Mal ganz sorglos von Chibichi (Fanfics rund um die Sorglospunks) ================================================================================ Kapitel 3: Eine grinchige Bescherung ------------------------------------ Tatsache, es war Weihnachten! Irgendwie war die ganze Adventszeit nur so an mir vorbei gerauscht: Die ständigen Telefonate mit dem Nordpol, die verschneite Autofahrt zur Adventswichteltanne, die verschiedenen Unter-Druck-Setz-Aktionen, bis der gute Petrus es endlich mal schneien ließ, und das Weihnachtsgeschäft boomte nur so. Beinahe jeder wollte seine Seele verkaufen, um das perfekt passende Geschenk für seine Lieben ohne viel Suchen zu ergattern. Da mussten viele Verkaufsgespräche geführt und Verträge aufgesetzt werden. Also war ich gelinde überrascht, als ich das letzte Schokobonbon mit Schwefelfüllung aus meinem Adventskalender fischte. Wenigstens hatte ich es geschafft sämtliche Weihnachtsgeschenke vorher zu besorgen und war nicht eiskalt von den Feiertagen erwischt worden. Okay, eiskalt war hier unten nicht möglich, schließlich heizte ich ja immer gut. Aber trotzdem, da freut man sich so lange Zeit auf etwas und dann steht es urplötzlich vor der Tür. Und ihr sollt es nicht für möglich halten, aber ich liebe die Weihnachtszeit. Ja, ja, ich weiß, es klingt seltsam, dass der Teufel die Geburt Christi feiert… Aber eigentlich verstehe ich mich ganz gut mit denen da oben. Ich schicke ihnen auch jedes Jahr ein Geschenk hinauf: Heiligenschein-Politurwachs für den Senior, neue Biolatschen für den Junior und ein Schlüsselanhänger, der piept, wenn man klatscht, für Petrus. Der verlegt nämlich immer die Schlüssel für die Himmelspforten. Dafür schickte mir der Oberboss ein Schachspiel für unsere nächste Partie und der Sohnemann einen Fressalienkorb mit Marshmallows und anderen höllenfeuergeeigneten Leckereien. Nur Petrus hielt sich bedeckt. Na ja, war wohl noch eingeschnappt wegen der ganzen Schneenerverei. Aber was tut man nicht alles, wenn man einer sorglosen Frontfrau weiße Weihnachten versprochen hat. Und was dabei herumgekommen war, konnte ich nun jeder Zeit bei youtube bewundern. Wirklich beeindruckend, dass so ein bisschen Schnee für einen echten Weihnachtshit gesorgt hat. Am ersten Weihnachtsfeiertag packte ich gerade die Geschenke für eine gewisse Band zusammen, um mit ihnen Weihnachten zu feiern. Für Easy gab es ein Miniaturlenkrad mit teuflischen Glückskräften, das aber nur für ganz kleine Wünsche gut war, denn man konnte ja nie wissen. Jack sollte bald stolze Besitzerin von neuen Zusatzglöckchen für ihr Schlagzeug werden, Chris durfte sich auf ein Extra-weich-und-flauschig-Instrumente-Poliertuch freuen, Abranka sollte ein Rezept für Inspirationskekse bekommen, Nifen konnte dann einen durchstrukturierten Managerorganizer auspacken und Kiwi würde ihre Krallen in ein teuflisches Katzenspielzeug schlagen können. Wie gesagt, alle Weihnachtsgeschenke standen schon lange bereit und ich musste sie nur noch in einer großen Tasche verstauen. Doch bevor ich Jingle Bells pfeifenderweise zum Fahrstuhl gehen konnte, klingelte mein schwarzes Telefon mit einem extra schrillem „Riiiiing“. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Leicht besorgt hob ich ab, da schrie mir gleich eine jammernde Stimme „Chiiiiiiiiiii!!!“ ins Ohr. (Easy hatte es sich angewöhnt meinen Namen stark abzukürzen und dafür die eine Silbe sehr lang zu ziehen.) „Unser Weihnachtsbaum ist weg…“ Danach folgte ein undefinierbares Schniefen und Gestammel. „Immer mit der Ruhe. So ein Baum kann doch nicht einfach verschwinden. Vielleicht hat Jack ihn nur an eine andere Stelle gerückt?