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RED...[em]otions of a sinner's heart

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cut down your discomfort wings


 

3rd motion: cut down your discomfort wings

 

 

 

Er riss das Wohnzimmerfenster weit auf, ließ die klare Dezemberluft in die Wohnung fluten und atmete tief durch, um seinen Puls zu beruhigen. Für einen Moment schloss er die Augen, sah sich dann prüfend in seinem Wohnzimmer um, versuchte die Nervosität, die schon den ganzen Tag über immer wieder in ihm aufsteigen wollte, mit verbissener Entschlossenheit zu unterdrücken.

Nichts hier deutete noch auf Rosalies gewaltsamen Tod hin.

Lediglich auf dem Parkett konnte man dort, wo ihr Blut zu Boden getropft war, noch eine leichte Verfärbung erkennen. Allerdings musste man dafür schon sehr genau hinsehen und wissen, wonach man eigentlich suchte. Und sollte irgendwann jemand danach fragen – nun, ein Glas Rotwein konnte einem schließlich schnell einmal aus der Hand rutschen. Und jeder wusste wie hartnäckig sich solche Flecken auf Holzböden hielten.

Auch die Spuren, die die junge Frau aus dem Park auf seiner Kleidung hinterlassen hatte, waren akribisch beseitigt worden. Es hatte ihm zwar um die noch fast neue Jacke ein wenig Leid getan, aber er war sicher nicht dumm genug, um irgendwo auch nur einen winzigen Fetzen Beweismittel herumliegen zu lassen. Designerstück hin oder her.

 

Diese letzte Tat war jetzt schon beinahe eine Woche her und Rosalie wiederum hatte nur zwei Tage zuvor ihren letzten Atemzug getan. Aber seitdem hatte keine dieser verdammten Sünderinnen mehr seinen Weg gekreuzt. Fast schon verwunderlich, auch wenn er sich sicher war, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sein nächstes Opfer sich ihm offenbaren würde.

Die Beiden waren nicht die Ersten gewesen und vermutlich würden sie nicht die Letzten bleiben.

 

Er atmete erneut tief durch, versuchte noch einmal die stärker werdende Nervosität aus seinen Gedanken zu verbannen. Er musste einen klaren Kopf behalten, gerade heute. Die Toten, ob sie nun in seiner Vergangenheit oder Zukunft lagen, waren im Moment nur peripher von Bedeutung; wenn er sein Ziel erreichen wollte, musste er weiterhin Ruhe bewahren, musste nach außen weiterhin so besonnen und verlässlich wirken wie bisher auch.

Noch einmal betrachtete er sein Wohnzimmer und erlaubte sich letztendlich ein zufriedenes Lächeln, als er das Fenster wieder schloss. Absolut gar nichts wies noch auf das hin, was hier geschehen war; selbst der verhasste Parfümgeruch hatte sich letztlich verflüchtigt. Gerade wollte er noch einen letzten Kontrollblick in die Küche werfen, als er durch ein lautes Klingeln aus seinen Gedanken gerissen wurde.

 

Für eine Sekunde hielt er inne, versuchte noch einmal sich etwas zu sammeln, eilte dann aber zur Wohnungstür und öffnete diese seinem Gast.

„Hallo Kaoru.“ Der Angesprochene nickte nur kurz und erwiderte die Begrüßung mit einem undefinierbaren Murmeln, während er ihm dabei zusah, wie er sich einen Mantel und anschließend Schuhe überzog. „Lass uns gehen, ja?“ meinte er schließlich, als der Ältere keinerlei Anstalten machte, eben jenes zu tun, sondern nur teilnahmslos in seinem Flur stand und vor sich hinstarrte. Als er angesprochen wurde, zuckte Kaoru zusammen, schien tatsächlich einen Moment zu brauchen, um wieder ins Hier und Jetzt zurückzufinden.

