Findest du es denn so abwegig, dass er davon läuft? Er ist doch noch so jung und unschuldig. Er hat nicht erkannt, wie niederträchtig sein Onkel ist, dass er ihn nur benutzt hat, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Und nun fürchtet und schämt er sich vor sich selbst, weil er weiß, dass sein Vater seinetwegen sterben musste.“ „Das weiß er nicht, das denkt er bloß, weil Scar es ihm eingeredet hat“, korrigierte Kurogane. „Nein, ich denke, er weiß es auch. Er weiß, dass sein Vater noch am Leben wäre, wenn er nicht in Gefahr geraten wäre und Mufasa nicht gekommen wäre, um ihn zu retten. Selbst wenn er es nicht wollte, ist Mufasas Tod doch wenigstens zum Teil seine Schuld.“ „Du bist ganz schön hart mit ihm. So ein kleines, naives Kind kann doch noch gar nicht wissen, wie schlecht die Welt bisweilen sein kann. Und dass er vor seiner Verantwortung einfach davon läuft, ist trotzdem nicht in Ordnung.“ „Und was hättest du an seiner Stelle getan?“ „Ich hätte mein letztes bisschen Mut zusammengenommen und versucht, die Wahrheit herauszufinden. Simba hat den Tod seines Vaters niemals gewollt. Deshalb hätte ich an seiner Stelle nachgeforscht, wie es überhaupt zu dieser tragischen Situation hatte kommen können. Dann hätte er das wahre Wesen seines Onkels mit Sicherheit viel eher entdeckt und viel Leid für das Königreich der Löwen ersparen können. Und er hätte nicht jahrelang mit einer Schuld leben müssen, die – zumindest zu großen Teilen – nicht einmal seine eigene war.“ „Ich kann mir gut vorstellen, dass du so gehandelt hättest. Du bist mutig, Kuro-muu. Bestimmt warst du das als Kind auch schon. Aber Simba ist leider wirklich ein ziemlicher Feigling, wie du schon gesagt hast. Er hätte das wohl nicht geschafft. Seine größte Angst war, dass seine eigene Familie ihn verstoßen würde, wenn er geblieben wäre. Deshalb konnte er nur weglaufen.“ „Dabei hätte er doch wissen müssen, dass eine so liebe Familie wie seine ihn niemals von sich gestoßen hätte. Sie alle kannten ihn und wussten, dass er durch und durch gutherzig war. So ein Löwenjunges hätte niemand verstoßen können.“ „Hätte... Manchmal macht einen die Angst wohl blind für die offensichtlichsten Dinge, was? Simba hat wirklich eine tolle Familie. So etwas kann man sich für die meisten Kinder nur wünschen. Es ist wirklich schade, dass so etwas leider nicht immer der Fall ist. Viele Eltern nehmen sich nicht genug Zeit für die Gefühle ihrer Kinder. Und andere Kinder haben gar keine Eltern mehr. Aber wir weichen ab. Und sicher stören wir auch die anderen, wenn wir hier so viel reden.“ Themawechsel. Es war genug für heute. Fye benötigte inzwischen seine ganze Konzentration, um seine Stimme stabil zu halten und ruhig sitzen zu bleiben. Was Kurogane gesagt hatte, hatte so viel in ihm aufgewirbelt. Hätte er Leid vermeiden können, wenn er nicht so egoistisch gewesen und einfach weggelaufen wäre? Hätte er Ashura vielleicht aufhalten können? Er wusste, er müsste etwas tun, doch er konnte sich nicht auf eine Familie stützen, wie Simba sie hatte. Abgesehen davon, dass er nicht wollen würde, dass sie seinetwegen in Gefahr geriet. Er stand allein da. Wie Simba, als Löwenjunges, auf der Flucht vor seiner Angst, seiner Vergangenheit. Ohne Hilfe würde er das nicht schaffen. Diese Aufgabe war einfach zu groß, um sie allein bewältigen zu