“, versuchte ich zu beruhigen. Aber die Frontfrau schniefte nur steinerweichend in den Hörer und nuschelte: „Weg… einfach weg… bestimmt ein Einbrecher…“ Na ja, in der letzten Zeit hatte sie ziemlich oft bei mir angerufen wegen den seltsamsten Dingen und meistens hatte sie hinterher rumgeschnieft, bis ich versprach, etwas zu unternehmen. „Weiße Weihnacht, Chiiiii, weiße Weihnacht.“ „Mein Quietscheentchen quietscht nicht mehr.“ „Nur einmal noch am Lenkrad reiben…“ „Ich brauche unbedingt mehr Seitenaufrufe bei youtube.“ Wie sollte ich also diesen Anruf nun vollständig ernst nehmen? Kein Einbrecher der Welt klaute Weihnachtsbäume… Aber da riss Jack ihrer Zwillingsschwester das Telefon aus der Hand: „Sie hat Recht, der Baum ist verschwunden. Alles an Weihnachtsdekoration ist fort und sogar die Geschenke. Gestern Abend, als der Weihnachtsmann vorbeikam, war alles noch da, aber über Nacht ist es weggeschafft worden. Wir haben schon überall gesucht.“ Okay, die Lage war wirklich ernst. „Ich bin gleich da“, antwortete ich und hängte ein. Schnell schnappte ich mir die Geschenketasche und lief zum Fahrstuhl. Allerdings verzichtete ich auf das Gepfeife und drückte lieber den Notfall-Turbo-Liftknopf. In einem winzigen Moment schoss der Fahrstuhl aus den Tiefen der Unterwelt hoch zur Sorglospunk-WG. Als ich anklopfte, öffnete mir eine zerknirscht aussehende Nifen die Tür. „Gut, dass du da bist. Easy ist nicht mehr zu beruhigen“, begrüßte sie mich. Im Wohnzimmer war das ganze Elend sichtbar: Easy starrte von Schniefattacken durchschüttelt auf den Fleck, an dem wohl vorher der Weihnachtsbaum gestanden hatte; Jack war etwas gefasster als ihre Schwester, dennoch sah die Drummerin traurig zum Kamin, an dem vorher die bunten Strümpfe gehangen hatten; Abranka flog mit ihrer Wolke von Sorglospunk zu Sorglospunk, um sie alle ein wenig zu trösten, und Chris zappte apathisch durch die Fernsehkanäle, um sich abzulenken. Da aber auf fast jedem Sender ein Weihnachtsfilm lief, brachte es nicht wirklich viel. „Du kannst doch bestimmt etwas unternehmen, oder? Das schaffst du doch? Du bist doch die Herrscherin der Unterwelt.“ Hoffnungsvoll sah Easy mich mit rotumrandeten Augen an und ich musste schlucken. So verzweifelt hatte ich noch niemanden erlebt und normalerweise treibe ich viele Menschen zur Verzweiflung (aber nur wenn sie es auch so richtig verdient hatten). Zögerlich nickte ich: „Ich werde alles Teufelmögliche versuchen.“ Ich weiß nicht warum, aber ständig versprach ich Easy, für sie Himmel und vor allem Hölle in Bewegung zu setzen. Sorgsam sah ich mich um, ob der Einbrecher vielleicht Spuren hinterlassen hatte. Bis auf ein paar wenigen Lamettafädchen auf dem Teppich hatte er ganze Arbeit geleistet. Er war mit seiner Beute spurlos verschwunden. Was zur Hölle hatte das zu bedeuten? „Achtung, Achtung, eine wichtige Sondermeldung“, ertönte die Stimme der Nachrichtenmoderatorin aus dem Fernsehen. „Ein Unbekannter stiehlt überall in der Gegend Weihnachtsbäume, Geschenke und Dekoration. Die Polizei vermutet einen Anti-Weihnachten-Verbrecherring hinter der Tat. Die Bevölkerung wird dazu aufgerufen, besonders wachsam zu sein und Verdächtige sofort zu melden. Jemand will uns einfach Weihnachten stehlen.“ Bei mir klingelten sämtliche Alarmglocken und ich sah zur Bandmuse hinüber, die vollkommen harmlos aussehend auf ihrer Wolke saß. Scheinbar hatte mich gerade einer ihrer berüchtigten Ideenblitze getroffen, wie sonst wäre mir wohl so schnell der Tatverdächtige Nr. 1 eingefallen? Ich brauchte nur noch einen Beweis! Hektisch stürzte ich zum Kamin und untersuchte jede Ritze und jeden Winkel. Und tatsächlich, an einem Mauervorsprung hing ein einzelnes grünliches Haar. „Aha!“, rief ich aus. „Aha?“, echoten die Sorglospunks und drängten sich um mich. „Was ist das?“, fragte Jack. „Ein Indiz?