 

„...in Ordnung...“ Das sonst so schöne Gesicht des anderen war von Schmerz gezeichnet und aschfahl. Es schien, als ob Kaoru kaum noch schliefe, zumindest wiesen die dunklen Ringe unter seinen Augen nicht eben subtil auf diese Tatsache hin. Fürsorglich legte er dem anderen Mann eine Hand auf die Schulter und drückte leicht zu, gab ihm so zu verstehen, dass er bei ihm bleiben würde.

 

„Danke, dass du mit auf die Beerdigung kommst“, setzte Kaoru dann an, als sie die Wohnung verließen. „Ich weiß nicht, ob ich das allein durchstehen würde, selbst wenn die anderen auch da sind...“ Mit einem mitfühlenden Lächeln zog er Kaoru an sich und schloss ihn sanft in die Arme, während sich nun die ersten Tränen ihren Weg über dessen Gesicht bahnten.

„Das ist doch selbstverständlich. Ich würde dich in so einer Situation nie im Stich lassen, du bist schließlich mein bester Freund, mit so etwas Furchtbarem kann ich dich doch nicht allein lassen.“ Für einen Moment herrschte Stille, die schließlich nur von einem unterdrückten, aber deswegen nicht weniger verzweifelten Schluchzen unterbrochen wurde.

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass Rosalie tot ist...dass sie umgebracht wurde...“ Die letzten Worte gingen beinahe unter als Kaorus Stimme endgültig brach.

„Das kann keiner von uns...ihr wart gerade so glücklich miteinander.“ Mit einer Hand strich er seinem Freund beruhigend über den Rücken und beglückwünschte sich gedanklich für sein schauspielerisches Talent. Niemand würde je hinter sein kleines Geheimnis kommen, niemand würde je auch nur vermuten, was hinter seiner mitfühlenden Fassade lag. Und nun konnte er sich um Kaoru kümmern, um irgendwann endlich zu bekommen, was er schon so lang begehrte. Ein weiteres Mal klopfte er dem anderen Mann sacht auf die Schulter und schenkte ihm ein tröstendes Lächeln.

Er würde ihm nicht mehr entkommen. Nun gehörte sein bester Freund ihm allein und würde irgendwann einsehen müssen, dass dies die einzig richtige Wahl war.

 

„Wichtig ist nur, dass du dein Leben jetzt nicht wegwirfst Kaoru...das wollen wir nicht, und sie hätte es auch nicht gewollt. Denk daran, dass wir für dich da sind, wenn du uns brauchst, ja?“ Ein Nicken, begleitet von einem schwachen, sehr wackligen Lächeln war die Antwort.

„Ja, ich weiß...danke, Shinya.“

 

Hinter ihnen fiel die Haustür mit einem metallenen Klicken ins Schloss.

 

 

 
 

be free
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kara
2011-06-04T16:14:05+00:00 04.06.2011 18:14
Ich muss ehrlich sagen am Ende dachte ich "WTF!?"
Sehr schön geschrieben, ist endlich mal was anderes! :D
Von:  Glaucus
2010-10-21T07:44:00+00:00 21.10.2010 09:44
Hut ab, das war wirklich gut :)
Sehr schön fand ich die Szene mit dem Kinderkarussel, schöne Metapher, wirklich.
Und man hat bis zum Ende nicht gemerkt, wer es nun ist. Die Auflösung war ebenfalls mal etwas neues und für mich unerwartet.
Die Fic war angenehm zu lesen, guter Satzbau :)
Von:  Xuy
2009-11-26T18:16:50+00:00 26.11.2009 19:16
oha krass!XD
Ok irgendwie hab ich gerade nicht wircklich gepeilt wer es jetzt wahr!
Die oder???
Du schreibst umwerfend,ehrlich jetzt!*kiss*
*an lieb*
Miss dich!
Von: abgemeldet
2008-06-11T15:47:08+00:00 11.06.2008 17:47


~ Mir gefllt dein Schreibstil, vorallem die vielen Metaphern
außerdem richtig gut, dass man erst am ende erfährt, um wen es sich handelt ~



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