können. Simba hatte ebenfalls nichts ausrichten können, solange er allein gewesen war. Allein mit seiner Vergangenheit. Inzwischen war er erwachsen geworden und plötzlich stand seine Freundin Nala wieder an seiner Seite und gab ihm Kraft, sich der Vergangenheit zu stellen. Wenn er jemanden wie Nala hätte... Ob es dann vielleicht irgendwie gehen würde? Warum nur fühlte er sich plötzlich so schrecklich allein...? „Niemand ist allein. Selbst wenn die eigene Familie nicht hilft oder nicht helfen kann, gibt es immer jemanden, der für einen da ist. Simba hat seine kleine Freundin von früher zurück gewonnen und gemeinsam haben sie Scar schließlich entlarvt und bestraft“, warf Kurogane nach einem kurzen Moment des Schweigens noch ein. Manchmal fragte Fye sich wirklich, ob der Schwarzhaarige Gedanken lesen konnte. Simba war nicht mehr allein. Und er war es auch nicht. Irgendwie. Der Blonde wusste, dass es nicht das Klügste war, was er jetzt tat, doch im Moment kümmerte es ihn nicht. Kurogane hatte ihm versprochen, dass er nicht allein war. Er spürte die Wärme, die von Schulter und Oberarm des anderen ausgingen, als er sich sanft dagegen lehnte. Er spürte das ruhige Heben und Senken des Oberkörpers bei jedem Atemzug des Schwarzhaarigen. Und obwohl dieser so durchtrainiert war, waren die Muskeln an dessen Arm keineswegs unangenehm. Sie waren so entspannt, dass es sich an seinem Gesicht und seiner Schulter fast schon weich anfühlte. Es war so angenehm. Seine Augen schlossen sich wie von selbst, als er dieses lange vermisste Gefühl zögerlich in sich aufkeimen ließ. Ein leichter Stoß an seinem Kopf ließ ihn aufschrecken und verwirrt blinzeln. Nach einem irritierten Blick in die Runde hatte er die Situation wieder erfasst: Er war im Kindergarten, es war Nachmittag und die Kinder hatten sich „Der König der Löwen“ angesehen, wovon gerade die Abspannmelodie begonnen hatte. Der schnell anschwellende Lautstärkepegel unterstrich zusätzlich, dass der Film nun vorbei war. Schon vorbei? Dabei hatte Simba seine Freundin Nala doch gerade erst wieder getroffen. Hatte er etwa den ganzen Rest des Films verschlafen? Aber wenn er geschlafen hatte, dann hatte sein Kopf doch nicht etwa die ganze Zeit an Kuroganes Schulter gelehnt, oder? Und dieser hatte gar nichts dagegen getan? Ihn einfach an seiner Schulter schlafen lassen, bis der Film vorbei war? Und ihn sogar rechtzeitig geweckt, bevor der allgemeine Trubel losgebrochen war und er aufgefallen wäre. Gut, seit dem Wochenende hatte sich zwischen ihnen einiges verändert, vor allem war der sonst so misstrauische Vater der kleinen Tomoyo plötzlich viel geduldiger und bedrängte ihn nicht mehr so sehr mit seinen Fragen. Aber dass er so viel Nähe zuließ. Dass er selbst so viel Nähe suchte... Irgendwie machte dieser Gedanke den Blonden verlegen, sodass er beschloss, das geschäftige Treiben der Kinder zu nutzen und den Videonachmittag offiziell als beendet zu erklären. Auch die Uhrzeit war Fye gnädig, es ging bereits auf halb vier zu. Obwohl er sich gerade jetzt, mit geschlossenen Vorhängen, wieder recht wohl in seiner Haut fühlte, würde Fye dennoch lieber wieder bei Kurogane zu Hause sein. In dessen vier Wänden fühlte er sich einfach am sichersten. So wurden alle zum allgemeinen Aufräumen angehalten und selbst Ryu machte diesmal ohne großen Protest mit. Der