“, wollte Nifen wissen. Easy betrachtete das Haar genauer und erkundigte sich: „Wer war der Übeltäter? Haben Sie ihn überführt, Chi-lock Holmes?“ „Ganz genau“, setzte ich zu einer Erklärung an. „Es war der einzige überzeugte Weihnachtshasser.“ Chris sah verwirrt auf das Beweismittel und fragte: „Aber wer ist dieser Weihnachtshasser?“ „Na, der Grinch natürlich!“, sagte ich überzeugt. „Dann auf zur Grinchhöhle! Wir holen uns unsere Sachen wieder zurück!“, rief Easy voller Elan und rannte zur Tür. Die wieder recht sorglose Frontfrau war nicht mehr zu bremsen, also folgten wir ihr einfach. Zielstrebig stapfte sie durch den Schnee, bis sie abrupt stehen blieb und murmelte: „Wo ist eigentlich diese Grinchhöhle?“ „Immer der Nase nach. Genau dort oben auf dem Berg“, schaltete sich die Muse ein und deutete auf den kleinen Berg am Stadtrand. Schließlich ist es allgemein bekannt, dass der Grinch aus Whoville fortgezogen war und sich nun hier angesiedelt hatte. (Alles nachzulesen in den höllisch-roten Seiten Band 13, welcher die Adressen sämtlicher Fabel- und sonst wie gearteten Wesen beinhaltet.) So stapften wir unter Easys und Abrankas Führung den Berg hoch, um die berühmte neue Grinchhöhle zu finden und Weihnachten wieder zu holen, das der grüne Zeitgenosse heimtückisch gestohlen hatte. Nach einem strammen Fußmarsch standen wir endlich vor der Höhle. „Und jetzt? Wie bekommen wir den Grinch dazu, uns unseren Baum zurückzugeben?“, erkundigte sich Chris behutsam. Ihm schwante natürlich, dass Easy gleich darauf einen ihrer seltsamen Einfälle bekam, und blickte vorsichtshalber zu Abranka hoch, damit sie es mit den Blitzen nicht zu wild trieb. Jack meinte nachdenklich: „Na ja, freiwillig wird er alles bestimmt nicht herausrücken, sonst hätte er es nicht vorher gestohlen.“ Aber Easy winkte ab. „Das wird ganz einfach. Wir sind doch die Sorglospunks. Und was können die Sorglospunks am besten?“ „In Schwierigkeiten geraten?“, tippte Chris. „Heilloses Chaos verbreiten?“, rätselte Nifen. „Mit einem blauen Auge davonkommen?“, war Jacks Rateversuch. Easy schüttelte vehement den Kopf. „Aber nein! Natürlich können wir am besten Musik machen. Also werden wir ihn mit einem fetzigen Song dazu bringen, uns unsere Sachen wiederzugeben.“ „Ähm, aber zufälligerweise haben wir gar keine Instrumente dabei…“ dämpfte Chris den Übermut der Frontfrau. „Dem kann ich abhelfen“, warf ich ein und zückte meine Geschenketasche, die ich noch immer mit mir herumschleppte. Schnell drückte ich Jack ihr Päckchen in die Hand und bastelte mit dem Geschenkband aus meinem Dreizack einen provisorischen Bass für Chris. Okay, er war alles andere als perfekt, aber was anderes war halt nicht zur Hand. Verdattert betrachteten Jack und Chris ihre neuen Instrumente. „Und was für ein Lied sollen wir überhaupt spielen?“, versuchte es der Prince of Punk noch einmal. „Natürlich ein Grinch-Lied!“, grinste Easy und sah zwinkernd zu Abranka. Die Bandmuse krempelte noch eben ihre Ärmel hoch und machte sich bereit, Easy mit einer Extraportion Inspiration zu versorgen. So marschierten wir in die Grinchhöhle hinein und Easy stimmte gleich den neuen Song an, als wir den griesgrämigen Grinch erblickten. Bevor dieser noch mürrisch schreien konnte: „Verschwindet, stört mich nicht!“ „Hey, gib uns uns’ren Baum zurück Und klau nicht mehr das Weihnachtsglück. Du bist echt fies und sehr gemein, dein Herz ist ja auch viel zu klein. Ist dein Kopf falsch angeschraubt, dass du uns die Geschenke raubst? Wir wollen das Lametta, wollen Winterwetter. Ein Plätzchen und den Baum zurück, ja das wär unser großes Glück. Alles wäre better, etwas mehr Lametta. Schneid den Weihnachtskuchen an, und jeder kommt mal dran. Auch wenn du Weihnachten nicht magst, wär‘s besser, wenn du vorher fragst. Weihnachten ist doch wirklich toll, die ganze Zeit nur wundervoll. Lichterglanz und Glühwein, Zimtsterne sind auch fein. Wir wollen das Lametta, wollen Winterwetter. Ein Plätzchen und den Baum zurück, ja das wär unser großes Glück. Alles wäre better, etwas mehr Lametta. Schneid den Weihnachtskuchen an, und jeder kommt mal dran. Oh-hohohohooooooooooo, oh-hohohohohohooooooooooo. Wir wollen das Lametta, wollen Winterwetter. Ein Plätzchen und den Baum zurück, ja das wär unser großes Glück. Alles wäre better, etwas mehr Lametta. Schneid den Weihnachtskuchen an, und jeder kommt mal dran.