Moralappell vom letzten Mal zeigte also noch Wirkung, wie Fye zufrieden feststellte. Ab viertel vor vier kamen auch schon die ersten Eltern und holten ihre Sprösslinge ab, kurz nach vier Uhr war der Kindergarten bis auf Fye, Sakura, Tomoyo und Kurogane leer. Und obwohl Fye seiner fleißigen Praktikantin jeden Tag aufs Neue sagte, dass sie nicht extra länger bleiben müsse, sondern auch eher – oder wenigstens pünktlich vier Uhr – gehen könne, lehnte diese wie jeden Tag höflich, aber entschieden ab, dass sie doch gern bleibe und die letzten paar Aufräumarbeiten ihr nichts ausmachen würden. So verabschiedete sie sich, wie jeden Tag, zusammen mit dem letzten Kind, welches von seinen Eltern abgeholt wurde, und machte sich dann ebenfalls auf den Heimweg. Nun konnte auch Fye für heute Schluss machen und mit Kurogane, der inzwischen im Eingangsbereich auf ihn wartete, zurückfahren. Doch schon als Fye in den schwarzen Wagen stieg, meldeten sich erneut die Sorgen um Chii bei ihm. Fieberhaft suchte er nach einer Lösung, ungesehen bei seiner eigenen Wohnung vorbeigehen und nach seiner kleinen Freundin sehen zu können, doch ihm wollte einfach nichts einfallen. Entweder er ging hin und wurde mit Sicherheit von irgendjemandem gesehen oder er ließ es bleiben, konnte aber nicht nachsehen, ob vielleicht eine Nachricht von Chii eingetroffen war. Eine kurze Erklärung. Ein Lebenszeichen. Irgendwas. Es zerfraß ihn innerlich, dass er einfach nicht wusste, was er am besten tun sollte. „Was ist los?“, fragte der Schwarzhaarige neben ihm. Scheinbar sah man es ihm schon wieder an, dass etwas nicht in Ordnung war... „Ich...hab mich nur gerade gefragt, was Chii wohl macht“, versuchte der Blonde, seine Antwort so normal wie möglich klingen zu lassen. Gar nicht zu antworten, hätte er nicht riskieren können. Dann wäre Kurogane erst recht aufmerksam geworden. Und seine Befürchtungen wollte er dem anderen schon gar nicht auf die Nase binden. „Weil sie am Samstag nicht zu Hause war? Wir sollten einfach mal nachsehen, ob sie zwischendurch vielleicht wieder da war“, brachte Kurogane das Problem auf den Punkt. Wenn es doch nur so einfach wäre, wie es sich aus dem Mund des Schwarzhaarigen anhörte... „Na ja...ich weiß nicht. Wird schon nichts Schlimmes passiert sein, dass du jetzt deswegen extra einen Umweg machen müsstest“, versuchte Fye, die Situation zu überspielen. Bei dem Gedanken, tatsächlich zu seiner Wohnung zurück zu fahren, war ihm plötzlich eiskalt geworden. „Trotzdem. Ich werde kurz nachsehen. Dauert ja keine Ewigkeit.“ Hatte er gerade „ich“ gesagt? Tatsächlich „ich“? Also er? Einen Moment lang starrte der Blonde den Fahrer neben sich fassungslos an. Als dieser genervt die Augenbraue zusammenzog und ihm einen kurzen Seitenblick zuwarf, riss der Blonde sich zusammen und schaute wieder geradeaus. Er wollte tatsächlich an seiner Stelle nachsehen gehen? Dabei müsste er all das doch überhaupt nicht für ihn tun... „Danke...“, hauchte er leise, starrte dabei weiterhin unentwegt auf die getönte Scheibe seines Seitenfensters. Wenig später hielten sie vor Fyes Wohnung, Kurogane ließ sich die Schlüssel geben und verschwand für einige Minuten in dem grauen Wohnhaus. Als er schließlich wieder im Wagen saß und auf Fyes große, fragende Augen bis dahin nicht reagiert hatte, setzte dieser schließlich noch ein erwartungsvolles „Und?“ hinterher, erhielt jedoch nur ein resigniertes Kopfschütteln. „In der Wohnung ist sie nicht. Und eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, eine Notiz oder ähnliches gibt es auch nicht.“ Fye hörte deutlich an der Stimmlage, dass es dem Schwarzhaarigem schwer fiel, ihm diese Nachricht zu überbringen. Doch das half nicht dagegen, dass er sich jetzt noch ein ganzes Stück elender fühlte als sowieso schon. Mit zusammengebissenen Zähnen brachte er ein abgehacktes Nicken zustande. Die Zeit bis zum Abend verlief schleppend. Obwohl Tomoyo ihr möglichstes versuchte, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln oder mit ihm zu spielen, um ihn ein bisschen aufzumuntern, wollte die liebevolle Zuwendung der Kleinen diesmal einfach nicht anschlagen. „Nii-chan, ich mach mir Sorgen...“, flüsterte sie schließlich leise, in den Schoß ihres Kindergärtners gekuschelt. „Tut mir Leid, Tomo-chan. Ich bin im Moment wohl nicht richtig fit, was?“, entschuldigte er sich mit einem schiefen Lächeln. Es tat ihm wirklich Leid, dass er nun sogar der kleinen Tomoyo Sorgen bereitete. Überall machte er nichts als Schwierigkeiten... „Du solltest heute lieber etwas eher ins Bett gehen, Tomoyo“, mischte sich ihr Vater in die traute Zweisamkeit ein. „Waaaaas? Aber es ist noch nicht mal das Sandmännchen gekommen und hat „Gute Nacht“ gesagt!“, protestierte die Vierjährige und klammerte sich gleich noch fester an dem Blonden fest. „Das siehst du doch jeden Tag. Außerdem bist du immer noch müde vom Wochenende, das sehe ich dir an. Du hast dich noch nicht richtig ausgeschlafen. Wenn du morgen wieder besser aussiehst, kannst du auch wieder bis zum Sandmann wach bleiben“, argumentierte ihr Vater dagegen. „Aber Papa...“, setzte die Kleine noch einmal zu einem schwachen Protest an. „Nichts ‚aber’! Wenn du morgen früh nicht aus dem Bett kommst, jammerst du nur wieder“, wurde sie sogleich unterbrochen. „Du siehst wirklich sehr müde aus“, bekräftigte Fye, allerdings eine Spur milder als der Schwarzhaarige, dessen Aussage. Schließlich stimmte es auch. „Du schläfst ja in meinen Armen schon halb ein. Und mach dir keine Sorgen wegen dem Sandmännchen. Das kann dich auch sehen, wenn du den Fernseher nicht eingeschaltet hast, und schickt dir schöne Träume.“ „Wirklich?“ „Aber natürlich! Der Weihnachtsmann sieht doch auch alles, oder?“ „Stimmt...“ Mit einem nachdenklichen Nicken befand die Kleine, dass ihr Nii-chan wohl Recht haben musste. „Aber du liest mir doch trotzdem eine Geschichte vor, oder, Papa?“, hakte sie, an ihren Vater gewandt, noch nach. Dieser schickte ihr als Antwort jedoch nur ein böses Funkeln, kurz unterbrochen durch einen Seitenblick Richtung Fye. Und nach einigen Augenblicken wurden die Augen des kleinen Mädchens ein ganzes Stück größer und sie schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund. „Das wollte ich nicht...!“, hauchte sie durch ihre aufgepressten Hände. Irritiert blitzelte Fye zwischen den beiden hin und her, bis es schließlich „Klick“ machte und er von selbst verstand, was gerade passiert war. Anscheinend hatte Tomoyo da gerade ein kleines Geheimnis ausgeplaudert... Gespielt unschuldig blickte Fye Tomoyos Vater von unten her an. „Also ich habe nichts mitbekommen. Rein gar nichts. Worum ging es gerade?