“ Der Text sprudelte nur so aus Easy heraus und erinnerte von der Art her irgendwie an Musik aus den 80ziger Jahren. Jack bimmelte mit ihren Glöckchen, während Chris alles aus dem Dreizack-Bass herausholte. Nifen, Abranka und ich klatschten den Takt und stimmten bei den Lametta-Versen lauthals mit ein. Der Grinch wusste gar nicht, wie ihm geschah. Völlig verwirrt und fassungslos starrte er die Sorglospunks an und ganz besonders Easy, die wie ein Honigkuchenpferd von einem Ohr zum anderen grinste. „Und? Bekommen wir nun unseren Weihnachtsbaum und die Geschenke und überhaupt alles zurück?“, fragte sie keck den grünlichen Höhlenbewohner. „Ansonsten hätte ich in kürzester Zeit bestimmt noch ein Lied in petto, das dich völlig überzeugen wird. Denn es ist echt nicht okay, anderen Leuten einfach Weihnachten zu klauen, nur weil man selbst den Feiertag nicht mag.“ „Ja, nehmt euch nur den Plunder…“, knurrte der Grinch. „Nur weil ich Weihnachtsbäume klaue, wird mich trotzdem niemand zu sich über Weihnachten einladen.“ „Ähm, irgendwie gehst du die Sache auch falsch an“, bemerkte Chris und lehnte sich lässig gegen meinen Dreizack. „Man beklaut doch nicht die Leute, damit sie einen zu einer Weihnachtsfeier einladen. Das ist die komplett falsche Taktik.“ Die Frontfrau nickte. „Aber wenn du alle gestohlenen Weihnachtsdekorationen und Geschenke zurückgibst, kannst du bei uns Weihnachten feiern.“ „Wirklich?“ hakte der Grinch nach und setzte einen bittenden Blick auf. „Eigentlich finde ich Weihnachten nämlich gar nicht so schlecht. Es ärgerte mich nur, dass niemand mit mir feiern wollte.“ Inzwischen sah er ein wenig kleinlaut aus. „Klar, du kannst bei uns Weihnachten verbringen. Aber zuerst wird alles zurückgebracht“, bestätigte Jack das Versprechen ihrer Schwester. Gemeinsam verstauten wir das ganze Diebesgut aus der Höhle auf den Schlitten des Grinchs und halfen ihm, die Sachen wieder an ihre rechtmäßigen Besitzer unten in der Stadt zu verteilen. Dabei sang Easy immer noch den Refrain des Grinch-Liedes und verteilte großzügig Sorglospunk-Buttons an die glücklichen Leute, die nun endlich wieder Weihnachten zurückbekamen. Später saßen wir wieder gemütlich bei Plätzchen und Punsch im Wohnzimmer der Sorglospunks um den Weihnachtsbaum und freuten uns über unsere Geschenke. Abranka war von dem Keksrezept total angetan, während Chris gleich zum vierten Mal abwechselnd seine Gitarre und seinen Bass mit dem neuen Tuch polierte. Easy war von dem Miniaturlenkrad echt begeistert und rieb energiegeladen daran herum. Jack hatte die Glöckchen an ihrem Schlagzeug befestigt und klimperte damit eine kleine Weihnachtsmelodie. Nifen trug gleich Termine für das nächste Jahr in ihren Organizer und Kiwi wetzte mit ihrem teuflischen Spielzeug durch den Raum. Auch der Grinch sah glücklich aus und knabberte Zimtsterne. Und ich hatte es auch nicht schlecht getroffen, denn ich mampfte ein Stück Motivationsschokolade, während ich mein neues Sorglospunk-Crewmitglied-T-Shirt trug, an dem zahlreiche Sorglospunk-Buttons prangten, und betrachtete liebevoll meine knallpinke Kiwi-Alien-Plüschtier-Version. So konnte Weihnachten von mir aus jedes Jahr sein… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)