“ „Besser, du vergisst ganz schnell wieder, dass du gerade etwas...verpasst hast“, war die recht grobe Antwort des Schwarzhaarigen, bevor dieser schnell seine Tochter in seine Arme hob und mit ihr Richtung Kinderzimmer verschwand. Irrte er sich oder hatte Fye da gerade tatsächlich so etwas wie einen Rotschimmer auf den Wangen des Brummbärs gesehen? Nein, wie süß! „Gute Nacht, Nii-chan“, rief Tomoyo ihm von der Schulter ihres Vaters aus zu. „Gute Nacht, Kleines. Schlaf schön.“ Und schon war sie aus seinem Sichtfeld verschwunden. Minuten später – auch wenn es Fye vorgekommen war wie eine halbe Ewigkeit – kam Kurogane zurück und machte es sich ihm gegenüber in einem Sessel bequem, musterte ihn schweigend. Fye tat so, als interessierte er sich für die Fernsehzeitung, die vor seiner Nase auf dem Tisch lag. „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Ashura deine Mitbewohnerin in die Finger bekommen hat?“, unterbrach Kurogane schließlich die Stille und schnitt sogleich gnadenlos ein Thema an, über das Fye lieber nicht nachdenken wollte. Es wäre unerträglich, falls dies tatsächlich der Fall sein sollte. „Ich glaube, so hoch ist die Wahrscheinlichkeit nun auch wieder nicht“, antwortete der Blonde daher ausweichend. „Und falls er sie doch hat... Was könnte passieren? Sowohl ihr als auch dir.“ Fye bemerkte, wie seine Hände wieder zu zittern anfingen, als sein Gegenüber dieses Thema so gewaltsam an die Oberfläche zerrte. Fye hatte wirklich gehofft, er würde ihm noch ein wenig Ruhe gönnen. Es war auch so schon alles kompliziert genug. Doch es war schließlich Kurogane, um den es sich hier handelte. Da war so etwas eigentlich absehbar gewesen. Und außerdem kam noch hinzu... „Fye, ich kann dir nicht helfen, wenn du mir alles verschweigst.“ Ja, das kam noch hinzu. Dass der andere ihm wirklich helfen wollte. Und der Blonde ließ es zu und zog ihn da in Sachen hinein, von denen er besser nie etwas geahnt hätte. Doch auch dafür war es jetzt zu spät. Er war schwach geworden und hatte andere Menschen in seine Angelegenheiten hineingezogen. Doch nun war es zu spät, nun konnte er es nicht mehr rückgängig machen... Die Zeit lief zäh wie Kleber, jede Sekunde konnte man förmlich spüren. Fye wusste, er musste aus dem Chaos, das er angerichtet hatte, zumindest versuchen, irgendetwas zu retten. Auch wenn das nur ging, wenn er endlich seine verdammte Feigheit überwinden würde... „Tze! Das ist echt zum Verrücktwerden mit dir. Da kann ich auch mit einer Wand reden. Die grinst wenigstens nicht so blöde.“ Deutlich angesäuert stand Kurogane auf und machte sich daran zu verschwinden. Es versetzte Fye einen Stich, dass dieser plötzlich so grob wurde, doch er konnte es dem anderen nicht verübeln. Kurogane hatte die letzten Tage wirklich Geduld mit ihm bewiesen. Obwohl er mehr als jeder andere ein Recht auf die Wahrheit hatte. Und wahrscheinlich war es für seine eigene Sicherheit inzwischen sogar besser, wenn er alles wusste. „Wenn Chii...“, begann er zögerlich. Er musste da jetzt durch. Für sich und für Kurogane. Der Schwarzhaarige hielt beim Klang seiner Stimme sogleich inne, verharrte jedoch in seiner Haltung, wartete. Noch einmal atmete Fye tief durch. „Wenn... Wenn Ashura Chii wirklich erwischt hat, dann...fürchte ich um ihr Leben. Und um meines. Dann ist es sicher verwirkt“, erklärte er flüsternd, zum Ende hin so leise, dass seine Worte kaum noch zu verstehen waren. Zögerlich drehte Kurogane sich wieder um. Auf seinem Gesicht lag Besorgnis. „Wenn du in so großer Gefahr schwebst, warum hast du dann nie ein Wort gesagt? Man hätte dich unter Polizeischutz stellen können, etwas gegen diesen Ashura unternehmen, wenn man genügend Beweise gefunden hätte!“ Hastig schüttelte der Blonde den Kopf. „Das kann ich nicht! Ich... Ich stecke selbst viel zu tief mit drin. – Obwohl es wahrscheinlich nur gerecht wäre, wenn auch ich für all das Geschehene bestraft würde.“ Nur am Rande registrierte Fye, wie sich seine Hände in seiner Hose festkrallten. Er fühlte sich so fürchterlich nackt. Es war sogar noch schlimmer, über diese Dinge zu sprechen, als er befürchtet hatte. Doch nun war es zu spät, er konnte nicht mehr zurück. Kurogane jedoch hatte die Situation noch nicht ganz erfasst. „Was redest du da? Du bist viel zu weich, um jemals irgendwem etwas antun zu können, geschweige denn töten“, antwortete er mit deutlichem Unglauben in der Stimme. Das letzte Wort stach wie tausend Nadeln. Stach in sein Herz, stach in sein Gewissen. Mit Mühe versuchte Fye, den dicken Kloß in seinem Hals zu schlucken. „... Vielleicht nicht direkt, aber indirekt bin ich dafür verantwortlich.“ „Wofür verantwortlich? Rede doch nicht die ganze Zeit um den heißen Brei herum, ich will dir doch nur helfen!“ Mit aller Kraft darauf bedacht, Ruhe zu bewahren und sein Gesicht vor Kuroganes Blick zu verstecken, nickte Fye kurz und sprach schließlich weiter. „Ich...habe früher für Ashura gearbeitet. Er ist der oberste Chef von Cybercom. Meine Aufgabe war es, die Geschehnisse auf dem internationalen Markt im Auge zu behalten und Informationen über die größten Konkurrenten zu sammeln. Und all diesen Firmen und wichtigen Geschäftsmännern sind auf mysteriöse Weise schlimme Dinge widerfahren. Anschläge wurden verübt, es gab sehr viele Verletzte und sogar Tote, sodass der Einfluss all dieser Firmen erheblich geschrumpft ist. Schließlich habe ich herausgefunden, dass Ashura hinter diesen Anschlägen steckte. Und er hatte sie nur mit meiner Hilfe ausführen können, weil ich ihm die nötigen Informationen geliefert hatte. Ich habe so viele Leute ans Messer geliefert, obwohl sicherlich keiner von ihnen solch ein Schicksal verdient hätte...“ „Du wusstest nicht, dass deine Arbeit für solche Zwecke missbraucht wurde! Wie kannst du da sagen, dass es deine Schuld ist?“, fiel Kurogane ihm schockiert ins Wort. „Wenn ich nur eher verstanden hätte, was hinter dieser ganzen Fassade steckte, hätte ich so viele Morde verhindern können! Wenn ich gar nicht erst dort angefangen hätte zu arbeiten...“, platzte es aus Fye heraus. So oft schon hatte er sich diese Vorwürfe gemacht. Manchmal würde er sich am liebsten selbst dafür verurteilen, dass er all das hatte geschehen lassen. „Du hast dort gearbeitet, weil du eben NICHT wusstest, was er tat. Und meinst du, dieser Ashura wusste das nicht? Ihm war doch vollkommen klar, dass du so niederträchtige Intrigen nicht toleriert hättest, deshalb hat er dich ja im Unklaren über seine Ziele gelassen. Er hat dich nur benutzt. Und wenn du es nicht gewesen wärest, dann hätte er irgendein anderes Unschuldslamm gefunden, das viel zu gut für diese Welt ist, weil es viel zu viel Vertrauen in sie hat und brav tut, was man ihm sagt, nur um alle zufrieden stellen zu können“, erwiderte Kurogane, noch immer Fassungslosigkeit in seiner Stimme. Fye hielt es beinah nicht mehr aus. Er hatte mit vielem gerechnet. Dass Kurogane ihn verurteilen würde, wegen seiner Feigheit, seiner Dummheit oder gleich beidem zusammen, dass er ihn hassen würde für das, was er zugelassen hatte, so wie er sich selbst dafür hasste. Dass er die Polizei rufen und ihn einsperren lassen würde. Aber dass er ihn weiterhin verteidigte und sein Handeln rechtfertigte? Das war einfach nicht richtig. So viel war er bei weitem nicht wert. „Hör auf, so gut zu mir zu sein! Ich bin längst nicht mehr unschuldig“, platzte es aus ihm heraus. Fye merkte selbst, wie sehr seine Stimme schwankte. Jetzt war es um seine Selbstbeherrschung wirklich geschehen. Irritiert hörte er zwei schnelle Schritte neben sich, dann spürte er, wie sein Kopf bestimmt, aber nicht unsanft gepackt und herumgedreht wurde, sodass er keine Möglichkeit mehr hatte, Kuroganes Gesicht auszuweichen. „Doch, das bist du! Dein Gewissen beweist es nur allzu deutlich. Glaub mir, für das, was geschehen ist, kann dich niemand zur Rechenschaft ziehen oder gar bestrafen. Der Einzige, der über dich richtet, bist du selbst. Du willst dein Leben für andere opfern, damit ihnen nichts zustößt. Du lachst immer und machst dauernd Witze, wenn du nicht allein bist, um allen das Gefühl einer heilen Welt zu geben - und wenn es dir noch so dreckig dabei geht. Aber wenn du dich unbeobachtet fühlst, sieht man, wie dich dein Gewissen von innen auffrisst, weil du dir selbst einfach nicht vergeben kannst. Du hast dir selbst die wohl schlimmste Strafe auferlegt, die jemand für eine grausame Tat erwarten kann, obwohl du sie mit Sicherheit am wenigsten verdient hast.“ Kuroganes Stimme war dabei so fest, seine feuerroten Augen so unnachgiebig auf seinen eigenen fixiert, dass Fye bis in sein tiefstes Inneres spürte, wie ernst es dem anderen mit diesen Worten war. Nun konnte er wirklich nicht mehr. Seine letzten, schwachen Barrieren stürzten ein, Tränen brauchen aus seinen Augenwinkeln hervor, stürzten wie Bäche seine längst erhitzten Wangen herab. Mit einem verzweifelten Schluchzer klammerte er sich an das schwarze Oberteil seines Gegenübers, vergrub sein Gesicht darin und konnte nicht verhindern, dass weiteres Schluchzen seiner Kehle entkam, sein ganzer Körper dabei erbebte. Er wusste nicht mehr, was richtig und was falsch war. Konnte er Kuroganes Worten wirklich glauben? Konnte er ihm vertrauen? Oder würde das letztlich sein Verderben sein? Er wusste im Moment nur, dass er einfach nicht mehr konnte, dass diese Last ihn schon viel zu lange beinah erstickt hätte. Und dass diese starken Arme, die sich gerade so behutsam um seine Schultern und seinen Oberkörper legten, etwas unglaublich Beschützendes hatten, dass sie ihm Trost spendeten und wohl das Einzige waren, woran er sich im Moment klammern konnte, um nicht den Verstand zu verlieren. Selbst wenn er später vielleicht daran zerbrechen würde. Er konnte einfach nicht mehr. TBC... -~*~- Ich hoffe, das Warten hat sich für euch wenigstens gelohnt und ihr seid nicht allzu enttäuscht. Über Kommis, Kritik und Meinungen freuen Klayr und ich uns natürlich so sehr wie immer und ich hoffe, dass ich nicht alle Leser verscheucht hab jetzt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)